"Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt." - Transgenerational Memory', literarischer Raum und kulturelle Fiktion in Anne Webers ...
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„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ – ‚Transgenerational Memory‘, literarischer Raum und kulturelle Fiktion in Anne Webers Zeitreisetagebuch Ahnen (2015) Stephan Wolting 1. Zur Mehrdeutigkeit von Zeitreisetagebuch im Zusammenhang mit der Konzeption von transgenerational memory „Sonst kriegen sie uns … Nichts wie weiter…Sonst kriegt uns die Geschichte… Sonst holt sie uns ein und bringt uns um…“ Jaroslav Rudiš: Winterbegs letzte Reise (2019: 202) Im vorliegenden Beitrag geht es um das Werk Ahnen von Anne Weber (2015), der Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2020. Neben weiteren biogra- phisch-familiären Bezügen wird zu großen Teilen die Tätigkeit ihres Urgroß- vaters als preußischer Beamter, als Jurist, später als protestantischer Pastor, von 1890 bis 1904 im Posener Land thematisiert. Die Autorin treibt vor allem die Frage um, inwieweit sich innerhalb der unterschiedlichen Familiengenera- tionen (schwerpunktmäßig deren männlicher Vertreter) ein geistig-mentales Kontinuum in einem biographischen wie kulturpolitischen Sinne feststellen lässt, das bei der Geschichte ihres Urgroßvaters beginnt und sich bis zu je- ner der Autorin fortsetzt.1 Weber benutzt dazu die schöne Metapher, „sich von einer verschwundenen Generation zur nächsten wie auf den aneinanderge- knüpften Brettern einer morschen Hängebrücke vor- und zurückbewegen zu können“ (Weber 2015: 203). Die deutsch-amerikanische Komparatistin Helga Druxes (2015) bezeichnet diese Verfahrensweise im Gespräch mit der Autorin als „transgenerational Holocaust memory“2: Dies drückt sich über den inhalt- lichen Rahmen hinaus nicht zuletzt in der Form des Prosastücks aus, deren Betrachtung im Fokus dieser Untersuchung steht. Wie in dem jüngst prämierten Werk, dem Versepos Annette. Eine Heldin- nenepos (Weber 2020)3, hat die Autorin nach eigener Aussage auch in Hinblick 1 Das Werk ist in drei (Zeit-) Abschnitte unterteilt: die Zeit des Urgroßvaters im Posener Land, die Beschreibung des Lebens des Vaters mit der Verbindung zum Großvater sowie die Zeit von Webers Recherche. 2 Bei dem Begriff sei aber Vorsicht geboten, denn im gleichen Interview betont Weber, dass „sie mit Menschen, nicht mit Generationen“ verkehre. Das Zitat geht sinngemäß auf Gustav Landauer zurück, wie die Autorin betont (Winter 2015: 179). 3 Sie erhielt den Preis für dieses Werk über die französische Widerstandskämpferin Anne Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
138 Stephan Wolting auf Ahnen sehr um die gattungsästhetische Form des Oeuvres gerungen4, das sie schließlich Zeitreisetagebuch nannte. An anderer Stelle wird von einer „poe- tisch-autobiografische[n] Meditation über Herkunft und Identität“ (Pfohlmann 2015) gesprochen. Damit ist ein Stichwort für die Betrachtung einer „Poetik des Raums“ im Sinne Bachelards (1987) gegeben. Weber gebraucht den Terminus Reise hier in einem doppelten Sinne: einmal in einem lokalen, als Reise zu den Orten ihrer Recherche, und darüber hinaus in einem temporalen, als Reise in „die zeitliche Fremde ihrer Vorfahren“ (Weber 2015: 37). Unter Zugrundele- for personal use only / no unauthorized distribution gung von letzterem stellt sie einen Bezug zum Titel her, wo sie von ihrer Reise in die Vergangenheit als in ein eigentlich „unzugängliches Totenreich“ (Weber 2015: 20), jenes Land ihrer Ahnen, spricht.5 Innerhalb dieser Überlegungen wird der oben beschriebenen Vorgabe der Autorin Rechnung getragen und die Frage zu beantworten versucht, welche Winter Journals besonderen Implikationen wie etwa metanarrative Kommentierungen o.ä. in Hinblick auf die Darstellungsweise und intendierte Lesart damit verbunden sind. Für Weber bedeutet Form zugleich Aussage und Zeitreisetagebuch eine poetisch imaginierte Form einer Reise in Raum und Zeit. Der Schwerpunkt dieser Betrachtung liegt trotz des im Kompositum vorkommenden Begriffs der Zeit hier stärker auf der kantianisch gesprochen Anschauungsform des Raums.6 Allerdings lassen sich beide Formen im erzähltechnischen Sinne Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) eines von Bachtin (1973) herausgestellten Chronotopos oder der von Böhme betonten Raumzeitlichkeit7 nicht scharf trennen, was in Übereinstimmung zu Webers Konzeption steht. Nicht allein zwischen den Zeilen lässt sich die Ab- sicht der Autorin herauslesen, dass „Zeitreisetagebuch“ bedeutet, Vergangen- heit, und damit Zeit, räumlich zu machen, etwa wo sie schreibt, dass sie sich eaumanoir. Es soll hier keinesfalls als ‚politische Stellungnahme‘ bzw. als Analogieschluss B missverstanden werden, aber im Zusammenhang des ‚Rauswurfs‘ von Monika Maron bei S. Fischer, ging es fast unter, dass der Fischer Verlag Webers Werk als ‚Versepos‘ nicht heraus- geben wollte. Stattdessen erschien es bei Matthes & Seitz, der damit als relativ kleiner Verlag innerhalb weniger Jahre zum zweiten Mal den Deutschen Buchpreis erhielt, nach 2015 Frank Witzels Die Erfindung der Roten Armee-Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969. 4 Wie die Autorin in einem Gespräch mit dem Verfasser anlässlich einer Lesung (spotkanie au- torskie) am Germanistischen Institut der UAM Poznań am 24.11.2016 selbst betonte. 5 Der Begriff Ahnen taucht an verschiedenen Stellen auf, auch bei der Klimax des Werks, als sie zuletzt am 1. November zwei Friedhöfe in Poznań, Myłostowo und Jezicki, besucht und nach einer Reflexion über die Ahnen der Opfer und der Täter sich einen Ort wünscht, „an dem alle Toten ungeteilt, meine Ahnen sind.“ (Weber 2015: 268) 6 Vgl. die Kritik der reinen Vernunft, vor allem die Transzendentale Elementarlehre. Erster Teil. Die transzendentale Ästhetik § 1. 1. Abschnitt. Von dem Raum (Kant 1982: 69ff.) Bitte Seiten zahlen von – bis angeben, 2. Abschnitt: Von der Zeit (Kant 1982; 78ff.) Bitte Seitenzahlen von – bis angeben. 