Warum soziale Arbeit so wichtig ist - 70 Jahre Paritätischer Berlin - Quartal 2020 - Der Paritätische Berlin
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3. Quartal 2020 Warum soziale Arbeit so wichtig ist – 70 Jahre Paritätischer Berlin Seite 45 Seite 54 Seite 56 Pflegeausbildung Freiwilligentage Trägerwohnraum Kooperation über Matchingplattform 11. bis 20. September Förderung von Neubau
Lern.Ort.Engagement 11. bis 20. September 2020 make nails with heads #Freiwilligentage PAR_Freiwilligentage2020_PK_A6_V2.indd 2 25.06.20 14:58 Lern.Ort.Engagement 11. bis 20. September 2020 #Freiwilligentage PAR_Freiwilligentage2020_PK_A6_V2.indd 1 25.06.20 14:57 Lern.Ort.Engagement 11. bis 20. September 2020 #GemeinsameSache für Berlin PAR_Freiwilligentage2020_PK_A6_V2.indd 3 25.06.20 14:58
Vorwort Warum soziale Arbeit so wichtig ist 70 Jahre Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin W ir wollten mit Ihnen im Mai ein Paritätisch-rauschen- des Fest im Kammermusiksaal der Berliner Phil- harmonie feiern. Der Anlass: 70 Jahre Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin. Corona hat uns allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie haben sich ohne Verzögerung auf die neuen Bedingun- gen eingestellt, mit großem Engagement weitergearbeitet und Menschen unterstützt. Auch mit neuer Technik wie „Tel- kos“, „Vikos“ und Messenger-Diensten. Wo es möglich und sinnvoll war, wurde Homeoffice ausprobiert. Wo die Mensch- zu-Mensch-Beziehung notwendig war, haben Sie weiter Men- schen betreut und begleitet. Bei uns und bei der Zivilgesellschaft insgesamt hat Corona die Hilfsbereitschaft wachgeküsst! Das gemeinsame Wirken von ehrenamtlichem Engagement und hauptamtlicher sozia- ler Arbeit hat sich als wirksames Mittel gegen die Auswirkun- gen von Corona erwiesen. Dafür an Sie alle ein tiefempfunde- nes Dankeschön! Wir als Verband haben Sie, unsere Mitgliedsorganisationen, mit all unserer Kraft unterstützt, Schutzausrüstung organi- siert, verteilt und Verhandlungen mit der Verwaltung geführt. Barbara John Foto: Holger Groß / Der Paritätische Berlin Wir konnten die Weiterfinanzierung der sozialen Arbeit im Wesentlichen sichern. Das ist für Berlin unverzichtbar. Das geplante Fest zum 70-jährigen Bestehen in der Philhar- monie mussten wir zwar absagen. Feiern geht aber trotzdem. Wir sind mittlerweile nicht nur der größte Wohlfahrtsver- Wir begehen das Jubiläum mit kleinen Geschenken, die sie alle band in Berlin, wir sind auch der vielfältigste. Vielfalt kann auch in dieser Ausgabe des Paritätischen Rundbriefs finden. man auch so buchstabieren: unterschiedliche Meinungen So haben wir etwa die Aktion #berlinbessermachen ins achten und in der gemeinsamen Diskussion einen besseren Leben gerufen, mit der wir Menschen aus unseren Mitglieds- Weg finden. organisationen vorstellen, die sich für das soziale Berlin enga- gieren, es gibt eine Ausstellung zur Geschichte des Verban- des online unter www.berlinbessermachen.de sowie vor Ort PS: Ein herzliches Dankeschön an alle Mitgliedsorganisatio- in unserer Landesgeschäftsstelle. Dieser Paritätische Rund- nen, die uns zum Geburtstag gratuliert haben, es waren so brief erscheint erstmals in neuem Design – übersichtlicher, viele! mit neuen Themenfarben und mit weiterer, besser lesbare- rer Schrift. Eine Leseempfehlung ist das Stück, in dem einige Referentinnen des Verbandes berichten, wie sie die soziale Arbeit in Berlin konkret mitgestaltet haben, ab Seite 29. Und wir haben den Ort der Gründung des Verbandes in der Ihre ehemaligen Kinderklinik im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus besucht. Von damals zwölf sind wir aktuell auf 790 Mitglieds- organisationen gewachsen und jedes Jahr kommen mehr dazu. Barbara John Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 3
Inhalt Diese Rundbriefgeburtstagsausgabe erscheint im neuen Design. Die neuen Referatsthemen haben ab sofort eigene Farben, alle Themen des Landesverbands das bekannte Paritätische Blau. Foto: Patricia Kalisch Foto: Nadja Runge/ASS Geschäftsstelle Bezirke Ältere Menschen und Pflege Das Team der Freiwilligenagentur Spandau wird Freiwillige und Corona-Sommer: The Sax Puppets sorgen beim Hofkonzert der Unternehmen zu Engagementformen beraten Seite 14 Albert Schweitzer Stiftung für Abwechslung Seite 43 6 – 10 Landesgeschäftsstelle 48 – 51 Familie, Kinder und Jugendliche • Herzlich willkommen beim Paritätischen Berlin! • Kita in der Corona-Zeit • Save the Date: Mitgliederversammlung • Juwo mit Waldprojekt in der Corona-Zeit • Was uns bewegt: Dr. Gabriele Schlimper • Nachhaltiges Handeln in Wohngruppen der Jugendhilfe • Liga: Es gibt keine »Corona-Helden« erster und zweiter Klasse • Corona: Jugendhilfe fordert verlässliche Ansprechpartner • B&O Gruppe spendet Masken • PIA-Preis für Frauen mit Behinderung in Aktion 52 – 53 Frauen • Stiftung Deutsches Hilfswerk führt digitale Anträge ein • Umfrage: Angebotsänderungen durch Corona-Lockdown • Info: Dankeschönbrunch fällt 2020 corona-bedingt aus • Handlungsleitfaden zum Umgang mit häuslicher Gewalt 11 – 15 Neues aus der Geschäftsstelle Bezirke für Berliner Notfallrettung • Empfehlungen zur Stärkung sozialer Infrastruktur 54 Freiwilliges Engagement • Verein Sen vàng Berlin spendet Corona-Schutzausrüstung • Corona: Auswirkungen auf das freiwillige Engagement • Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage • Sechs neue Stadtteilzentren 55 Gesundheit • Stadtteilzentren unterstützen langzeitarbeitslose Menschen • Soziale Psychiatrie in der Corona-Zeit • Start für Freiwilligenagentur Spandau • Netzwerk mit Ideen für mehr Lebensqualität • Rote Nasen schenken Lachen und Zuversicht • Workshop Videoproduktion vor Freiwilligentagen 56 – 60 Menschen in Notlagen 15 – 16 Foren und Netzwerke • Förderung des Neubaus von Wohnraum für soziale Träger • Studie: Bildung in stationären Erziehungseinrichtungen • Berliner Mietendeckel als Chance • Neues vom Paritätischen Digitalforum und Paritätischen • L-Support: Verein gegen Gewalt an Frauen Innovationsforum • Straffälligen- und Opferhilfe in der Corona-Zeit • Unionhilfswerk mit Angeboten für wohnungslose Menschen 17 Gesamtverband • Wohnungsnotfallhilfe in der Corona-Zeit • Infokampagne: Fakten über Hartz IV 61 – 65 Menschen mit Behinderung 42 – 47 Ältere Menschen und Pflege • Corona: Spagat zwischen Anforderungen und Praxis • Teilhabe in der Corona-Zeit • Albert Schweitzer Stiftung veranstaltet Hofkonzerte • Schlichtung als Alternative zu langen Auseinandersetzungen • Silbernetz lädt zum Kongress ein • Erstes Treffen des Berliner Behindertenparlaments • Plattform für Kooperationen in Pflegeausbildung • Nestwärme plus hilft als Lieferant der Berliner Tafel aus • Albatros baut Videoberatung in Pflegestützpunkten aus • Eingliederungshilfe in der Corona-Zeit • 25 Jahre Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord • Pfefferwerk Stadtkultur bietet künstlerischen Projektraum Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 4
