Web-Seminar Urbane Lebensräume - Nutzung der Ressource Flachdach - September 2021 - Bauwelt
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Web-Seminar Urbane Lebensräume – Nutzung der Ressource Flachdach 30. September 2021 11:00 - 12:00 Uhr Kostenfrei anmelden! www.dbz.de/solardach 46 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Praxis Juli 2021 Holz, Dach und Fotos, v. l.: Roland Bernath, Velux, Brigida González Dämmung Fokus 48 Kulturzentrum Dorfschüür Dank einer zusammenhängenden Dachlandschaft wurde ein altes Bauernhaus zu einem Kulturzentrum Hubertus Adam Marktplatz 54 Foamglas T3+, Redstone Clima Redboard pro, Röben EIFEL, Jackon Jackodur KF 700, Schöck Sconnex Typ W, Typ M, Typ P, SunRoof Solardach, Erlus Level RS, Carlisle Hertalan Easy Stick GS, Velux Konvex- und Flach-Glas Detail 58 Schützende Geste Erinnern an die Urform des Hauses: Die tiefsitzenden Steildächer der neuen Wohnhäuser des Kinder- und Jugenddorf Klinge Beatrix Flagner Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 47
Ein Brunnen in der bisheri- gen Mistgrube akzentu- iert den Vorplatz unter dem weit ausladenden Vordach. Das Bauernhaus von 1783 ist im Inventar der schutz- würdigen Bauten vermerkt. 48 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Fokus Text Hubertus Adam Fotos Rasmus Norlander Kulturzentrum Dorfschüür Dank einer zusammen- hängenden Dachland- schaft wurde aus dem über 230 Jahre alten Bauernhaus im histori- schen Dorfkern des schweizerischen Wü- renlingen ein Kultur- zentrum für den Ort. Eine Dreiviertelstunde benötigt man von Zürich Eines der bäuerlichen Anwesen im Kernbereich Veranstaltungssaal, Räume für Vereine, Ausstel- aus nach Würenlingen. Die Gemeinde liegt am des Unterdorfs wurde 1998 von der Ortsbürger- lungen und private Feiern. Zusätzlicher Aufwind östlichen Ufer der Aare, kurz bevor diese in den gemeinde erworben. Es teilte sich unter durchge- entstand durch die Tatsache, dass die nahe ge- Rhein mündet. Zählte im Jahr 1900 das einstige hendem First in einen für die Bautypologie der legene Traditionsgaststätte Bären schloss und aargauische Ackerbauerndorf gut 1000 Einwoh- Region ungewöhnlich hohen, dreigeschossigen damit der Saal nicht mehr zur Verfügung stand, ner, sind es heute etwa 4800. Südlich des Or- Wohnteil und den daran anschließenden Wirt- in dem bislang größere Veranstaltungen des tes erstrecken sich Gewerbegebiete sowie die schaftsteil mit der durch zwei große Portaldurch- Dorfs ihren Platz gefunden hatten. talbeherrschende Zementfabrik Siggenthal, fahrten erschlossenen Tenne im Erdgeschoss Von den sechs teilnehmenden Büros des Stu- direkt an der Aaare befindet sich das dem ETH- und dem darüber befindlichen Heuboden. dienauftrags 2016 konnte sich eines der beiden Verbund zugehörige, als Nuklearforschungs- Zunächst bestand die Idee, das stattliche Ge- Nachwuchsteams durchsetzen, Schmidlin Archi- zentrum gegründete Paul-Scherrer-Institut. Aus- bäude in ein Dorfmuseum umzuwandeln, doch tekten aus Zürich. Überzeugend für die Jury war ufernde Wohnquartiere prägen das Bild, egal entsprechende Ideen wurden vom Stimmvolk das klare funktionale Konzept, das es erlaubte, die von welcher Seite man sich Würenlingen nähert. 