7 Eine Idee, die im Übrigen schon Lessing (1974) in seinem Laokoon in Abgrenzung der Literatur von der Bildenden Kunst umtrieb (Böhme 2005: XII). Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 139 „die zeitliche Differenz zwischen sich und dem Urgroßvater als eine Strecke“ vorstellt (Weber 2015: 67).8 Somit wird für sie in diesem Fall besonders der Begriff des Raums virulent, der etwas anderes meint als der konkretere Begriff des Orts9, was sich wiederum auf Interpretation oder Lesart auswirkt: Es geht um die Darstellung eines künstlerischen oder literarischen Raums, nicht um die Beschreibung eines geographischen oder historischen Orts. Von hierher wird an die Konzeptionen Blanchots (2012) vom „literari- schen“ und Lotmans (2009) vom „künstlerischen Raum“ angeknüpft10, und wie angedeutet darüber hinaus sich dem Werk gattungs- und formalästhetisch genähert, wie es in literaturwissenschaftlichen Regionalstudien – zumindest innerhalb germanistischer Publikationen – eher unterrepräsentiert scheint. Auf diese Weise ergibt sich zugleich ein neuer, anderer Zugang zu einer Re- gion als ‚kultureller Fiktion‘ innerhalb derer, im Zusammenspiel von Biografie, Historie und Regionalität und qua literarisch-ästhetischer Konstruktion sowie performativer Erinnerungsarbeit, „Vergangenheit plötzlich vor uns liegt“11. Bevor in diesem Zusammenhang konkreter auf die ästhetische Struktur ein- gegangen wird, seien einige Bemerkungen zur historischen Figur von Webers Urgroßvater am Leitfaden der Frage nach einem geistigen Kontinuum sowie zu dessen Einbindung in Webers Familiengeschichte vorweggenommen. Eher als Exkurs schließen sich einige Bemerkungen zur historisch-politischen Situation des Posener Lands sowie zur Literatur des Posener Landes an. Beide For- schungsbereiche sind wissenschaftlich gut dokumentiert (Greser 2016; Mache 2021), sodass sich hier anschlussoperativ auf nur einige wenige konkrete Fix- punkte beschränkt werden kann. In diesem Zusammenhang sei festgehalten, dass Weber weder aus der Erfahrung einer Region heraus schreibt, noch sich speziell für die Region interessiert, sondern diese nur im Zusammenhang mit der Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters behandelt. Insofern liegt hier ein völlig anderer Impetus als bei jeder anderen Form eines Schreibens aus re- gionaler Erfahrung (Gössmann/Hollender 1996) vor. Zugleich sei darauf ver- wiesen, dass Weber stark individuelles Erinnern (auch das eigene) akzentuiert, also die Singularität12 jeder Lebensgeschichte (nicht zuletzt jener ihres Groß- vaters) betont und sich im phänomenologischen Sinne deutlich von jeglicher 8 In diesem Kontext ließe sich assoziativ an Schlögels (2003) Diktum denken, wonach „wir im Raume die Zeit lesen“, wenngleich in einem anderen Kontext geäußert. 9 Oftmals als Unterscheidung von space und place verdeutlicht. 10 Man hätte in dem Zusammenhang auch Ernst Cassirer (1985) als Zeugen aufrufen können. 11 Nicht zuletzt als eine noch einzulösende Verpflichtung. Dieses Motiv taucht mehrere Male im Werk auf, u.a. auch im Zusammenhang mit der Konzeption Gustav Landauers, mit dem der Ur- großvater später befreundet und von ihm geistig stark beeinflusst war: „Die Vergangenheit liegt vor uns wie ein Weg […].“ (Winter 2015: 233) 12 Hier als eher heuristischer Begriff anders benutzt als bei Reckwitz (2017), der dies in einem soziologischen Sinn als im weitesten Sinne Lifestyle oder Habitusform versteht. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
140 Stephan Wolting Verallgemeinerung distanziert, selbst jener eines kollektiven (Halbwachs 1985)13, eines kommunikativen (Welzer 2002)14 oder eines kulturellen Ge- dächtnisses (Assmann 1992):15 […] dass es in Wirklichkeit nur einzelne gibt mit ihren einzelnen Gesinnungen oder Gesinnungs- losigkeiten, und in diesen Einzelnen, in den meisten von ihnen, die leisen oder dröhnenden Stimmen ihres Gewissens. Die Bücher irren, es gibt keine Massen, es gibt nur einen Vater und einen Sohn oder eine Mutter und einen Sohn oder eine Tochter und zwischen ihnen gibt es Wege, die weiterführen oder abbrechen. Die Erklärung in den Büchern erklären das Leben und Denken und Handeln dieser Einzelnen nicht. (Winter 2015: 256)16 2. Die ‚fiktiv-historische‘ Figur des Urgroßvaters in Webers Werk Die ‚fiktiv-historisch‘ literarisierte Figur des Urgroßvaters wird im Werk als ein „hochgebildeter Mann“ charakterisiert, der sich bei den Griechen, Klassikern wie Goethe, Shakespeare und Dante gut auskannte. Darüber hinaus wird er wie folgt beschrieben: Viele Eigenschaftswörter würden auf ihn passen: der Suchende, der Wahnsinnige, der Haltlose, der Radikale, der Unbändige [...]. Das Erste, was mich für den Mann erwärmte, war, dass sein nur in Fragmenten überliefertes Hauptwerk den Titel „Abrechnung mit Gott“ tragen sollte. (Weber 2015: 7)17 Weber führt dazu weiter aus, dass es nicht zuletzt seine „Abrechnung mit Gott“18 war, was sie von Anfang an für ihn einnahm und ihr zum Anlass des 13 Vgl. auch die frühe Kritik Kosellecks (2004). Es gilt inzwischen als in der Forschung allseits bekannt, dass Halbwachs die Schrift nie selbst veröffentlichte, sondern diese als Kompendium später von seinem Sohn herausgegeben wurde. Für viele Kritiker dieser Konzeption bleibt ‚kol- lektives Gedächtnis‘ eine contradictio in adjecto. 14 Welzers Ansatz geht noch am ehesten in die Richtung Webers oder umgekehrt, weil bei ihm auch das Familiengedächtnis im Sinne der Tradierung ein Teil des kommunikativen Gedächt- nisses ist. 15 Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch Aleida Assmann (2013), die einzelne Positionen noch einmal kritisch und konfrontativ einander gegenüberstellt. Natürlich sind sich beide Assmanns auch der formalästhetischen Komponente literarischer Werke bewusst. 16 Auch in Bezug auf den „Germanisierungsprozess“ betont Weber die Rolle des Einzelnen: „Ab 1871 sollten Gesetze nach und nach nicht nur dir Scholle, sondern auch die Sprache von allem Slawischen reinigen [im Original kursiv; St.W.]