Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg

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Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg
Schwerpunkt Innovation             45

Vodafone Youth
Sounding Board
Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg

            er Mobilfunkmarkt in Deutschland           man ist always on – ständig vernetzt mit der         Smartphone-Nutzern dieser Altersgruppe aller-

D           hat in sich in den letzten drei Jahren
            massiv verändert. Zum einen hat
            sich das Wachstum des Marktes
            durch die zunehmende Marktsätti-
gung deutlich verlangsamt – mittlerweile be-
sitzen fast 90 Prozent aller Deutschen ab 14
Jahren ein Handy – zum anderen entstand
                                                       persönlichen digitalen Parallelwelt. Smartpho-
                                                       ne oder Tablet PC sind der ständige, unverzicht-
                                                       bare Begleiter und werden auch zu Hause für
                                                       viele zunehmend zum First Screen.

                                                       Zielgruppe Youth
                                                       Für Kinder und Jugendliche geht die digitale
                                                                                                            dings nur 28 Prozent Prepaid-Nutzer sind, liegt
                                                                                                            in der jungen Zielgruppe ein wichtiges Wachs-
                                                                                                            tumsfeld, insbesondere zur Positionierung ge-
                                                                                                            genüber den No-Frills-Marken. Telekommuni-
                                                                                                            kationsanbieter versuchen daher verstärkt,
                                                                                                            sich auf die Wünsche und Bedürfnisse junger
                                                                                                            Nutzer einzustellen und spezielle, auf deren
durch Discount-Angebote eine neue kompetiti-           Sozialisation mit der analogen einher: War für       Bedürfnisse abgestimmte Tarife und Angebots-
ve Dynamik über alle Vertriebskanäle hinweg.           Ältere das Internet noch aufregend, neu, voller      pakete anzubieten.
Besonders unter Druck geriet dabei das Pre-            Chancen und Möglichkeiten, ist es für die Jun-       Was aber sind die Bedürfnisse dieser jungen
paid-Geschäft, in dem heute bereits deutlich           gen ein Alltagsbestandteil von Kindheit an. In       Zielgruppe bezüglich der mobilen Internet- und
über 30 Prozent des Marktes von so genannten           der Altersgruppe der 14 bis 24 Jährigen haben        Smartphone-Nutzung? Wie sind die Lebenswel-
No-Frills Marken bedient werden.                       97 Prozent der Jugendlichen und jungen Er-           ten dieser aktiven und mobilen Zielgruppe?
Eine ähnlich bemerkenswerte Entwicklung hat            wachsenen ein Mobiltelefon zur Verfügung, 93         Welche speziellen Services, Dienstleistungen,
das mobile Internet genommen: Lange Zeit be-           Prozent nutzen das Internet. Auch beim mo-           Tarifpakete muss ein Telekommunika-
lächelt wurde das eher tollpatschige Auftreten         bilen Internet und bei der Nutzung von               tionsdienstleister anbieten? Wie soll man mit
früher WAP-Applikationen auf Geräten, deren            Smartphones sind die Jungen der Wachstums-           dieser Zielgruppe sprechen, um diese auch
Kernfunktion nun einmal das Telefonieren und           motor: Bereits knapp ein Drittel (28 Prozent)        wirklich zu erreichen? Und wie kann man es
nicht die Nutzung multimedialer Online-Ap-             der 14 bis 24 Jährigen besitzt ein Smartphone,       schaffen, Angebote zu kreieren, die speziell
plikationen war. Doch mit der Einführung des           23 Prozent gehen über ein mobiles Endgerät ins       den Ansprüchen der Early Adopters gerecht
iPhone von Apple 2007 begannen der Vor-                Internet – im Vergleich dazu verfügen in der         werden und nicht lediglich massenkompatible
marsch von Apps und sonstigen Mobile Data              gesamten Bevölkerung bisher nur 15 Prozent           Me-Too-Produkte darstellen?
Services. Große Displays der Smartphones tru-          über ein Smartphone.
gen zum Durchbruch bei – und heute beginnen            Da bei jungen Mobiltelefonierern zwischen 14         Herausforderungen,
                                                                                                            Ziele & Herangehensweise
die Grenzen zwischen stationärer und mobiler           und 24 Jahren Prepaid-Karten die vorherr-
Internetnutzung bereits langsam aber stetig zu         schende Mobilfunk-Nutzungsform mit insge-            Aufgabe war es, das CallYa Prepaid-Angebot
verschwimmen. Man geht nicht mehr online,              samt über 53 Prozent Marktanteil sind, von den       von Vodafone als relevante Lösung für kauf-

