Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland

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Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
Vermessung des Bielersees –
spannende Blicke unter Wasser
Christoph Iseli, Giovanni de Cesare

                                                                                          metrische Vermessung die nötige Grund-
                                  Zusammenfassung
                                                                                          lage fehlt, um die langfristigen morphologi-
 Das Projekt einer genauen Vermessung des Bielersees ist abgeschlossen. Erstmals
                                                                                          schen Prozesse verstehen zu können. Und
 wurde für den Seegrund ein neues, detailliertes Geländemodell erstellt und daraus
                                                                                          es fehlt auch eine wichtige Grundlage, um
 eine Tiefenkarte geschaffen. Das Resultat liefert Antworten auf verschiedene Fragen,
                                                                                          angepasste Strategien und Massnahmen
 welche die sieben beteiligten Auftraggeber aus unterschiedlichsten Fachrichtungen in
                                                                                          zum Schutz vor Erosion oder zur ökolo-
 einem gemeinsamen Projekt formulierten. So liefert die Tiefenkarte zum Beispiel wich-
                                                                                          gischen Aufwertung der Ufer entwickeln
 tige Aufschlüsse über Hangrutschungen und dadurch verursachte Wassertrübungen
                                                                                          zu können. Neben wasserbaulichen und
 oder Informationen zum Sedimenteintrag durch die Aare und zu den anschliessenden,
                                                                                          ökologischen bestehen zudem noch wei-
 strömungsbedingten Sedimentverlagerungen. Sie liefert je nach Fragestellung ver-
                                                                                          tere Interessen an einer solchen Grundlage
 schiedene Erklärungen und erlaubt ganz generell einen interessanten Blick auf die
                                                                                          (z. B. Trinkwasserversorgung, Archäolo-
 morphologischen Phänomene und Prozesse am Boden des Sees.
                                                                                          gie, Hydrologie, Forschung).
                                                                                                  Mit den heutigen Technologien ist
1.    Ausgangslage                             zehnte alten Erhebungen, welche zudem      es möglich, eine Seegrundvermessung
Von den meisten Seen der Schweiz fehlt         relativ ungenau sind. Seitdem der natur-   in höchster Genauigkeit mit vertretba-
eine genaue topografische Vermessung           nahe Wasserbau an Seeufern in verschie-    rem Aufwand durchzuführen. Seit 2007
des Seegrundes und der Flachwasserzo-          denen Fachkreisen als Thema diskutiert     wurden mit Unterstützung von swiss-
nen. Die bestehenden bathymetrischen           wird, wurde verschiedentlich darauf auf-   topo, dem Bundesamt für Umwelt, dem
Grundlagen basieren auf mehrere Jahr-          merksam gemacht, dass ohne eine bathy-     VBS, verschiedenen Kantonen und dem

Bild 1. Bathymetrische Karte des Bielersees. Die Farbtöne stellen die verschiedenen Tiefen dar.

