WIR Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisationen - Hessisches Ministerium für Soziales und Integration - Berami
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Hessisches Ministerium für Soziales und Integration Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisationen WIR Hessisches Ministerium für Soziales und Integration Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung zu den Arbeiten vom Sommer 2017 bis Sommer 2019
IMPRESSUM Herausgeber Hessisches Ministerium für Soziales und Integration Sonnenberger Str. 2/2A 65193 Wiesbaden V.i.S.d.P.: Alice Engel Redaktion Abteilung Integration Wiebke Schindel, Marion Nickel Kompetenzzentrum Vielfalt Hessen – Migrantenorganisationen Elisa Rossi, Lydia Mesgina Verfasserin: Andrea Nispel Freie Sozialwissenschaftlerin und Beraterin www.andrea-nispel.de Gestaltung Grafikbüro Kaplan, Mainz www.grafikbuero.com © Fotonachweis Kompetenzzentrum Vielfalt sowie eigene Fotos (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration) 2 Anmerkung zur Verwendung der Broschüre Impressum Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern verwendet werden. Missbräuch- lich sind insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien so- wie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer be- vorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Lan- desregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Wiesbaden, November 2020
INHALT Impressum......................................................................................................................................................................2 Grußwort........................................................................................................................................................................4 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer,.............................................................................................................4 1. Einleitung ..................................................................................................................................................................6 2. Das hessische Landesprogramm WIR ...................................................................................................................9 3. Das Kompetenzzentrum Vielfalt im Hessischen Landesprogramm WIR.............................................................................................. 11 3.1 Zielsetzung des Kompetenzzentrums Vielfalt – Migrantenorganisationen....................................................11 3.2 Angebotsformate und konzeptionelle Ansätze ...............................................................................................12 4. Die wissenschaftliche Begleitung des Kompetenzzentrums........................................................................... 14 4.1 Die teilnehmenden Beobachtungen der Veranstaltungen des Kompetenzzentrums ................................15 4.2 Leitfadengestützte Interviews..............................................................................................................................16 4.3 Rückkopplungen der Ergebnisse im Verlauf der formativen Evaluation ......................................................16 5. Ergebnisse der Veranstaltungen des Kompetenzzentrums ............................................................................ 17 5.1 Regionale Vernetzungstreffen ............................................................................................................................18 5.2 Hessenweite Vernetzungstreffen........................................................................................................................21 5.3 Schulungen zur Antragstellung, Umsetzung sowie Sachberichten und Verwendungsnachweisen für Mi- kroprojekte im WIR-Landesprogramm ............................................................................................................23 3 5.4 Die Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote im Spiegel der Feedbackbögen und Rückmeldungen von Teilnehmenden............................................................................................................................................25 Inhalt 5.5 Bewilligte Mikroprojekte aus dem WIR-Landesprogramm und Verbindungen der Projektträger zum Kompetenzzentrum ...........................................................................................................................................26 5.6 Inhaltliche Schwerpunkte der von migrantischen Organisationen durchgeführten Mikroprojekte..........27 6. Die Aufgabenstellungen des Kompetenzzentrums ......................................................................................... 29 6.1 Interviewpartner*innen und methodisches Vorgehen.....................................................................................30 6.2 Faktoren, die zum Gelingen einer Professionalisierung von migrantischen Organisationen beitragen...33 6.3 Vernetzung von migrantischen Organisationen – regional, hessen- und bundesweit ...................................................................................................................41 6.4 Migrantische Organisationen als Dialogpartner der Kommunen und im hessenweiten Kontext .............47 7. Fazit ......................................................................................................................................................................... 51 Literatur........................................................................................................................................................................ 55 Anhang ........................................................................................................................................................................ 57
GRUSSWORT Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Rede von Kai Klose zur Diskussionsrunde ich begrüße Sie herzlich zu Ihrer heutigen Online-Dis- kussion „Migrantische Selbstorganisationen sind Teil „Migrantische Selbstorganisationen sind Teil der der Lösung – für eine rassismusfreie und chancenge- Lösung – für eine rassismusfreie und chancenge rechte Einwanderungsgesellschaft“. Ich freue mich, rechte Einwanderungsgesellschaft“ dass Sie heute Abend an dieser Diskussion teilnehmen. bei der der vorliegende wissenschaftliche Bericht Vielfalt ist die Grundlage unserer demokratischen Ge- vorgestellt und diskutiert wurde. sellschaft. Sie basiert auf der Wertschätzung und Aner- kennung unserer Unterschiedlichkeit. Integration findet Es gilt das gesprochene Wort. vor Ort statt und gelingt besonders gut, wenn sich alle Menschen – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – darauf einlassen und sich engagieren. 4 Vereine sind wichtige Mitspieler in dieser Integrations- arbeit. Sie bieten Freizeitangebote, Sprachkurse, Wei- terbildungen oder auch Verweisberatung an. Sie infor- �������� mieren, beraten und unterstützen Zugewanderte im Integrationsprozess.
Sie bieten aber auch Möglichkeiten, sich mit ande- Liebe Teilnehmer*innen, mit Ihrem Engagement tra- ren auszutauschen und die Herkunftskultur zu pflegen. gen Sie bereits wesentlich dazu bei. Dafür bedanke ich Auch das ist ein ganz wichtiger Aspekt des Integrati- mich im Namen der Hessischen Landesregierung sehr onsprozesses. und wünsche Ihnen heute Abend viel Spaß und span- nende Erkenntnisse. In vielen Vereinen und Organisationen geht es aber längst nicht mehr vor allem um die eigene Commu- Auf Wiedersehen. nity, die sich über Herkunft oder Religion definiert. Es Ihr geht viel öfter um das eigene Viertel, die Siedlung oder die Nachbarschaft. Es geht um das Miteinander. Es ist ein echter Fortschritt, dass auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ganz selbstverständlich ihr Kai Klose Recht in Anspruch nehmen, diese Gesellschaft aktiv 5 Hessischer Minister für Soziales und Integration mitzugestalten. �������� Durch dieses Virus ist ein Miteinander leider nur sehr eingeschränkt möglich. Lassen Sie uns trotz dieser Um- stände weiter gemeinsam eine vielfältige Einwande- rungsgesellschaft gestalten.
