Vorhang auf für die Kultur - Evangelisch-reformierte ...
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magnet Post CH AG Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau September 2021 Nr.7 108.Jahrgang ute AR p ro -T h e ater in Re Im 21 9 . S e p tember 20 Vorhang auf für die Kultur am 2 Seite 17 mehr auf
Biblische Betrachtung Der kostbare Teil unserer Kultur Angenommen: Ein paar Menschen landen auf einer waren nicht besser als unsere. Kulturpessimismus einsamen Insel, wo noch nie Menschen gelebt haben. nennt man dieses Phänomen: «Dann ist wohl leicht zu Sie werden zunächst die Insel durchstreifen und entscheiden, dass die Damaligen tausendmal glückseli- überlegen, was zu tun ist, damit sie überleben: eine ger dran waren als die Jetzigen», schreibt Platon! Quelle finden, Früchte und Holz sammeln, Feuer ma- Ich möchte dieses negative Weltbild nicht teilen. chen, fischen, Werkzeuge bauen, Hütten errichten … Weil ich im Rückblick und beim Studium alter Kulturen aber wie fängt Mann Fische und holt Frau Wasser? erkenne, dass alles immer der Veränderung unterwor- Wie leben sie zusammen? Was machen sie, wenn es fen war und ist. Vor zwei Jahren stand ich mitten in Streit gibt? den Ruinen der antiken Stadt Persepolis und bestaunte überwältigt die herrlichen alten Reliefs: 500 v. Chr. an- Das alles sind Fragen des Zusammenlebens, oder eben gefertigt, 200 v. Chr. zerstört, heute noch sichtbar. Oder der Kultur des Zusammenlebens. Dazu gehören neben ich steh in der St. Galler Altstadt und sehe die Orte, an den Regeln im Alltag auch die Sprache, die Religion denen meine Vorfahren gewirkt haben. Kleine Spuren und die Wirtschaft, der Umgang mit der Natur, mit der sind noch erhalten, und viele Geschichten, die wir uns Musik, der Literatur, der Kunst, den Traditionen und immer wieder erzählen. Geschichten von Liebe und der Bräuche. Das alles gehört zur Kultur. Dahinein wer- Schmerz, Misserfolg und Glanz, Aufbau und Abbruch. den wir geboren und gestalten sie mit. Kommen und Gehen. Unser persönliches Leben, unsere Biografie, ist hin- eingewoben in die jeweilige Zeit. Wir sind geprägt von der Kultur, die unsere Kindheit ausmacht, kohorten- spezifisch sagt die Soziologie. Wir laufen Gefahr diese Die alt- Zeiten zu vergolden, weil es so anstrengend ist, sich persische immer wieder mit den neuen Gegebenheiten ausein- Residenzstadt anderzusetzen. Persepolis In der Landwirtschaft und in der Biologie spricht im heutigen Iran – man auch von Kultur, und meint damit das, was man 500 v. Chr. hegt und pflegt, anbaut oder sät. Der Landwirt muss erbaut, jedes Jahr neu ansäen. Er kann von seiner Erfahrung 200 v. Chr. profitieren oder den Erzählungen seiner Vorfahren ver- zerstört. trauen, «alles prüfen, das Gute behalten». Ich bin als Quelle: Sina Moradbakhti, Christ darauf angewiesen im Austausch mit andern zu unsplash.com stehen, zuzuhören, zu fragen, zu staunen, abzuwägen, ohne zu (ver)urteilen oder gar auszugrenzen. In Liebe. «Das Abendland geht unter … », so hört und liest Mann Das ist der kostbare Teil unserer Kultur. Alle anderen und Frau ab und zu, wenn Veränderungen anstehen Versuche sind zum Scheitern verurteilt. oder neue Moden oder Lebensformen Einzug halten. Klaus Stahlberger, Pfarrer in Walzenhausen Das sind grosse Worte, meist aus Angst vor Verände- rung geäussert, aus Mutlosigkeit oder Bequemlichkeit. «Das haben wir noch nie so gemacht» ist das Argument Randnotiz aller, die zu faul zum Denken sind. Interessant scheint Einer der Privatdozenten für Kunstgeschichte des Mittelalters mir die Tatsache, dass sich diese Diskussionen in jeder an der Uni Basel pflegt in der ersten Vorlesung die neuen Stu- Generation wiederholen. denten und Studentinnen zu fragen: «Wer von Ihnen hat die Beim Bau der ersten Eisenbahnstrecken wehrten Bibel schon einmal ganz gelesen, von vorne bis hinten?» sich die Landwirte dagegen, aus Furcht, die fauchen- den Lokomotiven würden die Kühe auf der Weide zu Meistens betretenes Schweigen. Tode erschrecken. So war es auch nach der Erfindung «Dann kommen Sie bitte in einem halben Jahr wieder zur nächs- der Elektrizität, der Einführung des Frauenstimm- ten Einführungsvorlesung, und lesen Sie bis dann die Bibel. Wie rechts, des Internets und jetzt wieder bei der Diskus- wollen Sie profanen und sakrale Gebäude und ihren Schmuck sion über die «Ehe für alle»! verstehen, wenn Sie die Bibel nicht gelesen haben?» Kultur ist stets im Wandel. Und es ist die grosse He- rausforderung, sich in diesem Wandel zurecht zu fin- Meistens gibt’s von hektischer Unruhe bis zu kleinen Tumulten den. Der Versuch die «guten alten Zeiten» zu retten, alle möglichen Reaktionen. muss als Illusion scheitern, denn die damaligen Zeiten MAGNET Nr.7/2021 2
Editorial Impressum Liebe Leserin, Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- lieber Leser gemeinden beider Appenzell (erscheint monatlich) Kürzlich, beim Schauen einer Dokumentation zum Thema Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch- Transgender, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Da reformierten Landeskirche berichteten Menschen verschiedenen Alters von ihren Sorgen beider Appenzell und Nöten, von ihrem Alltag mit einem nicht eindeutigen Redaktionskommission Judith Husistein, Stein (jh); Geschlecht. Obwohl so geboren, ist es für sie ein langer und Isabelle Kürsteiner, Walzenhau- schwieriger Prozess, sich so zu akzeptieren. Dass unsere Welt Karin Steffen, Redaktorin sen (iks); Jonathan Németh, St.Gallen (jn); Annette Spitzen- Menschen klar als weiblich oder männlich definiert, macht die- berg, Reute-Oberegg (as); sen Prozess nicht einfacher. Transgendermenschen fühlen sich Lars Syring, Präs., Bühler (sy) auch mit der Ansprache in diesem Editorial nicht mitgemeint. Redaktion Karin Steffen (ks) Was spräche also dagegen, wenn an dieser Stelle die Anrede Oberer Rickenbach 3 lauten würde «Liebe Leser:innen»? Gut möglich, dass diese 9411 Schachen b. Reute Tel. 071 891 64 14 Anschrift Sie verwirrt und Sie nicht genau wissen, was damit magnet@ref-arai.ch gemeint ist. Oder aber Sie ärgern sich, dass die Suche nach der Magnet-Download www.ref-arai.ch korrekten, inklusiven Schreibweise nun auch Einzug ins Kir- Produktion chenblatt hält. Doch vielleicht gehören Sie genau zu den Men- Appenzeller Druckerei AG, schen, die sich bei dieser Anrede zum ersten Mal mitgemeint 9100 Herisau Adressänderungen melden und angesprochen fühlen. Und das würde mich freuen. Oder Sie bitte direkt der örtlichen sind Sie anderer Meinung? Schreiben Sie uns! Kirchgemeinde Unter dem Arbeitstitel «Was fehlt, wenn die Kultur fehlt» WEMF Beglaubigte Auflage 3300 wollte die Redaktionskommission die fehlenden kulturellen Magnet online Anlässe bzw. die fehlende Arbeit für