Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten

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Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Wie würden Sie entscheiden?

  Wie sollte man Eberfleisch mit
  Geruchsabweichungen umgehen?

                    entsorgen

                    verarbeiten

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Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Sensorik und Konsumentenakzeptanz
      von Eberfleisch und -produkten
                              Prof. Dr. Daniel Mörlein
                            Georg-August-Universität Göttingen
                           Department für Nutztierwissenschaften

Mit Unterstützung durch:

                                   BÖLN Abschlussworkshop 22.3.2021
Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Fazit

 wenn Ebermast, dann Sortierung
    Eber ist nicht gleich Eber („viele Gesichter“)
    Sorgfältige Prüferauswahl und regelmäßiges Training
    Konsumententests zur Ableitung von Sortiergrenzen
 Werterhaltende Verarbeitung ist möglich
    ausreichend ähnliches Gefallen nachweisbar

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Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Ein differenzierter Blick ist nötig!

GERUCHSABWEICHUNGEN IN
EBERFLEISCH („EBERGERUCH“)

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Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Das Wahrnehmungsvermögen ist
personenabhängig – aber objektiv messbar.

1936                                   2021

       nicht jeder ist gleichermaßen          Wahrnehmungsvermögen ist
           wahrnehmungsfähig!                 objektiv mess- und trainierbar

                                                                               5
Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Die Geruchsqualität und –intensität variieren
     abhängig vom Androstenon- und Skatolgehalt

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          1) Sensorische Bewertung                                                        keine (0)                            hoch (5)
          >1000 Eberproben (Speck)

                                                                                    0.5
              10 trainierte Prüfer

                                 +

                                                                                    0.4
                                                                                                               βskatole = 0.68

                                                                    Skatole [ppm]
                                                                                                               βandrostenone = 0.39
         2) Chemische Analyse

                                                                                    0.3
                                                                                                               βand*ska = −0.31
       GC/MS von AND + SKA in Fett

                                                                                    0.2
                                 =
            3) Modellierung:
         Geruchsabweichung in                                                       0.1
       Abhängigkeit von AND + SKA
                                                                                    0.0

                                                                                          0        1          2            3              4
                                                                                                   Androstenone [ppm]
Mörlein et al. (2016), Journal of Agricultural and Food Chemistry                                                                     6
Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Training, Training, Training!
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    https://sites.duke.edu/dukeidlab/files/2016/08/AdobeStock_56647072.jpeg
Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Aber Achtung: Trainierte Prüfer sollten nicht
die Konsumentenakzeptanz bewerten.

   Trainierte Prüfer (n: 8-12)                Naive Konsumenten (n: 60…200)
   für objektive Tests                        für sensorische Akzeptanztests

                                        vs.

                                          Hedonische Skala, z.B. Geschmacksgefallen
 Intensität der Geruchsabweichung
 keine (0)                    hoch(5)

                                                                                8
Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Quelle: unbekannt
Sortieren – aber wie?

GERUCHSABWEICHUNGEN IN
EBERFLEISCH („EBERGERUCH“)

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Wie würden Sie entscheiden? Wie sollte man Eberfleisch mit Geruchsabweichungen umgehen? entsorgen verarbeiten
Wahrnehmung ≠ Ablehnung:
    Intensitätsmessung vs. Konsumentenakzeptanz
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 Beliebtheit
 Kotelett
                                                               

                                                                           x
                                   Fat score - linear      F= 3.48 P=.06
                                   Fat score - quadratic   F= 6.62 P=.01

                                       Intensity of deviant smell, 10 member panel   Geruch Speck
                                       (0 = “no” to 5 = “high”
                                                                                                10
Meier-Dinkel et al. (2016) Meat Science 122, 119–124
Detektieren und sortieren…
… und dann wertschöpfend verarbeiten!

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VO 854/2004

Eberfleisch mit starken Geruchsabweichungen:

GENUSSUNTAUGLICH?

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13
Die Verwertbarkeit von Eberfleisch in
     Fleischprodukten ist produktabhängig.

