SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
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SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur DOKUMENTATION 29. November 2019 Konzerthaus Klagenfurt Blauer Saal www.kulturstiftung.at
Impressum Herausgeber, Medieninhaber: Kärntner Kulturstiftung KKS | Liesersteggasse 14, 9800 Spittal an der Drau vertreten durch: Mag.a Dr.in h. c. Monika Kircher, Mag. a Ina Maria Lerchbaumer, Dr. Adolf Rausch Für den Inhalt verantwortlich: Kärntner Kulturstiftung KKS Die inhaltliche Verantwortung der einzelnen Beiträge liegt bei den jeweiligen Autor*innen. Gestaltung: Telos werbung & pr, Mag. Wolfgang Stefaner | 9161 Maria Rain Herstellung: druck.at Druck- und Handelsgesellschaft mbH | 2544 Leobersdorf © 2020
INHALT Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« 2 IMPRESSUM 4 PROGRAMM 5 VORWORT 6 VORSTAND UND KURATORIUM 7 DIE KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG KKS IMPULSREFERATE 8 DI Dr. Peter Nigst Vorsitzender Fachbeirat Baukultur 10 Mag.a Melitta Moschik Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst 12 Mag. Gerhard Lehner Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst 18 Mag. Robert Schabus Vorsitzender Fachbeirat Elektronische Medien, Fotografie und Film 19 Mag.a Gabriele Russwurm-Biro Vorsitzende Fachbeirat Literatur 21 Mag. Bernhard Wolfsgruber Vorsitzender Fachbeirat Volkskultur 25 Mag.a Dr.in Lisa Rettl Vorsitzende Fachbeirat Wissenschaft 27 Mag. Gilbert Isep Kunstverein Kärnten 29 Angelica Ladurner Ensemble Porcia 31 Dr.in Erika Schuster Kulturinitiative Künstlerstadt Gmünd 35 Ing. Stefan Schweiger Trigonale 39 Mag. Johanes Zechner Zeitgenössische Kunst 44 Mag.a Alina Zeichen ig…kikk – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroŝka 46 IMPRESSIONEN 47 DANKSAGUNG 3
PROGRAMM Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« 29. November Symposium der Kärntner Kulturstiftung KKS 2019 »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« 10.00 bis 18.00 Uhr Konzerthaus Klagenfurt | Blauer Saal 10.00 bis 10.30 Uhr Begrüßung durch die Stiftungsvorstände Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher Mag.a Ina Maria Lerchbaumer Dr. Adolf Rausch Vorstellung des Kuratoriums Dr.in Maria Haderlap Mag. Robert Hofferer Klaus Littmann MMag.a Julia Malischnig Martin Traxl 10.30 bis 12.30 Uhr Statements der Vorsitzenden der Fachbeiräte DI Dr. Peter Nigst | Baukultur Mag.a Melitta Moschik | Bildende Kunst Mag. Gerhard Lehner | Darstellende Kunst Mag. Robert Schabus | Elektronische Medien, Fotografie und Film Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Literatur Mag. Bernhard Wolfsgruber | Volkskultur Mag.a Dr.in Lisa Rettl | Wissenschaft 12.30 bis 13.30 Uhr Mittagessen 13.30 Uhr Eintreffen der für den Nachmittag geladenen Gäste 14.00 Uhr Begrüßung und Präsentation der Ziele der KKS durch die Stiftungsvorstände Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher Mag.a Ina Maria Lerchbaumer Dr. Adolf Rausch Vorstellung des Kuratoriums Dr.in Maria Haderlap Mag. Robert Hofferer Klaus Littmann MMag.a Julia Malischnig Martin Traxl Präsentation des Films der KKS von Gernot Stadler 14.30 bis 16.00 Uhr Statements der Gastredner*innen Mag. Gilbert Isep Angelica Ladurner Dr.in Erika Schuster Ing. Stefan Schweiger Mag. Johanes Zechner Mag.a Alina Zeichen 16.00 bis 16.30 Uhr Kaffeepause 16.30 bis 18.00 Uhr Moderierte Statements der Teilnehmer*innen Erik Rippmann MBA | Moderation 4
