Trotz erweiterter Möglichkeiten noch ausbaufähig - 24 | 2020 - Doku.iab .
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IAB-KURZBERICHT Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 24|2020 In aller Kürze Geförderte Weiterbildung Beschäftigter y Die Fördermöglichkeiten der Wei terbildung für Beschäftigte wurden 2019 mit dem Qualifizierungschan Trotz erweiterter Möglichkeiten cengesetz (QCG) deutlich erweitert: Neben der Ausweitung auf zusätzli noch ausbaufähig che Personengruppen und der ver stärkten Förderung von Anpassungs von Anton Klaus, Thomas Kruppe, Julia Lang und Konrad Roesler qualifizierungen können Betriebe nun auch bei allen geförderten Wei terbildungen ihrer Beschäftigten ei nen Arbeitsentgeltzuschuss erhalten. y Fast 38 Prozent der Teilnehmen Das Qualifizierungschancengesetz er- zu. Sie kann betroffenen Beschäftigten den im Jahr 2019, für deren Weiter weiterte die Fördermöglichkeiten von helfen, ihre Produktivität zu steigern bildungen Lehrgangskosten über nommen wurden, hatten keine Weiterbildungsmaßnahmen für Beschäf- (Böheim/Wakolbinger 2009) beziehungs- Berufsausbildung. Damit lag dieser tigte deutlich. Vor seiner Einführung weise zu erhalten (Kuckulenz 2006), Ar- Anteil höher als in den Vorjahren. Da am 1.1.2019 war diese Förderung auf beitslosigkeit zu vermeiden (Dauth/Too- rüber hinaus zeigt die Zusammen bestimmte Gruppen von Beschäftigten met 2016) und den Übergang zu einem setzung der Teilnehmenden kaum Veränderungen im Zeitverlauf. begrenzt. Seither kann die Weiterbil- anderen Arbeitsplatz erleichtern (ebd.). y Von 2016 bis 2019 ist die Zahl der dung Beschäftigter im Prinzip unabhän- Gleichzeitig unterstützt Weiterbildung jährlichen Eintritte in geförderte Wei gig von Qualifikation, Lebensalter und die Wirtschaft dahingehend, den Fach- terbildungsmaßnahmen kontinuier Betriebsgröße gefördert werden. Dieser kräftebedarf zu decken und Beschäftigte lich von gut 15.000 auf über 30.000 Kurzbericht zeigt, inwieweit sich mit auf neue Anforderungen vorzubereiten. gestiegen. Bei der Förderung mit ei nem Arbeitsentgeltzuschuss hinge den verbesserten Fördermöglichkeiten Verschiedene Initiativen und Gesetze gen gab es 2019 – nach Inkrafttreten die Zahl der Teilnehmenden und deren der letzten Zeit zielen auf eine Stärkung des QCG – einen starken Anstieg. Zusammensetzung verändert haben. der Weiterbildung ab (Kruppe 2020). y Dieser Trend wurde zu Beginn Dazu zählt auch das Qualifizierungs- der Corona-Krise im Frühjahr 2020 zunächst durch einen starken Rück Durch den Strukturwandel und die fort- chancengesetz (QCG), das zum 1.1.2019 gang unterbrochen. Im Juni gab es schreitende Digitalisierung verändern in Kraft getreten ist und dessen Förder- bereits wieder einen Zuwachs ge sich Arbeitsprozesse, Arbeitsplätze und möglichkeiten zum 1.10.2020 durch das genüber dem Vorjahresmonat. Berufsbilder und somit auch die Anforde- Gesetz zur Förderung der beruflichen y Mit dem „Arbeit-von-morgen- rungen an Qualifikationen und Kompe- Weiterbildung im Strukturwandel und Gesetz“ wurden die prozentualen Fördersätze zum 1.10.2020 unter be tenzen der Beschäftigten. Damit werden zur Weiterentwicklung der Ausbildungs- stimmten Bedingungen nochmals qualifikatorische Anpassungen für viele förderung („Arbeit-von-morgen-Gesetz“) erhöht. Ob dies zu einer stärkeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nochmals erweitert wurden. Seitdem Zunahme der Inanspruchnahme notwendig und beruflicher Weiterbil- zielt die Weiterbildungsförderung auf führt, bleibt abzuwarten. dung kommt dabei eine zentrale Rolle Personen ab, die berufliche Tätigkeiten
ausüben, die durch Technologien ersetzt werden Neben den Lehrgangskosten konnten und kön- können, oder in sonstiger Weise vom Strukturwan- nen weiterhin zusätzlich bei allen Weiterbildun- del betroffen sind. Darüber hinaus können auch gen sonstige Weiterbildungskosten übernommen Personen gefördert werden, die eine Weiterbildung werden. Diese umfassen durch die Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. unmittelbar entstehende Fahrkosten, Kosten für Der Schwerpunkt der durch die Bundesagentur auswärtige Unterbringung und Verpflegung sowie für Arbeit (BA) geförderten Beschäftigtenqualifi- Kosten für die Betreuung von Kindern. Tabelle T1 zierung liegt im Rechtskreis des Dritten Sozialge- stellt die Bedingungen in Anlehnung an die Förder setzbuchs (SGB III). Die weiteren Ausführungen übersicht der BA dar. beziehen sich deshalb auf Beschäftigte, die im Untersuchungen zu WeGebAU zeigen, dass sich Rahmen des SGB III an geförderter Weiterbildung die Beschäftigtenqualifizierung moderat posi- teilnehmen. Dabei kann es sich um den nachträg- tiv auf die Erwerbsverläufe der Teilnehmenden lichen Erwerb eines Berufsabschlusses handeln ausgewirkt hat. So erhöhte eine geförderte Wei- (Umschulung, Vorbereitung auf die Externenprü- terbildung für ältere Arbeitnehmerinnen und Ar- fung oder Teilqualifizierung) oder um sonstige beitnehmer in KMU, die in den Jahren 2007 und Weiterbildungen (Anpassungsqualifizierungen). 