WESTFALISCHES ARZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
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H 11235 E WESTFALISCHES ARZTEBLATT 1/05 Mitteilungsblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe INTERVIEW MIT DEM KVWL-VORSTAND „Wir werden den KVWL FEIERTE JUBILÄUM Wettbewerb annehmen“ BERUFSPOLITIK Abschied aus der Vertreterversammlung KAMMERVERSAMMLUNG Neue Gremien der Ärzteversorgung gewählt FORTBILDUNG Neue Satzung regelt Fortbildung und Fortbildungszertifikat Borkum- Fortbildungswoche 2oo5: ausführliches Programm ab S. 44
INHALT EDITORIAL Wertschätzung statt Miesmacherei Interview „Wir werden den Wettbewerb annehmen“ 7 L andauf, landab herrscht ein Kli- ma kollektiven Klagens und all- gemeiner depressiver Verstim- mung. Auch in unserem Gesundheits- wesen haben Negativmeldungen stets Jubiläum Ein halbes Jahrhundert KVWL 10 Vertreterversammlung Konjunktur. Da macht sich fast ver- Abschied aus der VV 12 dächtig, wer positive Botschaften Prof. Dr. Dr. Hans-Jürgen aussendet. Gewiss, wir stehen in der Kammerversammlung Ingo Flenker, Thomas, Patientenversorgung vor vielen He- Präsident Vizepräsident Neue Gremien der rausforderungen und auch Problemen. der ÄKWL der ÄKWL Ärzteversorgung gewählt 14 Das soll keineswegs schön geredet werden. Doch die Stärken unseres Ge- Fortbildung sundheitswesens, seine Entwicklungs- Neue Satzung regelt Fortbildung und potenziale und Innovationskräfte, ver- Fortbildungszertifikat 16 dienen mindestens genauso viel Be- achtung. Diese Stärken gilt es heraus- Krankenhaus zustellen. 20 bis 30 Minuten Dokumentations- Der Perspektivenwechsel in der po- Dr. Ulrich aufwand pro DRG-Fall 18 Dr. Wolfgang- litischen Wahrnehmung gibt uns Auf- Thamer, Axel Dryden, Häusliche Gewalt trieb: Dort ist endlich Schluss mit der 1. Vorsitzender 2. Vorsitzender der KVWL der KVWL Den Kreislauf durchbrechen 19 Miesmacherei! Das Gesundheitswesen wird nicht mehr nur als Kostenfaktor Landesgesundheitskonferenz gebrandmarkt, sondern vielmehr als ein wesentlicher Motor des wirt- Landesgesundheitskonferenz schaftlichen Aufschwungs gesehen. Gerade erst hat die Landesgesund- setzt auf Gesundheitswirtschaft 20 heitskonferenz die Gesundheitswirtschaft als bedeutenden Standort- faktor für das Land NRW in den Blickpunkt gerückt. Mit Recht, Dialog denn das Gesundheitswesen schafft die so dringend benötigten Ar- AOK und Niedergelassene: beitsplätze und ist eine „Jobmaschine“ ersten Ranges. Mehr als eine Dialog ist das Ziel 21 Million Menschen arbeiten in der Gesundheitswirtschaft unseres Bundeslandes. Hohe Versorgungsqualität und dynamische Wirtschafts- kraft sind Pfunde, mit denen unser Gesundheitswesen wuchern kann. Magazin Voraussetzung dafür ist die fachliche und persönliche Kompetenz Informationen aktuell 4 unserer Ärztinnen und Ärzte, die täglich in Praxis und Krankenhaus Leserbriefe 21 unter Beweis gestellt wird. Unsere Leistungsfähigkeit und Einsatzbe- Persönliches 23 reitschaft sind „Ressourcen“, die immerzu angezapft, aber kaum be- Ankündigungen der Akademie wusst wahrgenommen werden. Kehren wir diese Kompetenzen offen- für ärztliche Fortbildung der siver heraus. Halten wir sie den Miesmachern entgegen. Unsere ärzt- ÄKWL und KVWL 25 liche Kompetenz ist ein Stück gemeinsamer Identität von Praxis und Fortbildung in den Krankenhaus. Wir besitzen hier einen Wert, der gar nicht hoch ge- Verwaltungsbezirken 65 nug veranschlagt werden kann. Ohne diese Kompetenz finge der Ankündigungen des Instituts Wirtschaftsmotor Gesundheitswesen schnell zu stottern an. für ärztliches Management 54 Wertschöpfung setzt aber Wertschätzung voraus. Wertschätzung Bekanntmachungen der ÄKWL 55 bedeutet: Anerkennung unserer Kompetenz durch faire und verlässli- Bekanntmachungen der KVWL 61 che wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen für die Leis- tungsträger im Gesundheitswesen. Dann klappt es auch mit dem Impressum 64 Aufschwung. Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
INFORMATIONEN AKTUELL FORTBILDUNG ARZTFACHHELFERIN Wir sind die Selbstverwaltungskörperschaft für ca. 12.000 Ver- tragsärzte und psychologische Psychotherapeuten in Westfalen- Lippe. Unsere Aufgaben bestehen im Wesentlichen in der Interessenvertretung, der Abrechnung der Vertragsleistungen mit den Krankenkassen und der Honorierung unserer Mitglie- der. Wir suchen für unsere Hauptabteilung „Verordnungsmanage- ment“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n Mediziner/-in Folgende Aufgaben sind zu erfüllen: • Sie arbeiten in einem Team von Ärzten und Pharmazeuten, dessen Aufgabe die Organisation und Steuerung des gesam- ten Verordnungsbereiches ist, dazu gehören: Arzneimittelbe- Gruppenbild zum Start: 32 Frauen begannen jetzt in Soest mit der Fortbildung reich, Heil- und Hilfsmittel, Sprechstundenbedarf, Häusliche Krankenpflege usw., zur Arztfachhelferin. Foto: privat • Sie sind eingebunden in die Pharmakotherapieberatung niedergelassener Ärzte, einschließlich der Telefonbereitschaft für medizinische und pharmazeutische Fragen, • Sie beraten in Zusammenarbeit mit den Kollegen des medizi- nisch-pharmazeutischen Beratungsteams die anderen Berei- Arztfachhelferinnen-Kurs in mögen mit. Der Inhalt der Fortbil- che der KVWL. Dabei ist jedem Mitarbeiter ein Schwerpunkt Soest hat begonnen dung ist so ausgerichtet, dass dem zugeordnet, • Sie sind Ansprechpartner für die Beratung im Bereich des Arzt eine Führungskraft mit Kompe- Zulassungswesens/Abrechnung. 32 Arzthelferinnen, die die Voraus- tenzen für alle administrativen, perso- Hierzu benötigen wir eine/n Mitarbeiter/in, die/der setzung einer mindestens einjährigen nal- und ausbildungsbezogenen Auf- beruflichen Tätigkeit als Arzthelferin gaben einer Arztpraxis einschließlich • das Studium der Medizin absolviert hat, evtl. mit Facharzt- ausbildung im internistischen, hausärztlichen Bereich und nach bestandener Prüfung erfüllt hat- Qualitätssicherung, Gesundheitsbera- möglichst mit Promotion. ten, haben im November am Huber- tung, Hygiene und Arbeitsschutz so- Wir wünschen uns eine/-n Mitarbeiter/-in, die/der ein hohes tus-Schwartz-Berufskolleg in Soest wie Notfallmanagement erwächst. Maß an Einsatzbereitschaft zeigt, äußerst flexibel ist und die Fähigkeit zu verantwortlichem, selbständigem Handeln im die Fortbildung zur Arztfachhelferin Das Fortbildungskonzept greift die Team besitzt. Wir bieten Ihnen einen abwechslungsreichen Ar- beitsplatz, eine leistungsgerechte Vergütung nach dem Bundes- begonnen. für die Praxis relevanten Neuerungen Angestelltentarifvertrag sowie die Sozialleistungen des öffent- lichen Dienstes. Wer sich für diese Fortbildungs- im Gesundheitswesen auf. Die Fort- maßnahme entscheidet, ist an einem bildung zur Arztfachhelferin gibt es Wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns darauf, Sie kennen zu lernen. Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen beruflichen Aufstieg interessiert und in Westfalen-Lippe seit 1992. Seither richten Sie bitte bis zum 31.01.2005 schriftlich unter Angabe des frühesten Einstellungstermins und Ihrer Gehaltsvorstellung bringt mit Sicherheit Einsatzbereit- hat die Ärztekammer 342 Arztfach- an die schaft, Interesse und Durchhaltever- helferinnen-Urkunden ausgestellt. KVWL-Landesstelle Personalentwicklung Robert-Schimrigk-Str. 4– 6 44141 Dortmund Mehr Informationen über uns finden Sie im Internet unter www.kvwl.de Häusliche Gewalt war das Thema einer Veranstaltung mit dem Verein Frauen helfen Frauen im Haus der KVWL in Dortmund am 25. November 2004. Ziel war es, Ärzte für die Anzeichen von körperlicher und physischer Gewalt an Frauen zu sensibilisieren und Hilfsangebote transparent zu machen. Dazu standen als Ansprechpartner bereit: Angelika Barlog (Opferschutzbeauftragte der Polizei Dortmund), Dr. Iris Veit (niedergelassene Ärztin), Dipl.-Psych. Susanne Behling (Verein Frauen helfen Frauen), Dr. Andreas Geissler (Bezirks- stellenleiter), Petra Bühler und Norbert von Dülmen (Versorgungsamt Dort- mund) und Dr. Monika Wiegand-Träbing (Ärztin). Foto: Hambrock 4
INFORMATIONEN AKTUELL ADVENTS-DÄMMERSCHOPPEN DER ÄRZTEKAMMER Ausnahmsweise Lob für die Gesundheitspolitik „Ich will die Politik heute nicht schelten, ich will sie lieber loben“: Den Vertretern der Politik, allen voran Landesgesundheitsministerin Birgit Fischer, mochten die Worte von Ärz- tekammer-Präsident Prof. Ingo Flen- ker beim traditionellen Dämmer- schoppen der Kammer süß wie Weihnachtsglocken klingen. Ansätze für Kritik, gab Flenker zu, hätten sich angesichts des abgelaufenen Jahres in der Gesundheitspolitik sicherlich zu Genüge finden lassen. Prof. Flenker richtete aber lieber den Blick nach vorn: „Das Gesundheitswesen wird in der Politik endlich nicht mehr nur als Zu den Gästen beim Advents-Dämmerschoppen der Ärztekammer zählte auch Landesgesund- Kostenfaktor gesehen, sondern als ein heitsministerin Birgit Fischer, hier im Gespräch mit den Kammerpräsidenten Prof. Dr. Ingo Flen- wesentlicher Motor des wirtschaft- ker und Dr. Hans-Jürgen Thomas (l.) und ÄKWL-Hauptgeschäftsführer Jörg-Erich Speth (r.). lichen Aufschwungs.“ Foto: Dercks So sehr diese überfällige Einsicht vom Nutzen des Gesundheitswesens schaftsfaktor sprechen“, forderte Atmen zu lassen. „Marode Kranken- als Jobmaschine – immerhin eine Prof. Flenker, „dann muss der Kern- häuser, Pleite gegangene Praxen, aus- Million Menschen arbeiten allein in bereich der Patientenversorgung frei gebeutete und ausgebrannte Ärzte NRW in diesem Bereich – den Kam- von wirtschaftlichen Interessen blei- und Pflegepersonal sind keine tragfä- merpräsidenten auch freute: „Wenn ben.“ Dazu gehöre, den Einrichtun- higen Pfeiler eines zukunftsweisen- wir vom Gesundheitswesen als Wirt- gen des Gesundheitswesens Luft zum den Gesundheitssystems.“ AUSSTELLUNG IM ÄRZTEHAUS Kooperative Minimenschen im Kasten Versorgungsformen Chancen für die ärztliche „Kunst im Kasten“ zeigt derzeit Heinz-Günther Berufsausübung Dachrodt im Ärztehaus in Münster. Unter dem Titel Mittwoch, 19.01.2005, „frameworks“ präsentiert Dachrodt noch bis Ende Ja- 15.00 –19.00 Uhr • Kooperative Versorgungsformen aus Sicht nuar Objekte. Die handwerkliche Grundlage für seine Kassenärztliche Vereinigung der niedergelassenen Hausärzte Dr. med. Norbert Hartmann, 2. Vorsitzen- „frameworks“ ist jeweils ein Bildkasten, dessen Szene- Westfalen-Lippe, der des Hausärzteverbandes Westfalen- rie Dachrodt mit Minimenschen bevölkert. Heinz- Robert-Schimrigk-Straße 4 – 6 Lippe • Kooperative Versorgungsformen aus Sicht 44141 Dortmund Günther Dachrodt will neben dem Spiel mit Formen, der Krankenhausträger Günter Nierhoff, Geschäftsführer der Ka- Farben und Fi- Die Versorgungslandschaft befindet sich der- tholischen St.-Johannes-Gesellschaft Dort- zeit in einem tief greifenden Umbruch. Die mund guren vor al- durch das GMG auf den Weg gebrachte An- • Kooperative Versorgungsformen aus Sicht lem sein positi- schubfinanzierung für die Integrierte Versor- der Krankenkassen gung soll zu einer besseren Verzahnung von Dr. Matthias Geck, Geschäftsbereichsleiter ves Lebensge- ambulantem und stationärem Sektor führen. Vertragspartnerservice der AOK Westfa- Zudem sind mit der Verabschiedung der neuen len-Lippe fühl vermit- Berufsordnung auf dem Deutschen Ärztetag • Rechtliche Grundlagen von kooperativen teln. Bereits 2004 neue, kooperative Formen der ärztlichen Versorgungsformen Berufsausübung möglich geworden. PD Dr. jur. Ute Walter, Rechtsanwältin seit 20 Jahren Auf der Grundlage dieser neuen gesetzlichen Schriftliche Anmeldung an schafft der Regelungen werden sich neue ärztliche Ver- Institut für ärztliches Management der Ärzte- sorgungsformen herausbilden und das tradier- kammer Westfalen-Lippe Künstler Aqua- te Berufsbild des in Einzelpraxis tätigen Arz- Postfach 40 67, 48022 Münster relle und Kera- tes zunehmend abgelöst. Die Veranstaltung Fax: 02 51/929-22 49 will einen Überblick über den aktuellen Sach- E-Mail: management@aekwl.de miken. Mit sei- stand zu den kooperativen Versorgungsformen geben und die Erwartungen der verschiedenen Auskunft nen „frameworks“ hat Heinz-Günther Dachrodt jedoch „Player“ im Gesundheitswesen an diesen Pro- Susanne Jiresch, Tel.: 02 51/929-22 11 einen ganz persönlichen Stil gefunden. zess verdeutlichen. Teilnehmergebühr Die Ausstellung ist zu sehen von montags bis frei- • Kooperative Versorgungsformen aus Sicht 20,00 Euro der Krankenhausärzte tags zwischen 8.00 und 17.00 Uhr im Ärztehaus, Gar- Prof. Dr. med. Ingo Flenker, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe tenstraße 210-214, 48147 Münster. Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 5
