Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018

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Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018
schillingreport 2018

        Trans-
        parenz
      Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors

        an der
        Spitze
Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018
schillingreport 2018

2   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
    		                     © 2018, guido schilling ag
Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018
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Inhaltsverzeichnis
    Editorial                                                                                                                                4

1 Executive Summary                                                                                                                          5
2 Einleitung	                                                                                                                                6
3 Allgemeine Angaben zum Report                                                                                                              6

4 Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                       10
  4.1 Zusammensetzung der Gremien                                                                                                           10
  4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone sowie der Geschäftsleitungsmitglieder                                  11
  4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder                                                                                                      11
  4.4 Sprachen im öffentlichen Sektor                                                                                                       14

5 Die Gender Diversity der Unternehmen und des öffentlichen Sektors			                                                                      16
  5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht                                                                                                      16
  5.2 Frauenanteile der Unternehmen nach Hierarchiestufen                                                                                   17
  5.3 Die Gender Diversity der Unternehmen im Branchenvergleich                                                                             19

6 Die Nationalitäten im Private Sector                   24
  6.1 Geschäftsleitung                                   24
  6.2 Verwaltungsrat                                     25
  6.3 Frauen	                                            28

7 Ein Blick auf interessante Untergruppen30
  7.1 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten                30
  7.2 SMI-Unternehmen                                    34
  7.3 Bundesnahe Unternehmen                             38
  7.4 Unternehmen in öffentlichem Besitz                 38
  7.5 Kantonalbanken im Vergleich mit den übrigen Banken 40

8 Übersicht der einbezogenen Unternehmen                                                                                                    41
9 Anhang                                                                                                                                    43
10 Kontakt                                                                                                                                  43

    Interviews mit Vertretern der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
    Philomena Colatrella                                                                                                                     9
    Michael Mueller                                                                                                                         15
    Ulrich Spiesshofer                                                                                                                      21
    Jasmin Staiblin                                                                                                                         27
    Vincenza Trivigno                                                                                                                       33
    Marc Walder                                                                                                                             39

Abkürzungsverzeichnis
  AG         Aktiengesellschaft                                                        KMU        kleine und mittlere Unternehmen
  bzgl.      bezüglich                                                                 Ltd.       Limited
  bzw.       beziehungsweise                                                           plc        Public Limited Company
  CEO        Chief Executive Officer                                                   SMI        Swiss Market Index
  CFO        Chief Financial Officer                                                   SPI        Swiss Performance Index
  d.h.       das heisst                                                                u.a.       unter anderem
  etc.       et cetera                                                                 VR         Verwaltungsrat
  GL         Geschäftsleitung                                                          VRP        Präsident/in des Verwaltungsrats
  HR         Human Resources                                                           z.B.       zum Beispiel

schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                      3
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    Editorial
                                                        Wenn man sich wie ich seit 13 Jahren detailliert mit der Spitze der Schweizer Wirtschaft beschäf-
                                                        tigt, könnte man dem Trugschluss verfallen, dass grosse Veränderungen nur in langjährigen
                                                        Zeitabständen messbar sind. So werde ich jedes Jahr von neuem eines Besseren belehrt. Auch
                                                        dieses Jahr nehme ich mit Erstaunen zur Kenntnis, mit welchem rasanten Tempo die Unternehmen
                                                        unterwegs sind und welche Wichtigkeit Themen wie Gender Diversity sowie ausländische
                                                        Spitzenmanager mittlerweile in unserer Gesellschaft einnehmen. Zwei Punkte stimmen mich aktu-
                                                        ell nachdenklich: Nicht nur der Anteil der Frauen in den Geschäftsleitungen, sondern auch jener
                                                        der ausländischen Manager ist rückläufig. Was bedeutet dies für den Wirtschaftsplatz Schweiz?

                                                        Der Rückgang des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen von 8 % auf 7 % führt uns einmal
                                                        mehr vor Augen, dass Gender Diversity in den Geschäftsleitungen ein Generationenprojekt ist
                                                        und bleibt. Daran lässt sich nicht rütteln. Die Unternehmen haben aber die Zeichen der Zeit
                                                        erkannt und investieren in zukunftsfähige Programme, die es Männern und Frauen ermöglichen,
                                                        Karriere und Familienarbeit unter einen Hut zu bringen. Diese Bestrebungen führen zu einer brei-
                                                        teren Gender-Diversity-Pipeline, und ich bin zuversichtlich, dass wir bereits in fünf Jahren erste
                                                        messbare Effekte sehen werden. Klarer Vorreiter ist in dieser Hinsicht der öffentliche Sektor, der
                                                        seit über einem Jahrzehnt auf dieses Thema einzahlt und bereits die Früchte erntet. Deutlicher
                                                        Ausdruck ist, dass rund ein Drittel der neuen Topkader Frauen sind, womit der Frauenanteil im
                                                        Topkader des öffentlichen Sektors auf 16 % klettert.

                                                        Zu denken gibt mir die sinkende Zahl ausländischer Manager an der Spitze von Schweizer
                                                        Unternehmen. Deren Anteil sinkt von 45 % auf 44 %. Nur noch 38 % der neuen Geschäftsleitungs-
                                                        mitglieder haben keinen Schweizer Pass, während es im Vorjahr noch 64 % waren. Die Kon­junk­
                                                        tur­prognosen für die Schweizer Wirtschaft sind sehr optimistisch. Ein nachhaltiges Wachstum
                                                        verlangt nach starken Führungskräften, und unsere Wirtschaft ist auf die Besten angewiesen.
                                                        Die Schweiz blickt auf eine erfolgreiche Tradition der Integration von ausländischen Fach- und
                                                        Führungskräften zurück. Deshalb ist auch der Begriff «Ausländer» nicht ganz zutreffend: Ein
                                                        Grossteil der ausländischen Manager gelangen nicht direkt aus dem Ausland an die Spitze
                                                        unserer Unternehmen, sondern haben bereits vor ihrer Berufung in die aktuelle Position einen
                                                        beträchtlichen Teil ihrer Karriere in der Schweiz durchlaufen, manche sogar ihre Ausbildung. Sie
                                                        sind kulturell bestens integrierte «Inländer», und gerade diese Vielfalt macht «Leadership made in
                                                        Switzerland» aus. Umso schwerer wiegt deshalb die sinkende Zahl dieser Manager, aber auch der
                                                        generelle Rückgang hoch qualifizierter Einwanderer, denn Veränderungen im Migrationsmuster
                                                        wirken sich erst mit mehrjähriger Verzögerung in den Geschäftsleitungen aus. Im Moment können
                                                        wir den Rückgang der ausländischen Manager noch abfedern. Doch in ein paar Jahren, wenn die
                                                        Babyboomer den Arbeitsmarkt verlassen, werden wir dringend starke Talente brauchen. Damit die
                                                        Talent-Pipeline nicht versiegt, ist es für die Privatwirtschaft existenziell, den Zustrom der Besten
                                                        aus dem Ausland aufrechtzuerhalten.

                                                        Wie jedes Jahr sind die Interviews ein grosses Highlight für mich und eine echte Bereicherung für
                                                        den schillingreport. CEOs von bedeutenden Schweizer Unternehmen sowie eine Staatsschreiberin
                                                        gewähren uns Einblick in ihr Denken, die Kultur ihrer Organisation sowie die grossen Heraus­for­
                                                        de­rungen, die sie zu meistern haben.

