Birkwildbestand zeigt sich stabil - STIFTUNG BAYERN
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Wildland ST I F T U N G B AY E R N Birkwildbestand zeigt sich stabil Unter Leitung der Wildland-Stiftung Bayern fand am 21. April die Frühjahrszählung der Birkhühner in der Rhön statt. 13 beobachtete Hähne und zehn Hennen ließen Hoffnungen keimen, dass der negative Trend gestoppt wurde. Der Morgen des 21. April wird wohl vielen der rund 120 eh- In Anbetracht dessen, dass bei ebenfalls optimalen Bedingun- renamtlichen Helfer bei der Birkwildzählung in Erinnerung gen bei der Herbstzählung 2017 vierzehn Hähne und sieben bleiben: Kaiserwetter und dazu ungewöhnlich viele Birk- Hennen von der Zählerschaft erfasst wurden, scheinen die huhn-Sichtungen. 40 von 75 besetzten Zählstellen kamen in Winterverluste beim Birkwild überschaubar gewesen zu sein. den Genuss eines Anblicks oder zumindest des Verhörens Neben der Erfassung der Flaggschiffart der Hohen Rhön der „Spielhähne“. Hinzu kamen 70 Begleitvogelarten, von stehen auch weitere Leitvogelarten im Fokus, zum Beispiel denen 14 der Roten Liste Bayerns angehören. der Raubwürger. Als Heimat der letzten Population Bayerns Der Beginn der Zählung fand unter atemberaubendem Ster- nimmt die Rhön einen hohen Stellenwert ein. Enno Piening nenhimmel mit einigen Sternschnuppen statt, was wohl zu rief als neuer Leiter des Birkwildhegerings daher bei der Vor- den besonderen Naturerlebnissen hinzugezählt werden darf. besprechung dazu auf, auch auf diesen besonderen Singvo- Bei angenehmen zwölf Grad in den frühen Morgenstunden gel zu achten. Neben anderen rhöntypischen Begleitarten konnten 13 Hähne und zehn Hennen ermittelt werden, wobei konnten unter anderem Durchzügler wie Ringdrossel, Stein- es sich laut Gebietsbetreuer Torsten Kirchner um den absolu- schmätzer und Kiebitz registriert werden, Besonderheiten ten Mindestbestand des Birkhuhns in der Langen Rhön han- bildeten Kleinspecht und Nachtigall. delt. Gegenüber der letztjährigen Frühjahrszählung mit einem Nach der Zählung reiste wieder ein Fangteam mit acht Per- Zählergebnis von sechs Hähnen und vier Hennen scheint das sonen nach Schweden, um dort Birkhühner zur Bestands- aktuelle Ergebnis herausragend. Doch der Vergleich ist nicht stützung einzufangen und in der Rhön auszuwildern. Die ganz gerechtfertigt: Da im letzten Jahr widrigste Bedingungen Fangmethode hat sich im Laufe der Jahre perfektioniert. Und mit geringen Sichtweiten und Niederschlägen vorherrschten, bei dem guten Birkwildbesatz, der im Fanggebiet in Mittel- hatte das offizielle Zählergebnis ein unvollständiges Bild des schweden zu verzeichnen ist, waren innerhalb weniger Tage Birkwildvorkommens widergegeben. Die Birkwildpopulation 15 Hennen und zehn Hähne in den Fangkisten der Rhöner zur in der Rhön hat sich stabilisiert und zeigt sogar eine leichte Rückreise bereit. Sie konnten allesamt bei bester Fitness in Tendenz nach oben. Rein statistisch gesehen, handelt es sich die neue Heimat entlassen werden. Begeistert stellt Gebiets- beim Zählergebnis 2018 um den höchsten Frühjahrsbestand betreuer Kirchner fest, dass der Eingriff in die Spenderpopu- seit dem Jahr 2006. Viel entscheidender ist jedoch, dass seit lation in Schweden offensichtlich gut verkraftet wird, denn 2013 jährlich wieder natürliche Reproduktion stattfindet und die Zahlen auf den dortigen Balzplätzen sind stabil. somit zumindest ein Teil der Verluste kompensiert wird. T. Kuhn/T. Kirchner Das Birkwildprojekt und der Schutz der Langen Rhön durch die Wildland-Stiftung Bayern wird gefördert durch Mineralbrunnen RhönSprudel. Die Stelle des Gebietsbetreuers wird finanziert durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Foto: H. Glader/piclease Das Projekt „Birkwild in der Rhön“ wird in Zusammenarbeit mit den Kreisgruppen Bad Neustadt und Mellrichstadt umgesetzt. 46 7/2018