INFORMATIONEN AKTUELL DIABETES 2005 ZWEITER FACHKONGRESS AM 11. UND 12. FEBRUAR IN MÜNSTER Kongress nimmt große dung für Ärzte, Apotheker, Diabetes- widmen: Ärzte, Apotheker, Diabetes- Herausforderung an berater und -assistenten DDG, und berater und -assistenten, Diätassisten- Diätassistenten. Die Veranstaltung ist ten, Podologen, Orthopädieschuhma- Die erste Gesundheitsmesse rund im Rahmen der „Zer- cher und Pflege- um das Thema Diabetes in Münster tifizierung der ärzt- kräfte. Sie alle übertraf im Februar 2004 alle Erwar- lichen Fortbildung“ gewinnen wäh- tungen der Veranstalter: Fast 7000 der Ärztekammer rend des zweitä- Fachleute, Betroffene und Interessier- Westfalen-Lippe mit insgesamt 3 gigen Fachkongresses in Münster ge- te strömten in die Halle Münsterland. Punkten (Kategorie B) für Freitag, treu dem Kongress-Leitgedanken „In- Alleine 1134 Teilnehmer besuchten 11.02., und 6 Punkten (Kategorie B) formieren, denken, handeln“ neueste den fachübergreifenden Kongress. für Samstag, 12.02., anrechenbar. Erkenntnisse über Aufklärung, Vor- Vom 11. bis 12. Februar 2005 findet Im Jahre 2010 wird es Experten- beugung, Fortschritte bei der inte- die zweite Auflage statt – dann jedoch schätzungen zu Folge zehn Millionen grierten Versorgung des Diabetes als reiner Fachkongress mit begleiten- Diabetiker in Deutschland geben. Ei- Mellitus. der Ausstellung ausschließlich für ne alarmierende Prognose und gleich- Nähere Informationen unter Tel. medizinisches Personal. Erneut erfül- zeitig eine Herausforderung an alle 02 51/66 00-118 oder im Internet un- len die Angebote die Anforderungen Berufsgruppen, die sich dem Thema ter www.diabetes-messe.com. an eine zertifizierte Diabetesfortbil- Diabetes mittelbar oder unmittelbar 3. Kooperationstag „Sucht und Drogen“ NRW 2005 Seit 2001 findet – initiiert durch das Lan- Nach Eröffnung der Veranstaltung durch Menschen in Münster“ desprogramm gegen Sucht – alle zwei die Staatssekretärin Cornelia Prüfer- • Glückspielsucht Jahre der nordrhein-westfälische Koope- Storcks wird Prof. Dr. Karl Mann, Inhaber • Projekt „MUT“ – Mütter-Unterstützungs- rationstag „Sucht und Drogen“ statt. Ziel des einzigen Lehrstuhls für Suchtfor- Training dieser zentralen Veranstaltung ist es, Ex- schung in Deutschland, ein Grundsatzre- • Gesundheitsversorgung im Strafvollzug pertinnen und Experten verschiedener ferat zu dem Thema „Alte Süchte, neue • Hartz IV und die Folgen für die Sucht- Professionen und Institutionen zu- Sichten – Sucht im Span- hilfe – eine Einfüh- sammenzubringen. Davon soll ein Impuls nungsfeld zwischen For- rung ausgehen, das in Theorie und Praxis ver- schung, Praxis und Indivi- • Kinder aus suchtbe- sammelte Wissen miteinander zu vernet- duum“ halten. Hier wird lasteten Lebensge- zen. Diese Absicht spiegelt sich auch in der Bogen vom aktuellen meinschaften den Institutionen wieder, die den Koope- Forschungsstand zum Nut- • Drogen-Sucht & rationstag organisatorisch und inhaltlich zen möglicher Kooperatio- Rechtsmedizin vorbereiten und tragen: die Ärztekam- nen für Betroffene gespannt. mern Nordrhein und Westfalen-Lippe, die Ein Markt der Möglichkeiten, auf dem Apothekerkammern Nordrhein und West- Im Rahmen von zweistündigen Works- viele Fachinstitutionen vertreten sein wer- falen-Lippe, die Freien Wohlfahrtsverbän- hops und Seminaren werden im Anschluss den, lädt ein zum persönlichen Meinungs-, de, die Landschaftsverbände Westfalen- an den Hauptvortrag folgende Themen Erfahrungs- und Informationsaustausch. Lippe und Rheinland, die Landeskoordi- vorgestellt, bearbeitet und diskutiert: Im wahrsten Sinne des Wortes ausklingen nierungsstelle Suchtvorbeugung NRW • Raucherentwöhnung – Hilfe aus der wird der Kooperationstag mit dem Orche- (GINKO), die Landesfachstelle Frauen & Apotheke ster „Die Lunas“ und Ferdinand Feilchen- Sucht (Bella Donna) sowie die Landesko- • Implementierung von Qualitätsmanage- grün, Frankfurt. ordination Integration NRW. ment in der Substitutionstherapie Opiat- abhängiger – Projekt ASTO Weitere Informationen und das ausführli- 3. Kooperationstag • Kurzintervention und motivierende Ge- che Programm erhalten Sie unter: „Sucht und Drogen“, sprächsführung in der Arztpraxis www.wissensuchtwege.de • Medikamentenabhängigkeit bei Frauen Mittwoch 13. April 2005, • Zweiradwerkstatt 180 – Ein Modellpro- Fragen richten Sie bitte an: 13.00 –19.00 Uhr, jekt zur Arbeitsintegration für Drogen- Landschaftsverband Westfalen-Lippe Horion-Haus, Köln abhängige stellt sich vor Koordinationsstelle Sucht, Ruth Langer (Termin jetzt schon vormerken) • Hilfen für suchtkranke Kinder und Ju- (Koordination), Tel. 02 51/591-54 94 gendliche Fax: 02 51/591-54 84, • Modellprojekt „SeM – Sekundäre Sucht- E-Mail: ruth.langer@lwl.org prävention für spätausgesiedelte junge www.wissensuchtwege.de 6 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
INTERVIEW „Wir werden den Wettbewerb annehmen“ Mit dem ersten Januar hat für die ärztliche Selbstverwaltung eine neue Zeitrechnung begonnen: Erstmals steht ein hauptamt- licher Vorstand an der Spitze der Kassenärztlichen Vereinigung. Dr. Ulrich Thamer (1. Vorsitzender), Dr. Wolfgang-Axel Dryden (2. Vorsitzender) und Dr. Thomas Kriedel sprachen mit dem Westfälischen Ärzteblatt über den Wandel der KV zum Dienstleister, über das Kreuz der Auftragsverwaltung, Supertanker und den Kontakt zur Basis. WÄB: Die KVWL ist im Wandel von strategische Weichenstellung wird es der KV hergestellt würde – wie das der Behörde zum Dienstleister, vom zudem sein, in Bereichen, in denen einige Krankenkassen ja auch tun. Kollektivvertragspartner zu einem wir nicht mehr kraft Gesetzes zustän- Dr. Dryden: Vor allem im Bereich der von vielen Anbietern im Wettbewerb. dig sind, als Partner aufzutreten. Das Integrierten Versorgung müssen die Welche Rolle wird die Kassenärztli- heißt zum Beispiel: Wir dürfen zwar Krankenkassen Kompetenzen erst che Vereinigung in Zukunft spielen? kein Vertragspartner im Rahmen des noch erwerben, die wir ohne weiteres Dr. Thamer: Die Stärke der KV wird § 140 SGB V sein. weiterhin die kollektive Abdeckung Aber wir dürfen einer Grundversorgung sein, die auch Dienstleistungen an- die Hauptversorgung sein wird. Dazu bieten, die sowohl gibt es keine Alternative. Die KV Krankenkassen als macht das bisher gut und verbessert auch Ärzte brauchen die Qualität der Versorgung ständig. können. Natürlich werden wir zulassen, eine Dr. Dryden: Wir müs- zusätzliche, integrierte Versorgung sen die Kompetenzen, aufzubauen, Sonderverträge dort ab- die wir in der KV ha- zuschließen, wo es sinnvoll ist. Wir ben, für alle Kollegin- werden allerdings Entwicklungen be- nen und Kollegen kämpfen, die nur zum Vorteil Einzel- nutzbar machen und ner sind, die Versorgung aber nicht so auch einen Bin- Dr. Ulrich Thamer: „Wir müssen heraus aus der verbessern. Wichtig ist, dass für die dungseffekt erzielen. Misere, dass der Wert der ärztlichen Leistung immer Grundversorgung immer genügend Ich kann mir sehr gut mehr verkommt.