Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021 - STAATLICHE LEHR- UND FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG - LVWO ...
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STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR WEIN- UND OBSTBAU WEINSBERG Versuchsergebnisse Beerenobst Februar 2021
Anschrift des Herausgebers: Referat Obstbau der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg Traubenplatz 5 74189 Weinsberg Telefon: 07134 504-0 Tel./Fax Referat Obstbau: 07134 504-141/-133 E-Mail: poststelle@lvwo.bwl.de Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Veröffentlichung, auch von Auszügen, nur mit Genehmigung der Staatlichen Lehr- und Versuchsan- stalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. Weinsberg, Februar 2021
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS Seite Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und 1 Boden STEFAN VOLGENANDT UND DR. DIETMAR RUPP LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels 4 Multikopter JAN REUSTLE, STEFAN VOLGENANDT UND DR. MANUEL BECKER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen 10 und Physalis STEFAN VOLGENANDT LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Substratvergleich bei Sommerhimbeeren 14 GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Prüfung von Sommerhimbeersorten 18 GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen 22 GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau 27 GUNHILD MUSTER UND STEFAN VOLGENANDT LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Beerenobst 34 STEFAN VOLGENANDT, UWE MICHELFELDER UND GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg I
INHALTSVERZEICHNIS Seite Neue Schwarze Johannisbeersorten und deren analytische und 37 sensorische Charakterisierung STEFAN VOLGENANDT, KLAUS WEIßMANN, ALEXANDRA ENDRES, BIRGIT WILLBERGER, DR. DIRK HOFMANN, STEFAN HIRN UND DR. MARTIN POUR NIKFARDJAM LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Prüfung von Brombeersorten im Freiland 43 GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Die Gelbe Teemilbe – ein neuer Schaderreger an Brombeere im 48 geschützten Anbau PAUL EPP LANDWIRTSCHAFTLICHES TECHNOLOGIEZENTRUM AUGUSTENBERG, KARLSRUHE Neue Heidelbeersorten, erste Erfahrungen – 2019 bis 2020 52 GUNHILD MUSTER LVWO WEINSBERG, WEINSBERG Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg II
Verzeichnis der Autoren Verzeichnis der Autoren PAUL EPP Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, D-76227 Karlsruhe GUNHILD MUSTER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Referat Obstbau, Trauben- platz 5, D-74189 Weinsberg STEFAN VOLGENANDT Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Referat Obstbau, Trauben- platz 5, D-74189 Weinsberg Gestaltung und Endbearbeitung: CHRISTINA BENDER-HÄFNER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, Abt. Bildung, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg III
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden STEFAN VOLGENANDT UND DR. DIETMAR RUPP Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de, Dietmar.Rupp@lvwo.bwl.de Die Verschärfung der Düngeverordnung hat die Bedeutung der bedarfsgerechten Düngung einmal mehr hervorgehoben. Der Schutz von Ressourcen und Grundwasser wird zunehmend durch die Öffentlichkeit und Politik eingefordert und kontrolliert. Von daher ist es wichtig, den pflanzenbaulichen Bedarf der Kulturen zu kennen und zu belegen. In der Saison 2019/20 wurde hierzu ein Versuch auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen durchgeführt, um zu sehen, wie sich zunehmende Stickstoffgaben in Form von Nitrat auf das Ertragsverhalten von Erd- beeren der Sorte Clery auswirken und wie sich die Nitrat-Gehalte im Boden im Laufe der Kul- turzeit verändern. Versuchsaufbau Der Anbau erfolgte im offenen Feld in Schwarzfolie und auf Minidämmen mit Fertigation. Als Pflanzmaterial wurden Topfgrünpflanzen der Sorte Clery verwendet. Am 19.08.2019 wurden jeweils 50 Pflanzen pro Wiederholung mit 3 Wiederholungen als Blockanlage angelegt. Für jede Variante eine extra Reihe, in der die Wiederholungen angeordnet wurden. Die verschiedenen Düngermengen wurden über mehrere Wochen ausgebracht. Hierfür war jede Variante mit einem eigenen Dosatron und Düngertank ausgestattet. Die N-Gaben erfolg- ten in Nitratform. Dabei wurde nicht die Dauer der Ausbringung verändert, sondern lediglich der Düngergehalt je Bewässerungsgang. Der Düngeplan sah wie folgt aus: Tabelle 1: Düngermengen im Herbst und Frühjahr für die verschiedenen Varianten Variante Herbstdüngung Frühjahrsdüngung 0 kg N/ha 0 kg N/ha 0 kg N/ha 50 kg N/ha 20 kg N/ha 30 kg N/ha 70 kg N/ha 30 kg N/ha 40 kg N/ha 100 kg N/ha 40 kg N/ha 60 kg N/ha 150 kg N/ha 50 kg N/ha 100 kg N/ha Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 1
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden Ergebnisse Tabelle 2: Ertragsdaten und Nmin-Werte über alle Düngungsvarianten 0 kg N/ha 50 kg N/ha 70 kg N/ha 100 kg N/ha 150 kg N/ha Ertrag >30mm in g/Pfl. 277 347 341 471 468 Ertrag 25-30mm in g/Pfl. 69 62 90 91 120 Ertrag
Einfluss der Stickstoffdüngung bei Erdbeeren auf Pflanze und Boden nach einem sprunghaften und starken Ertragsanstieg zwischen 70 und 100 kg N/ha zu einer merklichen Abflachung der Anstiegskurve kommt. Es ist zu erwarten, dass sich der Anstieg mit steigenden Stickstoffmengen weiter verflacht und in ein Plateau mündet. g/Pflanze 160 140 120 100 0 kg 80 50 kg 70 kg 60 100 kg 40 150 kg 20 0 Abbildung 1: Reifeverlauf der verschiedenen Varianten in g/Pflanze des Gesamtertrages Beim Blick auf den Reifeverlauf in Abbildung 1 wird ein Nachteil einer sehr hohen Düngung mit Stickstoff deutlich. Es kommt zu einer Ernteverzögerung. Während bei der Variante mit 100 kg N/ha der Erntehöhepunkt am 25. Mai erreicht wird, ist dies bei der Variante mit 150 kg N/ha erst am 02. Juni der Fall. Bestätigt wird dies auch beim Blick auf die Erntemitte in Ta- belle 1, die bei der 150 kg N/ha-Variante zwei Tage später als bei der 100 kg N/ha-Variante erreicht wird. Fazit Es wurde gezeigt, dass bei Erdbeeren der Sorte Clery für eine ausreichende Stickstoffversor- gung der Pflanzen eine Gabe von 40 kg N/ha im Pflanzjahr und 60 kg N/ha im Ertragsjahr genügen. Bei niedrigeren Düngegaben sind deutliche Ertragseinbußen zu sehen. Demgegen- über sind bei erhöhten Stickstoffgaben stark steigende Nitratwerte im Boden festzustellen und nur minimale Ertragszuwächse zu verzeichnen. Hinzu kommt eine verzögerte Reifeentwick- lung der Früchte. Durch eine erhöhte Düngergabe von 50 kg N/ha im Pflanzjahr und 100 kg N/ha im Ertragsjahr kommt es zum Vegetationsende zu überproportional erhöhten Nitratge- halten im Boden und der Gefahr einer Auswaschung ins Grundwasser. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 3
