TREIBSTOFF AUS DEM STAHLWERK - MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT
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wissen aus Treibstoff aus dem Stahlwerk Text: Peter Hergersberg Rund sechs Prozent des welt- weiten CO2-Ausstoßes stammen aus der Stahlindustrie. Um deren 64 Klimabilanz zu verbessern, verfolgt das Carbon2Chem-Projekt einen ungewöhnlichen Ansatz: Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler meistert werden, fallen in anderen Wissenschaftler im Carbon2Chem- Schritten der Stahlerzeugung noch Projekt. Das Anwendungsbeispiel: unter anderem des Max-Planck- erkleckliche Mengen CO2 an. Noch die Stahlindustrie. Aus diesem Grund Instituts für chemische Energiekon- größer ist die Not bei Müllverbren- ist die Thyssenkrupp AG einer der version und der Thyssenkrupp AG nungsanlagen oder Zementwerken – wesentlichen Partner in diesem Pro- untersuchen darin, wie sich das sie können ihren CO2-Ausstoß kaum jekt – sie könnte die Technik nicht nur reduzieren. Damit das Treibhausgas selbst nutzen, sondern auch anderen Treibhausgas als Rohstoff für nicht in die Atmosphäre gelangt und Stahlproduzenten anbieten. Maßgeb- Chemieprodukte nutzen lässt, die den Klimawandel weiter anheizt, ha- lich beteiligt sind außerdem Teams bislang aus Erdöl erzeugt werden. ben sie nur zwei Möglichkeiten: ab- des Max-Planck-Instituts für chemi- fangen und in unterirdische Speicher sche Energiekonversion in Mülheim pressen oder jemanden finden, der und des Oberhausener Fraunhofer- damit etwas anfangen kann. Und tat- Instituts für Umwelt-, Sicherheits- Kohlendioxid – für fast alle ist das ein sächlich gibt es einen möglichen Ab- und Energietechnik (kurz: Umsicht). Problem, für manche könnte es aber nehmer – die Chemieindustrie. Sie Darüber hinaus haben sich auch wei- auch die Lösung sein. Egal, in welche könnte CO2 als Rohmaterial nutzen, tere Industrieunternehmen und For- Bereiche der Gesellschaft und der um daraus Kunststoffe, Farben oder schungseinrichtungen dem Vorhaben Ökonomie man blickt, die meisten Treibstoffe zu produzieren. Bislang angeschlossen, das vom Bundesfor- wollen das Zeug irgendwie loswerden, verwendet sie dafür vor allem Erdöl, schungsministerium seit 2016 mit gut und viele haben noch keinen perfek- das letztlich nicht nur den Klimawan- 140 Millionen Euro gefördert wird. ten Plan, wie. Zum Beispiel die Stahl del anheizt, sondern zudem auch nur „Mit Carbon2Chem wollen wir zeigen, industrie. Sie könnte Eisenerz künftig begrenzt verfügbar ist. dass sich CO2 auch unter den realen zwar auch mit Wasserstoff oder viel- Bedingungen der Industrie für die leicht sogar mit Strom statt Kohle in Wie sich CO2-haltiges Abgas für die Synthese etwa von Methanol eignet“, Eisen verwandeln, doch das ist mit Chemieproduktion nutzen lässt – erläutert Robert Schlögl, Direktor am vielen Herausforderungen verbunden, Fachleute sprechen dabei von Carbon Max-Planck-Institut für chemische wie oft etwas verharmlosend formu- Capture and Use, kurz CCU –, das Energiekonversion und einer der Ini- liert wird. Und selbst wenn diese ge- erforschen Wissenschaftlerinnen und tiatoren von Carbon2Chem. Max Planck Forschung · 3 | 2021
Umwelt & Klima Rauchende Rohstoffquelle: Im Duisburger Werk von Thyssenkrupp erforscht das Carbon2Chem-Team, wie sich CO2 aus der Stahlproduk- tion sinnvoll nutzen lässt. F o t o: pict u r e a l l i a nc e / Jo ch e n Tack 65 Max Planck Forschung · 3 | 2021