“ Geld zur Verfügung bleibt. vorstellen, die KV Dr. Kriedel: Ich sehe als Ziel, alle dort als Berater auf- niedergelassenen Ärzte und Psycho- treten zu lassen, wo sie heute eher als anbieten können. Ohnehin hat sich therapeuten zu vertreten, damit wir Kontrolleur tätig ist. So kann die KV schon durch das GKV-Modernisie- diese Verhandlungsmacht bündeln von der Kontrollinstanz zu einer inte- rungsgesetz das Verhältnis zu den können. Andererseits müssen wir un- grativen Struktur werden, die Ärzten Krankenkassen verändert. Man denke sere Aufgaben so wahrnehmen, dass Sicherheit und Rückhalt gibt und nur an das Prüfwesen, das früher eine Mitglieder erkennen: Es macht Sinn, gegenüber Dritten unterstützt. gemeinsame Einrichtung mit den bei der KV zu bleiben. Wir müssen WÄB: Sehen Sie in diesem Zu- Kassen war und heute eigenständig dem Arzt den Service bieten, seine sammenhang auch eine Änderung im ist. Arbeit, die immer bürokratischer und Verhältnis zu den Krankenkassen? Dr. Kriedel: Unser Ziel ist es, Kollek- schwieriger wird, ein Stück weit ab- Dr. Thamer: Im Bereich der Grund- tivverträge zu erhalten. Wenn die Po- zunehmen und zu vereinfachen. Eine versorgung werden die Beziehungen litik uns jetzt in Teilbereichen in Kon- ähnlich bleiben. Bislang haben wir in kurrenz zu anderen stellt, dann wer- der Regel mit Krankenkassenverbän- den wir diesen Wettbewerb auch an- Wir m ssen den verhandelt. In Zukunft werden wir aber auch schwerpunktmäßig mit nehmen. Wir werden unser Wissen verstärkt unseren Mitgliedern zur unsere Aufgaben so einzelnen Krankenkassen Bedingun- Verfügung stellen, wenn sie gezwun- wahrnehmen, dass gen aushandeln, um auch von uns aus gen sind, selbst zu verhandeln. Eine Mitglieder erkennen: im eigenen Interesse einen Wettbe- weitere Aufgabe ist die als externer werb anzustoßen. Im Bereich der In- Dienstleister. Viele Krankenkassen Es macht Sinn, bei der tegrierten Versorgung ist die KV au- haben ja bereits erkannt, dass die KV zu bleiben ßen vor. Wir bedauern das sehr. Da Kassenärztliche Vereinigung als Ord- wäre es gut, wenn ein Benehmen mit nungsfaktor nicht ein Verhinderer ist, Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 7
INTERVIEW sondern mit gestaltet. Insofern ist mir keiten nimmt, was sehr weh tut. Zum vor einem Wettbewerb nicht Bange. Sorge habe ich nur, dass uns die Poli- anderen aus dem Bundesgesundheits- ministerium, das sehr viel aus den D a ist die KV tik wieder Knüppel zwischen die Bei- Landes-KVen auf die Bundesebene wie ein Supertanker: ne wirft. heben will, erst Er bewegt sich relativ WÄB: Ist die jetzt wieder zum langsam, aber das KVWL schon gut Beispiel in Sachen gerüstet, die Kurve Qualitätssicherung. Ruder ist schon gelegt von der Behörde Diesem Trend müs- und die Kurs nderung zum Dienstleister sen wir uns ver- erkennbar. zu kriegen? weigern. Dr. Thamer: Wir WÄB: Ein Bei- haben rechtzeitig spiel für Entwick- kungen dann komplett sichtbar mit den Vorberei- lungen der Bun- sein. tungen angefangen desebene, die bis WÄB: Die niedergelassenen Kolle- und uns den strate- in die Regionen ginnen und Kollegen ächzen unter ei- gischen Fragen ge- durchschlagen, ist nem Übermaß an Bürokratie, auch stellt. Mit unserem der EBM 2000- die KV steht dabei in der Kritik. Kann KVWL-Leitbild ha- plus... die KVWL auch hier steuernd eingrei- ben wir uns die Dr. Thamer: Der fen? Identität als Dienst- Dr. Thomas Kriedel: „Professio- mag ja im Moment Dr. Thamer: Nur ein Beispiel: Gerade leister selbst aufge- nalisierung wird auch dadurch zwar lästig sein. heute habe ich bei den Krankenkas- geben. erreicht, dass wir in Zukunft Aber strategisch senverbänden angemahnt, bei der Da- Dr. Kriedel: Da ist schneller bei Entscheidungen betrachtet ist eine tenannahmestelle für die Disease-Ma- die KV wie ein sind.“ betriebswirtschaft- nagement-Programme auf eine Ver- Supertanker: Er be- lich kalkulierte besserung der Qualität zu drängen. wegt sich relativ langsam, aber das Gebührenordnung unbedingt notwen- Nach einer so langen Vorlaufzeit Ruder ist gelegt und die Kursände- dig. Wenn Preise für eine Leistung so muss die Bearbeitung der Dokumen- rung schon erkennbar. kalkuliert sind, tationsbögen ein- WÄB: Ist eine KV auf Landesebene kann man diese fach besser laufen. denn noch Gestalter oder nur noch Preise auch for- WÄB: Drei statt Erfüllungsgehilfe für die Bundesebe- dern. Und das wer- bisher acht Vor- ne? den wir als Ärzte standsmitglieder, Dr. Thamer: Die Gefahr ist sicher tun, denn wir müs- Hauptamt statt groß. Wir sind als Landesteil-KV si- sen herauskommen Ehrenamt: Welche cherlich eingeengt. Mit vielem, was aus der Misere, Chancen sehen Sie die KBV in den letzten Monaten über dass der Wert der in der neuen Struk- uns gebracht hat, bin ich auch nicht ärztlichen Leistung tur der KVWL? einverstanden. Und diese kritische immer mehr ver- Dr. Thamer: Die Haltung werden wir uns bewahren. kommt. neue Struktur stellt Dr. Dryden: Die KBV ist ja keine Dr. Dryden: Was eine Professionali- Einbahnstraße. Wir haben gerade aus die Kolleginnen sierung dar. Wir der KVWL in den letzten Jahren vie- und Kollegen am sind bislang Ärzte les auf Bundesebene angestoßen. An- neuen EBM so ver- und keine Verwal- dererseits muss man sehen, dass bei- unsichert, sind doch Dr. Wolfgang Dryden: „Realpoli- tungsleute – und spielsweise der auf Bundesebene im- nicht die neuen, tisch würde ich mir eine struk- wir wollen es auch mer wieder thematisierte Hausarzt- fünfstelligen Ge- turierte Versorgung wünschen, nicht ganz werden. Facharzt-Konflikt hier in Westfalen bührennummern. in der sich Haus- und Fachärzte Wir werden uns in keine unlösbaren Probleme aufwirft. Der springende gegenseitig akzeptieren.“ der Verwaltung Das macht uns als KV Westfalen-Lip- Punkt sind die Aus- noch mehr Kom- pe stark. wirkungen auf den petenz erwerben Dr. Kriedel: Wir sind in der KVWL Einzelnen, und da sind die Regellei- müssen. Aber natürlich steht jetzt zudem sehr gut in der Zusammenar- stungsvolumina ganz entscheidend. auch mehr Zeit für die KV-Arbeit zur beit zwischen ehren- und hauptamt- Es wird unser Ziel sein, eine gleiten- Verfügung. lichen Kräften. Dennoch bedrohen de Übergangsphase einzurichten, da- Dr. Kriedel: Die Professionalisierung zwei Trends unsere Eigenständigkeit: mit der Arzt eine Chance hat, sich auf wird auch dadurch erreicht, dass wir Zum einen aus der Politik, die uns per die neuen Verhältnisse einzustellen. in Zukunft schneller in den Entschei- Gesetz einen Teil unserer Zuständig- Ende des Jahres sollten die Auswir- dungen sind. Die Aufgabenteilung ist 8 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