2008 eine Weiterbildung begonnen hatten, deren Bereits vor dem Jahr 2019 unterstützte die BA Wahrscheinlichkeit, zwei Jahre nach Beginn der bestimmte Gruppen von Beschäftigten bei notwen- Weiterbildung beschäftigt zu bleiben, um 2,5 Pro- diger Weiterbildung im Rahmen des Sonderpro- zentpunkte. Die Effekte fielen für Teilzeitbeschäf- gramms „Weiterbildung Geringqualifizierter und tigte und Personen über 55 Jahre sowie für längere beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unterneh- Weiterbildungen höher aus (Dauth/Toomet 2016). men“ (WeGebAU). Allerdings war diese Förderung Geringqualifizierte, die im Zeitraum 2007 bis 2010 grundsätzlich auf Beschäftigte ohne Berufsab- eine geförderte Weiterbildung im Rahmen von We- schluss, von Arbeitslosigkeit bedrohte Beschäftigte GebAU begonnen hatten, waren in den folgenden und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unter- fünf Jahren durchschnittlich 93 Tage länger in Be- nehmen (KMU) begrenzt. Die Weiterbildung gering schäftigung – bei gleichzeitiger Verringerung der qualifizierter Beschäftigter konnte mit einem Zu- Arbeitslosigkeit um 45 Tage. Ihre Löhne stiegen um schuss zu den Lehrgangskosten für Umschulungen etwa 13 Prozent (Dauth 2020). und berufsanschlussfähige Teilqualifikationen zu 100 Prozent gefördert werden. Zudem konnten Ar- Erweiterter Zugang zu den beitgeber für die Zeit, in der gering qualifizierte Be- Fördermöglichkeiten schäftigte aufgrund der Weiterbildung nicht arbei- ten, einen Arbeitsentgeltzuschuss (AEZ) erhalten. Durch das Sonderprogramm WeGebAU sollten Anpassungsqualifizierungen von Beschäftigten in vor allem solche Gruppen von Arbeitnehmerin- kleinen und mittleren Unternehmen konnten un- nen und Arbeitnehmern angesprochen werden, abhängig von deren Qualifikation mit einem Lehr- die eine unterdurchschnittliche Teilnahmewahr- gangskostenzuschuss gefördert werden. Bei KMU scheinlichkeit an Weiterbildung aufweisen, näm- mit weniger als zehn Beschäftigten bezuschusste lich ältere und gering qualifizierte Beschäftigte die BA die Lehrgangskosten mit bis zu 100 Pro- sowie Beschäftigte in KMU. zent. Für Beschäftigte ab 45 Jahren übernahm sie Das QCG ermöglicht nun seit Januar 2019 die Wei- in KMU mit 10 bis 249 Beschäftigten bis zu 75 Pro- terbildungsförderung für Beschäftigte grundsätz- zent der Lehrgangskosten, bei Unter-45-Jährigen lich unabhängig von Qualifikation, Lebensalter und bis zu 50 Prozent der Lehrgangskosten. Die Förde- Betriebsgröße (vgl. Tabelle T1). Dabei zielt es aller- rung war und ist weiterhin eine Ermessensleistung. dings besonders auf Unternehmen beziehungswei- Eine Ausnahme bilden Weiterbildungen mit Ab- se Beschäftigte ab, die vom Strukturwandel betrof- schluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf fen sind, sowie auf Beschäftigte, die eine berufliche für gering qualifizierte Beschäftigte. Hierfür gibt Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. es seit der Einführung des Arbeit-von-morgen-Ge- Jedoch gilt dieses Ziel nicht, wenn der Arbeitgeber setzes einen Rechtsanspruch. weniger als 250 Personen beschäftigt oder die Ar- 2 IAB-Kurzbericht 24|2020
T1 Förderkonditionen für die Weiterbildungsförderung Beschäftigter vor und ab 2019 Gering qualifizierte Sonstige Beschäftigte Beschäftigte Unveränderte Förderkonditionen Bisheriger Berufs Kein (verwertbarer) Berufsabschluss muss in der Regel mindestens vier Jahre zurückliegen; keine geförderte Weiterbildung nach abschluss bzw. Berufsabschluss § 82 SGB III in den letzten vier Jahren. bisherige Weiterbildung Lage der Innerhalb oder außer Außerhalb des Betriebes oder Durchführung durch zugelassene Träger im Betrieb Weiterbildung halb des Betriebes Nachträglicher Erwerb Sonstige Weiterbildung eines Berufsabschlusses (über ausschließlich arbeitsplatzbezogene kurzfristige Anpassungsfortbildungen hinausgehend; Maßnahmeziel (z.B. Umschulung, keine Verpflichtung des Arbeitgebers zur Durchführung der Weiterbildung durch bundes- oder landesrechtliche Teilqualifizierung) Regelungen) Sonderprogramm WeGebAU (vor 2019) Mindestdauer -- Mindestens 4 Wochen oder 160 Unterrichtsstunden Abhängig von Betriebsgröße bzw. Zugehörigkeit zu