Walter Borchard Architekt des Rundfunk-gebäudes - Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard)
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Walter Borchard Architekt des Rundfunk- gebäudes © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard)
Walter Borchard Die Biographie Am 31. Dezember 1887 wird Walter Artur Gustav Borchard in Stettin (heute Szczecin) geboren. Umzug nach Berlin, wo er die Realschule besucht. 1903 Beginn einer Maurerlehre, die er am 5. Oktober 1905 mit dem Gesellenbrief abschließt. Von 1905 bis 1907 Studium an der Baugewerkschule Berlin, gleichzeitig Hörer an der Techni- schen Hochschule in Charlottenburg. Von 1909 bis 1910 Ab 1944 Militärdienst, danach Eintritt in das lebt die Familie Borchard zeitweise in Büro der Architekten Paul Mebes und Wilhelmshorst bei Berlin. Das Doppel- Paul Emmerich. behelfsheim, An den Bergen 16 – 18, ent- wirft Borchard für sich und den befreun- Von 1911 bis 1919 deten Bankier Kurt Donath (1899 – 1976). Architekt der Bauberatungsstelle der Das Haus im reduzierten Schwarzwaldstil Provinz Brandenburg. steht bis heute, unverputzt im Rohbau. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) Von 1914 bis 1918 Soldat an der Front. Von 1919 bis 1921 Leiter der Bauabteilung des Rittergutes Milmersdorf bei Templin, Brandenburg. Danach erneut Mitarbeiter im Büro von Paul Mebes und Paul Emmerich. Am 16. Juni 1923 heiratet Walter Borchard die Berlinerin Selma Hertha Hildebrand (1897 – 1982). Die Ehe bleibt kinderlos. Schwarzwaldidyll. Das Haus in Willmershorst, An den Bergen 16 –18. © A. Stock © Deutschlandradio (Nachlass Anfang 1925 W. Borchard) Borchard gründet sein eigenes Architek- Im August 1945 turbüro in der Potsdamer Straße 134A. zieht die Familie in die Kluckstraße 27 Er ist Mitglied des Bundes Deutscher in Berlin-Tiergarten. Am 29. Dezember Architekten (BDA). Im Frühjahr 1939 Ein- 1947 erneuter Umzug in die Ahrweiler- tritt in die Reichskammer der Bildenden straße 34 in Berlin-Wilmersdorf. Künste (Reichskunstkammer). Am 1. Oktober 1948 stirbt Walter Borchard in Berlin. Er wird Arbeitsstätte. Das Architekturbüro Borchard in der Potsdamer Straße. © Deutschlandradio am 9. Oktober auf dem Alten St.- Matthäus- Kirchhof in der Großgörschenstraße in (Nachlass W. Borchard) Berlin- Schöneberg beigesetzt. Das Grab existiert nicht mehr.
Walter Charakteristisch sind die Doppel-Loggien, die die Häuserfront prägen. Oft sind sie verglast, mit filigraner Sprossenführung. Borchard Die Loggien erweitern die Wohnung und sind als Balkon oder Wintergarten nutz- bar. Entsprechende Loggien finden sich auch bei Gebäuden von Mebes und Architekt der Emmrich, etwa in der Krochsiedlung in Leipzig Gohlis (1929 – 1930) und an vie- Neuen Sachlichkeit len Orten im Berliner Stadtgebiet. Schlicht modern. Krochsiedlung, Leipzig. Wohnhaus Sonnenallee, Architekt Paul Mebes (1872 – 1938). ehemals Kaiser-Friedrich- © Stadtarchiv Leipzig Straße in Neukölln. Auch größere Bauaufgaben werden stil- Weitere Wohn- und Siedlungsbauten sicher bewältigt. Die Wohnanlage an der folgen im gesamten Stadtgebiet. Auftrag- Prenzlauer Promenade (gemeinsam mit geber sind Baugenossenschaften, wie Georg Thoféhrn 1930 – 1931) hat spekta- der Beamten-Wohnungs-Verein Deutscher kuläre Dächer aus vier Zentimeter dicken Lokomotivführer, die Gemeinnützige Zylinderschalen, die nach dem