Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...

Die Seite wird erstellt Nikolas-Stefan Wieland
 
WEITER LESEN
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
STAATLICHE LEHR- UND
        VERSUCHSANSTALT
FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG

Versuchsergebnisse Beerenobst

         Februar 2021
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Anschrift des Herausgebers:

Referat Obstbau der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein- und Obstbau Weinsberg
Traubenplatz 5
74189 Weinsberg

Telefon:                     07134 504-0
Tel./Fax Referat Obstbau:    07134 504-141/-133
E-Mail:                      poststelle@lvwo.bwl.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Veröffentlichung, auch von
Auszügen, nur mit Genehmigung der Staatlichen Lehr- und Versuchsan-
stalt für Wein- und Obstbau Weinsberg.

Weinsberg, Februar 2021
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

                                                                       Seite
     Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und      1
      Boden
      STEFAN VOLGENANDT UND DR. DIETMAR RUPP
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels         4
      Multikopter
      JAN REUSTLE, STEFAN VOLGENANDT UND DR. MANUEL BECKER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen    10
      und Physalis
      STEFAN VOLGENANDT
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Substratvergleich bei Sommerhimbeeren                             14
      GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Prüfung von Sommerhimbeersorten                                   18
      GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen                      22
      GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau                            27
      GUNHILD MUSTER UND STEFAN VOLGENANDT
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Beerenobst                     34
      STEFAN VOLGENANDT, UWE MICHELFELDER UND GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                 I
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                    Seite

     Neue Schwarze Johannisbeersorten und deren analytische und     37
      sensorische Charakterisierung
      STEFAN VOLGENANDT, KLAUS WEIßMANN, ALEXANDRA ENDRES,
      BIRGIT WILLBERGER, DR. DIRK HOFMANN, STEFAN HIRN UND
      DR. MARTIN POUR NIKFARDJAM
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Prüfung von Brombeersorten im Freiland                         43
      GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

     Die Gelbe Teemilbe – ein neuer Schaderreger an Brombeere im    48
      geschützten Anbau
      PAUL EPP
      LANDWIRTSCHAFTLICHES TECHNOLOGIEZENTRUM AUGUSTENBERG,
      KARLSRUHE

     Neue Heidelbeersorten, erste Erfahrungen – 2019 bis 2020       52
      GUNHILD MUSTER
      LVWO WEINSBERG, WEINSBERG

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                              II
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Verzeichnis der Autoren

Verzeichnis der Autoren

PAUL EPP
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, D-76227 Karlsruhe

GUNHILD MUSTER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Referat Obstbau, Trauben-
platz 5, D-74189 Weinsberg

STEFAN VOLGENANDT
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Referat Obstbau, Trauben-
platz 5, D-74189 Weinsberg

Gestaltung und Endbearbeitung:
CHRISTINA BENDER-HÄFNER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Abt. Bildung, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                III
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden

Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze
und Boden
STEFAN VOLGENANDT UND DR. DIETMAR RUPP
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de, Dietmar.Rupp@lvwo.bwl.de

Die Verschärfung der Düngeverordnung hat die Bedeutung der bedarfsgerechten Düngung
einmal mehr hervorgehoben. Der Schutz von Ressourcen und Grundwasser wird zunehmend
durch die Öffentlichkeit und Politik eingefordert und kontrolliert. Von daher ist es wichtig, den
pflanzenbaulichen Bedarf der Kulturen zu kennen und zu belegen. In der Saison 2019/20
wurde hierzu ein Versuch auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen durchgeführt, um zu sehen,
wie sich zunehmende Stickstoffgaben in Form von Nitrat auf das Ertragsverhalten von Erd-
beeren der Sorte Clery auswirken und wie sich die Nitrat-Gehalte im Boden im Laufe der Kul-
turzeit verändern.

Versuchsaufbau
Der Anbau erfolgte im offenen Feld in Schwarzfolie und auf Minidämmen mit Fertigation. Als
Pflanzmaterial wurden Topfgrünpflanzen der Sorte Clery verwendet. Am 19.08.2019 wurden
jeweils 50 Pflanzen pro Wiederholung mit 3 Wiederholungen als Blockanlage angelegt. Für
jede Variante eine extra Reihe, in der die Wiederholungen angeordnet wurden.

Die verschiedenen Düngermengen wurden über mehrere Wochen ausgebracht. Hierfür war
jede Variante mit einem eigenen Dosatron und Düngertank ausgestattet. Die N-Gaben erfolg-
ten in Nitratform. Dabei wurde nicht die Dauer der Ausbringung verändert, sondern lediglich
der Düngergehalt je Bewässerungsgang. Der Düngeplan sah wie folgt aus:

Tabelle 1: Düngermengen im Herbst und Frühjahr für die verschiedenen Varianten

 Variante              Herbstdüngung               Frühjahrsdüngung
 0 kg N/ha                0 kg N/ha                     0 kg N/ha
 50 kg N/ha               20 kg N/ha                   30 kg N/ha
 70 kg N/ha               30 kg N/ha                   40 kg N/ha
 100 kg N/ha              40 kg N/ha                   60 kg N/ha
 150 kg N/ha              50 kg N/ha                  100 kg N/ha

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                   1
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden

Ergebnisse
Tabelle 2: Ertragsdaten und Nmin-Werte über alle Düngungsvarianten

                                0 kg N/ha      50 kg N/ha     70 kg N/ha      100 kg N/ha   150 kg N/ha
 Ertrag >30mm in g/Pfl.            277            347            341              471           468
 Ertrag 25-30mm in g/Pfl.          69              62             90              91            120
 Ertrag
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden

nach einem sprunghaften und starken Ertragsanstieg zwischen 70 und 100 kg N/ha zu einer
merklichen Abflachung der Anstiegskurve kommt. Es ist zu erwarten, dass sich der Anstieg
mit steigenden Stickstoffmengen weiter verflacht und in ein Plateau mündet.

       g/Pflanze
160

140

120

100                                                                                     0 kg

  80                                                                                    50 kg
                                                                                        70 kg
  60
                                                                                        100 kg
  40                                                                                    150 kg

  20

   0

Abbildung 1: Reifeverlauf der verschiedenen Varianten in g/Pflanze des Gesamtertrages

Beim Blick auf den Reifeverlauf in Abbildung 1 wird ein Nachteil einer sehr hohen Düngung
mit Stickstoff deutlich. Es kommt zu einer Ernteverzögerung. Während bei der Variante mit
100 kg N/ha der Erntehöhepunkt am 25. Mai erreicht wird, ist dies bei der Variante mit 150 kg
N/ha erst am 02. Juni der Fall. Bestätigt wird dies auch beim Blick auf die Erntemitte in Ta-
belle 1, die bei der 150 kg N/ha-Variante zwei Tage später als bei der 100 kg N/ha-Variante
erreicht wird.

Fazit
Es wurde gezeigt, dass bei Erdbeeren der Sorte Clery für eine ausreichende Stickstoffversor-
gung der Pflanzen eine Gabe von 40 kg N/ha im Pflanzjahr und 60 kg N/ha im Ertragsjahr
genügen. Bei niedrigeren Düngegaben sind deutliche Ertragseinbußen zu sehen. Demgegen-
über sind bei erhöhten Stickstoffgaben stark steigende Nitratwerte im Boden festzustellen und
nur minimale Ertragszuwächse zu verzeichnen. Hinzu kommt eine verzögerte Reifeentwick-
lung der Früchte. Durch eine erhöhte Düngergabe von 50 kg N/ha im Pflanzjahr und 100 kg
N/ha im Ertragsjahr kommt es zum Vegetationsende zu überproportional erhöhten Nitratge-
halten im Boden und der Gefahr einer Auswaschung ins Grundwasser.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                     3
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mit-
tels Multikopter
JAN REUSTLE, STEFAN VOLGENANDT UND DR. MANUEL BECKER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de, Manuel.Becker@lvwo.bwl.de

In landwirtschaftlichen Kulturen ist eine Bestandshomogenität insbesondere bei großen Schlä-
gen eher selten zu finden, und auch die Überwachung der Kulturentwicklung ist mit großem
Aufwand verbunden. Hier kann die Multispektralanalyse als Fernerkundungmethode eine effi-
ziente Lösung darstellen, denn wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens ist die Digi-
talisierung ein wichtiger Zukunftsbaustein. Insbesondere im Hinblick auf Ressourceneffizienz
bieten flächenspezifische Daten beim Einsatz von Pflanzenschutz und Düngemitteln großes
Einsparpotenzial. Die Belegung der Notwendigkeit beim Einsatz der Betriebsmittel hat bereits
in den vergangenen Jahren aufgrund der öffentlichen Diskussionen zugenommen und wird
sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade beim Einsatz von Düngern ermöglicht die
Messung der Pflanzenaktivität über die Blattreflexion eine schnelle und präzise Aussage über
den Versorgungszustand jeder einzelnen Pflanze im Bestand.

