Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.

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Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
2022
                     Wenn es um die
                     Gesundheit geht.
                     Auf Nummer sicher.
                     Die österreichischen
                     Apothekerinnen und Apotheker.

                     Jahresbericht 2022

APOTHEKERKAMMER.AT   APOTHEKERKAMMER.AT
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
Impressum
Herausgeber: Österreichische Apothekerkammer, Spitalgasse 31, 1090 Wien
Tel. +43/1/404 14-100, Fax +43/1/408 84 40, www.apothekerkammer.at
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
Österreichische
Apothekerkammer
Jahresbericht 2022
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
Inhalt
               06 Vorwort
     01        06   Im vollen Einsatz für Land und Menschen
               08   Ein Jahr der großen Veränderung
               10   Das Jahr in Zahlen

                    13 Prävention und Gesundheits­schutz durch Apotheker:innen
      02            13   Lückenlose Versorgung: Testungen und Arzneimittel

          17 Medikations­analyse: Mehr Sicherheit, bessere Wirkung, weniger Kosten
03        19   Spezielle Software für das Patient:innengespräch entwickelt
          19   Umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen und neue Wortbildmarke

                          21 Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke
               04         21   Patient:innensicherheit
                          22   Arzneimittelsicherheit
                          23   Versorgungssicherheit
                          24   Sichere Medikamente aus der Apotheke
                          26   Sichere Arbeitsplätze
                          28   Studium/Ausbildung/Fortbildung
                          28   Lehrberuf in der Apotheke
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
31 Krankenhaus­apotheken: sicher und bestens versorgt
 05         33   Aufgaben der Krankenhaus­apotheker:innen – vielfältig und hochspezialisiert
            35   Unersetzbar im Einsatz gegen COVID-19
            35   Gesetzliche Verankerung der Klinischen Pharmazie für mehr Arzneimittelsicherheit

       37 Wirtschaft: Apotheken als moderne Nahversorger
06     38   Umsatzentwicklung
       38   Lagerhaltung
       38   Kosten und Ertrag
       39   Preisbildung
       39   Entwicklung der Krankenkassenspanne
       39   Apotheken helfen sparen
       40   Krankenkassenausgaben
       43   Rezeptgebühren

                 45	Kammer: Interessenver­tre­tung und Servicestelle
      07         46   Pharmazeutische Kompetenz und fachliche Unterstützung
                 47   Juristische Expertise auf höchstem Niveau
                 49   Wirtschaft und Finanzen: Alle Daten stets im Blick
                 49   Innovationsschub im Bereich Fortbildung
                 51   Ein medial erfolgreiches und öffentlichkeitsstarkes Jahr
                 55   Labor stellt Weichen für die kommenden Jahre
                 55   Das Rückgrat der Kammer: Finanzen und IT
                 56   Die Bibliothek: historische Schatzkammer

     57 Stichwortverzeichnis
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
01 Vorwort

Im vollen
Einsatz für
Land und
Menschen
Österreichs Apotheker:innen im unermüdlichen            oftmals immenser Aufwand für unsere Berufsgrup-
Ein­satz, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr: enga-      pe in Bezug auf Planung, Organisation und Logistik.
giert, flexibel, entschlossen und ausdauernd. Eigent-   Spontanität, Flexibilität und Ausdauer, so lautete das
lich ließe sich sagen: 2021 war nicht anders als die    besondere Anforderungsprofil an das pharmazeuti-
Jahre zuvor. Wenn da nicht COVID-19 gewesen             sche Personal hinter der Tara.
wäre. Die Pandemie hat auch die Arbeit von uns
Apotheker:innen in vielerlei Hinsicht beeinflusst       Doch damit nicht genug. Das Auftreten neuer Virus-
und geprägt.                                            Varianten erforderte im Laufe des Jahres auch eine
                                                        Erweiterung des Test-Angebots in den Apotheken.
Corona sorgte weiterhin für einen großen Andrang        Innerhalb kürzester Zeit begannen die Apo­theken
von Personen, die verunsichert waren und profes-        zusammen mit Partnerlaboren mit dem Aufbau von
sioneller Hilfe bedurften. Die langen Öffnungszeiten    PCR-Testkapazitäten, damit sie ihren Kund:innen
der Apotheken ohne Schließ- und Urlaubsperioden         auch das als „Goldstandard“ bekannte PCR-Test-
oder pandemiebedingte Unterbrechungen waren             ergebnis in der Regel binnen 24 Stunden zukom-
für viele Menschen ein „rettender Anker“ in äußerst     men lassen konnten. Einmal mehr stellten Apo­
turbulenten Zeiten. Die Apotheke ums Eck fungierte      theker:innen ihr großes Engagement im Kampf
als der „sichere Hafen“. Wieder einmal zeigte sich:     gegen COVID-19 unter Beweis. Ende des Jahres
Wir Apotheker:innen waren und sind immer für die        kamen im Rahmen der PCR-Testungen in einigen
Bevölkerung da.                                         Apotheken zusätzlich modernste Point-of-Care-Ge­
                                                        räte zum Einsatz, die durch die Probenauswertung
2021 gelang es unserem Berufsstand, ein neues           vor Ort ein noch schnelleres Testergebnis ermög­
Kapitel im Bereich der Versorgungsleistungen, die       lichen.
wir für die Bevölkerung im ganzen Land erbringen,
aufzuschlagen. Zunächst rückte das Durchführen          Die Pandemie sorgte aber auch bei anderen apothe-
von Antigen-Schnelltests ins Zentrum unserer Anti-      kerlichen Dienstleistungen für markante Entwick-
COVID-Aktivitäten. Im Auftrag der Bundesregie-          lungsschübe, so etwa im Bereich Digitalisierung.
rung übernahmen Apotheker:innen zusätzlich zu den       Die kontaktlose Verordnung von Arzneimitteln über
flächendeckenden Antigen-Testungen auch die Ab-         die e-Medikation sowie die flächendeckende Aus-
gabe von Gratis-Antigentests zur Eigenanwendung,        rollung des e-Rezepts bildeten zentrale Arbeits-
der sogenannten Wohnzimmertests, an die Be­völ­         schwerpunkte des Apothekerkammer-Präsidiums.
kerung. Viele Menschen erhielten mit dieser kos-        Dasselbe galt für die Medikationsanalyse, deren flä-
tenlosen Dienstleistung ein weiteres Stück Sicher-      chendeckende Etablierung 2021 signifikant vorange-
heit und Lebensqualität zurück. Dahinter stand ein      trieben werden konnte.

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Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
In kleinen, aber umso zielstrebigeren Schritten nä-   auch im sensiblen Bereich des assistierten Suizids zu
herten wir uns ungeachtet der vielen Hindernisse      unserer besonderen gesellschaftlichen Verantwor-
und Hürden dem Durchbruch beim Impfen in den          tung. Dank unseres proaktiven Einsatzes und der
Apotheken. Mehr als 2.000 Apotheker:innen aus         hervorragenden politischen, juristischen und legisti-
rund 1.000 Apotheken haben bislang eine umfas-        schen Expertise in der Apothekerkammer gelang es,
sende Impffortbildung nach internationalem Vor-       unsere zentralen Änderungsvorschläge im Gesetz-
bild absolviert. Die Erlaubnis zum Impfen durch       gebungsprozess vollständig durchzusetzen. Somit
Apotheker:innen steht zwar noch aus, doch ange-       wurde ein sicherer und gesetzeskonformer Rahmen
sichts der zunehmenden Zahl von Ländern, die be-      für die Abgabe des letalen Präparats durch öffentli-
reits grünes Licht für diese so wichtige Apothe-      che Apotheken geschaffen.
ker:innen-Dienstleistung gegeben haben, und der
breiten Impf-Diskussion im Zusammenhang mit der       Weitere standespolitische Aktivitäten und Vorhaben
COVID-19-Pandemie scheint der Start zum Impfen        waren und sind die Nachschärfung des Apotheken-
in österreichischen Apotheken nur noch eine Frage     gesetzes sowie die offizielle Verankerung der Apo-
der Zeit zu sein.                                     theken in der Pyramide der österreichischen Ge-
                                                      sundheitsarchitektur. Gleichzeitig muss die freie
Zufrieden blickt das Präsidium auch auf das erfolg-   Apothekenwahl aufrechterhalten sowie die Rolle der
reiche Engagement der Apothekerkammer im Zu-          Apotheken in der Primärversorgung und vor allem
sammenhang mit dem neuen Sterbeverfügungs­            stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen kraft-
gesetz zurück. Wir Apotheker:innen bekennen uns       voll vorangetrieben werden.

