13 Umwelt, Energie und Mobilität - Auszug aus dem Datenreport 2021 - Statistisches ...

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13
Umwelt, Energie
und Mobilität
Auszug aus dem
Datenreport 2021

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13
3
Umwelt, Energie
und Mobilität
13.1
Energie:
Aufkommen,
Verbrauch,
Auswirkungen
Katharina Brockjan, Lucia Maier,
Kristina Kott, Nadin Sewald

Statistisches Bundesamt
(Destatis)
                                    Zum Produzieren von Waren und Bereit­
                                    stellen von Dienstleistungen werden
                                    Rohstoffe, Fläche und Energie benötigt.
                                    Unsere Volkswirtschaft bezieht diese
                                    Produktionsfaktoren aus der Umwelt.
                                    Zugleich führen wirtschaftliche Aktivi­
                                    täten zu Umweltbelastungen wie Wasser­
                                    verschmutzung oder Abgabe von Treib­
                                    hausgasen in die Luft. Die Umweltöko­
                                    nomischen Gesamtrechnungen (UGR)
                                    des Statistischen Bundesamtes quantifi­
                                    zieren diese vielfältigen Wechselwirkun­
                                    gen zwischen Umwelt und Wirtschaft.
                                    Darüber hinaus liefern die UGR wichtige
                                    Daten zu Umweltschutzmaßnahmen,
                                    wie energie- beziehungsweise umweltbe­
                                    zogene Steuern, mit denen negativen
                                    Eingriffen und Veränderungen der Um­
                                    welt gezielt begegnet wird (siehe Ab­
                                    schnitt 13.1.5).
                                        Wie nachhaltig wir mit der Umwelt
                                    umgehen zeigen nicht allein die abso­
                                    luten Zahlen zur Umweltnutzung und
                                   -belastung, sondern auch die Entwicklung
                                    im Zeitverlauf. Die globale Erwärmung
                                    macht Energieverbrauch (siehe Abschnitt
                                   13.1.1) und Treibhausgasemissionen (sie­
                                    he Abschnitt 13.1.4) zu besonders rele­
                                    vanten Aspekten der Beziehung zwischen
                                    der Wirtschaft auf der einen und der Um­
                                    welt beziehungsweise dem Klima auf der
                                    anderen Seite. Um dieser Entwicklung
                                    gerecht zu werden, strebt Deutschland
                                                                               eine Energiewende an: Statt fossiler Ener­
                                                                               gieträger und Kernenergie sollen erneu­
                                                                               erbare Quellen die Energieversorgung ge­
                                                                               währleisten und damit nachhaltig ma­
                                                                               chen. Wo steht Deutschland bei diesem
                                                                               Vorhaben derzeit? Im Folgenden wird
                                                                               die Entwicklung der Energienutzung in
                                                                               Deutschland im Zeitraum 2003 bis 2018
                                                                               beschrieben. Seit 2003 erlaubt die Novelle
                                                                               des Energiestatistikgesetzes eine diffe­
                                                                               renzierte Betrachtung der erneuerbaren
                                                                               Energien, etwa die Auswirkungen des Er­
                                                                               neuerbare-Energien-Gesetzes aus dem
                                                                               Jahr 2000.

                                                                               13.1.1 Energieaufkommen
                                                                               und -verbrauch
                                                                               Die Nachfrage nach Energie durch Wirt­
                                                                               schaft und Bevölkerung erfordert einen
                                                                               erheblichen Einsatz von Rohstoffen. So
                                                                               wurden 2018 in Deutschland 177 Millio­
                                                                               nen Tonnen fossile Energieträger wie
                                                                               Kohle, Erdöl und Erdgas abgebaut be­
                                                                               ziehungsweise gefördert. Hieran hatte
                                                                               Braunkohle mit 166 Millionen Tonnen
                                                                               den weitaus größten Anteil. Bei diesem
                                                                               Rohstoff sank die geförderte Menge zwi­
                                                                               schen 2003 und 2018 leicht um 7,2 % oder
                                                                               13 Millionen Tonnen. Dagegen fällt der
                                                                               Steinkohlebergbau aufgrund der deut­
                                                                               lich geringeren Menge (2003: 26 Millio­
                                                                               nen Tonnen; 2018: 3 Millionen Tonnen)
                                                                               mit einem Rückgang um 90 % kaum ins

                                                                                                                            431
13 / Umwelt, Energie und Mobilität            13.1 / Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen

          Stromerzeugung
          Im Jahr 2019 wurden in Deutschland                              Kohle war mit einem Anteil von 30 %                      anderem auf ein sehr windreiches
          534 Milliarden Kilowattstunden Strom                            der wichtigste Energieträger für die                     Quartal zurückzuführen ist.
          erzeugt und in das Stromnetz einge­                             Stromerzeugung, gefolgt von Wind­                            Im längerfristigen Trend der Brut­
          speist. Der Anteil erneuerbarer Ener­                           kraft (23 %), Kernenergie (13 %), Erd­                   tostromerzeugung zeigt sich eine Ab­
          gien – wie Windkraft und Photovol­                              gas (12 %) und Photovoltaik (8 %).                       nahme der Anteile von Kohle und Kern­
          taik – an der insgesamt eingespeisten                               Im ersten Quartal 2020 wurde                         energie, während die Bedeutung von
          Strommenge lag bei 42 %, der Anteil                             erstmals mehr Strom aus erneuerba­                       Windkraft, Photovol­taik und sonstigen
          konventioneller Stromerzeugung –                                ren Energien erzeugt und in das                          erneuerbaren Energien – beispiels­
          unter anderem Kohle, Erdgas und                                 Stromnetz eingespeist als aus konven­                    weise Biomasse – zunimmt.
          Kernenergie – bei 58 %.                                         tionellen Energieträgern, was unter

          Stromeinspeisung 2019 — in Prozent
                                                                                                                            sonstige
                                                                                                                      2,2
                                                                                                                            konventionelle Brennstoffe
                                                         erneuerbare                        konventionelle
                                                         Energieträger                       Energieträger            12,4 Erdgas

                                                         42,3                                         57,7
                           sonstige
               erneuerbare Energien 11,7                                                                              13,3 Kernenergie

                         Photovoltaik 7,8

                                                                               534
                                                                          Terawattstunden                           29,8 Kohle
                                  Wind 22,8

          Bruttostromerzeugung nach Energieträgern — in Prozent

               100

                 90

                 80

                 70

                 60

                 50

                 40

                 30

                 20

                 10

                  0
                        2003               2005                 2007          2009            2011             2013                2015             2017         2019

                          Kohle          Kernenergie             Erdgas       sonstige konventionelle Brennstoffe           Wind          Photovoltaik     sonstige erneuerbare Energien

          Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB)

432
Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen / 13.1 Umwelt, Energie und Mobilität / 13

u   Tab 1    Entnahme von fossilen Energieträgern aus der Umwelt — in 1 000 Tonnen

                                                       2003         2005         2007                2009        2011       2013       2015       2017            2018

    Fossile Energieträger insgesamt                225 778         221 508      220 874              200 043     202 988   203 361    194 428    183 986         176 618

    Steinkohle                                         25 873       24 907       21 531               13 766      12 059     7 566      6 223         3 669           2 584

    Braunkohle                                     179 085         177 907      180 409              169 857     176 502   182 995    178 065    171 286         166 258

    Erdöl                                                3 682       3 573            3 415            2 800       2 627     2 638      2 428         2 217           2 070

    Erdgas, Grubengas und Erdölgas                     16 843       14 828       15 196               13 320      11 404     9 720      7 244         6 333           5 211

    Sonstige fossile Energieträger                         296         292             323              300         396       442        468           482             495

Datenbasis: Umweltökonomische Gesamtrechnungen

u   Abb 1     Entnahme von fossilen Energieträgern aus der Umwelt — in Prozent

      2018 1,5                                                                          94,1                                                            1,2 3,0 0,3

      2003          11,5                                                                      79,3                                              1,6     7,5    0,1

                 Steinkohle     Braunkohle             Erdöl      Erdgas, Grubengas           sonstige fossile
                                                                  und Erdölgas                Energieträger

