WAS IST DAS EIGENTLICH? - BIOTOP TROCKENRASEN URBANITÄT & VIELFALT - Urbanität ...
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IMPRESSUM INHALT © Projekt Urbanität & Vielfalt in Berlin & Brandenburg (Späth-Arboretum der Humboldt-Universität zu Berlin, Botanischer Garten der Universität Potsdam) Adresse: Botanischer Garten der Universität Potsdam Maulbeerallee 3 WORAN ERKENNT MAN EINEN TROCKENRASEN? 04 14469 Potsdam TROCKENRASENSTANDORTE IN BERLIN UND BRANDENBURG 06 E-Mail: info-berlin@uundv.de Telefon: 030/2093-98372 (Sprechzeit von März bis September, Mi 14-18 Uhr) WELCHE ARTEN GIBT ES IN EINEM TROCKENRASEN? 08 Persönlich: U&V-Archefläche im Jelena-Santic-Friedenspark (U Kienberg), Betreuung: März bis September, Samstag von 13 bis 17 Uhr ANPASSUNG DER ARTEN AN DEN LEBENSRAUM TROCKENRASEN 14 Saatgut senden an: Urbanität & Vielfalt WIESO WACHSEN TROCKENRASENARTEN AUCH Späth-Arboretum Späthstr. 80/81 AUF BESSEREN STANDORTEN? 17 12437 Berlin WELCHE INSEKTEN LEBEN IN EINEM TROCKENRASEN? 20 Konzept: Louica Philipp Text: Dr. Christian Schwarzer, Gesa Domes, Jakob Schulz, WIESO SIND TROCKENRASENBIOTOPE IN BERLIN UND Rene von Hagen, Lea Potrafke, Jonathan Neumann BRANDENBURG BEDROHT? 24 Illustrationen: Jil Roßberg, Tamara Knecht Cover: Noreen Matthes Layout: Susanna Schmidt, Noreen Matthes WIE KANN ICH IN MEINEM GARTEN EINEN TROCKENRASEN ANLEGEN? 26 Weitere Informationen zu unseren Pflanzen und Veranstaltungen gibt es unter: www.uundv.de WIMMELBILD 28 FÖRDERHINWEIS Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- schutz und nukleare Sicherheit. Diese Broschüre gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfän- gers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungs- gebers übereinstimmen. EIN PROJEKT VON
URBANITÄT & VIELFALT – Ein Projekt für alle Das Projekt Urbanität und Vielfalt in Berlin und Branden- burg hat sich zum Ziel gesetzt, seltene regionale Pflanzen auf geeigneten urbanen Flächen wieder anzusiedeln – durch die Beteiligung aller Interessierten, auch ohne natur- schutzfachlichen Hintergrund. Bisher hatten wir große Erfolge durch unser Konzept, Jung- pflanzen an Pflanzenpat*innen auszugeben, welche die Pflanzen pflegen und das selbst gewonnene Saatgut zu- rückschicken. Daraus ziehen wir neue Jungpflanzen, um BIOTOP TROCKENRASEN zusammen mit Pflanzenpat*innen und in Absprache mit den Naturschutzbehörden weitere Flächen zu bepflanzen. WAS IST DAS Wir konzentrieren uns dabei auf 34 Pflanzenarten, welche EIGENTLICH? im Raum Berlin-Brandenburg mit seinen sandigen Böden ursprünglich weit verbreitet waren: Pflanzen aus dem Lebensraum Trockenrasen. Doch was ist das eigentlich, ein Trockenrasen? Was macht ihn so besonders und erhaltenswert? Wieso ist er gerade in Berlin und Brandenburg ein wichtiger Lebensraum und wodurch ist er bedroht? Diese Broschüre soll sich diesen Fragen widmen und das Interesse am Schutz eines wirklich außergewöhnlichen Lebensraums wecken. Viel Spaß beim Lesen!