«Wasser Energie Luft» – 111. Jahrgang, 2019, Heft 1, CH-5401 Baden                                                                 23
Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
Schweizerischen Nationalfonds auf meh-       vom 24. Januar 1991 sind Bund und Kan-       Aufnahme einige Jahre später wiederholt,
reren Seen in der Schweiz Messkampag-        tone verpflichtet, die Öffentlichkeit über   können Veränderungen des Seebodens
nen durchgeführt, in welchen moderne,        den Gewässerzustand und den Gewäs-           dokumentiert und quantifiziert werden,
hochauflösende bathymetrische Metho-         serschutz zu informieren. Da dies umfas-     beispielsweise in Deltabereichen, wo Se-
den angewandt wurden. Diese Messun-          sende Kenntnisse über die Gewässer und       dimente abgelagert werden, oder in Ufer-
gen wurden durch die Eawag und die Uni-      die hydrologischen wie auch ökologischen     bereichen, die durch Erosion geprägt sind.
versität Bern durchgeführt. Die Daten sind   Zusammenhänge erfordert, sind die Auf-               Initiiert wurde das Projekt durch
auf dem Geoportal des Bundes einsehbar.      gaben von Bund und Kantonen zur Grund-       den Energie Service Biel, ESB. Der regio-
        Für die hochauflösende Vermes-       lagenbeschaffung im GSchG aufgeführt         nale Wasserversorger suchte neue Er-
sung kommen zwei unterschiedliche            (2. Kapitel, Grundlagenbeschaffung).         kenntnisse über Seebodenrutschungen,
Techniken zur Anwendung. Für den tiefen              Mit der bathymetrischen Vermes-      insbesondere zwischen dem Aare-Hag-
Bereich des Sees ein auf ein Boot montier-   sung des Bielersees wurde eine Grund-        neck-Kanal und dem Nidau-Büren-Kanal,
tes Fächerecholot und für die Flachwas-      lage für aktuelle und zukünftige Erhe-       welche Trübungen verursachen, die für
serzone Lasermessungen aus der Luft von      bungen und Fragestellungen geschaf-          die Seewasseraufbereitung relevant sein
einem Kleinflugzeug aus. Die beiden resul-   fen. Die Daten können beispielsweise im      können. Hinzu kam, dass das Seewasser-
tierenden Datensätze müssen schliesslich     Hinblick auf Naturgefahren interpretiert     werk erneuert werden muss, und es des-
ausgewertet und miteinander verrechnet       werden. Im Weiteren können z. B. Revi-       halb galt, einen möglichst idealen Standort
werden, um eine genaue und zeitgemässe       talisierungsmassnahmen besser geplant        für die neue Seewasserfassung zu finden.
Aufnahme des gesamten Sees zu erhalten.      werden. Zudem dienen die Daten der           Der ESB beschloss deshalb, die Tief-
Gemäss Gewässerschutzgesetz (GSchG)          Schifffahrt oder der Archäologie. Wird die   wasserzone im Seebecken zwischen der
                                                                                          St- Peters-Insel und Biel zu vermessen.
                                                                                                  Das Landschaftswerk Biel-See-
                                                                                          land wurde auf dieses Vorhaben aufmerk-
                                                                                          sam und kontaktierte weitere an einer ba-
                                                                                          thymetrischen Vermessung interessierte
                                                                                          Partner mit dem Ziel, ein Projekt für den
                                                                                          gesamten See zu lancieren. Ende 2014
                                                                                          waren die Partner hinter dem gemeinsa-
                                                                                          men Projekt versammelt und die Finan-
                                                                                          zierung durch folgende Institutionen ge-
                                                                                          sichert:
                                                                                          • Bundesamt für Umwelt, BAFU
                                                                                          • Bundesamt für Landestopografie,
                                                                                              swisstopo
                                                                                          • Renaturierungsfonds des Kantons
                                                                                              Bern, RenF
                                                                                          • Amt für Wasser und Abfall des Kantons
                                                                                              Bern, AWA
                                                                                          • Archäologischer Dienst des Kantons
                                                                                              Bern, ADB
                                                                                          • Energie Service Biel, ESB
                                                                                          • Verein für Ingenieurbiologie, VIB