INTERVIEW dabei klar: Die Vertreterversammlung Leistungen in Westfalen-Lippe immer wünschen, gibt die politische Ausrichtung und Strategie vor, der Vorstand setzt sie wieder neu in der Öffentlichkeit dar- zustellen. Im Verordnungsmanage- in der sich Haus- und S elbst wenn er stringent und schnell um. Damit kön- ment sehe ich die Aufgabe, kollegial Fachärzte wollte, k nnte der nen wir den Wünschen unserer Mit- zu beraten, bevor einzelne Ärzte in gegensei- Vorstand sich nicht glieder besser entgegen kommen. Schwierigkeiten geraten. Auch im tig akzep- von der Basis ent- WÄB: Geht durch das Hauptamt Abrechnungs- und Prüfwesen müssen tieren. nicht der notwendige Kontakt zur Ba- wir Kollegen unterstützen. Es pas- Aber ich fernen. sis verloren, den das Ehrenamt ja bis- siert, dass Kollegen in Problemsitua- will gern lang gesichert hat? tionen kommen, die sie in keinster etwas idea- Dr. Kriedel: Verwaltungs- und Be- Weise verschuldet haben. listischer sein: Dann wünsche ich mir, zirksstellenleiter sind nach wie vor Dr. Kriedel: Das Ressort 3, die zen- dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patien- ehrenamtlich besetzt. Das ist ganz be- tralen Dienste, wird die ganze KV auf ten haben. Und dass sie aus dem Kon- wusst in der Satzung vorgesehen. Dienstleistung einstellen. Wir wollen flikt herauskommen zwischen dem Und die Vertreterversammlung, die uns als Organisa- SGB V, nach dem die politische Ausrichtung der tion schnell, flexi- sie eine ausrei- KVWL steuert, ist auch ein ehrenamt- bel und kostengün- chende, notwendi- liches Gremium. Selbst wenn er woll- stig aufstellen. Ganz ge, zweckmäßige te, könnte der Vorstand sich nicht von wichtig ist mir, auf und wirtschaftliche der Basis entfernen. die Präferenzen der Versorgung anbie- Dr. Dryden: Die Basis hat sogar an „Kunden“ einzuge- ten sollen und dem Einfluss gewonnen, indem die bera- hen: Entscheidend Bürgerlichen Ge- ist, dass wir mit un- setzbuch, nach dem serer Arbeit bei der der Patient einen KV dem Arzt in sei- Anspruch hat auf ner Praxis Komple- optimale Versor- xität abnehmen und gung. Bürokratie abbau- Dr. Kriedel: Ich en. Das ist leichter habe zwei Wün- gesagt als getan, aber ich stelle mir sche. Erstens wünsche ich mir eine vor, dass wir als eine Art Filter Infor- Umkehr des derzeitigen Trends zur mationen für unsere Mitglieder so Bürokratisierung. Und zweitens, dass aufbereiten, dass sie handhabbar sich der Patient mit seinen Wünschen wird. Dann muss der Arzt eben nicht stärker einbringen kann. Alle Welt re- mehr 100 Prozent Information auf- det zwar davon, aber de facto kann nehmen, sondern nur die, die er wirk- der einzelne wenig entscheiden, lich braucht. Will er mehr wissen, selbst wenn er bereit wäre, sich ein unterstützen wir ihn natürlich. Stück weit selbst zu versorgen. Da er- tenden Fachausschüsse in ihrer Funk- WÄB: Zum Schluss der Blick über warte ich mir mehr Freiheit für den tion deutlich aufgewertet worden den westfälischen Tellerrand hinaus: Patienten. sind. Was ist Ihr dringendster Wunsch für WÄB: Wie würden Sie in den einzel- das deutsche Gesundheitswesen? nen Ressorts die Schwerpunkte Ihrer Dr. Thamer: Ich wünsche mir wieder Arbeit in den kommenden sechs Jah- mehr Beteiligung ärztlicher Kompe- ren beschreiben? tenz. Die Politik sollte bei ihren Ent- Dr. Thamer: Ich will Öffentlichkeits- scheidungen die Leistungserbringer arbeit noch stärker betreiben als bis- einbeziehen. Natürlich haben wir die her und dabei herausstellen, dass die Aufgabe, die Begrenztheit der finan- KV keine sterbende Behörde ist, son- ziellen Mittel zu sehen. Damit lässt dern eine Zukunft hat. Im Vertragsbe- sich die Versorgung nur aufrecht er- reich kann ich nur immer wiederho- halten, wenn wir eine geregelte Zu- len, dass wir von kollektiven Verträ- sammenarbeit zwischen Haus- und gen mit unseren Ärzten leben. Daran Fachärzten, zwischen Psychothera- werden wir festhalten. peuten und Krankenhäusern bekom- Dr. Dryden: Qualitätssicherung heißt men und auch heute noch hinderliche für mich nicht nur die Entwicklung Budgetbarrieren fallen. ihrer Umsetzung, sondern auch, die Dr. Dryden: Realpolitisch würde ich nachweislich hohe Qualität ärztlicher mir eine strukturierte Versorgung Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 9
JUBILÄUM Ein halbes Jahrhundert KVWL Im besten Alter von 50 Jahren präsentierte sich die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe am 4. Dezember ihren Partnern aus Politik und Gesundheitswesen. Mit einem Festakt im Harenberg-City-Center in Dortmund feierte die KV in großem Kreis ein halbes Jahrhundert ärztlicher Selbstverwaltung. Das Jubiläum fiel zusammen mit einem Start in eine neue Zukunft: Am glei- chen Tag trat zum letzten Mal die Vertreterversammlung alter Provenienz zusammen. V or 50 Jahren begann die Ge- schichte der Kassenärzt- lichen Vereinigung Westfa- len-Lippe als Selbstverwaltungskör- perschaft der niedergelassenen Ärz- tinnen und Ärzte im Landesteil. Ärz- te, die ihre Interessen in einer starken Gemeinschaft vertreten und als Kas- senärzte das Fundament eines moder- nen, sozialen Gesundheitswesen bil- den: Das war die Idee, die vor fünf Jahrzehnten die ersten 46 Abgeordne- ten der westfälisch-lippischen Ärzte- schaft bei ihrer Gründungsversamm- lung bewegte. Start mit 6169 Ärzten Die KVWL-Vorsitzenden Dr. Ulrich Thamer (2. v. r.) und Dr. Wolfgang Aubke (l.) freuten sich über den Besuch von Landesgesundheitsministerin Birgit Fischer, 1954 vereinte die KVWL noch KBV-Vorsitzendem Dr. Manfred Richter-Reichhelm (r.) und Dr. Leonhard Hansen, 6.169 Ärztinnen und Ärzte aller Fach- 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. gebiete zwischen Bochum und Biele- feld, Siegen und Ibbenbüren. Heute ist die KV Westfalen-Lippe mit rund Kassenärztlichen Vereinigungen. che Versorgung an jedem Ort und zu 13.000 Mitgliedern – darunter seit Vieles hat sich seit den Anfängen jeder Zeit, 1999 auch die niedergelassenen verändert, die grundlegenden Aufga- • die Gewährleistung gegenüber den psychologischen Psychotherapeuten ben jedoch haben bis heute Bestand: Krankenkassen, dass die Versorgung – eine der größten der 17 deutschen • die Sicherstellung der kassenärztli- des gesetzlichen und vertraglichen 1 2 Dr. Siegfried Treichel (l.) und KBV-Vorsitzender Dr. Manfred Richter-Reichhelm trugen sich ins Gästebuch ein (1). Kabarettist und Arzt Dr. Ludger Stratmann gratulierte als ehemaliges KVWL-Mitglied auf ganz spezielle Weise (2). 10 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
