Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...

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Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
Nr. 10, 131. Jahrgang                        Sonntag, 31. Oktober 2021                                         4040. Folge

                                 Unterschiede zu Tisch!
Dass es zu Tisch unterschiedlich zugehen kann, weiß man.        so eine Haltung führen kann, sehen wir u.a. im Mittelmeer.
Dass es viel zu viele Menschen gibt auf der Welt, die sich an   Die, die genügend haben, schotten sich ab vor denen, die
keinen gut gedeckten Tisch setzen können, wissen wir leider     kaum was haben. Da ist es wieder, das Gastmahl des Herodes,
auch. Die Evangelisten Matthäus (14) und Markus (6) schil-      das zum Todesmahl wird.
dern uns zwei Tischgemeinschaften, die unterschiedlicher          In Jesus finden wir die Fülle des Seins. Er heilt die gestörte
nicht sein könnten. Auf der einen Seite tischt König Herodes    Schöpfungsordnung, indem er teilt. Fünf Brote und zwei Fi-
auf. Ein Gastmahl, bei dem keiner der Anwesenden Angst          sche reichen plötzlich aus, um die Menschen zu sättigen. Ein
haben muss, zu kurz zu kommen. Es sind die Großen seines        Mahl des Lebens wird gefeiert, weil Jesus teilt. Ein Mahl des
Reiches, die sich an den vollen Tellern ergötzen dürfen. Sein   Lebens, weil kein Prophet für irgendwelche Intrigen geopfert
Gastmahl ist kein Mahl des Lebens, obwohl ordentlich auf-       wird, sondern weil Jesus sein eigenes Leben für andere gibt.
getischt wird. Sein
Gastmahl ist ein
Mahl des Todes.
Die Gier des Königs
führt dazu, dass er
sich in die Wunsch-
hände einer Tänze-
rin begibt. Es wird
der Tod des Täufers
Johannes gefordert
– und Herodes lie-
fert! So ist das bis
heute: Während ei-
nige prassen, ster-
ben andere. Sinn-
bildlich für die ge-
störte Schöpfungs-
ordnung steht die-
ses Gastmahl des
Herodes. Und es
klingt bis heute
nach, findet Nach-
ahmer.
  Beide Evangelisten knüpfen direkt an diese Mahlgeschich-        Die Evangelisten machen mir mit ihrer Anordnung dieser
te eine ganz andere an. Damit kontrastieren sie die gestörte    beiden Gastmahlgeschichten deutlich: Brot ist für alle da,
Ordnung der Schöpfung mit dem Heiland dieses Risses. Jesus      nicht nur für die Großen der Welt. Und dort, wo das Brot
predigt vielen Menschen, die ihm aufmerksam zuhören. Am         geteilt wird, dort werden alle satt. Wo das Brot geteilt wird,
Ende erfahren wir, dass es 5000 Mann sind – die Frauen und      breitet sich das Leben aus. Aus Enge wird Weite, aus Raffen
Kinder nicht eingerechnet. Eine riesengroße Menge. Ganz         wird Vertrauen, aus Angst wird Freundschaft.
anders als der exklusive Club, der sich um Herodes gelagert       Ich wünsche mir, dass wir den Tisch wechseln (wollen).
hatte.                                                          Vom Mahl, das nur einige wenige satt macht, hin zu der Fül-
  Nicht nur dieser Unterschied wird von den Evangelisten        le des Tisches, an dem Christus (sich) teilt. Wer an diesem
unterstrichen. Während beim Mahl des Herodes Blut fließt        Tisch Platz nimmt, wird die Liebe Jesu in seinen alltäglichen
und Menschen sterben, ist das Mahl, das Jesus schenkt, ein      (Kauf-)Entscheidungen durchwirken lassen. Ich wünsche uns
Mahl des Lebens.                                                das Vertrauen, dass der Weg Jesu der Weg des Lebens ist und
  Lebensmittel sind knapp. Sie reichen nicht für alle. Das      wir diesen gern und fröhlich gehen!
führt schnell zum Raffen: Hauptsache, ich habe genug. Wozu                                Gerold Klompmaker, Bad Bentheim
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Im Strom der Zeit
 Was tun gegen eine Spaltung der Gesellschaft?
Nein, die Corona-Krise ist nicht vorbei. Aber auch, wenn jetzt    Ereignisse, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die in deinem
zum Glück wieder andere Themen und Herausforderungen              Kopf oder in deinem Herzen hängenbleiben und in dir die Be-
klarer nach vorne treten, kennt doch fast jede Krise auch ihre    sorgnis oder den Zweifel wachsen lassen. Auch das muss man
Nachwehen. So ist es wohl auch bei der Corona-Krise, in der       ernstnehmen.
nun, nachdem die Mehrheit der Gesellschaft einen Weg gefun-          Warum ich mich habe impfen lassen? Der für mich drän-
den hat, mit dem Virus umzugehen, eine Spaltung zwischen          gendste Grund war der Schutz der anderen! Ja, die Sorge hat
Geimpften und Impfgegnern droht. Und leider bekommt die           mich durchaus belastet, dass ich Überträger sein könnte. Und
Konfrontation eine Härte, die einem gemeinsamen Weiterge-         dass eine Impfung das Übertragungsrisiko mindert, war für
hen bedrohlich im Weg stehen kann.                                mich ausschlaggebendes Argument. Getan habe ich es zum
  Ich weiß nicht, ob es hilft. Aber ich möchte erzählen: Nein,    Schutz derer, die in besonderer Weise gefährdet sind, weil sie
ich hatte mit Blick auf meine persönliche Gesundheit bisher       mit Vorerkrankungen zu tun haben oder derer, die sich auf
keine ausgeprägte Angst vor einer Corona-Infektion. Ich gehe      Anraten der Impfkommission oder des Arztes nicht impfen
einfach davon aus, dass es bei mir schon nicht so schlimm wer-    lassen sollten, zum Schutz derer, die sich aufgrund des noch
den wird. Und auch kam bei mir bisher nicht der Gedanke auf,      zu jungen Alters nicht impfen lassen konnten und vielleicht ja
dass eine Impfung neben den eher harmlosen Nebenwirkun-           auch zum Schutz derer, in denen die Sorge vor einer Impfung
gen einschneidende negative Folgen haben würde. Ob diese          zu groß ist, dass sie sich von der Grundstimmung her nicht
Grundeinstellung zu meiner Natur gehört, Ausdruck meines          impfen lassen können (oder vielleicht auch nicht impfen lassen
Urvertrauens ist, Überheblichkeit oder einfach nur Naivität,      wollen?). Der zweite Grund, der mir im Nachhinein jetzt nach
darüber kann man sicher streiten. Natürlich weiß ich, dass mei-   dem Sommer immer bewusster wird: Eine Impfung ist wichtig,
ne Einstellung nicht unumstößlich begründet ist. Es gibt keine    damit wir wieder ein Stück Normalität bekommen – Norma-
klaren Gründe, die ausschließen, dass eine Infektion oder eine    lität, die wir alle, aber insbesondere Kinder und Jugendliche,
Impfung bei mir nicht doch schwerwiegende gesundheitli-           wie auch so mancher, der in dieser Zeit vereinsamt ist, bitter
che Einschränkungen zur Folge haben könnten. Ich kenne für        nötig haben. Ja, mir fiel es aufgrund meiner Grundhaltung
beides Beispiele und sehe kein Anzeichen dafür, dass es nicht     leicht, mich impfen zu lassen. Ich kenne andere, denen es viel
auch mich hätte treffen können oder noch treffen wird. All das    schwerer gefallen ist, trotz schwerwiegender Bedenken zum
weiß ich – und doch lass ich mich davon nicht beherrschen,        Wohl der anderen und des Ganzen sich impfen zu lassen. Sie
sondern folge meiner inneren Grundhaltung. Und ja, mein           haben es trotz allem getan. So darf ich durchaus einfordern,
Vertrauen gilt auch den Menschen, die sich um die Impfstoffe      dass man anerkennt, dass hier nicht aus Dummheit, sondern
bemüht, sie getestet und produziert haben. Natürlich kann ich     aus Fürsorge gegenüber anderen gehandelt wurde. Und die
nichts beweisen. Aber ich denke, dass ich gute Gründe habe,       Frage steht im Raum, warum nicht alle, denen es möglich ist,
davon auszugehen, dass hier nach bestem Wissen und Gewis-         für diese guten Ziele solidarisch sein können. Diese Frage muss
sen gearbeitet wurde und gearbeitet wird.                         beantwortet werden.
  Auf der anderen Seite: Erfahrung lehrt mich, wie schnell eine      Und zugleich muss gesehen werden, dass wir die Menschen
solche Grundhaltung in einem Menschen – und damit eben            in ihren Entscheidungen nicht über einen Kamm scheren
auch in mir – kippen kann. Manchmal sind es schwerwiegende        können. Wir brauchen Solidarität – aber wir brauchen auch
                                                                                       die individuelle Freiheit eines jeden. Dies
                                                                                       Spannungsverhältnis kann man nicht auflö-
                                                                                       sen – wir können nur gut damit umgehen.
                                                                                       So können wir vielleicht an dieser Impffrage
                                                                                       wunderbar lernen, was wir auch in anderen
                                                                                       Problemen und Auseinandersetzungen an-
                                                                                       wenden können. Und wer weiß, ob in den
                                                                                       anderen Konflikten nicht ich in der Min-
                                                                                       derheit bin, dem vielleicht unsolidarisches
                                                                                       Verhalten vorgehalten wird? Ja, in der Frage
                                                                                       der Impfung bin ich eindeutig parteiisch.
                                                                                       Aber ich sorge mich darum, ob wir gut mit-
                                                                                       einander umgehen und mahne zur Vorsicht,
                                                                                       zur Rücksicht und vor allem zum gemein-
                                                                                       samen Gespräch, das nicht von Vorwürfen
                                                                                       bestimmt ist, sondern von dem, was uns
                                                                                       als innerste Triebfeder antreibt. Vielleicht
                                                                                       können wir einander ja verstehen und dann
                                                                                       gemeinsam nach Wegen suchen ... Zu idea-
                                                                                       listisch? Vielleicht – aber einen anderen Weg
                                                                                       sehe ich nicht.        Dieter Wiggers, Nordhorn
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Theologische Gedanken                                                                                                                 85