                                                                                          2.      Fragestellungen

                                                                                          2.1    Aus Sicht des Wasserbaus und
                                                                                                 der Ökologie
                                                                                          Solange eine zuverlässige und wiederhol-
                                                                                          bare bathymetrische Aufnahme fehlt, sind
                                                                                          auch durch aktuelle, z. B. projektbezo-
                                                                                          gene Aufnahmen kaum Rückschlüsse auf
                                                                                          die morphologischen Prozesse möglich,
                                                                                          und so lange bleiben diese unbekannt. Mit
                                                                                          einer bathymetrischen Vermessung steht
                                                                                          eine Zustandsaufnahme zur Verfügung,
                                                                                          welche zukünftige Vergleichsmessungen
                                                                                          ermöglicht.
                                                                                                 Kenntnisse über Verlandungs- und
                                                                                          Erosionsprozesse (Wo finden welche Pro-
Bild 2. In der Flachwasserzone (grau und hellrosa) zwischen dem Aaredelta Hagneck         zesse statt? Wie schnell laufen sie ab? Wie
und Ipsach interessiert die Dynamik des uferparallelen Transports der Feinsedimente       verändern sie sich im Laufe der Zeit?) sind
aus dem Zufluss der Aare.                                                                 eine Voraussetzung dafür, zielgerichtete

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Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
Schutzstrategien und optimierte Mass-          3.     Projektziele                            4.      Methode
nahmen zu entwickeln. Gerade im Hinblick              und -organisation                       Grundlage für das Geländemodell und
auf die durch das Gewässerschutzgesetz                                                        die Karte waren zwei Datensätze aus je
(GSchG) und die strategische Planung ge-       3.1     Projektziele                           einer Echolot- und einer LIDAR-Vermes-
förderte Revitalisierung von Seeufern sind     • Mit dem Projekt sollte eine Grundlage        sung, bei der mit Laserstrahlen gearbeitet
diese Kenntnisse von grundlegender Be-             zur Bearbeitung einer Vielzahl von Fra-    wird. Die beiden Datensätze wurden an-
deutung, dienen doch Geländemodelle als            gestellungen verschiedener Akteure         schliessend miteinander kombiniert, und
Grundlage für die Projektierung und für die        im Zusammenhang mit dem Bielersee          aus den bereinigten Rohdaten wurde ein
numerische Modellierung von Uferschutz-            geschaffen werden.                         1 × 1-m-Raster erstellt, aus dem schliess-
oder Revitalisierungsmassnahmen.               • Durch den Einsatz von neuen Techno-          lich der Geodatensatz BATHYBIE gene-
        Kenntnisse der Morphologie (Form           logien zur Datenerfassung sollte das       riert werden konnte. Die Darstellung die-
und Tiefenlage der Haldenkante, Form               Wissen über die Bathymetrie des Bie-       ses Datensatzes ist unter der Bezeichnung
und Richtung der Dünung in der Flach-              lersees und die im See ablaufenden         «Tiefenkarte Bielersee» auf dem Geopor-
wasserzone, Vorkommen von Kliffen                  Prozesse erhöht werden.                    tal des Kantons Bern aufgeschaltet (www.
usw.), kombiniert mit einem verbesser-                                                        geo.apps.be.ch > Karten > Tiefenkarte
ten Prozessverständnis, ermöglichen            3.2    Projektorganisation                     Bielersee).
es aber auch, bereits aufgrund des mor-        Das Projekt gliederte sich in zwei Teil-               Die Echolotaufnahmen wurden von
phologischen Zustands Aussagen über            projekte. Die Unterteilung in die beiden       Mitarbeitenden des Instituts für Geologie
die morphologische Dynamik machen zu           Teilprojekte erfolgte in Abhängigkeit der      der Universität Bern im März 2015 mit
können. So kann z. B. die Tiefenlage der       Wassertiefe und der daraus resultierenden      einem Fächerecholot durchgeführt. Die LI-
Haldenkante unter Berücksichtigung der         Methode zur Datenerfassung. Je nach Teil-      DAR-Daten für die Flachwasserzone wur-
Beschaffenheit des Untergrundes eine zu-       projekt waren unterschiedliche Projekt-        den von der Firma Airborne HydroMapping
verlässige Grundlage bilden, auf welcher       partner beteiligt, für welche unterschiedli-   AHM GmbH, Innsbruck, erhoben und aus-
eine einfache Abschätzung des Wellenkli-       che Fragestellungen im Vordergrund stan-       gewertet. Der Vermessungsflug fand am
mas resp. der Wellenbelastung am jewei-        den. Das Teilprojekt Tiefenwasserbereich       6. Januar 2016 statt. Details zu beiden Er-
ligen Uferabschnitt möglich ist.               wurde durch Alfred Johny Wüest (eawag)         hebungen finden sich im technischen Be-
                                               und Flavio Anselmetti (Universität Bern)       richt, der ebenfalls auf dem Geoportal des
2.2      Aus Sicht der Archäologie             koordiniert. Die Gesamtkoordination der        Kantons Bern abrufbar ist (www.geo.apps.
Von den im Bielersee vorkommenden ar-          beiden Teilprojekte sowie die die Koordi-      be.ch > Geodaten > Geoprodukte > Bathy-
chäologischen Fundstellen sind seit 2011       nation des Teilprojekts Flachwasserbe-         metrie Bielersee).
fünf als UNESCO-Welterbe-Stätten einge-        reich wurde vom Landschaftswerk Biel-                  Das Zusammenführen der beiden
stuft. Die Welterbekonvention verpflichtet     Seeland übernommen. Das Landschafts-           Datensätze erledigte die AHM GmbH mit
die Vertragsstaaten zum Schutz und zum         werk setzt sich seit Längerem aktiv für den    Unterstützung durch die Universität Bern
Erhalt der Stätten. Im Managementplan          Schutz der Bielerseeufer und den natur-        und swisstopo. Die Projektleitung lag bei
der Eidgenossenschaft ist hierzu unter an-     nahen Wasserbau ein und beteiligt sich in      Prof. Dr. Flavio Anselmetti, Universität
derem ein Monitoring der schweizerischen       diesem Zusammenhang an angewandten             Bern. Die administrative Projektleitung und
Unesco-Fundstellen vorgesehen. Die ba-         Forschungsprojekten.                           die Koordination der Projektpartner über-
thymetrische Aufnahme des Bielersees mit
hoher Genauigkeit liefert für diese Aufgabe
eine wichtige Grundlage.

