Policy AdvicE notEs - CIVITAS
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
O2 Policy AdviCE notes Umweltfreundlichere Fahrzeuge und alternative Kraftstoffe Die europäische CIVITAS Initiative unterstützt Städte bei der Umset- zung einer integrierten Verkehrspolitik, die auf Nachhaltigkeit, Umwelt- freundlichkeit und Energieeffizienz ausgerichtet ist. Die aus den Pla- nungs- und Umsetzungsphasen gewonnenen Erkenntnisse sind in zwölf Policy Advice Notes zusammengefasst und vermitteln eine Vorstellung davon, wie städtische Nahverkehrsprobleme gelöst werden können, die auf die Städte der Europäischen Union in Zukunft zukommen werden.
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Umweltfreundlichere Fahrzeuge und alternative Kraftstoffe Reduzierung der durch Straßenverkehr verursachten Schadstoffemissionen Überblick MASSNAHMEN B ESCHREI B U NG Straßenverkehr beeinträchtigt die Luftqualität in europäischen Städten und damit die Lebens- qualität und Gesundheit ihrer Einwohner. Daher sollte die Reduzierung der durch Straßenverkehr verursachten Schadstoffemissionen zu den Zielen jeder Stadt gehören. Es sind verschiedene geeig- nete technische Optionen verfügbar, die sich auf PKWs, LKWs und Busse beziehen: 1. Die Verwendung umweltfreundlicherer Kraft- stoffe wie Biodiesel, Biogas, komprimiertem Erdgas oder Flüssiggas. 2. Ausstattung der Fahrzeuge mit Filtern oder Motoren der neusten Generation, z. B. Einfüh- Im Rahmen von CIVITAS II (2005–2009) wur- rung besonders umweltfreundlicher Fahrzeuge (Enhanced Environmentally Friendly Vehicles, den verschiedene Maßnahmen zur Einfüh- EEV) mit Emissionsstandards gemäß Euro-5- rung schadstoffarmer Fahrzeuge und Kraft- und Euro-6-Normen). Diese Maßnahmen sind stoffe in europäischen Städten umgesetzt. weniger effektiv als die Einführung neuer und umweltfreundlicherer Fahrzeuge und Kraftstof- Wichtige Informationen über die Umsetzung fe, jedoch auch weniger kostenaufwändig. der Maßnahmen und die in den Städten ge- wonnenen Erfahrungen sind in dieser Policy ZIELGR U P P EN Advice Note zusammengefasst. Sie dienen der Unterstützung und der Information von Die Hauptzielgruppen dieser Maßnahme sind an diesen Aktivitäten interessierten Lokalpo- Autofahrer und Manager bzw. Inhaber von Fahr- zeugflotten mit bestimmtem Einsatzradius (z. B. litikern. öffentliche Verkehrsbetriebe, lokale Behörden und Manager kommerzieller Fahrzeugflotten), die veranlasst werden sollen, für kommerzielle oder private Zwecke umweltfreundlichere Fahrzeuge zu nutzen. 2
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e hat zu einer Reduzierung von Maßnahme: Einführung umweltfreundlicherer Fahrzeuge Schadstoffemissionen in % geführt (CIVITAS II-Stadt) CO2 CO NOx PM10 HC Einführung von Biodieselbussen, die die Busse der Emissionsklassen 55% 20% 30% 85% 40% EURO 0 und EURO 1 ersetzen (Toulouse) Einführung von Biodieselbussen, die die Busse der Emissionsklasse - 49% 13% 46% 68% EURO 2 ersetzen (Ljubljana) Einführung von Gasantriebbussen, die die Busse der Emissionsklasse 12,5% - - - - EURO 2 ersetzen (Ljubljana) Einführung von Gasantriebbussen, die die Dieselbusse ersetzen 83,5% 75% -1% 91% 61% (Toulouse, Ploiesti) Einführung von Flüssiggasbussen, die die Dieselbusse der 21% 5% 31% 96% - Emissionsklasse EURO 3 ersetzen (Ploiesti) Einführung von Flüssiggastaxis, die die Fahrzeuge mit Diesel- und 10% 7% 3% 33% - Benzinantrieb ersetzen (Suceava) Einführung besonders umweltfreundlicher Busse (Enhanced Environ- mentally Friendly Vehicles, EEV) mit Motoren gemäß Emissionsklasse 4, 2% 98% 68% 89% 98% Teilchenfiltern und AdBlue-Technologie (wässrige 32,5%ige Harnstofflö- sung), die die Busse der Emissionsklasse EURO 3 ersetzen (La Rochelle) A U SWIR K U NGEN U ND VORTEILE chen. Weitergehende Informationen zu diesem Thema enthält der Vorschlag für eine Richtlinie Für die Öffentlichkeit des Europäischen Parlaments und des Rates zur Umweltfreundlichere Fahrzeuge tragen zu einer Förderung der Nutzung von Energie aus erneuer- Reduzierung der Luftverschmutzung in Städten baren Quellen1. bei. Die schädlichen Auswirkungen der Fahrzeu- gemissionen können verringert werden, und die Lebensqualität der Bürger steigt. In folgenden CI- VITAS II-Städten konnten die Schadstoffemissio- nen reduziert werden (siehe Tabelle oben). Langfristig kann die Einführung von Fahrzeugen mit Biodiesel- oder Biogasantrieb zu einer größe- 1 Europäische Kommission, 2008: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung ren Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und von Energie aus erneuerbaren Quellen, Brüssel, Belgien instabilen Ölpreisen führen. Die Produktion und der Transport von Biokraft- stoffen gemäß international akzeptierter Nachhal- tigkeitskriterien müssen allerdings gewährleistet www.eltis.org sein. Daher haben sich alle EU-Mitgliedstaaten gemäß eindeutiger Richtlinien das gemeinsame Ziel gesteckt, bis 2020 einen Biokraftstoff-Min- destanteil von 10 % im Verkehrssektor zu errei- 3
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Für Einzelpersonen RAHMEN B EDING U NGEN Die Anschaffungskosten für ein umweltfreund- F Ü R DEN ER F OLG liches Fahrzeug sind zwar höher als die für ein konventionelles Fahrzeug mit Diesel- oder Benzi- Es ist empfehlenswert, und vielleicht auch die nantrieb, jedoch existieren in vielen europäischen einfachste Methode, die Verwendung umwelt- Ländern Anreize zum Kauf von Fahrzeugen, die freundlicher Kraftstoffe zuerst bei Fahrzeugflot- mit neuen Technologien ausgestattet sind. So ten mit einem bestimmten Einsatzradius (z. B. können beispielsweise Privatpersonen Kraftstoff- öffentliche Verkehrsbetriebe, Taxis, Car-Sharing- kosten aufgrund einer geringeren Besteuerung Unternehmen) zu initiieren, da in diesen Berei- des Kraftstoffs sparen. Außerdem wird die An- chen technische und logistische Probleme im schaffung umweltfreundlicher Fahrzeuge steuer- Zusammenhang mit der Bereitstellung alternati- lich begünstigt. ver Kraftstoffe am leichtesten zu lösen sind. Be- treiber oder Inhaber von Fahrzeugflotten haben Für Unternehmen in der Regel die Möglichkeit, eine Einkaufspolitik • Die Verwendung umweltfreundlicherer Fahr- festzulegen. Zudem kann die Fahrzeugflotte zur zeuge verbessert das Image eines Unterneh- Erreichung einer kritischen Masse und zu ent- mens (z. B. von Verkehrsbetrieben oder Betrei- sprechenden Preisvergünstigungen beitragen. bern kommerzieller Fahrzeugflotten) und kann Die Anschaffung umweltfreundlicher Fahrzeuge daher zu einer höheren Nachfrage nach seinen durch öffentliche Stellen schafft eine Anfangs- Dienstleistungen und Produkten führen. nachfrage nach Kraftstoffversorgungsmöglich- • Unternehmen können Kraftstoffkosten sparen keiten, die wiederum eine Voraussetzung für und von verschiedenen staatlichen Anreizen eine größere Beliebtheit von umweltfreundlichen profitieren (wie z. B. einer geringeren Besteu- Fahrzeugen unter privaten Fahrzeugbesitzern erung oder einer steuerlichen Begünstigung und den Privatbetreibern von Fahrzeugflotten der Anschaffungskosten für umweltfreundliche sind. Dies ist der erste Schritt hin zu einer Ver- Fahrzeuge). breitung umweltfreundlicher Fahrzeuge. • Die Unterstützung des Einsatzes