1. EINLEITUNG Dieser Bericht gibt einen Überblick über die Arbei Im Folgenden werden in den Kapiteln 2 und 3 das Lan- ten und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung desprogramm WIR und das Kompetenzzentrum Vielfalt des Kompetenzzentrums Vielfalt – Migrantenorganisa Migrantenorganisationen kurz beschrieben. Kapitel 3 tionen, einer Serviceeinrichtung für migrantische Or geht auch auf konzeptionelle Ansätze der Kompetenz- ganisationen im Rahmen des hessischen Landespro zentrums ein. Das Kapitel 4 gibt Auskunft über die Vor- gramms WIR. gehensweise der wissenschaftlichen Begleitung. Die Auswertung der Qualifizierungsangebote des Kom- Die wissenschaftliche Begleiterin hat die Arbeiten des petenzzentrums wird im Kapitel 5 beschrieben. Im An- Kompetenzzentrums Vielfalt – Migrantenorganisationen hang finden sich dazu die Auswertungen der Feed – im Folgenden oft mit Kompetenzzentrum bezeich- backs zu den Veranstaltungen. Kapitel 5 beschreibt net – von Sommer 2017 bis Sommer 2019 im Sinne auch die Unterstützungsformate, die Projektträger von einer formativen Evaluation unterstützt. Die Beobach- Mikroprojekten aus dem WIR-Landesprogramm im tungen von Workshops, Vernetzungstreffen und auch Kompetenzzentrum in Anspruch genommen haben. der Dialogtreffen der Projektleiterinnen mit den für das WIR-Programm und das Kompetenzzentrum zuständi- Im Kapitel 6 finden sich die Ergebnisse der Interviews gen Vertreterinnen des Hessischen Ministeriums für mit Vertreter*innen von migrantischen Vereinen sowie Soziales und Integration – HMSI – wurden protokolliert kommunalen Expertinnen. Im Mittelpunkt stehen die und ausgewertet. In fortlaufenden Reflexions- und Pla- übergeordneten Ziele des Kompetenzzentrums: die 6 nungsgesprächen wurden die Beobachtungen und die Stärkung der migrantischen Vereine für ihre Rolle als Ergebnisse der Auswertungen den Projektleiterinnen Dialogpartner in den Kommunen durch ihre Professio- EINLEITUNG zur Verfügung gestellt. nalisierung und Vernetzung. Der Auftrag des Kompetenzzentrums ist die Profes Abschnitt 6.1 beschreibt die Interviewpartner*innen, sionalisierung von migrantischen Organisationen mit die migrantischen Organisationen, mit deren Vertre- dem Ziel, sie für Dialogpartnerschaften in Kommunen ter*innen gesprochen wurde, und das methodische zu qualifizieren. Dafür wird die Qualifizierung migran- Vorgehen. Abschnitt 6.2 reflektiert Prozesse von Pro- tischer Organisationen und ihre Vernetzung mit ver- fessionalisierung von migrantischen Organisationen; schiedenen kommunalen Akteuren sowie die Vernet- anschließend sind in einer Checkliste Indikatoren von zung von migrantischen Organisationen untereinander Professionalisierung zusammengefasst. Abschnitt 6.3 als zieldienlich erachtet und vom Kompetenzzentrum geht auf die Interviewergebnisse zum Thema Vernet- angeboten und unterstützt. In Interviews mit Vertre- zung – als ein Teil von Professionalisierung – ein. Ab- ter*innen von migrantischen Organisationen sowie schnitt 6.4 wendet sich den Dialogpartnerschaften in WIR-Koordinatorinnen und weiteren kommunalen Ex- Kommunen zu. pertinnen wurden deren Perspektiven auf diesen Auf- trag und die Aktivitäten des Kompetenzzentrums er- fragt.
Jeder dieser Abschnitt beginnt mit einer kurzen Ein- zusammenschließen, die diesen Begriff eindeutig für leitung zu dem jeweiligen Thema, der Darstellung der sich ablehnen, obwohl ihr Verein im Sinne des WIR-Pro- Perspektiven der Vertreter*innen der migrantischen grammes eine antragsberechtigte „migrantische Orga- Organisationen, gefolgt von den Perspektiven der nisation“ ist. kommunalen Expertinnen und zum Schluss mit einer Darstellung der Perspektiven der wissenschaftlichen Der Bundesverband Netzwerk von Migrantenorgani- Begleitung. sationen – NeMO1 –, der 20 lokale Verbünde von 700 Migrantenorganisationen in 10 Bundesländern organi- In Kapitel 7 wird ein Fazit gezogen. Dabei werden ein- siert, hat sich für seinen Namen entschieden, auch wenn gangs die Produkte und Ergebnisse des Kompetenz- für die Mitgliederverbünde definiert wird, dass sie „die zentrums resümiert – im Sinne der Auflistung des be- jeweilige Herkunft übergreifend, säkular und partei- obachtbaren outputs. Anschließend wird auf den politisch neutral für die sozio-kulturellen Belange von Auftrag – Stärkung der migrantischen Organisationen Migrantinnen und Migranten vor Ort tätig werden“2. für Dialogpartnerschaften in den Kommunen – einge- Hingegen beschreibt sich das bundesweite Netzwerk gangen und in welcher Weise und in welchem Maße „neue deutsche organisationen“ folgendermaßen: „Wir er erfüllt werden konnte. sehen uns als postmigrantische Bewegung gegen Ras- sismus und für ein inklusives Deutschland. Unsere Mit- Im Anschluss an das Fazit findet sich eine Literaturliste. glieder sind Nachkommen von Arbeitsmigrant*innen Diese Publikationen haben die Arbeit der wissenschaft- und Geflüchteten, jüdische, muslimische und andere 7 lichen Begleiterin unterlegt und ihre Perspektiven er- dialogsuchende Engagierte, manche bezeichnen sich weitert, Fragen aufgeworfen und Anregungen zu Ant- als Person of Color, Bindestrich-Deutsche, Schwarze EINLEITUNG wortmöglichkeiten gegeben. An mehreren Stellen wird Deutsche, Sinti & Roma und vieles mehr“3. in Fußnoten auf einige dieser Publikation hingewiesen. Im vorliegenden Bericht wurde sich schließlich für den Im Folgenden wird der Begriff ‚migrantische Organisa- Begriff „migrantische Organisationen“ entschieden tionen‘ genutzt um – anders als in dem Begriff ‚Migran- – trotz der vielfältigen Einwände, die dagegen mög- tenorganisationen‘ – mitzudenken, dass ein sehr hohes lich sind. Die beständige Wiederkehr des Begriffes Maß an Engagement von Frauen in diesen Initiativen „migrantische Organisationen“, soll nicht den Blick da- und Vereinen erbracht wird. für verstellen, dass es sich hier um eine fast unendliche Die Entscheidung für diesen Begriff ist nicht leicht ge- fallen, denn viele Diskursbeteiligte merken an, dass „Migrantische Organisationen“ oder „Migrantenorga- 1 Vgl. http://bv-nemo.de/ nisationen“ inzwischen nicht mehr zeitgemäße Begrif- 2 http://bv-nemo.de/der-bundesverband-2/ fe sind. Es gibt Organisationen, in denen sich Personen 3 https://neuedeutsche.org/de/ueber-uns/wer-wir-sind-was-wir- der verschiedensten Muttersprachen eines Stadtteils wollen/
