Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin

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Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
3. Quartal 2020

Warum soziale Arbeit so wichtig ist –
70 Jahre Paritätischer Berlin
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Pflegeausbildung                     Freiwilligentage        Trägerwohnraum
Kooperation über Matchingplattform   11. bis 20. September   Förderung von Neubau
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Lern.Ort.Engagement
                                                                11. bis 20. September 2020

                                           make nails
                                            with heads
                                           #Freiwilligentage
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                                                                                                   11. bis 20. September 2020

                                                                #Freiwilligentage
                                    PAR_Freiwilligentage2020_PK_A6_V2.indd 1                                                            25.06.20 14:57

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                                                                                                                                 11. bis 20. September 2020

                                                                                          #GemeinsameSache
                                                                                              für Berlin
                                                                     PAR_Freiwilligentage2020_PK_A6_V2.indd 3                                            25.06.20 14:58
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Vorwort

Warum soziale Arbeit so wichtig ist
70 Jahre Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin

W
            ir wollten mit Ihnen im Mai ein Paritätisch-rauschen-
            des Fest im Kammermusiksaal der Berliner Phil-
            harmonie feiern. Der Anlass: 70 Jahre Paritätischer
Wohlfahrtsverband Berlin. Corona hat uns allen einen Strich
durch die Rechnung gemacht.
  Sie haben sich ohne Verzögerung auf die neuen Bedingun-
gen eingestellt, mit großem Engagement weitergearbeitet
und Menschen unterstützt. Auch mit neuer Technik wie „Tel-
kos“, „Vikos“ und Messenger-Diensten. Wo es möglich und
sinnvoll war, wurde Homeoffice ausprobiert. Wo die Mensch-
zu-Mensch-Beziehung notwendig war, haben Sie weiter Men-
schen betreut und begleitet.
  Bei uns und bei der Zivilgesellschaft insgesamt hat Corona
die Hilfsbereitschaft wachgeküsst! Das gemeinsame Wirken
von ehrenamtlichem Engagement und hauptamtlicher sozia-
ler Arbeit hat sich als wirksames Mittel gegen die Auswirkun-
gen von Corona erwiesen. Dafür an Sie alle ein tiefempfunde-
nes Dankeschön!
  Wir als Verband haben Sie, unsere Mitgliedsorganisationen,
mit all unserer Kraft unterstützt, Schutzausrüstung organi-
siert, verteilt und Verhandlungen mit der Verwaltung geführt.              Barbara John         Foto: Holger Groß / Der Paritätische Berlin
Wir konnten die Weiterfinanzierung der sozialen Arbeit im
Wesentlichen sichern. Das ist für Berlin unverzichtbar.
  Das geplante Fest zum 70-jährigen Bestehen in der Philhar-
monie mussten wir zwar absagen. Feiern geht aber trotzdem.            Wir sind mittlerweile nicht nur der größte Wohlfahrtsver-
Wir begehen das Jubiläum mit kleinen Geschenken, die sie alle       band in Berlin, wir sind auch der vielfältigste. Vielfalt kann
auch in dieser Ausgabe des Paritätischen Rundbriefs finden.         man auch so buchstabieren: unterschiedliche Meinungen
  So haben wir etwa die Aktion #berlinbessermachen ins              achten und in der gemeinsamen Diskussion einen besseren
Leben gerufen, mit der wir Menschen aus unseren Mitglieds-          Weg finden.
organisationen vorstellen, die sich für das soziale Berlin enga-
gieren, es gibt eine Ausstellung zur Geschichte des Verban-
des online unter www.berlinbessermachen.de sowie vor Ort            PS: Ein herzliches Dankeschön an alle Mitgliedsorganisatio-
in unserer Landesgeschäftsstelle. Dieser Paritätische Rund-         nen, die uns zum Geburtstag gratuliert haben, es waren so
brief erscheint erstmals in neuem Design – übersichtlicher,         viele!
mit neuen Themenfarben und mit weiterer, besser lesbare-
rer Schrift. Eine Leseempfehlung ist das Stück, in dem einige
Referentinnen des Verbandes berichten, wie sie die soziale
Arbeit in Berlin konkret mitgestaltet haben, ab Seite 29.
  Und wir haben den Ort der Gründung des Verbandes in der           Ihre
ehemaligen Kinderklinik im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus
besucht. Von damals zwölf sind wir aktuell auf 790 Mitglieds-
organisationen gewachsen und jedes Jahr kommen mehr
dazu.                                                               Barbara John

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                               3
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Inhalt

                                                                                                         Diese Rundbriefgeburtstagsausgabe erscheint im neuen Design.
                                                                                                         Die neuen Referatsthemen haben ab sofort eigene Farben,
                                                                                                         alle Themen des Landesverbands das bekannte Paritätische Blau.

                                                                              Foto: Patricia Kalisch

                                                                                                                                                                                  Foto: Nadja Runge/ASS
     Geschäftsstelle Bezirke                                                                                Ältere Menschen und Pflege
Das Team der Freiwilligenagentur Spandau wird Freiwillige und                                          Corona-Sommer: The Sax Puppets sorgen beim Hofkonzert der
Unternehmen zu Engagementformen beraten              Seite 14                                         Albert Schweitzer Stiftung für Abwechslung      Seite 43

6 – 10        Landesgeschäftsstelle                                                                    48 – 51       Familie, Kinder und Jugendliche
          •   Herzlich willkommen beim Paritätischen Berlin!                                                     •   Kita in der Corona-Zeit
          •   Save the Date: Mitgliederversammlung                                                               •   Juwo mit Waldprojekt in der Corona-Zeit
          •   Was uns bewegt: Dr. Gabriele Schlimper                                                             •   Nachhaltiges Handeln in Wohngruppen der Jugendhilfe
          •   Liga: Es gibt keine »Corona-Helden« erster und zweiter Klasse                                      •   Corona: Jugendhilfe fordert verlässliche Ansprechpartner
          •   B&O Gruppe spendet Masken
          •   PIA-Preis für Frauen mit Behinderung in Aktion                                           52 – 53     Frauen
          •   Stiftung Deutsches Hilfswerk führt digitale Anträge ein                                            • Umfrage: Angebotsänderungen durch Corona-Lockdown
          •   Info: Dankeschönbrunch fällt 2020 corona-bedingt aus                                               • Handlungsleitfaden zum Umgang mit häuslicher Gewalt
11 – 15       Neues aus der Geschäftsstelle Bezirke                                                                für Berliner Notfallrettung
          •   Empfehlungen zur Stärkung sozialer Infrastruktur
                                                                                                       54          Freiwilliges Engagement
          •   Verein Sen vàng Berlin spendet Corona-Schutzausrüstung
          •   Corona: Auswirkungen auf das freiwillige Engagement                                                • Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage
          •   Sechs neue Stadtteilzentren
                                                                                                       55          Gesundheit
          •   Stadtteilzentren unterstützen langzeitarbeitslose Menschen
                                                                                                                 • Soziale Psychiatrie in der Corona-Zeit
          •   Start für Freiwilligenagentur Spandau
          •   Netzwerk mit Ideen für mehr Lebensqualität                                                         • Rote Nasen schenken Lachen und Zuversicht
          •   Workshop Videoproduktion vor Freiwilligentagen
                                                                                                       56 – 60       Menschen in Notlagen
15 – 16     Foren und Netzwerke                                                                                  •   Förderung des Neubaus von Wohnraum für soziale Träger
          • Studie: Bildung in stationären Erziehungseinrichtungen                                               •   Berliner Mietendeckel als Chance
          • Neues vom Paritätischen Digitalforum und Paritätischen                                               •   L-Support: Verein gegen Gewalt an Frauen
            Innovationsforum                                                                                     •   Straffälligen- und Opferhilfe in der Corona-Zeit
                                                                                                                 •   Unionhilfswerk mit Angeboten für wohnungslose Menschen
17          Gesamtverband
                                                                                                                 •   Wohnungsnotfallhilfe in der Corona-Zeit
          • Infokampagne: Fakten über Hartz IV
                                                                                                       61 – 65       Menschen mit Behinderung
42 – 47       Ältere Menschen und Pflege
          •   Corona: Spagat zwischen Anforderungen und Praxis                                                   •   Teilhabe in der Corona-Zeit
          •   Albert Schweitzer Stiftung veranstaltet Hofkonzerte                                                •   Schlichtung als Alternative zu langen Auseinandersetzungen
          •   Silbernetz lädt zum Kongress ein                                                                   •   Erstes Treffen des Berliner Behindertenparlaments
          •   Plattform für Kooperationen in Pflegeausbildung                                                    •   Nestwärme plus hilft als Lieferant der Berliner Tafel aus
          •   Albatros baut Videoberatung in Pflegestützpunkten aus                                              •   Eingliederungshilfe in der Corona-Zeit
          •   25 Jahre Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord                                                          •   Pfefferwerk Stadtkultur bietet künstlerischen Projektraum

  Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
4	
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Inhalt

                                3. Quartal 2020                                                        SCHWERPUNKT
                       ParitaetBerlin
                                                                                                       Warum soziale Arbeit
                                                                                                       so wichtig ist

                                                                       Foto: Christine Müller-Zurek
                                                                                                       70 Jahre Paritätischer Berlin

                                                                                                                                                                      Foto: Nina Peretz
     Menschen mit Behinderung                                                                          Schwerpunkt
Mitglieder und Unterstützende des Behindertenparlaments tra-                                           70 Jahre danach: Prof. Barbara John (l.) und Dr. Gabriele
fen sich corona-kompatibel unter freiem Himmel    Seite 63                                            Schlimper am Gründungsort             Seiten 19 und 26

66          Migration
          • Verein IBBC zeigt Berufsperspektiven in der Pflege auf                                     Seite 18 – 41
67 – 69     Nachbarschaftsarbeit und Bezirkliche Arbeit                                                • Wo alles begann: Gründung in einer Kinderklinik
          • 25 Jahre Kindertheater in der Fabrik Osloer Straße                                         • Chronik: Eckdaten aus 70 Jahren Geschichte
          • Theater der Erfahrungen mit Wanderausstellung
                                                                                                       • Dr. Holger Backhaus-Maul: Avantgarde ist weder
          • Kreuzberger Netzwerk stärkt Teilhabe für ältere Menschen
                                                                                                         gemütlich noch populistisch
70          Queer                                                                                      • Dr. Beatrice Kramm: Gemeinsame Ziele schaffen
          • Wohnprojekt für frauenliebende Frauen                                                        Fortschritt
                                                                                                       • Was leistet der Landesverband? Dazu der Regierende
71          Selbsthilfe                                                                                  Bürgermeister von Berlin, Senatorinnen,
          • Kontaktstellen PflegeEngagement beraten Angehörige                                           Bezirksbürgermeister, Mitglieder und Vorstände
                                                                                                       • Geburtstag in der Corona-Zeit: alle Aktionen
72 – 74     Stiftung Parität Berlin
          • 15 Jahre Stiftung Parität Berlin – ein Interview                                           • Fotoausstellung zur Geschichte – online und analog
          • Ausflug für Menschen mit dem Locked-in-Sydrom                                              • Einblicke: Mitarbeitende schildern ihre
                                                                                                         größten Erfolge
74 – 78       Paritätische Akademie Berlin                                                             • Blick voraus: Innovation und digitale Transformation
          •   Neuer Geschäftsführer
                                                                                                       • Vielfalt: klein, groß, neu, alt – unter Paritätischem Dach
          •   Studienangebote                                                                            sind Mitglieder in unterschiedlichen Bereichen aktiv
          •   Termine Paritätische Foren
                                                                                                       • #berlinbessermachen: Porträts Engagierter
          •   Weitere Veranstaltungen
                                                                                                       • Danke für die Blumen!
79 – 80       Bildungswerk Brandenburg

81 – 87       Service
                                                                                                      Wir nutzen eine Gender­schreibweise, die auch
          •   Neue Mitglieder und Änderungen
                                                                                                      ­Barrierefreiheit und eine ­gute Lesbarkeit ermöglichen
          •   Paritätjob
                                                                                                       soll. Die Bezeichnung von Personengruppen schließt so-
          •   Wettbewerbe und Förderpreise                                                             wohl männliche, weibliche als auch lesbische, ­schwule,
          •   Impressum                                                                                bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche
          •   Fachgruppen und Arbeitskreise                                                            ­Menschen (LSBTI) explizit mit ein.
          •   Telefonverzeichnis

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                                                      5
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Landesgeschäftsstelle

Herzlich willkommen beim
Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin!
Astrid Lück verstärkt seit 1. Februar als Projektmitarbeiterin den Bereich Familie, Frauen und Mädchen im Verband

Mit welchen Erwartungen sind Sie                                                            Traumhaft ist mein neuer Arbeitsweg:
zum Paritätischen Berlin gekommen?                                                          Zehn Minuten mit dem Fahrrad und die
Die angekündigte Themenvielfalt von                                                         Kita liegt auf halber Strecke.
Frauengesundheit und Familienför-
derung bis hin zu Gewaltprävention,                                                         Wie viele Namen von Kolleginnen und
mit vielen Organisationen im Frauen-,                                                       Kollegen konnten Sie sich bereits mer-
Mädchen- und Familienbereich in Kon-                                                        ken?
takt zu stehen und zudem politische                                                         Auf der ersten Etage kenne ich nach
Interessenvertretung und Netzwerk-                                                          vier Monaten nun alle Namen und da-
arbeit leisten zu können, fand ich sehr                                                     rüber hinaus hatte ich dank der vielfäl-
reizvoll. Und dazu ist der Paritätische                                                     tigen Anfragen der Mitgliedsorganisa-
Wohlfahrtsverband Berlin ein familien-            Astrid Lück       Foto: Anja Wotzlaw     tionen bereits Kontakt zu Mitarbeiten-
freundlicher Arbeitgeber.                                                                   den aus anderen Etagen, zur Geschäfts-
                                                                                            stelle Bezirke in der Kollwitzstraße und
Auf welche Aufgaben freuen Sie sich           gruppe Frauen, die ich begleite, viele        zum Gesamtverband. Hier zeigte sich
besonders? Was gehört eher zum                interessante Vorhaben geplant. Gene-          der Querschnittscharakter der Themen
Pflichtprogramm?                              rell haben mich die Vielfalt der Aufga-       Frauen und Mädchen. Außerdem habe
Besonders freue ich mich darauf, mich         ben und die Möglichkeiten des Arbeits-        ich beispielsweise mit Kay Schulze und
mit den Mitgliedsorganisationen auszu-        feldes positiv überrascht.                    Christian Weßling vom Digitalteam des
tauschen und sie bei ihren vielfältigen                                                     Gesamtverbands bereits ein Webinar zu
Anliegen zu unterstützen. Die Pflege          Was haben Sie in Ihr neues Büro mit-          Hate Speech und Shit Storms gegeben
des Extranets PariExtra gehört aktuell        gebracht?                                     und meine Erfahrungen aus der Praxis
eher zum Pflichtprogramm, ist aber na-        Ich sitze in einem Zweierbüro, zum            beisteuern können. Und auch die Zeit
türlich wichtig.                              Wohlfühlen musste ich nicht viel beitra-      der Corona-Einschränkungen sorgte
                                              gen. Lediglich Tee und Maiswaffeln für        für Kontakt zu neuen Kolleginnen. Hier
Was wünschen Sie sich für Ihr erstes          zwischendurch habe ich mitgebracht.           kam ich oft sehr früh ins Büro, und mein
Jahr beim Paritätischen Berlin?                                                             Mann übernahm die Kinderbetreuung.
Von den Kolleginnen und Kollegen,             Sind Sie auch neu in die Stadt gekom-         Wenn man als eine der ersten im Büro
aber auch den Mitgliedsorganisationen         men, oder haben Sie nur den Job ge-           sitzt, lernt man sich auch kennen.
bin ich sehr freundlich willkommen ge-        wechselt?
heißen worden – das war wunderbar!            Ich wohne schon einige Jahre in Berlin        Wo hat man die besten Chancen, Sie
Diese Stimmung in der Zusammen-               und bin nach meiner zweiten Elternzeit        nach Dienstschluss anzutreffen?
arbeit wünsche ich mir für das ganze          wieder in den Beruf eingestiegen. Davor       Zum Beispiel draußen, also auf dem
nächste Jahr. Die Themen Frauen und           war ich bei der TU Berlin im Pressebe-        Spielplatz oder in einem Park, im
Mädchen sind Querschnittsthemen,              reich und davor viele Jahre Referentin        Schwimmbad oder in der Eisdiele.
so wurden mir gleich viele Verbindun-         bei der Frauenrechtsorganisation Terre
gen zu anderen Referaten aufgezeigt.          des Femmes. Deshalb sind mir viele            Was sollten die neuen Kollegen unbe-
Zudem sind in den beiden Arbeits-             Themen im Bereich Frauen und Mäd-             dingt von Ihnen wissen?
kreisen AK Familienbildung/Familien-          chen insbesondere im Anti-Gewalt-Be-          Ich freue mich sehr auf den persönli-
stärkung und AK 218 sowie der Fach-           reich, aber auch Gleichstellung vertraut.     chen Austausch.

