Weender Visite - Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende
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Das Gesundheitsmagazin des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende Weender Visite Herbst 2020 Gelenkersatz Corona-Pandemie Vorreiter in der Pflege Schnell wieder mobil mit Auch für eine zweite Welle Lean Management reduziert der Fast-Track-Methode ist das EKW gut aufgestellt organisatorischen Aufwand
VO RWO RT U N D I N H A LT Liebe Leserin, lieber Leser, Inhalt die Corona-Pandemie hält weiter die Welt in Atem. Sie fordert uns alle und bleibt ein bestim- 3 Kurz notiert mender Faktor in unserem Klinikalltag. Der Regel- Meldungen aus dem betrieb ist wieder angelaufen, unsere Abteilungen voll im Weender Krankenhaus Einsatz. Denn wir verfügen seit der ersten Welle der Pandemie über ein Sicherheitskonzept, das sich bewährt hat. Früh haben wir damit begonnen, Patienten, bei denen ein Verdacht auf Covid-19 besteht, 4 Schnell wieder aber auch unsere Mitarbeitenden umfassend auf das Virus zu testen. auf den Beinen Die Zahl beläuft sich mittlerweile auf rund 22 735 Testungen. Auch Das EPZmax Göttingen/Neu-Maria- achten wir darauf, dass Angestellte selbst mit leichten Erkältungs hilf macht Patienten wieder mobil symptomen nicht zur Arbeit kommen, bis ein negativer Test vorliegt. So können wir für uns proklamieren, dass wir das Haus in der Region mit den höchsten Sicherheitsstandards sind. Eine strenge Einhaltung 6 Gut aufgestellt in der Hygienevorschriften ist von großer Wichtigkeit, damit sich das der Corona-Pandemie Virus nicht weiter ausbreiten kann. Das EKW tut viel für den Wir lernen, mit der Situation umzugehen, müssen aber auch nach Schutz seiner Patienten vorne gucken. So hat sich viel im EKW getan: Erstmals seit Gründung im Jahr 2016 ist unser Adipositas-Zentrum von einer unabhängi- 8 Lean Management gen Fachkommission geprüft worden und hat für die Erfüllung der sorgt für Effizienz strengen Kriterien das begehrte Zertifikat bekommen. Auch für unser Ein neues Pflegekonzept führt Endoprothetikzentrum sowie das Lokale Traumazentrum und das zu mehr Zeit für die Patienten Gesamthaus haben unabhängige Gutachter wieder die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards in der Patientenversorgung bestätigt. Im Juni durften wir unseren neuen Pflegedirektor Thomas Nier- 10 Bauvorhaben meier begrüßen, der bereits in den Niederlanden und in der Schweiz kommt gut voran tätig war. Er wird sich bei uns unter anderem dem Ausbau unseres Das neue Haus 3 in Weende Lean Hospitals, das in dem Alpenstaat bereits seit mehreren Jahren erhält bereits die letzte Etage praktiziert wird, widmen. Das Ziel: Abläufe im Klinikalltag effizienter gestalten und so mehr Zeit für Behandlung und Pflege schaffen. 11 Kooperation für die Lesen Sie in diesem Heft Näheres zu diesen und weiteren Themen. Nierengesundheit Sie sehen, wir sind weiterhin für Sie innovativ und zuversichtlich, Das Nephrologische Zentrum dass wir auch bei steigenden Zahlen von Covid-positiven Patienten Göttingen kooperiert mit dem EKW die Herausforderungen ebenso gut bewältigen können wie bisher. Ihr Prof. Dr. Michael Karaus Medizinischer Geschäftsführer/Chefarzt Allgemeine Innere Medizin Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) 2 Weender Visite
