Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt

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Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Web-Seminar
 Urbane Lebensräume – Nutzung der Ressource Flachdach

 30. September 2021
 11:00 - 12:00 Uhr

                                         Kostenfrei anmelden!
                                         www.dbz.de/solardach
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Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Praxis
Juli 2021

Holz, Dach und
                                                                                                                      Fotos, v. l.: Roland Bernath,
                                                                                                                      Velux, Brigida González

Dämmung
Fokus		                                                                                                          48
Kulturzentrum Dorfschüür
Dank einer zusammenhängenden Dachlandschaft wurde ein altes Bauernhaus zu einem Kulturzentrum
Hubertus Adam

Marktplatz		                                                                                                     54
Foamglas T3+, Redstone Clima Redboard pro, Röben EIFEL, Jackon Jackodur KF 700, Schöck Sconnex Typ W,
Typ M, Typ P, SunRoof Solardach, Erlus Level RS, Carlisle Hertalan Easy Stick GS, Velux Konvex- und Flach-Glas

Detail 		                                                                                                        58
Schützende Geste
Erinnern an die Urform des Hauses: Die tiefsitzenden Steildächer der neuen Wohnhäuser des Kinder- und
Jugenddorf Klinge
Beatrix Flagner

Bauwelt 15.2021                                                                BAUWELT PRAXIS                                                    47
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Ein Brunnen in der bisheri-
                      gen Mistgrube akzentu­-
                      iert den Vorplatz unter dem
                      weit ausladenden Vordach.
                      Das Bauernhaus von 1783
                      ist im Inventar der schutz-
                      würdigen Bauten vermerkt.

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Fokus                                                                                                   Text Hubertus Adam
                                                                                                        Fotos Rasmus Norlander

Kulturzentrum
Dorfschüür
                                                                                                        Dank einer zusammen-
                                                                                                        hängenden Dachland-
                                                                                                        schaft wurde aus dem
                                                                                                        über 230 Jahre alten
                                                                                                        Bauernhaus im histori-
                                                                                                        schen Dorfkern des
                                                                                                        schweizerischen Wü-
                                                                                                        renlingen ein Kultur-
                                                                                                        zentrum für den Ort.
Eine Dreiviertelstunde benötigt man von Zürich      Eines der bäuerlichen Anwesen im Kernbereich        Veranstaltungssaal, Räume für Vereine, Ausstel-
aus nach Würenlingen. Die Gemeinde liegt am         des Unterdorfs wurde 1998 von der Ortsbürger-       lungen und private Feiern. Zusätzlicher Aufwind
östlichen Ufer der Aare, kurz bevor diese in den    gemeinde erworben. Es teilte sich unter durchge-    entstand durch die Tatsache, dass die nahe ge-
Rhein mündet. Zählte im Jahr 1900 das einstige      hendem First in einen für die Bautypologie der      legene Traditionsgaststätte Bären schloss und
aargauische Ackerbauerndorf gut 1000 Einwoh-        Region ungewöhnlich hohen, dreigeschossigen         damit der Saal nicht mehr zur Verfügung stand,
ner, sind es heute etwa 4800. Südlich des Or-       Wohnteil und den daran anschließenden Wirt-         in dem bislang größere Veranstaltungen des
tes erstrecken sich Gewerbegebiete sowie die        schaftsteil mit der durch zwei große Portaldurch-   Dorfs ihren Platz gefunden hatten.
talbeherrschende Zementfabrik Siggenthal,           fahrten erschlossenen Tenne im Erdgeschoss             Von den sechs teilnehmenden Büros des Stu-
direkt an der Aaare befindet sich das dem ETH-      und dem darüber befindlichen Heuboden.              dienauftrags 2016 konnte sich eines der beiden
Verbund zugehörige, als Nuklearforschungs-             Zunächst bestand die Idee, das stattliche Ge-    Nachwuchsteams durchsetzen, Schmidlin Archi-
zentrum gegründete Paul-Scherrer-Institut. Aus-     bäude in ein Dorfmuseum umzuwandeln, doch           tekten aus Zürich. Überzeugend für die Jury war
ufernde Wohnquartiere prägen das Bild, egal         entsprechende Ideen wurden vom Stimmvolk            das klare funktionale Konzept, das es erlaubte, die
von welcher Seite man sich Würenlingen nähert.      2000 und 2001 verworfen. Lange passierte nichts     räumlichen Qualitäten des Bestands freizuspie-
Doch im Kern lässt sich die Struktur des histori-   mehr, nur der Erhaltungszustand verschlechter­-     len und zu nutzen: Bibliothek im Erdgeschoss
schen Dorfs mit seinen traufständig parallel zur    te sich zusehends. Die Rettung kam sozusagen        des Wirtschaftstrakts, darüber im Obergeschoss
Straße stehenden Gehöften erkennen. Würen-          in letzter Minute, und sie ließ sich umsetzen,      der Saal unter dem offenen Dachstuhl. Als Er-
lingen ist daher im ISOS aufgeführt, dem Inven-     weil das Konzept nun nicht mehr eine primär mu-     schließungsraum, und darin besteht der eigent-
tar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz      seale Nutzung, sondern ein lebendiges Kultur-       liche Clou, fungiert ein durch das Gebäude hin-
von nationaler Bedeutung.                           zentrum namens Dorfschüür vorsah: Bibliothek,       ter dem linken Torportal hindurchgestecktes Fo-

