(Un)erwartet - Kirche ...

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(Un)erwartet - Kirche ...
(Un)erwartet

          Gottesdienst to go & to stay am 4. Advent 2020
                    von Prädikantin Anette Bertram

Wieder sind wir im Lockdown – doch auch diesmal hören wir nicht auf,
Gottesdienste zu feiern. Wer möchte, um 10.00 Uhr in der Kirche in
Brelingen, ansonsten gerne wo immer und wann immer ihr mögt. Ver-
bunden sind wir im Glauben und Gebet.
Eingang
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet
euch! Der Herr ist nahe!“ (Philipper 4,4.5b) Ein unerwarteter Advent
geht zu Ende und mündet in ein unerwartetes Weihnachtsfest. Wir
sind nicht die ersten, denen es so geht – davon werden wir in diesem
Gottesdienst erfahren, den wir gemeinsam feiern. Freuet euch!

Eingangsgebet
Gott, wir schweben zwischen Hoffen und Warten. Wir sehnen uns
nach deiner Gegenwart und nach der Gemeinschaft mit Menschen, die
wir lieben. Wir warten ängstlich und gespannt auf das, was kommt.
Lass uns vertrauen auf deine Gnade und Barmherzigkeit. Schenke uns
Zuversicht. Halte uns fest in deiner Hand. Amen!

Lesung Lukas 1, 26-38
Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in
eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut
war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau
hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt,
du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede
und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr:
Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du
wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den
Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten ge-
nannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters
David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit,
und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel:
Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? Der Engel
antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kom-
men, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird
auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und
siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem
Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man
sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie
du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

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Predigt zu 1. Mose 18, 1 -2.9 -15
Liebe Gemeinde, wir leben in einer Zeit voller Ungewissheit. Wir ver-
suchen zu berechnen, was sein wird, wie die Infektionszahlen sich wei-
terentwickeln, wie es mit der Wirtschaft weitergeht. Viele Planungen
für die Feiertage sind gemacht und wieder verworfen worden. Ver-
wandte sind eingeladen und wieder ausgeladen.
Nichts wird so sein wie im vergangenen Jahr. Das übliche Weihnachts-
fest in großer Runde wird es nicht geben. Weihnachtsmärkte, Bum-
meln durch erleuchtete Innenstädte, das ist weggefallen. Der erneute
Lockdown hat Hoffnungen zunichte gemacht. Wie blicken wir heute
am 4. Advent auf Weihnachten? Was ist die frohe Botschaft?
In der Lesung haben wir die Geschichte von Maria gelesen. Sie ist
schwanger, muss befürchten, dass sie von ihrem Verlobten verstoßen
wird. Ihre weitere Zukunft ist ungewiss. Sie aber glaubt und sieht voller
Zuversicht auf das, was kommen wird. Sie vertraut auf Gottes Barm-
herzigkeit. Unser heutiger Predigttext erzählt eine andere Geschichte,
in der eine Frau unerwartet schwanger wird:

DER HERR BEI ABRAHAM UND SARA IN MAMRE
1 Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür
seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Au-
gen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er
sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich
zur Erde […] 9 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er ant-
wortete: Drinnen im Zelt. 10 Da sprach er: Ich will wieder zu dir kom-
men übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben.
Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. 11 Und sie waren
beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht
mehr ging nach der Frauen Weise. 12 Darum lachte sie bei sich selbst
und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und
auch mein Herr ist alt! 13 Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht
Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin?
14 Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wie-
der zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. 15 Da

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leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete
sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.

