Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg
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Schwerpunkt Innovation 45 Vodafone Youth Sounding Board Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg er Mobilfunkmarkt in Deutschland man ist always on – ständig vernetzt mit der Smartphone-Nutzern dieser Altersgruppe aller- D hat in sich in den letzten drei Jahren massiv verändert. Zum einen hat sich das Wachstum des Marktes durch die zunehmende Marktsätti- gung deutlich verlangsamt – mittlerweile be- sitzen fast 90 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren ein Handy – zum anderen entstand persönlichen digitalen Parallelwelt. Smartpho- ne oder Tablet PC sind der ständige, unverzicht- bare Begleiter und werden auch zu Hause für viele zunehmend zum First Screen. Zielgruppe Youth Für Kinder und Jugendliche geht die digitale dings nur 28 Prozent Prepaid-Nutzer sind, liegt in der jungen Zielgruppe ein wichtiges Wachs- tumsfeld, insbesondere zur Positionierung ge- genüber den No-Frills-Marken. Telekommuni- kationsanbieter versuchen daher verstärkt, sich auf die Wünsche und Bedürfnisse junger Nutzer einzustellen und spezielle, auf deren durch Discount-Angebote eine neue kompetiti- Sozialisation mit der analogen einher: War für Bedürfnisse abgestimmte Tarife und Angebots- ve Dynamik über alle Vertriebskanäle hinweg. Ältere das Internet noch aufregend, neu, voller pakete anzubieten. Besonders unter Druck geriet dabei das Pre- Chancen und Möglichkeiten, ist es für die Jun- Was aber sind die Bedürfnisse dieser jungen paid-Geschäft, in dem heute bereits deutlich gen ein Alltagsbestandteil von Kindheit an. In Zielgruppe bezüglich der mobilen Internet- und über 30 Prozent des Marktes von so genannten der Altersgruppe der 14 bis 24 Jährigen haben Smartphone-Nutzung? Wie sind die Lebenswel- No-Frills Marken bedient werden. 97 Prozent der Jugendlichen und jungen Er- ten dieser aktiven und mobilen Zielgruppe? Eine ähnlich bemerkenswerte Entwicklung hat wachsenen ein Mobiltelefon zur Verfügung, 93 Welche speziellen Services, Dienstleistungen, das mobile Internet genommen: Lange Zeit be- Prozent nutzen das Internet. Auch beim mo- Tarifpakete muss ein Telekommunika- lächelt wurde das eher tollpatschige Auftreten bilen Internet und bei der Nutzung von tionsdienstleister anbieten? Wie soll man mit früher WAP-Applikationen auf Geräten, deren Smartphones sind die Jungen der Wachstums- dieser Zielgruppe sprechen, um diese auch Kernfunktion nun einmal das Telefonieren und motor: Bereits knapp ein Drittel (28 Prozent) wirklich zu erreichen? Und wie kann man es nicht die Nutzung multimedialer Online-Ap- der 14 bis 24 Jährigen besitzt ein Smartphone, schaffen, Angebote zu kreieren, die speziell plikationen war. Doch mit der Einführung des 23 Prozent gehen über ein mobiles Endgerät ins den Ansprüchen der Early Adopters gerecht iPhone von Apple 2007 begannen der Vor- Internet – im Vergleich dazu verfügen in der werden und nicht lediglich massenkompatible marsch von Apps und sonstigen Mobile Data gesamten Bevölkerung bisher nur 15 Prozent Me-Too-Produkte darstellen? Services. Große Displays der Smartphones tru- über ein Smartphone. gen zum Durchbruch bei – und heute beginnen Da bei jungen Mobiltelefonierern zwischen 14 Herausforderungen, Ziele & Herangehensweise die Grenzen zwischen stationärer und mobiler und 24 Jahren Prepaid-Karten die vorherr- Internetnutzung bereits langsam aber stetig zu schende Mobilfunk-Nutzungsform mit insge- Aufgabe war es, das CallYa Prepaid-Angebot verschwimmen. Man geht nicht mehr online, samt über 53 Prozent Marktanteil sind, von den von Vodafone als relevante Lösung für kauf- 3 Die Autoren Christian Escher studierte Volks- Stefan Spangenberg verantwortet Adam