unweltfreund- licher Kraftstoffe kann auch der Entwicklung Mitunter können Umstrukturierungen von öffent- des lokalen oder nationalen Wirtschaftssektors lichen Verkehrsbetrieben notwendig sein, um für Produktion und Vertrieb alternativer Kraft- finanzielle Beschränkungen zu überwinden und stoffe Impulse geben. eine aktive Einbindung und enge Zusammenar- beit mit allen für die Maßnahme relevanten Ins- titutionen und Organisationen (z. B. Verkehrs- polizei, lokaler Verkehrsbetrieb, Berater etc.) zu ermöglichen. Außerdem muss dafür gesorgt wer- den, dass der Kauf sauberer Fahrzeuge und um- weltfreundlicher Kraftstoffe in einer Stadt gesetz- lich gefördert wird (z. B. durch nationale Gesetze zur vorgeschriebenen Beimischung von Biodiesel zu fossilen Kraftstoffen oder durch die Verpflich- tung von Städten, Fahrzeugflotten zu erneuern, um EU-Ziele im Hinblick auf die Reduzierung der Luftverschmutzung einzuhalten). 4
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Umsetzungsschritte 5. Entwicklung von Informationskampagnen zu den Vorteilen der Maßnahmen für kommer- und zeitlicher Rahmen zielle Fahrzeugflottenbetreiber und Fahrzeugbe- sitzer sowie für andere an derartige Maßnahmen interessierte Kommunen Bei der Umsetzung eines Programms zur Förderung sauberer Kraftstoffe oder zu ei- F LAN K IERENDE MASSNAHMEN Z U R ner entsprechenden Verpflichtung sollten VERSTÄ R K U NG P OSITIVER E F F E K TE folgende Aspekte und unterstützenden Maß- nahmen sowie eine angemessene Zeitpla- • Einrichtung von Umweltzonen, in denen nur nung für die Umsetzung berücksichtigt wer- Fahrzeuge zugelassen sind, die einem be- den. stimmten Emissionsstandard entsprechen • Anreize wie steuerliche Vergünstigungen oder geringere Parkgebühren für Nutzer sauberer AR B EITSSCHRITTE Fahrzeuge • Verbesserung des Angebots des öffentlichen 1. Konzeptentwurf Verkehrs (z. B. neue Linien, erweiterte Fahrplä- • Machbarkeitsstudie unter Berücksichtigung ne, höhere Frequenzen), um ein positives Ge- des aktuellen Stands und der Verfügbarkeit samtergebnis zu erzielen von technischen Lösungen und ihrer Anwend- • Marketing-Veranstaltungen (Förderung des öf- barkeit auf die Fahrzeugflotten in einer Stadt fentlichen Verkehrs, Ausgabe kostenloser Fahr- • Detaillierte Analysen der Situation auf dem Lie- scheine bei der Einführung umweltfreundlicher ferantenmarkt und spezifischer Anbieter von Fahrzeuge etc.) sauberen Kraftstoffen • Organisation von Eco-Driving Kursen für alle • Analysen des rechtlichen und institutionellen Nutzer umweltfreundlicher Fahrzeuge Rahmenwerks (z. B. Ausschreibungsprozesse für Ausrüstung und neue Busse, Möglichkeiten gemeinsamer Anschaffungen mit Mengenra- ZEITLICHER RAHMEN batt, Zugangsbeschränkungen für spezifische Fahrzeuge zu Garagen in Gebäuden oder zu Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Ein- Tunneln, Richtlinien zur Beimischung von Bio- führung umweltfreundlicherer Fahrzeuge in einer diesel zu Kraftfahrstoffen etc.) Stadt bis zu vier Jahre dauern kann. Dieser Zeit- • Aufstellung eines Projektteams (siehe auch raum mag lang erscheinen, jedoch sind die Vor- „Partner und Interessengruppen“) teile der Maßnahme sofort nach ihrer Umsetzung • Erstellung eines geeigneten Finanzplans (Ana- sichtbar (bessere Luftqualität, besseres Image lysen des Betriebs im Hinblick auf Lebenszy- des öffentlichen Verkehrs etc.). Langfristig wer- kluskosten sind für das öffentliche Vergabe- den aufgrund der vorhandenen notwendigen Inf- wesen wichtig, Analysen der erforderlichen rastruktur und der positiven Erfahrungen – die von Ausstattung) den Verwaltungen oder den Betreibern bekannt gemacht werden sollten – mehr umweltfreundli- 2. Ausschreibung für Fahrzeug- und Kraftstoff- che Fahrzeuge durch private Nutzer gekauft. lieferung 3. Bestellung der Fahrzeuge und der Kraftstoff- lieferung 4. Ausstattung von Tankstellen mit der entspre- chenden Ausrüstung 5
