VORBEREITUNGSPAPIER EXPORTINITIATIVE UMWELTTECHNOLOGIEN 2016 - AHK Türkei
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Impressum Herausgeber Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer Yeniköy Cad. No: 88 TR-34457 Tarabya / Istanbul Telefon: +90 212 363 05 00 Fax: +90 212 363 05 60 E-Mail: info@dtr-ihk.de Internetadresse: www.dtr-ihk.de Kontaktperson Didem Uycan, didem.uycan@dtr-ihk.de Autoren Didem Uycan Cover Foto www.freepik.com Stand August / 2016
INHALTSVERZEICHNIS Tabellenverzeichnis.................................................................................................................................. 4 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................. 4 Abkürzungen ............................................................................................................................................ 5 1. Einleitung ......................................................................................................................................... 7 2. Ausgangssituation ........................................................................................................................ 8 2.1. Soziodemographischer Hintergrund ............................................................................................ 8 2.2. Wirtschaftlicher Hintergrund ....................................................................................................... 8 2.3. Politischer Hintergrund ................................................................................................................ 9 2.4. Rechtlicher Hintergrund............................................................................................................. 10 3. Bestandsaufnahme Abfallwirtschaft in der Türkei ............................................................. 11 3.1. Unklare Datenlage ..................................................................................................................... 11 3.2. Abfallaufkommen....................................................................................................................... 11 3.3. Mülltrennung ............................................................................................................................. 13 3.4. Fallbeispiel Istanbul.................................................................................................................... 15 4. Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten ................................................................... 17 4.1. Umwelt & Recycling ................................................................................................................... 17 4.2. Energetische Verwertung von Abfällen ..................................................................................... 18 5. Stakeholder ................................................................................................................................... 19 5.1. Politische und administrative Akteure ....................................................................................... 19 5.2. Relevante Fachzeitschriften ....................................................................................................... 22 5.3. Wichtige sonstige Adressen und Webseiten ............................................................................. 22 6. Fazit und Ausblick ....................................................................................................................... 23 6.1. Gegenwärtige Herausforderungen ............................................................................................ 23 6.2. Chancen für deutsche Unternehmen ........................................................................................ 24 6.3. SWOT-Analyse ............................................................................................................................ 25 7. Deutsch-Türkischer Workshop „Nachhaltige Abfall- und Recyclingwirtschaft in der Türkei“ ................................................................................................................................................. 27 Quellenverzeichnis ................................................................................................................................. 28
Tabellenverzeichnis Tab.1 – Wichtige Webseiten ................................................................................................................................ 24 Tab.2 – SWOT-Analyse Türkei für die Abfallwirtschaft .................................................................................... 28 Abbildungsverzeichnis Abb.1: Lieferkette der türkischen Abfallwirtschaft mit Fokus auf den Haushaltsmüll ..................................... 14 Abb.2: Verantwortungskette in der türkischen Kreislaufwirtschaft für die Verpackungsabfälle 19
Abkürzungen AGİD Verband der Hersteller von Beleuchtungsgeräten AGED Verband für Altpapier und Recycling AHK Türkei Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer AKP Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung AKÜDER Verband der Hersteller von Akkumulatoren AP Ansprechpartner BIP Bruttoinlandsprodukt BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Entwicklung bspw. beispielsweise ÇEVKO Stiftung für Umweltschutz und Verwertung von Verpackungsabfällen EBRD Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EDPK Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EE Erneuerbare Energien ELDAY Verband für Wiederverwertung der elektronischen Geräte und Abfallmanagement EU Europäische Union EUR Euro ISO International Organisation for Standardisation KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau Kg Kilogramm LASDER Verband der Reifenhersteller LKW Lastkraftwagen Mio. Million Mrd. Milliarde Nr. Nummer PAGÇEV Stiftung der Plastikindustrie für Forschung, Entwicklung und Bildung PETDER Verband der Erdölindustrie qkm Quadratkilometer TAP Verband der Batterienhersteller und –importeure TSKB Industrie- und Entwicklungsbank der Türkei TÜBİSAD Verband der türkischen IKT-Industrie TÜIK Türkisches Statistikinstitut 5
TÜKÇEV Stiftung für Verbraucher und Umwelt TÜMAKÜDER Verband aller Akkuimporteure und –hersteller TurSEFF Turkey Sustainable Energy Financing Facility USD US-Dollar z.B. zum Beispiel 6