2000 und 2001 verworfen. Lange passierte nichts räumlichen Qualitäten des Bestands freizuspie- Doch im Kern lässt sich die Struktur des histori- mehr, nur der Erhaltungszustand verschlechter- len und zu nutzen: Bibliothek im Erdgeschoss schen Dorfs mit seinen traufständig parallel zur te sich zusehends. Die Rettung kam sozusagen des Wirtschaftstrakts, darüber im Obergeschoss Straße stehenden Gehöften erkennen. Würen- in letzter Minute, und sie ließ sich umsetzen, der Saal unter dem offenen Dachstuhl. Als Er- lingen ist daher im ISOS aufgeführt, dem Inven- weil das Konzept nun nicht mehr eine primär mu- schließungsraum, und darin besteht der eigent- tar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz seale Nutzung, sondern ein lebendiges Kultur- liche Clou, fungiert ein durch das Gebäude hin- von nationaler Bedeutung. zentrum namens Dorfschüür vorsah: Bibliothek, ter dem linken Torportal hindurchgestecktes Fo- Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 49
Der Saal im 1. Obergeschoss Die Bibliothek (rechts) ist ist das Herzstück des Kul- geprägt durch die massi- turzentrums (oben). Erst im ven Bruchsteinmauern und Innern wird die Dimension die Holzkonstruktion aus des mächtigen Bauernhau- Fichte. ses spürbar. Fotos: Roland Bernath yer. Von hier aus betritt man die Bibliothek und zum klar umrissenen Straßenraum, Anbauten gelangt aber auch über eine Treppe nach oben auf der Seite des rückwärtig anschließenden, zum Saal. Diese befindet sich im rückwärtigen für den Obstanbau genutzten Wirtschaftslands – Anbau, den das Architekturbüro neu erstellt hat wurde von Schmidlin Architekten auf überzeu- und der durch ein Schleppdach mit dem Haupt- gende Weise adaptiert und neu interpretiert. volumen verbunden und somit deutlich als An- Nicht zuletzt die Freifläche des Gartens unter- nex erkennbar ist. Im Keller – der Altbaubestand stützt diese Wirkung. ist nur zu einem sehr geringen Teil unterkellert – Vergleichsweise gering war die Interventions- wurden zwecks Entlastung des Saals Haustech- tiefe im Wohnteil, der lediglich denkmalgerecht nik und Nebenräume untergebracht, das Erdge- saniert und mit einer zusätzlichen Stahlstruktur schoss öffnet sich mit großen Verglasungen zum zur Ertüchtigung gegen Erdbeben versehen weitläufigen Garten hin. Somit zeigt das Ge- wurde. Partiell blieben die spätbarocken Aus- samtvolumen zwei ganz unterschiedliche Ansich- stattungsgegenstände wie der Ofen erhalten, ten: Zur Straße hin ist die Baulinie mit der histo der historische Dachstuhl existiert weiterhin. rischen, durchgehenden und mural geprägten Deutlich mehr Probleme bereitete der Umgang Fassade klar definiert, während die rückwärti- mit dem Ökonomietrakt. Durch jahrzehntelan- ge Front durch den Anbau offener und kleinteilig ge Vernachlässigung war die gesamte Holzkon gegliedert wirkt. Die traditionelle Doppelgesich- struktion marode und von Würmern zerfressen. tigkeit der Bauernhäuser – einheitliche Fassade Das Volumen musste bis auf die Umfassungs- 50 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
In der ehemaligen Scheune Architekten befinden sich die Dorf bibliothek und der Festsaal. Entwurf Die Stuben des Wohnteils Schmidlin Architekten ETH SIA wurden sanft renoviert und werden nun als Kultur- Projektleitung räume genutzt. Pläne im Maßstab 1:400 Lisa Mäder Mitarbeit Hubert Holewik, Chasper Schmidlin Bauleitung LUMO Architekten, Döttingen Fachplaner Tragwerksplanung Caprez Ingenieure AG, Zürich Holzkonstruktion und Brandschutz Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Vögeli Holzbau AG, Kleindöttingen Elektroingenieur HHM (Hefti Hess Martignoni), Aarau HLS-Planung Raumanzug Gmbh, Zürich Landschaftsplanung Ganz Landschaftsarchitekten, Zürich Hersteller und Ausführung Dacheindeckung Gasser Ceramics Armaturen KWC Sanitärobjekte Duravit Schalter und Steckdosen Feller AG Beschläge MEGA Bodenbelag Innen-, Außenraum WALO Bertschinger AG Aufzüge Schindler AG Daten Adresse Dorfschüür Würenlingen, Dorfstrasse 35, 5303 Würenlingen, Schweiz Bauherr Ortsbürgergemeinde Würenlingen Fertigstellung 2020/2021 Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 51