VORWORT Wir schätzen, fördern & vernetzen S chon seit Jahrhunderten haben Menschen mit außerordentlichen Talenten in Kärnten außergewöhnliche Kunstwerke geschaffen. Auch heute ist die Dichte herausragender Künstler*innen und Kulturschaffender in diesem Land sehr hoch. Nach Überwindung der großen finanziellen Bürden der Vergangenheit besteht jetzt die Chance, sich als Kulturland national und international zu positionieren. Die Kärntner Kulturstiftung – als erste und einzige allgemeine und gemeinnützige Kunst- und Kulturstiftung Österreichs – nimmt sich dieser Aufgabe an. Unsere außerordentliche Wertschätzung gilt der künstlerischen Arbeit sowie der Vermittlungs-, Veranstaltungstätigkeit, deshalb werden wir NICHT in Konkurrenz zu bestehenden Veranstaltungen und Veranstalter*innen treten. Wir möchten ausschließlich Plattform sein und damit auf vielfältigste Art und Weise Künstler*innen und Kulturschaffende unterstützen sowie auf der Metaebene vernetzen. Wir werden auch NICHT die Politik entlasten, sie muss mehr Geld für Kultur bereitstellen! Wir werden auch NICHT im Sinne des Gießkannenprinzips fördern. Die Fördermittel der Kulturstiftung werden auf der Basis von Calls vergeben, deren inhaltliche Ausrichtung seitens unseres fachlich hochkarätig besetzen Kuratoriums bestimmt wird. Dies sollen Leuchtturmprojekte sein, die der Lage des Landes Kärnten als Schnittstelle verschiedener Sprachen und Kulturen gerecht werden. Durch das Zutun des Landes Kärnten als Partner und mit Hilfe von privaten Stifter*innen und Sponsor*innen können wir mit einem zugesagten Stiftungskapital von rund einer Million Euro unsere Arbeit beginnen. Österreich verfügt erfreulicherweise seit 2015 über ein Stiftungs- und Fondsgesetz für gemeinnützige Stiftungen mit entsprechend attraktiven steuerlichen Anreizen für Mäzen*innen. Stiftungen sind zum Unterschied von Vereinen auf lange Dauer und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Daher sieht das Gesetz auch eine mehrjährige Bindungsfrist der Vermögenszu- wendungen vor. Die Kärntner Kulturstiftung ist ein innovatives Projekt, das durch sein duales Prinzip auch die Zivilgesellschaft in die Pflicht nimmt. So sind alle kulturinteressierten Unternehmer*innen und Privatpersonen sowie Institutionen dazu aufgerufen, die Kärntner Kulturstiftung zu unterstützen. Schon viele haben sich dieser zukunftsweisenden Idee angeschlossen und sichern damit der Kärntner Kulturstiftung die finanzielle Basis, auf der die Förderungsmög- lichkeiten der Zukunft beruhen. Daraus resultiert eine große Verantwortung für den Stiftungsvorstand und das Kuratorium. Unsere Aufgabe ist es, Kärntner Künstler*innen und ihr Schaffen vor den nationalen und internationalen Vorhang zu holen und neue Wege der revolvierenden Mittelaufbringung zu entwickeln. Wir sind sehr dankbar dafür, dass sich anlässlich dieses Symposiums eine so große Anzahl von Expert*innen bereit erklärt haben, ihre Sicht darzulegen und sowohl die Stärken als auch die Lücken der gegenwärtigen Situation anzu- sprechen. Ihre wertvollen Statements bilden die Basis für alle weiteren Überlegungen und Richtungsentscheidungen des Stiftungsvorstandes und den Ausgangspunkt zur Entwicklung einer Idee für den ersten Call seitens des Kuratoriums. Herzlichen Dank für Ihre Expertise und Unterstützung! Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher Mag.a Ina Maria Lerchbaumer Dr. Adolf Rausch 5