. Dieser Germanisierungsprozess wird allge- mein als Vorstufe des Späteren beschrieben, als eine Art Vorgebirge des Riesengebirges. Und für einen, der den Blick vor dem einzelnen Leben verschließt und nur größere Strömungen wahrnimmt, mag das auch stimmen. Aber das Leben eines Einzelnen ist reicher, widersprüch- licher, schwankender als das der Gemeinschaft, es lässt sich nicht mit den anderen Leben zu einem Trend verschmelzen.“ (Weber 2015: 223) 17 An einer anderen Stelle nennt sie ihn eine „Kippfigur“, bei dem „die zwei Hälften seines Wesens weiter auseinanderklaffen, als es gemeinhin vorkommt“ (Weber 2015: 178). 18 Wie sein nur in Fragmenten erhaltenes „Hauptwerk“ heißen sollte (Weber 2015: 7). Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 141 Werks wurde. Der aus Kassel stammende Florens Christian Rang (1864-1924)19 macht sich nach seiner Posener Zeit auch publizistisch, literarisch, theologisch und philosophisch einen Namen und wird von seinem späteren Freund Walter Benjamin20 als der „größte Kritiker des Deutschtums seit Nietzsche“ (Weber 2015: 162) bezeichnet. Dessen Zeit im Posener Land erscheint nicht zuletzt deshalb besonders aufschlussreich, weil diese in dem Wikipedia-Artikel über ihn komplett ausgespart ist, so als würde sein Leben erst mit der Berliner Zeit, u. a. als Vorstandsvorsitzender und 2. Direktor der Raiffeisenbank ab 1917 (Weber 2015: 183) beginnen21, weil er erst nach seiner Posener Zeit neben Benjamin22 mit prominenten Geistesgrößen deutschsprachiger Kulturge- schichte wie Martin Buber, Hugo von Hofmannsthal oder Gustav Landauer in Kontakt stand. Etwas despektierlich könnte man ihn einen B-Promi innerhalb der deutschen Geistesgeschichte nennen. Die Autorin spricht in diesem Zu- sammenhang u. a. von einer „Fußnote“ oder einem „Randvermerk“ der Ge- schichte (Weber 2015: 29). Nicht allein die Posener Zeit bleibt von der Lebensgeschichte Rangs ausge- spart, sondern damit verbunden auch zugleich seine von Weber zumindest als Frage formulierte Aspiration, dem Deutschtum im Posener Land Vorschub zu leisten und an der damaligen preußisch-protestantischen „Germanisierung“ mitzuarbeiten (Weber 2015: 37).23 Denn um mit Weber zu fragen: Was hätte ei- nen deutschen Geistesmenschen aus dem Westen Deutschlands dazu gebracht, sich in der Posener Provinz24 und ‚protestantischen Diaspora‘ niederzulassen? 19 Der im Werk Sanderling genannt wird, nach einem Wattvogel aus der Gattung der Strandläufer. Die phonetische Anspielung auf Sonderling liegt nahe. Weber stellt die Beziehung im Werk wie folgt her: „Sanderling ist den Strömungen ausgesetzt, das stimmt; wie der Vogel, dessen Namen er trägt, läuft er immer naher am Wassersaum seiner Zeit.“ (Weber 2015: 223) 20 Sie trafen sich noch 1924 kurz vor Rangs Tod auf Capri, wo Benjamin kurze Zeit später auch die Nachricht vom Tode Rangs erhielt. 21 Zu Lebzeiten veröffentlichte Rang mehrere Aufsätze und Werke (Wołkowicz: 2007). Wołkowicz nennt Rang dort einen „militanten Nationalisten“, was einen wesentlichen Gegensatz zu den Recherchen Webers markiert (Wołkowicz 2007: 27). 22 Im Werk heißt es dazu: „Dass er nicht gänzlich in Vergessenheit geraten ist, hat Sanderling wohl weniger dem Eifer seiner Nachkommen, als seiner Freundschaft mit Benjamin zu ver- danken.“ (Weber 2015: 80). 23 Dazu muss man wissen, dass Beamter in Preußen etwas ganz Anderes als heute bedeutete, was die gesellschaftliche Anerkennung betraf. Das Thema der Germanisierung wird an verschie- denen Stellen von der Autorin selbst angesprochen: „Ich bin von Anfang an geneigt gewesen, Sanderling ebenfalls für einen Germanisator zu halten. Wäre er, den nichts mit Polen verband, sonst ausgerechnet in jenen Jahren aggressiver Germanisierung in den Osten gegangen? (Weber 2015: 222), Allerdings findet sie auch eine Tagebucheintragung, worin er schreibt, dass „die Regierung kein Recht hat, einem Volke seine Sprache zu nehmen […].“ (Weber 2015: 222f.) 24 Es werden die beiden Dörfer Wiłkowice/Wolfskirch und Połajewo/Güldenau (etwa 50 km nördlich von Poznań/Posen) genannt, die größere Gemeinde, wo Sanderling Pastor war und weitere zwölf Dörfer der Umgehung betreute. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
142 Stephan Wolting Warum zieht es den jungen Beamten in diese östliche, seit 1815 Preußen zugeschlagene, eigent- lich aber polnische und mehrheitlich weiter von Polen bewohnte Provinz des Kaiserreichs, wo die deutsche Sprache nur von wenigen gesprochen wird und wo nur wenige – mehr oder weniger dieselben – seinem, dem evangelischen Glauben anhängen? Aus freien Stücken sei er in den Osten gegangen lese ich. Aber aus welchen Gründen? Sicher war er keiner, der den gangbarsten Weg gesucht hätte. Und warum der Osten? In einem Brief an Richard Dehmel schreibt sein Ju- gendfreund Franz Servaes, Sanderling sei mehrere Jahre als Germanisator in partibus infidelium im Posen‘schen gewesen, als einer also, der ausgezogen ist in von Andersgläubigen besiedelten Gegenden das Deutschtum zu verbreiten. Mit Andersgläubigen sind in diesem Fall nicht so sehr religiöse Abweichler gemeint als solche, die nicht dem Glauben an das Deutschtum anhängen. Es scheint demnach, so jedenfalls sieht es sein engster Jugendfreund, als habe Sanderling sich nach Posen begeben, um sich tatkräftig an der von Bismarck und den nachfolgenden preußischen Regierungen betriebenen Stärkung des Deutschtums zu beteiligen. (Weber 2015: 35) Um diese Problematik weiter zu vertiefen, bedient sich Weber der ‚Technik‘ einer herantastenden Infragestellung25, gerade was die eigenen Recherchen26 anbelangt. Sie betreibt auf diese Weise nicht allein eine Art von literarischer transgenerationeller Vergangenheitsbewältigung (Druxes 2015), sondern stellt gleichzeitig das damalige Umfeld dar, das Bild einer Region, die zu dieser Zeit vor allem durch den Versuch einer deutschen kulturellen Inbesitznahme gekennzeichnet war. Isoliert betrachtet wäre dieser Umstand für den hiesigen Kontext eher zu vernachlässigen, fiele nicht in diesem Zusammenhang auch jener Satz, den Webers Werk leitmotivisch durchzieht bzw. von der Autorin immer wieder von neuem zitiert wird. Bei einem Besuch einer ‚Irrenanstalt‘ oder „Idiotenanstalt“ (O-Ton Rang) Owińska im Posener Land rutscht ihrem Urgroßvater die Frage heraus: „Warum vergiftet ihr diese Menschen nicht?