wissen aus Auf Methanol haben es die Projektpart- hier dem Labor bereits entwachsen. rie bislang aus Erdgas oder Kohle ei- ner abgesehen, weil die Chemie zum Die Anlage ist in der ersten Phase des gens für die Methanolproduktion er- einen schon reichlich Erfahrung hat, Projekts entstanden und erledigt eine zeugt. Im Hüttengas ist allerdings wie sich dieser Alkohol aus CO2 her- wesentliche Aufgabe, wenn es darum keine ausreichende Menge Wasser- stellen lässt. Zum anderen dient er der geht, Stahlwerke oder andere indust- stoff enthalten, er muss zugeschossen Chemieindustrie als Ausgangsmate- rielle CO2-Schleudern als Rohstoff- werden – woher, ist auch ein Thema rial für einige Kunststoffe und andere quellen für chemische Produkte an- für Carbon2Chem. Erzeugnisse – 70 Millionen Tonnen zuzapfen: Sie reinigt etwa das Hüt- verbraucht sie davon weltweit pro Jahr. tengas, das von der Pipeline abge- Nina Kolbe, bei Thyssenkrupp für Das ist zwar nicht gerade viel ange- zweigt wird. Denn aus den Schorn- das Carbon2Chem-Teilprojekt „CO2- sichts der gut zwei Milliarden Ton- steinen der Eisenverhüttung, aber Quellen und Infrastruktur“ verant- nen CO2, die Stahlunternehmen auf auch eines Zementwerks oder einer wortlich, zeigt, wo in dem Röhrenge- der ganzen Welt jährlich ausstoßen Müllverbrennungsanlage quillt eine wirr einzelne Bestandteile des Gas und die rund 1,4 Milliarden Tonnen wilde Mischung aller möglicher Sub- gemisches entfernt und die Kompo- Methanol ergäben. Doch 70 Millio- stanzen, und das auch noch mit nenten in ein gewünschtes Mengen- nen Tonnen sind ein Anfang, und der schwankenden Anteilen. Für Chemi- verhältnis gebracht werden. Da gibt Bedarf könnte steigen, nicht nur in der ker, die einen industriellen Prozess es etwa Module, die schwefelhaltige Chemieproduktion. Methanol eignet möglichst kontrolliert betreiben wol- Substanzen oder Ammoniak entfer- sich auch als Treibstoff für jene Ver- len, ist das ein Albtraum. Immerhin nen, und solche, die bei Bedarf auch kehrssparten, die – wie etwa die Luft- enthält Hüttengas mit CO2, Kohlen- CO2 auswaschen. Wie gründlich eine fahrt – auf absehbare Zeit noch nicht monoxid und Wasserstoff auch alle Komponente aus dem Abgas entfernt ohne flüssigen Sprit auskommen. Ne- Komponenten des sogenannten Syn- wird, können die Forschenden steu- ben Methanol synthetisieren die Car- thesegases, das die chemische Indust- ern. „Wir reinigen das Gas so gut wie bon2Chem-Partner aus CO2 zudem Harnstoff, den die Chemieindustrie ebenfalls im großen Stil benötigt. 66 Mehr Produktionsstätte als Chemielabor Da es in dem Projekt darum geht, die Prozesse industrietauglich zu machen, arbeiten einige der Forscherinnen und Forscher in einem sogenannten Technikum auf dem Werksgelände Auf der Suche nach von Thyssenkrupp in Duisburg. Störfaktoren: Im Schon auf den ersten Blick sieht hier Carbon2Chem-Labor am Fraunhofer-Institut Umsicht alles nach Industrie aus. Zwei Pipe- analysiert ein Max-Planck- lines, so dick wie Kanalrohre und von Team unter anderem, welche Brückenpfeilern getragen, säumen Bestandteile des Hüttengases das Gelände. Durch sie strömen die die Methanolsynthese Gase, die bei der Stahlproduktion beeinträchtigen. Zu diesem Zweck mischen die entstehen, vor allem Hüttengas aus Forschenden in einer eigens den Hochöfen. Deren Wärme nutzt konstruierten Anlage nach Thyssenkrupp unter anderem, um Bedarf schmutziges daraus Strom zu erzeugen. Schon Synthesegas aus verschiede- beim Blick durch das Werkstor zum nen Komponenten, die Carbon2Chem-Areal fällt eine An- aus Gasflaschen im gelben Schrank (rechts im lage auf: So hoch wie ein sechsstöcki- Bild) zugeführt werden. ges Haus türmen sich da, eingefasst in ein knallgelbes Gerüst, Stahllei- tungen und -kessel. Das sieht eher nach einer chemischen Produktions- stätte aus als nach chemischer For- schung, die man eher mit Glaskolben und Reagenzgläsern verbindet. Ganz offensichtlich ist die Wissenschaft Max Planck Forschung · 3 | 2021