       3 Die Autoren

       Christian Escher studierte Volks-      Stefan Spangenberg verantwortet       Adam Domanski hat Gesellschafts-       Heike Kindel betreut als Manager
       wirtschaftslehre sozialwissen-         die strategische Markenentwick-       und Wirtschaftskommunikation an        Research & Intelligence die strate-
       schaftlicher Richtung an der           lung und die Marktforschung von       der Universität der Künste in Berlin   gischen Forschungsaktivitäten von
       Universität zu Köln und arbeitete      Vodafone Deutschland. Der Sozio-      studiert und hat bisher für Marken     Musiol Munzinger Sasserath. Die
       danach als Projekt Manager in der      loge hat nach wissenschaftlicher      unterschiedlicher Branchen wie         Diplom-Psychologin verfügt über
       Institutsmarktforschung. Seit 2007     Arbeit für das Verteidigungs-         Heineken, BMW, Commerzbank und         langjährige Erfahrung in der
       ist er als Marktforscher für Vodafo-   ministerium 2001 über das New         Vodafone gearbeitet. Außerdem ist      strategischen Markenberatung und
       ne D2 tätig, u.a. mit Fokus auf        Economy Joint Venture Vizzavi zu      er in die Organisation und Durch-      Marktforschung und hat zahlreiche
       Prepaid-Produkte und Junge             Vodafone gefunden. Seine Schwer-      führung des Berlin Telco Summit        qualitative und quantitative
       Zielgruppen.                           punkte liegen in der Marktanalyse,    involviert (internationaler Think      Studien in den Branchen Telekom-
        ✿ christian.escher@vodafone.com       Segmentierung, Loyalty- und           Tank über Trends in der Telekom-       munikation, Medien, Automobil,
                                              Kommunikationsforschung.              munikationsbranche) und mitver-        Dienstleistung und Handel umge-
                                              ✿ stefan.spangenberg@vodafone.com     antwortlich für die Erstellung des     setzt.
                                                                                    Telco Trend Report.                    ✿ hk@musiolmunzingersasserath.com
                                                                                    ✿ add@musiolmunzingersasserath.com

www.planung-analyse.de        planung & analyse      Heft 5/2012
Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg
46     Schwerpunkt Innovation

interessierte Jugendliche auf der Suche nach
einem Prepaid-Smartphone-Tarif zu platzieren.
                                                                    Januar 2012               Februar 2012                   März 2012                      April 2012
Hierfür wollte Vodafone sein Produkt-Angebot
ausbauen, das bestehende Tarif-Konzept im
                                                                                                                     Testphase
hart umkämpften Prepaid-Markt überarbeiten,                                                                   CallYa Smartphone FUN

und auch kommunikativ neue Wege gehen. Der
                                                                   Start
Anspruch: Ein Prepaid-Angebot, das den Markt                      Online-   Workshop        Online-      Workshop       Online-      Workshop               Abschluss-
                                                                               1            Session         2           Session         3
verändert.                                                      Community                                                                                     telko