Inhalt 3. Quartal 2020 SCHWERPUNKT ParitaetBerlin Warum soziale Arbeit so wichtig ist Foto: Christine Müller-Zurek 70 Jahre Paritätischer Berlin Foto: Nina Peretz Menschen mit Behinderung Schwerpunkt Mitglieder und Unterstützende des Behindertenparlaments tra- 70 Jahre danach: Prof. Barbara John (l.) und Dr. Gabriele fen sich corona-kompatibel unter freiem Himmel Seite 63 Schlimper am Gründungsort Seiten 19 und 26 66 Migration • Verein IBBC zeigt Berufsperspektiven in der Pflege auf Seite 18 – 41 67 – 69 Nachbarschaftsarbeit und Bezirkliche Arbeit • Wo alles begann: Gründung in einer Kinderklinik • 25 Jahre Kindertheater in der Fabrik Osloer Straße • Chronik: Eckdaten aus 70 Jahren Geschichte • Theater der Erfahrungen mit Wanderausstellung • Dr. Holger Backhaus-Maul: Avantgarde ist weder • Kreuzberger Netzwerk stärkt Teilhabe für ältere Menschen gemütlich noch populistisch 70 Queer • Dr. Beatrice Kramm: Gemeinsame Ziele schaffen • Wohnprojekt für frauenliebende Frauen Fortschritt • Was leistet der Landesverband? Dazu der Regierende 71 Selbsthilfe Bürgermeister von Berlin, Senatorinnen, • Kontaktstellen PflegeEngagement beraten Angehörige Bezirksbürgermeister, Mitglieder und Vorstände • Geburtstag in der Corona-Zeit: alle Aktionen 72 – 74 Stiftung Parität Berlin • 15 Jahre Stiftung Parität Berlin – ein Interview • Fotoausstellung zur Geschichte – online und analog • Ausflug für Menschen mit dem Locked-in-Sydrom • Einblicke: Mitarbeitende schildern ihre größten Erfolge 74 – 78 Paritätische Akademie Berlin • Blick voraus: Innovation und digitale Transformation • Neuer Geschäftsführer • Vielfalt: klein, groß, neu, alt – unter Paritätischem Dach • Studienangebote sind Mitglieder in unterschiedlichen Bereichen aktiv • Termine Paritätische Foren • #berlinbessermachen: Porträts Engagierter • Weitere Veranstaltungen • Danke für die Blumen! 79 – 80 Bildungswerk Brandenburg 81 – 87 Service Wir nutzen eine Genderschreibweise, die auch • Neue Mitglieder und Änderungen Barrierefreiheit und eine gute Lesbarkeit ermöglichen • Paritätjob soll. Die Bezeichnung von Personengruppen schließt so- • Wettbewerbe und Förderpreise wohl männliche, weibliche als auch lesbische, schwule, • Impressum bisexuelle sowie trans- und intergeschlechtliche • Fachgruppen und Arbeitskreise Menschen (LSBTI) explizit mit ein. • Telefonverzeichnis Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 5
Landesgeschäftsstelle Herzlich willkommen beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin! Astrid Lück verstärkt seit 1. Februar als Projektmitarbeiterin den Bereich Familie, Frauen und Mädchen im Verband Mit welchen Erwartungen sind Sie Traumhaft ist mein neuer Arbeitsweg: zum Paritätischen Berlin gekommen? Zehn Minuten mit dem Fahrrad und die Die angekündigte Themenvielfalt von Kita liegt auf halber Strecke. Frauengesundheit und Familienför- derung bis hin zu Gewaltprävention, Wie viele Namen von Kolleginnen und mit vielen Organisationen im Frauen-, Kollegen konnten Sie sich bereits mer- Mädchen- und Familienbereich in Kon- ken? takt zu stehen und zudem politische Auf der ersten Etage kenne ich nach Interessenvertretung und Netzwerk- vier Monaten nun alle Namen und da- arbeit leisten zu können, fand ich sehr rüber hinaus hatte ich dank der vielfäl- reizvoll. Und dazu ist der Paritätische tigen Anfragen der Mitgliedsorganisa- Wohlfahrtsverband Berlin ein familien- Astrid Lück Foto: Anja Wotzlaw tionen bereits Kontakt zu Mitarbeiten- freundlicher Arbeitgeber. den aus anderen Etagen, zur Geschäfts- stelle Bezirke in der Kollwitzstraße und Auf welche Aufgaben freuen Sie sich gruppe Frauen, die ich begleite, viele zum Gesamtverband. Hier zeigte sich besonders? Was gehört eher zum interessante Vorhaben geplant. Gene- der Querschnittscharakter der Themen Pflichtprogramm? rell haben mich die Vielfalt der Aufga- Frauen und Mädchen. Außerdem habe Besonders freue ich mich darauf, mich ben und die Möglichkeiten des Arbeits- ich beispielsweise mit Kay Schulze und mit den Mitgliedsorganisationen auszu- feldes positiv überrascht. Christian Weßling vom Digitalteam des tauschen und sie bei ihren vielfältigen Gesamtverbands bereits ein Webinar zu Anliegen zu unterstützen. Die Pflege Was haben Sie in Ihr neues Büro mit- Hate Speech und Shit Storms gegeben des Extranets PariExtra gehört aktuell gebracht? und meine Erfahrungen aus der Praxis eher zum Pflichtprogramm, ist aber na- Ich sitze in einem Zweierbüro, zum beisteuern können. Und auch die Zeit türlich wichtig. Wohlfühlen musste ich nicht viel beitra- der Corona-Einschränkungen sorgte gen. Lediglich Tee und Maiswaffeln für für Kontakt zu neuen Kolleginnen. Hier Was wünschen Sie sich für Ihr erstes zwischendurch habe ich mitgebracht. kam ich oft sehr früh ins Büro, und mein Jahr beim Paritätischen Berlin? Mann übernahm die Kinderbetreuung. Von den Kolleginnen und Kollegen, Sind Sie auch neu in die Stadt gekom- Wenn man als eine der ersten im Büro aber auch den Mitgliedsorganisationen men, oder haben Sie nur den Job ge- sitzt, lernt man sich auch kennen. bin ich sehr freundlich willkommen ge- wechselt? heißen worden – das war wunderbar! Ich wohne schon einige Jahre in Berlin Wo hat man die besten Chancen, Sie Diese Stimmung in der Zusammen- und bin nach meiner zweiten Elternzeit nach Dienstschluss anzutreffen? arbeit wünsche ich mir für das ganze wieder in den Beruf eingestiegen. Davor Zum Beispiel draußen, also auf dem nächste Jahr. Die Themen Frauen und war ich bei der TU Berlin im Pressebe- Spielplatz oder in einem Park, im Mädchen sind Querschnittsthemen, reich und davor viele Jahre Referentin Schwimmbad oder in der Eisdiele. so wurden mir gleich viele Verbindun- bei der Frauenrechtsorganisation Terre gen zu anderen Referaten aufgezeigt. des Femmes. Deshalb sind mir viele Was sollten die neuen Kollegen unbe- Zudem sind in den beiden Arbeits- Themen im Bereich Frauen und Mäd- dingt von Ihnen wissen? kreisen AK Familienbildung/Familien- chen insbesondere im Anti-Gewalt-Be- Ich freue mich sehr auf den persönli- stärkung und AK 218 sowie der Fach- reich, aber auch Gleichstellung vertraut. chen Austausch. Paritätische Mitgliederversammlung 2020 Liebe Mitglieder, wir sind gerade dabei, unsere diesjährige Mit- Die Versammlung findet voraussichtlich im Zeitraum Ende Novem- gliederversammlung so zu organisieren, dass sie entsprechend der ber bis Anfang Dezember statt. Über die Veranstaltungsform und Vorgaben zum Umgang mit Corona durchgeführt werden kann. den -ort informieren wir Sie in Kürze. Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 6