Kulturschaffende während www.magnet.jetzt www.ref-arai.ch der Pandemie beleuchten. «Kultur ist immer, die kann gar nicht fehlen», beschied mir mein jugendlicher Sohn in der Diskussion um mögliche Inhalte des Hefts. Und da hat er natürlich recht. Alles, was die Menschen je geschaffen haben, ist Kultur, berich- tet denn auch die Performancekünstlerin Isabel Rohner auf Seite 4. Und somit ist auch Kultur, wie wir miteinander um- gehen, kommunizieren. Unbestritten ist, Kultur, wie auch Sprache, sind nicht statisch, sondern in ständigem Wandel. Ich bin gespannt, wie diese Entwicklung in der nahen Zukunft weitergehen wird. Mit diesem Heft durfte ich die Redaktion von Heinz Mauch- Züger übernehmen. Herzlichen Dank, Heinz, für die unkompli- zierte Übergabe und deine Geduld bei der Beantwortung meiner unzähligen Fragen. Ich freue mich sehr, zusammen mit unserem tollen Magnet-Team, spannende Hefte für Sie alle zu produzieren. Herzlich, Ihre Titelbild: Vorhang auf für die Kultur Bild: Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.7/2021
Thema Was fehlt, wenn Kultur fehlt Die radikalste Antwort auf diese Frage ist wohl, dass und Relevanz erlangen, braucht es einen grossen, le- der Mensch fehlt, wenn es auf dieser Erde keine Kul- bendigen kulturellen Kosmos, einen dichten Humus tur mehr gibt. Anders herum formuliert wird es Kul- von Kulturschaffen. tur geben, solange es Menschen gibt, denn alles was Mit dem Wegfall der Ausstellungs- und Auftrittsmög- Menschen je geschaffen haben, ist Teil der Kultur. lichkeiten fielen nicht nur die geschützten Freiräume weg, in welchen experimentiert, gefragt und vor allem Es mag auf dieser Erde wohl andere Lebensformen mit hinterfragt werden konnte. Es verschärfte sich auch für Kultur geben. Für den Fall seines Aussterbens sind viele Kulturschaffende die schon vor der Corona-Krise diese jedoch für den Menschen irrelevant. So dass das, prekäre finanzielle Lage. Eine Studie von Suisseculture was wir im weitesten Sinne des Wortes unter Kultur Sociale kommt zum Schluss, dass mehr als die Hälfte verstehen, erst mit dem Auslöschen des Menschen ver- aller Kulturschaffenden in der Schweiz 40 000 Fran- schwinden würde. ken oder weniger pro Jahr verdienen und dass die so- In einer enger gefassten Definition von Kultur sind damit vor allem die «schönen Künste» gemeint. Diese gehören zur Essenz unserer Gesellschaft und lassen So lange wir noch mitten in der sich nicht isolieren oder digitalisieren. Am 12. März 2020 rief die WHO die Pandemie aus, was zu tiefgrei- Krise stecken, sollten wir anders Labiles Gleichgewicht, fenden Veränderungen in diversen Bereichen des Le- bens und Zusammenlebens führte, mit den Corona- Denkende nicht verurteilen. Performance Lockdowns unter anderem zur Schliessung von Aus- von Isabel stellungsräumen, Dancefloors, Theater- und Konzert- ziale Absicherung der Kulturschaffenden im Pensions- Rohner. Quelle: Nina bühnen sowie Kinosälen. Chöre durften nicht mehr alter und bei Erwerbsausfall mangelhaft ist. Mit dem Mann singen, Menschen sich nicht mehr treffen. Wissen um die schon vor der Pandemie schwierige fi- nanzielle Situation vieler Kulturschaffenden fand der Kanton Zürich, später gefolgt von Basel, einen gesamt- gesellschaftlich interessanten und zukunftsweisenden Ansatz zur Unterstützung von hauptberuflich und selb- ständig erwerbend künstlerisch Tätigen. Diese beka- men für einige Monate ein fixes monatliches Ersatzein- kommen, einem «bedingungslosen Grundeinkommen» nicht unähnlich, da es für einmal nicht um Qualitäts- ansprüche und ausweisbare Erfolge ging, sondern be- wusst um den Erhalt der kulturellen Vielfalt, um eine lebendige und brodelnde Kulturlandschaft. In Schweizer Städten gibt es eine Fülle von grossar- tigen kulturellen Einrichtungen und auch auf dem Land sind Kulturperlen auszumachen. Diese Orte der Kultur sind wesentlich für unsere Gemeinschaft, denn Kultur schafft Orte des Austausches und der Förderung der Gemeinschaft, Orte des Lernens, Orte der Refle- xion und der Sinnstiftung, Denkräume, Möglichkeits- träume. Dadurch ist Kultur ein Grundpfeiler für Inno- vation und Weiterentwicklung der Gesellschaft. Dass Menschen zusammenkommen, zusammen etwas an- hören, anschauen und reflektieren, gemeinsam an et- was teilnehmen und erschaffen, gehört zum Wesen der Für die Kunstschaffenden bedeutete der Wegfall all die- Kultur und dadurch auch des Menschseins. Während ser Orte der Kunst und Kultur nicht nur mangelnde der Pandemie war dies zeitweise nicht mehr möglich. Sichtbarkeit der eigenen Arbeit, sondern auch eine ge- Es gab viele Versuche, pandemietaugliche digitale For- wisse Isolation, denn die Kulturszene lebt vom Aus- mate für die Kunst zu finden, darunter auch sehr span- tausch und der gegenseitigen Inspiration, Befruchtung nende Experimente. Abgefilmte und gestreamte Thea- und Stärkung. Damit einzelne erfolgreiche Namen terstücke oder Konzerte geben wohl einen Eindruck wachsen können, die eine gesteigerte Aufmerksamkeit des Geschehens wieder, kommen aber nie an eine MAGNET Nr.7/2021 4
Thema Isabel Rohner, Performance-Künstlerin, Mohren (Reute) In der Schwebe, Performance von Isabel Rohner. Quelle: Uli Schläpfer Live-Vorführung heran. Die archaische Form des Zu- nen wie Abbruch der Beziehungen und gesellschaftli- sammenkommens und gemeinsam an einer Handlung chem Ausschluss möglich ist. Je nachdem, welche Er- Teilnehmens, hat eine Kraft, die sich nicht in den digi- fahrung man selbst und in seinem nächsten Umfeld mit talen Raum transformieren lässt. So hat ein Theater- Krankheit, Leid und Tod im Zusammenhang mit Covid oder Konzertbesuch seine ganz eigene, ihm innewoh- machen musste, wie stark man durch die Covid-Ein- nende Poesie: Von unterschiedlichsten Orten her strö- schränkungen finanziell in seiner Existenz bedroht ist men Menschen, die sich meist nicht kennen, durch die und welche Medien und Stimmen man verfolgt, ergibt Stadt, nehmen einen Weg auf sich, um zu einer be- sich eine unterschiedliche Wahrnehmung der Covid- stimmten Zeit an diesen bestimmten Ort des Gesche- Situation. Mit diesen Unsicherheiten des «Nicht sicher hens zu gelangen und dort gemeinsam an einer Vorfüh- Wissens» müssen wir wahrscheinlich leben lernen, rung teilzunehmen. Und diese kommt wiederum nur denn erst wenn das Virus und vor allem die Wechsel- zustande, weil andere Menschen über mehrere Wo- wirkung zwischen Virus und menschlichem Handeln – chen oder Monate all ihre Energien für diesen speziel- unseren Corona-Massnahmen – genügend erforscht len Anlass gebündelt haben. sind, werden wir uns aus einer zeitlichen Distanz her- aus eine Wahrheit kreieren können. So lange wir noch mitten in der Krise stecken, soll- Kultur ist für das ten wir anders Denkende nicht