Vielfalt von unterschiedlichen Zusammenschlüssen von Die ehrenamtlich und zum Teil auch hauptamtlich täti- Menschen mit persönlichen u/o familiären Einwande- gen Menschen in den migrantischen Organisationen rungs- und Migrationsgeschichten handelt. unterscheiden sich ebenfalls vielfältig: im Hinblick auf ihr Alter, ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung, ihre Die migrantischen Organisationen, die das Kompe- physischen und psychischen Potentiale und Handycaps, tenzzentrum kennengelernt hat, variieren im Hinblick ihre Muttersprachen und weiteren Sprachkompetenzen, auf solche, in denen Menschen mit einer gemeinsa- ihre Bildungserfahrungen, ihre beruflichen Positionen men oder mit mehreren Muttersprachen aktiv sind. Ei- und Aufgabenfelder, ihre Einkommensverhältnisse, die nige wurden schon zur Zeit der Arbeitsmigration ab Lebenswelten in denen sie und ihre Familien leben und den späten 1950er Jahren gegründet, andere sind re- im Hinblick auf viele weitere Faktoren4. lativ jung und erst in den letzten fünf Jahren aktiv ge- worden. Sie unterscheiden sich im Hinblick auf die Zahl Mit anderen Worten: Menschen mit persönlichen und der Mitglieder und dem Wunsch, weiter zu wachsen – familiären Einwanderungs- und Migrationsgeschichten oder auch nicht. Manche verfügen über eigene Räume, sind ebenso divers wie Menschen, die sich zur Mehr- andere treffen sich in Räumen anderer Organisationen. heitsgesellschaft zugehörig fühlen können. An dieser Ihre Aktivitäten können sich auf die Bereiche Bildung Stelle sei noch erwähnt, dass in einigen hessischen und Beratung, Kultur, Frauenförderung, Kinder- und Ju- Großstädten in den jüngeren Alterskohorten inzwi- gendarbeit, Sport, Gesundheit und einige mehr fokus- schen mehr Menschen mit Migrationsgeschichten ge- 8 sieren. Einige Vereine können als community-orientiert zählt werden als Kinder und Jugendliche, die wir als bezeichnet werden, andere arbeiten an der Vernet- „biografisch deutsch“ oder „ohne Migrationshinter- EINLEITUNG zung von mehreren Organisationen und Aktivitäten in grund“ bezeichnen könnten. ihren Kommunen, wieder andere vernetzen sich auch bundesweit. Auch der Grad der bereits erreichten Pro- fessionalisierung ist hoch unterschiedlich, was sich z.B. darin zeigen kann, wie gut Zuständigkeiten und eine verbindliche Aufgabenteilung geregelt werden. Vorweggenommen sei, dass etwa drei Viertel der migran- tischen Organisationen, die mit dem Kompetenzzent- rum in Kontakt sind, Zugewanderte beim Ankommen in Deutschland begleiten. Sie wünschen sich dabei Unter- 4 Im Hinblick auf ein angemessenes Wording vgl. auch den stützung von der Kommune, den Landkreisen und der NdM-Glossar: Wörterverzeichnis der Neuen deutschen Landesregierung und sind dazu bereit, eine Brücken- Medienmacher*innen“ (NdM) mit Formulierungshilfen, Erläute- rungen und alter-nativen Begriffen für die Berichterstattung in funktion in die Mehrheitsgesellschaft zu übernehmen, der ➡ * Einwanderungsgesellschaft. womit sie eine unverzichtbare Integrationsarbeit leisten. https://glossar.neuemedienmacher.de/
2. DAS HESSISCHE LANDESPROGRAMM WIR 2014 wurde das Landesprogramm WIR entwickelt, das ■■Darüber hinaus werden Projekte mit folgenden Schwer auf den Erfahrungen aus dem Landesprogramm „Mo- punkten gefördert: dellregion Integration“ aufbaut5. Das Landesprogramm ■ Modellprojekte zur verbesserten Teilhabe von ge- WIR ist konzipiert als steuerndes Förderprogramm flüchteten Frauen und Mädchen und wird als wichtiges integrationspolitisches Instru- ■ Mikroprojekte zur Stärkung der Vereinsstruktur ment verstanden. Es vergibt Fördergelder an freie und von gemeinnützigen Migrantenorganisationen gemeinnützige Träger und Kommunen mit dem Ziel, durch die Einstellung einer 450-Euro-Kraft und durch die Zusammenarbeit zwischen Land und Kom- den Aufbau von Netzwerken mit etablierten kom- munen die kommunale Integrationspolitik zu stärken. munalen Akteuren Der Fokus des Landesprogramms ist ein Verständnis ■ Projekte zur Willkommens- und Anerkennungskul- von Integration als gesamtgesellschaftlicher Prozess. tur bzw. zur interkulturellen Öffnung sowie Projekte mit innovativen Ansätzen. Hier sind Kommunen, öf- Deshalb fördert es „Ansätze, die Menschen mit und fentliche, kirchliche und freie Träger sowie gemein- ohne Migrationshintergrund auf Augenhöhe zusam- nützige Migrantenorganisationen antragsberechtigt. menführen und ein Bewusstsein für Vielfalt schaffen“6. ■■Weiter werden der Einsatz und die Qualifizierung Folgende Elemente des WIR-Förderprogramms lassen von ehrenamtlich tätigen Integrationslots*innen ge- sich im Sommer 2019 auf der Website „Integrations- fördert, wobei wieder Kommunen, Träger und ge- kompass-Hessen.de“ nachlesen7: 9 meinnützige migrantische Organisationen antrags- ■■Inden 33 Landkreisen, kreisfreien Städten und Son- berechtigt sind. DAS HESSISCHE LANDESPROGRAMM WIR derstatusstädten sind WIR-Koordinationsstellen und ■■Es werden Sprachfördermaßnahmen für alltagsbe- WIR-Fallmanager*innen für Geflüchtete als integrati zogene sprachliche Erstorientierung von Geflüchte- onspolitische Struktur etabliert und werden gefördert. ten und niedrigschwellige Sprachkurse für Erwachse- ne, auch für die Zielgruppe Eltern und spezifisch die Zielgruppe Mütter gefördert. ■■Ebenfalls in das WIR-Programm gehören ehrenamt liche Laiendolmetscher*innen, die in Grundzügen 5 Vgl. dazu auch die Publikation des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (Hrsg): Zukunftsweisende Integrations- des Dolmetschens geschult werden. Eingesetzt wer- politik in Hessen. Das Landesprogramm WIR. https://www.hes- den sie in Kommunen mit einem Laiendolmetscher* sen.de/sites/default/files/media/hsm/e-hessen_flyer_forderpro- innenpool. gramm_wir_es-pdf.pdf (Zugriff am 06.08.2019) 6 Ebd. ■■Die Entwicklung von Vielfalts- und Integrationsstrate- 7 Vgl. https://integrationskompass.hessen.de/vielf%C3%A4lti- ge-f%C3%B6rderm%C3%B6glichkeiten-im-landesprogramm-wir gien wird in hessischen Kommunen mit einer Einwoh- (Zugriff 06.08.2019) nerzahl von 10.000 bis 50.000 Personen gefördert.