Liebe Gemeinde, drei Frauen, die unerwartet schwanger geworden
sind: Maria, die junge Frau, noch nicht verheiratet ist und – so wird es
im Text ausgedrückt – noch von keinem Mann weiß. Maria hat zu-
nächst Angst, aber sie glaubt dem Engel. Auch ihre Verwandte Elisa-
beth, die bisher unfruchtbar war, bekommt ein Kind. Auch völlig über-
raschend. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Das sagt der Engel. Und
dann die Geschichte von Sara.
Sara, Abrahams Frau. Sie hat ein langes Leben hinter sich. Sie ist mit
ihrem Mann umhergezogen, immer wieder sind sie neu aufgebrochen.
Auch hier in Mamre, in der Nähe von Hebron, sind sie nicht sesshaft.
Sara ist alt. Sie hat keine Kinder. Diese Tatsache zu akzeptieren, war
für sie nicht einfach. Auch in dieser Hinsicht hat sie einiges hinter sich.
Abraham hat sie nicht wegen ihrer Unfruchtbarkeit verstoßen. Sie ha-
ben sich nicht getrennt. Nein, das bisher nicht. Allerdings damals in
Ägypten hatte er sie aus Angst vor dem Pharao als seine Schwester
ausgegeben und sie kam in den Harem des Pharaos. Das war nicht sehr
nett von ihm. Zum Glück kam der Pharao selbst darauf, dass Sara
nichts Abrahams Schwester, sondern seine Frau war. Der Pharao ließ
sie ziehen. Sara bekam weiterhin keine Kinder. Irgendwann hatte sie
die Idee, dass Hagar, ihre ägyptische Magd, ein Kind austragen kann,
gewissermaßen als Leihmutter. Dann gäbe es ein Kind von Abraham.
Gott hatte Abraham mehrfach verheißen, dass er der Vater einer gro-
ßen Nachkommenschaft sein würde. Aber mit ihr als Frau, die keine
Kinder bekam, würde das nichts werden. Zunächst schien Saras Plan
mit ihrer Magd Hagar aufzugehen. Hagar bekam ein Kind, Ismael ge-
nannt. Aber im Laufe der Zeit wurde Hagar immer selbstbewusster,
und Sara litt immer mehr unter Hagar und unter ihrer eigenen Un-
fruchtbarkeit. Also quälte sie Hagar so lange, bis diese weglief. Sie kam
zwar wieder zurück. Aber die Situation blieb schwierig. Sara war wei-
terhin unfruchtbar. Wieder versicherte Gott Abraham, dass er Nach-
kommen bekäme, von Sara.

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Und hier setzt nun unsere Geschichte ein: Abraham sitzt draußen vor
seinem Zelt. Es ist sehr heiß. Da sieht er drei Männer. Abraham handelt
wie ein eifriger Gastgeber. Mit großer Geschwindigkeit kümmert er
sich um das Wohlergehen seiner Gäste. Er lässt Wasser holen, damit
die Gäste sich die Füße waschen können. Er eilt zu Sara, sagt ihr, dass
sie für die Gäste Brot aus dem feinsten Mehl backen soll. Er weist sei-
nen Knecht an, ein Kalb zu schlachten und zu braten. Es holt Butter
und Milch, das zubereitete Kalb. Die Gäste essen. Sie fragen, wo ist
deine Frau? Plötzlich scheint es Abraham, als seien da gar nicht drei
fremde Gäste, sondern als wäre Gott bei ihm eingekehrt. Spricht da
Gott zu ihm? Sagt er zu ihm, dass Sara einen Sohn haben werde? Of-
fensichtlich hat es auch Sara gehört, die immer noch im Zelt sitzt. Sara
lacht. Ich wüsste gerne, wie sie gelacht hat. Lacht sie, weil sie das Ge-
hörte so abwegig findet? Lacht sie, weil das ihr sehnlichster Wunsch
ist, vor Freude? Sie spricht zu sich selbst und äußert ihre Zweifel, weil
sie und Abraham schon so alt sind. Und da sollen sie noch ein Kind
bekommen? Abraham meint wieder Gottes Stimme zu hören: Sollte
dem Herrn etwas unmöglich sein? Nun bekommt es Sara mit der
Angst zu tun. Sie leugnet, gelacht zu haben. Soweit die Geschichte von
Sara und Abraham.
Marias Reaktion, wie wir sie im Evangelium gehört haben, war anders.
Sie glaubt der Verkündigung. Sie freut sich über die Ankündigung der
Geburt ihres Sohnes. Sie vertraut darauf, dass es ein ganz besonderes
Kind sein wird.
Allen drei Frauen – Maria, Elisabeth, Sara – geschieht etwas Unerwar-
tetes. Etwas, das ihr Leben verändern wird! Sie spüren jede auf ihre
Art, dass nichts mehr sein wird wie vorher. Was nehmen wir von den
Geschichten dieser Frauen mit in unsere Wirklichkeit heute hier am 4.
Advent 2020 in der Wedemark?
Das Leben der Menschen ist von Veränderungen geprägt. Oft ereignet
sich Unerwartetes. Wir Menschen spüren Angst, wenn wir merken, da
greift jemand von außerhalb unserer eigenen Realität in unser Leben
ein. Wir fürchten uns, wenn Dinge nicht mehr unserer Kontrolle unter-
liegen. Von Maria und Sara können wir uns Vertrauen „abgucken“. Bei
Gott ist nichts unmöglich, erfährt Maria. Sollte dem Herrn etwas un-
möglich sein?, wird Sara gefragt. Veränderungen können sich zum
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Guten wenden. Dies möchte ich Ihnen mitgeben für die Weihnachts-
tage. Bestimmt wird vieles in den kommenden Tagen anders sein als
sonst. Dass Treffen mit Verwandten und Freunden nicht möglich sind,
schmerzt. Die Weihnachtstage werden in anderen Zusammensetzun-
gen gefeiert werden, vielleicht gewinnen sie dadurch eine andere Qua-
lität.
Die in Aussicht gestellten Impfungen sind ein Hoffnungsschimmer. Ja,
es wird dauern, bis die Impfungen für einen Stopp der Pandemie sor-
gen. Aber besonders „vulnerable“ Personen – wie es heißt – werden
bald geschützt sein. Kontakte zu älteren Menschen werden wieder
ohne Angst möglich sein.
Ich bin sicher, dass die Erfahrungen mit dem neuen Virus auch unsere
Gesellschaft ändern werden. Aber darin besteht auch eine Chance, et-
was zum Positiven zu verändern und den Blick auf das zu schärfen, was
wirklich zählt im Leben. Ich wünsche uns, dass es sie gibt die positiven
Veränderungen und, dass wir offen sind für das Wunder von Weih-
nachten! Amen!