verurteilen, sondern Menschsein essenziell. uns daran erinnern, dass Gespräche uns ermöglichen, mit unserem Gegenüber in Austausch zu treten und eigene Gedanken und Erfahrungen mit denen anderer Andere Formate, die bewusst für die Kamera oder Menschen zu vergleichen, zu revidieren oder in an- den digitalen Raum konzipiert und produziert wurden, dere Bahnen zu lenken. Und oft entstehen neue Er- funktionierten besser und ermöglichten einem grösse- kenntnisse und Gedanken erst im Gespräch und im ren Publikum Teilnahme an Anlässen. Deswegen von Zusammenfluss unterschiedlichster Meinungen und Demokratisierung der Kunst zu sprechen, scheint mir Ansichten. Und als eine Art des Dialogs können auch dennoch voreilig. die «schönen Künste», die Kultur als Ort des Austau- Während des Ausnahmezustands der Coronazeit sches und der Förderung von Gemeinschaft, als Ort der fanden auch starke Veränderungen in unserer Ge- Reflexion und der Sinnstiftung wichtige Denkräume sprächskultur statt. Viele Menschen mussten die Erfah- eröffnen. Doch dazu müssen wir Kultur auch in Krisen- rung machen, dass ein Gespräch über das Thema Covid zeiten pflegen, leben und leben lassen. Kultur ist für nicht ohne Streit, Gehässigkeiten, bis hin zu Sanktio- das Menschsein essenziell. 5 MAGNET Nr.7/2021
Thema Eine Geschichte in Bildern erzählen Geschichten erzählen, das ist seine Leidenschaft; ob Deshalb musste ich diesen Teil des Handwerks zuerst in einem oder in mehreren Bildern, das sei dahin- lernen.» Németh ist überzeugt, dass die Macht der Bil- gestellt. Um die ganze Vielfalt dieses Genres leben der gross ist, weshalb er aufpassen müsse, was er zeige. zu können, hat sich unser Magnet-Illustrator Jona- Da gäbe es auch Ideen, die er nicht veröffentliche. than Németh in der Pandemie selbständig gemacht. Kultur prägt Alltag «Ich zeichne, seit ich laufen kann und ich habe viele «Durch die Masse der Bilder – jeder kann mit seinem Ideen, bin vielseitig. Das sind sicher meine Stärken. Handy Bilder in grossen Mengen herstellen und zur Immer Gleiches zu machen, langweilt mich», erklärt Selbstdarstellung auf die sozialen Medien stellen – prä- der St. Galler, der seit einigen Jahren auch den Magnet gen sie in grossem Umfang unseren Alltag. Durch diese mit seinen Zeichnungen intensiviert. «Das Geschich- Flut haben sie nach meiner Meinung etwas von ihrer ten erzählen in einem Bild oder in mehreren Bildern, Magie verloren. Es ist fast nicht mehr möglich, Neues das ist mein Antrieb. Schlussendlich ist es die Idee. In zu erfinden. Alles gab es schon. Kunst wird heute nur welcher Technik ich sie ausführe – ob gemalt oder ge- noch zitiert. Wir leben deshalb in einer speziellen Zeit zeichnet – ist schlussendlich weniger wichtig. Die und ich weiss nicht, wo das hinführt», ergänzt Németh. Wahl der Technik ist meine ganz persönliche Spiel- wiese. Ich mache, was ich gerade Lust habe.» Reduktion aufs Wesentliche Gerade infolge dieser Bilderflut ist es Jonathan Németh Rückhalt durch die Frau wichtig, seine Zeichnungen auf das Wesentliche zu re- Als zweifacher Vater entschied sich Jonathan Németh duzieren. Klare, einfache, flächige Linien sind sein Zei- in der Pandemie, seinen Teilzeitjob als Zeichenlehrer chen. Alles Unwichtige lässt er weg. Ausserdem ist er an den Nagel zu hängen und ganz auf «jonathan-zeich- Mitinitiator von «Drink & Draw St. Gallen». Hier trifft net» zu setzen. Besser könnte es der Titel seiner Home- sich ein buntgemischtes Völklein in der Militärkantine page nicht ausdrücken. «Ich habe lange im Leben ge- zum Zeichnen. Vom Schüler über die Studentin bis braucht, bis ich sicher war, dass ich für meine Zeich- zum pensionierten Architekten sind Zeichnenbegeis- nungen auch einen Preis verlangen kann. Ein weiterer terte jeden Alters und jeder Profession anzutreffen. Schritt war dann die Selbständigkeit.» Da habe seine «Während der Pandemie ist es etwas eingeschlafen, Frau den entscheidenden Ausschlag gegeben. Zum ei- aber nun starten wir erneut durch», erklärt Jonathan nen arbeitet sie und so hat die Familie ein gesichertes Németh begeistert. Und am Magnet, was fasziniert ihn Einkommen und zum anderen bestärkte ihn seine Part- da? «Die Carte blanche!». nerin stets in seiner Arbeit. Isabelle Kürsteiner Krisen sind Chancen Da kam die Pandemie für ihn gerade zum richtigen Zeitpunkt. «Ich hatte mehrere Jobs gleichzeitig. Und eine Krisensituation ist immer eine Chance, hinzu- schauen. Das tat ich und stellte fest, dass eine solche Situation auf Zeit unbefriedigend ist. Auch durch den Rückhalt meiner Frau entschied ich mich nicht wie sonst zu ‹safety first›, sondern fürs Zeichnen. Nun ar- beite ich als Auftragsillustrator, mein Talent ist eine Dienstleistung. Natürlich mache ich daneben auch ei- gene Sachen.» Sagts und zieht aus einer Schublade ein Kinderbilderbuch. Mehr sei dazu nicht verraten. Kunst kann man lernen Der Ehemann und Familienvater ist überzeugt: «Kunst Jonathan kann man lernen.» Es gibt Tipps und Tricks, die man Németh – Selbstbildnis kennen muss. «Auch ich habe das gelernt, sodass die 2021. Betrachtenden meine Geschichten ‹lesen› können. An- Quelle: Jonathan fangs wurden meine Bilder nicht immer verstanden. Németh MAGNET Nr.7/2021 6
Thema Gestickte Bilder, die kontemplative Kunst von Hella Sturzenegger «Ich sticke, weil ich langsam denke, sehe und höre», ihr riet, einen kaufmännischen Beruf zu erlernen. Sie sagt Hella Sturzenegger von sich selbst. Ein Kontrast folgt einer uralten Kunst in Frauenhand, Ausgrabun- zur heutigen Zeit, in der alles schnell gehen muss und gen belegen sie seit 3 000 Jahre v. Chr. Es ist eine aus- die Langsamkeit in unserer Gesellschaft ein Nischen- sterbende Kunst, Bilder werden heute kaum mehr dasein führt. Kein Wunder, hat sich für sie in der Co- gestickt (gewoben eher) und im Zeitalter der Digitali- ronazeit nichts geändert, denn ihr Lebensstil ent- sierung verlagert sich die Bildkunst ins Virtuelle. In sprach bereits vorher dem durch die Pandemie ge- Kalabrien, wohin sie Anfang der 60er Jahre zog, grün- forderten Stillstand. dete sie eine Stickschule für Mädchen, förderte ihre Als ich im Zeughaus Teufen vor den Bildern von Hella Sturzenegger stand, hat mich deren Ausstrahlung ge- Bilder zu sticken ist packt und nicht mehr losgelassen. Und als ich sah, dass die im Jahr 1936 geborene Frau in Reute AR beheima- ihre Berufung. tet ist (wenn auch nie da gewesen), vertiefte dies mein Interesse. künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten und gab ihnen die Möglichkeit zu einem Zusatzverdienst. 1974 zog Aussterbende Kunst sie zurück in ihre Geburtsstadt Zürich, wo sie bis Bilder zu sticken ist ihre Berufung, die sie schon als heute lebt. «Ihre Wohnung gleicht einer Klause, die Kind erkannte und durchzusetzen wusste, obwohl Werkstatt einer schlichten, klösterlichen Zelle», ihre alleinerziehende Mutter kein Geld hatte und man schreibt F. Röttger. Ein Kunstwerk entsteht: Die Künstlerin Hella Sturzen- egger bei der Arbeit. Quelle: zVg 7 MAGNET Nr.7/2021