Nach Süden wird das Haus geprägt von einer filigra- nen Holzstruktur und dem schleppenden Dach. Foto: Roland Bernath Der behutsam ergänzte Anbau orientiert sich zur unverbauten Wiese. Foto: Roland Bernath 52 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Die Bauarbeiten der „Dorf- schüür“ begannen im Spät- herbst 2018, die Eröffnung des Hauses war im vergan- genen Herbst. Foto: Schmidlin Architekten Die Konstruktion wurde so weit wie möglich sicht- bar belassen und bestimmt den Raumeindruck: rus tikal und filigran zugleich mauern zurückgebaut werden, und es erforder- ten des Zwischenbodens, in einer Beton-Ver- gran zugleich; das zeigt sich auch an der hellen, te erheblichen Aufwand, die stehen gebliebene bund-Konstruktion erstellt, werden vermittels der mit Stoff überspannten hölzernen Decke, vor Mauerschale aus Bruchstein zu unterfangen und durchlaufenden Stützen ins Fundament abge- der sich das Tragwerk abzeichnet. Man achtete mit temporären Stützkonstruktionen aus Holz leitet. Die Konstruktion wurde so weit wie mög- auf möglichst natürliche Materialien: Kalkputz zu stabilisieren. lich sichtbar belassen und bestimmt den Raum- für die Wände, Schafwolle als Dämmung. Für den In das Mauergeviert wurden zunächst gewalti- eindruck in der Bibliothek, aber auch aufgrund massiven Riemenboden fand Eichenholz aus ge Trapezbinder aus Brettschichtholz als neue des offenen Dachstuhls im darüber befindlichen dem gemeindeeigenen Wald Verwendung. Breite Primärkonstruktion eingestellt, welche die Last- Saal, der bei Bankettbestuhlung Platz für 200 Per- und Länge der Bretter variieren, um die Stäm- abtragung der Dachpfetten übernimmt. Stäh- sonen bietet und wie früher durch ein straßen- me möglichst effizient zu nutzen. Das Restholz lerne Zugstangen lösen die Trapeze in zwei Drei- seitiges Oberlichtband unter dem tief herabge- konnte schließlich für die Geländer der Treppen ecke auf, so dass die Rahmen nur Druckkräfte zogenen und weit auskragenden Vordach be- verwendet werden, die auf drei Seiten zum Saal aufnehmen und ins Fundament ableiten. Die Las- lichtet wird. Die Raumwirkung ist rustikal und fili- hinaufführen. Wir schließen die letzte große Wärmebrücke. Sconnex® reduziert den Energie- verlust an Wand und Stütze. Das innovative Produktprogramm setzt auf bewährte Technologie und ermöglicht erhöhten Gestal- tungsfreiraum. www.schoeck.com/de/sconnex 210351_Anz_Sconnex_Bauwelt Anzeigen_DE_213x130mm_rz.indd 1 17.06.21 10:42 Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 53