                                                        Bevor ich Sie nun ganz den Zahlen des schillingreport überlasse, möchte ich mit einer Analogie aus
                                                        der Sportwelt schliessen: Jeder gute Fussballtrainer holt die besten Spieler aus der ganzen Welt in
                                                        sein Team. Die Schweizer Wirtschaft spielt an der Spitze der Champions League. Damit das so bleibt,
                                                        müssen wir uns die besten Talente sichern, ungeachtet ihrer Nationalität oder ihres Geschlechts. Am
                                                        erfolgversprechendsten lassen sich die Toptalente nicht erst in der Spitzenmannschaft integrieren,
                                                        wenn wir bei diesem Vergleich bleiben, sondern wenn man sie schon früh für den Club gewinnt und
                                                        sie «intern» an die Spitze entwickelt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.

                                                        Ihr Guido Schilling

4   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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schillingreport 2018

1 Executive Summary
  Die Entwicklung der Gender Diversity in den Geschäftsleitungen der grössten Schweizer Arbeitgeber ist ernüchternd: Der
  Frauenanteil ist nach einem hoffnungsvollen letztjährigen Anstieg 2018 wieder gesunken. Auch die Zahl der Ausländer ist rückläu-
  fig. Bezüglich Gender Diversity ist der öffentliche Sektor bedeutend weiter als die Privatwirtschaft.

  Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
  Frauenanteil in der Geschäftsleitung – ein Generationenprojekt
  Der Wirtschaft gelingt es nicht, die im letzten Jahr positive Entwicklung des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen der 100 grössten
  Arbeitgeber fortzusetzen. Im Gegenteil, unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern finden sich nur noch 8 % Frauen, ein herber
  Rückschlag nach dem letztjährigen Rekordstand von 21 %. Daraus resultiert eine Abnahme des Frauenanteils im Gesamtsample von 8 %
  auf 7 %. 59 % der untersuchten Unternehmen beschäftigen aktuell keine Frau in ihrer Geschäftsleitung. Die Unternehmen müssen nun in
  zukunftsfähige Programme investieren, welche die Vereinbarkeit von Familie und Karriere für beide Geschlechter ermöglichen. Dies ist ein
  zunehmend wichtiges Element der Arbeitgeberattraktivität und wird zu einer breiteren Gender-Diversity-Pipeline führen.

  Verwaltungsrat auf hoffnungsvollem Weg – trotzdem grösserer Effort notwendig
  Unter den neuen Verwaltungsräten finden sich 25 % Frauen, was zu einem Anstieg von 17 % auf 19 % führt. Dieser Zuwachs stimmt positiv, reicht
  aber noch nicht aus. In den kommenden Jahren muss die Wirtschaft den Frauenanteil im Verwaltungsrat jährlich um mindestens 3 Prozentpunkte
  erhöhen, um die Forderungen der Politik nach 30 % bis 2022 zu erfüllen. Unternehmen müssen sich klare Ziele setzen, Massnahmen definieren
  und die Auswirkungen überwachen. Wirtschaft und Politik müssen sich bewusst werden, dass ein Verwaltungsrat durchschnittlich über 10 Jahre
  im Amt ist, bevor er abtritt. Jede Erneuerung muss deshalb darauf abzielen, neben Männern vor allem Frauen ins Nominationsverfahren einzula-
  den. Verfolgt die Wirtschaft dies konsequent, ist das Ziel von 30 % Verwaltungsrätinnen innerhalb der geforderten Frist erreichbar.

  Vergleich SMI und DAX – Frauenquote in Deutschland zeigt Wirkung
  Seit 2016 sind kotierte Unternehmen in Deutschland zu einer Frauenquote in ihren Aufsichtsräten verpflichtet. Entsprechend ist auch der
  Frauenanteil in den DAX-Aufsichtsräten mit 32 % (30 % im Vorjahr) deutlich höher als in den SMI-Verwaltungsräten mit 23 % (21 % im
  Vorjahr). Der Frauenanteil unter den Neuen liegt im DAX bei 48 %, im SMI sind es 30 %. In den DAX-Vorständen klettert der Frauenanteil
  von 10 % auf 13 %, unter den Neuen beträgt der Frauenanteil 30 %. Im SMI liegt der Frauenanteil nach wie vor deutlich tiefer. Unter den
  Neuen finden sich 10 % Managerinnen, weshalb der Frauenanteil in den SMI-Geschäftsleitungen nur von 8 % auf 9 % steigt.

  Rückgang an Deutschen und Amerikanern in den Geschäftsleitungen
  Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen sinkt. Hatten letztes Jahr 45 % der Geschäftsleitungsmitglieder einen ausländischen Pass, sind es aktu-
  ell noch 44 %. Der Ausländeranteil unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern ging von 64 % auf 38 % zurück. 50 Personen mit ausländischem
  Pass haben die Geschäftsleitungen verlassen, nur 44 sind nachgerückt. Besonders bei Amerikanern und Deutschen, die letztes Jahr stark zugelegt
  hatten, macht sich der Rückgang bemerkbar. Die Anzahl der Deutschen (+14 / –19 ) und Amerikaner (+2 / –10 ) ist um 13 Personen gesunken. Die
  demografische Entwicklung gefährdet das Wirtschaftswachstum der Schweiz, denn der Pool an Schweizer Führungskräften reicht nicht mehr aus,
  um alle Positionen in den Geschäftsleitungen der vielen global erfolgreichen Unternehmen optimal zu besetzen. Akzentuiert wird dies dadurch, dass
  70 % aller ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder eigentlich Inländer sind. 61 % waren vor ihrer Ernennung in das Führungsgremium bereits im
  Unternehmen beschäftigt und wurden intern befördert, 9 % arbeiteten bereits zuvor in der Schweiz in einem anderen Unternehmen.

  Der öffentliche Sektor macht vor, was die Politik von der Wirtschaft fordert
  Der öffentliche Sektor entwickelt sich erfreulich mit 16 % (14 % im Vorjahr) weiblichen Topkadern. Dies resultiert dank 27 % Frauen unter den Neuen.
  Der öffentliche Sektor bietet die richtigen Rahmenbedingungen wie sinnvolle Arbeitszeitmodelle und geregeltere Arbeitszeiten, was die Vereinbarkeit
  von Familie und Karriere fördert. Gleichzeitig profitiert er von einer breiteren Gender-Diversity-Pipeline als der private Sektor. Die Durchlässigkeit zwi-
  schen privatem und öffentlichem Sektor nimmt weiter zu: 49 % (47 % im Vorjahr) der Topkader verfügen über Berufserfahrung aus dem Privatsektor.

  Gender-Diversity-Pipeline der bedeutendsten Unternehmen der Schweiz
  Für die Gender-Diversity-Pipeline des schillingreport 2017 stellten 113 der 250 wichtigsten Schweizer Unternehmen ihre Daten zur Verfügung.
  Diese Zahlen werden im Zweijahresrhythmus das nächste Mal 2019 erhoben. In diesem Sample finden sich im Privatsektor 10 % Frauen
  in den Geschäftsleitungen, 14 % im Topmanagement und 21 % im Middle Management. Diese Frauen bilden die Pipeline für künftige
  Spitzenpositionen. Der Public Sector verfügt mit 22 % Frauen im Topmanagement und 24 % im Middle Management über eine breitere
  Gender-Diversity-Pipeline als der private Sektor.

  schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                  5
  		                     © 2018, guido schilling ag
Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018
schillingreport 2018

2 Einleitung
    Seit 13 Jahren erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der 100
    grössten Schweizer Arbeitgeber. Seit zwei Jahren wurde die Auswertung auf den öffentlichen Sektor ausgedehnt, indem die Topkader
    aller 26 Kantone und der Bundesverwaltung analysiert wurden. Zusätzlich fragt die guido schilling ag im Zweijahresrhythmus die
    250 bedeutendsten Unternehmen der Schweiz an, ihre Zahlen zur Gender-Diversity-Pipeline bekannt zu geben, um so das Potenzial
    an Managerinnen auf den Stufen Topmanagement und Middle Management sichtbar zu machen. Der schillingreport schafft
    «Transparenz an der Spitze» und hat sich als unabhängiges und anerkanntes Instrument der Bestandsaufnahme und weiterführen-
    den Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert.