Thema Prophetische Kunst Ihre Kunst hat etwas Zeitloses Grossformatige Werke wurden oft in Gemeinschaft ausgeführt, auch ihre Arbeiten für die Kirche, die und gleichzeitig Prophetisches. grossformatigen Teppiche für die Pauluskirche Zürich und das Werk Maria Magdalena für Zürich-Wipkingen. Flüchtlingsboote von heute in 1 000 Jahren im Meer In der Regel aber fertigt sie keine Auftragswerke, son- aufgefunden werden. Immer wieder fliehen ganze Völ- dern lässt sich inspirieren von Begegnungen, Erfahrun- ker in der Hoffnung, einen besseren Ort zu finden. Die gen und Eindrücken. Flüchtlinge bringen dabei ihre bunten Geschichten mit. Ihre Kunst hat etwas Zeitloses und gleichzeitig Pro- Alle diese Farben vereinigen sich zum Schwarz», phetisches. Wenn ich an das Bild «bruciato» (ver- schreibt die Künstlerin. brannt) denke aus Kalabrien, ich sah die darin verwo- benen verkohlten Äste, die versteinerten Seeigel, das Kunst aus der Stille geboren verbrannte Schwarz der Bildmitte und sehe aktuell die Wiewohl sie mit der Institution Kirche nicht nur gute Nachrichten der brennenden Wälder im Süden. Und Erfahrungen machte, erlebe ich ihre Kunst als eine Spi- als ich vor dem Bild «Mare Nostrum» stand, stockte rituelle. Sie ist aus der Stille geboren und führt uns als mir ein Moment lang der Atem. Was da im Meer Betrachtende dazu, in Resonanz zu gehen mit dem schwebte, waren Menschen. «Im letzten Jahrhundert Kunstwerk und uns dadurch inspirieren oder befragen führten Deutsche und Amerikaner ihre Kriege im Mit- zu lassen. telmeer. Sie versenkten Schiffe, Kunstwerke, Waffen Annette Spitzenberg und Menschen. Kaum zu denken, dass die maroden Das gestickte Bild Burciato entstand 1993. Quelle: zVg MAGNET Nr.7/2021 8
Thema Was tust du eigentlich? Befasst sich das Amt für Kultur mit der Vergangen- heit oder entwickelt es vielmehr Neues? Diese Fra- Biografie: lic.phil. Ursula Steinhauser ist 36 Jahre gen werden mir als Leiterin des Amts für Kultur von alt und studierte an der Universität. Später absol- Appenzell Ausserrhoden häufig gestellt. Organisato- vierte sie ein Nachdiplomstudium an der Zürcher risch gehört das Amt für Kultur dem Departement Hochschule für angewandte Wissenschaften in für Bildung und Kultur an und führt mit der Denkmal- Kommunikation, Management und Leadership. pflege und der Kantonsbibliothek zwei eigene Abtei- Nach langjähriger Tätigkeit als Kulturvermittlerin lungen, die sich vor allem mit der Pflege des kultu- in verschiedenen Museen und als freiberufliche rellen Erbes befassen. Zudem ist es für die kantonale Archäologin leitete sie ab 2015 bis 2020 das See- Kulturförderung zuständig und leistet dazu Beiträge museum Kreuzlingen. Seit Juli 2020 steht sie dem aus dem Kulturfonds. Allen drei Bereichen ist ge- Amt für Kultur des Kantons Appenzell Ausser- meinsam, dass die Kulturvermittlung ein wichtiger rhoden vor. Teil ihrer Aufgabe ist. Appenzell Ausserrhoden ist einerseits durch sein be- Dialog, Vernetzung und Kontinuität sind die Grundlage deutendes kulturelles Erbe und die Volkskultur und für sämtliche meiner Tätigkeiten. «Kultur» ist ein le- andererseits durch Innovation und zeitgenössische bendiger Organismus, der ständig neu ausgehandelt Kunstformen geprägt. Aus diesem Spannungsfeld ent- werden muss. Essentiell dafür ist die Sicherung der stehen besonders im Bereich von künstlerischen Pro- kulturellen Infrastruktur und des kulturellen Erbes so- duktionen und der Baukultur auch neue Formen, die wie das Ermöglichen von barrierefreier kultureller Teil- weit über die Kantonsgrenzen ausstrahlen. Aktuellstes habe. Konkret sollen möglichst viele Bevölkerungs- Beispiel dafür ist das kürzlich lancierte Förderpro- gruppen zur Auseinandersetzung mit Kultur angeregt gramm «TaDA – Textile and Design Alliance». Gemein- und in ihren kulturellen Eigenaktivitäten unterstützt sam mit den Kantonen St. Gallen und Thurgau und werden. Dies geschieht beispielsweise mit der Unter- über einem Dutzend Ostschweizer Textilfirmen er- stützung verschiedenster Museen und Kulturinstitutio- möglicht der Kanton Appenzell Ausserrhoden Kultur- nen in Form von Leistungsvereinbarungen, Denkmal- schaffenden aus der ganzen Welt, sich vor Ort mit tex- pflegebeiträgen, mit der Herausgabe des Kulturblattes tiler Kreation und technischer Innovation auseinander- «OBACHT KULTUR» oder durch die Förderung von zusetzen – und aus der Tradition Neues und Zukunfts- Kulturprojekten in den Bereichen Theater, Musik, weisendes zu schaffen. Kunst, Film und weitere mehr. Die dadurch verursach- ten Kantonsausgaben sind direkte Investitionen in die Zukunft unserer Gesellschaft. Denn Kultur hilft mit, gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern, stif- tet Identität, stärkt die Region und ist ein nicht zu ver- nachlässigender Wirtschaftsfaktor. Kurz: Kultur ist die Voraussetzung dafür, dass wir als Gesellschaft beweg- lich bleiben und die ständigen Veränderungen bewälti- gen können. Deshalb empfinde ich es als Privileg, ge- meinsam mit meinen Kolleg*innen zum kulturellen Profil des Kantons beizutragen. Denn diese Schnitt- stelle von Dialog, Kultur, Identität und Innovation treibt mich seit jeher an. Einerseits liegt mir viel am Bewahren und Erforschen von Kulturerbe, anderer- seits habe ich den Fokus in meiner beruflichen Biogra- fie immer mehr auch auf Kulturvermittlung und kultu- relle Teilhabe gelegt. Heute ist es mir mein wichtigstes Anliegen – daraus und aus dem Jetzt – gemeinschaftlich die Zukunft mitzuentwickeln. Und genau das, das tut Die in London ansässige Mode- und Textildesignerin Ganit Goldstein entwickelte während ihrer Residency bei TaDA ein interaktives Stickereiprojekt mit Virtual und soll das Amt für Kultur! Reality-Anwendungen. Sie arbeitete dafür unter anderem bei der Firma Tisca in Bühler AR. Quelle: Ladina Bischof lic.phil. Ursula Steinhauser, Leiterin Amt für Kultur AR 9 MAGNET Nr.7/2021
