Vom Raffball zum Handball
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130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 130 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L Vom Raffball zum Handball SAMMLUNG WÖLL Ingolf Wöll, Heinz Harauer Mag. Helmut Kogler (Jg. 1952) andball wurde als Konkurrenz- Handball auf Großfeld Der „Handball-Professor“ Mag. Helmut Kogler war 1974 Torjäger in der Handball-Staatsliga bei Tulln und Sto- H produkt zum Fußballsport wäh- rend des Ersten Weltkrieges in Deutschland erfunden und entwickelte Aus den Mitteilungen des Christlich-deut- schen Turnvereins St. Pölten geht hervor, dass es in den späten 20er-Jahren neben ckerau, Teamspieler, Trainer, Staatsliga- sich in den 20er-Jahren zu einer der po- einer Leichtathletikriege auch eine solche Schiedsrichter und Verbandsfunktionär. Ein pulärsten Sportarten in Österreich. Als für Handball gab und dass regelmäßig in Mann, der dem Handball seine gesamte Vorläufer des Handballspiels gelten eini- der „Übungsschulturnschule“ geübt wurde. Freizeit widmet. Vor allem der Jugend will ge „Turnspiele“, wie zum Beispiel Korb- Am 18. April 1937 fand auf dem Odo- der „Handball-Professor“ seinen Sport in ball, Torball und das erstmals 1891 vorge- Hahn-Turnplatz (heute UNION-Sportan- erster Linie näherbringen. Was ihm auch stellte „Raffball“. lage) ein Handballvergleichskampf zwi- immer wieder glänzend gelingt: Staats- bzw. Es war Carl Schelenz (Berlin), der 1920 schen Wien und NÖ statt. Unter Mit- Landesmeistertitel stehen auf der Tagesord- das Feldhandball-Spiel in Wien und Graz wirkung von sechs St. Pöltner „Turn- nung. Und das nicht nur bei den St. Pöltner vorstellte, wo es mit Begeisterung auf- brüdern“ war es möglich, die Wiener mit Handballteams ESV und UNION, sondern genommen wurde. Vielleicht trug zur ra- 7:6 zu besiegen. auch mit den Schülern im St. Pöltner Gymna- schen Einführung in Österreich auch bei, Auch die Arbeiterturner hatten vor 1934 sium. 2002 und 2004 qualifizierte er sich mit dass man Handball, gegenüber dem Fuß- eine Handballmannschaft in St. Pölten. seiner Schülermannschaft für die Schul-WM. ball, zur Not auch barfuß spielen konnte. Von ihnen wurde vor allem in den 20er- In den Nachkriegsjahren waren Sport- und frühen 30er-Jahren das heute längst schuhe für viele unerschwinglich. vergessene „Raffball“ gespielt. Der ehe- S E IT E N B L I C K Die Österreicher waren jedenfalls ge- malige Arbeiterturner „Pipsl“ Peschek Das war Raffball lehrige Schüler, denn beim ersten Hand- erzählte im St. Pöltner Sommerbad von Spielfeld: Länge bis zu 200 m, Brei- ball-Länderkampf zwischen Österreich regelrechten Schlachten, die sich die te 20 m. Je sieben Spieler versuch- und Deutschland (13. September 1925) Arbeitersportler im Raffball und später ten einen in der Mitte des Spiel- gingen die Österreicher mit 6:3 als Sie- dann im Handball auf dem Sportplatz hin- feldes liegenden Vollball (10 cm ger hervor. Bei der Arbeiterolympiade in ter den Stadtsälen geliefert haben sollen: Durchmesser) „aufzuraffen“, um Wien (1931) siegte Österreich im Ent- „Bei uns war ja fast jeder Turner auch diesen über die Mallinie des Geg- scheidungsspiel gegen Deutschland vor gleichzeitig Leichtathlet und Handball- ners zu befördern. Nicht selten arte- 60.000 Zuschauern mit 10:9, und beim spieler,“ so die braun gebrannte Turn- te das zu einer kleinen Prügelei aus. ersten olympischen Männer-Großfeld- legende im Jahre 1994. (Beckmanns Sportlexikon/1933) Turnier in Berlin (1936) holte das Öster- Aus der Festschrift „50 Jahre St. Pöltner reich-Team Silber in die Alpenrepublik. Sportklub (1913–1963)“ geht hervor, dass 130 S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 131 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L im Jahre 1935 unter Leitung von Lem- St. Pölten weitergeführt. Mit der ehe- böck sowie unter Mitarbeit von Waldert, maligen Sportanlage des Christlich-deut- Alois und Josef Jantsch eine eigene schen Turnvereins (CDTV) am Traisen- Handballsektion im SC St. Pölten ins strand (heute UNION-Sportanlage) hatten Leben gerufen wurde, die jedoch nicht die Mitglieder des Eisenbahner-Sports sehr lange Bestand hatte. In „Öster- eine neue Heimstätte gefunden, auf der reichs Sport-Jahrbuch 1935“ scheinen während des Krieges neben der Kampf- noch die St. Pöltner Handball-Mann- mannschaft auch die Jugend sowie ein schaften „Sturm 19“ und „Sportverein Damenteam trainierte. Viehofen“ auf. 1936 wurde die Bundesbahner-Sport- Fünf Vereine in St. Pölten vereinigung (BBSV) mit Sitz in Wien ge- Gleich fünf Vereine, BSV Glanzstoff, gründet. Eine Schar von Leichtathleten, SC Harland, ESV, ATUS und UNION Turnern, Raff- und Handballspielern nütz- St. Pölten, belebten nach dem Zweiten te die Gelegenheit, um unter diesem Weltkrieg die Handball-Szene in St. Pöl- Dach in St. Pölten ein Handballteam zu ten. Ein Beweis, dass Handball zu einer gründen. Es waren vorwiegend jene beliebten Sportart geworden war. Vorrei- St. Pöltens UNION-Handballerinnen waren 1947 Sportler, die nach der Auflösung der Ar- ter war die UNION St. Pölten, die bereits UNION-Landesmeister von NÖ. 3. Reihe: Hermine beiter-Turnvereine im Jahre 1934 vereins- im Frühjahr 1946 unter ihrem Sektions- Öckher (Sandner), Stefanie Zöchling (Herler), Jose- fa Limlei (Harmer), Traudl Stamberg (Binder), Ger- los waren. Die Bekanntesten waren da- leiter Josef Hatzhengst sowohl mit einer trude Leitgeb (Nolz). 2. Reihe: Erika Ring (Langford), mals Franz Staudinger, Hans Pecina, Damen- als auch mit einer Herrenmann- Berta Stix (Grüneis), Gretl Sassmann. 1. Reihe: Hans Nemec, Johann Wotapeck, Johann schaft Freundschaftsspiele austrug. Stolz Frieda Hametner (Prinz), Maria Hiesberger (Mader), Erika Matzinger (Schmutz), Hilde Hiesberger (Rendl). Schmidl, die Gebrüder Zens, Rudolf Tif- wird im UNION-Jahresbericht vermerkt, SAMMLUNG WÖLL finger und Willi Morent. dass die Herren-Mannschaft, verstärkt Im Jahre 1938 wurde der Sportbetrieb in durch Heimkehrer, den ganzen Sommer der Reichsbahnsportgemeinschaft (RSG) über ungeschlagen blieb. Im Herbst Auch die Damen des Eisenbahner-Sportvereins verschrieben sich in St. Pölten sehr UNION-Handballer (1948) vor einem Freundschaftsspiel gegen KAC (Klagenfurt). früh dem Handballsport. Das Bild zeigt die Damenmannschaft des Jahres 1949. Stehend: Leo Graf, Hanns Geier, Ferdinand Schmutz, Toni Schimanko, Erich Douscha, Stehend: Navar, Haider, Artner, Oberleitner, Hunger. Hockend: Goiser, Höbert, Kuchar. Gustav Klausriegler, Franz Nolz, Erwin Harmer. Kniend: Erich Rendl, Franz Gugerell, Sitzend: Knopfhart, Weinkopf, Wögerer. ARCHIV ESV Sepp Stachelberger. SAMMLUNG WÖLL S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 131