2.3     Aus Sicht der Trinkwasser-
        versorgung
Aus Sicht des Energie Service Biel, ESB,
sind Erkenntnisse über Rutschungen, ins-
besondere zwischen dem Aare-Hagneck-
Kanal und dem Nidau-Büren-Kanal von
Interesse. Ende 2009 / Anfang 2010 führ-
ten Trübungen des Wassers zur Abschal-
tung der Trinkwasserentnahme aus dem
Bielersee. Im Hinblick auf die Erneuerung
des Seewasserwerks mussten die Gründe
für die Trübung untersucht und der ideale
Standort der Seewasserfassung evalu-
iert werden, um einen ähnlichen Vorfall zu
vermeiden. Die Bathymetrie ergab Auf-
schlüsse zu den unterseeischen Hangrut-
schungen, welche die Trübung verursacht
hatten. In Kombination mit einer weiteren      Bild 3. Im Ausschnitt der Flachwasserzone bei Gerolfingen ist die Haldenkante auf der
Studie der eawag, welche die Strömungs-        Höhenlinie von ca. 424 m ü. M. gut sichtbar. Weiter landwärts befindet sich ein Kliff von
verhältnisse untersuchte, konnte der ide-      rund 2 m Höhe. Gut sichtbar sind auch die Dünen, welche auf eine aktive wellen- und
ale Standort evaluiert werden.                 strömungsbedingte Sedimentdynamik hinweisen.