                           Geesjen Pamans (1727 – 1821)
                           und ihre Wirkungsgeschichte
                                         Ich will erzählen, was ER an mir getan hat
                                                        – Ps. 66, 16b –
Im Grenzboten vom März 2021 hat Pastor C. Wiarda schon einen Beitrag zum 200. Todestag von Geesjen Pamans geschrie-
ben. Er vergleicht sie mit Personen der Bibel wie Debora, Hulda, Jeremia oder Paulus und mit Autorinnen (und Predigerin-
nen) wie Margot Käßmann, Joyce Meyer oder Margaret Fishback. Er betont, wie wichtig es ist, die „richtigen Worte für den
eigenen Glauben“ zu finden und von ihm „Zeugnis (zu) geben“.
„Die wahre Geschichte geistlicher Erfah-      schreiben. Viele Menschen aus allen            Glaubensstände anspricht. Man unter-
rungen“ oder „Was der Herr an der Seele       Ständen suchten das geistliche Gespräch        schied um 1800 nämlich nicht einfach
getan hat“ ist der Titel des ersten Buches    mit ihr. Sie muss viele seelsorgliche Briefe   nur zwischen unbekehrten und bekehr-
von Geesjen Pamans von 1775. Sie hat          geschrieben haben, von denen sich leider       ten Menschen. Unter den Unbekehrten
insgesamt zwischen 1775 und 1812 vier         bis heute kein einziger gefunden hat.          gab (und gibt!) es völlig Unbekehrte und
Bücher geschrieben. Sie sind letztmals           Neun leitende reformierte Pastoren aus      Menschen, die der Umkehr nahestan-
1980 in zwei Bänden mit über 1000 Seiten      der gesamten Grafschaft empfehlen ihre         den. Bei den Gläubigen gab (und gibt)
im A5-Format neu herausgegeben. (Egt          Werke den Leser*innen wärmstens. Sie           es die, welche anfänglich den Weg des
verhaal van geestelyke bevindingen ... wat    preisen die Erbaulichkeit ihrer Gedanken       Glaubens beschritten hätten, oder de-
de HERE aan de ziele gedaan heeft ...)        und Ratschläge. Pamans bewegt sich in          nen, die im Glauben schon weiter fort-
  Geesjen Pamans ist in Gölenkamp             ihrer Zeit also durchaus im Hauptstrom         geschritten wären über weitere Stufen
geboren und hat die meiste Zeit ihres         der reformierten Grafschaft Bentheim.          bis hin zu denen, die das volle Heil und
Lebens an der heutigen Hauptstraße in         Es kann hilfreich sein, sich mit ihrer Zeit    Evangelium geschmeckt hatten. Bis zu
Neuenhaus gewohnt. Hier wurde sie auch        und ihren Gedanken zu beschäftigen. In         zehn verschiedene solcher Gruppierun-
begraben. Die Grabstelle ist bis heute be-    den Niederlanden findet sie bis heute ihre     gen wurden in den reformierten bis etwa
kannt. Man vermutet, dass sie Näherin         Leser*innen, während sie hierzulande           1830 und in altreformierten Predigten
oder Schneiderin gewesen ist. Ihr Beruf,      fast ganz in Vergessenheit geraten war.        bis etwa 1850/1900 angesprochen. Wer
so schreibt sie, bringe sie viel in Kontakt      Ich habe Pamans oft die „erste Altre-       sich danach zurücksehnt, liest gerne Pa-
mit Menschen.                                 formierte der Grafschaft“ genannt, ob-         mans Bücher.
  Sie konnte, aus welchen Gründen auch        wohl sie schon 1821 verstorben ist, das           Aber auch Menschen, die um das eige-
immer, nur zwei Wochen die Schule be-         ist 17 Jahre vor der Gründung der ers-         ne Seelenheil bekümmert sind oder wa-
suchen und lernte erst später lesen und       ten altreformierten Gemeinde Uelsen in         ren, lesen sie. Wer an sich selber ablesen
                                              1838. In altreformierten Kreisen betonte       und spüren möchte, wie nahe er dem
                                              man in den ersten Jahrzehnten wie zu-          Himmel gekommen ist, der findet bei Pa-
                                              vor auch in den reformierten Gemeinden         mans Seelenspeise. Der „innige Umgang“
                                              der Grafschaft, wie wichtig der persönli-      mit Gott und seinem Wort ist durchaus
                                              che Umgang mit Gott und seinem Wort            positiv zu würdigen.
                                                                                                Allerdings kreisten Pamans und die
                                              ist. Geesjen Pamans sieht sich als „Braut
                                                                                             ersten Altreformierten wie auch die frü-
                                              Christi“. Nur für ihn will sie leben, ihm
                                                                                             heren Reformierten sehr viel um sich
                                              will sie gefallen, ihm ganz gehören.
                                                                                             selbst und das eigene Seelenheil. Die Welt
                                                 Ihre altniederländische Sprache ist fast
                                                                                             war nur sehr klein. Sie war oft auf das
                                              250 Jahre später selbst für Niederländer
                                                                                             eigene Dorf und die eigene Verwandt-
                                              gewöhnungsbedürftig und manchmal
                                                                                             schaft beschränkt. Lesen oder Schreiben
                                              kaum zu verstehen. Es gibt Redensweisen
                                                                                             konnten nur wenige. Selbst bis weit nach
                                              und Ausdrücke, die heute niemand mehr
                                                                                             1900 sind viele Menschen nie aus der
                                              kennt. Ebenso unbekannt sind viele der
                                                                                             Grafschaft oder aus Ostfriesland heraus-
                                              Lieder, die sie zitiert, oder die biblischen
                                                                                             gekommen.
                                              Verweise, für die man die Staatenbibel            Die ersten altreformierte Abgeschie-
                                              aus 1637 kennen muss.                          denen waren sehr und fast ausschließ-
                                                 Auch ohne solche Kenntnisse wird            lich nach innen gerichtet. Ihnen genügte
                                              Pamans (vereinzelt?) bis heute gelesen,        eine Theologische Schule zur Ausbildung
                                              womöglich von Christen, denen jegliche         ihrer Pastoren. Mit Abraham Kuyper
                                              heutige Verkündigung nicht genügt. Sie         begann eine zweite altreformierte Strö-
                                              vermissen die Innigkeit, die Herzlich-         mung. Er verkündigt nach 1880: Alle Be-
                                              keit, Liebe und Barmherzigkeit, mit der
                                              Pamans die vielen unterschiedlichen                                Fortsetzung auf Seite 86
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
86                                                                              Theologische Gedanken / Tagung der ACM

Fortsetzung von Seite 85                     gen ein Revival, eine neue Würdigung.
                                             Es gilt, die Verantwortung für die ganze
reiche des Lebens, auch die außerhalb der    Welt festzuhalten und sich um das eigene
Kirche, gehören Jesus Christus. Kuyper       Seelenheil zu kümmern. Modern gesagt:
gründete die Freie Universität in Amster-    Kirchen und Christen können sich nur
dam mit mehreren Fakultäten, eine eige-      um andere kümmern, wenn sie sich selbst
ne Zeitung, eine eigene politische Partei    nicht vernachlässigen. Seelenheil und
und war zwischen 1901 und 1905 Minis-        Weltverantwortung gehören zusammen.
terpräsident. Er hatte die weite Welt mehr   Wo man vom Glauben erzählt und ihn
im Blick als das eigene Seelenheil.          lebt, wächst er. Wo man ihn verschweigt,
  Der Großteil beider Bewegungen ist         stirbt er.
1892 zu einer Kirche verschmolzen. Das                    Gerrit Jan Beuker, Neuenhaus
hat ihrer weiteren Entwicklung gutgetan.     P.S.: Auf meiner Homepage kann man eine
1923 und 2004 war die Evangelisch-altre-     deutsche Zusammenfassung des ersten Bu-
formierte Kirche Teil dieser fusionierten    ches von Pamans lesen unter https://www.alt
Kirche, der Gereformeerde Kerken in Ne-      reformiert.de/beuker/biografien/Pamans_Gees
derland. Heute erleben beide Strömun-        jen_1727-1821_Dt._Uebers_Ausz__2020.pdf