K U RZ N OT I E RT EKW als Kompetenzzentrum für Adipositas-Chirurgie zertifiziert Schon seit mehreren Jahren werden Menschen mit krankhafter Fettleibigkeit (Adipositas) im Adipositaszentrum des EKW behandelt. Vor Kurzem wurde die Sektion erfolgreich zertifiziert und darf sich seitdem Kompetenzzentrum für Adipositas- und Metabolische Chirurgie nennen. Dafür musste das erfahrene fachübergreifende Team an Ärzten, Therapeuten sowie Pflegekräften den umfangreichen Anforderungskatalog der Prüfgesellschaft erfüllen und so seine besondere Expertise auf dem Gebiet belegen. Auf diese Weise wird gewährleis- tet, dass ein bestmögliches Behandlungsergebnis bei den Patienten erzielt wird. „Ganz wichtig ist die Nachbetreuung“, betont Dr. Bernhard Schupfner (Foto), Leiter des Adipositaszentrums, der seine Patienten innerhalb der ersten beiden Jahre nach OP alle drei bis sechs Monate sieht. KLINIK FÜR PLASTISCHE CHIRURGIE: DR. TOBIAS MET T WIRD NEUER CHEFARZT Die Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekons- truktive Chirurgie des EKW wird zukünftig von Chefarzt Dr. Tobias Mett (Foto) geleitet. Er folgt zum 1. Januar auf Dr. Claudia Choi-Jacobshagen, die die Abteilung sechs Jah- re lang geführt hat, aus familiären Gründen jedoch nach Süddeutschland gewechselt ist. Dr. Mett kommt von der Medizinischen Hochschule Hannover und ist dort seit sechs Jahren in der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- F.A.Z.-Ranking – EKW drittbester und Wiederherstellungschirurgie als Arzt tätig, seit 2017 Versorger in Niedersachsen als Geschäftsführender Oberarzt. Zuvor arbeitete er drei Das F.A.Z.-Institut sowie das Institut für Management Jahre am Kantonsspital Luzern in der Klinik für Chirurgie. Der 35-jährige Facharzt für Plastische und Ästhetische und Wirtschaftsforschung (IMWF) haben die besten Chirurgie führt die Zusatzbezeichnung für Handchirurgie. Kliniken des Landes bestimmt. Dazu wurden Daten Die bisherigen klinischen Schwerpunkte des gebürtigen von mehr als 2200 Krankenhäusern analysiert. Daraus Schweriners liegen entstand die Studie „Deutschlands beste Krankenhäu- in der rekonstruk- ser“. Das EKW zählt zur besten Gruppe der mehr als 170 tiven und ästheti- getesteten Häuser, die in der Kategorie „300 bis 500 schen Chirurgie der Betten“ bewertet wurden. Hier ist das Weender Kran- Fotos: EKW (2); Theodoro Da Silva; privat Brust, der postbaria kenhaus sogar drittbester Versorger in Niedersachsen. trischen Chirurgie, „Wir freuen uns, dass darüber hinaus gleich zwei Abtei- der Ästhetik sowie lungen unseres Hauses, die Geriatrie sowie die Lungen- in der Intensivme- und Bronchialheilkunde (Pneumologie), ausgezeichnet dizin schwer brand- wurden“, so der Medizinische Geschäftsführer, verletzter Patienten. Prof. Dr. Michael Karaus. Herbst 2020 3
E N D O P ROT H E T I KZ E N T R U M Genesung auf der Überholspur Wer ein neues Hüft- oder Kniegelenk im EKW erhält, soll möglichst bald wieder auf den Beinen stehen. Die Fast-Track-Methode des EPZmax Göttingen/Neu-Mariahilf kann dabei behilflich sein. A us eigener Kraft aufzuste- Göttingen-Weende. Fast Track (zu eine Blutarmut. Gezielt werde hen und auf die Toilette zu Deutsch: Überholspur) nennt sich vor der OP auf eine Verbesserung gehen, bedeutet Patienten das Maßnahmenbündel, mit dem hingearbeitet. viel“, weiß Orthopäde Dr. Daniel das Zentrum am Standort Neu- Baake vom Endoprothetikzentrum Mariahilf die möglichst rasche Möglichst schonende Narkose der Maximalversorgung (EPZmax) Mobilisierung seiner Patienten Die Operationen erfolgen in des Evangelischen Krankenhauses erreichen will. Orthopäden und Voll- oder Rückenmarksnarkose. Anästhesisten, Pflege und Physio- Um Risiken und Komplikationen therapie arbeiten gemeinsam auf zu verringern, wird häufig die dieses Ziel hin. Rückenmarksnarkose angewendet, „Bereits vor der Operation die vom Becken abwärts wirkt. erhalten Patienten umfassende Während des Eingriffs setzen die Informationen, aufgrund der Ärzte zusätzlich auf lokale Betäu- Covid-19-Pandemie allerdings bung. Medikamente, welche die zurzeit nicht mehr in Gruppenver- Blutungen verringern, machen anstaltungen“, erläutert Dr. Baake. spätere Bluttransfusionen weitest- Den Patienten wird der Ablauf der gehend überflüssig. OP genau erläutert. „Wir zeigen „Wir operieren minimalinvasiv unter anderem, wie mit einer und zügig, was das Risiko von Motorbewegungsschiene das ope- Blutungen und Infektionen mini- rierte Knie gebeugt wird“, ergänzt miert“, hebt