Bauwelt 15.2021                                                     BAUWELT PRAXIS                                                                      49
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Der Saal im 1. Obergeschoss   Die Bibliothek (rechts) ist
ist das Herzstück des Kul-    geprägt durch die massi­-
turzentrums (oben). Erst im   ven Bruchsteinmauern und
Innern wird die Dimension     die Holzkonstruktion aus
des mächtigen Bauernhau-      Fichte.
ses spürbar.                  Fotos: Roland Bernath

                                                            yer. Von hier aus betritt man die Bibliothek und      zum klar umrissenen Straßenraum, Anbauten
                                                            gelangt aber auch über eine Treppe nach oben          auf der Seite des rückwärtig anschließenden,
                                                            zum Saal. Diese befindet sich im rückwärtigen         für den Obstanbau genutzten Wirtschaftslands –
                                                            Anbau, den das Architekturbüro neu erstellt hat       wurde von Schmidlin Architekten auf überzeu-
                                                            und der durch ein Schleppdach mit dem Haupt-          gende Weise adaptiert und neu interpretiert.
                                                            volumen verbunden und somit deutlich als An-          Nicht zuletzt die Freifläche des Gartens unter-
                                                            nex erkennbar ist. Im Keller – der Altbaubestand      stützt diese Wirkung.
                                                            ist nur zu einem sehr geringen Teil unterkellert –       Vergleichsweise gering war die Interventions-
                                                            wurden zwecks Entlastung des Saals Haustech-          tiefe im Wohnteil, der lediglich denkmalgerecht
                                                            nik und Nebenräume untergebracht, das Erdge-          saniert und mit einer zusätzlichen Stahlstruktur
                                                            schoss öffnet sich mit großen Verglasungen zum        zur Ertüchtigung gegen Erdbeben versehen
                                                            weitläufigen Garten hin. Somit zeigt das Ge-          wurde. Partiell blieben die spätbarocken Aus-
                                                            samtvolumen zwei ganz unterschiedliche Ansich-        stattungsgegenstände wie der Ofen erhalten,
                                                            ten: Zur Straße hin ist die Baulinie mit der histo­   der historische Dachstuhl existiert weiterhin.
                                                            rischen, durchgehenden und mural geprägten            Deutlich mehr Probleme bereitete der Umgang
                                                            Fassade klar definiert, während die rückwärti­-       mit dem Ökonomietrakt. Durch jahrzehntelan­-
                                                            ge Front durch den Anbau offener und kleinteilig      ge Vernachlässigung war die gesamte Holzkon­
                                                            gegliedert wirkt. Die traditionelle Doppelgesich-     struktion marode und von Würmern zerfressen.
                                                            tigkeit der Bauernhäuser – einheitliche Fassade       Das Volumen musste bis auf die Umfassungs-

