Von der großen Schwester lernen IPCC als Modell für Politikberatung
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Von der großen Schwester lernen? IPCC als Modell für Politikberatung???? Workshop Der Zwischenstaatliche Wissenschaftsrat für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen (IPBES) unter der Lupe: Plüschtier oder Tiger Dr. Silke Beck, Helmholtz Centre for Environmental Research / Leipzig (UFZ)
Aufbau Was ist das IPCC-Modell und warum gilt es als erfolgreich? Was sind Kriterien zur Bewertung von Politikberatung? Lässt sich das IPCC-Modell einfach auf Biodiversität übertragen? Möglichkeiten und Grenzen Schlussfolgerungen: “One size fits all”? Alternativen Page 2
Einer für alle? Das IPCC-Modell ist nicht die Lösung, sondern das Problem Der Weltklimarat gilt ohne Zweifel als relativ erfolgreiches Beispiel für Politikberatung auf internationaler Ebene Das Modell kann nicht einfach 1 zu 1 auf Biodiversität übertragen werden, wie dies einige wichtige Vertreter immer wieder fordern Das zugrundeliegende Modell der Politikberatung ist selbst umstritten Die Fixierung auf den IPCC führt zu einer Verengung der Diskussion um Biodiversität Page 3
“United, authoritative scientific voice” - “Trigger” http://www.ipcc.ch/pdf/presentations/pre-cop-warsaw-2-10-2008/pres-warsaw-role-climate-global-protection-christ.pdf Page 5
IPCC als “Trigger” http://www.ipcc.ch/pdf/presentations/pre-cop-warsaw-2-10-2008/pres-warsaw-role-climate-global-protection-christ.pdf Page 7
Was ist eigentlich Erfolg? Wie lässt er sich bewerten? Technokratisch: Erfolg = Einfluss (Reid 2004; Watson 2005) Pragmatisch: Politische Relevanz Wissenschaftliche Glaubwürdigkeit und Integrität Politische Legitimität Reflexiv: Responsivität - Lern- und Anpassungsfähigkeit Page 9
Politische Relevanz + Agenda- und Warnfunktion + Beitrag zur Politikformulierung + Skelett für Klimarahmenkonvention + Instrumente zum Monitoring und zur Evaluierung (THG Inventare) Page 10
Wissenschaftliche Warnungen “Es gibt keine Entschuldigung für Nicht-Handeln” “Im Grunde weisen alle aktuellen Erkenntnisse über den Klimawandel … darauf hin, dass die Situation noch schwieriger ist als vor wenigen Jahren befürchtet. Viele Worst-Case-Szenarien werden von der Wirklichkeit übertroffen” http://www.zeit.de/2009/14/DOS-Schellnhuber Page 11
Politik der “worst-case”-Szenarien Schaukeleffekt – Zwischen Alarm und Beschwichtigung - Verdrängung oder Aktionismus? Grenzen: Von der Problem- zur Umsetzungsorientierung relevante Informationen zur Formulierung und Implementierung von Politik Page 12
Das lineare Modell Lineares Model: Speaking truth to power First predict than act Science Truth Power Drei Annahmen: (facts) (values) Mehr Forschung führt zu mehr Sicherheit Knowledge closure Policy choice Versachlichung von Politik (Schiedsrichter) Lösung von politischen Konflikten (Konfliktschlichter) Dieses Modell ist empirisch nicht haltbar und politisch riskant. WMO United Nations UNEP COP/FCCC World Climate IPCC Subsidiary Programme bodies of the IPCC IGBP Bureau framework Global Climate convention on Observing climate WG II system etc WGI Im pa c t s a nd WGIII change Science a da pt a tio n Mitigation Lead Authors, Cotributors, Reviewers Page 13
Eine Zahl = eine Sichtweise und eine Lösung für eine Welt? Page 14
Merkmale der Klimamodellierung: Abstraktion - Globalisierung und Dekontextualisierung Page 15
Causal Framework IPCC assesses various causes, impacts of climate change on sectors, ecosystems and regions, and possible adaptation and mitigation responses It follows a causal chain, which has quantified in integrated assessment models and scenarios Page 16
Down scaling – top-down approach applying the same conceptual framework "top down" from the global to the local scale by breaking up global problems into their regional components Page 17
IPCC als privilegierter Sprecher - “diskursiver” Führer – Monopol auf Expertise Definition als ein einziges, globales und allumfassendes Risiko Methodol. Schließung zugunsten eines wis. Ansatzes und Bezugsrahmen Wissen als Input in globale Modelle Anwendung des wissenschaftlichen Bezugsrahmen "top down" von der globalen zur lokalen Ebenen (down-scaling) Globale Probleme werden in ihrer regionalen Komponenten herunter gebrochen Page 18