      Datenbasis: Umweltökonomische Gesamtrechnungen

Gewicht. Insgesamt ist die Förderung                             Energie eingesetzt. Das heißt, sie werden                 be und Bergbau, entfallen 39 %, auf die
fossiler Energieträger im genannten                              in Strom oder Wärme umgewandelt oder                      privaten Haushalte 33 %, auf die Dienst­
Zeitraum im Inland um 22 % zurückge­                             als Kraftstoff im Verkehr genutzt. Ein                    leistungsbereiche 26 % und auf die Land-
gangen. u Tab 1, Abb 1                                           kleiner Teil wird für nicht energetische                  und Forstwirtschaft sowie Fischerei 1 %
    Neben Rohstoffen aus der inländi­                            Zwecke eingesetzt, zum Beispiel für die                   des gesamten Verbrauchs. Bei diesen An­
schen Umwelt decken auch Einfuhren                               Herstellung von Kunststoffen. Neben den                   gaben zum Energieverbrauch der gesam­
aus dem Ausland die inländische Nach­                            fossilen Energieträgern gewinnen erneuer­                 ten Volkswirtschaft sind Energieverluste,
frage nach Energieträgern. Im Zeitraum                           bare Energien an Bedeutung für die in­                    die in Kraftwerken etwa beim Umwan­
2003 bis 2018 blieb die gesamte impor­                           ländische Energieversorgung. Komplet­                     deln von Kohle in Strom entstehen, den
tierte Menge an fossilen Energieroh­                             tiert wird das gesamte Aufkommen an                       Endverbrauchern zugerechnet.
stoffen nahezu konstant (+ 1,2 %). Die                           Energie durch Strom, der bereits im Aus­
Einfuhr von Erdöl, das 2003 die Importe                          land erzeugt und nach Deutschland im­                     13.1.2 Energieverbrauch
fossiler Energierohstoffe noch klar do­                          portiert wird.                                            privater Haushalte
minierte, ging bis 2018 um 24 % zurück.                              Wie hat sich der Energieverbrauch                     Der direkte Energieverbrauch der privaten
Allerdings stieg die Menge an Steinkohle                         entwickelt? Der Primärenergieverbrauch                    Haushalte entfällt zum größten Teil auf
aus dem Ausland von 2003 bis 2018 um                             der Inländer, das heißt der in Deutsch­                   den Bereich Wohnen. Dort werden bei­
56 % oder 16 Millionen Tonnen an. Der                            land ansässigen Privatpersonen und Un­                    spielsweise Gas und Öl zum Heizen und
Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau in                            ternehmen, ist zwischen 2003 und 2018                     für warmes Wasser sowie Strom für die
Deutschland – die letzte Zeche wurde                             von 14 531 auf 13 170 Petajoule zurückge­                 Beleuchtung, Elektrogeräte und darunter
2018 geschlossen – wurde also zu einem                           gangen. Dies entspricht einem Rückgang                    zunehmend auch für Informations- und
großen Teil durch Importe desselben                              um 9,4 %. Ein Drittel der Gesamtmenge                     Kommunikationstechnik eingesetzt. Im
Rohstoffs kompensiert. Braunkohle spielt                         wird von privaten Haushalten verbraucht,                  Jahr 2018 machte das Wohnen knapp zwei
bei den Importen keine Rolle.                                    der verbleibende Rest von Unternehmen.                    Drittel (64 %) des direkten Energiever­
    Die genannten fossilen Rohstoffe wer­                        Auf die Industrie, das heißt auf die Pro­                 brauchs privater Haushalte aus. Den übri­
den vorrangig für die Gewinnung von                              duktionsbereiche Verarbeitendes Gewer­                    gen Teil (36 %) setzten die Menschen für

                                                                                                                                                                              433
13 / Umwelt, Energie und Mobilität               13.1 / Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen

      u   Tab 2      Energieverbrauch privater Haushalte
                                                                                                                                                                                              Veränderung
                                            2003         2005             2007            2009            2011            2013            2015            2017            2018
                                                                                                                                                                                               2018 – 2003
                                                                                                     in Petajoule                                                                                     in %

          Wohnen¹                           2 645        2 696            2 652           2 649           2 611           2 463           2 559           2 584           2 703                       + 2,2

          Individualverkehr ²               1 432         1 414           1 372           1 378           1 396           1 389           1 411            1 511          1 492                       + 4,1

          Insgesamt                         4 077        4 110            4 024           4 027           4 007           3 852           3 970           4 094           4 195                       + 2,9

      1 Diese Daten sind temperaturbereinigt. Es handelt sich also um einen fiktiven Verbrauch, bei dem Einflüsse der Witterung, wie  ein besonders heißer Sommer, herausgerechnet werden.
      2 Verbrauch von allen Kraftstoffen. Aufgrund einer neuen Berechnungsmethode sind die Daten ab 2017 nur sehr bedingt mit den Vorjahren vergleichbar.

      u   Tab 3      Kraftstoffverbrauch privater Haushalte
                                                                                                                                                                                              Veränderung
                                            2003         2005             2007            2009            2011            2013            2015            2017            2018
                                                                                                                                                                                               2018 – 2017
                                                                                                  in Milliarden Liter                                                                                 in %

          Verbrauch insgesamt               42,9          42,1            40,4            40,0            40,5            40,1            41,6            45,0            44,6                       – 1,0

          Verbrauch für Pkw                 40,0          39,1            38,5            37,7            38,0             37,8           39,2            43,0             42,5                      – 1,2

             B enzin                      32,4          30,1            27,9            26,7            25,9            24,0            23,9             24,5            24,5                      + 0,1

             D iesel                       7,6           9,0            10,6            11,0            12,1            13,8            15,3             18,4            17,9                      – 2,8

      Verbrauch von Diesel- und Benzinkraftstoffen einschließlich Biokraftstoffen. Aufgrund einer neuen Berechnungsmethode sind die Daten ab 2017 nur sehr bedingt mit den Vorjahren vergleichbar.

      u Abb 2 Energieverbrauch privater Haushalte nach Energieträgern                                                                                die privaten Haushalte 2,9 % mehr Ener­
      im Bereich Wohnen 2018 — in Prozent                                                                                                            gie verbrauchten als noch 2003. Insge­
                                                                                                                                                     samt hat der Verbrauch für Wohnen über
                                                                                                                                                     den Zeitraum von 15 Jahren um 2,2 %
                   Erneuerbare Energien                           Kohle                                                                              zu­genommen. Das liegt vor allem an der
                                   14,2
                                                                  0,9                                                                                wachsenden Gesamtzahl der Haushalte
                         Solarthermie 1,2                Fernwärme                                                  Gas
                                                                                                                                                     (hier insbesondere der Einpersonenhaus­
                  Geothermie und 2,0
                                                         8,1                                                       42,0                              halte). Je Haushalt betrachtet sank der
                   Umweltwärme
                                                                                                                                                     Verbrauch daher um 5,0 %. Deutlicher als
                                                                                                                                                     der gesamte Energieverbrauch für Woh­
                                                                                  2 703 Petajoule
                                                                                                                                                     nen haben sich die Anteile der eingesetz­
                         Holz und 11,0
                 andere Biomasse
                                                                                                                                                     ten Energieträger verändert. So gewan­
                                                                                                                                                     nen die erneuerbaren Energien zwischen
                                                                                                                                                     2003 und 2018 deutlich an Bedeutung.
                                                         Strom                                                Mineralöl                              Ihr Anteil wuchs von 7 auf 14 %. Dadurch
                                                         17,2                                                      17,6                              wurde vor allem Heizöl eingespart, das
                                                                                                                                                     2018 nur noch einen Anteil von 18 % aus­
                                                                                                                                                     machte – im Vergleich zu 26 % im Jahr
                                                                                                                                                     2003. Das spiegelt sich auch bei den ver­
                                                                                                                                                     wendeten Heizungsarten wider: Zwi­
                                                                                                                                                     schen 2006 und 2018 stieg der Anteil der
                                                                                                                                                     Haushalte mit Hauptheizungen auf Basis
      den motorisierten Individualverkehr ein,                                   Beim Energieverbrauch der privaten                                  erneuerbarer Energien von 3,0 auf 5,8 %,
      also für die Nutzung von Pkw, Motor­                                   Haushalte hat in den vergangenen Jahren                                 während der Anteil mit Ölheizungen von
      rädern und so weiter. Bei dieser detaillier­                           eine Trendwende stattgefunden: 2003 bis                                 30 auf 23 % sank. Bedeutendster Energie­
      ten Betrachtung der privaten Haushalte                                 2013 konnten leichte Einsparungen ver­                                  träger war 2018 weiterhin Gas, dessen
      werden Verluste aus der Energieumwand­                                 zeichnet werden (– 5,5 %). Ab 2013 nahm                                 Anteil am Gesamtenergieverbrauch für
      lung nicht einbezogen, da sie dem Ener­                                der Verbrauch jedoch wieder spürbar                                     Wohnen seit 2003 nahezu konstant bei
      gieerzeuger zugerechnet werden. u Tab 2                                zu (2013 bis 2018: + 8,9 %), sodass 2018                                rund 40 % liegt. u Abb 2

434
Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen / 13.1 Umwelt, Energie und Mobilität / 13

    Im motorisierten Individualverkehr       tik gekoppelt, sodass auch der Verbrauch            Für die Periode 2003 bis 2018 ergibt
nahm der Energieverbrauch deutlicher         von Kraftstoffen für den Transport von          sich insgesamt ein Rückgang um 7,3 %.
zu als im Bereich Wohnen. Der Ver­           Waren mit der Konjunktur variiert.              Die größten Energieverbraucher waren
brauch ist zwischen 2003 und 2018 um             Dementsprechend war der Primär­             die Produktionsbereiche Herstellung
4,1 % gestiegen. Auch hier gab es zu Be­     energieverbrauch zu Beginn der 2000er-          von chemischen Erzeugnissen, Verkehrs-
ginn der Jahrtausendwende leichte Ein­       Jahre etwas gestiegen, fiel dann bis 2009       und Lagereileistungen, Metallerzeugung
sparungen, die aber aufgrund immer wei­      im Zuge der globalen Finanzmarkt- und           und -bearbeitung sowie Kokerei und Mi­
ter ansteigender Fahrzeugbestände und        Wirtschaftskrise aber deutlich (2009 ge­        neralölverarbeitung. Unter diesen sparte
größer werdender Fahrzeuge nicht von         genüber 2008: – 8,5 %). Die Nachholeffek­       im betrachteten Zeitraum vor allem
Dauer waren. Allerdings kam es zu einer      te der Wirtschaft ließen den Verbrauch          die Metallerzeugung und -bearbeitung
Verlagerung bei der Art des verbrauchten     dann 2010 im Vergleich zum Krisenjahr           Energie ein. Der Verbrauch ging hier um
Kraftstoffs: Die Bedeutung von Diesel­       2009 wieder um 7,2 % ansteigen.                 16 % zurück. Dagegen nahm der Energie­
kraftstoff nahm im Lauf der Jahre deut­
lich zu. Sein Verbrauch hat sich 2016
­gegenüber 2003 mehr als verdoppelt,

                                                        4,1
während ein Viertel weniger Benzin ge­
nutzt wurde. Aktuell könnte sich eine
Trendwende abzeichnen. Zwischen 2017
und 2018 nahm der Dieselverbrauch erst­
mals wieder leicht ab (– 2,8 %), während
                                                        Prozent nahm der Energieverbrauch von
der Verbrauch von Benzinkraftstoffen
                                                        Privatpersonen im motorisierten Individual-
 stabil blieb. Möglicherweise spielt hier               verkehr zwischen 2003 und 2018 zu.
der Dieselskandal eine Rolle. u Tab 3
    Der gesamte Kraftstoffverbrauch für
Pkw wird durch mehrere Faktoren beein­
flusst. So spielen die Fahrleistung (jähr­
lich gefahrene Kilometer) und der Ver­
brauch je Kilometer eine große Rolle.
Während die gesamten Fahrleistungen
aller Pkw in den vergangenen Jahren zu­
genommen haben, entwickelte sich die
Fahrleistung je Fahrzeug rückläufig.
Ebenso konnte in der Vergangenheit
durch technische Verbesserungen der
Kraftstoffverbrauch je Kilometer gesenkt
werden, was wiederum den Anstieg des
gesamten Kraftstoffverbrauchs durch
wachsende Fahrleistungen abmilderte.