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Wie hoch sind nem Bus gemäß EURO 3 eingespart werden. Die Kraftstoffkosten für Biogasbusse liegen um etwa die zu erwartenden 40 % unter denen für entsprechende Dieselbusse. Mit CNG-Fahrzeugen können ca. 19 % der Kraft- Investitionen? stoffkosten im Vergleich zu Dieselbussen gemäß EURO 1 eingespart werden. Die höheren Investi- tionskosten und der Kraftstoffverbrauch von CNG- Bussen kann zum Teil durch die geringeren Preise Investitionskosten: Derzeit liegen die Preise für Erdgas kompensiert werden. für Fahrzeuge mit Erdgas- oder Flüssiggasan- trieb um 15–25 % höher als die für konventionelle Gemeinsame Beschaffung: Die Beschaf- Fahrzeuge. Beispielsweise kostet ein Bus mit Erd- fungs- und Betriebskosten für umweltfreundliche gasantrieb in der CIVITAS II-Stadt Venedig 42.500 Fahrzeuge sind höher als die für konventionelle Euro mehr als ein Standard-Dieselbus. Autos mit Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Der Markt Erdgasantrieb können zwischen 1.500 und 3.500 kann jedoch durch Zusammenarbeit von Städten, Euro teurer sein als solche mit Benzinantrieb. Ein Regionen und Fahrzeugherstellern beeinflusst Hybridbus kostet zwischen 100.000 und 170.000 werden. Durch Schaffung einer für alle beteiligten Euro mehr als ein konventioneller Dieselbus (Bei- Gruppen vorteilhaften Situation kann die Automo- spiele aus Deutschland). bilindustrie Fahrzeuge gemäß einem gemeinsa- Weitere Kosten können für den Bau, den Betrieb men europäischen Standard günstiger herstellen und die Wartung von Tankstellen entstehen, die und verkaufen. alternative Kraftstoffe anbieten. Wichtige Die Wartungskosten für besonders umwelt- freundliche, mit Filtern der neusten Generation begünstigende ausgestattete Busse können zwischen 7 % und 23 % geringer sein als für Busse, die der Emissi- Faktoren für den Erfolg onsklasse EURO 3 entsprechen (Schätzungen zu- folge 0,77 Euro/km im Vergleich zu 1,00 Euro/km). Die Umstellung einer Busflotte von konventionel- len Dieselfahrzeugen auf saubere LPG-Fahrzeuge kann zu höheren Wartungs- und Betriebskosten Die unten aufgeführten Faktoren sind für führen. Die Betriebskosten für Erdgasbusse sind die Einführung und die effiziente und erfolg- ebenfalls höher (bis zu 15–23 %) als für entspre- reiche Umsetzung der oben beschriebenen chende Dieselbusse. Die Wartungskosten für Bio- Maßnahmen bedeutsam: gasbusse liegen um ca. 65 % höher als die für Dieselbusse. • Engagement lokaler Politiker und der lokalen Außerdem müssen auch Kosten für Schulungen Behörden sowie der Betreiber und Nutzer zu Wartung und Reparatur von mit neuen Techno- • Der politische Willen, Maßnahmen zur Verbes- logien ausgestatteten Fahrzeugen berücksichtigt serung der Umwelt und der langfristigen hö- werden. heren Lebensqualität der Bürger umzusetzen Aufgrund der geringeren Besteuerung alternativer • Festgesetzte politische Ziele (z. B. zur Redu- Kraftstoffe in vielen europäischen Ländern sind die zierung des CO2-Ausstoßes) für die Verbesse- Kraftstoffkosten für die Nutzer umweltfreundlicher rung der Umweltbedingungen auf lokaler Ebe- Fahrzeuge in der Regel niedriger. Durch besonders ne einschließlich eines konkreten Zeitrahmens umweltfreundliche Fahrzeuge (Enhanced Environ- • Eine für die Umsetzung nachhaltiger Verkehrs- mentally Friendly Vehicles, EFV) können pro Kilo- maßnahmen zuständige, visionäre Stadtver- meter ca. 2 % des Kraftstoffs im Vergleich zu ei- waltungsstelle, die gute Arbeit leistet 6