Die Vegetation der Trockenrasen, die oft Je nach Ausgangsgestein und chemischen auch als Magerrasen bezeichnet werden, Bodeneigenschaften können zwei überge- ist geprägt von flachwüchsigen und lü- ordnete Kategorien von Trockenrasenge- ckig verteilten Gräsern, Kräutern, sowie sellschaften unterschieden werden: Halbstrauchpflanzen, die bestens an die Sandtrockenrasen und Kalktrockenrasen. vorherrschenden Umweltbedingungen Beide Vegetationstypen lassen sich ihrer- angepasst sind. Sie sind trockenresistent, seits je nach Standortbedingungen in zahl- wärme- und lichtliebend und gelten als reiche Ausprägungen untergliedern, die sich wahre Hungerkünstler, die mit wenigen im Hinblick auf die vorkommenden Arten Nährstoffen gut zurechtkommen. WORAN unterscheiden. Diese Eigenschaften sind notwendig, da- ERKENNT mit die Pflanzen auf den meist extremen Standorten überleben können. Die Flora MAN EINEN der europäischen Trockenrasen ist geprägt TROCKENRASEN? von Pflanzengesellschaften, die besonders artenreich sind. Durch Projekte wie „Urba- nität & Vielfalt“ oder „LIFE Trockenrasen“ Ein Trockenrasen ist Grünland, das sich die dort siedelnden Pflanzen sind ihnen werden die wertvollen und für Branden- auf sandigen Böden herausbildet. Cha- direkt ausgesetzt. Die offenen Standorte burg typischen Trockenrasen geschützt, rakteristisch für diesen Biotoptyp sind sind besonders im Sommer sehr viel tro- erhalten und wiederhergestellt. nährstoffarme, südexponierte Standorte. ckener und wärmer, im Winter dagegen Nahezu alle Trockenrasenvorkommen im wesentlich kälter als es im Waldesinneren nordostdeutschen Tiefland sind durch den der Fall wäre. Die klimatischen Bedingun- halboffener typische Gräser, Habitat seltener nährstoffarmer, Menschen entstanden und Relikte einer gen ähneln somit denen von kontinentalen durchlässiger, oft Trockenheit Standort mit lo- Kräuter und Halb- Insekten, Vögel einst weit verbreiteten Kulturlandschaft. Steppen, mediterranen Karstfluren, Sand- sandiger Boden ckerem Bewuchs straucharten und Reptilien Seit der Jungsteinzeit wurden große Teile dünen oder alpinen Hochlagen. Mitteleuropas zugunsten landwirtschaft- licher Nutzung gerodet. Ertragsschwache Die Pflanzenarten, die sich hier zu neuen Standorte, die sich für Ackerbau nicht eig- Lebensgemeinschaften zusammenfinden, neten, wurden zu Weiden oder durch re- stammen ursprünglich aus diesen natürlich gelmäßige Mahd zu Wiesen umgewandelt. waldfreien Vegetationszonen und sind an die dort vorherrschenden Standortverhält- Die einst bewaldeten Flächen weisen nisse angepasst. Die meisten heute noch insbesondere hinsichtlich ihrer Tempera- bestehenden Trockenrasen würden sich tur-, Wind- und Feuchtigkeitsverhältnisse ohne entsprechende Pflegemaßnahmen deutlich veränderte mikroklimatische (z.B. extensive Beweidung mit Schafen und Bedingungen auf. Ohne ein schützendes Ziegen oder ein- bis zweischürige Mahd) Blätterdach können Sonnenstrahlen unge- durch natürliche Sukzession nach und nach hindert auf den Erdboden gelangen und wieder zu Wäldern entwickeln. Schaubild eines Trockenrasens von Tamara Knecht 04 05
Die Döberitzer Heide Die Pontischen Hänge Dieses ehemalige Truppen- von Lebus TROCKENRASEN übungsgelände wurde bis 1991 militärisch genutzt und blieb so Der absolute Klassiker unter den Trockenrasen! STANDORTE weitgehend von einer Bewirt- schaftung verschont. So entstand Jedes Jahr zieht das hier reichlich vorkommende Früh- BERLIN & BRANDENBURG eine wertvolle Offenlandschaft, lings-Adonisröschen (Adonis die vielen, zum Teil sehr seltenen vernalis) zahlreiche Besu- Trockenrasen können in ihrer Artenvielfalt Tier- und Pflanzenarten Lebens- cher:innen zur Blütezeit an, mit den tropischen Regenwäldern mithal- raum bietet. Später wurde das weshalb das Gebiet auch als ten, sind aber ebenso in ihrer Existenz Gebiet von der Sielmann-Stif- „Adonishänge“ bekannt ist. bedroht. Wo also kann man diese arten- tung aufgekauft und lockt nun Doch an den exponierten reichen Ökosysteme noch in voller Pracht mit einem weitläufigen Netz von Steilhängen finden sich auch erleben? Wir haben Euch eine Übersichts- Wanderwegen um die große, um- noch etliche weitere seltene karte erstellt, die einige Standorte in und zäunte Wildkernzone herum. Trockenrasen-Arten. um Berlin darstellt. Sie wird stetig aktua- Mit etwas Glück lassen sich Schon 1921 wurde das Gebiet lisiert und ist in der neusten Version als Wisent, Przewalski–Pferd oder unter Schutz gestellt und ist interaktive Karte auf unserer Homepage Wiedehopf beobachten - und somit das zweitälteste Natur- verfügbar. Stellvertretend