Domanski hat Gesellschafts- Heike Kindel betreut als Manager wirtschaftslehre sozialwissen- die strategische Markenentwick- und Wirtschaftskommunikation an Research & Intelligence die strate- schaftlicher Richtung an der lung und die Marktforschung von der Universität der Künste in Berlin gischen Forschungsaktivitäten von Universität zu Köln und arbeitete Vodafone Deutschland. Der Sozio- studiert und hat bisher für Marken Musiol Munzinger Sasserath. Die danach als Projekt Manager in der loge hat nach wissenschaftlicher unterschiedlicher Branchen wie Diplom-Psychologin verfügt über Institutsmarktforschung. Seit 2007 Arbeit für das Verteidigungs- Heineken, BMW, Commerzbank und langjährige Erfahrung in der ist er als Marktforscher für Vodafo- ministerium 2001 über das New Vodafone gearbeitet. Außerdem ist strategischen Markenberatung und ne D2 tätig, u.a. mit Fokus auf Economy Joint Venture Vizzavi zu er in die Organisation und Durch- Marktforschung und hat zahlreiche Prepaid-Produkte und Junge Vodafone gefunden. Seine Schwer- führung des Berlin Telco Summit qualitative und quantitative Zielgruppen. punkte liegen in der Marktanalyse, involviert (internationaler Think Studien in den Branchen Telekom- ✿ christian.escher@vodafone.com Segmentierung, Loyalty- und Tank über Trends in der Telekom- munikation, Medien, Automobil, Kommunikationsforschung. munikationsbranche) und mitver- Dienstleistung und Handel umge- ✿ stefan.spangenberg@vodafone.com antwortlich für die Erstellung des setzt. Telco Trend Report. ✿ hk@musiolmunzingersasserath.com ✿ add@musiolmunzingersasserath.com www.planung-analyse.de planung & analyse Heft 5/2012
46 Schwerpunkt Innovation interessierte Jugendliche auf der Suche nach einem Prepaid-Smartphone-Tarif zu platzieren. Januar 2012 Februar 2012 März 2012 April 2012 Hierfür wollte Vodafone sein Produkt-Angebot ausbauen, das bestehende Tarif-Konzept im Testphase hart umkämpften Prepaid-Markt überarbeiten, CallYa Smartphone FUN und auch kommunikativ neue Wege gehen. Der Start Anspruch: Ein Prepaid-Angebot, das den Markt Online- Workshop Online- Workshop Online- Workshop Abschluss- 1 Session 2 Session 3 verändert. Community telko Um die junge Zielgruppe besser zu verstehen, Shoot- eine adäquate Ansprache ohne Anbiederung zu Telko Telko Begleitung erreichen und um die Überlegungen aus dem Marketing einer wirksamen Feedback-Schleife Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12 zu unterziehen, suchte Vodafone nach einer Möglichkeit, Jugendliche stärker in die Prozes- Abbildung 1: Prozess Vodafone Youth Sounding Board se der Tarif- und Kommunikationsentwicklung einzubinden. Aus einem aktiven Co-Creation- Prozess erwartete man einen starken Impuls für die Entwicklung eines relevanten Produkts Projekt. Es resultierte daraus ein extrem flexi- zum Beispiel Storyboards der Kampagne vor- und einer durchsetzungsstarken Kampagne. bles und vor allem schnelles Feedback-Instru- gestellt und diskutiert wurden, aktiv einge- Im so genannten Youth Sounding Board wur- ment, mittels dessen Marketing-Entschei- bunden. Eine zügige Umsetzung interessanter den daher bereits zu einem frühen Zeitpunkt dungen aus Konsumentensicht detailliert Ideen mit entsprechender Priorität wurde sechs kreative und motivierte Meinungsführer gespiegelt und hinterfragt werden konnten. durch die Teilnahme des Abteilungsleiters im jugendlichen- bzw. jungen Erwachsenen Al- Für das Vodafone Youth Sounding Board wurde Prepaid-Marketing als Produkt-Sponsor ge- ter als Youth Consultants eingebunden und un- ein 4-monatiger Prozess aufgesetzt mit auf- währleistet. terstützten Vodafone in der Produkt- und Kom- einander aufbauenden und ineinandergreifen- Die Konzeption der Workshops bot auf der ei- munikationsentwicklung. den