Verbesserte Wärmeleitfähigkeit Geschliffene Oberfläche Redstone Foamglas Im Vergleich zu klassischen Dämmplatten Die Wärmedämmplatten „Clima Redboard ist der Lambdawert der „T3+“-Platten um pro“ erfüllen nicht nur raumklimaregulie- mehr als zwölf Prozent verbessert. Sie rende Eigenschaften: Sie sind raumseitig sind druckfest, wasser- und dampfdiffu- grundiert und haben dadurch wie eine sionsdicht. Da sie aus dünnwandigen geschliffene Oberfläche. Die Platten sind Glaszellen bestehen, lassen sie sich leicht klimafreundlich und bestehen aus den nachbearbeiten und zuschneiden – und Rohstoffen Siliziumdioxid (Sand), Kalzium- an die komplexe Dachform anpassen. oxid (Kalk), Wasserglas und Zellulose. T3+, www.foamglas.com Clima Redboard pro, www.redstone.de Röben Klar und elegant In vier Farbtönen schwarz, anthrazit, ba- salt und granit ist der Flachdachziegel EIFEL erhältlich. Mit einem Kopfspiel von 30 mm ist er flexibel einsetzbar, das For- mat sorgt auch auf kleinen Dachflächen für ein stimmiges Bild. Die präzise, glatte Verfalzung soll ein Höchstmaß an Regen- eintrags-Sicherheit garantieren und der Biegetraglast-Wert liegt oberhalb der Norm. Die Verlegung wird durch das gerin- ge Gewicht (4,2 kg) erleichtert, ein Quad- ratmeter benötigt circa 10,6 Dachziegel. EIFEL, www.roeben.com Jackon Besonders druckstabil Die Wärmedämmung „Jackodur KF 700“ kann nicht nur im Perimeterbereich, son- dern auch für Umkehrdach-Konstruktio- nen verwendet werden. Sie hält bis zu 25 Tonnen pro Quadratmeter stand, ob durch hohe Nutz- oder dynamische Lasten in Form von Begrünung oder Schneeauflage. Die einlagige Dämmung gibt es in unter- schiedlichen Stärken bis zu 320mm. Das Material ist klimafreundlich aus extrudier- tem Polystyrol, das Produkt ist im DGNB Navigator der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. gelistet. Jackodur 700, www.jackon-insulation.de 54 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Reduzierte Schoeck 1 Wärmebrücken im Hochgebirge Research Die Modernisierung der Hörnlihüt- te war anspruchsvoll. Als Basisla- ger in den Schweizer Alpen weist der Standort geologisch äußerst anspruchsvolle Felsformationen auf. Eine Herausforderung war die Minimierung der Wärmeabgabe des Gebäudes in den Baugrund. Bereits 1880 wurde eine erste Hütte als Basis lager für den Aufstieg entlang des Hörnligrats auf das Matterhorn errichtet, dreißig Jahre später folgte das Hotel Belvédère, vor allem seit den 1960ern werden die Gebäude ständig umgebaut und vergrößert. Zuletzt wurde das Basislager um einen viergeschossigen Anbau erweitert. Der Bergsteiger galt den Architekten des Büros Ar- nold Perren Zurniwen als Vorbild, denn dieser sei „als Ganzes ein effizientes System“. Nicht weni- 1 Baustelle auf 3260 Metern: Den Verlust von Heizener- ger war das Ziel: das Gesamtsystem der Hörnli- gie zu minimieren ist hier be- hütte zu optimieren und nicht nur einzelnen Kom- sonders wichtig, denn im- ponenten wie Gebäudehülle, Gebäudetechnik merhin 40 Prozent aller konst ruktiven Wärmebrü- oder Energieerzeugung. Es galt effizient zu pla- cken eines Gebäudes nen: So wurde z. B. Fichtenholz für die Erweite- werden durch Wände und rung gewählt, denn es ist robust und leicht − der Stützen verursacht. Transport mit dem Hubschrauber einfacher. Das Sockelgeschoss musste aus Ortbeton gegos- 2 sen werden, denn es steht auf geologisch an- spruchsvollen Felsformationen. Ein besonderes Augenmerk legten die Architekten darauf, dass die wertvolle Heizwärme aus dem Gebäudein- nern nicht ungehindert in den kalten Baugrund abfließt und die entstehenden Wärmebrücken auf ein Minimum reduziert sind. Die Wandanschlüs- se im Übergang von warmen zu kalten Gebäude- teilen wurden mit Schöck Sconnex Typ W aus- geführt. Er dämmt direkt Stahlbetonwände. Ohne die sonst übliche Flankendämmung konnte die Wärmedämmebene unterbrechungsfrei ausge- führt werden. Architekten 3 2 Macht eine durchgehende Arnold, Perren & Zurniwen GmbH Wärmedämmebene um das Gebäude möglich: Sconnex Hersteller Typ W (links) für Stahlbe- Schöck Bauteile GmbH tonwände, Sconnex Typ M (Mitte) für die Sockeldäm- Fotos mung von Mauerwerkswän- den und die Neuheit Scon- 1 Michel Bonvin Photographie 2 Schöck Bauteile GmbH nex Typ P (rechts) Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 55