  Paritätische Mitgliederversammlung 2020
  Liebe Mitglieder, wir sind gerade dabei, unsere diesjährige Mit-   Die Versammlung findet voraussichtlich im Zeitraum Ende Novem-
  gliederversammlung so zu organisieren, dass sie entsprechend der   ber bis Anfang Dezember statt. Über die Veranstaltungsform und
  Vorgaben zum Umgang mit Corona durchgeführt werden kann.           den -ort informieren wir Sie in Kürze.

  Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
6	
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Landesgeschäftsstelle

Was uns bewegt
Von Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin

Corona-Tests
Die Gesundheitsämter sehen sich für
eine zweite Welle der Corona-Pandemie
unzureichend ausgestattet – das macht
mir große Sorgen! Insbesondere unter-
schiedliche Regelungen der zwölf Ge-
sundheitsämter in der Stadt erschwe-
ren die Arbeit sozialer Einrichtungen
und ambulanter Dienste. Diese Büro-
kratie kostet viel Zeit und Kraft, die ge-
meinnützige Träger gerade jetzt nicht
haben. Bei Verdachtsfällen auf eine Co-
vid-19-Erkrankung können für zehn
Mitarbeitende zehn unterschiedliche
Regelungen etwa zu Quarantäne oder
Tests gelten, je nachdem, in welchem
Bezirk sie wohnen. Das macht etwa eine
verlässliche Personalplanung unmög-
lich. Da muss es eine sinnvollere, prak-
tikable Lösung geben. Der Wohnort al-
lein sollte nicht entscheidend sein, auch
der Arbeitsort sollte berücksichtigt wer-
den. Eine einheitliche Regelung für Ber-
lin wäre sicher für alle hilfreich.

Heldenprämie und
Hauptstadtzulage
In der jetzt geplanten Form bleibt die
Heldenprämie ein unsäglicher Akt! Für             Dr. Gabriele Schlimper                                           Foto: Nina Peretz
mich sind neben den engagierten An-
gestellten im kommunalen Bereich
auch die Mitarbeitenden der sozialen         sollte – selbstverständlich – ebenso Mit-   dadurch nur eingeschränkt möglich?
Träger und ganz besonders die Ange-          arbeitenden der sozialen Arbeit zur Ver-    Wie fahren die Werkstätten für Men-
hörigen kranker oder betreuungsbe-           fügung stehen, die im Auftrag des Lan-      schen mit Beeinträchtigungen wieder
dürftiger Menschen Helden. Wie viele         des Berlin für Menschen im Einsatz sind.    hoch? Wie werden Besuche in Pflege-
Familien oder Alleinlebende haben ihre       Denn welches Signal geht sonst an Ber-      einrichtungen sicher organisiert? Wie
Angehörigen, die plötzlich nicht mehr        linerinnen und Berliner, die in sozialen    sieht es nach den Ferien in den ersten
in die Tagespflege oder in die Werkstät-     Einrichtungen freier Träger tätig sind?     Wochen des Schulstarts aus? Wie re-
ten für Menschen mit Beeinträchtigun-        Wir lehnen diesen Weg in eine Zwei-         agieren wir bei einer möglichen zweiten
gen gehen konnten, zu Hause betreut!         Klassen-Gesellschaft ab.                    Welle? Wir wollen vorbereitet sein – und
Das sind die wahren unsichtbaren Hel-                                                    werden doch auch wieder improvisie-
den der Gesellschaft. Des Pudels Kern        Vorausschauen                               ren müssen. Wohnungsnot und Mieten-
aber ist die Hauptstadtzulage. Durch         Im Frühjahr galt es, die Krise zu bewäl-    deckel, Arbeit, Bildung und Bundesteil-
die Heldenprämie ist es gelungen, dass       tigen. Jetzt organisieren wir Bedingun-     habegesetz: das sind Themen, die alle
niemand mehr über die Hauptstadtzu-          gen, unter denen die verschiedenen          betreffen. Unabhängig von Corona blei-
lage redet. Aber wir. Woher kommt das        Bereiche nach der Corona-Anfangszeit        ben diese Themen – oder werden sogar
Geld? Ich gönne jedem einzelnen Mit-         wieder aktiviert werden können. Was ist     noch wichtiger. Wir bleiben am Ball –
arbeitenden dieser Stadt diese 150 Euro      machbar, wo sind die Grenzen etwa aus       für unsere Mitgliedsorganisationen und
brutto mehr im Monat, aber dieses Geld       Gesundheitsgründen? Was ist vielleicht      alle Menschen in dieser Stadt!

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                        7
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Landesgeschäftsstelle

Es gibt keine »Corona-Helden« erster und zweiter Klasse
Stellungnahme der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin vom 20. Mai 2020

A
       uch die systemrelevanten Mit-            Doch dieses besondere Engagement            Aus Sicht der Wohlfahrtsverbände der
       arbeitenden freier Träger verdie-     gibt es nicht nur in landeseigenen Be-      LIGA Berlin darf es in der Bundeshaupt-
       nen finanzielle Anerkennung.          trieben, sondern genauso auch bei           stadt jedoch keine Helden erster und
Die geplante Corona-Prämie des Berli-        freien, gemeinnützigen Trägern. Mit-        zweiter Klasse geben. Alle Mitarbeiten-
ner Senats lässt Mitarbeitende freier, ge-   arbeitende in Kitas, Krankenhäusern,        den im Gesundheits- und Sozialwesen,
meinnütziger Träger außer Acht, die sich     Pflegeheimen, Einrichtungen der Woh-        die sich gesundheitlichen Risiken aus-
trotz gesundheitlicher Risiken für hilfs-    nungslosenhilfe und Jugendhilfe, in         setzen, verdienen jetzt die »Heldenprä-
bedürftige Menschen einsetzen.               Unterkünften für Geflüchtete, in Einrich-   mie«, egal, ob sie in landeseigenen oder
  Der Senat plant derzeit, Angestellten      tungen für Menschen mit Behinderung         gemeinnützigen Einrichtungen arbei-
des Landes eine Corona-Prämie auszu-         und für psychisch kranke Menschen, in       ten. Daher fordern wir, dass sich das
zahlen. Diese soll eine Anerkennung          Beratungsstellen und viele mehr setzen      Land Berlin verantwortlich zeigt und
dafür sein, dass sich beispielsweise         sich täglich für Menschen ein – natürlich   seine Prämie auch allen systemrelevan-
Ärzte, Pflegekräfte, Mitarbeitende in        im persönlichen Kontakt, trotz der Risi-    ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Kitas oder Gesundheitsämtern wegen           ken. Sie erbringen diese Leistungen, und    gemeinnütziger Träger zahlt und damit
der Corona-Pandemie besonderen In-           das muss jedem bewusst sein, im Auf-        ein wichtiges Signal der Wertschätzung
fektionsrisiken aussetzen müssen. Die        trag des Landes Berlin und das genauso      sendet.
Verbände der LIGA Berlin begrüßen            gut wie die Mitarbeitenden in den lan-         Eine ähnliche Problemlage gibt es im
diese Anerkennung.                           deseigenen Einrichtungen.                   Bereich der Altenpflege. Pflegekräfte
                                                                                         der ambulanten und stationären Alten-
                                                                                         pflege sollen eine Corona-Prämie von
                                                                                         1.500 Euro erhalten. Davon zahlen die
                                                                                         Pflegekassen 1.000 Euro. Die restlichen
                                                                                         500 Euro kann das Land übernehmen.
                                                                                         Dies haben acht Bundesländer bereits
                                                                                         zugesagt. Das Land Berlin will jedoch
                                                                                         offensichtlich davon nur 250 Euro über-
                                                                                         nehmen. Die restlichen 250 Euro sollen
                                                                                         die Pflegeanbieter beitragen. Das hat
                                                                                         aber einen Haken: Freie, gemeinnützige
                                                                                         Träger können aus steuerrechtlichen
                                                                                         Gründen, anders als private Einrichtun-
                                                                                         gen, keine Gewinnrücklagen für even-
                                                                                         tuelle Personalkosten bilden, aus denen
                                                                                         sie eine zusätzliche Prämie finanzieren
                                                                                         könnten. Daraus folgt: Pflegekräfte der
                                                                                         freien, gemeinnützigen Träger zögen
                                                                                         den Kürzeren.
     Dr. Gabriele Schlimper und Thomas Wagner               Foto: Nina Peretz              Wir fordern deshalb das Land Berlin
                                                                                         auf, ein eindeutiges Signal an die Pfle-
                                                                                         gekräfte der Altenhilfe in dieser Stadt
     Danke!                                                                              zu senden und sich umfassend mit 500
                                                                                         Euro an der Pflegeprämie für Mitarbei-
     Eine großzügige Spende für unsere Mitgliedsorganisationen: Tho-                     tende zu beteiligen, genauso, wie das
     mas Wagner, Geschäftsführer der B&O Gruppe, einem Dienstleister                     andere Bundesländer, zum Beispiel
     der Wohnungswirtschaft in Berlin, hat unserer Geschäftsführerin                     Brandenburg, bereits getan haben.
     Dr. Gabriele Schlimper am 26. Mai 510 FFP2-Masken übergeben.
     Sie kamen unter anderem Beratungsstellen und Pflegeeinrichtun-
                                                                                                   Oliver Bürgel, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt
     gen zugute.                                                                                      Landesverband Berlin und in dieser Funktion
                                                                                                             der aktuell Vorsitzende der LIGA Berlin

  Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
8	
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Landesgeschäftsstelle

Paritätischer Preis
für Frauen mit Behinderungen in Aktion
Nominierungs-Aufruf in Leichter Sprache

Frauen mit Behinderungen werden oft benachteiligt,
wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Behinderung.
Frauen mit Behinderungen erfahren besonders oft Gewalt.
Und sie leben häufiger allein als Männer mit Behinderungen.
Frauen mit Behinderungen haben weniger Geld
als andere Bevölkerungs-Gruppen in Deutschland.
Frauen mit Behinderungen sind also besonders oft
von Einsamkeit und Armut betroffen.

Preis für besondere Leistungen
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin möchte
die Leistungen von Frauen mit Behinderungen würdigen.
Deshalb vergibt der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin
einen Preis an engagierte Berlinerinnen mit Behinderungen:
den Paritätischen Preis für Frauen mit                             PIA-Preis   Foto: Kathrin Zauter
Behinderungen in Aktion, kurz PIA.
Mit PIA sollen die Leistungen von Frauen mit Behinderungen
sichtbar gemacht und gestärkt werden.
Der Preis PIA wird im Jahr 2020
wieder an 4 Frauen mit Behinderungen vergeben.
Die Preis-Trägerinnen bekommen 4.000 Euro Preis-Geld.
Und sie bekommen einen Pokal, die Berliner Bärin »PIA«.
Jetzt sind Sie dran:
Nominieren Sie Frauen mit Behinderungen aus Berlin,
die sich besonders für eine inklusive Gesellschaft einsetzen,
also eine Gesellschaft, an der alle mitwirken können.

Bewerbung und Preisverleihung
Bitte nutzen Sie für Ihre PIA-Vorschläge 2020
unser Bewerbungs-Formular in Leichter Sprache.
Schicken Sie das ausgefüllte Formular an pia@paritaet-berlin.de.
Bei Fragen erreichen Sie uns unter 030 86 00 15 56.
Wir nehmen die Vorschläge und Bewerbungen für PIA
nur zwischen dem 3. August und 15. Oktober 2020 an.
Die Preis-Verleihung findet am 28. November 2020 statt.
Weitere Informationen zur Preis-Verleihung folgen noch.
Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge für den Preis PIA 2020!

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                       9
Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
Landesgeschäftsstelle

Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) geht online
Voraussichtlich ab Oktober 2020 führt das DHW ein digitales Antragsverfahren ein.
Die bisherige Antragstellung über den Postweg wird dadurch ersetzt

M
         it der digitalen Antragstellung   rauf zu achten, dass die umfassende Be-    rekt an den Gesamtverband, Frau Ha-
         wird der mehrstufige Antrags-     gleitung eines Antrags nur im Vorfeld      gelskamp/Frau Krause, wenden (Kon-
         weg über den Landesverband        und vor dessen Absendung im Förder-        takt siehe blauer Kasten). Im Fall einer
zum Gesamtverband abgeschafft. Da-         portal erfolgen kann.                      Begleitung erhebt der Gesamtverband
durch soll der Weg der Antragstellung        Bei Interesse an einer Begleitung kön-   eine Gebühr in Höhe von zurzeit 1,3
für antragstellende Organisationen         nen Anfragen an Frau Lange gestellt        Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer auf
deutlich verkürzt werden.                  werden (Kontaktdaten siehe blauer          die bewilligte Fördersumme.
  Das bedeutet gleichzeitig, dass die      Kasten). Sie können sich aber auch di-        Bettina Lange, Direktförderanträge beim Paritätischen Berlin
bislang direkte Kommunikation und in-
tensive Beratung mit dem Landesver-
band und dem Gesamtverband laut             Wissenswertes
DHW zukünftig wegfallen kann. Die
                                            Kontakt zu Bettina Lange:
konzeptionelle Begleitung und umfas-
                                            E-Mail: lange@paritaet-berlin.de
sende Beratung eines bereits gestellten
Antrags soll in Zukunft durch die Mit-      Sie können sich auch direkt an den Gesamtverband,
arbeitenden beim DHW ersetzt werden.        Frau Hagelskamp/Frau Krause, wenden:
  Der Paritätische wird die Mitglieds-      E-Mail: dhw@paritaet.org
organisationen aber weiterhin über die
                                            Zum Förderportal gelangen Sie über die Homepage der Stiftung Deutsches Hilfswerk:
Fördermöglichkeiten des DHW infor-          www.deutsches-hilfswerk.de
mieren. Wir bitten dringend darum, da-

    Liebe Ehrenamtliche,
    liebe freiwillig Engagierte,
    der Dankeschönbrunch, den der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin jedes Jahr im Hotel Sylter Hof
    veranstaltet, ist zu einer festen Institution geworden. Im vergangenen Jahr fand er bereits zum 15. Mal statt. In
    diesem Jahr kann der Dankeschönbrunch leider nicht stattfinden, da wir immer noch mit den Auswirkungen des
    Corona-Virus zu tun haben.

    Der Brunch lebt von Begegnung, Gesprächen an wechselnden Tischen und einem zauberhaften Buffet – all das
    ist derzeit nicht möglich.

    Wir hoffen sehr, den Brunch im nächsten Jahr in gewohnter Atmosphäre wieder durchführen zu können, und
    danken an dieser Stelle dem Sylter Hof, der den Brunch ermöglicht.

    Und wir danken vor allem Ihnen.

    Denn gerade jetzt, in Zeiten von Corona, ist wieder sichtbar geworden, wie wichtig Ihr Engagement ist, wie
    freiwilliger Einsatz und ehrenamtliche Unterstützung die Gesellschaft zusammenhalten.

    Ohne Sie wäre die Stadt nicht so sozial, wie sie ist. Danke!

   Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
10	
Geschäftsstelle Bezirke

Systemrelevante soziale Infrastruktur
Gemeinsame Empfehlungen für Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstellen und Freiwilligenagenturen