“ (Weber 2015: 67, 113, 135, 143, 225 u. a.) Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass dieser Satz in Rich- tung Eugenik der einzige Hinweis auf eine solche Einstellung ist. An anderen Stellen sind allerdings, wenngleich kryptischer, d.h. impliziter, auch polen- feindliche Äußerungen im Sinne eines ‚zivilisatorischen Rückstands‘ der Be- völkerung in den Schriften zu finden, wie Weber bemerkt, ohne diese explizit zu zitieren. Eine zivilisatorische Abwertung des ‚Ostens‘ durchzieht im Übrigen die Familiengeschichte bis zu ihrem Vater hin.27 Gleichsam deutet sich damit der Horizont eines Werks an, innerhalb des- sen versucht wird, eine Entwicklung aufzuzeigen, wie jemand zum einen dazu 25 Anlehnend an die Begründung der Jury des deutschen Buchpreises 2020 für ihr letztes Werk, wo innerhalb der Begründung der Jury das Prinzip der „tastenden Annäherung“ an Identitäts- und Kulturräume hervorgehoben wird (in Ahnen das Posener Land, in Annette die Region der Bretagne). 26 So fragt sie sich beispielsweise bei Ihrer Recherche im Bundesarchiv Koblenz auf den Spuren ihres Nazi-Großvaters, ob sie nicht selbst zur Denunziantin geworden sei (Winter 2015: 104f.). 27 Weber selbst natürlich ausgenommen. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 143 kommen kann, eine solche Frage zu äußern und zum anderen, ob sich eine solche Einstellung in der Familiengeschichte fortsetzt. Dass die Autorin im Ge- spräch mit Schriftstellerkollegen klug genug und zudem gut beraten gewesen ist, diese Aussage nicht mit unhistorischen bzw. heutigen Kriterien zu betrach- ten, legt wiederum der Untertitel des Werks nahe: Ein Zeitreisetagebuch. In diesem Sinne vollzieht Weber – und in diesem Fall ist die Autorin ganz entge- gen dem narratologischem Paradigma wirklich mit der Erzählerin gleichzu- setzen – eine doppelte Reise: zum einen in die Zeit vom Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, zum anderen in den Raum zu unterschiedlichen Orten, nicht nur nach Posen und ins Posener Land28, sondern auch etwa ins Benja- min-Archiv nach Berlin29, wieder zurück in ihre Wahlheimat Paris30, in die Bretagne31 oder in die hessische ‚Irrenanstalt‘ Hadamar32 in der Nähe von Braunfels an der Lahn.33 Ein weiterer Umstand dürfte in diesem Kontext von nicht unerheblicher Bedeutung gewesen sein: dass der Sohn des Urgroßvaters, also ihr Großvater, selbst nach Angaben seines Sohns ein „überzeugter Nazi“ war (Weber 2015: 75), zu dem sie aber keinerlei Kontakt unterhielt, was sie im Nachhinein als „glücklichen Umstand“ bezeichnet, vor allem deshalb, weil er sie als uneheliches Kind nicht anerkannte (Weber 2015: 232). 3. Die Reise in die Vergangenheit als Familienkontinuum? Rangs Nachlass befindet sich im Benjamin-Archiv als Einrichtung der Aka- demie der Künste auf der Luisenstraße in Berlin-Mitte, wozu Weber die Er- laubnis erhält, Einblick zu nehmen. Weber thematisiert an vielen Stellen ihre eigene Recherche und berührt somit immer wieder ihre eigene Familienge- schichte, etwa wie sie als uneheliches Kind auf die Welt kommt und von ihrer 28 Zu den Orten ihres Urgroßvaters, etwa zur ehemaligen ‚Irrenanstalt‘ Owińska oder in das ehe- malige Konzentrationslager Posen/Fort VII Colomb bzw. zu dessen Überresten. 29 Außerdem ins Bundesarchiv Koblenz und ins Landesarchiv Nordrhein-Westfalens in Duisburg. Dabei wundert sich die Autorin nicht über die klischeehafte Sachlichkeit und Effizienz des Per- sonals, wie sie schreibt, allerdings schon darüber, wie problemlos man die Erlaubnis bekommt, über NS-Repräsentanten zu recherchieren. 30 Weber lebt seit ihrem 18. Lebensjahr in Paris und bezeichnet sich als „eine Deutsche, die von außen“. Es wäre interessant, diese dritte (fremdkulturelle) Perspektive als Tertium comparatio- nis noch weiter zu untersuchen. In Ahnen beschreibt sie in Paris die Treffen mit ihrer Freundin Cecile Wajsbrot, der bekannten jüdischen, früher in Paris, heute in Berlin lebenden Schriftstel- lerin, die Weber auch übersetzt hat. 31 Wo sie mit dem Künstler Pierre Apatschevsky zusammentrifft, der sonst ebenfalls in Paris lebt und dessen jüdische Familie aus Odessa stammt. 32 In Hadamar wurde das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten für angeblich geistes- kranke Patienten umgesetzt und mindestens 15.000 Menschen in der Gaskammer umgebracht ( [18.01.2021]). 33 Etwas kalauerhaft wäre hier ‚der Name ist Programm‘ festzustellen. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
144 Stephan Wolting lleinerziehenden Mutter großgezogen wird. Von ihrem biologischen Vater, a dem Pädagogikprofessor Adalbert Rang34, wird ihr bezüglich ihrer Recherchen vorgeworfen, sich auf diese Weise in die Familiengeschichte „einschreiben zu wollen“ (Weber 2015: 153). Bis zuletzt will der Vater die NS-Vergangenheit seines Vaters verschweigen, des Großvaters Webers und Sohns von Florens Christian Rang, wie zudem We- bers Recherchen ergeben oder eigene schriftliche Äußerungen des Großvaters belegen. Außerdem existieren Dokumente in Form von Fragmenten und An- fängen geschriebener Texte darüber, wonach der Großvater begann, eine Bio- grafie über seinen Vater zu schreiben35. Die Autorin entrüstet sich über ein Manuskript des Großvaters, das sie findet, unter dem Titel Der Pfarrer von Połajewo: Ein Kapitel des Manuskripts […] ist überschrieben mit Das sündige Dorf. Eine grauenhafte, kaninchenhafte Unzucht habe geherrscht unter den menschenähnlichen Geschöpfen, die das Dorf bewohnten, ein einziger elender, verdeckter Sündenpfuhl sei das gewesen. Sodom