Sonnendächer SunRoof „Warum zwei Dachschichten, wenn es auch mit einer geht?“ fragt das Start-Up-Unter- nehmen SunRoof. Ihr 2-in-1 Solardach ersetzt das her- kömmliche Ziegeldach durch eine komplette Dachkons truktion, die Sonnenlicht in Strom umwandelt, ohne die Verwendung von traditionel- len PV-Modulen. Die mono- kristallinen Glas-Glas-Module versprechen mindestens 80 Prozent der ursprünglichen Leistung nach dreißig Jahren. Eine optimale Luftzirkulation im Inneren der Dachkons truktion und Sicherheit bei hohen Lufttemperaturen soll das Dachsystem garantieren. Das Unternehmen möchte das größte und intelligenteste Netzwerk an vernetzten Solardachhäusern und der größte Energiemarktplatz in Europa werden und fordert damit die Marktdominanz von Tesla’s SolarRoof heraus. www.sunroof.se/de 56 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Klinker für das Dach Erlus Der kantige Glattziegel „Ergoldsbacher Level RS“ hat Klinkerqualität und ist für besonders flache Dachneigungen geeig- net. Ab einer Dachneigung von 10 Grad sind sie regensicher, Zusatzmaßnahmen können durch die tiefe Ringverfalzung mit 3-fachem Kopf- und Seitenfalz entfallen. Für den passgenauen Sitz besitzt der Zie- gel ausgeprägte Sturmkerben. Er gehört zur Lattweitengruppe 38,5 Zentimeter. Bei dieser Lattweite benötigt der Verarbei- ter rund 20 Prozent weniger Traglatten pro Quadratmeter als bei der klassischen kleinformatigen Lattweite. Durch sein For- mat ist der Ziegel praktisch in der Hand- habung. Das System besteht entweder aus einer Grund- oder einer Durchgangs- platte in Form des Flächenziegelmodells und dem funktionalen Aufsatz. Level RS, www.erlus.com Dauerelastisch Carlisle Der EPDM-Streifen ist unterseitig mit einem Glasfasergelege verstärkt und mit einer Selbstklebeschicht aus Butylkaut- schuk versehen. Die Streifenware ist be- sonders für die Abdichtung von Fenster und Türen geeignet. Ein weiterer Einsatz- bereich ist die Auskleidung von Dach rinnen in der Sanierung und im Neubau. Hertalan Easy Stick, www.ccm-europe.com Mehr Licht Velux Durch die schlankeren Rahmenprofile der neuen Flachdach-Fenster sind künftig bei einer Fenstergröße von 60 x 60 cm bis zu 52 Prozent mehr Tageslichteinfall mög- lich. Mit den vollständig randlosen Glas- Oberelementen wird für einfaches Ablau- fen von Regenwasser und Schmutz ge- sorgt. Der Einbau des Flach-Glas-Modells ist für Dächer mit 2–15 Grad Neigung ge- eignet, während das Konvex-Glas-Modell bei einer Neigung von 0–15 Grad zum Ein- satz kommen sollte. www.velux.de Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 57