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Strategien für • Eine definierte Stelle in der Stadtverwaltung, die mit der Erreichung der festgelegten Ver- eine erfolgreiche kehrs- und Umweltziele beauftragt ist • Garantierte Finanzmittel z. B. für die Anschaf- Umsetzung fung von Fahrzeugen, für Wartungsarbeiten und Kraftstoffkauf • Die Möglichkeit zur Nutzung einer bereits vor- handenen Infrastruktur (z. B. Tankstellen und Erdgaspipelines für Biogas) Innovative und neue öffentliche Maßnah- • Sensibilisierungskampagnen, um Verkehrspro- men stoßen grundsätzlich auf erheblichen bleme und ihre Auswirkungen auf die Umwelt Widerstand. Im Folgenden werden Beispiele allgemein bekannt zu machen für Methoden zur Überwindung einiger ver- • Verfügbarkeit von Studien zu den Gesamtkos- breiteter Hindernisse aufgeführt: ten (einschließlich umweltbezogener Auswir- kungen) von umweltfreundlichen Fahrzeugen Politische Unterstützung im Vergleich zu konventionellen Dieselfahrzeu- Das Problem mangelnder politischer Unterstüt- gen zung kann auf nationaler Ebene gelöst werden, • Interesse lokaler Unternehmen an Produktion indem Entscheidungsträger von den Vorteilen und Vertrieb von saubereren Kraftstoffen, An- der Maßnahme überzeugt werden. Lokale Politi- passung an lokale Stärken ker können den Prozess auf höherer Ebene vor- • Unterstützung durch Gewerkschaften, die antreiben, indem sie sich für umweltfreundliche im Transportbereich stark und gut organisiert Fahrzeuge einsetzen und klare Rahmenwerkbe- sind, insbesondere in den ost- und mitteleuro- dingungen einfordern. päischen Ländern Alle Politiker müssen von den langfristigen Vortei- len und der Bedeutung unterstützender Maßnah- men überzeugt werden. Initiativen zur Verbreitung saubererer Fahrzeuge sollten Teil der langfristigen städtischen Verkehrspläne sein, die von lokalen und regionalen Politikern genehmigt werden. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Maßnah- men eine gute Strategie für die Erreichung des gemeinsamen Ziels aller EU-Mitgliedstaaten dar- stellen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 um 20 % zu reduzieren. Ein weiteres Ziel der EU-Mitgliedstaaten ist die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien in- nerhalb der EU um 20 %. 7
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Finanzielles Management Rechtliche Rahmenbedingungen Durch gemeinsame Beschaffung können Kosten Aufgrund der Unterschiede zwischen den ein- gespart werden. Wenn die lokal verfügbaren Mit- zelstaatlichen Rechtsvorschriften besteht mög- tel nicht ausreichen, können nationale oder euro- licherweise die Notwendigkeit, auf die nationale päische Mittel für Umweltschutz beantragt wer- Gesetzgebung einzuwirken und Änderungen oder den (z. B. Strukturfonds und Kohäsionsfonds der neue Gesetze einzufordern, mit denen sauberere EU in Gebieten, die im Hinblick auf Infrastruktur, Fahrzeuge und Kraftstoffe gefördert werden. Eini- Fahrzeuge und Modernisierung förderfähig sind, ge Motortypen und andere technische Lösungen bei der CIVITAS Initiative, beim gemeinschaft- sind in einigen Ländern sogar gesetzlich unzuläs- lichen Rahmenprogramm für Forschung, tech- sig, und es existieren bürokratische sowie spezi- nologische Entwicklung und Demonstration und elle Genehmigungsverfahren, die die Umsetzung beim Programm Intelligente Energie für Europa von Maßnahmen für umweltfreundlichen Verkehr (STEER). Außerdem