Landesgeschäftsstelle Was uns bewegt Von Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin Corona-Tests Die Gesundheitsämter sehen sich für eine zweite Welle der Corona-Pandemie unzureichend ausgestattet – das macht mir große Sorgen! Insbesondere unter- schiedliche Regelungen der zwölf Ge- sundheitsämter in der Stadt erschwe- ren die Arbeit sozialer Einrichtungen und ambulanter Dienste. Diese Büro- kratie kostet viel Zeit und Kraft, die ge- meinnützige Träger gerade jetzt nicht haben. Bei Verdachtsfällen auf eine Co- vid-19-Erkrankung können für zehn Mitarbeitende zehn unterschiedliche Regelungen etwa zu Quarantäne oder Tests gelten, je nachdem, in welchem Bezirk sie wohnen. Das macht etwa eine verlässliche Personalplanung unmög- lich. Da muss es eine sinnvollere, prak- tikable Lösung geben. Der Wohnort al- lein sollte nicht entscheidend sein, auch der Arbeitsort sollte berücksichtigt wer- den. Eine einheitliche Regelung für Ber- lin wäre sicher für alle hilfreich. Heldenprämie und Hauptstadtzulage In der jetzt geplanten Form bleibt die Heldenprämie ein unsäglicher Akt! Für Dr. Gabriele Schlimper Foto: Nina Peretz mich sind neben den engagierten An- gestellten im kommunalen Bereich auch die Mitarbeitenden der sozialen sollte – selbstverständlich – ebenso Mit- dadurch nur eingeschränkt möglich? Träger und ganz besonders die Ange- arbeitenden der sozialen Arbeit zur Ver- Wie fahren die Werkstätten für Men- hörigen kranker oder betreuungsbe- fügung stehen, die im Auftrag des Lan- schen mit Beeinträchtigungen wieder dürftiger Menschen Helden. Wie viele des Berlin für Menschen im Einsatz sind. hoch? Wie werden Besuche in Pflege- Familien oder Alleinlebende haben ihre Denn welches Signal geht sonst an Ber- einrichtungen sicher organisiert? Wie Angehörigen, die plötzlich nicht mehr linerinnen und Berliner, die in sozialen sieht es nach den Ferien in den ersten in die Tagespflege oder in die Werkstät- Einrichtungen freier Träger tätig sind? Wochen des Schulstarts aus? Wie re- ten für Menschen mit Beeinträchtigun- Wir lehnen diesen Weg in eine Zwei- agieren wir bei einer möglichen zweiten gen gehen konnten, zu Hause betreut! Klassen-Gesellschaft ab. Welle? Wir wollen vorbereitet sein – und Das sind die wahren unsichtbaren Hel- werden doch auch wieder improvisie- den der Gesellschaft. Des Pudels Kern Vorausschauen ren müssen. Wohnungsnot und Mieten- aber ist die Hauptstadtzulage. Durch Im Frühjahr galt es, die Krise zu bewäl- deckel, Arbeit, Bildung und Bundesteil- die Heldenprämie ist es gelungen, dass tigen. Jetzt organisieren wir Bedingun- habegesetz: das sind Themen, die alle niemand mehr über die Hauptstadtzu- gen, unter denen die verschiedenen betreffen. Unabhängig von Corona blei- lage redet. Aber wir. Woher kommt das Bereiche nach der Corona-Anfangszeit ben diese Themen – oder werden sogar Geld? Ich gönne jedem einzelnen Mit- wieder aktiviert werden können. Was ist noch wichtiger. Wir bleiben am Ball – arbeitenden dieser Stadt diese 150 Euro machbar, wo sind die Grenzen etwa aus für unsere Mitgliedsorganisationen und brutto mehr im Monat, aber dieses Geld Gesundheitsgründen? Was ist vielleicht alle Menschen in dieser Stadt! Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 7
Landesgeschäftsstelle Es gibt keine »Corona-Helden« erster und zweiter Klasse Stellungnahme der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin vom 20. Mai 2020 A uch die systemrelevanten Mit- Doch dieses besondere Engagement Aus Sicht der Wohlfahrtsverbände der arbeitenden freier Träger verdie- gibt es nicht nur in landeseigenen Be- LIGA Berlin darf es in der Bundeshaupt- nen finanzielle Anerkennung. trieben, sondern genauso auch bei stadt jedoch keine Helden erster und Die geplante Corona-Prämie des Berli- freien, gemeinnützigen Trägern. Mit- zweiter Klasse geben. Alle Mitarbeiten- ner Senats lässt Mitarbeitende freier, ge- arbeitende in Kitas, Krankenhäusern, den im Gesundheits- und Sozialwesen, meinnütziger Träger außer Acht, die sich Pflegeheimen, Einrichtungen der Woh- die sich gesundheitlichen Risiken aus- trotz gesundheitlicher Risiken für hilfs- nungslosenhilfe und Jugendhilfe, in setzen, verdienen jetzt die »Heldenprä- bedürftige Menschen einsetzen. Unterkünften für Geflüchtete, in Einrich- mie«, egal, ob sie in landeseigenen oder Der Senat plant derzeit, Angestellten tungen für Menschen mit Behinderung gemeinnützigen Einrichtungen arbei- des Landes eine Corona-Prämie auszu- und für psychisch kranke Menschen, in ten. Daher fordern wir, dass sich das zahlen. Diese soll eine Anerkennung Beratungsstellen und viele mehr setzen Land Berlin verantwortlich zeigt und dafür sein, dass sich beispielsweise sich täglich für Menschen ein – natürlich seine Prämie auch allen systemrelevan- Ärzte, Pflegekräfte, Mitarbeitende in im persönlichen Kontakt, trotz der Risi- ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kitas oder Gesundheitsämtern wegen ken. Sie erbringen diese Leistungen, und gemeinnütziger Träger zahlt und damit der Corona-Pandemie besonderen In- das muss jedem bewusst sein, im Auf- ein wichtiges Signal der Wertschätzung fektionsrisiken aussetzen müssen. Die trag des Landes Berlin und das genauso sendet. Verbände der LIGA Berlin begrüßen gut wie die Mitarbeitenden in den lan- Eine ähnliche Problemlage gibt es im diese Anerkennung. deseigenen Einrichtungen. Bereich der Altenpflege. Pflegekräfte der ambulanten und stationären Alten- pflege sollen eine Corona-Prämie von 1.500 Euro erhalten. Davon zahlen die Pflegekassen 1.000 Euro. Die restlichen 500 Euro kann das Land übernehmen. Dies haben acht Bundesländer bereits zugesagt. Das Land Berlin will jedoch offensichtlich davon nur 250 Euro über- nehmen. Die restlichen 250 Euro sollen die Pflegeanbieter beitragen. Das hat aber einen Haken: Freie, gemeinnützige Träger können aus steuerrechtlichen Gründen, anders als private Einrichtun- gen, keine Gewinnrücklagen für even- tuelle Personalkosten bilden, aus denen sie eine zusätzliche Prämie finanzieren könnten. Daraus folgt: Pflegekräfte der freien, gemeinnützigen Träger zögen den Kürzeren. Dr. Gabriele Schlimper und Thomas Wagner Foto: Nina Peretz Wir fordern deshalb das Land Berlin auf, ein eindeutiges Signal an die Pfle- gekräfte der Altenhilfe in dieser Stadt Danke! zu senden und sich umfassend mit 500 Euro an der Pflegeprämie für Mitarbei- Eine großzügige Spende für unsere Mitgliedsorganisationen: Tho- tende zu beteiligen, genauso, wie das mas Wagner, Geschäftsführer der B&O Gruppe, einem Dienstleister andere Bundesländer, zum Beispiel der Wohnungswirtschaft in Berlin, hat unserer Geschäftsführerin Brandenburg, bereits getan haben. Dr. Gabriele Schlimper am 26. Mai 510 FFP2-Masken übergeben. Sie kamen unter anderem Beratungsstellen und Pflegeeinrichtun- Oliver Bürgel, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt gen zugute. Landesverband Berlin und in dieser Funktion der aktuell Vorsitzende der LIGA Berlin Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 8