Phasen: vom ersten Herantasten an das nen Seite den Verantwortlichen auf Kunden- Thema, über das Lernen und gemeinsame Ent- seite ein direktes, echtes Erleben der Zielgrup- Prozess & Methode: wickeln bis hin zum erfolgreichen Umsetzen. pe und Kennenlernen derer Lebenswelten, das Das Youth Sounding Board Zwischen drei ganztägigen Workshops gab es weit über eine oberflächliche Betrachtung Das Youth Sounding Board war ein weit über Online-Sessions und Telefonkonferenzen, in klassischer qualitativer Methoden hinausging. traditionelle Marktforschungsmethoden hi- denen neben Ad Hoc-Aufgaben die jeweiligen Auf der anderen Seite erlangten die Youth Con- nausreichendes Instrument, welches Kunden, Umsetzungen der aus den Workshops erarbei- sultants durch die detaillierte und umfassende Entwickler, Marketingfachleute und Kreative teten Lösungs-Skizzen vorgestellt und bewer- Bearbeitung von Aufgaben und Themen ein an einen Tisch bringt und diese gemeinsam tet wurden. tiefes Verständnis für die Unternehmensziele, Lösungen erarbeiten ließ. Es ersetzt nicht die Der Prozess bestand somit nicht wie klassische ggf. aber auch über Limitierungen von Hand- Zielgruppenanalyse und Potenzialschätzung Marktforschungsprozesse aus Testen, Anpas- lungsoptionen – so wie es im Rahmen traditio- im Vorfeld anhand klassischer Marktfor- sen, Testen, Anpassen usw., sondern er bot neller Methoden nicht erreichbar ist. schungsmethoden, aber stellt den Missing durch die iterativen Prozessschritte eine Platt- Die intensive, informelle und iterative Zusam- Link zwischen klassischer Konzept-Evaluati- form für gemeinsame Veränderungen und Ent- menarbeit im Rahmen des Sounding Boards on, Produktentwicklung und kommunikativer wicklungen. Im Zuge des Prozesses bekamen ermöglichte eine hoch kreative und dynami- Umsetzung unter ständigem Einbezug der Produkt und Kampagne langsam aber stetig ein sche Arbeitsweise. Produkt und Kommunika- Zielgruppe dar. Gesicht, was die Arbeitsgruppe zusätzlich mo- tion wurden im Sinne eines holistischen Vor- Mitmachen und Mitbestimmen ist per se nichts tivierte, am Ball zu bleiben und neue Ideen gehens aus allen Perspektiven intensiv be- Neues, das große Potenzial des Sounding einzubringen. leuchtet und der Produktentwicklungs- Prozess Boards liegt aber in einer engen und insbeson- An den Workshops und Diskussionen im On- über alle Phasen hinweg durch die Zielgruppe dere kontinuierlichen Kollaboration mit der jun- line-Blog nahmen neben sechs Youth Consul- begleitet und abgestimmt. Zum Projektende er- gen Zielgruppe, der bewussten Auswahl von so- tants jeweils ein Mitarbeiter von Vodafone- hielten die Youth Consultants sogar die Mög- genannten Progressives mit einem hohen Grad Seite aus den Bereichen Research, Produkt lichkeit, am Shooting des TV-Spots teilzuneh- an Kreativität und Diskussionsfreude sowie ei- und Marketing teil, sowie Mitarbeiter der Digi- men und so auf die professionelle Umsetzung nem starken Einbezug aller relevanten Fachbe- tal-Kreativagentur. Auch die Werbeagentur ihrer Arbeitsergebnisse unmittelbar Einfluss zu reiche im Unternehmen in das Marktforschungs- wurde in die Telefonkonferenzen, in denen nehmen (siehe Abbildung 1). 3 Kurzfassung Marktsättigung, Discount-Angebote und die zunehmende 3 Abstract Market saturation, products by discount brands, as well as the Bedeutung von Smartphone und mobilem Internet stellen Telekommunika- increasing relevance of smartphones and mobile internet create a massive tionsanbieter vor neue Herausforderungen. Besonders das Prepaid-Geschäft challenge for telecommunication providers. Although young and internet als die primäre Nutzungsform junger internetaffiner Menschen bietet dieser affine people naturally prefer prepaid-offers, only few of these