                                                                                                      7,3
13.1.3 Energieverbrauch der
 Unternehmen
Im Gegensatz zum Energieverbrauch der
 privaten Haushalte wird der Verbrauch
 der Unternehmen überwiegend von der
Konjunktur beeinflusst. Je mehr Produk­                                                               Prozent ging der Energie­
                                                                                                      verbauch der Unternehmen
 te hergestellt werden, umso höher ist der
                                                                                                      von 2003 bis 2018 zurück.
Energieaufwand in der Produktion. Ent­
 sprechend wird die Produktion bei feh­
 lender Nachfrage heruntergefahren und
Energie wird nur für Heizung oder
­B eleuchtung verbraucht. Direkt an die
Produktion ist darüber hinaus die Logis­

                                                                                                                                                435
13 / Umwelt, Energie und Mobilität              13.1 / Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen

      verbrauch bei Kokerei und Mineralölver­                              zu Veränderungen der Landschaft. Dies                      Welches Ausmaß haben nun die
      arbeitung mit 43 % und im Bereich Verkehr                            kann sich auf Lebensräume für Pflanzen,               Treibhausgasemissionen, die durch die
      und Lagerei mit 31 % deutlich zu. Größere                            Tiere und auch den Menschen auswirken.                Ge­w innung beziehungsweise Nutzung
      Einsparungen wurden vor allem bei den                                Zudem: Sind sie einmal abgebaut, stehen               von Energie entstehen? Im Jahr 2018 be­
      Dienstleistungen erreicht. Hierzu zählen                             die nicht erneuerbaren Energierohstoffe               trug der emissionsrelevante Primärener­
      insbesondere der Hoch- und Tiefbau, aber                             für künftige Generationen nicht mehr zur              gieverbrauch der inländischen Bevölke­
      auch der Einzelhandel sowie Finanz- und                              Verfügung. Darüber hinaus entstehen                   rung und Wirtschaft 11 134 Petajoule.
      Versicherungsdienstleistungen.                                       beim Verbrennen Gase und Partikel, die                Gegenüber 2003 ist dies ein Rückgang
                                                                           in die Luft gelangen, sogenannte Treib­               um 6,7 %. Der Rückgang fällt im Ver­
      13.1.4 Energie als Quelle von                                        hausgase und Luftschadstoffe. Diese Emis­             gleich zum gesamten Primärenergiever­
      Treibhausgasemissionen                                               sionen, die sich negativ auf Umwelt und               brauch geringer aus (9,4 %, siehe Ab­
      Die Nutzung von Energie wirkt sich in                                Gesundheit auswirken und zur globalen                 schnitt 13.1.1). Maßgeblich hierfür ist,
      mehrfacher Hinsicht auf die Umwelt aus.                              Erwärmung beitragen, entstehen nicht                  dass sich der Einsatz von Kernenergie im
      Einerseits führt zum Beispiel der Abbau                              nur beim Verbrennen fossiler Energie­                 betrachteten Zeitraum mehr als halbiert
      fossiler Energieträger (wie Braunkohle)                              träger, sondern auch von erneuerbarer                 hat. Kernenergie verursacht keine nen­
      oder der Einschlag von Holz zum Heizen                               Biomasse wie Holz oder Biokraftstoffen.               nenswerten CO2-Emissionen und wird
                                                                                                                                 daher nur im gesamten Primärenergie­
                                                                                                                                 verbrauch berücksichtigt. Daneben ist
                                                                                                                                 der Einsatz von Öl in Raffinerien von
      u   Abb 3     Treibhausgas-Emissionen 2018 — in 1 000 Tonnen CO₂-Äquivalenten                                              2003 bis 2018 um 20 % zurückgegangen.
                                                                                                                                 Aus Rohöl werden nicht nur Produkte
                                                                                                                                 zur Verbrennung, sondern auch Schmier­
                             prozessbedingte
                             Emissionen¹
                                                                                                                                 stoffe oder Kunststoffe hergestellt. Der
                                                                                                                                 entsprechende Verbrauch ist ebenfalls
                             146 424
                                                                                             Energieerzeugung
                                                                                                                                 nicht im emissionsrelevanten Primär­
                                                                                               und -verbrauch                    energieverbrauch enthalten. Im Zusam­
                    Straßenverkehr                                                       (ohne Straßenverkehr)
                                                                                                                                 menhang mit dem emissionsrelevanten
                     168 377                               1 014 360                                    699 559                  Energieverbrauch verursachten die In­
                                                                                                                                 länderinnen und Inländer im Jahr 2018
                                                                                                                                 einen Ausstoß von insgesamt 868 Millio­
                                                                                                                                 nen Tonnen CO2-Äquivalenten an Treib­
                                                                                                                                 hausgasen. Dieser Wert schließt auch
      1 P
         rozessbedingte Emissionen werden zum Beispiel bei landwirtschaftlichen Aktivitäten, der Abfallbehandlung, chemischen   CO2-Emissionen aus der Energiever ­
        Reaktionen bestimmter Herstellungsprozesse oder dem Umgang mit Lösungsmitteln freigesetzt.
                                                                                                                                 wendung von Biomasse ein. Der überwie­
                                                                                                                                  gende Teil (69 %) aller Treibhausgas­
                                                                                                                                 emissionen ist der Energieerzeugung,
      u   Abb 4     Aufkommen energiebezogener Steuern 2018 — in Millionen Euro                                                  etwa in Kraftwerken und Heizungs­
                                                                                                                                   anlagen, und dem Energieverbrauch
                                                                                                                                 ­zu­z uschreiben. Weitere 17 % entstanden
                                                                                                                                 im Straßenverkehr, also durch das Ver­
                                durch im Inland tankende                                                                          brennen von Kraftstoffen wie Benzin,
                                Ausländer/-innen
                                                                                                                                 Diesel oder Autogas. Komplettiert wird
                               5 409                                                                                             das Bild zu Treibhausgasen durch Emissi­
                                                                                                                                 onen, die nicht bei der Erzeugung oder
                    durch
                    Unternehmen                                                        durch private Haushalte
                                                                                                                                 Nutzung von Energie entstehen, sondern
                                                                                                                                 im Rahmen industrieller oder anderer
                    20 322                                   49 474                                      23 743
                                                                                                                                 Prozesse, etwa in der Landwirtschaft
                                                                                                                                 oder bei der Abfallentsorgung. Diese
                                                                                                                                  ­sogenannten prozessbedingten Treib­
                                                                                                                                 hausgasemissionen betrugen zusätzlich
                                                                                                                                 146 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
                                                                                                                                  beziehungsweise 14 %. So ergibt sich ein

436
Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen / 13.1 Umwelt, Energie und Mobilität / 13

Gesamtwert von 1,014 Milliarden Tonnen          u   Abb 5     Struktur der Ausgaben privater Haushalte für Wohnenergie — in Prozent
CO2-Äquivalenten. u Abb 3
    Die deutsche Wirtschaft und Gesell­                                     2018                                            2008
schaft ist damit im EU-weiten Vergleich                Kohle, Holz und andere                            Kohle, Holz und andere
für die höchste Menge an direkt emit­                  feste Brennstoffe                                 feste Brennstoffe

tierten Treibhausgasen verantwortlich.                 2,9                                               2,1
Das Vereinigte Königreich (566 Mil­                                                       Strom                                           Strom
                                                       Fernheizung und                                   Fernheizung und
lionen Tonnen CO2-Äquivalente) und                     Warmwasser                           47,5         Warmwasser                        41,3
Frankreich (538 Millionen Tonnen CO2-                  9,1                                               9,1
Äquivalente) folgen erst mit einigem Ab­
stand (Daten von 2017).                                Heizöl                                            Heizöl

