Der Wald in Deutschland - Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur - www.bmel.de

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Der Wald in Deutschland
Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur

                                                        www.bmel.de
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Die Waldverteilung in Deutschland

                                                            Deutschland
                                                            35.720.780 Landesfläche
                                                            11.419.124 Waldfläche = 32 %

                                                            Alle Flächenangaben in Hektar

                       Schleswig-Holstein                                                   Mecklenburg-Vorpommern
                                 1.579.957                                                  2.319.318
                            173.412 = 11 %                                                  558.123 = 24 %

    nietsloH-giwselhcS
                                                                                                                   nremmoproV-grubnelkceM

                            Niedersachsen                                                   Hamburg & Bremen
                                 4.769.942                                                  115.907
                          1.204.591 = 25 %                                                  13.846 = 12 %

                                                                                                                            nemerB & grubmaH

                      Nordrhein-Westfalen                                                   Berlin & Brandenburg
  neshcasredeiN
                                 3.409.772                                                  3.037.573
                            909.511 = 27 %                                                  1.130.847 = 37 %

                                                                                                                    nilreB & grubnednarB
nelhaftseW-niehrdroN
                                   Hessen                                                   Sachsen-Anhalt
                                 2.111.480                                                  2.045.029
                            894.180 = 42 %                                                  532.481 = 26 %

        nesseH                                                                                                          tlahnA-neshcaS

                          Rheinland-Pfalz                                                   Sachsen
                                 1.985.406                                                  1.842.002
                            839.796 = 42 %                                                  533.206 = 29 %

     zlafpdnalniehR                                                                                                        neshcaS

                                 Saarland                                                   Thüringen
                                  256.977                                                   1.617.250
                            102.634 = 40 %                                                  549.088 = 34 %

           dnalraaS

                                                                                                                          negnirühT

                      Baden-Württemberg                                                     Bayern
                                 3.575.148                                                  7.055.019
                          1.371.847 = 38 %                                                  2.605.563 = 37 %

grebmettrüW-nedaB

                          Wald                                                                                         nreyaB
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vorwort                                                                                                              1

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

es gibt für mich kaum einen Ort wie den Wald, der so wandelbar, so vielfältig ist, der uns
zu jeder Tageszeit mit neuen Eindrücken überraschen kann. Daher liebe ich es, im Wald
spazieren zu gehen – im Frühling, wenn die ersten Buschwindröschen den Wald weiß
färben, im Sommer, wenn er Schatten spendet. Im Herbst färben ihn die Blätter bunt und
im Winter verzaubern ihn Schnee und Frost.

Was wir erst auf den zweiten Blick wahrnehmen, sind die wertvollen Güter, die der Wald
uns liefert: Holz, Sauerstoff, sauberes Wasser, kühle Luft, eine Atmosphäre zur Erholung und
Lebensraum für unzählige Arten. Damit das so bleibt, müssen wir auf den Wald achten –
und ihn nachhaltig bewirtschaften.

Und dazu müssen wir ihn kennen und erfassen. Dabei hilft die Bundeswaldinventur.
Ihre dritte, derzeit aktuelle Erhebung, die in den Jahren 2011 und 2012 stattgefunden hat,
gibt uns spannende Einblicke:

Die Waldfläche in Deutschland ist seit der letzten Erhebung im Jahre 2002 konstant:
Deutschland ist damit mit 11,4 Millionen Hektar zu einem Drittel bewaldet. Wir haben mehr Holz als jedes andere
Land der Europäischen Union. Und obwohl wir immer mehr Holz nutzen, produzieren unsere Wälder mehr als
wir brauchen: Der Vorrat im Wald ist auf 3,7 Milliarden Kubikmeter angestiegen. 90 Milliarden alte und junge
Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen und seltenere Baumarten prägen das Gesicht des deutschen Waldes. Seit der letzten
Erhebung ist der Anteil der Laubbäume gestiegen. Auch sind unsere Wälder vielfältiger und naturnäher strukturiert.
Wir finden mehr Totholz – eine wichtige Grundlage für Biodiversität.

Der gute Zustand des Waldes ist das Ergebnis einer guten und nachhaltigen Bewirtschaftung durch unsere Wald­
eigentümer und Förster. Und einer Waldpolitik, die auf Balance und Nachhaltigkeit setzt und Verantwortung
auf viele Schultern verteilt: Etwa die Hälfte des deutschen Waldes ist in privaten Händen. Ein Fünftel besitzen
Gemeinden, Städte und andere öffentliche Körperschaften. Ein Drittel gehört den Ländern und dem Bund.

Aber wir müssen auch handeln. Ein Beispiel ist die Fichte: Die Bundeswaldinventur zeigt, dass die Fichte,
ein wichtiger Rohstofflieferant der Holzwirtschaft, vielerorts zurückgeht. Hier müssen wir uns fragen:
Wieviel Fichtenwald brauchen wir und welche Alternativen zur Fichte bieten sich angesichts des Klimawandels ?

Für Antworten auf diese Fragen und für eine bestmögliche Nutzung des Waldes auch in Zukunft möchte ich die
Waldstrategie 2020 im Dialog mit allen am Wald Interessierten und Engagierten zu einer zentralen Leitlinie für
den Wald, die Forstwirtschaft und die Holzverwendung weiterentwickeln. Die Bundeswaldinventur ist dafür
die wissensbasierte Grundlage.

Mit dieser Broschüre will ich Menschen zusammenführen, die sich mit dem Wald beschäftigen – ob als Spazier­
gänger, Holznutzer, Naturschützer, Waldeigentümer oder Förster. Ich möchte Sie einladen, die Funktionen des
Waldes kennen und seinen Wert schätzen zu lernen.

Viel Freude beim Lesen – und natürlich auch beim nächsten Waldbesuch wünscht Ihnen

Ihre

Julia Klöckner
Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
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2     inhalt

Vorwort                                                1    Rohstoffquelle Wald –
                                                            Holzvorrat auf Rekordniveau                         29

Waldland Deutschland –                                      Vorrat weiter angestiegen                           30
Waldfläche konstant                                    3
                                                            Vorratsanstieg vor allem bei dicken Bäumen          31

Wald – überwiegend in privater Hand                    9    Sonderfall Fichte – Vorrat abgenommen               33

Unterschiedlicher                                           Holzzuwachs auf hohem Niveau                        33
Waldreichtum der Länder                               10
                                                            Holznutzung auf hohem Niveau                        34

                                                            Zuwachs größer als Nutzung                          36
Lebensraum Wald –
mehr biologische Vielfalt im Wald                    11     Holznutzung zunehmend eingeschränkt
                                                            oder ausgesetzt                                     38

Fichte, Kiefer, Buche, Eiche – häufigste Baumarten    12

Waldschäden führten zum Umdenken –                          Klimaschützer Wald –
Klimawandel bringt neue Herausforderungen             15    weiterhin Kohlenstoffsenke                          39
Mehr älterer Wald                                     16

Laubbaumanteil gestiegen                              17    Vermessung des Waldes                               43
Wald vielfältiger aufgebaut                           19
                                                            Trotz Inventur geöffnet – das Inventurverfahren     44
Naturnähe der Baumarten-Zusammensetzung −
etwas verbessert                                      22    Bundeswaldinventur – etablierte Informationsbasis   48

Totholz – mehr als vor zehn Jahren                    23

Besonders geschützte Biotope −                              Fachbegriffe                                        49
fünf Prozent der Waldfläche                           26

Invasive Pflanzen im Wald –
derzeit von geringer Bedeutung                        26    Verzeichnis der Abbildungen                         52

Biotopbäume – Trittsteine für die biologische Vielfalt 27   Impressum                                           52

Erhaltungszustand großflächiger                             Bundeswaldinventur und Waldentwicklungs-
FFH-Waldlebensraumtypen                               28    und Holzaufkommensmodellierung im Internet
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Inhalt                                                                                                 3

Waldland Deutschland –
Waldfläche konstant
Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands ist bewaldet. Das sind 11,4 Mio. Hektar. Die Verantwortung
für den Wald verteilt sich auf viele Schultern. Die Hälfte des deutschen Waldes ist Privateigentum.
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4      waldland deutschland – waldfläche konstant

Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Über 80 Mio.             Erfolg des Bundeswaldgesetzes, dass der Wald nach wie
Menschen leben auf 35,7 Mio. Hektar. Seit Jahrhunderten              vor ein Drittel der Landfläche einnimmt und dass sein
bewohnt und bewirtschaftet der Mensch Deutschland                    Bestand gesichert ist.
intensiv. 13 % der Landfläche nutzt er für Siedlung und
Verkehr. Auf 52 % der Fläche wird Landwirtschaft                     Die Waldfläche hat sich zwischen 2002 und 2012 nur
betrieben. Die Landwirtschaft ist damit die größte                   wenig verändert. Einem Waldverlust von 58.000 Hektar
Flächennutzung in Deutschland. Danach folgen der                     stehen 108.000 Hektar neuer Wald gegenüber. In der
Wald bzw. die Forstwirtschaft mit 32 %.                              Summe hat die Waldfläche um 0,4 % oder 50.000 Hektar
                                                                     zugenommen.
In den letzten Jahrzehnten sind die Ansprüche an
Lebens­standard und Konsum sowie an die Erhaltung der
Umwelt gestiegen. Dies führt zu wachsender Konkurrenz
zwischen verschiedenen Landnutzungsformen. Es ist ein

Raubbau am Wald – Nein danke !                                       dem Wald. Die Zahlen der Bundeswaldinventur belegen, dass
                                                                     diese Gesetze den Wald wirksam vor unsachgerechter Behand-
Der Wald in Deutschland ist heute so wichtig wie eh und je:          lung, Übernutzung, Raubbau und Flächenverlust bewahren.
Er reinigt unsere Luft, produziert den lebenswichtigen Sauerstoff,
sorgt für unser Trinkwasser und ist Heimat für viele Tier- und       Nachhaltige Forstwirtschaft bewahrt den Wald
Pflanzenarten. Im dicht besiedelten Deutschland bietet er Raum
für Erholung und Naturerleben. Nicht zuletzt liefert der Wald den    Die deutsche Forstwirtschaft verjüngt, pflegt und bewirtschaftet
bedeutendsten nachwachsenden Rohstoff: Holz. Er leistet damit        den Wald und stellt seine vielfältigen Funktionen für die Gesell-
einen wesentlichen Beitrag zur Beschäftigung und Wertschöp-          schaft nachhaltig bereit. Sie kann auf über 300 Jahre Erfahrung
fung im ländlichen Raum.                                             im nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wald zurückbli-
                                                                     cken. Während sich die Nachhaltigkeit in den Anfängen auf die
Die Tatsache, dass Deutschland heute noch zu einem Drittel           Holzversorgung bezog, entwickelte die Forstwirtschaft dieses
bewaldet ist und wir unseren Wald nutzen und genießen können,        Prinzip – unterstützt durch Wissenschaft und Forschung – weiter.
ist keine Selbstverständlichkeit. Das zeigt sowohl der Blick auf     Ziel ist, die vielfältigen ökonomischen, ökologischen und sozialen
andere Länder oder Erdteile als auch der Blick zurück in unsere      Leistungen des Waldes zum Nutzen gegenwärtiger und zukünfti-
eigene (Wald-)Geschichte.                                            ger Generationen dauerhaft und optimal sicherzustellen.

Hüter des Waldes – das Bundeswaldgesetz

Das Bundeswaldgesetz hat in den letzten Jahrzehnten maßgeb-
lich dazu beigetragen, den Wald zu bewahren. Zusammen mit
den Waldgesetzen der Länder regelt es seit 1975 den Umgang mit
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waldland deutschland – waldfläche konstant                                                                                                  5

Waldfläche – historische Entwicklung                                      Wälder ließ erst nach, als neue Energiequellen wie Kohle an Be-
                                                                          deutung gewannen und Holz nicht mehr der zentrale Brennstoff
Seit der Ausbreitung des Ackerbaus vor etwa 7.000 Jahren beein-           für alle Wirtschaftszweige war.
flusst der Mensch zunehmend die Wälder. Die starke Nutzung der
Wälder im Mittelalter und vor der industriellen Revolution führte         Allmählich erholten sich die Wälder und die Waldfläche nahm
Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem Tiefstand der Bewaldung.             wieder zu. Der letzte große Aderlass an der Substanz des Waldes
Kahle und wüste Flächen prägten damals die Landschaft.                    erfolgte im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Kriegszerstörun-
                                                                          gen, Reparationshiebe und großer Holzbedarf zum Wiederauf-
Gleichzeitig stieg der Holzbedarf für die Energiegewinnung, den           bau forderten ihren Tribut. Borkenkäfermassenvermehrungen
Bergbau, die Eisenverhüttung und die Bauwirtschaft. Zur Abwehr            zwangen zu weiteren Hieben. So entstanden große Kahlflächen.
der drohenden Holznot formulierten Hannß Carl von Carlowitz               Der Wiederaufbau der Wälder ist eine bedeutende Kulturleistung.
und andere Forstleute im 18. Jahrhundert die Grundsätze der               Sie war so prägend, dass sie sich damals auf der Rückseite der
nachhaltigen Forst- und Waldwirtschaft. Im Zuge von Wald- und             50-Pfennig-Münze in Form einer eine Eiche pflanzenden Frau
Landreformen, die die Nutzung vieler Wälder neu gestalteten,              niedergeschlagen hat.
begannen die Forstleute aufzuforsten. Der Nutzungsdruck auf die

Dank 300 Jahren Erfahrung im nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wald
können wir diesen heute noch nutzen und genießen.
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6       waldland deutschland – waldfläche konstant

„Brotbaum“ der deutschen Forstwirtschaft, so wird die Fichte
auch genannt. Sie wächst vergleichsweise schnell und verfügt über
vorzügliche Holzeigenschaften.

Wald: Was ist das eigentlich ?                                       Zum Wald zählen zudem dauerhaft baumfreie Flächen wie Wald-
                                                                     wege, Holzlagerplätze, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen
Botanisch betrachtet ist Wald eine von Bäumen geprägte Vegeta-       sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende
tion, deren Fläche so groß ist, dass sich ein Waldklima entwickeln   Flächen. Diese Flächen werden als „Nichtholzboden“ bezeichnet.
kann. Das unterscheidet den Wald zum Beispiel von Baumalleen,
Parkanlagen oder Baumschulen.                                        Die Bundeswaldinventur orientiert sich an der gesetzlichen Wald-
                                                                     definition. Im Sinne einer klaren und einheitlichen Abgrenzung
Rechtlich betrachtet ist Wald jede mit Forstpflanzen bestockte       gilt ergänzend, dass eine Fläche erst als Wald erfasst wird, wenn
Grundfläche (§ 2 Bundeswaldgesetz). Förster bezeichnen diese         sie mindestens 0,1 Hektar groß und 10 m breit ist (siehe Fachbe-
Fläche traditionell als „Holzboden“. Hierzu zählen auch Wald­        griffe: Wald).
flächen, auf denen vorübergehend keine Bäume stehen (Lücken
und Blößen).

Die Bundeswaldinventur hat 11,4 Mio. Hektar Wald                     restlichen knapp 328.000 Hektar oder 3% der Wald­­­fläche.
erfasst. Über 98 % davon sind begehbar. Auf diesen                   Er erfüllt wichtige Funktionen für den Forstbetrieb (z. B.
Flächen haben die Inventurtrupps Daten erhoben.                      als Holzlagerplätze), für die Erholung (z. B. Waldwege)
Mit insgesamt rund 10,9 Mio. Hektar ist der sog. „Holz­              und als Lebensraum für licht- und wärmebedürftige
boden“ die größte Flächenkategorie (95 %). Die meisten               Tier- und Pflanzenarten. Die vielfältigen Leis­­tungen des
Ergebnisse der Bundeswaldinventur beziehen sich auf                  Waldes gehen von seiner ganzen Fläche aus.
den Holzboden. Auf den „Nichtholzboden“ entfallen die
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waldland deutschland – waldfläche konstant                                                      7

          Waldkategorien

                   Wald
                   11.419.124 ha

                   Nicht-            Begehbarer Wald
                   begehbare         11.215.375 ha
                   Fläche
                   203.749 ha
                                     Nicht-              Holzboden
                                     holzboden           10.887.990 ha
                                     327.385 ha

                                                         Blöße           Bestockter Holzboden
                                                         40.852 ha       10.847.138 ha

                  Hektar = ha

Begehbarer Wald: Hier haben die Inventurtrupps Daten erhoben.

Nichtbegehbare Fläche: Nicht begehbar, zum Beispiel wegen Betretungsverbotes oder
gefährlicher Geländebedingungen.

