Waldzustandsbericht 2021 - NW-FVA - Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein ...
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Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Waldzustandsbericht 2021 NW-FVA Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt
Vorwort Liebe Leserin und lieber Leser, das Klima ist im Wandel und damit auch unsere Wälder. Dürre, Stürme, Artensterben und Schädlinge treffen in den Wäldern aufeinander und wir müssen daran arbeiten, unsere Wälder auf den voranschreitenden Klimawandel vorzubereiten. Die Grundlage dafür bil- det der seit elf Jahren in Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Ver- suchsanstalt erstellte Waldzustandsbericht für Schleswig-Holstein, dessen aktuelle Aus- gabe ich Ihnen hier vorstellen darf. Beim Aufbau klimaangepasster, stabiler Wälder müssen künftig standortsheimische Baumarten eine zentrale Rolle einnehmen. Mit der Bewahrung und Erhöhung der gene- tischen Variationsbreite dieser Baumarten kann die Anpassungsfähigkeit an sich wech- selnde Umweltbedingungen gestärkt werden. Die mittlere Kronenverlichtung für alle Baumarten und alle Alter beträgt in diesem Jahr 20 %. Bei keiner Baumartengruppe treten signifikante Veränderungen gegenüber 2019 und 2020 auf. Der Anteil starker Schäden für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein ist 2021 allerdings erfreulicherweise rückläufig. Mit Hilfe der von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt entwickelten Mo- delle lässt sich abschätzen, wie sich das Wachstum der Hauptbaumarten Eiche, Buche, Fichte und Kiefer unter veränderten Klimabedingungen in Schleswig-Holstein zukünftig entwickeln wird. Moore haben eine überregionale Bedeutung für den Biotop- und Klimaschutz. In Wäl- dern befinden sich Moore, die aufgrund jahrzehntelanger Entwässerung und forstwirt- schaftlicher Nutzung heute teilweise nicht mehr als solche zu erkennen sind. Daher bil- den diese einen Schwerpunkt von Renaturierungsbemühungen in Schleswig-Holstein. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt leistet mit ihrer Arbeit einen wesent- lichen Beitrag, um die Folgen des Klimawandels besser abschätzen zu können. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Akteuren für die geleistete Arbeit im letzten Jahr bedanken und sie, liebe Leserinnen und Leser, lade ich ein, sich anhand der ausge- wählten Themenbeiträge über aktuelle Forschungsergebnisse der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt zu informieren. Jan Philipp Albrecht Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein 2
Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 2 Inhaltsverzeichnis 3 Hauptergebnisse 4 Forstliches Umweltmonitoring 6 Ulrike Talkner, Inge Dammann und Uwe Paar WZE-Ergebnisse für alle Baumarten 8 Inge Dammann und Uwe Paar Buche 10 Eiche 12 Fichte 14 Kiefer 15 Andere Laub- und Nadelbäume 16 Witterung und Klima 18 Johannes Sutmöller Stoffeinträge 23 Birte Scheler Anpassungspotenziale heimischer Baumarten 25 Aki Michael Höltken, André Hardtke und Wilfried Steiner Wachstum von Eiche, Buche, Fichte und Kiefer im Klimawandel 29 Matthias Schmidt, Jan Schick und Thorsten Zeppenfeld Waldmoore – Erfassung und Renaturierungsperspektiven 33 Maria Aljes, Philipp Küchler und Marcus Schmidt Impressum 36 Foto: J. Evers 3
Hauptergebnisse Waldzustandserhebung (WZE) Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2021 sind für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein gegenüber den beiden Vorjahren nahezu unverändert. Gemessen an der Gesamt- zeitreihe der Waldzustandserhebung seit 1984 zeigen sich für die letzten drei Jahre erhöhte Werte der mittleren Kronenver- lichtung und der Absterberate Die mittlere Kronenverlichtung für alle Baumarten und alle Al- ter beträgt in diesem Jahr 20 %. Bei keiner Baumartengruppe treten signifikante Veränderungen gegenüber 2020 auf. Der Anteil starker Schäden für den Gesamtwald in Schleswig- Holstein ist 2021 rückläufig. Nach 4,7 % im Vorjahr sind 2021 2,7 % der Stichprobenbäume als stark geschädigt eingestuft worden. Allein bei den anderen Nadelbäumen ist der Rück- gang der starken Schäden deutlich, für die anderen Baum artengruppen sind die Veränderungen gegenüber dem Vor- jahr gering. Die diesjährige Absterberate liegt mit 0,6 % über dem lang- jährigen Durchschnitt (0,2 %). Am höchsten ist die Absterbe- rate 2021 bei der Gruppe der anderen Laubbäume (1 %), am niedrigsten bei der Kiefer (0 %). Die Ausfallrate entspricht 2021 mit 0,8 % fast dem langjäh- rigen Mittel (0,7 %). Es sind vor allem Eschen entnommen worden. Die Baumartenverteilung in der WZE-Stichprobe 2021 in Schleswig-Holstein ergibt für die Buche einen Flächenanteil von 25 %, die Fichte ist mit 17 %, die Eiche mit 14 % und die Kiefer mit 6 % an der WZE-Stichprobe vertreten. Die anderen Laub- und Nadelbäume nehmen zusammen einen Anteil von 38 % ein. Witterung und Klima Foto: J. Evers Im Vegetationsjahr 2020/2021 fiel die Niederschlagsbilanz mit rund 750 mm im Flächenmittel des Landes ausgeglichen aus. 1961-1990 zu warm. Die Jahresmitteltemperatur lag um 1,4 K Die Vegetationszeit war in weiten Teilen Schleswig-Holsteins über dem langjährigen Wert von 8,3 °C. Besonders das küh- deutlich feuchter als normal, sodass das pflanzenverfügba- le Frühjahr sorgte dafür, dass die Temperaturerhöhung nicht re Wasser in den Waldböden ausreichte, um die Wasserver- stärker ausfiel. Ein Vergleich der Klimaperiode 1961-1990 mit sorgung der Waldbestände zu gewährleisten. Auch das Ve- der neuen Referenzperiode von 1991-2020 zeigt deutlich, getationsjahr 2020/2021 war im Vergleich zur Klimaperiode dass die Klimaveränderung in Schleswig-Holstein bereits zu einer signifikanten Erwärmung geführt hat. Stoffeinträge Aufgrund der Filterwirkung der Baumkronen für Gase und Partikel (trockene Deposition) sind die Einträge luftbürtiger Nähr- und Schadstoffe im Wald höher als im Freiland. Der Eintrag von Sulfatschwefel als auch von anorganischem Stickstoff hat 2020 weiter abgenommen. 2020 betrug der Sul- fatschwefeleintrag mit der Gesamtdeposition 3,8 kg je Hektar, der anorganische Stickstoffeintrag lag bei 14,2 kg je Hektar. Dies sind nach dem extrem niederschlagsarmen Jahr 2018 die jeweils zweitniedrigsten Werte der 32-jährigen Zeitreihe. Anpassungspotenziale heimischer Baumarten Bei der Klimaanpassung der Wälder kann eine Streuung des ökologischen und ökonomischen Risikos sowohl durch eine Zunahme der Baumartenvielfalt als auch durch die Nutzung des vorhandenen genetischen Potenzials innerhalb der Baum- arten erreicht werden. Foto: J. Evers 4