D
         er Paritätische Wohlfahrtsver-            Stadtteilzentren, Selbsthilfekontakt-          Förderung von Maßnahmen zur
         band Berlin, der Verband für so-       stellen und Freiwilligenagenturen stär-           Unterstützung von Inklusion, Teil-
         zial-kulturelle Arbeit e. V. LV Ber-   ken damit, auch während der andauern-             habe und Barrierefreiheit.
lin (VskA), die Bundesarbeitsgemein-            den Beschränkungen in Zusammenhang                Bereitstellung von infrastrukturel-
schaft der Freiwilligenagenturen e. V.          mit SARS-CoV-2, den gesellschaftlichen            ler Förderung für eine interkulturelle
(bagfa) und der Verein zur Förderung            Zusammenhalt, eine offene, demokrati-             Öffnung der Angebote.
von Selbsthilfe-Kontaktstellen e. V.            sche Gesellschaft sowie ein funktionie-           Längerfristige Sicherung einer ausrei-
(Selko) haben gemeinsame Empfehlun-             rendes Gemeinwesen nachhaltig.                    chenden personellen Ausstattung.
gen veröffentlicht.                                Die Geschäftsstelle Bezirke setzt sich         Regelmäßige, nachhaltige und res-
   Zivilgesellschaftliches Engagement           dafür ein, diese wichtige Infrastruktur           sortübergreifende Zusammenarbeit
schafft auch unter den derzeitigen              zu unterstützen. Im Juni 2020 haben               der für die Themenbereiche relevan-
SARS-CoV-2-Bedingungen gesellschaft-            der Paritätische Berlin, der Verband für          ten Verwaltungen mit festen An-
lichen Zusammenhalt. Die Zivilgesell-           sozial-kulturelle Arbeit e. V. LV Berlin, die     sprechpartnerinnen in Landes- und
schaft trägt entscheidend zum Funk-             Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwil-            Bezirksverwaltungen.
tionieren unseres Sozialstaates bei, der        ligenagenturen e. V. (bagfa) und der Ver-         Vernetzung existierender und neuer
wegen drohender sozialer Isolation,             ein zur Förderung von Selbsthilfe-Kon-            Förderprogramme, um Parallelstruk-
Armut, Krankheit und Unsicherheit in-           taktstellen e. V. (Selko) deshalb ein Posi-       turen zu vermeiden.
folge von Kontaktbeschränkungen be-             tionspapier entwickelt.                           Unterstützung fachverbandlicher
sonders gefragt ist.                               In diesem fordern sie die Verantwort-          Leistungen.
   Eine wichtige Rolle spielt hier der          lichen in Politik und Verwaltung auf, die         Stärkung von Flexibilität und innova-
Dreiklang aus Stadtteilzentren, Selbst-         soziale Infrastruktur nachhaltig zu stär-         tiven Ansätzen hinsichtlich der Aus-
hilfekontaktstellen und Freiwilligen-           ken. Denn nur eine dauerhafte Investi-            gestaltung und Vernetzung von An-
agenturen. Er bildet eine gemeinsame            tion in systemrelevante Organisationen            geboten aller drei Bereiche.
berlinweite, tragfähige, soziale Infra-         schafft die Basis für eine starke wirk-                  Lea Winning, Selbsthilfe beim Paritätischen Berlin
struktur, die in Krisen flexibel und er-        same Kooperation der Akteure, gerade
folgreich funktioniert. Angesichts der          in Krisenzeiten! Das heißt konkret:
Herausforderungen haben sie dies be-
eindruckend unter Beweis gestellt,                Sicherung und Ausbau der bestehen-             Wissenswertes
schnell alternative Angebotsmöglich-              den landesgeförderten Strukturen
                                                                                                 Das komplette Positionspapier finden
keiten geschaffen sowie gemeinsam                 sowie die Erarbeitung gesamtstäd-
                                                                                                 Sie unter diesem Link:
neue Anlaufstellen für freiwilliges Enga-         tischer und sozialraumorientierter
                                                                                                 https://bit.ly/30UrOv9
gement rund um Corona gebildet.                   Konzepte.

Spende des vietnamesischen Vereins Sen vàng Berlin
Corona-Schutzausrüstung für Stadtteilzentren und Selbsthilfekontaktstellen

I
  n Berliner Stadtteilzentren, Nachbar-         stellt, um arbeiten unter strenger Be-          Paar Einweghandschuhe. Sie werden an
  schaftshäusern und Selbsthilfekon-            rücksichtigung von Abstandsregeln und           Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstel-
  taktstellen können – neben den zahl-          Hygienemaßnahmen vor Ort arbeiten               len und Angebote der niedrigschwelli-
reichen digitalen und telefonischen Be-         zu können. Unterstützung erhielt der            gen Wohnungslosenhilfe verteilt und
ratungsangeboten – nun auch wieder              Krisenstab der Senatsverwaltung für In-         dann von diesen an Bürgerinnen und
Beratungsangebote vor Ort stattfinden.          tegration, Arbeit und Soziales in diesem        Bürger weitergegeben.
Um sich und die Besuchenden weiter-             Zusammenhang durch den Verein Sen                 Die Übergabe der Schutzausrüstung
hin vor einer Ansteckung zu schützen,           vàng Berlin. Der vietnamesische Ver-            fand am 25. Mai 2020 gemeinsam mit
haben die Träger der Häuser und Kon-            ein spendete insgesamt 10000 wieder-            dem spendenden Verein, dem vietna-
taktstellen eigene Hygienekonzepte er-          verwendbare Stoffmasken und 10000               mesischen Botschafter S.E. Dr. Minh Vu

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                                            11
Geschäftsstelle Bezirke

                                                                                      v. l.: Ehrenamtliche des Vereins Sen vàng
                                                                                      Berlin, vietnamesischer Botschafter
                                                                                      S.E. Dr. Minh Vu Nguyen, der Regierende
                                                                                      Bürgermeister von Berlin Michael Müller,
                                                                                      Claudia Hering, Stadtteilzentrum Pankow,
                                                                                      Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin
                                                                                      Paritätischer Berlin        Foto: Anne Jeglinski

Nguyen, dem Regierenden Bürgermeis-       freuen uns sehr, dass der Verein Sen        struktur essentiell für Berlin, und die
ter von Berlin, Michael Müller, sowie     vàng Berlin die Menschen in Berlin mit      Spende erleichtert die Arbeit enorm.«
Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführe-   dieser Spende unterstützt. Die Masken         Als Kooperationspartner im Infra-
rin des Paritätischen Berlin, und Clau-   und Handschuhe werden an Menschen           strukturförderprogramm Stadtteilzent-
dia Hering, Bereichsleiterin Kinder-,     weitergegeben, die sich diese nicht so      ren, IFP STZ, übernimmt die Geschäfts-
Jugend- und Gemeinwesenarbeit im          einfach leisten können. Gerade die Be-      stelle Bezirke die Verteilung von je
Stadtteilzentrum Pankow, statt.           reiche der Stadtteilarbeit, der Selbst-     100 Einmalhandschuhpaaren und 100
   Dr. Gabriele Schlimper, Geschäfts-     hilfe und der niedrigschwelligen Woh-       Schutzmasken an Stadtteilzentren und
führerin des Paritätischen Berlin: »Wir   nungslosenhilfe sind als soziale Infra-     Selbsthilfekontaktstellen.

Corona: Was ändert sich im Engagement?
Fachaustausch und Diskussion zu Auswirkungen der Pandemie auf das freiwillige Engagement

W
          elche Auswirkungen hat die      Hilfe. Im Anschluss wurden in parallelen    Wie kann der Gesundheitsschutz umge-
          Corona-Pandemie auf das         Workshops verschiedene Aspekte der          setzt werden? Wie können Zielgruppen
          freiwillige     Engagement?     Corona-Auswirkungen auf das Engage-         trotz Einschränkungen erreicht wer-
Mehr als 60 Teilnehmende kamen am         ment in den Blick genommen: Mit den         den? Experten waren Sebastian Wegner,
3. Juni 2020 zu einer gemeinsamen Sit-    Expertinnen und Experten Gül Yavuz          Volkssolidarität Landesverband Berlin
zung des Arbeitskreises Freiwilliges      von der oskar – Freiwilligenagentur         e. V. und Frank Balzer, Mittelhof e. V.
Engagement des Paritätischen Wohl-        Lichtenberg und Friedemann Bumblies            Im Anschluss wurde auf die Gemein-
fahrtsverbands Berlin und des Fachkrei-   vom Give Something Back to Berlin           same Sache – Berliner Freiwilligen-
ses Freiwilligenmanagement des Lan-       wurden Veränderungen, die Digitalisie-      tage und die Berliner Engagement-
desnetzwerks Bürgerengagement Ber-        rung von Engagement, neue Engage-           woche aufmerksam gemacht, die vom
lin zusammen, um über diese Frage zu      mentformen und Wege der Gewinnung           11. bis 20. September unter dem Motto
diskutieren und sich über Handlungs-      von Freiwilligen diskutiert.                »Lern.Ort.Engagement« stattfinden.
ansätze sowie Praxistipps auszutau-         Coronabedingte Veränderungen der          Der nächste Arbeitskreis Freiwilliges En-
schen. Der Termin fand in Form einer      Arbeit im Freiwilligenmanagement und        gagement des Paritätischen Berlin fin-
Webkonferenz statt.                       in der Freiwilligenkoordination wurden      det am 2. September 2020 voraussicht-
   Zunächst berichtete Andrea Brandt,     mit Daniel Büchel, Stiftung Unionhilfs-     lich ebenfalls als Webkonferenz statt. In-
Leiterin der FreiwilligenAgentur Fried-   werk Berlin, und Katja Eichhorn, Caritas-   teressierte Lesende der Online-Ausgabe
richshain-Kreuzberg Willma und Spre-      verband für das Erzbistum Berlin e. V.,     können sich vorab noch schnell bei Nik-
cherin der Landesarbeitsgemeinschaft      beleuchtet. Im dritten Workshop wur-        las Alt, Geschäftsstelle Bezirke, unter der
der Freiwilligenagenturen Berlin, über    den Auswirkungen auf das sogenannte         E-Mail-Adresse alt@paritaet-berlin.de an-
die Arbeit der bezirklichen Koordinie-    analoge Engagement besprochen: Wie          melden.
rungsstellen für ehrenamtliche Corona-    ändert sich das Engagement vor Ort?           Niklas Alt, Freiwilliges Engagement beim Paritätischen Berlin

   Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
12	
Geschäftsstelle Bezirke

Sechs neue Stadtteilzentren
Ausweitung von Stadtteilarbeit: neue Häuser im Infrastrukturförderprogramm Stadtteilzentren

S
       tadtteilzentren sind bewährter Be-     zen und damit aktive Nachbarschaften,        neuen Rahmenfördervertrag ab 2021
       standteil der gesamtstädtischen        lebendige Kieze und stabile Sozialstruk-     und dienen dazu, Mindestvorausset-
       Infrastruktur zur Förderung nach-      turen als Voraussetzungen für Demokra-       zungen und Rahmenbedingungen für
barschaftlichen Zusammenlebens und            tie und Teilhabe zu ermöglichen.             im IFP STZ geförderte Stadtteilzentren
sozialraumorientierter Entwicklung. Am           Fachlich-inhaltliche Grundlagen für die   zu definieren. Stadtteilzentren verste-
1. Juli 2020 haben sechs neue landes-         Arbeit aller senatsgeförderten Stadt-        hen sich hiernach als parteipolitisch
geförderte Stadtteilzentren in den Bezir-     teilzentren sind neben den »Struktur-        und konfessionell unabhängige Orte,
ken Marzahn-Hellersdorf, Friedrichshain-      empfehlungen für Selbsthilfekontakt-         die Selbstorganisation, nachbarschaft-
Kreuzberg, Reinickendorf, Lichtenberg,        stellen« die »Rahmenbedingungen für          liches Zusammenleben, freiwilliges En-
Neukölln und Steglitz-Zehlendorf ihre         die Gestaltung und Ausrichtung ge-           gagement und demokratische Teilhabe
Arbeit aufgenommen. Die Senatsverwal-         samtstädtisch geförderter Stadtteil-         in der Nachbarschaft unterstützen. Sie
tung für Integration, Arbeit und Soziales     zentren«. Diese wirkungsorientierten         arbeiten zielgruppen-, generations-
fördert mit dieser Ausweitung wichtige        Empfehlungen wurden in einem par-            sowie bereichsübergreifend und grei-
gesamtstädtische Rahmenbedingungen            tizipativen Prozess von Oktober 2019         fen wesentliche Themenbereiche städ-
für tragfähige Strukturen der sozialen Da-    bis Mai 2020 erarbeitet. Sie entstan-        tischer Lebensrealität auf.
seinsvorsorge. Die Basisförderung schafft     den unter Federführung der Senats-              Mit nun insgesamt 36 gesamtstäd-
eine Grundlage für eine wirkungsorien-        verwaltung für Integration, Arbeit und       tisch geförderten Stadtteilzentren und
tierte, professionelle und bedarfsge-         Soziales, des Verbands für sozial-kultu-     den kooperierenden Selbsthilfekon-
rechte Stadtteilarbeit. Ziel ist es weiter-   relle Arbeit e. V. und des Paritätischen     taktstellen kann ein zentraler Bestand-
hin, Potenziale der Bewohnerinnen und         Berlin sowie unter aktiver Beteiligung       teil der sozialen Infrastruktur des Lan-
Bewohner zu mobilisieren sowie bürger-        der Berliner Stadtteilzentren und Nach-      des Berlin ausgeweitet werden.
schaftliches Engagement zu unterstüt-         barschaftshäuser. Diese flankieren den              Anika Göbel, Stadtteilarbeit beim Paritätischen Berlin

Unterstützung, die ankommt!
Stadtteilzentrum bot langzeitarbeitslosen Menschen die Möglichkeit, Masken in einer Nähwerkstatt zu fertigen

D
        ie Bundesagentur für Arbeit
        hatte die Jobcenter ersucht, ab
        dem 18. März 2020 die Maßnah-
men für Langzeitarbeitslose, wie Ein-
Euro-Jobs, auszusetzen. Viele Langzeit-
arbeitslose waren nun von ihren Ein-
satzstellen und der Gestaltung einer
Tagesstruktur abgeschnitten und hin-
gen in der Luft. Stadtteilzentren boten
und bieten hier in mehrfacher Hinsicht
Unterstützung und Hilfen während der
Corona-Krise. Als Beispiel stellen wir die         Nähwerkstatt                                                                Foto: Markus Pleyer
Masken-Nähwerkstatt in Marzahn, die
Kiek in gGmbH im Kieztreff West, vor.
Ein-Euro-Jobberinnen, die hier sonst          rekt in der Nachbarschaft entstanden         das Jobcenter Marzahn-Hellersdorf Mas-
an Maßnahmen teilnehmen, konnten              auf diese Weise die begehrten Hilfsmit-      ken aus heimischer Produktion kaufte.
mit Stoffspenden und Nähmaschinen             tel zur kostenlosen Abgabe an sozial be-     Ein schönes Beispiel gelebten Engage-
Masken für die Nachbarschaft fertigen.        nachteiligte Menschen. Die Nähwerk-          ments im Gemeinwesen.
Neben der sinnvollen Beschäftigung di-        statt funktioniert so effizient, dass auch                Markus Pleyer, Arbeit beim Paritätischen Berlin

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                                         13
Geschäftsstelle Bezirke

Die Freiwilligenagentur Spandau nimmt ihre Arbeit auf
Das Team wird im Westen von Berlin Freiwillige und Unternehmen zu Engagementformen beraten

                                                                           gen und zeigen Wege auf, wie sich Unternehmen gemeinwohl-
                                                                           orientiert einbringen können. Zielgruppenübergreifend und
                                                                           teilhabeorientiert, entwickeln sie beispielgebende Engage-
                                                                           mentprojekte und nehmen gesellschaftliche Entwicklungen in
                                                                           ihre Arbeit auf: von inklusiven Projekten über das Engagement
                                                                           von und mit Geflüchteten bis hin zu Koordinierungsstellen in
                                                                           der Corona-Hilfe. Enge Kooperationen mit anderen Akteuren
                                                                           in den Bezirken und auf Landesebene sind dabei notwendig.
                                                                           Sie sind zuverlässige Partner für Politik und Verwaltung bei der
                                                                           nachhaltigen Stärkung des freiwilligen Engagements.
                                                                             Dies wird in Spandau ebenso rasch erreicht sein, denn die
                                                                           »Hürdenspringer« arbeiten seit einigen Jahren im Bezirk und
                                                                           haben mit den Projekten Hürdenspringer Spandau und Hür-
Team v. l.: Vanessa Dörries, Stefanie Corogil, Matthias Bánffy            denspringer Spandau Netzwerkfonds bereits stabile Netz-
                                              Foto: Patricia Kalisch      werke geschaffen und gelingendes Ehrenamt kontinuierlich
                                                                           gefördert. Auch die bezirkliche Koordinierungsstelle für die
                                                                           ehrenamtliche Corona-Hilfe wurde gemeinsam mit weiteren

A
        m 22. Juli 2020 gab es den offiziellen Startschuss für die         Akteuren aus dem Bezirk aufgebaut. Das Team der neuen Frei-
        Freiwilligen-Agentur Spandau. Beauftragt wurde hier-               willigenagentur besteht aus Matthias Bánffy und Stefanie Co-
        mit die Stiftung Unionhilfswerk Berlin, die bereits in Rei-        rogil, die als Tandem die Leitung übernehmen, sowie aus Va-
nickendorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick gut etablierte                nessa Dörries.
Freiwilligenagenturen für die jeweiligen Bezirke unterhält.                  Bis Ende 2020 heißt es nun, passende Räume zu finden und
  Freiwilligenagenturen informieren, beraten und qualifizie-               bezugsfertig zu machen, die Öffentlichkeitsarbeit auszubauen
ren Menschen, die sich engagieren möchten, und vermitteln                  und in gemeinsamen Workshops mit dem Bezirksamt Span-
in Tätigkeiten, die zu ihren Vorstellungen und Fähigkeiten                 dau die Visionen für die nächsten fünf Jahre zu entwickeln.
ebenso wie zu Bedarfen vor Ort passen. Sie beraten und be-                                                   Stefanie Corogil, Freiwilligenagentur Spandau, und
gleiten Organisationen bei der Zusammenarbeit mit Freiwilli-                                               Anika Göbel, Stadtteilarbeit beim Paritätischen Berlin