Holzboden: Dauernd zur Holzerzeugung bestimmte Fläche.
Dazu gehören auch Gräben, Leitungstrassen, zeitweilig unbestockte Flächen (Blößen) sowie
Wege und Schneisen unter 5 m Breite, auch Flächen wie z. B. in Nationalparken.

Nichtholzboden: Nicht zur Holzerzeugung bestimmte Teile des Waldes, zum Beispiel
Waldwege und Schneisen ab 5 m Breite, und Holzlagerplätze.

Bestockter Holzboden: Holzboden, auf dem Bäume wachsen.

Blöße: Holzboden, auf dem vorübergehend keine Bäume stehen.

          Waldkategorien

                 Wald
                 11.419.124 Hektar

                  Nicht-             Begehbarer Wald
                  begehbare          11.215.375 Hektar
                  Fläche
                  203.749 Hektar

                                            Holzboden
                                            10.887.990 Hektar

                                                  Bestockter Holzboden
                                                  10.847.138 Hektar

                  Nichtholzboden                  Blöße
                   327.385 Hektar                 40.852 Hektar
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8   waldland deutschland – waldfläche konstant
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Wald – überwiegend in privater Hand

Von den 11,4 Mio. Hektar Wald in Deutschland sind                  Aufgrund der in der Summe großen Fläche der Klein-
48 % Privatwald. 29 % des Waldes sind im Eigentum der              und Kleinstprivatwaldeigentümer ist deren forstfach­
Länder, 19 % im Eigentum von Körperschaften und 4 %                liche Beratung und Betreuung ein wichtiges Feld der
im Eigentum des Bundes.                                            Forstpolitik. Die Eigentümer kleiner Waldflächen sind
                                                                   oftmals wegen räumlicher Distanzen, urbaner Lebens­
Dabei bestehen erhebliche regionale Unterschiede. Der              weise oder ihrer beruflicher Tätigkeiten kaum noch mit
Anteil des Privatwaldes reicht von 24 % in Hessen bis              Erfordernissen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung
67 % in Nordrhein-Westfalen. Er überwiegt häufig in den            vertraut. Zudem sind die finanziellen Erträge aus der
dünner besiedelten ländlichen Regionen. Der Staatswald-­           Waldbewirtschaftung an den Gesamteinkünften des
anteil liegt zwischen 17 % in Nordrhein-Westfalen und              Eigentümers oftmals vernachlässigbar klein. Neben den
50 % in Mecklenburg-Vorpommern. Den größten Teil                   Fragen zur Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes
des heutigen Staatswaldes bilden ehemals landes-                   Holz sind es u. a. Aspekte der Waldpflege, der Anpassung
herr­­liche Wälder und säkularisierter Klosterbesitz. Der          an den Klimawandel, der Abwehr biotischer Schäden,
Körperschaftswald hat in Rheinland-Pfalz einen Anteil              aber auch des Waldnaturschutzes und der Biodiversität,
von 46 %, in Brandenburg etwa 7 %, in Niedersachen                 die mit Blick auf die gesellschaftlichen Leistungen des
und Sachsen-Anhalt rund 9 %. In dicht besiedelten Groß­            Waldes in Zukunft eine besondere Aufmerksamkeit und
stadtregionen ist sein Anteil häufig besonders hoch.               Unterstützung des Kleinprivatwaldes durch Bund und
                                                                   Länder erfordern.
Der Privatwald in Deutschland ist überwiegend klein
strukturiert und zersplittert. Rund die Hälfte der Privat­         Aus der Vielfalt der Waldeigentümer folgen unterschied­
waldfläche teilen sich Betriebe mit weniger als 20                 liche Zielstellungen der Waldbehandlung. Daher unter­
Hektar. Nur 13 % des Privatwaldes gehören zu Betrieben             scheiden sich die Wälder in einigen Kenngrößen wie der
mit einer Größe über 1.000 Hektar. Die Eigentumsstruk­             Baumarten-Zusammensetzung, dem Holzvorrat oder
turen haben sich historisch und regional unterschiedlich           der Nutzung.
entwickelt. Die Klein- und Kleinstwaldflächen in
Privat­besitz sind vielfach im Zuge der historischen
bäuerlichen Besiedelung oder durch Erbteilung, Teilung
der Allmende oder Aufforstung landwirtschaftlicher
Flächen entstanden. Die Zahl der körperschaftlichen und
privaten Waldeigentümer in Deutschland wird auf
2 Mio. geschätzt1.

Ist das Betreten von Privatwald gestattet ?                        Gründen gesperrt sind (z. B. Holzeinschlag, Kulturfläche). Das
                                                                   Betreten geschieht auf eigene Gefahr. Wer im Wald andere Ziele
Ja, aber … Grundsätzlich darf man Privatgelände nur mit der        verfolgt (z. B. gewerbliches Sammeln von Pilzen), benötigt hierzu
Zustimmung des Eigentümers betreten. Das gilt für Wohnungen,       die Zustimmung des Waldeigentümers. Die Waldeigentümer
Hausgärten, Firmengelände, Privatwege oder landwirtschaftliche     müssen das Betreten zum Zwecke der Erholung dulden. Wald und
Flächen gleichermaßen. Ausnahmen gibt es für den Wald (§ 14        Waldeigentümer freuen sich, wenn sich im Gegenzug der Wald-
Bundeswaldgesetz). Danach darf in Deutschland jeder den Wald       besucher wie ein Gast verhält.
zur Erholung betreten, sofern diese Flächen nicht aus besonderen

1   Nach Angaben der „AGDW – Die Waldeigentümer“
10     waldland deutschland – waldfläche konstant

         Waldfläche nach Eigentumsart

                                                                          Eigentumsgröße im Privatwald

Staatswald Bund                                                                                            Treuhandwald
403.464 Hektar                                                                         über 1000 Hektar             2%
4%                                                                                                13 %
                                                                       über 500 – 1000 Hektar
                                                                                          6%
Staatswald Land
3.309.537 Hektar                                                    über 200 – 500 Hektar
29 %                                                                                  8%
                                                                      Privatwald
                                                           5.485.679 Hektar 48 %
                                                                                   }                                       bis 20 Hektar
                                                                                                                                    50 %

                                                                    über 100 – 200 Hektar
                                                                                      6%
Körperschaftswald                                                            über 50 – 100 Hektar
2.220.445 Hektar                                                                              6%    über 20 – 50 Hektar
19 %                                                                                                               10 %

Basis: Gesamter Wald 11.419.124 Hektar

Unterschiedlicher Waldreichtum der Länder

Knapp ein Drittel der Landfläche Deutschlands (32 %) ist             Saarland (40 %), von Baden-Württemberg (38 %), Bayern
bewaldet. Wald findet sich besonders dort, wo der                    (37 %), Brandenburg mit Berlin (37 %) und Thüringen
Standort wegen des Klimas, der Bodenbeschaffenheit                   (34 %). Demgegenüber erreichen die restlichen Länder
oder der Geländebedingungen für Ackerbau oder                        Bewaldungsanteile von 29 % (Sachsen) bis 11 % (Schles­
Siedlungen wenig geeignet war. Einen überdurchschnitt­               wig-Holstein) (s. Abb. im Innendeckel).
lichen Waldanteil bezogen auf die Landfläche haben
Rheinland-Pfalz (42 %) und Hessen (42 %), gefolgt vom

Statistische Sicherheit                                              Seltene Ereignisse sind mit hohen statistischen Fehlern behaftet.
                                                                     Der Nutzer dieser Daten muss mit Interpretationen vorsichtig
Die Bundeswaldinventur ist die nationale Nachhaltigkeitskon­         sein. Dies gilt für seltene Baumarten wie die Tanne, kleine regio-
trolle für die Waldbewirtschaftung. Sie leuchtet großflächige und    nale Einheiten wie z. B. das Saarland oder kleine Auswertungs-
bedeutende Entwicklungen aus.                                        einheiten wie z. B. den Staatswald des Bundes.
                                                                                                           11

Lebensraum Wald –
mehr biologische Vielfalt im Wald
Der deutsche Wald ist vielfältig und bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Fichte, Kiefer,
Buche und Eiche sind die häufigsten Baumarten in Deutschland. Laubbäume, Mischwälder und die
Struktur im Kronenraum haben zugenommen. Der Wald enthält rund 93 Mio. Bäume mit ökologisch
bedeutsamen Baummerkmalen, 224 Mio. m³ Totholz und besonders geschützte Biotope auf 5 % der
Waldfläche.
12    lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