einer Personengruppe Betriebe mit Betriebe mit 10–249 Beschäftigten Betriebe mit mindestens Übernahme weniger als 250 Beschäftigten 100 % Ältere (≥ 45) sonstige Lehrgangskosten 10 Beschäftigten und SBB Beschäftigte 100 % bis zu 75 % bis zu 50 % -- Arbeitgeberbeteiligung -- -- kann entfallen mind. 50 % 100 % Arbeitsentgeltzuschuss bis zu 100 % -- -- -- -- Voraussetzung für WB teils in -- -- -- -- höheren Fördersatz Arbeitszeit Qualifizierungschancengesetz (ab 1.1.2019) Mindestdauer -- mehr als 160 Unterrichtsstunden Abhängig von Betriebsgröße bzw. Zugehörigkeit zu einer Personengruppe Betriebe mit Betriebe mit 10–249 Beschäftigten Betriebe mit Betriebe mit mindestens weniger als 250–2.499 2.500 Beschäftigten Übernahme 10 Beschäftigten Beschäftigten 100 % Regelungen Lehrgangskosten Ältere (≥ 45) sonstige Keine zur betriebs- und SBB Beschäftigte Regelungen bezogenen WB bis zu 100 % bis zu 100 % bis zu 50 % bis zu 25 % bis zu 20 % bis zu 15 % Arbeitgeberbeteiligung -- -- -- mind. 50 % mind. 75 % mind. 80 % mind. 85 % Arbeitsentgeltzuschuss bis 100 % bis zu 75 % bis zu 50 % bis zu 50 % bis zu 25 % bis zu 25 % bis zu 25 % Zielt ab auf Personen, die berufliche Tätigkeiten ausüben, die durch Technologien ersetzt werden können oder in Hinweis sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sind, oder die eine Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. Arbeit-von-morgen-Gesetz (ab 1.10.2020) Mindestdauer -- mehr als 120 Unterrichtsstunden Abhängig von Betriebsgröße bzw. Zugehörigkeit zu einer Personengruppe Betriebe mit Betriebe mit 10–249 Beschäftigten Betriebe mit Betriebe mit mindestens Übernahme weniger als 250–2.499 2.500 Beschäftigten 100 % Ältere (≥ 45) sonstige Lehrgangskosten 10 Beschäftigten Beschäftigten und SBB Beschäftigte bis zu 50 % bis zu 25% bis zu 15 % bis zu 100% bis zu 100% (551) / 602)/ 653) %) (301) / 352)/ 403) %) (201)/252)/303) %) mind. 50 % mind. 75 % mind. 85 % Arbeitgeberbeteiligung -- -- -- (451)/ 402)/ 353) %) (701)/652)/603) %) (801)/752)/703) %) bis zu 75 % bis zu 50 % bis zu 50 % bis zu 25 % bis zu 25 % Arbeitsentgeltzuschuss bis 100 % (801)/ 852)/ 903) %) (551)/602)/ 653) %) (551)/602)/ 653) %) (301)/35/2)403) %) (301)/35/2)403) %) Zielt ab auf Personen, die berufliche Tätigkeiten ausüben, die durch Technologien ersetzt werden können oder in Hinweis sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sind, oder die eine Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. SBB = schwerbehinderte Beschäftigte, WB = Weiterbildung Anmerkungen: Bei den „Unveränderten Förderkonditionen“ gilt, dass zusätzlich ggf. unmittelbar entstehende Fahrkosten, Kosten für auswärtige Unterbringung und Verpflegung sowie Kosten für die Betreuung von Kindern übernommen werden können. Das „Sonderprgramm WeGebAU“ wird vereinfacht dargestellt (ohne die 3. Säule des Sonderprogramms „Abschlussorientierte berufs- qualifizierende Ausbildung“). 1) Verringerung der Beteiligung des Arbeitgebers an den Lehrgangskosten und Erhöhung des Arbeitsentgeltzuschusses (AEZ) um 5 Prozent bei Vorliegen einer Betriebsvereinbarung über die berufliche Weiterbildung oder eines Tarifvertrages, der betriebsbezogen berufliche Weiterbildung vorsieht. 2) Verringerung der Beteiligung des Arbeitgebers an den Lehrgangskosten und Erhöhung des AEZ um 10 Prozent, wenn die beruflichen Kompetenzen von mindestens 20 Prozent der Beschäftigten eines Betriebes den betrieblichen Anforderungen voraussichtlich nicht oder teilweise nicht mehr entsprechen, in kleinen und mittleren Unternehmen bereits ab 10 Prozent der Beschäftigten. 3) Verringerung der Beteiligung des Arbeitgebers an den Lehrgangskosten und Erhöhung des AEZ um insgesamt 15 Prozent, sofern die Voraussetzungen für 1) und 2) erfüllt sind. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die Förderübersicht der Bundesagentur für Arbeit. © IAB IAB-Kurzbericht 24|2020 3
beitnehmerin oder der Arbeitnehmer mindestens Neben einer Öffnung der Bezuschussung der Lehr- 45 Jahre alt beziehungsweise schwerbehindert ist. gangskosten für weitere Personengruppen und Voraussetzung für die Förderung ist, dass die einer Ausweitung der Förderung von Anpassungs- Weiterbildung außerhalb des Betriebs durch- qualifizierungen können Betriebe nun auch bei al- geführt wird und mehr als 160 Stunden dauert len geförderten Weiterbildungen von Beschäftigten (Letzteres wurde durch das Arbeit-von-morgen- einen Arbeitsentgeltzuschuss (AEZ) erhalten. Die- Gesetz auf mehr als 120 Stunden reduziert). Die ser beträgt bei gering qualifizierten Beschäftigten abgeschlossene Berufsausbildung des geförderten bei Teilnahme