              „Beziehungen in Zeiten der Pandemie –
                 und was wir daraus mitnehmen“
Unter diesem Titel fand vom 3. bis 5. Sep-   Mich hatte man eingeladen, um über die        ches, so Prof. Alexander Kekulé in seinem
tember die 75. Tagung der Arbeitsgemein-     Kirchengemeinden zu berichten. Ein be-        Buch „Der Corona-Kompass“, könne nur
schaft Christlicher Mediziner (ACM) in       sonderes Augenmerk lag dabei darauf, wie      der Staat regeln, Resilienz dagegen sei
Wernigerode statt. Die ACM ist ein über-     sich in den letzten Monaten unsere Bezie-     eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Re-
konfessioneller Zusammenschluss von          hungen veränderten.                           silienz befähige uns zu eigenem kritischen
fast 500 Ärztinnen, Ärzten und Medizin-         In der Einladung zur Tagung heißt es:      Denken und dazu, „selbständige intelli-
studierenden. Sie ist eine Fachgruppe der    „Die meisten von uns haben die Auswir-        gente Entscheidungen zu treffen“.
SMD, einem Netzwerk von Christen in          kungen der Pandemie und der ergriffenen          Paulus‘ mutmachende Worte an seinen
Schule, Hochschule und Beruf. Als Aka-       Maßnahmen im beruflichen Alltag zu            Schüler Timotheus beschreiben für mich
demiker stellen sich die Mitglieder den      spüren bekommen. Einige von uns arbei-        sehr schön, was es für uns Christ*innen
Herausforderungen von Wissenschaft           teten mit Schwerkranken bis zur Erschöp-      heißt, in Krisenzeiten nicht zu verzwei-
und Technik, von Wirtschaft und Ge-          fung, Menschen litten und starben sozial      feln, sondern ein resilientes Leben zu füh-
sellschaft. In ihrem Alltag wollen sie als   isoliert, die Versorgung von chronisch        ren. Damit aus Krisen keine Katastrophen
Christ*innen leben und ihre Kollegen auf     Kranken und Kindern war rückläufig, und       werden, braucht es Menschen, die nicht
Jesus Christus hinweisen. Dr. med. Johan-    die bio-psycho-sozialen Folgen für alle Al-   vom Geist der Furcht, sondern der Kraft
nes Hülsmeyer, vielleicht einigen als ehe-   tersgruppen sind noch nicht abzusehen. ...    und der Liebe und der Besonnenheit er-
maliger Hausarzt in Uelsen bekannt, und      Aber auch das Leben außerhalb von Klinik      füllt sind.
Dr. med. Nadine Sprodowski referierten       und Praxis veränderte sich drastisch. Digi-      Allen Teilnehmenden war deutlich,
über die Herausforderungen der Pande-        tale Technik machte vieles, manches sogar     dass die kommende Zeit uns herausfor-
mie für die Arztpraxen und Kliniken.         mehr als vorher möglich, kann aber doch       dert. Eines wurde nach einem intensiven
                                                               eine persönliche Begeg-     und kontroversen Gespräch am Ende der
                                                               nung nicht ersetzen.“       Tagung deutlich: Auch wenn wir über die
                                                                 Unter dem biblischen      Sinnhaftigkeit und die Gefahren genba-
                                                               Leitwort aus 2. Timo-       sierter Wirkstoffe mit bedingter Markt-
                                                               theus 1,  7 „Gott hat uns   zulassung unterschiedlicher Meinung
                                                               nicht gegeben den Geist     sind – dies darf uns als Christen nicht
                                                               der Furcht, sondern der     trennen, wenn wirklich der Geist Jesu
                                                               Kraft und der Liebe         uns treibt. Der Geist der Kraft, der Liebe
                                                               und der Besonnenheit“       und der Besonnenheit. Anders als diejeni-
                                                               referierte ich darüber,     gen, die unsere Gesellschaft in Geimpfte
                                                               welche Aufgabe Chris-       und Ungeimpfte spalten wollen, müssen
                                                               tinnen und Christen in      Christ*innen von der versöhnenden Kraft
                                                               dieser herausfordernden     Christi getragen sein.
                                                               Zeit zukommt. Man-                                Dieter Bouws, Uelsen
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
Emder Synode / Veranstaltungen                                                                                                     87

          450 Jahre Emder Synode
Anfang Oktober ist es genau 450 Jah-        aber auch abgefärbt auf einige Kirchen
re her. Vom 4. bis 10. Oktober 1571 tra-    in Deutschland, unter anderem auf die
fen sich im Schutz des Herbstmarktes        Evangelisch-reformierte Kirche. Der heu-
30 Menschen in Emden zur später so          tige Begriff für eine solche, nicht-hierar-
genannten Emder Synode – einer Ver-         chische Kirche lautet „presbyterial-syno-
sammlung mit weitreichenden Folgen für      dal“.
Kirche und Gesellschaft.                       Die neue Kirchenpräsidentin der Evan-
                                            gelisch-reformierten Kirche, Susanne           geladen. Bundestagspräsident Wolfgang
                                            Bei der Wieden, kann auch heute, 450           Schäuble sagte in seiner Videobotschaft,
                                            Jahre nach der Emder Synode, viel Zu-          es sei angemessen, die Synode „herausge-
                                            kunftstaugliches in deren Modell einer         hoben zu würdigen“.
                                            Kirche entdecken. „In unserer Kirche hat         In Emden ist noch bis zum 7. November
                                            dies starke und selbstbewusste Kirchen-        2021 die von der Johannes a Lasco Biblio-
                                            gemeinden hervorgebracht. Die Men-             thek organisierte Ausstellung: „Die Emder
                                            schen damals haben ein Konzept entwor-         Synode von 1571. Kontexte – Akteure –
                                            fen, dass verhindert, dass zu viel Macht       Kulturtransfer“ zu sehen.
                                            an einer Stelle zusammenkommt. Dies ist          Die Website zur Emder Synode bietet
                                            auch ein Leitgedanke für unsere Demo-          diverse Materialien und Medien zu dem
                                            kratien.“                                      Ereignis an, unter anderem auch die Film-
                                               Bereits im Juni hatte die Evangelisch-re-   dokumentation „Fluchtpunkt Freiheit –
                                            formierte Kirche zusammen mit der Stadt        450 Jahre Emder Synode“:
                                            Emden anlässlich des Jubiläumsjahres             https://www.emder-synode-1571.de
                                            der Emder Synode zu einem Festakt ein-                             Quelle: reformiert-info