Dem Bereich Ehrenamt wird in dem Landesprogramm Dazu wurde das Kompetenzzentrum Vielfalt ins Leben WIR ein besonders hoher Stellenwert beigemessen. So gerufen. Es teilt sich in die Bereiche Lotsen und Migran werden der Einsatz und die Qualifizierung von Integ- tenorganisationen und fungiert als wichtiger Ansprech rationslots*innen in Hessen gefördert und ergänzend partner für die migrantischen Organisationen. dazu arbeitet seit Mitte 2017 das Förderprogramm zur Professionalisierung von vorwiegend ehrenamtlich tä- Im Folgenden fokussiert der vorliegende Bericht auf tigen migrantischen Organisationen. das Kompetenzzentrum Vielfalt – Migrantenorganisa tionen, seine wissenschaftliche Begleitung und deren Ergebnisse. 10 DAS HESSISCHE LANDESPROGRAMM WIR
3. DAS KOMPETENZZENTRUM VIELFALT IM HESSISCHEN LANDES- PROGRAMM WIR 2017 hat das Hessische Ministerium für Soziales und chen Orientierung- und Umschulungsbegleitung von Integration die Trägerschaft des Kompetenzzentrums Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gefördert. Vielfalt – Migrantenorganisationen ausgeschrieben. Der Träger beramí – berufliche Integration e.V. aus Frankfurt Ziele von beramí e.V. sind u.a. die Förderung der Chan- am Main hat sich auf diese Ausschreibung beworben cengleichheit, die qualifikationsadäquate Integration und einen Zuschlag bekommen. Mitte 2017 wurde mit in den Arbeitsmarkt und gesellschaftliche Partizipati- dem Aufbau des Kompetenzzentrum Vielfalt Migran- on. Das Wirken des Vereins ist geprägt von Anerken- tenorganisationen bei dem Träger beramí e.V. in Frank- nung und dem Respekt gegenüber anderen Kulturen furt begonnen. und der Wertschätzung von Vielfalt. beramí e.V. verfügt über weitreichende Expertise in der beruflichen Bera- beramí – berufliche Integration e.V. engagiert sich seit tung, insbesondere in der Beratung zur Anerkennung 1990 in der beruflichen Beratung, Qualifizierung und ausländischer Berufsabschlüsse, in der Entwicklung dem Empowerment von Menschen mit Migrations- von Mentoring-Programmen für verschiedene Ziel- und Fluchterfahrung. beramí wurde von einer migran- gruppen sowie in der Umsetzung innovativer Qualifi- tischen Frauenorganisation ins Leben gerufen und in zierungsangebote8. den ersten Jahren als ein Modellversuch zur berufli- 3.1 Zielsetzung des Kompetenzzentrums Vielfalt – Migrantenorganisationen 11 DAS KOMPETENZZENTRUM VIELFALT Das Kompetenzzentrum Vielfalt – Migrantenorganisati- Von Seiten des WIR-Programms werden die migranti- onen – im Folgenden kurz als ‚Kompetenzzentrum‘ be- schen Vereine als wichtige Akteure der Zivilgesellschaft nannt – wurde geplant als die zentrale Servicestelle für und als Dialogpartner für Verwaltung und Politik be- die Stärkung von Migrantenorganisationen und bietet schrieben, dies insbesondere in Fragen der Integration inzwischen landesweit ein Unterstützungsangebot für von (Neu-)Zugewanderten. Es wird davon ausgegan- migrantische Vereine an. Die Entwicklung dieses An- gen, dass viele kleinere Vereine den Erwartungshaltun- gebotes erfolgte bedarfsorientiert – also im Dialog mit gen von Politik und Verwaltung nicht gewachsen sind migrantischen Organisationen – und in einem fortlau- und durch gezielte Förderung, Beratung und Qualifi- fenden Abstimmungsprozess mit dem zuständigen Re- zierung in ihren Strukturen eine dauerhafte Stärkung ferat im Hessischen Ministerium für Soziales und Integ- benötigen. Ungeachtet dieser angenommenen Förder- ration. Die Angebote sind dezentral konzipiert, um sie möglichst vielen migrantischen Organisationen in ganz Hessen zur Verfügung stellen zu können. 8 Vgl. http://www.berami.de/
bedürftigkeit werden migrantische Organisationen als Professionalisierungs- und Vernetzungsangebot auf- „Kenner einer bedarfsgerechten Ausrichtung der Inte- zubauen, das auf lokaler, regionaler und hessenweiter grationsförderung“9 als förderwürdig erachtet. Ebene stattfindet. Diese Formate sollen migrantische Das Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisatio- Organisationen als „verlässliche Dialogpartner“ in den nen hat ab Sommer 2017 begonnen, ein hessenweites Kommunen stärken10. 3.2 Angebotsformate und konzeptionelle Ansätze Die nachhaltige Professionalisierung der migranti- Es können auch zu spezifischen Bedarfen, z.B. Öffent- schen Organisationen soll durch einen beständigen lichkeitsarbeit, Schreibwerkstätten oder Fragen der Ver- fachlichen Kompetenzaufbau der aktiven Mitglieder einsgründungen lokale Qualifizierungsangebote unter- erreicht werden. Qualifizierung, Beratung und Vernet- breitet werden, die z.B. für eine Gruppe von Vereinen zung werden bedarfsorientiert sowie möglichst flexibel mit einem spezifischen Thema relevant ist. Dafür wer- und dezentral angeboten, um möglichst viele Vereine in den externe Referent*innen beauftragt. Hessen zu erreichen. Sie bestehen aus folgenden Ele- menten: Beratung – hessenweit, regional und lokal Qualifizierung – hessenweit und regional Die individuelle Beratung für migrantische Organisa- tionen erfolgt persönlich, telefonisch und per E-Mail Bei der Organisation der Trainings halten die Projektlei- oder per Skype durch die Projektleiter*innen. Es wird terinnen Rücksprache mit den kommunalen Akteuren zu allgemeinen Themen der Vereinsarbeit und schwer- vor Ort – Integrationsbeauftragte und WIR-Koordina- punktmäßig zu Antragstellung von Mikroprojekten im tor*innen – um Bedarfe zu ermitteln und um mögli- WIR-Programm beraten. che Doppelangebote zu vermeiden. Im Rahmen der regionalen und hessenweiten Vernetzungstreffen wer- Zu spezifischen Themen der Vereinsarbeit kann das Kom den ebenfalls Bedarfe bei den migrantischen Organi- petenzzentrum auch Beratungen durch Fach-Expert*in- sationen direkt erfragt und zur weiteren Grundlage der nen anbieten. Dazu wird vorab das Anliegen durch die praxis- und handlungsorientierten Angebotsgestaltung Projektleitungen geklärt, der finanzielle Aufwand ge- gemacht. prüft und entsprechende Expert*innen beauftragt. Einen eigenen Schwerpunkt bilden die Schulungen Vernetzungstreffen – regional und hessenweit rund um das WIR-Landesprogramm, um die Verei- ne bei der Antragstellung, Umsetzung und Abrech- Das Kompetenzzentrum will migrantische Organisatio- 12 nung (Sachbericht und Verwendungsnachweis) der nen in ihrer Rolle als zivilgesellschaftliche Akteure för- Mikroprojekte zu unterstützen. Sie werden von den dern. Konkret bedeutet es, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen DAS KOMPETENZZENTRUM VIELFALT Projektleiterinnen durchgeführt. Um möglichst vielen und sie in ihrer Rolle der Expert*innen für ihre Bedar- migrantischen Organisationen den Zugang zu diesen fe zu stärken sowie die Vernetzung und den Austausch Angeboten zu ermöglichen, werden sie in Nord-, Mit- der migrantischen Organisationen untereinander zu tel- und Südhessen angeboten. Die Auswahl der Stand- fördern. Dafür wurde das Format der Vernetzungstref- orte rotiert jährlich. fen auf regionaler und hessenweiter Ebene entwickelt. Die Vernetzungstreffen bieten gleichzeitig den Pro- jektleiterinnen die Möglichkeit, im direkten Dialog mit 9 Interview mit Wiebke Schindel, der Referatsleiterin und Leite- migrantischen Organisationen die Bedarfe und die ak- rin des Landesprogramms WIR – Wegweisende Integrations- tuellen Themen der Vereine zu erfahren. Auf regionaler ansätze realisieren – im Hessischen Ministerium für Soziale und Ebene fördern sie auch den Dialog mit Vertreter*innen Integration und Marion Nickel, Abteilung Integration im HMSI. In: Hessisches Landesministerium für Soziales und Integration der Kommune. (Hrsg): Verfasserinnen: Lydia Mesgina, Marion Nickel, Andrea Nispel, Elisa Rossi, Wiebke Schindel. Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisationen – Stärkung – Beratung – Vernetzung. August 2019, S. 10. https://www.kompetenzzentrum-vielfalt-hes- 10 Vgl. dazu die seit August 2019 freigeschaltete Website des Kom- sen.de/site/assets/files/1770/190821_broschuere_kompetenz- petenzzentrums Vielfalt: https://www.kompetenzzentrum-viel- zentrum_mo_final-1.pdf falt-hessen.de/