an abschlussorientierten Qualifizie- Beschäftigten muss mindestens vier Jahre zurück- rungen bis zu 100 Prozent. Für sonstige Beschäf- liegen. Auch darf dieser in den letzten vier Jahren tigte beträgt der AEZ in Betrieben mit weniger als nicht an einer nach § 82 SGB III geförderten Wei- 10 Beschäftigten bis zu 75 Prozent, bei Betrieben terbildung teilgenommen haben. Nicht förderfä- mit 10 bis 249 Beschäftigten bis zu 50 Prozent und hig sind Maßnahmen, zu deren Ausführung Ar- bei Betrieben ab 250 Beschäftigten bis zu 25 Pro- beitgeber ohnehin verpflichtet sind. zent. Seit der Einführung des Arbeit-von-morgen- Abhängig von der Betriebsgröße und den Merk- Gesetzes können auch die AEZ-Fördersätze unter malen der Geförderten muss sich der Arbeitgeber bestimmten Voraussetzungen erhöht werden (vgl. weiterhin teilweise an den Lehrgangskosten betei- Tabelle T1). ligen. Vor der Einführung des Arbeit-von-morgen- Die neuen Regelungen im Qualifizierungschan- Gesetzes, das die prozentualen Fördersätze zum cengesetz öffnen die Weiterbildungsförderung also 1.10.2020 erhöht hat (vgl. Tabelle T1), betrug diese für alle Beschäftigten, auch wenn für bestimmte, Beteiligung in Betrieben mit 10 bis 249 Beschäftig- beim Zugang zu Weiterbildung benachteiligte Grup- ten mindestens 50 Prozent und in Betrieben ab 250 pen die Zuschüsse weiterhin höher ausfallen. Da Beschäftigten mindestens 75 Prozent. Für Beschäf- Anpassungsqualifizierungen seitdem nicht mehr tigte in Betrieben mit mehr als 2.500 Beschäftigten nur in KMU, sondern in allen Betrieben gefördert übernahm die BA 15 Prozent der Lehrgangskosten werden, kann es auch bei der Art der Weiterbildun- beziehungsweise 20 Prozent, wenn eine Betriebs- gen zu Veränderungen gekommen sein. Die so er- vereinbarung oder ein Tarifvertrag mit Regelun- weiterte Förderung könnte sich sowohl auf die Zahl gen zur betriebsbezogenen Weiterbildung vorlag. der Eintritte in eine Weiterbildung als auch auf die Die BA übernahm (und übernimmt weiterhin) bis Zusammensetzung der Teilnehmenden auswirken. zu 100 Prozent der Lehrgangskosten in Betrieben Bei den folgenden Auswertungen liegt der mit weniger als 10 Beschäftigten. Das gilt auch für Schwerpunkt zunächst auf Eintritten in Förderun- Betriebe mit 10 bis 249 Beschäftigten, wenn die ge- gen durch die Übernahme von Lehrgangskosten, förderten Beschäftigten mindestens 45 Jahre oder bevor die Zugänge in Förderungen mit einem Ar- schwerbehindert sind. beitsentgeltzuschuss dargestellt werden. A1 Übernahme von Lehrgangskosten Monatliche Eintritte Beschäftigter in geförderte Weiterbildung mit Übernahme von Lehrgangskosten Gleichbleibender Anstieg der Zugangszahlen SGB III, Januar 2016 bis Juni 2020 Im Beobachtungszeitraum Januar 2016 bis Dezem- 7.000 ber 2019 hat die Zahl der Beschäftigten, die mit ei- Eintritte 6.000 nem Zuschuss zu den Lehrgangskosten gefördert Trendlinie 5.000 wurden, durchgehend zugenommen (vgl. Abbil- 4.000 dung A1). Dabei weisen die Daten nicht auf einen 3.000 deutlich stärkeren Anstieg ab dem Jahr 2019 hin. 2.000 1.000 Vielmehr scheint sich der positive Trend seit dem 0 Jahr 2016 fortzusetzen – zumindest bis zum Beginn Nov Nov Nov Nov Sep Sep Sep Sep Mär Mär Mär Mär Mär Jan Jan Jan Jan Jan Juli Juli Juli Juli Mai Mai Mai Mai Mai der Corona-Krise und den damit einhergehenden 2016 2017 2018 2019 2020 Kontaktbeschränkungen im Frühjahr 2020. Tabel- Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit. © IAB le T2 (Seite 5) und Abbildung A2 (Seite 6) zeigen, 4 IAB-Kurzbericht 24|2020
dass sich die Zugänge zwischen 2016 und 2019 ver- Erst im Juni stiegen die Eintritte in die Beschäftig- doppelt haben und dabei von über 15.000 auf über tenqualifizierung gegenüber dem Vorjahresmonat 30.000 Teilnehmende jährlich gestiegen sind. Der wieder an, und zwar um 263 Personen beziehungs- Zuwachs fiel im Jahr 2019 mit etwa 5.700 Zugängen weise 21 Prozent. im Vergleich zum Vorjahr etwas höher aus als in Betrachtet man die unterschiedlichen Arten von den Jahren 2017 und 2018 (4.600 bzw. 4.700 Zugän- geförderten Weiterbildungen, zeigt sich, dass zwi- ge). Relativ zum Vorjahresniveau fiel der Zuwachs schen 2016 und 2018 der Anteil der Eintritte in Wei- im Jahr 2019 jedoch etwas niedriger aus als in den terbildungen mit Abschluss in einem anerkannten Vorjahren. Aufgrund der erweiterten Zugangsmög- Ausbildungsberuf kontinuierlich gesunken ist und lichkeiten durch das QCG hätte man höhere Steige- sonstige Weiterbildungen an Bedeutung gewonnen rungen erwarten können. haben. Im Jahr 2019 kehrt sich dieser Trend um: Ein möglicher Grund für die eher moderate Stei- Weiterbildungen