für diese vielen natürlich auch seltene Pflanzen schutzgebiet Brandenburgs. Einzelstandorte möchten wir an dieser am Wegesrand. Havelland Märkisches Stelle drei Gebiete vorstellen – womög- Oderland lich ja auch als Inspiration für den nächs- BERLIN ten Wochenendausflug? Diese Auswahl ist familienfreundlich ausgeschildert und mit Die Glindower Alpen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wie, Alpen in Brandenburg? Ja, richtig gelesen. Zwar bietet Bitte denkt daran, dass sich einige Stand- das Gebiet als Produkt vom To- orte in Naturschutzgebieten befinden und Potsdam nabbau für die mittlerweile still- verhaltet Euch umsichtig. Mittelmark gelegte Ziegelindustrie nicht das Knacken von rekordverdächtigen Höhenmarken, aber das macht es nicht weniger sehenswert. Das einzigartige Relief aus schatti- gen Hang- und Schluchtwäldern, kleinen Gewässern im Talgrund und Offenflächen auf trockenen, sandigen Anhöhen bietet zahlrei- che ökologische Nischen für Flora und Fauna auf engstem Raum. Grafik: Noreen Matthes 06
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) Foto: Anika Dreilich WELCHE ARTEN GIBT ES IN EINEM TROCKENRASEN? Trockenrasen beherbergen eine einzigartige Vielfalt von Gräsern und krautigen Pflan- zen. Sie zählen zu den artenreichsten Biotopen. Die Pflanzen, die in einem Trockenrasen wachsen, müssen mit den besonderen Bedingungen zurechtkommen, die ihnen dieser Lebensraum bietet. Wie der Name bereits verrät, sind die Böden wasserarm und häufig auch nährstoffarm, daher nennt man sie auch Magerrasen. Doch Trockenrasen ist nicht gleich Tro- geprägt. Aufgrund der typischerweise vor- ckenrasen: Durch unterschiedliche Be- herrschenden Vegetation werden sie auch dingungen bezüglich des Klimas, Bodens, Steppen- und Trespenrasen genannt. Wasser- und Nährstoffhaushalts, lassen Viele der U&V-Projektarten kommen hier sich Trockenrasen weiter differenzieren. vor: das Steppen-Lieschgras (Phleum Verschiedene Kombinationen dieser Bedin- phleoides), die Skabiosen-Flockenblume gungen bieten dabei einen Lebensraum für (Centaurea scabiosa), die Ästige Gras- unterschiedliche Pflanzengemeinschaften. lilie (Anthericum ramosum) und das Diese Pflanzengemeinschaften sind Unter- Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides). suchungsgegenstand in einem Teilgebiet der Pflanzenökologie und werden anhand Die genaue Artenausstattung eines Kalk-Tro- ihrer Artenzusammensetzung unterschie- ckenrasens ist jedoch weiterhin von der den. Eine erste Unterteilung erfolgt jedoch Kontinentalität seines Standorts bestimmt. anhand des Boden-pH-Werts. Die meisten Kontinentale Lagen werden durch die klima- Trockenrasengesellschaften finden sich auf tischen Besonderheiten großer Landmassen eher basischen (pH 6-7,5), oft kalkhaltigen beeinflusst. Sie sind von heißen, trockenen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Böden. Sie werden daher Kalk-Trockenra- sen genannt. Es gibt aber auch Trocken- rasengesellschaften, die auf sandigen, Auf submediterranen Kalk-Trockenrasen etwas saureren Böden zu finden sind. mit warmen Sommern und kalten Wintern, Sie werden Sand-Trockenrasen genannt. zum Beispiel im Südwesten Deutschlands, Kalk-Trockenrasen finden sich in klimatisch findet sich die Pflanzengemeinschaft der trockenen Regionen auf flachgründigen Bö- Trespenrasen. den. Optisch sind sie von hohen Gräsern 08
Typische Arten der Trespenrasen sind Zu dem hier vorkommenden kontinenta- neben der namensgebenden Aufrechten len Pfriemengras-Steppenrasen gehören Trespe (Bromus erectus) auch die U&V-Pro- ebenfalls einige U&V-Arten, wie unter an- jektarten Karthäuser-Nelke (Dianthus derem das Pfriemengras (Stipa capillata), carthusianorum), Heide-Nelke (Dianthus das Federgras (Stipa pennata), die Nied- deltoides) und Tauben-Skabiose (Scabiosa rige Segge (Carex supina), die Schwärzliche columbaria). Je nach pflanzenverfügbarem Wiesen-Küchenschelle (Pulsatilla pratensis Niederschlag lassen sich Trespenrasen wei- subsp. nigricans), der Ähren-Blauweiderich ter unterteilen. Trespen-Volltrockenrasen (Veronica spicata) und auch der Berg-Haar- kommen vor allem an besonders strah- strang (Peucedanum oreoselinum). An den lungsreichen Hängen mit extremen som- Oderhängen bei Lebus kommt noch das in merlichen Trockenphasen, z.B. im Kaiser- Brandenburg seltene Adonisröschen (Ado- stuhl (bei Freiburg), vor. Typisch sind hier nis vernalis) hinzu. die Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) als auch der Schmalblättrige Lein (Linum tenuifolium). Trespen-Halbtrockenrasen kommen in etwas kühleren Gegenden mit stabilerem