und Gomorra konnten nicht schlimmer verderbt sein. [Im Original kursiv gedruckt; St.W.] […] Der Pfarrer von Połajewo ist der Versuch des Sohnes, den Vater zu sich runterzuziehen, einen bie- deren, verlogenen Bildungsbürger aus ihm zu machen, wie er selbst einer ist, schreie ich in meiner Wut. Ich verfluche keinen Gott, ich schreie nicht zum Himmel, aber es schreit zum Himmel, das einem, der mit Mördern paktierte, Unzucht das schlimmste und widerwärtigste aller Übel ist. (Weber 2015: 323f.) Aufgrund der Bekanntschaft seines Vaters mit Martin Buber erhält dieser Großvater nach dem Krieg, als es um die Bestrafung von NS-Verbrechern geht, einen ‚Persilschein‘. Vor diesem Hintergrund lässt sich dann in der Tat im wortwörtlichen Sinne von einem die Generationen transzendierenden Erin- nern sprechen (Druxes 2015). Diese Verbindung stellt Weber selbst ganz ex- plizit her, wenn sie fragt: „Wie hat es geschehen können, dass aus dem Sohn eines Sanderlings, eines Mannes also, der von Juden umgeben war und in ih- nen seine, des Christen ältere Brüder sah, ein Nazi wurde?“ (Weber 2015: 53) Im Gegensatz zu seinem Sohn wie seinem Enkel legt Florian Christian Rang in Tagebüchern, die Weber im Benjamin-Archiv konsultiert, allerdings ein durchaus selbstkritisches Geständnis in Form einer protestantisch eingefärb- ten ‚seelischen Innenschau‘ (und später unter dem starken Einfluss der Schrif- ten Nietzsches ein Ringen mit Gott bis hin zur späteren Ungläubigkeit) ab, 34 Er war Professor an der Pädagogischen Hochschule Berlin (1968-1982, die Anfang der 1980er Jahre aufgelöst und in schon bestehende andere Hochschulen wie die FU etc. integriert wurde) und wurde später Professor an der Universität Amsterdam (von 1982 bis zu seiner Emeritie- rung 1993). 35 Der Großvater war Direktor der Stadtbibliothek Bielefeld (später jener in Köln) war. Übrigens plante auch Webers Vater eine ganze Biografie über ihn zu schreiben, es blieb bei einem Porträt für die Neue Rundschau 1959. 2008 übergab er die Dokumente an das Benjamin-Archiv. Von ihm liegt ein einziges veröffentlichtes Dokument vor mit dem Titel Der Roman. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 145 verschweigt im Gegensatz zu den Vertretern der späteren Generationen nichts explizit, sondern versucht, sich Rechenschaft über Dinge seines Lebens abzu- legen, dessen biographische Eckdaten wie folgt lauten: in Kassel geboren, ka- tholisch getauft, Konvertierung der Familie zum protestantischen Glauben, Jurastudium in Köln (wo er auch zum Dr. jur. promoviert), Verwaltungsjob in Halberstadt. zunächst Leben eines „Lebemanns“36, Umzug ins Posener Land, zu dieser Zeit Aufnahme eines Theologiestudiums in Greifswald. Direktor der Raiffeisenbank in Berlin sowie Abfassen theoretischer Schriften.37 4. Zur kulturhistorischen Situation des Posener Landes in literarischen Werken Vom Jahre 1815 an wurde Poznań der Provinz Preußen einverleibt. Nach der dritten polnischen Teilung gehörte Posen mehr als 100 Jahre zum Königreich Preußen. Das Gebiet war mit relativ wenigen Deutschen besiedelt. Es gab eine große polnische Mehrheit sowie eine jüdische und deutsche Minderheit. Die Provinz galt von deutscher Seite als einigermaßen „ungeliebt“ (Neubach 2019), von polnischer Seite wurde es als ihr Land angesehen, worauf Weber an meh- reren Stellen ihres Werks eingeht (u.a. Weber 2015: 241f.). Bismarck spricht in dem Zusammenhang nicht von Provinz, sondern von Schutzgebiet (Wiss. Dienst Deutscher Bundestag 2021; Broszat 1963: 129-172; Wehler 1968: 297-316) und stellt die Provinz damit afrikanischen Kolonien gleich.38 Bei den meisten Werken innerhalb der deutschsprachigen Literatur handelt es sich vorwiegend um Versuche einer kulturellen wie literarischen Inbesitznahme, etwa innerhalb der sogenannten Ostmarkliteratur, die wis- senschaftlich hinreichend bearbeitet ist. Darüber hinaus ist zu Recht behauptet worden, dass Posen und die Umge- bung weder in der deutschen, jüdischen noch in der polnischen Literatur eine ähnlich starke Resonanz gefunden hat wie Schlesien, Danzig und Umgebung, 36 Weber geht auch darauf in ihrem Werk ein, wo sie etwa die Beziehung zu der Polin Pelagia Kruszszyńska, genannt Pela, beschreibt, die für ihn wohl die „große Liebe“ war und an die er selbst noch am Tag seiner Hochzeit mit Agnes denkt. (Weber 2015: 45f.) 37 Als seine Hauptwerke gelten (das erstgenannte Werk haben u.a. Benjamin und Buber unter- stützt): Deutsche Bauhütte. Ein Wort an uns Deutsche über mögliche Gerechtigkeit gegen Belgien und Frankreich und zur Philosophie der Politik. Mit Zuschriften von Alfons Paquet, Ernst Michel, Martin Buber, Karl Hildebrandt, Walter Benjamin, Theodor Spira, Otto Erdmann. Leipzig: Sannerz 1924 sowie Historische Psychologie des Karnevals, erschienen in: Die Kreatur II/2 (1927/28); Neuausgabe herausgegeben von Lorenz Jäger, Berlin 1983, die Weber beide kommentiert. 38 Shared history ist ein Begriff, der der postkolonialistischen Debatte (bzw. dem Diskurs) ent- stammt, und wird oft in Zusammenhang mit dem Dependenzdiskus benutzt. Der Versuch ana- log dazu, eine shared literary landscape festzumachen, erwies sich als unhaltbar. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