                                                              Tanzworkshop
                                                       zum Gesangbuch in Osnabrück
   Die Vertreter von niederländischen         Oft ist im Gesangbuch vom Tanz die Rede –
Flüchtlings- und Untergrundgemeinden          mit Prof. Siegfried Macht machen wir auf
waren aus Deutschland und aus den da-         fröhliche Weise damit Ernst. Der Bayreuther
maligen Niederlanden angereist. Einige        Musikpädagoge und Kirchenmusiker versteht
lebten als Flüchtlinge in der Stadt, denn     es mit tänzerischer Leichtigkeit, die histori-
Emden beherbergte damals viele, die vor       schen Ursprünge zahlreicher Kirchenlieder im
dem Regime der spanischen Habsburger          Volks- und Reihentanz zu entdecken, sie mit
geflüchtet waren.                             den geistlichen Inhalten zu verknüpfen und als
   Es ging bei dieser Versammlung im          Gruppentänze auch für ungeübte Tänzer*in-
Erdgeschoss eines Lagerhauses am Fal-         nen einzuüben.
derndelft um die Frage: Wie fördern              Am 5. und 6. November bietet er in Kooperation mit der Ev.-reformierten Lan-
und organisieren die Anhänger der neu-        deskirche, in deren Auftrag er ein Praxisbuch für Tänze zum Genfer Psalter erarbei-
en Glaubensrichtung ihre Verbindung           tet hat, einen Tanzworkshop zum Gesangbuch in der Ev.-reformierten Gemeinde
und ihren Zusammenhalt, auch wenn             Osnabrück an. Am 8. und 9. November folgt ein weiterer Workshop in Leer-Loga,
                                              der sich insbesondere an Religionspädagog*innen richtet. Infos und Anmeldungen
sie sich in Gemeinden zusammengefun-
                                              (max. 25 Teilnehmer): www.reformiert-osnabrueck.de/veranstaltungen
den hatten, die alle sehr unterschiedlich
                                                                                                    Jan-Henry Wanink, Osnabrück
waren. Dies sollte auf biblischer und in
deutlicher Abgrenzung zur katholischen
Kirche geschehen, ohne dass von „oben
nach unten“ gedacht und gehandelt wur-                   Synode der EAK in Nordhorn
de. Leitgedanke war, dass keine Vorherr-
                                              Am 13. November kommt die Synode der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersach-
schaften der einen über die anderen ent-      sen zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Noch einmal ist, wie bei der Frühjahrs-
stünden.                                      synode 2021, coronabedingt eine möglichst kurze Sitzung geplant. Folgt man den
   Das damals – inspiriert von den Pro-       Virologen, so dürfen wir für die Frühjahrssitzung 2022 auf Verhältnisse hoffen, die
testanten in Frankreich – beschlossene        einen – in dieser Hinsicht – uneingeschränkten Synodeverlauf ermöglichen.
Modell, hat vor allem die reformierte                                                                   Dieter Wiggers, Nordhorn
Kirche in den Niederlanden geprägt,
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
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             Hauptversammlung Reformierter Bund
Teilhabe, Transparenz, Zusammenar-             zahlreichere Beteiligung als sonst mög-        kein Diakon über andere Diakone den
beit – das waren die Schlagworte, die in       lich ist.“ So ziehe der Reformierte Bund in    Vorrang haben oder Herrschaft bean-
diesem Jahr die Hauptversammlung des           Erwägung, die nächste Hauptversamm-            spruchen ...“ Man ahnt dahinter die pauli-
Reformierten Bundes bestimmten. „Der           lung (12. bis 14. Mai 2022 in Halle), unab-    nische Vorstellung vom Geist Gottes, der
Geist, den ihr habt, ist ein Geist der Viel-   hängig von der weiteren Entwicklung, in        allen Glaubenden gegeben ist und daher
falt“ – in ihrer Eröffnungspredigt sprach      hybrider Form stattfinden zu lassen.           auch einen ganz bestimmten Umgang
Moderatorin Kathrin Oxen, angelehnt an                     Isabel Metzger – reformiert-info   miteinander einfordert, da Gottes Geist
Paulus (1. Korinther 12,  4–11), über die                                                     auch beim anderen vorausgesetzt ist.
ganz unterschiedlichen Begabungen, die
                                  Ein Schwerpunkt der Hauptversamm-                           Andererseits steckt darin auch die Auf-
Menschen in unserer Gemeinschaft zu-
                                  lung war die Emder Synode von 1571.                         forderung, dass jeder Geistbegabte sich
kommen – und wie es gerade aufgrund
                                  Impulsvorträge von Aleida Siller, Margid                    einbringen soll. Kirche ist keine Dienst-
jener Unterschiede oft, so Oxen, zu „Ei-
                                  Ernst-Habib und Matthias Freudenberg                        leistungsgesellschaft, sondern lebt nur als
telkeiten“ kommt. Die Moderatorin er-
                                  beleuchteten die Beschlüsse der Synode                      Beteiligungskirche. Daraus resultiert auf
innerte deshalb daran, unsere Gaben als
                                  aus historischer, systematisch-theologi-                    einer weiteren Ebene, dass einzelne Ge-
Geschenk Gottes zu begreifen: Ein Ge-
                                  scher und praktisch-kirchlicher Sicht.                      meinden zu unterschiedlichen Entschei-
schenk „nimmt man ja auch nicht und
                                  Was solche Gedenkjahre bewirken und                         dungen kommen können und dürfen,
schaut dann zuerst danach, was denn
                                  u.a. aus den Impulsvorträgen bei mir                        wenn es (so die Emder Synode) um die
wohl die anderen bekommen haben“. hängengeblieben ist: Zu meiner Einset-                      Auswahl des Katechismus oder auch die
   Die Hauptversammlung fand – bedingt
                                  zung vor nun ziemlich genau 27 Jahren                       Gestaltung der Gottesdienste geht. Jede
durch Corona – zum ersten Mal in digi-
                                  habe ich vom alten, inzwischen verstor-                     Gemeinde kann für sich schon sehr gut
taler Form statt und wurde live über den
                                  benen, Pastor Heetderks ein Buch er-                        sehen, was für sie gerade dran ist und wie
YouTube-Kanal des Reformierten Bun-
                                  halten, das aus Anlass des 400-jährigen                     das gemeindliche Leben gestaltet werden
des übertragen. Rund 90 Personen nah-
                                  Jubiläums der Emder Synode herausge-                        kann. Dieser Grundgedanke findet sich
men teil. Mit einer Satzungsänderung
                                  geben wurde. Da ich nicht wusste, was                       wieder in dem, was man später das Sub-
ebnete der Reformierte Bund dabei den
                                  ich als junger Pastor mit den Beschlüssen                   sidiaritätsprinzip genannt hat.
Weg, auch künftig Versammlungen und
                                  einer solch alten Synode anfangen sollte,                      Aber auch der nächste Schritt ist not-
Abstimmungen digital und ohne persön-
                                  ist das Buch schon bald in meinem Bü-                       wendig, den Matthias Freudenberg in
liche Anwesenheit möglich zu machen.
                                  cherschrank verschwunden. Heute bin                         einem Impulsreferat mit einem Zitat von
Moderatorin Kathrin Oxen: „Das ur-ich zu einem echten Fan der Emder Sy-                       Zwingli markant zum Ausdruck brach-
sprünglich als Notlösung gedachte For-
                                  node von 1571 geworden. Enorm, zu wel-                      te: „Es braucht mehrere, um intelligent
mat sehen wir inzwischen als ein interes-
                                  chen Ergebnissen die Menschen damals                        zu sein!“ Wir sind auf den anderen an-
santes Experimentierfeld und als Chance
                                  im Zusammenspiel ihrer Erfahrungen                          gewiesen, brauchen seine Meinung, sei-
– zum Beispiel dahingehend, dass eine
                                  von Unterdrückung und Flucht und ih-                        ne Erfahrungen und Erkenntnisse. Wir
                                  rem Verstehen der biblischen Botschaft                      brauchen die Brüder und Schwestern, da-
      Monatsspruch November 2021 gekommen sind. Es sind ja nicht selten                       mit – mit einem biblischen Zitat formu-
     2. Thessalonicher 3, 5       die Extremsituationen, die insbesondere                     liert – „ihr mit allen Heiligen begreifen
                                  bei den äußerlich gesehen Unterlegenen,                     könnt, welches die Breite und die Länge

     Der He     r r               Ohnmächtigen oder Opfern zu Erkennt-                        und die Höhe und die Tiefe ist, auch die

                r   r i c h t e   nissen führen, die dann über viele Jahre                    Liebe Christi erkennen könnt ...“ (Ephe-
           abe
                 Her zen
                                  oder Jahrhunderte zur eisernen Ration                       ser  3,  18f.). In der Kirchenordnung hat
                                  gehören. Bewusst ist das vielen mit Blick                   sich diese Erkenntnis in der presbyterial-

         eure
                                  auf die Barmer Theologische Erklärung                       synodalen Ordnung niedergeschlagen.

                                e
                                  von 1934, in der die Bekennende Kirche                      Segensreich wirken kann diese Einsicht
                     u  f  d  i
             aus a
                     es
                                  angesichts der nationalsozialistischen                      auch in vielen anderen Bereichen.

         b e G o t t              Herrschaft zu sehr klaren Aussagen ge-                         Als jemand, der in ökumenischen Ge-

     Lie
                                  kommen ist. Und wir sagen, dass wir                         sprächen unterwegs ist, fällt mir ein: Hät-
                                  heute diese Erkenntnisse nicht übersehen                    te die katholische Kirche eine Emder Sy-
                      da   s
        und auf
                                  dürfen, u.a. auch, um etwas in der Hand                     node gehabt, wären ihr viele Probleme,

     War ten
                                  zu haben, wenn sich vergleichbare Ent-                      mit denen sie heute zu tun hat, erspart
                             auf  wicklungen zeigen.                                          geblieben. Ich weiß, dass das zu einfach

       Christus.
                                     Ähnlich ist das mit der Emder Synode,                    gedacht ist, macht mich aber umso dank-
                                  in der die Synodalen formulierten: „Kei-                    barer, dass uns vor 450 Jahren solche
                                  ne Gemeinde soll über andere Gemein-                        Einsichten mitgegeben wurden. Was uns
                                  den, kein Pastor soll über andere Pasto-                    bleibt ist, diese Einsichten immer wieder
                                  ren, kein Ältester über andere Älteste,                     zu leben.          Dieter Wiggers, Nordhorn
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
Reformierter Bund / Interkulturelle Woche                                                                                          89