Wasserhaushalt vor. Hier gibt es viele Orchideenarten. Typisch sind dort auch einige unserer U&V-Projektarten, wie z. B. die Golddistel (Carlina vulgaris), der Steif- haarige Löwenzahn (Leontodon hispidus) und der Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum). Kalk-Trockenrasen gibt es jedoch nicht nur in der submediterranen Region, sondern auch in kontinentalen Lagen des mittle- ren und östlichen Mitteleuropas, wozu Brandenburg bereits gehört. Sie zeichnen Schwärzliche Wiesen-Küchenschelle (Pulsatilla pratensis subsp. nigricans) sich durch einen sehr geringen Jahresnie- Foto: Jil Roßberg derschlag von maximal 550 mm/Jahr aus. Die hier entstehenden Steppenrasen sind Zusammenfassend unterscheidet man innerhalb der Kalk-Trockenrasen zuerst zwi- Lebensraum der Bläulichen Wolfsmilch schen kontinentalem und sub-mediterranem Klima und anschließend nach den (Euphorbia segueriana), des Sand-Finger- extremen oder weniger extremen Lebensbedingungen. So sind die Standorte der krauts (Potentilla cinera), sowie den zahlrei- Trespen-Volltrockenrasen und Pfriemengras-Steppenrasen trockener als die der chen Pfriemen- und Federgras-Arten (Stipa Trespen-Halbtrockenrasen und Kratzdistel-Zwenkenrasen. Daher werden die Tres- sp). Charakterarten sind außerdem unsere pen-Volltrockenrasen und Pfriemengras-Steppenrasen auch häufig unter dem Begriff Projektarten, wie das Ohrlöffel-Leimkraut „Volltrockenrasen“ zusammengefasst, wohingegen Trespen-Halbtrockenrasen und (Silene otites) und der Liegende Ehrenpreis Kratzdistel-Zwenkenrasens als „Halbtrockenrasen“ bezeichnet werden. (Veronica prostrata). Golddistel (Carlina vulgaris) Foto: Anika Dreilich 10 11
Auf den Sand-Trockenrasen wachsen we- Im submediterranen und subatlantischen niger Gräser, dafür aber mehr kleine, krau- Raum findet man hingegen auf flachgründi- tige Pflanzen als auf den Kalk-Trockenrasen. gen Kies- oder Sandböden die Kleinschmie- Ihre Struktur ist daher oftmals lückiger. Der lenrasen. Diese beherbergen verschiedene sandige, nährstoffarme Boden ist oft noch Arten der Filzkräuter (Filago), Haferschmie- flachgründiger als die Böden der Kalktro- len (Aira), Federschwingel (Vulpia) und den ckenrasen. Aufgrund der geringen Was- Kleinen Vogelfuß (Ornithopus perpusillus). serspeicherfähigkeit sind sie noch stärker gefährdet auszutrocknen. Sandtrockenra- Die dritte Gruppe der Sand-Trockenrasen sen bilden die natürliche Pioniervegeta- bilden die Sandsteppen in subkontinenta- tion in Tal- oder Schmelzwassersandebe- len Regionen mit intensiver Sommertro- nen oder auf Binnendünen nahe großer ckenheit. Hierzu gehört auch der Blaugrüne Flüsse. Viele der heutigen Flächen waren Schillergrasrasen. Dieser ist nach dem da- jedoch ursprünglich Wälder, die einst zur für charakteristischen Blaugrünen Schiller- Beweidung gerodet wurden. gras (Koeleria glauca) benannt, welches ebenfalls eine U&V-Projektart ist. Hier fin- Typische Arten der Sand-Trockenrasen sind det sich häufig der Feld-Beifuß (Artemisia der Frühlings-Spark (Spergula morisonii), campestris), das Kegelfrüchtige Leimkraut der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella (Silene conica) und eine weitere Pflanze ssp. tenuifolius)und der Nacktstängelige unserer Projektarten, die Sand-Strohblume Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis), sowie (Helichrysum arenarium). unsere Projektart, das Berg-Sandglöckchen (Jasione montana). Darüber hinaus findet man auf vielen Sand-Trockenrasen Arten der Heidenel- Auch die Sand-Trockenrasen können weiter ken-Grasnelken-Gesellschaft, insbeson- unterteilt werden. Auf sehr mageren, sau- dere in der Nähe großer Flüsse im Nord-Os- ren, lockeren und tiefgründigen Sandböden ten Deutschlands. Hierzu gehören auch des (sub-) atlantischen Raums finden sich unsere Projektarten die Gewöhnliche Gras- ausgeprägte Silbergrasfluren, für welche nelke (Armeria maritima subsp.elongata), die Sand-Segge (Carex arenaria), Silbergras das Ohrlöffel-Leimkraut (Silene otitis), die (Corynephorus canescens), Sand-Horn- Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und der kraut (Cerastium semidecandrum) und Ähren-Blauweiderich (Veronica spicata). auch unsere U&V-Projektart Sand-Thymian (Thymus serpyllum) typisch sind. Gewöhnliche Grasnelke (Armeria maritima subsp. elongata) Foto: Anika Dreilich 12 13