Vernetzungstreffen auf kommunaler Ebene organisiert An den landesweiten Vernetzungstreffen wirkt das das Kompetenzzentrum ebenfalls in Kooperation mit Hessische Ministerium für Soziales und Integration ak- den Integrationsbeauftragten und WIR-Koordinator*in- tiv mit, um mit den Vereinen persönlich in den Kontakt nen vor Ort. Auf diese Weise können im Austausch der und Austausch zu treten. Die Rückmeldungen der Teil- Vereine gemeinsame Interessen eruiert und gebündelt nehmenden sind wichtige Anregungen für die inhalt- werden, die Qualifizierungsbedarfe der Vereine ermit- liche Ausrichtung der Angebote des Kompetenzzen- telt und anschließend die entsprechenden Schulun- trums. Besonders die themenbezogenen Workshops gen, Trainings oder auch Beratungen konzipiert und dienen dazu, die Bedarfe von migrantischen Organi- angeboten werden. sationen zu erkunden und zu diskutieren. Die jährlich veranstalteten landesweiten Vernetzungs Die folgende grafische Darstellung gibt einen Über- treffen finden an unterschiedlichen Standorten in Hes- blick über die Formate: sen statt. Die Veranstaltungen zielen auf die Vernet- zung und den Austausch der Vereine untereinander und sollen damit die Bündelung und Vertretung ihrer Interessen und Bedarfe stärken. lokal regional landesweit FORMATE DER PROFESSIONALISIERUNG: stärken, qualifizieren, beraten WIR-Trainings durch Mitarbeiterinnen des Kompetenzzentrums zu Antragsstellung, Projektumsetzung, Sachbericht und Verwendungsnachweis von Mikroprojekten Trainings geplante Trainingsangebote und auf Nachfrage durch Expert*innen z.B. zu den Themenbereichen: Vereinsarbeit | Öffentlichkeitsarbeit | Vereinsgründung | Schreibwerkstatt Beratung telefonisch, persönlich oder per Mail 13 durch Mitarbeiter*innen des Kompetenzzentrums oder durch Fachexpert*innen DAS KOMPETENZZENTRUM VIELFALT FORMATE DER VERNETZUNG: informieren, vernetzen Informationsplattforrn Webseite und Newsletter Vemetzungstreffen landesweit und regional zur Förderung des Austausches, der Bündelung von Interessen und Bedarfen | zur Förderung des Dialoges mit Vertreter*innen des HMSI oder der Kommune
4. DIE WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG DES KOMPETENZZENTRUMS Methodisches Vorgehen Die wissenschaftliche Begleitung hatte die Aufgabe, die ■ Interviews face to face mit Vertreter*innen von sie- Entwicklung und Erprobung der Ansätze und Forma- ben migrantischen Organisationen geführt, die im te zur Förderung der Professionalisierung und Vernet- Hinblick auf eine größtmögliche Vielfalt verschiede- zung von migrantischen Organisationen in Hessen zu ner Merkmale ausgewählt worden waren. beobachten und zu bewerten. Dies geschah im Sinne einer formativen Evaluation, also mittels permanenter ■ zwei WIR-Koordinationen und eine Integrationsbe- Rückkopplung der Beobachtungen an die Projektleite- auftragte aus den Regionen, in denen lokale Vernet- rinnen. Das Ziel dieses Vorgehens war die fortlaufende zungstreffen stattgefunden hatten, leitfadengestützt Weiterentwicklung der Angebote des Kompetenzzent- per Telefon interviewt. rums. Diese Gespräche fanden in Abständen von sechs ■ eine kommunale Expertin aus Mittelhessen per Tele- bis acht Wochen statt. fon leitfadengestützt interviewt. Methodisch hat die wissenschaftliche Begleitung von ■ Sitzungen zum Austausch der Projektleiterinnen mit 2017 bis 2019 der Referatsleiterin und der Mitarbeiterin in der zu- ■ Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Vielfalt ständigen Abteilung Integration im Hessischen Mi- Migrantenorganisationen teilnehmend beobachtet nisterium für Soziales und Integration teilnehmend und Beobachtungsprotokolle angefertigt. beobachtet. 14 ■ Feedbackbögen der Teilnehmenden ausgewertet.11 ■ an einer Fachtagung von WIR-Koordinationen und wissenschaftlichen Referent*innen in der Schader WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG ■ Teilnehmendenlisten der Veranstaltungen verglichen Stiftung im Mai 2019 teilgenommen und an dem mit einer Liste von migrantischen Organisationen, die dort initiierten Dialog von Wissenschaft und Praxis im Rahmen von Mikroprojekten durch das WIR-Lan- partizipiert. desprogramm in Erst- und Folgeanträgen gefördert wurden. 11 Die Auswertungen befinden sich im Anhang des vorliegenden Berichts ab Seite 57.
4.1 Die teilnehmenden Beobachtungen der Veranstaltungen des Kompetenzzentrums Das Kompetenzzentrum hat regionale Vernetzungs- Eine Auswahl von Vernetzungs- und Qualifizierungs- treffen, hessenweite Vernetzungstreffen sowie Quali- angeboten hat die wissenschaftliche Begleitung be- fizierungsmaßnahmen zu verschiedenen Themen an- obachtet. geboten. Weiter fanden sowohl telefonisch als auch Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Ver- persönlich Einzelberatungen von migrantischen Orga- anstaltungen von September 2017 bis August 2019: nisationen statt. Veranstaltungen von September 2017 bis August 2019 Zahl der Anzahl der Teilnehmenden Format Veranstaltungen Beobachtungen Halbtägige regionale Vernetzungstreffen12 5 4 Hessenweite Vernetzungstreffen13 2 2 Schulungen zur Antragstellung von Mikro projekten aus dem Landesprogramm WIR 8 3 Schulungen zur Umsetzung von Mikroprojekten 5 1 Schulungen zu Sachberichten und Verwendungsnachweisen 2 Von externen Referent*innen durchgeführte Schreibwerkstätten 2 Von externer Referentin angebotene Qualifi- zierung zum Thema Öffentlichkeitsarbeit 1 Summe 25 10 15 Die Veranstaltungen fanden in Flächenlandkreisen, Zu jeder teilnehmenden Beobachtung wurde ein Ver- mittleren Kreis- und Großstädten in ganz Hessen statt. laufsprotokoll der Veranstaltung erstellt. Bei den hes- WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG Mit 10 von 25 Veranstaltungen hat die wissenschaftli- senweiten Vernetzungstreffen konnten die parallel che Begleitung 40% der Vernetzungs- und Qualifizie- durchgeführten Workshops bzw. Foren nur teilweise rungsangebote beobachtet. mitverfolgt werden.
4.2 Leitfadengestützte Interviews Im Herbst 2018 und im ersten Halbjahr 2019 wurden Ein elftes Interview wurde mit einer kommunalen Ex- sieben leitfadengestützte Interviews mit neun Vertre- pertin geführt, in deren Stadt die Verwaltung beson- ter*innen von migrantischen Organisationen durchge- dere Anstrengungen zur Stärkung und Vernetzung von führt. migrantischen Organisationen unternommen hatte. Weiter wurden im Frühjahr 2019 zwei WIR-Koordina- Anonymisierte Kurzportraits zu den Vereinen, deren torinnen leitfadengestützt interviewt, in deren Regio- Vertreter*innen interviewt wurden, finden sich im Ab- nen gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum regiona- schnitt 6.1. Ebenso sind dort die methodische Vor- le Vernetzungstreffen stattgefunden hatten. Ebenfalls gehensweise aller Interviews und die Inhalte der Ge- interviewt wurde die Integrationsbeauftragte, in de- sprächsleitfäden beschrieben. ren Flächenlandkreis ein weiteres Vernetzungstreffen in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum angebo- ten wurde. 4.3 Rückkopplungen der Ergebnisse im Verlauf der formativen Evaluation 16 Die Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtungen Dabei fand auch eine permanente Reflexion auf die und der Befragungen wurden im Prozess der Fortent- übergreifenden Ziele des Kompetenzzentrums – Pro- WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG wicklung des Kompetenzzentrums Vielfalt an die Pro- fessionalisierung und Vernetzung – statt. Ebenso wur- jektleiterinnen zurückgekoppelt und mit ihnen dis- de auf die Frage nach Voraussetzungen für eine gute kutiert. Sie flossen ein in die Weiterentwicklung der Dialogpartnerschaft in den Kommunen eingegangen. Schulungen und die Konzepte der Vernetzungstreffen Die Ergebnisse dieser zahlreichen Reflexionsgesprä- regional und hessenweit. che sind Teil des Kapitels 6 sowie des Fazits.
5. ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN DES KOMPETENZZENTRUMS Im Folgenden werden die Ergebnisse der zuvor vor- Mit diesen 24 Veranstaltungen wurden insgesamt 123 gestellten Aktivitäten des Kompetenzzentrums aus der verschiedene Vereine in Hessen erreicht. Statistisch ge- Perspektive der wissenschaftlichen Begleitung zusam- sehen gab es 177 Vereinsteilnahmen mit 244 Perso- mengefasst dargestellt. nen. Das bedeutet, dass ein Verein im Durchschnitt an 1,44 Veranstaltungen teilgenommen hat. Zunächst eine quantitative Einordung: Dazu wurde aus- gezählt, wie viele verschiedene migrantische Organisa- Tatsächlich haben tionen mit den Vernetzungs- und Qualifizierungs-Ver- anstaltungen erreicht werden konnten. Es fanden statt: ■ 90 migrantische Organisationen an einer Veranstal- tung teilgenommen (73% von 123 erreichen Verei- ■ Vier regionale Vernetzungstreffen12 nen) ■ Zwei hessenweite Vernetzungstreffen ■ 18 migrantische Organisationen an zwei Veranstal- tungen teilgenommen (15%) ■ Acht Schulungen zur Antragstellung von Mikropro- jekten aus dem Landesprogramm WIR ■ 11 migrantische Organisationen an drei Veranstal- tungen teilgenommen (9%) ■ Zwei Schreibwerkstätten – für Projektanträge – durch- geführt von externen Referent*innen ■ und jeweils zwei an vier bzw. fünf Veranstaltungen (jeweils 2%). ■ Eine Qualifizierung zum Thema Öffentlichkeitsarbeit 17 – ebenfalls durch eine externe Referentin durchge- Soweit nicht anders angegeben wurden diese Ver- führt anstaltungen von den Projektleiterinnen entwickelt, ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN ■ Fünf Schulungen zur Umsetzung von Mikroprojekten durchgeführt und nach den Erprobungen reflektiert und weiterentwickelt. Zu allen Formaten – außer den ■ Zwei Schulungen zum Sachbericht und Verwen- regionalen Vernetzungstreffen – sind umfangreiche Prä- dungsnachweis sentationen entstanden, die ebenfalls auf Grundlage der gewonnenen Erfahrungen und Reflexionen stetig weiterentwickelt wurden. Diese Präsentationen haben inzwischen das Niveau selbsterklärender Handreichun- gen erreicht und stehen als solche auf der im August 2019 freigeschalteten Website des Kompetenzzent- 12 In der Tabelle im Abschnitt 4.1 sind fünf regionale Vernetzungs- rums Vielfalt Migrantenorganisationen zur Verfügung13. treffen genannt. Hier handelte es sich in einem Fall um ein von einer WIR-Koordinatorin initiiertes Treffen, an dem eine der bei- den Projektleiterinnen und die wissenschaftliche Begleiterin teil- nahmen. So ergibt es sich, dass in der Tabelle im Abschnitt 4.1 25 Veranstaltungen summiert werden, in dieser Aufzählung der 13 Vgl. die Materialsammlung auf der Website: https://www.kom- Veranstaltungen des Kompetenzzentrums lediglich 24 Veranstal- petenzzentrum-vielfalt-hessen.de/migrantenorganisationen/ tungen. material/kompetenzzentrum/ (Zugriff am 12.08.2019)
Die beiden hessenweiten Vernetzungstreffen wurden In allen Veranstaltungen kam ein Feedback-Bogen zum umfangreich dokumentiert. Diese Dokumentationen Einsatz, der auf einer Din-A-4-Seite übersichtlich fünf sind ebenfalls auf der Website zu finden14. Die regio- Einschätzungen auf einer vierstufigen Skala erfragte nalen Vernetzungstreffen wurden für die Teilnehmen- und zwei Fragen offen stellte und Platz zum Formulie- den dokumentiert. ren von Antworten anbot. Die Gesamtauswertung die- ser Bögen findet sich im Anhang. 5.1 Regionale Vernetzungstreffen Die ersten regionalen Vernetzungstreffen im Herbst bestehen Kooperationen mit etablierten, großen Bil- 2017 in einem Flächenlandkreis und einer Großstadt dungsträgern, Schulen oder Kirchen bzgl. der Raum- waren gut besucht. Sie dienten den Projektleiterinnen nutzung. Teilweise werden Beratungen in privaten zur Darstellung der geplanten Aktivitäten des Kompe- Räumen angeboten oder aber auch in öffentlichen tenzzentrums Vielfalt und zum Eruieren der Themen Räumen wie Cafés. Es wird aber auch von geplanten und Fragestellungen, die die migrantischen Organi- Veranstaltungen bzw. Aktivitäten berichtet, die we- sationen zur Sprache brachten. Bereits im November gen fehlender Räume nicht realisiert werden können. 2017 wurde in einem Vernetzungstreffen auch auf die Fehlende Räume werden auch als Hindernis im Be- Möglichkeit der Beantragung der Mikroprojekte im reich der Professionalisierung beschrieben. Mitglie- WIR-Programm verwiesen und Informationen dazu an- der eines Vereins, der keine Räume hat, können dies geboten. Es bestand allerdings die Notwendigkeit, die als negative Wirkung auf die Identität ihrer Organi- Anträge schnell zu verfassen und einzureichen, da die sation erleben. Eine potenzielle Chance, die diese Antragsfrist am 31.12.2017 endete. Problemlage enthält, ist die Notwendigkeit der Ko- operation von verschiedenen Organisationen un- Das von einer WIR-Koordinatorin organisierte Vernet- tereinander. Das Thema „Räume und kommunale zungstreffen fand ebenfalls im November 2017 statt. Angebote zur Raumnutzung“ wird in den Punkten Drei weitere regionale Vernetzungstreffen fanden im „Vernetzung“ und „Dialogpartner“ wieder auftau- Frühjahr 2018 und im Herbst 2018 statt. Lokalisiert wa- chen. ren sie in zwei Flächenlandkreisen und einer größeren Kreisstadt. Somit konnten verschiedene Regionen und ■ Rassistische Diskriminierung auch im Wohnungs verschiedene kommunale Strukturen beobachtet wer- markt: Im Zusammenhang mit den fehlenden Ver- den. einsräumen wurde in einer der regionalen Vernet- zungsveranstaltung auch darauf hingewiesen, dass Insgesamt wurden in den regionalen Vernetzungstref- Menschen mit persönlichen und familiären Einwan- fen, die die Projektleiterinnen gemeinsam mit den In- derungs- und Migrationsgeschichten, insbesondere tegrationsbeauftragten und WIR-Koordinatorinnen vor Menschen, die sich selbst als PoC – People of Co- Ort vorbereitet und geplant haben, 34 verschiedene 18 lour – bezeichnen könnten, von massiver rassistischer Vereine erreicht. Diese wurden von insgesamt 57 Ver- Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt betroffen einsmitgliedern bzw. Vorständen vertreten. ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN sind16. Es folgen hier Themen bzw. Beschreibungen von Prob- ■ Überforderung – Überlastung von ehrenamtlich Tä lemen, die die teilnehmenden Vertreter*innen migran- tigen: Mehrere Teilnehmende berichteten, dass sie tischer Organisationen auf die Fragen nach Bedarfen eine hohe Nachfrage nach ihrem ehrenamtlichen und Wünschen nannten15. Engagement verzeichnen, z.B. im Bereich der Über- ■ Die Mehrzahl der vertretenen Vereine hat keine ei- setzung für Deutschlernende, die sich bei Ärzten, genen Vereins-Räume. Während in Bezug auf viele Fragestellungen eine große Bandbreite von unter- schiedlichen Antworten der Organisationen vorge- 16 Das Thema Wohnen steht auch im Mittelpunkt des folgenden funden werden kann, ist das Fehlen von Räumen ein Beitrags: Sebastian Beck: Migrantenmilieus als Schlüssel zur verbreitetes und verbindendes Problem. Zum Teil Stadtgesellschaft von morgen. In: Groß, T. / Huth, S. / Jagusch, B. / Klein, A. / Naumann, S. (Hrsg): Engagierte Migranten. Teil- habe in der Bürgergesellschaft. Schwalbach/Ts. 2017. Auf eine Sensibilisierung für das Thema rassistische Diskriminierung zielt 14 S.o. auch die Publikation von Alice Hasters: Was weiße Menschen 15 Zurückgegriffen wird dabei auf die Protokolle von vier teilnehmen- nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten. Mün- den Beobachtungen und vier Protokolle der Veranstalterinnen. chen 2019.