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mit- tels Multikopter JAN REUSTLE, STEFAN VOLGENANDT UND DR. MANUEL BECKER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de, Manuel.Becker@lvwo.bwl.de In landwirtschaftlichen Kulturen ist eine Bestandshomogenität insbesondere bei großen Schlä- gen eher selten zu finden, und auch die Überwachung der Kulturentwicklung ist mit großem Aufwand verbunden. Hier kann die Multispektralanalyse als Fernerkundungmethode eine effi- ziente Lösung darstellen, denn wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens ist die Digi- talisierung ein wichtiger Zukunftsbaustein. Insbesondere im Hinblick auf Ressourceneffizienz bieten flächenspezifische Daten beim Einsatz von Pflanzenschutz und Düngemitteln großes Einsparpotenzial. Die Belegung der Notwendigkeit beim Einsatz der Betriebsmittel hat bereits in den vergangenen Jahren aufgrund der öffentlichen Diskussionen zugenommen und wird sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade beim Einsatz von Düngern ermöglicht die Messung der Pflanzenaktivität über die Blattreflexion eine schnelle und präzise Aussage über den Versorgungszustand jeder einzelnen Pflanze im Bestand. Funktionsprinzip und technische Ausstattung Die Berechnung von Vegetationsindizes auf der Grundlage von Multispektralmessungen er- möglicht der Wissenschaft, Aussagen über verschiedene Einflussfaktoren auf Pflanzen wie Stress, Nährstoffversorgung oder Pflanzengesundheit zu tätigen. Die Messungen erfolgen da- bei mit Hilfe von optischen Sensoren, die verschiedene Wellenlängen der Blattreflexion sowohl im sichtbaren Bereich des Lichtes als auch im nahen Infrarot (NIR)-Bereich messen. Um bei Flächenkulturen, wie zum Beispiel Erdbeeren, eine teilflächenspezifische Aussage über den Bestand zu bekommen, empfiehlt sich die Kombination von optischen Sensoren und Multikop- tern. Deshalb wurde im vorliegenden Versuch eine DJI Matrice 210 V2 RTK mit Micasense Altum (siehe Abb.1) eingesetzt. Die Micasense Altum verfügt über fünf verschiedene Kame- rasysteme zur Erfassung der Wellenlängen Blau (475 nm), Grün (560 nm), Rot (668 nm), Red edge (717 nm) und Nahes Infrarot (840 nm) sowie einen Thermalsensor. Zur Messung der Einstrahlung wird ein Sonnenscheinsensor verwendet. Letzterer ist aufgrund der wechselnden Lichtverhältnisse zwischen den Messterminen im Außenbereich für eine vergleichbare Daten- ermittlung unabdingbar. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 4
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter Abbildung 1: DJI Matrice 210 V2 RTK mit Micasense Altum Sensor In Form von Bildern werden die Messwerte der verschiedenen Wellenlängen gespeichert und anschließend in eine Auswertungssoftware eingespeist und miteinander verrechnet. Das Er- gebnis sind dreidimensionale Karten der beflogenen Flächen, die georeferenzierte Aussagen zum Zustand der Pflanzen erlauben. Bei der Software setzt die LVWO derzeit auf das Produkt Agisoft Metashape. Zur genauen Analyse und Beurteilung des Pflanzenzustandes können verschiedene Indizes herangezogen werden. Aus der Erfahrung heraus eignen sich hierfür vor allem zwei Indizes. Zum einen ist dies der normierte differenzierte Vegetationsindex (engl. Normalized Difference Vegetation Index) oder kurz NDVI als allgemeiner Indikator für Pflanzenstress. Berechnet wird er aus den Werten im nahen Infrarotbereich und dem roten Wellenlängenspektrum. Mit dem auf der grünen Wellenläge normierten differenzierten Vegetationsindex (engl. Green Normali- zed Difference Vegetation Index) oder kurz GNDVI steht ein weiterer Index zur Verfügung, der wesentlich empfindlicher auf die Chlorophyll-Konzentration der Biomasse reagiert und somit Rückschlüsse auf die Photosynthese-Aktivität erlaubt. Darüber hinaus kann er als Parameter für die Stickstoffaufnahme der Pflanzen dienen. Zu seiner Berechnung werden die Differenzen im NIR- Bereich und im Bereich der grünen Wellenlängen gebildet. Ergebnisse des Sortenvergleiches Die unterschiedlichen Blattfärbungen der verschiedenen Sorten sind auf einem Sortenver- suchsfeld gut erkennbar. Die Informationen der Blattreflexion können mittels speziellen Kame- rasystemen quantifiziert werden. Diese Systeme können Messungen über den sichtbaren Be- Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 5
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter reich des menschlichen Auges hinaus bis in den nahen Infrarot-Bereich durchführen. Im Ver- suchsjahr 2020 wurden an drei Terminen über die Frühjahrssaison Messungen durchgeführt und daraus die beiden Indizes NDVI und GNDVI berechnet. Die Ergebnisse sind in Abbil- dung 2 zu sehen. Es zeigt sich deutlich, dass sich die Indizes je nach Sorte voneinander un- terscheiden – trotz optimaler Versorgung aller Sorten. Es zeigt sich jedoch auch, dass sich die einzelnen Indizes entsprechend dem Vegetationsverlauf sehr ähnlich nahezu parallel entwi- ckeln. Hieraus ergibt sich ein Ansatzpunkt für zukünftige Untersuchungen zu einer praxistaug- lichen Überprüfung der Bestände mittels Multispektralanalyse. Die Ergebnisse des NDVI, die Rückschlüsse auf den allgemeinen Pflanzenstress erlauben, bestätigen die langjährigen Be- obachtungen der drei Vergleichssorten. Flair zeigt ein schwaches Wachstum und die Blattge- sundheit ist oft angegriffen. Faith hingegen zeigt ein kräftiges Wachstum und die Blätter zeigen einen guten Gesundheitszustand und eine kräftige dunkelgrüne Färbung. Sibilla stellt bekann- termaßen ein gutes Mittel zwischen diesen beiden dar. Der GNDVI mit seiner Aussagekraft zur Photosynthese-Aktivität untermauert diese Erfahrungen zusätzlich. Hier ist auffällig, dass Faith bereits früh entsprechend der GNDVI-Berechnungen über eine starke photosynthetische Aktivität verfügt und diese dann im Vergleich zu den beiden anderen Erdbeersorten verhält- nismäßig gering steigert. Demgegenüber präsentierte sich Sibilla zu Beginn vergleichsweise schwach und konnte durch einen deutlichen Anstieg des GNDVI zum Ende der Ernte fast das gleiche Niveau wie Faith erreichen. Abbildung 2: Ergebnisse der Indizes-Berechnungen für die Erdbeersorten Faith, Flair und Si- billa im Verlauf der Messtermine im Frühjahr 2020 Ergebnisse über Auswirkungen der Nährstoffversorgung Um die Auswirkungen der Nährstoffversorgung zu analysieren, wurde ein Stickstoffsteige- rungsversuch bei der Sorte Clery angelegt. Dazu wurden am 19.08.2019 Topfgrünpflanzen im Freiland auf Minidämmen mit Schwarzfolie gepflanzt. Die Versuchsanlage bestand aus fünf verschiedenen Varianten mit jeweils drei Wiederholungen, die mit jeweils einem eigenen Dün- getank sowie Dosatron ausgestattet wurden. Als Dünger kam Magnesiumnitrat (15% MgO und 11% N) zum Einsatz, das entsprechend dem Versuchsplan in Tabelle 1 über mehrere Wochen mittels Fertigation ausgebracht wurde. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 6