50                                                                          BAUWELT PRAXIS                                                          Bauwelt 15.2021
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In der ehemaligen Scheune             Architekten
            befinden sich die Dorf­
            bibliothek und der Festsaal.          Entwurf
            Die Stuben des Wohnteils
                                                  Schmidlin Architekten ETH SIA
            wurden sanft renoviert und
            werden nun als Kultur­-
                                                  Projektleitung
            räume genutzt.
            Pläne im Maßstab 1:400                Lisa Mäder

                                                  Mitarbeit
                                                  Hubert Holewik, Chasper Schmidlin

                                                  Bauleitung
                                                  LUMO Architekten, Döttingen

                                                  Fachplaner

                                                  Tragwerksplanung
                                                  Caprez Ingenieure AG, Zürich

                                                  Holzkonstruktion und Brandschutz
                                                  Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See

                                                  Holzbau
                                                  Vögeli Holzbau AG, Kleindöttingen

                                                  Elektroingenieur
                                                  HHM (Hefti Hess Martignoni), Aarau

                                                  HLS-Planung
                                                  Raumanzug Gmbh, Zürich

                                                  Landschaftsplanung
                                                  Ganz Landschaftsarchitekten, Zürich

                                                  Hersteller und Ausführung

                                                  Dacheindeckung
                                                  Gasser Ceramics

                                                  Armaturen
                                                  KWC

                                                  Sanitärobjekte
                                                  Duravit

                                                  Schalter und Steckdosen
                                                  Feller AG

                                                  Beschläge
                                                  MEGA

                                                  Bodenbelag Innen-, Außenraum
                                                  WALO Bertschinger AG

                                                  Aufzüge
                                                  Schindler AG

                                                  Daten

                                                  Adresse
                                                  Dorfschüür Würenlingen, Dorfstrasse 35, 5303 Würenlingen, Schweiz

                                                  Bauherr
                                                  Ortsbürgergemeinde Würenlingen

                                                  Fertigstellung
                                                  2020/2021

Bauwelt 15.2021                            BAUWELT PRAXIS                                                             51
Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Nach Süden wird das Haus
                      geprägt von einer filigra­-
                      nen Holzstruktur und
                      dem schleppenden Dach.
                      Foto: Roland Bernath

                      Der behutsam ergänzte
                      Anbau orientiert sich
                      zur unverbauten Wiese.
                      Foto: Roland Bernath

52   BAUWELT PRAXIS                                 Bauwelt 15.2021
Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Die Bauarbeiten der „Dorf-
                                                               schüür“ begannen im Spät-
                                                               herbst 2018, die Eröffnung
                                                               des Hauses war im vergan-
                                                               genen Herbst.
                                                               Foto: Schmidlin Architekten

Die Konstruktion wurde so
weit wie möglich sicht­-
bar belassen und bestimmt
den Raumeindruck: rus­
tikal und filigran zugleich
mauern zurückgebaut werden, und es erforder-                   ten des Zwischenbodens, in einer Beton-Ver-            gran zugleich; das zeigt sich auch an der hellen,
te erheblichen Aufwand, die stehen gebliebene                  bund-Konstruktion erstellt, werden vermittels der      mit Stoff überspannten hölzernen Decke, vor
Mauerschale aus Bruchstein zu unterfangen und                  durchlaufenden Stützen ins Fundament abge-             der sich das Tragwerk abzeichnet. Man achtete
mit temporären Stützkonstruktionen aus Holz                    leitet. Die Konstruktion wurde so weit wie mög-        auf möglichst natürliche Materialien: Kalkputz
zu stabilisieren.                                              lich sichtbar belassen und bestimmt den Raum-          für die Wände, Schafwolle als Dämmung. Für den
   In das Mauergeviert wurden zunächst gewalti-                eindruck in der Bibliothek, aber auch aufgrund         massiven Riemenboden fand Eichenholz aus
ge Trapezbinder aus Brettschichtholz als neue                  des offenen Dachstuhls im darüber befindlichen         dem gemeindeeigenen Wald Verwendung. Breite
Primärkonstruktion eingestellt, welche die Last-               Saal, der bei Bankettbestuhlung Platz für 200 Per-     und Länge der Bretter variieren, um die Stäm-
abtragung der Dachpfetten übernimmt. Stäh-                     sonen bietet und wie früher durch ein straßen-         me möglichst effizient zu nutzen. Das Restholz
lerne Zugstangen lösen die Trapeze in zwei Drei-               seitiges Oberlichtband unter dem tief herabge-         konnte schließlich für die Geländer der Treppen
ecke auf, so dass die Rahmen nur Druckkräfte                   zogenen und weit auskragenden Vordach be-              verwendet werden, die auf drei Seiten zum Saal
aufnehmen und ins Fundament ableiten. Die Las-                 lichtet wird. Die Raumwirkung ist rustikal und fili-   hinaufführen.