in der Verwaltung oder in anderen alltäglichen Si- hauptamtlichen Strukturen angebotenen Unterstüt- tuationen eine Unterstützung für die Verbesserung zungen – zu haben. Eine Möglichkeit sei die Erstel- der Verständigung wünschen. Mehrheitlich üben lung eines Wegweisers, z.B. in leichter Sprache – in die Teilnehmenden der Vernetzungsveranstaltun- stets aktualisierter Form. In einer Region war ein sol- gen anspruchsvolle berufliche Tätigkeiten aus, man- ches Produkt in Arbeit. che auch im Schichtdienst. Einige berichteten, dass sie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geraten seien. ■ Gute Verweisberatung kann durch gute Kooperati- Manchmal wird ausgesprochen, dass diese bisher onen der Akteure an Qualität gewinnen. Eine Ver ehrenamtlich geleistete Arbeit nur noch im Kontext netzung der migrantischen Vereine und der Vereine, einer Erwerbsarbeit geleistet werden könne. die sich um Integration allgemein oder insbesonde- re für Geflüchtete bemühen, wird als sinnvoll erach- ■ Fehlende Anerkennung kann sich z.B. darin zeigen, tet. Der Anfang dazu wäre ein zugänglicher Vertei- dass keine Fahrtkosten oder Aufwandsentschädigun- ler mit allen Kontaktdaten – als ein erster Schritt. Ein gen angeboten bzw. bezahlt werden. zweiter Schritt wäre der oben angesprochene schrift- liche Wegweiser. ■ Die Förderung der Vereinsarbeit erfolgt bisher – wenn überhaupt – nur in Projektform, also zeitlich ■ Es wurde in einer ländlichen Region der Wunsch ge- befristet und mit den bekannten Einschränkungen äußert, bestehende Vernetzungs-Strukturen vor Ort von Projektausschreibungen. Mehrere Teilnehmen- zu stärken, damit sich die Vereine nicht in die nächs- de von Vernetzungstreffen fordern eine kontinuier- te Großstadt mit besseren Strukturen wenden müs- liche Förderung ihrer Vereinsarbeit, z.B. im Rahmen sen. Hier wird deutlich, wie das Thema Vernetzung einer Förderung ihrer Geschäftsstelle. Im Hinblick auf in Flächenlandkreisen anders zu bearbeiten ist als in Nachhaltigkeit ihrer Arbeit sei dies von besonderer (Groß-)städten. Auch die Anziehungskraft der Groß- Bedeutung17. städte oder städtischen Ballungsräume auf Zuge- wanderte erklärt sich z.T. aus den dort vorhandenen ■ Projektförderung zu beantragen stellt sehr hohe An- – möglicherweise auch besser vernetzten – Unterstüt- forderungen an die Vereine. Es tauchte in einer Ver- zungsstrukturen, die sowohl ehrenamtlich als auch anstaltung der Wunsch auf, dass eine kommunale hauptamtlich sein können. Servicestelle die Anträge schreiben sollte. ■ Es tauchten auch Fragen zu der Beantragung der Mi ■ Ein Vertreter eines Vereins beschrieb, dass seine Or- kroprojekte auf, da diese Fördermöglichkeiten schon ganisation neue Mitglieder gewinnen möchte. Dies ab Spätsommer und Herbst 2017 in den regionalen könne nur durch eine verbesserte, wirksame Öffent Vernetzungstreffen vorgestellt wurden. Diese Fra- lichkeitsarbeit gelingen – ein klarer Wunsch nach gen bezogen sich z.B. auf Aufwandsentschädigun- Qualifizierung, dem im Übrigen im weiteren Projekt- gen und Konditionen eines Minijobs. Auch die Idee verlauf auch nachgekommen wurde. einer gemeinsamen Antragstellung durch eine erfah- ■ Vergleichsweise viele Organisationen berichten, rene und eine weniger erfahrene migrantische Or- 19 dass sie – ehrenamtlich – Unterstützung für Geflüch ganisation wurde vorgetragen. Diese Fragen wurden ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN tete leisten18. Sinnvoll könne eine solche Unterstüt- von den Projektleiterinnen mit dem Regierungspräsi- zung aber nur in Form einer guten Verweisbera dium und dem Integrationsministerium geklärt und tung sei. Dafür sei es notwendig, einen Überblick im Protokoll beantwortet. Teilweise wurden Weblinks über existierende Angebote – vor allem auch der in zur Verfügung gestellt, die weiterführende Informati- onen bereithielten, z.B. zu Vereinsrecht oder zu den Mini-Jobs. 17 In einem Artikel von Vertreterinnen der „neuen deutschen or- Der erreichte Vernetzungsgrad sowie die Nachfrage ganisationen“ lassen sich solche Forderungen, z.B. nach „Struk- bzw. der Wunsch nach weiteren Vernetzungsaktivitäten turförderung von Migrantenorganisationen“ (S. 41) in ganz ähn- lichem Wortlaut nachlesen. Vgl. Meral El / Gün Tank / Julia Mi-ri ist in den fünf besuchten Regionen unterschiedlich arti- Lehmann: neue deutsche organisationen. In: Migration und So- kuliert worden. Er reicht von schon bestehenden Netz- ziale Arbeit – Zivilgesellschaftliches Engagement von Migrantin- werkstrukturen – auch aufgrund vorhergehender Pro- nen und Migranten. 41. Jg., H.1 2019, S. 39 – 42. jekte – bis hin zu vergleichsweise geringem Interesse 18 Vgl. dazu auch: Susanne Huth, INBAS Sozialforschung GmbH: Die Rolle von Migrantenorganisationen im Flüchtlingsbereich. an einer Vernetzung untereinander. Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen. Studie mit Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Migrati- on, Flüchtlinge und Integration. Frankfurt/Main. Mai 2019
Die Projektleiterinnen vom Kompetenzzentrum Vielfalt Zusätzlich wurden zwei offene Fragen gestellt mit Platz haben die regionalen Vernetzungstreffen grundsätzlich zum Formulieren eigener Statements. Die erste Frage in Kooperation mit den regionalen Integrationsbeauf- lautete „Was ist ihnen wichtig in der gemeinsamen Zu- tragten und WIR-Koordinationen geplant und durch- sammenarbeit?“ und die zweite „Was hat Ihnen nicht so geführt. Vorhandene Ansätze konnten dabei gewür- gut gefallen? Was könnten wir verbessern?“. digt und einbezogen werden und die Entstehung von Doppelstrukturen wurde verhindert. Die in den regio- Wichtig waren den Teilnehmenden die Vernetzung nalen Vernetzungstreffen geäußerten Vernetzungswün- selbst und der Austausch mit anderen Vertreter*innen sche und –ideen der teilnehmenden Vereine müssen von migrantischen Organisationen, dabei vor allem der im Anschluss an diese Veranstaltungen durch kommu- Austausch von Erfahrungen und Ideen. Kontinuität wur- nale Ressourcen vor Ort weiterverfolgt und umgesetzt de mehrmals als bedeutsam genannt, relevante Infor- werden. mationen schnell zu erreichen und auch „flache Hier- 20 archien“, was möglicherweise den Wunsch nach einer Die Feedback-Bögen aus den vier regionalen Vernet- Kommunikation auf Augenhöhe unter allen Beteiligten ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN zungstreffen zeigen ein Bild großer Zufriedenheit19. ausdrückt. Gefragt wurde nach dem allgemeinen Gefallen des Treffens, der Vorbereitung der Mitarbeiterinnen der Auf die Frage nach Verbesserungswünschen wurde le- Kompetenzzentrums Vielfalt Migrantenorganisationen, diglich in einem südhessischen Flächenlandkreis ge- der Möglichkeit, eigene Themen und Ideen gut vorzu- antwortet. Hier wurde mehr Raum bzw. Zeit für das – stellen und nach der Stimmung in der Veranstaltung. informelle – Kennenlernen der Kolleg*innen aus den Es konnte auf einer vier-stufigen Skala gewertet wer- anderen Vereinen gewünscht. Diese Anregung wurde den, die an Schulnoten 1 – sehr gut bis 4 - befriedigend schon für nachfolgende Veranstaltungen aufgenom- erinnerte. In allen Kategorien und in allen Veranstaltun- men. gen waren die Noten besser als 2,0. D.h. dass in allen Dimensionen eine sehr hohe bis hohe Zufriedenheit ausgedrückt wurde. 19 Die Auswertungen der Feedbackbögen sind ab S. 57 im Anhang abgebildet.