have been Zielgruppe derzeit kaum Optionen für die mobile Internetnutzung. Für den including data-plans so far. For the development of such prepaid offers and Ausbau seines Prepaid-Angebotes und begleitender Kampagne entwickelte an accompanying campaign, Vodafone and Musiol Munzinger Sasserath Vodafone in Zusammenarbeit mit Musiol Munzinger Sasserath ein For- created a process which, in both its depth and quality, went far beyond schungsdesign, was herkömmlichen qualitativen Methoden an Tiefe und traditional qualitative research methods. The outcome consisted of a Qualität der Insights weit überlegen ist. Entstanden sind Produkt und product and a campaign, which perfectly fit the needs and language of the Kampagne, die genau die Bedürfnisse und Sprache der Zielgruppen treffen. target group. www.planung-analyse.de planung & analyse Heft 5/2012
Schwerpunkt Innovation 47 Umsetzung des Youth Sounding Boards Das Projekt begann inoffiziell mit einem ge- meinsamen Currywurst-Abendessen und ei- nem Barbesuch am Freitagabend, bei dem Projektverantwortliche von Vodafone, Musiol Munzinger Sasserath und die Youth Consul- tants Gelegenheit hatten, sich in informellem Rahmen kennen zu lernen und Berührungs- ängste zu überwinden. Diese Überwindung von Barrieren sollte auch die gesamte Projektarbeit prägen. Über den gesamten Projektzeitraum bekamen die Youth Consultants verschiedene projektbezogene Aufträge; die Workshops und Telefonkonfe- renzen waren inhaltlich klar definiert. Gleich- zeitig wurden bei der Form der Aufgabenerfül- lung und insbesondere bei der Zusammenar- Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12 beit in den Workshops ein hohes Maß an Abbildung 2: Kollaborative Arbeit am Story-Board Offenheit und Prozessdynamik gewährleistet. Gerade diese Freiheit im informellen Aus- tausch zwischen Youth Consultants und Mar- kenverantwortlichen ermöglichte ungeahnte Rekrutierung der Youth Consultants L Für die finale Auswahl war eine Mischung Erkenntnisse und Einblicke, die in zeitlich eng Für die Rekrutierung der sechs Youth Consul- aus harten und weichen Faktoren ausschlag- begrenzten, formalisierten und direktiven Set- tants aktivierte Musiol Munzinger Sasserath gebend. Alter, Geschlecht, Wohnort und Pre- tings anderer Marktforschungsmethoden sein breites Netzwerk an Universitäten und paid-Erfahrung waren ebenso wichtig wie nicht möglich gewesen wären. kreativen Ausbildungsstätten sowie firmen- Kreativität, Engagement und soziale Vernetzt- Da Vodafone in Zusammenarbeit mit kreativen und mitarbeitereigene (Social Media)-Kontakte. heit. Insgesamt wurde auf eine gute Durch- Dienstleistern zur gleichen Zeit intensiv an der Die Auswahl erfolgte über einen dreistufigen mischung geachtet: Ältere und jüngere Ju- Kampagne arbeitete, konnten dank der Offen- Prozess: gendliche, Sozialisation in Großstädten und heit der Kommunikationswege nach Bedarf L Zunächst wurden die Bewerber gebeten, auf Dörfern, Prepaid-Nutzer versus Vertrags- noch kurzfristig neue Themen in das Youth ein Formular auszufüllen, in dem neben Alter, kunden, Smartphone-Junkies und Skeptiker, Sounding Board gegeben werden. Je nach Er- Tätigkeit und Wohnort Fragen zu Hobbys, Inte- Innovatoren und Nachzügler. Was aber alle kenntnisinteresse, Relevanz und Dringlichkeit ressen, besonderen Fähigkeiten, Mobilfunk- miteinander verband, war ein allgemein ho- hatte man dabei immer die Wahl zwischen Nutzung, Prepaid-Erfahrung und Motivation hes Maß an Offenheit, Kreativität, Engage- Workshop, Online-Blog und Telefonkonferenz. zur Teilnahme zu beantworten waren. ment und sozialer Kompetenz. Das tiefste Verständnis wurde im Rahmen der L Vielversprechende Bewerber wurden im Diese Mischung hat sich im Prozess bewährt, aufeinander aufbauenden Tages-Workshops zweiten Schritt zu einem Telefoninterview denn wer viel erlebt, hat auch viele Ideen. erzielt, die gleichzeitig ein hohes Maß an co- eingeladen. Für die Favoriten unter den Be- Zwischen kreativer Freiheit und alltags- und kreativer Zusammenarbeit ermöglichten und werbern wurden Kurzprofile erstellt, die an- umsetzungsorientiertem Pragmatismus fand die Gruppe zunehmend zu einer auch emo- schließend mit Vodafone abgestimmt wurden. man immer das richtige Maß. tional verbundenen Gemeinschaft zusammen-
