Welt- oder Hafenstadt Hamburg? - Entscheidet der Hafen über Hamburgs Zukunft? IBF - International Bankers Forum
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Welt- oder Hafenstadt Hamburg? Entscheidet der Hafen über Hamburgs Zukunft? Prof. Dr. Henning Vöpel IBF Hamburg, 15. Juni 2021
Bedeutung des Hafens: ▪ Auftrag: Präambel der Hamburgischen Verfassung „Welthafenstadt“ ▪ Identität und Kultur ▪ Wirtschaft „Der Senat verkündet das nachstehende, von der Bürgerschaft ▪ Politik beschlossene Gesetz: Die Freie und Hansestadt Hamburg hat als Welthafenstadt eine ihr durch Geschichte und Lage zugewiesene besondere Aufgabe gegenüber dem deutschen Volke zu erfüllen. Sie will im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt sein. Durch Förderung und Lenkung befähigt sie ihre Wirtschaft zur Erfüllung dieser Aufgaben und zur Deckung des wirtschaftlichen Bedarfs aller. Auch Freiheit des Wettbewerbs und genossenschaftliche Selbsthilfe sollen diesem Ziele dienen.“
Bedeutung des Hafens: ▪ Der Hafen hat bis heute eine überragende politische und kulturelle Bedeutung, aber auch wirtschaftlich? Ja, aber…! ▪ Die großen langen Linie als exogene Einflussfaktoren verschieben sich ▪ Hafenentwicklung unter einem breiteren standortpolitischen Blickwinkel zu betrachten (statt mit der internen Logik) ▪ Alle relevanten Kostenkategorien und ökonomischen Effekte einzubeziehen (inkl. der oft vernachlässigten Opportunitätskosten). ▪ Längerfristige, strategische Entwicklungsoptionen aufzuzeigen (ohne kurzfristige Pfadabhängigkeiten).
Die überoptimistischen Prognosen der Globalisierungsjahre und Containerisierung • 25 Mio TEU bis 2035 (offizielle Prognose Hafenentwicklungsplan) • 11 Mio TEU bis 2025 (HWWI: 2% p.a., 2020) • 14 Mio TEU bis 2035 (Ramboll: 3% p.a., 2020)
Globalisierung normalisiert sich Relation Umschlagwachstum zu BIP-Wachstum war 2, 1990 bis 2008 war sehr stark China-Effekt jetzt ist es bei rund 1. → Aufholprozess und Integrationseffekt
Weshalb eine Branchenanalyse ökonomisch zu kurz greift Paradoxon der Politischen Ökonomie: • Opportunitätskosten werden nicht betrachtet. • Sunk Costs werden überbewertet (gerade auf längere Sicht). • Pfadabhängigkeiten zementieren sich. • Lobbyismus nimmt über die Zeit zu. • Politik schützt kurzfristige Partikularinteressen gegen allgemeine Standortinteressen.
Determinanten der ökonomischen Entwicklung Sind im Moment sehr hoch → evtl. Überzeichnung Betriebswirtschaftliche Kosten, strategische Argument, Betei- ligungen: → HHLA, Eurogate; Cosco etc. Überkapazitäten aus der WWK, Oligo- polisierung, Sind derzeit das „Market Game“ → Belt&Road, Triest, Nordrange etc. Verschieben die großen Linien → Zentrum, Peripherie, Technologie
Determinanten der ökonomischen Entwicklung Vier große Trends • Globalisierung: Handelsströme verschieben sich • Digitalisierung: Margen verschieben sich • Klimawandel: Relative Preise verändern sich • Wissensökonomie: Opportunitätskosten verändern sich → Große Disruption für etablierte Geschäftsmodelle Talent
Disruption und Resilienz Technologische Disruption Das Hamburger Standortrisiko ist größer als viele denken! Strukturelle Trägheit
Transformation und Strukturwandel: besser jetzt als später • Die strukturelle Umkehr ersetzt abwärts gerichtete Entwicklungen durch aufwärtsgerichtete Trends • Erfordert Mut und Signifikanz, Altes zu überwinden und Neues zu gestalten. • Norddeutsche Kooperation ist nicht trivial, erhöht aber die Optionen endogener Reaktion
Hamburg muss aufpassen (Vermögensillusion), hat aber noch alles selbst in der Hand. Hamburg
Der Rückstand gegenüber dem Süden nimmt stetig zu. Finanzierungsrunden F&E-Ausgaben in % des BIP Patentanmeldungen pro Bei wichtigen Indikatoren weist Startups 2019 (öffentlich und privat) 2018 100.000 Einwohner 2019 Hamburg Nachholbedarf auf. Hamburg 51 2,22 40 Maximal- 262 (Berlin) 5,68 (Baden-Württemberg) 138 (Baden-Württemberg) wert Der Hafen darf die Transformation Deutschland 681 3,13 56 nicht blockieren, sondern muss selber zum Treiber werden.
Was ist zu tun? ▪ Verteidigung des Status quo aufgeben. ▪ Die Dimension des Wandels wird massiv unterschätzt. ▪ Geschwindigkeit und Signifikanz erhöhen (keine „Schaufensterpolitik“): Infrastruktur, Institutionen, Innovation ▪ Hamburg braucht einen Quantensprung in F&E, internationaler Kooperation und Kulturwandel. ▪ Der Hafen hat eine wichtige Rolle für die Stadt als Treiber für Innovation und Transformation. Dafür muss der Hafen sich öffnen und der Diskurs verbreitert werden. ▪ Energieerzeugung, Nachhaltigkeit, industrielle Ansiedlung, Materialwissenschaft und Antriebstechnologien.
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