Funktionsprinzip und technische Ausstattung
Die Berechnung von Vegetationsindizes auf der Grundlage von Multispektralmessungen er-
möglicht der Wissenschaft, Aussagen über verschiedene Einflussfaktoren auf Pflanzen wie
Stress, Nährstoffversorgung oder Pflanzengesundheit zu tätigen. Die Messungen erfolgen da-
bei mit Hilfe von optischen Sensoren, die verschiedene Wellenlängen der Blattreflexion sowohl
im sichtbaren Bereich des Lichtes als auch im nahen Infrarot (NIR)-Bereich messen. Um bei
Flächenkulturen, wie zum Beispiel Erdbeeren, eine teilflächenspezifische Aussage über den
Bestand zu bekommen, empfiehlt sich die Kombination von optischen Sensoren und Multikop-
tern. Deshalb wurde im vorliegenden Versuch eine DJI Matrice 210 V2 RTK mit Micasense
Altum (siehe Abb.1) eingesetzt. Die Micasense Altum verfügt über fünf verschiedene Kame-
rasysteme zur Erfassung der Wellenlängen Blau (475 nm), Grün (560 nm), Rot (668 nm), Red
edge (717 nm) und Nahes Infrarot (840 nm) sowie einen Thermalsensor. Zur Messung der
Einstrahlung wird ein Sonnenscheinsensor verwendet. Letzterer ist aufgrund der wechselnden
Lichtverhältnisse zwischen den Messterminen im Außenbereich für eine vergleichbare Daten-
ermittlung unabdingbar.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               4
Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

Abbildung 1: DJI Matrice 210 V2 RTK mit Micasense Altum Sensor

In Form von Bildern werden die Messwerte der verschiedenen Wellenlängen gespeichert und
anschließend in eine Auswertungssoftware eingespeist und miteinander verrechnet. Das Er-
gebnis sind dreidimensionale Karten der beflogenen Flächen, die georeferenzierte Aussagen
zum Zustand der Pflanzen erlauben. Bei der Software setzt die LVWO derzeit auf das Produkt
Agisoft Metashape.

Zur genauen Analyse und Beurteilung des Pflanzenzustandes können verschiedene Indizes
herangezogen werden. Aus der Erfahrung heraus eignen sich hierfür vor allem zwei Indizes.
Zum einen ist dies der normierte differenzierte Vegetationsindex (engl. Normalized Difference
Vegetation Index) oder kurz NDVI als allgemeiner Indikator für Pflanzenstress. Berechnet wird
er aus den Werten im nahen Infrarotbereich und dem roten Wellenlängenspektrum. Mit dem
auf der grünen Wellenläge normierten differenzierten Vegetationsindex (engl. Green Normali-
zed Difference Vegetation Index) oder kurz GNDVI steht ein weiterer Index zur Verfügung, der
wesentlich empfindlicher auf die Chlorophyll-Konzentration der Biomasse reagiert und somit
Rückschlüsse auf die Photosynthese-Aktivität erlaubt. Darüber hinaus kann er als Parameter
für die Stickstoffaufnahme der Pflanzen dienen. Zu seiner Berechnung werden die Differenzen
im NIR- Bereich und im Bereich der grünen Wellenlängen gebildet.

Ergebnisse des Sortenvergleiches
Die unterschiedlichen Blattfärbungen der verschiedenen Sorten sind auf einem Sortenver-
suchsfeld gut erkennbar. Die Informationen der Blattreflexion können mittels speziellen Kame-
rasystemen quantifiziert werden. Diese Systeme können Messungen über den sichtbaren Be-

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               5
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

reich des menschlichen Auges hinaus bis in den nahen Infrarot-Bereich durchführen. Im Ver-
suchsjahr 2020 wurden an drei Terminen über die Frühjahrssaison Messungen durchgeführt
und daraus die beiden Indizes NDVI und GNDVI berechnet. Die Ergebnisse sind in Abbil-
dung 2 zu sehen. Es zeigt sich deutlich, dass sich die Indizes je nach Sorte voneinander un-
terscheiden – trotz optimaler Versorgung aller Sorten. Es zeigt sich jedoch auch, dass sich die
einzelnen Indizes entsprechend dem Vegetationsverlauf sehr ähnlich nahezu parallel entwi-
ckeln. Hieraus ergibt sich ein Ansatzpunkt für zukünftige Untersuchungen zu einer praxistaug-
lichen Überprüfung der Bestände mittels Multispektralanalyse. Die Ergebnisse des NDVI, die
Rückschlüsse auf den allgemeinen Pflanzenstress erlauben, bestätigen die langjährigen Be-
obachtungen der drei Vergleichssorten. Flair zeigt ein schwaches Wachstum und die Blattge-
sundheit ist oft angegriffen. Faith hingegen zeigt ein kräftiges Wachstum und die Blätter zeigen
einen guten Gesundheitszustand und eine kräftige dunkelgrüne Färbung. Sibilla stellt bekann-
termaßen ein gutes Mittel zwischen diesen beiden dar. Der GNDVI mit seiner Aussagekraft
zur Photosynthese-Aktivität untermauert diese Erfahrungen zusätzlich. Hier ist auffällig, dass
Faith bereits früh entsprechend der GNDVI-Berechnungen über eine starke photosynthetische
Aktivität verfügt und diese dann im Vergleich zu den beiden anderen Erdbeersorten verhält-
nismäßig gering steigert. Demgegenüber präsentierte sich Sibilla zu Beginn vergleichsweise
schwach und konnte durch einen deutlichen Anstieg des GNDVI zum Ende der Ernte fast das
gleiche Niveau wie Faith erreichen.

Abbildung 2: Ergebnisse der Indizes-Berechnungen für die Erdbeersorten Faith, Flair und Si-
billa im Verlauf der Messtermine im Frühjahr 2020

Ergebnisse über Auswirkungen der Nährstoffversorgung
Um die Auswirkungen der Nährstoffversorgung zu analysieren, wurde ein Stickstoffsteige-
rungsversuch bei der Sorte Clery angelegt. Dazu wurden am 19.08.2019 Topfgrünpflanzen im
Freiland auf Minidämmen mit Schwarzfolie gepflanzt. Die Versuchsanlage bestand aus fünf
verschiedenen Varianten mit jeweils drei Wiederholungen, die mit jeweils einem eigenen Dün-
getank sowie Dosatron ausgestattet wurden. Als Dünger kam Magnesiumnitrat (15% MgO und
11% N) zum Einsatz, das entsprechend dem Versuchsplan in Tabelle 1 über mehrere Wochen
mittels Fertigation ausgebracht wurde.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                  6
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

Tabelle 1: Düngermengen im Herbst und Frühjahr für die verschiedenen Varianten

 Variante              Herbstdüngung               Frühjahrsdüngung
 0 kg N/ha                0 kg N/ha                     0 kg N/ha
 50 kg N/ha               20 kg N/ha                   30 kg N/ha
 70 kg N/ha               30 kg N/ha                   40 kg N/ha
 100 kg N/ha              40 kg N/ha                   60 kg N/ha
 150 kg N/ha              50 kg N/ha                  100 kg N/ha

Die Ertragserfassung im Frühjahr 2020 zeigte, wie in Abbildung 3 zu sehen ist, eine Zunahme
der Erträge mit steigender Düngermenge, wobei sich im Bereich von 100 kg N pro ha ein
Optimumsplateau eingestellt hat. Die ermittelten Ertragsunterschiede lassen sich zwischen
dem unteren Ertragsniveau der Varianten 0, 50 und 70 kg N/ha und dem oberen Niveau von
100 und 150 kg N/ha statistisch signifikant absichern.