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter Tabelle 1: Düngermengen im Herbst und Frühjahr für die verschiedenen Varianten Variante Herbstdüngung Frühjahrsdüngung 0 kg N/ha 0 kg N/ha 0 kg N/ha 50 kg N/ha 20 kg N/ha 30 kg N/ha 70 kg N/ha 30 kg N/ha 40 kg N/ha 100 kg N/ha 40 kg N/ha 60 kg N/ha 150 kg N/ha 50 kg N/ha 100 kg N/ha Die Ertragserfassung im Frühjahr 2020 zeigte, wie in Abbildung 3 zu sehen ist, eine Zunahme der Erträge mit steigender Düngermenge, wobei sich im Bereich von 100 kg N pro ha ein Optimumsplateau eingestellt hat. Die ermittelten Ertragsunterschiede lassen sich zwischen dem unteren Ertragsniveau der Varianten 0, 50 und 70 kg N/ha und dem oberen Niveau von 100 und 150 kg N/ha statistisch signifikant absichern. Abbildung 3: Gesamterträge in g pro Pflanze bei unterschiedlichen Düngungsstufen Um herauszufinden, ob diese offensichtlichen Ertragsunterschiede auch in den verschiedenen Indizes der Blattreflexion mittels Multispektralanalyse nachweisbar sind, wurden die multi- spektralen Aufnahmen in die Auswertesoftware eingespeist und die Berechnung verschiede- ner Indizes durchgeführt. Die sich daraus ergebende grafische Darstellung des GNDVI ist in Abbildung 4 zu sehen. Es wird optisch deutlich, wie mit dem Voranschreiten der Pflanzenent- wicklung der Index in allen Varianten steigt, und dass sich die einzelnen Düngestufen mittels GNDVI-Index voneinander unterscheiden lassen. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 7
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter Abbildung 4: GNDVI der verschiedenen Düngungsstufen (jeweils eine komplette Reihe von links nach rechts aufsteigend) an drei Messterminen Bei der Betrachtung der Zahlenwerte auf Basis der gemittelten Index-Werte der Wiederholun- gen über die einzelnen Versuchsvarianten bestätigt sich dies, wie Abbildung 5 zu entnehmen ist. Es wird deutlich, dass der GNDVI zu allen drei Messterminen Unterschiede zwischen den verschiedenen Düngungsstufen aufweist und die Entwicklungen im Saisonverlauf über alle Varianten nahezu parallel verlaufen. Der Indexwert der Varianten 50 und 70 kg N pro ha ist, wie auch bei den Ertragswerten, fast gleich hoch. Lediglich zum ersten Termin Mitte April ist die Variante 50 kg N/ha deutlich schwächer und liegt im Bereich der Nullvariante (0 kg N/ha). Das gleiche wird auch durch den NDVI bestätigt. Beide Varianten weisen im April einen ver- gleichsweise hohen Pflanzenstress auf, was vermutlich an der mangelnden Nährstoffversor- gung liegt. Gerade im Frühjahr kommt es durch die kalten Bodentemperaturen zu fast keiner natürlichen Stickstoff-Nachlieferung durch Mineralisation des Humus. Somit wird hier die feh- lende Düngung sehr deutlich. Im späteren Jahresverlauf kommt es aufgrund der Bodenerwär- mung zu einer stärkeren Belebung des Bodenlebens und dadurch auch zu einer verstärkten Stickstoff-Nachlieferung aufgrund natürlicher „Reserven“; diese können dann den Nährstoff- mangel zum Teil wieder ausgleichen und somit den Pflanzenstress senken. Die maximale Düngungsvariante (150 kg N/ha) kann den höchsten Indexwert sowohl beim NDVI als auch beim GNDVI aufweisen und bestätigt somit die Maximalversorgung der Pflanzen mit Nährstof- fen. Es zeigt sich aber auch, dass die Unterschiede der Nährstoffversorgung durch den NDVI nicht so deutlich und konstant quantifiziert werden können wie auf Basis des GNDVI. Zusätzlich zur Berechnung der Indizes kann auch die Pflanzenentwicklung durch die Zunahme an Biomasse ein Hilfsparameter zur Bestandbeurteilung sein. In Abbildung 6 ist der Verlauf der Pflanzenentwicklung und das 3D-Modell des Bestandes dargestellt. Die unterschiedlichen Biomassen quantifizieren und bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der verschiedenen Dünge- stufen. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 8
Beobachtung der Bestandsentwicklung bei Erdbeeren mittels Multikopter Abbildung 5: Ergebnisse der Indizes-Berechnungen für die verschiedenen Düngungsstufen im Verlauf der Messtermine im Frühjahr 2020 Abbildung 6: Links: Entwicklung der Biomasse im Saisonverlauf für die verschiedenen Dün- gungsstufen. Rechts: 3D-Modell des Bestandes Fazit Die bisher gesammelten Daten und Erkenntnisse belegen, dass eine Quantifizierung der Stick- stoffversorgung mittels multispektraler Analyse der Blattreflexion bei Erdbeeren möglich ist. Hierfür zeigte der Vegetationsindex GNDVI eine höhere Aussagekraft als der NDVI, da er auf- grund seiner höheren Empfindlichkeit bezüglich des Chlorophyll-Gehaltes scheinbar besser geeignet ist. Demgegenüber kann mit Hilfe des NDVI die Konkurrenzkraft verschiedener Erd- beersorten bzw. der Stresslevel im Bestand überwacht und quantifiziert werden. Denkbar ist, hiermit die Detektion von Zonen mit Staunässe vorzunehmen oder Areale mit Bodenverdich- tungen aufzuzeigen. Dies muss in den nächsten Jahren weiter untersucht werden. Des Wei- teren konnte gezeigt werden, dass sich die Index-Werte je nach Sorte unterscheiden und es deshalb notwendig ist, sortenspezifische Standardwerte zu ermitteln. Die Forschungsarbeit auf diesem Gebiet befindet sich im Bereich der Sonderkulturen weiterhin im Anfangsstadium, jedoch konnten in den letzten Jahren bereits deutliche Fortschritte erzielt werden. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 9