146 Stephan Wolting Masuren respektive Ostpreußen o. ä. (Greser 2016; Wojtczak 1998). Einen lite- rarischen Mythos dieser Region hat es in diesem Sinne nicht gegeben. Ebenfalls ist richtig, dass die wenigen Zeugnisse anspruchsvoller Literatur insbesondere von Autoren stammen, die auf der Durchreise waren, wie etwa Heinrich Heine39 oder Clara Viebig, die zu Sommeraufenthalten die Gegend besuchte und diese in ihrem Werk Das schlafende Heer beschrieb.40 Webers Werk weist keinerlei Referenz zu diesen früheren Werken von Be- schreibungen des Posener Landes – auch nicht in Absetzung oder Entgeg- nung – auf, und schon gar nicht zu der Ostmarkliteratur o. ä. Sie stellt von daher hierzu bewusst und intentional keinerlei literarische Intertextualität her.41 Dazu lässt sich eine ganz andere literarische Qualität beobachten. An- näherung besteht in Webers Fall in einem völlig anderen Ansatz von Singula- rität, den man eine poetische Inbesitznahme einer kulturellen Fiktion nennen kann, die den Begriff der historischen Wahrheit durch den einer literarisch- künstlerischen Wahrhaftigkeit ersetzt, innerhalb derer die Autorin sich immer wieder auf den einzelnen Wegstrecken Rechenschaft über ihr Vorgehen ablegt. Durch den Einbezug und die Problematisierung des eigenen Standpunkts wie Standorts (Wierlacher 2020: 357-359) unterscheidet sich Webers Ansatz 39 In seiner ihm eigenen Art betrachtet Heine auch Posen und das Posener Land in einer Mi- schung aus Identifikation und Ironie, sprich Distanz, Heines wohlbekannte Strategie, wenn er etwa davon spricht: „Posen, die Hauptstadt des Großherzogtums, hat ein trübsinniges, uner- freuliches Ansehen. Das einzige Anziehende ist, daß sie eine große Menge katholischer Kirchen hat. Aber keine einzige ist schön. […] Als wenn die unglückliche Stadt nicht genug hätte an dem bloßen Theater!! ( [25.01.2021]). 40 Als das zweite relativ prominente Beispiel fungiert Clara Viebig, die von Wojtczak (1998: 66ff.) zur „Ostmarkliteratur gezählt wird und die in ihrem Werk Das schlafende Heer“ diese Gegend beschreibt, die sie von häufigen Sommerferienbesuchen auf einem Gut bei Verwandten im Pose- ner Land, woher ihre Eltern stammten, kannte. Clara Viebig schreibt: „Meine Heimaten. Meine Eltern stammen beide aus der Provinz Posen, daher, wo sich, wie man in dem von der Natur so bevorzugten Rheinland denkt, Hasen und Füchse Gutenacht sagen. Da kam ich nun hin. Eisen- bahn gab es nicht bis zum Gut der Verwandten, der Wagen wartete auf der kleinen Station; endlos ging‘s durch Sand und Korn und Rübenfelder, und weiter durch Rübenfelder, Korn und Sand. Rebhühner schwirrten auf, wenige Dörfer zeigten sich, die Räder holperten in ausgefah- renen Landweggeleisen, und der Himmel stülpte sich über das flache Land, wie eine Glasglocke über den Teller.“ (Viebig 1998: 6; Michalska 1968) 41 Obwohl in dem Werk häufig Intertextualität hergestellt wird, vielfach auch zu Texten polnischer Schriftsteller, wie z.B. Mickiewicz‘ Dziady [Totenfeier] (Weber 2015: 240) oder Miłosz‘ Das verführte Denken (Weber 2015: 98). Zudem erwähnt sie vor allem jene historischen Werke, bei denen sie davon ausgehen konnte, dass sie der Urgroßvater gelesen hatte wie Alfred Knobloch oder des damaligen preußischen Kultusministers Graf Zedlitz (Weber 2015: 222, 225, 235), aber auch historische Werke über den „Deutschen Ostmarkenverein“, eine „nationalistische Propagandaorganisation“ (Weber 2015: 41) oder Die Stadt Posen unter preußischer Herrschaft von Moritz Jaffé von 1909 (Weber 2015: 42), wo es unter anderem heißt. „In der Tat gehen Deutsche und Polen im engen Raume des heutigen Posen wie Fremde aneinander vorüber.“ Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 147 iametral von jeder anderen Literatur über diese Region, im Übrigen auch von d den Beschreibungen Heines, der als bekannterweise großer Spötter und letz- ter Vertreter wie Überwinder der ‚romantischen Schule‘ zugleich zwar eine Distanz zu dem Beschriebenen, sprich der Region, entwickelt, den eigenen Standpunkt allerdings ebenfalls nicht hinterfragt. Insofern erscheint es nur konsequent, wenn Weber sich intertextuell keinesfalls mit der Literatur des Posener Lands beschäftigt, dagegen aber mit bekannten polnischen Autoren wie Stasiuk etc., wobei sie in dieser Beziehung das erste und einzige Mal im Werk die Kontenance verliert und ihm dabei auf den Leim geht. Nicht zuletzt hielt Weber von daher die ästhetische Form des Zeitreisetagebuchs für die an- gemessene Form, die abschließend genauer beleuchtet werden soll. 5. Reisen in die Fremde von Raum und Zeit: Zeitreisetagebuch als literarisch-kulturelle Fiktion Auf den ersten Blick scheint es vermessen, mit der Textform des Zeitreisetage- buchs als neuer Gattung zu operieren, da diese Form literaturwissenschaftlich weder näher definiert ist, noch sich allgemeiner Akzeptanz erfreut. Wenn man im Sinne der Autorin dennoch von einer solchen Annahme ausgehen mag, so sei paradoxerweise auf Arbeiten zur Gedächtnisforschung (Schacter 1996) bzw. zum Erinnerungsdiskurs (Markowitsch 2005; Welzer 2002; Roth 2001) verwiesen, die Vorarbeiten zu Konzepten einer „biographischen“ bzw. „histori- schen Fiktion“ geleistet haben (Wolting 2015). Innerhalb dieser Studie wurde der Fokus insbesondere auf die Kategorie der Fiktion gelegt, um „räumliche Fiktion“ bzw. um den „literarischen Raum“ im Sinne Blanchots (2012) erwei- tert. Grundvoraussetzung bleibt dabei, dass der literarische Raum nicht mit einem wie auch immer angenommenen historischen oder geographischen Raum gleichgesetzt werden kann.42 Der Hanser-Lektor Wolfgang Matz hat dies im Gespräch mit dem Verfasser in einem anderen Kontext einmal leicht iro- nisch so beschrieben: „In einem literarischen Raum kann man nicht wohnen.“ (zit. n. Wolting 2020: 53) Der Begriff der räumlichen Fiktion legt also nahe, dass es sich im Sinne von Lotman (2009) nicht um reale, sondern um künstlerisch gestaltete Räume han- delt (Lotman 2009: 261-279; Wolting 2020: 47-53). Mag dies auf den ersten 42 Es sind also mehrere Differenzierungen hierbei nötig, die oft nicht streng eingehalten werden: Der Ort ist kein Raum, der künstlerische bzw. literarische Ort bzw. Raum kein geographischer respektive historischer etc. Nimmt man diese Grenzziehungen nicht vor, werden Untersuchun- gen oft in der Argumentation nicht sauber. Das Problem der Vereinnahmung eines konkreten geographischen Orts als künstlerischer Raum würde sich damit von allein lösen. Eine ‚literari- sche Region‘ kann niemals mit einer ‚geographischen Region‘ kongruent sein. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