Hauptergebnisse Beim Aufbau klimaangepasster, stabiler Wälder werden auch Die Modellschätzungen projizieren für alle vier Baumarten für künftig heimische Baumarten eine zentrale Rolle einnehmen. 2100 eine Bonitätsverbesserung in der Region Bad Segeberg Hier sind genetisch nachhaltige Verjüngungsstrategien von Be- im Vergleich zum Jahr 2000. Für die Wälder östlich von Mölln deutung, um die Voraussetzungen für Anpassungsprozesse ist für Eiche, Fichte und Kiefer ebenfalls eine Verbesserung der künftiger Waldgenerationen an sich ändernde Umweltbedin- Wuchsleistung zu erwarten, für Buche ist das Ergebnis nicht gungen zu schaffen. Diese Konzepte müssen sowohl die Er- eindeutig, da einige Klimaläufe eine Verschlechterung an- haltung lokal verfügbarer genetischer Vielfalt gewährleisten als zeigen. Insgesamt zeichnet sich bei Eiche und Kiefer für die auch verschiedene geographische Herkünfte einer Baumart untersuchten Standorte in Schleswig-Holstein eine Steigerung mit unterschiedlichen Anpassungsmustern berücksichtigen. der Wuchsleistung ab, bei Buche und Fichte kann zukünftig Ein wichtiges Instrument zur Sicherung der genetischen Vielfalt auf 26 bzw. 78 % der Standorte von einer Verbesserung der in den Wäldern sind DNA-Analysen zur Bestimmung der gene- Wuchsleistung ausgegangen werden. tischen Vielfalt von Waldbeständen und zur Identifizierung und Prüfung von geeignetem Vermehrungsgut. Waldmoore – Erfassung und Renaturierungs perspektiven Wachstum von Eiche, Buche, Fichte und Kiefer Intakte Waldmoore sind von hohem ökologischen Wert für im Klimawandel den Natur- und Klimaschutz. Zu ihrem Erhalt sind sie auf eine Mit an der NW-FVA entwickelten Standort-Leistungs-Modellen gute Wasserversorgung angewiesen. Durch häufig noch vor- lässt sich abschätzen, wie sich das Wachstum der Hauptbaum- handene Entwässerungsgräben und entwässernde Besto- arten Eiche, Buche, Fichte und Kiefer unter veränderten Klima- ckung sowie durch den Klimawandel ist der Bestand dieser bedingungen in verschiedenen Regionen in Schleswig-Holstein sensiblen Standorte mit ihren hochspezialisierten Pflanzen- und Niedersachsen entwickeln wird. In Schleswig-Holstein wer- und Tierarten gefährdet. den Wälder bei Bad Segeberg und östlich von Mölln betrach- Zur Renaturierung von Waldmooren reicht ein Verzicht auf tet. Für Niedersachsen führt der Transekt von den Harburger Nutzungsmaßnahmen allein meist nicht aus, vielmehr sind Bergen über die Heide und den Harz bis in den Kaufunger den gesamten Moorkörper umfassende Kartierungen der Wald. Für die Wälder werden die Projektionen der Mittelhöhe Torfmächtigkeiten und der Entwässerungssysteme und dar- und der Leistungsklasse für die Jahre 2000 und 2100 gegen- auf aufbauende Wiedervernässungsmaßnahmen sowie ein übergestellt. begleitendes Monitoring zielführend. Foto: J. Evers 5
Forstliches Umweltmonitoring Ulrike Talkner, Inge Dammann und Uwe Paar https://doi.org/10.5281/zenodo.5717771 Das Forstliche Umweltmonitoring hat eine langjährige Ge- schichte und eröffnet damit einen guten Einblick in die Ver- änderung der Waldökosysteme. Die Umweltbedingungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich verändert, aber das Ausmaß und die Geschwindigkeit der aktuellen Klimaveränderungen sind in der Geschichte des Forstlichen Umweltmonitorings einmalig. Die Waldschäden zu Zeiten des sauren Regens waren deutlich zu sehen, doch übertreffen die aktuellen Schäden in bestimmten Regionen und für einige Baumarten das damalige Ausmaß. Seit den 1980er Jahren wurden erfolgreich politische Maßnahmen er- griffen, um die versauernden Einträge in die Wälder zu mini- mieren. Nun stellt sich die Frage, ob wir auch erfolgreich in der Eindämmung des Klimawandels sein werden. Fest steht, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen notwendig ist, um den menschengemachten Klimawandel abzumildern und da- mit den Zustand des Waldes zu stabilisieren. Das Forstliche Umweltmonitoring ist aus der Waldökosystem- forschung entstanden. Die Ergebnisse der Untersuchungen dienen der Erarbeitung von Entscheidungshilfen für die forst- liche Praxis und der Beratung der Politik auf fachlicher Grund- lage. Grundsätzlich werden im Forstlichen Umweltmonitoring fol- gende Kategorien unterschieden: • Level I: waldflächenrepräsentative Übersichtserhebungen auf einem systematischen Stichprobenraster (Waldzu- Elektronische Zuwachsmessung Foto: J. Weymar stands- und Bodenzustandserhebung), • Level II:Untersuchung von ausgewählten Waldökosys- Waldzustandserhebung – temen mit erhöhter Messintensität (Intensives Forstliches Methodik und Durchführung Umweltmonitoring) Aufnahmeumfang • Level III: Erforschung der Auswirkungen von Waldbewirt- Die Waldzustandserhebung erfolgt auf mathematisch-statis- schaftungsmaßnahmen auf den Nährstoffhaushalt von tischer Grundlage. Auf einem systematisch über Schleswig- Wäldern (Experimentalflächen) Holstein verteilten Rasternetz werden seit 1984 an jedem Er- Die Verknüpfung und Kombination von Level I und II eröffnet hebungspunkt 24 Stichprobenbäume begutachtet. Für den die Möglichkeit der Übertragung von Ergebnissen aus dem Zeitraum 1984-2012 beträgt die Rasterweite des landesweiten Forstlichen Umweltmonitoring auf Waldflächen ohne Be- Stichprobennetzes 2 x 2 km, 2 x 4 km, 4 x 2 km und 4 x 4 km obachtungen (Regionalisierung). Für die Beantwortung von mit 148 bis 200 Erhebungspunkten. Alle Stichprobenbäume komplexen forst- und umweltpolitischen Fragen ist die Ver- wurden mit gleicher Gewichtung bei der Berechnung der Er- netzung aller drei Kategorien des Forstlichen Umweltmonito- gebnisse berücksichtigt. rings zweckmäßig. Im Vorfeld der Erhebung 2013 wurde ein landesweit einheit- Die methodischen Instrumente des Forstlichen Umweltmoni- liches Erhebungsraster (4 km x 2 km) mit jetzt 129 Stichpro- torings sind europaweit nach den Grundsätzen des ICP Fo- benpunkten eingerichtet. 2021 konnten 128 Erhebungspunkte rests (2016) harmonisiert. Die Waldzustandserhebung (WZE) in die Inventur einbezogen werden. Dieser Aufnahmeumfang liefert als Übersichtserhebung Informationen zur Vitalität der ermöglicht repräsentative Aussagen zum Waldzustand auf Waldbäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedin- Landesebene sowie Zeitreihen für die Baumarten Buche, Ei- gungen. Das Stichprobenraster der Waldzustandserhebung che, Fichte, Kiefer und die Gruppen der anderen Laub- und ist darauf ausgelegt, die gegenwärtige Situation des Waldes Nadelbäume. landesweit repräsentativ abzubilden. Das Ergebnis ist das Ge- Die Aufnahmen zur Waldzustandserhebung erfolgten im Juli samtbild des Waldzustandes für das Bundesland. Die Stich- und August 2021. Sie sind mit qualitätssichernden Maßnah- probe der Waldzustandserhebung vermittelt ein zahlenmä- men sorgfältig überprüft. ßiges Bild zu dem Einfluss von Stürmen, Witterungsextremen Für den Parameter mittlere Kronenverlichtung zeigt die Tabelle sowie Insekten- und Pilzbefall. Lokale Befunde, wie sturmge- Seite 7 die 95 %-Konfidenzintervalle (Vertrauensbereiche) für fallene Bäume oder ein extremer Befall der Kiefer durch Pilze, die Baumarten und Altersgruppen der WZE-Stichprobe 2021. können allerdings von dem landesweiten Ergebnis abweichen. Je weiter der Vertrauensbereich, desto unschärfer sind die Aus- Verschiedene Auswertungen belegen eine hohe Repräsenta- sagen. Die Weite des Vertrauensbereiches wird im Wesentli- tivität des Rasternetzes für verschiedene Fragestellungen. chen beeinflusst durch die Anzahl der Stichprobenpunkte in 6