Umwelt & Klima nötig und so kostengünstig wie mög- Chem-Labor am Fraunhofer-Institut lierten Prozess der Methanolsynthese lich“, sagt Nina Kolbe. Ob das Gas Umsicht, etwa eine halbe Stunde beeinträchtigen. „Vor allem die üb sauber genug ist, überprüfen Mitar- Auto fahrt vom Duisburger Techni- lichen Verdächtigen stören“, sagt Hol- beitende von Holger Ruland, Leiter kum entfernt. In der Halle, die einem ger Ruland. Das sind zum Beispiel der Carbon2Chem-Arbeitsgruppe in Basketballfeld Platz bieten dürfte, alle schwefelhaltigen Substanzen und Robert Schlögls Abteilung, in einem deutet Holger Ruland auf einen Kas- größere Mengen Sauerstoff, von de- Labor nebenan. Es ist vollgepackt mit ten, der einen kleinen Frachtcontainer nen schon bekannt ist, dass sie Pro Messinstrumenten und Elektronik, nicht ganz zur Hälfte ausfüllen würde: bleme machen. Denn sie vergiften um die Eigenschaften des Gases zu „Das ist Schmusy.“ Von der Decke den Katalysator aus Kupfer-, Zink- analysieren. Vor allem nutzen die For- führenfingerdicke Stahlrohre in die und Aluminiumoxid, der das denkbar schenden hier ein Protonentransfer- maßgefertigte Apparatur, in der zahl- reaktionsträge CO2 und den Wasser- Massenspektrometer, das auch kniff- reiche Ventile, Leitungen, Regler und stoff aktiviert, damit diese sich zu lige Gasmixturen im laufenden Be- elektronische Steuerelemente auszu- Methanol und Wasser vereinigen. trieb analysieren kann und unter einer machensind. „Damit kön nen wir Million Teilchen einige wenige eines schmutziges Synthesegas erzeugen – Alles in allem hat sich die Methanolsyn- bestimmten Gases aufspürt. daher der Name Schmusy“, erklärt er. these bislang als ziemlich unempfind- Anders als in Hüttengas oder anderen lich gegenüber dem meisten Schmutz Wie sich die Methanolsynthese mit Hüt- Abgasen von Industrieanlagen kön- in den fraglichen Abgasen erwiesen. tengas möglichst effizient fahren lässt nen die Forschenden mit Schmusy „Viele haben bezweifelt, dass der Stan- und woran es liegt, wenn sie stottert, die Verunreinigungen genau dosieren dardkatalysator mit CO2 aus den Ab- sind Fragen, denen Rulands Team und so ermitteln, welche Komponen- gasen funktioniert, weil ihn die grö- ebenfalls nachgeht – am zweiten ten etwa des Hüttengases in welchen ßere Menge Wasser, die dann ent- Standort des Projekts, dem Carbon2 Mengen den industriell bereits etab- steht, deaktivieren sollte“, sagt Ru- 67 F o t o: T hom as Hobi r k /M PI f ü r ch e m i sch e E n e rgi e kon v e r sion Max Planck Forschung · 3 | 2021
wissen aus Auf den Punkt gebracht Mit CO2 aus Abgasen der Stahlindustrie – aber auch von Müllverbrennungs- anlagen und Zementwerken – Methanol und andere chemische Grundstoffe zu produzieren, könnte den F o t o: T hom as Hobi r k /M PI f ü r ch e m i sch e E n e rgi e kon v e r sion CO2-Fußabdruck dieser Branchen reduzieren. Im Carbon2Chem-Projekt haben Forschende fest- gestellt: Die etablierte Me- thanolsynthese mit Indust- rieabgasen ist möglich. Ob das Konzept weit verbreitete Anwendung findet, hängt unter anderem davon ab, ob sich dafür genügend günstiger Wasser- stoff mit erneuerbaren Energien erzeugen lässt. 