Zeiss- Sonnenallee/Geigerstraße, Berlin. © A. Stock Heimstättengesellschaft der Berliner Dywidag-Verfahren gebaut worden sind. Straßenbahn, oder die Bau- und Spar- Das Patent war damals erst sechs Jahre genossenschaft Gross-Berlin. Bis 1933 alt. Im Kissingenviertel finden sich ne- 1924/25 Wohnhof Tempelhofer Feld sind fast zwanzig Wohnanlagen doku- ben den Zeppelinhäusern noch weitere mentiert, von denen einige, wie die Wohnbauten von Walter Borchard. Zeppelinhäuser in Pankow oder die Wohn- anlage Puderstraße in Treptow, heute Grundriss der Siedlung Tempelhofer Feld 1912 bis 1914 entsteht an der Genter/ 1925 gründet Borchard in der Potsdamer unter Denkmalschutz stehen. Ecke Luxemburgstraße in Berlin-Wedding Straße 134A sein eigenes Architektur- Borchards erste Wohnanlage (zusam- büro. 1924/25 entsteht für die Gemein- men mit Paul Jacob Schallenberger nützige Heimstättengesellschaft der Expressiver Schwung. Elsen-/Karl-Kungerstraße. Wohnhof Tempelhofer Feld. © A. Stock (1882 – 1955). Nach dem Ersten Weltkrieg Berliner Straßenbahn die Wohnanlage engagiert sich Borchard erneut im Sied- Tempelhofer Feld an der Schöneberger lungs- und Wohnungsbau. Dudenstraße, die noch ein letztes Mal dem Expressionismus verpflichtet ist. Bis Mitte der 20er Jahre ist die Archi- tektur einer expressiven Formensprache verpflichtet. Später wandelt sich Bor- 500 Meter Straßenfront. Zeppelinhäuser an der Prenzlauer Promenade. chards Architekturauffassung. Mitte der 20er Jahre wird er zu einem bedeuten- den Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Von da an baut er in einem schlichten, Privateigentum. Der öffentlich nicht zugängliche Innenhof. zweckbetonten Stil, dem er zeitlebens treu bleiben wird. Borchards Mietshäuser und Siedlungs- bauten sind von Paul Mebes beeinflusst, 1928 nimmt Borchard in der Puder-/Ecke einem Pionier des sozialen Wohnungs- Stuckstraße die runde Ecke vorweg, die baus am Anfang des letzten Jahrhunderts. für das heutige Rundfunkgebäude am Im Büro Mebes und Emmerich war Bor- Hans-Rosenthal-Platz stilprägend ist. Mit chard mehrere Jahre angestellt. der Wohnanlage Puderstraße und den Bauten Elsen-/Ecke Karl-Kunger-Straße gelingt Borchard in Treptow eine unprä- tentiöse Moderne, die zugleich selbst- bewusst und bescheiden ist. Wohnanlage Puderstraße in Treptow
Die runde Ecke Nordsternhaus in Berlin-Schöneberg, Badensche/Ecke Salzburger Straße (1914). Architekturbüro Mebes und Emmerich. © Dirk Ingo Franke, CC BY 3.0 , via Wikimedia Commons Das Rundfunkgebäude am Hans-Rosen- Nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen thal-Platz hat eine markante runde Ecke. weitere prominente Bauten mit runder Borchard waren entsprechende Eck- Ecke. 1952 das Hotel Kempinski (heute lösungen aus dem Büro Mebes und Bristol) an der Ecke Kurfürstendamm/ Emmrich bekannt. Das Haus für die Ver- Fasanenstraße, 1955 das DeFaKa, das Galeries Lafayette Friedrichstraße/Ecke waltung der Nordstern Versicherung Deutsche Familienkaufhaus an der Französische Straße (1996). Architekt Jean konnte 1914 zeitgleich mit dem benach- Tauentzien-/Ecke Rankestraße und 1956 Nouvel (*1945). © Yves Sucksdorf barten Rathaus Schöneberg bezogen das Haus Hardenberg an der Knese- werden. Der moderne Stahlskelettbau beck-/Ecke Hardenbergstraße. Alle drei mit der Travertin-Fassade wurde von Gebäude sind von Paul Schwebes. Zeitgenossen