Vielfältige Wälder können mehr: Sie bieten das größte        sich an Umweltveränderungen anzupassen und wald­
Potenzial, um die an sie gestellten Anforderungen zu         bauliche Risiken wie Sturm, Schaderreger und Baum­
erfüllen. Der Wald erbringt für die Gesellschaft unter­      krankheiten auszugleichen. Mischwälder sind vorteilhaft
schiedlichste Leistungen. Er trägt zum Schutz von Klima,     für den Waldboden und die Grundwasserspende. Neben
Wasser und Boden bei, ist Lebensraum für Tiere und           ästhetisch ansprechenden Waldbildern bieten sie
Pflanzen, bietet Raum für Erholung und Naturerleben          mannigfaltige Lebensräume und damit eine Vorausset­
und liefert den bedeutendsten nachwachsenden Roh­            zung für eine artenreiche Fauna und Flora. Vielfalt im
stoff Holz. Nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland       Wald beginnt beim Waldeigentum. Die Vielfalt der
handelt nach dem Leitbild der Multifunktionalität und        Waldeigentümer, ihrer Zielsetzungen, Bewirtschaftungs­
sichert die Leistungen des Waldes.                           praktiken und Betriebsgrößen spiegelt sich in der
                                                             Vielfalt unserer Wälder wider.
Forstpolitisches Ziel sind standortgerechte, strukturrei­
che Mischwälder. Sie werden den gegenwärtigen Anfor­
derungen und künftigen Herausforderungen am besten
gerecht. Mischwälder bieten bessere Voraussetzungen,

Fichte, Kiefer, Buche, Eiche –
häufigste Baumarten

Gegenwärtig prägen Fichten, Kiefern, Buchen und              In der Bundeswaldinventur wurden 51 Baumarten bzw.
Eichen auf insgesamt 73 % des Holzbodens das Gesicht         Baumartengruppen erhoben. 11 Baumarten nehmen
unserer Wälder. Die Baumarten haben unterschiedliche         ca. 90 % des Holzbodens ein. Das sind neben den schon
regionale Schwerpunkte. Die Fichte findet sich beson­        genannten Baumarten Gemeine Fichte, Gemeine Kiefer,
ders vom Alpenvorland bis in die Hochlagen Süd- und          Rotbuche, Traubeneiche und Stieleiche des Weiteren die
Südwestdeutschlands und in den Mittelgebirgen                Baumarten Gemeine Birke, Gemeine Esche, Schwarzerle,
Nordostbayerns bis in den Thüringer Wald und das             Europäische Lärche, Douglasie und Bergahorn. Die
Erzgebirge, zudem in Hunsrück, Eifel, Taunus, Wester­        übrigen 40 Baumarten teilen sich die restlichen 10 % des
wald, Rothaargebirge und Harz. Die Kiefer zieht sich v. a.   Holzbodens. Trotz ihrer geringen Flächenverbreitung
im nordostdeutschen Tiefland von Niedersachsen bis           leisten sie wichtige Beiträge für Vielfalt, Stabilität,
nach Brandenburg und Sachsen. Weitere Schwerpunkte           Bodenpflege und Holzerzeugung. Sie füllen ökologische
liegen zudem im Pfälzer Wald, in der Rhein-Main-Niede­       Nischen aus wie die Zirbelkiefer im Gebirge. Ihr Holz
rung und im Oberpfälzer Becken- und Hügelland. Die           wird gesucht für Spezialverwendungen wie z. B. Esche
Buche kommt schwerpunktmäßig in den Mittelgebirgen           für Werkzeugstiele, Linde für Bildhauerei oder Vogel­
von der Schwäbisch-Fränkischen Alb über Pfälzerwald,         kirsche für Möbel.
Eifel, Odenwald und Spessart bis zum Solling vor. Die
Eiche findet man besonders im Pfälzer Wald, dem
Spessart und den warmen Tieflagen Deutschlands.
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                       13

                   Verbreitung von Fichte, Kiefer, Buche und Eiche in Deutschland

A nteil F ic hte Trak tec k e                                              A nteil K iefer Trak tec k e
       bis 1/3                                                                    bis 1/3

Fichte über 1/3 bis 2/3
                                                                          Kiefer
                                                                             über 1/3 bis 2/3
       über 2/3                                                                   über 2/3
       Waldtrakt (ohne Fi)                                                        Waldtrakt (ohne Ki)

A nteil B uc he (Traktec ke)                                              A nteil E ic he Trak tec k e
                                                                                 bis 1/3
        bis 1/3
                                                                                 über 1/3 bis 2/3
Buche   über 1/3 bis 2/3
                                                                           Eiche
                                                                              über 2/3
        über 2/3
                                                                                 Waldtrakt (ohne Ei)
        Waldtrakt (ohne Fi)

Anteil am Trakt
     bis 1/3                    über 1/3 bis 2/3       über 2/3        Waldtrakt mit anderen Baumarten
14     lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

Baumartenfläche der Buche oder                                     den Buchenanteil in den Mischwäldern. Der Typ „Buchenbe­
Buchenbestockungstyp                                               stockungstyp“ hingegen enthält alle Wälder, in denen die Buche
                                                                   häufigste Baumart ist – einschließlich der dort beigemischten
Für die Ermittlung der Baumartenflächen wird Mischwald nach        Flächen anderer Baumarten. Deshalb unterscheidet sich die
den Flächenanteilen der einzelnen Baumarten in „rechnerische       Buchenfläche mit 1,68 Mio. Hektar von der Fläche des „Buchen-
Reinbestände“ aufgeteilt. So enthält zum Beispiel die angegebene   bestockungstyps“ mit 1,80 Mio. Hektar.
Buchenfläche nicht nur die reinen Buchenwälder, sondern auch

Die selteneren Laubbaumarten werden zu den Sammel­                 Expeditionen brachten fremdländische Baumarten nach
gruppen „andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer                    Europa. Im Vergleich zu unseren heimischen Baumarten
(ALH)“ und „andere Laubbäume mit niedriger Lebens­                 spielen diese eingeführten Baumarten im Wald in
dauer (ALN)“ zusammengefasst. Das sind Baumarten wie               Deutschland eine untergeordnete Rolle. Fremdländische
die Hainbuche, die nur selten obere Kronenschichten                Waldbaumarten wie Douglasie, Japanlärche, Roteiche,
beherrschen. Andere Baumarten (z. B. Speierling und                Robinie, Sitkafichte, Schwarzkiefer, Weymouthkiefer,
Elsbeere) können sich gegen schattenertragende Baum­               Küstentanne und andere haben zusammen einen
arten wie Buche und Fichte nur auf trocken-warmen                  Flächenanteil von knapp 5 %. Der Anbau dieser Baum­
Standorten behaupten. Standort und baumartspezifische              arten eröffnet zusätzliche waldbauliche Alternativen zu
Konkurrenzkraft bewirken so eine natürliche Differen­              der durch die Eiszeiten stark verminderten Zahl mittel­
zierung der Baumarten-Zusammensetzung. Zusätzlich                  europäischer Baumarten. Dieser Aspekt gewinnt ange­
macht der Wildverbiss den Jungwüchsen insbesondere                 sichts der Klimaänderung an Bedeutung. Am weitesten
der seltenen Baumarten zu schaffen.                                verbreitet, gleichwohl anteilmäßig immer noch gering,
                                                                   ist die Douglasie mit rund 218.000 Hektar oder 2 %,
Eine weitere Gestaltungskraft im Wald ist der Mensch:              gefolgt von Japanlärche (ca. 83.000 Hektar oder 0,8 %)
Sein waldbauliches Handeln bestimmt wesentlich                     und Roteiche (ca. 55.000 Hektar oder 0,5 %).
darüber, welche Baumarten im Wirtschaftswald vor­
kommen. Dabei zeugen die heutigen Wälder sowohl von
den aktuellen als insbesondere auch von den Gegeben­
heiten, den gesellschaftlichen Bedürfnissen und den
waldbaulichen Entscheidungen unserer Vorväter. In den
vergangenen Jahrhunderten war oft Ödland aufzufors­
ten, um die Wälder wieder herzustellen und die Holz­
nachfrage zu decken. So hat die eigentlich im Bergland
heimische Fichte eine weite Verbreitung gefunden –
auf ärmeren Standorten die Kiefer.
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                             15

          Fläche der Baumartengruppen

                                                                                                       Eiche 1.129.706 Hektar
 Lücke und Blöße 260.477 Hektar

           Lärche 307.050 Hektar

          Kiefer 2.429.623 Hektar                                                                      Buche 1.680.072 Hektar

                Alle Nadelbäume                                                                        Alle Laubbäume
                5.900.253 Hektar                                                                       4.727.260 Hektar

        Douglasie 217.604 Hektar
            Tanne 182.757 Hektar                                                                       ALH 769.578 Hektar

          Fichte 2.763.219 Hektar                                                                      ALN 1.147.904 Hektar

Basis: Holzboden 10.887.990 Hektar, rechnerischer Reinbestand

Die Bundeswaldinventur hat die Bäume im deutschen Wald zu 51 Baumarten oder Baumartengruppen
zusammengefasst erhoben. Für die Auswertung wurden sie zu neun Baumartengruppen zusammenge-
fasst: Eiche, Buche, andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer (ALH), andere Laubbäume mit niedriger
Lebensdauer (ALN), Fichte, Tanne, Douglasie, Kiefer, Lärche.

Andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer (ALH): Ahorn, Esche, Kastanie, Linde, Mehlbeere, Speierling,
Robinie, Ulme

Andere Laubbäume mit niedriger Lebensdauer (ALN): Birke, Elsbeere, Erle, Pappel, Traubenkirsche,
Vogelbeere, Vogelkirsche, Weide, Wildobst

Waldschäden führten zum Umdenken –
Klimawandel bringt neue Herausforderungen

Die durch Luftverschmutzung verursachten Waldschä­                          nahen Waldbau. Dagegen bringen weiträumig auftreten­
den hatten in den 1980er-Jahren zu einem Umdenken                           de Krankheiten nun manche Baumart in Bedrängnis.
bei der Baumartenwahl geführt und insbesondere der                          Betroffen sind schon seit Jahrzehnten Ulmen sowie seit
Fichte und der Tanne weniger Perspektive gegeben.                           einigen Jahren Eschen. Daher suchen Wissenschaftler
Zwischenzeitlich haben sich die Luftqualität und damit                      und Förster nach Baumarten, die sich an den Klimawan­
auch die Zukunftsaussichten der Tanne wieder verbes­                        del anpassen oder die unter den zu erwartenden Bedin­
sert. Die Tanne wird daher wieder vermehrt als waldbau­                     gungen gedeihen, viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre
liche Option und zur Risikostreuung angebaut. Parallel                      binden und artenreiche Ökosysteme bilden.
hierzu hat die Waldökosystemforschung die große
Bedeutung der Laubbäume für die Waldböden gezeigt.
Laubbäume sind daher ein zentrales Element im natur­
16      lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

         Alterspyramide des Waldes

                                                   Hektar    Jahre      Hektar

                                                             > 160
                                         270.155                          80.014
                                                            141 – 160
                                       316.076                              152.910
                                                            121 – 140
                                   383.136                                         310.083
                                                            101 – 120
                               460.319                                                       628.982
                                                             81 – 100                                  856.662
                             532.531
                                                             61 – 80
                   720.382                                                                                 990.281
                                                             41 – 60                                                 1.473.360
                 754.798

                    673.709                                  21 – 40
                                                                                                          957.284
                                                              1 – 20
                       616.157                                                          450.677

                                             Laubbäume                  Nadelbäume

                                                                            2002             2012

Basis: Rechnerischer Reinbestand

Mehr älterer Wald

Es gibt immer mehr Waldfläche mit alten Bäumen.                           junge Bäume über besondere Mikrohabitate wie z. B.
Der Wald ist im Durchschnitt heute 77 Jahre alt und                       Grobborke, Kronentotholz oder Spechthöhlen. Viele
gegenüber 2002 damit viereinhalb Jahre älter. Im                          seltene Arten sind darauf angewiesen. Zudem sind alte
Durchschnitt am ältesten sind Eichen mit 102, Buchen                      Bäume ein attraktiver Blickfang für Waldbesucher.
mit 100 und Tannen mit 96 Jahren. Die Douglasie ist
mit im Mittel 45 Jahren die „jüngste“ Baumart.                            Für die Forst- und Holzwirtschaft stellen dicke Bäume
                                                                          zunehmend eine Herausforderungen dar. Moderne
Knapp ein Viertel des Waldes (24 %) ist älter als 100 Jahre,              Säge- und Profilspanerwerke haben sich auf die Verar­
14 % sogar älter als 120 Jahre. Die Fläche der Altbestände                beitung von kleinen und mittelstarken Baumstämmen
über 100 Jahre ist gegenüber 2002 um 393.000 Hektar                       konzentriert. Sie können aus diesen Stämmen qualitativ
gestiegen.                                                                hochwertige Holzwerkstoffe beinahe beliebiger Dimen­
                                                                          sion erzeugen. Dicke Bäume werden daher immer
Die Altersstruktur des Waldes in Deutschland ist durch                    weniger nachgefragt.
die umfangreichen Wiederaufforstungen nach dem
Zweiten Weltkrieg geprägt. Nie wieder mussten in                          Bleiben dicke Bäume bis zum Zerfall im Wald, erhöhen
Deutschland so viele Waldflächen neu aufgeforstet                         sich entlang von Straßen, Parkplätzen und Wander­
werden wie in den 1950er- und 1960er-Jahren. Diese sind                   wegen im Wald Haftungsrisiken aus der Verkehrssiche­
jetzt zwischen 40 und 60 Jahre alt.                                       rungspflicht und Gefahren für die Arbeit im Wald.
                                                                          Zudem können sich aus den gesetzlichen Vorgaben zum
Es gibt immer mehr dicke Bäume im Wald. Diese dicken,                     Schutz seltener Arten an solchen Bäumen u. U. Ein­
alten Bäume können in besonderem Maße zur biologi­                        schränkungen für die Bewirtschaftung ergeben.
schen Vielfalt beitragen, denn sie verfügen häufiger als
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                            17

Laubbaumanteil gestiegen

In Deutschlands Wäldern gibt es wieder mehr Laubbäu­                     Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert wurden viele
me. Aktuell haben sie einen Anteil von 43 % des Holz­                    Wälder übernutzt oder kahlgeschlagen (siehe Infokasten
bodens. Damit ist der Anteil der Laubbäume gegenüber                     Waldfläche – historische Entwicklung auf Seite 5).
2002 um rund 7 % (ca. 315.000 Hektar) gestiegen und der                  So waren in den vergangenen Jahrhunderten häufig
Anteil der Nadelbäume um ca. 4 % (267.000 Hektar)                        Ödland oder große Kahlflächen aufzuforsten. Auf
gesunken. Die Differenz von rund 48.000 Hektar ent­                      solchen Flächen herrschen waldfeindliche Bedingungen:
spricht der Waldflächenzunahme.                                          Ohne den Schutz alter Bäume sind die kleinen Bäume
                                                                         dem Einfluss von Sonne, Wind und Frost ungeschützt
Der heutige Wald ist ein Erbe der Vergangenheit.                         ausgesetzt und müssen sich gleichzeitig gegen eine rasch
Von Natur aus würden Laubbäume das Erscheinungs­­-                       wachsende Konkurrenzvegetation wie Gräsern, Adler­
bild der Wälder in Deutschland bestimmen. Dass die                       farn oder Brombeeren durchsetzen. Mäuse, Pilze,
heutigen Wälder von Nadelbäumen, vor allem Fichten                       Insekten und der Verbiss durch Wildtiere setzen den
und Kiefern, geprägt werden, ist ein Ergebnis unserer                    kleinen Bäumen zusätzlich zu.
Geschichte.