mit Abschluss wurden wieder gerung bei den Zugangszahlen könnte in Informa- verstärkt gefördert sodass die jeweiligen Anteile tionsdefiziten bei den Beschäftigten und/oder den wieder auf dem Niveau von 2016 lagen (vgl. Ta- Betrieben bezüglich der Fördermöglichkeiten des belle T2). Die Neuerungen durch das QCG hätten QCG liegen. Eine Studie von van den Berg et al. einen Anstieg bei Anpassungsqualifizierungen (2019) zu WeGebAU untersucht den Einfluss von erwarten lassen, da vor allem für diese Art von Info-Broschüren – die an potenziell förderberech- Weiterbildungen die Fördermöglichkeiten durch tigte Beschäftigte geschickt wurden und Informati- das QCG erweitert wurden. Die umfangreichen onen zu Weiterbildung allgemein und zu WeGebAU Fördermöglichkeiten für Weiterbildungen, die auf im Speziellen enthielten –, auf die Bekanntheit des den nachträglichen Erwerb eines Berufsabschlus- Förderprogramms und auf die Wahrscheinlichkeit, ses abzielen, haben sich hingegen durch das QCG eine geförderte oder ungeförderte Weiterbildung nicht geändert und bestanden auch vorher in glei- aufzunehmen. Die Analyse zeigt, dass die Broschü- cher Ausgestaltung. re zwar die Bekanntheit des Programms erhöhte, Eine detailliertere Auswertung der Zugänge aber keine Effekte auf die Wahrscheinlichkeit hat- nach den jeweiligen Förderkonditionen, wie in te, eine geförderte Weiterbildung zu beginnen. Ein Tabelle T1 dargestellt, ist hier nicht möglich, da Grund dafür, dass Beschäftigte keine Förderung in diese erst für Förderungen nach dem QCG ab dem Anspruch nehmen, könnte darin liegen, dass sie 18. März 2019 erfasst werden. sich durch eine öffentliche Subventionierung ihrer Weiterbildung stigmatisiert fühlen. So weist eine Kaum Änderungen in der Teilnehmendenstruktur Studie von Osiander und Stephan (2020) darauf Da die Förderung durch das Qualifizierungschan- hin, dass Beschäftigte ihre Teilnahmewahrschein- cengesetz für weitere Beschäftigungsgruppen ge- lichkeit an einer Weiterbildung als etwas geringer öffnet wurde, beispielsweise stärker auch für jün- einschätzen, wenn sie durch die BA gefördert wird. gere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Am Anfang des Jahres 2020 setzte sich der Trend für qualifizierte Beschäftigte, wären schon allein der Vorjahre fort. Er wurde allerdings durch die T2 Kontaktbeschränkungen zu Beginn der Corona- Jährliche Zugänge Beschäftigter in geförderte Weiterbildung (WB) Krise – während deren Gültigkeit keine Präsenzver- mit Übernahme von Lehrgangskosten, gesamt und nach Bildungsziel anstaltungen durchgeführt werden konnten – zu- SGB III, 2016 bis 2019, absolute Zahlen und Zeilenprozente nächst unterbrochen. Hatten im März 2020 noch 1.921 Beschäftigte eine geförderte Weiterbildung Berufliche WB WB mit Abschluss1) Sonstige WB insgesamt absolut in % absolut in % begonnen, waren es im April 2020 nur noch 1.127 2016 15.018 5.475 36,5 9.543 63,5 Eintritte. Im März lag der Anstieg gegenüber dem 2017 19.635 6.170 31,4 13.465 68,6 Vorjahresmonat bei 290 Zugängen beziehungswei- 2018 24.344 7.187 29,5 17.157 70,5 se 18 Prozent. Im April 2020 begannen 1.087 Perso- 2019 30.055 10.943 36,4 19.112 63,6 nen weniger eine geförderte Weiterbildung als im Vorjahresmonat (–49 %), im Mai waren es immer 1) Weiterbildungen mit einem Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf entsprechen einer Erstausbil- dung. Sie sind dieser gegenüber in der Regel um ein Drittel verkürzt. noch 18 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. © IAB IAB-Kurzbericht 24|2020 5
deshalb Änderungen in der Teilnehmerstruktur Abbildung A2 zeigt die jährlichen Zugänge in zu erwarten gewesen. In Tabelle T3 ist zu sehen, geförderte Weiterbildung mit Übernehme der dass sich bei der Zusammensetzung der Teilneh- Lehrgangskosten für den Zeitraum 2016 bis 2019. menden nur punktuelle Änderungen im Zeitver- Neben der Gesamtzahl der Eintritte werden die lauf zeigen: Fast 38 Prozent der Teilnehmenden im fünf häufigsten Zielberufe und ihr Anteil an allen Jahr 2019 sind Beschäftigte ohne Berufsausbildung. Zugängen dargestellt. Die Berufe beziehen sich Ihr Anteil liegt damit – ebenso wie der Anteil der jeweils auf die Berufsgruppen (3-Steller) nach der Geförderten mit nicht-deutscher Nationalität – hö- Klassifikation der Berufe 2010. Die Zusammenset- her als in den Vorjahren. Die verstärkte Förderung zung der Top-5-Berufsgruppen hat sich innerhalb gering qualifizierter Beschäftigter sowie ein hoher dieses Zeitraums nicht verändert, auch wenn sich Anteil von Weiterbildungen, die zu einem Berufs- die Reihenfolge bei den drei weniger stark