Bericht über ein Austauschsemester in Budapest im Frühjahr 2012 - Austausch an der Eötvös-Loránd Universität in Budapest über ein Programm des ...

Die Seite wird erstellt Diana Wirth
 
WEITER LESEN
Bericht über ein Austauschsemester in Budapest im Frühjahr 2012 - Austausch an der Eötvös-Loránd Universität in Budapest über ein Programm des ...
Bericht über ein Austauschsemester
  in Budapest im Frühjahr 2012
Austausch an der Eötvös-Loránd Universität in Budapest
über ein Programm des Akademischen Auslandsamts der
                Universität Heidelberg
Einleitung
Als ich mich im Dezember 2010 für ein Austauschsemester in Budapest beworben habe, habe ich
kein ganzes Semester in Heidelberg studiert. Es war eher ein spontaner Einfall gewesen, da ich
die Universität und mein Hauptfach gewechselt habe und deswegen sowieso nicht wusste, wie
genau mein Studium verlaufen würde.

Als ich dann im Februar 2012 nach Budapest gefahren bin, hatte ich drei schöne, aber auch sehr
arbeitsintensive Semester in Heidelberg hinter mir, weil ich durch meinen Fachwechsel einen
umfangreichen Stundenplan hatte und nahezu immer neben dem Studium gearbeitet habe. Für
mich war der Aufenthalt in Budapest sozusagen eine Art Bonussemester vor meinem
Bachelorabschluss, weil ich durch mein hohes Arbeitspensum zuvor nur noch drei Kurse
belegen musste. Gerade diese Zeit, die ich hatte, war für mich das Beste am Austauschsemester.

Vorbereitungen
Für die Vorbereitung meines Semesters an der Eötvös-Loránd-Universität hatte ich eine sehr
gute Vorlaufzeit, da ich schon im Frühjahr 2011 meine Zusage hatte. Obwohl ich nicht am
Erasmusprogramm, sondern einem Programm vom Deutschen Akademischen Austauschdienst
teilnahm, wurde ich in Budapest von dem Erasmuskoordinator betreut. Schon im Mai hatten wir
angefangen, meinen Aufenthalt zu planen, sodass ich mit einer Kursliste aus Budapest bei der
Fachstudienberatung in Heidelberg meine zukünftigen Kurse besprechen konnte. Das war sehr
praktisch, da mir auch bei meiner Rückkehr alle in Budapest erbrachten Leistungen für mein
Studium anerkannt wurden. Tatsächlich sollte ich meine Kurse ab Februar 2012 schon im
Sommer 2011 wählen, was mir sehr früh schien. Ursprünglich hatte ich befürchtet, dass die
Kurse dann nicht angeboten wurden, aber das war nicht der Fall. So konnte ich auch schon mit
den zukünftigen Dozenten in Kontakt treten und nach Prüfungsformen fragen.

Insgesamt fand ich es sehr gut, dass sich die Koordinatoren aus Budapest so früh gemeldet
haben und auf Fragen aller Art so schnell geantwortet haben. Das betrifft besonders den
Koordinator der Geisteswissenschaftlichen Fakultät an der Universität in Budapest, Sándor
Balaci, der nicht nur vorab, sondern auch in Budapest immer erreichbar war und schnell
geholfen hat.

Auch mit meiner Mentorin hatte ich schon im Sommer 2011 Kontakt, sodass wir uns per Mail ein
bisschen kennen lernen konnten. An der geisteswissenschaftlichen Fakultät der ELTE waren die
Mentoren wirklich sehr motiviert und haben jede Woche Veranstaltungen geplant.

Hoch motiviert hatte ich mich im Wintersemester 2011 für einen Ungarischkurs an der
Volkshochschule eingeschrieben und habe bis Februar Ungarisch gelernt. Die Sprache ist
wirklich mehr als kompliziert, besonders weil sie im Gegensatz zu allen anderen Sprachen
Europas (bis auf finnisch) nicht der indogermanischen Sprachfamilie angehört. Nicht nur alle
Wörter klingen gänzlich fremd, die grammatische Struktur ist auch ganz anders als die deutsche,
da es keine Präpositionen gibt sondern nur Suffixe. Im Kurs habe ich aber trotzdem die
Redewendungen für ein kurzes freundliches Gespräch gelernt, und auch die anderen Vokabeln
haben mir im Alltag zumeist geholfen. Außerdem haben sich die meisten Ungarn sehr gefreut,
wenn man zumindest versucht hat, Ungarisch zu lernen, denn dass ihre Sprache kompliziert ist,
wissen sie selber und schätzen Versuche deswegen umso mehr.

Weil ich also schon im Sommer wusste, wie sich mein Universitätsalltag gestalten würde, blieb
für die Planung meines Aufenthaltes eigentlich nur die Wohnungssuche. Das Wohnheim in
Budapest hatte ich ausgeschlossen, weil ich von Bekannten, die schon in Budapest gelebt haben,
wusste, dass die Wohnheime nicht in bestem Zustand waren. Das hätte mich weniger gestört als
die Tatsache, dass man sich ein Zimmer mit mindestens einer Person hätte teilen müssen. Einige
meiner Komilitonen in Budapest haben im Wohnheim gewohnt, und die Meinungen waren
geteilt: Manche fanden es fürchterlich und sind wieder ausgezogen, andere wiederum haben in
ihren Zimmerkollegen echte Freunde gefunden. Insofern ist es mit Sicherheit eine Überlegung

                                               2
wert. Allerdings sind gute Zimmer in Budapest für 150-200€ zu haben, die auch noch viel
zentraler als Wohnheime gelegen sind.

