WIND UND WELLEN ZUM TROTZ - bollinger-kanne.de
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dossier windenergie WIND UND WELLEN ZUM TROTZ OFFSHORE – Spaniens erstes Windrad im Meer versorgt seit März dieses Jahres die Kanareninsel Gran Canaria mit Strom. Der Betonturm ist wie ein Teleskop ausfahrbar. Mit dieser neuen Bautechnik soll die Windwende gelingen. Wer an der Ostküste von Gran Canaria die vielen Windräder in Reih Bild: Esteyco und Glied stehen sieht, wähnt sich in einem Ökostromparadies. Doch weit gefehlt. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt beim Bild: Esteyco Abdecken des Strombedarfs auf der beliebten Urlaubsinsel weit hinter dem landesweiten Durchschnitt zurück. Steuerten 2018 auf der iberischen Halbinsel nach Angaben von Spaniens Netzbetreiber Red Electrica erneuerbare Energien über 40 Prozent zum Strombedarf bei, waren es auf den kanarischen Inseln lediglich etwas mehr als 10 Prozent. Der große Rest kommt auf Gran Canaria von zwei Ölkraftwerken an der Ostküste, für die Tanker Öl und Diesel anliefern müssen. PILOTANLAGE NACH SIEBEN JAHREN Das wollen die Ingenieure vom spanischen Bauingenieurunternehmen Esteyco ändern. Sieben Jahre arbeiteten sie an ihrem Baukonzept für Offshore-Windkraftanlagen und setzten es mit den Unternehmen Ale Heavylift, Siemens Gamesa, dem deutschen Windenergiedienst- leister Dewi und der lokalen Forschungseinrichtung Canary Islands Oceanic Platform Plocan in den Projekten Elisa und Elican um. 70 Pro- 40 energie spektrum 05/2019
dossier zent von den 20,7 Mio. Euro Projekt- spanischen Halbin- kosten steuerte die Europäische Uni- Die Anlage sel. on im Rahmen des Programms Hori- kann mit Der Außenring des zon 2020 bei. Ende März ging die konventionellen Turms ist aus sechs Pilotanlage mehrere 100 Meter vor Segmenten zusam- Hafenschleppern der Nordostküste im Versuchsge- mengefügt. Er steht auf lände von Plocan in Betrieb. transportiert dem Fundamentboden »Das im Transportzustand selbst werden. und beherbergt im Inne- schwimmende Fundament bil- José Serna Garcia-Conde ren zwei Turmabschnitte det beim Prototyp im Betriebs- Esteyco aus je drei Segmenten. zustand die Schwerkraftbasis. Schwerlastkabelwinden Bild: Esteyco Der einfahrbare Turm senkt an den Turmverbindungen dank Teleskopsystem den Schwerpunkt beim Ausschwimmen ab. können diese wie ein Teleskop hydraulisch nacheinander aus- oder Das ermöglicht den Transport der Anlage mit konventionellen Ha- einfahren. fenschleppern zum Standort«, bringt José Serna Garcia-Conde, Technikvorstand von Esteyco das Konzept auf den Punkt. Turm und IM HÄRTETEST Fundament sind anders als sonst bei Offshore-Windenergieanla- gen aus Stahlbeton. Dazu erfolgte die Montage ohne Spezialbau- »Die Prüfung der Verbindungen war technisch besonders an- schiffe komplett im Hafen. spruchsvoll. Für diese Sonderkonstruktion konnten wir nicht auf Das sieben Meter hohe Fundament misst einen Durchmesser von Vorlagen zurückgreifen«, sagt Projektleiter Florian Singer von TÜV 32 Metern. Seine sechs Hohlkammern lassen sich beim Absenken Süd. Sein 7-köpfiges Team aus Experten der Abteilungen Windener- auf den Meeresgrund fluten und anschließend zur Standsicherung gieanlagen in München und Offshore Windenergie in Hamburg war auf dem Meeresgrund mit Sand auffüllen. beauftragt, sowohl die Standsicherheit des Fundaments und Tele- Entstand das Fundament im Hafen, kamen die je 30 Meter langen skop-Turms für die Offshore-Windturbine von Siemens Gamesa zu Betonsegmente für den Turm zur Montage aus einem Werk von der prüfen als auch den Installationsprozess zu überwachen. a