Abbildung 3: Gesamterträge in g pro Pflanze bei unterschiedlichen Düngungsstufen

Um herauszufinden, ob diese offensichtlichen Ertragsunterschiede auch in den verschiedenen
Indizes der Blattreflexion mittels Multispektralanalyse nachweisbar sind, wurden die multi-
spektralen Aufnahmen in die Auswertesoftware eingespeist und die Berechnung verschiede-
ner Indizes durchgeführt. Die sich daraus ergebende grafische Darstellung des GNDVI ist in
Abbildung 4 zu sehen. Es wird optisch deutlich, wie mit dem Voranschreiten der Pflanzenent-
wicklung der Index in allen Varianten steigt, und dass sich die einzelnen Düngestufen mittels
GNDVI-Index voneinander unterscheiden lassen.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               7
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

Abbildung 4: GNDVI der verschiedenen Düngungsstufen (jeweils eine komplette Reihe von
links nach rechts aufsteigend) an drei Messterminen

Bei der Betrachtung der Zahlenwerte auf Basis der gemittelten Index-Werte der Wiederholun-
gen über die einzelnen Versuchsvarianten bestätigt sich dies, wie Abbildung 5 zu entnehmen
ist. Es wird deutlich, dass der GNDVI zu allen drei Messterminen Unterschiede zwischen den
verschiedenen Düngungsstufen aufweist und die Entwicklungen im Saisonverlauf über alle
Varianten nahezu parallel verlaufen. Der Indexwert der Varianten 50 und 70 kg N pro ha ist,
wie auch bei den Ertragswerten, fast gleich hoch. Lediglich zum ersten Termin Mitte April ist
die Variante 50 kg N/ha deutlich schwächer und liegt im Bereich der Nullvariante (0 kg N/ha).
Das gleiche wird auch durch den NDVI bestätigt. Beide Varianten weisen im April einen ver-
gleichsweise hohen Pflanzenstress auf, was vermutlich an der mangelnden Nährstoffversor-
gung liegt. Gerade im Frühjahr kommt es durch die kalten Bodentemperaturen zu fast keiner
natürlichen Stickstoff-Nachlieferung durch Mineralisation des Humus. Somit wird hier die feh-
lende Düngung sehr deutlich. Im späteren Jahresverlauf kommt es aufgrund der Bodenerwär-
mung zu einer stärkeren Belebung des Bodenlebens und dadurch auch zu einer verstärkten
Stickstoff-Nachlieferung aufgrund natürlicher „Reserven“; diese können dann den Nährstoff-
mangel zum Teil wieder ausgleichen und somit den Pflanzenstress senken. Die maximale
Düngungsvariante (150 kg N/ha) kann den höchsten Indexwert sowohl beim NDVI als auch
beim GNDVI aufweisen und bestätigt somit die Maximalversorgung der Pflanzen mit Nährstof-
fen. Es zeigt sich aber auch, dass die Unterschiede der Nährstoffversorgung durch den NDVI
nicht so deutlich und konstant quantifiziert werden können wie auf Basis des GNDVI.

Zusätzlich zur Berechnung der Indizes kann auch die Pflanzenentwicklung durch die Zunahme
an Biomasse ein Hilfsparameter zur Bestandbeurteilung sein. In Abbildung 6 ist der Verlauf
der Pflanzenentwicklung und das 3D-Modell des Bestandes dargestellt. Die unterschiedlichen
Biomassen quantifizieren und bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der verschiedenen Dünge-
stufen.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               8
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter

Abbildung 5: Ergebnisse der Indizes-Berechnungen für die verschiedenen Düngungsstufen im
Verlauf der Messtermine im Frühjahr 2020

Abbildung 6: Links: Entwicklung der Biomasse im Saisonverlauf für die verschiedenen Dün-
gungsstufen. Rechts: 3D-Modell des Bestandes

Fazit
Die bisher gesammelten Daten und Erkenntnisse belegen, dass eine Quantifizierung der Stick-
stoffversorgung mittels multispektraler Analyse der Blattreflexion bei Erdbeeren möglich ist.
Hierfür zeigte der Vegetationsindex GNDVI eine höhere Aussagekraft als der NDVI, da er auf-
grund seiner höheren Empfindlichkeit bezüglich des Chlorophyll-Gehaltes scheinbar besser
geeignet ist. Demgegenüber kann mit Hilfe des NDVI die Konkurrenzkraft verschiedener Erd-
beersorten bzw. der Stresslevel im Bestand überwacht und quantifiziert werden. Denkbar ist,
hiermit die Detektion von Zonen mit Staunässe vorzunehmen oder Areale mit Bodenverdich-
tungen aufzuzeigen. Dies muss in den nächsten Jahren weiter untersucht werden. Des Wei-
teren konnte gezeigt werden, dass sich die Index-Werte je nach Sorte unterscheiden und es
deshalb notwendig ist, sortenspezifische Standardwerte zu ermitteln. Die Forschungsarbeit
auf diesem Gebiet befindet sich im Bereich der Sonderkulturen weiterhin im Anfangsstadium,
jedoch konnten in den letzten Jahren bereits deutliche Fortschritte erzielt werden.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               9
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis

Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit
Melonen und Physalis
STEFAN VOLGENANDT
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de

Mit der Ausweitung des geschützten Anbaus bei Erdbeeren und den Entwicklungen im Bereich
des Mindestlohns, wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Stellagen-Systeme zur Kulti-
vierung von Erdbeeren erstellt. Da diese Systeme sehr teuer in der Anschaffung sind und somit
hohe Fixkosten verursachen, muss der Anbauer versuchen, eine möglichst ganzjährige Bele-
gung mit hohen Erlösen zu generieren. Nur so ist ein rentables Wirtschaften möglich. Ein An-
bau von einmaltragenden Erdbeersorten und nur einmaliger Beerntung ist dazu ungeeignet.
Um die Erträge und somit Erlöse zu steigern, werden entweder remontierende Erdbeersorten
mit ganzjähriger Beerntung oder einmaltragende Erdbeersorten in der sogenannten Durchkul-
tur angebaut. Beide Systeme bieten gute Möglichkeiten der Belegungsoptimierung, konfron-
tieren jedoch den Anbauer auch mit großen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Be-
kämpfung des Kalifornischen Blütenthrips. Deshalb werden bereits seit ein paar Jahren an der
LVWO Weinsberg Versuche zu Alternativkulturen getätigt, um insbesondere der Direktver-
marktung Alternativen zur Belegungsoptimierung aufzuzeigen. Dabei steht die Praktikabilität
der Jahreskulturführung in der Kombination mit der Hauptkultur Erdbeere mit Frühjahrsbeern-
tung sowie die möglichen Erlöse im Vordergrund. In mehreren Gesprächen mit der Firma Gebr.
Brill Substrate GmbH & Co.KG wurde deshalb die gemeinsame Idee entwickelt, den Anbau
von Physalis und Melonen in der Stellage zu erproben und hinsichtlich Substrat- und Dünge-
management zu optimieren.