Netzwerk »Friedrich & Mehr« mit Picknick gestartet
Gemeinsam Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität entwickelt: Bewegungsangebote für den Mehringkiez

W
           egen der Corona-Pandemie                  besserung der Lebensqualität durch ge-       Austausch und Kennenlernen der viel-
           musste der ursprüngliche                  meinwesenorientierte Kooperationen           fältigen Akteure: von Outreach Mobile
           Kick-off-Termin des neuen                 beizutragen. Das Netzwerk wird vom           Jugendarbeit Berlin über den Fahrrad-
Kreuzberger Netzwerks »Friedrich &                   Quartiersmanagement am Mehring-              laden Monsieur Vélo bis hin zu Gesund-
Mehr« im März 2020 noch verschoben                   platz gefördert und von einer Steue-         heit Berlin-Brandenburg sowie dem
werden. Doch im Mai ging es mit einem                rungsrunde begleitet. Diese besteht aus      Kunst- und Kulturprojekt »feldfünf«.
kreativen Format unter freiem Himmel                 ImpactHub, der Geschäftsstelle Bezirke       Zum anderen wurden bereits erste
und unter Beachtung des Gesundheits-                 und der Paritätischen Mitgliedsorgani-       Schritte vereinbart: Noch im Sommer
schutzes endlich los: Zu einem Picknick              sation Wassertor e. V., die ebenfalls Pro-   sollte mit sportlichen Angeboten mehr
trafen sich lokale Organisationen, Unter-            jektträger ist. Damit wird an die erfolg-    Bewegung in den Mehringkiez ge-
nehmen, das Bezirksamt und der Paritä-               reiche Arbeit des Kieznetzwerks Kreuz-       bracht und dadurch gleichzeitig auf das
tische Berlin. Ziel des Netzwerks ist es,            berg angeknüpft, das rund um Wasser-         Netzwerk »Friedrich & Mehr« aufmerk-
gemeinsam rund um den Mehringplatz                   tor- und Moritzplatz angesiedelt ist. Das    sam gemacht werden.
und die südliche Friedrichstraße zur Ver-            erste Treffen diente zum einen dem             Niklas Alt, Freiwilliges Engagement beim Paritätischen Berlin

   Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
14	
Geschäftsstelle Bezirke

Videoproduktion für Partner
Onlineworkshop: bewegte Bilder für die Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage

W
          arum ist freiwilliges Engagement gerade in diesen
          Zeiten so wichtig? Wer engagiert sich in der Ge-
          meinsamen Sache – Berliner Freiwilligentage 2020,
vom 11. bis zum 20. September und was machen die eigentlich
genau? Wie können Berlinerinnen und Berliner aktiv dabei sein?
  In diesem Jahr möchten wir dazu anregen, sich diesen Fra-
gen auch einmal filmisch zu nähern. Denn in diesem Jahr gibt
es die Möglichkeit, sich mit digitalen Beiträgen, zum Beispiel
kurzen Videoclips, an der Gemeinsamen Sache zu beteiligen.
Dazu braucht es nur ein Smartphone und ein wenig Übung.
Um die Partner der Gemeinsamen Sache bei der Videopro-
duktion zu unterstützen, hat die Geschäftsstelle Bezirke im
Juli 2020 gemeinsam mit der Paritätischen Akademie einen
Onlineworkshop zur Videoproduktion angeboten. In dem
vierstündigen Workshop mit etwa 20 Teilnehmenden wurden
die wichtigsten Grundlagen zu technischen Voraussetzun-
gen, Bildgestaltung und Umgang mit hilfreichen Apps behan-
delt. Nun geht es an die Umsetzung. Wir sind auf die Beiträge
gespannt!                       Lea Winnig, Selbsthilfe beim Paritätischen Berlin   Videobearbeitung                       Screenshot: Nadine Wittek

                                                                    Foren und Netzwerke

Neue Studie: Bildung in stationären
Erziehungseinrichtungen
Ein gemeinsames Forschungsvorhaben von Kooperationspartnern will den Ist-Zustand erheben
und Handlungsempfehlungen ableiten

I
   nitiatoren des gemeinsamen For-                       gaben. Diese beziehen sich zum einen            same Verantwortung im Sinne einer Bil-
   schungsvorhabens sind das Diakoni-                    auf die formale Bildung, wie das Erler-         dungspartnerschaft von Familie, Schule
   sche Werk Berlin-Brandenburg-schle-                   nen grundlegender Fertigkeiten, zum             und Jugendhilfe geht.
sische Oberlausitz, der Paritätische Ber-                Beispiel Lesen und Schreiben, das Er-              Mit dem gemeinsamen Vorhaben
lin, das Institut für Innovation und Bera-               reichen von Schulabschlüssen und die            der beteiligten Kooperationspartner
tung an der Evangelischen Hochschule                     berufliche Bildung. Zum anderen be-             soll die Bildungssituation von Kindern
Berlin und die Paritätische Akademie                     treffen sie die unterschiedlichen außer-        und Jugendlichen in der stationären
Berlin.                                                  schulischen Bildungsprozesse. Insbe-            Erziehungshilfe untersucht werden.
   Alle Kinder und Jugendlichen müssen                   sondere letztere sowie die Begleitung           Aus Sicht der Jugendhilfe stellt die Er-
sich verschiedenen alterstypischen Ent-                  der formalen beziehungsweise schuli-            ziehung die wichtigste Grundlage für
wicklungsaufgaben stellen, so auch die-                  schen Bildung finden auch innerhalb             gelingende Bildungsprozesse dar. Das
jenigen Kinder und Jugendlichen, die in                  von stationären Einrichtungen der Er-           Ziel der Studie ist es, das Wissen über
der stationären Erziehungshilfe leben.                   ziehungshilfe statt. So rücken statio-          Bildungsprozesse in Erziehungsein-
Zu den Entwicklungsaufgaben zählen                       näre Einrichtungen der Erziehungshilfe          richtungen zu vergrößern und die viel-
unter anderem bildungsbezogene Auf-                      in den Fokus, wenn es um die gemein-            fältigen Bildungsaktivitäten im Feld

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                                        15
Foren und Netzwerke

der stationären Jugendhilfe darzustel-        die Forschenden ausgewertet und auf-          bung! Weiterführende Informationen
len. Dabei werden voraussichtlich im          bereitet werden.                              über die Studie gehen den Mitglieds-
Herbst 2020 eine Erhebung zum Status            Die Ergebnisse der Studie sollen in         organisationen schriftlich per E-Mail zu
quo der schulischen und beruflichen           einer Fachpublikation mit konkreten           und können zusätzlich im Referat Hilfen
Bildung sowie anschließend vertie-            Handlungsempfehlungen zur Stärkung            zur Erziehung und Familie angefordert
fende Vorstudien zu Bildungsverläufen         des Bildungsauftrags der Jugendhilfe          werden.
bei Kindern und Jugendlichen durch-           veröffentlicht werden. Aus den gewon-            Anna Zagidullin, Referentin Hilfen zur Erziehung und Familie
geführt.                                      nenen Erkenntnissen können dann Fol-                                                 beim Paritätischen Berlin
   Die Senatsverwaltung für Bildung, Ju-      geuntersuchungen abgeleitet werden,
gend und Familie sowie das Jugendamt          um Einblick in spezifische Fragestellun-       Wissenswertes
Lichtenberg als Vertreter der Berliner        gen zu erhalten.
                                                                                             Über den aktuellen Projektstatus
Jugendämter sind im Projektbeirat ver-          Wir laden alle interessierten Träger
                                                                                             informieren wir über die Internetseite
treten und unterstützen das Projekt ide-      der Jugendhilfe herzlich zur Mitwirkung
                                                                                             des Paritätischen Jugendhilfeforums:
ell. Sie leisten einen wichtigen Beitrag in   am Forschungsvorhaben ein und freuen
                                                                                             www.paritaetisches-jugendhilfeforum.de
der Bereitstellung von Daten, die durch       uns über rege Beteiligung an der Erhe-