68 Ob das launische Verhalten auch im großtechnischen Betrieb relevant ist und ob unter diesen Bedingungen vielleicht noch andere Schwierigkei- ten auftreten, sind Fragen, die For- schende des Fraunhofer-Instituts Umsicht mit einer kleinen Demoan- Läuft: Christian Froese, Forscher des lage, aus der pro Stunde zwei Liter Max-Planck-Instituts für chemische Methanol fließen, untersuchen. Der Energiekonversion, kontrolliert im Oberhausener Carbon2Chem-Labor nächste Schritt soll eine Demoanlage eine Methanolsynthese. Die im Duisburger Technikum sein, die Vakuumröhren im Vordergrund sind mehrere Tausend Tonnen pro Jahr Teil eines Massenspektrometers. produziert. „Damit wollen wir bewei- sen, dass der Prozess auch im großen Maßstab und auf lange Zeit stabil ar- land. Dass dies nicht geschieht, ist send Stunden verliert der Katalysator beitet“, sagt Holger Ruland. für die industrielle Umsetzung des manchmal seine Aktivität, und ir- Carbon2Chem-Konzepts eine gute gendwann kommt sie wieder“, sagt Dann wird die Methanolsynthese aus Nachricht, denn einen neuen Kataly- Schlögl. Die Forscher haben schon ei- Hüttengas auch mit Wasserstoff ge- sator zu suchen, kann ziemlich müh- nen Verdacht, woran es liegen könnte: füttert, der im Technikum erzeugt sam sein. Trotzdem ist die Arbeit der an zu viel Sauerstoff. „Vielleicht rei- wird. Denn dem Klimaschutz dient Chemiker noch nicht getan. Denn chen unsere Maßnahmen, den variie- der Prozess nur, wenn der Wasser- nicht nur, dass die Forschenden um renden Sauerstoffanteil zu entfernen, stoff grün ist, also mithilfe von rege- Holger Ruland und Robert Schlögl nicht aus“, so Schlögl. Allerdings ist nerativ erzeugtem Strom aus Wasser den Prozess im Detail verstehen wol- auch noch unklar, ob sich die unkont- gewonnen wird. Das Problem ist, len, sie möchten ihn möglichst auch rollierten Aussetzer in einer industri- dass Windkraft und Fotovoltaik der- noch verbessern und an andere Ab- ellen Anlage überhaupt bemerkbar zeit nur selten mehr Strom liefern, als gase als die der Eisenverhüttung an- machen würden. „Wenn in einer An- gebraucht wird. Um im großen Stil passen. Ein praktisch relevantes Pro- lage mit 25 Tonnen Katalysator mal grünen Wasserstoff produzieren zu blem haben die Chemiker beobachtet. ein Kilo nicht funktioniert, ist das können, müssten erneuerbare Strom- „In Experimenten über mehrere Tau- kein Problem“, so Schlögl. quellen massiv ausgebaut werden, zu- Max Planck Forschung · 3 | 2021
Umwelt & Klima mal viele Bereiche der Wirtschaft bei gungsanlage und nur ein paar den, ist trotzdem noch offen. Da geht ihrer klimafreundlichen Neuausrich- Schritte davon entfernt steht. Um sie es um langfristige Investitionssicher- tung auf Wasserstoff setzen, nicht zu- zu betreten, sind spezielle Sicher- heit und natürlich um die Kosten. letzt die Eisenverhüttung. Und selbst heitsvorkehrungen nötig, weil die An- „Sind die Kunden bereit, für grünen wenn es genügend Anlagen gibt, die lage mit Hochspannung und ätzender Stahl oder grünes Methanol einen den Bedarf prinzipiell decken könn- Lauge arbeitet. Aber ein Blick durchs Aufschlag zu zahlen?