Orthopäde Dr. Baake Sandra Lajcsak, die den Bereich hervor. Anders als früher werde Physiotherapie des Zentrums ko- die Muskulatur nicht durchtrennt, ordiniert. Das nehme den Patien- sondern zur Seite gehalten. Die ten die Angst. Operateure verzichten weitgehend „Vor der OP suchen wir syste- auf mechanische Blutsperren. Das matisch nach Faktoren, die später vermeidet schmerzhafte Quet- eine rasche Genesung erschwe- schungen der Muskulatur. Drai- ren“, erklärt Dr. Baake. Dazu ge- nagen und Katheter werden nur Wenige Tage nach der Operation können die meisten Patienten wieder Treppensteigen. Die Physiotherapeuten hörten zum Beispiel ein schlecht selten verlegt, weil sie das rasche begleiten diesen Prozess. eingestellter Blutzucker oder Mobilisieren verhindern und das 4 Weender Visite
Das Orthopäden-Team des EPZmax Göttingen/Neu-Mariahilf: Dr. Matthias Heyden (vorne von links), Dr. Volker Lasch, Dr. Georg Manthey und Dr. M ichael Trautmann sowie Dr. Daniel Baake (hinten von links), Dr. Eckart Mössinger, Axel Funke, Dr. Trutz Heinemann und Dr. Sebastian Lässig. spätere Ziehen unnötige Schmer- zung des stationären Aufenthalts Einige verzichten daher ganz auf zen verursacht. auf etwa fünf bis sieben Tage die Reha und gehen nur zweimal führen. in der Woche zur Physiotherapie. Erste Schritte am OP-Tag Zum Vergleich: Vor zehn Jahren „Der künstliche Gelenkersatz ist Nach der Operation nehmen sich waren es zwei, vor 20 Jahren das letzte, aber sehr gut funktio- die Physiotherapeuten für die sogar drei Wochen. „Am Entlas- nierende Mittel, wenn die von uns Patienten Zeit und bieten ihnen sungstag sind unsere Patienten in den angeschlossenen Praxen an, sich erstmalig an der Bett- heute so fit, wie sie es früher erst angebotenen konservativen The- kante aufzusetzen. Die modernen nach drei Wochen Reha waren“, rapien gegen Arthrose nicht mehr Operationsmethoden und Prothe- attestiert Orthopäde Dr. Baake. helfen“, betont der Arzt. sen, die sich sofort voll belasten lassen, machen das möglich. Die Patienten erhalten nach der Operation Schmerzmittel, deren Dosis bei Bedarf später angepasst Eine intensive wird. Mit einem neuen Hüftgelenk pflegerische und muss heutzutage niemand mehr physiotherapeutische Betreuung vor und auf dem Rücken schlafen, sondern nach dem Eingriff un- jeder kann bald wieder auf beiden terstützt die Patienten. Seiten liegen. So gut versorgt, ist Dieses Bündel von Maßnahmen eine Verweildauer in Fotos: EKW (3) der Klinik von nur we- kann zu einer deutlich schnelle- nigen Tagen mittler- ren Genesung und einer Verkür- weile der Normalfall. Herbst 2020 5
CO RO N A Sie sind zuversichtlich, dass das EKW den Herausforderungen der Pandemie gewachsen ist: Prof. Dr. Michael Karaus und Dr. Volker Meier (rechts) sehen das EKW gut aufgestellt. Auch höhere Zahlen an Corona-Patienten als zu Beginn der Pandemie könnten bewältigt werden. „Wir haben eine sichere Teststrategie“ Die Corona-Pandemie ist nicht ausgestanden, aber aktuell beherrschbar. Im Interview zeigen der Medizinische Geschäftsführer Prof. Dr. Michael Karaus und Krankenhaushygieniker Dr. Volker Meier die aktuelle Vorgehensweise des EKW auf. Meinen Sie, dass aufgrund der Hygiene Würden Sie jedem zur Grippeimpfung raten? maßnahmen die Grippewelle dieses Mal Dr. Meier: Auf jeden Fall! Eine echte Grippe nicht so stark ausfallen wird? ist keine einfache Erkältungskrankheit, son- Dr. Volker Meier: Das ist wahrscheinlich. dern eine potenziell tödliche Erkrankung. Durch das Tragen eines Mund-Nasen- Insbesondere chronisch Kranke, Menschen Schutzes ist die Übertragungsmöglichkeit ab 60 Jahren, Schwangere und medizini- von Viren geringer. Dazu zählen nicht sches Personal sollten sich impfen lassen. nur die Grippe, sondern auch normale Erkältungen. Woran liegt es, dass derzeit weniger Covid- Prof. Dr. Michael Karaus: Wir haben im 19-Patienten als ursprünglich erwartet im Sommer schon festgestellt, dass unsere Krankenhaus behandelt werden müssen? Beschäftigten seltener eine Erkältungs Prof. Dr. Karaus: Zurzeit erkranken vermehrt erkrankung hatten als in den Vorjahren. jüngere Menschen an Covid-19. Diese 6 Weender Visite