1. Einleitung Ein starkes Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren ist mit einem erhöhten Abfallaufkommen einhergegangen. Während Umweltrichtlinien existieren, mangelt es insbesondere an Umsetzungsstrategien. Aufgrund der immer noch mangelnden Erfahrungen türkischer Behörden und weiterer Akteure stellen die allgemeine Strategieberatung bzgl. des Aufbaus eines modernen und umsetzbaren Abfallwirtschaftssystems, die Konzipierung und der Aufbau von wirtschaftlichen Wiederverwertungszentren sowie der Einsatz von modernste Wiederverwertungstechnik für deutsche Anbieter interessante Geschäftschancen dar und bedeuten gleichzeitig eine Vermeidung von Umweltbelastungen in der Türkei. Die vorliegende Kurzanalyse wurde im Rahmen der Exportinitiative Umwelttechnologien von der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer erstellt und hat zum Ziel, deutschen Unternehmen und Stakeholdern einen Einblick in die türkische Abfallwirtschaft zu ermöglichen. Die Kurzanalyse verfolgt die Absicht, mittels einer Bestandsaufnahme darzulegen, was bislang im Zielland geschah und welche allgemeinen Rahmenbedingungen für Projekte in der türkischen Abfallwirtschaft existieren. Es soll insbesondere der Frage nachgegangen werden, welche Gründe ausschlaggebend dafür waren, dass bislang nur wenige nachhaltige Abfallprojekte umgesetzt werden konnten und inwiefern genau an dieser Stelle Geschäftschancen für deutsche Unternehmen auf dem türkischen Markt bestehen. Zu diesem Zweck wurde eine umfangreiche Literaturrecherche und Interviews mit Stakeholdern über die aktuellen Marktbedingungen durchgeführt, wobei die Kurzanalyse vor allem auf die soziodemographische, wirtschaftliche, rechtliche, politische und finanzielle Rahmenbedingungen eingeht und auf Auskünfte hinsichtlich der Haushaltsabfälle fokussiert ist. Die Kurzanalyse dient als eine Vorbereitung für den am 19. Oktober 2016 in Istanbul geplanten Workshop. Der Workshop wird sich auf das Thema „Deutsch-Türkische Abfall- und Recyclingwirtschaft in der Türkei“ konzentrieren. Es ist beabsichtigt, die praktische Umsetzung der Thematik mit Fallbeispielen und ausdrucksstarken Präsentationen von Entscheidern darzulegen und eine Roadmap für zukünftige Aktivitäten in der Türkei zu skizzieren. Beabsichtigt ist, ein deutsch-türkisches Umweltcluster aufzubauen, um dem unabdingbaren Ziel der Nachhaltigkeit langfristig zu entsprechen. 7
2. Ausgangssituation 2.1. Soziodemographischer Hintergrund Die Hauptstadt der Türkei ist Ankara und das Land ist in 81 Provinzen unterteilt. Die Türkei hat 78,7 Millionen (Mio.) Einwohner (Stand: 2015)1 und ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, wobei die Einwohnerzahl in etwa gleich hoch ist. Dabei handelt es sich mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren im Gegensatz zu Deutschland um eine deutlich junge und konsumfreudige Bevölkerung. Die Verstädterung ist weit vorangeschritten: Rund 92,1% der Bevölkerung leben heute in Städten. 2 Der jährliche Bevölkerungszuwachs liegt bei 1,34%. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte der gesamten Türkei beträgt 102 Einwohner pro Quadratkilometer (qkm).3 1960 hatten noch 70% der Bevölkerung auf dem Land gelebt. Insbesondere die Metropolen im Westen des Landes sind aufgrund der Binnenmigration dicht bevölkert, während der Osten und Südosten nur dünn besiedelt sind.4 Die Ballungsgebiete sind Istanbul, Ankara, Izmir, Bursa, Adana, Gaziantep, Konya, Diyarbakır und Antalya. Mit mehr als 14,2 Mio. Einwohnern, ist Istanbul die größte und bevölkerungsreichste Stadt des Landes (Stand: 2015). Beinahe jeder fünfte Türke lebt in Istanbul. In der Stadt leben 2.821 Einwohner pro qkm. Die Metropole ist damit die elftgrößte Stadt der Welt und sie ist europaweit zweitgrößte Stadt. Das stetige Wachstum der Stadt bringt auch Umwelt- und Infrastrukturprobleme mit. Neben Istanbul gibt es in die Türkei über 20 Metropolen mit jeweils mehr als einer Mio. Einwohnern. Mit einer Gesetzesänderung in 2012 wurden 29 Kommunen als „Großstadt“ kategorisiert. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass sowohl die Verantwortung der regionalen Kommunen stieg als auch der Bevölkerungszuwachs in den entsprechenden Provinzen zunahm. Insgesamt hat diese Gesetzesänderung viele Belastungen für die Stadtverwaltungen hervorgerufen, die nunmehr die aus der zunehmenden Verstädterung resultierenden Umweltbelastungen lösen müssen. 2.2. Wirtschaftlicher Hintergrund Die Türkei gehört weltweit zu den 20 größten Volkswirtschaften. Dabei weist das Land eines der weltweit höchsten Leistungsbilanzdefizite auf (in 2015 32,19 Mrd. USD)5, da die türkische Wirtschaft in höchstem Maße von Rohstoffimporten abhängig ist. Trotz dieser Tatsache 1 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Einwohnerstatistik, 2015 2 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), EinwohnerstatistikVerstädterung 2015 3 Auswärtiges Amt, Türkei, 2015 4 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Einwohnerstatistik nach Provinzen 2015 a 5 Türkische Nationalbank, 2015 8
besteht seit 24 Quartalen ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum und es wird erwartet, dass die Wirtschaft mittelfristig diesen Trend beibehalten wird. Für das 100-jährige Jubiläum der türkischen Republik (2023) hat die Türkei ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zu diesem Jahr soll das Land zu den zehn größten Wirtschaftsnationen der Welt zu gehören (in 2014 an 17. Stelle).5 Auch wenn dieses Ziel aus heutiger Sicht wenig realistisch erscheint, zeigt dieses, dass die türkische Politik mittel- und langfristig einem rigorosen Wachstumskurs der Wirtschaft verpflichtet ist. Mit einem BIP pro Kopf von 9.261 USD lag das Wirtschaftswachstum 2015 bei 4%.6 In den Jahren 2000-2010 ist die Wirtschaft enorm gewachsen und einhergehend mit dieser Entwicklung nahm die Kaufkraft in der Türkei ebenfalls zu. Etwa 70% des BIP wird für den privaten Konsum verwendet.7 Der Dienstleistungssektor ist mit einem Anteil von 55% an der Beschäftigung (Stand: Februar 2016) 8 der größte Wirtschaftssektor der Türkei und steuert fast ein Drittel zur gesamten türkischen Bruttowertschöpfung (354 Mrd. Euro 2015 9 ) bei. Der Tourismus ist der zweitwichtigste Zweig des Dienstleistungssektor (Stand: 2015). Dieser umfasst auch den Bereich „Gastronomie“.10 Den zweitgrößten Beitrag zum BIP leistet die Industrie. Hier stehen die Branchen Textil, Automotive, Chemie, Maschinenbau und Elektrotechnik im Vordergrund (Stand: 2015). Sowohl die Konsumtrends als auch die Industrialisierung in der Wirtschaft führen dazu, dass die Müllmengen weiter steigen. 