Thema Wo bleibt Bond? Ich habe lange gewartet. Und gelohnt hat es sich gespitzt. Bleibt da noch Platz für die kleinen Indepen- nicht. Bisher jedenfalls. Der neue 007-Film ist noch dent-Filme? Oder sehen wir zukünftig nur noch die immer nicht im Kino. Gut, zugegeben: Das ist nicht grossen Blockbuster, die Geldmaschinen aus Holly- wirklich wichtig. Die Welt wird sich weiter drehen, wood? Klar. Die Fragen standen schon vor 20 Jahren im auch wenn Bond sie aktuell nicht retten kann. Raum. Aber da war die Zahl der Kinobetreiber noch deutlich grösser. Trotzdem: Ich gehe gerne ins Kino. Ich mag es, wenn Marc-Uwe Kling hat sich entschieden, seinen Film im Saal das Licht aus- und der Vorhang aufgeht. Mich sofort digital zur Verfügung zu stellen. Über die ein- fasziniert das Spiel des Lichtes auf der Leinwand. Frü- schlägigen Portale konnte er gekauft werden. Für Bond her knatterte noch der Projektor. Dann kann ich eintau- lag dieser Schritt nicht nahe. Zu gross ist der Erwar- chen in die Geschichte. Und deshalb bedaure ich es tungsdruck, zu hoch die Summe, die er wieder einspie- sehr, dass die Kinos zur Zeit auf Sparflamme laufen. Die len muss. Denn auch die Produktionsgesellschaften heiss erwarteten Känguru-Chroniken habe ich im März wissen, dass digital nicht die Lösung ist. Höchstens 2020 gerade noch im Kino gucken können. Dann kam eine Notlösung, oder Endverwertung. Das Erlebnis im der erste Lockdown. Für den Film von Marc-Uwe Kling Kino, die grosse Leinwand, das ist eine andere Haus- der wohl denkbar schlechteste Start. nummer. Der Start des neuen Bond-Films ist inzwischen mehr- Ähnliches wissen auch die Theaterbetreiber. Es macht Wann kommt fach verschoben worden. Ursprünglich sollte der Film für sie keinen Sinn, die Aufführungen einfach abzufil- der neue Bond? Der schon im November 2019 in die Kinos kommen. Doch men und dann über das Internet zur Verfügung zu stel- Start des neu- dann wurde der Film auf April 2020 verschoben. Mit len. Damit Theater funktioniert, braucht es einen en Bond-Films dem Beginn der Corona-Pandemie wurde erst Novem- Raum, braucht es Zuschauer und Resonanz. Die drei ist inzwischen ber 2020 als neuer Termin genannt und schliesslich Dimensionen lassen sich nicht einfach so auf zwei re- mehrfach der 2. April 2021. Aktuellen Prognosen zufolge kommt dimensionieren. Wer das versucht, muss die Mittel des verschoben der Agent im Auftrag seiner Majestät nun vielleicht am Films einsetzen. Das sprengt den Theaterrahmen. worden. Quelle: sy 30. September zum Einsatz. Wer wollte sich da schon Als Kirche stehen wir vor demselben Problem wie festlegen? die Theatermacher. Wir können die Gottesdienste Immerhin ist es der 25. Teil der Reihe. Und bisher nicht einfach 1 zu 1 abfilmen. Wer will denn sehen, war James Bond immer zur Stelle, manchmal auch erst wie sich der Pfarrer oder die Pfarrerin vom Platz erhebt in allerletzter Minute. Es besteht also Hoffnung, be- und zum Tisch geht? Was im normalen Gottesdienst in gründete Hoffnung. der Kirche überhaupt kein Problem ist, funktioniert Doch wie viele Kinos werden die Coronazeit über- digital nicht. Ich bleibe so vor meinem Computer der haupt überleben? Wie wird sich die Kinolandschaft unbeteiligte Beobachter, der oft gerne vorspulen entwickeln? Ich befürchte, dass gerade viele kleine Ki- möchte. Die Sehgewohnheiten haben sich verändert. nos die Zeit kaum überstehen werden. Die vergange- Und wenn die Resonanz fehlt, bleibt das alles sinnlos. nen 20 Jahre waren schon hart genug, die Konkurrenz durch Internet und verschiedene Streaming-Angebote Was würde Bond dazu sagen? Ich weiss es nicht. Viel- hat den Kinos schwer zugesetzt. Wie in vielen Berei- leicht verrät er es uns Ende des Monats. Vielleicht. chen unserer Gesellschaft hat sich die Lage erneut zu- Lars Syring MAGNET Nr.7/2021 10
Thema Unternehmen und Kultur Unternehmen sind soziale Organisationen mit dem Zweck, durch die Deckung von Bedürfnissen Gewinn zu erzielen und damit auf dem Markt zu bestehen. In der Entwicklung der Wirtschaft seit der ersten indus- triellen Revolution haben sich die Gewichtungen je nach dem Hintergrund der Führungsvorstellungen immer wieder verschoben. Unternehmenskulturen prägten über die Firmen hinaus die gesellschaftli- chen Entwicklungen. Sie stehen gegenwärtig unter dem Stichwort Industrie 4.0 wiederum an einer Schwelle der Veränderung. Der Mensch als Arbeitskraft, über Jahrhunderte die zentrale Grösse in den aus Werkstätten zu Manufaktu- ren anwachsenden Betrieben, erlebte schon damals, je nach Arbeitgeber, ganz verschiedene Verhältnisse. Ausnützung und Druck kamen genauso vor, wie Sorge Unternehmen reagierten mit Anreizen Arbeit als um das Wohlergehen der Arbeitnehmenden. Im Span- Die Veränderung von der Kraft des Produzenten hin gemeinsames Engagement nungsfeld von Produktivität, Innovation und Konkur- zur Macht des Konsumenten, der unter einer Vielzahl an der Unter- renz im Markt waren unpopuläre Entscheidungen wie von Anbietern auswählen konnte, hatte tiefgreifende nehmens- und Schliessungen und Umstrukturierungen immer wieder Auswirkungen auf die Ausgestaltungen von Unterneh- Gesellschafts- notwendig, um den Entwicklungen folgen zu können. menskulturen. Gab es bis in die neunziger Jahre des entwicklung. Je nachdem, ob der schnelle Profit oder die Erhaltung vergangenen Jahrhunderts für die Entwicklung der Quelle: Leon- Oalh2MojUuk, von Erfahrung, Wissen und Können im Mittelpunkt Dienstleistungsgesellschaft noch genügend Arbeitneh- unsplash.com standen, suchten die Unternehmensführungen nach mende, so änderte sich das gegen Ende des Jahrhun- entsprechenden Wegen und Lösungen. derts zusehends. Produktionen wurden zunehmend in «billigere» Länder verlagert. Unternehmen reagierten mit Anreizen in Sachen Lohn und Arbeitszeitgestal- Partizipativer Ansatz ist tung und sie begannen, bei Umstrukturierungen die Prozesse vom üblichen «Oben nach Unten – top down» auch heute noch wirksam. in ein partizipatives Geschehen umzugestalten, wo auch von «Unten nach Oben – bottom up» nach Lösun- gen gesucht wurde. Wandel der Arbeitskraft zum Überwachenden Mit der Mechanisierung in der zweiten Hälfte des 18. «Frömmigkeit» könnte wegweisend sein und des 19. Jahrhunderts erfolgten Herausforderungen, Dieser partizipative Ansatz ist auch heute noch wirk- die gesellschaftlich zu gewaltigen Umbrüchen führten. sam. Gut ausgebildete Arbeitskräfte, ein zunehmender War der Mensch anfänglich noch eine äusserst gesuchte Mangel an Fachkräften, ob im Gewerbe oder in Gross- Grösse, um in der Zusammenarbeit mit den Maschinen betrieben, verlangen einen differenzierteren Umgang die Produktivität zu erreichen, wurde seine Rolle durch zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden. Die die Verbesserung der Maschinen immer kleiner, bis er Digitalisierung wird jedoch auch in Zukunft unpopu- im Laufe des 20. Jahrhunderts aus den Werkhallen läre Entscheide fordern. Berufe werden verschwinden mehr und mehr verschwand und im Rahmen von Rati- und neue Arbeitsfelder müssen sich entwickeln. Arbeit onalisierungen und Automatisierungen noch in der ra- als sinnstiftende Grösse bedarf einer ausgeweiteten ren Funktion als Überwachender tätig wurde. Definition, wo ein Engagement wie Hausarbeit, Kin- dererziehung, Betreuungsaufgaben im privaten Umfeld Berufsstolz geriet ins Wanken und Einsatz in Behörden und Vereinen als Arbeitsfel- Der Begriff «Rationalisierung» löste nach dem zweiten der eine Aufwertung erfahren. Der alte christliche Be- Weltkrieg ähnliche Gefühle aus, wie es heute der Aus- griff der Frömmigkeit als nutzbringender Einsatz für druck «Digitalisierung» tut. Die Gesellschaftlichen Pa- die Gemeinschaft auf der Basis einer lebensfreundli- rameter von Arbeits- und Berufsstolz, welche sich im chen Überzeugung könnte sich hier als wegweisend Laufe der Entwicklung zur Leistungsgesellschaft als erweisen. zentrale Grössen etabliert hatten, gerieten ins Wanken. Heinz Mauch-Züger 11 MAGNET Nr.7/2021