werden seltener schwer krank. Es ist aber Haben Sie für die Wintersaison Ihren Bedarf ein weiterer Anstieg der Infektionszah- an Schutzausrüstung decken können? len zu erwarten. Dann wird es mit einer Dr. Meier: Ja, wir haben ausreichend Mas- zeitlichen Verzögerung auch wieder ver- ken, die noch weit bis ins nächste Jahr mehrt zu schwer kranken – auch älteren – ausreichen werden. Auch Desinfektions- Patienten kommen. mittel und Schutzkittel sind genügend vorhanden. Was haben Sie aus dem Infektionsgesche- hen im Frühjahr gelernt? Bei welchen Personengruppen wird im EKW Prof. Dr. Karaus: Wir haben gesehen, wie ein Corona-Test durchgeführt? wichtig es ist, konsequent die Hygiene Dr. Meier: Alle geplanten Patienten werden regeln einzuhalten, vor allem das Tragen ein bis zwei Tage vor der Aufnahme getes- des Mund-Nasen-Schutzes. Wichtig war tet. Notfallpatienten, die stationär aufge- und ist es auch, die Kontakte zu mini- nommen werden müssen, erhalten einen mieren, gerade im Krankenhaus, und alle PCR-Schnelltest, sodass das Ergebnis hier Beschäftigten bestmöglich mit Informatio- nach zwei Stunden vorliegt. Zudem haben nen zu versorgen. Das ist uns hervorragend wir bis dato schon rund 5000 Mitarbeiter- geglückt, unter anderem auch durch unsere testungen durchgeführt. in der Covid-Zeit eingeführte Mitarbei- COVID -19- ter-App, über die sich die Kollegen auch via Zeitweise verzeichneten Krankenhäuser SCHNELLTEST Smartphone zu Hause zu aktuellen Ent- allerorten leere Betten – wie können Sie die wicklungen im EKW informieren können. Verluste im EKW mittelfristig kompensieren? Einen Quantensprung beim Prof. Dr. Karaus: Unser Haus ist durch die Nachweis des Coronavirus Welche Vorkehrungen haben Sie in Bezug Kompensationszahlungen des Landes in hat das EKW im Sommer auf steigende Covid-19-Patientenzahlen den Monaten März bis September ohne vollzogen. Seitdem existiert getroffen? wirtschaftlichen Schaden durch die Krise im Haus ein neues Analyse Prof. Dr. Karaus: Wir sind gut ausgerüs- gekommen. Trotz der Mehrausgaben für gerät, das in der Lage ist, tet, haben eine sichere Teststrategie für Corona-Schutzmaßnahmen hoffen wir auf das Sars-CoV-2-Virus binnen Patienten und Mitarbeiter aufgebaut ein ausgeglichenes Jahresergebnis. 51 Minuten nachzuweisen. und testen rund um die Uhr. Aufgrund Bis zu vier Proben können unserer hohen Sicherheitsstandards und Mit welchen Erfahrungen wird das EKW aus rund um die Uhr zeitgleich der erweiterten Behandlungskapazitäten der Corona-Pandemie herausgehen? untersucht werden. Es sind sind wir zuversichtlich, auch eine höhere Prof. Dr. Karaus: Es hat auch positive Effek- damit bis zu 64 Schnelltests Zahl an Corona-Patienten als im Früh- te gegeben. Das Personal ist zusammen- pro Tag möglich. Die auto- jahr behandeln zu können. Für „normale“ gewachsen, wir haben eine hohe Bereit- matisierte Labordiagnostik Patienten besteht aber keine Gefahr einer schaft gesehen, in der Krise zu helfen. Und arbeitet mit einer hohen Ansteckung bei uns im Hause, da die wir haben gemerkt, wie wichtig die enge Verlässlichkeit, sodass eine Fotos: EKW (2); Illustration: iStockphoto.com/DenPotisev Covid-Bereiche strikt isoliert sind. Kommunikation mit den Mitarbeitern ist. große Sicherheit beim Dafür haben wir die ohnehin geplante Nachweis des Virus besteht. Wird die Zahl der im EKW vorgehaltenen Einführung unserer neuen Mitarbeiter- Sie ist vor allem für Notfall- Intensivbetten und Beatmungsgeräte App in den April vorgezogen. Gut funk- patienten gedacht. Im Falle ausreichen? tioniert hat auch der interne Krisenstab, einer Verlegung auf Station Prof. Dr. Karaus: Wir hatten bereits bei der der anfangs täglich, später wöchentlich liegt das Testergebnis ersten Welle einen großen Puffer, daher getagt hat. Die Zusammenarbeit mit dem schnell vor, und die Isolati- glauben wir, dass wir mit den zusätzlich Gesundheitsamt und den anderen Kran- on im stationären Bereich geschaffenen Kapazitäten für unsere Re- kenhäusern in der Region war ebenfalls kann somit entfallen. gion ausreichend ausgestattet sind. hervorragend. Herbst 2020 7