«Wasser Energie Luft» – 111. Jahrgang, 2019, Heft 1, CH-5401 Baden                                                                    25
Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
nahm das Landschaftswerk Biel-Seeland         Seegrund, der unterhalb der Reichweite         die morphologische Anpassung – sprich die
unter dem Patronat des Vereins für Inge-      der Wellenerosion liegt. Die Haldenkante       Erosion – der Flachwasserzone infolge der
nieurbiologie.                                verläuft also entlang der Kote der tiefsten    Seespiegelsenkung von rund 2.5 m durch
                                              möglichen Einwirkung der Wellenbewe-           die erste Juragewässerkorrektion Ende des
5.     Resultate                              gung. Die Tiefenlage der Kante ist dem-        19. Jahrhunderts noch nicht abgeschlos-
Die Resultate der Vermessung überra-          nach abhängig von der Beschaffenheit des       sen ist. Gleichzeitig liegt der Schluss nahe,
schen mit einer enormen Detailfülle und       Untergrundes und der Wellenexposition.         dass es sich beim Sedimentkörper zwi-
geben interessante Einblicke in die mit               Unter der Annahme, der Unter-          schen Kliffkante und Seeufer zumindest
dem Seegrund verbundenen Prozesse.            grund am ganzen Südufer des Bielersees         oberflächlich um «junges» Material aus
So liefern die Daten aus der Flachwas-        sei ähnlich beschaffen, müsste die Tiefen-     dem Zufluss der Aare handelt, welches als
serzone wertvolle Informationen über          lage der Haldenkante deshalb in Relation       Sedimentstrom vom Aaredelta uferparallel
die morphologische Dynamik durch              zum Wellenklima am jeweiligen Standort         in Richtung Ipsach wandert und die Fest-
Sedimentumlagerungen und dienen der           stehen. Eine einfache Überprüfung dieser       stoffbilanz der gesamten Flachwasserzone
Beurteilung von wasserbaulichen Mass-         Hypothese mit Daten aus dem Wellenat-          positiv beeinflusst sowie den Anpassungs-
nahmen und der Planung von Revitalisie-       las des Bielersees (www.swisslakes.net)        prozess verlangsamt.
rungsvorhaben. Auch für die Archäologie       ergibt, dass die Wassertiefe bei der Hal-
und die Schifffahrt sind die neuen Daten      denkante tatsächlich ungefähr der hal-         5.1     Periodische Hangrutsche
wertvoll. So wurden sie bereits zur Model-    ben Länge der signifikanten Welle eines                unter Wasser
lierung für die Evaluation möglicher Ero-     häufigen Windereignisses am jeweiligen         Diese Vermutung wird auch durch ein
sionsschutzmassnahmen der UNESCO-             Standort entspricht. Sie beträgt an den        von Bild 4 dokumentiertes Phänomen ge-
Welterbe-Stätte «Sutz Rütte» genutzt.         südwestlichen Enden des Sees in Gals           stützt. Durch die allmähliche Verengung
Weiter dienten sie zur Abschätzung der        rund 3.5 m und in Erlach 4.5 m. Gegen          der Flachwasserzone gegen Ipsach im
Sedimentverlagerungen in der Flachwas-        Nordosten nimmt sie mit zunehmender            Nordosten wird das Sediment über die Hal-
serzone in Täuffelen und zur Konzeption       Wellenexposition der Hauptwindrichtung         denkante hinaus gegen das Tiefenwasser
vor Revitalisierungsmassnahmen im Ufer-       zu und beträgt in Gerolfingen 5.5 m und        geleitet, wo es sich an der Halde ablagert.
bereich von Gals. Auch die Daten aus der      in Sutz 6 m.                                   Aufgrund der labilen Schichtung ereignen
Tiefwasserzone dokumentieren bisher                   Interessant in diesem Zusammen-        sich dort periodisch Hangrutsche, welche
unbekannte Strukturen und Prozesse und        hang ist nun die auf der neuen Tiefenkarte     auf der bathymetrischen Karte gut erkenn-
ermöglichen neue Erkenntnisse für den         erkennbare Kliffkante, die sich in einem       bar sind. Zusammenfassend kann gesagt
Gewässerschutz.                               weit geschwungenen doppelten S auf der         werden: Ohne Nachschub von Sedimen-
       Bekannt ist, dass die Flachwas-        Flachwasserzone zwischen Hagneck und           ten aus dem Aaredelta wäre die Erosion der
serzone vom Aaredelta Hagneck bis nach        Ipsach abzeichnet (vgl. Bilder 2 und 3). Die   Flachwasserzone zwischen Hagneck und
Ipsach (Bild 2) durch die Erosionskraft der   Böschungsoberkante des Kliffs liegt auf        Ipsach heute viel weiter fortgeschritten.
Wellen geformt wurde. Gegen die Seemitte      rund 427 m ü. M., was einer Wassertiefe                Aus dieser These ergeben sich ver-
wird die Flachwasserzone durch die Hal-       von etwa 2.5 m entspricht. Sie liegt damit     schiedene Fragen zur Nachhaltigkeit des
denkante begrenzt. Sie markiert den Über-     wesentlich höher als die Haldenkante. Es       Sedimentnachschubs respektive zu den
gang vom flachen zum steil abfallenden        kann deshalb vermutet werden, dass hier        möglichen Auswirkungen von baulichen
                                                                                             Eingriffen auf den Sedimenthaushalt. So
                                                                                             hat sich zum Beispiel durch die Verlegung
                                                                                             der Turbinen des Kraftwerks Hagneck vom
                                                                                             alten Kraftwerkskanal in den Hauptkanal
                                                                                             das Abflussregime geändert. Der Delta-
                                                                                             bereich vor dem alten Unterwasserkanal
                                                                                             wird künftig nur noch geringfügig mit Se-
                                                                                             dimenten alimentiert. Ob dies längerfristig
                                                                                             Auswirkungen auf die Feststoffbilanz der
                                                                                             Flachwasserzone nördlich des Deltas hat,
                                                                                             werden erst künftige Vergleichsmessun-
                                                                                             gen zeigen. Negative Folgen können aber
                                                                                             nicht ausgeschlossen werden.
                                                                                                     Auch ein weiteres Beispiel deutet
                                                                                             darauf hin, dass Beeinträchtigungen des
                                                                                             Sedimenttransports längerfristig nega-
                                                                                             tive Folgen haben können. Vor gut zwan-
                                                                                             zig Jahren wurde beim Bau des Hafens in
                                                                                             Ipsach eine neue Mole gebaut, welche bis
                                                                                             direkt an die Haldenkante reicht. Damit
                                                                                             wurde der uferparallele Sedimenttransport
Bild 4. Gegen Ipsach wird die Flachwasserzone allmählich schmaler. Das uferparallel          vollends unterbrochen. Die bathymetri-
transportierte Sediment wird gegen die Seemitte abgelenkt und lagert sich an der             sche Karte 2016 zeigt, dass die Flachwas-
Halde in einem unstabilen Schüttkegel an. Periodisch ereignen sich Hangrutsche – der         serzone im Strömungslee nordöstlich des
letzte 2010, ausgelöst wahrscheinlich durch einen Erdstoss (Nathalie Dubois, Eawag).         Hafens auf einer Länge von 200 m rund