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 132 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L wurde mit einem geregelten Meister- Vom Feld in die Halle S E IT E N B L I C K schaftsbetrieb auf Großfeld begonnen. In den Wintermonaten wurde bereits Die Handballfamilie Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es in den frühen 50er-Jahren eine Mini- „Stachelberger“ – ein Name, der über ein Jahr, bis sich im Herbst 1946 Meisterschaft in der Halle gespielt. In untrennbar mit dem Handballsport wieder einige Funktionäre und Sportler Niederösterreich beteiligten sich mit in St. Pölten verbunden ist. In der zusammenfanden, um den Eisenbahner- Harland, UNION und dem ESV drei „Handballfamilie Stachelberger“ Sportverein (ESV) St. Pölten zu reakti- Mannschaften aus St. Pölten an diesem wird bereits in der vierten Genera- vieren. Der aktive Handballfunktionär Bewerb. 1973 schloss sich Österreich tion Handball gespielt. Karl Spendelhofer war es, der wieder der internationalen Entwicklung in Rich- Josef Stachelberger, seit 1946 über eine Handball-Mannschaft zusammen- tung Hallenhandball an. Diesem Trend viele Jahre aktiver Spieler, Stütze trommelte und mit einer großen Schar folgten auch die UNION und der ESV. und Motor der UNION-Mannschaft, von Spielern, wie Luger, Quasnitschka, Bis zur Saison 1983/84 spielten beide war von 1956 bis 1970 Präsident Altmann, Snor, Merzinger, Mundl, Mühl- Klubs in der Handball-Landesliga. Nach des NÖ Handballverbandes und von bauer, Artner, Wögerer, Eder, Denk, dem Aufstieg der UNION in die Staats- 1958 bis 1970 Vizepräsident im Weinzettl, Wagner, Bernhard, Lahner, liga B trennten sich die Wege für immer. Österreichischen Handballbund. Kurzmann, Knappl, Bauch u. a. m., unter- Auch seine Söhne und Enkelkinder stützt von den „Alten“ Franz Staudin- Hochschaubahn der Gefühle haben sich als Spitzenspieler einen ger, Hans Nemec und Alfred Aigner, Die junge UNION-Mannschaft scheiterte Namen gemacht. Die Jüngsten im die Handballsektion ins Leben rief. Im 1982 unter Sektionsleiter Ing. Helmut „Stachelberger-Team“ sind Kerstin Herbst 1947 wurde der Verein mit einem Kocevar und Trainer Karl Paris in Inns- (Jg. 1994) und Michael (Jg. 1998). Herren- und Damenteam (bis 1953) beim bruck noch im Aufstiegsturnier. Doch NÖ Handball- und Faustballverband an- zwei Jahre später führte Trainer Man- gemeldet. fred „Mandi“ Goll aus Krems die „jungen Josef Stachelberger sen. (1911–1981). Handball-Stadtauswahl St. Pölten 1948: Stehend: Ernst Huber (UNION), Hanns Geier (UNION), Alois Kurzmann (ESV), ARCHIV UNION Ferdinand Schmutzer (UNION), Toni Schimanko (UNION), Walter Luger (ESV), Hans Wagner (ESV), Anton Farsky (Glanzstoff). Kniend: Karl Mayer (UNION), Gustav Klausriegler (UNION), Erwin Harmer (UNION). SAMMLUNG WÖLL 132 S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 133 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L S E IT E N B L I C K Die defekte Lichtmaschine Eine heitere Geschichte aus dem Jahre 1946: Die Mannschaft der UNION St. Pölten war mit einem Bus zu einem Wettspiel nach Ober- österreich unterwegs. Nach Ein- bruch der Dunkelheit und einem Defekt der Lichtmaschine des Uralt- LKWs musste der Langstreckler Rudi Herres sieben Kilometer vor dem Bus mit einer Laterne einher- laufen, um den Bus samt Mann- schaft sicher ins Ziel zu bringen. Damen- und Herrenmannschaft SC Glanzstoff (ca. 1948): Stehend: Bruno Haas, Franz Laimer, Franz Etzelberger, Josef Angerer, Ferdinand Übelbacher, Otto Schmidl, Karl Haiderer, Anton Farsky, Helmut Lager, Günther Hirzenberger, Peter Stitzer, Sektionsleiter Johann Pavlovsky. Kniend: Grete Gruber, Grete Neuhedl, Anni Bosch, Steffi Krendl, Erika Ange- rer, Erna Schmid (Rybnikar), Lotte Neuhedl, Hedi Neussner, Mitzi Neuhedl. GEORG RYBNIKAR UNION-Handball-Oldies 1976: 2. Reihe: Kurt Lanzenlechner, Franz Nolz, Erwin Harmer, Kurt Mayer, Josef Stachel- berger, Ing. Bruno Haas, Hanns Geier, Leo Graf, Erich Rendl, Sepp Stachelberger jun., Walter Novak, Alfred Prinz. 