JUBILÄUM 2 1 3 6 4 Impressionen vom Festakt zum 50. Geburtstag der KVWL: Gastgeber KV-Vorsitzender Dr. Ulrich Thamer (2), Landesgesundheitsminis- terin Birgit Fischer (3), Vertreterver- sammlungs-Vorsitzender Dr. Bernhard Schiepe, KVWL-Justiziar Dr. Gernot Steinhilper und Eike Hovermann MdB in der Diskussion mit Wolfgang van den Bergh (6, v. l. n. r.), ein aufmerk- sames Auditorium (1, 4) und erste Leser der Broschüre zum KVWL- Jubiläum (5). 5 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 11
ABSCHIED AUS DER VV Erfordernissen entspricht, den Standorten Dortmund und Müns- stand und einer Vertreterversamm- • die Vertretung der Rechte der Ärzte ter. lung mit Aufsichtsratcharakter. „Es und Psychotherapeuten gegenüber 50 Jahre lang hat die KVWL im liegt an uns allen“, betonte der 1. Vor- den Krankenkassen, Interesse ihrer Mitglieder gearbeitet sitzende, Dr. Ulrich Thamer, „Mit- • die Verteilung der von den Kranken- und dabei ihre Aufgabe gut gelöst. gliedern, ehrenamtlichen Vertretern kassen gezahlten Honorare an die Das will und wird sie auch in Zukunft dieser Mitglieder in der Vertreterver- Mitglieder. tun. Allerdings nicht mehr in der bis- sammlung und hauptamtlichem Vor- Diese Arbeit erledigen rund 730 herigen Struktur, sondern mit einem stand, dass auch die nächsten 50 Jah- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an kompetenten hauptamtlichen Vor- re KV ein Erfolg werden.“ Abschied aus der VV Ende der Legislatur, Ende der Arbeit für die Vertreterversammlung (VV): Für einige langjährige Delegierte der Vertreterversammlung war die zurückliegende Amtsperiode auch die letzte im Parlament der westfälischen Vertragsärzte und -psychotherapeuten. Was bleibt von teilweise jahrzehntelanger Arbeit in den ärztlichen Gremien hängen? Das Westfälische Ärz- teblatt fragte nach. Dr. Friedhelm Heinrich: zierungsrahmen jedesmal eingehalten sieht Heinrich auch als vordringlich- „Nicht alles gefallen lassen“ wurde. stes Ziel für die Mitglieder der neuen Positiv bewertet Heinrich die Kom- VV. „Die Kollegen sollen sich nicht Dr. med. Friedhelm Heinrich, Au- promisse, die er als Sprecher der alles gefallen lassen; weder innerärzt- genarzt aus Gütersloh, wurde erst- Fachärzte zwischen Haus- und Fach- lich, noch vom Gesetzgeber. Sie sol- mals 1992 in die Vertreterversamm- ärzten ausgehandelt hat. Die Ge- len versuchen, auch mal ‚Nein!' zu sa- lung der KVWL gewählt. Zwölf Jah- schlossenheit aller Ärzte gen“, bilanziert Dr. Heinrich ren gehörte er dem Bauausschuss an sei durch die Gesetzgebung seine Zeit in der VV, die er und war in den letzten acht Jahren oft verhindert worden, ge- nicht missen möchte. Er rät dessen Vorsitzender. Darüber hinaus rade weil die Ärzteschaft in jedem Kollegen, sich poli- war Dr. Heinrich seit sieben Jahren Haus- und Fachärzte ge- tisch zu engagieren. „Das er- im Zulassungsausschuss und stellver- trennt worden sei. Dennoch weitert nicht nur den Hori- tretendes Mitglied im Disziplinaraus- könne man in Westfalen- zont und schult die Kompro- schuss. Friedhelm Heinrich war fe- Lippe stolz darauf sein, missfähigkeit, sondern man derführend bei der Finanzierung der sich immer wieder angenä- erhält auch fortwährend Dr. Friedhelm Neubauten in Münster und Dortmund hert zu haben. Die inner- wichtige Informationen rund Heinrich und ist sehr zufrieden, dass der Finan- ärztliche Geschlossenheit um das Gesundheitswesen.“ Dr. Frank-Eugen Skrotzki: Funktionären auf Augenhöhe reden Dr. Wolfgang Bangen: „Vom Saulus zum Paulus“ konnte“, lobt Skrotzki auch die Ge- „Zufrieden nach Hause“ schäftsführung und ärztliche Spitze Seit acht Jahren hat Frank-Eugen der KVWL. Gerade im Konflikt zwi- 28 Jahre lang war Dr. Wolfgang Skrotzki aktiv in der VV gearbeitet. schen Haus- und Fachärzten konnten Bangen, Allgemeinarzt aus Münster, Der Augenarzt aus Dülmen immer wieder Kompromisse für die ärztliche Selbstverwaltung tä- war im HVM-Ausschuss geschlossen werden. Er ist tig. Bangen war und ist weiterhin im Be- froh, dass er viele Dinge 20 Jahre lang schwerdeausschuss der KV mitgestalten konnte und for- Mitglied im Fi- tätig. Skrotzki hatte eigent- dert vor allem auch die Kri- nanzausschuss lich das Vertrauen in die KV tiker der KV auf, den Kon- und hatte 16 Jah- verloren, bevor er sich auf- takt zur Selbstverwaltung re dessen Vorsitz stellen ließ: „Aber ich habe mehr denn je zu suchen, sie inne. Darüber mich vom Saulus zum Pau- nicht nur zu unterstützen, hinaus war er lus gewandelt“, bilanziert er Dr. Frank-Eu- sondern sie auch zu fordern. acht Jahre stell- Dr. Wolfgang seine Zeit in der VV. Be- gen Skrotzki Die KV solle als Partnerin vertretender Lei- Bangen sonders durch einen neuen verstanden werden: „Die ter der Verwal- Führungsstil fanden auch die kleine- KV ist eine hervorragende Notwen- tungsstelle Münster. ren Gruppen innerhalb der VV Gehör: digkeit, um die man kämpfen sollte!“, Herausragend in dieser Zeit war für „Positiv war, dass man immer mit den rät Frank-Eugen Skrotzki. Wolfgang Bangen als Vorsitzender 12 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
ABSCHIED AUS DER VV des Finanzausschusses vor allem der Dr. Manfred Schultz: sen, aber es seien immer wieder Neubau des Ärztehauses an der Gar- „Genau auf die Kompromisse gefunden worden. tenstraße. Alle Abteilungen wurden Finger sehen“ „Das“, so Schultz, „habe ich in den unter einem Dach zusammengeführt, vielen Jahren der VV-Arbeit gelernt: die Arbeitsplatzsituation der Ange- Der als praktischer Arzt in Hamm Man muss eigene Positionen aufge- stellten erheblich verbessert. Gleiches tätige Dr. med. Manfred Schultz ge- ben, um dann wieder eigene durchzu- galt für den Neubau des IT-Gebäudes hörte bereits seit 1986 der setzen.