Foto: T. Kuhn Amtsübergabe beim Hegering in der Rhön Enno Piening, BJV-Vizepräsident sowie -Regierungsbezirksvorsitzender von Unterfranken, wurde zum neuen Leiter des Birkwildhegerings in der Rhön gewählt. Sein Vorgänger Christoph Helm wurde für über 30 Jahre Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Foto: H. Rücker grundlegend geändert, denn im Bo- denbrüterschutz gilt die Jagd heute als wichtige Säule. Helm war durch seine Orts- und Sachkenntnis bei Fragen zur Jagd und zum Naturschutz für Natur- schutzbehörden immer ein kompeten- ter Ansprechpartner. Er habe auch großen Anteil daran, dass die Rhön heute durch ihre hohe Arten- vielfalt und Biodiversität bekannt ist. Der scheidende Vorsitzende bedankt sich bei allen Mitgliedern des Hege- rings, dessen Freunden und Befürwor- Übergabe der Ehrenurkunde an den bisherigen Leiter des Birkwildhegerings, Christoph tern sowie bei den Behörden für die gute Helm (3. v. l.). Mit dabei: Sein Nachfolger Enno Piening (3. v. r.), Landrat Thomas Haber- Zusammenarbeit, mit der es gelungen mann (2. v. r.) und Thomas Schmitt, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Bad Neustadt (2. v. ist, Vogelschutz und Jagd zusammenzu- l.). Außen die Wildland-Mitarbeiter Torsten Kirchner (l.) und Raphael Blum (r.). bringen. Habermann legte großen Wert auf eine Nach mehr als 30-jähriger ehrenamtli- des Birkwildes und überreichte ihm gute Nachfolge, um die langjährige Ar- cher Tätigkeit als Birkwildhegeringlei- zum Dank und als Zeichen der Aner- beit des Birkwildhegerings fortzufüh- ter in der Rhön stand Christoph Helm kennung eine von Dr. Franz Müller ge- ren. Mit Enno Piening ist es gelungen, bei den diesjährigen Neuwahlen nicht staltete Ernennungsurkunde. „Kein einen begeisterten Verfechter für das mehr zur Verfügung. Als sein Nachfol- zweiter Name ist so mit dem Birkwild- Birkwild zu gewinnen, der sowohl im ger wurde Enno Piening, BJV-Vizeprä- hegering verbunden wie der von Chris- Verband wie auch in der Öffentlichkeit sident und -Regierungsbezirksvorsit- toph Helm“, betonte Habermann, der für den Schutz des Birkwildes und da- zender von Unterfranken, gewählt. Bei sich durch sein Engagement für den mit der Region eintritt. der ersten Versammlung des Birkwild- Landkreis und die Heimat besonders In diesem Sinne dankte Habermann hegerings im April ernannte Piening verdient gemacht hat. Die Naturschutz- auch all jenen, die sich weiter in den gemeinsam mit Landrat Thomas Haber- geschichte in der Rhön habe mit dem Vorstand wählen ließen: Torsten Kirch- mann Christoph Helm zum Ehrenvorsit- Birkwild begonnen, so Habermann. ner (Stellvertretender Vorsitzender), zenden. Mit Ausweisung des Naturschutzge- Tina Kruck (Kassiererin), Hubertus Rü- Habermann dankte Helm für seinen au- bietes Lange Rhön drohte dort ein cker (Schriftführer) und Lothar von der ßergewöhnlichen Einsatz zum Schutz Jagdverbot. Das habe sich inzwischen Tann (Beisitzer). T. Kirchner 7/2018 47