als architektonisches Ge- samtkunstwerk gelobt, weil vom Tür- Nach der Wende baut Jean Nouvel 1996 schild bis zum Aktenaufzug alles stimmte. die Galeries Lafayette an der Friedrich- Ku’damm-Eck Kurfürstendamm/ straße/Ecke Französische Straße, und Ecke Joachims- thaler Straße (2001). Anfang des letzten Jahrhunderts wird 2001 entsteht das neue Ku’damm-Eck Architekten Meinhard von Gerkan (*1935) und Volkwin Marg die runde Ecke im Berliner Stadtbild am Kurfürstendamm/Ecke Joachims- (*1936). © Moritz Schmid/RSG Group zu einer festen Größe. 1912 baut Franz thaler Straße von den Architekten Ger- Schwechten das Haus Potsdam (später kan, Marg und Partner. In Berlin hat die Haus Vaterland) am Potsdamer Platz. runde Ecke Tradition, bis heute finden In Neu-Tempelhof (am heutigen Platz der sich zahlreiche Beispiele in der Stadt. Luftbrücke) entstehen 1913 zwei mar- kante Wohn- und Geschäftsbauten von Bruno Möhring. 1915 baut Emil Schaudt an der Ecke Kurfürstendamm/Ranke- straße das Büro- und Geschäftshaus Kurfürsteneck (Seidenhaus Michels). Haus Vaterland am Potsdamer Platz Köthener/Ecke Stresemannstraße (1912). Architekt Franz Schwechten (1841 – 1924). © Bundesarchiv, Bild 183-J1209-500-002/ Fotograf: o. Ang. DeFaKa (Deutsches Familien- kaufhaus) Tauentzienstraße/ Ecke Rankestraße (1955). Architekt Paul Schwebes (1902 – 1978). © Willy Pragher, CC BY 3.0, https://commons. wikimedia.org/w/index.php? curid=36981961 Auch im Wohnungs- und Siedlungs- bau der 20er Jahre findet sich die runde Ecke. 1926 baut Paul Mebes im Kissingen- viertel an der Neumann-/Ecke Stubnitz- straße ein Siedlungshaus mit runder Ecke. Im gleichen Jahr entsteht ein G ebäude in Lankwitz an der Bruchwitz-/Ecke Schulstraße von Leberecht Schmidt und 1928 die Eckbebauung an der Puder-/ Ecke Stuckstraße von Walter Borchard.
Technische Innovation: Schalengewölbe Zart und fest. Auf dem fertigen Netzwerk lässt sich ohne weiteres herumklettern. © ZEISS Archiv Von 1919 bis 1922 wurde von der Der Fortschritt Firma Carl Zeiss Jena für das Deutsche Dünnwandige Schalengewölbe gehören Museum in München ein Planetariums- zu den wichtigsten Innovationen des gerät gebaut. Für die Projektion des letzten Jahrhunderts. Die selbsttragenden Sternenhimmels benötigte man einen Flächen ergänzen die klassischen Bau- exakt geformten halbkugelförmigen glieder Säule, Balken, Rahmen und Bogen. Kuppelbau. Deshalb wurde in Zusam- Galant gewölbt. Die Shedhallen der Volkswagenwerke 1939. © ZEISS Archiv menarbeit mit der Baufirma Dyckerhoff Der Ingenieur & Widmann AG (Dywidag) ein völlig „Ich war zunächst überrascht, dass unser neues Verfahren entwickelt. eigenartiges Kuppelbauverfahren eine nützliche Neuerung für den Eisenbeton Walther Bauersfeld, Chefingenieur von darstellen soll. Aber ich ließ mich über- Zeiss, ließ aus normierten Eisenstäben zeugen. Und so meldeten wir ein Patent ein Netzwerk in Form der benötigten Kup an.“ Walther Bauersfeld pel aufbauen. Auf Vorschlag der Firma Dywidag wurde auf das mit einer Beweh- rung versehene Netz nach dem gerade erst entwickelten Torkret-Verfahren Beton aufgespritzt. Die Idee hatte Erfolg. Das Zeiss-Dywidag-Patent DRP 420823 für freitragende Kuppeln und Schalengewöl- be wird seitdem weltweit genutzt. Die Bauten Das Jenaer Planetarium ist einer der äl- testen Bauten nach dem neuen Verfahren. Später kamen weltweit Großmarkt- und Messehallen, Bahnhöfe, Flugzeughan- gars, Sportstätten und Fabrikhallen hin- zu. Heute sind Spannweiten von bis zu Dünner als eine Eierschale. 