Landesgeschäftsstelle Paritätischer Preis für Frauen mit Behinderungen in Aktion Nominierungs-Aufruf in Leichter Sprache Frauen mit Behinderungen werden oft benachteiligt, wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Behinderung. Frauen mit Behinderungen erfahren besonders oft Gewalt. Und sie leben häufiger allein als Männer mit Behinderungen. Frauen mit Behinderungen haben weniger Geld als andere Bevölkerungs-Gruppen in Deutschland. Frauen mit Behinderungen sind also besonders oft von Einsamkeit und Armut betroffen. Preis für besondere Leistungen Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin möchte die Leistungen von Frauen mit Behinderungen würdigen. Deshalb vergibt der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin einen Preis an engagierte Berlinerinnen mit Behinderungen: den Paritätischen Preis für Frauen mit PIA-Preis Foto: Kathrin Zauter Behinderungen in Aktion, kurz PIA. Mit PIA sollen die Leistungen von Frauen mit Behinderungen sichtbar gemacht und gestärkt werden. Der Preis PIA wird im Jahr 2020 wieder an 4 Frauen mit Behinderungen vergeben. Die Preis-Trägerinnen bekommen 4.000 Euro Preis-Geld. Und sie bekommen einen Pokal, die Berliner Bärin »PIA«. Jetzt sind Sie dran: Nominieren Sie Frauen mit Behinderungen aus Berlin, die sich besonders für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, also eine Gesellschaft, an der alle mitwirken können. Bewerbung und Preisverleihung Bitte nutzen Sie für Ihre PIA-Vorschläge 2020 unser Bewerbungs-Formular in Leichter Sprache. Schicken Sie das ausgefüllte Formular an pia@paritaet-berlin.de. Bei Fragen erreichen Sie uns unter 030 86 00 15 56. Wir nehmen die Vorschläge und Bewerbungen für PIA nur zwischen dem 3. August und 15. Oktober 2020 an. Die Preis-Verleihung findet am 28. November 2020 statt. Weitere Informationen zur Preis-Verleihung folgen noch. Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge für den Preis PIA 2020! Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 9
Landesgeschäftsstelle Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW) geht online Voraussichtlich ab Oktober 2020 führt das DHW ein digitales Antragsverfahren ein. Die bisherige Antragstellung über den Postweg wird dadurch ersetzt M it der digitalen Antragstellung rauf zu achten, dass die umfassende Be- rekt an den Gesamtverband, Frau Ha- wird der mehrstufige Antrags- gleitung eines Antrags nur im Vorfeld gelskamp/Frau Krause, wenden (Kon- weg über den Landesverband und vor dessen Absendung im Förder- takt siehe blauer Kasten). Im Fall einer zum Gesamtverband abgeschafft. Da- portal erfolgen kann. Begleitung erhebt der Gesamtverband durch soll der Weg der Antragstellung Bei Interesse an einer Begleitung kön- eine Gebühr in Höhe von zurzeit 1,3 für antragstellende Organisationen nen Anfragen an Frau Lange gestellt Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer auf deutlich verkürzt werden. werden (Kontaktdaten siehe blauer die bewilligte Fördersumme. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Kasten). Sie können sich aber auch di- Bettina Lange, Direktförderanträge beim Paritätischen Berlin bislang direkte Kommunikation und in- tensive Beratung mit dem Landesver- band und dem Gesamtverband laut Wissenswertes DHW zukünftig wegfallen kann. Die Kontakt zu Bettina Lange: konzeptionelle Begleitung und umfas- E-Mail: lange@paritaet-berlin.de sende Beratung eines bereits gestellten Antrags soll in Zukunft durch die Mit- Sie können sich auch direkt an den Gesamtverband, arbeitenden beim DHW ersetzt werden. Frau Hagelskamp/Frau Krause, wenden: Der Paritätische wird die Mitglieds- E-Mail: dhw@paritaet.org organisationen aber weiterhin über die Zum Förderportal gelangen Sie über die Homepage der Stiftung Deutsches Hilfswerk: Fördermöglichkeiten des DHW infor- www.deutsches-hilfswerk.de mieren. Wir bitten dringend darum, da- Liebe Ehrenamtliche, liebe freiwillig Engagierte, der Dankeschönbrunch, den der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin jedes Jahr im Hotel Sylter Hof veranstaltet, ist zu einer festen Institution geworden. Im vergangenen Jahr fand er bereits zum 15. Mal statt. In diesem Jahr kann der Dankeschönbrunch leider nicht stattfinden, da wir immer noch mit den Auswirkungen des Corona-Virus zu tun haben. Der Brunch lebt von Begegnung, Gesprächen an wechselnden Tischen und einem zauberhaften Buffet – all das ist derzeit nicht möglich. Wir hoffen sehr, den Brunch im nächsten Jahr in gewohnter Atmosphäre wieder durchführen zu können, und danken an dieser Stelle dem Sylter Hof, der den Brunch ermöglicht. Und wir danken vor allem Ihnen. Denn gerade jetzt, in Zeiten von Corona, ist wieder sichtbar geworden, wie wichtig Ihr Engagement ist, wie freiwilliger Einsatz und ehrenamtliche Unterstützung die Gesellschaft zusammenhalten. Ohne Sie wäre die Stadt nicht so sozial, wie sie ist. Danke! Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 10
Geschäftsstelle Bezirke Systemrelevante soziale Infrastruktur Gemeinsame Empfehlungen für Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstellen und Freiwilligenagenturen D er Paritätische Wohlfahrtsver- Stadtteilzentren, Selbsthilfekontakt- Förderung von Maßnahmen zur band Berlin, der Verband für so- stellen und Freiwilligenagenturen stär- Unterstützung von Inklusion, Teil- zial-kulturelle Arbeit e. V. LV Ber- ken damit, auch während der andauern- habe und Barrierefreiheit. lin (VskA), die Bundesarbeitsgemein- den Beschränkungen in Zusammenhang Bereitstellung von infrastrukturel- schaft der Freiwilligenagenturen e. V. mit SARS-CoV-2, den gesellschaftlichen ler Förderung für eine interkulturelle (bagfa) und der Verein zur Förderung Zusammenhalt, eine offene, demokrati- Öffnung der Angebote. von Selbsthilfe-Kontaktstellen e. V. sche Gesellschaft sowie ein funktionie- Längerfristige Sicherung einer ausrei- (Selko) haben gemeinsame Empfehlun- rendes Gemeinwesen nachhaltig. chenden personellen Ausstattung. gen veröffentlicht. Die Geschäftsstelle Bezirke setzt sich Regelmäßige, nachhaltige und res- Zivilgesellschaftliches Engagement dafür ein, diese wichtige Infrastruktur sortübergreifende Zusammenarbeit schafft auch unter den derzeitigen zu unterstützen. Im Juni 2020 haben der für die Themenbereiche relevan- SARS-CoV-2-Bedingungen gesellschaft- der Paritätische Berlin, der Verband für ten Verwaltungen mit festen An- lichen Zusammenhalt. Die Zivilgesell- sozial-kulturelle Arbeit e. V. LV Berlin, die sprechpartnerinnen in Landes- und schaft trägt entscheidend zum