Lied: Tochter Zion

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Fürbitten
Gott, in Jesus bist du als Mensch zu uns auf die Welt gekommen. In
wenigen Tagen feiern wir die Geburt deines Sohnes. Vieles wird in die-
sem Jahr anders sein. Bitte sei bei uns in den Tagen der Feier!
Wir bitten dich für alle Menschen, die Weihnachte allein sind, lass sie
mit Menschen persönlich oder per Telefon in Kontakt sein und sich
nicht einsam fühlen.
Wir bitten für die Menschen, die den Mut verlieren in diesen Zeiten,
lass sie neue Hoffnung schöpfen und mit Vertrauen in das neue Jahr
gehen.
Wir bitten für die Menschen, die krank sind und keinen Kontakt zu ih-
ren Angehörigen haben dürfen, tröste sie, schenke ihnen deine Nähe.
Wir bitten für die Familien, für die Eltern, die Homeoffice und Kinder-
betreuung unter einen Hut bringen mussten, für die Kinder, die ihre
sozialen Kontakte in und außerhalb der Schule vermissen, lass die Zeit
in den Ferien und an den Feiertagen zu einer guten Zeit für sie als Fa-
milien werden.
Wir bitten für diejenigen, die in Altenheimen, Krankenhäusern oder
Arztpraxen arbeiten, schütze sie vor Ansteckung und Überlastung.
Wir bitten dich für die Menschen, die in der Pandemie Entscheidungen
treffen müssen, dass sie dies nach klugen Abwägungen tun und dass
ihre Entscheidungen von anderen Menschen akzeptiert werden.
Wir bitten für die Menschen in der Welt, die unter Armut und Hunger
leiden, und die im Moment bei den ganzen Corona-Nachrichten aus
unserem Blickwinkel geraten. Lass sie Hilfe erfahren durch Spenden
und Zuwendung. Alle anderen Bitten bringen wir in der Stille vor dich.

Vater unser im Himmel,
Geheiligt werde dein Name…
Segen
Der Segen des Gottes von Sara und Abraham,
der Segen des Sohnes, von Maria geboren,
der Segen des Heiligen Geistes, der uns tröstet wie eine Mutter ihre
Kinder, sei mit euch allen. Amen.

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