Mein Zimmer habe ich über WG-Gesucht gefunden, per Skype habe ich meine zukünftige
Mitbewohnerin, eine Ungarin, kennen gelernt. Zusammen mit mir ist noch eine polnische
Erasmusstudentin eingezogen. Mir war es sehr wichtig, mit Ungarn zusammen zu wohnen, da
ich damit gerechnet habe, in der Uni nicht unbedingt leicht Kontakt zu ungarischen Komilitonen
aufbauen zu können. Diese Einschätzung hat sich leider später bestätigt. Ich habe auf der Buda-
Seite direkt neben dem Schlossberg gewohnt, was eine wirklich sehr angenehme Wohngegend
war, sehr ruhig und trotzdem sehr gut an das Zentrum angebunden. Gleichzeitig sollte man
wissen (was ich bei der Wohnungssuche noch nicht wusste), dass sich im Prinzip das ganze
Leben auf der Pester Seite abspielt. Wer also mitten im Geschehen sein möchte, sollte lieber nach
Pest ziehen.

Nachdem all das erledigt war, blieben nur noch einige kleinere Aufgaben zu bewältigen, die
Wohnungskündigung, die Abmeldung beim Einwohnermeldeamt, Rücksprache mit der
Krankenkasse, die Eröffnung eines Kreditkartenkontos (was ich wirklich jedem empfehlen kann,
da man so bei Abhebungen keine Gebühren zahlt). Ich wusste, dass ich nicht viele Kurse belegen
würde und habe mich aus diesem Grund für ein Praktikum parallel zum Studium im
rumänischen Kulturinstitut in Budapest beworben. Das habe ich gemacht, weil in Rumänien
geboren bin und dort Familie habe und so auch noch etwas mehr Zugang zu der rumänischen
Kultur haben wollte.

An der Eötvös-Loránd Universität Budapest
Direkt nach meiner Ankunft sollte ich mich bei unserem Fakultätskoordinator melden und
einschreiben. Das ging sehr schnell und es waren auch keine Unterlagen dafür erforderlich. Sehr
freundlich fand ich, dass er mir auch schnell das Formular für meinen Auslandsbafögantrag
ausfüllte, so dass ich den Antrag noch fristgerecht stellen konnte.

Als nächstes musste ich meinen Studentenausweis abholen; den gab es in der sogenannten
Quaestura, und als Austauschsstudent, der nur für ein Semester da war, erhielt ich als Ausweis
nur einen Bogen Papier mit ungarischem Text, den ich alle zwei Monate erneuern musste. Er hat
aber gereicht, um mein Monatsticket vergünstigt zu bekommen, wobei die meisten Stellen auch
den Internationalen Studentenausweis akzeptieren.

Die nächsten zwei Wochen waren für mich damit ausgefüllt, Stadt und Menschen kennen zu
lernen. Mit meiner Mitbewohnerin bin ich auf den Schlossberg gegangen bei bitterster Kälte und
habe alleine sehr lange Spaziergänge durch die Stadt unternommen. Als ich in Budapest
angekommen war, lag noch Schnee, und ich bin sehr froh, Budapest auch im Schnee erlebt zu
haben. Allerdings war die Stadt im Winter gerade abends recht leer, was sich ab März merklich
geändert hat.

In den ersten Wochen gab es verschiedene Kennenlernveranstaltungen seitens der Uni, der
Fakultät und der Mentoren. Dazu gehörten eine kleine informelle Begrüßungsfeier, eine
Stadtrallye und verschiedene Kneipentouren. Ich finde es bemerkenswert, wie viel Mühe sich
alle Beteiligten gegeben haben, so ein umfangreiches Programm aufzustellen, da jede Woche
mindestens zwei Veranstaltungen stattfanden. Der Campus der geisteswissenschaftlichen
Fakultät ist sehr zentral an Astoria gelegen; es sind keine fünf Minuten zu der Váci ut, der
Einkaufsstraße, und es grenzen das jüdische Viertel, das Ausgehviertel an. Direkt neben dem
Campus ist das Nationalmuseum, im Prinzip liegen im Umkreis von 200 Metern rund um den
Campus allesamt sehr schöne Viertel.

An der Universität habe ich drei Kurse belegt; die Semesterzeit war von Mitte Februar bis Mitte
Mai; die Klausurenphase ging bis Anfang Juli, allerdings wurden in unseren Kursen keine
Klausuren geschrieben.

                                               3
Die Seminare hatten eher Vorlesungscharakter, wobei in zwei Seminaren Referate gehalten
wurden, was das aufgelockert hat. Von den Anforerungen her waren meine Kurse sehr gut
schaffbar, und als Prüfungsleistung zählten Referat, mündliche Prüfung und kurze Hausarbeit.
Insgesamt waren die Englischkenntnisse der Dozenten gut, allerdings gab es manchmal wirklich
Verständigungsprobleme wegen mangelnder Englischkenntnisse. Wer an der ELTE studieren
wird und Interesse an ungarischer Geschichte hat sollte den Kurs „Postwar history of Hungary
1945-1990“ von Dr. Zsuzsanna Varga besuchen. Sie hält den Kurs häufiger, und er ist sehr
interessant.