Ergebnisse Physalisanbau
Physalis peruviana oder kurz Physalis bzw. Andenbeere genannt, ist eine stark wachsende
Pflanze mit aufrechtem bis breitausladendem Wuchs. Vor diesem Hintergrund war die Mach-
barkeit einer Kultivierung in der Stellage besonders spannend. Im Versuch wurden Pflanzen
der Sorte 'Goldvital' in zwei verschiedenen Kulturgefäßen angebaut. Es wurden vorgezogene
Pflanzen am 04.06.2020 ausgepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits die ersten starken
Triebe zwei Mal pinziert. Die eine Hälfte der Pflanzen wurde in handelsübliche Kulturgefäße
mit den Maßen Länge (49,8 cm), Breite (34,2 cm) und Höhe (12 cm) eingepflanzt. Die zweite
Hälfte wurde in etwas kleinere Gefäße mit der gleichen Länge und Breite, jedoch nur mit einer
Höhe von 9 cm gepflanzt. Pro Gefäß wurde eine Pflanze gesetzt, somit ergibt sich eine Pflanz-
dichte von 2 Pflanzen pro laufenden Meter Stellage. Bei der Pflanzung in Stellage sollte man
den späteren ausladenden Wuchs bedenken. Aus unserer Erfahrung ist deshalb lediglich eine
Teilbepflanzung der Reihen möglich. Für einen mit 6 Reihen bestückten Tunnel würde sich
eine Bepflanzung entsprechend Abbildung 1 anbieten.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                              10
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis

                                                                                                                           Zwischengang für Ernte und
                                                      Stellage mit Physalis

                                                                                                                                                                                                     Stellage mit Physalis
         Stellage unbepflanzt

                                                                                                    Stellage unbepflanzt

                                                                                                                                                        Stellage unbepflanzt

                                                                                                                                                                                                                                                   Stellage unbepflanzt
                                Zwischengang später

                                                                              Zwischengang später

                                                                                                                                                                               Zwischengang später

                                                                                                                                                                                                                             Zwischengang später
                                "überwuchert"

                                                                              "überwuchert"

                                                                                                                                                                               "überwuchert"

                                                                                                                                                                                                                             "überwuchert"
                                                                                                                           Kulturpflege
Abbildung 1: Schema zur Bepflanzung eines sechsreihigen Tunnels mit Physalis

Durch das üppige Wachstum stellte sich insbesondere die Ernte anfänglich als problematisch
heraus. Ein Zugang direkt zu den Pflanzen war nicht mehr möglich. Es konnte jedoch beo-
bachtet werden, dass die reifen Früchte zum Teil auf den Boden fielen. Aufgrund der perga-
mentartigen Hülle stellte dies jedoch kein Problem hinsichtlich Beschädigungen oder Verun-
reinigungen dar. Neben der Ernte mussten nach der Pflanzung keine weiteren Kulturarbeiten
verrichtet werden. Schaderreger konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Die Ernte begann
am 17.08.2020 und wurde anschließend alle 2 bis 3 Wochen durchgeführt. Die Erträge waren
bei allen Ernteterminen in etwa gleich groß. Mitte Oktober konnten das letzte Mal Früchte ge-
erntet werden. Die Pflanzen zeigten zwar weiterhin einen reichen Behang, jedoch reiften die
Früchte nicht mehr aus. Die Lagerung der Früchte gestaltet sich sehr einfach. Die Beeren sind
mehrere Wochen bei Raumtemperatur im Lager haltbar und müssen nicht extra ins Kühlhaus.
Ein Verderb in Folge von pilzlichen Schaderregern konnte nicht beobachtet werden. Lediglich
der Wasserverlust führte nach über 2 Monaten zu optischen Mängeln, weshalb die Früchte
nicht mehr vermarktbar waren.

Auf den Abbildungen 2 und 3 ist das üppige Wachstum gut erkennbar. Bis ungefähr Mitte
August war ein direkter Zugang zu den Pflanzen möglich. Bis dahin haben sich die Neutriebe
nach unten orientiert. Mitte September waren die Zwischenreihen jedoch bereits vollständig
bewachsen, und es war nur ein Zugang über die danebenliegende Laufreihe möglich. Um die
Pflanzen möglichst lange im vegetativen Wachstum zu bremsen, ist eine mäßige Düngung
und Wasserzufuhr äußerst wichtig. Werden die Pflanzen zu sehr „verwöhnt“ und im Optimum
gehalten, ist das Wachstum nur schwer kontrollierbar. Deshalb sollte die Drainwassermenge
knapp bemessen sein und auch die Nährstoffversorgung insbesondere mit Stickstoff nicht zu
hoch gewählt werden.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                                                                                                                                                                                              11
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis

Abbildung 2 und 3: Links Physalis am 12.08.2020 und rechts am 17.09.2020

                                                               Abbildung 4: Physalis
                                                               Früchte

Ergebnisse Melonenanbau
Im diesjährigen Versuch wurden je zwei Sorten von Wassermelonen und zwei Sorten von
Cantaloupe Melonen kultiviert. Die Pflanzen wurden, wie auch die Physalis-Pflanzen, vom
Gartenbaubetrieb Friedrich aus Friedrichshafen ausgesät und vorkultiviert und Ende Mai ge-
liefert. Am 04.06.2020 wurden die Pflanzen in handelsübliche Kulturgefäße mit den Maßen
Länge (49,8 cm), Breite (34,2 cm) und Höhe (12 cm) eingepflanzt. Pro Kulturgefäß wurde eine
Pflanze gesetzt, somit ergibt sich eine Pflanzdichte von 2 Pflanzen pro laufenden Meter Stel-
lage. Die Ernte erfolgte in zwei Durchgängen. Die erste Pflücke erfolgte um den 20. August
2020 und die zweite Pflücke am 06. Oktober 2020. Durch das „Freihängen“ der Früchte ge-
staltete sich die Reifebestimmung als schwierig, und es wurden im Vorfeld der Ernte mehrmals
Probefrüchte geerntet, um den Reifegrad zu bestimmen. Die Erträge pro Pflücke waren bei
allen Sorten an den beiden Terminen in etwa gleich groß. Bemerkenswert an den Pflanzen ist,

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                              12
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis

dass es trotz Einzelfruchtgewichten von 2 kg zu keinem „Ausreißen“ der Pflanzen kam, son-
dern die Pflanze in der Lage waren, alle Früchte ohne zusätzliche Stabilisierungshilfen zu tra-
gen.

Beachtet werden sollte bei der Sortenwahl vor allem die Pflanzengesundheit. Aufgrund einge-
schränkter Indikationen im geschützten Anbau von Melonen ist eine Bekämpfung des Mehltau-
Pilzes eine Herausforderung. Die meisten Melonen-Sorten neigen gegenüber dem Mehltau zu
einer starken Anfälligkeit. Neben dem Befall mit Mehltau ist auch auf das Auftreten von Spinn-
milben zu achten, diese konnten jedoch gut mit Nützlingen bekämpft werden. Neben Mehltau
und Spinnmilben konnten keine weiteren Schaderreger festgestellt werden.

                                       Abbildung 5 und 6: Wasser (links) bzw. Cantaloupe
                                       Melonen (unten) freihängend in der Stellage

Fazit
Es konnte gezeigt werden, dass die Kultivierung von Melonen und Physalis in Stellagensyste-
men in Kombination mit dem Anbau von Erdbeeren insbesondere für direktvermarktende Be-
triebe eine weitere Möglichkeit zur Diversifizierung darstellt. Eine Kultivierung im Anschluss an
eine Erdbeerfrühjahrskultur ist möglich und gute Erlöse können erwirtschaftet werden und so-
mit die Amortisation von Tunnel und Stellagen beschleunigt werden.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                  13
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren

Substratvergleich bei Sommerhimbeeren
GUNHILD MUSTER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de

Abbildung 1: Die Substrate nach Kulturende am 07.07.2020

Beim Anbau in Containern ist der Einsatz von Substraten als Wurzelraum für die Pflanze sowie
zur Bereitstellung und Pufferung von Wasser und Nährstoffen unerlässlich. Als wichtigster Be-
standteil dieser Substrate wird Weißtorf genutzt. Dieser ist jedoch eine endliche Ressource.
Aus ökologischen Gründen und aufgrund der Klimaeffekte ist der Abbau von Torf fragwürdig.
Ein weiterer wichtiger Substratbestandteil sind Kokosfasern. Die Aufbereitung in den Produk-
tionsländern ist nicht einfach, und die Transportwege sind lang. Daher werden alternative Mög-
lichkeiten, insbesondere zum Ersatz von Torf, gesucht. Allerdings muss das Substrat auch
dann den Anforderungen der Kultur entsprechen. Für eine Sommerhimbeerkultur sollte die
Strukturstabilität über die Standzeit von 5 bis 6 Monaten erhalten bleiben. Durchlüftung, Was-
serhaltekapazität sowie Dränfähigkeit müssen gewährleistet sein sowie pH-Wert und Salzgeh-
alt den Anforderungen entsprechen. Deshalb wurden verschiedene Substrate der Firma Brill
im Vergleich zur Kontrolle (Stender-Substrat) geprüft. Als mögliche Alternativen zum typischen
Beerensubstrat (Weißtorf, Kokos, Perlite) wurden ein reines Kokossubstrat (CocosolG) sowie
ein Holzfasersubstrat (Ligno-Mix berry red) getestet. Um die Eignung festzustellen, wurden
vegetative und generative Merkmale erfasst sowie am Kulturende das Substrat physikalisch,
chemisch und visuell begutachtet.