                                  Das Präsidium der Apothekerkammer

                               Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr
                                            Präsidentin

        Mag. pharm. Raimund Podroschko                       Mag. pharm. Christian Wurstbauer
      1. Vizepräsident, Obmann der Abteilung                2. Vizepräsident, Obmann der Abteilung
             der angestellten Apotheker                           der selbständigen Apotheker

       Mag. pharm. Dr. Gerhard Kobinger                     Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi
             2. Obmannstellvertreter                              1. Obmannstellvertreterin

                                                                                                         7
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
01 Vorwort

Ein Jahr
der großen
Veränderung
Wie schon das „Coronajahr“ 2020 stand auch 2021         Für diese Herausforderungen haben wir uns gerüs-
für die Apotheker:innen ganz im Zeichen der Pan-        tet: Aufbauend auf dem im Vorjahr entwickelten
demie. Mit ihrem breiten Angebot an Antigen- und        Leitbild hat der Kammervorstand eine Strategie für
PCR-Testungen und der Verteilung von Wohnzim-           die Apothekerkammer beschlossen, die mit konkret
mertests fungierten die Apotheken als tragende Säu-     zu erreichenden Zielen unterlegt wurde. Die Direk-
le in der Teststrategie des Bundes. Dieser Kraftakt     tion hat sich sofort an deren Umsetzung gemacht
hat nicht nur das Bewusstsein von Politik und Öf-       und unter tatkräftiger Beteiligung aller Mitarbei-
fentlichkeit für die Bedeutung des Berufsstandes ge-    ter:innen Reformprozesse in Gang gesetzt, das Ser-
schärft, sondern wohl auch zum positiven Ausgang        viceangebot für Apotheker:innen weiterentwickelt,
eines jahrelangen Rechtsstreits beigetragen:            die innere Organisation der Kammer optimiert und
                                                        die Imagewerbung für den Berufsstand gezielt adap-
2021 hat der Verfassungsgerichtshof den Antrag der      tiert und ausgebaut.
dm-Drogeriemarktkette auf Abschaffung des Apo-
thekenvorbehalts für rezeptfreie Arzneimittel ab-       Dem Fort- und Weiterbildungsangebot der Kammer
geschmettert. Damit ist der Drogerieriese in seinem     hat die Pandemie zu einem gewaltigen Innovations-
dritten Anlauf endgültig gescheitert. Dies ist jedoch   schub verholfen: Unser breit gefächertes Angebot an
kein Grund, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen.       Onlinekursen wird von den Mitgliedern begeistert
Ausländische Versandapotheken schielen auf den          angenommen, und auch hybride Veranstaltungen
österreichischen Markt, die Digitalisierung schreitet   haben sich inzwischen bestens etabliert. Einen Mei-
rasant voran, das e-Rezept steht ante portas, und es    lenstein erreichten wir mit der Impffortbildung, die
gilt, nachhaltig neue Dienstleistungen für Apotheke-    gegen den heftigen Widerstand der Ärztekammer
rinnen und Apotheker zu erschließen.                    durch- und umgesetzt und mittlerweile von mehr als

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Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
2.000 Apotheker:innen absolviert wurde. Jetzt muss     Fragen aus dem Gesundheits- und Arzneimittelbe-
sich der Gesetzgeber nur noch dazu durchringen,        reich leicht verständlich erklären und für den Ein-
der Apotheker:innenschaft die Impferlaubnis zu er-     zelnen greifbar machen.
teilen – ein Ziel, für das sich Präsidium und Direk-
tion mit Nachdruck einsetzen.                          Für das kommende Jahr haben wir uns wieder
                                                       ehrgeizige Ziele gesetzt: Neben der Möglichkeit
In der Kommunikation folgte auf die erfolgreiche       elektro­nischer Anträge an die Kammer stehen zu-
Imagekampagne aus dem Vorjahr die gemeinsam mit        kunftsgerichtete Projekte, etwa in den Bereichen
dem Apothekerverband realisierte Kampagne „Auf         Digi­talisierung, Nachhaltigkeit, Cybersicherheit oder
Nummer sicher“, die exorbitant hohe Reichweiten        Blackout-Vorsorge sowie die Etablierung neuer be-
erzielte und von der Bevölkerung äußerst positiv       zahlter Dienstleistungen auf unserer To-do-List.
aufgenommen wurde. Großen Anklang finden auch          Dass uns auch die Corona-Pandemie weiter be-
die über unsere Social-Media-Kanäle verbreiteten       schäftigen wird, erscheint leider ebenso gesichert.
Erklärvideos, in denen sowohl Apotheker:innen als      Für ein ambitioniertes Programm ist daher auch im
auch Mitarbeiter:innen der Kammer komplizierte         Jahr 2022 gesorgt!

                            Die Kammeramtsdirektion der Apothekerkammer

          Mag. iur. Karin Rösel-Schmid                               Mag. iur. Rainer Prinz
           stv. Kammeramtsdirektorin                                 Kammeramtsdirektor

                                                                                                           9
Wenn es um die Gesundheit geht. Auf Nummer sicher - Die österreichischen Apothekerinnen und Apotheker.
2.100
                                      Medikamente stellt jede
                                       Apotheke pro Jahr im

20.000
        Rund
                                         Schnitt selbst für
                                        Patient:innen her.

Beratungsgespräche hat
   jede:r Apotheker:in
      2021 geführt.

                                                                        550.000
                                                                                    Mehr als

                             2.500
                                       Bis zu
                                                                           Personen haben Videos auf
                                                                         unseren Social-Media-Kanälen
                                                                          (@apokammer) abgerufen.

                             Apotheker:innen verfolgten
                               zeitgleich Webinare der
                                 Apothekerkammer.

Das Jahr in Zahlen

                         30.000
                                                                   1.650.000
                                                                                  Mehr als
                           Menschen haben die
                           Kampagnen-Website
                         www.auf-nummer-sicher.at
                                 besucht.                           Personen haben seit dem Frühjahr 2021
                                                                  Inhalte auf „Österreichs Apotheker:innen“
                                                                     (Facebook, Instagram und YouTube)
                                                                                   gesehen.

                                     2.000
                                                Mehr als

                                      Apotheker:innen haben die
                                        duale Impffortbildung
                                              absolviert.

10
Nur   1
                                          Abgabestelle für die allermeisten
                                            rezeptfreien Arzneimittel gibt

 1.050
           Rund                               es und wird es auch künftig
                                                 geben: die öffentliche
                                                 Apotheke. Das hat der
                                                 VfGH 2021 bekräftigt.
Apotheken in ganz Österreich
  führen PCR-Tests durch.

                                                                                   1.000
                                                                                              Rund

                                                                                   Apotheker:innen haben den
                                                                                  Basiskurs Medikationsanalyse

                          1.500
                                   Rund                                                  abgeschlossen.

                         Apotheker:innen haben 2021
                          in Präsenz oder online an
                             den APOkongressen
                               teilgenommen.

  7.500.000
      Österreicher:innen wurden über
      Printmedien mit Kampagnen-
             Inhalten erreicht.

                                                      10.000.000
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                                                             beiden TV-Spots der Kampagne
                                                                 „Auf Nummer sicher“
                                                                       gesehen.

                                                                                                                 11
„Die Apotheker:innen sind auch im Jahr 2021
 über sich hinausgewachsen. Sie haben ihrem Ruf
 als höchstprofessionelle und verlässliche Partner
 alle Ehre gemacht. Gefragt sind Sachlichkeit,
 Fachwissen und vor allem Vertrauen, wenn es
 um die Versorgung von verunsicherten Personen
 geht. Wir geben den Menschen Orientierung und
 Hilfe. Beides brauchen sie – in Zeiten der Krise
 umso mehr.“
 Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr
 Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer

 12
02
Prävention und
Gesundheits­
schutz durch
Apotheker:innen
Die zentrale Aufgabe der öffentlichen Apotheke ist es, die
Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln sicherzustellen.
Wie wichtig dieses Credo für die Gesellschaft ist, hat die
Corona-Krise 2021 einmal mehr in beeindruckender Weise
unter Beweis gestellt.

D          ie rund 1.400 öffentlichen Apotheken wie auch die 42 Krankenhausapotheken zäh-
           len zur sogenannten kritischen Infrastruktur. Das bedeutet, dass sie von wesent-
licher Bedeutung für die Aufrechterhaltung elementarer gesellschaftlicher Funktionen sind.
Dazu gehören die Beratung und die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Gerade
Gesundheitskrisen wie die Corona-Pandemie sind Zeiten, in denen die mehr als 6.800 Apo­
theker:innen daher besonders gefordert sind. Auch im zweiten Jahr der Corona-Krise haben
sich die österreichischen Apotheken als tragende Säulen dieser kritischen Infrastruktur er-
wiesen.