dossier windenergie Mittels statischer und hydrodynamischer Berechnungen galt es, die satz von Errichterschiffen und Kränen notwendig.« Je nach Wasser- Ergebnisse in Konstruktionsplänen und durchgeführten Tests von tiefe und Größe der Windturbine ließen sich Kosten zwischen 30 Esteyco zu bestätigen. Simulationen zu Lasten aus Wellengang und und 40 Prozent einsparen, konkretisiert Serna Garcia-Conde. »Das lokalen Windverhältnissen zeigen, was alles beim Ausschwimmen wird eine strategische Rolle spielen, wenn sich Europa in Richtung der Anlage mit eingefahrenem eines kohlenstoffar- Teleskopturm und dem Aus- men und lokal produ- fahren des Turms am Standort zierten Energie-Mixes zu berücksichtigen ist. »Das bewegen will.« geht nur bei Flut, Wellengang Indessen treibt die Re- und Wind müssen passen«, Die Zertifizierung gionalregierung der Ka- erklärt Singer. Für mehr des Schwimm- narischen Inseln die Er- Schwimmstabilität war am fundaments schließung der Gewässer Betonturm eine Stahlge- steht kurz vor für Offshore-Windparks vo- rüstplattform mit drei dem Abschluss. ran. Immerhin sieht der Auslegern montiert. Entwurf zur Energiestrate- Florian Singer gie vor, bis 2025 mithilfe TÜV Süd BEWÄHRUNGS- von 310 MW Offshore-Wind- PROBE Bild: www.economy-business.de kraftleistung den Anteil der erneuerbaren Energien im Vom Schiff aus verfolgte ein Offshore-Experte aus Singers Team im Strommix auf 45 Prozent zu erhöhen. Daher setzt sich Wirtschafts- Sommer 2018, wie sich die zwei oberen Turmabschnitte nachei- minister Pedro Ortega für die Schaffung einer interministeriellen nander in die Höhe reckten. In rund 80 Meter über dem Meeres- Arbeitsgruppe ein, die geeignete Standorte lokalisiert. spiegel ist die Windturbine auf einem Stahladapter mit einer Rotor- blattspannweite von 132 Metern platziert. Das Fundament ist auf NÄCHSTE STATION: TIEFSEE dem Meeresgrund in 30 Meter Tiefe fest verankert. Die Inbetrieb- nahme der Anlage ließ allerdings noch bis März auf sich warten. Esteyco macht derweil sein Baukonzept mit Partnern im Telwind- Ende 2018 war zwar laut Garcia-Gonde der Kabelanschluss zur Um- Projekt tiefseetauglich. Hier soll das Fundament auch im Betrieb spannstation nahe dem Ölkraftwerk Jinamar im Nordosten gelegt, als Schwimmkörper dienen. Ein zusätzliches Betongewicht, das aber Genehmigungen von regionalen und nationalen Behörden so- unter dem Fundament an Stahlseilen hängt, gewährleistet dann wie vom regionalen Versorger standen noch aus. die Schwimmstabilität. Ankerketten auf dem Meeresgrund sollen 3.000 Haushalte kann die Pilotanlage mit Strom versorgen. Sie soll dafür sorgen, dass die Anlage nicht davonschwimmt. »Diese nun zeigen, dass sich der Einsatz dieser neuen Technologie auf See schwimmende Konstruktion zu prüfen, ist deutlich komplexer«, er- bewährt. Im April händigte der TÜV Süd für das Fundament und den klärt Singer, der auch dafür zuständig ist. »Die Zertifizierung des ausfahrbaren Teleskopturm an Esteyco das Zertifikat aus. Hierzu Schwimmfundaments steht kurz vor dem Abschluss«, sagt Singer. stellt Projektleiter Singer wie Garcia-Conde die Kostenersparnis he- Josephine Bollinger-Kanne raus: »Zum einen kann die gesamte Struktur im Trockendock aus vorgefertigten Elementen zusammengesetzt werden, zum anderen Husum Wind – Stand 2E13 / www.tuev-sued.de ist für den Transport und die Installation kein kostenintensiver Ein- Husum Wind – Stand 3B04 / www.siemensgamesa.com
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