    Die Daten zu den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten der 100 grössten Arbeitgeber wurden vom internen Projektteam der
    guido schilling ag zusammengetragen. Eigene Recherchen, persönliche Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen,
    die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für
    die Geschäftsleitungen beträgt 97 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 99 %. Die Daten für den öffentlichen Sektor wur-
    den ebenfalls vom internen Projektteam der guido schilling ag recherchiert und durch die Mehrzahl der Kantone sowie die
    Bundesverwaltung verifiziert.

    Für die Daten zur Gender-Diversity-Pipeline wurden die 250 bedeutendsten Unternehmen direkt angefragt, da dieses Zahlenmaterial
    nicht öffentlich zugänglich oder recherchierbar ist. Der Stichtag für die Erhebungen zu den 100 grössten Arbeitgebern und zum
    öffentlichen Sektor ist der 31. Dezember 2017. Da die Daten zur Gender-Diversity-Pipeline nur alle zwei Jahre erhoben werden, ist
    der Stichtag dort der 31. Dezember 2016.

    Trends und Entwicklungen werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und
    Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht und analysiert.

    In diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit CEOs sowie einer Vertreterin aus dem öffentlichen Sektor.
    Ihre Ansichten bieten neben der Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.

3 Allgemeine Angaben zum Report
    Der Report der grössten Schweizer Arbeitgeber wurde im letzten Jahr um den öffentlichen Sektor und die Zusammensetzung von
    dessen Topkader sowie um die Gender-Diversity-Pipeline der 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen ergänzt. Diese erwei-
    terten Inhalte warteten bereits im ersten Jahr mit wichtigen Erkenntnissen auf und werden auch in den kommenden Jahren span-
    nende Entwicklungen aufzeigen. Das interne Projektteam der guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unter-
    schiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den Unternehmen nach. So stellten viele Unternehmen Informationen
    zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich sind. Der schillingreport basiert auch in seinem dreizehnten Erscheinungsjahr
    auf einer soliden Datenkonsistenz.

    Anhang
    Für den seit letztem Jahr um den öffentlichen Sektor und die Gender-Diversity-Pipeline erweiterten schillingreport wurde ein neuer Anhang
    erstellt, der umfassend über diese Samples Auskunft gibt und unter www.schillingreport.ch bezogen werden kann. Der Anhang enthält
    zusätzliche Auswertungen zu Alter der Gremiumsmitglieder, Ausbildungen der Gremiumsmitglieder etc., die im Report nicht aufgeführt
    sind, und gibt somit einen weitreichenden Überblick zu den untersuchten Samples. Das gesamte Zahlenmaterial der Jahre 2006 bis 2016
    des klassischen schillingreport mit der Analyse zu den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern ist in einem separaten Anhang online unter
    www.schillingreport.ch verfügbar.

6   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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Trans-parenz an der Spitze - schillingreport 2018
schillingreport 2018

3   Allgemeine Angaben zum Report

Untersuchte Samples
Die Liste aller einbezogenen Firmen kann den Seiten 41 und 42 entnommen werden. Dabei wird zwischen mehreren Samples unterschieden,
die zur besseren Orientierung durch eine entsprechende Farbgebung gekennzeichnet sind.

                  Private Sector                                           Public Sector                                       Gender-Diversity-Pipeline
      Die 100 grössten Schweizer Arbeitgeber                   26 Kantone und die Bundesverwaltung                         Befragung der 250 bedeutendsten
                                                                                                                                Schweizer Unternehmen
Geschäftsleitung             Verwaltungsrat              Topkader                     Bundesrat/                  Geschäftsleitung          Verwaltungsrat
                                                         (Bundeskanzler/in,           Regierungsrat               Topmanagement
                                                         Staatsschreiber/innen,                                   Middle Management
                                                         Generalsekretäre/                                        Belegschaft
                                                         Generalsekretärinnen,
                                                         Amtsleiter/innen)

Das Sample zur Privatwirtschaft mit den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern, so wie es seit 2006 analysiert wird, wird im gesamten Report
mit Private Sector bezeichnet. Das Sample zur Gender-Diversity-Pipeline, für das die 250 bedeutendsten Schweizer Unternehmen angefragt
wurden, wird mit Gender-Diversity-Pipeline betitelt. Sowohl für den Private Sector als auch die Gender-Diversity-Pipeline werden die 20
Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) gesondert ausgewertet. Das Sample des öffentlichen Sektors beinhaltet alle 26 Kantone sowie
die Bundesverwaltung und wird Public Sector genannt. Der Stichtag für die Erhebungen zu den 100 grössten Arbeitgebern und zum öffent-
lichen Sektor ist der 31. Dezember 2017. Da die Daten zur Gender-Diversity-Pipeline nur alle zwei Jahre erhoben werden, ist der Stichtag
dort der 31. Dezember 2016.

Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden zusätzlich zur Geschäftsleitung auch die zwei Führungsstufen unterhalb der Geschäftsleitung
bezüglich Frauenanteilen beleuchtet, um sichtbar zu machen, ob in der darunterliegenden Managementstufe überhaupt ein Potenzial
an Frauen vorhanden ist, die sich auf die nächsthöhere Stufe entwickeln können. Mit Topmanagement sind die Führungsteams der
Geschäftsleitungsmitglieder und unter Middle Management die Direct Report an das Topmanagement gemeint. So gibt diese Analyse einen
Überblick zu den 3 obersten operativen Führungsstufen der Unternehmen. Als Vergleich dazu wird auch der entsprechende Wert der gesam-
ten Belegschaft angeschaut.

Die Grösse eines Samples kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche
Erhebungen nicht von allen Personen die vollständigen Daten vorliegen. Alle Prozentangaben wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss
den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht.

Den im Untersuchungsjahr neu in die Gremien eingetretenen Personen kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an
ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen.

Das Sample Private Sector beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen.
Diese vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer
Markt einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft
Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Ein weiteres Beispiel für eine Mehrfacherfassung sind in diesem Jahr die UBS AG und
die Credit Suisse Group AG mit ihren Tochtergesellschaften UBS Switzerland AG respektive Credit Suisse (Schweiz) AG. Bei der Erhebung der
Verwaltungsräte wurden die Tochtergesellschaften, Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen.