Um die junge Zielgruppe besser zu verstehen,
                                                                                                                                                 Shoot-
eine adäquate Ansprache ohne Anbiederung zu                                                           Telko                       Telko        Begleitung
erreichen und um die Überlegungen aus dem
Marketing einer wirksamen Feedback-Schleife
                                                                                                                      Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12
zu unterziehen, suchte Vodafone nach einer
Möglichkeit, Jugendliche stärker in die Prozes-             Abbildung 1: Prozess Vodafone Youth Sounding Board
se der Tarif- und Kommunikationsentwicklung
einzubinden. Aus einem aktiven Co-Creation-
Prozess erwartete man einen starken Impuls
für die Entwicklung eines relevanten Produkts        Projekt. Es resultierte daraus ein extrem flexi-               zum Beispiel Storyboards der Kampagne vor-
und einer durchsetzungsstarken Kampagne.             bles und vor allem schnelles Feedback-Instru-                  gestellt und diskutiert wurden, aktiv einge-
Im so genannten Youth Sounding Board wur-            ment, mittels dessen Marketing-Entschei-                       bunden. Eine zügige Umsetzung interessanter
den daher bereits zu einem frühen Zeitpunkt          dungen aus Konsumentensicht detailliert                        Ideen mit entsprechender Priorität wurde
sechs kreative und motivierte Meinungsführer         gespiegelt und hinterfragt werden konnten.                     durch die Teilnahme des Abteilungsleiters
im jugendlichen- bzw. jungen Erwachsenen Al-         Für das Vodafone Youth Sounding Board wurde                    Prepaid-Marketing als Produkt-Sponsor ge-
ter als Youth Consultants eingebunden und un-        ein 4-monatiger Prozess aufgesetzt mit auf-                    währleistet.
terstützten Vodafone in der Produkt- und Kom-        einander aufbauenden und ineinandergreifen-                    Die Konzeption der Workshops bot auf der ei-
munikationsentwicklung.                              den Phasen: vom ersten Herantasten an das                      nen Seite den Verantwortlichen auf Kunden-
                                                     Thema, über das Lernen und gemeinsame Ent-                     seite ein direktes, echtes Erleben der Zielgrup-
Prozess & Methode:                                   wickeln bis hin zum erfolgreichen Umsetzen.                    pe und Kennenlernen derer Lebenswelten, das
Das Youth Sounding Board
                                                     Zwischen drei ganztägigen Workshops gab es                     weit über eine oberflächliche Betrachtung
Das Youth Sounding Board war ein weit über           Online-Sessions und Telefonkonferenzen, in                     klassischer qualitativer Methoden hinausging.
traditionelle Marktforschungsmethoden hi-            denen neben Ad Hoc-Aufgaben die jeweiligen                     Auf der anderen Seite erlangten die Youth Con-
nausreichendes Instrument, welches Kunden,           Umsetzungen der aus den Workshops erarbei-                     sultants durch die detaillierte und umfassende
Entwickler, Marketingfachleute und Kreative          teten Lösungs-Skizzen vorgestellt und bewer-                   Bearbeitung von Aufgaben und Themen ein
an einen Tisch bringt und diese gemeinsam            tet wurden.                                                    tiefes Verständnis für die Unternehmensziele,
Lösungen erarbeiten ließ. Es ersetzt nicht die       Der Prozess bestand somit nicht wie klassische                 ggf. aber auch über Limitierungen von Hand-
Zielgruppenanalyse und Potenzialschätzung            Marktforschungsprozesse aus Testen, Anpas-                     lungsoptionen – so wie es im Rahmen traditio-
im Vorfeld anhand klassischer Marktfor-              sen, Testen, Anpassen usw., sondern er bot                     neller Methoden nicht erreichbar ist.
schungsmethoden, aber stellt den Missing             durch die iterativen Prozessschritte eine Platt-               Die intensive, informelle und iterative Zusam-
Link zwischen klassischer Konzept-Evaluati-          form für gemeinsame Veränderungen und Ent-                     menarbeit im Rahmen des Sounding Boards
on, Produktentwicklung und kommunikativer            wicklungen. Im Zuge des Prozesses bekamen                      ermöglichte eine hoch kreative und dynami-
Umsetzung unter ständigem Einbezug der               Produkt und Kampagne langsam aber stetig ein                   sche Arbeitsweise. Produkt und Kommunika-
Zielgruppe dar.                                      Gesicht, was die Arbeitsgruppe zusätzlich mo-                  tion wurden im Sinne eines holistischen Vor-
Mitmachen und Mitbestimmen ist per se nichts         tivierte, am Ball zu bleiben und neue Ideen                    gehens aus allen Perspektiven intensiv be-
Neues, das große Potenzial des Sounding              einzubringen.                                                  leuchtet und der Produktentwicklungs- Prozess
Boards liegt aber in einer engen und insbeson-       An den Workshops und Diskussionen im On-                       über alle Phasen hinweg durch die Zielgruppe
dere kontinuierlichen Kollaboration mit der jun-     line-Blog nahmen neben sechs Youth Consul-                     begleitet und abgestimmt. Zum Projektende er-
gen Zielgruppe, der bewussten Auswahl von so-        tants jeweils ein Mitarbeiter von Vodafone-                    hielten die Youth Consultants sogar die Mög-
genannten Progressives mit einem hohen Grad          Seite aus den Bereichen Research, Produkt                      lichkeit, am Shooting des TV-Spots teilzuneh-
an Kreativität und Diskussionsfreude sowie ei-       und Marketing teil, sowie Mitarbeiter der Digi-                men und so auf die professionelle Umsetzung
nem starken Einbezug aller relevanten Fachbe-        tal-Kreativagentur. Auch die Werbeagentur                      ihrer Arbeitsergebnisse unmittelbar Einfluss zu
reiche im Unternehmen in das Marktforschungs-        wurde in die Telefonkonferenzen, in denen                      nehmen (siehe Abbildung 1).