Weitblick Die Pilger Eine Installation von Johann Kralewski in der Offenen Kirche, St. Gallen Wie Pilger sind wir unterwegs, von ändern oder sich darauf besinnen, was Menschheitsfamilie. Woraus sich nicht einem Ort zum nächsten, in unter- Leben für sie überhaupt heisst, was wenige Fragen ergeben: Wie bewegen schiedlichen Lebenslagen und Rollen, wirklich wichtig ist. Manche wollen be- wir uns als Gemeinschaft in unseren aus unterschiedlichen «Beweg»- wusst Neuland betreten, manche gehen Lebensräumen? Wie bewegen wir uns Gründen. 17 lebensgrossen Skulptu- los, weil nichts mehr geht, ohne Kom- auf der Erde? Könnte Innehalten eine ren von Johann Kralewski laden uns pass, ohne Richtung, ohne Ziel. Hilfe für Fragen in unserem Leben und zum Innehalten ein. Wie Pilger sind wir unterwegs, und unserem Zusammenleben sein? Wie be- wie Pilger brauchen wir Pausen zum gegnen wir den Bewegungen der Selbst in der so ungewöhnlichen Coro- Innehalten. Die 17 lebensgrossen Menschheit, denjenigen, die sich un- na-Zeit, die unsere Bewegungsfreiheit Skulpturen von Johann Kralewski laden freiwillig bewegen müssen? einschränkt, bewegen wir uns von ei- uns zum Innehalten ein. Sie laden uns nem Ort zum anderen, von einer Le- ein, uns einen Moment der Ruhe zu Ausstellung benswelt in die nächste. Die Assoziatio- schenken, unseren Aktivismus herun- Offene Kirche St. Gallen, nen zum Thema «Pilgern» sind vielfäl- ter zu fahren, das, was uns so wichtig Böcklinstrasse 2, 9000 St. Gallen tig, die damit zusammenhängenden Fra- ist, «sich setzen» zu lassen, unsere Ge- 28. August–24. September 2021 gen zeitlos aktuell und kulturübergrei- danken loszulassen und unsere Vorein- Montag–Mittwoch, 14.00–16.00 Uhr / fend. Spätestens seit Hape Kerkelings stellungen für einen Moment «auszu- Führungen auf Anfrage Buch «Ich bin dann mal weg» hat das setzen». Wort den kirchlichen Stallgeruch verlo- «Die Pilger» fordern auch unseren Kirche St. Mangen, Kirchgasse 17, ren und boomt, innerhalb und ausser- Umgang mit dem Fremden und Ande- 9000 St. Gallen halb religiöser Gemeinschaften. Wie Pil- ren heraus und weisen uns einen Weg 25. September–31. Oktober 2021 ger sind wir unterwegs, mit vielerlei vom Vorurteil zum «einander ein Ge- Montag –Sonntag 11.00–17.00 Uhr / Anliegen, Nöten, Wünschen – mit unse- sicht geben». Bei näherer Betrachtung Führungen auf Anfrage rem ganz eigenen «Rucksack». Manche sehen wir individuell ausgearbeitete Fi- brauchen aus privaten oder beruflichen guren, die miteinander durch das Ein- Gründen eine Auszeit, manche möch- heitsgrau verbunden sind – Individuen ten den Alltag vergessen, das Leben ver- und gleichzeitig Teil einer einzigen www.wirkraumkirche.ch Die Instal- lation von Johann Kralewski in der Offenen Kirche und ab 25. Sep- tember in der Kirche St. Mangen in St. Gallen lädt zum Innhalten ein. Quelle: zVg MAGNET Nr.7/2021 12
Weitblick Neue Internetplattform sagt Intoleranz und religiösem Analphabetismus den Kampf an Seit dem 1. Juli ist mit «religion.ch» Ängste abbauen und Verständnis eine neue Internetplattform online, fördern die mit Sachwissen und Meinungs- «Umso wichtiger ist es, die Bedeutung austausch gesamtgesellschaftlichen religiöser Traditionen in breiten Kreisen Herausforderungen wie religiösem ins Gespräch zu bringen mit dem Ziel, Analphabetismus, Intoleranz und Ras- Ängste abzubauen, Verständnis zu för- sismus entgegenwirken will. dern und den Weg zu gegenseitigem Re- spekt und friedlichem Zusammenarbei- «religion.ch» hat sich zum Ziel gesetzt, ten der Religionsgemeinschaften zu eb- der breiten Öffentlichkeit ein lebendi- nen», erklärt Katja Joho, Geschäftsführe- ges und vielfältiges Abbild der schwei- rin von IRAS COTIS. Die interreligiöse zerischen Religionslandschaft zu prä- Arbeitsgemeinschaft ist ein nationales sentieren, die sich in den vergangenen Netzwerk, das sich seit bald 30 Jahren Jahrzehnten stark verändert hat. Einer- für den Austausch, den Dialog und die urteile gegenüber Religion, Spiritualität seits haben zugewanderte Religionsge- Zusammenarbeit zwischen Menschen oder auch spezifischen Religionen wie meinschaften dazu geführt, dass sie plu- mit unterschiedlichem religiösem und dem Islam im Umlauf sind. «In der mul- ralistischer geworden ist und durch kulturellem Hintergrund engagiert. tireligiösen Schweiz ist der Bedarf an neue Akteur:innen mitgestaltet wird. Mit «religion.ch» soll genau dies be- Sachwissen und direkter Begegnung Dabei werden künftig insbesondere is- zweckt werden: «Wir möchten stereo- grösser denn je», da sind sich Joho und lamische Traditionen an Gewicht ge- typen Vorstellungen von Religion und Estermann einig. winnen. religiösen Menschen entgegenwirken Andererseits lässt sich gleichzeitig und zu einem guten und friedlichen Zu- Multireligiös und multimedial feststellen, dass die Landeskirchen zu- sammenleben von Menschen mit ver- «religion.ch» versteht sich als Aus- nehmend Mitglieder – und damit auch schiedenen Weltanschauungen beitra- tauschplattform, in welcher Autor:innen an Bedeutung – verlieren. Die Zahl der gen», sagt Rafaela Estermann, Redakti- aus dem Netzwerk von IRAS COTIS ak- Konfessionslosen und der religiös dis- onsleiterin von religion.ch. tuelle und gesellschaftlich relevante tanzierten Menschen wächst stetig, ge- Die Mitgliedschaft in religiösen Ge- Themen aufgreifen und vertiefen. Dar- nauso wie die zugewanderten Gemein- meinschaften im Allgemeinen ist rück- unter befinden sich nicht nur schaften. Diese Entwicklungen werden läufig, wobei viele Menschen nach wie Vertreter:innen verschiedener Religi- das multireligiöse Zusammenleben in vor auf der Suche sind nach religiösen onsgemeinschaften, sondern auch Reli- der Schweiz vor grosse Herausforderun- und spirituellen Erfahrungen. Das gionskritiker und Fachpersonen aus der gen stellen. heisst jedoch nicht, dass nicht viele Vor- Wissenschaft. Setzen sich mit «religion.ch» für den inter- religiösen Dialog in der Schweiz ein: Katja Joho und Rafaela Estermann (von links). Quelle: Vera Rüttimann 13 MAGNET Nr.7/2021
