Trinken und Essen im ersten Lebensjahr - ELTERNINFORMATION
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Ostschweizer Kinderspital Ernährung & Diätetik Claudiusstrasse 6 CH-9006 St. Gallen T +41 71 243 14 64 info.ernaehrung@kispisg.ch 1. Auflage 2003 | 15. überarbeitete Auflage | Januar 2023
Inhalt Still- und Trinkphase 4 Stillen 4 Muttermilchersatzprodukte 4 Zubereitung von Säuglingsnahrungen 5 Allergieprävention 5 Ernährung der stillenden Mutter 5 Ernährungsempfehlungen während der Stillzeit 6 Übergangsphase zur Beikost 8 Einführung der Lebensmittel beim Säugling 9 Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr 10 Beikosteinführung 12 Was kann mein Kind trinken? 13 Nährstoffe und Spezialernährungsformen 14 Anpassungsphase an die Erwachsenenkost 15 ungeeignete Lebensmittel im ersten bis teilweise ins dritte Lebensjahr 16 Was mache ich, wenn mein Kind ... 18 ... «gütschelt» (Reflux)? 18 ... Koliken hat? 18 ... Verstopfung hat? 19 ... Durchfall hat? 19 Literatur und weitere Informationen 20
Still- und Trinkphase ALTER: 1 – (4) 6 MONATE In den ersten Lebensmonaten ist Mutter- die Stillberatung am Ostschweizer Kinder- milch die ideale Ernährung. Die Dauer des spital. Die Fachpersonen können Ihnen Stillens ist abhängig von der individuellen ein geeignetes Muttermilchersatzprodukt Entwicklung des Kindes und der Situation empfehlen. der Mutter. Es wird empfohlen, falls möglich, vier bis sechs Monate ausschliesslich zu stillen und anschliessend unter Einführung der Bei- Muttermilchersatzprodukte Nicht jede Mutter hat die Möglichkeit ihr kost weiter zu stillen, solange Sie und Ihr Kind Kind zu stillen. Deshalb bieten verschiedene dies möchten (Ernährung von Säuglingen und Babynahrungs-Firmen diverse Säuglingsmil- Kleinkindern; BLV 2017). Eine individuelle an- chen an. Diese werden in der Regel auf der gepasste Ernährung der Beikost soll frühes- Basis von Kuhmilch hergestellt und sind den tens im 5. und spätestens in 7. Lebensmonat Bedürfnissen des Säuglings angepasst. Für eingeführt werden. die Zubereitung der Muttermilchersatzpro- dukte ist es wichtig, die auf der Verpackung Stillen angegebene Mengen Milchpulver und Was- Die Muttermilch hat eine optimale Nährstoff- ser genau einzuhalten. zusammensetzung, welche den Bedürfnissen Für die ersten sechs Lebensmonate gibt es des Kindes entspricht. Sie ist immer verfüg- sogenannte Säuglingsanfangsnahrungen bar, hygienisch, hat die richtige Tempera- (Initial, Pre, Start, Ziffer 1). Ihre Nährstoffzu- tur, braucht keine Zubereitungszeit und ist sammensetzung ist der Muttermilch ange- kostenlos. Die Muttermilch passt sich den passt. Sie werden als alleinige Nahrung bis wechselnden Bedürfnissen des Säuglings zum Einführen fester Nahrung empfohlen, an. So verändert sich ihre Zusammensetzung können aber ohne weiteres bis zum Alter während einer Stillmahlzeit, während eines von einem Jahr parallel zur Beikost weiter Tages und während den Entwicklungsstufen gegeben werden. des Kindes. Folgemilchen (Ziffern 2,3) sind ab dem Zudem vermindert Stillen das Risiko für Ma- 7. Monat geeignet. Diese können auch gen-Darm-, und Atemwegsinfektionen und Zusätze wie Gemüse und Früchte enthalten. hat weitere langfristige Gesundheitsvorteile. Das Stillen bedeutet für den Säugling und für die Mutter Nähe und Geborgenheit und fördert somit die Mutter-Kind-Beziehung. Bei Stress, Krankheit, starker Belastung und verminderter Milchproduktion wenden Sie sich an Ihre zuständige Stillberater/in oder 4