Versuchsaufbau
Tulameen long canes wurden am 20.02.2020 in 7,5-Liter-Töpfe gepflanzt und mit 3 Töpfen
pro laufenden Meter im unbeheizten Folienhaus aufgestellt. Alle Varianten wurden sechsfach
wiederholt. Tabelle 1 zeigt die vier Varianten. Die Bewässerung erfolgte in allen Varianten
einheitlich nach Strahlungssumme. Für die flüssige Düngung wurden folgende Dünger ver-
wendet: Agriplant 2 (12/5/24(2) und Erntephase Agriplant 7 (6/12/36(2).

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               14
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren

Tabelle 1: Substratvarianten

 Variante
                                  Weißtorf Sode 10-22 mm,
                                                                    0,5 kg NPK/m3 14-10-18;
                                  20%; 22-40 mm 20 %;
 V1 Stender, Kontrolle                                              0,1 kg/m3 Spurenelemente;
                                  Cocopor 25 %; Cocopeat
                                                                    pH(Cacl2) ca. 5,7
                                  25 %; Perlite 2-6 mm 10 %

                                  100 % Kokos gewaschen
 V2 Brill, CocoSolG                                                 kein Standardartikel
                                  und gepuffert

                                  grobfaserig, Weißtorf 10-
                                                                    (+ 300 g NPK/m³ + Spuren-
                                  25/25-40 mm 40 %; Cocosol
 V3 Brill, Pro Berry red PE20                                       elemente + Benetzungsmit-
                                  20 %; CocoDrain 20 %;
                                                                    tel
                                  Perlite 2-6 mm 20 %

                                  grob Weißtorf 10-25/25-           (+ 500 g NPK/m³, + Spuren-
 V4 Bril, Ligno-Mix Berry red     40 mm 70 %; LignoDrain            elemente + Benetzungsmit-
                                  30 %                              tel

Ergebnisse
Tabelle 2: Ertragsleistung von Tulameen-Pflanzen in verschiedenen Substraten

                                      Ertrag, gesamt        Hkl 1        FG        Erntebeginn
V Substrat                           kg/lfm     kg/Rute       %        g/Frucht

1 Kontrolle, Bo 3 (Stender)           6,2          1,2        88         5,0        02.6.2020
2 Brill, CocoSolG                     6,0          1,1        88         5,1        03.6.2020
3 Brill, PRO berry red PE 20          6,3          1,2        89         5,0        03.6.2020
4 Brill, LignoMix berry red           6,1          1,1        89         5,0        03.6.2020

Die visuelle Bewertung der Substrate zeigte, dass alle Substrate gut durchfeuchtet waren und
eine intensive Durchwurzelung stattgefunden hat. Die Feuchteverteilung beim Substrat Ligno-
Mix Berry schien etwas uneinheitlicher, die unteren 5 cm des Substrates waren nässer als bei
den Vergleichssubstraten. Dies ist auf die bei allen Substraten einheitliche Wassergabe zu-
rückzuführen. Während der Ernteperiode haben sich in allen Substraten neue Jungruten ent-
wickelt. Die physikalische Untersuchung am Ernteende zeigte, dass alle Substrate ein hohes
Gesamtporenvolumen von 95 % aufwiesen. Die Wasserkapazität war bei dem Kokosfasersub-
strat am höchsten.
Die Gesamterträge (Tabelle 1) pro laufenden Meter variierten zwischen den Varianten nur sehr
geringfügig und lagen zwischen 6,0 und 6,3 kg/laufenden Meter (nicht signifikant) im Mittel

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                    15
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren

über die sechs Wiederholungen. Die Pflanzen erreichten in allen Varianten einen Ertrag größer
1 kg pro Rute, die Varianz war gering. Der Anteil Handelsklasse 1 lag bei 88 %, die Fruchtge-
wichte erreichten 5,0 g pro Frucht im Mittel über die Erntezeit. Die Früchte wurden ab dem
02.06.2020 über einen Zeitraum von vier Wochen geerntet. Es gab keine Unterschiede zwi-
schen den Varianten.

Tabelle 3: Einfluss von Substratpreis und Ertrag auf die Preisuntergrenze

Substratpreis     Kosten bei 70 m³/ha      Ertrag      Preisuntergrenze
     €/m³                €/ha             kg/Rute            €/kg

      30                 2.100            1,1             10,91
      50                 3.500            1,1             10,98
      70                 4.900            1,1             11,05
      30                 2.100            1,2             10,42
      50                 3.500            1,2             10,49
      70                 4.900            1,2             10,55
Die betriebswirtschaftliche Betrachtung basiert auf Kalkulationen der
LVWO Weinsberg.

In die Standardkalkulation der LVWO Weinsberg (Volgenandt, Michelfelder, & Muster, 2020)
zum Anbau von Himbeeren in Topf und Folienhaus wurden die im Versuch erzielten Ertrags-
werte eingesetzt und dann mit verschiedenen Substratpreisen in Beziehung gesetzt. Weitere
Daten wurden in der Kalkulation nicht verändert. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse und damit den
Einfluss der Substratkosten auf die Preisuntergrenze. Die Preise für die verwendeten Sub-
strate lagen zwischen 30 und 70 € pro Kubikmeter. Dabei war das Kontrollsubstrat mit rund
30 €/m³ am günstigsten, gefolgt von dem Substrat LignoMix Berry red der Firma Brill. Wie zu
erwarten ist, hat nicht nur der Preis des Substrats, sondern auch der Ertrag einen Einfluss auf
die Preisuntergrenze.

Fazit
Im geschützten Himbeeranbau (Sorte Tulameen) wurden verschiedene Substrate geprüft. Als
Kontrolle wurde ein Standardsubstrat der Firma Stender (BO 3 - Weißtorf, cocopor, cocopeat,
Perlite) verwendet. Geprüft wurden Substrate der Firma Brill: CocoSolG (100% Kokos), PRO
Berry red PE20 (Weißtorf, Kokos, Perlite) und Ligno-Mix Berry red (Weißtorf, Ligno Drain
(Holzfasern) 30%). Wüchsigkeit, Durchwurzelung, Erträge und Fruchtgewichte waren in allen
Varianten vergleichbar gut. Beim Holzfasersubstrat war eine Vernässungszone in den unteren
5 cm erkennbar, die bei angepasster Bewässerungsstrategie vermieden werden kann. Die
geprüften Substrate haben sich 2020 für die Topfkultur von Sommerhimbeeren bewährt. Das
Substrat Ligno-Mix Berry red kann somit zur Reduzierung des Torfverbrauchs bei Himbeer-
Topfkulturen beitragen. Aufgrund des Preises wirkt sich dies positiv auf die Preisuntergrenze
aus.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                16
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren

Literaturverzeichnis
Volgenandt, S., Michelfelder, U., & Muster, G. (2020). Wirtschaftlichkeitsberechnung
      im Beerenobst. Von https://lvwo.landwirtschaft-
      bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Wirtschaftlichkeitsberechnungen+
      im+Beerenobst?LISTPAGE=670902 abgerufen

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                      17
Prüfung von Sommerhimbeersorten

Prüfung von Sommerhimbeersorten
GUNHILD MUSTER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de

 Vajolet                                        Red Mamba

Standardsorten für die Sommerernte im Himbeeranbau sind nach wie vor Glen Ample und
Tulameen. Beides sind Sorten der Hauptreifezeit. Beide Sorten können über Terminkultur un-
ter Regenkappen oder im Folientunnel eine längere Angebotszeit abdecken. Tulameen gilt als
die aromatischste Himbeersorte und ist somit für die Direktvermarktung prädestiniert. Aufgrund
ihrer mangelnden Fruchtfestigkeit ist sie weniger für lange Distributionswege geeignet. Die
geringe Regeneration macht einen mehrjährigen Anbau auf vielen Standorten unmöglich. Da-
gegen ist es leichter, Glen Ample auch in Bodenkultur anzubauen. Jedoch werden die Früchte
von Glen Ample oft als säuerlich beschrieben und optisch weniger gut beurteilt. Es werden
also nach wie vor Sorten mit einer früheren Reifezeit, hohen Fruchtqualität und ausreichenden
Wüchsigkeit gesucht. Des Weiteren ist eine geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und
Krankheiten wünschenswert. Deshalb wurden verschiedene Sorten einerseits zur Prüfung un-
ter ökologischen Kulturbedingungen im Boden mit ganzjährigem Regenschutz gepflanzt und
andererseits im Topf im Folientunnel aufgestellt.