Forstliches Umweltmonitoring der jeweiligen Auswerteeinheit und die Streuung der Kronen- verlichtungswerte. Für relativ homogene Auswerteeinheiten (z. B. Buche bis 60 Jahre) mit relativ gering streuenden Kro- nenverlichtungen sind enge Konfidenzintervalle auch bei ei- ner geringen Stichprobenanzahl sehr viel leichter zu erzielen als für heterogene Auswerteeinheiten (z. B. Buche, alle Alter), die sowohl in der Altersstruktur als auch in den Kronenverlich- tungswerten ein breites Spektrum umfassen. Aufnahmeparameter Bei der Waldzustandserhebung erfolgt eine visuelle Beurteilung des Kronenzustandes der Waldbäume, denn Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse u. a. mit Änderungen in der Belaubungs- dichte und der Verzweigungsstruktur. Wichtigstes Merkmal ist WZE-Aufnahmeteams bei der Schulung im Juli 2021 Foto: M. Spielmann die Kronenverlichtung der Waldbäume, deren Grad in 5 %-Stu- fen für jeden Stichprobenbaum erfasst wird. Die Kronenverlich- Mittlere Kronenverlichtung tung wird unabhängig von den Ursachen bewertet, lediglich Die mittlere Kronenverlichtung ist der arithmetische Mittel- mechanische Schäden (z. B. das Abbrechen von Kronenteilen wert der in 5 %-Stufen erhobenen Kronenverlichtung der durch Wind) gehen nicht in die Berechnung der Ergebnisse der Einzelbäume. Waldzustandserhebung ein. Die Kronenverlichtung ist ein unspezifisches Merkmal, aus dem Starke Schäden nicht unmittelbar auf die Wirkung von einzelnen Stressfaktoren geschlossen werden kann. Sie ist daher geeignet, allgemeine Unter den starken Schäden werden Bäume mit Kronenverlich- Belastungsfaktoren der Wälder aufzuzeigen. Bei der Bewertung tungen über 60 % (inkl. abgestorbener Bäume) sowie Bäume der Ergebnisse stehen nicht die absoluten Verlichtungswerte mittlerer Verlichtung (30-60 %), die zusätzlich Vergilbungen im Vordergrund, sondern die mittel- und langfristigen Trends über 25 % aufweisen, zusammengefasst. der Kronenentwicklung. Zusätzlich zur Kronenverlichtung wer- den weitere sichtbare Merkmale an den Probebäumen wie der Absterberate Vergilbungsgrad der Nadeln und Blätter, die aktuelle Frucht- Die Absterberate ergibt sich aus den Bäumen, die zwischen bildung sowie Insekten- und Pilzbefall erfasst. der Erhebung im Vorjahr und der aktuellen Erhebung abge- 95 %-Konfidenzintervalle für die Kronenverlichtung der Baumar- storben sind und noch am Stichprobenpunkt stehen. Durch tengruppen und Altersgruppen der Waldzustandserhebung 2021 in Windwurf und Durchforstung ausgefallene Bäume gehen Schleswig-Holstein. Das 95 %-Konfidenzintervall (= Vertrauensbereich) nicht in die Absterberate, sondern in die Ausfallrate ein. gibt den Bereich an, in dem der wahre Mittelwert mit einer Wahrschein- lichkeit von 95 % liegt. Ausfallrate Baumarten- Alters- Anzahl Anzahl 95%-Konfidenz- Das Inventurverfahren der WZE ist darauf ausgelegt, die ak- Raster gruppe gruppe Bäume Plots intervall (+/-) tuelle Situation der Waldbestände unter realen (Bewirtschaf- alle Alter 771 71 4x2 km 3,5 tungs-) Bedingungen abzubilden. Daher scheidet in jedem Buche bis 60 Jahre 208 25 4x2 km 3,0 Jahr ein Teil der Stichprobenbäume aus dem Aufnahme- über 60 Jahre 563 50 4x2 km 3,5 kollektiv aus. Der Ausfallgrund wird für jeden Stichproben- alle Alter 439 64 4x2 km 3,3 baum dokumentiert. Gründe für den Ausfall sind u. a. Durch- Eiche bis 60 Jahre 134 22 4x2 km 3,5 forstungsmaßnahmen, methodische Gründe (z. B. wenn der über 60 Jahre 305 49 4x2 km 2,8 Stichprobenbaum nicht mehr zu den Baumklassen 1-3 ge- alle Alter 525 59 4x2 km 3,8 hört), Sturmschäden oder außerplanmäßige Nutzung auf- Fichte bis 60 Jahre 157 18 4x2 km 7,4 grund von Insektenschäden. über 60 Jahre 368 43 4x2 km 3,9 Dort, wo an den WZE-Punkten Stichprobenbäume ausfallen, alle Alter 169 20 4x2 km 1,9 werden nach objektiven Vorgaben Ersatzbäume ausgewählt. Kiefer bis 60 Jahre 24 4 4x2 km 6,7 Sind aufgrund großflächigen Ausfalls der Stichprobenbäume über 60 Jahre 145 16 4x2 km 2,0 keine geeigneten Ersatzbäume vorhanden, ruht der WZE- Punkt, bis eine Wiederbewaldung vorhanden ist. alle Alter 698 79 4x2 km 3,6 andere bis 60 Jahre 420 40 4x2 km 2,7 Die im Bericht aufgeführte Ausfallrate ergibt sich aus den Laubbäume infolge von Sturmschäden, Trockenheit und Insekten- oder über 60 Jahre 278 47 4x2 km 6,4 Pilzbefall (insbesondere durch Borkenkäfer) am Stichproben- alle Alter 470 51 4x2 km 4,5 andere bis 60 Jahre 178 20 4x2 km 6,9 punkt entnommenen Bäumen. Nadelbäume über 60 Jahre 292 33 4x2 km 6,4 Literatur alle Alter 3072 128 4x2 km 1,8 alle ICP Forests (2016): Manual on methods and criteria for harmonized bis 60 Jahre 1121 58 4x2 km 2,3 Baumarten sampling, assessment, monitoring and analysis of the effects of über 60 Jahre 1951 93 4x2 km 2,0 air pollution on forests. UNECE, ICP Forests, Hamburg 7
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten Inge Dammann und Uwe Paar https://doi.org/10.5281/zenodo.5717785 Mittlere Kronenverlichtung Die Waldzustandserhebung 2021 weist eine mittlere Kronen- verlichtung für die Waldbäume in Schleswig-Holstein (alle Baumarten, alle Alter) von 20 % auf und bleibt damit gegen- über den beiden Vorjahren unverändert. Nachdem in den ersten drei Erhebungsjahren (1984-1986) re- lativ geringe Verlichtungswerte (11 %) ermittelt wurden, stie- gen in den Folgejahren die Verlichtungswerte an, am höchsten waren sie 2004 (24 %). Die Zunahme der Kronenverlichtung im Jahr 2004 ist bei allen Baumartengruppen aufgetreten. Buchen, Eichen, Fichten und Kiefern hatten im Anschluss an das Extremjahr 2003 die höchsten Verlichtungswerte in der Zeitreihe. In den Folgejahren gingen die Verlichtungswerte zurück. Nach einer stabilen Phase von 2012 bis 2017 führte die Trockenheit 2018 zunächst bei den anderen Laubbäumen zu Trockenstresssymptomen und einem Anstieg der Kronen- verlichtung. 