Zubereitung von oder mit Einschränkungen einzuführen. Eine vorbeugende Zufütterung von Nahrungser- Säuglingsnahrungen gänzungsmitteln (Probiotika oder Praebiotika) Die Pulvernahrungen sollen mit frischem wird nicht empfohlen. Trinkwasser zubereitet und sogleich verwen- det werden. Erst gestandenes Wasser aus dem Wasserhahnen etwas ablaufen lassen. Ernährung der stillenden Die Verwendung von Mineralwasser aus hygienischen Gründen ist in der Schweiz Mutter Der Energiebedarf der stillenden Frau steigt nicht nötig. Pulvernahrung kann mit auf im Vergleich zur Schwangerschaft nochmals Trinktemperatur erwärmtem Wasser oder mit an. Genaue Kalorienzahlen sind jedoch Trinktemperatur abgekühltem abgekochtem schwierig zu ermitteln, da die verfügbare Wasser zubereitet werden. Milchmenge individuell ist. Durchschnittlich Selbst zubereitete Säuglingsmilchen aus Kuh-, kann eine voll stillende Frau im Laufe eines Ziegen-, Stuten-, Schafsmilch oder anderen Tages ungefähr 8 dl Milch abgeben, was Rohstoffen (Mandel, Reis) sind bezüglich einer Kalorienmenge von ca. 500 bis 550 kcal unzureichender Energie- und Nährstoffver entspricht. Die Milchproduktion selbst sorgung sowie Kontaminationsrisiken unge- benötigt ebenfalls Energie. Die zusätzliche eignet. Energieaufnahme während der Stillzeit vari- iert zwischen 530 und 650 kcal pro Tag. In der Allergieprävention Regel haben Stillende auch einen grösseren Bei Neugeborenen und Säuglingen mit Appetit, so dass die benötigte Energie «auto- erhöhtem Allergierisiko wird in den ersten matisch» zugeführt wird. vier bis sechs Lebensmonaten in erster Linie ausschliessliches Stillen empfohlen. Eine Eine ausgewogene Zusammensetzung der bestimmte diätetische Einschränkung der stil- Nahrung in der Stillzeit ist wichtig, damit die lenden Mutter bringt keinen dokumentierten Mutter den Mehrbedarf an notwendigen Vita- Vorteil für den Säugling und wird nicht emp- minen und Mineralstoffen decken und somit fohlen. Ebenso sind Daten zum präventiven Mangelerscheinungen beim Kind verhindern Einsatz von hypoallergenen-, teil- oder vollhy- kann. drolisierten Säuglingsnahrungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht so eindeutig, als dass eine solche Ernährung empfohlen werden muss. Für die Einführung von Beikost (S. 8) gelten für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko keine besonderen Empfehlungen. Insbesondere besteht kein Anlass, die Beikost verzögert 5
Ernährungsempfehlungen während der Stillzeit © Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV / 2o11 Wissen, was essen. sge-ssn.ch 6
Gemüse und Salat 3 x täglich 1 Portion à ca. 120 g roh oder gekocht Früchte, Fruchtsäfte 2 – 3 x täglich 1 Portion à ca. 120 g möglichst saisonal Getreideprodukte, 3 – 5 x täglich 1 Portion à 75 – 125 g Brot Kartoffeln, 45 – 75 g Flocken, Teigwaren, Reis, Mais Hülsenfrüchte 180 – 300 g Kartoffeln 60 – 100 g Hülsenfrüchte (Rohgewicht) möglichst Vollkornprodukte Milch oder Milchprodukte 4 x täglich 1 Portion à 2 dl Milch, ca. 180 g Joghurt 30 – 60 g Käse Fleisch und Geflügel max. 1 x pro Tag, max. 5 x pro Woche 1 Portion à 120 g max. 1 – 2 x pro Woche Wurstwaren Fisch 1 – 2 x Woche 1 Portion à 150 g Eier 3 – 4 Stück pro Woche inkl. in Gerichten und Produkten verarbeitete Eier Öl, Fett oder Butter 2 – 3 Esslöffel Rapsöl pro Tag 10 g Butter Ggf. 20 – 30 g Samen, Kerne oder ungesalzene Nüsse Flüssigkeit ca. 2 – 2,5 l Getränke pro Tag möglichst ungezuckert kein Alkohol 7