Für Referat und Hausarbeit war man auf die Bibliotheken angewiesen; als erste Anlaufstelle sei
die Universitätsbibliothek der ELTE genannt (Egyetemi Könyvtár), die einige deutsch- und
englische Publikationen hat, die ausgeliehen werden können für einen Zeitraum für zwei
Wochen. So oder so sind die Lesesäle am Ferenciek Ter, der nur zwei Minuten Fußweg vom
Campus entfernt ist, sehr schön ausgestattet mit alten Holztischen und Lampen. Kleidung und
Taschen gibt man bei einer sehr freundlichen Dame an der Garderobe ab, die einen nach ein paar
Tagen wiedererkennt. Bevor man die Bibliothek nutzen kann muss man einen
Bibliotheksausweis machen, den man dann am Eingang des Lesesaals für die Benutzungsdauer
abgibt. Per Onlinekatalog kann man sich vorab informieren, ob gebrauchte Bücher vorhanden
sind. Eigentlich sollte jeder die Bibliothek zumindest von außen und innen sehen, sie gehört zu
einen der Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Sobald man aber als Geisteswissenschaftler speziellere Literatur braucht, reicht die
Universitätsbibliothek nicht unbedingt aus. Dann muss man die CEU-Library nutzen (Die
Bibliothek der von George Soros gegründeten Central European University) direkt an der Szent
Istvan Bazilika. Um diese Bibliothek nutzen zu können braucht man ungefähr eine Woche
Vorlauf: Um einen Ausweis zu bekommen muss man sich online anmelden (unter
http://www.library.ceu.hu/memext.html) und ein Foto sowie ein Empfehlungsschreiben eines
Dozenten einreichen. Die Dozenten schreiben diese Empfehlungen ohne Vorbehalte, nach
diesem Prozedere dauert es noch circa zwei Tage bis man seinen Ausweis dann für 750 Forint
(≈2,5€) abholen kann. Ohne diesen Ausweis darf man die Bibliothek nicht betreten, und es wird
am Eingang kontrolliert! Dieser Gastausweis ist auch nur für einen begrenzten Zeitraum gültig
und man kann damit keine Bücher ausleihen. Da die Bibliothek Samstags nur bis 14 Uhr geöffnet
ist und Sonntag gar nicht, sollte man diese Vorlaufzeit einplanen.

Wie bereits erwähnt haben sich die Mentoren große Mühe gegeben, Programm zu bieten. Dazu
gehörten klassische Erasmusparties mit anderen Universitäten Budapests und Mottoparties. Ob
einem solche Veranstaltungen gefallen, ist wohl eher Geschmackssache. Daneben gab es
Theaterbesuche oder eine Stadtführung. Leider wurden aber die zu Anfang des Semesters
angekündigten Ausflüge in die Nachbarländer nicht unternommen. Was das Rahmenprogramm
angeht ist auch das Festival an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, wo im Campus Konzerte
und anderes stattfanden. Eine super Erfahrung!

Meine Mentorin war sehr nett und hat mir viel in der Stadt gezeigt und Tipps gegeben. Wir
haben uns circa einmal im Monat getroffen und etwas unternommen und sie hat mich auch zu
sich nach Hause nach Pécs eingeladen. Auch alle anderen Erasmusstudenten die ich kenne
hatten nette Mentoren die vieles vorgeschlagen haben, also würde ich jedem empfehlen, auch
um einen Mentor zu bitten.

Parallel zum Studium habe ich ein Praktikum im rumänischen Kulturinstitut in Budapest
absolviert; einmal die Woche habe ich dort in der Bibliothek ausgeholfen und konnte so nochmal
mehr über Rumänien lernen. Außerdem war ich oft bei den kulturellen Abendveranstaltungen,
zum Beispiel bei Konzerten oder im rumänischen Theater, besonders schön war eine Vernissage
für zeitgenössische rumänische Kunst in der Kunsthalle Budapest. Das Praktikum hat mir viel
Spaß gemacht, weil mich die Kollegen sehr herzlich aufgenommen haben. So habe ich mein
Rumänisch ganz spürbar verbessern können, was mich sehr gefreut hat. Ohnehin war es mir gut
möglich, in Budapest Zugang zu meinen rumänischen Wurzeln zu haben, weil ich von dort aus

                                              4
sehr gute Verbindungen zu meinen Verwandten nach Rumänien hatte und so zwei Mal nach
Rumänien gefahren bin.

Leben in Budapest
Budapest ist eine Stadt voller Kultur und vor allem mit Lebensart. Wer historisch und kulturell
interessiert ist, kann sich gut beschäftigen, aber auch das Nachtleben ist vielfältig. Über
Sehenswürdigkeiten kann man sich gut online informieren oder in Reiseführern. Ich will nur
kurz etwas zum Charakter der Stadt schreiben und meine persönlichen Empfehlungen abgeben.

Karte von: http://mappery.com/maps/Budapest-Tourist-Map-2.gif

Als erste Unterscheidung bietet sich die Unterteilung in die zwei Seiten Budapests an: Buda und
Pest.