Besonders in trockenen Regionen wie Einige Pflanzen besitzen außerdem eine Sandwüsten und Steppen, aber auch auf dichte, weiße Behaarung, welche die Erhit- unseren Sand-Trockenrasen, geht viel Was- zung minimiert und die Verdunstung durch ANPASSUNG DER ser durch den schnellen Abfluss im san- digen Boden verloren. Eine weitere Her- Schaffung eines windstillen Raums über den Spaltöffnungen hemmt. Die Blätter des ARTEN AN DEN ausforderung ist eine starke Verdunstung durch hohe Sonneneinstrahlung. Diese Haar-Pfriemengrases (Stipa capillata) sind leicht behaart und besitzen nur an der Blat- LEBENSRAUM Herausforderungen haben zur Entwicklung toberseite Spaltöffnungen. Bei Trockenheit TROCKENRASEN zahlreicher Anpassungen geführt: rollt sich das Blatt nach oben zusammen, sodass die Spaltöffnungen windgeschützt Eine besonders effektive Anpassung ist die sind, wodurch die Verdunstung gehemmt Um mit den Lebensbedingungen im Tro- Ausbildung bzw. Verdickung einer Wachs- wird. ckenrasen zurechtzukommen, müssen die schicht auf den Blattoberflächen, wodurch hier vorkommenden Arten daran ange- die Verdunstung minimiert wird. passt sein. Das auf den ersten Blick größte „Problem“ ist die geringe Verfügbarkeit von Wasser. Doch wozu brauchen Pflanzen ei- gentlich Wasser? Pflanzen benötigen Wasser zu verschiedenen Zwecken: Ein besonders für kleine krautige Pflanzen wichtiger Zweck ist die Stabilisation ihres Sprosses und ihrer Organe durch das Zusammenspiel von Zellwanddruck und Zellinnendruck. Dieser ist von der Füllung der Zellen mit Wasser abhängig. Daher welken Pflanzen, d.h. sie verlieren ihre Stabilität, wenn es ihnen an Wasser mangelt. Da pflanzliche Zellen zu einem großen Teil aus Wasser bestehen, ist Wasser auch für das Wachstum unabdingbar. Der wichtigste wasserverbrau- chende Prozess ist die Photosynthese, bei der Wasser aus dem Boden und Kohlendioxid aus der Atmosphäre unter Sonneneinstrahlung in Zucker umge- wandelt werden. Mengenmäßig geht jedoch das meiste Wasser durch Verdun- stung verloren, wenn für die Aufnahme des Kohlendioxids die Spaltöffnungen der Blätter geöffnet sind. Außerdem brauchen Pflanzen das Wasser für ihren internen Stofftransport. Zum Beispiel werden die Photosyntheseprodukte in einer wässrigen Lösung von den Blättern zu den Speicherorganen transportiert. Aber auch die durch die Wurzeln aufgenommenen Nährstoffe werden in Wasser gelöst und in alle anderen Bereiche der Pflanze geleitet. Haar-Pfriemengras (Stipa capillata) Foto: Anika Dreilich 14 15
In Gegenden mit periodisch abwechseln- damit die Verdunstung reduziert wird. Der- den Regen- und Trockenzeiten, legen man- artige Anpassungen der Blätter an Trocken- che Pflanzen in kleinen, mit einer Membran heit bezeichnet man zusammenfassend als umgebenen Hohlräumen, Wasservorräte „skleromorph“ oder „xeromorph“. an, wodurch die Blätter sichtbar anschwel- len. Diese sogenannte Sukkulenz findet Zusätzlich zu diesen äußerlichen Anpas- man nicht nur bei Wüstenpflanzen, son- sungen, gibt es auch Anpassungen in der dern auch beim heimischen Milden Mauer- Photosynthese. Die sogenannten C4-Pflan- pfeffer (Sedum sexangulare), der auch auf zen fixieren das CO2 effektiver, und können Kalk-Trockenrasen vorkommt, wenn der dadurch häufiger ihre Spaltöffnungen ge- Oberboden dort schwach sauer ist. schlossen halten, sodass weniger Wasser verloren geht. Viele Gräser und Nutzpflan- Auch die Wurzeln können als Speicher für zen aus warmen und trockenen Regionen, Nährstoffe und Wasser umgebildet sein, wie Mais, Hirse und Zuckerrohr nutzen die was man z.B. bei dem Steifhaarigen Löwen- Photosynthese-Form. Eine andere Form zahn (Leontodon hispidus) erkennen kann. der Anpassung ist die CAM-Photosynthese. WIESO WACHSEN Diese Projektart ist auf Halbtrockenrasen zu finden. Viele der oben genannten Cha- Hier wird das CO2 in den kühleren Nächten aufgenommen und gespeichert.Der bereits TROCKENRASENARTEN rakter-Arten haben zudem sehr schmale Blätter, wodurch die Blattoberfläche und erwähnte Mauerpfeffer nutzt diese Form der Photosynthese. AUCH AUF „BESSEREN“ STANDORTEN? Trockenrasen bilden sich auf Flächen, die Stattdessen werden Trockenrasen durch für unsere geografische Lage ungewöhn- Gräser und Kräuter geprägt, die mit diesem liche Bedingungen wie Trockenheit und geringen Wasser- und Nährstoffangebot Nährstoffarmut aufweisen. Daher finden und der permanenten Sonneneinstrah- wir auf einem Trockenrasen eine gänzlich lung zurechtkommen. Sie bringen die nö- andere Artenzusammensetzung als wir sie tige evolutive Fitness für diesen Standort von Wegrändern, Wiesen, Weiden oder mit. Der Begriff „Fitness“ beschreibt die Wäldern kennen. Pflanzen, wie Brenn- Fähigkeit einer Art an einem Standort zu nesseln (Urtica sp.) oder den Löwenzahn überdauern, zu wachsen und sich erfolg- (Taraxacum sect. Ruderalia) sucht man bei- reich zu reproduzieren. Mit dem Standort spielsweise vergeblich. Diese beiden sonst ist hier nicht ihr Wuchsort gemein, sondern sehr häufigen Arten brauchen Böden mit die Komposition der Umweltfaktoren, an sehr hohem Nährstoffgehalt. Eine Trocken- die diese Art angepasst ist. rasenfläche wäre ihnen schlicht zu mager. Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) Foto: Noreen Matthes 16 17