148 Stephan Wolting Blick selbstevident erscheinen, so zeigen doch zahlreiche, auch jüngere Publi- kationen, dass der reale historische Raum nach wie vor nicht selten mit dem künstlerisch gestalteten Raum gleichgesetzt wird. Daraus resultiert eine zum Teil rein inhaltsfixierte oder ‚historische‘ Annäherung respektive eine Darstel- lung mit von außen an das Werk herangetragenen Kategorien, selbst dort, wo von hybridem Kulturraum oder von kulturellem Gedächtnis gehandelt wird. Nach Überzeugung des Verfassers würde eine solche Betrachtungsweise dem Werk Webers zumindest nicht angemessen gerecht werden. Denn die Autorin selbst besteht geradezu auf der ästhetischen Autonomie des literarischen Kunstwerks, eine Position, wie sie im Übrigen generell von einer überwiegenden Mehrheit von Autorinnen und Autoren vertreten wird.43 Weber lehnt sich mit einer gewissen Radikalität an die Literaturkonzeption Maurice Blanchots (2012) an44,wonach schon „der Schriftsteller […] nicht beim Werk verbleiben“ kann. In diesem Zusammenhang mahnt Blanchot die Schrift- stellerin/den Schriftsteller, zu jener „Entferntheit“ zurückzukehren, „durch die er zunächst eintrat, um das Vernehmen dessen zu werden, was er schreiben musste“ (Blanchot 2012: 87). Genau diese von Blanchot geforderte Position der „Entferntheit“ nimmt Weber in der Beschreibung ein bzw. geht noch darü- ber hinaus: Nicht nur die Autorin verschwindet im Sinne Blanchots hinter ihrem Werk, sondern sie transzendiert zugleich jede Form biographischer Bezüge über die Beschreibung einer Region bzw. einem historischen Bezug hinaus (Blanchot 2012: 16). Von daher und daran anknüpfend kommt man mit Weber nicht umhin, die Singularität biographischer Beschreibungen in einem ästhetisch phänomeno- logischen Sinne herauszustellen. Sie setzt sich damit deutlich von oben erwähn- ten Positionen wie einem „kulturellen Gedächtnis“ o.ä. ab, nicht zuletzt dadurch, dass sie die „Singularität“ (Reckwitz 2017) von Biografien betont, […] dass es in Wirklichkeit nur einzelne gibt mit ihren einzelnen Gesinnungen oder Gesin- nungslosigkeiten, und in diesen Einzelnen, in den meisten von ihnen, die leisen oder dröhnen- den Stimmen ihres Gewissens. Die Bücher irren, es gibt keine Massen, es gibt nur einen Vater und einen Sohn oder eine Mutter und einen Sohn oder eine Tochter und zwischen ihnen gibt es Wege, die weiterführen oder abbrechen. Die Erklärung in den Büchern erklären das Leben und Denken und Handeln dieser Einzelnen nicht. (Winter 2015: 256) 43 Etwas überpointiert formuliert: Niemand schreibt ein Werk, um sich in ‚ein kollektives oder kulturelles Gedächtnis‘ respektive dem ‚Gedächtnis einer Region‘ etc. einzuschreiben, eine Dis- kussion, die in der Gedächtnisforschung, im Übrigen seit Jahren ‚geklärt‘ erscheint. Vor allem der Neurowissenschaftler Markowitsch (2005) gilt als literaturaffin und benutzt Kategorien der Literaturwissenschaft, um Gedächtnisphänomene zu markieren. 44 Etwa auch im Verhältnis zu ihren Übersetzungen (übrigens ins Französische wie ins Deutsche), sie übersetzte u.a. einen der besten, einen stark ästhetischen Literaturbegriff vertretenden fran- zösischen Schriftsteller Pierre Michon. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 149 Insbesondere die Form des Zeitreisetagebuchs erlaubt nun jenen neuen, ganz anderen, besonderen Zugang, was als ein ästhetisches Transzendieren etwa auch von Regionalität (aber auch des Erinnerungsdiskurses) bezeichnet wer- den kann. Diese Konzeption ist nicht mit Positionen zur Transregionalität zu verwechseln, wie sie etwa in der Kunstgeschichte, aber auch innerhalb der Lite- ratur- und Kulturwissenschaft, vertreten werden (Bogade 2016). 6. Zusammenfassung: Zeitreisetagebuch als ‚Journal einer (Selbst-)Erkundungsreise‘ Die Autorin selbst verweist darauf, dass diese neue Art einer „literarischer Re- flexion“ im Sinne des „Sich-auf-den-Weg-Machens“ es ihr erlaubt, „Vergangen- heit als etwas zu begreifen, was vor uns liegt“, als etwas nicht fest Fixiertes (Druxes 2015: 6). Sie knüpft dabei an Konzepte innerhalb des Erinnerungsdis- kurses an, wonach individuelles wie kulturelles Erinnern mehr mit Gegenwart als mit Vergangenheit zu tun habe (Welzer 2002; Schacter 1996). In Webers Werk erhält Erinnerung darüber hinaus sogar ein zukunftweisendes, utopi- sches Moment, und hierin scheint ihr Ansatz äußerst innovativ.45 Insofern wird eine zukünftige Funktion der Zeitreise manifest, die wieder- um eng mit der formalästhetischen Vorgehensweise Webers verknüpft ist, in die sie biographische und metabiographische Bemerkungen einbettet. Über- haupt scheint Weber immer wieder von neuem nach der angemessenen litera- rischen Form ihrer Werke zu suchen, worin sich z.B. auch ihr letztes Werk von dem hier zugrundeliegenden unterscheidet: Bei dem jüngsten Werk handelt es sich um ein Versepos. Gemeinsam ist beiden Werken eine meta-narrative Er- zählhaltung, wie es hier heuristisch genannt werden soll: Die eigene Schreib- weise oder Narration wird mit zum Thema des Werks gemacht. Abschließend seien die zentralen Punkte der hier vorgenommenen Reflexionen noch einmal kurz zusammengefasst: Anne Webers Zeitreisetagebuch stellt, einen innovatorischen gattungs ästhetischen Versuch dar, sich auf die Spur einer ihr familiär nahestehenden Person (ihres Urgroßvaters), mehreren Zeiten (im Sinne von transgeneratio- nal memory) und einer spezifischen Region, des Posener Landes, zu begeben. Auf diese Weise gelingt es ihr, sich dem einen Zeitkolorit, der Spezifik eines Ortes sowie einer historischen Person zu nähern. Die Autorin geht dabei vor allem formalästhetisch mit der Form des Zeitreisetagebuchs einen neuen, anderen Weg. Durch dessen Doppelbedeutung und vielfältigen Bezüglichkeit 45 Dieser Ansatz ist nicht mit ‚zukünftigen Erinnerungen‘ zu verwechseln, wie er beispielsweise von Markowitsch (2015) zum prospektiven Gedächtnis vertreten wird. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