Übergangsphase zur Beikost ALTER: 6 MONATE (FRÜHESTENS AB 4 MONATEN) Ab dem 7. Lebensmonat können Muttermilch oder Säuglings-Anfangsnahrung allein die Ernährungsbedürfnisse des Säuglings nicht mehr genügend abdecken. Dies betrifft vor allem Eisen, Protein und Energie. Deshalb soll ab dem 7. Monat oder frühestens ab dem 5. Monat die Breinahrung eingeführt werden. In dieser Phase der Ernährung werden Milchmahlzeiten nach und nach durch Breimahlzeiten ersetzt. Unverdünnte Kuhmilch wird bis zum ersten Lebensjahr nicht empfohlen. Kleinere Men- gen Kuhmilch oder Naturejoghurt können der Beikost ab dem 7. Lebensmonat beigefügt werden. 8
Einführung der Lebensmittel beim Säugling Monat 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 ... Muttermilch oder Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung Kuhmilch oder Folgenahrung Milchprodukte Joghurt und Vollmilch in kleinen Mengen (im Brei) Gemüse und Früchte Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte Fleisch, Fisch, Eier Muttermilch oder Öle und Fette Säuglings- anfangsnahrung Zusätzlich Wasser bei Bedarf Einführung der Lebensmittel beim Säugling Monat 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 ... Schrittweise Täglicher Einführung Verzehr empfohlen © Bundesamt ©Bundesamt für Lebensmittelsicherheit für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und Veterinärwesen BLV, Schweizerische BLV, Gesellschaft fürSchweizerische Gesellschaft Ernährung SGE, Schweizerische Gesellschaft für für Pädiatrie SGP, 2018 Ernährung SGE, Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie SGP, 2018 Ernährung im 1. Lebensjahr in verschiedenen Sprachen abrufbar: www.gesundheitsfoerderung-zh.ch/publikationen/infomaterial/ernaehrung-im-1-lebensjahr 9
Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr Anzahl Mahlzeiten 1. bis 6. Monat (4 Monate) Mahlzeitenanzahl nach Bedarf 6. Monat (ab 4. Monat) 8. bis 9. Monat * 9. bis 12. Monat * ab 1 Jahr: = Stillmahlzeit = Breimahlzeit oder ab dem 8. Monat * Fingerfood 10
Anzahl Mahlzeiten 1. bis 6. Monat (4 Monate) Mahlzeitenanzahl nach Bedarf 6. Monat (ab 4. Monat) 8. bis 9. Monat * 9. bis 12. Monat * ab 1 Jahr: = Schoppenmahlzeit = Breimahlzeit oder ab dem 8. Monat * Fingerfood 11
Beikosteinführung GEEIGNETE GEMÜSESORTEN Als erste Beikost sind Karotten oder Kartof- Karotten, Fenchel, Kohlrabi, Zucchini, feln am besten geeignet. Ca. 250 g Karot- Blumenkohl-, Broccoliröschen, Pastinaken, ten oder mehlige Kartoffeln geschält und Kürbis, Spinat kleingeschnitten ca. 20 Minuten in wenig Flüssigkeit weichdämpfen. Die Karotten GEEIGNETE FLEISCHSORTEN oder Kartoffeln durch ein Sieb passieren, mit Rind, Kalb, Schwein, Lamm, Kaninchen oder etwas Muttermilch oder Schoppenmilch zu Geflügel (Fleisch ca. 3 x pro Woche für die einem Brei anrühren. Akzeptiert das Baby die Eisenzufuhr) Löffelmahlzeit nach einigen Tagen, kann der Brei nach untenstehenden Rezepten erweitert GEEIGNETE OBSTSORTEN werden. Bananen, Apfel, Birne, Aprikose, Pfirsich, Nektarine Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei und bei älteren Säuglingen auch Beeren 100 g Gemüse 50 g Kartoffeln GEEIGNETE FRUCHTSÄFTE 10 g Rapsöl (= 1 Esslöffel) Birnensaft, Apfelsaft, Orangensaft 30 g Fleisch Mit der Beikost soll der Säugling mit vielen Milch-Getreide-Brei Geschmacksrichtungen und verschiedenen 200 ml der gewohnten Milch Konsistenzen von Lebensmitteln vertraut 20 g Getreideflocken werden. Damit ein neues Nahrungsmittel 20 g Obstpurée oder Obstsaft akzeptiert wird, ist ein wiederholtes Anbieten (10 – 15 x) notwendig. Obst-Getreide Brei 20 g Getreideflocken Die neuen Lebensmittel sollen im Abstand 50 g warmes Wasser von drei bis vier Tagen eingeführt