Wildland ST I F T U N G B AY E R N „Birkwild erhalten und Motivation sichern“ Vor einigen Monaten ist die Leitung des Birkwildhegerings in der Rhön an Enno Piening übergegangen. Wir sprachen mit ihm über seine Aufgabe und seine Ziele. räume, freiwillige Einschränkungen bei Es gibt ein Wegegebot für Besucher, der Ausübung der Jagd, inklusive einer was dafür sorgt, dass in weiten Teilen Kirrungsvereinbarung und eine intensi- des Revieres das Wild ungestört seinen ve Bejagung der Prädatoren sowie die Bedürfnissen nach Äsung und Ruhe Unterstützung des Berufsjägers der nachkommen kann. Wildland-Stiftung Bayern. JiB: Welche Aufgabe für die Zukunft JiB: Sie selbst sind Revierpächter im sehen Sie als neuer Leiter des Birk- Naturschutzgebiet Lange Rhön. Was wildhegerings? bedeutet es, in einem so bedeutenden Piening: Für die Zukunft sehe ich es Naturschutzgebiet zu jagen? Welche als Leiter des Birkwildhegerings als Vor- und Nachteile sind damit verbun- die vordringlichste Aufgabe an, das den? Überleben des Birkwildes in der Rhön Piening: Zusammen mit meinem zu sichern, was natürlich auch bedeu- Mitpächter, Christoph Frucht, bejage tet, dass der gesamte Lebensraum zu Rechtsanwalt Enno Piening, Jahrgang 1959, ich rund 1.000 Hektar im Bereich des erhalten ist. Als vordringliche Aufgabe ist neuer Leiter des Birkwildhegerings. Er Naturschutzgebietes Lange Rhön. sehe ich hierbei auch die Motivation ist BJV-Vizepräsident und -Regierungsbe- Das bedeutet natürlich auch, dem der anderen Revierpächter, in ihren zirksvorsitzender von Unterfranken. Wesen, den Zielen und den Aufgaben Bemühungen um den Erhalt des Birk- dieses Naturschutzgebietes gerecht wildes und anderer gefährdeter Arten zu werden. Im Bereich der praktischen nicht nachzulassen, vielmehr alles JiB: Herr Piening, Anfang Februar sind Jagdausübung tragen wir diesen Belan- daran zu setzen, dass das Birkwild sich Sie zum neuen Leiter des Birkwildhe- gen vor allen Dingen dadurch Rech- in der Rhön wieder in einer ausrei- gerings in der Rhön (BWHR) gewählt nung, dass wir unnötige Beunruhigun- chend großen Population dauerhaft worden. Was ist der Birkwildhegering, gen im Revier, soweit dies möglich ist, etabliert. Ein wesentlicher Faktor ist und wer sind seine Mitglieder? vermeiden. Wir verzichten auf unnötige hierbei natürlich nicht nur die Unter- Piening: Der Birkwildhegering Bay- Fahrten mit dem PKW durch das Revier stützung durch die Wildland-Stiftung erische Rhön ist der freiwillige Zu- und bejagen die sensiblen Bereiche Bayern, sondern im Gegenzug auch die sammenschluss der Revierinhaber des Naturschutzgebietes gerade unter Revierinhaber zu motivieren, die Bemü- der Reviere, in denen Birkwild in der Berücksichtigung der Brut- und Auf- hungen der Wildland-Stiftung in jeder Bayerischen Rhön vorkommt oder zuchtszeiten nicht nur des Birkwildes, Hinsicht zu unterstützen. Dies ist mei- die für ein mögliches Vorkommen in sondern auch anderer Bodenbrüter nem Vorgänger Christoph Helm in der Betracht kommen. Es handelt sich um sehr zurückhaltend. Der Besucherdruck Vergangenheit in hervorragender Art insgesamt 14 Jagdpächter, die sich im ist an den Wochenenden durchaus und Weise gelungen. Ich hoffe, dass es Rahmen eines freiwilligen Bejagungs- hoch, so dass auch hier die Jagdaus- mir gelingt, dieses Engagement aller konzeptes verpflichtet haben, durch übung mit der notwendigen Sensibilität Beteiligten aufrecht zu erhalten, um jagdliche Maßnahmen das Birkwild in durchzuführen ist. Im Ergebnis empfin- unser gemeinsames Anliegen, nämlich der Rhön zu stützen. Hierzu zählen die den wir jedoch die Rücksichtnahme auf den Erhalt des Birkwildes in der Rhön, jährliche Birkwildzählung, Biotopak- die Gegebenheiten des Naturschutz- entsprechend voranzubringen. tionen zur Verbesserung der Lebens- gebietes nicht zwingend als Nachteile. Interview: U. Kay-Blum 48 7/2018
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