Funk- Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwil- Bezirksverwaltungen. tionieren unseres Sozialstaates bei, der ligenagenturen e. V. (bagfa) und der Ver- Vernetzung existierender und neuer wegen drohender sozialer Isolation, ein zur Förderung von Selbsthilfe-Kon- Förderprogramme, um Parallelstruk- Armut, Krankheit und Unsicherheit in- taktstellen e. V. (Selko) deshalb ein Posi- turen zu vermeiden. folge von Kontaktbeschränkungen be- tionspapier entwickelt. Unterstützung fachverbandlicher sonders gefragt ist. In diesem fordern sie die Verantwort- Leistungen. Eine wichtige Rolle spielt hier der lichen in Politik und Verwaltung auf, die Stärkung von Flexibilität und innova- Dreiklang aus Stadtteilzentren, Selbst- soziale Infrastruktur nachhaltig zu stär- tiven Ansätzen hinsichtlich der Aus- hilfekontaktstellen und Freiwilligen- ken. Denn nur eine dauerhafte Investi- gestaltung und Vernetzung von An- agenturen. Er bildet eine gemeinsame tion in systemrelevante Organisationen geboten aller drei Bereiche. berlinweite, tragfähige, soziale Infra- schafft die Basis für eine starke wirk- Lea Winning, Selbsthilfe beim Paritätischen Berlin struktur, die in Krisen flexibel und er- same Kooperation der Akteure, gerade folgreich funktioniert. Angesichts der in Krisenzeiten! Das heißt konkret: Herausforderungen haben sie dies be- eindruckend unter Beweis gestellt, Sicherung und Ausbau der bestehen- Wissenswertes schnell alternative Angebotsmöglich- den landesgeförderten Strukturen Das komplette Positionspapier finden keiten geschaffen sowie gemeinsam sowie die Erarbeitung gesamtstäd- Sie unter diesem Link: neue Anlaufstellen für freiwilliges Enga- tischer und sozialraumorientierter https://bit.ly/30UrOv9 gement rund um Corona gebildet. Konzepte. Spende des vietnamesischen Vereins Sen vàng Berlin Corona-Schutzausrüstung für Stadtteilzentren und Selbsthilfekontaktstellen I n Berliner Stadtteilzentren, Nachbar- stellt, um arbeiten unter strenger Be- Paar Einweghandschuhe. Sie werden an schaftshäusern und Selbsthilfekon- rücksichtigung von Abstandsregeln und Stadtteilzentren, Selbsthilfekontaktstel- taktstellen können – neben den zahl- Hygienemaßnahmen vor Ort arbeiten len und Angebote der niedrigschwelli- reichen digitalen und telefonischen Be- zu können. Unterstützung erhielt der gen Wohnungslosenhilfe verteilt und ratungsangeboten – nun auch wieder Krisenstab der Senatsverwaltung für In- dann von diesen an Bürgerinnen und Beratungsangebote vor Ort stattfinden. tegration, Arbeit und Soziales in diesem Bürger weitergegeben. Um sich und die Besuchenden weiter- Zusammenhang durch den Verein Sen Die Übergabe der Schutzausrüstung hin vor einer Ansteckung zu schützen, vàng Berlin. Der vietnamesische Ver- fand am 25. Mai 2020 gemeinsam mit haben die Träger der Häuser und Kon- ein spendete insgesamt 10000 wieder- dem spendenden Verein, dem vietna- taktstellen eigene Hygienekonzepte er- verwendbare Stoffmasken und 10000 mesischen Botschafter S.E. Dr. Minh Vu Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 11
Geschäftsstelle Bezirke v. l.: Ehrenamtliche des Vereins Sen vàng Berlin, vietnamesischer Botschafter S.E. Dr. Minh Vu Nguyen, der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller, Claudia Hering, Stadtteilzentrum Pankow, Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin Paritätischer Berlin Foto: Anne Jeglinski Nguyen, dem Regierenden Bürgermeis- freuen uns sehr, dass der Verein Sen struktur essentiell für Berlin, und die ter von Berlin, Michael Müller, sowie vàng Berlin die Menschen in Berlin mit Spende erleichtert die Arbeit enorm.« Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführe- dieser Spende unterstützt. Die Masken Als Kooperationspartner im Infra- rin des Paritätischen Berlin, und Clau- und Handschuhe werden an Menschen strukturförderprogramm Stadtteilzent- dia Hering, Bereichsleiterin Kinder-, weitergegeben, die sich diese nicht so ren, IFP STZ, übernimmt die Geschäfts- Jugend- und Gemeinwesenarbeit im einfach leisten können. Gerade die Be- stelle Bezirke die Verteilung von je Stadtteilzentrum Pankow, statt. reiche der Stadtteilarbeit, der Selbst- 100 Einmalhandschuhpaaren und 100 Dr. Gabriele Schlimper, Geschäfts- hilfe und der niedrigschwelligen Woh- Schutzmasken an Stadtteilzentren und führerin des Paritätischen Berlin: »Wir nungslosenhilfe sind als soziale Infra- Selbsthilfekontaktstellen. Corona: Was ändert sich im Engagement? Fachaustausch und Diskussion zu Auswirkungen der Pandemie auf das freiwillige Engagement W elche Auswirkungen hat die Hilfe. Im Anschluss wurden in parallelen Wie kann der Gesundheitsschutz umge- Corona-Pandemie auf das Workshops verschiedene Aspekte der setzt werden? Wie können Zielgruppen freiwillige Engagement? Corona-Auswirkungen auf das Engage- trotz Einschränkungen erreicht wer- Mehr als 60 Teilnehmende kamen am ment in den Blick genommen: Mit den den? Experten waren Sebastian Wegner, 3. Juni 2020 zu einer gemeinsamen Sit- Expertinnen und Experten Gül Yavuz Volkssolidarität Landesverband Berlin zung des Arbeitskreises Freiwilliges von der oskar – Freiwilligenagentur e. V. und Frank Balzer, Mittelhof e. V. Engagement des Paritätischen Wohl- Lichtenberg und Friedemann Bumblies Im Anschluss wurde auf die Gemein- fahrtsverbands Berlin und des Fachkrei- vom Give Something Back to Berlin same Sache – Berliner Freiwilligen- ses Freiwilligenmanagement des Lan- wurden Veränderungen, die Digitalisie- tage und die Berliner Engagement- desnetzwerks Bürgerengagement Ber- rung von Engagement, neue Engage- woche aufmerksam gemacht, die vom lin zusammen, um über diese Frage zu mentformen und Wege der Gewinnung 11. bis 20. September unter dem Motto diskutieren und sich über Handlungs- von Freiwilligen diskutiert. »Lern.Ort.Engagement« stattfinden. ansätze sowie Praxistipps auszutau- Coronabedingte Veränderungen der Der nächste Arbeitskreis Freiwilliges En- schen. Der Termin fand in Form einer Arbeit im Freiwilligenmanagement und gagement des Paritätischen Berlin fin- Webkonferenz statt. in der Freiwilligenkoordination wurden det am 2. September 2020 voraussicht- Zunächst berichtete Andrea Brandt, mit Daniel Büchel, Stiftung Unionhilfs- lich ebenfalls als Webkonferenz statt. In- Leiterin der FreiwilligenAgentur Fried- werk Berlin, und Katja Eichhorn, Caritas- teressierte Lesende der Online-Ausgabe richshain-Kreuzberg Willma und Spre- verband für das Erzbistum Berlin e. V., können sich vorab noch schnell bei Nik- cherin der Landesarbeitsgemeinschaft beleuchtet. Im dritten Workshop wur- las Alt, Geschäftsstelle Bezirke, unter der der Freiwilligenagenturen Berlin, über den Auswirkungen auf das sogenannte E-Mail-Adresse alt@paritaet-berlin.de an- die Arbeit der bezirklichen Koordinie- analoge Engagement besprochen: Wie melden. rungsstellen für ehrenamtliche Corona- ändert sich das Engagement vor Ort? Niklas Alt, Freiwilliges Engagement beim Paritätischen Berlin Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 12