vertrete- abschluss führen, könnten darauf zurückzuführen nen Berufsgruppen unterscheidet. Mit Abstand am sein, dass der Schwerpunkt des QCG auf Weiterbil- häufigsten wurden Weiterbildungen im Bereich der dungen in Engpassberufen liegt. Altenpflege gefördert. Im gesamten Beobachtungs- T3 zeitraum bildete sich rund ein Drittel aller geför- derten Beschäftigten in diesem Bereich weiter. Der Jährliche Zugänge Beschäftigter in geförderte Weiterbildung mit Übernahme von Lehrgangskosten nach Personengruppen zweithäufigste Zielberuf ist „Fahrzeugführung im SGB III, 2016 bis 2019, Anteile in Prozent Straßenverkehr“. Dieser enthält sowohl Berufskraft- fahrerinnen und -fahrer (Güterverkehr/LKW) als 2016 2017 2018 2019 auch Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fah- Frauen 53,3 48,4 45,8 49,0 Ausländerinnen und Ausländer 14,0 14,9 16,8 20,8 rer und wurde vor allem im Jahr 2018 mit 26 Pro- unter 25 Jahre 10,8 12,9 15,3 11,8 zent verstärkt gefördert. Deutlich unter diesen Zah- Alter bei 25 bis 44 Jahre 62,8 63,7 64,3 65,7 len liegen mit 3 bis 7 Prozent aller Zugänge eines Eintritt 45 Jahre und älter 26,4 23,4 20,4 22,5 Jahres Förderungen in den Bereichen „Erziehung, dar.: 55 Jahre und älter 4,5 4,1 3,4 4,1 Sozialarbeit, Heilerziehungspflege“, „Gesundheits- schwerbehinderte Menschen 1,2 1,1 1,0 1,2 Alleinerziehende 8,5 7,5 6,9 7,7 und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburts- ohne abgeschl. Berufsausbildung 27,2 21,3 34,1 37,7 hilfe“ sowie „Maschinenbau und Betriebstechnik“. Teilzeitbeschäftigte 7,1 6,0 7,4 6,4 Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. © IAB für den Beobachtungszeitraum neben der Alten- pflege, die schon länger als Engpassberuf gilt, zu- A2 mindest zeitweise beziehungsweise teilweise auch Jährliche Zugänge Beschäftigter in geförderte Weiterbildung mit Berufe aus den anderen Top-5-Berufsgruppen als Übernahme von Lehrgangskosten insgesamt und in den Top-5-Berufsgruppen Engpassberufe aus (Statistik der BA 2019, 2020). SGB III, 2016 bis 2019, absolute Zahlen und Anteil in Prozent 30.055 Trotz der Fokussierung unter anderem auf Eng- passberufe haben sich durch die Einführung des 9.544 QCG keine deutlichen Verschiebungen bei den 24.344 sonstige Berufsgruppen (32 %) Berufsgruppen ergeben, in denen Weiterbildung Maschinenbau und 7.327 Betriebstechnik mit Zuschüssen zu den Lehrgangskosten gefördert 19.635 (30 %) 1.319 (4 %) 1.240 (4 %) Gesundheits- und Kran- wird. Schwerpunktmäßig wurden auch schon vor 6.137 1.491 (5 %) kenpflege, Rettungs- Einführung des QCG Berufe gefördert, in denen 15.018 (31 %) 1.294 (5 %) dienst und Geburtshilfe 1.214 (5 %) Fachkräfteengpässe vorherrschen. 4.519 5.931 (20 %) Erziehung, Sozialarbeit, (30 %) 1.147 (6 %) Heilerziehungspflege 6.402 (26 %) 4.476 (23 %) Fahrzeugführung im Straßenverkehr Arbeitsentgeltzuschuss: Zuletzt 2.572 (17 %) 10.530 deutlicher Anstieg der Förderzugänge 7.232 (35 %) Altenpflege 5.401 6.088 (30 %) (36 %) (31 %) Neben den Änderungen bei der Übernahme der Lehrgangskosten änderten sich auch die Vorausset- 2016 2017 2018 2019 zungen für den Erhalt eines Arbeitsentgeltzuschus- Anmerkung: Berufsgruppen (3-Steller) nach der Klassifikation der Berufe 2010. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit. © IAB ses (AEZ). Diesen kann ein Betrieb erhalten, wenn 6 IAB-Kurzbericht 24|2020
A3 Beschäftigte aufgrund der Weiterbildung nicht arbeiten. Vor der Einführung des QCG konnte ein Jährliche Zugänge Beschäftigter in geförderte Weiterbildung mit Arbeitsentgeltzuschuss insgesamt und in den Top-5-Berufsgruppen AEZ nur für gering qualifizierte Beschäftigte, die an SGB III, 2016 bis 2019, einer Weiterbildung zum Nachholen eines Berufs- absolute Zahlen und Anteile in Prozent 25.625 abschlusses teilnahmen, beantragt werden. Nun ist sonstige Berufsgruppen dies zu einem gewissen Prozentsatz (vgl. Tabelle T1) Metallbearbeitung 11.392 für alle Weiterbildungsmaßnahmen möglich, dar- (43 %) Maschinenbau und Betriebstechnik unter auch für Anpassungsqualifizierungen. 