      3 Kurzfassung Marktsättigung, Discount-Angebote und die zunehmende               3 Abstract Market saturation, products by discount brands, as well as the
      Bedeutung von Smartphone und mobilem Internet stellen Telekommunika-             increasing relevance of smartphones and mobile internet create a massive
      tionsanbieter vor neue Herausforderungen. Besonders das Prepaid-Geschäft         challenge for telecommunication providers. Although young and internet
      als die primäre Nutzungsform junger internetaffiner Menschen bietet dieser       affine people naturally prefer prepaid-offers, only few of these have been
      Zielgruppe derzeit kaum Optionen für die mobile Internetnutzung. Für den         including data-plans so far. For the development of such prepaid offers and
      Ausbau seines Prepaid-Angebotes und begleitender Kampagne entwickelte            an accompanying campaign, Vodafone and Musiol Munzinger Sasserath
      Vodafone in Zusammenarbeit mit Musiol Munzinger Sasserath ein For-               created a process which, in both its depth and quality, went far beyond
      schungsdesign, was herkömmlichen qualitativen Methoden an Tiefe und              traditional qualitative research methods. The outcome consisted of a
      Qualität der Insights weit überlegen ist. Entstanden sind Produkt und            product and a campaign, which perfectly fit the needs and language of the
      Kampagne, die genau die Bedürfnisse und Sprache der Zielgruppen treffen.         target group.

                                                                                                  www.planung-analyse.de                  planung & analyse        Heft 5/2012
Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg
Schwerpunkt Innovation            47