Geschäftsstelle Bezirke Sechs neue Stadtteilzentren Ausweitung von Stadtteilarbeit: neue Häuser im Infrastrukturförderprogramm Stadtteilzentren S tadtteilzentren sind bewährter Be- zen und damit aktive Nachbarschaften, neuen Rahmenfördervertrag ab 2021 standteil der gesamtstädtischen lebendige Kieze und stabile Sozialstruk- und dienen dazu, Mindestvorausset- Infrastruktur zur Förderung nach- turen als Voraussetzungen für Demokra- zungen und Rahmenbedingungen für barschaftlichen Zusammenlebens und tie und Teilhabe zu ermöglichen. im IFP STZ geförderte Stadtteilzentren sozialraumorientierter Entwicklung. Am Fachlich-inhaltliche Grundlagen für die zu definieren. Stadtteilzentren verste- 1. Juli 2020 haben sechs neue landes- Arbeit aller senatsgeförderten Stadt- hen sich hiernach als parteipolitisch geförderte Stadtteilzentren in den Bezir- teilzentren sind neben den »Struktur- und konfessionell unabhängige Orte, ken Marzahn-Hellersdorf, Friedrichshain- empfehlungen für Selbsthilfekontakt- die Selbstorganisation, nachbarschaft- Kreuzberg, Reinickendorf, Lichtenberg, stellen« die »Rahmenbedingungen für liches Zusammenleben, freiwilliges En- Neukölln und Steglitz-Zehlendorf ihre die Gestaltung und Ausrichtung ge- gagement und demokratische Teilhabe Arbeit aufgenommen. Die Senatsverwal- samtstädtisch geförderter Stadtteil- in der Nachbarschaft unterstützen. Sie tung für Integration, Arbeit und Soziales zentren«. Diese wirkungsorientierten arbeiten zielgruppen-, generations- fördert mit dieser Ausweitung wichtige Empfehlungen wurden in einem par- sowie bereichsübergreifend und grei- gesamtstädtische Rahmenbedingungen tizipativen Prozess von Oktober 2019 fen wesentliche Themenbereiche städ- für tragfähige Strukturen der sozialen Da- bis Mai 2020 erarbeitet. Sie entstan- tischer Lebensrealität auf. seinsvorsorge. Die Basisförderung schafft den unter Federführung der Senats- Mit nun insgesamt 36 gesamtstäd- eine Grundlage für eine wirkungsorien- verwaltung für Integration, Arbeit und tisch geförderten Stadtteilzentren und tierte, professionelle und bedarfsge- Soziales, des Verbands für sozial-kultu- den kooperierenden Selbsthilfekon- rechte Stadtteilarbeit. Ziel ist es weiter- relle Arbeit e. V. und des Paritätischen taktstellen kann ein zentraler Bestand- hin, Potenziale der Bewohnerinnen und Berlin sowie unter aktiver Beteiligung teil der sozialen Infrastruktur des Lan- Bewohner zu mobilisieren sowie bürger- der Berliner Stadtteilzentren und Nach- des Berlin ausgeweitet werden. schaftliches Engagement zu unterstüt- barschaftshäuser. Diese flankieren den Anika Göbel, Stadtteilarbeit beim Paritätischen Berlin Unterstützung, die ankommt! Stadtteilzentrum bot langzeitarbeitslosen Menschen die Möglichkeit, Masken in einer Nähwerkstatt zu fertigen D ie Bundesagentur für Arbeit hatte die Jobcenter ersucht, ab dem 18. März 2020 die Maßnah- men für Langzeitarbeitslose, wie Ein- Euro-Jobs, auszusetzen. Viele Langzeit- arbeitslose waren nun von ihren Ein- satzstellen und der Gestaltung einer Tagesstruktur abgeschnitten und hin- gen in der Luft. Stadtteilzentren boten und bieten hier in mehrfacher Hinsicht Unterstützung und Hilfen während der Corona-Krise. Als Beispiel stellen wir die Nähwerkstatt Foto: Markus Pleyer Masken-Nähwerkstatt in Marzahn, die Kiek in gGmbH im Kieztreff West, vor. Ein-Euro-Jobberinnen, die hier sonst rekt in der Nachbarschaft entstanden das Jobcenter Marzahn-Hellersdorf Mas- an Maßnahmen teilnehmen, konnten auf diese Weise die begehrten Hilfsmit- ken aus heimischer Produktion kaufte. mit Stoffspenden und Nähmaschinen tel zur kostenlosen Abgabe an sozial be- Ein schönes Beispiel gelebten Engage- Masken für die Nachbarschaft fertigen. nachteiligte Menschen. Die Nähwerk- ments im Gemeinwesen. Neben der sinnvollen Beschäftigung di- statt funktioniert so effizient, dass auch Markus Pleyer, Arbeit beim Paritätischen Berlin Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 13
Geschäftsstelle Bezirke Die Freiwilligenagentur Spandau nimmt ihre Arbeit auf Das Team wird im Westen von Berlin Freiwillige und Unternehmen zu Engagementformen beraten gen und zeigen Wege auf, wie sich Unternehmen gemeinwohl- orientiert einbringen können. Zielgruppenübergreifend und teilhabeorientiert, entwickeln sie beispielgebende Engage- mentprojekte und nehmen gesellschaftliche Entwicklungen in ihre Arbeit auf: von inklusiven Projekten über das Engagement von und mit Geflüchteten bis hin zu Koordinierungsstellen in der Corona-Hilfe. Enge Kooperationen mit anderen Akteuren in den Bezirken und auf Landesebene sind dabei notwendig. Sie sind zuverlässige Partner für Politik und Verwaltung bei der nachhaltigen Stärkung des freiwilligen Engagements. Dies wird in Spandau ebenso rasch erreicht sein, denn die »Hürdenspringer« arbeiten seit einigen Jahren im Bezirk und haben mit den Projekten Hürdenspringer Spandau und Hür- Team v. l.: Vanessa Dörries, Stefanie Corogil, Matthias Bánffy denspringer Spandau Netzwerkfonds bereits stabile Netz- Foto: Patricia Kalisch werke geschaffen und gelingendes Ehrenamt kontinuierlich gefördert. Auch die bezirkliche Koordinierungsstelle für die ehrenamtliche Corona-Hilfe wurde gemeinsam mit weiteren A m 22. Juli 2020 gab es den offiziellen Startschuss für die Akteuren aus dem Bezirk aufgebaut. Das Team der neuen Frei- Freiwilligen-Agentur Spandau. Beauftragt wurde hier- willigenagentur besteht aus Matthias Bánffy und Stefanie Co- mit die Stiftung Unionhilfswerk Berlin, die bereits in Rei- rogil, die als Tandem die Leitung übernehmen, sowie aus Va- nickendorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick gut etablierte nessa Dörries. Freiwilligenagenturen für die jeweiligen Bezirke unterhält. Bis Ende 2020 heißt es nun, passende Räume zu finden und Freiwilligenagenturen informieren, beraten und qualifizie- bezugsfertig zu machen, die Öffentlichkeitsarbeit auszubauen ren Menschen, die sich engagieren möchten, und vermitteln und in gemeinsamen Workshops mit dem Bezirksamt Span- in Tätigkeiten, die zu ihren Vorstellungen und Fähigkeiten dau die Visionen für die nächsten fünf Jahre zu entwickeln. ebenso wie zu Bedarfen vor Ort passen. Sie beraten und be- Stefanie Corogil, Freiwilligenagentur Spandau, und gleiten Organisationen bei der Zusammenarbeit mit Freiwilli- Anika Göbel, Stadtteilarbeit beim Paritätischen Berlin Netzwerk »Friedrich & Mehr« mit Picknick gestartet Gemeinsam Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität entwickelt: Bewegungsangebote für den Mehringkiez W egen der Corona-Pandemie