PFLEGE Lean Hospital – der Patient zuerst Pflegekräfte sollen im EKW möglichst viel Zeit der Pflege ihrer Patienten widmen können. Mit dem Konzept des Lean Hospital, der schlanken Klinik, verfolgt das EKW dieses Ziel als eines der ersten Häuser in Deutschland. U nsere Klinik befasst sich seit 2018 mit dem Konzept des Lean Hospital“, erläutert Thomas Prozesse an den Bedürfnissen der Patienten orientiert. Ineffektive Arbeitsschritte werden unter die Niermeier, neuer Pflegedirektor Lupe genommen, dadurch fallen des EKW. Umgesetzt wird es zu- überflüssige Tätigkeiten weg. „Je- nächst am Standort Weende auf der Kollege ist an diesem Prozess der Station für Onkologie und Pal- beteiligt, er unterbreitet dem Team sondern auch Ärzte oder Physio- liativmedizin. Nach und nach sol- Verbesserungsvorschläge und therapeuten auf den sogenannten len die anderen Stationen folgen. kann die eigenen Abläufe gestal- KVP-Boards notieren. So heißen Ziel ist es, dass die Pflege mehr ten“, so Sebastian Müller, Bereichs- die Magnettafeln, die das EKW Zeit für ihre Patienten bekommt. leiter Pflege, einen wesentlichen auf allen Stationen installiert hat. Bisher bestimmte die Sichtwei- Ansatz des Lean Hospital. Bei regelmäßigen Treffen geht se der Fachleute, wie eine Station Solche Anregungen zum Konti- das Personal alle Optimierungs- effektiv organisiert sein muss. nuierlichen Verbesserungsprozess vorschläge durch und bestimmt Beim Lean Management sind alle (KVP) sollen nicht nur die Pflege, für die besten Ideen Verantwort- liche, die sich um die Umsetzung kümmern. Klare Strukturen „So treibt die Basis, also die Mitarbeiter auf Station, die die Thomas Niermeier Probleme kennt, die Veränderun- und Anna-Lena gen voran. Dies setzt aber auch Schmidt nehmen eine Veränderungsbereitschaft Einsicht in eine digitale Patientenakte. im Team voraus“, erklärt Pflege- Die mobile Pflege- direktor Niermeier. Die Akzeptanz station mit Computer von Maßnahmen werde erhöht. hält außerdem auch Pflegematerial und Durch das Lean Hospital ergeben Medikamente bereit. sich mit der Zeit klare Strukturen 8 Weender Visite
VIELE VORTEILE Ein Blick und gut informiert – FÜR MITARBEITENDE Treffen vor dem Huddle-Board: UND PATIENTEN Pflegedirektor Thomas Niermeier, Pflegefachkraft Anna-Lena Schmidt (rechts) und Lena Hart- „Mit dem Lean-Hospital-Konzept mann besprechen die Eintragun- haben wir im Evangelischen Kran- gen, die für alle Beteiligten gut kenhaus Göttingen-Weende einen sichtbar jeden Morgen gemacht fortlaufenden Verbesserungs- werden. prozess in Gang gesetzt“, sagt Pflegedirektor Thomas Niermeier (Foto). Das Konzept ermögliche, den steigenden Anforderungen und standardisierte Prozesse, bei Kurze (Kommunikations-)Wege an die Pflege gerecht zu werden, denen der Patient und sein Wohl- Am Patientenbett gibt es ein etwa den Qualitätserwartungen befinden im Fokus stehen. Jeder weiteres Board, das über Unter- der Patienten und der Kosten- wisse, was er wann und wie zu tun suchungen und Behandlungen träger – vor dem Hintergrund habe. Das gebe Mitarbeitenden informiert sowie die zuständigen von zunehmendem Kostendruck, und Patienten Sicherheit, sorge für Ärzte und Pflegekräfte benennt. technischem Fortschritt und transparente Entscheidungen und Auch Patienten und Angehörige neuer Gesetze. Gleichzeitig müsse erleichtere die Einarbeitung neuer können dort Notizen hinterlassen. ein Krankenhaus angesichts des Fachkräfte. Um die