Buda
Buda hat einen ganz anderen Charakter als Pest. Das Leben ist hier ruhiger und es sind eher
reine Wohngegenden. Der Lebensstandard scheint im Allgemeinen gehobener zu sein; dennoch
sind die Mieten sehr bezahlbar, für Heidelberger Verhältnisse regelrecht günstig. Im ersten
Bezirk liegt eine der Hauptattraktionen Budapests, der Schlossberg. Tagsüber immer voll, kann
man durch mittelalterliche Gassen spazieren oder auf einer Kirchenruine picknicken. Besonders
beliebt ist die Fischerbastion, eine Maueranlage aus dem 19. Jahrhundert von der man auf die
Donau und die Pester Seite sehen kann. Je wärmer es wird, desto voller wird der Schlossberg,
also empfiehlt es sich, abends zu kommen – gerade dann ist das Budapestpanorama am

                                                      5
schönsten. Im Schloss sind das Budapester Geschichtsmuseum untergebracht, was sehr schön
die Stadtgeschichte aufbereitet, sowie Nationalgalerie und –bibliothek.

Nationalgalerie auf dem Schlossberg – Eigenes Foto

Je weiter weg man von der Donau wohnt auf der Budaseite, umso schlechter wird die Anbindung
bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das sollte man bei der Wohnungssuche unbedingt
berücksichtigen.

Pest
In Pest spielt sich das kulturelle Leben und das Nachtleben ab. Es ist hektischer, voller, lauter
und lebhafter, aber auch teilweise nicht so gepflegt und entspannt wie Buda.

Im jüdischen Viertel sind viele alternative Bars und drei noch erhaltene Synagogen von denen
eine, die Große Synagoge, die größte in Kontinentaleuropa ist. Dieses Viertel ist manchmal etwas
heruntergekommen und hat so einen ganz eigenen Charme, in der Nacht sind die Straßen
bevölkert und sogenannte „Ruinenpubs“ sind eine Spezialität Budapests. Sehr schön ist die
sommerliche Gartenkultur, es eröffnen in lauter Hinterhöfen kleine Lokale in denen man
draußen sitzen kann.

Rund um das imposante Parlament am Donauufer sind einige Ministerien und weitere
Prachtbauten; auf dem Freiheitsplatz (Szabadság ter) ist ein schöner zentraler Park, der im
Sommer stark bevölkert ist. In dem gleichen Bezirk befindet sich auch die Einkaufsstraße Váci ut
sowie die Szent Istvan Bazilika, auf deren Stufen man schön sitzen kann. In diesem Viertel ist das
Preisniveau etwas höher als in anderen Vierteln, jedoch immer noch nicht höher als in
Deutschland.

                                                     6
Die Prachtsstraße Andrássy út führt an teuren Geschäften und lokalen am Theaterviertel und
Oper vorbei auf den Heldenplatz (Hösök ter), hinter dem der große Stadtpark (Városliget)
beginnt. In dem Stadtpark ist sonntags ein großer Flohmarkt, es gibt eine kleine Burganlage mit
Museen und das Szechenyi-Thermalbad, eine touristische Hauptattraktion. Das Szechenyibad ist
riesig und wunderschön, vom Eintritt her etwas teurer (circa 12 € für einen Tag) aber absolut
lohnenswert!

Die Museen in Budapest sind interessant, aber leider nicht unbedingt gut mit englischen Texten
ausgestattet. Das war ganz besonders im vielgelobten Haus des Terrors schade. Im
Nationalmuseum fällt eine heroisierende Darstellung der ungarischen Geschichte sehr auf.
Insgesamt ist in der ganzen Stadt die Erinnerung an die Revolution von 1956 und die Zeit des
Sozialismus sehr präsent, die an den Faschismus wesentlich weniger. Das sollte man im
Hinterkopf behalten, wenn man sich Museen ansieht.

Ein absolutes Muss ist meiner Meinung nach ein Besuch der Oper: In einem prunkvollen
goldenen Saal kann man wundervoll inszenierte Opern bestaunen. Es gibt zwar keinen
Studentenrabatt, aber zwischen 2,50 und 10€ kann man wirklich gute Plätze kaufen.

Praktische Informationen
Der Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut; ein Monatsticket für Studenten kostet 3.300 Forint, also
ungefähr 11€.Es gibt Busse, Straßenbahnen und drei Metrolinien. Schwarzfahren lohnt sich
nicht nur wegen dieser Preise nicht, sondern auch weil an allen Metrostationen und in
Nachtbussen Fahrscheine kontrolliert werden. Es gibt ein großes Nachtbusnetz, da die Metros
ab halb zwölf Uhr nachts nicht mehr fahren; mindestens einmal stündlich fahren Nachtbusse an
jedem Tag der Woche.

Lebensmittel bekommt man entweder in einer der Markthallen, die ohnehin eine
Sehenswürdigkeit sind, oder in den zahlreichen Supermärkten; CBA entspricht am ehesten
unserem Rewe und verkauft auch Feinkost, Match ist sehr günstig und unterhält in der
Innenstadt viele Nonstop-Filialen. Ohnehin gibt es überall kleine Nonstopgeschäfte in denen
man Lebensmittel, Getränke, Drogerieartikel und Zigaretten rund um die Uhr kaufen kann. Das
Preisniveau liegt hierbei leicht unter dem deutschen, aber nicht stark. Imbisse und Büfés sind
aber wesentlich günstiger als in Deutschland, sodass selber kochen von der Preisersparnis her
sich nicht unbedingt lohnen muss.