Unter welcher Intensität verschiedener Setzt man die Toleranzen und Bedürfnissen Umweltfaktoren wie Licht, Temperatur, für verschiedene Umweltfaktoren und Res- Kontinentalität, Feuchte, pH-Wert, Nähr- sourcen zusammen, erhält man eine mehr- stoff- und Salzgehalt des Bodens eine Art dimensionale Vorstellung der Ansprüche vorkommt, zeigen die ökologischen Zeiger- einer Art an ihren Lebensraum. werte nach Ellenberg. Trockenrasenpflan- zen zeichnen sich durch hohe Licht- und Die Kombination dieser Faktoren bezeich- Temperaturzahlen und niedrige Feuchte- net man als die ökologische Nische einer und Nährstoffzahlen aus. Art. Auch hier bezieht sich der Begriff „Nische“ nicht darauf, wo eine Pflanze lebt, sondern eher wie sie lebt. Die ideale Kombination aller Umweltfaktoren und Ressourcen, die die artspezifisch besten Möglichkeiten zum Wachstum und der Fortpflanzung bieten, bezeichnet man als fundamentale Nische. Oft ist eine Art aller- dings nicht in einem Lebensraum, der dem Optimum ihrer fundamentalen Nische ent- Allerdings kommt eine Art nicht ausschließ- spricht, anzutreffen. Das liegt dann häufig lich bei einem bestimmten Ausprägungs- an Wechselwirkungen mit anderen Arten: wert vor, sondern toleriert für jeden Um- Durch biotische Faktoren wie Konkurrenz weltfaktor ein gewisses Spektrum. Dieses und Prädation, werden Arten an die Ränder lässt sich glockenförmig darstellen. ihrer ökologischen Nische vertrieben. Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum) Foto: Anika Dreilich Jedoch kann das Vorkommen einer Art welche besser an ein hohes Nährstoffan- auch die Bedingungen für das Vorkom- gebot angepasst sind. Bedingungen, wie men anderer Arten begünstigen, indem Nährstoffarmut und Trockenheit mögen sie beispielsweise Schatten spendet oder daher zunächst problematisch wirken. Schädlinge abwehrt. Bezieht man diese Jedoch aus der ökologischen Perspektive Faktoren mit ein, spricht man von der lässt sich erkennen, dass es oft solche „Pro- realisierten Nische. Prinzipiell könnten bleme“ sind, die schlussendlich das Wachs- Trockenrasenpflanzen also auch auf nähr- tum bestimmter Arten erst ermöglichen. stoffreicheren und feuchteren Standorten Besonders konkurrenzschwache Arten, die überleben, wachsen und Samen produzie- sich an anderen Standorten nicht durchset- ren. Allerdings würden sie bald von den zen können, finden hier ihre ökologische schnellwüchsigen Arten verdrängt werden, Nische. Abbildung: Ökologische Potenz 18 19
WELCHE INSEKTEN LEBEN IN EINEM TROCKENRASEN? Trockenrasen zeichnen sich durch eine winterungsquartier den Insekten dienen. Blauflügelige Ödlandschrecke hohe Zahl verschiedener Pflanzenarten Eine hohe Strukturvielfalt erzeugt auch mi- Oedipoda caerulescens aus. Wo viele verschiedene Pflanzen ge- kroklimatische Unterschiede, welche zum deihen, leben auch viele verschiedene Beispiel Eidechsen benötigen, um sich zu Sie bevorzugt nicht zu dicht und zu hoch Insektenarten. Hinzu kommt, dass durch sonnen oder auch zu verstecken. Einige bewachsene Lebensräume. Ihren Namen eine geringe Nährstoffverfügbarkeit eine Insekten verhalten sich da ganz ähnlich. verdankt sie ihren blauen Hinterflügeln, lückige Vegetationsdecke mit vielen offe- Durch eine erhöhte Nährstoffzufuhr, z.B. welche besonders im Flug auffallen und nen Bodenstellen entsteht. Dies fördert durch Stickstoffeintrag aus der Luft, wer- Fraßfeinde ablenken. In Ruhestellung ist nicht nur bodenbrütende Insekten (z.B. den nicht nur konkurrenzschwache Pflan- sie sehr gut getarnt und kann verschie- Wildbienen), sondern auch wärmelie- zenarten verdrängt, auch offener Boden dene Farben von fast schwarz über rost- bende Arten stellen sich ein, da offener wird besiedelt. So verlieren die Insekten bis hellbraun annehmen. Auf günstigen Boden gut Sonnenwärme speichern und nicht nur ihre Wirtspflanzen, sondern auch Flächen kann sie hohe Dichten aufbauen wieder abgeben kann. Durch das Mosaik das trockenwarme Mikroklima verändert und die Luft „flimmert“ blau, wenn große von offenen Bodenstellen und Vegetation sich. Schwärme auffliegen. entsteht eine große Strukturvielfalt, die von verschiedenen Entwicklungsstadien Die hier vorgestellten Arten sind zwar nicht Nach vier bis fünf Häutungen leben die er- der Insekten benötigt wird. So können auf Trockenrasen spezialisiert, jedoch dort wachsenen Tiere von Juni bis Oktober in z.B. hohle Pflanzenstängel, Bodenstreu besonders häufig anzutreffen. den Trockenrasen und ernähren sich dort oder tiefere Bodenschichten als Über- von krautigen Pflanzen. 20 21