besserung der Lebensqualität durch ge- Austausch und Kennenlernen der viel- musste der ursprüngliche meinwesenorientierte Kooperationen fältigen Akteure: von Outreach Mobile Kick-off-Termin des neuen beizutragen. Das Netzwerk wird vom Jugendarbeit Berlin über den Fahrrad- Kreuzberger Netzwerks »Friedrich & Quartiersmanagement am Mehring- laden Monsieur Vélo bis hin zu Gesund- Mehr« im März 2020 noch verschoben platz gefördert und von einer Steue- heit Berlin-Brandenburg sowie dem werden. Doch im Mai ging es mit einem rungsrunde begleitet. Diese besteht aus Kunst- und Kulturprojekt »feldfünf«. kreativen Format unter freiem Himmel ImpactHub, der Geschäftsstelle Bezirke Zum anderen wurden bereits erste und unter Beachtung des Gesundheits- und der Paritätischen Mitgliedsorgani- Schritte vereinbart: Noch im Sommer schutzes endlich los: Zu einem Picknick sation Wassertor e. V., die ebenfalls Pro- sollte mit sportlichen Angeboten mehr trafen sich lokale Organisationen, Unter- jektträger ist. Damit wird an die erfolg- Bewegung in den Mehringkiez ge- nehmen, das Bezirksamt und der Paritä- reiche Arbeit des Kieznetzwerks Kreuz- bracht und dadurch gleichzeitig auf das tische Berlin. Ziel des Netzwerks ist es, berg angeknüpft, das rund um Wasser- Netzwerk »Friedrich & Mehr« aufmerk- gemeinsam rund um den Mehringplatz tor- und Moritzplatz angesiedelt ist. Das sam gemacht werden. und die südliche Friedrichstraße zur Ver- erste Treffen diente zum einen dem Niklas Alt, Freiwilliges Engagement beim Paritätischen Berlin Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 14
Geschäftsstelle Bezirke Videoproduktion für Partner Onlineworkshop: bewegte Bilder für die Gemeinsame Sache – Berliner Freiwilligentage W arum ist freiwilliges Engagement gerade in diesen Zeiten so wichtig? Wer engagiert sich in der Ge- meinsamen Sache – Berliner Freiwilligentage 2020, vom 11. bis zum 20. September und was machen die eigentlich genau? Wie können Berlinerinnen und Berliner aktiv dabei sein? In diesem Jahr möchten wir dazu anregen, sich diesen Fra- gen auch einmal filmisch zu nähern. Denn in diesem Jahr gibt es die Möglichkeit, sich mit digitalen Beiträgen, zum Beispiel kurzen Videoclips, an der Gemeinsamen Sache zu beteiligen. Dazu braucht es nur ein Smartphone und ein wenig Übung. Um die Partner der Gemeinsamen Sache bei der Videopro- duktion zu unterstützen, hat die Geschäftsstelle Bezirke im Juli 2020 gemeinsam mit der Paritätischen Akademie einen Onlineworkshop zur Videoproduktion angeboten. In dem vierstündigen Workshop mit etwa 20 Teilnehmenden wurden die wichtigsten Grundlagen zu technischen Voraussetzun- gen, Bildgestaltung und Umgang mit hilfreichen Apps behan- delt. Nun geht es an die Umsetzung. Wir sind auf die Beiträge gespannt! Lea Winnig, Selbsthilfe beim Paritätischen Berlin Videobearbeitung Screenshot: Nadine Wittek Foren und Netzwerke Neue Studie: Bildung in stationären Erziehungseinrichtungen Ein gemeinsames Forschungsvorhaben von Kooperationspartnern will den Ist-Zustand erheben und Handlungsempfehlungen ableiten I nitiatoren des gemeinsamen For- gaben. Diese beziehen sich zum einen same Verantwortung im Sinne einer Bil- schungsvorhabens sind das Diakoni- auf die formale Bildung, wie das Erler- dungspartnerschaft von Familie, Schule sche Werk Berlin-Brandenburg-schle- nen grundlegender Fertigkeiten, zum und Jugendhilfe geht. sische Oberlausitz, der Paritätische Ber- Beispiel Lesen und Schreiben, das Er- Mit dem gemeinsamen Vorhaben lin, das Institut für Innovation und Bera- reichen von Schulabschlüssen und die der beteiligten Kooperationspartner tung an der Evangelischen Hochschule berufliche Bildung. Zum anderen be- soll die Bildungssituation von Kindern Berlin und die Paritätische Akademie treffen sie die unterschiedlichen außer- und Jugendlichen in der stationären Berlin. schulischen Bildungsprozesse. Insbe- Erziehungshilfe untersucht werden. Alle Kinder und Jugendlichen müssen sondere letztere sowie die Begleitung Aus Sicht der Jugendhilfe stellt die Er- sich verschiedenen alterstypischen Ent- der formalen beziehungsweise schuli- ziehung die wichtigste Grundlage für wicklungsaufgaben stellen, so auch die- schen Bildung finden auch innerhalb gelingende Bildungsprozesse dar. Das jenigen Kinder und Jugendlichen, die in von stationären Einrichtungen der Er- Ziel der Studie ist es, das Wissen über der stationären Erziehungshilfe leben. ziehungshilfe statt. So rücken statio- Bildungsprozesse in Erziehungsein- Zu den Entwicklungsaufgaben zählen näre Einrichtungen der Erziehungshilfe richtungen zu vergrößern und die viel- unter anderem bildungsbezogene Auf- in den Fokus, wenn es um die gemein- fältigen Bildungsaktivitäten im Feld Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 15
Foren und Netzwerke der stationären Jugendhilfe darzustel- die Forschenden ausgewertet und auf- bung! Weiterführende Informationen len. Dabei werden voraussichtlich im bereitet werden. über die Studie gehen den Mitglieds- Herbst 2020 eine Erhebung zum Status Die Ergebnisse der Studie sollen in organisationen schriftlich per E-Mail zu quo der schulischen und beruflichen einer Fachpublikation mit konkreten und können zusätzlich im Referat Hilfen Bildung sowie anschließend vertie- Handlungsempfehlungen zur Stärkung zur Erziehung und Familie angefordert fende Vorstudien zu Bildungsverläufen des Bildungsauftrags der Jugendhilfe werden. bei Kindern und Jugendlichen durch- veröffentlicht werden. Aus den gewon- Anna Zagidullin, Referentin Hilfen zur Erziehung und Familie geführt. nenen Erkenntnissen können dann Fol- beim Paritätischen Berlin Die Senatsverwaltung für Bildung, Ju- geuntersuchungen abgeleitet werden, gend und Familie sowie das Jugendamt um Einblick in spezifische Fragestellun- Wissenswertes Lichtenberg als Vertreter der Berliner gen zu erhalten. Über den aktuellen Projektstatus Jugendämter sind im Projektbeirat ver- Wir laden alle interessierten Träger informieren wir über die Internetseite treten und unterstützen das Projekt ide- der Jugendhilfe herzlich zur Mitwirkung des Paritätischen Jugendhilfeforums: ell. Sie leisten einen wichtigen Beitrag in am Forschungsvorhaben ein und freuen www.paritaetisches-jugendhilfeforum.de der Bereitstellung von Daten, die durch uns über rege Beteiligung an der Erhe- Paritätisches Digitalforum und Paritätisches Innovationsforum Sich für die Zukunft wappnen und soziale Arbeit sichern – die Foren bieten die Plattform dafür D er Paritätische Wohlfahrtsver- satz von Social Media, das Know-how ren und weiterzuentwickeln. Gestaltet band Berlin fördert gemeinsam für kurze Videodrehs mit dem Smart- wird es durch den Paritätischen Berlin, mit der Paritätischen Akademie phone, darum, das Potenzial von Wer- die Paritätische Akademie Berlin und