1. Reihe: Anton Baldt, Alfred Jascha, Josef Hatzhengst, Rudolf Herres, Josef Sturmlehner. ARCHIV UNION Wilden“ aus St. Pölten in die Staatsliga liga absteigen musste. Ing. Helmut B. Erstmals konnte dabei der ehemalige Kocevar bestellte den Ungarn dann auch polnische Junioren-Teamspieler Wojtiech als Cheftrainer und engagierte mit dem Lobaza eingesetzt werden. ehemaligen Teamtorhüter Franz Zhorny Karl Paris war es dann, dem es 1985 als († 2006) aus Krems einen Routinier. Die sportlichen Leiter gelang, den 227-fachen Quintessenz: Überzeugende Rückkehr in ungarischen Nationalteamspieler, drei- die B-Liga. fachen WM- und zweifachen Olympia- Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, teilnehmer Stefan Szilagyi zur UNION zu wann St. Pölten mit den großartig spie- lotsen. Ein Glücksgriff! Auch wenn die lenden Aktiven in der Staatsliga A spielen Mannschaft 1987 neuerlich in die Landes- wird. S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 133
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 134 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L In der Saison 1992/93 war es so weit: freien Platz verkaufte er an West Wien Erstmals schaffte eine St. Pöltner Mann- und übergab die Handballsektion an schaft den Sprung in die höchste österrei- Mag. Gabriele Mayer. Mit Wilhelmsburg chische Handballliga. Doch der Dämpfer schloss der Klub eine Spielgemeinschaft kam völlig überraschend: Zum Klassen- ab, die im Herbst 2007 aufgelöst wurde. erhalt in der Premieren-Saison fehlte nur Der Handballsport in St. Pölten wurde ein Tor! Zwei Jahre später stand mit wieder zu neuem Leben erweckt. 2006/ einem zweiten Platz hinter Köflach der 07 spielte das UNION-Herrenteam in der Wiederaufstieg erneut fest. Landesliga eine dominierende Rolle. 1999 war dann das Handball-Jahr St. Pöl- Zweimal qualifizierte sich die junge tens schlechthin: Sowohl im positiven als Mannschaft bereits für die Aufstiegs- UNION-Sektionsleiter Ing. Helmut Kocevar mit auch im negativen Sinn. Mit einem fünf- runde für die Staatsliga B, scheiterte aber Wojtiech Lobaza. ARCHIV UNION ten Platz im Meister-Play-off „schramm- stets an routinierteren Mannschaften. Ein ten“ die Hypo-Burschen knapp an einem junges, engagiertes Funktionärsteam gibt Europacupplatz vorbei. Doch der größte aber nicht auf. Will zurück ins Rampen- Erfolg der Vereinsgeschichte wurde nicht licht. zum Startschuss einer goldenen Ära – im Gegenteil! Sektionsleiter Ing. Helmut Ko- Ein Titel für die cevar musste seine wohl bitterste Nieder- Vereinsgeschichte lage einstecken: Sponsoren sprangen ab, Auch der ESV St. Pölten spielte über Auf einen Blick neue Geldgeber konnten keine gefunden Jahre hervorragenden Handball. Franz werden. Da ging er dann den Weg Trimmel, Helmut Kogler, Andrew Biesen- Handball-Sektionsleiter eines verantwortungsbewussten Funktio- berger, Harald Beilschmied, zuletzt die der UNION närs: Rückzug aus der Staatsliga A, den Brüder Andreas und Gerhard Sulzbacher 1945 Josef Hatzhengst 1945 Josef Stachelberger 1952 Alois Wuchse 1953 Dr. Erich Knörzinger 1958 Hanns Geier 1959 Helmut Lager 1964 Heinz Nusterer 1965 Ulrich Christalon und Herbert Luger 1967 Franz Moser 1968 Wilfried Teufl und Franz Moser 1970 Dieter Hieger 1972 Sepp Stachelberger 1973 Josef Stachelberger 1974 Mag. Walter Snor 1976 Sepp Stachelberger 1978 Peter Douscha 1982 Ing. Helmut Kocevar 2003 Mag. Gabriele Mayer 2007 Ing. Udo Stachelberger Kam 1984 zur UNION St. Pölten und war dann über zehn Jahre eine echte Stütze – Wojtiech Lobaza. JOHANN BRUNNER 134 S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 135 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L Auf einen Blick S E IT E N B L I C K Vereine von Viktor Szilagyi Viktor „Figo“ Szilagyi (Jg. 1978) bis 1999 1999–2000 UNION