13.473 Erziehung, Sozialarbeit, Bei der Förderung durch AEZ zeigt sich im Jahr Heilerziehungspflege 2019 im Vergleich zum Vorjahr fast eine Verdop- 11.841 4.168 (31 %) Lagerwirtschaft, Post, pelung der Fallzahlen (vgl. Abbildung A3). Die In- 9.528 3.840 2.954 (11 %) Zustellung, Güterumschlag (32 %) 2.705 anspruchnahme des AEZ scheint also infolge der (28 %) 1.753 (13 %) Gesundheits- und neuen Regelungen des QCG stark gestiegen zu sein. 1.268 (13%) 1.509 (13 %) Krankenpflege, Rettungs- 9.209 6.088 (35 %) dienst und Geburtshilfe Aber auch hier finden sich dadurch keine deutli- 4.597 5.179 (45 %) (48 %) (44 %) chen Veränderungen bei der Zusammensetzung Altenpflege 2016 2017 2018 2019 der geförderten Personengruppen. Im Gegensatz Anmerkung: Berufsgruppen (3-Steller) nach der Klassifikation der Berufe 2010. zur Entwicklung bei den Förderungen mit Über- Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit. © IAB nahme von Lehrgangskosten schwankt hier der Anteil der ausländischen Teilnehmenden und der- T4 jenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Zugänge in eine Förderung mit Arbeitsentgeltzuschuss nach Personengruppen Beobachtungszeitraum. Allerdings ist der Anteil SGB III, 2016 bis 2019, Anteile in Prozent der geförderten Frauen an allen Teilnehmenden 2016 2017 2018 2019 im Zeitraum 2016 bis 2019 um mehr als 9 Prozent- Frauen 64,1 62,2 61,5 54,8 punkte auf zuletzt kanpp 55 Prozent zurückgegan- Ausländerinnen und Ausländer 20,6 22,1 26,4 22,5 unter 25 Jahre 7,4 7,3 8,6 10,4 gen (vgl. Tabelle T4). Alter bei 25 bis 44 Jahre 70,2 69,2 68,9 67,0 Ähnlich wie bei der Übernahme der Lehrgangs- Eintritt 45 Jahre und älter 22,4 23,5 22,5 22,6 kosten wurden AEZ vor allem im Bereich der Al- dar.: 55 Jahre und älter 2,2 2,9 2,7 3,9 tenpflege gewährt (vgl. Abbildung A3). Aufgrund schwerbehinderte Menschen 1,1 1,0 1,1 1,2 des starken Anstiegs der Förderungen mit AEZ Alleinerziehende 12,8 11,9 11,7 9,2 sinkt ihr Anteil an allen AEZ allerdings im Beob- ohne abgeschl. Berufsausbildung 37,1 31,3 46,8 39,8 achtungszeitraum von 48 Prozent auf zuletzt etwa Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen. © IAB 35 Prozent im Jahr 2019. Diese relative Verschie- bung könnte ein Grund für den oben genannten jedoch die Förderungen mit einem AEZ diejenigen Rückgang des Anteils geförderter Frauen sein. mit einem Zuschuss zu den Lehrgangskosten. Ein Die fünf am häufigsten geförderten Berufe un- Grund hierfür könnte darin liegen, dass bei einem terscheiden sich zum Teil von denen bei der För- Teil schulischer Weiterbildungen keine förderfähi- derung der Lehrgangskosten. So ist beispielswei- gen Lehrgangskosten anfallen und diese dennoch se „Fahrzeugführung im Straßenverkehr“ bei den mit einem AEZ gefördert werden können, wenn sie Top-5-Berufsgruppen mit AEZ-Förderung nicht im Grunde förderfähig sind. Eine genauere Analy- enthalten. Unter Weiterbildungen in dieser Berufs- se der Gründe ist zur Zeit nicht möglich, da hierzu gruppe fällt beispielsweise der Erwerb eines LKW- keine Daten vorliegen. Führerscheins, der außerhalb der Arbeitszeit er- folgen kann und somit keinen Arbeitsausfall beim Fazit Arbeitgeber mit sich bringen muss. Frühere Untersuchungen zum Sonderprogramm Insgesamt werden auch nach Inkrafttreten des WeGebAU zeigten, dass sich die Beschäftigten- QCG Weiterbildungen häufiger durch die Über- qualifizierung positiv auf die Erwerbsverläufe der nahme von Lehrgangskosten als durch Arbeitsent- Teilnehmenden auswirken kann. Positive Effekte geltzuschüsse gefördert. Insbesondere in den Ge- finden sich hierbei für beide Zielgruppen des Son- sundheits- und Krankenpflegeberufen übersteigen derprogramms, sowohl für ältere Arbeitnehmerin- IAB-Kurzbericht 24|2020 7
nen und Arbeitnehmer in KMU (Dauth/Toomet (2019) allerdings zeigt, konnte mit dem Versand 2016) als auch für gering qualifizierte Beschäftigte. einer Info-Broschüre zwar die Bekanntheit des Für Letztere war die Teilnahme mit einem durch- Programms erhöht werden, dies hatte aber keinen schnittlichen Anstieg der Löhne um 13 Prozent Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, eine geförder- verbunden (Dauth 2020). te Weiterbildung aufzunehmen. Ein Grund dafür, Die Zugangszahlen in die Beschäftigtenqualifizie- dass Beschäftigte keine Förderung in Anspruch Anton Klaus rung mit Förderungen der Lehrgangskosten haben nehmen, könnte sein, dass sie sich durch eine öf- ist Mitarbeiter in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. sich im Zeitraum 2016 bis 2019 zwar verdoppelt. Der fentliche Subventionierung ihrer Weiterbildung anton.klaus@ Zuwachs im Jahr 2019 fiel mit etwa 5.700 Zugängen stigmatisiert fühlen (Osiander/Stephan 2020). arbeitsagentur.de aber nicht so hoch aus, wie es die deutliche Auswei- Des Weiteren müssen Arbeitgeber bereit sein, tung der Fördermöglichkeiten für die Weiterbildung ihre Mitarbeiter für Weiterbildungen freizustellen. Beschäftigter durch das Qualifizierungschancenge Der Anreiz hierfür könnte mit der Ausweitung der setz ab dem 1.1.2019 hätte erwarten lassen. Auch Fördermöglichkeiten durch einen Arbeitsentgelt- die Struktur der Geförderten und die Berufsberei- zuschuss verstärkt worden sein. Auch wenn die che, in denen