“ Besonders für die in Dortmund. Positiv hat Bangen die Vertreterversammlung der Ausschussarbeit sei es un- Verhandlungen mit den Krankenkas- KVWL an. Er war 16 Jahre gemein wichtig, Kompro- sen in Erinnerung. In Westfalen sei im Disziplinarausschuss tä- misse zu finden. Schultz be- die Honorarverteilung immer fair ge- tig und 14 Jahre lang Vorsit- mängelt allerdings, dass wesen. Als negativ sieht er die Polari- zender dieses Ausschusses. durch die neue Wahlord- sierung in Haus- und Fachärzte. Auch für den Satzungsaus- nung das regionale Verhält- „Ich gehe zufrieden nach Hause“, schuss stellte Schultz sich nis nicht mehr ausgewogen zieht Bangen Bilanz. Er habe aus Ide- zwölf Jahre zur Verfügung sei. Für Städter sei es einfa- alismus als junger Mensch begonnen, und war stellvertretender Dr. Manfred cher, in die VV gewählt zu berufspolitisch für die KVWL zu ar- Vorsitzender. Als herausra- Schultz werden. beiten und sei dankbar, dass er habe gende Ereignisse dieser Zeit Er persönlich habe viel mitgestalten können. Es sei zwar viel sind Manfred Schultz vor allem die gelernt in dieser Zeit und mehr er- Arbeit und wenig Ehre gewesen, aber verschiedenen Kostendämpfungsge- reicht, als er zu Beginn gedacht habe. wenn man als Arzt die Fähigkeit und setze in Erinnerung. Der EBM 1996 Er rät den jetzt aktiven VV-Delegier- Möglichkeit habe mitzuwirken, dann und die daraus entstehende Budgetie- ten, einen möglichst guten Einblick in müsse man diese Chance nutzen. rung war das größte Schreckgespenst alles zu erhalten und diesen Einblick Bangen ist überzeugt, dass die für ihn. auch einzufordern und mit einem Au- KVWL auch in der neuen Konstella- Positiv bewertet Schultz, dass sich genzwinkern fügt Manfred Schultz tion gut aufgestellt ist. „Wenn alles so in der VV die Haus- und Fachärzte noch hinzu: „Den Vorstandsmitglie- bleiben soll, muss sich verdammt viel immer wieder zusammengerauft ha- dern muss man immer genau auf die ändern!“ ben. Der Konflikt sei zwar da gewe- Finger sehen.“ Dr. Michael-Alexander Dr. Jürgen Niesen: Wirtschaftlichkeitsprüfung damals 2. Vorsitzender der Reinke: „Nicht maulen, und der Berufungsinstan- KVWL und Vorsitzender „Einigkeit macht stark“ handeln!“ zen Sonographie und Ra- der Vertreterversammlung diologie. Darüber hinaus der KBV war, habe die Dr. Michael-Alexander Reinke, Seine Arbeit in der war er u. a. zuständig für KVWL großen Einfluss auf Facharzt für Chirurgie aus Pletten- KVWL begann Dr. med. die Bezirksstellen Münster die Gestaltung der Politik berg, war acht Jahre lang Mitglied der Jürgen Niesen, Allgemein- und Detmold. Nach erneu- für die Vertragsärzte ge- Vertreterver- mediziner aus Ochtrup, be- ter Wahl in den Vorstand nommen . Die Arbeit in der sammlung. Er reits 1977 als ordentliches der KVWL war Niesen Verwaltung der KVWL ha- war Vorsitzender Mitglied im Prü- außerdem Dele- be reibungslos funktioniert des Ausschusses fungsausschuss. gierter der Vertre- – nicht zuletzt ein Verdienst Prüfwesen, im Von 1980 bis terversammlung des viel zu früh verstorbe- Beschwerdeaus- 1984 war er Vor- der KBV. Jürgen nen Hauptgeschäftsführers schuss und im sitzender der Niesen war bis Dr. Rüdiger Balthasar. Ausschuss für RVO-II und stell- 1996 im KVWL- Jürgen Niesen ist zufrie- Radiologie tätig. vertretendes Mit- Vorstand und bis den mit dem, was in seiner Außerdem war Dr. Michael-Ale- glied in der VV. 2004 Mitglied der Zeit als Vertreter geleistet Reinke 1. Stell- xander Reinke 1989 wurde Nie- VV. wurde. Nur der Streit zwi- vertretender Vor- Dr. Jürgen Niesen sen dann zum or- Rückblickend schen Haus- und Facharzt sitzender der VV. dentlichen Mitglied der begann für Niesen die auf KBV-Ebene ist ihm ein Für Reinke war es in seiner VV- VV, war stellvertretendes schönste Zeit seiner politi- Dorn im Auge, die Einheit Zeit frustrierend zu versuchen, das Mitglied in der Beschwer- schen Arbeit, als Dr. Ulrich unter den Ärzten ein wich- Verhältnis zwischen Haus- und Fach- dekommission und für den Oesingmann als erster All- tiges Anliegen. Er appel- ärzten zu entkrampfen. „Ich bin ein Notfalldienst tätig. 1988 gemeinarzt zum Vorsitzen- liert an seine Kollegen, sich Mann des Ausgleichs“, so Reinke. wurde er in den Vorstand den der KBV gewählt wur- politisch zu engagieren: Nur wenn die Ärzteschaft zusammen- der KVWL gewählt. Er be- de. Gemeinsam mit ihm „Man darf nicht nur mau- halte, könne viel erreicht werden. treute die Ressorts der und Dr. Horst Kohne, der len, man muss handeln!“ „Einigkeit gegenüber der Politik ist das, was die Ärzteschaft stark macht!“ Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 13
KAMMERVERSAMMLUNG Neue Gremien der Ärzteversorgung gewählt Prall gefüllt war die Tagesordnung der letzten Kammerversammlung des Jahres 2004 am 27. November. Die Delegierten beschlossen eine neue Berufsordnung und eine geänderte Satzung für das Fortbildungszertifikat, der Haushalt für 2005 wurde verabschiedet und die Satzung der Ärzteversorgung erneut gesetzlichen Vorgaben angepasst. Gewählt wurden zudem die künf- tigen Mitglieder für die beiden Selbstverwaltungsgremien der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, Verwaltungsausschuss und Aufsichtsausschuss. I n seinem Bericht zur Lage war Behauptungen, Un- Kammerpräsident Prof. Dr. Ingo terstellungen, Verfäl- Flenker noch einmal auf die Vor- schungen und fal- würfe des mittlerweile zurückgetrete- schen Zitaten gehal- nen Vorsitzenden des Verwaltungs- ten zu haben, kurz ausschusses der Ärzteversorgung „eine demagogische Westfalen-Lippe, Dr. Klaus-Peter Rede“. Öffentlich Schlingmann, eingegangen (siehe Be- mochte Flenker auf richt über die Kammerversammlung die Angriffe des ehe- vom 18. September im WÄB 11/ maligen Verwal- 2004). Der Präsident warf Schling- tungsausschuss-Vor- mann vor, eine Rede voll unrichtiger sitzenden nicht ein- gehen, nicht zuletzt, um Schaden für das Neue Gremien Versorgungswerk der Ärzteversorgung und eine mögliche Auch Wahlen standen bei der letzten Sitzung der Verunsicherung der Kammerversammlung im Jahr 2004 auf der Ab 1. April 2005 führen und Mitglieder zu ver- Tagesordnung. Foto: Dercks kontrollieren sie die Ärztever- hindern. Er betonte sorgung Westfalen-Lippe: jedoch, dass er die wirklichen Fakten Staatshaftung für das Tätigwerden und Hintergründe ausführlich in ei- der Ethikkommission. Meine Damen Verwaltungsausschuss nem Gespräch mit den Fraktionsvor- und Herren, ich glaube, so macht man Dr. Burkhardt Budde, Müns- sitzenden aller Fraktionen der Kam- Politik! Wer hier Gefahren an die ter, Dr. Anne Bunte, Güters- merversammlung dargelegt und seine Wand malt und als einzige Lösung ei- loh, Prof. Dr. Ingo Flenker, Darlegungen auch durch Zitate aus ne Teilselbstständigkeit des Versor- Sprockhövel, Dr. Rudolf Kai- Briefen und Protokollen untermauert gungswerkes darstellt, der sagt ser, Münster, Dr. Günter habe. schlicht und einfach die Unwahrheit.