5.2 Hessenweite Vernetzungstreffen Im ersten hessenweiten Vernetzungstreffen 2018 stan- Die Workshops waren durch Leitfragen strukturiert und den 26 migrantische Organisationen auf der Teil- wurden durch jeweils zwei Moderatorinnen geleitet nehmenden-Liste und 40 Teilnehmende. Im zweiten und dokumentiert21. Vernetzungstreffen 2019 waren 28 migrantische Orga- nisationen verzeichnet, diesmal mit 45 Teilnehmenden. Die Ergebnisse der Workshops machten deutlich, dass Vier Vereine haben an beiden Vernetzungstreffen in migrantische Organisationen die Fortentwicklung ihrer Gießen und Frankfurt teilgenommen. Insgesamt nah- Vereinsstrukturen und die Professionalisierung für not- men 50 verschiedene Vereine an den beiden überre- wendig erachten, um als Organisationen zukunftsfähig gionalen Vernetzungstreffen teil. Es wurden also beim zu bleiben. Allerdings gehen sie auch davon aus, dass zweiten hessenweiten Vernetzungstreffen 24 neue Ver- sie für diese Entwicklungen Unterstützung brauchen. eine erreicht. Benötigt wird z.B. Wissen zur Fördermittelakquise und zum Projektmanagement. Für Vereine relevante Infor- Das erste hessenweite Vernetzungstreffen fand im Au- mationen sollten außerdem gebündelt und leicht zu- gust 2018 in Gießen statt. Nach einer Eröffnungsre- gänglich werden. Ein Wunsch, der in Form der Schu- de durch die für Integrationsfragen verantwortliche, lungen und in Form der dafür entwickelten Materialien hauptamtliche Stadträtin der Stadt Gießen, Frau Ei- vom Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisatio- belshäuser, und den damaligen Staatssekretär und nen erfüllt wurde. Inzwischen sind alle diese Materiali- Bevollmächtigten für Antidiskriminierung im Hessi- en auch gebündelt auf der Website des Kompetenz- schen Ministerium für Soziales und Integration – HMSI, zentrums zu erreichen. Herrn Klose, wurde das Kompetenzzentrum Vielfalt Migrantenorganisationen durch die zuständige Refe- Im Hinblick auf die Dialogpartnerschaft mit den Kom- ratsleiterin, Frau Schindel, und eine Mitarbeiterin des munen wurde u.a. auch der Wunsch ausgedrückt, in Integrationsreferats des HMSI, Frau Nickel, sowie die der Verwaltung mehr Diversität anzutreffen. Eine feste Projektleiterinnen des Kompetenzzentrums Vielfalt Ansprechperson in der Verwaltung, die für die migran- Migrantenorganisationen, Frau Mesgina und Frau Ros- tischen Organisationen und ihre Anliegen zuständig, si, vorgestellt. offen und sensibel für die Rahmenbedingungen der migrantischen Organisationen ist, wurde als Vorausset- Frau Dr. Zitzelsberger von der Technischen Universität zung für eine gelingende Partnerschaft mit den Kom- Darmstadt rundete den ersten Teil der Veranstaltung munen erachtet. Die Kooperation solle auf Augenhöhe mit einem Referat über die Bedeutung von Migranten- und von gegenseitiger Wertschätzung gekennzeichnet organisationen ab. Nach einer für die informelle Ver- sein. netzung zur Verfügung stehenden Kaffeepause wurde die Arbeit in drei Workshops zu zwei Workshop-The- Die Feedbacks zu dem ersten hessenweiten Vernet- men fortgesetzt. Das erste Thema war die „Professi- zungstreffen zeigen, dass wiederrum eine sehr hohe 21 onalisierung der Vereinsarbeit“, das zweite „Migran- bis hohe Zufriedenheit ausgedrückt wurde. Eine be- tenorganisationen als Dialogpartner für Politik und sonders hohe Zustimmung fand die Auswahl der Work- ERGEBNISSE DER VERANSTALTUNGEN Verwaltung“20. Zum ersten Thema wurden zwei Grup- shop-Themen. Auf die Frage, ob die Teilnehmenden pen gebildet. Nach einer weiteren Pause, in der auch sich für die Zukunft regelmäßige Vernetzungstreffen die Gruppenarbeitsergebnisse an Pinnwänden sicht- wünschen, wurde ganz überwiegend mit „Ja!“ oder bar gemacht wurden, stellten die Moderatorinnen, die „Definitiv“ geantwortet. Es wurden auch die Wünsche die Workshops geleitet hatten, gemeinsam mit Teilneh- geäußert, mehr Zeit zum informellen Vernetzen zu fin- menden die Ergebnisse im Plenum vor. Nach einem den sowie mehr Zeit für die Workshops und die the- von den Vertreterinnen des HMSI und den Projektlei- matische Zusammenarbeit mit den anderen migranti- terinnen gezogenen Fazit war nochmals Zeit für infor- schen Organisationen. Beide Anregungen wurden im mellen Austausch an einem Buffet. zweiten Vernetzungstreffen im Juni 2019 in Frankfurt umgesetzt. 21 Die Gesamtdokumentation findet sich auf der Website des Kom- petenzzentrums Vielfalt Migrantenorganisationen: https://www. 20 Beide Workshop-Themen werden im vorliegenden Bericht unter kompetenzzentrum-vielfalt-hessen.de/migrantenorganisatio- Punkt 6 wieder aufgenommen. nen/material/kompetenzzentrum/
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