Die Bundeswaldinventur-Ergebnisse zeigen mehr Laubbäume und mehr Mischwälder.
Der Anteil der Laubbäume ist seit 2002 um rund 7 % gestiegen. Die Entwicklung weg
von Nadelbaumreinbeständen hin zu standortgerechten, strukturreichen Mischwäldern
soll den Auswirkungen des Klimawandels vorbeugen.
18      lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

            Veränderung der Waldfläche nach Baumartengruppen

             Eiche
                                                          1.129.706 Hektar
            Buche
                                                                             1.680.072 Hektar
              ALH                                769.578 Hektar
             ALN                                          1.147.904 Hektar
            Fichte
                                                                                                           2.763.219 Hektar
            Tanne         182.757 Hektar
       Douglasie
                              217.604 Hektar
            Kiefer
                                                                                                   2.429.623 Hektar
            Lärche
                                307.050 Hektar

     2002              2012

Basis: Rechnerischer Reinbestand
ALH = andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer, ALN = andere Laubbäume mit niedriger Lebensdauer

                                                                               rasch und ihr Holz ist wegen der ausgezeichneten
                                                                               Eigenschaften gesucht. Daher fanden Fichten und
                                                                               Kiefern eine weite Verbreitung in Deutschland. So ist der
                                                                               heutige Wald zu einem erheblichen Teil das Ergebnis der
                                                                               waldbaulichen Überlegungen und Möglichkeiten unserer
                                                                               Vorväter.

                                                                               Laubbäume haben auf vielen Standorten Vorteile für den
                                                                               Waldboden, für die Grundwassernachlieferung, für die
                                                                               Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten sowie für die Stabili­
                                                                               tät und Anpassungsfähigkeit der Waldbestände z. B.
                                                                               gegen Schaderreger, Sturm und Klimaänderung.

                                                                               Der Umbau von Nadelbaumreinbeständen – wie sie in
Der Wald ist nach wie vor eine wichtige Rohstoffquelle.
                                                                               großem Umfang zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg
                                                                               entstanden sind – hin zu standortgerechten Laub- und
                                                                               Laubmischbeständen ist daher ein Ziel der Forstpolitik
                                                                               des Bundes und der Länder. Er ist Bestandteil der Wald­
Nur wenige Baumarten, darunter Fichte und Kiefer,                              baurichtlinien vieler Landesforsten und wird im Nicht­
kommen mit den Bedingungen auf einer Kahlfläche gut                            staatswald seit Jahrzehnten mit erheblichen Mitteln
zurecht. Zur raschen Wiederbewaldung bot sich zu Fichte                        gefördert. Der Wald soll damit für die zu erwartenden
und Kiefer kaum eine Alternative. Nur von diesen                               Belastungen durch den Klimawandel besser aufgestellt
Baumarten war das Vermehrungsgut in ausreichender                              werden (siehe Kapitel „Klimaschützer Wald – weiterhin
Menge verfügbar. Zudem wachsen Fichte und Kiefer                               Kohlenstoffsenke“).
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                              19

Bund und Länder haben bereits beträchtliche Investitio­           Neben der Buche haben die Waldeigentümer auch den
nen getätigt, um den hier dokumentierten Waldumbau                Flächenanteil der anderen Laubbaumarten ausgeweitet.
herbeizuführen. Mittlerweile betreiben seit mehreren              Bei den Nadelbäumen haben nur die Douglasie um ca.
Jahrzehnten viele Waldeigentümer eine naturnahe                   35.000 Hektar oder 19 % und die Tanne um knapp 19.000
Forstwirtschaft. Durch gezielte Pflege bauen sie stabile          Hektar oder 11 % geringfügig zugelegt, die Kiefer hat
und ökologisch wertvolle Mischbestände mit einem                  dagegen um ca. 85.000 Hektar oder 3 % abgenommen.
hohen Anteil zum Standort passender heimischer                    Besonders in den jüngeren Altersklassen fällt der
Baumarten auf.                                                    Rückgang der Kiefer auf.

Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur belegen den                 Wälder sind langlebige Ökosysteme und entwickeln sich
Erfolg dieser Maßnahmen: Im Zeitraum von 2002 bis                 über Jahrzehnte und Jahrhunderte. Dementsprechend
2012 nahm die Fichtenfläche um 242.000 Hektar (-8 %)              lang sind die forstlichen Planungs- und Produktionszeit­
ab und die Buchenfläche um 102.000 Hektar (6 %) zu.               räume. Daher liegt es in der Natur des Waldes, dass
Bereits zwischen 1987 und 2002 hatte die Fichtenfläche            Fichten und Kiefern – trotz der Entwicklung hin zu
in den alten Bundesländern um 219.000 Hektar (-8 %)               mehr Laubbäumen – vorerst die beiden dominierenden
ab- und die Buchenfläche um 151.000 Hektar (12 %)                 Baumarten bleiben.
zugenommen. Diese Entwicklung wurde durch Sturm­
ereignisse und Trockenjahre zusätzlich verstärkt.

Wald vielfältiger aufgebaut

Wichtige Merkmale für die Strukturvielfalt eines Waldes           Bestockungstypen sind stärker gemischt. Die Baum­
sind seine horizontale und vertikale Struktur, d. h. seine        artenmischung hat sich in den letzten 10 Jahren ein
Baumartenmischung und die Schichtung im Kronen­                   wenig verstärkt. Die Fläche der Mischbestockungen ist
raum. Ein Wald, in dem verschiedene Baumarten                     um 5 % gestiegen.
nebeneinander und die Kronenräume mehrerer Baum­
schichten übereinander stehen, bietet vielfältige Lebens­         Die Naturverjüngung ist mit 85 % Flächenanteil an der
räume für Tiere und Pflanzen. Er kann zudem durch die             Jungbestockung die überwiegende Verjüngungsart im
Strukturvielfalt besser auf Umwelteinflüsse reagieren.            deutschen Wald. Pflanzungen machen nur 13 % aus. Sie
                                                                  finden sich vor allem in Douglasien-Bestockungen (73 %
Wesentliches Element der horizontalen Struktur des                der Douglasien-Bestockungen) und in Eichen-Besto­
Waldes ist die Baumartenmischung. Mischwälder prägen              ckungen (44 % der Eichen-Bestockungen). Die restliche
mit 76 % Flächenanteil den deutschen Wald. Relativ                Fläche (Saat, Stockausschlag, nicht zuzuordnen) sum­
wenig gemischt sind Kiefernwald mit 57 % oder Fichten­            miert sich auf gerade mal 2 %.
wald mit 71 % Flächenanteil mit Mischung. Alle anderen

Was ist ein Mischwald ?                                           Mischungen botanischer Arten derselben Gattung wie zum
                                                                  Bei­spiel von Stieleiche und Traubeneiche sind hingegen kein
Der Begriff „Mischwald“ ist weder im allgemeinen noch im forst-   Mischwald. Bei der Unterscheidung nach Laubwald und Nadel-
fachlichen Sprachgebrauch einheitlich bestimmt. Die Bundes­       wald gilt Laubwald als gemischt bei einer 10%igen Nadelbaum-
wald­­­­inventur definiert Mischwald wie folgt: Es kommen Bäume   Beimischung bzw. umgekehrt.
aus mindestens zwei botanischen Gattungen vor, wobei jede
mindestens 10 % Flächenanteil hat. Somit sind auch Buchen­­­-
wald mit Eiche oder Fichtenwald mit Tanne Mischwald.
20      lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

          Schichtung des Kronenraums                                      Mischung

                                                                                                             Nadelbeimischung
                                             Mehrschichtig
                                                                                                             13 %
                                             oder plenterartig   Ohne
                                             11 %                Beimischung
 Einschichtig
                                                                 24 %
 32 %

                                               Zweischichtig                                                 Laubbeimischung
                                                                 Laub-und Nadel-                             34 %
                                               57 %
                                                                 beimischung
                                                                 29 %

Basis: Bestockter Holzboden                                      Basis: Hauptbestockung

                                                                          Bestockungsaufbau

                                                                                                            Mehrschichtig
                                                                                                            oder plenterartig
                                                                 Einschichtig
                                                                                                            1.167.040 Hektar
                                                                 Insgesamt gibt es außerdem rund 30 Mio. Überhälter.
                                                                 3.465.967 Hektar
                                                                                                            10,8 %
                                                                 32 % sind besonders alte Bäume, die eine zweite Um­
                                                                 Das
                                                                 triebszeit im Wald verbleiben und deren Krone deswe­
                                                                 gen häufig über die anderen hinausragt. Sie sind wichtige
                                                                 Elemente für die Waldstruktur und die biologische
                                                                                                              Zweischichtig
                                                                 Vielfalt. Im Durchschnitt sind es 3 Stück je 6.213.432
                                                                                                              Hektar. Hektar
                                                                                                               57,3 %
                                                                 Am häufigsten ist ein zwei- und mehrschichtiger Aufbau
                                                                 bei Tannen- (84 %), Buchen- (80 %), Eichen- (78 %) und
                                                                 Eschenwäldern       (78 %). Seltener
                                                                 Alle Arten von Bestockungsaufbau:     ist ein zwei- und mehr­
                                                                                                   10.846.440
                                                                 schichtiger Aufbau bei Douglasien- (53 %) und Fichten­
                                                                 wäldern    (58 %).Holzboden
                                                                 Basis: Bestockter