                                                       13,0               146 Euro                       21,5              140 Euro
13.1.5 Energiesteuern                                                     im Monat                                         im Monat
Eine politische Maßnahme, um negativen
                                                       Gas                                               Gas
Umweltauswirkungen durch den Ver­
                                                       27,5                                              26,0
brauch von Energie entgegenzuwirken,
 sind Energiesteuern. Sie verteuern die
umweltschädlichen Aktivitäten und
­s etzen somit Anreize zu umweltfreund­
lichem Verhalten (siehe auch Kapitel 13.2,
Seite 440). In Deutschland umfassen die
energiebezogenen Steuern die Energie­        halte für Wohnen sein, der zwischen 2010              Energiepreisanstiegs auf 156 Euro mo­
 steuer (bis 2006: Mineralölsteuer), die     und 2015 um 1,6 % sank. Der Energie­                  natlich im Jahr 2013 angewachsen. Neue,
Stromsteuer, die Emissionsberechtigun­       verbrauch privater Haushalte im Straßen­              energieeffizientere Heizsysteme und preis­
 gen sowie den Beitrag zum Erdölbevorra­     verkehr nahm im selben Zeitraum ins­                  günstige Heizenergiearten haben ver­
tungsverband.                                gesamt zu. Der Verbrauch des stärker                  mutlich den Rückgang der Wohnenergie­
      Die Energiesteuerlast verteilte sich   versteuerten Benzinkraftstoffs sank um                ausgaben begünstigt. Darüber hinaus hat
2018 in etwa zu gleichen Teilen auf Unter­   1,0 %, während der Dieselverbrauch um                 der Einsatz von Photovoltaik und Solar­
nehmen (41 %) und private Haushalte          2,9 % zunahm.                                         thermie in den privaten Haushalten zu­
(48 %). Ausländerinnen und Ausländer,                                                              genommen. Der selbsterzeugte Strom
die im Inland tanken und somit auch          13.1.6 Energie: Ausgaben,                             senkte somit ebenfalls die Verbrauchs­
Energiesteuern zahlen, hatten zuletzt ei­    Einnahmen und Preise                                  ausgaben der Haushalte.
nen Anteil von 11 % an den gesamten                                                                     Mit der Anzahl der Personen im
energiebezogenen Steuern. Unternehmen        Ausgaben für Wohnenergie                              Haushalt steigen die Ausgaben für Woh­
hatten im Jahr 2018 rund 20,3 Milliarden     Zu den Ausgaben der privaten Haushalte                nenergie, allerdings unterproportional.
Euro für Energiesteuern zu entrichten.       für Wohnenergie zählen deren Kosten für               Alleinlebende gaben im Jahr 2018 durch­
Zwischen 2008 und 2018 wuchs ihre            Strom, Gas, Heizöl, Kohle, Holz und an­               schnittlich 106 Euro im Monat ­f ür Woh­
Steuerlast um durchschnittlich 1 % jähr­     dere feste Brennstoffe sowie Fernheizung              nenergie aus, Vierpersonenhaushalte
lich. Im Jahr 2011 gab es jedoch einen au­   und Warmwasser. Im Jahr 2018 gaben die                192 Euro ­monatlich, also nur etwa das
ßergewöhnlichen Anstieg um 12 % durch        privaten Haushalte in Deutschland dafür               1,8-fache der Ausgaben von Einpersonen­
die Einführung der Kernbrennstoffsteuer      durchschnittlich 146 Euro im Monat aus.               haushalten.
und der Luftverkehrsteuer. Die Kern­         Im Vergleich zu 2008 mit 140 Euro mo­                      Mit durchschnittlich 69 Euro im Mo­
 brennstoffsteuer wurde 2011 bis 2016 er­    natlich war das ein Anstieg um 4,8 %.                 nat gaben die privaten Haushalte 2018 fast
hoben. Im Juni 2017 wurde sie nachträg­      Dieser fiel damit weniger stark aus als               die Hälfte (47 %) ihrer Wohnenergieaus­
lich als verfassungswidrig eingestuft und    die Preissteigerungen für Strom, Gas und              gaben für Strom aus, gefolgt von den Aus­
 zurückgezahlt. u Abb 4                      andere Brennstoffe im gleichen Zeitraum               gaben für Gas (28 %) und Heizöl (13 %).
     Private Haushalte zahlen in Deutsch­    (+ 9,7 %), Das dürfte sowohl auf Einspar­             Seit 2008 haben sich leichte Verschiebun­
land Energie- und Stromsteuer. Ausge­        effekte als auch auf Effizienz­steigerungen           gen in der Struktur der Wohnenergieaus­
hend von einem Höchststand im Jahr           und Wechsel der Energieträger zurück­                 gaben ergeben: Während die Ausgaben­
2009 lagen sie 2015 auf einem um 4,6 %       zuführen sein. Zwischenzeitlich waren                 anteile für Strom und Gas gestiegen sind,
niedrigeren Niveau. Eine Ursache könnte      die Ausgaben der privaten Haushalte für               ist insbesondere der Anteil der Ausgaben
der Energieverbrauch der privaten Haus­      Wohnenergie aufgrund des sehr starken                 für Heizöl zurückgegangen. u Abb 5

                                                                                                                                                      437
13 / Umwelt, Energie und Mobilität          13.1 / Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen

      u Abb 6 Haushalte mit Einnahmen aus dem Verkauf von Solarstrom                                                     Einnahmen aus dem Verkauf
      — in Prozent                                                                                                       von Solarstrom
                                                                                                                         Rund 2,9 % der privaten Haushalte in
                                                                                                                         Deutschland (1,2 Millionen Haushalte) hat­
                                                                2,9
                                                                                                                         ten im Jahr 2018 Einnahmen aus dem Ver­
                        Haushalte
                       insgesamt                          2,4                                                            kauf von Solarstrom. Im Jahr 2013 waren es
                                                                                                                         2,4 % (927 000 Haushalte). Die Einnahmen
                     1-Personen-            0,9
                       Haushalte           0,7                                                                           dieser Haushalte lagen 2018 bei durch­
                                                                                                                         schnittlich 243 Euro im Monat und sind
                     2-Personen-                                       3,5
                       Haushalte                         2,3                                                             somit im Vergleich zu 2013 mit monatlich
                                                                                                                         328 Euro um 26 % gesunken. Das liegt zum
                     3-Personen-                                                    4,7
                       Haushalte                                         3,8
                                                                                                                         einen am Rückgang der Einspeisevergü­
                                                                                                                         tung, die die Haushalte je Kilowattstunde
                     4-Personen-                                                                6,3                      Strom vom Netzbetreiber erhalten. Zum
                       Haushalte                                                               6,2
                                                                                                                         anderen kann auch ein ­zunehmender Ei­
                  Haushalte mit                                                                                8,1       genverbrauch des selbsterzeugten Stroms –
           5 und mehr Personen                                                                           7,5
          Abb 7 Preisentwicklung für ausgewählte Energieprodukte - 2015 = 100                                            und damit eine geringere Einspeisung in
                                                                                                                         das Netz – die Ursache dafür sein. u Abb 6
                                       2018       2013
                                                                                                                             Mit steigender Personenzahl im
                                                                                                                         Haushalt wächst die Quote der Haus-
                                                                                                                         und Grundbesitzer. Photovoltaikanlagen
                                                                                                                         werden hauptsächlich auf dem im Eigen­
      uAbb 7 Preisentwicklung für ausgewählte Energieprodukte
                                                                                                                         tum befindlichen Hausdach installiert.
      — 2015 = 100
                                                                                                                         Somit steigt auch der Anteil der Haushal­
                                                                                                                         te mit Einnahmen aus dem Verkauf von
                                                                                                                         Solarstrom mit zunehmender Haushalts­
           160                                                                                                           größe. Während 2018 nur 0,9 % der Ein­
                                                                                                                         personenhaushalte Einnahmen dieser
           150                                                                                                           Art hatten, waren es bei den Zweiperso­
                                                                                                                         nenhaushalten bereits 3,5 % und bei den
           140                                                                                                           Vierpersonenhaushalten 6,3 %.

           130                                                                                                           Energiepreise
                                                                                                                         Die Preise für Energie stiegen zwischen
           120
                                                                                                                         2009 und 2019 für Verbraucherinnen und
                                                                                                                         Verbraucher um 15 %, darunter die Preise
           110
                                                                                                                         für Haushaltsenergie um 16 %. Kraftstoffe
                                                                                                                         haben sich im Zeitraum von 2009 bis 2019
           100
                                                                                                                         um 13 % verteuert. Diese Steigerungsraten
            90
                                                                                                                         entsprachen in etwa der Er­höhung der ge­
                                                                                                                         samten Verbraucherpreise (+ 14 %). u Abb 7
            80                                                                                                               Die Strompreisentwicklung hebt sich
                                                                                                                         von diesen Werten im Betrachtungs­
            70                                                                                                           zeitraum deutlich ab. So verteuerte sich
                                                                                                                         Strom als wichtiger Haushaltsenergieträ­
            60                                                                                                           ger im gleichen Zeitraum um 38 %. Die
              2009      2010        2011   2012    2013         2014         2015     2016   2017     2018     2019      jährlichen Preisanstiege fielen vor allem
                                                                                                                         in den ersten fünf Jahren überdurch­
                     Gas, einschließlich Umlage        Heizöl, einschließlich Umlage           Kraftstoffe       Strom
                                                                                                                         schnittlich aus. Im Verlauf der betrachte­
                     Verbraucherpreisindex insgesamt
                                                                                                                         ten zehn Jahre stiegen die Strompreise für
                                                                                                                         Verbraucherinnen und Verbraucher am
                                                                                                                         kräftigsten im Jahr 2013 gegenüber dem

438
Energie: Aufkommen, Verbrauch, Auswirkungen / 13.1 Umwelt, Energie und Mobilität / 13

u Abb 8 Jährliche Veränderungsraten für den Strompreis aus Sicht
der privaten Haushalte — in Prozent

                                 11,9

                   7,2
      6,2

            3,4                                                               3,4
                          2,8
                                        1,9
                                                               1,5     1,3
                                                       0,5

                                               – 0,8

     2009   2010   2011   2012   2013   2014   2015    2016   2017    2018   2019

Vorjahr (+ 12 %). Dieser starke Preis­         Strom erneut deutlich teurer. Mit einem
anstieg dürfte mit der Erhöhung der Um­        Anstieg von 3,4 % gegenüber dem Vorjahr
lage nach dem Erneuerbare-Energien-            lag der Preisanstieg bei Strom über der
Gesetz (kurz: EEG-Umlage) und der Er­          Gesamtteuerung der Verbraucherpreise
höhung der Netzentgelte zu tun haben.          (2019: + 1,4 %). u Abb 8
Beispielsweise stieg die EEG-Umlage                Die Preisentwicklung anderer Ener­
nach Angaben der Bundesnetzagentur             gieträger der Haushaltsenergie wie Gas
von 3,60 Cent je Kilowattstunde im Jahr        oder Heizöl unterscheiden sich deutlich
2012 auf 5,28 Cent je Kilowattstunde im        von der Strompreisentwicklung. Insbe­
Jahr 2013 und damit um rund 47 %.              sondere weisen Heizöl und Kraftstoffe
   Von 2014 bis 2018 war die Preisent­         eine stark schwankende Preisentwick­
wicklung für Strom moderat, 2019 wurde         lung im Betrachtungszeitraum auf.