      Der Reformierte Bund
hat einen neuen Generalsekretär
Das Referat „Reformierte Theologie“ im        fortsetzte. 2007/2008 verbrachte Brügge-
Amtsbereich der Union Evangelischer           mann-Hämmerling ein Auslandsjahr an
Kirchen (UEK) ist mit Pfarrer Hannes          der Ankara Üniversitesi in der Türkei, wo
Brüggemann-Hämmerling besetzt wor-            er Islamische Theologie und internationa-
den. In dieser Funktion wird er gleichzei-    le Beziehungen studierte.
tig, bestätigt durch die Generalversamm-         Nach seinem ersten theologischen Exa-
lung und das Moderamen, die Aufgabe           men im Jahr 2012 absolvierte Brügge-
des Generalsekretärs des Reformierten         mann-Hämmerling sein Vikariat in der
Bundes wahrnehmen. Der Theologe wird          Evangelisch-reformierten Gemeinde Leer,
damit zum Nachfolger von Achim Det-           begleitet durch das Seminar für pastora-
mers, der seine Tätigkeit Ende September      le Ausbildung Wuppertal. Anschließend
2020 beendet hatte. Brüggemann-Häm-           arbeitete er für sein Auslandsvikariat in   Seit Oktober 2017 ist Brüggemann-Häm-
merling wird am 1. März 2022 seine Ar-        der Deutschsprachigen Evangelischen Ge-     merling Pfarrer der Reformierten Kir-
beit aufnehmen. Die Amtszeit beträgt          meinde in Kairo, Alexandria und ganz        chengemeinde Ossingen (Schweiz).
sechs Jahre.                                  Ägypten.                                      Der Generalsekretär des Reformierten
   Brüggemann-Hämmerling verfügt über            2016 kehrte Brüggemann-Hämmerling        Bundes führt die laufenden Geschäfte
reichhaltige Erfahrung in der Gemein-         zurück nach Deutschland, wo er zunächst     und leitet die Geschäftsstelle des Refor-
dearbeit und konnte durch seine beruf-        als Pastor collaborans in der Evange-       mierten Bundes in der Knochenhauer-
liche Laufbahn ein weites Kontaktnetz         lisch-reformierten Kirchengemeinde Lü-      straße in Hannover. Brüggemann-Häm-
im In- und Ausland aufbauen. Geboren          neburg-Uelzen tätig war. Zwischenzeit-      merling wird als Referent für Reformierte
wurde er 1983 in Göttingen, wo er 2004        lich unterstützte er die Weltgemeinschaft   Theologie auch die Geschäftsführung
sein Studium der Evangelischen Theolo-        reformierter Kirchen bei der Ausrichtung    des Theologischen Ausschusses der UEK
gie aufnahm, das er in Leipzig und Berlin     der 26. Generalversammlung in Leipzig.      übernehmen.        Quelle: reformiert-info

                  Begegnung – Teilhabe – Integration
            Georg Bätzing, Heinrich Bedford-Strohm und Metropolit Augoustinos von Deutschland
                – Gemeinsames Wort der Kirchen zur Interkulturellen Woche 2021 (Auszüge) –
Die bundesweit jährlich stattfindende Interkulturelle Woche (IKW) ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz
(DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975
Ende September statt und wird von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und
-beauftragten, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften und Initiativgruppen unterstützt und mitgetragen.
Das „Abkommen über die Rechtsstel-                                                        eingeschränkt – zugleich ist die Lage
lung der Flüchtlinge“ – besser bekannt als                                                in den Erstaufnahmestaaten erheblich
„Genfer Flüchtlingskonvention“ – wird                                                     schwieriger geworden. Auch in Deutsch-
dieses Jahr 70 Jahre alt. War sie zunächst                                                land lebende Geflüchtete leiden unter
darauf ausgerichtet, europäische Flücht-                                                  den Auswirkungen der Pandemie. In
linge nach dem Zweiten Weltkrieg zu                                                       Sammelunterkünften sind sie einem er-
schützen, wurde der Wirkungsbereich                                                       höhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Es ist
der Konvention 1967 zeitlich und geogra-                                                  für sie wesentlich schwieriger geworden,
fisch erweitert. Seitdem gilt: Jede Person,                                               Deutsch zu lernen, auf dem Arbeitsmarkt
die wegen ihrer Herkunft, Religion, poli-                                                 Fuß zu fassen und gesellschaftliche Teil-
tischen Überzeugung oder Zugehörigkeit                                                    habe zu erlangen. Die Bildungschancen
zu einer bestimmten sozialen Gruppe           Ebene. Der Grundsatz, Schutzsuchenden       geflüchteter Kinder sind massiv beein-
verfolgt wird, hat Anspruch auf Schutz.       die Aufnahme an einem sicheren Ort zu       trächtigt. Notwendige Beratungsange-
Zum Kern des Flüchtlingsschutzes gehört       gewähren, muss auch heute wirksam um-       bote können nicht in gewohnter Weise
das Verbot, einen Flüchtling in ein Land      gesetzt und angesichts aktueller Heraus-    stattfinden. Die Reisebeschränkungen
zurückzuweisen, in dem er Verfolgung          forderungen weiterentwickelt werden.        haben zur Folge, dass Familienzusam-
fürchten muss. Die Konvention bildet das        Schutzsuchende Menschen trifft die        menführungen kaum noch durchgeführt
Fundament des internationalen Flücht-         Pandemie derzeit mit voller Härte. Siche-   werden.
lingsrechts, ergänzt um wichtige Rege-        re Zugangswege und andere Möglichkei-
lungen auf nationaler und europäischer        ten, nach Europa zu gelangen, sind stark                        Fortsetzung auf Seite 90
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
90                                                                             Interkulturelle Woche / Aus den Gemeinden

Fortsetzung von Seite 89                     ren. Europa wird getragen durch eine          ment für ein gutes Zusammenleben in
                                             breite gesellschaftliche Akzeptanz von        Vielfalt.
  Doch auch jenseits der Pandemie beste-     Menschenwürde, Menschenrechten und               Als Christinnen und Christen verschie-
hen in der Flüchtlingspolitik große Her-     Rechtsstaatlichkeit. Die Geltung dieser       dener Konfessionen bezeugen wir gemein-
ausforderungen. Die Außengrenzen der         Normen zeigt sich gerade im Umgang mit        sam: „Gott hat uns nicht einen Geist der
Europäischen Union sind heute vielfach       Schutzbedürftigen. Es kommt darauf an,        Verzagtheit gegeben, sondern den Geist
Orte der Verzweiflung und Schutzlosig-
                                             die Würde und die Rechte von Geflüchte-       der Kraft, der Liebe und der Besonnen-
keit.
                                             ten an Europas Außengrenzen zu schüt-         heit.“ (2.  Timotheus  1,  7) ... Der Platz von
  Als Christinnen und Christen sind
                                             zen und zu verteidigen.                       Christinnen und Christen ist an der Sei-
wir überzeugt: Alle Menschen sind nach
dem Ebenbild Gottes geschaffen und ha-         Die Interkulturelle Woche findet in         te all jener Menschen, die Opfer von
ben somit eine unauslöschliche Würde.        diesem Jahr unter dem Motto #offengeht        Hass und Gewalt werden. Die Kirchen in
Bei allem Leid, das Menschen einander        statt. Dabei meint Offenheit nicht Belie-     Deutschland treten deshalb jeder Form
antun: Gottes Liebe hat das letzte Wort.     bigkeit. Vielmehr geht es um ein klares       der gruppenbezogenen Menschenfeind-
Diese christliche Hoffnung drängt uns        Plädoyer für eine offene Gesellschaft,        lichkeit mit Entschiedenheit entgegen. Wir
dazu, bereits hier und jetzt den Entrech-    in der die universalen Menschenrech-          setzen auf Solidarität und Nächstenliebe!
teten zu ihrem Recht zu verhelfen und        te geachtet werden. Und es geht um ein                Quelle: https://www.interkulturelle
den Schutzsuchenden Schutz zu gewäh-         breites zivilgesellschaftliches Engage-               woche.de/gemeinsames_wort/2021