                                                                   Private Sector                         Public Sector                Gender-Diversity-Pipeline
GL/Topkader/Gender-Diversity-Pipeline                          2018               2017               2018               2017            2018             2017
Total untersuchte Unternehmen/Organisationen               138                 139                 27                 27                             257
Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                           118     100 %       119 100 %           27    100 %        27       100 %                 113     100 %
Organisationen
Vollständige Abgaben verfügbar                             115       97 %      117      98 %       19      70 %       19        70 %                 101      89 %

Die Grösse des Private-Sector-Samples variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI.
Auch Veränderungen innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in
den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den Private Sector 882 Geschäftsleitungsmitglieder in 118 Unternehmen
untersucht. Für den Public Sector wurden in 26 Kantonen und der Bundesverwaltung 1034 Topkader untersucht. Für die Analyse der Gender-
Diversity-Pipeline wurden die letztjährigen Zahlen von 113 Unternehmen übernommen.

schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                         7
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       3                   Allgemeine Angaben zum Report

                                                                                                                       Private Sector                                           Public Sector                              Gender-Diversity-Pipeline
           VR/Bundes- und Regierungsrat/
           Gender-Diversity-Pipeline                                                                           2018                       2017                          2018                       2017                       2018                         2017
           Total untersuchte Unternehmen/Organisationen                                                      99                         100                         27                         27                                                   257
           Effektiv im Report enthaltene Unternehmen/
                                                                                                             89        100 %            90      100 %               27          100 %          27      100 %                                        112          100 %
           Organisationen
           Vollständige Abgaben verfügbar                                                                    88             99 %         89         99 %            27          100 %          27      100 %                                        112          100 %

       Das Sample der Verwaltungsräte im Private Sector ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer
       Ländergesellschaften sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild
       des Samples verzerren. Aktuell wurden 816 Verwaltungsratsmitglieder in 89 Unternehmen untersucht. Für den Public Sector wurden
       161 Bundesrats- und Regierungsratsmitglieder bezüglich der Frauenanteile analysiert. Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden die
       Verwaltungsräte von 112 Unternehmen evaluiert.

       Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen
       Im schillingreport 2018 sind für den Private Sector 118 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die
       Produzierende Industrie (35) und Retail/Consumer Goods (18). Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammengenommen –
       sind mit 24 Unternehmen vertreten.

                           40
                                           35
                           35

                           30

                           25
    Anzahl Unternehmen

                           20                                 18

                           15                                                      15

                           10                                                                           10                         9                 9                      9
                                                                                                                                                                                               6
                                                                                                                                                                                                                    3                       3
                            5
                                                                                                                                                                                                                                                                  1
                            0
                                                               er                                        s                          /                 -                                        T
                                        nde                  um s                nge
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       Für die Gender-Diversity-Pipeline wurden 113 Unternehmen aus 11 verschiedenen Branchen untersucht. Es dominieren die Banken (34) und
       die Produzierende Industrie (21). Die Finanzdienstleister – Versicherungen und Banken zusammengenommen – sind mit 44 Unternehmen
       vertreten.
                           40
                                           34
                           35

                           30

                           25
      Anzahl Unternehmen

                                                               21
                           20

                           15
                                                                                   12                   11
                           10                                                                                                      10
                                                                                                                                                     7                      6
                                                                                                                                                                                                5                    4
                            5
                                                                                                                                                                                                                                            2                     1
                            0
                                                                                   er                     s                                          T                         /                                       -
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                                                                                                                                         Branchengruppen

8      schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
       		                     © 2018, guido schilling ag
«Wir können nicht einfach warten,
 bis gute Leute den Weg zu uns
 finden.»

 Was sind Ihre Führungsgrundsätze, und wie haben sich diese in den vergangenen fünf                                        Philomena Colatrella
 Jahren verändert?                                                                                                         CEO CSS Versicherung
 Meine Maxime ist über die Jahre die gleiche geblieben: Ich führe, wie ich selber geführt
                                                                                                                           Die Luzerner Anwältin ist seit 2016 CEO der CSS
 werden möchte – mit klaren Zielen. Die Mitarbeitenden müssen wissen, was und wie sie zum
                                                                                                                           Versicherung. Ihre Karriere bei der CSS startete
 Unternehmenserfolg beitragen. Gleichzeitig ist es wichtig, dem Einzelnen Handlungsspielraum
                                                                                                                           Philomena Colatrella 1999 als Juristin für die italienisch-
 einzuräumen und Vertrauen zu schenken. Nur so können sich Leistungsbereitschaft, Kreativität
                                                                                                                           sprachige Schweiz, 2008 wurde sie Leiterin Recht &
 und Leidenschaft voll entfalten.
                                                                                                                           Compliance und stellvertretende Generalsekretärin.
                                                                                                                           2012 wurde sie zur Generalsekretärin befördert und in
 Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in Geschäftsleitungen? Ist es
                                                                                                                           die Konzernleitung berufen, 2014 wurde sie stellvertre-
 notwendig, Gender Diversity in der Geschäftsleitung als strategisches Ziel festzulegen?
                                                                                                                           tende CEO der CSS. Philomena Colatrella schloss nach
 Offen gestanden bin ich etwas konsterniert. Die Schweiz ist in so vielen Belangen vorbildlich,
                                                                                                                           ihrem Jus-Studium an der Universität Freiburg das CAS
 aber bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinkt sie weit hinterher. Ich bin keine Freundin
                                                                                                                           in Finanz- und Rechnungswesen ab und absolvierte in
 von Quoten. Ich glaube aber, dass Quoten helfen können, die richtigen Rahmenbedingungen
                                                                                                                           London ein Senior Executive Program.
 zu schaffen, damit sich Frauen eine Karriere bis ganz nach oben zutrauen.

 Was würden Sie einer jungen Frau raten, die in Ihrer Branche Karriere machen will?
 Entscheidend ist, dass jemand Verantwortung übernehmen will. Das bedingt aber, dass man die eigene Komfortzone verlassen und etwas
 wagen muss, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Ebenso wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben. Sich zu verbiegen, mag kurzfristig Erfolg
 versprechen. Nachhaltig ist es sicher nicht.

 Die digitale Transformation führt in jeder Branche zu überraschenden, disruptiven Entwicklungen. Wie begegnen Sie dieser
 Herausforderung? Welche Weichen stellen Sie, um die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen voranzubringen?
 Wir lassen uns voll und ganz auf die Digitalisierung ein und versuchen, der damit verbundenen Dynamik gerecht zu werden. Das Health Lab,
 das wir gemeinsam mit der ETH Zürich und der Universität St. Gallen gegründet haben, unterstreicht diese offene Haltung. In unserer Strategie
 spielt die digitale Transformation eine zentrale Rolle. Nicht um der Digitalisierung selbst willen, sondern weil wir die Zusammenarbeit mit
 den Kunden verbessern und innovative Dienstleistungen entwickeln wollen.

 Wenn Sie auf den Markt sowie die Megatrends blicken, welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihr
 Unternehmen zukommen?
 Das Schweizer Gesundheitswesen gleicht einem Dschungel. Wir wollen Dienstleistungen auf den Markt bringen, die es den Versicherten
 erlauben, sich zurechtzufinden. Beispielsweise indem wir die Qualität von Spitälern transparent machen. Unser Ziel ist ein mündiger,
 informierter Kunde. Auch müssen wir unsere Produkte noch besser an die Bedürfnisse der Versicherten ausrichten. Gemeinsam mit den
 Leistungserbringern wollen wir Produkte entwickeln, die für die Gesundheit der Kunden in jeder Lebensphase einen Mehrwert schaffen.

 Die Schweizer Wirtschaft soll weiter wachsen, gleichzeitig altert die Bevölkerung, und die Zuwanderung von Hochqualifizierten
 nimmt ab. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem drohenden Personalmangel um?
 Wir können nicht einfach warten, bis gute Leute den Weg zu uns finden. Wir müssen sie vermehrt aktiv ansprechen. Zudem müssen wir
 Bedingungen schaffen, damit sie bei uns bleiben. Wichtig ist mir ein guter Generationenmix von erfahrenen Kräften und Mitarbeitenden,
 die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind.

schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                              9
		                     © 2018, guido schilling ag
schillingreport 2018

 4 Die Führungsgremien der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     Das erste Hauptkapitel des schillingreport beleuchtet die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und der Verwaltungsräte der
     Privatwirtschaft und die Zusammensetzung der Topkader sowie der Bundes- und Regierungsräte des öffentlichen Sektors.