              Wir schließen die letzte
              große Wärmebrücke.
              Sconnex® reduziert den Energie-
              verlust an Wand und Stütze.
              Das innovative Produktprogramm
              setzt auf bewährte Technologie
              und ermöglicht erhöhten Gestal-
              tungsfreiraum.
              www.schoeck.com/de/sconnex

  210351_Anz_Sconnex_Bauwelt Anzeigen_DE_213x130mm_rz.indd 1                                                                                               17.06.21 10:42

Bauwelt 15.2021                                                                  BAUWELT PRAXIS                                                                        53
Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Verbesserte Wärmeleitfähigkeit                                                            Geschliffene Oberfläche

                                                                                                                                       Redstone
                                              Foamglas
Im Vergleich zu klassischen Dämmplatten                                                   Die Wärmedämmplatten „Clima Redboard
ist der Lambdawert der „T3+“-Platten um                                                   pro“ erfüllen nicht nur raumklimaregulie-
mehr als zwölf Prozent verbessert. Sie                                                    rende Eigenschaften: Sie sind raumseitig
sind druckfest, wasser- und dampfdiffu-                                                   grundiert und haben dadurch wie eine
sionsdicht. Da sie aus dünnwandigen                                                       geschliffene Oberfläche. Die Platten sind
Glaszellen bestehen, lassen sie sich leicht                                               klimafreundlich und bestehen aus den
nachbearbeiten und zuschneiden – und                                                      Rohstoffen Siliziumdioxid (Sand), Kalzium-
an die komplexe Dachform anpassen.                                                        oxid (Kalk), Wasserglas und Zellulose.

T3+, www.foamglas.com                                                                     Clima Redboard pro, www.redstone.de

                                              Röben

Klar und elegant
In vier Farbtönen schwarz, anthrazit, ba-
salt und granit ist der Flachdachziegel
EIFEL erhältlich. Mit einem Kopfspiel von
30 mm ist er flexibel einsetzbar, das For-
mat sorgt auch auf kleinen Dachflächen
für ein stimmiges Bild. Die präzise, glatte
Verfalzung soll ein Höchstmaß an Regen-
eintrags-Sicherheit garantieren und der
Biegetraglast-Wert liegt oberhalb der
Norm. Die Verlegung wird durch das gerin-
ge Gewicht (4,2 kg) erleichtert, ein Quad-
ratmeter benötigt circa 10,6 Dachziegel.

EIFEL, www.roeben.com
                                                                                                              Jackon

                                                                Besonders druckstabil
                                                                Die Wärmedämmung „Jackodur KF 700“
                                                                kann nicht nur im Perimeterbereich, son-
                                                                dern auch für Umkehrdach-Konstruktio-
                                                                nen verwendet werden. Sie hält bis zu 25
                                                                Tonnen pro Quadratmeter stand, ob durch
                                                                hohe Nutz- oder dynamische Lasten in
                                                                Form von Begrünung oder Schneeauflage.
                                                                Die einlagige Dämmung gibt es in unter-
                                                                schiedlichen Stärken bis zu 320mm. Das
                                                                Material ist klimafreundlich aus extrudier-
                                                                tem Polystyrol, das Produkt ist im DGNB
                                                                Navigator der Deutschen Gesellschaft für
                                                                Nachhaltiges Bauen e.V. gelistet.