Ingesamt liegen die Lebenshaltungskosten merkbar unter denen in Deutschland, auch, weil
Ausgehen so günstig ist und man sich, wenn man weiß wo, sehr günstig ernähren kann. Auch die
Miete verbraucht im Normalfall nicht so viel wie in Deutschland – im Gegenteil. Ich habe keine
Förderung erhalten, kein Erasmusgeld, Stipendium oder Auslandsbafög, und habe trotzdem
keine Abstriche machen müssen. Wer aber, wie ich auch, plant das Land oder Nachbarländer zu
bereisen, sollte pro inländischen Ausflug um die 80-100€ zusätzlich einplanen, bei Ausflügen ins
Ausland natürlich mehr.

Zum Arzt habe ich in Budapest nicht gehen müssen; aus Erzählungen anderer kann ich nur
sagen, dass es sich lohnen kann, erstmal verschiedene Ärzte zu vergleichen, da sie teilweise sehr
unterschiedlich hohe Honorare für ihre Leistungen verlangen. Die Kosten bekommt man zwar
von seiner Krankenkasse aus Deutschland erstattet, aber nur bis zu einer bestimmten Höhe.
Medikamente in der Apotheke sind viel günstiger als in Deutschland.

Die meisten Ungarn die ich in Budapest getroffen habe sprechen sehr gut Englisch, oft sogar
gutes Deutsch. Wenn nicht, klappt es meistens trotzdem mit der Kommunikation oder eine
Person, die Englisch oder Deutsch spricht schaltet sich ein. Die meisten Menschen sind
freundlich und hilfsbereit in den Geschäften.

Ich habe den Reiseführer „Budapest: Ein kritischer Reiseführer“ von Andras Török verschlungen
und kann ihn nur wärmstens empfehlen, weil er über die Oberflächlichkeit anderer Reiseführer
hinausgeht und den Charme der Stadt in meinen Augen perfekt einfängt. Ansonsten kann man

                                                7
sich bei tripadvisor recht gut informieren. Für tagesaktuelle Berichte über Politik in Ungarn und
der Region sollte man auf jeden Fall den Pester Lloyd lesen unter www.pesterlloyd.net.

Sicherheit
In Budapest habe ich mich nie unsicher gefühlt, allerdings sollte man sich an die vielen, teilweise
sehr offensiv bettelnden Obdachlosen in Budapest gewöhnen. Manchmal laufen einem Bettler
auch einige Meter nach, was besonders nachts sehr unangenehm ist. Am besten ist, man
beschleunigt dann seinen Schritt, denn auf bestimmte Ablehnung reagieren viele tendenziell
agressiv. Traurigerweise gehört es auch in der Innenstadt nachts zum Straßenbild, dass
Obdachlose in Hauseingängen übernachten. Von ihnen geht aber keine Gefahr aus. Eigentlich ist
die Polizeipräsenz in der Innenstadt relativ hoch, und auch in den Nachtbussen und den
Straßenbahnlinien 4 und 6, die die ganze Nacht über fahren, ist Sicherheitspersonal. Man kann
sich also sehr sicher bewegen. Falls man sich nachts unsicher fühlt, kann man auch immer noch
ein Taxi nehmen, die sind in Budapest eigentlich sehr günstig.

Weiterhin wird vor Taschendiebstahl und Trickbetrug gewarnt. Dass man seine Wertsachen
gerade in Gedränge und der Innenstadt nah an sich tragen sollte und immer im Blick haben
sollte versteht sich von selbst und ist ein vernünftiges Verhalten, das man in jeder Stadt an den
Tag legen sollte.

Im Internet und Reiseführern wird vor dem VIII. Bezirk, der Josefstadt (Jozsefváros) gewarnt,
ebenso wie vor der Gegend um den Ostbahnhof (Keleti pu) sowie um den Verkehrsknotenpunkt
Blaha Lujza ter. Die Josefstadt liegt am großen Ring und ist irgendwie eine andere Welt als
andere Bezirke. Die Häuser sind sehr heruntergekommen und es ist ein teilweise großer
Kontrast zu anderen Stadtteilen; in manchen Häusern sieht man noch Einschüsse von den
Straßenkämpfen im Oktober 1956.

 Allerdings haben Komilitonen sowohl dort als auch am Ostbahnhof gewohnt und keiner hat sich
darüber beschwert. Meine Vermutung ist, dass die Stadtteile deswegen in Verruf sind, weil dort
viele Sinti und Roma wohnen, welche in Ungarn in der öffentlichen Meinung leider sehr schnell
kriminalisiert werden. Ich habe in diesen Bezirken auch abends keine schlechten Erfahrungen
gemacht, da ich da aber auch nicht dort gelebt habe, kann ich nicht beurteilen, ob sie tatsächlich
so unsicher sind. Meiner Meinung nach sollte man sich aber von diesen Aussagen nicht verrückt
machen lassen und sich selber ein Bild davon verschaffen, ob man sich dort wohl fühlt oder
nicht. Mir kamen die Warnungen insgesamt übertrieben vor, aber vermutlich steckt ein
Fünkchen Wahrheit drin. Ohnehin wird man abends in diesen Gegenden eher weniger
unterwegs sein, da sich die meisten Ausgehmöglichkeiten im jüdischen Viertel, der
Theresienstadt, oder in anderen Vierteln befinden.