                                                                                                                                                      439
13 / Umwelt, Energie und Mobilität   13.2 / Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt

      13.2                                                Wie stehen Mensch und Umwelt mitein-
                                                          ander in Beziehung? Die Umwelt ist Le-
                                                                                                                         ·
                                                                                                                         ·
                                                                                                                          Luftreinhaltung und Klimaschutz
                                                                                                                          Abwasserwirtschaft
      Maßnahmen zum                                       bensgrundlage für den Menschen. Für die                        ·Abfallwirtschaft
      Schutz und Erhalt                                   Produktion von Waren und Dienstleistun-
                                                          gen braucht es Rohstoffe. Diese werden der
                                                                                                                         ·Schutz und Sanierung von Boden,
                                                                                                                          Grund- und Oberflächenwasser
      der Umwelt                                          Umwelt entnommen. Nicht alle Rohstoffe                        · Lärm- und Erschütterungsschutz
                                                          sind unbegrenzt verfügbar oder wachsen                        · Arten- und Landschaftsschutz
                                                          nach, sodass hier ein negativer Eingriff in                   · Strahlenschutz
      Katharina Brockjan, Gesine Petzold
                                                          das Naturvermögen vorliegt. Zudem ent-                        · Forschung und Entwicklung im Umwelt­
                                                          stehen sowohl bei der Entnahme von Roh-                         bereich
      Statistisches Bundesamt                             stoffen als auch durch die Produktion von                     · sonstige Umweltschutzaktivitäten
      (Destatis)                                          Gütern Abfall, Abwasser, Luftverunreini-                      Um ein umfassendes Bild der ökologi-
                                                          gungen oder Lärm, die die Umwelt zusätz-                      schen Auswirkungen des menschlichen
                                                          lich belasten. Um sich seiner eigenen Exis-                   Handelns zu erhalten und die Wechselbe-
                                                          tenzgrundlage nicht zu berauben, muss                         ziehung zwischen Umwelt und Mensch
                                                          der Mensch handeln und den nega­t iven                        darzustellen, wird ein Bezug zur Gesamt-
                                                          Veränderungen der Umwelt mit gezielten                        wirtschaft hergestellt.
                                                          Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der                               Umweltschutz findet auf vielen Ebenen
                                                          Umwelt begegnen.                                              statt. Beispielsweise investiert der Staat in
                                                              Umweltschutz umfasst alle Maßnah-                         Umweltschutzmaßnahmen und schafft da-
                                                          men und Aktivitäten, die das Ziel haben,                      mit Arbeitsplätze in Unternehmen. Auch
                                                          Umweltbelastungen und alle anderen For-                       vorgelagerte Maßnahmen, wie das Erhe-
                                                          men von Umweltschädigungen zu vermei-                         ben einer Steuer auf umweltschädliches
                                                          den, zu verringern oder zu beseitigen:                        Verhalten, können die Umwelt schützen.

                                                          u   Abb 1     Umweltschutzausgaben nach Sektoren — in Millionen Euro

                                                               50 000

                                                               45 000

                                                               40 000

                                                               35 000

                                                               30 000

                                                               25 000

                                                               20 000

                                                               15 000

                                                               10 000

                                                                5 000

                                                                      0
                                                                       2010           2011            2012     2013          2014    2015       2016      2017¹

                                                                              Staat        Unternehmen       private Haushalte

                                                               1 Vorläufig und teilweise geschätzt.

440
Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt / 13.2   Umwelt, Energie und Mobilität / 13

13.2.1 Umweltschutzausgaben                           Ausgaben für den Umweltschutz ist wich-         schaftswachstum, bei dem natürliche
­insgesamt im Zeitverlauf                             tig, um ökologisch relevante Aktivitäten        Ressourcen nachhaltig genutzt werden,
Wie hoch sind die jährlichen Investitio-              abzubilden, die Einfluss auf den Verlauf        beurteilen und analysieren.
nen des Staates in den Umweltschutz?                  der wirtschaftlichen Entwicklungen ha-              Die Umweltschutzausgabenrechnung
Welchen Beitrag erbringt die Gesellschaft             ben. Die Höhe der nationalen Umwelt-            gliedert sich in Investitionen und laufen-
für den Umweltschutz? Diese und viele                 schutzausgaben ist ein Indikator für die        de Ausgaben. Getätigt werden beide Arten
weitere Fragen können mithilfe der Um-                wirtschaftliche Bedeutung des Umwelt-           von Ausgaben vom Staat, den Unterneh-
weltschutzausgabenrechnung beantwor-                  schutzes und dient als Analyseinstrument        men und den privaten Haushalten.
tet werden. Ziel dieser Rechnung ist eine             für umweltpolitische Maßnahmen. So                  Die gesamtwirtschaftlichen Umwelt-
umfassende Darstellung umweltrelevan-                 lassen sich Kosten und Nutzen von Um-           schutzausgaben sind im Zeitraum von
ter Zahlungsströme innerhalb Deutsch-                 weltpolitik sowie die Chancen auf soge-         2010 bis 2017 von 52,1 Milliarden auf
lands. Die Darstellung der monetären                  nanntes grünes Wachstum, also ein Wirt-         70,4 Milliarden Euro gestiegen (+ 35 %).
                                                                                                      Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag
                                                                                                      zuletzt bei 2,2 %. Dieses Verhältnis drückt
                                                                                                      die relative Bedeutung des Umweltschut-
                                                                                                      zes für die Gesamtwirtschaft aus. u Abb 1
                                                                                                          Mit 9,5 % gegenüber dem Vorjahr sind
u Info 1
                                                                                                      die Investitionen dabei im Jahr 2017 weit-
Investitionen für den Umweltschutz
                                                                                                      aus stärker gestiegen als die laufenden
Investitionen für den Umweltschutz umfassen Investitionen in Sachanlagen und immaterielle
Vermögenswerte sowie den Wert erstmalig gemieteter oder gepachteter neuer Sachanlagen.
                                                                                                      Aufwendungen mit 3,9 %. Die Investitionen
Aus den Investitionen in Sachanlagen für den Umweltschutz ergeben sich laufende Auf­                  in den Umweltschutz sind damit so stark
wendungen für den Betrieb solcher Sachanlagen. Neben Abschreibungen und kalkulatorischen              gestiegen wie seit 2011 nicht mehr. u Info 1
Zinsen verursacht der Betrieb der Umweltschutzanlagen beispielsweise Aufwendungen für
Personal, Hilfs- und Betriebsstoffe und Wartungen. Darüber hinaus beinhalten die Aufwen­                  Bei den Investitionen tätigt der Staat
dungen für den Umweltschutz auch Gebühren und Beiträge für Umweltschutzdienstleistungen,              ein Drittel der gesamten Ausgaben für den
die durch Dritte ausgeführt werden, wie Abwasser- und Abfallgebühren.                                 Umweltschutz und die Unternehmen zwei
                                                                                                      Drittel. Die laufenden Ausgaben für den
                                                                                                      Umweltschutz werden zu rund 64 % von
                                                                                                      den Unternehmen, 24 % von den privaten
u   Abb 2   Umweltschutzausgaben nach Umweltbereichen 2017 — in Milliarden Euro                       Haushalten und 12 % vom Staat finanziert.
                                                                                                          Der Großteil der Ausgaben fließt in
                                                                                                      den Bereich Abwasserwirtschaft, bei-
            sonstige                                                                                  spielsweise in den Betrieb von Kläranla-
            Umweltschutzaktivitäten
                                                                                                      gen oder in Systeme zur Abwasserver-
            1,4
                                                                                                      meidung und Kanalisation. Hier wurden
            Forschung und Entwicklung                                                                 2017 Ausgaben in Höhe von 31,6 Milliar-
            im Umweltbereich
                                                                                                      den Euro getätigt. Die Abfallwirtschaft,
            1,5
                                                                                                      die zum Beispiel Abfälle sammelt und
            Arten- und Landschaftsschutz                                                              Deponien und Müllverwertungsanlagen
            1,7                                                                                       betreibt, verzeichnete Ausgaben in Höhe
                                                                                                      von 24,8 Milliarden Euro. Am stärksten
            Luftreinhaltung und Klimaschutz,
            Schutz und Sanierung von Boden,                                                           stiegen die Ausgaben für Forschung und
            Grund- und Oberflächenwasser,                                                             Entwicklung im Umweltbereich mit 16 %
            Lärm und Erschütterungsschutz,
            Strahlenschutz
                                                                                                      gegenüber dem Vorjahr. Sie lagen im Jahr
                                                                      Abwasserwirtschaft
                                                                                                      2017 bei 1,5 Milliarden Euro. u Abb 2
            9,5
                                                                                   31,6
                                               70,4
            Abfallwirtschaft                                                                          13.2.2 Umweltbezogene Steuern
            24,8                                                                                      Umweltbezogene Steuern gehören zu den
                                                                                                      wirtschaftlichen Instrumenten in der
                                                                                                      Umweltpolitik und sollen, wie eingangs
                                                                                                      beschrieben, umweltschädliches Verhal-
                                                                                                      ten verhindern, bevor es entsteht (siehe

                                                                                                                                                          441
13 / Umwelt, Energie und Mobilität   13.2 / Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt

      auch Kapitel 13.1, Seite 431). Ob eine                  u   Abb 3    Umweltbezogene Steuern nach Steuerarten — in Prozent
      Steuer allgemein umweltbezogen ist oder
      nicht, orientiert sich dabei an der Besteu-
      erungsgrundlage. Bezieht sich die Steuer
                                                                   2018                              68                           11        3       17
      auf eine Einheit, die nachweislich schäd-
      lich für die Umwelt ist – wie Luftemissio-                   2008                               71                               11       1   16
      nen – oder auf Energieerzeugnisse, ist sie
      umweltbezogen. Dabei sind die Beweg-
                                                                             Energiesteuer
      gründe für das Einführen der Steuer und                                Stromsteuer
      die Verwendung der Einnahmen uner-                                     Beitrag zum Erdölbevorratungsverband, Emissionsberechtigungen
                                                                             Kraftfahrzeug- und Luftverkehrsteuer
      heblich. Sie können Produzenten und
      Konsumenten dazu bewegen, ihre Um-
      weltbelastung zu reduzieren und verant-
      wortungsvoller mit den natürlichen Res-
      sourcen umzugehen.                                      u Abb 4 Umweltbezogene Steuern insgesamt in ausgewählten