“, fragt Nina ten, wird das Angebot immer schwan- Tor ist erlaubt. Im Elektrolyseur, der, Kolbe. Der Klimaschutzbeitrag ken. Das bedeutet: Die Elektrolyse, eingehegt von einem Gerüst, nur re- würde etwa beim Kauf eines Autos die Wasser in Wasserstoff und Sauer- lativ wenig Platz in der großen Halle vielleicht ein paar Hundert Euro aus- stoff spaltet, muss flexibel arbeiten braucht, sind brusthohe, hintereinan- machen. Unter den richtigen politi- und in einer windstillen Nacht wahr- der aufgereihte Platten zu erkennen. schen und ökonomischen Rahmenbe- scheinlich sogar ganz gestoppt wer- Zwischen ihnen entsteht der Wasser- dingungen könnten solche Güter auch den. Solche unkalkulierbaren Bedin- stoff. Das Gerät hat eine Tochter- bei höheren Produktionskosten kon- gungen machten den Betreibern von firma von Thyssenkrupp entwickelt – kurrenzfähig sein. Der künftige CO2- Elektrolyseuren bislang Sorgen: Sie sie vertreibt es bereits kommerziell. Preis ist hier ein Faktor, aber nicht der fürchteten, dass die Anlagen damit Und es ist flexibler als gedacht: Selbst wichtigste: „Eine entscheidende Frage nicht klarkämen und schnell den bei unstetem Stromangebot läuft es ist, ob wir genügend günstigen Was- Dienst einstellten. Ob ihre Bedenken einwandfrei. Ein weiteres Ergebnis, serstoff und dafür genügend regene- berechtigt sind, haben Wissenschaft- das der Anwendung des Carbon- rativ erzeugten Strom haben“, betont lerinnen und Wissenschaftler der 2Chem-Konzepts den Weg ebnet. Holger Ruland ebenso wie andere Thyssenkrupp AG und des Duisbur- Fachleute, die sich mit solchen ger Zentrums für Brennstoffzellen- Technisch steht dem CCU-Vorhaben, CCU-Techniken beschäftigen. Technik ebenfalls untersucht. Abgase etwa der Stahlindustrie als Rohstoffquelle für Teile der Chemie- Wo, kann man zurück im Duisburger produktion zu nutzen, also nicht mehr Ein Weltmarkt für Technikum sehen – in einer Halle, die etwa so hoch ist wie die Gasreini- viel im Wege. Ob die beiden Branchen das Konzept künftig umsetzen wer- erneuerbare Energie Robert Schlögl geht zwar davon aus, 69 dass Wasserstoff deutlich billiger würde, wenn Elektrolyseure nicht mehr mit Manufaktur-, sondern mit moderner Fertigungstechnik gebaut Reinigung CO 2 CO H2 werden. Doch das ändert nichts daran, dass es in Deutschland auch künftig PH 3 HCI NH 3 N2 C 2H 6 C6H 6 wahrscheinlich nicht genügend grü- Gr af i k : G C O nach Holge r Ru l a n d/M PI f ü r ch e m i sch e E n e rgi e kon v e r sion nen Strom gibt. Dem Mangel könn- H2 H 2S Ni(CO) 4 O2 ten Länder mit mehr Sonne und Wind abhelfen – zum Beispiel Nami- bia. Die Bundesregierung hat gerade eine Wasserstoffkooperation mit dem Staat im südlichen Afrika vereinbart: regenerativ Eine Machbarkeitsstudie und ein Pi- erzeugter lotprojekt sollen aufzeigen, ob Nami- Wasserstoff bia zum Wasserstoffexporteur wer- den kann. CO 2 CO H2 N2 Aus den Abgasen der Stahlproduk- Das wäre auch ein Schritt hin zu einem COS SO 2 H 2S H 2o Katalysator tion mit vielen Weltmarkt für erneuerbare Energie, unterschiedlichen Substanzen (links so wie es ihn derzeit für fossile Brenn- O2 CxHYOH NH 3 NO unten) werden die stoffe gibt. In einem globalen Handel Komponenten etwa mit Wasserstoff sieht Robert HCN CH 4 C6H 6 C 2H 6 entfernt, die bei der Schlögl, der die Wasserstoffstrategie Methanolsynthese stören der Bundesregierung mitentwickelt (links oben). Das hat, das beste Mittel, Produkte aus HCI HF NH4F Ni(CO) 4 enthaltene CO2 wandelt ein Katalysator mit Deutschland im weltweiten Wettbe- Fe(CO) 4 regenerativ erzeugtem werb konkurrenzfähig zu halten – ein Abgase der Stahl- Wasserstoff besseres noch als EU-Zölle auf klima- produktion Methanol in Methanol um. schädliche Importe: „Dann bezahlen Max Planck Forschung · 3 | 2021