2019 stiegen auch die Verlichtungswerte der äl- teren Fichten und Buchen an. Während die Buchen und die anderen Laubbäume 2020 und 2021 wieder besser belaubt waren, stiegen die Fichtenwerte 2020 an und stagnieren 2021. Ältere Eichen und Kiefern reagierten nur moderat auf die Witterungsbedingungen der letzten Jahre. In der Gruppe der anderen Nadelbäume weisen die Sitkafichten seit 2020 Foto: J. Evers vermehrt Schäden auf. Die Buchen und die anderen Laubbäume, zu denen u. a. Bir- Einen bedeutsamen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat die ke, Esche und Ahorn gehören, nehmen zusammen fast die Altersstruktur der Waldbestände, denn in den jüngeren bis Hälfte der Waldfläche in Schleswig-Holstein ein. Die Ergeb- 60-jährigen Beständen sind Schadsymptome sehr viel weni- nisse der Waldzustandserhebung für den Gesamtwald sind ger verbreitet als in den älteren über 60-jährigen Waldbe- daher stark durch die Verlichtungswerte dieser beiden Baum- ständen. Die mittlere Kronenverlichtung der über 60-jährigen artengruppen geprägt. Waldbestände liegt mit 24 % doppelt so hoch wie die der Alle Baumarten jüngeren Waldbestände (12 %). Im WZE-Kollektiv sind zwei mittlere Kronenverlichtung Mittlere in % Kronenverlichtung in % Drittel der Stichprobenbäume älter als 60 Jahre. 40 35 über 60 Jahre Anteil starker Schäden 30 24 Nach einem Anstieg der starken Schäden 2019 und 2020 25 alle Altersstufen wurden 2021 2,7 % der Waldfläche als stark geschädigt ein- 20 gestuft. Die Spanne reicht von 1,6 % (Eiche) bis 4,2 % (andere 13 20 15 11 Laubbäume). 10 12 Mit einer Kronenverlichtung über 60 % sind im Vergleich zu bis 60 Jahre 5 9 einer vollbelaubten Baumkrone Begrenzungen der Versor- gung der Bäume mit Wasser und Energie verbunden. Das 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Vermögen der Bäume, sich an wechselnde Bedingungen an- zupassen, wird eingeschränkt. Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), alle Baumarten, alle Baumarten, alle Alter alle Alter in % in % 5 4 3 2,7 2 1 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Foto: J. Evers 8
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten Absterberate Zur Absterberate werden Bäume gezählt, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch stehen, aber neu abgestorben sind. Im Mittel der Beobachtungsjahre ergibt sich mit 0,2 % eine sehr geringe Absterberate. Mit 0,6 % ist 2021 der zweithöchste Wert in der Zeitreihe seit 1984 erreicht. Nur 2019 war die Ab- sterberate höher (0,7 %). 2021 ist keine Kiefer im WZE-Kollek- tiv abgestorben, die höchste Absterberate weist die Gruppe der anderen Laubbäume auf (1 %). Ausfallrate Die Ausfallrate ist das Ergebnis der infolge von Sturmwurf, Trockenheit, Insekten- und Pilzbefall am Stichprobenpunkt entnommenen Bäume. Im Zeitraum 1997-2021 liegen die JährlicheAbsterberate Jährliche Absterberate (stehende (stehende Bäume), Bäume), alleBaumarten, alle Baumarten, alle Alter alle Alter in % in % 1,0 Foto: J. Evers jährlichen Ausfallraten zwischen 0,02 und 5 %, im Mittel bei 0,8 0,7 %. Durch die Orkane „Christian“ und „Xaver “ im Herbst/ 0,6 0,6 Winter 2013 waren die Ausfälle durch Sturmschäden bei der WZE 2014 höher als in anderen Jahren. Vor allem Fichten und 0,4 die Gruppe der anderen Nadelbäume waren betroffen. 2021 sind 0,8 % der Stichprobenbäume ausgefallen. 02 Vergilbungen 0 Vergilbungen der Nadeln und Blättern sind im Beobachtungs- 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 zeitraum insgesamt wenig aufgetreten. Der Anteil an Bäumen Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), mit Vergilbungen über 10 % der Nadel- bzw. Blattmasse liegt Bäume), alle Baumarten, alle Baumarten, alle Alter in % alle Alter in % zwischen 0,2 und 6 %. Ein zeitlicher Trend zeichnet sich nicht 6 ab, seit 2008 sind aber durchgehend niedrige Vergilbungs- werte ermittelt worden. 5 Anteil an den Vergilbungsstufen, 4 alle AnteilBaumarten, alle Alter alle an den Vergilbungsstufen, in %Baumarten, alle Alter in % 7 3 Stufe 1 (11 - 25 % der Nadel-/Blattmasse) 6 Stufe 2 (26 - 60 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 3 (über 60 % der Nadel-/Blattmasse) 2 5 1 0,8 4 0 3 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 2 1 0,2 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Fazit Die mittlere Kronenverlichtung für den Gesamtwald in Schles- wig-Holstein ist 2021 gegenüber den beiden Vorjahren unver- ändert. Für die älteren Eichen und Kiefern blieben die Verlich- tungswerte in den letzten Jahren fast konstant, bei der älteren Buche gab es 2019 einen kurzfristigen Anstieg, die älteren Fichten und die anderen Laub- und Nadelbäume (alle Alter) behalten 2021 ein erhöhtes Schadniveau bei. Der Anteil star- ker Schäden und der Anteil der als Schadholz entnommenen Bäume (Ausfallrate) sind 2021 durchschnittlich, die Absterbe- rate ist gegenüber dem Mittelwert erhöht. Foto: J. Evers 9
Buche Ältere Buche Nachdem die älteren Buchen 2019 eine hohe mittlere Kronen- verlichtung aufwiesen (33 %), sind die älteren Buchen 2021 mit 24 % mittlerer Kronenverlichtung wieder besser belaubt. In den ersten beiden Erhebungsjahren war die Belaubungs- dichte der Buchen vergleichsweise niedrig, in den Folgejahren stiegen die Kronenverlichtungswerte sprunghaft an. Höchst- werte der Kronenverlichtung traten in den Jahren 2000 und 2004 auf. Seit 1987 liegen die Verlichtungswerte der älteren Buchen relativ hoch und erhebliche Schwankungen von Jahr zu Jahr sind typisch für die Zeitreihe. Eine Ursache für die zu- nehmende Variabilität der Verlichtungswerte ist die Intensität der Fruchtbildung. Jüngere Buche Bei den Buchen sind die Unterschiede in der Belaubungsdich- te zwischen jüngeren und älteren Beständen besonders stark ausgeprägt. Die jüngeren Buchen wiesen seit 2010 ein gerin- ges Kronenverlichtungsniveau um 5 % auf. 2019 war der Wert erhöht (9 %), hob sich aber nicht deutlich von den Befunden früherer Jahre ab. 2021 beträgt die mittlere Kronenverlichtung 7 %. Da die Blühreife der Buche erst mit einem Alter von 40 bis 60 Jahren einsetzt, wird die Kronenentwicklung der jüngeren Buchen kaum durch die Fruchtbildung beeinflusst. Foto: J. Evers Buche Mittlere Kronenverlichtung mittlere Kronenverlichtung in % in % 40 35 über 60 Jahre 30 25 24 20 15 bis 60 Jahre 10 6 7 5 2 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Starke Schäden Wie beim Verlauf der mittleren Kronenverlichtung, treten auch beim Anteil starker Schäden bei den Buchen (alle Alter) im Beobachtungszeitraum erhebliche Schwankungen zwischen 0,2 und 10,8 % auf. 2021 liegt der Anteil stark geschädigter Buchen mit 1,7 % unter dem langjährigen Mittel (2,7 %). Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), alle Alterin in alle Alter % % 12 Buche 10 alle Baumarten 8 6 4 2 1,7 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Foto: J. Evers 10