können Kredite bei der Eu- in der Stadt behindern. In einigen Ländern wie ropäischen Zentralbank (EZB) beantragt werden. dem Vereinigten Königreich müssen die Subven- In bestimmten Fällen haben möglicherweise pri- tionsstrukturen geändert werden, da diese der vatwirtschaftliche Unternehmen wie Gas- oder Benutzung von Biodiesel für öffentlich finanzierte Kraftstoffanbieter ein Interesse an einer Kofinan- Busdienste entgegenstehen. Die Zahlung basiert zierung für die Bereitstellung sauberer Kraftstoffe. auf Nachlässen für Kraftstoffsteuern und macht Vor der Beantragung externer Mittel für die Maß- die Verwendung sauberer Fahrzeuge für Unter- nahme müssen ein professionelles Konzept und nehmen unattraktiv. ein Umsetzungsplan zum Nachweis der Machbar- keit vorliegen. Technische Aspekte WICHTIGE Z U Zu Beginn der Maßnahmen, mit denen die Ver- B ER Ü C K SICHTIGENDE ELEMENTE breitung umweltfreundlicher Fahrzeuge gefördert werden soll, muss eine umfangreiche Analyse • Die Einführung umweltfreundlicher Tech- der aktuellsten Technologien erfolgen, damit die nologien durch Manager bzw. Inhaber nachhaltigsten und aussichtsreichsten Technolo- von Fahrzeugflotten mit bestimmtem Ein- gien eingesetzt werden. Um eine technische Lö- satzradius sollte gefördert werden. Die sung zu finden, die den Erwartungen entspricht, auf diese Weise entstehende Infrastruktur ist eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Be- stellt auch für Privatpersonen eine Motiva- teiligten erforderlich. tion dar, umweltfreundliche Fahrzeuge zu Die Herstellung von Biodiesel im größeren Um- kaufen. fang bietet möglicherweise nicht die gleichen • Anschaffung und Wartung umweltfreund- Vorteile im Hinblick auf Treibhausgasemissionen licher Fahrzeuge erfordern höhere Investi- wie die auf Basis von Altöl erfolgende Herstellung tionen, jedoch amortisieren sie sich lang- von Biodiesel im kleineren Umfang. Schulungen fristig durch die geringere Besteuerung zu den Grundlagen der Produktionsprozesse alternativer Kraftstoffe. müssen angeboten und Informationen über die • Durch die gemeinsame Beschaffung kön- Rentabilität der Investitionen in Ausrüstung (z. B. nen deutlich günstigere Preise für umwelt- Amortisationszeiten von fünf bis sieben Jahren für freundliche Fahrzeuge erzielt werden. die Veresterungsausrüstung bei Biodieselproduk- • Die Maßnahmen sind geeignet, die Treibh- tion) bereitgestellt werden, damit Biodiesel in der ausgasemissionen um 20 % zu reduzieren. entsprechenden Qualität auch von kleineren An- Dies entspricht dem Ziel, das die Europäi- bietern vor Ort geliefert werden kann. sche Union bis 2020 erreichen möchte. 8
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Wichtige Entscheidungskompetenz: • Behörden, z. B. für öffentlichen Verkehr, Um- Personengruppen welt und Verkehr zuständige Abteilungen • Parlamentarier und Politiker auf nationaler bzw. Organisationen Ebene, die sich für saubere Lösungen im öf- fentlichen Verkehr einsetzen können Betrieb: INTERESSENGR U P P EN • Betreiber von Fahrzeugflotten für den öffentli- chen Verkehr Diese Personen oder Organisationen sollten als • Für kommunale Fahrzeugflotten zuständige informelle Ratgeber oder Unterstützer eingebun- Stadtverwaltungsstelle den werden: • Leasing-Unternehmen • Politiker und Mitarbeiter der Kommunalverwal- • Privatwirtschaftliche Unternehmen, einschließ- tung lich Hersteller und Vertreiber von saubereren • Verschiedene Organisationen (Umweltgrup- Kraftstoffen pen, wenn es um Fahrzeuge und Emissionen geht, Vereine für behinderte oder ältere Men- Andere Partner: schen im Zusammenhang mit