“ Kloos, Gelsenkirchen Vor der Kammerversammlung Turnusgemäß waren die Gremien wollte der Präsident aber eines ganz der Ärzteversorgung neu zu besetzen. Aufsichtsausschuss klarstellen: Für das Vermögen der Die Amtszeit beider Organe läuft im Karl-Heinz Müller, Detmold, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe be- kommenden März aus. Der zwölfköp- Dr. Hans-Ulrich Schröder, Gü- steht durch das mögliche zukünftige fige Aufsichtsausschuss war bereits tersloh, Dr. Peter Czeschinski, Tätigwerden der Gemeinsamen im September gewählt worden. Die Telgte, Peter Bussmann, Arns- Ethikkommission mit der Universität fünf ärztlichen Mitglieder des Ver- berg, Dr. Arnold Greitemeier, Münster im Sinne des § 42 des Arz- waltungsausschusses konnten seiner- Gelsenkirchen, Dr. Claudia neimittelgesetzes und einer damit zeit nicht mehr gewählt werden, da Kramer, Bielefeld, Dr. Klaus verbundenen Haftung keine Gefahr. die Fraktionen Gemeinschaft nieder- Reinhardt, Bielefeld, Dr. Hel- „Der Kammervorstand wird eine Ver- gelassener Ärzte (GNÄ) und Initiati- mut Stodollick, Dortmund, einbarung mit der Landesregierung ve unabhängiger Fachärzte (IUF) die Dr. Paul Weyand, Bochum, treffen, die nicht nur das Vermögen Kammerversammlung aus Protest Dr. Frank-Eugen Skrotzki, des Versorgungswerkes, sondern auch verlassen und beschlussunfähig ge- Dülmen, Dr. Ingeborg Wolf, das Vermögen der Kammer schützt“, macht hatten. Diese Wahl wurde nun Münster, Dr. Beate Nölle, erläuterte Prof. Flenker. „Das Land nachgeholt. Gewählt wurden Prof. Dr. Dortmund NRW übernimmt – und zwar als er- Ingo Flenker, Dr. Günter Kloos, Dr. stes Land in dieser Republik – eine Rudolf Kaiser, Dr. Burkhard Budde 14 Westfälisches Ärzteblatt 1/2005
KAMMERVERSAMMLUNG und Dr. Anne Bunte. Dr. Martin Bo- lay und Detelf Merchel hatten eben- Ärzteversorgung: Sterbegeld bleibt unangetastet falls kandidiert, konnten sich aber nicht durchsetzen. Ihre Vorsitzenden In Reaktion auf das Alterseinkünftegesetz mussten Satzungsbestimmun- werden die beiden Gremien nach ih- gen der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe angepasst werden, um den rem Amtsantritt im April nächsten Mitgliedern weiterhin möglichst alle Vorteile der berufsständischen Al- Jahres bestimmen. tersversorgung zur Verfügung stellen zu können (wir berichteten in Heft 11/2004, Seite 6f.). Zwei Dinge waren bei der Kammerversammlung am Berufsordnung geändert 18. September 2004 noch nicht durch das Bundesfinanzministerium ge- klärt gewesen: Die steuerliche Behandlung einer Kapitalabfindung im Über eine Novellierung der Berufs- Falle der Wiederheirat einer Witwe oder eines Witwers sowie das Ster- ordnung und eine damit verbundene begeld. beabsichtigte Weiterentwicklung der Kooperationen und der Strukturen der Dazu gibt es jetzt eine klare Aussage des Bundesfinanzministeriums: In ärztlichen Berufsausübung hatte die beiden Fällen kann die alte Satzungsregelung der Ärzteversorgung bei- Kammerversammlung im Jahr 2004 behalten werden. Sowohl am Sterbegeld als an der Kaptialabfindung für schon einmal diskutiert: Das Thema Witwen ändert sich nichts. Entsprechende vorsorgliche Beschlüsse der stand im März auf der Tagesordnung Kammerversammlung vom 18. September konnten nun wieder entfallen. – und zwar in Vorbereitung des 107. Deutschen Ärztetages. Schon damals hatten die Delegierten den Planungen des Berufsordnungsausschusses der praxis findet nicht mehr statt (§§ 17, Signal an den Gesetzgeber, hier ent- Bundesärztekammer unter dem Vor- 18). sprechend zu handeln und seine Ge- sitz von Prof. Ingo Flenker zuge- • Die bisherige Regelung, nur einer setze anzupassen. Zum Teil wird auf stimmt. Auch der Deutsche Ärztetag einzigen Berufsausübungsgemein- Anregung der Ärztekammer schon hatte die vorgeschlagene Weiterent- schaft anzugehören, wird aufgege- gehandelt: Mit der Formulierung in wicklung des Berufsrechts mit großer ben (§ 18). § 18 Absatz 2 („Ärzte dürfen ihren Mehrheit angenommen. • Die Möglichkeit, überörtliche Be- Beruf einzeln oder gemeinsam in al- Nahezu einstimmig – bei nur einer rufsausübungsgemeinschaften auch len für den Arztberuf zulässigen Ge- Gegenstimme – verabschiedete das bei patientenbezogener Tätigkeit zu sellschaftsformen ausüben...“) ist der Westfälische Ärzteparlament nun die bilden, wird geschaffen (§ 18). Weg für eine Ärzte-GmbH eröffnet. modifizierte Berufsordnung. „Alle • Es können Kooperationen auch be- „In diesem Punkt“, erläuterte Kam- Kolleginnen und Kollegen, insbeson- schränkt auf einzelne Leistungen merpräsident Prof. Flenker den Dele- dere aber die niedergelassenen Ärzte, gebildet werden (§ 18). gierten, „ist in NRW – wie auch in ei- sollen in die Lage versetzt werden, • Die Möglichkeit, fachgebietsfremde nigen anderen Bundesländern – zu- auch zukünftig in ihrer Berufsaus- Ärztinnen und Ärzte anzustellen, sätzlich eine Änderung des Heilbe- übung flexibel und konkurrenzfähig wird geschaffen (§ 19). rufsgesetzes notwendig. Ich persön- zu bleiben“, erläuterte Kammerpräsi- • Ebenso wird die Erweiterung der lich habe mit dafür gesorgt, dass die- dent Flenker den Sinn der Änderun- Zusammenarbeit mit Leistungser- ser Punkt in der zur Zeit im Landtag gen. bringern der medizinischen Fachbe- beratenen Heilberufsgesetznovelle Durch die Beseitigung bislang be- rufe in allen Kooperationsformen bereits aufgegriffen worden ist und stehender Hindernisse hilft die neue ermöglicht (§ 23b). entsprechend geregelt werden wird.“ Berufsordnung, die Strukturen ambu- • Die Möglichkeit, Ärztegesellschaf- lanter ärztlicher Berufsausübung ten als juristische Personen des Pri- Neues Statut für die weiterzuentwickeln und die Koopera- vatrechts zu gründen, wird geschaf- Gutachterkommission tion untereinander, aber auch mit an- fen (§ 23a). deren Gesundheitsberufen zu stärken. Die Berufsordnung bedarf nun noch Die Kammerversammlung be- Dies alles vor dem Hintergrund der der Zustimmung durch das Lan- schloss noch zwei weitere grundle- Neuerungen, die das Anfang 2004 in desgesundheitsministerium. Hiermit gende Rechtsordnungen: Das „Statut Kraft getretene GKV-Modernisie- ist voraussichtlich im Frühjahr 2005 der Gutachterkommission für ärztli- rungsgesetz mit sich gebracht hatte. zu rechnen. che Haftpflichtfragen“ wurde in eini- Neu ist: Vertragsärztinnen und -ärzte wer- gen Details gegenüber der alten Fas- • Die strikte Bindung an einen Praxis- den nicht alle neuen Regelungen so- sung von 1977 geändert und eine Sat- sitz wird aufgegeben; Tätigkeiten an fort für sich umsetzen können: Sie zung für das Fortbildungszertifikat bis zu zwei weiteren Orten sind zu- unterliegen zusätzlichen Regelungen eingeführt (vgl. den folgenden Arti- lässig (§§ 17, 18). des Sozialgesetzbuches V und der Zu- kel). Statut und Satzung sind in den • Eine Unterscheidung zwischen aus- lassungsverordnung. Die neue Be- amtlichen Bekanntmachungen in die- gelagerter Praxisstätte und Zweig- rufsordnung ist aber ein deutliches sem Heft ab S. 56 veröffentlicht. Westfälisches Ärzteblatt 1/2005 15
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