2.3. Politischer Hintergrund Die regierende Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) setzt ihre Reformpolitik für die EU-Mitgliedschaft weiter fort und ist dabei, ihre legislativadministrativen und technischen Strukturen an die folgenden relevanten Umwelt-Direktiven sowie eine entsprechende Richtlinie der Europäischen Union in die türkischen Gesetze umzusetzen: Abfallrahmendirektive (1975), Verpackungsdirektive (1994), Direktive über gefährliche Abfälle (1991), Verbrennungsdirektive (2000), Deponiedirektive (1993) und Abfalltransportdirektive. Das türkische Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie hat einen "Nationalen Strategie- und Aktionsplan zur Wiedergewinnung von Abfällen 2014 - 2017" mit dem Ziel erstellt, die Haushalts- und Industrieabfälle wirtschaftlich zu verwerten und ein effizientes System der Wiedergewinnung zu etablieren. Der Strategieplan soll in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung, das die Ressortzuständigkeit für 5 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Außenhandelsstatistiken 6 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), BIP-Statistiken, 2016 7 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), BIP, 2015 8 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Beschäftigungsstatistiken, 2016 9 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), BIP-Statistiken, 2016 10 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), BIP-Statistiken nach Branchen, 2016 9
Umweltfragen und hat, umgesetzt werden. Dabei wird in diesem Bereich auch nach Lösungen durch die Privatwirtschaft gesucht. Aus diesem Grund besteht gerade heute ein großes Interesse an in- und ausländischen Unternehmensinvestitionen. Trotz aller Entwicklungen muss die Türkei immer mehr Investitionen tätigen, um die Wiederverwertungsquoten (7% in 2014) 11 wie in Deutschland zu erreichen oder das Bewusstsein für das Thema Abfallvermeidung und das Umweltbewusstsein der türkischen Bevölkerung zu steigern. Viele türkische Unternehmen haben leider unzureichende Erfahrungen in der Abfallsammlung, Aufbereitung und sonstigen Verwertung. Diese Entwicklungen stellen auf der anderen Seite für deutsche Anbieter in der gesamten Lieferkette der Kreislaufwirtschaft attraktive Geschäftschancen dar. 2.4. Rechtlicher Hintergrund Im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen findet eine umfangreiche Rechtsangleichung statt, mit der EU-Standards in türkisches Recht überführt werden sollen. Eines der Felder, in denen durch diesen Prozess besonders große Veränderungen stattfanden, ist die Umwelt- und Energiepolitik. Mit der Verabschiedung des türkischen Umweltgesetzes (Nr. 2872) im Jahre 1983 erhielt der Grundsatz Umwelt- und Klimaschutz eine rechtliche Verankerung. Daraufhin wurde das Umweltgesetz wurde im Jahr 2006 mit einem Änderungsgesetz (Nr. 5491) novelliert. Zusätzlich wurde durch die Verabschiedung unterschiedlicher Durchführungsverordnungen eine rechtliche Grundlage für die Abfallwirtschaft geschaffen. Folgende Durchführungsverordnungen für den Umweltbereich wurden bisher veröffentlicht:12 Verordnung zur Kontrolle von gebrauchten elektrischen und elektronischen Geräten (Nr. 28300, in Kraft seit 22.05.2012) Verordnung für die Verbrennung von Abfällen (Nr. 27721, in Kraft seit 06.10.2010) Verordnung für ordentliche Deponierung von Abfällen (Nr. 27533, in Kraft seit 26.03.2010) Verordnung für die Verschrottung von Fahrzeugen (Nr. 27448, in Kraft seit 30.12.2009) Verordnung zur Kontrolle des Altöls (Nr. 26952, in Kraft seit 30.07.2007) Verordnung über die Grundsätze des Abfallmanagements (Nr. 26927, in Kraft seit 05.07.2008) Verordnung über die Verwendung von schädlichen Materialien in Elektrik und Elektronik (Nr. 26891, in Kraft seit 30.05.2008) Verordnung zur Kontrolle von PCB und PCT (Nr. 26739, in Kraft seit 27.12.2007) Verordnung zur Kontrolle von Verpackungsabfällen (Nr. 28035, in Kraft seit 24.08.2011) Verordnung zur Kontrolle von Altreifen (Nr. 26357, in Kraft seit 25.11.2006) Verordnung zur Kontrolle von medizinischen Abfällen (Nr. 25883, in Kraft seit 22.07.2005) 11 Handelskammer Izmir (IZTO), 2014 12 Ministerium für Umwelt und Städtebau, Verordnungen, 2015 10
Verordnung zur Kontrolle von pflanzlichen Ölen (Nr. 25791, in Kraft seit 19.04.2005) Verordnung zur Kontrolle von gefährlichen Abfällen (Nr. 25755, in Kraft seit 14.03.2005) Verordnung zur Kontrolle von gebrauchten Batterien und Akkus (Nr. 25569, in Kraft seit 31.08.2004) Verordnung zur Kontrolle von Aushub und Bauschutt (Nr. 25406, in Kraft seit 18.03.2004) Verordnung zur Kontrolle von festen Abfällen (Nr. 20814, in Kraft seit 14.03.1991) Für Haushaltsabfälle sind folgende Verordnungen relevant: Verordnung für die Verbrennung von Abfällen (Nr. 27721, in Kraft seit 06.10.2010) Verordnung für ordentliche Deponierung von Abfällen (Nr. 27533, in Kraft seit 26.03.2010 Verordnung zur Kontrolle des Altöls (Nr. 26952, in Kraft seit 30.07.2007) Verordnung über die Grundsätze des Abfallmanagements (Nr. 26927, in Kraft seit 05.07.2008) Verordnung zur Kontrolle von Verpackungsabfällen (Nr. 28035, in Kraft seit 24.08.2011) Verordnung zur Kontrolle von festen Abfällen (Nr. 20814, in Kraft seit 14.03.1991) Bisher hat die Türkei den größten Teil der EU-Direktiven übernommen und umgesetzt. Die rechtliche Anpassung zur EU im Bereich der „Abfallwirtschaft“ ist zwar fortgeschritten, jedoch noch nicht abgeschlossen. Trotz des Bestehens der rechtlichen Grundlage gibt es Schwierigkeiten und Defizite im Bereich der „Kontrolle“ und „Umsetzung“ dieser Bestimmungen. 3. Bestandsaufnahme Abfallwirtschaft in der Türkei 3.1. Unklare Datenlage Die Datenerhebung und -auswertung in Bezug auf die Abfallwirtschaft sind leider nicht zufriedenstellend, . Das türkische Statistikinstitut (TÜIK) veröffentlicht die Abfallstatistiken in der Türkei. die allerdings nicht immer mit den Informationen der Fachverbände übereinstimmen. Weiterhin wird der Detaillierungsgrad der erfassten Daten insbesondere über die Zusammensetzung des Mülls kritisiert.13 Die unsichere Informationslage erschwert für die Stadtverwaltungen die Optimierung der Strategie und Technologieauswahl. .14 Im Folgenden werden dennoch die zur Verfügung stehenden Daten insbesondere von TUIK verwendet. 3.2. Abfallaufkommen 13 Interview mit Herr Mete İmer (CEVKO), am 12.08.2016 und Interview mit Hr. Ahmet Cihat Kahraman (Vereinigung der Stadtverwaltungen in der Marmara-Region 14Interview mit Herr Mete İmer (CEVKO), am 12.08.2016 und Interview mit Hr. Ahmet Cihat Kahraman (Vereinigung der Stadtverwaltungen in der Marmara-Region 11