Emlichheim –                                    tralen Gemeindeglied und den Pastoren      zukünftigen Entwicklung der Kirchen-
Externe Begleitung                              statt (wie von der Herbstsynode 2019       gemeinde zu befassen. Dazu hofft der
der Kirchenratsarbeit                           empfohlen), die zum gegenseitigen Aus-     Kirchenrat auch auf vielfältige Anregun-
Im zweiten Halbjahr 2020 fasste der Kir-        tausch dienen und eine Hilfestellung für   gen aus der Gemeinde.                (jv)
chenrat den Beschluss, seine „Arbeit mit        die Arbeit der Hauptamtlichen liefern
externer Begleitung zu beleuchten und           sollen, indem auch die Erwartungen der
                                                Gemeinde eingebracht werden.               Veldhausen –
Verbesserungsmaßnahmen zu ergrei-
                                             •	Die Gespräche mit den Jugendreferen-       Open-Air-Gottesdienst
fen“. Unter der Moderation von Ingrid
Arenz-Greiving von der trialog-Organi-
                                                ten und Jugendältesten werden monat-       mit Dr. Seiters
                                                lich fortgeführt und gegebenenfalls in     Am 12. September feierten die Veldhau-
sationsberatung in Münster wurden ein
                                                die Kirchenratssitzungen integriert.       ser Kirchengemeinden ihren ökumeni-
Themenkatalog erarbeitet und in Zusam-
                                             •	Zur Entlastung einzelner Bereiche wird     schen Gottesdienst beim Bauernmuseum
menarbeit mit dem Moderamen mehrere
                                                eine Neuverteilung innerhalb des Kir-      in Osterwald. Das Wetter spielte mit,
Treffen vorbereitet und durchgeführt. Im
                                                chenrates vereinbart.                      die Chöre und Posaunenchöre der refor-
Wesentlichen ging es zunächst in Klein-
                                             •	Vor dem Hintergrund des vielfältigen       mierten und altreformierten Gemeinden
gruppen um eine Bestandsaufnahme der
                                                Angebots im Bereich der Jugendarbeit       sorgten für Kirchentags-Atmosphäre und
Kommunikations- und Verständnispro-                                                        mit Dr. Rudolf Seiters, der lange in der
                                                soll es eine intensivere Verzahnung der
bleme; danach wurden die Aufgaben der           einzelnen Tätigkeiten geben. „Es zeigt     Bundespolitik tätig war und danach dem
Pastoren und des Moderamens, der Äl-            sich zudem, dass die Bindung der jun-      DRK als Präsident vorstand, kam ein pro-
testen und Diakone sowie der Jugendäl-          gen Menschen an das Gemeindeleben          minenter Gast hinzu.
testen und Jugendreferenten beleuchtet.         mit fortschreitendem Alter und ins-
   Als hilfreich erwies sich allein schon       besondere im Anschluss an die Jung-
die Auflistung und Besprechung der je           scharphase immer schwieriger wird.
eigenen Aufgaben und die der jeweils            Aus diesem Grunde ist beabsichtigt, die
anderen Gruppen. Dadurch wurde mehr             Arbeit der Jugendreferenten weiter in
Transparenz hergestellt hinsichtlich der        diese Altersgruppe zu verlagern“, heißt
Arbeit der Pastoren und des Moderamens          es im Gemeindebrief.
sowie innerhalb des gesamten Kirchenra-         Die Beteiligten an dem Beratungs-
tes. Erste konkrete Maßnahmen wurden         prozess waren angetan von der „sehr
daraus abgeleitet und umgesetzt:             angenehmen und konstruktiven At-
•	Im Rahmen der Kirchenratssitzungen        mosphäre“. Gerade angesichts der Ver-
   tauschen sich die Ältesten der beiden     änderungen im Gemeindeleben in den
   großen Bezirke in separaten Gesprä-       letzten Jahren, bei der tendenziell eine
   chen mit dem jeweils zuständigen Pas-     rückläufige Beteiligung am kirchlichen           In seinen Ausführungen über „Solida-
   tor aus. Parallel besprechen die Diako-   Leben wahrgenommen werde, und der             rität — unverzichtbar für eine mensch-
   ne die Arbeit ihres Bereichs.             Ungewissheit durch die Auswirkungen           liche Welt“ erinnerte er an die Zeit der
•	Jedes Jahr finden Gespräche zwischen      der Corona-Pandemie, halte es der Kir-        Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem
   Vertretern des Kirchenrates, einem neu-   chenrat für wichtig, sich intensiv mit der    Weltkrieg, an die Gründung der Europäi-
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
Aus den Gemeinden                                                                                                                    91

                                             Wilsum –                                      Wuppertal – Vakanz bald beendet
                                             Gedanken über die Zukunft                     In einer Gemeindeversammlung am
                                             Bereits vor zwei Jahren brachte ein großer    19. September 2021 wählte die Gemeinde
                                             Teil der Gemeinde bei den Hausbesuchen        Frau Melania Hadnagy mit überwälti-
                                             und in der Gemeindeversammlung zum            gender Mehrheit zur ersten Pastorin der
                                             Ausdruck, in Zukunft „gerne enger mit         Niederländisch-reformierten Gemeinde.
                                             der reformierten Gemeinde zusammen-           Frau Hadnagy kommt ursprünglich aus
                                             rücken“ zu wollen.                            Siebenbürgen (Rumänien) und hat in den
                                               Eine „Zukunftswerkstatt“ mit den Mit-       Niederlanden an der Protestantischen
                                             gliedern des Kirchenrates und einigen         Theologischen Universität in Groningen
                                             Gemeindegliedern ist nun am 6. Oktober        ihr Studium beendet.
schen Union, an die Deutsche Einheit, die    erstmals zusammengekommen, um zu                 „In einem anschließenden Telefonat
Aufnahme von Flüchtlingen nach 2015          überlegen, wie die Zukunft gemeinsam          brachte Frau Hadnagy zum Ausdruck, wie
und die erlebte Hilfsbereitschaft nach den   mit der reformierten Gemeinde aussehen        glücklich sie über dieses eindeutige Vo-
jüngsten Flutkatastrophen. Ohne Solida-      kann. Diese Gruppe wird keine Beschlüs-       tum ist und wie sehr sie sich auf uns freut“,
rität zerbricht jede menschliche Gemein-     se fassen, sondern es wird „lediglich         heißt es im Oktober/November-Gemein-
schaft. Sie gehört unaufgebbar zur christ-   nachgedacht und geträumt“.                    debrief. Und „auch wir als Gemeinde freu-
lichen Ethik.                                  Die reformierte Gemeinde in Wilsum          en uns sehr, die vakante Stelle mit Frau
   Es war alles in allem ein ganz besonde-   hat ebenfalls eine Zukunftswerkstatt ein-     Hadnagy besetzen zu können“. Näheres
rer Tag und immer wieder ein ökumeni-        gerichtet. Im Laufe der Zeit werden beide     werden die Abgeordneten der Wupperta-
sches Highlight!                             Gruppen zusammenkommen und ge-                ler Gemeinde in der Synodeversammlung
        (Aus dem Oktober-Gemeindebrief)      meinsam arbeiten.                      (jv)   Anfang November berichten.               (jv)

    Fleißige Posaunenchor-Kids –                                                           in reduzierter Form genutzt. Die Kinder
                                                                                           sind so nicht eine ganze Woche allein in

       irgendetwas geht immer                                                              ihrem Üben und haben als Ansporn im-
                                                                                           mer ein Zwischenziel vor Augen.
          Jugendposaunentag der Grafschafter Posaunenchöre                                   Mindestens drei Viertel ihrer bishe-
                                                                                           rigen Blechbläser*innenzeit haben die
Mitte September 2021 fand im Dorfge-         chenmitte ihre Übe-Ergebnisse per Video       jungen Musiker in Pandemiezeiten ver-
meinschaftshaus Osterwald ein erstes,        aufnahmen. In dieser ersten Phase wur-        bracht. Doch immer konnte irgendwie im
noch kleines Treffen mit 38 kleinen und      den sie dabei meistens von den Müttern        Rahmen der Vorgaben präsentisch weiter
auch größeren Anfängern aus neun Po-         tatkräftig unterstützt. Helga Hoogland        unterrichtet werden. Irgendwas geht im-
saunenchören statt, darunter auch Mit-       ging auf alle Videos mit einem ausführ-       mer, das haben die Posaunenchor-Kids
glieder aus drei altreformierten Chören,     lichen Feedback ein. Die Ausbilder*innen      mit ihren Ausbilder*innen gezeigt.
zusammen mit ihren ehrenamtlichen            der Gruppen hatten so die Möglichkeit,                                 Helga Hoogland
Ausbilder*innen.                             sehr viel über das Unterrichten ihrer                             Landesposaunenwartin
   Eingeladen zu dem inzwischen 18. Tref-    Schützlinge zu lernen.                                        der Ev.-reformierten Kirche
fen, das normalerweise mit bis zu ein-          In den meisten Gruppen wird die Un-                  und Leitung der landeskirchlichen
hundert Teilnehmern über drei Tage mit       terstützung über WhatsApp weiterhin                   „Kirchenmusikalischen Fortbildung“
abschließendem Gottesdienst stattfin-
det, hatte die Landesposaunenwartin der
Ev.-reformierten Kirche, Helga Hoog-
land.
   Geübt wurde in kürzeren musika-
lischen Einheiten als sonst. Auf dem
Mundstück spielte man sich draußen in
einem großen Kreis ein, bevor es an die
eingeübte Ständchenliteratur ging, damit
dann auch bald erste Schritte zusammen
mit den Posaunenchören vor Ort gemacht
werden können.
   Im ersten Lockdown wurde ausschließ-
lich online (über WhatsApp) unterrich-
tet. Helga Hoogland schickte Hausauf-
gaben-Übe-Videos und Anleitungen,
woraufhin die Schüler*innen zur Wo-
Unterschiede zu Tisch! - Evangelisch-altreformierte Gemeinde ...
92                                                                                            Herbsttagung des Frauenbundes