werden, um 100 g Obstpurée mögliche Unverträglichkeiten frühzeitig zu erkennen. Um den Bedarf an lebensnotwendigen Fett- säuren zu decken soll dem selbstzubereiteten Selbst zubereiteter Brei soll sofort verabreicht Brei (> 100 Gramm) 1 Esslöffel Rapsöl oder oder tiefgefroren werden. Im Kühlschrank Bio-Baby-Beikostöl zugefügt werden. kann der Brei für 24 Stunden aufbewahrt wer- den. Brei einmal aufwärmen und geniessen. Auf Zusätze wie Salz, Bouillon, Zucker, Honig und andere Süssungsmittel verzichten. Bei Fertigprodukten auf Produkte mit den 12
oben genannten Zusätzen sowie Aromen (z.B. es sein, dass das Kind mehr Durst verspürt. Vanillin) verzichten. Nach jeder Breimahlzeit soll dem Kind deshalb Wasser angeboten werden. Hahnen- «Gläsli» können selbstgemachten Brei ganz wasser ist in der Schweiz von hoher Qualität oder teilweise ersetzen. Sie sind vor allem und eignet sich bestens als Flüssigkeit. Als während des Urlaubs, speziell in warmen Alternative zum Wasser eignet sich auch Ländern, aus hygienischen Gründen zu emp- ungesüsster Früchte- oder Kräutertee. fehlen. Nach dem Öffnen sollten die Gläsli im Nicht geeignet für Säuglinge sind koffein- Kühlschrank gelagert werden und innerhalb haltige Getränke (z.B. Cola, Kaffee, Eistee, von maximal 48 Stunden konsumiert werden. schwarzer und grüner Tee) sowie mit Zucker oder Süssstoffen gesüsste Getränke (z.B. Durch diese Breie wird von Monat zu Monat Instant-Kindertees, Sirup, Limonaden). eine Milchmahlzeit ersetzt. Beachten Sie, Kinder gewöhnen sich an ein gesteigertes dass Ihr Kind nun zusätzlich Flüssigkeit Süssigkeitsempfinden, welches später zu braucht. Nach jeder Mahlzeit Flüssigkeit in Fehlernährung beitragen kann und das Risiko Form von Wasser anbieten. für Übergewicht erhöht. Mit dem schrittweisen Übergang auf die Familienkost ab ca. dem 10. Lebensmonat Was kann mein Kind trinken? braucht das Kind regelmässig Flüssigkeit. Es soll darum daran gewöhnt werden, zu BRAUCHT DAS KIND ZUSÄTZLICH ZUR jeder Haupt- und Zwischenmahlzeit etwas zu MILCH NOCH GETRÄNKE? trinken. Solange das Kind voll gestillt wird oder ausschliesslich industrielle Säuglings-An- fangsnahrung erhält, braucht es grundsätzlich keine weiteren Getränke. Mit diesen Milchen erhält das Kind so viel Flüssigkeit, dass es selbst an heissen Tagen keinen zusätzlichen Durstlöscher braucht. Die Trinkmenge eines gesunden Säuglings beträgt ungefähr 1/6 des Körpergewichtes, maximal aber 1 Liter pro Tag. Es gibt jedoch besondere Situationen, in welchem der Säugling viel Flüssigkeit verliert wie z.B. bei Fieber und starkem Schwitzen so- wie bei Durchfall oder Erbrechen. Dann sind entsprechende Massnahmen erforderlich. Sobald mit der Beikost begonnen wird, kann 13
Nährstoffe und VEGANE ERNÄHRUNG Die vegane Ernährung wird für den Säugling Spezialernährungsformen nicht empfohlen. Falls aus ethischen Gründen eine vegane Ernährung praktiziert wird, soll VITAMIN D diese durch eine Ärztin oder einen Arzt und Während den ersten drei Lebensjahren wird einer Ernährungsberaterin oder einem Ernäh- für alle gestillten und nicht gestillten Kinder rungsberater begleitet und betreut werden. eine tägliche Substitution von 400 IE respek- Vitamin B 12 muss immer ergänzt werden. tive 600 IE ab dem 2. Lebensjahr Vitamin D Eine sorgfältige Planung der Ernährung zur empfohlen. vollständigen Versorgung mit allen Nährstof- fen ist essentiell. EISEN Die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen BABY LED-WEANING (BLW) Nahrungsmitteln (Getreide, Vollkornprodukte) Hierbei handelt es sich um eine Ernährungs- wird durch gleichzeitige Einnahme von methode, welche die Einführung der Beikost Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln (Früchte im wesentlichen vom Baby selbst in Bezug und Gemüse) verbessert. auf Tempo, Lebensmittel und Menge be- stimmt wird. Es wird kein Brei gefüttert. Das GLUTEN Baby isst von Anfang an alleine Fingerfood Glutenhaltige Getreidesorten wie Weizen, und wird gleichzeitig noch gestillt oder mit Roggen, Gerste, Dinkel dürfen ab dem Schoppen ernährt. 