                                                                 Die größte Strukturvielfalt bieten Wälder, in denen
Eine intakte, vielfältige Natur kann künftige Generationen
mit Ökosystemleistungen wie nachwachsenden Rohstoffen,           Bäume unterschiedlicher Art und Größe gemeinsam
sauberer Luft oder Trinkwasser versorgen.                        vorkommen. Das sind häufig Buchenwälder oder
                                                                 Eichenwälder. Auch in den seltenen Tannenwäldern
                                                                 kommen oft Strukturen mit mehreren Baumarten und
Die vertikale Struktur des Waldes wird durch die Schich­         Schichten im Kronenraum vor. Seltener sind gemischte
tigkeit beschrieben. 68 % der Wälder sind zwei- oder             und geschichtete Strukturen in Fichten- und Kiefern­
mehrschichtig aufgebaut. Das sind 28 % mehr als im Jahr          wäldern.
2002. Auf ca. ¼ des Holzbodens findet sich Jungbesto­
ckung. Sie ist damit ein wichtiges Element der vertikalen
Struktur des Waldes.
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                                             21

                                   Strukturvielfalt der Wälder

                             1,0

                             0,9

                                                                                                                             Tanne
Anteil zwei-/mehrschichtig

                             0,8                                                               Buche
                                                                                                            Eiche            Esche

                                                                                            Lärche                     ALN
                             0,7

                                            Kiefer                                                     Birke
                                                                            Erle
                                                                                               ALH
                             0,6
                                                                 Fichte

                                                                                                   Douglasie
                             0,5

                                   0,5               0,6         0,7                  0,8                   0,9                  1,0

                                                                  Anteil Mischbestockung

Basis: Bestockter Holzboden
ALH = andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer, ALN = andere Laubbäume mit niedriger Lebensdauer

Einschichtiger oder mehrschichtiger Wald                                        Beispiel Jungwuchs unter dem Schirm eines Altholzes sein.
                                                                                Waldbaulich besonders anspruchsvoll und strukturell vielfältig ist
Die Schichtung beschreibt den vertikalen Aufbau des Waldes.                     der Plenterwald. Er ist immer mehrschichtig. Allerdings erfordert
Eine Schicht bilden alle Bäume, die einen gemeinsamen Kro-                      er besondere standörtliche Voraussetzungen und Baumartenmi-
nenraum haben und mindestens 10 % Deckungsgrad aufweisen.                       schungen und kommt in Deutschland nur in vernachlässigbaren
Als zweischichtig gelten somit Wälder, die übereinander zwei                    Flächenanteilen vor.
Kronenräume haben, die sich nicht berühren. Das kann zum
22     lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

Naturnähe der Baumarten-Zusammensetzung −
etwas verbessert

Wachstum und Vitalität eines Waldes werden von der                   der 75 % und Eichenwälder 17 % einnehmen. Wo von
Konkurrenz der Bäume untereinander geprägt. Am                       Natur aus Buchenwälder wachsen würden, stehen heute
vitalsten sind die Bäume auf den Standorten, die ihre                zu 21 % Buchenwälder; 34 % sind Fichtenwälder und
artspezifischen Bedürfnisse nach Wasser, Nährelemen­                 17 % sind Kiefernwälder. Auf der Fläche der natürlichen
ten, Licht, Wärme etc. optimal erfüllen. Andere Baum­                Eichenwald-Gesellschaften wachsen heute nur 14 %
arten können sich auf solchen Standorten ohne mensch­                Eichenwälder, 55 % sind Kiefernwälder.
liche Unterstützung kaum durchsetzen. So führt die
natürliche Selektion zu einer typischen Baumarten-                   Die Naturnähe der Baumarten-Zusammensetzung in der
Zusammensetzung, der sog. „heutigen potenziellen                     Hauptbestockung hat sich im Vergleich zur letzten
natürlichen Vegetation“. Das ist die Vegetation, die sich            Inventur wenig verändert. Es gibt etwas weniger kultur­
bei den gegenwärtigen Standortbedingungen ohne den                   bestimmte und dafür etwas mehr naturnahe Wälder.
Einfluss des Menschen am Ende aller Entwicklungs­                    15 % der Wälder haben eine sehr naturnahe und weitere
stadien einstellen würde.                                            21 % eine naturnahe Zusammensetzung der Baumarten.
                                                                     Besonders hoch ist der Anteil dieser beiden Naturnähe-
Werden Bäume auf für sie weniger geeignete Standorte                 Stufen bei den Buchenwäldern (84 %) und den Tannen­
gepflanzt, so leidet darunter ihre Vitalität und sie werden          wäldern (68 %). Besonders gering ist er bei den Kiefern­
anfällig gegen Schaderreger, Trockenheit, Stürme und                 wäldern mit 15 %.
andere Stressfaktoren. Die Reaktionsfähigkeit solcher
Waldbestände auf zusätzliche oder neue Stressfaktoren,               Die Investitionen in den naturnahen Waldumbau zeigen
wie z. B. Luftverunreinigungen oder Klimaänderung, ist               sich jedoch bei der Jungbestockung (Bäume bis 4 m
herabgesetzt, ihre Stabilität beeinträchtigt.                        Höhe): Hier beträgt der Anteil der sehr naturnahen und
                                                                     naturnahen Baumarten-Zusammensetzung rund 51 %.
Der Parameter „Naturnähe der Baumarten-Zusammen­                     Kulturbetont sind nur 5 % und kulturbestimmt 13 % der
setzung“ beschreibt, inwieweit die Baumarten-Zusam­                  Jungbestockung.
mensetzung unseres Waldes der heutigen potenziellen
natürlichen Vegetation entspricht. Dies ist ein Weiser für           Hohe Anteile haben naturnahe und sehr naturnahe
die Forstpolitik und die naturnahe Waldbewirtschaftung.              Baumarten-Zusammensetzungen im Landeswald (43 %)
                                                                     und im Körperschaftswald (41 %). Der Waldumbau ist
Der Wald ist Teil der vom Menschen geprägten Kultur­                 hier am weitesten vorangeschritten.
landschaft. Von Natur aus ist Deutschland ein Buchen­
land. Auf der heutigen Waldfläche würden Buchenwäl­

Wie wird die Naturnähe erfasst ?                                     Einteilung der Naturnähe

Der Naturnähe-Begriff der Bundeswaldinventur bezieht sich aus-       Die Bundeswaldinventur nutzt eine fünfstufige Skala, um die
schließlich auf die Baumarten des Waldes. Für die Naturnähe-Ein-     Naturnähe zu beschreiben. Je weiter sich die vorhandene Baum­
schätzung vergleicht man die aktuell vorkommenden Baumarten          arten-Zusammensetzung von der, die sich natürlich einstellen
mit denen der natürlichen Waldgesellschaft (das ist die heutige      würde, entfernt, umso geringer wird die Naturnähe eingestuft.
potenziell natürliche Vegetation: Das ist die Vegetation, die sich
bei den gegenwärtigen Standortbedingungen ohne den Einfluss
des Menschen entwickeln würde.).
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                                                     23

           Naturnähe der Hauptbestockung bzw. der Jungbestockung

                                                                                                                                     Sehr naturnah
                       16 %       15 %                                        5%      13 %
       7%

                                                                     btpuaH
                                                                                                     25 %                            Naturnah

                                         21 %                                                                                        Bedingt naturnah

                                                            gnukcotse
                                                                                   31 %

                                                                                                                         J
                         41 %                                                                       26 %

                                                                                                                      gnu
                                                                                                                                     Kulturbetont

                                                                                                                  seb
                                                                                                                                     Kulturbestimmt

                                                                                                                    t
                                                                                                                 kco
                                                                                                              gnu
                    Hauptbestockung                                                   Jungbestockung

Basis: Bestockter Holzboden

Totholz – mehr als vor zehn Jahren

Totholz gehört zum natürlichen Kreislauf im Wald.
Es entsteht, wenn Bäume absterben und sich ihr Holz
zersetzt. Viele, insbesondere seltene Arten sind auf
diesen Lebensraum spezialisiert. Pilze, Flechten, Insekten
und Vögel leben vom oder am Totholz und finden hier
Nahrung, Unterschlupf und Brutgelegenheit. Totholz ist
somit ein wichtiger Faktor für die biologische Vielfalt.