Buche Absterberate Obwohl die Anteile starker Schäden bei den Buchen in ein- zelnen Jahren angestiegen waren, führte dies nicht zu einer Steigerung der Absterberate. Im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten weisen die Buchen die niedrigste Absterbe- rate auf. Im Mittel der Jahre 1984-2021 liegt sie bei 0,06 %. 2021 ist die Absterberate erhöht (0,4 %). Gerade weil in den letzten Jahrzehnten kaum Buchen abgestorben sind, sind die Absterbeerscheinungen 2019 und 2021 besonders auffällig. Ausfallrate Die durchschnittliche Ausfallrate ist bei den Buchen ver- gleichsweise niedrig (0,2 %). 2014, 2015 und 2018 sind durch Sturmschäden vermehrt Buchen ausgefallen. 2021 sind 0,1 % der Buchen als Schadholz entnommen worden. Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter Jährliche in % Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % 2,5 Buche 2,0 alle Baumarten 1,5 1,0 0,4 0,5 0 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 Foto: J. Evers Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), Fruchtbildung Bäume), alle Alter alle Baumarten, in % alle Alter in % Die Ergebnisse zur Fruchtbildung im Rahmen der Waldzu- 20 standserhebung zeigen für die Buchen die Tendenz, in kurzen 18 Buche Abständen und vielfach intensiv zu fruktifizieren. Dies steht 16 alle Baumarten im Zusammenhang mit einer Häufung warmer Jahre sowie 14 einer erhöhten Stickstoffversorgung der Bäume. Die inten- 12 sivste Fruchtbildung wurde 2011 festgestellt, 87 % der älteren 10 Buchen wiesen mittlere oder starke Fruchtbildung auf. 2021 8 haben 20 % mittel oder stark fruktifiziert. Geht man davon 6 aus, dass eine starke Mast erreicht wird, wenn ein Drittel der 4 0,1 älteren Buchen mittel oder stark fruktifiziert, ergibt sich rech- 2 nerisch für den Zeitraum 1996-2021 alle 2,6 Jahre eine starke 0 Mast. Literaturrecherchen hingegen ergaben für den Zeit- 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 raum 1839-1987 Abstände zwischen zwei starken Masten für 20-Jahresintervalle zwischen 3,3 und 7,1 Jahren. Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen inund Anteil mittel % stark fruktifizierender älterer Buchen in % 100 80 60 40 20 20 0 2000 2005 2010 2015 2020 Foto: J. Weymar 11
Eiche Ältere Eiche Die Zeitreihe der mittleren Kronenverlichtung der älteren Ei- chen weist zu Beginn relativ niedrige Verlichtungswerte aus, es folgt ein rascher Anstieg der Verlichtung mit besonders hohen Kronenverlichtungswerten in den Jahren 1999 sowie 2004 und 2005. Seitdem sind die Werte nur leicht zurück- gegangen. Ab 2008 wird ein relativ konstanter Kronenverlich- tungswert (2021: 25 %) ermittelt. Die Entwicklung des Kronenzustandes der Eichen wird durch Insekten- und Pilzbefall beeinflusst. Die periodische Vermeh- rung von Insekten der so genannten Eichenfraßgesellschaft trägt maßgeblich zu Schwankungen der Belaubungsdichte der Eichen bei. Seit 2014 wurden kaum mittlere oder starke Schäden durch Insektenfraß beobachtet. Foto: F. Reinbold Jüngere Eiche Starke Schäden Die Kronenentwicklung der Eichen in der Altersstufe bis 60 Der Mittelwert der starken Schäden in der Zeitreihe liegt für Jahre zeigt einen sehr viel günstigeren Verlauf als die Ent- die Eiche (alle Alter) bei 1,3 %. Eine Phase mit erhöhten An- wicklung der älteren Eichen. Von 1984-2003 wurden Verlich- teilen starker Schäden (bis 3,9 %) wird für die Eichen im Zeit- tungswerte zwischen 2 und 8 % ermittelt, nach dem Trocken- raum 1996-1999 in Verbindung mit intensivem Insektenfraß sommer 2003 lag die mittlere Kronenverlichtung höher (8 bis verzeichnet. Anschließend sind die starken Schäden wieder 12 %), von 2012-2017 wurden wieder niedrigere Verlichtungs- zurückgegangen, 2021 wurden 1,6 % der Eichen als stark ge- werte festgestellt. Anschließend zeigt sich dann wieder ein schädigt eingestuft. Anstieg (2021: 10 %). Eiche Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), Mittlere Kronenverlichtung mittlere Kronenverlichtung in % in % alle Alterin in alle Alter % % 40 12 35 Eiche 10 alle Baumarten 30 über 60 Jahre 8 25 25 20 6 15 4 10 10 5 bis 60 Jahre 2 1,6 5 2 0 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Foto: J. Weymar 12
Eiche Ausfallrate Die Ausfallrate der Eichen ist sehr niedrig und liegt in allen Erhebungsjahren unter dem Wert für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein. 2014 (0,9 %) und 2018 (0,9 %) gab es Abweichungen vom Mittelwert der Ausfallrate (0,2 %). 2019 und 2020 sind keine Eichen außerplanmäßig (aufgrund von Sturmschäden oder Insektenbefall) entnommen worden, 2021 waren es 0,2 %. Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), Bäume), alle Alter alle Baumarten, in in alle Alter %% 20 18 Eiche 16 alle Baumarten 14 12 10 8 6 4 0,2 2 0 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 Fruchtbildung Die Fruchtbildung der Eiche ist zum Zeitpunkt der Waldzu- standserhebung im Juli und August nur schwer einzuschät- zen, weil die Eicheln dann noch sehr klein sind. Im Zustän- digkeitsbereich der NW-FVA wurde daher für WZE-Punkte mit mindestens 17 Eichen im Alter über 60 Jahre im 8 km x 8 km-Raster eine zusätzliche Erfassung im September durch- geführt. Die Eichen an diesen Referenzpunkten, bestehend aus 13 WZE-Punkten, zeigten 2021 keine mittlere oder starke Fruktifikation. Foto: M. Spielmann Absterberate Im Mittel der Jahre 1984-2021 ist die Absterberate der Eichen niedrig (0,1 %). Überdurchschnittliche Absterberaten wurden vor allem im Anschluss an starken Insektenfraß ermittelt, am höchsten war die Absterberate 1997 (0,5 %) und 2013 (0,4 %). 2021 sind 0,2 % der Eichen abgestorben. Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter Jährliche in % Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % 2,5 Eiche 2,0 alle Baumarten 1,5 1,0 0,5 0,2 0 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 Foto: J. Evers 13