Versuchsaufbau
Die in Tabelle 1 aufgeführten Sorten wurden als long canes entweder im Topf (7,5 Liter,
3 Töpfe/lfm) im unbeheizten Folientunnel am 27.02.2019 aufgestellt oder im Winter 2019 in
den Boden (Substratrinne - 3 Töpfe/lfm) unter Regenkappen gepflanzt. Pro Parzelle (3 m) wur-
den von allen Sorten je 8 Töpfe aufgestellt bzw. gepflanzt. Während die Töpfe im Tunnel über-
winterten, wurden die Pflanzen unter Regenkappen im Winter mit einem Vlies geschützt. Die
Kulturführung unter Regenkappen erfolgt nach ökologischen Richtlinien, im Tunnel nach den
Richtlinien der integrierten Produktion. Die Sorten Tulameen, Red Mamba und San Rafael

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               18
Prüfung von Sommerhimbeersorten

wurden im Winter 2019 gepflanzt. Vajolet, Glen Carron und Glen Rocio wurden 2019 im Tunnel
beerntet und im folgenden Februar 2020 in den Boden gepflanzt.

Tabelle 1: Herkunft, Pflanzjahr und Pflanzsystem der geprüften Sorten

                                                  Substratrinne, Kap-
                Herkunft                                                   Topf, Tunnel
                                                  pen
 Tulameen       Selektion                         2019, 2020               2019, 2020

 San Rafael     Viveros California, E             2019, 2020               2019

 Red Mamba      BS Weißmann, D                    2019, 2020               2019

 Lagorai        S Orsola, I                                                2019

 Vajolet        S Orsola, I                       2020                     2019

 Glen Carron    James Hutton Institut, GB         2020                     2019

 Glen Rocio     James Hutton Institut, GB         2020                     2019

 Glen Ample     James Hutton Institut, GB                                  2019

Ergebnisse
Tabelle 2: Tulameen, Red Mamba und San Rafael
Anbau im Boden unter Regenkappen, 2019 und 2020

Pflanzjahr Sorte                   Ertrag kg/lfm          Hkl 1     FG           Erntebeginn
                              2019 2020        Mittel      %      g/Frucht    2019        2020
2019        Tulameen T1        1,3     1,9      1,6        82       5,3    30.06.2019 20.06.2020
2019        Red Mamba          1,4     2,4      1,9        72       4,9    25.06.2019 17.06.2020
2019        San Rafael         1,8     2,7      2,3        78       4,7    30.06.2019 10.06.2020

Tabelle 3: Prüfung von Himbeersorten
Anbau im Boden unter Regenkappen, 2020

Pflanzjahr Sorte              Ertrag    Hkl1     FG                   Ernteverlauf
                              kg/lfm     %     g/Frucht     Beginn      Mitte        Ende
   2019     Tulameen T1        1,9       83       5,2       20.6.20     30.6.20   08.07.2020
   2019     Red Mamba          2,4       73       4,8       17.6.20     25.6.20   04.07.2020
   2019     San Rafael         2,7       78       4,3       10.6.20     22.6.20   04.07.2020
   2020     Vajolet            2,7       79       6,3       7.6.20      21.6.20   03.07.2020
   2020     Glen Rocio         2,4       82       4,7       16.6.20     27.6.20   07.07.2020
   2020     Glen Carron        1,5       77       4,8       13.6.20     22.6.20   01.07.2020

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                   19
Prüfung von Sommerhimbeersorten

Die Ertragsleistung im Tunnel war deutlich höher als bei der Pflanzung in den Boden (Tabellen
2 bis 4). Auch in früheren Versuchen wurde schon beobachtet, dass sich der Pflanzschock
beim Auspflanzen der long canes negativ auf den Ertrag auswirkt. Im Tunnel waren die Sorten
Red Mamba, San Rafael sowie Glen Carron und Glen Rocio am ertragreichsten. Glen Ample
Pflanzen waren sehr schwach, was vermutlich zu dem geringen Ertragsniveau geführt hat.
Das Ertragsniveau von Lagorai und Vajolet entspricht nicht den Erfahrungen aus früheren Ver-
suchen. Die Pflanzen beider Sorten waren nicht sehr vital, und bei Lagorai wurde auch Rubus
Stauche nachgewiesen. Im Tunnelanbau konnten auch eine bessere Fruchtgröße sowie ein 3
bis 4 Wochen früherer Erntebeginn erzielt werden.

Tabelle 4: Prüfung von Himbeersorten, 2019
Anbau im Topf im Folientunnel

                 Ertrag       Hkl1         FG                              Ernteverlauf
Sorte            kg/lfm        %         g/Frucht       Erntebeginn          Erntemitte   Ernteende
Tulameen          3,0          92          5,6          29.05.2019          09.06.2019 24.06.2019
San Rafael        4,1          85          4,8          24.05.2019          07.06.2019 25.06.2019
Red Mamba         4,0          94          5,1          03.06.2019          14.06.2019 25.06.2019
Lagorai           1,3          93          5,4          29.05.2019          10.06.2019 24.06.2019
Vajolet           3,5          83          6,8          24.05.2019          04.06.2019 23.06.2019
G Carron          4,2          95          3,9          28.05.2019          15.06.2019 27.06.2019
G Rocio           4,6          95          4,6          25.05.2019          13.06.2019 25.06.2019
G Ample           2,8          91          5,6          29.05.2019          18.06.2019 27.06.2019

Tabelle 5: Sensorische Beurteilung der Sorten 2019 und 2020

                                                        Festigkeit
                          Farbe                  Frucht              Haut       Geschmack      shelf life

Tulameen             himbeerrot                     +                 +             +++            +

San Rafael           himbeerrot                     +                 ++              -            +

Red Mamba                 hellrot                   +                 +             +++            +

Lagorai              himbeerrot                   +++                +++             +           +++

Vajolet            hell-himbeerrot                  +                 +              ++            +

Glen Carron          himbeerrot                     +                 +               -           ++

Glen Rocio           himbeerrot                     +                 ++              -           ++

Glen Ample         hell-himbeerrot                  +                 ++             +             +

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                                20
Prüfung von Sommerhimbeersorten

Die Sorten in Bodenpflanzung wurden im Jahr 2020 etwas deutlicher in Augenschein genom-
men. Aufgrund von Spätfrösten im März und April 2020 von bis zu - 4,9°C können sich bei den
Sorten Frostschäden entwickelt haben. Vor allem San Rafael treibt sehr früh aus, aber auch
Tulameen, Red Mamba und Vajolet waren Mitte März schon weit ausgetrieben. Die Erntezeit
war mit rund 3 Wochen sehr kurz, was auf eine Schädigung von Knospen hindeutet. Die Ernte
begann mit Vajolet am 07.06.2020, Tulameen reifte ab dem 20.06.2020 – später als alle an-
deren geprüften Sorten und 18 Tage später als im Tunnel (03.06.2020). Aufgrund der kurzen
Erntezeit, war auch die Ertragsleistung insgesamt gering. Einen Ertrag über 2 kg/lfm lieferten
die Sorten Vajolet sowie Red Mamba und Glen Rocio bei Fruchtgewichten größer 4,5 g pro
Frucht.