Oben: Kleiner Perlmutterfalter (Issoria lathonia), rechts: Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pillidens) Fotos: Jonathan Neumann Kleiner Perlmutterfalter Filzzahn-Blattschneiderbiene Issoria lathonia Megachile pillidens Dieser Tagfalter zeichnet sich durch silbrig Diese vom Klimawandel profitierende glänzende Flecken an der Flügelunterseite Biene liebt trockenwarme Lebensräume aus, welche ihm und seiner Verwandtschaft und fliegt in einer Generation von Juni bis den Namen gaben. Er hat die größten Fle- August. Pollen für den Nachwuchs sammelt cken im Verhältnis zum Flügel und ist auch sie von verschiedenen Pflanzenfamilien der häufigste Perlmutterfalter im Gebiet. (polylektische Ernährung), mit einer Vor- Anhand des Leopardenmusters auf der liebe für Korbblütler und Schmetterlings- Flügeloberseite lässt sich die Art gut erken- blütler. Eine Besonderheit der Blattschnei- nen. Die Falter fliegen von April bis Oktober derbienen zeigt sich im Nestbau, welcher in drei bis vier Generationen auf offenem in oberirdischen Hohlräumen erfolgt (z.B. Gelände. Die Raupen, welche meistens das unter Steinen, in Felsspalten und in Tro- Überwinterungsstadium darstellen, ernäh- ckenmauern). Um ihre Brutzellen zu bauen, ren sich häufig vom Acker-Stiefmütterchen benutzen sie Blattstücke, welche sauber (Viola arvensis). ausgeschnitten werden und je nach Funk- tion (Wand oder Verschluß der Brutzelle) länglich oval oder kreisrund sind. 22
Mit dem Verlust von urbanen Trockenra- die üblicherweise besonders bestandsge- sen geht somit auch ihr erheblicher Bei- fährdete und angepasste Pflanzenarten trag zum Arten- und Biodiversitätserhalt beherbergen. verloren. Als wichtigste Maßnahmen zum Schutz Um ihrer Gefährdung entgegenzuwirken, der Trockenrasen gelten hier eine exten- WARUM SIND bzw. um Trockenrasenflächen wiederher- zustellen, bedarf es konsequenter Maß- sive Nutzung und die Pflege der Fläche, um eine Verbuschung vorzubeugen. Das TROCKENRASENBIOTOPE nahmen und Richtlinien. So zum Beispiel Projekt U&V schützt einige Arten dieser IN BERLIN & BRANDENBURG die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), selten gewordenen Biotope durch Vermeh- die maßgeblich für das Natura-2000-Netz- rung im Botanischen Garten der Universität BEDROHT? werk ist und damit eine Vielzahl an Biotop- typen von internationaler Bedeutung un- Potsdam und dem Späth Arboretum der Humboldt Universität Berlin. Dabei werden ter Schutz stellt. Darin wurden auch die in neue Flächen mit wichtigen Trockenrasen- Der Großteil der europäischen Trocken- Traditionelle Nutzungskonzepte wie Um- Berlin-Brandenburg vorkommenden, aber arten bestückt, die von Mitbürger:innen rasen ist durch Jahrhunderte traditionel- triebsweiden oder Wanderschäferei, die sehr selten gewordenen trockenen und kal- gepflegt und bestaunt werden können. ler Landnutzung entstanden. Durch die für einen kontinuierlichen Nährstoffaustrag kreichen Sandrasen (Natura 2000: 6120) Dass stetig neue Projekte, wie U&V ins Nutzung als Mähwiese oder Schafweide und die Eindämmung aufkommender Ge- und die subpannonische Steppen-Trocken- Leben gerufen werden, unterstreicht ihre wurden kontinuierlich Nährstoffe von den hölze sorgen, gelten heute als unwirtschaft- rasen (Natura 2000: 6240) kategorisiert, Notwendigkeit. Flächen abgetragen, wodurch sich der für lich und verlieren somit an Bedeutung. Die Trockenrasenbiotope typische magere und einst mageren Böden verändern sich durch lockere Oberboden entwickelt hat. den Eintrag von Düngemitteln naheliegen- der Feldwirtschaft und dem durch Stick- Heute werden Trockenrasenökosysteme stoffemissionen immer nährstoffreicheren zunehmend fragmentiert oder gehen so- Regen. So können auch gebietsfremde, gar vollständig verloren. Hauptgrund da- teils invasive Arten einwandern und den für ist wohl die Aufgabe der extensiven Trockenrasenarten zur Konkurrenz werden. Landnutzung mit der Einführung von Mi- Dabei breiten sich die fremden Arten un- neraldünger und insbesondere der starke gehindert aus, verdrängen die meist stark Rückgang der Schäferei seit der zweiten angepassten Arten und zerstören so die Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seither muss- natürlich gewachsenen Biotope. ten die Trockenrasen zum Zweck anderer