                                                                Jackodur 700, www.jackon-insulation.de

54                                                       BAUWELT PRAXIS                                                     Bauwelt 15.2021
Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
Reduzierte

                                                                                        Schoeck
                                                                       1

Wärmebrücken
im Hochgebirge
Research

Die Modernisierung der Hörnlihüt-
te war anspruchsvoll. Als Basisla-
ger in den Schweizer Alpen weist
der Standort geologisch äußerst
anspruchsvolle Felsformationen
auf. Eine Herausforderung war die
Minimierung der Wärmeabgabe
des Gebäudes in den Baugrund.
Bereits 1880 wurde eine erste Hütte als Basis­
lager für den Aufstieg entlang des Hörnligrats auf
das Matterhorn errichtet, dreißig Jahre später
folgte das Hotel Belvédère, vor allem seit den
1960ern werden die Gebäude ständig umgebaut
und vergrößert. Zuletzt wurde das Basislager
um einen viergeschossigen Anbau erweitert. Der
Bergsteiger galt den Architekten des Büros Ar-
nold Perren Zurniwen als Vorbild, denn dieser sei
„als Ganzes ein effizientes System“. Nicht weni-                           1 Baustelle auf 3260 Metern:
                                                                           Den Verlust von Heizener­-
ger war das Ziel: das Gesamtsystem der Hörnli-
                                                                           gie zu minimieren ist hier be-
hütte zu optimieren und nicht nur einzelnen Kom-                           sonders wichtig, denn im-
ponenten wie Gebäudehülle, Gebäudetechnik                                  merhin 40 Prozent aller
                                                                           kons­t ruktiven Wärmebrü-
oder Energieerzeugung. Es galt effizient zu pla-
                                                                           cken eines Gebäudes
nen: So wurde z. B. Fichtenholz für die Erweite-                           werden durch Wände und
rung gewählt, denn es ist robust und leicht − der                          Stützen verursacht.
Transport mit dem Hubschrauber einfacher. Das
Sockelgeschoss musste aus Ortbeton gegos-
                                                                       2
sen werden, denn es steht auf geologisch an-
spruchsvollen Felsformationen. Ein besonderes
Augenmerk legten die Architekten darauf, dass
die wertvolle Heizwärme aus dem Gebäudein-
nern nicht ungehindert in den kalten Baugrund
abfließt und die entstehenden Wärmebrücken auf
ein Minimum reduziert sind. Die Wandanschlüs-
se im Übergang von warmen zu kalten Gebäude-
teilen wurden mit Schöck Sconnex Typ W aus-
geführt. Er dämmt direkt Stahlbetonwände. Ohne
die sonst übliche Flankendämmung konnte die
Wärmedämmebene unterbrechungsfrei ausge-
führt werden.

Architekten                                                            3
                                                                           2 Macht eine durchgehende
Arnold, Perren & Zurniwen GmbH                                             Wärmedämmebene um das
                                                                           Gebäude möglich: Sconnex
Hersteller                                                                 Typ W (links) für Stahlbe-
Schöck Bauteile GmbH                                                       tonwände, Sconnex Typ M
                                                                           (Mitte) für die Sockeldäm-
Fotos                                                                      mung von Mauerwerkswän-
                                                                           den und die Neuheit Scon-
1 Michel Bonvin Photographie 2 Schöck Bauteile GmbH
                                                                           nex Typ P (rechts)

Bauwelt 15.2021                                       BAUWELT PRAXIS                                  55
Sonnendächer

                             SunRoof
„Warum zwei Dachschichten,
wenn es auch mit einer geht?“
fragt das Start-Up-Unter-
nehmen SunRoof. Ihr 2-in-1
Solardach ersetzt das her-
kömmliche Ziegeldach durch
eine komplette Dachkons­
truktion, die Sonnenlicht in
Strom umwandelt, ohne die
Verwendung von traditionel-
len PV-Modulen. Die mono-
kristallinen Glas-Glas-Module
versprechen mindestens 80
Prozent der ursprünglichen
Leistung nach dreißig Jahren.
Eine optimale Luftzirkulation
im Inneren der Dachkons­
truktion und Sicherheit bei
hohen Lufttemperaturen soll
das Dachsystem garantieren.
Das Unternehmen möchte
das größte und intelligenteste
Netzwerk an vernetzten
Solardachhäusern und der
größte Energiemarktplatz in
Europa werden und fordert
damit die Marktdominanz von
Tesla’s SolarRoof heraus.