dem Zugang zu • Berater, Forschungsinstitute und Experten, die Fahrzeugen, NROs) die Suche nach den besten technischen und • Die allgemeine Öffentlichkeit (Autofahrer, organisatorischen Lösungen für unterschiedli- Car-Sharing-Nutzer, Nutzer des öffentlichen che Städte, die Effizienztests und die Evaluie- Nahverkehrs) sollten informiert oder aktiv in rung der Maßnahme unterstützen öffentliche Beratungen, Veranstaltungen oder Workshops eingebunden werden, um eine hö- here Sensibilisierung für das Thema zu errei- chen. • Privatwirtschaftliche Unternehmen (z. B. Ver- www.eltis.org treiber, Transportunternehmen, Lebensmittel- unternehmen) sollten über Änderungen und die möglichen Vorteile für sie informiert wer- den. • Tankstellenbetreiber, Automobilhersteller/- händler und Motorenhersteller sollten einge- bunden werden, um potenzielle Kunden zu informieren. • Medien (z. B. Journalisten mit den Fachgebie- ten Verkehrs- und Umweltfragen). WICHTIGSTE P RO J E K T PARTNER Personengruppen bzw. Organisationen mit den folgenden Kompetenzen sind ausschlaggebend für den Erfolg von Initiativen für umweltfreundli- che Fahrzeuge und Kraftstoffe: 9
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e Auflistung praktischer Beispiele aus CIVITAS II Im Rahmen von CIVITAS II haben 13 Städte Maßnahmen im Zusammenhang mit umweltfreund- lichen Fahrzeugen und alternativen Kraftstoffen umgesetzt: Burgos (Spanien): Unterstützung für saubere Kraftstoffe und Einführung sauberer öffentlicher und pri- vater Fahrzeugflotten Debrecen (Ungarn): Betrieb von mit Biokraftstoffen und Erdgas angetriebenen Fahrzeugen und Schaf- fung von Rahmenbedingungen für die Verwendung von alternativen Kraftstoffen Genua (Italien): Übergang hin zu sauberen Fahrzeugflotten Krakau (Polen): Übergang hin zu sauberen Fahrzeugflotten La Rochelle (Frankreich): Entwicklung von umweltfreundlichen Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr Ljubljana (Slowenien): Einführung und Nutzung von Biodiesel- und Erdgasfahrzeugen im größeren Maßstab, Einrichtung von Informationsstellen zu sauberen Fahrzeugen und alternativen Kraftstoffen Malmö (Schweden): Informationen über Biogas im Internet, saubere Nutzfahrzeuge mit CO2-Kühler, saubere kommunale Fahrzeugflotten, umweltfreundliche Fahrzeuge, Förderung für saubere Fahrzeuge durch subventioniertes Parken Norwich (Vereinigtes Königreich): Strecken für umweltfreundliche Fahrzeuge Potenza (Italien): Umweltfreundliche Fahrzeuge Preston (Vereinigtes Königreich): Einführung umweltfreundlicher Busse Suceava (Rumänien): Busflotte mit alternativem Kraftstoffantrieb, Marketing für alternative Kraftstoffe im öffentlichen und privaten Sektor Toulouse (Frankreich): Betrieb einer sauberen Busfahrzeugflotte im größeren Maßstab, Lösungen für alternative Kraftstoffe Venedig (Italien): Einsatz von Erdgas-Bussen und Flüssiggas-Booten G E T M O R E I N F O R M AT I O N O N w w w. c i v i ta s . e u 10
P o l i c y A d v i C E N ot e s U m w e lt f r e u n d l i c h e r e Fa h r z e u g e u n d a lt e r n at i v e K r a f t s to ff e CIVITAS Policy Advise Notes – alle Themen auf einen Blick Eff i z i e n t e r e Fa h r z e u g n u t z u n g Neue Formen der Nutzung und des Eigentums von Fahrzeugen 01 U m w e lt f r e u n d l i c h e Fa h r z e u g e u n d a l t e r n at i v e K r a f t s t o ff e Reduzierung der durch Straßenverkehr verursachten Schadstoffemissionen 02 R a d fa h r e r f r e u n d l i c h e S tä dt e Förderung von umweltfreundlicher, gesunder Mobilität 03 Pa r k r a u m m a n a g e m e n t u n d V e r k e h r s b e s c h r ä n ku n g e n Höhere