4.1 Zusammensetzung der Gremien
     Geschäftsleitungen und Topkader
                                                                                                               Private Sector                        Public Sector
     Zusammensetzung der GL und Topkader                                                             Gesamtsample            Neue           Gesamtsample         Neue
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                118                                     27
     Total Mitglieder                                                                                  882    100 %      119        100 % 1034      100 %      98    100 %

     Anteil Frauen                                                                                      63       7%         9         8%     163        16 %   26      27 %
     Anteil Männer                                                                                    819       93 %     110         92 %    871        84 %   72      73 %

     Anteil Schweizer                                                                                 496       56 %       72        62 %
     Anteil Ausländer                                                                                 383       44 %       44        38 %

     Anteil Neue                                                                                      119       13 %                          98         9%

     Der öffentliche Sektor hat mit 16 % deutlich höhere Frauenanteile im Topkader als die Privatwirtschaft mit 7 % in ihren Geschäftsleitungen. In
     den Geschäftsleitungen entwickelte sich der Frauenanteil während der Jahre 2006 bis 2016 von 4 % auf 6 % mit durchgehend relativ tiefen
     Frauenanteilen unter den neu gewählten Geschäftsleitungsmitgliedern. 2017 schaffte der Private Sector mit 21 % Frauenanteil unter den neu
     berufenen Mitgliedern den Sprung von 6 % auf 8% weibliche Geschäftsleitungsmitglieder. Dieser Trend setzt sich in diesem Jahr nicht fort. Unter
     den neu berufenen Mitgliedern beträgt der Frauenanteil nur noch 8 %. Es kommt im Private Sector zu einem Rückgang von 8 % auf 7 % weibliche
     Geschäftsleitungsmitglieder. Die Fluktuation im Public Sector ist mit 9 % tiefer als in der Privatwirtschaft mit 13 %, jedoch hat der öffentliche Sektor
     mit 27 % hohe Frauenanteile unter den neu berufenen Mitgliedern. So gelang im Public Sector der Sprung von 14 % auf 16 % weibliche Topkader.

     Die Ausländeranteile wurden nur für die Unternehmen der Privatwirtschaft erhoben, da der Public Sector im Topkader nahezu ausschliess-
     lich Schweizerinnen und Schweizer beschäftigt und eine Erhebung der Ausländeranteile keinerlei Relevanz hat. Im Private Sector sinkt der
     Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen von 45 % auf 44 %, wobei die neu im Erhebungsjahr hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitglieder
     38 % Ausländer zählen. Anders ausgedrückt, verfügt über ein Drittel der neu berufenen Geschäftsleitungsmitglieder nicht über einen Schweizer
     Pass.

     Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte
                                                                                                               Private Sector                        Public Sector
     Zusammensetzung der Verwaltungsräte und Bundes-/Regierungsräte                                  Gesamtsample            Neue                   Gesamtsample
     Anzahl Unternehmen/Organisationen                                                                  89                                          27
     Total Mitglieder                                                                                  816     100 %       85       100 %          161         100 %

     		Anteil Frauen                                                                                   153      19 %       21        25 %          39           24 %
     Anteil Männer                                                                                     663      81 %       64        75 %          122          76 %

     Anteil Schweizer                                                                                  510 62.5 %          46        54 %
     Anteil Ausländer                                                                                  306 37.5 %          39        46 %

     Anteil Neue                                                                                         85     10 %

     In den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft finden sich 19 % weibliche Mitglieder (2017 17 %). Unter den neu gewählten Verwaltungsrats-
     mitgliedern sind 25 % weiblich. Jeder vierte vakante VR-Sitz wurde somit mit einer Frau besetzt. Im Vorjahr betrug dieser Wert 21 %. Die politischen
     Gremien des Bundes und der Kantone weisen bereits 24 % Bundes- und Regierungsrätinnen auf, wobei der Bund 29 % Bundesrätinnen zählt.

     Der Ausländeranteil in den Verwaltungsräten der Privatwirtschaft beträgt 37.5 % (2017 39 %), wobei 46 % der neu gewählten
     Verwaltungsratsmitglieder über keinen Schweizer Pass verfügen. Im Public Sector wird auf diese Erhebung verzichtet, da die politischen Ämter
     ausschliesslich Schweizern vorbehalten sind.

10   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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schillingreport 2018

    4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

4.2 Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
    sowie der Geschäftsleitungsmitglieder
    Die Verantwortungsbereiche der Topkader des Bundes und der Kantone
                                                                   Gesamtsample               Bundeskanzler/            Generalsekretäre/              Amtsleiter/innen
                                                                                           Staatsschreiber/innen       Generalsekretärinnen
    Bestehende                                                             936                          25                         142                         769
    Neue                                                                    98                           2                          16                          80
    Total                                                               1034                            27                         158                         849

    Im Topkader des Public Sector wird neben dem Gesamtsample nach 3 Verantwortungsbereichen oder Funktionsgruppen unterschieden.
    Zum einen werden die 26 Staatsschreiber/innen und der Bundeskanzler separat betrachtet, zum anderen die Generalsekretärinnen und
    Generalsekretäre sowie die Amtsleiter/innen.

    Die Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder
    Bei den Geschäftsleitungsmitgliedern wird unterschieden nach Business- und Service-Funktionen. Als Business-Funktion gelten alle umsatzre-
    levanten Rollen im Unternehmen bzw. jene Funktionen, die im Kerngeschäft des Unternehmens sind wie z.B. Sales, Marktverantwortungen,
    Forschung und Entwicklung und Produktion. Unter Service-Funktion werden alle Rollen zusammengefasst, die eine Support-Funktion im
    Unternehmen und keine direkte umsatztreibende Wirkung haben wie z.B. Human Resources und Kommunikation.

                                                                 Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder               Verantwortungsbereiche neuer GL-Mitglieder
                                                                 Business-Funktion            Service-Funktion           Business-Funktion             Service-Funktion
    Gesamtsample                                                 553             63 %         329            37 %           60           50 %           59            50 %
    Männer                                                        525            64 %         294            36 %           59           54 %           51            46 %
    Frauen                                                         28            44 %          35            56 %            1           11 %            8            89 %

    63 % der Geschäftsleitungsmitglieder sind in einer Business-Funktion tätig, unter den Neuen wurden 50 % mit einer Business-Rolle betraut.
    Unter den Frauen finden sich nur 44 % in einer Business-Funktion, unter den Neuen gar nur 11 %. Während die Mehrheit der Frauen (56 %)
    eine Support-Einheit führt, sind zwei Drittel der männlichen Geschäftsleitungsmitglieder (64 %) im Kerngeschäft des Unternehmens tätig und
    nur ein Drittel in der Führung von Service-Einheiten.

4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder
    Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich im Private Sector zwei Fragestellungen als zentral
    heraus: Welche berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium
    bestellt wurden? Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig? In der öffentlichen Verwaltung hingegen stellt sich die
    Frage nach der Durchlässigkeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor.

    Private Sector
    Geschäftsleitungen
    Erfahrung der GL-Mitglieder                                                  Gesamtsample                                                   Neue
    		Grösse des Samples                                                   871                      100 %                          116                       100 %
    Vorher im Unternehmen tätig                                            508                       58 %                           65                        56 %
    Vorher in anderer GL tätig                                             191                       22 %                           25                       21.5 %
    Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                           52                        6%                             9                         8%
    Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                      120                       14 %                           17                       14.5 %

    64 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit
    intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talentmanagement ist. 28 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer
    Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 14 % keine relevante Erfahrung im

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     4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

     Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung auf. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen
     eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einer
     Führungsposition unterhalb der Konzernleitung tätig waren. Unter den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern zeigt sich, dass 14.5 % der Neuen
     weder Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbringen noch unternehmensintern rekrutiert wurden. 29.5 % der Manager unter den
     Neuen bringen Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mit.

     Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder                                              in aktueller GL            im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in GL
     Gesamtsample                                                                                   5 Jahre
     Vorher im Unternehmen tätig                                                                    5 Jahre                     18 Jahre            13 Jahre
     Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig                                                  5 Jahre                     11 Jahre            6 Jahre
     Vorher in anderer GL tätig                                                                     5 Jahre
     Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL                                              4 Jahre

     Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über
     den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen
     tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern
     Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden durchschnittlich nach nur 6 Jahren in
     das Führungsgremium berufen.

     Verwaltungsräte
     Herkunft der VR-Mitglieder                                                   Gesamtsample                                              Neue
     Vorher im Unternehmen tätig                                         137                          17 %                          14                16 %
     Vorher CEO im Unternehmen                                            19                          14 %                           4                29 %
     Vorher GL-Mitglied im Unternehmen                                    23                          17 %                           3                21 %
     Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen                              9                        6.5 %                           -                 -
     Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Untern.                         86                        62.5 %                           7                50 %

     Im Jahr 2018 wurden insgesamt 816 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 137 bereits vor ihrem Eintritt in den
     Verwaltungsrat im Unternehmen tätig (17 %). Davon waren 14 % als CEO angestellt, 17 % gehörten der Geschäftsleitung an, und 6.5 %
     hatten beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat.
     Noch spannender ist aber, dass von allen 816 Verwaltungsratsmitgliedern 12 % in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport
     erfassten Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 60 Personen sitzen gleichzeitig in mehreren
     Verwaltungsräten des untersuchten Samples ein und besetzen insgesamt 131 Sitze. 26 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig
     im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein und besetzen insgesamt 29 Mandate.

     Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder                                             in aktuellem VR             im Unternehmen      im Unternehmen bis
                                                                                                                                                  Eintritt in VR
     Gesamtsample                                                                                   6 Jahre
     Vorher operativ im Unternehmen tätig                                                           8 Jahre                     22 Jahre            14 Jahre

     Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig
     waren, weisen mit 8 Jahren ein etwas längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 22 Jahren an und wurden nach
     14-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder wurden nach einem durchschnittlichen Dienstalter
     von 15 Jahren in das strategische Führungsgremium gewählt.

12   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors | 4.3 Erfahrung der Gremiumsmitglieder

Public Sector
Bei der Betrachtung der Erfahrung der Topkader der öffentlichen Verwaltung steht die Frage nach der Durchlässigkeit zwischen
öffentlichem und privatem Sektor im Vordergrund. Zudem interessiert, welche berufliche Entwicklung diese Personen durchlaufen
hatten, bevor sie in ihre aktuelle Rolle gelangten, und wie lange sie bereits beim Kanton/Bund tätig sind.

Dienstalter
                                                               Gesamtsample               Bundeskanzler/             Generalsekretäre/             Amtsleiter/innen
                                                                                       Staatsschreiber/innen        Generalsekretärinnen
                                                                    7 Jahre                     8 Jahre                        7 Jahre                   7 Jahre
		Frauen                                                            5 Jahre                     6 Jahre                        4 Jahre                   5 Jahre
 Männer                                                             7 Jahre                     8 Jahre                        8 Jahre                   7 Jahre

Das Dienstalter der untersuchten Personen beträgt durchschnittlich 7 Jahre. Die Staatsschreiber und Staatsschreiberinnen haben dabei das
höchste Dienstalter mit 8 Jahren Tätigkeit in der aktuellen Rolle. Über alle Samples hinweg zeigt sich, dass die Frauen jeweils auf eine kürzere
Tätigkeit in der aktuellen Position zurückblicken als ihre männlichen Kollegen.

Erfahrung
                                                               Gesamtsample           Dienstalter in aktueller            Dienstalter            Eintritt in Kanton bis
                                                                                             Position                    beim Kanton            Eintritt in akt. Position
Vorher im gleichen Kanton tätig (nahtlos)                     470             55 %              7 Jahre                     19 Jahre                     12 Jahre
Vorher nicht im gleichen Kanton tätig                         361             42 %              6 Jahre

55 % der Personen waren vor der Übernahme ihrer aktuellen Position bereits ohne Unterbruch beim gleichen Kanton wie heute bzw. beim
Bund beschäftigt. Somit hat sich über die Hälfte dieser Topkader intern entwickelt. Im Durchschnitt sind diese Personen seit 19 Jahren beim
Bund/Kanton tätig, gelangten nach 12 Jahren in die aktuelle Position und arbeiten in dieser seit durchschnittlich 7 Jahren. Die von extern in
ihre Position gelangten Personen, die vorher also nicht beim gleichen Kanton bzw. in der Bundesverwaltung tätig waren, arbeiten erst seit
6 Jahren in der aktuellen Position.

Durchlässigkeit
                                                               Gesamtsample               Bundeskanzler/             Generalsekretäre/             Amtsleiter/innen
                                                                                       Staatsschreiber/innen        Generalsekretärinnen
Vorher schon im gleichen Kanton tätig                         503             58 %         15             60 %         79                64 %      409             58 %

Vorher in Privatwirtschaft tätig                              244             34 %          4             18 %         33                33 %      207             34 %
Vorher in öff.-rechtl. Umfeld tätig                           374             51 %         15             68 %         46                46 %      313             52 %
Vorher in Privatwirtschaft und öff.-rechtl. Umfeld tätig      109             15 %          3             14 %         21                21 %       85             14 %

Insgesamt waren 58 % der untersuchten Personen schon vor ihrer aktuellen Position bei ihrem aktuellen Arbeitgeberkanton/beim Bund
tätig: 93 % davon ohne Unterbruch, 7 % sind Führungskräfte, die den Kanton/Bund verlassen hatten und wieder zurückkamen. 49 % der
untersuchten Personen waren bereits einmal in der Privatwirtschaft tätig, bevor sie ihre aktuelle Position übernahmen, 2017 waren es 47 %
und 2016 waren es 38 %. Die Durchlässigkeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor nimmt zu. 66 % übten zuvor schon eine
Tätigkeit bei einer anderen öffentlichen Verwaltung aus. 15 % waren zuvor sowohl in der Privatwirtschaft als auch in einer anderen öffentli-
chen Verwaltung tätig. Dies zeigt, dass viele Führungskräfte der öffentlichen Hand über ihre gesamte Berufslaufbahn hinweg auf zahlreiche
Erfahrungen zurückgreifen, die über die aktuelle Organisation hinausreichen und auch einen «professionellen» Blick über den Tellerrand
erlauben.

Von den 98 neu in die Position gelangten Personen wurden 42 % intern rekrutiert (2017 41 %). 39 % der Neuen waren zuvor in einer ande-
ren öffentlichen Verwaltung tätig, ebenso haben 39 % Erfahrung aus der Privatwirtschaft, 11 % haben sowohl Erfahrung aus einer anderen
öffentlichen Verwaltung als auch aus der Privatwirtschaft, und 11% starteten ihre Karriere bereits bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Am häu-
figsten werden die Generalsekretärinnen und -sekretäre kantons-/ bundesintern rekrutiert. 59 % der untersuchten Generalsekretärinnen und
-sekretäre gelangten von intern in ihre Position. Bei den Staatsschreiber/innen und dem Bundeskanzler sind es 52 %, bei den Amtsleiter/innen
54 %. Über die Hälfte der Generalsekretärinnen und -sekretäre (54 %) bringt Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit, bei den Amtsleiter/innen
sind es 48 % und bei den Vorsteherinnen und Vorstehern der Kanzleien 32 %.