Fichte Ältere Fichte Im Beobachtungszeitraum werden für die älteren Fichten von 1984 bis 2011 anhaltend hohe Kronenverlichtungswerte bis zu 37 % (2006) festgestellt. Ab 2012 ist ein deutlicher Rückgang der Verlichtungswerte zu verzeichnen. Seit 2019 setzt sich diese Entwicklung nicht fort, die mittlere Kronenverlichtung beträgt 2021 wie im Vorjahr 27 %. Jüngere Fichte Für die Fichten ist ein deutlicher Alterstrend festzustellen, in den letzten Jahren nähern sich die Verlichtungswerte beider Altersgruppen allerdings an. Für die jüngeren Fichten beträgt die mittlere Kronenverlichtung aktuell 15 %. Starke Schäden Insgesamt (alle Alter) ergibt sich im Mittel aller Erhebungs Foto: J. Evers jahre ein durchschnittlicher Anteil an starken Schäden von Absterberate 2,4 %. Die Werte schwanken im Erhebungszeitraum ohne zeitlichen Trend zwischen 0,6 und 4,7 %. 2021 sind 2,7 % der Die Absterberate der Fichten liegt im Mittel der Jahre 1984- Fichten stark geschädigt. 2021 bei 0,2 %. Die höchste Absterberate (1 %) für die Fichten Fichte wurde 1994 ermittelt. Im Jahr 2021 ist die Absterberate (0,4 %) Mittlere Kronenverlichtung mittlere Kronenverlichtung in % in % überdurchschnittlich. 40 35 30 Ausfallrate 30 über 60 Jahre Jährlich fallen im Mittel (1997-2021) 1 % der Fichten in der 25 27 WZE-Stichprobe durch Sturmschäden oder Insektenbefall 20 aus. Nach den Orkanen „Christian“ und „Xaver “ fielen 2014 15 15 13 besonders viele Fichten aus (4,8 %). 2021 musste keine Fichte 10 bis 60 Jahre im WZE-Kollektiv außerplanmäßig infolge von Sturm oder In- sektenbefall entnommen werden. 5 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jährliche Absterberate (stehende Bäume), Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % alle Alter in % 2,5 Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), alle Alterin in alle Alter %% Fichte alle Baumarten 2,0 12 Fichte 10 1,5 alle Baumarten 8 1,0 0,4 6 0,5 4 2,7 0 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 2 0 Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Bäume), alle Alter alle Baumarten, in in alle Alter %% 20 18 Fichte 16 alle Baumarten 14 12 10 8 6 4 2 0 0 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 Foto: J. Weymar 14
Kiefer Ältere Kiefer Die älteren Kiefern weisen seit 1986 niedrigere Kronenverlich- tungswerte auf als die älteren Buchen, Eichen und Fichten. 2021 beträgt die mittlere Kronenverlichtung 16 %. Jüngere Kiefer In den letzten Jahren hat die Anzahl der bis 60-jährigen Kiefern im Stichprobenkollektiv so stark abgenommen, dass keine Er- gebnisse für diese Altersstufe dargestellt werden. Für den Zeitraum bis 2014 zeigen sich kaum Unterschiede im Kronenverlichtungsgrad zwischen den Altersgruppen. Die Ent- wicklung jüngerer und älterer Kiefern verläuft weitgehend pa- rallel. Starke Schäden Der Anteil starker Schäden liegt bei den Kiefern (alle Alter) im langjährigen Mittel der Erhebungsjahre bei 0,8 % und bleibt durchgehend unter dem Wert für alle Baumarten. Im Erhe- Foto: J. Evers bungszeitraum treten kaum Schwankungen auf. Im Jahr 2021 Absterberate wurden 1,8 % der Kiefern als stark geschädigt eingestuft. Kiefer Die Absterberate der Kiefern schwankt im Erhebungszeit- mittlere Kronenverlichtung Mittlere in % Kronenverlichtung in % raum zwischen 0 und 0,7 %, im Mittel der Zeitreihe beträgt 40 sie 0,2 %. 2020 und 2021 sind keine Kiefern abgestorben. 35 30 Ausfallrate über 60 Jahre 25 Die durchschnittliche Ausfallrate beträgt 0,5 %. Höhere Aus- 20 fälle in den Jahren 2000 und 2015 sind durch Sturmschäden 15 13 16 bedingt. 2019 und 2020 mussten keine Kiefern als Schadholz 10 entnommen werden. 2021 ist die Ausfallrate überdurchschnitt- bis 60 Jahre 5 lich (1,2 %). 4 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter Jährliche in % Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), 2,5 alle Alterin in alle Alter %% Kiefer 12 2,0 alle Baumarten Kiefer 10 alle Baumarten 1,5 8 1,0 6 0,5 4 0 0 2 1,8 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), Bäume), alle Alter alle Baumarten, in in%% alle Alter 20 18 Kiefer 16 alle Baumarten 14 12 10 8 6 4 2 1,2 0 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 Foto: J. Evers 15
Andere Laub- und Nadelbäume In Schleswig-Holstein wurden bei der Waldzustandserhebung 2021 als landesweite repräsentative Stichprobeninventur 30 Baumarten erfasst. Neben den Hauptbaumarten Kiefer, Fich- te, Buche und Eiche kommt in den Wäldern Schleswig-Hol- steins eine Vielzahl weiterer Baumarten vor. Jede Baumart für sich genommen ist in der Stichprobe der Waldzustands- erhebung allerdings zahlenmäßig so gering vertreten, dass allenfalls Trendaussagen zur Kronenentwicklung möglich sind. Bei der Darstellung der Ergebnisse der Waldzustandserhe- bung werden sie daher in den Gruppen andere Laubbäume und andere Nadelbäume zusammengefasst. Zu den anderen Laubbäumen gehören u. a. Birke, Esche und Erle, bei den an- deren Nadelbäumen handelt es sich vorwiegend um Lärchen und Sitkafichten. Mittlere Kronenverlichtung 2019 erreichte die mittlere Kronenverlichtung der anderen Laubbäume (alle Alter) einen Höchststand (24 %) in der Zeit- reihe der Waldzustandserhebung. 2020 und 2021 hat sich die Situation leicht verbessert, mit 18 % ist die mittlere Kronenver- lichtung aber immer noch erhöht. Die mittlere Kronenverlichtung der anderen Nadelbäume (alle Alter) war 2020 auf den zweithöchsten Wert seit 1984 ange- stiegen, 2021 ist die mittlere Kronenverlichtung nahezu un- verändert (19 %). Starke Schäden Der Anteil starker Schäden (alle Alter) liegt für die Gruppe der anderen Laubbäume im Erhebungszeitraum im Mittel bei 3,2 %. Seit 2010 wird dieser Durchschnittswert fortlaufend überschritten. 2021 wurden 4,2 % der anderen Laubbäume als stark geschädigt eingestuft. Für die anderen Nadelbäume (alle Alter) gibt es starke Hainbuche Foto: M. Spielmann Andere Laub- und Nadelbäume Schwankungen beim Anteil starker Schäden, im Mittel sind Mittlere Kronenverlichtung mittlere Kronenverlichtung in % in % es 1,8 %. 2008 und 2020 waren besonders viele Bäume stark 40 geschädigt. 2021 beträgt der Anteil starker Schäden 3,6 %. andere Laubbäume, alle Altersstufen 35 andere Nadelbäume, alle Altersstufen 30 25 19 20 15 12 18 10 5 5 0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Anteil starker Anteil starker Schäden Schäden (inkl. abgestorbener (inkl. abgestorbener Bäume), Bäume), alle Alter alle Alter in in % % 12 andere Laubbäume 10 andere Nadelbäume alle Baumarten 8 6 4,2 4 3,6 2 0 Spitzahorn Foto: J. Evers 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 16
Andere Laub- und Nadelbäume Absterberate Die Absterberate der anderen Laubbäume liegt in fast allen Erhebungsjahren über dem Wert für alle Baumarten. Im lang- jährigen Mittel sind jährlich 0,6 % der anderen Laubbäume abgestorben. 2021 liegt die Absterberate bei 1 %. Die Absterberate der anderen Nadelbäume liegt von 1984- 2020 durchgehend unter 0,5 %. 2021 befindet sich die Ab- sterberate (0,9 %) auf dem Höchststand der Zeitreihe. Ausfallrate Bei den anderen Laubbäumen wird seit 2014 eine überdurch- schnittliche Ausfallrate festgestellt. 2021 sind 2,7 % der Bäume als Schadholz entnommen worden. Die Gruppe der anderen Nadelbäume war 2014 stärker als alle anderen Baumartengruppen durch Sturmschäden betrof- fen. Anschließend blieb die Ausfallrate niedrig (0 bis 0,7 %). Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter Jährliche in % Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % 2,5 andere Laubbäume 2,0 andere Nadelbäume alle Baumarten 1,5 1,0 1,0 0,9 0,5 Esche Foto: J. Evers 0 Esche Die WZE-Ergebnisse der Eschen (alle Alter) heben sich deut- 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91 91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 lich von denen der anderen Baumarten ab. Bis 2003 waren Jährliche Ausfallrate Jährliche Ausfallrate (als Schadholz (als Schadholz entnommene entnommene Bäume), die mittleren Kronenverlichtungen (3-16 %) niedrig. Ab 2004 Bäume), alle Alter alle Baumarten, in % alle Alter in % erfolgte ein Anstieg, der 2019 einen Höchstwert (47 %) er- 20 reichte. In den letzten beiden Jahren gingen die Werte leicht 18 andere Laubbäume zurück (2020: 39 %, 2021: 38 %). 16 andere Nadelbäume alle Baumarten Die starken Schäden lagen bis 2007 unter 3 %, anschließend 14 stiegen sie bis auf 32 % (2018 und 2019) an. 2021 sind 19 % 12 der Eschen stark geschädigt. Ab 2011 wurden dann auch 10 überproportionale Absterberaten bis 8,7 % (2019) festgestellt. 8 6 In diesem Jahr sind 3,3 % der Eschen abgestorben. Auch 4 die Ausfallrate ist sehr viel höher als bei anderen Baumarten 2,7 2 (2021: 15,6 %). Diese Entwicklung der Vitalitätsparameter ist 0,4 0 vor allem durch das Auftreten des Eschentriebsterbens ent- standen. 05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 20-21 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 Sitkafichte Die Sitkafichte ist die häufigste Baumart in der Gruppe der anderen Nadelbäume. Sie ist mit einem Flächenanteil von 5 % in der WZE-Stichprobe vertreten. 2020 hatten die Schäden bei der Sitkafichte (alle Alter) – auch aufgrund von Befall durch die Fichtenröhrenlaus – erheblich zugenommen. Die mittlere Kronenverlichtung (50 %) übertraf alle bisherigen Werte im Erhebungszeitraum. Mit einer mitt- leren Kronenverlichtung von 34 % ist 2021 eine Verbesserung festzustellen. Auch die starken Schäden gingen zurück (2020: 37 %, 2021: 9 %). Die Absterberate allerdings war noch nie so hoch wie 2021 (2,8 %). 2021 wurde keine Sitkafichte außer- Schwarzerle Foto: M. Spielmann planmäßig als Schadholz entnommen. 17
Witterung und Klima Johannes Sutmöller Die Jahresmitteltemperatur betrug im Vegetationsjahr https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5717790 2020/2021 im Landesmittel 9,7 °C. Damit war auch dieses Jahr Die kalendarischen Jahre 2020 und 2014 waren in Schleswig- wärmer als das langjährige Mittel. Die Jahresmitteltempera- Holstein mit einer Mitteltemperatur von 10,5 °C die wärmsten tur lag um 1,4 K über dem Mittelwert von 8,3 °C der Periode Jahre seit Messbeginn im Jahr 1881. Gegenüber der Klimaperi 1961-1990. Besonders das kühle Frühjahr hatte zur Folge, dass ode 1961-1990 bedeutet dies eine Abweichung von 2,2 K. die Temperaturerhöhung nicht stärker ausfiel. Für eine flächenhafte Aussage werden die klimatologischen Größen Niederschlag und Temperatur anhand der Mess Witterungsverlauf von Oktober 2020 bis stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet. September 2021 Die Messwerte werden mit einem kombinierten Regionalisie- rungsverfahren (Inverse Distance Weighting, Höhenregres- Im Oktober führten Westwindwetterlagen zu häufigen und sion) auf ein einheitliches Raster interpoliert. Für die aktuelle flächendeckenden Niederschlägen. Mit 82 mm im Flächen- Auswertung wurde erstmals ein 50 Meter Raster (Digitales mittel des Landes war der Monat rund 10 % feuchter als Höhenmodell) verwendet, sodass im Vergleich zu den Wer- normal. Die Mitteltemperatur lag in Schleswig-Holstein bei ten im letztjährigen Bericht geringfügige Abweichungen auf- 11,0 °C und damit 1,5 K über dem langjährigen Durchschnitts- treten. Die Mitteltemperaturen werden in Grad Celsius (°C) wert (Abb. unten, Tabelle Seite 19). Die Witterung war im und die Abweichung in Kelvin (K, entspricht °C) angegeben. November überwiegend durch Hochdruckeinfluss geprägt. Im Waldzustandsbericht wird die Witterung des aktuellen Ve- Die Niederschlagshöhe betrug 29 mm und damit nur rund getationsjahres beschrieben. Das Vegetationsjahr umfasst die 35 % des üblichen Solls. Aufgrund der jahreszeitlich beding- Monate Oktober des Vorjahres bis einschließlich September ten geringen Verdunstung nahm die Bodenfeuchte jedoch des aktuellen Jahres. kaum ab. Die Monatsmitteltemperatur von 7,7 °C übertraf Mit dem Jahr 2020 endete die international gültige Klima normalperiode 1961-1990. Diese wurde durch die neue Refe- Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mit- tel der Klimaperiode 1961-1990 (durchgezogene schwarze renzperiode 1991-2020 abgelöst. Ein Vergleich der Klimaperi- Linie) in Schleswig-Holstein, Monatswerte für das Vegetati ode 1961-1990 mit der neuen Referenzperiode von 1991-2020 onsjahr 2020/2021 (Oktober 2020 bis September 2021) zeigt deutlich, dass die Klimaveränderung in Schleswig-Hol- % 250 stein bereits zu einer signifikanten Erwärmung geführt hat (s. Niederschlag Tabelle Seite 19). Um den anthropogen verursachten Erwär- 200 mungstrend zu verdeutlichen, werden im Text die Monats- 150 mittelwerte des aktuellen Vegetationsjahres weiterhin mit den 100 langjährigen Werten der Klimaperiode 1961-1990 verglichen. 50 Im Vegetationsjahr 2020/2021 entsprach die Niederschlags- 0 menge mit 752 mm im Flächenmittel des Landes dem lang- K 5 Temperatur jährigen Mittel. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kam es zu keiner ausgeprägten Trockenperiode, sodass das 3 pflanzenverfügbare Wasser in den Waldböden während der 1 Vegetationszeit ausreichte, um die Wasserversorgung der -1 Waldbestände zu gewährleisten. Die Vegetationszeit war in weiten Teilen Schleswig-Holsteins deutlich feuchter als nor- -3 Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. mal. Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach Foto: J. Weymar 18
Witterung und Klima Foto: M. Spielmann das langjährige Mittel um 2,6 K. Anfang des Monats wurden an vie- milden Luftmassen prägte das Witterungsgesche- len Stationen des DWD neue Allzeitrekorde der Tageshöchsttemperatur hen im Januar 2021. Mit einer Mitteltemperatur für November gemessen (z. B. Itzehoe 20,2 °C). Im Dezember wurden von 1,7 °C ergab sich eine Abweichung von rund auf der Vorderseite von Tiefdruckgebieten über Westeuropa mit einer +1,4 K zum Mittel der Periode 1961-1990. Häufiger südlichen Luftströmung häufig milde Luftmassen nach Schleswig-Hol- Tiefdruckeinfluss sorgte für reichlich Niederschlag, stein herangeführt. Folglich fiel der Monat deutlich zu warm aus. Die sodass mit 74 mm 20 % mehr Niederschlag fiel als Monatsmitteltemperatur von 4,2 °C lag um 2,4 K über dem Wert der üblich. Infolge der niederschlagsreichen Witterung Klimaperiode 1961-1990. Es fiel mit 71 mm annähernd die übliche Nie- füllten sich die Wasserspeicher der oberen Boden- derschlagsmenge. Zwar nahm die Bodenfeuchte weiter zu, lag jedoch schichten deutlich auf. Der Februar war durch