Lebensqualität in sensiblen Gebieten des städtischen Raums 04 Lo g i s t i k u n d Gü t e r b e f ö r d e r u n g Umweltfreundlicher städtischer Güterverkehr 05 M o b i l i tät s m a n a g e m e n t m a SS n a h m e n Methoden für eine erfolgreiche Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens 06 V o r fa h rt fü r d e n s tä dt i s c h e n ö ff e n t l i c h e n V e r k e h r Höhere Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit für einen umweltfreundlichen Verkehrsträger 07 F ö r d e r u n g e i n e r n e u e n M o b i l i tät s ku lt u r i n S tä dt e n Informationen, Marketing und Schulungen 08 Innovative Informationssysteme für den öffentlichen Verkehr Bessere Zugänglichkeit zu öffentlichen Verkehrsmitteln durch verlässliche Informationen 09 I n n o vat i v e T i c k e t sy s t e m e fü r d e n ö ff e n t l i c h e n V e r k e h r Mehr Komfort der öffentlichen Verkehrsmittel durch ein integriertes Fahrscheinsystem 10 Q u a l i tät s v e r b e s s e r u n g e n i m ö ff e n t l i c h e n V e r k e h r Höhere Attraktivität des öffentlichen Verkehrs für Bürger 11 Informationstechnologien für die Überwachung des Verkehrs Innovative Instrumente für die Optimierung des Verkehrsmanagements 12 M E H R I N F O R M AT I O N E N S T E H E N B E R E I T U N T E R w w w. c i v i ta s . e u 11
www.civitas.eu Die CIVITAS-Website bietet Informationen zu Neu- igkeiten und Veranstaltungen im Zusammenhang mit CIVITAS, einen Überblick über alle CIVITAS- Projekte und CIVITAS-Städte und enthält Kon- taktinformationen von über 600 Personen, die im Rahmen von CIVITAS tätig sind. Ferner können Sie sich umfassend über die mehr als 650 innovativen Vorzeigeprojekte aus den CIVITAS-Teilnehmerstädten informieren. Besuchen Sie die CIVITAS-Website. Dort finden Sie vorbildliche Beispiele für aktuelle Maßnahmen für nachhaltigen städtischen Verkehr. Wenn eine der Ide- en zu Ihrer Stadt passt, oder wenn Sie an weiteren Informationen interessiert sind, können Sie mit der für die Maßnahme zuständigen Person in Kontakt treten. Kontakt Herausgeber: CIVITAS GUARD – Evaluierung, Überwachung und Informationsverbreitung für CIVITAS II. Verfasser: Institute for Transport Studies, University of Natural Resources and Ap- plied Life Sciences (BOKU), Vienna Layout: FGM-AMOR – Aus- CIVITAS Secretariat trian Mobility Research. Quellennachweise: Alle Fotos werden C/o The Regional Environmental Center von den CIVITAS-Teilnehmerstädten und dem CIVITAS GUARD- for Central and Eastern Europe (REC) Team bereitgestellt, es sei denn es existiert ein anderslautender Vermerk, und die Reproduktion in dieser Veröffentlichung ist ge- Ady Endre út 9-11, 2000 Szentendre nehmigt. Bereitgestellte Zahlen und Werte basieren hauptsäch- HUNGARY lich auf den durch die Teilnehmerstädte mitgeteilten Ergebnis- sen der CIVITAS-Demonstrationsprojekte. An geeigneten Stellen E-mail: secretariat@civitas.eu wurden Informationen aus weiterführender Literatur verwendet. Tel: +36 26 504046, Fax: +36 26 311294 Ausgabe 2010. Gedruckt in Österreich. Weder die Europäische Kommission noch jegliche im Auftrag der Kommission handelnde Person ist für jedwede Verwendung von Informationen verantwortlich, die in dieser Publikation enthalten sind. Die in dieser Publikation ausgedrückten Ansichten wurden von der Kommission weder angenommen noch genehmigt und sollten nicht als Erklärung der Ansichten der Kommission be- trachtet werden. Die CIVITAS Initiative wird vom Bereich Energie und Verkehr des gemeinschaftlichen Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung kofinanziert.
Sie können auch lesen