                                                                                                            Umsetzung des
                                                                                                            Youth Sounding Boards
                                                                                                            Das Projekt begann inoffiziell mit einem ge-
                                                                                                            meinsamen Currywurst-Abendessen und ei-
                                                                                                            nem Barbesuch am Freitagabend, bei dem
                                                                                                            Projektverantwortliche von Vodafone, Musiol
                                                                                                            Munzinger Sasserath und die Youth Consul-
                                                                                                            tants Gelegenheit hatten, sich in informellem
                                                                                                            Rahmen kennen zu lernen und Berührungs-
                                                                                                            ängste zu überwinden.
                                                                                                            Diese Überwindung von Barrieren sollte auch
                                                                                                            die gesamte Projektarbeit prägen. Über den
                                                                                                            gesamten Projektzeitraum bekamen die Youth
                                                                                                            Consultants verschiedene projektbezogene
                                                                                                            Aufträge; die Workshops und Telefonkonfe-
                                                                                                            renzen waren inhaltlich klar definiert. Gleich-
                                                                                                            zeitig wurden bei der Form der Aufgabenerfül-
                                                                                                            lung und insbesondere bei der Zusammenar-
                                              Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12
                                                                                                            beit in den Workshops ein hohes Maß an
Abbildung 2: Kollaborative Arbeit am Story-Board                                                            Offenheit und Prozessdynamik gewährleistet.
                                                                                                            Gerade diese Freiheit im informellen Aus-
                                                                                                            tausch zwischen Youth Consultants und Mar-
                                                                                                            kenverantwortlichen ermöglichte ungeahnte
Rekrutierung der Youth Consultants                 L Für die finale Auswahl war eine Mischung               Erkenntnisse und Einblicke, die in zeitlich eng
Für die Rekrutierung der sechs Youth Consul-       aus harten und weichen Faktoren ausschlag-               begrenzten, formalisierten und direktiven Set-
tants aktivierte Musiol Munzinger Sasserath        gebend. Alter, Geschlecht, Wohnort und Pre-              tings anderer Marktforschungsmethoden
sein breites Netzwerk an Universitäten und         paid-Erfahrung waren ebenso wichtig wie                  nicht möglich gewesen wären.
kreativen Ausbildungsstätten sowie firmen-         Kreativität, Engagement und soziale Vernetzt-            Da Vodafone in Zusammenarbeit mit kreativen
und mitarbeitereigene (Social Media)-Kontakte.     heit. Insgesamt wurde auf eine gute Durch-               Dienstleistern zur gleichen Zeit intensiv an der
Die Auswahl erfolgte über einen dreistufigen       mischung geachtet: Ältere und jüngere Ju-                Kampagne arbeitete, konnten dank der Offen-
Prozess:                                           gendliche, Sozialisation in Großstädten und              heit der Kommunikationswege nach Bedarf
L Zunächst wurden die Bewerber gebeten,            auf Dörfern, Prepaid-Nutzer versus Vertrags-             noch kurzfristig neue Themen in das Youth
ein Formular auszufüllen, in dem neben Alter,      kunden, Smartphone-Junkies und Skeptiker,                Sounding Board gegeben werden. Je nach Er-
Tätigkeit und Wohnort Fragen zu Hobbys, Inte-      Innovatoren und Nachzügler. Was aber alle                kenntnisinteresse, Relevanz und Dringlichkeit
ressen, besonderen Fähigkeiten, Mobilfunk-         miteinander verband, war ein allgemein ho-               hatte man dabei immer die Wahl zwischen
Nutzung, Prepaid-Erfahrung und Motivation          hes Maß an Offenheit, Kreativität, Engage-               Workshop, Online-Blog und Telefonkonferenz.
zur Teilnahme zu beantworten waren.                ment und sozialer Kompetenz.                             Das tiefste Verständnis wurde im Rahmen der
L Vielversprechende Bewerber wurden im             Diese Mischung hat sich im Prozess bewährt,              aufeinander aufbauenden Tages-Workshops
zweiten Schritt zu einem Telefoninterview          denn wer viel erlebt, hat auch viele Ideen.              erzielt, die gleichzeitig ein hohes Maß an co-
eingeladen. Für die Favoriten unter den Be-        Zwischen kreativer Freiheit und alltags- und             kreativer Zusammenarbeit ermöglichten und
werbern wurden Kurzprofile erstellt, die an-       umsetzungsorientiertem Pragmatismus fand                 die Gruppe zunehmend zu einer auch emo-
schließend mit Vodafone abgestimmt wurden.         man immer das richtige Maß.                              tional verbundenen Gemeinschaft zusammen-
Vodafone Youth Sounding Board - Mit kollaborativem Zielgruppenansatz zum Erfolg
48     Schwerpunkt Innovation