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis STEFAN VOLGENANDT Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de Mit der Ausweitung des geschützten Anbaus bei Erdbeeren und den Entwicklungen im Bereich des Mindestlohns, wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Stellagen-Systeme zur Kulti- vierung von Erdbeeren erstellt. Da diese Systeme sehr teuer in der Anschaffung sind und somit hohe Fixkosten verursachen, muss der Anbauer versuchen, eine möglichst ganzjährige Bele- gung mit hohen Erlösen zu generieren. Nur so ist ein rentables Wirtschaften möglich. Ein An- bau von einmaltragenden Erdbeersorten und nur einmaliger Beerntung ist dazu ungeeignet. Um die Erträge und somit Erlöse zu steigern, werden entweder remontierende Erdbeersorten mit ganzjähriger Beerntung oder einmaltragende Erdbeersorten in der sogenannten Durchkul- tur angebaut. Beide Systeme bieten gute Möglichkeiten der Belegungsoptimierung, konfron- tieren jedoch den Anbauer auch mit großen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Be- kämpfung des Kalifornischen Blütenthrips. Deshalb werden bereits seit ein paar Jahren an der LVWO Weinsberg Versuche zu Alternativkulturen getätigt, um insbesondere der Direktver- marktung Alternativen zur Belegungsoptimierung aufzuzeigen. Dabei steht die Praktikabilität der Jahreskulturführung in der Kombination mit der Hauptkultur Erdbeere mit Frühjahrsbeern- tung sowie die möglichen Erlöse im Vordergrund. In mehreren Gesprächen mit der Firma Gebr. Brill Substrate GmbH & Co.KG wurde deshalb die gemeinsame Idee entwickelt, den Anbau von Physalis und Melonen in der Stellage zu erproben und hinsichtlich Substrat- und Dünge- management zu optimieren. Ergebnisse Physalisanbau Physalis peruviana oder kurz Physalis bzw. Andenbeere genannt, ist eine stark wachsende Pflanze mit aufrechtem bis breitausladendem Wuchs. Vor diesem Hintergrund war die Mach- barkeit einer Kultivierung in der Stellage besonders spannend. Im Versuch wurden Pflanzen der Sorte 'Goldvital' in zwei verschiedenen Kulturgefäßen angebaut. Es wurden vorgezogene Pflanzen am 04.06.2020 ausgepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt wurden bereits die ersten starken Triebe zwei Mal pinziert. Die eine Hälfte der Pflanzen wurde in handelsübliche Kulturgefäße mit den Maßen Länge (49,8 cm), Breite (34,2 cm) und Höhe (12 cm) eingepflanzt. Die zweite Hälfte wurde in etwas kleinere Gefäße mit der gleichen Länge und Breite, jedoch nur mit einer Höhe von 9 cm gepflanzt. Pro Gefäß wurde eine Pflanze gesetzt, somit ergibt sich eine Pflanz- dichte von 2 Pflanzen pro laufenden Meter Stellage. Bei der Pflanzung in Stellage sollte man den späteren ausladenden Wuchs bedenken. Aus unserer Erfahrung ist deshalb lediglich eine Teilbepflanzung der Reihen möglich. Für einen mit 6 Reihen bestückten Tunnel würde sich eine Bepflanzung entsprechend Abbildung 1 anbieten. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 10
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis Zwischengang für Ernte und Stellage mit Physalis Stellage mit Physalis Stellage unbepflanzt Stellage unbepflanzt Stellage unbepflanzt Stellage unbepflanzt Zwischengang später Zwischengang später Zwischengang später Zwischengang später "überwuchert" "überwuchert" "überwuchert" "überwuchert" Kulturpflege Abbildung 1: Schema zur Bepflanzung eines sechsreihigen Tunnels mit Physalis Durch das üppige Wachstum stellte sich insbesondere die Ernte anfänglich als problematisch heraus. Ein Zugang direkt zu den Pflanzen war nicht mehr möglich. Es konnte jedoch beo- bachtet werden, dass die reifen Früchte zum Teil auf den Boden fielen. Aufgrund der perga- mentartigen Hülle stellte dies jedoch kein Problem hinsichtlich Beschädigungen oder Verun- reinigungen dar. Neben der Ernte mussten nach der Pflanzung keine weiteren Kulturarbeiten verrichtet werden. Schaderreger konnten ebenfalls nicht festgestellt werden. Die Ernte begann am 17.08.2020 und wurde anschließend alle 2 bis 3 Wochen durchgeführt. Die Erträge waren bei allen Ernteterminen in etwa gleich groß. Mitte Oktober konnten das letzte Mal Früchte ge- erntet werden. Die Pflanzen zeigten zwar weiterhin einen reichen Behang, jedoch reiften die Früchte nicht mehr aus. Die Lagerung der Früchte gestaltet sich sehr einfach. Die Beeren sind mehrere Wochen bei Raumtemperatur im Lager haltbar und müssen nicht extra ins Kühlhaus. Ein Verderb in Folge von pilzlichen Schaderregern konnte nicht beobachtet werden. Lediglich der Wasserverlust führte nach über 2 Monaten zu optischen Mängeln, weshalb die Früchte nicht mehr vermarktbar waren. Auf den Abbildungen 2 und 3 ist das üppige Wachstum gut erkennbar. Bis ungefähr Mitte August war ein direkter Zugang zu den Pflanzen möglich. Bis dahin haben sich die Neutriebe nach unten orientiert. Mitte September waren die Zwischenreihen jedoch bereits vollständig bewachsen, und es war nur ein Zugang über die danebenliegende Laufreihe möglich. Um die Pflanzen möglichst lange im vegetativen Wachstum zu bremsen, ist eine mäßige Düngung und Wasserzufuhr äußerst wichtig. Werden die Pflanzen zu sehr „verwöhnt“ und im Optimum gehalten, ist das Wachstum nur schwer kontrollierbar. Deshalb sollte die Drainwassermenge knapp bemessen sein und auch die Nährstoffversorgung insbesondere mit Stickstoff nicht zu hoch gewählt werden. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 11
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis Abbildung 2 und 3: Links Physalis am 12.08.2020 und rechts am 17.09.2020 Abbildung 4: Physalis Früchte Ergebnisse Melonenanbau Im diesjährigen Versuch wurden je zwei Sorten von Wassermelonen und zwei Sorten von Cantaloupe Melonen kultiviert. Die Pflanzen wurden, wie auch die Physalis-Pflanzen, vom Gartenbaubetrieb Friedrich aus Friedrichshafen ausgesät und vorkultiviert und Ende Mai ge- liefert. Am 04.06.2020 wurden die Pflanzen in handelsübliche Kulturgefäße mit den Maßen Länge (49,8 cm), Breite (34,2 cm) und Höhe (12 cm) eingepflanzt. Pro Kulturgefäß wurde eine Pflanze gesetzt, somit ergibt sich eine Pflanzdichte von 2 Pflanzen pro laufenden Meter Stel- lage. Die Ernte erfolgte in zwei Durchgängen. Die erste Pflücke erfolgte um den 20. August 2020 und die zweite Pflücke am 06. Oktober 2020. Durch das „Freihängen“ der Früchte ge- staltete sich die Reifebestimmung als schwierig, und es wurden im Vorfeld der Ernte mehrmals Probefrüchte geerntet, um den Reifegrad zu bestimmen. Die Erträge pro Pflücke waren bei allen Sorten an den beiden Terminen in etwa gleich groß. Bemerkenswert an den Pflanzen ist, Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 12
Alternativen für Stellagen im Sommer – Erfahrungen mit Melonen und Physalis dass es trotz Einzelfruchtgewichten von 2 kg zu keinem „Ausreißen“ der Pflanzen kam, son- dern die Pflanze in der Lage waren, alle Früchte ohne zusätzliche Stabilisierungshilfen zu tra- gen. Beachtet werden sollte bei der Sortenwahl vor allem die Pflanzengesundheit. Aufgrund einge- schränkter Indikationen im geschützten Anbau von Melonen ist eine Bekämpfung des Mehltau- Pilzes eine Herausforderung. Die meisten Melonen-Sorten neigen gegenüber dem Mehltau zu einer starken Anfälligkeit. Neben dem Befall mit Mehltau ist auch auf das Auftreten von Spinn- milben zu achten, diese konnten jedoch gut mit Nützlingen bekämpft werden. Neben Mehltau und Spinnmilben konnten keine weiteren Schaderreger festgestellt werden. Abbildung 5 und 6: Wasser (links) bzw. Cantaloupe Melonen (unten) freihängend in der Stellage Fazit Es konnte gezeigt werden, dass die Kultivierung von Melonen und Physalis in Stellagensyste- men in Kombination mit dem Anbau von Erdbeeren insbesondere für direktvermarktende Be- triebe eine weitere Möglichkeit zur Diversifizierung darstellt. Eine Kultivierung im Anschluss an eine Erdbeerfrühjahrskultur ist möglich und gute Erlöse können erwirtschaftet werden und so- mit die Amortisation von Tunnel und Stellagen beschleunigt werden. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 13