5. Monat mit der Beikost eingeführt werden. BLW eignet sich nicht für alle Babys. Ist der Säugling in der Entwicklung noch nicht so VEGETARISCHE ERNÄHRUNG weit, sollte er mit Brei gefüttert werden, um Bei Säuglingen, welche kein Fleisch bekom- den Nährstoffbedarf ausreichend zu decken. men, sollte auf eine ausreichende Eisenzufuhr geachtet werden. Es ist empfehlenswert von einer Ärztin oder einem Arzt und einer Ernäh- rungsberaterin oder einem Ernährungsbera- ter begleitet und betreut zu werden. 14
Anpassungsphase an die Erwachsenenkost ALTER: 10 BIS 12 MONATE Nach ungefähr zehn bis zwölf Monaten wird Am Ende des 1. Lebensjahres verträgt das allmählich auf Kleinkindkost umgestellt, d.h. Kind fast alle Nahrungsmittel. Es kann nun auf eine abgeänderte Erwachsenenkost, die mehr und mehr am Familienessen teilneh- den spezifischen Bedürfnissen des Klein- men. Unter Berücksichtigung der Konsistenz kindes angepasst ist. Die meisten Kinder soll Ihr Kind dasselbe essen wie Sie. haben in diesem Alter so viele Zähne, dass Kein Extra-Kochen! sie beissen und kauen können. Das sollte trainiert werden. Deshalb wird nun neben Unbedingt zu vermeiden sind kleine, harte flüssiger und Breinahrung auch weiche, in Lebensmittel wie z.B. Erdnüsse, weil sie kleine Stücke geschnittene Nahrung angebo- beim Verschlucken in die Luftröhre gelangen ten. Durch das «Zum-Mund-Führen» von klein können. geschnittenen Lebensmitteln, kann zusätzlich die Fingerfertigkeit trainiert werden (Finger- Kochsalz sollte allgemein sparsam verwendet food). werden. Es wird jodiertes und fluoridiertes Salz empfohlen. Zurückhaltung mit Zucker und Süssigkeiten ist empfohlen. 15
Ungeeignete Lebensmittel im Brei aus frisch gemahlenem, rohem Getrei- de oder eingeweichten Getreidekörnern ersten bis teilweise ins dritte (sogenannter Frischkornbrei) kann unter Lebensjahr* anderem Bauchschmerzen, Durchfall und Er- brechen auslösen. Ohne Bedenken können Rohe tierische Lebensmittel können mit Sie Haferflocken, Griess, Instant-Getreide- Bakterien belastet sein und schwere Krank- brei für Babys (zum Beispiel Hirse, Weizen, heiten auslösen. Tierische Lebensmittel Dinkel, Hafer) verwenden. müssen durchgehend (also auch im Inneren) Verzichten Sie im ersten Lebensjahr auf Salz, für mindestens 2 Minuten auf mindestens Bouillon, Würzmittel, Zucker, Honig und 70 °C erhitzt werden. Verzichten Sie im andere Süssungsmittel. ersten Lebensjahr auf Rohmilch, Weichkäse Geben Sie Ihrem Kind im ersten Lebensjahr aus Rohmilch, rohes und nicht ausreichend keinen Honig und keinen Ahornsirup, da sie durchgegartes Fleisch, Rohwurst (zum Bei- bestimmte Bakterien und Sporen enthalten spiel Landjäger und Salami), Rohschinken, können. rohen und geräucherten Fisch sowie auf Wegen ihres hohen Proteingehaltes sind Lebensmittel mit rohen Eiern (zum Beispiel Käse, Quark, Frischkäse, Vollmilch und Tiramisu). Joghurt erst ab einem Jahr geeignet. Aus- Verarbeitete Fleischwaren (zum Beispiel nahme: Vollmilch und Joghurt nature kön- Wurst und Schinken) sind wegen ihres