schweißten. Das Workshop-Konzept sah dabei
vor, dass die Youth Consultants zunächst zu
einer von Vodafone vorgegebenen Konzept-
Idee eigene Umsetzungsvorschläge entwickel-
ten, im Sinne von Goldenen Regeln für die Im-
plementierung aus Perspektive der Zielgruppe.
Im Anschluss stellte das Vodafone-Team seine
konkreten Ideen und Vorschläge vor, die auf
Basis der Goldenen Regeln von den Youth Con-
sultants bewertet und modifiziert wurden. Op-
timierungsvorschläge im Kleinen wie im Gro-
ßen konnten eingebracht und auf diese Weise
eine tragfähige Synthese aus Basis-Idee und
Voice of Customer hergestellt werden (siehe
Abbildung 2).
Der Online-Blog ermöglichte sowohl tiefer ge-
hende Auseinandersetzungen mit komplexeren
Themen im Rahmen wöchentlicher Aufträge
(zum Beispiel Was heißt Erwachsenwerden? Wie
                                                                                                                          Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12
ist die Marke Vodafone in der Zielgruppe po-
sitioniert?), ermöglichte zum anderen aber auch               Abbildung 3: Co-kreative Entwicklung der CallYa App
ein dezentrales Sammeln von Ideen (zum Bei-
spiel Produkt-Naming) und Feedback (zum Bei-
spiel Gestaltung einer App). Im Blog bearbeite-
ten die Youth Consultants ihre Themen zunächst      Eindrücke und Meinungen zu Ad Hoc-Themen,                          Zielsetzung, dem Management an den neural-
alleine, konnten diese aber in einem zweiten        die eine extrem schnelle Bearbeitungszeit er-                      gischen Punkten der Entscheidungsfindung
Schritt diskutieren, kommentieren und vertie-       forderten (zum Beispiel Storyboard des TV-                         eine kritische Prüfung der Alternativen zu er-
fen. Ergebnisse der virtuellen Diskussion wurden    Spots). Hierbei zeigte sich eine weitere große                     möglichen, ohne dabei den Gesamtzeitplan
zusammengefasst und zentrale Insights im Rah-       Stärke des Sounding Boards im Vergleich zu                         für die Umsetzung des Projekts zu gefährden.
men des folgenden Präsenz-Workshops wieder          klassischen Methoden wie zum Beispiel Fo-
aufgegriffen. In der Regel wurden die Ergebnisse    kusgruppen: Teilnehmer waren extrem schnell                        Insight-Generierung im Rahmen des
im Rahmen einer Woche auf den Online-Blog           verfügbar und fanden sich schnell im Thema
                                                                                                                       Youth Sounding Boards
hochgeladen, wo sie allen Projektbeteiligten zur    zurecht. Themen mit internem Konfliktpoten-                        Alle Aufgaben an das Youth Sounding Board
Einsicht zur Verfügung standen. Hinzu kamen         zial konnten mit den Consultants auf Augen-                        hatten einerseits eine konkrete Anbindung an
auch aufwändigere Aufträge (zum Beispiel ei-        höhe diskutiert werden, so dass auf Basis des                      operative Aufgaben im Rahmen der Produkt-
gene Kreativ-Entwürfe für das Packaging, Ge-        Feedbacks pragmatisch Entscheidungen im                            und Kampagnenentwicklung. Andererseits
staltung von Photo-Collagen), die zum jeweils       weitgehenden Konsens aller beteiligten Fach-                       wurde immer darauf geachtet, den Youth Con-
nächsten Workshop mitgebracht wurden.               abteilungen getroffen werden konnten. Das                          sultants ausreichend Spielraum zu geben,
Die Stärke der Telefonkonferenz lag in einer        bedeutet nicht, dass den Meinungen der Con-                        möglichst viel von ihrer persönlichen Lebens-
schnellen, unmittelbaren Sammlung erster            sultants blind gefolgt wurde – vielmehr war es                     und Erfahrungswelt in den Entwicklungspro-
                                                                                                                       zess mit einfließen zu lassen.
                                                                                                                       Das Ergebnis war ein großer Vorrat an pri-
                                                                                                                       vaten Fotos, Musikvideos, Tracks (einschließ-
                                                                                                                       lich Eigenkompositionen), Virals, Blogs, Zei-
                                                                                                                       tungsartikeln, Zitaten, Symbolen, Celebrities,
                                                                                                                       Marken, Produkten und Events, aus dem sich
                                                                                                                       das Vodafone Projekt-Team zur Unterstützung
                                                                                                                       seiner operativen Arbeit nachhaltig bedienen
                                                                                                                       konnte. Ergebnisse aller Feedback-Formen
                                                                                                                       wurden zudem dokumentiert, um sie an ande-
                                                                                                                       re Beteiligte im Unternehmen und bei den
                                                                                                                       kreativen Dienstleistern zu verteilen.
                                                                                                                       Der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses
                                                                                                                       und der Auseinandersetzung lag nicht auf der
                                                                                                                       konzeptionellen Ebene, sondern auf Ebene der
                                                                                                                       konkreten Umsetzung. Dieser Ansatz hat sich
                                                                                                                       als außerordentlich fruchtbar erwiesen, denn
                                                                                                                       anhand der Diskussion konkreter Umset-
                                               Escher/Spangenberg/Domanski/Kindel; planung & analyse 5/12
                                                                                                                       zungsvorschläge (Storyboard, App-Interface,
Abbildung 4: Youth Consultants beim Spot-Dreh                                                                          Promo-Idee) wurden die stärksten Insights ge-