300 Metern möglich. Die Textilfabrik Grafa in Buenos Aires. © ZEISS Archiv Die Zeppelinhäuser 1930 hat Walter Borchard in Berlin-Pan- kow das Zeiss-Dywidag-Verfahren erst- mals bei den Dächern von Wohnbauten verwendet. Das Tonnengewölbe ist über 500 Meter lang. Ein Planetarium für New York. Das Netzwerk wird vom Kuppelrand freitragend aufgebaut. © ZEISS Archiv
Der fünfgeschossige Verwaltungsbau Der Bau mit Satteldach und der charakteristischen runden Ecke hat einen winkelförmigen Grundriss. Von der Mittelachse mit dem ovalen Treppenhaus werden die beiden Der Bau für die Bayerischen Stickstoff- Gebäudeflügel erschlossen. Rechts und werke steht in der Tradition der Neuen Klassisch. Handzeichnung eines frühen links der langen Flure reihen sich die Betonarbeiten. © Deutschlandradio Sachlichkeit, wie er für Borchard typisch (Nachlass W. Borchard) Entwurfs aus dem Büro Borchard. Büros und Labore, deren Größe durch ist. Stilistisch gibt es einige Konzessio- flexible Zwischenwände variiert werden nen an den Zeitgeist des Nationalsozia- kann. Bemerkenswert ist der Raum lismus, vor allem die wuchtigen Fens- für den Betriebsappell, der auf einer Flä- ter- und Türlaibungen aus Naturstein. Die che von fünfzehn mal zwanzig Metern einzelnen Bauphasen hat Borchard mit Verwaltungsgebäude Bayerische Stickstoffwerke in Berlin mit Haken- vom vierten Stockwerk bis unter das seiner Kamera umfassend dokumentiert. kreuzflagge. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) Dach reichte (heute „Raum Dresden“). Exkurs Wie Paul Mebes und Walter Borchard vertritt auch Otto Rudolf Salvisberg eine gemäßigte Moderne. Als Mitarbeiter im Berliner Büro Emil Schaudt und Paul Zimmereimer kennt er die runde Ecke. 1931 baut er ein Büro- und Geschäfts- haus für die Schweizerische Unfall- versicherungsanstalt (SUVA) in Bern. Es hat auch das Warenhaus von Erich Mendelsohns in Chemnitz zum Vorbild. Erst kommen die Fenster, dann folgen Grundriss Verwaltungsgebäude. die Zwischenwände. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) Konkret. Das Modell im Büro Borchard. Borchards erster Verwaltungsbau (zu- 1908 werden die Bayerischen Stickstoff- 1939 werden die Produktionsstätten in sammen mit Hellmuth von Stegemann werke gegründet, um bei der Herstel- Trostberg und Piesteritz zwei unabhängi- und Stein (1892 – 1929)) ist das Bankhaus lung von Kalkstickstoff, der für Spreng- ge Unternehmen. Das ist wahrscheinlich Markus Goldschmidt-Rothschild von stoff und als Düngemittel benötigt wird, der Grund für die Planung des Borchard- 1922 in Potsdam. Es ist weder erhalten vom Ausland unabhängig zu sein. Pro- Baus als neue Zentrale der Verwaltung. noch dokumentiert. duktionsstätte ist Trostberg in Bayern. Nach 1945 kommen die Stickstoffwerke 1915 kommen zwei weitere Standorte in Piesteritz unter sowjetische Verwaltung, 1933 kommt der Siedlungsbau weitge- Oberschlesien und in Piesteritz bei Wit- seit 1953 sind sie ein volkseigener Be- hend zum Erliegen. Borchard plant jetzt tenberg hinzu. Es folgen weitreichende trieb der DDR. 2006 wird der tschechi- Verwaltungsbauten, vor allem für die Umstrukturierungen, 1933 wird Pieste- sche Ministerpräsident Andrej Babiš al- prosperierende Luftfahrtindustrie. Im