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren Substratvergleich bei Sommerhimbeeren GUNHILD MUSTER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de Abbildung 1: Die Substrate nach Kulturende am 07.07.2020 Beim Anbau in Containern ist der Einsatz von Substraten als Wurzelraum für die Pflanze sowie zur Bereitstellung und Pufferung von Wasser und Nährstoffen unerlässlich. Als wichtigster Be- standteil dieser Substrate wird Weißtorf genutzt. Dieser ist jedoch eine endliche Ressource. Aus ökologischen Gründen und aufgrund der Klimaeffekte ist der Abbau von Torf fragwürdig. Ein weiterer wichtiger Substratbestandteil sind Kokosfasern. Die Aufbereitung in den Produk- tionsländern ist nicht einfach, und die Transportwege sind lang. Daher werden alternative Mög- lichkeiten, insbesondere zum Ersatz von Torf, gesucht. Allerdings muss das Substrat auch dann den Anforderungen der Kultur entsprechen. Für eine Sommerhimbeerkultur sollte die Strukturstabilität über die Standzeit von 5 bis 6 Monaten erhalten bleiben. Durchlüftung, Was- serhaltekapazität sowie Dränfähigkeit müssen gewährleistet sein sowie pH-Wert und Salzgeh- alt den Anforderungen entsprechen. Deshalb wurden verschiedene Substrate der Firma Brill im Vergleich zur Kontrolle (Stender-Substrat) geprüft. Als mögliche Alternativen zum typischen Beerensubstrat (Weißtorf, Kokos, Perlite) wurden ein reines Kokossubstrat (CocosolG) sowie ein Holzfasersubstrat (Ligno-Mix berry red) getestet. Um die Eignung festzustellen, wurden vegetative und generative Merkmale erfasst sowie am Kulturende das Substrat physikalisch, chemisch und visuell begutachtet. Versuchsaufbau Tulameen long canes wurden am 20.02.2020 in 7,5-Liter-Töpfe gepflanzt und mit 3 Töpfen pro laufenden Meter im unbeheizten Folienhaus aufgestellt. Alle Varianten wurden sechsfach wiederholt. Tabelle 1 zeigt die vier Varianten. Die Bewässerung erfolgte in allen Varianten einheitlich nach Strahlungssumme. Für die flüssige Düngung wurden folgende Dünger ver- wendet: Agriplant 2 (12/5/24(2) und Erntephase Agriplant 7 (6/12/36(2). Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 14
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren Tabelle 1: Substratvarianten Variante Weißtorf Sode 10-22 mm, 0,5 kg NPK/m3 14-10-18; 20%; 22-40 mm 20 %; V1 Stender, Kontrolle 0,1 kg/m3 Spurenelemente; Cocopor 25 %; Cocopeat pH(Cacl2) ca. 5,7 25 %; Perlite 2-6 mm 10 % 100 % Kokos gewaschen V2 Brill, CocoSolG kein Standardartikel und gepuffert grobfaserig, Weißtorf 10- (+ 300 g NPK/m³ + Spuren- 25/25-40 mm 40 %; Cocosol V3 Brill, Pro Berry red PE20 elemente + Benetzungsmit- 20 %; CocoDrain 20 %; tel Perlite 2-6 mm 20 % grob Weißtorf 10-25/25- (+ 500 g NPK/m³, + Spuren- V4 Bril, Ligno-Mix Berry red 40 mm 70 %; LignoDrain elemente + Benetzungsmit- 30 % tel Ergebnisse Tabelle 2: Ertragsleistung von Tulameen-Pflanzen in verschiedenen Substraten Ertrag, gesamt Hkl 1 FG Erntebeginn V Substrat kg/lfm kg/Rute % g/Frucht 1 Kontrolle, Bo 3 (Stender) 6,2 1,2 88 5,0 02.6.2020 2 Brill, CocoSolG 6,0 1,1 88 5,1 03.6.2020 3 Brill, PRO berry red PE 20 6,3 1,2 89 5,0 03.6.2020 4 Brill, LignoMix berry red 6,1 1,1 89 5,0 03.6.2020 Die visuelle Bewertung der Substrate zeigte, dass alle Substrate gut durchfeuchtet waren und eine intensive Durchwurzelung stattgefunden hat. Die Feuchteverteilung beim Substrat Ligno- Mix Berry schien etwas uneinheitlicher, die unteren 5 cm des Substrates waren nässer als bei den Vergleichssubstraten. Dies ist auf die bei allen Substraten einheitliche Wassergabe zu- rückzuführen. Während der Ernteperiode haben sich in allen Substraten neue Jungruten ent- wickelt. Die physikalische Untersuchung am Ernteende zeigte, dass alle Substrate ein hohes Gesamtporenvolumen von 95 % aufwiesen. Die Wasserkapazität war bei dem Kokosfasersub- strat am höchsten. Die Gesamterträge (Tabelle 1) pro laufenden Meter variierten zwischen den Varianten nur sehr geringfügig und lagen zwischen 6,0 und 6,3 kg/laufenden Meter (nicht signifikant) im Mittel Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 15
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren über die sechs Wiederholungen. Die Pflanzen erreichten in allen Varianten einen Ertrag größer 1 kg pro Rute, die Varianz war gering. Der Anteil Handelsklasse 1 lag bei 88 %, die Fruchtge- wichte erreichten 5,0 g pro Frucht im Mittel über die Erntezeit. Die Früchte wurden ab dem 02.06.2020 über einen Zeitraum von vier Wochen geerntet. Es gab keine Unterschiede zwi- schen den Varianten. Tabelle 3: Einfluss von Substratpreis und Ertrag auf die Preisuntergrenze Substratpreis Kosten bei 70 m³/ha Ertrag Preisuntergrenze €/m³ €/ha kg/Rute €/kg 30 2.100 1,1 10,91 50 3.500 1,1 10,98 70 4.900 1,1 11,05 30 2.100 1,2 10,42 50 3.500 1,2 10,49 70 4.900 1,2 10,55 Die betriebswirtschaftliche Betrachtung basiert auf Kalkulationen der LVWO Weinsberg. In die Standardkalkulation der LVWO Weinsberg (Volgenandt, Michelfelder, & Muster, 2020) zum Anbau von Himbeeren in Topf und Folienhaus wurden die im Versuch erzielten Ertrags- werte eingesetzt und dann mit verschiedenen Substratpreisen in Beziehung gesetzt. Weitere Daten wurden in der Kalkulation nicht verändert. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse und damit den Einfluss der Substratkosten auf die Preisuntergrenze. Die Preise für die verwendeten Sub- strate lagen zwischen 30 und 70 € pro Kubikmeter. Dabei war das Kontrollsubstrat mit rund 30 €/m³ am günstigsten, gefolgt von dem Substrat LignoMix Berry red der Firma Brill. Wie zu erwarten ist, hat nicht nur der Preis des Substrats, sondern auch der Ertrag einen Einfluss auf die Preisuntergrenze. Fazit Im geschützten Himbeeranbau (Sorte Tulameen) wurden verschiedene Substrate geprüft. Als Kontrolle wurde ein Standardsubstrat der Firma Stender (BO 3 - Weißtorf, cocopor, cocopeat, Perlite) verwendet. Geprüft wurden Substrate der Firma Brill: CocoSolG (100% Kokos), PRO Berry red PE20 (Weißtorf, Kokos, Perlite) und Ligno-Mix Berry red (Weißtorf, Ligno Drain (Holzfasern) 30%). Wüchsigkeit, Durchwurzelung, Erträge und Fruchtgewichte waren in allen Varianten vergleichbar gut. Beim Holzfasersubstrat war eine Vernässungszone in den unteren 5 cm erkennbar, die bei angepasster Bewässerungsstrategie vermieden werden kann. Die geprüften Substrate haben sich 2020 für die Topfkultur von Sommerhimbeeren bewährt. Das Substrat Ligno-Mix Berry red kann somit zur Reduzierung des Torfverbrauchs bei Himbeer- Topfkulturen beitragen. Aufgrund des Preises wirkt sich dies positiv auf die Preisuntergrenze aus. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 16