     • Konsumententest (n=120)
     • 3 Varianten: 0% vs. 50% vs. 100% stark geruchsauffälliges Eberfleisch
       Fat score Ø 4,4 ! (SD: 0,9)
     • Verkostung bei Raumtemperatur

                                                                    Gesamteindruck

                                                                                       Wurstart
                                 Allgemeine Akzeptanz

                                                                                         Brüh
                                                        6.5

                                                                                         Roh

         x
                                                               a
                 Mettwurst                                                   a
                                                        5.5

                                                                                            b
                                                        4.5

                 Fleischwurst
                                                               0             50           100
                                                              Anteil geruchsauffälliges Fleisch

                                                                                                  14
MEIER-DINKEL et al. Meat Science 118 (2016) 34–42
Welche Maßnahmen führen zum Ziel?
  Maskieren vs. Verdünnen.

  Produkt: Frankfurter Würstchen

  Systematische Variation (DoE)

                       x
  1. Eberfleischanteil: 0, 33, 67,100%
  2. Glimmrauch: 15 vs.   19 min
                        Keine   zuverlässige
                                                                         Skatolgehalt bis zu 0,3 μg/g
  3. Gewürze: normalMaskierung
                        vs. x 3,5-fach erhöht
                                     möglich                             Androstenongehalt bis zu 3,8 μg/g
                                                                         (melted backfat)
  2 unabhängige Wiederholungen
  • Jeweils 16 Varianten

  Konsumententest (n= 211)
  •    Je 2 Sessions á 8 Varianten
  •    Warmverkostung

Mörlein, Meier-Dinkel, Gertheiss, Schnäckel, Mörlein (2019): Sustainable use of tainted boar
meat: Blending is a strategy for processed products Meat Science 152 (2019) 65–72.                      15
Nachweis von ausreichender Ähnlichkeit des
    Gefallens (=non-inferiority) bis ~ 2/3 Eberfleisch
 Ziel: Nachweis, wieviel (belastetes)                      Ansatz: Definition, wie groß der
 Eberfleisch in einer Rezeptur noch                        Akzeptanzverlust maximal sein darf.
 akzeptiert wird                                           hier: 0,5 Punkte
                                                           Hedonische Skala, z.B. Geschmacksgefallen

                      Beliebtheits-Differenz                                      Prototyp   Kontrolle
                zur Kontrolle (Kastrat) incl. 95% CI

                                                           Produktakzeptanz ist
   Geschmack:

                                                           ausreichend ähnlich
                                                           (=non-inferior)

                                              x          Produkt ist inferior

                Anteil von stark auffälligem Eberfleisch
                                                                                                         16
Mörlein et al. Meat Science 152 (2019) 65–72.
Reales Verkostungsszenario & Kennzeichnung

   •   N= 297 Konsumenten, Zelt (kein Labor!)
   •   Gasgrill, Bratwurst, Senf etc. zur freien Verfügung
   •   2 Varianten je Person: Kastrat vs. 30% Eber
   •   Test von Information (Poster, Tischkarte)

                                                             17
Siehe BÖLN Abschlussbericht
Bratwurst in Real-Life setting: marginaler Effekt
     bei 30% stark auffälligem Eberfleisch
        Einflussfaktoren                                       F Werte       P(>F)       Signifikanz
        Information (keine, Sensorik, Haltung)                  0.89          0.41              ns
        Bratwurstkategorie (Kontrolle, 30 % Eber)               3.83         0.051              ns
        Grillhäufigkeit                                         1.46          0.24              ns
        Konsum Bioprodukte                                       1.4          0.33              ns
        Kennzeichnung * Bratwurstkategorie                      0.46          0.63              ns
        Grillhäufigkeit * Konsum Bioprodukte                    1.23          0.29              ns

                                                                                                           Mittelwert (SE)
                                                                                          legend
Kontrolle
      boarfree    2,7 10,74,8     14,8                  67,0
                                                                                                Top 3      6,75 (± 0,13)
     Kategorien

                                                                                                6

                                                                                                5
                                                                                                4          6,52 (± 0,13)
30% Eber
      boar30       6,8 8,5      5,8 17,7                61,1
                                                                                                Bottom 3

                   0               25             50              75              100
                                 Relative Häufigkeit der Nennungen in %
 Gesamtgefallen (1=missfällt außerordentlich bis 9=gefällt außerordentlich)                                          18
 zusammengefasst in Bottom-3 (Skalenpunkte 1-3) und die Top-3 Bewertungen (Skalenpunkte 7-9).
Fazit

 wenn Ebermast, dann Sortierung
    Eber ist nicht gleich Eber („viele Gesichter“)
    Sorgfältige Prüferauswahl und regelmäßiges Training
    Konsumententests zur Ableitung von Sortiergrenzen
 Werterhaltende Verarbeitung ist möglich
    Produktabhängig
    Verdünnung als universelle Strategie
    ausreichend ähnliches Gefallen nachweisbar

                                   Kontakt:
                                   daniel.moerlein@uni-goettingen.de
                                   uni-goettingen.de/moerlein

                                                                       19
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