Detail Schützende Geste: Die tiefgezogenen Steildächer im Kinder- und Jugenddorf Klinge Text Beatrix Flagner Bauherr „Am Anfang des Entwurfs fragten wir uns: Was will man den Kindern vermit- Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V. teln? Welche Empfindung sollen sie haben, wenn sie ins Kinderdorf kommen, in ihr neues Zuhause?“, erzählt die Architektin Dea Ecker. Mit ihrem Büro Architekten Ecker Architekten war sie für den Neubau zweier Wohnhäuser für das Kinder- Ecker Architekten, Heidelberg/Buchen und Jugenddorf Klinge in Seckach im Kreis Neckar-Odenwald verantwortlich. Tragwerksplanung Dort leben insgesamt 150 bis 160 Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Merz Kley Partner, Dornbirn Im Gegensatz zu einem Kinderheim ist das Dorf in kleinen Familienstrukturen organisiert: In einer Gruppe wohnt eine Hauptleitung mit acht Kindern ge- HLSE-Planung meinsam in einem Haus. In den beiden neuen Gebäuden sind drei Gruppen Ingenieurbüro Metzger, Weikersheim auf rund 1850 Quadratmetern untergebracht. Die Bauaufgabe erforderte einen besonders sensiblen Umgang; hier steckt das Detail nicht in der Kon- Lichtplanung struktion, sondern in jeder einzelnen Gestaltungsentscheidung während Anselm von Held, Berlin des Prozesses. Auf ihre Entwurfsfragen fand das Architekturbüro schließ- Adresse lich mit der Dachform die richtige Antwort. „Dieses Haus, mit diesem Dach, Schwimmbadweg 9-13, 74743 Seckach schützt mich“, soll das Gefühl sein, das bei den Kindern aufkommt. Als Bild diente der Archetyp des Hauses mit Steildach und einer Neigung von 45 Nettonutzfläche Grad. Obwohl die Gebäude zweigeschossig sind, wurden die Dächer auf 1850 Quadratmeter in drei Wohneinheiten ihren kurzen Seiten tiefgezogen. Sie wirken dadurch flächiger, was die Fertigstellung Assoziation von Geborgenheit bestärken soll. Unter diesen Dachschrägen 2021 befinden sich die Doppelzimmer für Geschwisterkinder. Im Kontrast zu den breiten und tiefen Dächern stehen die vertikal durch die Gebäude gesteckten, fast quadratischen Riegel. Für Hausfamilien und Kinder waren zwei unabhängige Erschließungen erforderlich, durch die Un- terbringung in den Türmen dienen sie einander als Fluchtwege. Ob über- großer Schornstein oder Burgturm − sie lassen Raum für Interpretationen und sollen ein Identifikationsfaktor für die Kinder sein. Die Häuser sind reine Holzbauten und entstanden in Holzrahmenbauweise. Die Innenschale hat eine Diagonal-Dübelholzkonstruktion, das Dach eine klassische Sparrenkonstruktion. Auf dessen Innenseite sind als aussteifen- de Dachsperrebene OSB-Platten angebracht − mit dem Nebeneffekt, dass der Dachraum dadurch roh genug ist, um von den Kindern selbst gestaltet zu werden. Das Thema der Zugänglichkeit für Kinder findet man selbst in der Konstruktion wieder. Weder verkleidete Stahlträger noch versteckte Installa- tionen hinter abgehängten Decken gibt es, die Kinder sollen intuitiv verste- hen, warum die V-Stützen dort stehen, wo sie stehen. Auch die Aussteifung der Türme ist sichtbar und aus Holz. Erst in diesem Frühjahr wurden die Häuser bezogen. Bunte Pflanzkübel und Spielgeräte dominieren den Innenhof. In den großzügigen Loggien ste- hen raumgreifende Tische, die genug Platz bieten zum Basteln, für Hausauf- gaben im Freien und für gemeinsame Familienessen. 58 BAUWELT PRAXIS Bauwelt 15.2021
Die Gebäudeform mit Steil- dach stellt den Archetyp des Hauses dar, der den Kindern Schutz und Gebor- genheit vermittelt. Fotos: Brigida González Durch die Überhöhung der So bleibt auch für die Kind er Türme können sie auch zur ablesbar und verständlich, Entlüftung genutzt werden. wie das Gebäude gefügt Größere Spannweiten sind wurde. Schnitte im Maßstab mit V-Stützen ausgeführt. 1:750 Bauwelt 15.2021 BAUWELT PRAXIS 59
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