Die Pandemie hat viele Menschen extrem verunsichert. Sie fanden in der Apotheke Exper­
tise, Beratung und Sicherheit. Denn Apotheken sind wohnortnah gelegen und bieten einen
äußerst niederschwelligen Zugang. Das liegt an ihren langen Öffnungszeiten – sie haben
rund um die Uhr, sonn- und feiertags, 365 Tage im Jahr, geöffnet bzw. Bereitschaftsdienst
und sind ohne Termin und Wartezeit zugänglich. Entsprechend viele Personen suchten im
zweiten Jahr der Corona-Krise ihre persönliche Apotheke um’s Eck auf – weit mehr als die
500.000 Besucher pro Tag, die die Apotheken in Österreich in „normalen“ Zeiten verzeich-
nen. Schätzungen liegen bei bis zu 700.000 Personen täglich. Mit der Krise ist die zentrale
Bedeutung der österreichischen Apotheken als Erstanlaufstelle für die Bevölkerung daher
noch einmal stark gewachsen.

                                                                                              13
02 Prävention und Gesundheitsschutz durch Apotheker:innen

14
Prävention und Gesundheitsschutz durch Apotheker:innen 02

Verantwortlich dafür war und ist das breit gefächer-     wohnortnah und rasch zu immunisieren. Bereits rund
te Versorgungsspektrum. Zusätzlich zur Arzneimit-        2.000 Apotheker:innen hatten bis Jahresende die
telabgabe und Beratung wurde laufend getestet. Zu        erforderliche Impfausbildung absolviert. Der Start­
der herausfordernden Arbeit hinter und vor der Tara      schuss durch die Politik steht noch aus, scheint aber
kamen im Zuge der Pandemiebekämpfung mehrere             mit Blick auf unsere Nachbarländer nur noch eine
neue, wichtige Aufgaben hinzu. Die Apotheker:in-         Frage der Zeit zu sein. Impfen in der Apotheke ist
nen leisten in diesen schwierigen Zeiten Außerge-        ein besonders effektiver Weg, die Durchimpfungs-
wöhnliches, um bei der Bewältigung der Corona-           rate zu erhöhen. Das zeigen die Beispiele dutzender
Krise bestmöglich zu helfen. Bereits mehr als tausend    Länder weltweit. Apotheker:innen können hier einen
Apotheken boten gegen Ende 2021 neben Antigen-           immens wichtigen Beitrag leisten und den in Öster-
testungen auch kostenlose PCR-Testungen an – eine        reich einfachsten Zugang zum Impfen bieten. Die
Leistung, die nicht nur innerhalb Österreichs für Auf-   Apotheken punkten mit ihren langen Öffnungszeiten
sehen sorgte. Sogar die International Pharmaceutical     und ihrem österreichweit flächendeckenden Versor-
Federation FIP hob das breite und effiziente Testan-     gungsnetz auch in entlegeneren Gebieten. Die Impf-
gebot in den österreichischen Apotheken anerken-         beratung ist schon seit Jahrzehnten bewährter Teil
nend hervor.                                             des apothekerlichen Leistungsportfolios.

                                                                  1.450
Lückenlose Versorgung: Testungen
und Arzneimittel

Mit ihrem breiten Leistungsspektrum demonstrier-
ten Österreichs Apotheker:innen einmal mehr ihr                 öffentliche &
                                                              Krankenhaus­
großes Engagement bei der Eindämmung der Pande­
mie. Das niederschwellige Testangebot wies Millio-
nen Menschen den Weg zurück in Richtung Freiheit
und Normalität. Die Tests gaben den Menschen die
Sicherheit, die sie brauchten, um Familie, Freun-
                                                               apotheken
de oder Verwandte unbeschwert zu treffen. Auch
im Falle von vorübergehenden Lieferengpässen bei
Arzneimitteln und Medizinprodukten konnten Ös-

                                                                6.800
terreichs Apotheken die Versorgung der Bevölke-
rung trotz der pandemiebedingten Unter­bre­chung

                                                                                            365
globaler Lieferketten zu jeder Zeit in bewährter
Qualität aufrechterhalten. Derartige Eng­pässe zei-                Apotheker:innen
gen immer wieder die Abhängigkeit Europas vom                                               Tage im Jahr
Import aus anderen Teilen der Welt auf. Eine von                                              geöffnet
der Apothekerkammer seit langem und immer wie-
der geforderte Gegenmaßnahme ist das Zurückver-
lagern von Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion
sowie -lagerung nach Europa. Hierzu bedarf es kon-

                                                                     500.000
                                                                            weit mehr als
kreter Schritte vonseiten der Politik auf europäi-
scher Ebene.
                                                                       Besucher:innen pro Tag
Apropos Politik: Lediglich politischen Willens bedarf
es, das in Österreich längst überfällige Impfen durch
Apotheker:innen zu ermöglichen. Um die Impfquote
in der Bevölkerung möglichst effizient zu heben, er-
neuerte die Apotheker:innenschaft 2021 wiederholt
ihr Angebot an die Politik, Menschen in den Apotheken

                                                                                                           15
„Die Medikationsanalyse durch Apothekerinnen
 und Apotheker macht die kombinierte Einnahme
 mehrerer Arzneimittel wirksamer, sicherer
 und kostengünstiger. Wir hoffen, dass
 unsere Pilotstudie die großen Vorteile der
 Medikationsanalyse bestätigen wird, und
 dieses wichtige Angebot dann in allen rund
 1.400 Apotheken ausgerollt werden kann.“
Mag. pharm. Raimund Podroschko
1. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer

16
03
Medikations­
analyse:
Mehr Sicherheit,
bessere Wirkung,
weniger Kosten
Rund ein Viertel der über Sechzigjährigen in Österreich
nimmt aufgrund mehrerer Grunderkrankungen fünf oder
mehr Arzneimittel gleichzeitig ein – das sind knapp
500.000 Menschen. Viele Patient:innen sind durch die
Fülle an Medikamenten überfordert und verlieren leicht
den Überblick, was ihnen warum verschrieben wurde
und in welcher Dosierung sie es einnehmen sollten.
Das kann schlimme Folgen haben. Genau hier setzt die
Medikationsanalyse an.

D         urch Polypharmazie, also die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr Wirkstof-
          fen, kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Medikationsanalyse
und Medikationsmanagement erhöhen die Effektivität der Arzneimitteltherapie, reduzieren
mögliche Risiken für die Patient:innen, verbessern die Therapietreue und haben somit einen
positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Zudem kann die Medikationsanalyse helfen, Kosten
zu reduzieren. Denn Medikamente, die ausgegeben, aber nicht eingenommen werden, ver-
ursachen unnötige Kosten.

2022 soll die Medikationsanalyse als wichtige Apotheken-Dienstleistung neuen Rückenwind
erhalten: In Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und dem Dachverband
der Sozialversicherungsträger hat die Apothekerkammer eine Pilotstudie auf den Weg ge-
bracht. Dieses zukunftsweisende Projekt wird sowohl die gesundheitlichen Vorteile einer
strukturierten Medikationsanalyse durch Apotheker:innen für die Patient:innen als auch
das Einsparpotenzial für das Gesundheitssystem systematisch erheben, dokumentieren und
auswerten.