Substratvergleich bei Sommerhimbeeren Literaturverzeichnis Volgenandt, S., Michelfelder, U., & Muster, G. (2020). Wirtschaftlichkeitsberechnung im Beerenobst. Von https://lvwo.landwirtschaft- bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Wirtschaftlichkeitsberechnungen+ im+Beerenobst?LISTPAGE=670902 abgerufen Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 17
Prüfung von Sommerhimbeersorten Prüfung von Sommerhimbeersorten GUNHILD MUSTER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de Vajolet Red Mamba Standardsorten für die Sommerernte im Himbeeranbau sind nach wie vor Glen Ample und Tulameen. Beides sind Sorten der Hauptreifezeit. Beide Sorten können über Terminkultur un- ter Regenkappen oder im Folientunnel eine längere Angebotszeit abdecken. Tulameen gilt als die aromatischste Himbeersorte und ist somit für die Direktvermarktung prädestiniert. Aufgrund ihrer mangelnden Fruchtfestigkeit ist sie weniger für lange Distributionswege geeignet. Die geringe Regeneration macht einen mehrjährigen Anbau auf vielen Standorten unmöglich. Da- gegen ist es leichter, Glen Ample auch in Bodenkultur anzubauen. Jedoch werden die Früchte von Glen Ample oft als säuerlich beschrieben und optisch weniger gut beurteilt. Es werden also nach wie vor Sorten mit einer früheren Reifezeit, hohen Fruchtqualität und ausreichenden Wüchsigkeit gesucht. Des Weiteren ist eine geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten wünschenswert. Deshalb wurden verschiedene Sorten einerseits zur Prüfung un- ter ökologischen Kulturbedingungen im Boden mit ganzjährigem Regenschutz gepflanzt und andererseits im Topf im Folientunnel aufgestellt. Versuchsaufbau Die in Tabelle 1 aufgeführten Sorten wurden als long canes entweder im Topf (7,5 Liter, 3 Töpfe/lfm) im unbeheizten Folientunnel am 27.02.2019 aufgestellt oder im Winter 2019 in den Boden (Substratrinne - 3 Töpfe/lfm) unter Regenkappen gepflanzt. Pro Parzelle (3 m) wur- den von allen Sorten je 8 Töpfe aufgestellt bzw. gepflanzt. Während die Töpfe im Tunnel über- winterten, wurden die Pflanzen unter Regenkappen im Winter mit einem Vlies geschützt. Die Kulturführung unter Regenkappen erfolgt nach ökologischen Richtlinien, im Tunnel nach den Richtlinien der integrierten Produktion. Die Sorten Tulameen, Red Mamba und San Rafael Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 18
Prüfung von Sommerhimbeersorten wurden im Winter 2019 gepflanzt. Vajolet, Glen Carron und Glen Rocio wurden 2019 im Tunnel beerntet und im folgenden Februar 2020 in den Boden gepflanzt. Tabelle 1: Herkunft, Pflanzjahr und Pflanzsystem der geprüften Sorten Substratrinne, Kap- Herkunft Topf, Tunnel pen Tulameen Selektion 2019, 2020 2019, 2020 San Rafael Viveros California, E 2019, 2020 2019 Red Mamba BS Weißmann, D 2019, 2020 2019 Lagorai S Orsola, I 2019 Vajolet S Orsola, I 2020 2019 Glen Carron James Hutton Institut, GB 2020 2019 Glen Rocio James Hutton Institut, GB 2020 2019 Glen Ample James Hutton Institut, GB 2019 Ergebnisse Tabelle 2: Tulameen, Red Mamba und San Rafael Anbau im Boden unter Regenkappen, 2019 und 2020 Pflanzjahr Sorte Ertrag kg/lfm Hkl 1 FG Erntebeginn 2019 2020 Mittel % g/Frucht 2019 2020 2019 Tulameen T1 1,3 1,9 1,6 82 5,3 30.06.2019 20.06.2020 2019 Red Mamba 1,4 2,4 1,9 72 4,9 25.06.2019 17.06.2020 2019 San Rafael 1,8 2,7 2,3 78 4,7 30.06.2019 10.06.2020 Tabelle 3: Prüfung von Himbeersorten Anbau im Boden unter Regenkappen, 2020 Pflanzjahr Sorte Ertrag Hkl1 FG Ernteverlauf kg/lfm % g/Frucht Beginn Mitte Ende 2019 Tulameen T1 1,9 83 5,2 20.6.20 30.6.20 08.07.2020 2019 Red Mamba 2,4 73 4,8 17.6.20 25.6.20 04.07.2020 2019 San Rafael 2,7 78 4,3 10.6.20 22.6.20 04.07.2020 2020 Vajolet 2,7 79 6,3 7.6.20 21.6.20 03.07.2020 2020 Glen Rocio 2,4 82 4,7 16.6.20 27.6.20 07.07.2020 2020 Glen Carron 1,5 77 4,8 13.6.20 22.6.20 01.07.2020 Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 19
Prüfung von Sommerhimbeersorten Die Ertragsleistung im Tunnel war deutlich höher als bei der Pflanzung in den Boden (Tabellen 2 bis 4). Auch in früheren Versuchen wurde schon beobachtet, dass sich der Pflanzschock beim Auspflanzen der long canes negativ auf den Ertrag auswirkt. Im Tunnel waren die Sorten Red Mamba, San Rafael sowie Glen Carron und Glen Rocio am ertragreichsten. Glen Ample Pflanzen waren sehr schwach, was vermutlich zu dem geringen Ertragsniveau geführt hat. Das Ertragsniveau von Lagorai und Vajolet entspricht nicht den Erfahrungen aus früheren Ver- suchen. Die Pflanzen beider Sorten waren nicht sehr vital, und bei Lagorai wurde auch Rubus Stauche nachgewiesen. Im Tunnelanbau konnten auch eine bessere Fruchtgröße sowie ein 3 bis 4 Wochen früherer Erntebeginn erzielt werden. Tabelle 4: Prüfung von Himbeersorten, 2019 Anbau im Topf im Folientunnel Ertrag Hkl1 FG Ernteverlauf Sorte kg/lfm % g/Frucht Erntebeginn Erntemitte Ernteende Tulameen 3,0 92 5,6 29.05.2019 09.06.2019 24.06.2019 San Rafael 4,1 85 4,8 24.05.2019 07.06.2019 25.06.2019 Red Mamba 4,0 94 5,1 03.06.2019 14.06.2019 25.06.2019 Lagorai 1,3 93 5,4 29.05.2019 10.06.2019 24.06.2019 Vajolet 3,5 83 6,8 24.05.2019 04.06.2019 23.06.2019 G Carron 4,2 95 3,9 28.05.2019 15.06.2019 27.06.2019 G Rocio 4,6 95 4,6 25.05.2019 13.06.2019 25.06.2019 G Ample 2,8 91 5,6 29.05.2019 18.06.2019 27.06.2019 Tabelle 5: Sensorische Beurteilung der Sorten 2019 und 2020 Festigkeit Farbe Frucht Haut Geschmack shelf life Tulameen himbeerrot + + +++ + San Rafael himbeerrot + ++ - + Red Mamba hellrot + + +++ + Lagorai himbeerrot +++ +++ + +++ Vajolet hell-himbeerrot + + ++ + Glen Carron himbeerrot + + - ++ Glen Rocio himbeerrot + ++ - ++ Glen Ample hell-himbeerrot + ++ + + Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 20