www.sunroof.se/de

56                                     BAUWELT PRAXIS   Bauwelt 15.2021
Klinker für das Dach

                                                                       Erlus
                         Der kantige Glattziegel „Ergoldsbacher
                         Level RS“ hat Klinkerqualität und ist für
                         besonders flache Dachneigungen geeig-
                         net. Ab einer Dachneigung von 10 Grad
                         sind sie regensicher, Zusatzmaßnahmen
                         können durch die tiefe Ringverfalzung mit
                         3-fachem Kopf- und Seitenfalz entfallen.
                         Für den passgenauen Sitz besitzt der Zie-
                         gel ausgeprägte Sturmkerben. Er gehört
                         zur Lattweitengruppe 38,5 Zentimeter.
                         Bei dieser Lattweite benötigt der Verarbei-
                         ter rund 20 Prozent weniger Traglatten
                         pro Quadratmeter als bei der klassischen
                         kleinformatigen Lattweite. Durch sein For-
                         mat ist der Ziegel praktisch in der Hand-
                         habung. Das System besteht entweder
                         aus einer Grund- oder einer Durchgangs-
                         platte in Form des Flächenziegelmodells
                         und dem funktionalen Aufsatz.

                         Level RS, www.erlus.com

Dauerelastisch
                                            Carlisle

Der EPDM-Streifen ist unterseitig mit
einem Glasfasergelege verstärkt und mit
einer Selbstklebeschicht aus Butylkaut-
schuk versehen. Die Streifenware ist be-
sonders für die Abdichtung von Fenster
und Türen geeignet. Ein weiterer Einsatz-
bereich ist die Auskleidung von Dach­
rinnen in der Sanierung und im Neubau.

Hertalan Easy Stick, www.ccm-europe.com

                                                                                    Mehr Licht

                                                                                                                                Velux
                                                                                    Durch die schlankeren Rahmenprofile der
                                                                                    neuen Flachdach-Fenster sind künftig
                                                                                    bei einer Fenstergröße von 60 x 60 cm bis
                                                                                    zu 52 Prozent mehr Tageslichteinfall mög-
                                                                                    lich. Mit den vollständig randlosen Glas-
                                                                                    Oberelementen wird für einfaches Ablau-
                                                                                    fen von Regenwasser und Schmutz ge-
                                                                                    sorgt. Der Einbau des Flach-Glas-Modells
                                                                                    ist für Dächer mit 2–15 Grad Neigung ge-
                                                                                    eignet, während das Konvex-Glas-Modell
                                                                                    bei einer Neigung von 0–15 Grad zum Ein-
                                                                                    satz kommen sollte.

                                                                                    www.velux.de

Bauwelt 15.2021                                                    BAUWELT PRAXIS                                                 57
Detail                                           Schützende Geste:
                                                 Die tiefgezogenen Steildächer im
                                                 Kinder- und Jugenddorf Klinge