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Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
einen Meter tiefer liegt als südwestlich des
Hafens. Dies deutet auf eine fortschrei-
tende Erosion hin, welche wahrschein-
lich durch den Bau des Hafens ausgelöst
wurde.
        Der Sedimenttransport kann aber
auch positiv beeinflusst werden, wie ein
Beispiel in Gals zeigt. Dort wurden im
Rahmen eines Revitalisierungsprojekts
mehrere Wellenbrecher erstellt, welche
eine Ablagerung der Sedimente zwischen
den Wellenbrechern und dem Seeufer be-
wirkten. Dadurch wurde eine Verlandungs-
dynamik initiiert, welche zur Entwicklung
einer neuen Röhrichtzone führte. Gerade
im Hinblick auf die durch die Revision des
Gewässerschutzgesetzes          geförderten
Revitalisierungen werden Massnahmen,
welche eine «positive» morphologische
Dynamik bewirken, von grosser Bedeu-
tung. Entsprechend wichtig sind Kennt-             Bild 5. Die Hafenmole in Ipsach lenkt den uferparallelen Sedimenttransport über die
nisse über Zustand und Entwicklung der             Haldenkante gegen das Tiefenwasser. Dadurch entsteht nordöstlich des Hafens ein
Bathymetrie.                                       Feststoffdefizit, welches längerfristig zu einer Absenkung des Seegrundes führt,
        Mehrere Hangrutsche sind auch              sichtbar an der Höhenlinie 427 m ü. M., welche sich gegen das Ufer verschiebt.
am Nordufer des Bielersees zu beob-
achten. Wie der Rutsch bei St-Joux in La
Neuveville sind die meisten dieser Vorfälle
wahrscheinlich durch Bauarbeiten – meist
Seeaufschüttungen – ausgelöst worden,
zum Beispiel bei der ARA in Twann, beim
Hafen Wingreis oder entlang der A5/SBB-
Doppelspur vor Tüscherz und Alfermée.