Die fortschreitende Urbanisierung und Industrialisierung führen zu steigenden Abfallmengen in der Türkei, welche systematisch und ordentlich eingesammelt, getrennt, wirtschaftlich verwertet oder entsorgt werden müssen. In den Städten und Kommunen fallen im Durchschnitt täglich 1,08 kg Abfall pro Einwohner an. 15 Für frühere Jahre gibt es keine verlässlichen Zahlen, doch ist nach Angaben des Umweltexperten A, Cihat Kahraman, Umweltingenieur bei der Vereinigung der Marmara Kommunen das proKopfAbfallaufkommen mit dem wachsenden Wohlstand seit Anfang des Jahrtausends signifikant nicht-linear angewachsen. 16Landesweit werden jährlich ca. 28 Mio. t Abfälle eingesammelt. Etwa 34% des Haushaltsmülls besteht aus organischen Abfällen, 16% aus Papier und Pappe, 6% aus Glas, 2% aus Kunststoff und 1% aus Metall (Stand: 2014). 17 Der reguläre Müllentsorgungsdienst erfasst bei einer Bevölkerung von 70,8 Mio. Einwohner rund 91% der Gesamtbevölkerung. Die Abfallentsorgung wird in der Türkei weitgehend von den Kommunen selbst geleitet. Der Großteil des Mülls in der Türkei wird auf Deponien verbracht. Mit der Gesetzesänderung im Jahre 2012 wurde die kommunale Landschaft in der Türkei verändert. So entstanden eine Reihe neuer Großstadtverwaltungen mit erweiterten regionalen Zuständigkeiten Einerseits hat sich hierdurch die Regelmäßigkeit und Sorgfalt der Müllsammlung verbessert, wodurch sich auch das Problem der „wilden Deponien“ etwas gebessert hat. Andererseits sind die Abfallmengen die auf die kommunalen Deponien verbracht wurden dadurch gewachsen.18 Dies wiederum führte zu einer Überlastung der vorhandenen Mülldeponien. Die Zahl der regulären Deponien lag 2012 bei 69.19 Insbesondere durch organischen Müll entstehen dann auf den Deponien große Mengen von Methangas, das in die Atmosphäre entweicht und das Klima schädigt. 15 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Umweltstatistiken,2014 16 Interview mit Hr. Ahmet Cihat Kahraman (Vereinigung der Stadtverwaltungen in der Marmara-Region 17 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Umweltstatistiken,2014 18 Interview mit Ali Uysal, Amt für Abfallwirtschaft, Metropolverwaltung Istanbul 19 Türkisches Statistikinstitut (TÜIK), Umweltstatistiken, Abfall, 2012 21 Tageszeitung Birgün, 2016 12
3.3. Mülltrennung Es gibt bisher keine flächendeckend funktionierende reguläre Mülltrennung in der Türkei. Ein Großteil der Müllsammlung und –sortierung wird durch den informellen Sektor übernommen. Insgesamt sind ca. 500.000 „Straßensammler“ in der Türkei tätig, davon allein nur 100.000 in Istanbul. 21 Mit der Verbreitung moderner Abfallentsorgungssysteme soll jedoch die Mülltrennung, die momentan von Straßensammlern durchführt wird, auf geregelter Basis organisiert und betrieben werden. In einigen Städten und Kommunen sind derartige moderne Abfallentsorgungssysteme bereits vorhanden, wie bspw. in den Stadtverwaltungen der Provinzen Samsun, Aydın, Bursa und Izmir. So errichtete z.B. die Stadtverwaltung Samsun im Jahre 2016 die nach eigenen Aussagen „modernste Anlage“ in der Türkei. In dieser Anlage wird aus Methangas (gewonnen aus Abfällen) Strom erzeugt. Die Investitionssumme hierfür betrug 12 Mio. Euro.20 Schlussfolgend kann gesagt werden, dass durch die verstärkte Wiedergewinnung von Rohmaterialien ein Beitrag zur Senkung der hohen Kosten für den Rohstoffimport geleistet werden kann. Ziel ist es, die zunehmenden Abfallmengen in Zukunft durch Recyclingprojekte wirtschaftlich zu verwerten. Lieferkette der türkischen Abfallwirtschaft mit Fokus auf den Haushaltsmüll 20 Nachrichtenportal Samsun Kent Haber, 04.06.2016 13
Abb.1: Lieferkette der türkischen Abfallwirtschaft mit Fokus auf den Haushaltsmüll 21 Gegenwärtig ist die türkische Abfallwirtschaft überwiegend linear strukturiert. Jedoch entwickelt sich parallel dazu nach und nach eine zirkuläre Wirtschaft. Die Abbildung-1 beschreibt den Ablauf der türkischen Abfallwirtschaft. Die Mülltrennung ist nur in geringen Maßen, z.B. innerhalb der neuen Wohnsiedlungen oder bei einigen Einkaufszentren vorhanden und wird immer noch als „Soziales Verantwortungsprojekt“ wahrgenommen. Die nicht getrennten Haushaltsabfälle werden von den Stadtverwaltungen eingesammelt, und zum größten Teil auf die kommunalen Deponien verbracht. Nur wenige Kommune haben integrierte Abfallanlagen, in denen der Abfallmix sortiert, wiederverwertet und für die Energiegewinnung genutzt wird. Daneben hat sich allerdings im informellen Sektor ein System der Müllsortierung durch die Straßensammler herausgebildet Die Straßensammler laufen täglich durch die Straßen und sammeln verwertbare Materialien wie bspw. Papier, Metalle oder PET-Flaschen, welche sie wiederum auf dem Schwarzmarkt an Recyclingunternehmen verkaufen. Dieser kleine funktionsfähige Kreislauf rief eine eigene Börse hervor. Die Straßensammler sammeln die Abfälle, welche saisonal wirtschaftlich vorteilhaft sind. Wie der Geschäftsführer der Stiftung für Umweltschutz und Verwertung von Verpackungsabfällen (ÇEVKO), Mete İmer, und andere 21 Selbstdarstellung der AHK Türkei, 2016 14
Branchenexperten beschrieben haben, müssen die Straßensammler in das System integriert werden, um eine funktionierende und nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu schaffen.22 3.4. Fallbeispiel Istanbul Die Geschichte der Abfallprobleme von Istanbul geht bis zur byzantinischen Zeit zurück. Die Abfälle der Stadt wurden sowohl in der byzantinischen als auch in der osmanischen Zeit entweder ins Marmarameer gegossen oder in die Wälder der Stadt geworfen. Erst seit den 1950er Jahren wurden die Abfälle in zunächst primitiven Mülldeponien gesammelt. Diese Praxis hat viele Umwelt- und Gesundheitsprobleme hervorgerufen. Nicht zuletzt stellten diese Deponien neben dem unerträglichen Geruch eine Explosionsgefahr für die Stadt dar. Seit Anfang der 70er Jahre wurde in Hekimbasi, einem Randbezirk Istanbuls, eine Müllhalde betrieben. Die Deponie befand sich damals noch in unbewohntem Gebiet, doch im Laufe der Jahre wurden in ihrer Umgebung, ohne behördliche Bewilligungen, einfache Behausungen errichtet, aus denen schließlich die Slums von dem Stadtviertel Ümraniye entstanden. 