                                                 Text Beatrix Flagner

Bauherr                                          „Am Anfang des Entwurfs fragten wir uns: Was will man den Kindern vermit-
Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V.               teln? Welche Empfindung sollen sie haben, wenn sie ins Kinderdorf kommen,
                                                 in ihr neues Zuhause?“, erzählt die Architektin Dea Ecker. Mit ihrem Büro
Architekten
                                                 Ecker Architekten war sie für den Neubau zweier Wohnhäuser für das Kinder-
Ecker Architekten, Heidelberg/Buchen
                                                 und Jugenddorf Klinge in Seckach im Kreis Neckar-Odenwald verantwortlich.
Tragwerksplanung                                 Dort leben insgesamt 150 bis 160 Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren.
Merz Kley Partner, Dornbirn                      Im Gegensatz zu einem Kinderheim ist das Dorf in kleinen Familienstrukturen
                                                 organisiert: In einer Gruppe wohnt eine Hauptleitung mit acht Kindern ge-
HLSE-Planung                                     meinsam in einem Haus. In den beiden neuen Gebäuden sind drei Gruppen
Ingenieurbüro Metzger, Weikersheim               auf rund 1850 Quadratmetern untergebracht. Die Bauaufgabe erforderte
                                                 einen besonders sensiblen Umgang; hier steckt das Detail nicht in der Kon-
Lichtplanung
                                                 struktion, sondern in jeder einzelnen Gestaltungsentscheidung während
Anselm von Held, Berlin
                                                 des Prozesses. Auf ihre Entwurfsfragen fand das Architekturbüro schließ-
Adresse                                          lich mit der Dachform die richtige Antwort. „Dieses Haus, mit diesem Dach,
Schwimmbadweg 9-13, 74743 Seckach                schützt mich“, soll das Gefühl sein, das bei den Kindern aufkommt. Als Bild
                                                 diente der Archetyp des Hauses mit Steildach und einer Neigung von 45
Nettonutzfläche
                                                 Grad. Obwohl die Gebäude zweigeschossig sind, wurden die Dächer auf
1850 Quadratmeter in drei Wohneinheiten
                                                 ihren kurzen Seiten tiefgezogen. Sie wirken dadurch flächiger, was die
Fertigstellung                                   Assoziation von Geborgenheit bestärken soll. Unter diesen Dachschrägen
2021                                             befinden sich die Doppelzimmer für Geschwisterkinder.
                                                     Im Kontrast zu den breiten und tiefen Dächern stehen die vertikal durch
                                                 die Gebäude gesteckten, fast quadratischen Riegel. Für Hausfamilien und
                                                 Kinder waren zwei unabhängige Erschließungen erforderlich, durch die Un-
                                                 terbringung in den Türmen dienen sie einander als Fluchtwege. Ob über-
                                                 großer Schornstein oder Burgturm − sie lassen Raum für Interpretationen
                                                 und sollen ein Identifikationsfaktor für die Kinder sein.
                                                     Die Häuser sind reine Holzbauten und entstanden in Holzrahmenbauweise.
                                                 Die Innenschale hat eine Diagonal-Dübelholzkonstruktion, das Dach eine
                                                 klassische Sparrenkonstruktion. Auf dessen Innenseite sind als aussteifen-
                                                 de Dachsperrebene OSB-Platten angebracht − mit dem Nebeneffekt, dass
                                                 der Dachraum dadurch roh genug ist, um von den Kindern selbst gestaltet
                                                 zu werden. Das Thema der Zugänglichkeit für Kinder findet man selbst in der
                                                 Konstruktion wieder. Weder verkleidete Stahlträger noch versteckte Installa-
                                                 tionen hinter abgehängten Decken gibt es, die Kinder sollen intuitiv verste-
                                                 hen, warum die V-Stützen dort stehen, wo sie stehen. Auch die Aussteifung
                                                 der Türme ist sichtbar und aus Holz.
                                                     Erst in diesem Frühjahr wurden die Häuser bezogen. Bunte Pflanzkübel
                                                 und Spielgeräte dominieren den Innenhof. In den großzügigen Loggien ste-
                                                 hen raumgreifende Tische, die genug Platz bieten zum Basteln, für Hausauf-
                                                 gaben im Freien und für gemeinsame Familienessen.

58                                        BAUWELT PRAXIS                                                     Bauwelt 15.2021
Die Gebäudeform mit Steil-
                  dach stellt den Archetyp
                  des Hauses dar, der den
                  Kindern Schutz und Gebor-
                  genheit vermittelt.
                  Fotos: Brigida González

                                                      Durch die Überhöhung der     So bleibt auch für die Kin­d er
                                                      Türme können sie auch zur    ablesbar und verständlich,
                                                      Entlüftung genutzt werden.   wie das Gebäude gefügt
                                                      Größere Spannweiten sind     wurde. Schnitte im Maßstab
                                                      mit V-Stützen ausgeführt.    1:750

Bauwelt 15.2021                                BAUWELT PRAXIS                                                        59
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