ex- im Südosten von Schleswig-Holstein weiter unter den langjährigen Mit- treme Wettergegensätze gekennzeichnet. In der telwerten. In den übrigen Landesteilen entsprach die Bodenfeuchte- ersten Monatshälfte sorgte sibirische Kaltluft für situation den langjährigen Mittelwerten. Der Wechsel von kühlen und nächtliche Tiefsttemperaturen, die im Landesin- neren teilweise unter -15 °C lagen. Ab Mitte des Temperaturmittelwerte und Niederschlagssummen für das Vegetationsjahr Monats führte subtropische Warmluft zu extremen 2020/2021 (Oktober 2020 bis September 2021) sowie die langjährigen Mittelwerte Temperatursprüngen. In Göttingen wurde ein neu- der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 er Deutschlandrekord aufgestellt. Innerhalb von Temperatur (°C) Niederschlag (mm) einer Woche stieg die Temperatur von -23,8 °C 2020/21 1961 - 1991 - 2020/21 1961 - 1991 - auf 18,1 °C (Differenz 41,9 K). Im Süden Deutsch- 1990** 2020** 1990** 2020** lands wurde teilweise eine Tageshöchsttemperatur Oktober 11,0 9,5 9,9 82 72 74 von über 20 °C gemessen. Trotz der ausgepräg- November 7,7 5,1 5,6 29 81 70 ten Kälteperiode war der Februar 1,1 K wärmer als Dezember 4,2 1,8 2,8 71 73 76 die durchschnittliche Monatsmitteltemperatur der Periode 1961-1990. Die Niederschläge erreichten Januar 1,7 0,3 1,9 74 62 70 mit 25 mm im Landesmittel nur rund 60 % der üb- Februar 1,8 0,7 2,1 25 41 54 lichen Niederschlagsmenge. Es folgte ein milder März 4,9 3,2 4,3 60 52 53 und abwechslungsreicher März. Im Landesmittel April 6,1 6,6 8,2 33 48 39 von Schleswig-Holstein fielen 60 mm Niederschlag. Nicht- Damit wurde das übliche Soll um rund 15 % über- 5,3 3,9 5,0 374 429 436 troffen. Die Monatsmitteltemperatur betrug 4,9 °C vegetationszeit Mai 10,5 11,5 12,2 101 54 54 und lag damit um 1,7 K über dem langjährigen Juni 17,8 15,0 15,4 69 68 73 Durchschnittswert. Zum Monatsende verabschie- Juli 18,9 16,3 17,7 62 79 83 dete sich der März mit frühsommerlicher Wärme bei Tageshöchsttemperaturen von deutlich mehr August 16,4 16,2 17,5 89 73 84 als 20 °C. Mit einsetzender Pflanzenentwicklung September 15,4 13,3 14,1 58 73 72 trockneten die Oberböden langsam aus, allerdings Vegetationszeit 15,8 14,5 15,4 378 347 366 stellte sich die Bodenfeuchtesituation nicht annä- hernd so ungünstig dar, wie in den Jahren zuvor. Im Vegetationsjahr 9,7 8,3 9,4 752 776 802 April endete die 8-monatige Abfolge zu warmer zu kalt* -5 K -3 K -1 K +1 K +3 K +5 K zu warm* Monate. Häufige Nordwetterlagen dämpften das Temperaturniveau. Die Monatsmitteltemperatur zu nass* 175 % 150 % 125 % 75 % 50 % 25 % zu trocken* war mit 6,1 °C nur wenig höher als im März. Die * Abweichung zur Periode 1961-1990, ** Neuberechnung (50 m Digitales Höhenmodell) Abweichung zum vieljährigen Mittelwert betrug 19
Witterung und Klima temperaturen von mehr als 30 °C und einigen Tropennächten (Tagestiefsttemperatur >20 °C). Infolge häufiger auch großräumiger Gewitterlagen wurden im Landesmittel von Schleswig-Holstein 69 mm Niederschlag gemessen. Dies entspricht der üblichen Niederschlagsmenge, sodass sich die Bodenfeuchtesituation weiter günstig darstellte. Es folgte ein warmer jedoch sonnenscheinarmer Juli. Insgesamt fielen in Schleswig-Holstein im Flächen- mittel 62 mm Niederschlag. Dies entspricht rund 80 % des langjährigen Mittels. Die Bodenwasser- gehalte waren in weiten Teilen des Landes weiter- hin überdurchschnittlich. In Erinnerung wird das Unwettertief ‚Bernd‘ bleiben, das im Westen von Deutschland extreme Niederschläge auslöste und zu der Jahrhundertflut in einigen Mittelgebirgs tälern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen führte. Die Monatsmitteltemperatur betrug 18,9 °C Foto: M. Spielmann und lag damit 2,6 K über dem langjährigen Wert -0,5 K. Infolge der trocken-kühlen Witterung fielen mit 33 mm nur rund der Klimaperiode 1961-1990. Der August war in 70 % des Niederschlagssolls. Die niedrigen Temperaturen verzöger- Schleswig-Holstein sehr unbeständig. Mit 89 mm ten die Vegetationsentwicklung deutlich, sodass die Böden zwar weiter wurde das Monatssoll um 20 % übertroffen. Die austrockneten, aber das niedrige Niveau der Jahre 2019 und 2020 bei Bodenfeuchtesituation stellte sich im gesamten weitem nicht erreicht wurde. Die kühle Witterung setzte sich im Mai Land günstig dar, da die Bodenwasserspeicher gut unvermindert fort. Im Gegensatz zum April führte eine vermehrte Tief- gefüllt waren. Der August war geringfügig wärmer drucktätigkeit zu häufigen Niederschlagsereignissen. Im Landesmittel fie- als normal und es wurden nur wenige Sommer- len 101 mm Niederschlag und damit 90 % mehr als im Mittel der Periode und keine Hitzetage gemessen. Die Mitteltempe- 1961-1990. Zu Beginn des Monats machten sich vorgezogene ‚Eisheilige‘ ratur von 16,4 °C lag 0,2 K über dem langjährigen mit einigen Frostnächten bemerkbar. Die kühle Witterung führte zu einer Wert der Periode 1961-1990. Zum Abschluss des Temperaturabweichung von -1,0 K zum langjährigen Monatsmittel. In- Vegetationsjahres 2020/2021 folgte ein warmer, folge der niedrigen Temperaturen war auch die Verdunstung geringer trockener und sonnenscheinreicher September. als im Mai üblich. Die nasse und kühle Witterung führte dazu, dass im Es dominierten Hochdruckwetterlagen, sodass mit gesamten Land die Bodenwasservorräte aufgefüllt wurden und deutlich 58 mm im Landesdurchschnitt nur knapp 80 % des über den langjährigen Mittelwerten lagen. Der Juni zeigte sich von sei- Niederschlagssolls fiel. Der September war mit ei- ner hochsommerlichen Seite. Die Monatsmitteltemperatur von 17,8 °C ner Mitteltemperatur von 15,4 °C um 2,1 K wärmer wich um +2,8 K vom vieljährigen Mittel ab. Damit war der Juni der Dritt- als der langjährige Durchschnitt. wärmste seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 1881. Mitte des Monats führte die erste und einzige Hitzewelle des Sommers zu Tageshöchst- Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der Klimaperiode 1961-1990 (durchgezogene schwarze Linie) und gleitendes Mittel Abweichungen von der letzten Niederschlag 30 Jahre und Temperatur vom(gepunktete Mittel der graue Linie) in Schleswig-Holstein, Jahreswerte für das Vegetationsjahr Klimareferenzperiode 1961-1990 und gleitendes 30jähriges Mittel in Schleswig-Holstein, Jahreswerte für das Vegetationsjahr (Oktober-September) (Oktober bis September) mm 1100 Mittel der Klimareferenzperiode 1961–1990 Niederschlag gleitendes 30jähriges Mittel 1000 900 800 700 600 500 °C 11 Temperatur 10 9 8 7 6 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Daten des Deutschen Wetterdienstes, Daten des Offenbach Deutschen Wetterdienstes, Offenbach Foto: J. Evers 20
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