Laufwege auf Station von Fachkräftemangels als Arbeitge- Zur Verbesserung der Kommu- bis zu zehn Kilometern pro Schicht ber attraktiv bleiben. nikation trägt auch das „Huddle“ zu verringern, hat das EKW mobile Thomas Niermeier ist seit Juni (zu Deutsch: Versammlung) bei. Pflegewagen angeschafft. Jeder ist 2020 Pflegedirektor des EKW. Zu Schichtbeginn trifft sich das mit einem Computer ausgestattet, Der gebürtige Mindener hat in Stationspersonal auf dem Flur. Im über den die Krankengeschichten Hannover eine Ausbildung zum Stehen werden kurz alle wichti- einsehbar sind, und enthält zudem Krankenpfleger gemacht, in den gen Informationen durchgegeben: alle nötigen Materialien. Niederlanden Intensivpflege Fotos: Alciro Thedoro da Silva (2); privat etwa Aufgabenverteilung, kurzfris- Entlastet wird das Pflegeper- und danach Pflegemanagement tige Personaländerungen, Visiten- sonal auch bei den Materialbe- studiert. Er war in der Schweiz als und Pausenzeiten, Aufnahmen, stellungen. Jede Station legt ein- stellvertretender Pflegedienstlei- Entlassungen. Alles wird auf dem malig fest, wie viel sie wovon vor- ter und an den Asklepios Kliniken Huddle-Board notiert, das auch die rätig haben muss. Von da an füllen Schildautal in Seesen als Pflege- Patienten einsehen können. Das Lagerfachkräfte die Schränke direktor tätig. erspart später viele Fragen. selbstständig auf. Herbst 2020 9
B A U VO R H A B E N Neubau von Haus 3 schreitet schnell voran Bis 2022 entstehen im neu errichteten Haus 3 rund 100 weitere Betten. In den Neubau ziehen die Klinik für Pneumologie, die Diagnostik der internistischen Abteilungen sowie zwei pneumologische Stationen. D er Bau des neuen Hauses 3 am Standort Weende geht schnell voran. Rund 100 Betten sollen an pneumologische Stationen mit der Weaning-Einheit. Außerdem sind auf weiteren Ebenen Räume für ZAHLEN UND FAKTEN Bauzeit: 2019–2022 diesem Standort spätestens 2022 Arzt- und Funktionsdienst, für Be- Bau nach neuesten Energie hinzukommen. Derzeit entsteht reitschaftsdienst sowie Sekretaria- effizienzstandards die letzte Etage. Im kommenden te zu finden. Im Erdgeschoss sollen Photovoltaikanlage mit 100 kWp Jahr beginnt der Innenausbau des einmal etwa acht Operationssäle 5 Etagen (+ Kellergeschoss Neubaus. Platz finden. „Für 2000 Quadrat- + Technikgeschoss; 14.000 m² meter OP-Fläche benötigt man Nutzfläche) Gemeinsame Diagnostik die gleiche Fläche noch einmal hoher Tageslichtanteil durch In die erste Etage zieht die ge für Technik”, erklärt der Kaufmän- Innenhöfe meinsame Diagnostik der internis- nische Geschäftsführer des EKW, nur Ein- und Zweibettzimmer tischen Abteilungen aus Weende Frank Czeczelski. Diese soll ein sofortige Verfügbarkeit aller und Lenglern. Dabei handelt es Stockwerk tiefer untergebracht Fachdisziplinen an einem Ort sich um einen großen Untersu- werden. in der Inneren Medizin chungsbereich für die Endoskopie Neueinrichtung von Weaning- des Magen-Darm-Traktes wie auch Bauarbeiten Zeitplan Station (Beatmungsentwöh- der Lunge. Auch entsteht eine Frank Czeczelski freut sich über die nung) und Schlaflabor Untersuchungseinheit für Ultra- Baufortschritte: „Ein großes Danke- Unterbringung der zentralen schalldiagnostik, die zukünftig von schön möchte ich den Beteiligten Funktionsdiagnostik mit allen Abteilungen der Inneren Me- des Baus aussprechen. Die Arbeiten Endoskopiebereich dizin genutzt wird. Hinzu kommen sind im Plan, was in diesen Zeiten Förderung: voraussichtlich zusätzliche Räume für Funktions- fast an ein Wunder grenzt.“ In der 35,7 Millionen Euro insgesamt untersuchungen. Auf den Ebenen 2 Bauphase kann der Betrieb unein- vom Land Niedersachsen und 3 befinden sich zukünftig zwei geschränkt weitergeführt werden. Aktuell wird die letzte Etage des Neubaus von Haus 3 errichtet. Mit der Fertigstellung 2022 wird dann auch die Außenfassade wie in der Grafik links neu gestaltet sein.