                                                                                                erhält ein Bändchen mit dem Spruch
                                                                                                „Sternenkind auf Erden geliebt, im
                                                                                                Himmel zu Hause“.
                                                                                            ... Oder ein Lieblingskuscheltier für Kin-
                                                                                                der und Jugendliche auf der Hospiz-
                                                                                                station.
                                                                                            ... Oder Erzähldecken mit zwölf Fächern,
                                                                                                die zu einem bestimmten Bibelvers pas-
                                                                                                sen, in denen Hinweise zu diesem Vers
  ... endlich war es wieder soweit                                                              versteckt sind. Diese Decke eignet sich
                                                                                                z.B. für Gemeindefreizeiten, Kinder-/
Nach knapp zwei Jahren Corona-Pau-             Leib und Seele). Geleitet durch Sr. Caro-        Jugendgruppen und für das generati-
se trafen sich am 11. September etwa           la treffen sich mittlerweile zehn Hobby-         onsübergreifende Gespräch über den
40 Frauen aus den altreformierten Ge-          schneiderinnen zweimal monatlich im              Glauben.
meinden, auf Abstand, aber trotzdem ge-        Kloster Frenswegen, um ihr Nähtalent
meinsam, zur Herbstversammlung des             praktisch umzusetzen – für bestimmte
Frauenbundes in der altreformierten            diakonische Zwecke.
Kirche in Emlichheim, um den Vortrag               Ein erstes Projekt entsteht vor einigen
„Manchmal brauchst du einen Engel“             Jahren, als viele Flüchtlinge in Deutsch-
von Schwester Carola Beermann zu er-           land aufgenommen werden. Da es für
leben.                                         diese Menschen oft keine gute Willkom-
   Nach der Begrüßung durch Waltraud           menskultur gibt, finden sich einige Frau-
Mülder, mit Andacht und Gebet, stellt          en zusammen und nähen Kuscheldecken
Sr. Carola sich und ihre Arbeit vor. Sr. Ca-   für die Flüchtlingskinder. Jede Decke
rola, seit 26 Jahren Ordensschwester der       ein Unikat aus Stoffresten, weich und
Franziskaner, arbeitet im sechsten Jahr        bunt und etwas ganz Individuelles, das
in Nordhorn in der ökumenischen Bil-           die Kinder, als ihr Eigentum, auf ihrer
dungsstätte Kloster Frenswegen.                zukünftigen Reise begleiten wird. Beim
   Sie liest den Text über Tabita aus der      Vernähen der letzten Ecke halten die
                                                                                             Sr. Carola mit der Erzähldecke zu Psalm 23
Apostelgeschichte 9, 32–43 vor. Tabita, ei-    Schneiderinnen inne und bedenken ei-
                                               nen Segensspruch für das Kind, das diese ... Oder Erinnerungs- und Beschäfti-
ne Frau aus Joppe, die durch Petrus auf-
                                               Decke erhält.                                    gungstücher für Menschen mit De-
erweckt wird, nachdem die trauernde Ge-
                                                   Danach entwickeln sich immer wieder          menz, auf denen Knöpfe, Reißver-
meinde Joppe nach ihm schickt, da er sich
                                               neue Ideen, wie sich Nähen und Seelsorge         schlüsse und andere Accessoires
zu der Zeit im Nachbardorf Lydda aufhält.
                                               bzw. Diakonie miteinander verknüpfen             aufgenäht sind.
   Tabita, eine gläubige Frau, die den Ar-
                                               lassen. Sr. Carola stellt mehrere Aktio- ... Oder Pullunder, die aufgeschnitten
men und ganz besonders den Witwen
                                               nen/Projekte vor und zeigt die fertigen          und mit einem gummierten Stoff un-
und Kindern viel Gutes tat, indem sie
                                               Nähwerke, die dabei entstehen.                   terfüttert werden und so Menschen im
Kleidung für sie nähte. Gerade alleinste-
                                                   Dazu gehören z. B. kleine Engel, die als     Seniorenheim als eine Art Lätzchen
hende Frauen waren in der damaligen            Handschmeichler u. a. für den Kranken-           dienen, von vorne aber wie ein Über-
Gesellschaft oft arm und somit auf Hilfe       hausbesuchsdienst genäht werden (3000            ziehpullunder aussehen.
angewiesen. Durch ihr Talent und ihr En-       Stück in drei Jahren).                           Durch diese und weitere Projekte ent-
gagement wird Tabita für sie zur Schnei-       ... Oder das Einschlagtuch für Sternen- stehen immer wieder neue Nähwerke, die
derin und sicherlich auch zur Seelsorge-           kinder (Totgeborene, Fehlgeburten), dazu beitragen, dass Menschen in Würde
rin.                                               die seit einigen Jahren, in der Eure- behandelt werden und dass ihnen in ihrer
   Denn wie es damals üblich war, traf             gio-Klinik in Nordhorn, würdig darin Hilfsbedürftigkeit Menschen etwas Gutes
man sich bei der Schneiderin zum Maß-              bestattet werden. Jedes Einschlagtuch tun und dadurch vielleicht für sie auch
nehmen und zur mehrmaligen Anprobe.                                                         zum Engel werden.
Bei diesen Begegnungen ergaben sich                                                             „Manchmal braucht man einen Engel
höchstwahrscheinlich auch Gespräche                                                         und manchmal wird man für andere zum
über die jeweilige Lebenssituation und                                                      Engel.“ Mit diesen Worten beschließt Sr.
den Glauben.                                                                                Carola ihren Vortrag. (Weitere Infos un-
   So wird Tabitha für viele Menschen in                                                    ter www.tabitha-kreative-naehwerke.de)
Joppe zur Nähseelsorgerin und nicht zu-                                                         Der Nachmittag endet mit einem ge-
letzt zu einem Engel.                                                                       meinsamen Kaffee- und Teetrinken und
   Angespornt durch diese Geschichte aus                                                    dem Singen eines Segensliedes.
der Bibel entsteht die Idee zur Tabitha-                                                                           Irene Sweers, Ihrhove
Nähwerkstatt (kreative Nähwerke für            Ergebnisse der Tabitha-Nähwerkstatt
                                                                                                        im Namen des Frauenbundteams
Nachruf / Aus den Gemeinden / Anzeige                                                                                                    93