Nutzung weichen. An ihrer Stelle stehen Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die heute oftmals aufgeforstete Kiefernwälder Fläche der Kalkhalbtrockenrasen in den oder Wohnanlagen, einige Flächen wurden meisten Regionen Deutschlands um 80-90 auch für den Abbau von Sand und die Ge- Prozent zurückgegangen. Vor allen in den winnung von Zement geopfert. Zusätzlich großen Ballungsräumen, wie Berlin-Bran- verschwinden immer mehr der Trockenra- denburg wird immer mehr ökologisch senbiotope durch Verbuschung bei der die wertvolle Fläche als Bauland genutzt und Beweidung mit Schafen im Park Sanssouci Potsdam, Artenvielfalt meist gravierend abnimmt. somit für lange Zeit versiegelt. Foto: Jakob Schulz 24 25
misch abgeschlossen. Die verwendete Erde sollte möglichst nährstoffarm sein. Inzwi- WIE KANN ICH schen gibt es von verschiedenen Anbietern Saatgut-Mischungen mit Trockenrasen-Ar- Von U&V empfohlene Regiosaatguthersteller für IN MEINEM GARTEN ten. Oft orientieren diese sich eher am Le- Berlin und Brandenburg: EINEN TROCKENRASEN bensraum Halbtrockenrasen und werden im Verkauf als „Trockenwiese“ bezeichnet. Nagola Re GmbH ANLEGEN? Doch Achtung: Manche Saatguthersteller Alte Bahnhofstraße 65 03197 Jänschwalde verwenden den Begriff „Trockenrasen“ für www.nagolare.de reine Rasenflächen, die aber keine Blüh- pflanzen enthalten. Rieger Hofmann GmbH In den Wildblumen 7-13 Wenn das auserwählte Saatgut ausge- 74572 Blaufelden-Raboldshausen bracht wurde, sollte es für die ersten Wo- www.rieger-hofmann.de chen feucht gehalten werden. Am besten passt man den Aussaatzeitpunkt der Wet- terprognose an. Bei sommerlicher Dürre Saaten Zeller GmbH & Co. KG kann die Fläche einmal pro Woche gewäs- Ortsstraße 25 sert werden. Bei hochwüchsigen Arten 63928 Eichenbühl-Guggenberg sollte die Fläche 1-2 mal im Jahr gemäht www.saaten-zeller.de werden und bei kleinwüchsigen Arten 4-6 mal im Jahr. Dies sollte jedoch besser durch Verband deutscher Wildsamen- den Einsatz von Sense, Ziege oder Schaf er- und Wildpflanzenproduzenten e.V. folgen, als durch den Rasenmäher. Um die Perchstetten 1 35428 Langgöns gewünschte Nährstoffarmut zu erhalten, www.natur-im-vww.de Allen, die sich nun die Blütenpracht von Für die Anlage eines Sandtrockenrasens darf die Fläche nicht gedüngt werden. Eine Karthäuser-Nelke und Co. im eigenen Gar- darf der Boden nicht lehmig oder gar tonig Verringerung des Nährstoffgehalts (Ausha- ten wünschen oder etwas Gutes für die Bio- sein. Stattdessen sollte er möglichst wenig gern) wird zusätzlich durch die regelmäßige topvielfalt tun möchten, denen haben wir Nährstoffe enthalten und feuchtigkeitsab- Entfernung des Mahdguts erreicht. hier Tipps zusammengestellt, wie sie im ei- leitend sein. Dies kann erreicht werden, in genen Garten ein Trockenrasen-Biotop er- dem man beherzt zur Schaufel greift und schaffen können. Der Standort sollte nach den Boden 40-50 cm tief aushebt. Anschlie- Süden ausgerichtet und möglichst sonnig ßend wird das Loch zu einem Großteil mit sein. Sofern sich der Garten nicht schon Kies und Schotter aufgefüllt, sodass das in einer Dünen- oder Endmoränen-Land- Wasser gut im Untergrund versickern kann. schaft oder auf einem Hang aus Kalkstein Es darf auf keinen Fall Staunässe entstehen. mit einer nur sehr dünnen Humusschicht Die Schotterschicht wird mit einer 5-10 cm befindet, bedarf es einiger Vorarbeit. dicken Schicht aus einem Sand-Erde-Ge- 26
WIMMELBILD
WEITERFÜHRENDE LITERATUR Wenn Sie mehr erfahren möchten, empfiehlt U&V folgende Literatur: ONLINE: LIFE Trockenrasen - aktuell laufendendes EU-LIFE Projekt (2019-2026): https://www.life-trockenrasen.de/ LIFE Trockenrasen Projekt: https://www.life-trockenrasen.de/projektgebiete/ Gebietskarte der NABU-Naturparadiese: https://naturerbe.nabu.de/naturparadiese/auf-einen-blick/gebietskarte.html BÜCHER, ZEITSCHRIFTEN UND BROSCHÜREN: AUFDERHEIDE, Ulrike: „Rasen und Wiesen im naturnahen Garten. Neuanlage - Pflege - Gestaltungsideen“. pala-Verlag. 2020. KRAUSCH, Heinz-Dieter: „Die Sandtrockenrasen (Sedo-Scleranthetea) in Brandenburg“, Mitteilungen der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemein- schaft. 1968. Neue Folge. Heft 13, S. 71–100. LIFE Sandrasen (Hrsg.): „Leben im Sand“. 2019. Broschüre zum EU-LIFE Projekt (2013-2019). LUGV (Hrsg.): „Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg - Lebens- raumtypen der FFH-Richtlinie in Brandenburg“. 2014. Zeitschrift. Heft 3/4. MÜLLER-STOLL, W. R. (Hrsg.): „Die Pflanzenwelt Brandenburgs“. Gartenverlag Berlin-Kleinmachnow. 1955.
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