150 Stephan Wolting ‚erschafft‘ die Autorin künstlerisch-literarisch eine Phase der Lebensgeschichte des Urgroßvaters neu, die nicht mit allgemeinen (epistemologischen) Katego- rien, sondern durch diese Art der literarischen Darstellung nur individuell zu erfassen ist. Insofern erscheint es nur konsequent, wenn am Ende das beson- dere Einzelschicksal eines Mannes ‚fiktiv‘ überdauert. Durch die Vorgehens- weise sowie die Qualität ihrer Darstellung gelingt es der Autorin zugleich, sich aus der Familiengeschichte herauszuschreiben46, vor allem durch ihre künst- lerische Vorgehensweise, jenen Wechsel von Identifikation und Distanz, was den eigenen Standpunkt wie Standort nicht ausnimmt. Insofern kann die Dar- stellung eines literarischen Orts wie der ‚Konstruktion einer Region‘ nicht nur für die Vergangenheit etwas Zukünftiges bedeuten, sondern schafft zugleich eine neue Verbindung von ästhetischer, historischer (temporaler) wie kultu- reller (lokaler) Annäherungsweise. Hinsichtlich der ästhetischen Funktion entsteht so zugleich literarischer Raum wie kulturelle Fiktion. Als Ergebnis einer literarischen Reise (in die in- dividuelle Lebensgeschichte wie in die Geschichte der Region) erteilt Weber der Fiktion eines familiären Kontinuums wie jener eines kulturell-historisch authentischen Raums eine endgültige Absage. Literatur Assmann, Jan (1992): Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: Beck. Assmann, Aleida (2013): Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur. Eine Intervention. Mün- chen: Beck. Bachelard, Gaston (1987 [1957]): Poetik des Raumes. Frankfurt/M.: Fischer. Bachtin, Michail (1973): Chronotopos. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Blanchot, Maurice (2012): Der literarische Raum, Die wesentliche Einsamkeit. Zürich, Berlin: Diaphanes Böhme, Hartmut (2005): Einleitung: Raum – Bewegung – Topographie. – In: Ders. (Hg.), Topogra- phien der Literatur: Deutsche Literatur im transnationalen Kontext. Stuttgart: Metzler. Bogade, Marco (Hg.) (2016.): Transregionalität in Kult und Kultur. Bayern, Böhmen und Schlesien zur Zeit der Gegenreformation. Köln, Weimar, Wien: Böhlau. Broszat, Martin (1963). Zweihundert Jahre deutsche Polenpolitik. München: Ehrenwirth. Cassirer, Ernst (1985 [1931]): Mythischer, ästhetischer und theoretischer Raum. – In: Ders., Symbol, Technik, Sprache. Aufsätze aus den Jahren 1927–1933. Hamburg: Meiner. Druxes, Helga (2015): Glossen. Plötzlich liegt die Vergangenheit vor uns (dickinson.edu) (dickinson.edu) [23.01.2021]. 46 Spätestens durch die künstlerische Bestätigung des Buchpreises (allerdings für das andere Werk), hat sie sich auf andere Weise aus ihrer ‚mediokren‘ männlichen Familiengeschichte ‚he- rausgeschrieben‘. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
„Vergangenheit ist etwas, das plötzlich vor uns liegt.“ 151 Druxes, Helga (2018): Transgenerational Holocaust Memory in Anne Weber’s Ahnen and Esther Kinsky’s Am Fluß < Project MUSE - Transgenerational Holocaust Memory in Anne Weber‘s Ahnen and Esther Kinsky‘s Am Fluß (jhu.edu)>[21.02.2021]. Greser, Ewa (2016): Die Stadt Posen in der deutschsprachigen Literatur (1772–1918). Poznań: Nauk. UAM Poznań. Gössmann, Wilhelm/Hollender, Christoph (1996) (Hgg.): Literarisches Schreiben aus regionaler Erfahrung: Westfalen – Rheinland – Oberschlesien und darüber hinaus. Paderborn: Schöningh. Halbwachs, Maurice (1985 [1925]): Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Heine, Heinrich, Reisebilder [25.01.2021]. Kant, Immanuel (61982): Kritik der reinen Vernunft (Werkausgabe Bd. III u IV). Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Koselleck, Reinhart (2004): Gibt es ein kollektives Gedächtnis? Sofia: Maison des Sciences de l’ Homme et de la Société. Lessing, Gotthold Ephraim (1974 [1766]): Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie. – In: Werke, Bd. 6. München: Hanser, 7-187. Lotman, Jurij (2009): Zum künstlerischen Raum und zum Problem des Sujets. – In: Schmid, Wolf (Hg.), Russische Proto-Narratologie. Texte in kommentierten Übersetzungen. Berlin: de Gruyter, 261–279. Mache, Beata (2021): Provinz Posen in jüdischer Heimatliteratur [07.01.2021]. Markowitsch, Hans (2005): Das autobiographische Gedächtnis. Stuttgart: Klett-Cotta. Michalska, Urszula (1968): Clara Viebig – Versuch einer Monographie. Poznań: UAM. Neubach, Helmut (2019): Posen – Preußens ungeliebte Provinz: Beiträge zur Geschichte des deutsch-polnischen Verhältnisses 1815-1918. Herne: Freunde der Martin-Opitz-Bibliothek. Nowikiewicz, Elżbieta (2014): Die Provinz Posen in Autobiographien und autobiographischen Auf- zeichnungen. Eine literaturgeographische Lektüre. – In: Dies. (Hg.), Literarische Topogra- phien in Ostmitteleuropa bis 1945. Frankfurt/M.: Lang, 187-207. Pfohlmann, Oliver (2015): Ein literarisches Lehrstück. Mit ‚Ahnen‘ begibt sich Anne Weber auf die Suche nach ihrem Urgroßvater, dem Walter-Benjamin-Freund Florens Christian Rang [02.01.2021]. Połczyńska, Edyta (1988): Im polnischen Wind. Beiträge zum deutschen Zeitungswesen, Theater- leben und zur deutschen Literatur im Großherzogtum Posen 1815–1918. Poznań: Nauk. UAM. Połczyńska, Edyta/Wojtczak, Maria (1996): Die Provinz Posen in der deutschen Literatur um die Jahrhundertwende. – In: Convivium. Germanistisches Jahrbuch. Polen. Bonn, 83–106. Reckwitz, Andreas (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Roth, Gerhard (2001): Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert. Frank- furt/M.: Suhrkamp. Rudiš, Jaroslav (22019): Winterbergs letzte Reise. München: Luchterhand. Schacter, Daniel (1996): Searching for memory: The Brain, the Mind and the Past. London: Basic Books. Thum, Gregor (2006): Mythische Landschaften. Das Bild vom ‚deutschen Osten‘ und die Zäsuren des 20. Jahrhunderts. – In: Ders. (Hg.), Traumland Osten. Deutsche Bilder vom östlichen Eu- ropa im 20. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 181-212. Schnittstelle Germanistik, Jahrgang 1 (2021), Ausgabe 1 © 2021 Universitätsverlag WINTER GmbH Heidelberg Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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