Im deutschen Wald gibt es durchschnittlich 20,6 m3
Totholz pro Hektar, insgesamt 224 Mio. m³. Damit hat
der Totholzvorrat 6 % des lebenden Holzvorrates
erreicht. Fast die Hälfte (49 %) ist liegendes Totholz,
23 % sind stehendes Totholz und 28 % sind Wurzelstöcke.
Das sind 18 % mehr totes Holz als vor 10 Jahren.
                                                                                          Viele in Deutschland vorkommende Käferarten sind an Totholz
Die Zu­­nahme ist bei stehenden Bruchstücken von
                                                                                          verschiedener Zerfallsstadien gebunden.
Nadelbäumen besonders groß.

Totholz verrottet. Es braucht eine stete Nachlieferung,
um Totholz für die auf Totholz spezialisierten Arten zu                                   Das entspricht einem Nutzungsverzicht von etwa einem
erhalten. Früher wurde das meiste Totholz entnommen                                       Zehntel des jährlichen Zuwachses.
und für die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz
genutzt. Heute strebt die nachhaltige Waldbewirtschaf­                                    Etwa die Hälfte des Totholzvorrats befindet sich im
tung einen angemessenen Totholzanteil zum Schutz der                                      Stadium der fortgeschrittenen Zersetzung oder ist stark
biologischen Vielfalt aktiv an.                                                           vermodert. Fast die Hälfte (47 %) sind dicke Totholz­
                                                                                          stücke mit mindestens 30 cm Durchmesser in der Mitte.
Jährlich ist etwa 1 m3 Holz notwendig, um einen Totholz­
vorrat von 20 m3 pro Hektar dauerhaft zu erhalten 2.

2   Kroiher, Franz; Oehmichen, Katja (2010): Das Potenzial der Totholzakkumulation im deutschen Wald.
    Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen = Journal forestier suisse, Band 161, Heft 5, Seiten 171–180
24                           lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

 +-
                              Totholzvorrat und seine Veränderung

                             20                                20,6

                                                        6,9
 Totholzvorrat (m3/Hektar)

                             15

                                                 11,6
                             10                         13,7

                              5

                                                                                        Erweiterung der Totholzdefinition bei BWI 2012
                              0
                                          2002          2012                            Totholzdefinition der BWI 2002

Basis: Holzboden

Waldkauz in abgestorbener Buche

                                                                        Totholz ist für die biologische Vielfalt von besonderer Bedeutung,
                                                                        bietet es doch Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Förster
                                                                        achten verstärkt darauf, dass die Lebensgemeinschaften von Totholz
                                                                        im Wirtschaftswald solche Lebensräume finden.
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                                 25

          Totholzvorrat nach Zersetzungsgrad

Zersetzungsgrad                                                                         Totholzvorrat (m³/Hektar)

              Unzersetzt       0,7     0,9         0,9

             Beginnende
             Zersetzung        1,7                  3,3                           2,5

        Fortgeschrittene
             Zersetzung        1,9                       4,1                      1,2

         Stark vermodert       1,5                1,9                       0,1

    Wurzelstock            Liegendes Totholz            Stehendes Totholz

Basis: Holzboden

Pilze sind darauf angewiesen, totes Holz zu besiedeln oder zu zersetzen:
Nur so können sie überleben und sich weiter fortpflanzen.
26    lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald

Besonders geschützte Biotope –
fünf Prozent der Waldfläche

Zusätzlich zu den ausgewiesenen und meistens durch           Eine forstliche Bewirtschaftung solcher Biotope ist
Beschilderung gekennzeichneten Schutzgebieten (zum           i. d. R. zulässig, kann im Einzelfall aber besonderen
Beispiel Naturschutzgebiete) werden bestimmte Biotope        Einschränkungen unterliegen.
überall, wo sie vorkommen, durch Bundesnaturschutz­
gesetz, Landesnaturschutzgesetze oder Landeswaldge­          Auf rund 593.000 Hektar, also 5 % der Waldfläche,
setze geschützt. Wegen ihrer besonderen Bedeutung als        befinden sich diese besonders geschützten Biotope.
Biotope sind Handlungen, die zu einer Zerstörung oder        Das sind in den meisten Fällen (77 %) Bruch-, Sumpf-
einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung führen          oder Auenwälder sowie andere Feuchtbiotope.
können, verboten (§ 30 Bundesnaturschutzgesetz).

Invasive Pflanzen im Wald –
derzeit von geringer Bedeutung

Erstmals erfasste die Inventur einige eingeschleppte         Während invasive krautige Pflanzenarten im Wald
krautige Pflanzenarten, die möglicherweise invasiv           flächenmäßig ohne Bedeutung sind, ist eine invasive
auftreten könnten. Nur das aus dem östlichen Sibirien        Gehölzart erwähnenswert: Die Spätblühende Trauben­
und der Mongolei stammende Kleinblütige Springkraut          kirsche (Prunus serotina). Sie nimmt in der Jungbesto­
(Impatiens parviflora) wurde in nennenswertem Umfang         ckung rund 104.000 Hektar ein. Sie kann die Verjüngung
festgestellt. Es ist auf 3 % der Waldfläche mit mindestens   heimischer Waldbaumarten behindern. Sie selbst ist aber
10 % Deckungsgrad vorhanden. Am häufigsten ist die Art       in der Wuchskraft unseren Waldbäumen unterlegen und
in Mecklenburg-Vorpommern. Dort tritt sie auf knapp          verharrt im Unterstand: Nur auf knapp 11.000 Hektar
9 % der Waldfläche auf. Ausgedehnte Vorkommen                bildet sie den Hauptbestand, das ist ca. 0,1 % der gesam­
wachsen in den Wäldern Deutschlands vor allem an             ten Waldfläche.
Standorten, die für andere Arten keine guten Lebens­be­
dingungen bieten, etwa weil sie zu dunkel sind oder zu
hohe Laubstreuauflagen haben.

Die Bundeswaldinventur erfasste folgende weitere
Arten: Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum),
Riesenknöterich (Fallopia japanica, F. sachaliniensis),
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera), Kermes­
beere (Phytolacca americana). Diese kommen im Wald
nahezu nicht vor.
lebensraum wald – mehr biologische vielfalt im wald                                                              27

Biotopbäume – Trittsteine für
die biologische Vielfalt

Im Wald gibt es über 90 Mrd. Bäume, jeder einzelne ein   Die Bundeswaldinventur hat rund 22 Mio. Specht- oder
Teil des Ökosystems Wald. Ein wichtiges Element der      Höhlenbäume, 741.000 Horstbäume und 1 Mio. markier­
biologischen Vielfalt im Wald sind Bäume mit besonde­    ter Biotopbäume ermittelt. Specht- und Höhlenbäume
ren, ökologisch bedeutsamen Baummerkmalen. Hierzu        sind zu 80 % Laubbäume und mit im Mittel 1,9 m³ pro
zählen u. a. Bäume mit Specht- und Bruthöhlen, Horst­    Baum überdurchschnittlich massereich. Die Horstbäume
bäume, markierte Biotopbäume sowie Bäume mit             sind mit durchschnittlich 1,7 m³ pro Baum nur gering­
Kronentotholz und sonstigen besonderen Habitatmerk­      fügig kleiner, aber mit 54 % auch bei den Nadelbäumen
malen. Manche der Merkmale können gleichzeitig am        zu finden. Markierte Biotopbäume weisen eine mittlere
selben Baum aufgenommen worden sein.                     Holzmasse von 3,4 m³ pro Baum auf. Das sind richtig
                                                         dicke und alte Bäume mit einem hohen Wert für die
Bäume mit ökologisch bedeutsamen Merkmalen weist         biologische Vielfalt. Die Forstwirtschaft integriert solche
die Bundeswaldinventur im Mittel 9 Stück auf einen       Bäume in den Wirtschaftswald. Frisch abgestorben sind
Hektar nach. Im ganzen deutschen Wald sind das 93 Mio.   31 Mio. Bäume. Das sind viele junge und dünne Bäume,
Bäume. Laubbäume sind mit einem Anteil von 60 %          die im Konkurrenzkampf ihren Nachbarn unterlegen
überproportional vertreten.                              sind.

Junger Buntspecht in Baumhöhle
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