wissen aus Industrienahe Forschung: F o t o: T h ysse n k ru pp S t e e l Eu rope AG Mit dieser Anlage im Carbon2Chem-Tech- nikum untersuchen Forschende schon beinahe im großtechni- schen Maßstab, wie gut sich Gase, die bei der Stahlproduktion ent- stehen, reinigen lassen. 70 alle die erhöhten Preise.“ Das setzt durchaus helfen, vor allem wenn das oder ob sie das Treibhausgas nutzen natürlich voraus, dass es auch eine CO2 in langlebige Produkte verwan- soll: „Beim Klimaschutz passiert in globale Nachfrage gibt, weil sich die delt wird: „Auf jeden Fall hat man das der Industrie weltweit derzeit sehr Welt von fossilen Energieträgern ab- CO2 dann gewissermaßen zweimal viel“, sagt die Wissenschaftlerin. „Wir wendet. Schlögl ist da recht zuver- genutzt, und je nach Produkt auch für sollten die beiden Ansätze verfolgen, sichtlich: „Keiner kann die Berichte einige Jahrzehnte gespeichert.“ Der um die CO2-Emissionen möglichst des Weltklimarats und die offensicht- Wirtschaftswissenschaftler gibt aber schnell und kostengünstig reduzieren lichen Zeichen des Klimawandels zu bedenken, dass Kohlenstoff auf zu können.“ mehr ignorieren.“ Dauer nur noch dort eingesetzt wer- den sollte, wo es keine Alternativen Allerdings genügt die Einsicht allein gibt. Stahl kann jedoch mit Wasser- nicht, gerade Schwellenländer müs- stoff erzeugt werden, nahezu ohne den sen sich die klimafreundliche Um Einsatz von Kohlenstoff. „Weil die GLOSSAR gestaltung der Industrie auch leisten Investitionszyklen in der Stahlindus- können. Zudem sind die Carbon- trie lang sind, sollten wir gerade auch Carbon Capture 2Chem- und andere CCU-Techniken auf diese Lösung setzen. Wir könnten and Use (CCU) gerade in puncto Klimaschutz viel- sonst Probleme bekommen, wenn wir nutzt CO2 aus Industrieabgasen leicht noch nicht effektiv genug. „Je- bis 2045 netto kein CO2 mehr aussto- für die Chemieproduktion. des System, das am Anfang fossile ßen wollen.“ Hüttengas Rohstoffe nutzt und am Ende CO2 entsteht im Hochofenprozess, in freisetzt, ist problematisch, wenn wir Um künftig einmal verschiedene Routen dem Eisenerz mit Kohlekoks zu klimaneutral werden wollen“, sagt nehmen zu können, findet Lechten- Roheisen reduziert wird, und macht Stefan Lechtenböhmer, der am Wup- böhmer ein Projekt wie Carbon- den größten Teil der CO2-haltigen pertal Institut erforscht, wie sich 2Chem dennoch wichtig. Diese Hal- Abgase im Stahlwerk aus. Daneben Energie- und Industriesysteme klima tung teilt Nina Kolbe selbstredend – fallen bei der Umwandlung von Kohle in Koks Kokereigas und von freundlich umgestalten lassen. Kurz- auch in der Frage, ob die Stahlindus- Eisen in Stahl Konvertergas an. und mittelfristig könne CCU auf dem trie Eisen mit Wasserstoff statt Kohle Weg zur klimaneutralen Wirtschaft erzeugen und damit CO2 vermeiden Max Planck Forschung · 3 | 2021
Warum so nachlässig? Im Alter wird die biochemische Quali- tätskontrolle in menschlichen Zellen nachlässig und das kann zu Alzheimer führen – eine gefürchtete Diagnose. Franz-Ulrich Hartl und Ralf Jungmann wollen die Entstehungsprozesse dieser Die Max-Planck-Förderstiftung unterstützt Mülldeponien in den Zellen besser seit über zehn Jahren die Max-Planck- verstehen. Gesellschaft, indem sie an den mehr als Wir unterstützen ihr Projekt am Max- 80 Instituten gezielt innovative und Planck-Institut für Biochemie, denn zukunftsweisende Spitzenforschung fördert die tiefere zellbiologische Erkenntnis und so Durchbrüche in der Wissenschaft kann wichtige Hinweise auf mögliche ermöglicht. Im weltweiten Wettbewerb Therapieformen liefern. der Wissenschaften können Sie als privater Förderer einen entscheidenden Unter- ANZEIGE schied machen und Freiräume schaffen. Gehen Sie mit uns diesen Weg! Max-Planck-Förderstiftung Deutsche Bank IBAN DE46 7007 0010 0195 3306 00 www.maxplanckfoundation.org
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