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     4   Die Führungsgremien der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

4.4 Sprachen im öffentlichen Sektor
     Muttersprache
                                                                    Gesamtsample               Bundeskanzler/             Generalsekretäre/     Amtsleiter/innen
                                                                                            Staatsschreiber/innen        Generalsekretärinnen
     Deutsch                                                       363           74 %            12          80 %            57        84 %     294        72 %
     davon bilingue mit Deutsch als 1. Muttersprache                  8           2%               2            17 %                              6             2%
     Französisch                                                   104           21 %              2         13 %              9       13 %      93        23 %
     davon bilingue mit Französisch als 1. Muttersprache              4           4%                                                              4             4%
     Italienisch                                                     23           5%               1            7%             2        3%       20             5%
     davon bilingue mit Italienisch als 1. Muttersprache              1           4%                                                              1             5%
     Luxemburgisch                                                    1         < 1%                                                              1       < 1%

     Bei den Sprachkenntnissen der Topkader des öffentlichen Sektors dominieren die Landessprachen. Unter den untersuchten Personen haben
     74 % Deutsch, 21 % Französisch und 5 % Italienisch als Muttersprache.

     Weitere Sprachen
     Muttersprache                                                                                    Deutsch                 Französisch         Italienisch
                                                                                               363          100 %           104      100 %       23       100 %

     Weitere Sprachen
     Deutsch                                                                                                                 83        80 %      20        87 %
     Französisch                                                                               260           72 %                                22        96 %
     Italienisch                                                                                 80          22 %            17        16 %
     Englisch                                                                                  283           78 %            74        71 %      17        74 %

     Bei der Betrachtung der weiteren Sprachen im Gesamtsample ist eine sehr gute Abdeckung einer zweiten Landessprache sowie der eng-
     lischen Sprache ersichtlich. Bei den Personen mit deutscher Muttersprache ist augenfällig, dass mehr Personen Englisch sprechen (78 %)
     als Französisch (72 %), während bei den Personen mit französischer oder italienischer Muttersprache mehr Deutsch (80 % bzw. 87 %) als
     Englisch (71 % bzw. 74 %) sprechen. Trotzdem darf hier von einer hohen Abdeckung beider Zweitsprachen gesprochen werden. Italienisch
     sprechen hingegen nur wenige der deutschsprachigen (22 %) und der französischsprachigen (16 %) Kader.

14   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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«Die Verbesserung der Gender
 Diversity schärft das
 Kundenverständnis.»

 Welches sind Ihre Führungsgrundsätze?                                                                                     Michael Mueller
 Wesentliches Ziel meiner Führungsaufgabe ist es, die Voraussetzungen für ein resultatori-                                 CEO Valora Gruppe
 entiertes, eigenverantwortliches Handeln der Mitarbeitenden und für die Identifikation mit
 den Unternehmenszielen zu schaffen. Es braucht eine maximale Transparenz und Klarheit                                     Michael Mueller ist seit dem 1. November 2012 bei der
 über die Fakten, Zielsetzungen und Entscheidungsprozesse – nur geteiltes Wissen und                                       Valora Gruppe tätig, zunächst als CFO und seit dem
 Verständnis führt zu einem Engagement der Mitarbeitenden und ermöglicht die Delegation                                    1. März 2014 als CEO. Er verfügt über einen Master in
 von Verantwortung. Der sich beschleunigende Wandel im Retail bedingt zunehmend schnelle,                                  Law (lic. iur. HSG) der Universität St. Gallen. In seinen
 agile Entscheidungsprozesse, Kreativität in der Problemlösung und Mut zu Veränderung. Dabei                               bisherigen Tätigkeiten war er Geschäftsführer der Ru-
 übernehme ich eine Vorbildfunktion und zeige Wertschätzung für mutige, kreative Wege. Das                                 bus Capital Management Ltd., CEO, Delegierter und Mit-
 fördert das Vertrauen der Mitarbeitenden in die eigenen Fähigkeiten und bildet eine Basis für                             glied des Verwaltungsrats der Jelmoli Holding AG, CEO
 unternehmerisches Handeln.                                                                                                der GVO Asset Management Ltd., Merger & Acquisitions-
                                                                                                                           Berater im Investment Banking bei Goldman Sachs,
 Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Gender Diversity in der Geschäftsleitung als                                         Berater bei Bain & Company im Bereich strategischer
 strategisches Ziel festzulegen?                                                                                           Transformations- und Re­strukturierungsprogramme.
 Das ist wichtig, um den Zugang zu einem wesentlichen Teil des Talent Pools nachhaltig sicher-
 zustellen. Gerade im Retail-Geschäft schärft die Verbesserung der Gender Diversity auch das
 Kundenverständnis. Dabei steht für mich im Vordergrund, die Grundlagen für die Karriere von Frauen zu schaffen. Dazu gehört aber immer
 noch auch die Erhöhung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Frauen, die zielstrebig ihre berufliche Karriere vorantreiben – ebenso wie der
 Männer, die sich mehr Zeit fürs Privatleben nehmen möchten.

 Was würden Sie einer jungen Frau raten, die in Ihrer Branche Karriere machen will?
 Grundsätzlich sind die Voraussetzungen im Retail für Frauen gut, weil meist über die Hälfte der Kunden Frauen sind und eine konsequente
 Kundenorientierung ein Erfolgsfaktor ist. Auch der weitreichende Wandel in unserer Branche bricht tendenziell etablierte Strukturen auf, was
 die Karriereaussichten für neue Talente erhöht. Gerade in den Bereichen der Digitalisierung sehe ich sehr gute Chancen für Frauen mit einem
 guten Verständnis von Kundenbedürfnissen und der Anwendung digitaler Technologien.

 Die digitale Transformation führt in jeder Branche zu überraschenden, disruptiven Entwicklungen. Wie begegnen Sie dieser
 Herausforderung in Ihrem Unternehmen?
 Unser wichtigster erster Schritt war, in agilen, unabhängigen Teams mit einer Vielzahl an oft auch kleineren Projekten eigene Kompetenzen
 aufzubauen und uns im digitalen Ökosystem zu vernetzen. Parallel dazu haben wir in unseren Kernsystemen und -prozessen die
 Voraussetzungen geschaffen, schneller neue Lösungen anzubinden. In der nächsten Phase ist es wichtig, die Entwicklungsprojekte
 ausgehend von der Wertsteigerung innerhalb eines klar definierten Unternehmenszwecks auszuwählen und die IT-Plattform ebenso wie
 die technologischen Kompetenzen langfristig weiterzuentwickeln. Dabei muss man den Mut zu grossen Schritten haben – die graduelle
 Weiterentwicklung wird vom Markt oft zu schnell überholt.

 Wenn Sie auf den Markt sowie die Megatrends blicken, welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Ihr
 Unternehmen zukommen?
 Im Retail sind die Automatisierung sowie die neuen Möglichkeiten im Bereich der dezentralen Logistik und Zustellung wesentliche disruptive
 Elemente, auf die wir uns einstellen müssen. Beispielsweise werden wir künftig viel mehr Self-Check-out-Technologien sehen. Gleichzeitig
 werden die Menschen gesundheitsbewusster. Das beeinflusst die Ernährung und somit auch unser Sortiment. Schliesslich achten unsere
 Stakeholder vermehrt darauf, wie ein Unternehmen seine Rolle in der Gesellschaft wahrnimmt. Es muss nachhaltig wirtschaften und mit
 seinen Entscheiden und Tätigkeiten Verantwortung tragen, um das Vertrauen der Kunden zu verdienen.