          Die Höhe dieser Steuern ist insbeson-               Wirtschaftsbereichen — in Millionen Euro
      dere im Zusammenhang mit der Diskus-
      sion über den Einsatz wirtschaftlicher
      Instrumente in der Umweltpolitik von                         6 000

      Interesse.
          Im Verlauf der Jahre 2008 bis 2018 ist                   5 000
      das umweltbezogene Steueraufkommen
      um 8 % gestiegen. Ihr Anteil an den Steuer-                  4 000
      einnahmen insgesamt lag in diesem Zeit-
      raum bei rund 8 %. Innerhalb der um-                         3 000
      weltbezogenen Steuern hatte die Energie-
      steuer 2018 – die beispielsweise auf
                                                                   2 000
      Diesel- und Benzinkraftstoff erhoben
      wird – mit 68 % den höchsten Anteil, ge-
      folgt von der Kraftfahrzeugsteuer mit                        1 000

      15 % und der Stromsteuer mit 11 %. u Abb 3
          Die inländischen privaten Haushalte                          0
                                                                        2008      2009        2010   2011    2012    2013     2014        2015      2016   2017   2018 ¹
      zahlten 2018 rund 31,3 Milliarden Euro
      an umweltbezogenen Steuern. Sie trugen                                   Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
      damit zu 52 % zum gesamten umweltbe-                                     Verarbeitendes Gewerbe
                                                                               Baugewerbe
      zogenen Steueraufkommen (59,7 Milliar-                                   Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
      den Euro) bei, während inländische Un-                                   Verkehr und Lagerei
      ternehmen rund 39 % beitrugen. Auslän-
      derinnen und Ausländer, die im Inland                        1 Vorläufige Ergebnisse.

      tanken und somit auch Energiesteuern
      zahlen, leisteten an den deutschen Fiskus
      rund 9 % der gesamten Steuereinnahmen.
          Betrachtet man einzelne Wirtschafts-
      bereiche, so fällt auf, dass die Bereiche           13.2.3 Grüne Wirtschaft                                    mende Belastung der Luft, insbesondere
      Verarbeitendes Gewerbe, Handel, Instand-            und Green Jobs                                             in den Städten, oder der Verlust der bio­
      haltung und Reparatur von Kraftfahr­                Der Schutz der Umwelt ist eine der wich-                   logischen Vielfalt, wie das Insektensterben.
      zeugen sowie Verkehr und Lagerei den                tigsten Herausforderungen unserer Zeit.                        Die Umwelt zu schützen bedeutet,
      höchsten Anteil an umweltbezogenen                  Wir beobachten seit einigen Jahren extre-                  Umweltschäden zu vermeiden, zu beseiti-
      Steuern aufbrachten. Ihr Anteil lag im              me Wetterereignisse, wie zuletzt die unge-                 gen oder zumindest zu reduzieren und
      Jahr 2017 zusammen bei über 56 % des ge-            wöhnlichen Hitzewellen und lang anhal-                     die Ressourcenschonung zu stärken. Dies
      samten umweltbezogenen Steueraufkom-                tenden Trockenperioden 2018 und in den                     erfolgt durch den Einsatz spezieller Güter,
      mens der Wirtschaftsbereiche. u Abb 4               Folgejahren. Hinzu kommt eine zuneh-                       Technologien oder Dienstleistungen.

442
Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt / 13.2    Umwelt, Energie und Mobilität / 13

     Außer dem Staat und der Gesellschaft
 hat auch die Wirtschaft eine ökologische
                                                     Trockenheit, Hitze und
Verantwortung, Maßnahmen für den
                                                     Waldschäden
­E rhalt der Umwelt zu ergreifen. Unter-
                                                     Die Folgen des Klimawandels sind                  Jahr keine Kronenverlichtung.
 nehmen müssen die gesetzlichen Vorga-
                                                     auch in Deutschland inzwischen mess-                  Durch Trockenheit und Hitze ge-
 ben für den Umweltschutz einhalten; in
                                                     und sichtbar. Laut Deutschem Wetter-              schwächte Bäume sind in der Folge
 den vergangenen Jahren setzten sie sich
                                                     dienst lagen neun der zehn wärmsten               anfälliger für Sturmschäden sowie In-
 jedoch auch zunehmend selbst Ziele für
                                                     Jahre seit 1881 in Deutschland inner-             sekten- oder Pilzbefall und Krankhei-
 ein umwelt- und klimafreundlicheres
                                                     halb der vergangenen 20 Jahre. Die                ten. Borkenkäfer und andere Schäd-
 Geschäftsmodell. Entsprechend inves-
                                                     Sommermonate 2018 und 2019 waren                  linge können sich in geschwächten
 tierten sie in den Umweltschutz oder ent-
                                                     zudem deutlich zu trocken, was sich               Bäumen besonders schnell vermehren
wickelten neue Maßnahmen zum Schutz
                                                     auch auf den Zustand der Wälder in                und zu einer Population anwachsen,
 der Umwelt, die in Deutschland auch zu
                                                     Deutschland ausgewirkt hat. Dabei                 die gefährlich für den Waldbestand
 einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor
                                                     spielt unter anderem der sogenannte               werden kann. Im Jahr 2019 wurde mit
wurden und zu neuen Arbeitsplätzen
                                                     Trockenstress eine Rolle: Werden Bäu-             32 Millionen Kubikmetern fast drei-
 führten. Hierzu liefern die Statistik der
                                                     me mit zu wenig Wasser versorgt, fällt            mal so viel Schadholz aufgrund von
 Investitionen für den Umweltschutz und
                                                     der Druck ab, mit dem das Wasser von              Insektenschäden geschlagen wie im
 die Statistik der Waren, Bau- und Dienst-
                                                     den Wurzeln in die Kronen transpor-               Vorjahr mit 11 Millionen Kubikme-
 leistungen für den Umweltschutz die re-
                                                     tiert wird. Hängende Blätter sind ein             tern. Im Jahr 2017 waren es noch
 levanten Daten.
                                                     erstes Anzeichen dafür. Kritisch wird             6 Millionen Kubikmeter.
                                                     es, wenn die Bäume ihre Blätter,                      Auch der Schadholzeinschlag ins-
Investitionen der Wirtschaft
                                                     Früchte oder sogar Äste abwerfen und              gesamt ist ein guter Indikator für den
Von den gesamten Investitionen der Un-
                                                     ihre Kronen dadurch lichter werden.               Zustand des Waldes, da er auch Bäu-
ternehmen der Industrie in Deutschland
                                                     Der Anteil von Bäumen mit deutlichen              me beinhaltet, die wegen Sturmschä-
floss 2018 jeder zehnte Euro in den Um-
                                                     Kronenverlichtungen stieg laut der                den und aus anderen Gründen gefällt
weltschutz (insgesamt 10,5 Milliarden
                                                     Waldzustandserhebung des Bundesmi-                werden mussten. Mehr als zwei Drittel
Euro beziehungsweise 12 % der Gesamt­
                                                     nisteriums für Ernährung und Land-                (68 %) aller 2019 gefällten Bäume wur-
investitionen).
                                                     wirtschaft im Jahr 2019 auf 36 % (2018:           den aufgrund von Schäden geschlagen.
    Zwei Drittel aller Investitionen für
                                                     29 %). Nur rund ein Fünftel der Bäume             Der Anteil war damit rund viermal so
den Umweltschutz (7,0 Milliarden Euro
                                                     (22 %) zeigte demnach im vergangenen              hoch wie im Jahr 2009 mit 16 %.
beziehungsweise 66 %) erfolgten in Maß-
nahmen der klassischen Umweltbereiche
Abwasserwirtschaft und Abfallwirtschaft.             Durch Schäden bedingter Holzeinschlag nach Ursache —
Hierzu zählen beispielsweise Investitio-             in Millionen Kubikmeter
nen in Anlagen zur Verminderung der
Abwassermenge oder zur Abfallaufberei-
                                                                                                                                      31,7
                                                              Insekten
tung und -beseitigung.                                                           3,9
    Auf Maßnahmen zum Klimaschutz
                                                                                         6,6
entfiel ein knappes Viertel der Umwelt-                   Wind / Sturm
                                                                                3,2
schutzinvestitionen der Industrie (2,4 Mil-
                                                              sonstige                        8,0
liarden Euro beziehungsweise 23 %). Da-                      Ursachen    0,7
von wurden 2018 insgesamt 1,1 Milliar-
den Euro in Maßnahmen zur Nutzung
                                                                         2019          2009
erneuerbarer Energien investiert, unter
anderem in die Installation von Wind-
kraft- oder Photovoltaikanlagen. Weitere
1,0 Milliarden Euro entfielen auf Maß-
nahmen zur Energieeffizienzsteigerung
und Energieeinsparung, beispielsweise         Hintergrund, dass die Energie- und Wär-               ßer Bedeutung. Durch Maßnahmen zur
in Maßnahmen, die die Energieeffizienz        meversorgung in Deutschland bis 2050                  Steigerung der Energieeffizienz soll der
von Gebäuden verbessern (Dämmung),            auf erneuerbare Energien umgestellt wer-              primäre Energieverbrauch gesenkt wer-
oder in Kraft-Wärme-Kopplung. Vor dem         den soll, sind diese Investitionen von gro-           den. Politisch ist der Ausbau der Energie-