Die Mitarbeiter von Nephrologischem Zentrum Göttingen und EKW arbeiten auf Station Hand N E P H RO LO G I E in Hand. Wenn’s der Niere an die Nieren geht Die nephrologische Sektion des EKW arbeitet eng mit dem Nephrologischen Zentrum Göttingen zusammen, um Patienten mit Nierenleiden medizinisch zu versorgen. D as geht mir an die Nieren“ hat wahr- scheinlich jeder schon einmal gehört. Dieser Ausspruch stammt schon aus dem trum Göttingen (NZG) GbR kooperiert. Hier werden stationär liegende Dialyse- und Apheresepatienten des EKW sowie Pati- Mittelalter. Damals galt die Niere als Sitz enten mit Nieren-, Hochdruck- und Fett- der Lebenskraft. Die „Harnschau“ war eine stoffwechselerkrankungen auf höchstem der wichtigsten ärztlichen Diagnoseme- medizinischen Niveau versorgt. thoden überhaupt. „Unsere nephrologischen Patienten Die Nierengesundheit gilt bis heute als auf Station im Team mit den Spezialis- wichtiger Indikator, um Krankheiten im Kör- ten des NZG betreuen zu können ist für per aufzuspüren. Hatten früher vornehm- uns von großer Wichtigkeit, insbesonde- lich Menschen mit Bluthochdruck oder re weil chronische Nierenschäden und starkem Übergewicht Nierenleiden, so sind deren Folgeerkrankungen immer häufiger heute Raucher, Diabetiker oder Patienten werden“, betont Prof. Dr. Michael Karaus, Fotos: EKW (2); t + p architekten; iStockphoto.com/Volodymyr Kryshtal mit Immunerkrankungen hinzugekommen. Medizinischer Geschäftsführer und Chef Hierzulande sind über 80.000 Patienten auf arzt für Allgemeine Innere Medizin am ein Nierenersatzverfahren – Dialyse oder EKW. Der Nierenfachmann Prof. Dr. Volker Transplantation – angewiesen. Schettler, Mitgeschäftsführer des NZG, führt Kann nicht mehr therapiert werden, weiter aus: „Ein diensthabender Nephro- können verschiedene Verfahren der Nie loge steht der Sektion rund um die Uhr an renersatztherapie wie die sogenannte sieben Tagen in der Woche zur Verfügung. Blutwäsche (etwa Bauchfelldialyse oder Wir sind durch unseren engen Kontakt Hämodialyse) eine bessere Lebensquali- zu renommierten Forschergruppen und tät verschaffen. Hier setzt das EKW an: Es Fachgesellschaften außerdem in der Lage, verfügt über eine nephrologische Sektion, neueste Diagnostikempfehlungen, Behand- die eng mit dem auf dem Gelände des lungsrichtlinien und Innovationen direkt an Hauses befindlichen Nephrologischen Zen- unsere Patienten weiterzugeben.“ Herbst 2020 11
Evangelisches Krankenhaus Corona – Göttingen-Weende Zahlen aus dem EKW Standort Weende Spezielle Schmerztherapie An der Lutter 24 | 37075 Göttingen Chefärztin: Dr. Kristin Kotzerke Tel. 0551 5034-1477 Zentrale Weende Telefon: 0551 5034-0 Unfallchirurgie/Orthopädie Chefarzt: Dr. Ralf Müller-Issberner Zentrale Notaufnahme (ZNA) Tel. 0551 5034-1251 Tel. 0551 5034-1255 Insgesamt 22.735 Patienten Urologie und Kinderurologie und Mitarbeiter haben sich bisher Abteilungen: Chefarzt: Prof. Dr. Hans-W. Gottfried Allgemeine Innere Medizin Tel. 0551 5034-1364 einem Test unterzogen. Chefarzt: Prof. Dr. Michael Karaus Tel. 0551 