Weitblick Neuer Auftritt der Landeskirche Reden hilft! Der Kirchenrat der Evangelisch-refor- für die Kirche grosse Bedeutung, Men- Hilfe zur Selbsthilfe für Betroffene von mierten Kirche beider Appenzell schen auf der ganzen Welt erkennen Tinnitus und chronischen Schmerzen freut sich, ein neues Logo und gleich- das Kreuz als Symbol für den christli- In einer Selbsthilfegruppe wird das zeitig einen technisch, optisch und chen Glauben. Selbstbewusstsein gestärkt. Es entste- inhaltlich neuen Webauftritt zu prä- hen neue Perspektiven, welche helfen sentieren. Neuer Webauftritt aus der Ohnmacht auszubrechen, die Nachdem die Synode im vergangenen ein Schicksalsschlag auslösen kann. In Kreuz im Licht Herbst einen neuen Webauftritt der St. Gallen befinden sich die zwei neuen Der Schweizerisch Evangelische Kir- Landeskirche beschlossen hatte, ist die- Selbsthilfegruppen «Tinnitus» und chenbund konnte im Spätsommer 2020 ser nun seit vergangenem Monat on- «Chronische Schmerzen» im Aufbau. sein hundertjähriges Jubiläum feiern line. Die neu gestalte Homepage ist und verabschiedete gleichzeitig eine technisch und optisch den heutigen Be- Lernen mit dem Tinnitus zu leben neue Verfassung. Auch der Name und dürfnissen angepasst und auch auf Rauschen, Klingeln oder Pfeifen im Ohr. das Logo wurden geändert. Neu sind Smartphones und Tablets mit dem gän- Das ist Tinnitus, ein Klang in den Oh- wir die Evangelisch-reformierte Kirche gigen Scroll-Modus zu nutzen. Ein gro- ren, welches jede Person nur für sich Schweiz EKS. Das neue Logo «Das sser Fortschritt ist auch die neue Archi- hören kann. Für manche Menschen hat Kreuz im Licht» lässt Raum für Gottes vierungsmöglichkeit mit der dazugehö- es enorme Auswirkungen auf das tägli- Schaffen mitten in unserer Wirklichkeit, rigen Suchfunktion. Bei der Erarbei- che Leben und verursacht Stress, Angst, so der EKS. Als Zeichen der Verbunden- tung des modernen Designs standen die Ärger und Schlafprobleme. Die Ohren- heit mit der EKS und ihren Mitgliedkir- Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nut- geräusche sind nicht heilbar, aber Sie chen hat der Kirchenrat der Landeskir- zer im Vordergrund. Auf der neuen können lernen mit dem Problem umzu- che beider Appenzell das Logo mit Homepage unter der bekannten Adres- gehen. Die Selbsthilfegruppe bietet die Freude übernommen. Demokratie und se ref-arai.ch erhalten Sie, ohne grossen Chance sich mit anderen Betroffenen Mitbestimmung und damit verbunden Suchaufwand, einen detaillierten Über- auszutauschen, sich gegenseitig zu un- regionale Unterschiede und Föderalis- blick der Angebote und Dienstleistun- terstützen sowie Wissen und Erfahrun- mus waren und sind in der reformier- gen unserer Landeskirche und natür- gen zu teilen. ten Kirche sehr wichtig. Dennoch ist lich über die entsprechenden Links der Kirchenrat überzeugt, dass die Ver- auch unserer Kirchgemeinden in den Chronische Schmerzen einheitlichung des Auftritts die Evange- Kantonen AR und AI. Rund 1.5 Millionen Menschen in der lisch-reformierten Kirchen stärkt und Pfrarrer Konrad Bruderer, Schweiz leiden unter chronischen dass mit der Übernahme des Logos für Präsident des Kirchenrates Schmerzen. Die Ursachen für chroni- unsere Landeskirche ein kleiner, aber sche Schmerzen sind vielfältig, die Fol- nicht unwichtiger Beitrag zu dieser gen nahezu einheitlich: Der Alltag wird Stärkung geleistet wird. Das Kreuz hat zur Qual. In der Selbsthilfegruppe erfah- ren Betroffene Verständnis, wechselsei- tige Unterstützung und Solidarität. Dies motiviert selbst aktiv zu werden, um die Lesungen der Suchtberatung Lebensqualität wieder zu steigern. Rund 200 weitere Selbsthilfegruppen 1. und 8. September in Herisau und Teufen Die Selbsthilfe St. Gallen und Appenzell ist eine von fünf Beratungsstellen der Diesen Frühling fand die nationale Akti- Weitere Informationen sowie den Frauenzentrale mit Sitz in St. Gallen. Sie onswoche «Kinder von suchtkranken El- Anmeldeflyer finden Sie unter gewährleistet den Überblick über beste- tern» statt. Die kantonale Beratungsstelle www.sucht-ar.ch. hende und geplante Selbsthilfegruppen für Suchtfragen organisiert nun am und ist Anlauf-, Informations- und Bera- 1. September in Herisau (19 Uhr, Stuhlfa- tungsstelle für und über Selbsthilfegrup- brik) und am 8. September in Teufen (19 pen. Rund 200 Selbsthilfegruppen tref- Uhr, Zeughaus) exklusiv zwei Lesungen fen sich in diesem Einzugsgebiet. Die des Buches «Mein Name ist Julia». Buch- Themenvielfalt ist immens. Ein breites autorin Julia Keller erzählt darin aus ih- Spektrum an psychischen, somatischen rem Leben als betroffenes Kind. «Mit der und sozialen Themen wird abgedeckt. Organisation der Lesungen möchten wir das Tabu brechen und die Öffentlichkeit Anmeldung und Informationen: für die Situation dieser Kinder sensibili- Selbsthilfe St. Gallen und Appenzell, sieren», so Markus Meitz, Leiter der Ab- 071 222 22 63 oder selbsthilfe@fzsg.ch, teilung Gesundheitsförderung. www.selbsthilfe-stgallen-appenzell.ch MAGNET Nr.7/2021 14
Weitblick Reise durch die Zeiten im KiK-Sommerlager In der ersten Sommerferienwoche – wurde es aber vom Tagesausflug in die die Kirchgemeinden mit den Lagerbei- dieser mit den vielen Unwettern – Glasi Hergiswil. Die Geschichte vom trägen und Kollekten dazu bei. Ihnen fand das traditionelle KiK-Sommerla- Glas, das Glasblasen und das Begehen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. ger (KiK = Kinder in der Kirche) in eines Glaslabyrinths war für alle über- Ein besonderer Dank geht auch an die Flüeli-Ranft statt. wältigend. Vieles davon konnten sie ein Bertold Suhner-Stiftung: Aufgrund des zweites Mal bestaunen, da sie mit ih- Umstands, dass in Graubünden sehr 46 Kinder haben das KiK-Sommerlager rem eigenen KiK-TV Reportagen erstell- lange verschärfte Coronavorschriften besucht. Weit mehr wären gerne dabei ten, welche an den regnerischen Aben- bestanden, musste sich das KiK-Som- gewesen, aber nach wenigen Tagen war den nochmals bestaunt wurden. merlager entscheiden, in einen ande- das Lager bereits komplett ausgebucht, Mit einem Lagerpreis von 200 Fran- ren Kanton zu wechseln. Fündig wur- noch bevor die Werbung überall verteilt ken pro Kind und 170 Franken für jedes den wir in Flüeli-Ranft in Obwalden. werden konnte. weitere Kind einer Familie sind die La- Allerdings verteuerten sich durch die- Gute Stim- Wettertechnisch war die Lagerwo- gerbeiträge für Familien bewusst tief sen Wechsel die Lagerhauskosten und mung der che eine Katastrophe, lagermässig war gehalten. Ein Ziel der KiK-Sommerlager die Kosten für die Anreise. Die Bertold Lagerkinder es ein schönes, entspanntes Lager mit ist es: auch Kindern aus Familien, wel- Suhner Stiftung sprang für dieses Defi- auf dem vielen glücklichen Kindern. Nebst dem chen nur geringe finanzielle Mittel zur zit ein, ihr sei herzlich gedankt. Bruder Klaus- ausgelassenen Discoabend, der Talent- Verfügung stehen, die Teilnahme an Weg in Flüeli show, war der Bruder Klaus-Trail in den Lagern zu ermöglichen. Dass dies Gaby Bürig Gsell Ranft. Flüeli-Ranft ein Highlight. Übertroffen auch dieses Jahr gelang, dafür tragen Fachstelle Kinder Jugend Familie Quelle: zVg 15 MAGNET Nr.7/2021