Paritätisches Digitalforum und
Paritätisches Innovationsforum
Sich für die Zukunft wappnen und soziale Arbeit sichern – die Foren bieten die Plattform dafür

D
        er Paritätische Wohlfahrtsver-        satz von Social Media, das Know-how           ren und weiterzuentwickeln. Gestaltet
        band Berlin fördert gemeinsam         für kurze Videodrehs mit dem Smart-           wird es durch den Paritätischen Berlin,
        mit der Paritätischen Akademie        phone, darum, das Potenzial von Wer-          die Paritätische Akademie Berlin und
Innovation, Digitalisierung und Wir-          ten als Kompass in Krisen zu nutzen,          unseren Kooperationspartner better-
kungsorientierung. Wir bieten Zeitfens-       und um ganz praktische Tools für kolla-       place lab, der uns methodisch mit De-
ter und Treffpunkte für den Austausch         boratives Arbeiten, um größtmögliche          sign Thinking begleitet. Eingeladen sind
miteinander, für Reflexion und Informa-       Transparenz über Prozesse zu schaffen,        Mitarbeitende der Paritätischen Mit-
tion. Dabei wollen wir uns von Kreativi-      wenn etwa wegen des mobilen Arbei-            gliedsorganisationen. Wir werden über
tät, Mut und Offenheit für Neues leiten       tens nicht alle Kollegen vor Ort sind.        gegenwärtige und kommende Heraus-
lassen. Dafür gibt es das Paritätische Di-      Ein Beispiel ist das 2. Innovationsnetz-    forderungen diskutieren, Bedarfe im Be-
gitalforum und das Paritätische Innova-       werk, das am 5. Oktober 2020 stattfin-        reich Innovation und Wirkung erheben,
tionsforum.                                   den wird. Das Netzwerktreffen ist eine        vorhandene Potenziale in Ihren Organi-
   Das gesellschaftliche Umfeld der so-       Plattform, um sich über innovative Pro-       sationen herausarbeiten und konkrete
zialen Arbeit wird immer komplexer. Die       zesse auszutauschen, neue Entwick-            inhaltliche Impulse geben.
Einschränkungen durch die Eindäm-             lungen kennenzulernen, auszuprobie-            Anne Jeglinski, Innovation und Wirkung beim Paritätischen Berlin
mungsverordnungen und das Infek-
tionsschutzgesetz haben massive Aus-
wirkungen und kosten extrem viel Geld.
                                               Wissenswertes
Wir befürchten, dass als Folge von Co-
                                               Konkrete Veranstaltungstermine für diese und weitere Paritätische Foren finden
rona wieder eine Phase der Kürzungen
                                               Sie ab S. 76 oder auf der Internetseite der Paritätischen Akademie Berlin unter:
in der sozialen Arbeit bevorsteht! Des-
                                               https://akademie.org/seminare-kurse.html
wegen möchten wir unseren Mitglieds-
organisationen die Möglichkeit geben,          Bei Fragen und Anregungen können Sie sich wenden an:
Know-how zu sammeln und sich auf               Anne Jeglinski, Leiterin Geschäftsstelle Bezirke, Innovation und Wirkung,
die neue, gegebenenfalls raue Zeit aktiv       E-Mail: jeglinski@paritaet-berlin.de
vorzubereiten.
                                               oder an: Annette Loy, Teamleitung Seminare, Bildungsreferentin der
   In den Workshops und Treffen geht           Paritätischen Akademie Berlin,
es etwa um die Wirksamkeit von Öf-             E-Mail: loy@akademie.org
fentlichkeitsarbeit, den kritischen Ein-

   Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020
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Gesamtverband

Infokampagne zu Hartz IV
Sanktionsfrei und Paritätischer Gesamtverband fordern menschenwürdige, sanktionsfreie
und bedarfsdeckende Grundsicherung

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         it Großplakaten, die im Juli zehn Tage bundesweit
         an S- und U-Bahnhöfen hingen, haben Sanktionsfrei
         e. V. und der Paritätische Wohlfahrtsverband unter
dem Motto »HartzFacts« eine gemeinsame Informationskam-
pagne gestartet. Das Ziel: Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Be-
ziehenden auszuräumen. Ziel ist es, Betroffenen den Rücken
zu stärken und politischen Druck für eine menschenwürdige
Grundsicherung aufzubauen. Die beiden Organisationen for-
dern eine Abschaffung der Sanktionen und die deutliche An-
hebung der Regelsätze in der Grundsicherung auf ein bedarfs-
gerechtes Niveau von mindestens 600 Euro.

Hartz IV ist oft mit Vorurteilen verbunden
»HartzFacts – der Name der Kampagne ist bereits die Kern-
botschaft: Hartz 4 ist nicht einfach nur ein Volksbegriff für
eine staatliche Leistung. Hartz 4 ist Stigma, ist Meinung, ist
Urteil. Aber vor allem ist es ein Vorurteil! Wie so oft ist auch                 Ausschnitt aus der Kampagnenwebsite
diese Diskriminierung ein unbewusster und unterschwelliger                                       Screenshot: Paritätischer Gesamtverband e. V.
Prozess und gerade deswegen so gefährlich. Genau deshalb
machen wir diese Kampagne«, so Helena Steinhaus, Gründe-
rin von Sanktionsfrei e. V. Nach einer repräsentativen Umfrage     samtverbands. »Anstatt sich hinter Statistiken zu verstecken,
des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa vom März          sollte sich die Politik endlich den Menschen zuwenden.«
2020 sind Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Beziehenden in der
Bevölkerung nach wie vor weit verbreitet: Dass Hartz-IV-Bezie-     Die meisten halten Betrag für nicht ausreichend
hende bei der Jobauswahl zu wählerisch seien, glaubt mit 45        Die Kritik an der zu geringen Regelsatzhöhe wird durch ein
Prozent fast die Hälfte der Befragten und etwas über die Hälfte    weiteres Ergebnis der Forsa-Umfrage untermauert: So gehen
neigt der Aussage zu, dass Hartz-IV-Beziehende »nichts Richti-     die meisten Menschen nicht davon aus, dass die für Hartz IV
ges« zu tun hätten.                                                und für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde-
                                                                   rung vorgeschlagenen Regelsatzbeträge ausreichend sind,
Fakt: Nur ein Viertel der Beziehenden ist arbeitslos               um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Der Betrag,
Demgegenüber stehen die empirischen und statistischen Fak-         der im Durchschnitt der Befragten für nötig erachtet wird,
ten, nach denen nur rund ein Viertel der Hartz-IV-Beziehen-        liegt mit 728 Euro um 66 Prozent über dem Regelsatz, der
den tatsächlich arbeitslos ist, während der Großteil erwerbs-      nach den jüngst bekannt gewordenen Plänen des Bundes-
tätig, in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen oder            arbeitsministeriums ab 1. Januar 2021 gelten soll.
mit der Pflege oder Erziehung von Angehörigen beschäftigt
ist und daher dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zur Verfügung         Bedarfsgerechte Anhebung gefordert
steht.                                                             Konkret fordern Sanktionsfrei und der Paritätische eine be-
                                                                   darfsgerechte Anhebung der Regelsätze sowie eine vollstän-
Bedarf und Lebensrealität klaffen auseinander                      dige Abschaffung von Sanktionen: »Gemeinsam fordern wir
Die Pläne zur Neuregelung der Regelsätze zum 1. Januar 2021        ein System, das absichert und nicht verunsichert. Ein System,
werden scharf als absolut unzureichend kritisiert. »Es wäre ein    das die Menschen unterstützt, ihnen Mut macht und eine
Skandal und ein politisches Armutszeugnis sondergleichen,          menschenwürdige Grundsicherung garantiert«, heißt es auf
wenn Hilfebedürftige in Hartz IV und in der Grundsicherung         der gemeinsamen Kampagnenwebsite.
für alte und erwerbsgeminderte Menschen für weitere fünf                                             Gwendolyn Stilling, Paritätischer Gesamtverband e. V.
Jahre auf Beträge verwiesen werden, die mit Bedarf und Le-
bensrealität in Deutschland wirklich nichts zu tun haben. Es           Wissenswerts
darf nicht sein, dass Armut in Deutschland für weitere fünf
                                                                       Kampagnenseite mit Geschichten, Fakten und Vorurteilen
Jahre regierungsamtlich festgeschrieben wird«, kritisiert Ul-
                                                                       sowie einem Wissensquiz: https://hartzfacts.de
rich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Ge-

Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020	                                                                                                            17
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