St. Pölten ATSV Innsbruck Champions League-Sieger 2000–2001 TSV Bayer Dormagen seit 2005 THW Kiel 1995, NÖ-Landessportschule: Vik- tor Szilagyi feiert mit 600 Fans den größten Erfolg der UNION-Hand- Erfolge von Viktor Szilagyi baller. Es war der sechste Platz in 2000 Österreichs Handballer des der Handball-Staatsliga. Jahres 2007, Kieler Ostseehalle: 10.500 2005 EHF-Pokalsieger mit TUSEM Zuschauer jubeln. THW Kiel ist Essen wieder deutscher Handballmeister 2006 Supercup-Sieger mit dem und Cupsieger. THW Kiel Nur wenige Tage später: Jetzt ma- 2006 Deutscher Meister mit dem chen 25.000 Fans den Platz vor THW Kiel dem Kieler Rathaus zu einem Toll- 2006 Deutscher Meister mit dem haus! THW Kiel mit „Figo“ Szila- THW Kiel gyi ist Champions League-Sieger. 2007 Champions League-Sieger mit GEPA PICTURES Beim 29-jährigen österreichischen dem THW Kiel Teamspieler ist die Freude trotzdem 2007 DHB-Pokalsieger mit dem gedämpft. Denn im Mai 2006 erlitt THW Kiel er einen Kreuzbandriss mit kompliziertem Meniskusschaden und verbringt seither mehr Zeit bei den Ärzten als bei der Mannschaft. Doch es geht wie- der aufwärts! Einer Fortsetzung der sportlichen Karriere steht nichts mehr im Wege. Eine Karriere, die mit sieben Jahren bei der UNION St. Pölten begann. Va- ter Stefan war damals Trainer und brachte den Klub von der Landesliga in die Handball-Staatsliga A. Erfolge für den jungen Viktor gab es bereits im Schulhandball, wo die Teams von Mag. Helmut Kogler Jahr für Jahr um Österreichs Meistertitel mitspielten. Mit 16 Jahren debütierte Viktor in der HBLA, im Österreichischen Nationalteam erzielte der 1,96 Meter große Rückraumspieler bei 99 Einsätzen bislang 457 Tore. Seine erste Einberufung erhielt er für das Länderspiel gegen Litauen am 16. Februar 1998. Dabei erzielte er zwei Tore. Über ATSV Innsbruck wechselte er in die deutsche Bundesliga. Vorerst zu Bayer Dormagen, dann zu TUSEM Essen. Mit dem Klub holte er sich 2005 den EHF-Pokal. Danach kam der deutsche Traditionsklub finanziell ins Trudeln und musste zwangsweise in die Regionalliga absteigen. Kiel nützte die kostenlose Freigabe und gab dem eingefleischten HSV-Fan („Wenn ich nicht Handballer geworden wäre, wäre ich Fußballtorhüter beim HSV“) einen Ein-Jahres-Vertrag, der später bis 2008 verlängert wurde. S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 135
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 136 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L Auf einen Blick Sektionsleiter ESV St. Pölten 1948 Karl Spendelhofer 1951 Alfred Aigner 1951 Johann Bernhard 1968 Willi (Karl) Weilguni 1970 Anton Denk 1981 Franz Rehak 1987 Anton Sicker 1993 Gottfried Schmid 1995 Christian Graf Diese Mannschaft holte unter Spielertrainer Uwe Conrad (1989) den einzigen NÖ Meistertitel in der Geschichte der Handball-Sektion des ESV St. Pölten. ARCHIV ESV trugen viel dazu bei. Das war vor allem den. Im Februar 1990 kam es zur end- auf die ausgezeichnete Jugendarbeit gültigen Trennung. Gründungsmitglieder zurückzuführen. Jahrelang waren Nach- waren DI Bernhard Knoll, Günther Kihssl, wuchsteams des ESV St. Pölten bei den DI Helmut Zieritz und Edda Lutz. Österreichischen Meisterschaften mit da- Nach kurzen Trainer-Gastspielen von Ka- bei. tarina Foglsingerova und dem Kärntner Der Klub war über Jahre hindurch ein Heimo Lange nahm im August 1990 fixer Bestandteil der Handball-Landesliga Wilhelm Doskocil das sportliche Ruder in und holte sich in der Saison 1988/89 die Hand. Der Erfolg stellte sich bereits unter Spielertrainer Uwe Conrad und Co- ein Jahr später ein: Das junge Team ge- Trainer Franz Trimmel den ersten