5034-1244 Standort Neu-Mariahilf Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Waldweg 9 | 37073 Göttingen Minimalinvasive Chirurgie Chefarzt: Prof. Dr. Claus Langer Zentrale Neu-Mariahilf Tel. 0551 5034-1101 Telefon: 0551 5034-3000 Diagnostische und Interventionelle Abteilungen: Radiologie Angiologie Chefarzt: Prof. Dr. Chr. Engelke Chefarzt: Dr. Bernd Schindler Tel. 0551 5034-1273 Tel. 0551 5034-3498 Im Mittel wurden seit Geriatrisches Zentrum Geburtshilfe und Gynäkologie Chefarzt: Prof. Dr. Roland Nau Chefarzt: Dr. Georg Fleckenstein Beginn der Krise 28 Mitarbeiter Tel. 0551 5034-1560 Tel. 0551 5034-3234 pro Tag getestet. Kardiologie und Internistische Orthopädie/Endoprothetikzentrum Intensivmedizin Göttingen/Neu-Mariahilf Chefarzt: Dr. S. Schmidt-Schweda Chefärzte: Dr. Georg Manthey/ Tel. 0551 5034-1402 Dr. Michael Trautmann Tel. 0551 5034-3000 Klinische Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Chefarzt: Prof. Dr. Peter Neumann Standort Bovenden-Lenglern Tel. 0551 5034-1261 Pappelweg 5 | 37120 Bovenden Plastische, Ästhetische und Abteilung: Rekonstruktive Chirurgie Pneumologie, Beatmungsmedizin/ Rund 2650 Schnelltests Chefarzt: Dr. Tobias Mett Schlaflabor (ab 1. Januar 2021) sind seit Ende Juli d urchgeführt Chefarzt: Dr. Wolfgang Körber Tel. 0551 5034-1302 Tel. 0551 5034-2451 worden. Tel. 0551 5034-0 | kontakt@ekweende.de | www.ekweende.de Impressum: Herausgeber: Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende gGmbH | An der Lutter 24 | 37075 Göttingen | Telefon: 0551 5034-0 | kontakt@ekweende.de | www.ekweende.de | Geschäftsführung: Frank Czeczelski | Prof. Dr. Michael Karaus | Konzeption und Realisation: Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG | August- Madsack-Straße 1 | 30559 Hannover | Telefon: 0511 518-3001 | www.madsack-agentur.de | Redaktion: Illustration: iStockphoto.com/VoronaArt Andrea Issendorf (EKW) | Ann-Katrin Paske | Bianca Schmitz (MADSACK Medienagentur) | Schlussredaktion: Clemens Bernhard | Bianca Schmitz | Art-Direktion: Nadine Blasche | Layout, Satz und Lithografie: Nadine Blasche | Maryna Bobryk | Claudia Fricke | Siegfried Borgaes | A utoren: Michael Caspar | Andrea Issendorf | Stefan Rampfel | Titelbild: ARTIQO GmbH | Druck: Evers Frank Druck GmbH | Ernst-Günter-Albers-Straße 13 | Seit Beginn der Pandemie 35704 Meldorf | Telefon: 04832 6080 | Auflage: 46.600 | Redaktionsschluss: 9. November 2020 /ekweende.de | ekweende wurden 48 Covid-19-Patienten Hinweise: In diesem Heft wird für Personen zumeist die männliche Form verwendet. Dies dient allein der text- behandelt. lichen Vereinfachung und der besseren Lesbarkeit. Weibliche Personen und anderweitige Geschlechteriden- titäten sind gleichermaßen angesprochen. Fotos, auf denen die Personen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, sind vor Corona oder im Freien aufgenommen. Wir bitten um Verständnis, dass die Texte nur den aktuellen Stand bis zum Redaktionsschluss wiedergeben können. Stand: 9. November 2020
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