Prüfung von Sommerhimbeersorten Die Sorten in Bodenpflanzung wurden im Jahr 2020 etwas deutlicher in Augenschein genom- men. Aufgrund von Spätfrösten im März und April 2020 von bis zu - 4,9°C können sich bei den Sorten Frostschäden entwickelt haben. Vor allem San Rafael treibt sehr früh aus, aber auch Tulameen, Red Mamba und Vajolet waren Mitte März schon weit ausgetrieben. Die Erntezeit war mit rund 3 Wochen sehr kurz, was auf eine Schädigung von Knospen hindeutet. Die Ernte begann mit Vajolet am 07.06.2020, Tulameen reifte ab dem 20.06.2020 – später als alle an- deren geprüften Sorten und 18 Tage später als im Tunnel (03.06.2020). Aufgrund der kurzen Erntezeit, war auch die Ertragsleistung insgesamt gering. Einen Ertrag über 2 kg/lfm lieferten die Sorten Vajolet sowie Red Mamba und Glen Rocio bei Fruchtgewichten größer 4,5 g pro Frucht. Tabelle 5 gibt Informationen zur Fruchtqualität. Von den neueren Sorten fallen Vajolet und Red Mamba aufgrund ihrer Fruchtfarbe und der Aroma- und Geschmacksausprägung positiv auf. Die Festigkeit von Lagorai und der Glen Sorten ist vergleichsweise gut und trägt auch zu einem guten shelf life bei. Sowohl im Folientunnel als auch unter Regenkappen war ein Befall mit Spinnmilben vorhanden, der durch den Einsatz von Nützlingen reduziert werden konnte. Auf- fallend war die Anfälligkeit von San Rafael für die Himbeerblattmilbe. Pilzkrankheiten wurden weder im Tunnel noch unter Regenkappen beobachtet. Fazit Die Versuchsergebnisse zeigen, dass neben Tulameen auch Red Mamba und auch Vajolet geschmacklich gute Sorten sind, die sich für die Direktvermarktung eignen. Ertragsleistung und Fruchtgröße sind ebenfalls zufriedenstellend. Allerdings kann nur mit Vajolet ein noch früherer Erntebeginn erzielt werden. Red Mamba hat sich bislang auch als wüchsig und robust bewährt. San Rafael ist eine sehr früh austreibende Sorte mit hoher Ertragsleistung und gro- ßen Früchten, allerdings mit einer hohen Anfälligkeit für die Himbeerblattmilbe. Glen Carron und Glen Rocio waren in beiden Quartieren vergleichsweise ertragreich, trotz sehr dünner La- teralen. Aufgrund von Festigkeit und Fruchtfarbe weisen Glen Rocio, Glen Carron und Lagorai ein gutes shelf life auf. Alle Sorten zeigten 2020 eine sehr gute Regeneration mit ausreichend langen Ruten, so dass die Eignung für einen mehrjährigen Anbau gegeben sein kann. Diese Sorten werden weiterhin beobachtet. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 21
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen GUNHILD MUSTER Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de Lagorai Vajolet Versuchsaufbau Es werden Ergebnisse aus verschiedenen Jahren und Versuchen vorgestellt. Für die Topfversuche wurden die long canes in 7,5-Liter-Töpfe gesetzt und entweder im Foli- entunnel oder unter Regenkappen (Rovero) Mitte bis Ende Februar mit drei Töpfen pro lau- fenden Meter aufgestellt. Die Kulturführung erfolgt betriebsüblich mit Bewässerung über Strah- lungssumme und Fertigation. Aufgrund ausreichender Lüftung treten keine Pilzkrankheiten auf. Läuse und Spinnmilben werden überwiegend durch Nützlinge reduziert. Für den Freilandversuch in den Jahren 2011 bis 2015 wurden long canes im Sommer 2010 in den Boden gepflanzt (15 Pflanzen pro 5 m Parzelle). Die Pflanzen wurden über zwei Tropf- schläuche bewässert und traditionell im Frühjahr gedüngt. Die Etablierungsphase dauerte et- was länger, da keine intensive long cane Wasser- und Nährstoffversorgung erfolgte. Nach der Prüfung 2019 der Sorten im Folientunnel wurden Vajolet long canes im Frühjahr 2020 in den Boden im ökologisch bewirtschafteten Quartier ausgepflanzt. Der Boden wurde durch Zugabe von Biokräutersubstrat (Fa. Klasmann) vorbereitet. Es wurden 8 Töpfe (mit je 2 Ruten) in eine 3,0 m lange Parzelle gesetzt. Es wurden Nützlinge gegen Spinnmilben aus- gebracht. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 22
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen Ergebnisse Die Tabellen 1 und 2 zeigen Ertragsergebnisse der Jahre 2011 bis 2015. Zu berücksichtigen ist, dass Vajolet und Lagorai als long canes gepflanzt wurden und am 04.05.2011 bei sehr weit vorangeschrittener Vegetation Minustemperaturen auftraten. Die Erträge waren vergleichbar mit Tulameen, die Früchte größer. Vajolet und Lagorai sind remontierende Himbeersorten, die regelmäßig im Herbst einen kleinen und späten Fruchtansatz aufwiesen. Aufgrund dieser Herbsternte, war die Rutenlänge für den Sommerertrag kürzer (150 cm) und vermutlich waren die Ruten frostempfindlicher. Der Reifebeginn von Vajolet im Freiland lag in den Jahren 2011 bis 2015 kurz vor oder mit Glen Ample, Lagorai reifte 3 bis 4 Tage nach Vajolet. Die Ruten zeigten sich nur mäßig anfällig für Rutenkrankheiten (Boniturnote 4 - 5). Vajolet wird seit 2020 im ökologisch bewirtschafteten Quartier erneut als Bodenpflanzung be- obachtet (Tabelle 3). Im Pflanzjahr 2020 war der Ertrag etwas höher als bei Tulameen. Da Mitte und Ende April Spätfröste auftraten, ist eine Schädigung der Knospen nicht auszuschlie- ßen. Der Erntebeginn lag deutlich vor Tulameen. Tabelle1: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Freiland und Boden Sorte Gesamtertrag in kg / lfm 2011 2012 2013 2014 2015 Tulameen 1,4 1,4 0,5 Glen Ample 1,2 1,1 2,6 1,3 0,7 M. Freya 0,4 1,5 1,9 1,3 1,0 Lagorai 0,4 0,5 1,6 1,2 1,1 Vajolet 0,9 0,7 2,1 1,4 1,3 Tabelle 2: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Freiland und Boden Sorte Fruchtgewicht in g / Frucht 2011 2012 2013 2014 2015 Tulameen 4,9 4,8 4,2 Glen Ample 5,8 4,3 4,7 4,7 4,2 M. Freya 4,9 4,1 3,8 4,0 3,1 Lagorai 4,3 4,7 5,8 4,5 4,9 Vajolet 4,5 4,5 5,4 5,2 5,4 Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 23
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen Tabelle 3: Ertrag der Sorten Vajolet und Lagorai, im Boden unter Regenkappen, ökologische Kulturführung Pflanzjahr Sorte Ertrag Hkl1 FG Ernteverlauf kg/lfm % g/Frucht Beginn Mitte Ende 2019 Tulameen 1,9 83 5,2 20.06.2020 30.6.2020 08.07.2020 2020 Vajolet 2,7 79 6,3 07.06.2020 21.6.2020 03.07.2020 Beim Anbau im Folientunnel als Topfkultur werden die hohe Ertragsleistung und die Frucht- größe im Vergleich zu Tulameen deutlich. Während Vajolet deutlich vor Tulameen reifte, be- gann die Ernte von Lagorai 2011 vor Tulameen, 2010 nach Tulameen (Tabelle 4). Der deutlich spätere Ernteverlauf von Lagorai wird auch in Abbildung 1 deutlich. Malling Freya reifte am frühesten und weist eine sehr komprimierte Ernteperiode auf. Die Ruten erreichten eine Länge von mindestens 180 cm, auffallend waren die deutlich kürzeren Laterale im Vergleich zu Tulameen. Desweiteren war der Bestand deutlich lockerer vergleichsweise. Tabelle 4: Vajolet und Lagorai – Anbau im Tunnel, 2010 und 2011 Ruten/Topf Ertrag Hkl 1 FG Erntezeit Sorte Zahl kg/lfm g/Rute % g/Frucht Beginn Mitte Ende Tulameen 2 4,4 582 93 5,8 25.05.2011 09.06.2011 21.06.2011 Vajolet 2 3,6 471 88 5,3 14.05.2011 25.05.2011 09.06.2011 Lagorai 2 4,8 636 94 5,2 23.05.2011 03.06.2011 17.06.2011 Tulameen 1 5,2 655 61 6,5 06.06.2010 21.06.2010 06.07.2010 Vajolet 1 6,3 1575 89 8,0 01.06.2010 15.06.2010 05.07.2010 Lagorai 1 5,4 1338 91 7,0 15.06.2010 30.06.2010 08.07.2010 M.Freya 1 4,0 501 85 4,8 22.05.2010 04.06.2010 21.06.2010 Tabelle 5: Ertragsleistung beim Anbau im Topf unter Regenkappen, 2019 Ertrag Hkl 1 FG g Ernte Sorte kg / lfm % g/Frucht Beginn Mitte Ende Tulameen 3,2 83,8 6,4 25.06.2019 04.07.2019 19.07.2019 Vajolet 2,9 84,8 6,5 16.06.2019 25.06.2019 17.07.2019 Lagorai 2,3 87,2 5,5 23.06.2019 03.07.2019 16.07.2019 Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 24