                                                                                                                                                    443
13 / Umwelt, Energie und Mobilität                   13.2 / Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt

      u   Abb 5        Investitionen in Maßnahmen für den Klimaschutz — in Milliarden Euro                                       nen behandeln oder entsorgen, und in
                                                                                                                                i­ntegrierte Technologien, die mögliche
           3,5                                                                                                                  Umweltschäden im Zuge des Produkti-
                                                                                                                                 onsprozesses verhindern beziehungswei-
           3,0                                                                                                                   se verringern. Integrierte Umwelttechno-
           2,5
                                                                                                                                 logien sind Vermeidungstechnologien
                                                                                                                                und daher die bessere Umweltschutz-
           2,0                                                                                                                   maßnahme. Jedoch ist es aufwendiger,
                                                                                                                                 den Produktionsprozess mithilfe solcher
           1,5
                                                                                                                                Technologien umweltfreundlicher zu ge-
           1,0                                                                                                                   stalten. Daher sind die im Jahr 2018 ge­
                                                                                                                                tätigten Investitionen in integrierte Tech-
           0,5
                                                                                                                                 nologien (einschließlich aller Klima-
             0                                                                                                                   schutzmaßnahmen) mit 3,5 Milliarden
              2008        2009       2010        2011        2012    2013     2014       2015       2016       2017     2018    Euro vergleichsweise gering gegenüber
                       für den Klimaschutz insgesamt                                                                            7,0 Milliarden Euro Investitionen in End-
                       für die Nutzung erneuerbarer Energien                                                                     of-Pipe-Technologien.
                       zur Energieeffizienzsteigerung und Energieeinsparung
                       zur Vermeidung und Verminderung der Emissionen von Kyoto-Treibhausgasen ¹
                                                                                                                                   Umweltorientierte Produktion
           1 Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄), Distickstoffoxid (N₂O), Halogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW),               und Beschäftigung
           Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF₆).
                                                                                                                                 Die umweltorientierte Produktion und
                                                                                                                                 Dienstleistung, die sogenannte Umwelt-
                                                                                                                                   schutzwirtschaft, ist mittlerweile ein
      u Abb 6 Beschäftigte im Umweltschutz in Deutschland
                                                                                                                                 wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutsch-
      — in 1 000 Vollzeitäquivalenten
                                                                                                                                   land. Die vorliegenden Ergebnisse geben
                                                                                                                                   den Umsatz und die Beschäftigung wie-
                                                                                                                          289      der, die mit der Produktion von Gütern,
                                                               256    259                   259                   264           Technologien und Dienstleistungen zum
                                                                                 250                   251
                                                   236                                                                            Beseitigen und Vermeiden von Umwelt-
                                       216
                                                                                                                                   problemen sowie zur Ressourcenscho-
                           180
                 166                                                                                                               nung verbunden sind.
                                                                                                                                       Im Jahr 2018 erwirtschafteten die
                                                                                                                                  ­Betriebe in Deutschland 71,4 Milliarden
                                                                                                                                 Euro Umsatz mit Umweltgütern und
                                                                                                                                -dienstleistungen. Zwischen 2008 und
                                                                                                                                 2018 ist der Umsatz um 57 % gestiegen
                                                                                                                                 (+ 25,9 Milliarden Euro).
              2008        2009        2010        2011        2012   2013       2014       2015       2016       2017    2018          Deutschland profitiert vom Wachs-
                                                                                                                                   tum der Umweltschutzwirtschaft auch
           Vollzeitäquivalent siehe Kapitel 2.2, Seite 68, Info 2.
                                                                                                                                   im Hinblick auf Arbeitsplätze. Rund
                                                                                                                                 290 000 Beschäftigte (gemessen in Voll-
                                                                                                                                   zeitäquivalenten) arbeiteten 2018 für die
                                                                                                                                 ­P roduktion von Gütern, Technologien
      effizienz ein bedeutender Bereich, da hier                             Sanierung von Boden, Grund- und Ober-                 und Dienstleistungen für den Umwelt-
      große Einsparpotenziale liegen. Diese                                  flächenwasser) ist zwar mit Investitionen             schutz. Gegenüber 2008 stieg die Zahl
      Maßnahmen werden unter anderem von                                     von zusammen 1,1 Milliarden Euro (11 %)               der sogenannten Green Jobs um 75 %
      der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)                               vergleichsweise gering, ökologisch aber             (+ 124 000). u Abb 6
      gefördert. u Abb 5                                                     ebenso bedeutsam.                                         Güter, Technologien und Dienstleis-
          Die wirtschaftliche Bedeutung der üb-                                  Investitionen für den Umweltschutz                tungen für den Klimaschutz erbrachten
      rigen Umweltbereiche (Luftreinhaltung,                                 gliedern sich in nachsorgende, sogenann-            2018 mit 45,6 Milliarden Euro (64 %)
      Lärm- und Erschütterungsschutz, Arten-                                 te End-of-Pipe-Technologien, die bereits              den Großteil der Umsätze. Im Jahr 2008
      und Landschaftsschutz sowie Schutz und                                 entstandene umweltschädliche Emissio-                 lag der Umsatz bei 25,9 Milliarden Euro.

444
Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Umwelt / 13.2         Umwelt, Energie und Mobilität / 13

   Ausbau erneuerbarer Energien
   Zum Erreichen der Klimaziele in           Dies ist fast ausschließlich auf den                Euro beziehungsweise 71 %) mit in-
   Deutschland soll bis 2035 der Strom-      Rückgang der Umsätze im Bereich                     ländischen Abnehmern. Im Vergleich
   anteil aus erneuerbaren Energien auf      Windkraft von 18,1 Milliarden auf                   zum Vorjahr sanken die Umsätze mit
   60 % erhöht werden. Dazu ist der Bau      12,7 Milliarden Euro (– 30 %) zurück-               Windkraftanlagen mit inländischen
   von weiteren Anlagen zur Stromer-         zuführen. Die Windenergiebranche                    Abnehmern um 30 %. Den weiteren
   zeugung aus erneuerbaren Energien         in Deutschland ist auf den Inlands-                 Ausbau von Windkraftanlagen in
   erforderlich. Im Jahr 2018 sank je-       markt ausgerichtet: Von den gesam-                  Deutschland und die damit erzielten
   doch in Deutschland der Umsatz mit        ten Umsätzen mit Windkraftanlagen                   Umsätze beeinf lussen viele externe
   der Produktion von Gütern, Techno-        und damit verbundenen Bau- und                      Faktoren, wie Genehmigungsverfah-
   logien und Dienstleistungen zur Nut-      Dienstleistungen erwirtschafteten die               ren, Mindestabstandsregeln zwischen
   zung erneuerbarer Energien im Ver-        Betriebe der Industrie und des                      Wohnsiedlungen und Windkraftanla-
   gleich zum Vorjahr von 24,4 Milliar-      Dienstleistungssektors in Deutsch-                  gen oder auch die Akzeptanz in der
   den auf 19,8 Milliarden Euro (– 19 %).    land fast drei Viertel (9,0 Milliarden              Bevölkerung.

                                                u Abb 7 Umsatz mit Umweltschutz­leistungen nach Umweltbereichen 2018
                                                — in Milliarden Euro
Wirtschaftlich am bedeutendsten waren
2018 Maßnahmen, die die Energieeffizi-                 sonstige Umweltbereiche

enz verbessern und Energie einsparen                   2,7
(24,5 Milliarden Euro), sowie Maßnah-                  Abfallwirtschaft
men zur Nutzung erneuerbarer Energien                  3,7
(19,8 Milliarden Euro). Mit Maßnahmen
                                                       Lärm- und
für die Abwasserwirtschaft wurden                      Erschütterungsschutz
7,7 Milliarden Euro Umsatz (2008:                      4,1
6,6 Milliarden Euro) erzielt, gefolgt von
                                                       Luftreinhaltung                                                        Klimaschutz
7,6 Milliarden Euro Umsatz mit Produk-
                                                       7,6                                       71,4                                45,6
ten, die der Luftreinhaltung dienen
(2008: 7,0 Milliarden Euro). u Abb 7                   Abwasserwirtschaft

    Das Verarbeitende Gewerbe erwirt-                  7,7
schaftete mit 54,7 Milliarden Euro (77 %)
den größten umweltschutzbezogenen
Umsatz. Die wichtigsten Wirtschafts­
zweige waren dabei der Maschinenbau             u Abb 8 Umsatz mit Umweltschutzleistungen nach inländischen und ausländischen

(21,6 Milliarden Euro, unter anderem            Abnehmern — in Milliarden Euro
Windkraftanlagen), die Herstellung von
elektrischen Ausrüstungen (6,6 Milliar-
den Euro, unter anderem Technologien
zur Steigerung der Energieeffizienz) sowie                                                                                     26
                                                                                                                                       29      26
                                                                                   26               29       26        25
die Herstellung von Gummi- und Kunst-                                      25               24

stoffwaren (4,9 Milliarden Euro, unter an-             17        15
derem Materialien zur Wärmedämmung).                                               41                                          44      45      45
                                                                           36               38      38       39        41
    Die Umweltschutzwirtschaft ist mit                 29        29
45,0 Milliarden Euro (63 %) überwiegend
auf den inländischen Absatz ausgerichtet.            2008       2009      2010   2011     2012     2013     2014      2015    2016     2017   2018

Der Anteil der Umsätze mit ausländi-                  mit inländischen Abnehmern        mit ausländischen Abnehmern
schen Abnehmern liegt gegenüber 2008
fast unverändert bei 37 %. u Abb 8