                                                                                              17
03 Medikationsanalyse: Mehr Sicherheit, bessere Wirkung, weniger Kosten

18
Medikationsanalyse: Mehr Sicherheit, bessere Wirkung, weniger Kosten 03

An der Pilotstudie nehmen zehn Wiener Apothe-         arzneimittelbezogenen Probleme dokumentiert, und
ken mit insgesamt rund 200 Patient:innen teil. Alle   anschließend wird eine Zusammenfassung des Ge-
Teilnehmenden sind von Polypharmazie betrof-          sprächs erstellt. Ziel der ausführlichen Schulungs-
fen und weisen eine Dauermedikation von acht          gespräche ist es auch, das Wissen der Patient:innen
oder mehr systemisch verfügbaren Arzneistoffen        über die eingenommenen Arzneimittel zu erhöhen
auf. Während eines von Apotheker:innen durchge-       und dadurch sowohl ihre Gesundheitskompetenz als
führten Patient:innengesprächs werden die aktuel-     auch ihre Therapietreue zu verbessern. Der Beob-
le Gesamtmedikation analysiert, arzneimittelbezo-     achtungszeitraum liegt bei mehreren Monaten pro
gene Probleme erkannt bzw. gelöst und die richtige    Patient:in. Wissenschaftlich begleitet wird das Pro-
Anwendung von Arzneimitteln gefördert. Stehen         jekt durch Dr. med. Christian Schörgenhofer von
für eine Medikationsanalyse die Medikationsliste      der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie
und das Patient:innengespräch als Quelle zur Ver-     an der Medizinischen Universität Wien. Die Studie
fügung, spricht man von einer Medikationsanalyse      soll wertvolle Daten liefern, die dann dazu beitragen,
vom Typ 2a. Gemäß Definition des Pharmaceutical       dass die Medikationsanalyse bald in allen 1.400 Apo-
Care Network Europe (PCNE) können im Zuge             theken ausgerollt werden kann.
dieser Analyse folgende Parameter überprüft wer-
den: Interaktionen, (Pseudo-)Doppelmedikation,
Kontraindikationen aufgrund von Alter und Ge-         Umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen
schlecht, Nebenwirkungen, Fragen zur Adhärenz         und neue Wortbildmarke
und Arzneimittelanwendung/Anwendungsproble-
me (Dosierungsintervall, Einnahmezeitpunkt, un-       Die Österreichische Apothekerkammer arbeitet in-
geeignete Darreichungsform). Besonderes Augen-        tensiv an der Etablierung der Medikationsanaly-
merk liegt dabei auf der (Non-)Adhärenz, also der     se als standardisiertes Service in den Apotheken.
Beachtung der Einnahmevorschriften. Bei der Medi-     Neben der politischen Überzeugungsarbeit für eine
kationsanalyse werden alle ärztlichen Verschreibun-   angemessene Honorierung dieser Dienstleistung er-
gen gezielt zusammengeführt, um arzneimittelbezo-     fordert dies auch die Organisation umfangreicher
gene Probleme zu eruieren und zu dokumentieren.       Fortbildungsmaßnahmen. So haben bereits rund
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse werden in          1.000 Apotheker:innen den Basiskurs Medikations-
Zusammenarbeit mit den Patient:innen und gegebe-      analyse absolviert, der Teil des postgraduellen Zer-
nenfalls mit dem (verschreibenden) Arzt, der (ver-    tifikatskurses „Klinische Pharmazie – Medikations-
schreibenden) Ärztin Lösungen erarbeitet, um die      analyse“ an der Universität Wien ist. Ergänzt wird
Effektivität der Arzneimitteltherapie zu erhöhen      das Fortbildungsangebot durch die Reihe „Fall des
und Arzneimittelrisiken zu minimieren.                Monats“, in welcher regelmäßig ein praxisrelevan-
                                                      tes Fallbeispiel zur Medikationsanalyse veröffent-
                                                      licht wird. Eine von der Apothekerkammer erstell-
Spezielle Software für das                            te passende Wortbildmarke „Medikationsanalyse“
Patient:innengespräch entwickelt                      stellt sicher, dass die Patient:innen schnell erkennen
                                                      können, ob in ihrer Apotheke nach erfolgreichem
Eine von der Apothekerkammer entwickelte Soft-        Abschluss des Pilotprojekts diese professionelle
ware unterstützt das Patient:innengespräch. Die       Dienstleistung angeboten wird.
Software wurde auf Basis eines – von einer in-
ternen Expert:innengruppe erstellten – Fragebo-
gens programmiert und leitet die Apotheker:innen
durch das Gespräch. Wichtige Informationen aus
der Fachinformation zur richtigen Anwendung und
Dosierung der von den Patient:innen eingenomme-
nen Arzneimittel, zu möglichen Nebenwirkungen
usw. werden den Apotheker:innen in übersichtli-
cher Form während des Gesprächs angezeigt. In die-
ser Software werden automatisch die entdeckten

                                                                                                         19
„In der Apotheke steht die Sicherheit immer
 an erster Stelle. Mit unserer persönlichen und
 fachkundigen Beratung sorgen wir dafür, dass Sie
 stets das für Sie passende Arzneimittel erhalten.
 Darüber hinaus garantiert die Apotheke mit
 hundertprozentiger Sicherheit, dass die dort
 bezogenen Medikamente wirksame Orignale sind.“
 Mag. pharm. Christian Wurstbauer
 2. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer

 20
04
Auf Nummer
sicher mit Ihrer
Apotheke
Die Apotheken sind eine vertraute und unentbehrliche
Anlaufstelle für alle Fragen zur Gesundheit. Sie sorgen
für Arzneimittelsicherheit und garantieren die lückenlose
Versorgung der Bevölkerung. Die Apotheker:innen helfen
und beraten ihre Kund:innen rund um die Uhr und stellen
damit einen verantwortungsvollen und richtigen Umgang
mit Medikamenten sicher.

Patient:innensicherheit

Apotheker:innen sind hochkompetente Gesundheitspartner, die ihren Kund:innen zu mehr
gesundheitlichem Wohlbefinden verhelfen. Sie geben persönlich und verständlich Auskunft
darüber, wie ärztlich verordnete Medikamente richtig einzunehmen und zu dosieren sind,
und klären über erwünschte Wirkungen sowie unerwünschte Neben- und Wechselwirkun-
gen auf. Im Rahmen der Selbstmedikation stellen Apotheker:innen im Beratungsgespräch
fest, welches Arzneimittel für die Kundin bzw. den Kunden geeignet und erfolgverspre-
chend ist. Sie erfragen Symptome und Vorerkrankungen und eruieren mit viel Erfahrung
und Fingerspitzengefühl, ob in dem individuellen Fall eine Selbstmedikation hilfreich ist
oder ob eine Ärztin bzw. ein Arzt konsultiert werden soll. Und das in vielen Sprachen: Insge-
samt beraten die Mitarbeiter:innen der Apotheken ihre Kund:innen in mehr als 50 Sprachen
(inklusive Gebärdensprache).

                                                                                                21
04 Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke

Arzneimittelsicherheit                                 über Neben- und Wechselwirkungen oder Auswir-
                                                       kungen auf die Fahrtüchtigkeit und Reaktionsfähig-
In Österreich sind derzeit rund 13.270 Humanarz-       keit sind für Patient:innen von größter Bedeutung.
neispezialitäten zugelassen, davon sind rund 39 Pro-   Die Menschen vertrauen zu Recht auf die Experti-
zent rezeptfrei. Den größten Anteil der zugelassenen   se der Apotheker:innenschaft, denn nur eine kompe-
Medikamente nehmen synthetische Arzneimittel           tente und persönliche Beratung durch ausgebildete
ein, darauf folgen mit großem Abstand Homöopathi-      Pharmazeut:innen garantiert einen verantwortungs-
ka, biologische und pflanzliche Arzneimittel. Einen    vollen und kritischen Umgang mit Medikamenten.
kleinen Anteil machen Radiopharmazeutika und           Durch sie ist sichergestellt, dass so wenig Medika-
medizinische Gase aus. Der Arzneimittelverbrauch       mente wie möglich und so viele wie nötig eingenom-
je Einwohner:in ist in Österreich verhältnismäßig      men werden. Darüber hinaus können sich die Men-
niedrig, im europäischen Vergleich liegt er im Mit-    schen darauf verlassen, dass die Arzneimittel aus der
telfeld. Dank der kompetenten Beratung durch die       Apotheke sicher sind und hohen Qualitätsanforde-
Apotheker:innen wird die Arzneimittel-Therapie         rungen entsprechen, die in der Apotheke auch kont-
ständig überwacht und optimiert.                       rolliert werden.