48 Schwerpunkt Innovation schweißten. Das Workshop-Konzept sah dabei vor, dass die Youth Consultants zunächst zu einer von Vodafone vorgegebenen Konzept- Idee eigene Umsetzungsvorschläge entwickel- ten, im Sinne von Goldenen Regeln für die Im- plementierung aus Perspektive der Zielgruppe. Im Anschluss stellte das Vodafone-Team seine konkreten Ideen und Vorschläge vor, die auf Basis der Goldenen Regeln von den Youth Con- sultants bewertet und modifiziert wurden. Op- timierungsvorschläge im Kleinen wie im Gro- ßen konnten eingebracht und auf diese Weise eine tragfähige Synthese aus Basis-Idee und Voice of Customer hergestellt werden (siehe Abbildung 2). Der Online-Blog ermöglichte sowohl tiefer ge- hende Auseinandersetzungen mit komplexeren Themen im Rahmen wöchentlicher Aufträge (zum Beispiel Was heißt Erwachsenwerden? Wie Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12 ist die Marke Vodafone in der Zielgruppe po- sitioniert?), ermöglichte zum anderen aber auch Abbildung 3: Co-kreative Entwicklung der CallYa App ein dezentrales Sammeln von Ideen (zum Bei- spiel Produkt-Naming) und Feedback (zum Bei- spiel Gestaltung einer App). Im Blog bearbeite- ten die Youth Consultants ihre Themen zunächst Eindrücke und Meinungen zu Ad Hoc-Themen, Zielsetzung, dem Management an den neural- alleine, konnten diese aber in einem zweiten die eine extrem schnelle Bearbeitungszeit er- gischen Punkten der Entscheidungsfindung Schritt diskutieren, kommentieren und vertie- forderten (zum Beispiel Storyboard des TV- eine kritische Prüfung der Alternativen zu er- fen. Ergebnisse der virtuellen Diskussion wurden Spots). Hierbei zeigte sich eine weitere große möglichen, ohne dabei den Gesamtzeitplan zusammengefasst und zentrale Insights im Rah- Stärke des Sounding Boards im Vergleich zu für die Umsetzung des Projekts zu gefährden. men des folgenden Präsenz-Workshops wieder klassischen Methoden wie zum Beispiel Fo- aufgegriffen. In der Regel wurden die Ergebnisse kusgruppen: Teilnehmer waren extrem schnell Insight-Generierung im Rahmen des im Rahmen einer Woche auf den Online-Blog verfügbar und fanden sich schnell im Thema Youth Sounding Boards hochgeladen, wo sie allen Projektbeteiligten zur zurecht. Themen mit internem Konfliktpoten- Alle Aufgaben an das Youth Sounding Board Einsicht zur Verfügung standen. Hinzu kamen zial konnten mit den Consultants auf Augen- hatten einerseits eine konkrete Anbindung an auch aufwändigere Aufträge (zum Beispiel ei- höhe diskutiert werden, so dass auf Basis des operative Aufgaben im Rahmen der Produkt- gene Kreativ-Entwürfe für das Packaging, Ge- Feedbacks pragmatisch Entscheidungen im und Kampagnenentwicklung. Andererseits staltung von Photo-Collagen), die zum jeweils weitgehenden Konsens aller beteiligten Fach- wurde immer darauf geachtet, den Youth Con- nächsten Workshop mitgebracht wurden. abteilungen getroffen werden konnten. Das sultants ausreichend Spielraum zu geben, Die Stärke der Telefonkonferenz lag in einer bedeutet nicht, dass den Meinungen der Con- möglichst viel von ihrer persönlichen Lebens- schnellen, unmittelbaren Sammlung erster sultants blind gefolgt wurde – vielmehr war es und Erfahrungswelt in den Entwicklungspro- zess mit einfließen zu lassen. Das