Tabelle 5 gibt Informationen zur Fruchtqualität. Von den neueren Sorten fallen Vajolet und Red
Mamba aufgrund ihrer Fruchtfarbe und der Aroma- und Geschmacksausprägung positiv auf.
Die Festigkeit von Lagorai und der Glen Sorten ist vergleichsweise gut und trägt auch zu einem
guten shelf life bei. Sowohl im Folientunnel als auch unter Regenkappen war ein Befall mit
Spinnmilben vorhanden, der durch den Einsatz von Nützlingen reduziert werden konnte. Auf-
fallend war die Anfälligkeit von San Rafael für die Himbeerblattmilbe. Pilzkrankheiten wurden
weder im Tunnel noch unter Regenkappen beobachtet.

Fazit
Die Versuchsergebnisse zeigen, dass neben Tulameen auch Red Mamba und auch Vajolet
geschmacklich gute Sorten sind, die sich für die Direktvermarktung eignen. Ertragsleistung
und Fruchtgröße sind ebenfalls zufriedenstellend. Allerdings kann nur mit Vajolet ein noch
früherer Erntebeginn erzielt werden. Red Mamba hat sich bislang auch als wüchsig und robust
bewährt. San Rafael ist eine sehr früh austreibende Sorte mit hoher Ertragsleistung und gro-
ßen Früchten, allerdings mit einer hohen Anfälligkeit für die Himbeerblattmilbe. Glen Carron
und Glen Rocio waren in beiden Quartieren vergleichsweise ertragreich, trotz sehr dünner La-
teralen. Aufgrund von Festigkeit und Fruchtfarbe weisen Glen Rocio, Glen Carron und Lagorai
ein gutes shelf life auf. Alle Sorten zeigten 2020 eine sehr gute Regeneration mit ausreichend
langen Ruten, so dass die Eignung für einen mehrjährigen Anbau gegeben sein kann. Diese
Sorten werden weiterhin beobachtet.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               21
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen

Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen
GUNHILD MUSTER
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de

 Lagorai                                         Vajolet

Versuchsaufbau
Es werden Ergebnisse aus verschiedenen Jahren und Versuchen vorgestellt.

Für die Topfversuche wurden die long canes in 7,5-Liter-Töpfe gesetzt und entweder im Foli-
entunnel oder unter Regenkappen (Rovero) Mitte bis Ende Februar mit drei Töpfen pro lau-
fenden Meter aufgestellt. Die Kulturführung erfolgt betriebsüblich mit Bewässerung über Strah-
lungssumme und Fertigation. Aufgrund ausreichender Lüftung treten keine Pilzkrankheiten
auf. Läuse und Spinnmilben werden überwiegend durch Nützlinge reduziert.

Für den Freilandversuch in den Jahren 2011 bis 2015 wurden long canes im Sommer 2010 in
den Boden gepflanzt (15 Pflanzen pro 5 m Parzelle). Die Pflanzen wurden über zwei Tropf-
schläuche bewässert und traditionell im Frühjahr gedüngt. Die Etablierungsphase dauerte et-
was länger, da keine intensive long cane Wasser- und Nährstoffversorgung erfolgte.

Nach der Prüfung 2019 der Sorten im Folientunnel wurden Vajolet long canes im Frühjahr
2020 in den Boden im ökologisch bewirtschafteten Quartier ausgepflanzt. Der Boden wurde
durch Zugabe von Biokräutersubstrat (Fa. Klasmann) vorbereitet. Es wurden 8 Töpfe (mit je
2 Ruten) in eine 3,0 m lange Parzelle gesetzt. Es wurden Nützlinge gegen Spinnmilben aus-
gebracht.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                               22
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen

Ergebnisse
Die Tabellen 1 und 2 zeigen Ertragsergebnisse der Jahre 2011 bis 2015. Zu berücksichtigen
ist, dass Vajolet und Lagorai als long canes gepflanzt wurden und am 04.05.2011 bei sehr weit
vorangeschrittener Vegetation Minustemperaturen auftraten. Die Erträge waren vergleichbar
mit Tulameen, die Früchte größer. Vajolet und Lagorai sind remontierende Himbeersorten, die
regelmäßig im Herbst einen kleinen und späten Fruchtansatz aufwiesen. Aufgrund dieser
Herbsternte, war die Rutenlänge für den Sommerertrag kürzer (150 cm) und vermutlich waren
die Ruten frostempfindlicher. Der Reifebeginn von Vajolet im Freiland lag in den Jahren 2011
bis 2015 kurz vor oder mit Glen Ample, Lagorai reifte 3 bis 4 Tage nach Vajolet. Die Ruten
zeigten sich nur mäßig anfällig für Rutenkrankheiten (Boniturnote 4 - 5).

Vajolet wird seit 2020 im ökologisch bewirtschafteten Quartier erneut als Bodenpflanzung be-
obachtet (Tabelle 3). Im Pflanzjahr 2020 war der Ertrag etwas höher als bei Tulameen. Da
Mitte und Ende April Spätfröste auftraten, ist eine Schädigung der Knospen nicht auszuschlie-
ßen. Der Erntebeginn lag deutlich vor Tulameen.

Tabelle1: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Freiland und Boden

Sorte                                     Gesamtertrag in kg / lfm
                       2011          2012        2013            2014         2015
Tulameen                1,4                       1,4             0,5
Glen Ample              1,2           1,1         2,6             1,3          0,7
M. Freya                0,4           1,5         1,9             1,3          1,0
Lagorai                 0,4           0,5         1,6             1,2          1,1
Vajolet                 0,9           0,7         2,1             1,4          1,3

Tabelle 2: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Freiland und Boden

Sorte                                  Fruchtgewicht in g / Frucht
                       2011          2012       2013           2014           2015

Tulameen                4,9                         4,8           4,2
Glen Ample              5,8           4,3           4,7           4,7          4,2
M. Freya                4,9           4,1           3,8           4,0          3,1
Lagorai                 4,3           4,7           5,8           4,5          4,9
Vajolet                 4,5           4,5           5,4           5,2          5,4

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                              23
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen

Tabelle 3: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Boden unter Regenkappen, ökologische
Kulturführung

Pflanzjahr Sorte           Ertrag    Hkl1         FG                       Ernteverlauf
                           kg/lfm     %        g/Frucht     Beginn            Mitte        Ende

   2019     Tulameen         1,9      83          5,2     20.06.2020 30.6.2020 08.07.2020
   2020     Vajolet          2,7      79          6,3     07.06.2020 21.6.2020 03.07.2020

Beim Anbau im Folientunnel als Topfkultur werden die hohe Ertragsleistung und die Frucht-
größe im Vergleich zu Tulameen deutlich. Während Vajolet deutlich vor Tulameen reifte, be-
gann die Ernte von Lagorai 2011 vor Tulameen, 2010 nach Tulameen (Tabelle 4). Der deutlich
spätere Ernteverlauf von Lagorai wird auch in Abbildung 1 deutlich. Malling Freya reifte am
frühesten und weist eine sehr komprimierte Ernteperiode auf. Die Ruten erreichten eine Länge
von mindestens 180 cm, auffallend waren die deutlich kürzeren Laterale im Vergleich zu
Tulameen. Desweiteren war der Bestand deutlich lockerer vergleichsweise.