1989 begann die Bezirksverwaltung von Ümraniye damit, die Müllhalde mit Erde zu bedecken, um das Gebiet zu sanieren. Aufgrund des Fehlens jeglicher technischer Einrichtungen, insbesondere eines Abwasserreinigungs- und Entlüftungssystems, staute sich Deponiegas an und führte am 28.04.1993 zu einer Explosion in der Müllhalde. Dieses Ereignis zeigte die virulenten Defizite bei der Abfallentsorgung und führte zu einem Bewußsteinswandel. Heute verfügt Istanbul über zwei Mülldeponien. Eine befindet sich auf der europäischen Seite in Eyüp-Odayeri und die andere auf der asiatischen Seite in Şile-Karakiraz. Die täglich in Istanbul gesammelte Abfallmenge beträgt 17.000 t.23 Die gesammelten Abfallmengen werden vor der Lagerung in bestimmten Transferzentren gepresst und in dieser Form zu den Mülldeponien transportiert und dort entsorgt. Diese Methode ist die billigste für Istanbul, um sich den europäischen Standards anzupassen. Die Stadt hat bereits die Wachstumsgrenzen überschritten und die Mülldeponien der Stadt sind überfüllt. Das stellt einen sehr großen Problempunkt für die Stadt dar. Darüber hinaus gibt es außerdem weitere Problemfelder in der Müllsammlung. Oftmals ist die Anzahl der Müllcontainer unzureichend. In vielen Gebieten gibt es aufgrund des Platzmangels keine Müllcontainer auf den Straßen. Daher müssen die Haushaltsabfälle in den Kunstofftüten auf den Straßen stehen. Die auf den Straßen stehenden Müllmengen werden vor der Abholung durch den Müllabfuhrwagen von den Straßensammlern sortiert. Während dieser Sortierung werden sich die Abfälle erneut auf die Straßen zerstreut. Dies verursacht sowohl Gesundheits- als auch Umweltprobleme. Da die Straßensammler einen informellen Markt vertreten, müssen diese Menschen erfolgreich in das System integriert werden. Allerdings bedeutet dies nicht, 22 Interview mit Herr Mete Imer, CEVKO, am 12.08.2016 23 Tageszeitung Habertürk, Erscheinungsdatum 09.09.2015 15
dass diese Menschen von dem System komplett getrennt werden müssen. Sie müssen unbedingt in dem System bleiben, da die Personalkapazität der öffentlichen Hand unzureichend ist. 16
4. Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten 4.1. Umwelt & Recycling Das Ministerium für Umwelt und Städtebau subventioniert die Abfallmanagementprojekte der Kommunen. Investitionen in die Müll-LKWs stellen den größten Teil dieser Subventionen dar. Ferner stellen einige Banken und Institutionen Kredite für Umwelt- und Recyclingprojekte zur Verfügung. Die KfW vergibt Mittel für Projekte im Auftrag des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und in Kooperation mit türkischen Partnern. Dabei erfolgt die Unterstützung nicht nur in Form von Geldern sondern auch durch die Beratung von Fachleuten sowie durch Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, die am Investitionsprojekt ansetzen. Zudem werden gemeinsam mit den Partnern individuelle Lösungen für das jeweilige Projekt entwickelt. Für Umweltprojekte gewährte die Industrie- und Entwicklungsbank der Türkei TSKB seit 2010 Kreditlinien von insgesamt 50 Mio. Euro. Zudem führte sie mit Unterstützung der KfW ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem ein. Die TSKB ist die erste Bank, die in der Türkei mit ISO 14001 zertifiziert ist. Mit dem eingeführten Umweltmanagementsystem und dem ISO 14001-Zertifikat möchte die TSKB das Bewusstsein für die Themen Umwelt und Energie der türkischen Unternehmen stärken. Die Türkei ist das zwölfte Land, für das das Finanzierungsprogramm der EBRD eine nationale Kreditlinie entwickelt hat, die Turkey Sustainable Energy Financing Facility (TurSEFF). Die Kreditvergabe erfolgt dabei in Zusammenarbeit mit ausgewählten nationalen Banken wie bspw. Vakıf Bank, Türkiye İş Bankası etc. Je nach Antragsteller und Projektart können Kreditnutzer insbesondere bei Erneuerbaren-Energien-Projekten bis zu 5 Mio. Euro der TurSEFF-Finanzierungshilfe in Anspruch nehmen. 24 Abfallverwaltung/-verarbeitung zählt auch zu den Branchen, in denen TurSEFF-Kredite in Anspruch genommen werden können.25 Seit dem 22. Juli 2015 hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ein neues Programm für innovative Abfallrecycling-Projekte in der Türkei. Das als „NullAbfallInitiative“ betitelte Programm soll eine tiefgreifende Umgestaltung in der Abfallwirtschaft in Bewegung setzen und der Türkei dabei helfen, eine ressourcen- und umweltschonende Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Im Rahmen der Null-Abfall-Initiative werden die Projekte im Bereich von Abfallrecyclinginfrastrukturen, Biomasse- und Biogasanlagen, Technologien zur Reduzierung von Verpackungsabfällen und dem Einsatz 24 TurSEFF,Erneuerbare-Energien, 2015 25 TurSEFF, Turkey Sustainable Energy Financing Facility 17
alternativer Kraftstoffe in energieintensiven Industrien finanziert. Das Programm wird voraussichtlich bis zu zwölf Investitionen zu einer Gesamtsumme von 125 Mio. USD finanzieren und hat mit einem Glasrecyclingprojekt begonnen, welches die EBRD gemeinsam mit dem führenden Glasproduzenten Şişecam entwickelt hat. Im Rahmen des Projektes wird Glasbruch bei der Produktion von Glas anstatt von Rohstoffen eingesetzt. Dieses Vorhaben wird von der EBRD stark unterstützt. 4.2. Energetische Verwertung von Abfällen Seit 2005 existiert das Gesetz Nr. 5346 zur Verwendung von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung (EE-Gesetz) in der Türkei, das auch den Bereich „Biomasse“ (inkl. Abfälle und Deponiegas) einschließt. Allerdings war der Einspeisetarif damals zu gering, um ein nachhaltiges Businessmodell darauf aufzubauen. Ende 2010 kam es zu einer Novellierung des EE-Gesetzes, was zur Folge hatte, dass die Bezugsgröße seitdem nicht mehr EUR-Cent sondern USD-Cent ist. Die seit Anfang 2011 in Kraft getretene Novellierung führte dazu, dass ab dann ein Einspeisetarif von 13,3 USD-Cent/kWh für Biomasse und Deponiegas gilt. Die Einspeisevergütung wird über einen Zeitraum von zehn Jahren gezahlt. Dies hat dazu geführt, dass das Interesse der Investoren an Biomasse- und Deponiegasprojekten gestiegen ist und weiterhin steigt. Der Staat garantiert die Abnahme des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Voraussetzung für eine Förderung durch den Staat ist, dass der Betreiber eine Betriebslizenz von der Energiemarktregulierungsbehörde (EPDK) erhält. Diese Betriebslizenz ist jährlich zu erneuern. Unternehmen unter 1 MW sind seit 2013 davon befreit. 18
5. Stakeholder Handelt es sich um das Thema Umwelt, so spielen Ministerien, öffentliche Institutionen, Beratungsunternehmen, Zulieferer, Fachverbände und Behörden eine signifikante Rolle. In der Entwicklungsphase von Umweltprojekten sind Zusammenarbeit, gegenseitige Unterstützung und enge Bindung von größter Bedeutung. Das Recyclingsystem in der Türkei basiert auf einer erweiterten Verantwortung des Produzenten. Er verpflichtet, das Produkt nach Ablauf seines Lebenszyklus zurückzunehmen. 26 Die Verantwortungskette des Systems ist absteigend vom Verantwortungsgrad wie folgt aufgebaut: • Ministerium für Umwelt und Städtebau • Stadtverwaltungen • Lizenzierte Müllsammlungs- und Sortierungsunternehmen • Autorisierte Einrichtungen • Produzenten • Verkaufsstellen • Verbraucher Abb.2: Verantwortungskette in der türkischen Kreislaufwirtschaft für die Verpackungsabfälle29 5.1. Politische und administrative Akteure Interview mit Hr. Mete Imer (CEVKO) am 12.08.2016 26 29 Darstellung der AHK Türkei, 2016 19