ritz endgültig Eigentum der Bayerischen leiniger Eigentümer der Stickstoffwerke. Tiergartenviertel und in der Erfurter Stra- Stickstoffwerke. Zeitgleich entsteht die Das Berliner Verwaltungsgebäude wird ße, in der Nachbarschaft zum heutigen Werkssiedlung Piesteritz unter Federfüh- 1945 von den Alliierten beschlagnahmt Deutschlandradio, entstehen Verwal- rung des Schweizer Architekten Otto und kommt in den Besitz der Amerikaner. tungsbauten, die nicht mehr existieren. Rudolf Salvisberg. Am Tirpitzufer 86 - 90 (seit 1949 Reich- pietschufer) baut Borchard die Verwal- tung für den Reichsverband der Deut- schen Luftfahrtindustrie. Ende der dreißiger Jahre erhält er den Auftrag für ein Verwaltungsgebäude der Bayerischen Stickstoffwerke AG. Im Juli 1939 ist der Rohbau fertig. Auch während des Zweiten Weltkriegs wird, mit Sonder- genehmigung des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt, Albert Speer, weitergebaut. Im April 1941 erfolgt die Gebrauchsabnahme. Entwurf. Pläne des Verwaltungsneubaus. Firmenlogo Bayerische Stickstoffwerke. Bau des Verwaltungsgebäudes der © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) Bayerischen Stickstoffwerke. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard)
Das Treppenhaus Treppenhaus im AOK-Gebäude Kassel. Architekt Konrad Proll (1957). © AOK Hessen /Edith Möhle-Oswald Treppenhaus im Gesundheitsamt der Stadt Dortmund (1958). Architekt Will Schwarz (1907 – 1992). © Alraunenstern – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia. org/w/index.php?curid=50938397 Schwungvoll. Das ovale Treppenhaus. © Deutschlandradio Das halbrunde Treppenhaus ist fast voll- ständig im Originalzustand erhalten. Es ist in der Mittelachse des Gebäudes in die Hausrückwand gebaut. Vom Haupt- eingang ist die elegant geschwungene Treppe durch den Flur und eine kleine Lobby zu erreichen. Für den von Treppen- Rund im Hof. Das Treppenhaus ragt in den Hof. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) läufen, Podesten und Geländern um- schlossene Raum lautet der Fachbegriff Treppenauge. Das Treppenhaus steht in der Tradition der klassischen Moderne. Vorbild war vielleicht Erich Mendelsohns Verwal- tungsgebäude der Metallgewerkschaft in der Alten Jakobstraße von 1930. Aber auch anderswo, etwa in Hamburger Kontorhäusern, finden sich entsprechen- de Treppenanlagen. Die elliptisch geschwungene Treppe ver- weist schon auf die Ästhetik der 50er Jahre, wo entsprechend gestaltete Trep- penhäuser eine viel beachtete Bauauf- gabe sind. Das Treppenhaus im Bau. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard)
Das Funkhaus RIAS Funkhaus Luftaufnahme. © Simon Detel Metamorphosen. © Deutschlandradio © Deutschlandradio/Anja Schäfer, 2015 Die Kantine im 5. Stock. © Deutschlandradio (Nachlass W. Borchard) Seit dem 1. Januar 1994 sendet Deutsch- landradio aus dem ehemaligen RIAS- Gebäude. Der bundesweite Sender ent- stand aus dem Zusammenschluss von Deutschlandfunk (Köln), Deutschland- sender Kultur (DS-Kultur) und RIAS (bei- de Berlin) und strahlt inzwischen drei Programme aus: Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, Deutschland- funk Nova. Der Neubeginn fällt in eine Zeit des tech- nischen Umbruchs. Mit der Digitalisie- rung des Rundfunks werden technische © Deutschlandradio/ Christian Kruppa und bauliche Veränderungen notwendig. Ende der 90er Jahre wird das Haus voll- ständig renoviert. Studios und Schneide- räume werden digitalisiert und ein News- room entsteht, um für den Hörfunk der Zukunft gerüstet zu sein. Liebevoll. Die Zeichnung aus dem Büro Oppert + Schnee zeigt das Dach mit der neuen Leuchtreklame. 