Beratung schafft Sicherheit und Vertrauen              Apothekenvorbehalt

Die zwingend notwendigen Betreuungs- und Bera-         Um die hohe Qualität und die nötige Beratung zur
tungsleistungen zu Arzneimitteln können nur von        Einnahme der Arzneimittel garantieren zu können,
ausgebildeten Apotheker:innen erbracht werden.         ist es nötig, dass diese nur durch pharmazeutisch
Denn Medikamente sind keine Konsumgüter. Hin-          ausgebildetes Personal abgegeben werden. Dies hat
weise über die Verträglichkeit eines Arzneimittels,    der Verfassungsgerichtshof im März 2021 in einem

22
Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke 04

richtungsweisenden Erkenntnis bestätigt. In seinem      Arznei nach Maß
dritten Anlauf, den Apothekenvorbehalt für rezept-
freie Arzneimittel vor dem Verfassungsgerichtshof       Apotheker:innen geben nicht nur das vom Arzt ver-
zu Fall zu bringen, ist der dm-Drogeriemarkt end-       schriebene oder am besten zur Selbstmedikation ge-
gültig gescheitert. Wie das Höchstgericht entschied,    eignete Medikament an ihre Patient:innen aus, sie
dürfen rezeptfreie Arzneimittel auch weiterhin in       fertigen auch Arzneimittel nach den individuellen
der Regel nur von Apotheken bezogen und abgege-         Bedürfnissen der Patient:innen an. Diese Einzel-
ben werden. Ebenso bleibt das absolute Verbot der       anfertigungen, in der pharmazeutischen Fachspra-
Abgabe von Arzneimitteln in Selbstbedienung auf-        che „magistrale Zubereitungen“ genannt, ermög-
recht. Der Verfassungsgerichtshof erkennt somit die     lichen es, Wirkstoffe miteinander zu kombinieren
tragende Rolle der Apotheken in der Gesundheits-        oder auch individuelle Dosierungen, etwa für Kinder
versorgung der Bevölkerung an. Mit der Bestätigung      oder Senioren, anzufertigen. Ebenso können speziel-
des Apothekenvorbehalts ist das Höchstgericht den       le Arzneiformen – wie zum Beispiel Zäpfchen oder
von der Apothekerkammer vorgebrachten Argumen-          Kapseln – hergestellt werden. Am häufigsten werden
ten vollinhaltlich gefolgt.                             magistrale Zubereitungen auf ärztliches Rezept bei
                                                        Hautkrankheiten (z.B. Salben) eingesetzt. Dort ma-
Gesundheitsdienstleistungen aus der Apotheke            chen sie bereits 43 Prozent der ärztlichen Verschrei-
                                                        bungen aus. Auch viele Hustenmittel, Augentropfen
Um Menschen zu mehr Gesundheit und Wohlbefin-           oder Augensalben werden frisch in der Apotheke an-
den zu verhelfen, bieten Apotheken eine generel-        gefertigt. Bei diesem Service ist Österreich in Euro-
le Gesundheitsberatung zu Themen wie Ernährung          pa führend.
und Bewegung, Rauchstopp, Impfungen, Reisevor-
sorge und gesunder Lebensweise an. Daneben kann
man in der Apotheke auch kleine Gesundheits-            Versorgungssicherheit
checks durchführen lassen oder an gesundheitlichen
Schwerpunktaktionen zu den Themen Blutdruck,            Die rund 1.400 Apotheken sind österreichweit be-
Blutzucker oder Cholesterin teilnehmen. Eine wich-      darfsgerecht und wohnortnah verteilt und stel-
tige Rolle spielen Apotheken auch in der Gesund-        len so die umfassende Versorgung der Bevölkerung
heitsvorsorge durch Impfungen. Die Impfberatung         mit Arzneimitteln sicher: Rund 95 Prozent der Be-
und die Impfaktionen in den Apotheken, wie z.B.         völkerung erreichen ihre nächste Apotheke inner-
gegen FSME, haben zu erhöhten Durchimpfungsra-          halb von zehn Minuten. Neue Apotheken entstehen
ten in der Bevölkerung beigetragen.                     dort, wo durch Bevölkerungszuwachs ein Bedarf an
                                                        einer neuen Apotheke entsteht. Die Voraussetzun-
Hilfe rund um die Uhr                                   gen für den Betrieb einer Apotheke sind im Apothe-
                                                        kengesetz geregelt: Die Gründung einer neuen öf-
Eine öffentliche Apotheke hat in Österreich durch-      fentlichen Apotheke unterliegt einer behördlichen
schnittlich 50 Stunden pro Woche geöffnet. Zu Not-      Bewilligung. Die sogenannte Konzession ist bei der
fällen kommt es jedoch leider immer wieder auch in      zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu bean-
der Nacht oder an Wochenenden. Deswegen leisten         tragen. Um eine öffentliche Apotheke führen bzw.
rund 240 Apotheken jede Nacht sowie an Wochen-          eröffnen zu dürfen, ist die „persönliche Eignung“
enden und Feiertagen Bereitschaftsdienst. Die Apo-      der Apothekerin oder des Apothekers (abgeschlos-
theken wechseln sich dabei so ab, dass in der nähe-     senes Studium, praktische Ausbildung und Berufs-
ren Umgebung immer eine Apotheke verfügbar ist.         praxis, Leitungsberechtigung etc.) erforderlich.
In kleineren Gemeinden müssen die Apotheken vor         Für die Gründung einer neuen öffentlichen Apothe-
Ort mitunter jede Nacht erreichbar sein. Diese ge-      ke muss zudem ein Bedarf festgestellt werden. Die-
setzlich geregelte Serviceleistung wird nicht wie die   ser ist grundsätzlich dann gegeben, wenn ein Arzt
Spitäler- und Ärztenotdienste von der öffentlichen      oder eine Ärztin seinen bzw. ihren Berufssitz in
Hand bezahlt, sondern vom Apothekenbetrieb selbst       der Gemeinde hat, die Entfernung zwischen der
finanziert. In Summe kosten die Bereitschaftsdiens-     künftigen und der nächstgelegenen bestehenden
te die Apotheken rund 30 Millionen Euro jährlich.       Apotheke über 500 Meter beträgt und wenn den

                                                                                                         23
04 Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke

umliegenden Apotheken trotz Eröffnung der neu-            Freier Beruf mit großer Verantwortung
en Apotheke ein Versorgungspotenzial von jeweils
mindestens 5.500 Personen verbleibt. Bei besonde-         Der Beruf des Apothekers/der Apothekerin gehört
ren örtlichen Gegebenheiten gibt es Ausnahmen von         zu den sogenannten freien Berufen. Apotheker:innen
dieser Regel. Das dichte Apotheken-Netz garantiert,       erbringen aufgrund ihrer besonderen Qualifikation
dass die Bevölkerung, egal ob am Land oder in der         persönlich, eigenverantwortlich und unabhängig
Stadt, rasch und verlässlich ihre Medikamente be-         Leistungen im Interesse des Staates und der Allge-
kommt.                                                    meinheit. Die Berufsausübung unterliegt strengen
                                                          Vorgaben, die in Gesetzen, Verordnungen und inter-
Apotheker:innen im Einsatz gegen Lieferengpässe           nen Richtlinien geregelt sind und deren Einhaltung
                                                          durch die Behörden kontrolliert wird. Dadurch wird
Lieferengpässe bei Arzneimitteln stellen internatio-      die hohe Qualität der apothekerlichen Leistung ge-
nal ein immer größeres Problem dar. Die Gründe da-        sichert. Die Apotheken zählen zudem zur sogenann-
für sind vielfältig: Produktionsausfälle, Nichtverfüg-    ten kritischen Infrastruktur in Österreich. Den Apo­
barkeit von Rohstoffen oder globale Fusionswellen         theker:innen werden während einer Pandemie oder
und damit verbundenes Outsourcing in der Pharma-          bei anderen Notfällen besondere Aufgaben zur Ver-
wirtschaft. Die Corona-Krise hat das Problem ver-         sorgung der Bevölkerung anvertraut – beispielswei-
größert. Ist ein Arzneimittel nicht lieferbar, so sucht   se die Durchführung kostenloser COVID-19-Tests.
die Apotheke vor Ort für ihre Kund:innen gezielt
Lösungen, damit die Therapie bestmöglich umge-
setzt werden kann. Zum Teil können Arzneimittel           Sichere Medikamente aus der Apotheke
in der Apotheke magistral hergestellt werden, oder
die Apothekerin kann auf andere Produkte zurück-          Gefälschte und illegale Arzneimittel aus dem Inter-
greifen. Dank einer modernen Apotheken-Software           net stellen ein immer größeres Problem dar – so-
kann sie direkt einsehen, wann ein nicht lieferfähiges    wohl für die Gesundheit der Menschen als auch für
Produkt wieder erhältlich sein wird. Durchschnitt-        das Gesundheitssystem. Heute handelt es sich bei
lich zwei Stunden täglich verbringen Apotheker:in-        mehr als 95 Prozent der von den Behörden aufgegrif-
nen damit, nicht sofort erhältliche Arzneimittel zu       fenen Medikamente aus dem Internet um Fälschun-
beschaffen. Dank dieses enormen Einsatzes und             gen oder illegale Medikamente. Um im Kampf gegen
ihres Fachwissens können sie sicherstellen, dass aus      die weltweit agierenden kriminellen Organisationen
Lieferengpässen keine Versorgungsengpässe wer-            erfolgreich zu sein, werden von Interpol, Polizei,
den. Dennoch braucht es eine nachhaltige Lösung.          Zoll- und Arzneimittelbehörden regelmäßig länder-
Die Apothekerkammer fordert daher schon lange             und kontinentübergreifende Razzien durchgeführt.
Schritte von der Politik, um die Produktion und die       Im besten Fall ist eine Medikamentenfälschung für
Lagerung von Arzneimitteln fest in Europa zu ver-         die Betroffenen wirkungslos, im schlimmsten Fall
ankern.