Tabelle 4: Vajolet und Lagorai – Anbau im Tunnel, 2010 und 2011

            Ruten/Topf
                              Ertrag           Hkl 1       FG                         Erntezeit
Sorte          Zahl      kg/lfm g/Rute          %       g/Frucht      Beginn            Mitte       Ende

Tulameen         2         4,4      582         93        5,8       25.05.2011 09.06.2011 21.06.2011
Vajolet          2         3,6      471         88        5,3       14.05.2011 25.05.2011 09.06.2011
Lagorai          2         4,8      636         94        5,2       23.05.2011 03.06.2011 17.06.2011

Tulameen         1         5,2      655         61        6,5       06.06.2010     21.06.2010     06.07.2010
Vajolet          1         6,3      1575        89        8,0       01.06.2010     15.06.2010     05.07.2010
Lagorai          1         5,4      1338        91        7,0       15.06.2010     30.06.2010     08.07.2010
M.Freya          1         4,0      501         85        4,8       22.05.2010     04.06.2010     21.06.2010

Tabelle 5: Ertragsleistung beim Anbau im Topf unter Regenkappen, 2019

               Ertrag     Hkl 1      FG g                          Ernte
Sorte         kg / lfm      %       g/Frucht     Beginn            Mitte         Ende

Tulameen        3,2       83,8        6,4      25.06.2019 04.07.2019 19.07.2019
Vajolet         2,9       84,8        6,5      16.06.2019 25.06.2019 17.07.2019
Lagorai         2,3       87,2        5,5      23.06.2019 03.07.2019 16.07.2019

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                       24
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen

                                       Ernteverlauf, 2011
                                                                                M. Freya
             1,0
                                                                                Vajolet
             0,8                                                                Tulameen
                                                                                Lagorai
             0,6
  kg / lfm

             0,4

             0,2

             0,0

Abbildung 1: Reifeverlauf beim Anbau im Topf und Folientunnel 2011

Im Jahr 2019 wurden die Sorten im Topf unter Regenkappen geprüft, wie Tabelle 5 zeigt. Das
Ertragsniveau ist bei den drei Sorten relativ gering, die Fruchtgröße sehr gut. Das gleiche Er-
gebnis wurde auch bei der Pflanzung im Folientunnel erzielt. In diesen Parzellen war ein hoher
Anteil an Pflanzenausfällen zu beobachten, des Weiteren wurde bei Vajolet eine typische
Rubus Stauche Pflanze gefunden (Test LTZ positiv). Im Vergleich zu früheren Versuchsjahren
war auch der Anteil an Handelsklasse 1 etwas geringer.

Fazit
Die Sorten Vajolet und Lagorai sind empfehlenswerte Sorten. Die Remontierneigung führt zu
einer kleinen späten Herbsternte, die das Ertragspotenzial für das Folgejahr verringert. Die
Winterfrosthärte ist vermutlich reduziert, so dass Fruchtgröße und Qualität im Vergleich zum
geschützten Anbau im Topf jährlichen Schwankungen unterliegen und geringer sind. Für den
Anbau im Topf sind beide Sorten geeignet. Die kürzeren Laterale im Vergleich zu Tulameen
erleichtern Pflegemaßnahmen und Erntearbeiten. Vajolet Früchte reifen früh, sind optisch sehr
ansprechend und wohlschmeckend. Aufgrund ihres begrenzten shelf life ist diese Sorte vor-
zugsweise für die Direktvermarktung empfehlenswert. Lagorai reift mit oder kurz nach
Tulameen. Aufgrund ihrer hohen Fruchtstabilität ist diese Sorte auch für längere Distributions-
wege empfehlenswert. Beim Anbau im Freiland müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt
werden.

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                25
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen

 Vajolet            St Orsola, Italien
 Erntebeginn        früh, 4 d v Glen Ample
 Ertrag             hoch, vergleichbar mit Tulameen
 Frucht             sehr groß – größer als Tulameen, himbeerrot, glänzend, etwas heller
                    als Lagorai, feine Einzelbeeren, konisch, sehr gleichmäßige Form
                    und Farbe, mittel bis fest, feste Fruchthaut, guter bis sehr guter Ge-
                    schmack; mittlere Haltbarkeit, ähnlich Tulameen (Früchte werden et-
                    was weicher und dunkler)
 Wuchs              leicht bewehrt, mittelstark wachsend, gute Regeneration, mittel-
                    lange Laterale, angenehmer Habitus; im Freiland kurze Ruten (140
                    bis 160 cm), mit zunehmender Standzeit abnehmende Vitalität,
                    mittlere Anfälligkeit für Rutenkrankheiten (weniger als Tulameen)
 Bemerkungen        gut pflückbar; 2015 viele deformierte und krümelige Früchte
 Empfehlung         für die Direktvermarktung, Anbau im Topf, Anbau im Boden wird
                    noch geprüft

 Lagorai            St Orsola, Italien
 Erntebeginn        mittel, nach Vajolet, mit Tulameen (uneinheitlich)
 Ertrag             hoch, ähnlich Tulameen
 Frucht             sehr groß, ähnlich Tulameen, himbeerrot, glänzend, konisch, sehr
                    einheitliche Form, mittel bis kleine Einzelbeeren, fest bis sehr fest,
                    sehr feste Beerenhaut, relativ guter Geschmack, z.T.trocken; sehr
                    gute Haltbarkeit (dunkelt nicht nach, bleibt fest)
 Wuchs               bewehrt, mittel stark wachsend; im Freiland eher kurze (150) und
                    dünne bis mitteldicke Ruten, vermehrt Pflanzenausfälle, unter-
                    schiedlich ausgeprägte Regeneration; mäßige Anfälligkeit für Ru-
                    tenkrankheiten (weniger als Tulameen)
 Bemerkungen        Reifezeit im Vergleich zu Tulameen und Vajolet je nach Jahr sehr
                    unterschiedlich, gut pflückbar
 Empfehlung         Für weitere Distributionswege, Anbau im Topf, Anbau im Boden
                    weniger empfehlenswert

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                                 26
Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau

Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau
GUNHILD MUSTER UND STEFAN VOLGENANDT
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5,
D-74189 Weinsberg
E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de, Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de

Gegenwärtig ist es gängige Praxis, zur Bestäubung bei Beerenobst in geschützten Kultursys-
temen, wie Gewächshaus, Tunnel oder Regenkappen Hummelvölker (Bombus terrestris) ein-
zusetzen. Diese eignen sich besser als Honigbienen (Apis mellifera), da sich Honigbienen
beim Flug an der Sonne ausrichten und sich deshalb oft im Giebelbereich unter den Folien-
überdachungen ansammeln und verenden.

Die eingesetzten Hummelvölker haben jedoch nur eine sehr geringe Lebenszeit von wenigen
Wochen. Es wäre wünschenswert, hier alternative Insektenarten zur Bestäubung zu finden,
die sich dauerhaft in den Anlagen etablieren lassen und somit die Biodiversität steigern.

Eine Problematik, die im Zuge zunehmender Volleinnetzung von Anlagen gegen die Kirsches-
sigfliege und dem Einsatz von Hummelvölkern auftritt ist, dass insbesondere bei Rubus-Arten
der Nektar nicht im ausreichenden Maß durch die Bestäuber abgeführt wird. Dies hat zur
Folge, dass der Nektar zu Pilzinfektionen an den Früchten und Blättern führt. Es wäre wün-
schenswert, hier alternative Bestäuberarten zu finden, die eine gute Bestäubung sicherstellen
und ausreichend Nektar aufnehmen.

Seit 2017 wurden Versuche mit den Wildbienenarten Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
und Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen durchgeführt.

Versuchsaufbau 2018
Im Jahr 2018 wurden zwei Versuchsparzellen miteinander verglichen. Eine Parzelle befand
sich im Tunnel ohne Einnetzung. In diesem wurden zusätzlich zu den natürlich vorkommenden
Bestäuberinsekten ein Medium-Hummelvolk der Firma Biobest aufgestellt, welches für ca.
500 m² ausgelegt ist. Die zweite Parzelle befand sich unter den Regenkappen, hier wurden
zwei Reihen abgetrennt und mit Netzen der Maschenweite 0,8 x 0,8 mm abgehängt, um einen
Zuflug von Bestäubern von außen zu verhindern. Allerdings gab es im Bereich der Dachfolien
zwischen den beiden Reihen eine kleine Traufe, die nicht zusätzlich mit Netzen geschlossen
wurde. Die Netze wurden am 15.05.2018 geschlossen und anschließend die Wildbienen (500
Kokons) ausgebracht. Es wurde keine zusätzliche Wasserquelle innerhalb der Netze aufge-
stellt. Da im Bereich der Versuchsparzelle offener Boden vorhanden war, wurde kein zusätzli-
ches Baumaterial für die Bienen aufgestellt. Lediglich die Niströhren wurden angeboten.

Tabelle 1: Anzahl an Versuchspflanzen in den beiden Versuchsanlagen
 Sorte              Pflanzenanzahl im Tunnel 2        Pflanzenanzahl unter Regenkappen
 Glen Fyne                     16                                      8
 Glen Ample                    16                                      8
 Glen Dee                      16                                      8
 Tulameen                       8                                     16
 San Rafael                     8                                      8

Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg                                              27
Sie können auch lesen