                                                 8
Politische Situation in Ungarn
Aus deutscher Berichterstattung weiß man, dass die politische Situation in Ungarn höchst
angespannt ist. Bevor ich nach Budapest gegangen bin, war ich besorgt wegen der politischen
Situation und besonders wegen der Jobbikanhänger.

Ungarn wird mit absoluter Mehrheit von der Partei Fidész regiert, Premierminister ist Viktor
Orbán. Fidész ist eine konservative Partei, aber nicht rechtsextremistisch. Rechtsextremistisch
ist die Partei Jobbik, die de facto mitregiert sodass Orbán im Parlament über eine
Zweidrittelmehrheit verfügt. Mit dieser Mehrheit hat die Regierung die Verfassung und das
Wahlrecht verändert sowie das höchst umstrittene Mediengesetz erlassen.

In der Zeit als ich in Budapest war gab es alleine drei sehr große Demonstrationen oder
Kundgebungen, von denen nur bei einer vorher klar war, dass sie stattfinden würde.
Glücklicherweise bin ich keiner dieser Veranstaltungen begegnet. Im Februar gab es eine
gemeinschaftliche Demonstration deutscher Nazis und ungarischer Jobbiks in der Stadt, von der
ich erst im Nachhinein erfahren habe. Den Nationalfeiertag am 15. März habe ich verpasst, aber
auf Fotos wird deutlich, in was für Massen die Jobbik marschierte und wie beängstigend sie sind,
da sie gerne Uniformen der Pfeilkreuzler, der ungarischen Faschisten aus dem Zweiten
Weltkrieg, tragen. Desweiteren fand auf dem Heldenplatz eine Vereidigung tausender
Jobbikanhänger statt. Während man in Deutschland wissen würde, ob in den nächsten Tagen
Nazis mehr oder weniger vor der eigenen Haustür demonstrieren würden, war es für mich sehr
schwer, mich in Budapest vorab zu informieren. Der Pester Lloyd, eine sonst sehr zuverlässige
Informationsquelle, hat mir dabei leider nicht weitergeholfen. Im Straßenbild fallen einem, wenn
man ihre Symbole kennt, einige Jobbiks auf, allerdings weniger als ich erwartet hätte. Ingesamt
ist die Situation sehr beunruhigend, man kommt aber als Austauschstudent nicht stark in
Berührung mit diesen Problemen.

Ein bestimmendes Bild sind in Budapest die vielen Ungarnflaggen, die, gerade um den
Nationalfeiertag herum das Stadtbild dominieren. Mir ist aufgefallen, das viel stärker an die
Opfer des Kommunismus erinnert wird, als an die Opfer des Zweiten Weltkriegs. Schockierend
fand ich zum Beispiel, dass im Nationalmuseum der ungarische Reichsverweser Miklós Horthy,
der Ungarn von 1920 bis 1944 regierte und sich für antisemitische Gesetze verantwortlich zeigt,
ausschließlich als kompetenter Staatsmann dargestellt wird.

Der Vertrag von Trianon, in dem 1920 Ungarn Zweidrittel seines ehemaligen Territoriums an
Nachbarländer verlor, scheint, polemisch ausgedrückt, immer noch ein nationales Trauma zu
sein. Dazu muss man nicht an den Eklat denken, als Ungarn in der Zeit der eigenen europäischen
Ratspräsidentschaft einen Teppich auslegte, auf dem die Umrisse Ungarns vor 1920 zu sehen
waren. Es ist Standard, dass auch 90 Jahre nach diesem Vertrag die Umrisse Großungarns
überall auf Souvenirs, T-Shirts und Pullovern zu sehen sind, was mir persönlich sehr komisch
vorkommt. Ich habe viele Schüler gesehen, die solche Pullover tragen oder in einer anderen
Form ihren Patriotismus kundtun. Die Jobbik ist auf die EU gar nicht gut zu sprechen, ein EU-
Abgeordneter der Jobbik verbrannte sogar eine EU-Flagge auf einer Kundgebung
öffentlichkeitswirksam auf der Bühne.

Im April musste der ungarische Staatspräsident Pál Schmitt zurücktreten, weil er in seiner
Dissertation plagiiert hatte. Als eine Demonstration gegen ihn vor seinem Amtssitz stattfand, bin
ich interessiert hingegangen, nur um festzustellen das wohl kaum 250 Leute da waren. Das
scheint symptomatisch: Auch am Nationalfeiertag war die Demonstration gegen die Regierung
Orbán wesentlich kleiner als die Demonstration der Jobbiks.

Ein Gesetzesvorhaben im Frühjahr führte zu Hörsaalbesetzungen durch Studenten: In einem
neuen Hochschulgesetz sollten Studenten darauf verpflichtet werden, nach Abschluss ihres
Studiums in Ungarn für ein paar Jahre in Ungarn zu bleiben- sonst sollten sie die gesamten
Kosten ihres Studiums rückwirkend tragen. Mit diesem Gesetz plante die Regierung, die starke
Abwanderung von Hochschulabsolventen zu unterbinden. Die Reaktion waren Proteste und

                                                9
eben genannte Hörsaalbesetzungen, außerdem führte der Vorschlag zu weiteren Spannungen im
Verhältnis zur EU.