Ministerium für Umwelt und Städtebau (Çevre ve Şehircilik Bakanlığı) www.csb.gov.tr muhammet.ecel@csb.gov.tr atikyonetimi@csb.gov.tr Tel: +90 312 474 03 37 Fax: +90 312 474 03 35 Adresse: Söğütözü Cad. No: 14/E – ANKARA AP: Muhammet Ecel (General Manager für Umweltmanagement) AP: Ahmet Varır (Abteilungsleiter für Abfallmanagement) Metropolverwaltung von Istanbul (İstanbul Büyükşehir Belediyesi) / Abteilung für Abfallmanagement https://atikyonetimi.ibb.gov.tr atikyonetimi@ibb.gov.tr Tel: +90 212 312 68 38 Fax: +90 212 449 50 69 Adresse: İBB Beyoğlu Ek Hizmet Binası Hacıahmet Mahallesi Kurtuluş Deresi Cad. Yeniyol Zarif Sok. No: 22 TR-34440 Kasımpaşa Beyoğlu / ISTANBUL AP: Nusret Safa Şahbatoğlu (Direktor) Vereinigung der Stadtverwaltungen in der Marmara-Region http://marmara.gov.tr/ info@marmara.gov.tr Tel: +90 212 514 10 00 Fax: +90 212 520 85 58 Adresse: Sarıdemir Mah. Ragıp Gümüşpala Cad. No: 10 Eminönü TR-34134 Fatih / ISTANBUL AP: Ahmet Cihat Kahraman (Umwelt-Energie Ingenieur) Stiftung für Umweltschutz und Verwertung von Verpackungsabfällen (ÇEVKO) www.cevko.org.tr// cevko@cevko.org.tr Tel: +90 216428 78 90 Fax: +90 216428 78 95 Adresse: Cenap Şahabettin Sok. No: 94 Koşuyolu TR-34718, Kadıköy/ ISTANBUL AP: Mete İmer (Geschäftsführer) Die türkische Abfallwirtschaft wird von dem Ministerium für Umwelt und Städtebau geregelt. Die Verantwortung des Ministeriums für Umwelt und Städtebau umfasst die Strategieplanung, Umsetzung und Kontrolle der rechtlichen Rahmenbedingungen. Das Ministerium beauftragt die Kommunen, die Abfälle in den jeweiligen Städten zu sammeln. Gemäß der Verordnung zur „Kontrolle der Verpackungsabfälle“ ist jedoch eine Lizenz notwendig, um überhaupt Abfälle sammeln, lagern und entsorgen zu dürfen. Da die Stadtverwaltungen hierfür keine Lizenzinhaber sind, müssen diese Aufgaben outgesourct werden. Daher beauftragen die Kommunen externe Dienstleister, die von dem Ministerium für Umwelt und natürliche 20
Ressourcen zugelassen sind. Es gibt über 450 lizenzierte Unternehmen, die den Stadtverwaltungen diese Dienstleistungen anbieten. 27 Die Auflistung dieser Dienstleister nach Provinzen ist auf der Web-Seite des Ministeriums für Umwelt und Städtebau abrufbar: http://motatkds.cevre.gov.tr/MotatKDS/TasimaLisansAracView.zul Das Ministerium autorisiert einige Einrichtungen, um im Namen der Produzenten die Verpackungsabfällen einzusammeln. Diese autorisierten Einrichtungen müssen aus nicht gewinnorientierten Organisationen bestehen, wie bspw. CEVKO. Für unterschiedliche Abfallsortimente sind auch unterschiedliche Einrichtungen zuständig. Die momentan zugelassenen und damit autorisierten Einrichtungen sind im Folgenden aufgelistet:28 LASDER (Lastik Sanayicileri Derneği), Verband der Reifenhersteller http://www.lasder.org.tr/ TAP (Taşınabilir Pil Üreticileri ve İthalatçıları Derneği), Verband der Batterienhersteller und –importeure http://www.tap.org.tr/ AKÜDER (Akümülatör Üretici ve Geri Kazanım Sanayicileri Derneği), Verband der Hersteller von Akkumulatoren http://www.akuder.org.tr/ TÜMAKÜDER (Tüm Akü İthalatçıları ve Üreticileri Derneği), Verband aller Akkuimporteure und – hersteller) http://www.tumakuder.org/ PETDER (Petrol Sanayi Derneği), Verband der Erdölindustrie http://www.petder.org.tr/ ÇEVKO (Çevre Koruma ve Ambalaj Atıkları Değerlendirme Vakfı İktisadi İşletmesi), Stiftung für Umweltschutz und Verwertung von Verpackungsabfällen http://www.cevko.org.tr/ TÜKÇEV (Tüketici Ve Çevre Eğitim Vakfı İktisadi İşletmesi), Stiftung für Verbraucher und Umweltbildung http://www.tukcev.org.tr/ PAGÇEV (Türk Plastik San. Araşt. Geliştirme ve Eğitim Vakfı Geri Dönüş. İkt. İşt.), Stiftung der Plastikindustrie für Forschung, Entwicklung und Bildung http://www.pagcev.org/ ELDAY (Elektrik ve Elektronik Geri Dönüşüm ve Atık Yönetimi Derneği İkt. İşl.), Verband für Wiederverwertung der elektronischen Geräte und Abfallmanagement https://elday.org/ TÜBİSAD (Bilişim Sanayicileri ve İşadamları Derneği İktisadi İşletmesi), Industriellenverband der türkischen IKT-Industrie http://www.tubisad.org.tr/ AGİD (Aydınlatma Gereçleri İmalatçıları Derneği Ticari İşletmesi), Verband der Hersteller von Beleuchtungsgeräten http://www.agid.org.tr/ AGED (Atık Kâğıt ve Geri Dönüşümcüler Derneği), Verband für Altpapier und Recycling http://www.aged.org.tr/ 27 Ministerium für Umwelt und Städtebau, Lizenzen, 2016 28 Ministerium für Umwelt und Städtebau, autorisierte Einrichtungen, 2016 21
5.2. Relevante Fachzeitschriften Eine alphabetische Auflistung der relevanten Fachzeitschriften, die bei der Öffentlichkeitsarbeit des Projektes unterstützen können, ist wie folgt: Ekoloji Teknik www.ekolojiteknik.com Verlag: ÇEVKOR YayınGrubu Veröffentlichung: monatlich Tel: +90 232 445 99 99 Adresse: Mürselpaşa Bulvarı, 1265 SokakNo: 10/10 Konak-İZMİR Thema: Umwelt und Energie Su ve Çevre Dergisi www.suvecevre.com Verlag: Doğa Sektörel Yayın Grubu Veröffentlichung: monatlich Tel: +90 216 327 80 10 Adresse: Ali Nazım Sokak No:30 Koşuyolu TR-34718 Kadıköy – ISTANBUL Thema: Wassertechnologie und Umwelt Yeni Enerji Dergisi www.yenienerji.info Verlag: Doğa Sektörel Yayın Grubu Veröffentlichung: 6 Mal im Jahr Tel: +90 216 327 80 10 Adresse: Ali Nazım Sokak No:30 Koşuyolu TR-34718 Kadıköy– ISTANBUL Thema: Erneuerbare Energien 5.3. Wichtige sonstige Adressen und Webseiten29 Bezeichnung Internetadresse Anmerkungen Çevre Web: www.cmo.org.tr/ Kammer der Mühendisleri E-Mail: cmo@cmo.org.tr Umweltingenieure Odası Tel.: +90 312 4198071 Fax: +90 312 419 80 74 Adresse: Hatay 2 Sok. 24/17 TR-06650 Çankaya/ANKARA AP: Baran Bozoğlu (Präsident) 29 Recherche der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer, 2016 22