Beschäftigte gefördert wurden, haben Förderung mit einem Arbeitsentgeltzuschuss seit sich durch die Einführung des QCG kaum geändert, Inkrafttreten des QCG deutlich häufiger in An- obwohl die Förderung nicht mehr wie zuvor auf be- spruch genommen wurde als zuvor, können ein- PD Dr. Thomas Kruppe stimmte Personengruppen beschränkt ist und nun heitliche Mindestregelungen zur Schaffung von ist Mitarbeiter im Forschungs- ein Schwerpunkt auf Engpassberufen liegt. Einen Bildungszeiten für Beschäftigte hier ansetzen und bereich „Arbeitsförderung und Erwerbstätigkeit“ im IAB. deutlichen Zuwachs gab es 2019 allerdings bei der die Anreize erhöhen (Kruppe 2020). thomas.kruppe@iab.de Förderung von gering qualifizierten Beschäftigten, Literatur für deren Weiterbildungen Lehrgangskosten über- Böheim, René; Wakolbinger, Florian (2009): Mehr Lohn bei nommen wurden und insgesamt bei der Förderung betrieblicher Weiterbildung? Eine empirische Analyse mit einem Arbeitsentgeltzuschuss, der im Rahmen österreichischer Unternehmen. Wirtschaft und Gesell- schaft – WuG, Kammer für Arbeiter und Angestellte für des QCG nun für alle Beschäftigten und alle Arten Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik, von Weiterbildungen möglich ist. Mit über 25.500 vol. 35 (2), S. 187–213. Dauth, Christine (2020): Regional discontinuities and the Zugängen im Jahr 2019 war die Zahl der AEZ fast effectiveness of further training subsidies for low-skilled doppelt so hoch wie 2018. employees. In: ILR Review, Vol. 73, No. 5, S. 1147–1184. Dauth, Christine; Toomet, Ott (2016): On government-sub- Dr. Julia Lang Insgesamt hat die Ausweitung der Fördermög- sidized training programs for older workers. In: Labour, ist Mitarbeiterin im lichkeiten in der Beschäftigtenqualifizierung an- Vol. 30, No. 4, 371–392. Forschungsbereich „Arbeits- Kruppe, Thomas (2020): Gestärkte Weiterbildung weiter förderung und Erwerbs scheinend keine deutlichen Änderungen bei der stärken. In: WSI-Mitteilungen, Vol. 73, No. 4, S. 304–306. tätigkeit“ im IAB. Zahl und der strukturellen Zusammensetzung der Kuckulenz, Anja (2006): Wage and Productivity Effect of julia.lang@iab.de Teilnehmenden mit sich gebracht. Der erleichter- Continuing Training in Germany: A Sectoral Analysis, ZEW Discussion Paper No. 06–025, Mannheim. te Zugang zur Förderung von Weiterbildung trägt Osiander, Christopher; Stephan, Gesine (2020): Was beein- aber sicher dazu bei, diese zu stärken. Allerdings flusst die Weiterbildungsbereitschaft von Beschäftigten? Befunde aus einer Vignettenstudie. In: Industrielle Be- müssen weitere Rahmenbedingungen geschaffen ziehungen, Vol. 27, No. 3, S. 336–359 (im Erscheinen). werden, die es Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020): Berichte: nehmern besser ermöglichen, an Weiterbildung Blickpunkt Arbeitsmarkt – Oktober 2020: Pädagogisches Personal in der Kinderbetreuung und -erziehung. teilzunehmen. Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2019): Berichte: Eine Voraussetzung für die Nachfrage nach der Blickpunkt Arbeitsmarkt – Dezember 2019: Fachkräf- teengpassanalyse. Konrad Roesler Förderung ist ihre Bekanntheit. Um die Förderung van den Berg, Gerard J.; Dauth, Christine; Homrighausen, ist Mitarbeiter in der Statistik in Anspruch zu nehmen, müssen Beschäftigte oder Pia; Stephan, Gesine (2019): Informing employees in der Bundesagentur für Arbeit. small and medium sized firms about training: results of Arbeitgeber die Fördermöglichkeiten kennen. Wie konrad.roesler@ a randomized field experiment. IAB-Discussion Paper arbeitsagentur.de die Studie zu WeGebAU von van den Berg et al. 22/2019. Impressum | IAB-Kurzbericht Nr. 24, 15.12.2020 (überarbeitete Version vom 12.1.2021) | Herausgeber: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- forschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, 90327 Nürnberg | Redaktion: Elfriede Sonntag | Graphik & Gestaltung: Nicola Brendel | Foto: Wolfram Murr, Fotofabrik Nürnberg, Jutta Palm-Nowak und privat | Druck: MKL Druck GmbH & Co. KG, Ostbevern | Rechte: Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des IAB | Bezug: IAB-Bestellservice, c/o wbv Media GmbH & Co. KG, Auf dem Esch 4, 33619 Bielefeld; Tel. 0911-179-9229 (es gelten die regulären Festnetzpreise, Mobilfunkpreise können abweichen); Fax: 0911-179-9227; E-Mail: iab-bestellservice@wbv.de | IAB im Internet: www.iab.de. Dort finden Sie unter anderem diesen Kurzbericht zum kostenlosen Down- load | Anfragen: iab.anfragen@iab.de oder Tel. 0911-179-5942 | ISSN 0942-167X 8 IAB-Kurzbericht 24|2020
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