Was man sich immer vor Augen halten sollte ist, dass die Löhne in Ungarn einfach sehr niedrig
sind. Auch wenn das Preisniveau unter dem deutschen liegt, liegt das Lohnniveau wesentlich
stärker unter dem deutschen. Das sieht man nicht unbedingt in den schön renovierten
Stadtzentren, aber es ist ein drängendes gesellschaftliches Problem. Auch die Integration von
Sinti und Roma bleibt ein Problem; sogenannte Bürgerwehren in ländlichen Gebieten, die Sinti
und Roma in Ghettos einpferchen sind schockierende Zustände; Umfragen zeigen, dass sie von
großen Teilen der Bevölkerung als kriminell gesehen werden, und auch die meisten Parteien
teilen programmatisch diese Ansicht.

Die politische Situation lässt sich also kaum beschönigen. Die hohe Gewaltbereitschaft, der
Rassismus und Antisemitismus der Jobbiks ist bekannt. Die Situation bringt aber meines
Erachtens für Außenstehende keine größeren persönlichen Gefahren mit sich und ist gerade in
der Innenstadt Budapests nicht permanent präsent. Über diese Verhältnisse sollte man sich aber
im Klaren sein und nicht so ignorant sein, sich nur wegen der Sprachbarriere, und weil es
prinzipiell ginge, nicht damit auseinanderzusetzen.

Reisen in Ungarn
Ungarn ist kein sehr großes Land und Budapest liegt direkt in der Mitte: Man kann also sehr
schnell andere Städte in Ungarn erreichen. Die ungarische Bahn MAV ist sehr günstig, und als
Student im Inland zahlt man nur die Hälfte des regulären Fahrpreises.

Die Fahrkarten kann man in den Zügen kaufen, zahlt in dem Fall aber eine Gebühr von 3.000
Forint extra. Das entspricht ungefähr 10€ und ist dann doch schnell mehr als der eigentliche
Fahrtpreis. Deswegen sollte man seine Fahrkarten an den Bahnhöfen Deli (Bahnhof in Buda),
Keleti (Ostbahnhof) oder Nyugati (Westbahnhof) kaufen. Da die Mitarbeiter an den
Fahrkartenschaltern nicht immer unbedingt englisch oder deutsch sprechen ist es praktisch,
sich auf www.mav.hu die Zugverbindung exakt aufzuschreiben und dann am Schalter einfach
den Zettel und den Studentenausweis vorzulegen. Das hat für mich sehr gut funktioniert.

Ich habe Ausflüge nach Szentendre, Pécs, Eger und Szeged unternommen. Szentendre ist nur
wenige Kilometer nördlich von Budapest an der Donau gelegen, eine Fahrt dahin ist nicht mit
dem Monatsticket möglich, man muss eine Anschlussfahrkarte ziehen für 100 Forint. Szentendre
ist ein kleines Städtchen, das vom Charakter her Heidelberg ähnelt. Am Wochenende tummeln
sich in den Gassen viele Ausflügler, man kann traditionelle Keramik kaufen und einen sehr
schönen Tag in der Stadt und an der Donau verbringen.

Pécs ist im Süden Ungarns nahe an der kroatischen Grenze und war im Jahr 2010
Kulturhauptstadt Europas. Diesem Umstand hat die Stadt eine sehr gute touristische
Infrastruktur zu verdanken; im Tourismusbüro gibt es viele informative und schön gestaltete
Prospekte. Wer Zeit hat, sollte diese Stadt wirklich für ein Wochenende besuchen! In der Stadt
kann man noch sehr eindrücklich den osmanischen Einfluss in Ungarn bestaunen, da noch eine
große Moschee erhalten ist.

 Neben anderen innerstädtischen Sehenswürdigkeiten wie dem Dom ist die Stadt sehr
studentisch geprägt, und es wird viel deutsch gesprochen. Etwas außerhalb des Zentrums ist das
Kulturgelände der ehemaligen Zsolnay-Manufaktur. In den Zsolnaymanufakturen wurde
Keramik hergestellt sowie eine ganz einzigartige Lasur entwickelt, die man vor allem in Pécs,
aber auch auf Dächern und Fassaden anderer Häuser bestaunen kann. Das Gelände umfasst die
alten Manufakturen und auch die Medien-Fakultät der Universität Pécs.

Eger ist im Nordosten Ungarns und vor allem für seine Weine bekannt, den „Egri Bikaver“, das
Erlauer Stierblut. Auch hier ist der osmanische Einfluss stellenweise noch zu sehen, unter

                                              10
anderen in Form eines einzelstehenden Minarettes. Außerdem gibt es eine große Burg und die
zweitgrößte Basilika Ungarns zu sehen, und die Stadt hat ein sehr angenehmes Flair. Ein wenig
außerhalb der Stadt ist das „Tal der schönen Frauen“ mit vielen Weinkellern, die in die
Bergwand gemauert sind und Essen und Getränke verkaufen. Dieses Tal wird als Attraktion sehr
gelobt, aber ich persönlich fand es sehr kitischig und unauthentisch. Die Fahrt zu diesem Tal
dauert ungefähr eine halbe Stunde mit einer Bummelbahn und ist ohnehin nicht teuer; insofern
kann man sich das aus Interesse in Eger auch noch ansehen.