OSTİM Web: http://www.ostimenerjik.com/ OSTIM – Yenilenebilir E-Mail:info@ostimenerjik.com ErneuerbareEnergien- Enerji ve Çevre Tel.: +90 312 385 50 90 (DW: 1413) und Teknolojileri Fax: +90 312 354 58 98 Umwelttechnologien Adresse: 100. Yıl Bulv. No:101/A TR-06370 -Cluster Kümelenmesi Ostim/ANKARA AP: Yaşar Çelik (Vorstand) WWF – Turkey Web: www.wwf.org.tr WWF – Türkei E-Mail: info@wwf.org.tr Tel.: +90 212 528 20 30 Fax: +90 212 528 20 40 Adresse: Büyük Postane Caddesi No: 19 Kat: 5 TR-34420 Bahçekapı-Fatih/ISTANBUL AP: Uğur Bayar (Präsident) Yeşiloji www.yesiloji.com Internetportal im Bereich „Nachhaltigkeit“ Yeşil Ekonomi www.yesilekonomi.com Internetportal für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit Alternatif Enerji www.alternatifenerji.com Internetportal für erneuerbare Energien und Energieeffizienz Tab.1 – Wichtige Webseiten 6. Fazit und Ausblick 6.1. Gegenwärtige Herausforderungen In der Vergangenheit mangelte es im Bereich der Abfallentsorgung an Problembewusstsein und Gefahren wurden ausgeblendet. Das mit dem Wirtschaftsaufschwung der vergangen Jahre verbundene Wohlstandswachstum der Bevölkerung hat aber dazu geführt, dass die Probleme offenkundig wurden und nicht zuletzt Unglücksfälle wie die durch Deponiegas hervorgerufene Explosion in Ümraniye haben zu einem nachhaltigen Bewußtseinswandel geführt. Im Bereich der Abfallsammlung hat es Fortschritte gegeben, was die Effektivität der kommunalen Müllabfuhr angeht. Allerdings hat sich über die Jahre bei der Abfallsammlung eine massive Struktur von Straßensammlern herausgebildet, die in der Schattenwirtschaft agieren. 23
Der rechtliche Rahmen ist weitgehend vorhanden, um eine wirksame Abfallwirtschaft aufzubauen. Die weitere Angleichung an europäisches Recht schreitet voran. Die Probleme und Herausforderungen können zu drei Bereichen zusammengefasst werden: Das Abfallaufkommen ist in den letzten Jahren massiv gestiegen und es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Die Treiber für diese Entwicklung sind im Wesentlichen der gewachsene Wohlstand, eine konsumhungrige Bevölkerung und insgesamt eine wachsende Bevölkerung. Weiterhin trägt auch der Tourismussektor, der sich zurzeit in einer vorübergehenden Rezession befindet, zu einem wachsenden Aufkommen von haushaltsnahem Abfall bei. Das zweite Problemfeld liegt in der administrativen Abwicklung. Die Kommunen stehen vor der Herausforderung, dass die vorhandenen Kapazitäten der Deponien nicht ausreichen und die Deponierung der Abfälle für die Türkei keine nachhaltige Lösung darstellen kann. Andererseits stehen zurzeit keine überzeugenden Alternativen zur Verfügung. Während im Bereich der reinen Müllsammlung sicherlich Fortschritte gemacht wurden, fehlt es an einem überzeugenden System der Mülltrennung (vor der Sammlung), der Müllsortierung (dies findet zurzeit allenfalls in der Schattenwirtschaft statt) und der Müllverwertung. Schließlich muss auch im Bereich der Umsetzung und Finanzierung nach Lösungen gesucht werden. Die Kommunen verfügen nicht über einen ausreichenden Fundus an Eigenkapital für die Aufsetzung von kompletten neuen Abfallwirtschaftssystemen. 6.2. Chancen für deutsche Unternehmen Aufgrund fehlender Erfahrungen bei türkischen Institutionen bzgl. Umsetzungsstrategien zur effizienten Organisation der Abfallwirtschaft sowie einem offensichtlichen Mangel an einer zentralen lösungsorientierten Koordinationsstelle für moderne Abfallwirtschaft, ergeben sich zahlreiche Anknüpfungsaspekte für Kooperationsprojekte mit deutschen Einrichtungen und Unternehmen. Die allgemeine Strategieberatung bzgl. des Aufbaus eines zeitgemäßen landesweit gültigen und umsetzbaren Abfallwirtschaftsystems, der Einsatz von effizienten Managementsystemen, die Konzipierung und der Aufbau von wirtschaftlichen Wiederverwertungszentren sowie der Einsatz von modernster Wiederverwertungstechnik stellen für deutsche Produktanbieter interessante Geschäftschancen dar sowie gleichzeitig eine Verbesserung und Vermeidung von Umweltbelastungen in der Türkei dar. Deutsche Unternehmen verfügen über ein großes Know How in allen Bereichen der Abfallwirtschaft. Hierzu zählt neben technischen Einzellösungen vor allem auch die Kompetenz in integralen Gesamtlösungen. Auf türkischer Seite ist ein Know How Transfer durchaus erwünscht und deutsche Technologien werden sehr geschätzt. Gleichzeitig hat man in der Türkei große Erfahrungen bei der Umsetzungen Private Public Partnership Modellen bei Infrastrukturmodellen, was langfristige Chancen für die Privatwirtschaft bei der Lösung der Probleme bietet. 24
Der Aufbau eines deutsch-türkischen Umweltclusters im partnerschaftlichen Sinne birgt daher eine große Chance für deutsche Unternehmen in dem sich im Aufbau befindenden türkischen Umweltmarkt vielversprechend zu positionieren. Hierfür sollten zunächst kommunale sowie privatwirtschaftliche Experten aus Deutschland und der Türkei ein in der Türkei umzusetzendes Projekt definieren und im Zuge der Anbahnung und Umsetzung dieses Projektes das Kernteam des Umweltclusters aufbauen. Dieses Projekt kann dann als Vorbild für weitere Projekte in der Türkei dienen und den Grundstein für ein nachhaltiges Umweltcluster legen Angestrebt werden realistische, praktikable Lösungen. Gute Lieferchancen bieten sich deutschen Anbietern von Ausrüstungen und Technologien u.a. in den folgenden Bereichen: - moderne Müllcontainer und –tonnen - moderne Müllabfuhrfahrzeuge - Recyclinghöfe sowie die Einführung von Chipsystemen - Abfallaufbereitung und –sortierung von Haushaltsabfällen - Lösungen für die thermische Abfallverwertung - Moderne Technologielösungen im Bereich der integrierten Müllanlagen - Dienstleister im Bereich der Projektplanung, Abfallberatung und -management 6.3. SWOT-Analyse Parallel zum Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sind die Abfallmengen in der Türkei auch stetig angestiegen. Mit den sich rasch verändernden Lebens- und Konsumgewohnheiten der Verbraucher fallen immer mehr Verpackungsabfälle an. Ein steigendes Umweltbewusstsein der Kommunen und der türkischen Bevölkerung und die neuen gesetzlichen Bestimmungen, die im Rahmen der EU-Integration in Kraft getreten sind, fördern die Abfall- und Recyclingwirtschaft in der Türkei. Trotz des Bestehens der rechtlichen Grundlage gab es bislang Schwierigkeiten und Probleme bei den Kontrollen und der Umsetzung dieser gesetzlichen Bestimmungen. Die Kontrollen sind aufgrund der unzureichenden Personalkapazität in dem Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen lückenhaft. Daher konnten einige Bestimmungen in der Realität noch nicht umgesetzt werden. Allerdings wurde diese Problematik von der Regierung auch anerkannt und das Umweltministerium bemüht sich darum, diese Problematik durch die vermehrten Kontrollen zu überwinden. 25