nen Sie in kleinen Mengen zum Anrühren hohen Gehaltes an Fett, Salz und Pökel eines Milch-Getreide-Breis verwenden. salzen nicht empfehlenswert. Magere Vermeiden Sie in den ersten drei Lebens- Fleischstücke vom Rind, Schwein, Lamm, jahren Lebensmittel, an denen sich Ihr Geflügel oder anderen Tieren ohne Zusätze Kind verschlucken könnte (z.B. Nüsse, Brot sind die bessere Wahl. mit Kernen, ganze Weintrauben, Fisch mit Bis zum dritten Geburtstag sind Wildfleisch, Gräten, Bonbons). Gemahlene Nüsse sind Leber und bestimmte Fischarten wie Marlin, hingegen möglich. Speerfisch, Schwertfisch und Hai unge- eignet, da sie mit Schwermetallen oder Dioxinen belastet sein können. 16
Produkte wie Reiswaffeln oder Reisflocken/ Reisbrei sollten aufgrund des Arsengehalts nur massvoll konsumiert werden. Sinnvolle Alternative als Abwechslung zu Reiswaf- feln sind reisfreie Zwischenmahlzeiten wie Vollkorncracker, Maiswaffeln oder Brot. Für die Beikost sollten zudem auch reisfreie Breie verwendet werden. Alternativen für Reis-Getreidebreie sind zum Beispiel Hafer, Dinkel, Griess oder Hirse. Reisdrinks sind wegen dem Risiko der man- gelnden Zufuhr an wichtigen Nährstoffen und aufgrund des Arsengehalts ungeeignet. Darauf sollte verzichtet werden. Bei Kindern mit Zöliakie, einer Nahrungsmit- telallergie (z.B. auf Kuhmilchproteine) oder bei einer veganen Ernährung sollten Reis und Reisprodukte nicht hauptsächlich als Ersatz für andere Lebensmittel eingesetzt werden. In diesen Fällen sollten Eltern sich durch eine anerkannte Ernährungsberaterin oder einen anerkannten Ernährungsberater beraten lassen. * Liste vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (siehe Literatur, S. 20) 17
Was mache ich, wenn mein Kind ... ... «gütschelt» (Reflux)? ... Koliken hat? Viele stillende Frauen kennen es: Nach dem Es gibt Kinder, die vor allem in den ersten Stillen warten sie mit einem Tuch bis das Kind drei Monaten, wenn der Darm noch nicht aus- sein «Bäuerchen» gemacht hat. Manchmal gereift ist, von Blähungen geplagt werden, kommt noch ein Schwall Muttermilch mit. Die an sogenannten Dreimonatskoliken leiden. Ursache ist in der Regel, dass die Kinder zu Das Kind schreit stundenlang, meist abends, schnell und zu viel trinken. Das Herausgeben zieht seine Beinchen an und hat einen harten von Milch zusammen mit geschluckter Luft Bauch. ist ein natürlicher Regulationsmechanismus Man kann dem Kind etwas Linderung ver- des Körpers. Wenn das Kind zunimmt, einen schaffen, indem man ihm warme Umschläge gesunden Eindruck macht und regelmässig auf den Bauch legt. Manchmal hilft es, den nasse Windeln hat, ist alles in Ordnung. Bauch des Kindes im Uhrzeigersinn zu mas- Es kann helfen, wenn man dem Kind zuerst sieren. Damit kann der Gasabgang erleich- nur eine Brust gibt und dann eine Pause tert werden. Häufig nützt es, das Kind im macht, bevor es die andere Brust bekommt. «Fliegergriff» (auf dem Bauch) herumzutragen Wird das Kind mit der Flasche ernährt, ist und zu schaukeln. Das Herumtragen in einem vielleicht das Loch des Saugers zu gross und Tragetuch oder «Kängurusack» scheint sogar das Kind kommt kaum nach mit Schlucken. eine vorbeugende Wirkung zu haben. Die Milch sollte tropfweise aus der Flasche laufen. Wenn das Kind mehrmals grössere Wenn die Mutter stillt, kann sie Kümmel- Mengen erbricht, Schmerzen hat oder an oder Fencheltee trinken. Deren Wirkstoffe Gewicht nicht zunimmt, soll die Ärztin oder gehen in die Muttermilch über und können der Arzt kontaktiert werden. so helfen, die Beschwerden des Säuglings zu lindern. Im Zusammenhang mit den Koliken des Kindes könnte auch die Ernährungsweise der Mutter und allfällige Nahrungsmitte- lunverträglichkeiten eine Rolle spielen. Die Dreimonatskolik beim Kind ist jedoch kein Grund zum Abstillen. Sie kommt bei Fla- schenkindern genauso häufig vor wie bei gestillten Kindern. Ein kleiner Teil der Säug- linge mit Dreimonatskoliken leiden an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit; der Beizug einer Kinderärztin oder eines Kinderarztes ist in hartnäckigen Fällen zu empfehlen. 18