Partner für Suchtkranke

International vorbildhaft ist die Leistung der Apo­
theker:innen in der Suchtmittelersatztherapie. Die
österreichischen Apotheken sind seit vielen Jahren
als wichtige Partner erfolgreich in die Substitutions-
behandlung von Drogenabhängigen eingebunden.                                  Logo BASG
Sie bieten ein österreichweit flächendeckendes Netz
an Anlaufstellen, wo Suchtmittelabhängige ihre Er-
satzdrogen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen
unter fachkundiger Anleitung und Unterstützung
erhalten. Damit erfüllen die Apotheken eine wichti-
ge soziale Funktion für die Gesellschaft.

24
Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke 04

gesundheitsschädigend oder sogar tödlich. Im Jahr       nationaler Flagge. Ein Klick auf das Logo führt zur
2021 verzeichnete der heimische Zoll eine enorme        Homepage der Behörde, die für die Registrierung
Steigerung an Aufgriffen von verbotenen Arzneiwa-       der betreffenden Internet-Apotheke zuständig ist.
ren. Mehr als 2,6 Millionen Stück gefälschte oder il-
legale Medikamente wurden im Vorjahr beschlag-          Fälschungsschutzrichtlinie
nahmt.
                                                        Die Umsetzung der EU-Fälschungsschutzrichtlinie
Sicherheit bieten hier nur die Apotheker:innen vor      schützt die Arzneimittel-Lieferkette in besonderer
Ort. Sie beraten ihre Kund:innen mit profunder          Weise vor dem Eindringen gefälschter Produkte und
pharmazeutischer Expertise und garantieren die          trägt dadurch maßgeblich zur Patientensicherheit
ein­wandfreie Qualität der abgegebenen Arzneimit-       bei. Verschreibungspflichtige Medikamente müssen
tel – denn nur in Apotheken wird die Fälschungs-        demnach zwei grundlegende Sicherheitsmerkma-
sicherheitsrichtlinie der EU lückenlos umgesetzt.       le aufweisen: ein einzigartiges Erkennungsmerkmal
Die streng kontrollierte Beschaffung und Abgabe         auf jeder einzelnen Packung (individuelle Serien-
von Medikamenten durch Apotheken in Österreich          nummer, Produktcode, Charge und Verfalldatum)
verhindert, dass Fälschungen in den Arzneimittel-       und eine Versiegelung der Packung als Erstöffnungs-
verkehr gelangen. Diese Sicherheit bieten auch lega-    schutz. Das einzigartige Erkennungsmerkmal ist
le und registrierte Online-Apotheken aus Österreich.    auf der Arzneimittelpackung auch als maschinen-
Sie führen auf ihrer Website das Logo des Bundes-       lesbarer Code abgedruckt. Durch Abscannen die-
amts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG):         ses Codes überprüfen die Apotheken bei der Abgabe
mit weißem Kreuz, grüner Schrift und zugehöriger        verifizierungspflichtiger Arzneimittel die Echtheit

                                                                                                       25
04 Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke

jeder einzelnen Packung. Zusätzlich wird die Ab-                                     Sichere Arbeitsplätze
gabe jeder einzelnen Packung zentral erfasst und
mit den Daten der Arzneimittelhersteller abge­                                       Apotheken als kleine, starke Einzelbetriebe mit lo-
gli­chen, sodass eine widerrechtliche Verwendung                                     kalem Bezug schaffen Nähe zu den Kund:innen und
der einzigartigen Erkennungsmerkmale ausge-                                          sind aus der sozialen Struktur einer Gemeinde nicht
schlossen ist. Durch die Versiegelung sind die                                       wegzudenken. Zudem sind sie attraktive, verlässliche
Pack­ ungen zusätzlich vor einer widerrechtlichen                                    und wohnortnahe Arbeitgeber, gleichermaßen in der
Öffnung oder Verfälschung geschützt. Ohne die                                        Stadt wie auf dem Land. Sie schaffen österreichweit
Überprüfung der Sicherheitsmerkmale und das Ab-                                      mehr als 17.000 Jobs für hochqualifizierte Arbeits-
scannen des Codes vor der Abgabe dürfen verifizie-                                   kräfte. In den 1.408 öffentlichen Apotheken und
rungspflichtige Arzneimittel nicht an Patient:innen                                  32 Filialapotheken arbeiten etwa 6.341 Apothe­
abgegeben werden.                                                                    ker:innen und 11.100 pharmazeutisch-kaufmännische

Die Apotheke, ein attraktives Arbeitsumfeld

In den 1.408 öffentlichen Apotheken arbeiten 6.341 Apothekerinnen und Apotheker, rund 11.000 phar­ma­­
zeutisch-kauf­männische Angestellte oder geprüfte Apothekenhelferinnen und -helfer und sonstiges Hilfs-
personal (Reinigungsdienst etc.).

                                                                                                                Niederösterreich
                                                                                                                Apotheker:innen 1.040
                                                                                                                PKA 1            1.212
                                                          Oberösterreich                                        Sonstige 2        685
                                                          Apotheker:innen            792
                                                          PKA 1                    1.184
                                                          Sonstige 2                508                                              Wien
                                                                                                                                     Apotheker:innen   1.700
                                                                                                                                     PKA 1             1.745
                          Salzburg                                                                                                   Sonstige 2          993
                          Apotheker:innen           392
                          PKA 1                     512
                          Sonstige 2                278

                                                                                   Österreich gesamt
                                                                                Apotheker:innen   6.341
                                                                                PKA 1             7.313                          Burgenland
                                                                                Sonstige 2        3.756                          Apotheker:innen       192
                                                                                                                                 PKA 1                 229
                                                                                                                                 Sonstige 2            138

Vorarlberg
Apotheker:innen          223                                                                                             Steiermark
PKA 1                    312                                                                                             Apotheker:innen       1.042
Sonstige 2               130                                                                                             PKA 1                   989
                                                                                                                         Sonstige 2              519
                                       Tirol
                                       Apotheker:innen           555
                                       PKA 1                     660
                                       Sonstige 2                259            Kärnten
                                                                                Apotheker:innen          405
                                                                                PKA 1                    470
                                                                                Sonstige 2               246

1) Pharmazeutisch-kaufmännische Assistentinnen und Assistenten; 2) Sonstiges Hilfspersonal (Reingung, Büro etc.) Stand: 31.12.2020
Quelle: Österreichische Apothekerkammer, Stand Anzahl Apotheker:innen: 31.12.2021, Zahlen vorläufig

26
Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke 04

Angestellte oder geprüfte Apothekenhelfer:innen           Apotheker:innenberuf gelebte Realität. Ein eigenes
und sonstiges Hilfspersonal (Reinigungsdienst etc.).      Lohnschema garantiert, dass weibliche und männli-
Rund ein Viertel der akademisch ausgebildeten Apo­        che angestellte Apotheker:innen das gleiche Einkom-
theker:innen ist selbstständig, 76 Prozent arbeiten in    men beziehen.
einem Angestelltenverhältnis. In einer Apotheke sind
durchschnittlich vier Apotheker:innen tätig.              Arbeitsplatz mit Zukunft