Herausforderungen Kopplung von komplexen, nicht-linearen Systemen Entkopplung von Ursache und Wirkung in räumlicher, zeitlicher und sozialer Perspektive ÆKomplexität und Auflösung von linearen Kausalketten von Problemstellungen Kontextabhängigkeit von Ursachen und Dynamiken Folgen–lokal kontextspezifisch (Anpassung) Page 19
Schließung der wissenschaftlichen und politischen Diskussion Ein Risiko? Ein Modell? Ein Ansatz? Eine Skala? Eine Ebene? Eine Stimme? Ein Allheilmittel? Page 20
Alternativen Pluralisierung von Definitionen – Beispiel Anpassung: unterschiedliche Klimafolgen: Hitze, Dürre oder Hochwasser Regional + sozial Ungleichverteilung von Folgen Diversifizierung von Ansätzen (Inklusion von „weichen Wissenschaften) Bedarf an alternativen Wissensformen Vulnerabilität/ Schaden im Wesentlichen durch soziale Faktoren verursacht – Bedarf an naturwissenschaftlichen Modellen und Prognosen? Pluralisierung und Heterogenität von Wissensformen Page 21
Politische Funktion Page 22
Experten als Schiedsrichter? Versachlichung Internalisierung von Konflikten um den “Wert des Lebens” Wissenschaftler nicht als distanzierte Beobachter oder neutrale Schiedsrichter Experten als Advokaten und Lobbygruppe Engführung auf eine politische Option Page 23
Entpolitisierung von Politik 9Regionale und soziale Verteilung von Folgen/ Gewinnen 9Aufeinanderfallen von Verursachung und Betroffenheit in zeitlicher, räumlicher und sozialer Dimension 9Große Unterschiede zwischen Ländern und Regionen (Vulnerabilität/ Kapazitäten) 9Die Effektivität und Legitimität von Lösungen 9Kontextualität 9Linkages zwischen Issues (Klima, Entwicklung und Nachhaltigkeit) 9nicht-intendierte und dysfunktionale Folgen, Trade offs 9Gestaltbarkeit und Transition (Technologie- und Innovationspolitik) Page 24
Stellvertreter-Debatten – Mehr Sicherheit oder Exzess der Objektivität? Muster der Kontroverse: „Die Toten waren noch nicht beerdigt, da kochte schon der rituelle Streit hoch, ob die Katastrophe natürliche oder anthropogene Ursachen habe“ (in: DIE ZEIT vom 05.01.2000). Politische Debatten werden in der Wissenschaft als Debatten um die Sicherheit wissenschaftlicher Aussagen ausgetragen. “Exzess der Objektivität” (Sarewitz) = Mehr Forschung führt nicht zu mehr Sicherheit! Page 25
Von Forschung zum Handeln Politische Entscheidungsfindung darf nicht durch die Unsicherheit wissenschaftlichen Wissens beeinträchtigt werden Robuste Entscheidungsfindung erfordert nicht letzte wissenschaftlichen Sicherheiten (präzise Voraussagen) Es gibt eine Reihe von Methoden und Werkzeugen, die Entscheidungsfindung/ Planung unter hoher Unsicherheit ermöglichen Page 26
Konsequenzen für (Forschungs-)Politik Aufgrund der Unsicherheiten wird Forschung kaum in der Lage sein, sichere Information zu liefern, wie sich das Klima an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit ändert und was das genau kosten wird. Stellvertreter-Debatten über wissenschafltiche Sicherheit tragen zur Entpolitisierung der Politik und Politisierung von Forschung bei (Roger Pielke jr.) Können wir warten, bis Wissenschaft sicher ist? Stillstand der politischen Diskussion, da Wissenschaft Konflikte nicht lösen kann Page 27
Alternativen: Öffnung - “Ehrenhafte Vermittler” Aufzeigen des gesamten Spektrums an Entscheidungsalternativen und Handlungsoptionen Entlastung vom Zwang zur Schließung von politischen Kontroversen Denken in Szenarien – Abschätzung von Handlungsfolgen/ trade offs und feedback Diskussion um politische Alternativen anzustoßen Aufzeigen von innovativen politischen Optionen Page 28
Vom Schiedsrichter und Advokaten zum “Ehrenhaften Vermittler” (Pielke) Übersetzung von wis. Befunden darf nicht den Advokaten überlassen werden, sondern muss als eigenständige Aufgabe anerkannt werden Verantwortung für die Interpretation von wissenschaftlichen Ergebnissen Verhandlung des Standes der Forschung im Hinblick auf politischen Folgen Entscheidung unter Unsicherheit Handlungsbedarf Verantwortlich- und Zuständigkeit Page 29
Opening up - Politische Legitimität Von der “Komplexitätsfalle” zur Politisierung der Öffentlichkeit Asymmetrie an Einfluss – Zugänglichkeit, Offenheit und Repräsentation ? Von Stellvertreter-Debatten zur direkten Aushandlung von moralischen und politischen Fragen Kombination von Analyse und Deliberation Page 30
Danke schön für die Aufmerksamkeit! http://www.ufz.de/index.php?de=17224#climate-policy http://peer-initiative.org/html/obj459.html http://www.metropolis-verlag.de/Das-Klimaexperiment-und- der-IPCC/771/book.do Page 31
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