Innovation, Digitalisierung und Wir- ten als Kompass in Krisen zu nutzen, unseren Kooperationspartner better- kungsorientierung. Wir bieten Zeitfens- und um ganz praktische Tools für kolla- place lab, der uns methodisch mit De- ter und Treffpunkte für den Austausch boratives Arbeiten, um größtmögliche sign Thinking begleitet. Eingeladen sind miteinander, für Reflexion und Informa- Transparenz über Prozesse zu schaffen, Mitarbeitende der Paritätischen Mit- tion. Dabei wollen wir uns von Kreativi- wenn etwa wegen des mobilen Arbei- gliedsorganisationen. Wir werden über tät, Mut und Offenheit für Neues leiten tens nicht alle Kollegen vor Ort sind. gegenwärtige und kommende Heraus- lassen. Dafür gibt es das Paritätische Di- Ein Beispiel ist das 2. Innovationsnetz- forderungen diskutieren, Bedarfe im Be- gitalforum und das Paritätische Innova- werk, das am 5. Oktober 2020 stattfin- reich Innovation und Wirkung erheben, tionsforum. den wird. Das Netzwerktreffen ist eine vorhandene Potenziale in Ihren Organi- Das gesellschaftliche Umfeld der so- Plattform, um sich über innovative Pro- sationen herausarbeiten und konkrete zialen Arbeit wird immer komplexer. Die zesse auszutauschen, neue Entwick- inhaltliche Impulse geben. Einschränkungen durch die Eindäm- lungen kennenzulernen, auszuprobie- Anne Jeglinski, Innovation und Wirkung beim Paritätischen Berlin mungsverordnungen und das Infek- tionsschutzgesetz haben massive Aus- wirkungen und kosten extrem viel Geld. Wissenswertes Wir befürchten, dass als Folge von Co- Konkrete Veranstaltungstermine für diese und weitere Paritätische Foren finden rona wieder eine Phase der Kürzungen Sie ab S. 76 oder auf der Internetseite der Paritätischen Akademie Berlin unter: in der sozialen Arbeit bevorsteht! Des- https://akademie.org/seminare-kurse.html wegen möchten wir unseren Mitglieds- organisationen die Möglichkeit geben, Bei Fragen und Anregungen können Sie sich wenden an: Know-how zu sammeln und sich auf Anne Jeglinski, Leiterin Geschäftsstelle Bezirke, Innovation und Wirkung, die neue, gegebenenfalls raue Zeit aktiv E-Mail: jeglinski@paritaet-berlin.de vorzubereiten. oder an: Annette Loy, Teamleitung Seminare, Bildungsreferentin der In den Workshops und Treffen geht Paritätischen Akademie Berlin, es etwa um die Wirksamkeit von Öf- E-Mail: loy@akademie.org fentlichkeitsarbeit, den kritischen Ein- Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 16
Gesamtverband Infokampagne zu Hartz IV Sanktionsfrei und Paritätischer Gesamtverband fordern menschenwürdige, sanktionsfreie und bedarfsdeckende Grundsicherung M it Großplakaten, die im Juli zehn Tage bundesweit an S- und U-Bahnhöfen hingen, haben Sanktionsfrei e. V. und der Paritätische Wohlfahrtsverband unter dem Motto »HartzFacts« eine gemeinsame Informationskam- pagne gestartet. Das Ziel: Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Be- ziehenden auszuräumen. Ziel ist es, Betroffenen den Rücken zu stärken und politischen Druck für eine menschenwürdige Grundsicherung aufzubauen. Die beiden Organisationen for- dern eine Abschaffung der Sanktionen und die deutliche An- hebung der Regelsätze in der Grundsicherung auf ein bedarfs- gerechtes Niveau von mindestens 600 Euro. Hartz IV ist oft mit Vorurteilen verbunden »HartzFacts – der Name der Kampagne ist bereits die Kern- botschaft: Hartz 4 ist nicht einfach nur ein Volksbegriff für eine staatliche Leistung. Hartz 4 ist Stigma, ist Meinung, ist Urteil. Aber vor allem ist es ein Vorurteil! Wie so oft ist auch Ausschnitt aus der Kampagnenwebsite diese Diskriminierung ein unbewusster und unterschwelliger Screenshot: Paritätischer Gesamtverband e. V. Prozess und gerade deswegen so gefährlich. Genau deshalb machen wir diese Kampagne«, so Helena Steinhaus, Gründe- rin von Sanktionsfrei e. V. Nach einer repräsentativen Umfrage samtverbands. »Anstatt sich hinter Statistiken zu verstecken, des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Forsa vom März sollte sich die Politik endlich den Menschen zuwenden.« 2020 sind Vorurteile gegenüber Hartz-IV-Beziehenden in der Bevölkerung nach wie vor weit verbreitet: Dass Hartz-IV-Bezie- Die meisten halten Betrag für nicht ausreichend hende bei der Jobauswahl zu wählerisch seien, glaubt mit 45 Die Kritik an der zu geringen Regelsatzhöhe wird durch ein Prozent fast die Hälfte der Befragten und etwas über die Hälfte weiteres Ergebnis der Forsa-Umfrage untermauert: So gehen neigt der Aussage zu, dass Hartz-IV-Beziehende »nichts Richti- die meisten Menschen nicht davon aus, dass die für Hartz IV ges« zu tun hätten. und für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminde- rung vorgeschlagenen Regelsatzbeträge ausreichend sind, Fakt: Nur ein Viertel der Beziehenden ist arbeitslos um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Der Betrag, Demgegenüber stehen die empirischen und statistischen Fak- der im Durchschnitt der Befragten für nötig erachtet wird, ten, nach denen nur rund ein Viertel der Hartz-IV-Beziehen- liegt mit 728 Euro um 66 Prozent über dem Regelsatz, der den tatsächlich arbeitslos ist, während der Großteil erwerbs- nach den jüngst bekannt gewordenen Plänen des Bundes- tätig, in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen oder arbeitsministeriums ab 1. Januar 2021 gelten soll. mit der Pflege oder Erziehung von Angehörigen beschäftigt ist und daher dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zur Verfügung Bedarfsgerechte Anhebung gefordert steht. Konkret fordern Sanktionsfrei und der Paritätische eine be- darfsgerechte Anhebung der Regelsätze sowie eine vollstän- Bedarf und Lebensrealität klaffen auseinander dige Abschaffung von Sanktionen: »Gemeinsam fordern wir Die Pläne zur Neuregelung der Regelsätze zum 1. Januar 2021 ein System, das absichert und nicht verunsichert. Ein System, werden scharf als absolut unzureichend kritisiert. »Es wäre ein das die Menschen unterstützt, ihnen Mut macht und eine Skandal und ein politisches Armutszeugnis sondergleichen, menschenwürdige Grundsicherung garantiert«, heißt es auf wenn Hilfebedürftige in Hartz IV und in der Grundsicherung der gemeinsamen Kampagnenwebsite. für alte und erwerbsgeminderte Menschen für weitere fünf Gwendolyn Stilling, Paritätischer Gesamtverband e. V. Jahre auf Beträge verwiesen werden, die mit Bedarf und Le- bensrealität in Deutschland wirklich nichts zu tun haben. Es Wissenswerts darf nicht sein, dass Armut in Deutschland für weitere fünf Kampagnenseite mit Geschichten, Fakten und Vorurteilen Jahre regierungsamtlich festgeschrieben wird«, kritisiert Ul- sowie einem Wissensquiz: https://hartzfacts.de rich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Ge- Paritätischer Rundbrief — 3. Quartal 2020 17
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