                                                                                                             www.planung-analyse.de        planung & analyse           Heft 5/2012
Schwerpunkt Innovation              49

neriert – was geht, was geht nicht und warum –,     ternehmensvertretern und Konsumenten –            ginnen, die Denkweise des Auftraggebers
die nicht nur für die konkrete Aufgabe, sondern     „raus aus dem Studio an den Stammtisch“ –         bzw. des Unternehmens anzunehmen.
für das gesamte Projekt von Bedeutung waren         entfaltet eine ungeheure konzeptionelle und       Vodafone konnte die angestrebten Ziele um-
und über das Projekt hinaus ein allgemein bes-      kreative Kraft, die Entwicklungen hervorbringt,   setzen und erfolgreich implementieren. Ent-
seres Verständnis der Zielgruppe mit sich           die so nicht möglich gewesen wären.               standen ist ein überzeugendes Produkt und
brachten.                                           Die intensive Zusammenarbeit über einen           eine Kampagne, die auf breite Aufmerksam-
Letztendlich wurden im Rahmen des Youth             längeren Zeitraum ermöglichte ein sehr tie-       keit stößt, der Zielgruppe gefällt und gute Wer-
Sounding Boards alle wesentlichen Teile und         fes Einsteigen in Themen und das Erkennen         te mit hohem Zielgruppenfit in der Werbe-
Aspekte der Kampagne diskutiert: Das Produkt        von Zusammenhängen, was auf Seiten der            wirkungsmessung erreicht (siehe Abbildung
CallYa Smartphone Fun (Leistungen, Naming,          Teilnehmer aus der Zielgruppe ein integrier-      4). Noch wertvoller war aber die Vertiefung
Packaging), die dazugehörige App (Funktiona-        tes und konzeptionelles Denken bewirkte.          des Verständnisses der jungen Zielgruppe, die
lität, Interface, Icon, Naming), Promo-Aktio-       Durch den iterativen Prozessansatz wurde          neue Art der freundschaftlichen Nähe zum
nen, Spot, Print und Plakate. Die Workshop-         die Berücksichtigung von Feinheiten und           „echten Kunden“ und dem Gefühl, Teil einer
Agendas waren aber bewusst offen gestaltet          Anpassungen bis zur optimalen Ausgestal-          gemeinschaftlichen Entwicklung zu sein. 7
und folgten nicht einem fest vorgegebenen           tung machbar. Die Art der Zusammenarbeit
Plan, sondern der sich entwickelnden Diskussi-      in einem Sounding Board kann nicht die
on (siehe Abbildung 3).                             Strategie und Kreation ersetzen, generiert
                                                    aber wertvolle Strategie- und Kreation-lei-             3 Literatur
Fazit & Learnings                                   tende Insights.                                         Gruner + Jahr, ACTA 2011, Online-Zählservice
Das für die Aufgabenstellung entwickelte Kon-       Allein die Dauer und Frequenz bzw. Intensivi-
                                                                                                            http://www.youtube.com/
zept Youth Sounding Board hat sich bewährt          tät der Zusammenarbeit muss beachtet und                watch?v=Jf1kTmybRHs
und kann auch für andere Fragestellungen, Ziel-     genau geplant werden, als sich nach einigen
gruppen und Kategorien empfohlen werden. Al-        Monaten und Sitzungen Übertragungseffekte
lein das informelle Aufeinandertreffen von Un-      bei den Teilnehmern einstellen und diese be-

www.planung-analyse.de    planung & analyse       Heft 5/2012
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