Ein weiblicher Beruf                                      In den vergangenen zehn Jahren wurden in österrei-
                                                          chischen Apotheken über 1.753 neue Arbeitsplätze
Jede zweite Apotheke wird von einer Frau geführt,         geschaffen, das entspricht einem Zuwachs von rund
rund 87 Prozent aller angestellten Apotheker:in-          11 Prozent. Apotheken bieten sichere und hochwer-
nen sind Frauen. Ein Grund für diesen hohen An-           tige Arbeitsplätze, in Städten wie auch in ländlichen
teil ist die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie.    Gegenden. Apotheker:innen bleiben auch besonders
Die Apotheken bieten ihren Angestellten ein Arbeits-      lange im Arbeitsleben. Männer gehen im Durch-
modell mit Zukunft: die hochqualifizierte Teilzeit.       schnitt erst mit 65 Jahren in Pension, Frauen mit
80 Pro­zent der Beschäftigten arbeiten freiwillig in      60 Jahren. Jeder Apothekenbetrieb entrichtet für
Teilzeitdiensten. Das Ausmaß ihrer Wochenarbeits-         seine angestellten Apotheker:innen einen einheit-
stunden können Beschäftigte in Apotheken weit-            lich festgesetzten Betrag an die Pharmazeutische
gehend mitbestimmen. 43 Prozent der angestellten          Gehaltskasse, eine öffentlich-rechtliche Institution.
Apotheker:innen arbeiten zwischen acht und 24 Stun-       Da dieser Betrag unabhängig vom Alter der ange-
den pro Woche. Weitere 37 Prozent arbeiten 25 bis         stellten Apothekerin bzw. des angestellten Apothe-
36 Stunden pro Woche, wobei der Volldienst 40 Stun-       kers entrichtet wird, gibt es keine Altersarbeitslo-
den beträgt. Anders als in vielen anderen Branchen        sigkeit. Die Pharmazeutische Gehaltskasse zahlt das
ist die gleiche Entlohnung für Männer und Frauen im       Gehalt in 18 Gehaltsstufen direkt an die angestellten

Frauenanteil des Apothekenteams in %                                                 Quelle: Österreichische Apothekerkammer

    Selbständige Apothekerinnen                          56,0
    Angestellte Apothekerinnen                                                              86,7
    Apothekerinnen gesamt                                                       79,0
    Weibliche Lehrlinge                                                                              91,7
    Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte                                                                97,0
    Sonstige Weibliche Angestellte                                                                90,8
    Reinigungspersonal weiblich                                                                                99,2
    Sonstige Mitarbeiterinnen                                                76,4
    Weibliches Hilfspersonal gesamt                                                                     94,1
    Apothekenteam: Frauen gesamt                                                                88,8
0                         20                   40                 60                       80                             100

                                                                                                                       27
04 Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke

Apotheker:innen aus. Der Apothekenbetrieb zahlt         Sie umfasst Lehrveranstaltungen in den Bereichen
zusätzlich eine sogenannte Ausgleichszulage, Nacht-     Klinische Pharmazie, Herstellung von Arzneimitteln
dienstentgelte, Überstunden und freiwillig geleistete   und Management im Gesamtausmaß von 240 Unter-
Zulagen direkt an seine Angestellten.                   richtseinheiten. Daneben ist eine Fachbereichsarbeit
                                                        aus einem Themenbereich der Weiterbildung zu ver-
                                                        fassen. Die Weiterbildung wird mit einer Prüfung vor
Studium/Ausbildung/Fortbildung                          einer Kommission der Österreichischen Apotheker-
                                                        kammer abgeschlossen. Ihre erfolgreiche Absolvie-
Die Pharmazie beschäftigt sich mit dem Arzneimittel     rung berechtigt zum Führen des Titels „Fachapothe-
(Pharmakon) und seinen Wirkungen und Nebenwir-          ker:in für Krankenhauspharmazie (approved hospital
kungen sowie dessen Herstellung und Gewinnung           pharmacist, aHPh)“.
und bildet so eine Verbindung zu medizinischen
Fächern. Abwechslung ist bei diesem naturwissen-        Zertifikatskurs Klinische Pharmazie –
schaftlichen Studium garantiert. Übungen im Mi-         Medikationsanalyse
kroskopiesaal oder Labor ergänzen den Vorlesungs-
betrieb. Absolvent:innen des Bachelorstudiums           Seit dem Wintersemester 2020 wird der Zertifikats-
erhalten den akademischen Grad BSc., Absolvent:in-      kurs Klinische Pharmazie – Medikationsanalyse von
nen des Masterstudiums Pharmazie schließen mit          der Universität Wien in Kooperation mit der Ös-
„Magister pharmaciae“ (Mag. pharm.) ab. Pharmazie       terreichischen Apothekerkammer angeboten. Der
kann in Österreich an den öffentlichen Universitäten    Hauptfokus dieses Zertifikatskurses liegt auf der
Wien, Graz und Innsbruck sowie an der Paracelsus        Medikationsanalyse, es werden aber auch grund-
Medizinischen Privatuniversität in Salzburg studiert    legende Kenntnisse im pharmazeutischen Disease
werden. Für Studienanfänger:innen der Pharma-           Management vermittelt und Einblicke in das Me-
zie stehen an allen vier Standorten insgesamt rund      dikationsmanagement gegeben. Im Modul „Digital
1.400 Studienplätze zur Verfügung. Eine Aufnahme-       Health“ wird der Umgang mit digitalen Anwendun-
prüfung ist erforderlich. In den vergangenen Jahren     gen und Datenbanken für die Medikationsanalyse
haben jeweils 700 bis 900 Studierende das Studium       gelehrt.
der Pharmazie aufgenommen. 250 bis 300 schließen
es jedes Jahr erfolgreich ab.
                                                        Lehrberuf in der Apotheke
Nach Abschluss des Pharmaziestudiums absolvieren
die angehenden Apotheker:innen in einer Apotheke        Neben den Apotheker:innen arbeiten in jeder Apo-
das sogenannte Aspirantenjahr, in dem sie in allen      theke auch pharmazeutisch-kaufmännische Assis-
Bereichen der fachlichen Tätigkeit praktisch ausge-     tent:innen, die sich um die kaufmännischen und or-
bildet werden. Zusätzlich vertiefen sie ihr Wissen in   ganisatorischen Aufgaben einer Apotheke kümmern.
den verschiedenen Bereichen wie z.B. Arzneispezia-      Der Lehrberuf des/der Pharmazeutisch-kaufmänni-
litäten, Pharmazeutische Technik, Kommunikation,        schen Assistent:in (PKA) ist modern, vielseitig und
Betriebswirtschaft und Recht in einem von der Apo-      abwechslungsreich und kann direkt in der Apothe-
thekerkammer organisierten Kurs. Mit Abschluss          ke erlernt werden. PKAs sind z.B. für die Bestellung
des Aspirantenjahres und erfolgreicher Ablegung         der Arzneimittel beim Großhandel sowie für deren
der Aspirantenprüfung wird das Staatliche Apothe-       ordnungsgemäße Lagerung zuständig. Sie assistie-
kerdiplom verliehen. Die Kosten der Aspirantenaus-      ren bei der Herstellung von apothekeneigenen Zu-
bildung tragen die Apothekenbetriebe.                   bereitungen (Salben, Tropfen, Teemischungen etc.).
                                                        Ebenso beraten sie beim Verkauf von Kosmetika und
Weiterbildung Fachapotheker:in                          Nahrungsergänzungsmitteln. Bei jungen Frauen
für Krankenhauspharmazie                                zählt die Pharmazeutisch-kaufmännische Assisten-
                                                        tin zu den sechs beliebtesten Lehrberufen.
Seit 2004 bietet die Österreichische Apothekerkammer
eine dreijährige postgraduelle Weiterbildung zum/
zur Fachapotheker:in für Krankenhauspharmazie an.

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Auf Nummer sicher mit Ihrer Apotheke 04

                                    29
„Besonders in schwierigen Zeiten zeigt sich
 die Flexibilität, Expertise und Erfahrung der
 Krankenhausapotheker:innen. Vorausschauend
 und mit bemerkenswertem pharmazeutischen
 Wissen stellen sie sicher, dass die Patient:innen
 in unseren Spitälern stets optimal versorgt sind.
 Tagtäglich beweisen sie, wie unverzichtbar sie für
 das Funktionieren des Krankenhausbetriebes sind.“
 Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi
 Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer

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05
Krankenhaus­
apotheken: sicher
und bestens
versorgt
In Österreich arbeiten rund 451 speziell ausgebildete
Apotheker:innen in Krankenhäusern. Sie kümmern
sich effizient, zielorientiert, ökonomisch und fachlich
nach höchstem internationalem Standard um die
Arzneimittelversorgung in den Spitälern. Ihre Arbeit
im Hintergrund ist entscheidend für die optimale
Versorgung der Patient:innen. Allerdings betreiben von
270 bestehenden Spitälern lediglich 42 eine eigene
Krankenhausapotheke. In allen anderen Krankenhäusern
erfolgt die Überprüfung des Arzneimittelvorrats durch
sogenannte Konsiliarapotheker:innen, die zumeist von den
Krankenhausapotheken anderer Krankenhäuser und in
manchen Fällen auch von öffentlichen Apotheken
entsendet werden.