2007 wird im Hof des Deutschlandradios ein neues Hörspielstudio gebaut. Seit 2016 gibt es neue Sendestudios und ei- nen Newsroom in dem Nachbargebäude Flagge zeigen. Der neue RIAS. Seit seiner Gründung am 5. September des Borchard-Baus. © Deutschlandradio 1946 war der RIAS (Rundfunk im amerika- nischen Sektor) provisorisch im ehema- ligen Fernamt der Deutschen Reichspost in der Schöneberger Winterfeldtstraße untergebracht. Am 6. Juni 1948 zieht der RIAS in den umgebauten Borchard-Bau. Bombenschäden werden beseitigt, aus © Deutschlandradio/Willi Scholz. Das historische Studio 5 steht unter Denkmal- den ehemaligen Büros und Laboren ent- schutz: historische Aufnahme und heu- tiger Zustand mit Schreibtisch aus RIAS- Zeiten (s. u.). stehen Studios, Schneideräume und Redaktionszimmer. Der Raum für den Be- triebsappell wird ein großes Studio mit Bühne für Liveauftritte vor Publikum. Die Möbel kommen per Schiff aus den USA. Seit dem 24. April 1995 steht der Bor- Reparatur. Bombenschäden werden beseitigt. chard-Bau unter Denkmalschutz. In der Begründung heißt es: „Das Interesse der Allgemeinheit an der Erhaltung des ehem. Verwaltungsgebäudes der Bay- Der flexible Grundriss des funktionalen erischen Stickstoffwerke, des späteren Baus lässt auch größerer Ein- und Um- RIAS-Funkhauses, ergibt sich vor allem bauten umstandslos zu, etwa den Einbau aus der herausragenden geschichtlichen der vielen Studios mit den dazugehöri- Bedeutung des Gebäudes in Verbindung gen Kontrollräumen, die durch Pano- mit seiner wissenschaftlichen, künstleri- ramascheiben miteinander verbunden schen und städtebaulichen Bedeutung.“ sind. Die Studios sind im Haus-im-Haus- Arbeitsplätze. Studio in den 50er Jahren. Studio im Jahr 2019. Sendestudio auf der © Deutschlandradio/Karl-Heinz Schubert neuen Newsfläche im Nachbargebäude Verfahren gebaut, um störende Geräu- des Borchard-Baus. © Deutschlandradio/ Christian Kruppa sche beim Sendebetrieb zu verhindern. Das war besonders wichtig, weil der RIAS Haus im Haus. Die neuen Studios 1948. in der Einflugschneise zum Flughafen Tempelhof lag. Das Studio 5 ist im Origi- © Tobi Bohn nalzustand fast vollständig erhalten.
Impressum Konzept, Recherche und Text Adolf Stock Layout Deutschlandradio Service GmbH Projektbetreuung Marion Schwarzkopf, Fernando Gallegos Eytel © Deutschlandradio, Kommunikation und Marketing, August 2021 Dank gilt den folgenden Personen und Institutionen Deutscher Werkbund Berlin Landesamt für Denkmalpflege Berlin Carl-Zeiss-Jena GmbH, Archiv Architekturbüro Brenne Architekturbüro Oppert und Schnee Sebastian Düwelt und Ritz Mollema, die den Fotonachlass betreuen Eine erste Fassung der Ausstellung entstand 2002. Sie ist im Jahr 2021 komplett überarbeitet und aktualisiert worden. Trotz Recherche war es nicht möglich, bei allen Abbildungen die Inhaber von Urheberrechten zu ermitteln. Sollten noch Rechtsansprüche bestehen, bitten wir die Inhaber der Rechte um Nachricht an die Abteilung Kommunikation und Marketing von Deutschlandradio: presse@deutschlandradio.de
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