                                                                                                                                                           445
13 / Umwelt, Energie und Mobilität   13.3 / Abfallaufkommen und -verwertung

      13.3                                                Um die natürlichen Ressourcen zu schonen
                                                          und Mensch und Umwelt beim Erzeugen
                                                                                                                  13.3.1 Abfallaufkommen und
                                                                                                                  Recyclingquote
      Abfallaufkommen                                     und Bewirtschaften von Abfällen zu                      Die gesamte Menge an Abfall, also das
      und -verwertung                                     schützen, wurde im Kreislaufwirtschafts-
                                                          gesetz eine fünfstufige Abfallhierarchie
                                                                                                                  jährliche Abfallaufkommen in Deutsch-
                                                                                                                  land, ist in den vergangenen Jahren immer
                                                          eingeführt. Demnach gilt es Abfälle in                  weiter gewachsen. Betrug das Abfallauf-
      Isabella Mehlin                                     erster Linie zu vermeiden, an zweiter                   kommen im Jahr 2008 noch 382,8 Millio-
                                                          Stelle steht das Vorbereiten zur Wieder-                nen Tonnen, waren es 2018 schon
                                                          verwendung. Erst an dritter Position folgt              417,2 Millionen Tonnen (+ 9 %). Prozen-
      Statistisches Bundesamt
                                                          das Recycling und an vierter Stelle die                 tual am stärksten mit einem Plus von
      (Destatis)
                                                          sonstige Verwertung, insbesondere das                   44 % (+ 16,7 Millionen Tonnen) stiegen in
                                                          energetische Verwerten und Verfüllen,                   diesem Zeitraum die sogenannten Sekun-
                                                          also das Auffüllen von Kiesgruben, Berg-                därabfälle. Das sind Abfälle, die zuvor
                                                          werksstollen oder Ähnlichem. Die fünfte                 schon in einer Abfallbehandlungsanlage
                                                          Option ist das Beseitigen von Abfällen.                 behandelt wurden, zum Beispiel in einer
                                                          Hierzu zählen unter anderem die Ablage-                 Sortieranlage oder einer mechanisch-­
                                                          rung auf Deponien oder das Verbrennen                   biologischen Abfallbehandlungsanlage.
                                                          zur Beseitigung des Schadstoffpotenzials                Mengenmäßig am stärksten stiegen mit
                                                          und die sogenannte Inertisierung der Ab-                einem Plus von 27,6 Millionen Tonnen
                                                          fälle. u Info 1                                         (+ 14 %) die Bau- und Abbruchabfälle.
                                                              Die nationale Abfallbilanz bildet das                   Diese stark von der Bautätigkeit und
                                                          Abfallaufkommen in Deutschland ab. Das                  damit der Baukonjunktur abhängigen Bau-
                                                          Statistische Bundesamt ermittelt sie auf der            und Abbruchabfälle sind der größte Ab-
                                                          Grundlage des Umweltstatistikgesetzes.                  fallstrom. Ihr Aufkommen lag im Jahr
                                                          Sie stellt das inländische Abfallaufkom-                2018 bei 228,1 Millionen Tonnen. Das ent-
                                                          men für Deutschland nach Abfallkatego-                  sprach einem Anteil von 55 % an allen Ab-
                                                          rien (Abfallströmen) und Verwertungs-                   fällen. Den zweitgrößten Abfallstrom bil-
                                                          beziehungsweise Beseitigungspfaden dar.                 deten die sogenannten übrigen Abfälle
                                                          Ebenso weist sie Verwertungs- und Recy­c­               (insbesondere aus Produktion und Ge­
                                                          lingquoten auf Bundesebene aus. Hierbei                 werbe) mit 55,1 Millionen Tonnen bezie-
                                                          sind alle über das Abfallmanagement –                   hungsweise einem Anteil von 13 % am ge-
                                                          das heißt über die zugelassenen Entsor-                 samten Abfallaufkommen. An dritter und
                                                          gungs- und Beseitigungsanlagen – ent-                   vierter Stelle folgten die Abfälle aus Abfall-
                                                          sorgten Abfälle enthalten.                              behandlungsanlagen mit 54,9 Millionen

                                                          u Info 1
                                                          Abfallverwertung
                                                          Unter Abfallverwertung wird jedes Verfahren verstanden, durch das Abfälle einem sinnvollen Zweck
                                                          zugeführt werden, indem sie unmittelbar oder mittelbar andere Materialien ersetzen. Man unter­
                                                          scheidet zwischen der energetischen und der stofflichen Verwertung. Unter stofflicher Verwertung
                                                          (Recycling) versteht man die Aufbereitung von Abfällen zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen.
                                                          Das Aufbereiten von Abfällen für die Verwendung als Brennstoff zählt zur energetischen Verwertung.
                                                          Bei der Inertisierung oder Stabilisierung von Abfall wird dieser so weit vorbehandelt, dass keine Stoff­
                                                          umschlagsprozesse mehr stattfinden können. Durch die thermische Behandlung der Abfälle, bei
                                                          der auch Strom und Wärme gewonnen wird, verbleiben reaktionsträge Schlacken, die teilweise
                                                          zum Beispiel als Straßenbaumaterial verwertbar sind. Nicht verwertbare Schlacken können auf Deponien
                                                          abgelagert werden. Ziel dieser Vorbehandlung ist es, Risiken der Deponierung und Umweltbelastungen
                                                          zu reduzieren, da keine Reaktion mehr mit anderen Stoffen stattfinden kann.

446
Abfallaufkommen und -verwertung / 13.3 Umwelt, Energie und Mobilität / 13

Tonnen (13 %) und die Siedlungsabfälle                              nen Tonnen oder einem Anteil am Ge-                  gisch abbaubare Garten- und Parkabfälle,
mit 50,3 Millionen Tonnen (12 %). u Abb 1                            samtaufkommen von 7 %.                              Papier / Pappe /Kartonagen). Die übrigen
    Bei den Siedlungsabfällen machten                                    Die Recyclingquote gibt den Anteil der          Abfälle (insbesondere aus Produktion
die sogenannten haushaltstypischen Sied-                            Abfälle am Abfallaufkommen insgesamt                 und Gewerbe) wurden 2018 zu 47 % recy-
lungsabfälle mit 44,4 Millionen Tonnen                               an, die in Anlagen mit dem Verfahren                celt, die Abfälle aus der Gewinnung und
die größte Menge aus. Zu den haushalts­                             »Stoffliche Verwertung« behandelt wur-               Behandlung von Bodenschätzen zu 3 %.
typischen Siedlungsabfällen zählen ins­                              den. Die Verwertungsquote bezieht
besondere der Haus- beziehungsweise                                 ­z usätzlich die Abfälle ein, die mit dem            13.3.2 Haushaltsabfälle
Restmüll, Bioabfälle, Wertstoffe sowie                              Verfahren »Energetische Verwertung« in               Dieser Abschnitt beleuchtet die zeitliche
Sperrmüll. Die haushaltstypischen Sied-                             Anlagen behandelt wurden. Für das Ab-                Entwicklung des Aufkommens an Haus-
lungsabfälle können sowohl den öffent-                              fallaufkommen insgesamt (Bruttoabfal-                haltsabfall, den die öffentliche Müllab-
lich-rechtlichen Entsorgungsträgern                                 laufkommen) lag im Jahr 2018 die Recyc-              fuhr im Rahmen der öffentlich-rechtli-
überlassen als auch privatwirtschaftlich                            lingquote bei 70 % und die Verwertungs-              chen Entsorgung bei privaten Haushalten
entsorgt werden. Weitere 5,8 Millionen                               quote bei 81 %. Von den Bau- und                    einsammelte. Hierin ist auch hausmüll-
Tonnen ergaben sich 2018 aus den von der                            Abbruchabfällen wurden 88 % recycelt,                ähnlicher Geschäfts- und Gewerbemüll
gewerblichen Abfallwirtschaft eingesam-                             von den haushaltstypischen Siedlungsab-              enthalten, sofern er ebenfalls über die öf-
melten hausmüllähnlichen Gewerbeabfäl-                              fällen 69 %. Rund 30 % wurden energe-                fentlich-rechtlichen Entsorgungsträger
len, biologisch abbaubaren Küchen- und                              tisch verwertet, sodass die Verwertungs-             entsorgt wurde. Das in Abschnitt 13.3.1
Kantinenabfällen, nicht biologisch abbau-                           quote für haushaltstypische Siedlungs­               dargestellte Abfall­aufkommen enthält im
baren Garten- und Parkabfällen sowie                                 abfälle 99 % betrug. Einzelne getrennt              Gegensatz hierzu auch die im Gewerbe
Straßenreinigungs- und Marktab­f ällen.                             gesammelte Stoffströme wie Glas oder                 erzeugten, privatwirtschaftlich einge-
    Den kleinsten Abfallstrom bildeten                              Elektroaltgeräte werden komplett, andere             sammelten hausmüll­ä hnlichen Abfälle.
die Abfälle aus Gewinnung und Behand-                               Abfallströme weitestgehend stofflich ver-            Daher ist die Menge der haushaltstypi-
lung von Bodenschätzen mit 28,8 Millio-                             wertet (Abfälle aus der Biotonne, biolo-             schen Siedlungsabfälle im vorhergehenden

u   Abb 1    Abfallaufkommen nach Abfallströmen — in Prozent

                                                        2018                                                                     2008

                 Abfälle aus der Gewinnung                                                     Abfälle aus der Gewinnung
                 und Behandlung von                                                            und Behandlung von
                 Bodenschätzen                                                                 Bodenschätzen

                 7                                                            Bau- und         10                                                    Bau- und
                                                                         Abbruchabfälle                                                         Abbruchabfälle
                 Siedlungsabfälle ¹                                                 55         Siedlungsabfälle ¹                                          52
                 12                                                                            13

                 Abfälle aus                                                                   Abfälle aus
                 Abfallbehand-                                                                 Abfallbehand-
                 lungsanlagen                                                                  lungsanlagen
                 (Sekundärabfälle)                  417 Millionen                              (Sekundärabfälle)             383 Millionen
                                                       Tonnen                                                                   Tonnen
                 13                                                                            10

                 übrige Abfälle                                                                übrige Abfälle
                 (insbesondere aus                                                             (insbesondere aus
                 Produktion und Gewerbe)                                                       Produktion und Gewerbe)

                 13                                                                            15

     1 Einschließlich haushaltstypischer Abfälle.

                                                                                                                                                                       447
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