                   Zum Tod von Pastor Jürgen Möller
Am 27. Mai dieses Jahres verstarb der auch in altreformierten                               Jürgen Möller wurde am 17. Septem-
Kreisen bekannte Pastor Jürgen Möller im Alter von 91 Jahren                                ber 1929 in Neuhaldensleben in Sach-
an seinem letzten Wohnort in Detmold. Das Moderamen der                                     sen-Anhalt geboren. In Weimar be-
Synode hat im September Kenntnis darüber bekommen.                                          suchte er die Schillerschule, bevor er
  Deshalb wollen wir an dieser Stelle an Pastor Jürgen Möller                               im letzten Kriegsjahr als Nachrichten-
erinnern. Jürgen Möller erhielt über den in 2016 verstorbenen                               helfer eingezogen wurde. Er erlebte als
und aus altreformierten Kreisen stammenden Pastor Albert                                    15-Jähriger die Gräuel der Transporte
Klaassen und durch die Heirat mit Fenna Bosink (aus Neerlage)     Jürgen Möller
                                                                                            nach Buchenwald.
engeren Kontakt zur Evangelisch-altreformierten Kirche.           im September 2015           Nach Kriegsende absolvierte er eine
  Immer wieder hat er während seines aktiven Dienstes in der                                landwirtschaftliche Ausbildung. Als
Lippischen und Westfälischen Landeskirche, aber dann auch        landwirtschaftlicher Assistent lernte er in der Grafschaft Bent-
vor allem im Ruhestand Predigtdienste in den Gemeinden un-       heim seine zukünftige Frau, Fenna Bosink, kennen.
serer Kirche wahrgenommen. Viele haben sein mutiges und hu-         1952 holte er an der Martin-Luther-Schule in Rimbach (Oden-
morvolles Predigen, die erfrischend andere Art seines Wirkens    wald) das Abitur nach und studierte von 1952 bis 1958 an der
auf der Kanzel in guter Erinnerung.                              Universität Marburg und der Freien Universität Amsterdam.
  Zudem können viele auch auf persönliche Begegnungen im         1955 fand die Hochzeit mit Fenna statt. Zu dieser Zeit waren die
Verwandten- und Bekanntenkreis, sowie bei Zusammenkünf-          beiden Leiter eines Jugendheims in Nordhorn. Seine erste theo-
ten der altreformierten Pastorenschaft dankbar und respektvoll   logische Prüfung bestand er am 24. Januar 1958 in Amsterdam.
zurückblicken.                                                   Während des Studiums in Amsterdam machte er die Bekannt-
  Dankenswerter Weise hat Pastor i.R. Dr. Gerrit Jan Beuker      schaft mit Albert Klaassen, über den dann der Kontakt zur Lip-
anhand von Informationen aus den Gemeinden, in denen Jür-        pischen Landeskirche zustande kam. Nach dem Lehrvikariat in
gen Möller tätig war, Stationen seines Weges und Wirkens er-     Helpup bestand Jürgen Möller am 17. September 1958 die zweite
fahren können, die wir hiermit in dankbarer Erinnerung zur       theologische Prüfung in Detmold. Er wurde Pastor in Brake.
Kenntnis bringen.                    Lothar Heetderks, Ihrhove      1962 übernahm er die Stelle eines Anstaltsgeistlichen in Eben-
                                                                 Ezer, 1964 bis 1971 war er als Pastor in Cappel tätig. In dieser
                                                                 Zeit war er von 1967 bis 1971 auch Superintendent der Klasse
  Aus den Kirchenbüchern                                         Blomberg.
                                                                    Am 1. August 1971 wurde er zum Vorsteher der Evangelischen
  Getauft wurden:                                                Jugendhilfe in Schweicheln-Bermbeck berufen. Dafür wurde er
  12.09.21 Lieke Keurhorst                      Hoogstede        Pfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen.
  12.09.21 Leni Wiechmann                       Hoogstede           1985 kehrte er in den Dienst der Lippischen Landeskirche zu-
  12.09.21 Loni Klemp                             Wilsum         rück und wurde Vorsteher (Leiter) des Ev. Diakonissenhauses in
  19.09.21 Jarne Weert Lemke               Campen/Emden          Detmold. Dort war er bis zum 30. September 1991 tätig und ging
  19.09.21 Enna Hurink                        Emlichheim         am 1. Oktober in den verdienten Ruhestand. Im Rollkragenpul-
  19.09.21 Jakob Liebsch                        Nordhorn         lover predigte er in vielen altreformierten Gemeinden der Graf-
  19.09.21 Jannik Kröner                        Nordhorn         schaft. Jung und alt hörten ihn gern.
  26.09.21 Mattis Heinrich Freimuth        Campen/Emden                                              Gerrit Jan Beuker, Neuenhaus
  26.09.21 Lasse Legtenborg                    Veldhausen        Nach http://www.kirchengemeinde-brake.de/Gemeindebrief/Archiv/Brief-242.pdf
  03.10.21 Elisa Harger                        Veldhausen
  10.10.21 Wim Lüppo Reijenga              Campen/Emden
  Getraut wurden:                                                                       Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
  17.09.21 Stefanie Kamps und Egbert Wesselink                                                                             Psalm 62, 2
                                             Emlichheim
  02.10.21 Karen und Jan Krans                 Hoogstede             In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied
  02.10.21 Chantal Schreur und Daniel Biester Nordhorn               von meinem geliebten Mann, meinem lieben
                                                                     Papa und Schwiegervater, unserem lieben Opa,
  Gestorben sind:                                                    Bruder, Schwager, Onkel und Cousin
  07.09.21 Gerrit-Jan Meier         87 Jahre   Emlichheim
  11.09.21 Wilhelmina Segger,
             geb. Legtenborg        88 Jahre        Uelsen
                                                                                     Emil Knehans
  17.09.21 Hindrik Bouws            85 Jahre   Emlichheim                     * 22. März 1935            † 22. Juli 2021
  21.09.21 Gerda Koonen,
             geb. Geugies           97 Jahre     Nordhorn                                 Wir werden dich sehr vermissen.
  23.09.21 Lambertus Kaalmink       60 Jahre       Wilsum                                 Deine Zwenna
  08.10.21 Henni Moeken             87 Jahre    Veldhausen                                Heidrun und Alfred
  Glaubensbekenntnis abgelegt haben:                                                      mit Marit, Livia
  10.10.21 Deike Haak, Tim van Mourik
           und Maik Noack                          Ihrhove           49824 Emlichheim, Oelstraße 12
94                                                                                                                                                       Anzeigen

                              Von guten Mächten wunderbar geborgen,                                                    Jesus Christus spricht:
                              erwarten wir getrost, was kommen mag.                                                    Ich bin die Auferstehung und das Leben.
                              Gott ist bei uns am Abend und am Morgen                                                  Wer an mich glaubt, wird leben,
                              und ganz gewiss an jedem neuen Tag.                                                      auch wenn er gestorben ist.
                                                                      Dietrich Bonhoeffer                                                         Johannes  11, 25

     Gott der Herr nahm heute nach einem erfüllten                                                       Schweren Herzens, aber dankbar für unsere
     Leben und dennoch plötzlich und unerwartet                                                          gute, gemeinsame Zeit, nehmen wir Abschied
     meinen innigst geliebten Mann, unseren her-                                                         von unserer lieben Mutter, Schwiegermutter,
     zensguten Vater und Schwiegervater, unseren                                                         Oma, Uroma, Schwester, Schwägerin, Tante
     lieben Opa und Uropa, Bruder, Schwager, On-                                                         und Cousine
     kel und Cousin

                       Gerrit Jan Meier                                                                        Wilhelmina Segger
                                                                                                                        geb. Legtenborg
               * 8. Juli 1934                 † 7. September 2021
                                                                                                            * 12. Mai 1933      † 11. September 2021
     zu sich in sein Reich.

               Traurig, in tiefer Liebe und Dankbarkeit                                                           In Liebe und stiller Trauer
               nehmen wir Abschied.                                                                               Jan-Albert und Dita Segger
               Wilhelmine Meier geb. Neerken                                                                      Gesine und Johannes Feimann
               Egbert und Gesine Bramer                                                                           Johanne und Bernhard Veltmann
               mit Karina, Simone, Oliver, Rene, Rica, Amy                                                        Jutta und Heinz Bloemendal
               Delia und Berthold Schoemaker                                                                      Wilfried und Gerlinde Segger
               mit Leandra – Yale, Maj-Britt – Mathis                                                             Enkel und Urenkel
               Martina und Daniel Kutbi
               mit Sophia, Livia, Annika                                                                 49843 Gölenkamp, Tüsterberg 5

     49824 Emlichheim, Amselstraße 12

                                                                                                                  In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein;
                                                                                                                  denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.
                                                                                                                                                       Psalm 4, 9
     Am 11. September 2021 nahm Gott der Herr im
     Alter von 88 Jahren zu sich unsere Mitschwester
                                                                                                         In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied
                   Wilhelmina Segger                                                                     von unserem lieben Papa, Schwiegervater, un-
                                                                                                         serem lieben Opa und Bruder
                                   geb. Legtenborg

          Wir gedenken ihrer in Liebe und Dankbarkeit                                                              Hindrik Bouws
           Der altreformierte Frauenkreis Uelsen
                                                                                                          * 28. Oktober 1935      † 17. September 2021

 Der Grenzbote                                                                                                          Wir sind sehr traurig
 erscheint monatlich (letzter Sonntag).                                                                                 Dieter und Dagmar Bouws
 Herausgeber: Synode der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen
 Redaktion: Pastor Dieter Bouws, Uelsen (db), Pastorin Sylvia van Anken, Wilsum (sva),
                                                                                                                        Tabea und Lena
 Johann Vogel, Laar (jv)                                                                                                Wilfried und Heidi Bouws
 Schriftleitung: Pastor Dieter Wiggers, Olmützer Straße 9, 48529 Nordhorn,
 Tel.: 0 59 21 / 8 19 33 31, E-Mail: grenzbote@altreformiert.de                                                         Marie und Louis
 Bildmaterial: Seite 83 (pixabay.com), Seite 84 (pixabay.com), Seite 85 (Gerrit Jan Beuker),
 Seite 86 (Gerrit Jan Beuker; istock © Juanmonio), Seite 87 (reformiert-info [2x]; siegfriedmacht.de),                  Marion und Wido Neerken
 Seite 89 (reformiert-info; www.interkulturellewoche.de), Seite 90 (jv), Seite 91 (jv; Carsten Koops),
 Seite 92 (Irene Sweers [2x]), Seite 93 (www.kirchengemeinde-brake.de)                                                  Kim, Noah und Mats
 Redaktionsschluss für die November-Ausgabe: 8. November 2021;
 namentlich gekennzeichnete Artikel werden von den Autoren selbst verantwortet.                                         Wilma und Jens Legtenborg
 Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, 71522 Backnang                                                                             Jonas – Kathi, Simon, Lenja – Ilja
 Bezugsgebühren: Der Grenzbote liegt gratis in den Kirchen aus und wird über Kollekten (im
 August) und Spenden finanziert. Zudem wird die jeweilige Ausgabe auf der Homepage der
 Ev.-altreformierten Kirche veröffentlicht (www.altreformiert.de). Interessenten außerhalb der alt-
 reformierten Kirchengemeinden können den Grenzboten gegen Erstattung der Unkosten per Post              49824 Emlichheim, Niemöllerstraße 3
 beziehen (bitte bei Johann Vogel, Telefon: 0 59 47 / 314 oder E-Mail: vogel-johann@gmx.de melden)
 oder gratis per E-Mail zugestellt bekommen.                                                             Uelsen, Scheden
 Anzeigen: € 0,50 je Millimeterzeile bei halbseitiger Breite
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