Außerdem habe ich ein Wochenende in Szeged verbracht, was ich nur jedem empfehlen kann;
man kann viel Jugendstilarchitektur bestaunen und durch die insgesamt sehr grüne Stadt
flanieren. Im Mai findet ein Weinfest statt, bei dem auf dem gesamten Hauptplatz Winzer ihren
Wein verkaufen und Musik gespielt wird. Auf der großen Theißbrücke ist ein Handwerkermarkt.
Auch Szeged ist ziemlich studentisch geprägt, sodass man auch den Abend schön verbringen
kann. Für Szeged kann man ruhig zwei Tage einplanen, aber ein Tag würde wahrscheinlich auch
reichen, sich alles anzusehen. An zwei Tagen kann man noch einen Besuch im Thermalbad
anschließen, das wesentlich günstiger ist als alle Bäder in Budapest.

Im Ausland bieten sich Städte wie Timisoara in Rumänien, Bratislava in der Slovakei oder Wien
an. Zu allen diesen Städten braucht man maximal vier Stunden per Bus oder Bahn. Zagreb und
Belgrad sind circa acht Stunden entfernt. Insofern kann man Budapest als guten Ausgangspunkt
für einige kleinere Reisen wählen. Ich selber bin nur auf dem Rückweg nach Deutschland für drei
Tage in Wien gewesen und der Fahrtpreis beträgt 11 € mit einem Bus von Orange Ways. Dieses
Busunternehmen fährt auch in andere Städte (z.B. Prag) und ist sehr günstig. Vor meinem
Heimweg noch einmal in Wien gewesen zu sein war für mich persönlich ein sehr würdiger
Abschluss eines insgesamt besonders schönen Semesters in Budapest.

Fazit
Mein Semester in Budapest war bereichernd. Ich habe in einer wunderschönen Stadt gelebt,
habe sehr gute Freunde gefunden und Ungarn, ein wunderschönes Land, kennen lernen können.
Das Semester war wie im Zeitraffer vergangen, weil ich so viel neues erlebt habe, gleichzeitig
war es im Vergleich zu meinem vorherigen Studium regelrecht entschleunigt, weil ich sehr viel
Zeit neben dem Studium hatte. Diese freie Zeit hat mir sehr dabei geholfen, mich persönlich zu
orientieren. Ich hatte Zeit, mir zu überlegen, was ich nach dem Semester machen möchte, was
eventuell ein Berufsweg für mich sein könnte, auf was ich mich in meinem Master spezialisieren
möchte, und ich glaube auch, dass es deswegen so gut funktioniert hat, weil ich mir alle diese
Fragen außerhalb meines Alltags in Deutschland gestellt und beantwortet habe. Das hat mich
sehr gestärkt und ich bin mit einer ungemeinen Motivation zurückgekehrt, was mein weiteres
Studium angeht. Für mich war das wahrscheinlich das wertvollste, was mir das Semester in
Budapest gebracht hat. Deswegen würde ich auch jedem empfehlen, der ein Auslandssemester
machen möchte, sich den Stundenplan nicht zu überfrachten. Ich hätte auch meine
Bachelorarbeit in Budapest schreiben können und habe mich glücklicherweise dagegen
entschieden; einige meiner Freunde und Bekannten haben ihre Abschlussarbeit in Budapest
geschrieben und waren dadurch teilweise sehr eingeschränkt oder mussten fahren. Wenn man
die Chance hat, in einer anderen Stadt zu leben, wäre es schade, sich selber von vornerein so
einzuschränken.

Aus persönlicher Erfahrung würde ich deswegen jederzeit wieder im Studium oder auch danach
ins Ausland gehen, was ich vor meinem Auslandssemester nicht für möglich gehalten hätte.
Deswegen würde ich jedem, der sich überlegt, ein Auslandssemester zu machen, raten, es zu tun.
Meine Erfahrungen hätte ich bestimmt auch in einer anderen europäischen Stadt machen
können. Für Budapest spricht aber die Vielfältigkeit des kulturellen Angebots, die Freundlichkeit
der Menschen und am Ende natürlich auch das Preisniveau. Außerdem finde ich die Exotik ideal
dosiert: Natürlich ist vieles anders als in Deutschland, aber nicht in einem Ausmaß, das man als
Kulturschock bezeichnen könnte. Es ist spannend, sich in Budapest einzuleben, aber nicht

                                               11
anstrengend. Es ist weit genug weg, um Abstand zum Alltag zu gewinnen und nah genug, um
kein Heimweh zu bekommen. Für mich war es auch einfach schön, neben der ungarischen Kultur
auch noch die rumänische Kultur viel besser kennen lernen zu können.

Deswegen muss ich mich ganz besonders beim Akademischen Auslandsamt der Universität
Heidelberg bedanken, denn eigentlich waren alle Austauschplätze an der Eötvös-Loránd
Universität schon vergeben. Es ist dem Einsatz der ehemaligen Koordinatorin Christine Müller
zu verdanken, dass ich an der ELTE studieren konnte, weil Sie sich die Mühe gemacht hat, extra
für mich anzufragen, ob ich nicht als zusätzliche Austauschstudentin an die Universität gehen
könne. Auch Frau Fischer, ihre Nachfolgerin, hat mich sehr gut betreut und mir immer schnell
Auskunft gegeben oder Dokumente geschickt, genauso wie die Koordinatoren in Budapest.

                                              12
Sie können auch lesen