Des Weiteren wurde mit dem Novellierungsgesetz für Erneuerbare Energien der Einspeisetarif für Bioenergie inkl. Deponiegas auf 13,3 US-Cent angehoben und ein Vergütungszeitraum von zehn Jahren festgelegt. Dabei ist der Einspeisetarif im Vergleich zu EU-Staaten gering, er zählt aber zu den höchsten in der Türkei. Dies führt zu einem steigenden Interesse der Investoren an integrierten Abfallanlagen. Ausländische Unternehmen dürfen an Vergabeverfahren teilnehmen, ohne eine Niederlassung oder eine sonstige Repräsentanz in der Türkei gründen zu müssen. Jedoch kann bei staatlichen Ausschreibungen lokalen Anbietern ein Preisvorteil von bis zu 15% der Projektkosten gewährt werden, welcher ausländischen Unternehmen nicht zur Verfügung gestellt wird. Entsprechend können außerdem lokale Unternehmen Angebote einreichen, deren Kosten bis zu 15% über den Angeboten von ausländischen Bietern liegen. 30 AN dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass Firmen mit ausländischem Kapital, deren Gründung nach türkischem Recht erfolgte, als inländische Firmen behandelt werden. Insbesondere zu beachten ist außerdem, dass sowohl die langwierige Bürokratie als auch innen- und außenpolitische Konflikte stellen ein gewisses Risiko für deutsche Unternehmen darstellen. Insgesamt befindet sich der türkische Abfallmarkt noch in der Aufbauphase mit guten Entwicklungstendenzen. Diese Situation bietet Investoren große Chancen für eine frühzeitige Marktpositionierung. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen, die Risiken da bislang noch Lücken in den erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen vorhanden sind. Zuletzt sollte darauf hingewiesen werden, dass Finanzierungsfragen bei Umweltprojekten in der Türkei üblicherweise durch die Investoren selbst gelöst werden müssen. Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) • Interaktive rechtliche Rahmenbedingungen • Bislang mangelnde staatliche Förderung und Wille der EU-Integration • Mangelnde Finanzierungsmodelle • Vermehrte staatliche Kontrolle • Mangelnde Normen und Standards • Steigendes Bewusstsein von Kommunen und • Langsamer Entscheidungsmechanismus Bevölkerung • Wahrnehmung von als • Steigendes Interesse an den integrierten Abfallmanagement Abfallanlagen Sozialverantwortungsprojekt • Unzureichende Marktkontrolle • Lücken in der Informationsgrundlage • Schwarzmarkt / Straßensammler Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) 30 Amtsblatt, http://www.resmigazete.gov.tr/eskiler/2005/07/20050725-3.htm 26
• Markt befindet sich noch in der Aufbauphase • Empfindlichkeit an den Wirtschaftskrisen und bietet daher noch relativ viel Potential • Langwierige Bürokratie • Generell großes Recyclingpotential; mehr als • Falsche Technologieauswahl die Hälfte der Abfälle sind wiederverwertbar • Erhöhte Hindernisse bei öffentlichen • Positive Aussichten für die zukünftige Ausschreibungen durch die Bevorzugung Umweltpolitik der Regierung heimischer Bieter • Veränderte Lebens- und • Politische Turbulenzen Konsumgewohnheiten • Unruhen in Nachbarländern Tab.2 – SWOT-Analyse Türkei für die Abfallwirtschaft 7. Deutsch-Türkischer Workshop „Nachhaltige Abfall- und Recyclingwirtschaft in der Türkei“ Die Türkei steht vor der akuten Herausforderung, nachhaltige Abfallkonzepte insbesondere in den wachsenden Ballungszentren entwickeln und umsetzen zu müssen. Dabei fehlt es nicht an dem Problembewusstsein der kommunalen Verwaltungen oder an organisatorischer Kompetenz. Dennoch sieht man seit Jahren wenig Erfolg, wenn es um die praktische Umsetzung von Alternativkonzepten zu der heute vorherrschenden Deponierung geht. Auch wenn der Bedarf und verschiedene Lösungskonzepte seit Jahren analysiert und besprochen werden, scheint es an einem Commitment für ein konkretes Leuchtturmprojekt zu fehlen. Ziel des Workshops ist daher, die verschiedenen Stakeholder von türkischer Seite sowie Experten von deutscher Seite zusammenzubringen, um den institutionellen Rahmen für den Aufbau eines deutsch-türkischen Umweltclusters zu schaffen. Der Rahmen eines Gruppenworkshops ist dabei bewusst gewählt, da die verschiedenen Entscheider sich als Gruppe austauschen sollen und gemeinsam an einer Problemlösung arbeiten sollen. Bisher fehlt es an solchen Plattformen und ein Austausch, findet in bilateralen Gesprächen statt, was dazu führt, dass es an einem gemeinsamen Commitment fehlt. Thematisch diskutiert die AHK, sich in dem Workshop dem Thema der Abfallvermeidung anzunehmen, weil hier Konzepte beispielsweise im Bereich der Verbrauchsreduzierung von Einweg-Plastiktüten denkbar sind, die nicht kapitalintensiv sind und zu konkret messbaren Erfolgen führen können. Darauf aufbauend, können dann aus dem Cluster heraus weitere Themen für die Abfallverwertung angegangen werden. 27
Dabei ist darauf hinzuweisen, dass es von essentieller Wichtigkeit ist, dass das Thema von türkischer Seite angenommen, bzw. vorgeschlagen wird. Um das wichtige Commitment der türkischen Behörden zu bekommen wird Wert darauf gelegt, dass die zu behandelnden Themenfelder von allen Stakeholdern aus Eigenantrieb angenommen werden. Wenn auch bis jetzt in den Gesprächen durchaus keine negative Haltung deutlich wurde, muss betont werden, dass sich in den finalen Abstimmungen mit allen Stakeholdern hier auch noch kurzfristig thematisch eine Änderung ergeben kann. Für den Erfolg des Projektes ist es wichtig, dass die türkischen Partner sich als treibende und gestaltende Kraft sehen und der Eindruck vermieden wird, dass Themen von außen vorgegeben werden. Der Ablauf des Workshops ist so geplant, dass ein Moderator der AHK die Ablaufleitung übernimmt und nach einleitenden Kurzvorträgen die Gesprächsführung und Einbindung aller Teilnehmer übernimmt. Der Workshop wird als Ganztagesveranstaltung konzipiert und in zwei Gruppen unterteilt. Um eine ergebnisorientierte Arbeit zu gewährleisten wird die Teilnehmerzahl auf 30 Teilnehmer pro Gruppe beschränkt. Am Ende werden im Plenum die erarbeiteten konkreten Ergebnisse und nächste Schritte vorgestellt. Quellenverzeichnis AHK Türkei, 2016 Amtsblatt, http://www.resmigazete.gov.tr/eskiler/2005/07/20050725-3.htm, abgerufen am 20.11.2015 Auswärtiges Amt, Türkei, 2015, , http://www.auswaertiges- amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Tuerkei/Bilateral_node.html, abgerufen am 10.05.2016 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2012, https://www.iconinstitute.de/publications/Finanzierungsstudie%20EE%20Tuerkei%20ICON%202012.pdf, abgerufen am 28.05.2016 Darstellung der AHK Türkei, 2016 Handelskammer Izmir (IZTO), 2014, http://www.izto.org.tr/portals/0/argebulten/gerid%C3%B6n%C3%BC%C5%9F%C3%BCmsekt%C3%B6r% C3%BC_ahmetyetim.pdf, abgerufen am 04.07.2016 Interview mit Herr Mete Imer, CEVKO, am 12.08.2016 Interview mit Herr Mete İmer (CEVKO), am 12.08.2016 und Interview mit Hr. Ahmet Cihat Kahraman (Vereinigung der Stadtverwaltungen in der Marmara-Region), am 16.08.2016 28
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