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen Ernteverlauf, 2011 M. Freya 1,0 Vajolet 0,8 Tulameen Lagorai 0,6 kg / lfm 0,4 0,2 0,0 Abbildung 1: Reifeverlauf beim Anbau im Topf und Folientunnel 2011 Im Jahr 2019 wurden die Sorten im Topf unter Regenkappen geprüft, wie Tabelle 5 zeigt. Das Ertragsniveau ist bei den drei Sorten relativ gering, die Fruchtgröße sehr gut. Das gleiche Er- gebnis wurde auch bei der Pflanzung im Folientunnel erzielt. In diesen Parzellen war ein hoher Anteil an Pflanzenausfällen zu beobachten, des Weiteren wurde bei Vajolet eine typische Rubus Stauche Pflanze gefunden (Test LTZ positiv). Im Vergleich zu früheren Versuchsjahren war auch der Anteil an Handelsklasse 1 etwas geringer. Fazit Die Sorten Vajolet und Lagorai sind empfehlenswerte Sorten. Die Remontierneigung führt zu einer kleinen späten Herbsternte, die das Ertragspotenzial für das Folgejahr verringert. Die Winterfrosthärte ist vermutlich reduziert, so dass Fruchtgröße und Qualität im Vergleich zum geschützten Anbau im Topf jährlichen Schwankungen unterliegen und geringer sind. Für den Anbau im Topf sind beide Sorten geeignet. Die kürzeren Laterale im Vergleich zu Tulameen erleichtern Pflegemaßnahmen und Erntearbeiten. Vajolet Früchte reifen früh, sind optisch sehr ansprechend und wohlschmeckend. Aufgrund ihres begrenzten shelf life ist diese Sorte vor- zugsweise für die Direktvermarktung empfehlenswert. Lagorai reift mit oder kurz nach Tulameen. Aufgrund ihrer hohen Fruchtstabilität ist diese Sorte auch für längere Distributions- wege empfehlenswert. Beim Anbau im Freiland müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden. Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 25
Vajolet und Lagorai, mehrjährige Erfahrungen Vajolet St Orsola, Italien Erntebeginn früh, 4 d v Glen Ample Ertrag hoch, vergleichbar mit Tulameen Frucht sehr groß – größer als Tulameen, himbeerrot, glänzend, etwas heller als Lagorai, feine Einzelbeeren, konisch, sehr gleichmäßige Form und Farbe, mittel bis fest, feste Fruchthaut, guter bis sehr guter Ge- schmack; mittlere Haltbarkeit, ähnlich Tulameen (Früchte werden et- was weicher und dunkler) Wuchs leicht bewehrt, mittelstark wachsend, gute Regeneration, mittel- lange Laterale, angenehmer Habitus; im Freiland kurze Ruten (140 bis 160 cm), mit zunehmender Standzeit abnehmende Vitalität, mittlere Anfälligkeit für Rutenkrankheiten (weniger als Tulameen) Bemerkungen gut pflückbar; 2015 viele deformierte und krümelige Früchte Empfehlung für die Direktvermarktung, Anbau im Topf, Anbau im Boden wird noch geprüft Lagorai St Orsola, Italien Erntebeginn mittel, nach Vajolet, mit Tulameen (uneinheitlich) Ertrag hoch, ähnlich Tulameen Frucht sehr groß, ähnlich Tulameen, himbeerrot, glänzend, konisch, sehr einheitliche Form, mittel bis kleine Einzelbeeren, fest bis sehr fest, sehr feste Beerenhaut, relativ guter Geschmack, z.T.trocken; sehr gute Haltbarkeit (dunkelt nicht nach, bleibt fest) Wuchs bewehrt, mittel stark wachsend; im Freiland eher kurze (150) und dünne bis mitteldicke Ruten, vermehrt Pflanzenausfälle, unter- schiedlich ausgeprägte Regeneration; mäßige Anfälligkeit für Ru- tenkrankheiten (weniger als Tulameen) Bemerkungen Reifezeit im Vergleich zu Tulameen und Vajolet je nach Jahr sehr unterschiedlich, gut pflückbar Empfehlung Für weitere Distributionswege, Anbau im Topf, Anbau im Boden weniger empfehlenswert Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 26
Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau Wildbieneneinsatz im geschützten Anbau GUNHILD MUSTER UND STEFAN VOLGENANDT Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Traubenplatz 5, D-74189 Weinsberg E-Mail: Gunhild.Muster@lvwo.bwl.de, Stefan.Volgenandt@lvwo.bwl.de Gegenwärtig ist es gängige Praxis, zur Bestäubung bei Beerenobst in geschützten Kultursys- temen, wie Gewächshaus, Tunnel oder Regenkappen Hummelvölker (Bombus terrestris) ein- zusetzen. Diese eignen sich besser als Honigbienen (Apis mellifera), da sich Honigbienen beim Flug an der Sonne ausrichten und sich deshalb oft im Giebelbereich unter den Folien- überdachungen ansammeln und verenden. Die eingesetzten Hummelvölker haben jedoch nur eine sehr geringe Lebenszeit von wenigen Wochen. Es wäre wünschenswert, hier alternative Insektenarten zur Bestäubung zu finden, die sich dauerhaft in den Anlagen etablieren lassen und somit die Biodiversität steigern. Eine Problematik, die im Zuge zunehmender Volleinnetzung von Anlagen gegen die Kirsches- sigfliege und dem Einsatz von Hummelvölkern auftritt ist, dass insbesondere bei Rubus-Arten der Nektar nicht im ausreichenden Maß durch die Bestäuber abgeführt wird. Dies hat zur Folge, dass der Nektar zu Pilzinfektionen an den Früchten und Blättern führt. Es wäre wün- schenswert, hier alternative Bestäuberarten zu finden, die eine gute Bestäubung sicherstellen und ausreichend Nektar aufnehmen. Seit 2017 wurden Versuche mit den Wildbienenarten Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen durchgeführt. Versuchsaufbau 2018 Im Jahr 2018 wurden zwei Versuchsparzellen miteinander verglichen. Eine Parzelle befand sich im Tunnel ohne Einnetzung. In diesem wurden zusätzlich zu den natürlich vorkommenden Bestäuberinsekten ein Medium-Hummelvolk der Firma Biobest aufgestellt, welches für ca. 500 m² ausgelegt ist. Die zweite Parzelle befand sich unter den Regenkappen, hier wurden zwei Reihen abgetrennt und mit Netzen der Maschenweite 0,8 x 0,8 mm abgehängt, um einen Zuflug von Bestäubern von außen zu verhindern. Allerdings gab es im Bereich der Dachfolien zwischen den beiden Reihen eine kleine Traufe, die nicht zusätzlich mit Netzen geschlossen wurde. Die Netze wurden am 15.05.2018 geschlossen und anschließend die Wildbienen (500 Kokons) ausgebracht. Es wurde keine zusätzliche Wasserquelle innerhalb der Netze aufge- stellt. Da im Bereich der Versuchsparzelle offener Boden vorhanden war, wurde kein zusätzli- ches Baumaterial für die Bienen aufgestellt. Lediglich die Niströhren wurden angeboten. Tabelle 1: Anzahl an Versuchspflanzen in den beiden Versuchsanlagen Sorte Pflanzenanzahl im Tunnel 2 Pflanzenanzahl unter Regenkappen Glen Fyne 16 8 Glen Ample 16 8 Glen Dee 16 8 Tulameen 8 16 San Rafael 8 8 Versuchsergebnisse Beerenobst LVWO Weinsberg 27
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