Ergebnis war ein großer Vorrat an pri- vaten Fotos, Musikvideos, Tracks (einschließ- lich Eigenkompositionen), Virals, Blogs, Zei- tungsartikeln, Zitaten, Symbolen, Celebrities, Marken, Produkten und Events, aus dem sich das Vodafone Projekt-Team zur Unterstützung seiner operativen Arbeit nachhaltig bedienen konnte. Ergebnisse aller Feedback-Formen wurden zudem dokumentiert, um sie an ande- re Beteiligte im Unternehmen und bei den kreativen Dienstleistern zu verteilen. Der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses und der Auseinandersetzung lag nicht auf der konzeptionellen Ebene, sondern auf Ebene der konkreten Umsetzung. Dieser Ansatz hat sich als außerordentlich fruchtbar erwiesen, denn anhand der Diskussion konkreter Umset- Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12 zungsvorschläge (Storyboard, App-Interface, Abbildung 4: Youth Consultants beim Spot-Dreh Promo-Idee) wurden die stärksten Insights ge- www.planung-analyse.de planung & analyse Heft 5/2012
Schwerpunkt Innovation 49 neriert – was geht, was geht nicht und warum –, ternehmensvertretern und Konsumenten – ginnen, die Denkweise des Auftraggebers die nicht nur für die konkrete Aufgabe, sondern „raus aus dem Studio an den Stammtisch“ – bzw. des Unternehmens anzunehmen. für das gesamte Projekt von Bedeutung waren entfaltet eine ungeheure konzeptionelle und Vodafone konnte die angestrebten Ziele um- und über das Projekt hinaus ein allgemein bes- kreative Kraft, die Entwicklungen hervorbringt, setzen und erfolgreich implementieren. Ent- seres Verständnis der Zielgruppe mit sich die so nicht möglich gewesen wären. standen ist ein überzeugendes Produkt und brachten. Die intensive Zusammenarbeit über einen eine Kampagne, die auf breite Aufmerksam- Letztendlich wurden im Rahmen des Youth längeren Zeitraum ermöglichte ein sehr tie- keit stößt, der Zielgruppe gefällt und gute Wer- Sounding Boards alle wesentlichen Teile und fes Einsteigen in Themen und das Erkennen te mit hohem Zielgruppenfit in der Werbe- Aspekte der Kampagne diskutiert: Das Produkt von Zusammenhängen, was auf Seiten der wirkungsmessung erreicht (siehe Abbildung CallYa Smartphone Fun (Leistungen, Naming, Teilnehmer aus der Zielgruppe ein integrier- 4). Noch wertvoller war aber die Vertiefung Packaging), die dazugehörige App (Funktiona- tes und konzeptionelles Denken bewirkte. des Verständnisses der jungen Zielgruppe, die lität, Interface, Icon, Naming), Promo-Aktio- Durch den iterativen Prozessansatz wurde neue Art der freundschaftlichen Nähe zum nen, Spot, Print und Plakate. Die Workshop- die Berücksichtigung von Feinheiten und „echten Kunden“ und dem Gefühl, Teil einer Agendas waren aber bewusst offen gestaltet Anpassungen bis zur optimalen Ausgestal- gemeinschaftlichen Entwicklung zu sein. 7 und folgten nicht einem fest vorgegebenen tung machbar. Die Art der Zusammenarbeit Plan, sondern der sich entwickelnden Diskussi- in einem Sounding Board kann nicht die on (siehe Abbildung 3). Strategie und Kreation ersetzen, generiert aber wertvolle Strategie- und Kreation-lei- 3 Literatur Fazit & Learnings tende Insights. Gruner + Jahr, ACTA 2011, Online-Zählservice Das für die Aufgabenstellung entwickelte Kon- Allein die Dauer und Frequenz bzw. Intensivi- http://www.youtube.com/ zept Youth Sounding Board hat sich bewährt tät der Zusammenarbeit muss beachtet und watch?v=Jf1kTmybRHs und kann auch für andere Fragestellungen, Ziel- genau geplant werden, als sich nach einigen gruppen und Kategorien empfohlen werden. Al- Monaten und Sitzungen Übertragungseffekte lein das informelle Aufeinandertreffen von Un- bei den Teilnehmern einstellen und diese be- www.planung-analyse.de planung & analyse Heft 5/2012
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