und ein- wann den Landesmeistertitel und danach zigen Landesmeistertitel – mit dem jüngs- das Aufstiegsturnier in Kapfenberg. ten Team aller Zeiten! An diese Leistung Doch nach nur einer Saison sah Doskocil konnte kein ESV-Team mehr anschlie- in St. Pölten keine sportlichen Perspekti- ßen. Ende Juni 1995 hieß es dann: Rien ven und es kam auf der Trainerbank 1993 ne va plus – der ESV St. Pölten hat aufge- zu einem Wechsel: Przemyslaw Hirn- hört zu existieren. schall löste den Erfolgscoach, der das Team sogar in den Europacup (gegen Die Mädchen am Kreis Kültürsport Ankara) geführt hatte, ab. Als „Anhängsel“ der Männer-Sektion Und nach einem weiteren Jahr in der fühlten sich die UNION-Damen nie richtig höchsten Spielklasse ging’s bergab. Aus wohl. Auch wenn sie bereits 1987/88 eine finanziellen, aber auch sportlichen Grün- Saison in der Staatsliga spielten. Mit Lilia den – einige Spielerinnen beendeten ihre Topea als Spielertrainerin wurde erstmals Laufbahn wegen Familienplanungen – Höhenluft geatmet, ehe man freiwillig musste der Gang in die NÖ Landesliga wieder in die Landesliga zurückkehrte. angetreten werden. Seither spielten die 1989 gab es die ersten Gedanken, eine UNION-Damen in Niederösterreichs eigene Damenhandball-Sektion zu grün- höchster Spielklasse mit unterschied- 136 S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N
130-137_Handball 21.09.2007 13:09 Uhr Seite 137 S P O RTA RT E N | H A N D BA L L lichen Erfolgen. An einen Aufstieg ist Hallenhandball in der Jahnturnhalle. Mit noch nicht zu denken. Die Mädchen sind viel Enthusiasmus! „Wenn wir etwa in noch zu unroutiniert, um sich eventuell Traismauer spielten, fuhren wir mit dem schon für höhere Aufgaben empfehlen Rad hin“, erinnert sich Elfriede Schiff- zu können. Doch die Sektionsleitung mann. Sie spielte auch neun Jahre bei baut auf die nachdrängende Jugend, die Philips Wien (1954–1963) in der Staats- in fünf verschiedenen Altersklassen an liga, ehe sie zu ihrem Stammverein der Meisterschaft teilnimmt. ESV nach St. Pölten zurückkehrte. 1983 Wie bei den Herren gab’s auch bei startete dann die erste reguläre Hallen- den Damen einen echten Lokalrivalen: meisterschaft in der Landesliga NÖ/Wien. Über einige Jahre hindurch spielten Die „Stammliga“ der „Eisenbahner-Mäd- auch die ESV-Damen Handball. Zuerst chen“, wo sie in der Saison 1991/92 mit zweigleisig, im Sommer Kleinfeld-Hand- einem fünften Platz das Highlight in der ball im Rennbahnstadion, im Winter Vereinsgeschichte erlebten. Nationalteamspieler St. Pölten (Stand: September 2007) Name Jahrgang Verein Land Herren Werner Lint 1978 Leoben AUT Viktor Szilagyi 1978 THW Kiel GER Damir Djukic 1984 Alcobendas ESP Klaus Stachelberger 1975 HC Linz AG AUT Andreas Stachelberger 1978 HC Linz AG AUT Ibish Taqui 1980 UHK Krems AUT Markus Wagesreiter 1982 Hildesheim GER Wolfgang Filzwieser 1984 IFK Trelleborg SWE Helmut Kogler 1952 ESV St. Pölten AUT Damen Helga Mossgöller 1967 UNION St. Pölten AUT Waltraud Frosch (Wagner) 1968 UNION St. Pölten AUT Juniorennationalteam 1987 Harald Beilschmied 1968 ESV St. Pölten AUT Andreas Schreiber 1969 ESV St. Pölten AUT Jugendnationalteam 1987 Arthur Peschl 1970 ESV St. Pölten AUT Dieter Gruberbauer 1970 ESV St. Pölten AUT Wolfgang Schmid 1970 ESV St. Pölten AUT Jugendnationalteam 1988 Stefan Hofer 1988 UNION St. Pölten AUT Sebastian Riegler 1988 UNION St. Pölten AUT Jugendnationalteam 1990 Boris Kuljanac 1990 UHK Krems AUT Gerhard Sulzbacher, einer der jungen Wilden der UNION St. Pölten (2007). WOLFGANG MAYER S P O R T S T A D T S T. P Ö L T E N 137
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