... Verstopfung hat? ... Durchfall hat? Von Verstopfung spricht man, wenn das Kind Bei Brust- und Flaschenkindern ist es durch- mehrere Tage keinen Stuhl hat, wenn dieser aus normal, wenn sich ihr Darm mehrmals hart ist oder wenn es Probleme bereitet, ihn täglich entleert. Hat das Kind plötzlich häufi- abzuführen. Ein Säugling kann seinen Darm ger als normal dünnflüssigen oder wässrigen mehrmals täglich entleeren, aber es kann Stuhlgang, liegt meist eine akute infektiöse auch vorkommen, dass er dies nur ein- oder Durchfallerkrankung (Magendarmgrippe) zweimal in der Woche tut. Voll gestillte Kin- vor. Häufig tritt gleichzeitig Erbrechen und der können bis zu einer Woche keinen Stuhl Fieber auf. Der Flüssigkeitsverlust, der durch haben, ohne dass eine Verstopfung vorliegt. Erbrechen und Durchfall entsteht, kann bei Bei Flaschenkindern mit Verstopfungsproble- Säuglingen und Kleinkindern lebensbedroh- men ist unbedingt die Milchpulvermenge zu lich sein. Deshalb ist bei schweren Durchfal- prüfen. lerkrankungen von Säuglingen und Klein- kindern umgehend die Ärztin oder der Arzt Bei älteren Säuglingen kann der Grund für aufzusuchen. Bis das Kind bei der Ärztin oder die Verstopfung die Einführung der Beikost dem Arzt ist, kann die Mutter versuchen, den sein. Das Kind nimmt seine ersten Nah- Flüssigkeitsverlust zu ersetzen. Stillende Frau- rungsfasern auf, welche im Darm aufquellen. en tun dies, indem sie den Säugling häufiger Deshalb braucht es mit der Einführung der an die Brust nehmen. Wird das Kind mit der Beikost zusätzlich Flüssigkeit (z.B. ungesüss- Flasche ernährt, erhält es anstelle der norma- ten Tee). len Schoppenmahlzeit einen milden Tee (z.B. Ist ein Kind länger als eine Woche ohne Fencheltee) oder besser, falls vorhanden, be- Stuhlgang, soll die Ärztin oder der Arzt reits eine Glukose-Elektrolytlösung. Die Ärztin kontaktiert werden. oder der Arzt wird dann je nach Schweregrad der Erkrankung entscheiden, ob für das Kind spezielle Ernährungsmassnahmen angezeigt sind. 19
Literatur und weitere Informationen Ernährung im Säuglingsalter; eine Stellung- Weitere Infos nahme zur Primärprävention von Allergien www.sge-ssn.ch-ssn.ch/unterlagen Arbeitsgruppe der Pädiatrischen Immunolo- www.kinderandentisch.ch gen und Allergologen Schweiz www.blv.admin.ch Rötlisberger S. et al Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern Paediatrica Vol 27 Nr. 1 2016 Mütter-und Väterberatungsstelle in Ihrer Ernährung von Säuglingen und Umgebung Kleinkindern Bundesamt für Lebensmittelsicherheit Ostschweizer Kinderspital St. Gallen und Veterinärwesen - BLV 2017 Stillberatung www.blv.admin.ch/ernaehrung/saeuglinge und Kleinkinder Ostschweizer Kinderspital St. Gallen Abteilung Ernährung & Diätetik Empfehlungen für die Säuglingsernährung 2017 Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie Paediatrica Vol. 28 Nr.4 2017 www.swiss-paediatrics.org 20
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Notizen 22
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