K         rankenhausapotheker:innen leisten einen wertvollen Beitrag zum sicheren und
          kosteneffizienten Einsatz von Arzneimitteln im Krankenhaus. Neben der Arznei-
mittelinformation, der klinischen Pharmazie, der Herstellung von Arzneimitteln und der
Unterstützung klinischer Studien werden in den Anstaltsapotheken auch Arzneimittel, Dia­
gnostika und Medizinprodukte nach fachlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten für
die stationäre Therapie bereitgestellt. All das sind zentrale versorgungsrelevante Aufgaben,
die nur von Krankenhausapothekerinnen und -apothekern erfüllt werden können.

Ihre vielfältigen und sehr spezifischen Einsatzgebiete erfordern nach dem Studium eine
weiterführende Ausbildung und Spezialisierung. Dazu wurde 2004 von der Österreichi-
schen Apothekerkammer eine postgraduelle dreijährige Weiterbildung zum/zur Fachapo­
theker:in für Krankenhauspharmazie eingerichtet.

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05 Krankenhausapotheken: sicher und bestens versorgt

Aufgaben der Krankenhaus­                               Kinder, Früh- und Neugeborene, deren Dosierungen
apotheker:innen – vielfältig und                        individuell anzupassen sind, kommen ebenso aus
hochspezialisiert                                       dem Labor einer Krankenhausapotheke wie indivi-
                                                        duelle Schmerztherapien oder Arzneizubereitungen
Arzneimittelmanagement                                  für die Augenheilkunde.

Krankenhausapotheker:innen kümmern sich um die          Interdisziplinäre Beratung
Beschaffung, Herstellung, Prüfung, Lagerung und
Distribution der Arzneimittel im Krankenhaus in-        Krankenhausapothekerinnen und -apotheker bera-
klusive Vorratssicherung für Not- und Krisenfälle       ten ärztliches und Pflegepersonal in allen Arzneimit-
sowie deren fachgerechte Entsorgung. In das Sorti-      telfragen, beginnend mit der Medikamentenauswahl
ment der Anstaltsapotheken gehören auch Blut und        und -anwendung über Wechsel- und Nebenwirkun-
Blutprodukte, Desinfektionsmittel, Verbandstoffe,       gen bis hin zur richtigen Handhabung und quali-
enterale und parenterale Ernährung, Infusionen,         tätsschonenden Aufbewahrung der Arzneimittel.
Dialyselösungen, Reagenzien und Diagnostika sowie       Als gefragte Expert:innen sind Krankenhausapo­
Medizinprodukte bis hin zu medizinischen Gasen.         theker:innen in verschiedenen Arbeitsgruppen und
                                                        Kommissionen auch abseits des Arzneimittelbe-
Herstellung von Arzneimitteln                           reichs im Krankenhaus tätig, sei es im Bereich der
                                                        Hygiene, des Wundmanagements oder des Ernäh-
In Krankenhausapotheken werden viele Arzneimit-         rungsmanagements. Qualitätsmanagement und Ri-
tel selbst hergestellt. So werden onkologische Thera-   sikomanagement sind weitere Betätigungsfelder
pien für alle Patient:innen in speziellen Reinräumen    im Rahmen dieses vielseitigen Berufsbildes. In der
individuell zubereitet. Dabei müssen strikte Qua-       Schulung, Aus- und Fortbildung von Mitarbeiter:in-
litätsstandards eingehalten werden. Therapien für       nen im Krankenhaus (Ärzt:innen, Pflege und andere)

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Krankenhausapotheken: sicher und bestens versorgt 05

sind Krankenhausapotheker:innen als Vortragende        der individuellen Arzneimittelherstellung widmen
gefragt, um ihre Expertise und spezifische Sicht       sich die Anstaltsapotheken seit Beginn der COVID-
einzubringen. Auch die Pharmakovigilanz, die Do-       19-Pandemie verstärkt der vorausschauenden Bevor-
kumentation von schwerwiegenden Zwischenfäl-           ratung mit allen notwendigen Arzneimitteln für den
len bzw. Beinahezwischenfällen oder unerwünsch-        Intensivbereich. Zusammen mit dem Bundesamt
ten Wirkungen von Medikamenten, wird durch sie         für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) wurde
unterstützt, womit sie einen wichtigen Beitrag zur     in jedem Bundesland eine zentrale COVID-19-Apo­
Verbesserung der Arzneimittelsicherheit im Kran-       theke definiert, die als sogenannter ‚Single point of
kenhaus leisten. Klinische Studien für neu entwi-      communication‘ fungiert und sowohl den Bedarf
ckelte Medikamente (besonders im Bereich der           an Corona-therapierelevanten Arzneimitteln erhebt
Onkologie) sind ohne Teilnahme von Krankenhaus-        als auch die Verteilung an die Krankenhäuser im je-
apotheker:innen gar nicht durchführbar, weil es in     weiligen Bundesland organisiert. Dass es seit Beginn
diesem Bereich sehr spezifischer Expertise bedarf.     der Pandemie zu praktisch keinen Lieferengpässen in
                                                       den österreichischen Spitälern gekommen ist, ist zu
Partner für Ärzt:innen und Patient:innen               einem großen Teil auf die Arbeit der Krankenhaus-
                                                       apotheker:innen zurückzuführen. So bereiteten sie
Im klinisch-pharmazeutischen Umfeld sind die           etwa große Mengen an Desinfektionsmitteln zu und
Krankenhausapotheker:innen für ein wachsendes          stellten Abstrichsysteme für SARS-CoV-2-Tests her,
Feld zuständig: Sie arbeiten direkt mit Patient:in-    um Engpässe zu entschärfen. Sie sind die Expert:in-
nen, beraten Ärzt:innen bei Therapievorschlägen        nen und ersten Ansprechpartner beim Management
und führen Medikationsanalysen durch. Bei der Auf-     von Lieferengpässen sowie zu Beschaffungs- und
nahme oder Entlassung von Patient:innen sorgen sie     Substitutionsmöglichkeiten. Die Anstaltsapothe-
für die Sicherheit kritischer Arzneimittelumstellun-   ke der Klinik Favoriten war in die Entwicklung der
gen, und auch während des stationären Aufenthalts      COVID-19-Gurgeltests eingebunden und assistier-
tragen sie mit ihrer Expertise zur Optimierung der     te in der Auswahl des optimalen Gurgelpräparats.
Therapie bei, indem sie auf Neben- und Wechselwir-     Dank der pharmaökonomischen Analyse der Kran-
kungen aufmerksam machen, Dosierungsanpassun-          kenhausapotheker:innen, die auch pharmazeuti-
gen vornehmen oder die Risiken der Polymedikation      sche Aspekte wie Stabilität, Haltbarkeit, Anwen-
reduzieren. Für die Patient:innen bringt ihre Exper-   dungssicherheit und Datenlage berücksichtigten,
tise Qualitätssicherheit der Medikation und eine er-   konnten so die seitdem millionenfach eingesetzten
höhte Therapietreue.                                   PCR-Gurgeltests entwickelt werden. Gerade in den
                                                       beiden Pandemiejahren wurden die Unverzichtbarkeit
Kosteneffizienz                                        der pharmazeutischen Expertise, das umfassende
                                                       Kompetenzspektrum und die enorme Leistungsfä-
Arzneimittel sind ein relevanter Kostenfaktor im       higkeit der Krankenhausapotheker:innen deutlich
Krankenhaus. Für ihren effizienten und sicheren        sichtbar.
Einsatz sorgen die Krankenhausapotheker:innen
durch gezieltes Kostenmanagement beim Einkauf,
detailliertes Controlling des Arzneimittelverbrauchs   Gesetzliche Verankerung der
sowie die Planung und Steuerung des Arzneimittel-      Klinischen Pharmazie für mehr
und Medizinproduktebudgets.                            Arzneimittelsicherheit

                                                       Krankenhausapotheker:innen sind umfassend aus-
Unersetzbar im Einsatz gegen COVID-19                  gebildet und können in vielen Bereichen des Kran-
                                                       kenhauses sowie in Pflegeheimen eingesetzt werden.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie leisten die          Gerade im Hinblick auf den sich bereits abzeichnen-
Krankenhausapotheker:innen einen unverzichtba-         den Ärztemangel muss dieses Potenzial mehr und
ren Beitrag für eine zuverlässige Gesundheitsver-      besser als bisher genutzt werden. Apotheker:in-
sorgung der Bevölkerung. Neben der Weiterfüh-          nen im Krankenhaus können zur Unterstützung
rung aller notwendigen Versorgungstätigkeiten und      und Entlastung von Spitalsärztinnen und -ärzten

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