 Die Schweizer Wirtschaft soll weiter wachsen, gleichzeitig altert die Bevölkerung, und die Zuwanderung von Hochqualifizierten
 nimmt ab. Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit dem drohenden Personalmangel um?
 Der Detailhandel bietet Arbeitsplätze mit einer hohen Durchlässigkeit bezüglich Alter, Geschlecht oder Herkunft. Insofern haben wir beste
 Voraussetzungen, auch künftig gute Mitarbeitende anzuziehen und zu binden. Attraktive interne Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
 werden aber generell an Bedeutung zunehmen.

schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors                                            15
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 5 Die Gender Diversity der Unternehmen und
   des öffentlichen Sektors
     In diesem Kapitel stehen die Frauenanteile in den untersuchten Samples des privaten und des öffentlichen Sektors sowie die Gender-
     Diversity-Pipeline der teilnehmenden Unternehmen im Vordergrund. Das Sample Gender-Diversity-Pipeline, für das die 250 bedeu-
     tendsten Schweizer Unternehmen angefragt wurden und für das 113 Unternehmen ihre Daten zur Verfügung gestellt haben, ist ein
     anderes Sample als jenes der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber, das seit 2006 untersucht wird. Die Zahlen zur Gender-Diversity-
     Pipeline werden im Zweijahresrhythmus das nächste Mal 2019 erhoben. Für den diesjährigen Report gelten die Zahlen von 2017.

5.1 Frauenanteile in der Gesamtsicht
      Stufe                                                                                             Gender-Diversity-Pipeline        Public Sector
     VR-Präsidium                                                                                                    4%
     Verwaltungsrat/Regierungs- und Bundesrat                                                                      17 %                     24 %

     CEO                                                                                                             4%
     Geschäftsleitung/Topkader                                                                                       9%                     14 %
     Topmanagement                                                                                                 14 %                     22 %
     Middle Management                                                                                              21 %                    24 %
     Gesamtbelegschaft                                                                                              37 %                    49 %

     Der Frauenanteil im Verwaltungsrat der untersuchten 113 Unternehmen beträgt 17 % und bei den VR-Präsidien 4 %. Während in der
     operativen Gesamtbelegschaft 37 % Frauen vertreten sind, sind es im Middle Management 21 % und im Topmanagement 14 %. Es lässt
     sich ein deutlicher und kontinuierlicher Rückgang des Frauenanteils von einer Hierarchiestufe zur nächsthöheren feststellen. Auf Stufe
     Geschäftsleitung nimmt dieser Anteil noch einmal stark ab; die untersuchten Unternehmen kommen auf 9 % Frauen, was allerdings
     1 Prozentpunkt über dem Schnitt der 100 grössten Arbeitgeber liegt. Auf Stufe CEO finden sich 4 % Frauen. Im Sample des Public Sector
     haben 9 Kantone ihre Frauenanteile auf den Stufen unter dem Topkader ausgewertet, und es zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den
     113 privatwirtschaftlichen Unternehmen, allerdings mit höheren Werten. Für das Topkader wurden alle 27 öffentlichen Verwaltungen aus-
     gewertet. In den einbezogenen Kantonen findet sich in der Belegschaft fast die Hälfte Frauen, auf Stufe Middle Management sind es 24 %
     und im Topmanagement 22 %.

                                                                                                                                                             CEO
     Gender-Diversity-Pipeline Privatwirtschaft                                             Gender-Diversity-Pipeline Public Sector
     GL                                                                             9%      14 %                                                         Topkader

     Top-                                                                                                                                                Top-
     management                                                                    14 %    22 %                                                    management

     Middle                                                                                                                                            Middle
     Management                                                                    21 %    24 %                                                    Management

     Belegschaft                                                                   37 %    49 %                                                     Belegschaft

     Die obigen Zahlen lassen sich anhand dieser Grafiken sehr gut als Pipeline anzeigen, welche klar aufzeigt, dass die Frauenanteile in den
     unteren Stufen deutlich höher sind als auf Stufe Geschäftsleitung. Die Pyramidenform ist charakteristisch für viele teilnehmende Unternehmen
     sowie deren Branchenwerte, wobei es innerhalb der Branchen grosse Unterschiede bei den Frauenanteilen gibt.

16   schillingreport 2018 | Transparenz an der Spitze – Die Führungsgremien der Schweizer Wirtschaft und des öffentlichen Sektors
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schillingreport 2018

     5                   Die Gender Diversity der Unternehmen und des öffentlichen Sektors

5.2 Frauenanteile der Unternehmen nach Hierarchiestufen
     Eine Betrachtung der Frauenanteile nach Hierarchiestufen ist insbesondere bzgl. der Häufigkeitsverteilung der Unternehmen
     interessant und soll aufzeigen, welche Frauenanteile am stärksten vertreten sind. Die Verteilung macht deutlich, wie sehr sich die
     Ausgangslage der teilnehmenden Unternehmen bzgl. Gender Diversity aktuell unterscheidet: Die Vorreiter nähern sich einer ausge-
     glichenen Geschlechtervertretung in den Führungsgremien rasch an. Ihnen gegenüber steht eine grosse Gruppe von Unternehmen,
     die auf allen Hierarchiestufen noch über beträchtliches Aufholpotenzial verfügen.

     Geschäftsleitung
                         60          57

                         50
    Anzahl Unternehmen

                         40

                                                                         30
                         30

                         20

                                                        9                                    8                   9
                         10

                          0
                                     0%            1 % – 10 %       11 % – 20 %       21 % – 30 %           31 % – 40 %       41 % – 50 %   51 % – 60 %   61 % – 70 %   71 % – 90 %

                                                                                                 Frauenanteil in der Geschäftsleitung

     57 Unternehmen haben keine Frauen in der Geschäftsleitung, das sind 50 % des Gesamtsamples. Eine Häufung von 30 Unternehmen
     zählt zwischen 11 und 20 % Frauen in der Geschäftsleitung. Die auf den ersten Blick nicht dem Trend entsprechende niedrige Zahl von
     9 Unternehmen mit einem Frauenanteil zwischen 1 und 10 % rührt daher, dass viele Geschäftsleitungen weniger als 10 Mitglieder aufweisen,
     was einen einstelligen Prozentanteil verunmöglicht. Nur 9 Unternehmen (8 %) haben mehr als 30 % Frauen in der Geschäftsleitung.

    Topmanagement
                         35
                                                       32                33

                         30

                         25
    Anzahl Unternehmen

                                                                                             20
                         20
                                     16
                         15

                         10
                                                                                                                 8

                          5
                                                                                                                                    1                         1
                          0
                                     0%            1 % – 10 %       11 % – 20 %       21 % – 30 %           31 % – 40 %       41 % – 50 %   51 % – 60 %   61 % – 70 %   71 % – 90 %

                                                                                                  Frauenanteil im Topmanagement

    14 % (16) der untersuchten Unternehmen haben keine Frauen im Topmanagement. Bei 59 % (65) der Unternehmen sind zwischen 1 und
    20 % weibliche Führungskräfte im Topmanagement beschäftigt. 27 % der Unternehmen (30) verfügen über mehr als 20 % Frauen im
    Topmanagement. Erst 10 Unternehmen erreichen auf dieser Hierarchiestufe einen Frauenanteil von mehr als 30 %.

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