6.      Fazit
Mit der neuen bathymetrischen Karte des
Bielersees lassen sich bereits heute wert-
volle Erkenntnisse über die morphologi-
schen Prozesse gewinnen. Zudem bildet
sie eine wichtige Grundlage für die Pla-
nung und die numerische Modellierung
von wasserbaulichen Massnahmen und
Revitalisierungsprojekten.     Interessant
werden zukünftige Vergleichsmessungen
sein, mit welchen die morphologischen
Veränderungen auch quantitativ erfasst             Bild 6. Hangrutsche können auch durch Baumassnahmen ausgelöst werden, wie
werden können.                                     dieser in La Neuveville wahrscheinlich durch die Aufschüttung des Ufers bis an die
                                                   Haldenkante.
Quellen
•   Alle Bilder: Bathymetrie Bielersee © Amt für       Auf Grund der sehr grossen Datenmenge         Literatur
    Wasser und Abfall des Kantons Bern                 stehen diese Daten nicht als Download zur     Amini, A., Dhont, B., Heller, P. (2017): Wave atlas
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•   Die LIDAR-Daten sind beim Amt für Was-             werden. Nach einer kürzlich erfolgten Über-   logique, Heft 4/2014, 5–12.
    ser und Abfall, AWA, des Kantons Bern auf          arbeitung sind neu auch die Wellenperioden    Fabbri, S.C., Herwegh, M., Horstmeyer, H.,
    dem Server gespeichert. Auf Anfrage kön-           und Wellenlängen abrufbar.                    Hilbe, M., Hübscher, C., Merz, K., Schlunegger,
    nen diese Daten und der entsprechende          •   Weitere Tiefenkarten von Schweizer Seen       F., Schmelzbach, C., Weiss, B., Anselmetti, F.S.
    Viewer beim Gewässer- und Bodenschutz-             sind auf dem Geoportal von swisstopo          (2017): Combining amphibious geomorphology
    labor des AWA persönlich bezogen werden.           einsehbar: https://map.geo.admin.ch/          with subsurface geophysical and geological

«Wasser Energie Luft» – 111. Jahrgang, 2019, Heft 1, CH-5401 Baden                                                                                  27
Vermessung des Bielersees - spannende Blicke unter Wasser - Landschaftswerk Biel-Seeland
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onnement des mesures de protection des rives         Steinbacher, F., Pfennigbauer, M., Aufleger,         ch.iseli@landschaftswerk.ch
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nahmen zum Schutz von Flachufern an Seen.            shallow water mapping, International Archives        EPRL-ENAC-LCH, Station 18
Communication LCH, EPFL 27:89–98.                    of the Photogrammetry, Remote Sensing and            CH-1015 Lausanne
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de protection contre les vagues et les courants      gust – 01 September 2012, Melbourne, Australia

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