Weitblick Zwei neue Mitglieder in den Zentralvorstand der EFS gewählt Die schriftliche Delegiertenversamm- immer begleitet und ich freue mich, lung der Evangelischen Frauen dieses Interesse nun bei den EFS einzu- Schweiz EFS hat zwei neue Frauen bringen», sagt Liselotte Käser Felder. einstimmig in den Zentralvorstand ge- Die neu gewählte Martina wählt: Liselotte Käser Felder und Zurkinden-Beneš war von 1995 bis mitglieder und 16 Vereine teilgenom- Martina Zurkinden-Beneš. Auch die 2015 Synodalrätin der evangelisch-re- men. «Wir freuen uns sehr über die weiteren statutarischen Geschäfte formierten Kirche des Kantons Freiburg hohe Beteiligung und das Vertrauen, das wurden von den Mitgliedern geneh- und von 2008 bis 2015 deren Vizeprä- dem Zentralvorstand und den beiden migt. sidentin. Die Agronomin HTL und Reli- neu Gewählten ausgesprochen wurde», gionslehrerin ist bestens vernetzt in der sagt Gabriela Allemann, Präsidentin Die neu gewählte Liselotte Käser Felder schweizerischen Kirchenlandschaft EFS. Die Mitglieder haben den Jahresbe- ist Vizepräsidentin der Aargauischen und hat sowohl Kontakte in die Deutsch- richt 2020, die Jahresrechnung 2020, Evangelischen Frauenhilfe, einer der schweiz als auch in die Romandie. Sie das Budget 2021 und die Mitgliederbei- Kantonalverbände der EFS. Seit 2016 kennt die kirchliche Frauenarbeit auf träge genehmigt. Die EFS mussten auf ist sie Synodale in der Aargauischen allen Stufen aus eigener Erfahrung. dieses Jahr die Mitgliederbeiträge um Evangelischen Landeskirche. Die Volks- «Ich freue mich sehr, meine vielfältigen 50 Prozent erhöhen, weil die Einnah- wirtschafterin und ehemalige Gemein- Erfahrungen für die EFS einzubringen men stark rückläufig sind. Dennoch deschreiberin der Reformierten Kirch- und die Vernetzung im nationalen Be- bleibt auch für das Jahr 2021 ein budge- gemeinde Baden bringt umfangreiches reich zu stärken», sagt Martina tiertes Defizit von knapp 50 000 Fran- Wissen aus dem Bereich Finanzen und Zurkinden-Beneš. ken. Der Zentralvorstand wird deshalb der Gleichstellung mit. «Die Gleichstel- An der schriftlichen Delegiertenver- weitere Massnahmen prüfen, um die lung der Geschlechter hat mich schon sammlung haben insgesamt 59 Einzel- Finanzen der EFS in den nächsten bei- den Jahren ins Lot zu bringen. Evangelische Frauen Schweiz (EFS) Die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) sind der Dachverband der refor- mierten sowie von ökumenischen Frau- enverbänden und Einzelmitgliedern. Sie vertreten die Interessen von rund 37 000 Frauen. Die EFS fördern Frauen in Gesellschaft, Kirche und Politik. Die EFS nehmen aus Sicht evangelischer Frauen Stellung zu aktuellen Fragen. www.efs.ch Neuer Kurs «Kirchliches Umweltmanagement Grüner Güggel» beginnt im Herbst Im Oktober 2021 beginnt ein neuer für Personen an, die ihre Kirchgemein- zierte Kirchgemeinden in der ganzen Lehrgang «Kirchliches Umweltma- de zum Umweltlabel Grüner Güggel Deutschschweiz. Die Termine und Orte nagement». An sechs Halbtagen ho- führen wollen. Das Umweltzertifikat finden sich unter https://oeku.ch/ len sich die Teilnehmenden das Wis- Grüner Güggel hat sich als gutes Instru- lehrgang-kirchliches-umweltmanage- sen, wie sie eine Kirchgemeinde zum ment erwiesen, um Kirchgemeinden ment-2021 Umweltlabel Grüner Güggel führen bei der Umweltarbeit zu unterstützen. können. Die Fachstelle oeku nimmt Es hilft durch ein standardisiertes Vor- Anmeldungen können bis Ende Sep- Anmeldungen entgegen, die Platzzahl gehen bei der Erarbeitung eines Um- tember an kurse@oeku.ch gemeldet ist beschränkt. weltmanagementsystems (UMS). Und werden. Auskunft erteilt die Fachstelle 45 Personen haben sich im vergan- es erleichtert die Umwelt-Kommunika- oeku Kirchen für die Umwelt, 031 312 genen Jahr zu «Kirchlichen Umweltbe- tion der Kirchgemeinde nach innen 42 46, weitere Informationen befinden ratenden» ausgebildet. Nun bietet die und nach aussen. Im neuen Kurs besu- sich auf der Website www.oeku.ch. Fachstelle oeku den Lehrgang erneut chen die Teilnehmenden sechs zertifi- oeku Kirchen für die Umwelt MAGNET Nr.7/2021 16
Weitblick Damit Ströme lebendigen Wassers fliessen SchöpfungsZeit– vom 1. September bis zum 4.Oktober Am Samstag, 4. September 2021 fei- Kirchen für die Umwelt» erarbeitet Un- ern die Kirchen Deutschlands, Öster- terlagen für die Gestaltung von Gottes- reichs und der Schweiz den Ökume- diensten und weiteren Anlässen. nischen Tag der Schöpfung am Boden- Der 1. September gilt bei den Ortho- see unter dem Motto «Damit Ströme doxen Kirchen und der Röm.-kath. Kir- lebendigen Wassers fliessen». che als der Tag der Schöpfung. Der 4. Oktober ist der Gedenktag des Franz Die Alpen sind das Wasserschloss vieler von Assisi. Zwischen diesen beiden Da- europäischer Staaten. In den Seen sam- ten liegt die SchöpfungsZeit– sie «Damit melt sich das Wasser, das Länder und schliesst auch das Erntedankfest und Ströme Menschen verbindet. Die Schöpfungs- den Bettag mit ein. lebendigen Zeit bietet die Gelegenheit, für das Ge- Wassers Weitere Informationen: fliessen». schenk des Wassers zu danken und da- Quelle: für zu sorgen, dass lebendiges Wasser www.schoepfungstag.info Anders Ipsen, auch in Zukunft fliessen kann.«oeku und www.oeku.ch unsplash.com Improvisationstheater & The Fairy Flute 29. September, 19.00 Uhr in der Turnhalle Reute Die Schauspielerin Mirjam Woggon und Das Impro-Theater ist ein Kulturan- der Schauspieler Romeo Meyer verzau- lass der Gemeinde Reute und der bern gemeinsam mit der Flötistin Ruth Kirchgemeinde Reute-Oberegg. Der Bischofberger das Publikum mit Impro- Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte visationen, Märcheninterpretationen erhoben. und ihrem Können. Sie werden die Im- pulse und Themen des Publikums spon- Eine vorherige Anmeldung ist möglich tan aufnehmen und umsetzen. Bekann- unter: sekretariat@ref-reute-oberegg.ch te Märchen und Erzählungen erhalten Ein Besuch ist auch ohne Anmeldung Ruth Bischofberger begleitet das Impro-Theater von so überraschende, verblüffende und zu- möglich. Die Kontaktdaten werden am Mirjam Woggon und Romeo Meyer auf ihren verschie- tiefst komische Wendungen. Das ist Anlass aufgenommen. Es gelten die dann densten Flöten musikalisch einfühlsam. Kunst auf hohem Niveau! aktuellen Corona-Schutzmassnahmen. Quelle: zVg 17 MAGNET Nr.7/2021
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