VORSTAND UND KURATORIUM DER KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG Wir schätzen, fördern & vernetzen Foto: © Martin Rauchenwald v.l.: Mag.a Ina Maria Lerchbaumer Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher Dr. Adolf Rausch Die Initiator*innen Der Stiftungsvorstand Mag.a Dr.in h. c. Monika Kircher – langjährige Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG und Aufsichtsrätin in verschiedensten Unternehmen Mag. a Ina Maria Lerchbaumer – Geschäftsführerin der Antonina Betriebs- und Verwaltungs- GmbH und nachgelagerter Gesellschaften Dr. Adolf Rausch – Wirtschaftstreuhänder, Stiftungsexperte sowie Kärntens Vertreter im Verband gemeinnütziger Stiftungen Diese drei Personen vertreten die Kärntner Kulturstiftung als Stiftungsvorstände nach außen und üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. v.l.: Martin Traxl Dr.in Maria Haderlap Klaus Littmann MMag.a Julia Malischnig Mag. Robert Hofferer Foto: © Martin Rauchenwald Das Kuratorium Dr.in Maja Haderlap – Literatin, Dramaturgin und Bachmannpreisträgerin Mag. Robert Hofferer – Kunst- und Kulturmanager, Mitglied der europäischen Filmakademie Klaus Littmann – international tätiger Kunstvermittler, der mit der Kunstintervention »For Forest – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur« der Stadt Klagenfurt große nationale und internationale Aufmerksamkeit gebracht hat MMag.a Julia Malischnig – Musikerin und Sängerin, Begründerin des internationalen Gitarren- festivals am Millstätter See und Leiterin des internationalen Gitarrenfestivals „La Guitarra Erl“ Martin Traxl – Kuratoriumsvorsitzender, ORF-TV-Kulturchef 6
DIE KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG KKS Wir schätzen, fördern & vernetzen Zielsetzungen Die Kärntner Kulturstiftung KKS verfolgt das Ziel, Kärnten als einzigartigen Kreativraum Wir mit herausragenden Talenten national und international sichtbar zu machen. Sie will die Identität Kärntens, insbesondere unter Einbeziehung der angrenzenden Regionen, als schätzen Land mit innovativen Zukunftsstrategien stärken. Schwerpunkte Die Kärntner Kulturstiftung fördert herausragende künstlerische Ideen, Talente und freie Kulturinitiativen, innovative, zukunftsorientierte Projekte sowie Produktionen mit Wir internationaler Ausrichtung. Dies erfolgt primär in Form von öffentlich ausgeschriebenen fördern Wettbewerben. Das Kuratorium empfiehlt dafür Schwerpunkte, und definiert den Kriterien- Mix für die Vergabe. Im Falle besonderer kurzfristiger Chancen, aber auch in Krisensituationen, werden Projekte ohne Ausschreibung verwirklicht. Sie müssen dem Stiftungszweck entspre- chen. Die Stiftung wird Ihre Tätigkeit über eine Website und durch schriftliche Publikationen dokumentieren. Plattform Als Plattform und Kulturbotschafterin möchte die Kärntner Kulturstiftung die geistige Wir und kulturelle Zukunft und Identität unseres Landes positiv mitgestalten. Es ist ihr ein besonderes Anliegen zukunftsweisende Impulse im Kunst- und Kulturbereich zu setzen. vernetzen Dies kann über die Website erfolgen, aber auch über Fachsymposien sowie durch Zusam- menarbeit mit anderen Stiftungen. Die KKS versteht sich als unabhängige und nachhaltige Organisation. Sie initiiert Kultur- förderung durch die Zivilgesellschaft – zusätzlich bzw. unabhängig von der öffentlichen Kulturförderung. Weiters möchte sie kunst- und kulturaffine Persönlichkeiten und Organisationen zusammenführen. Die KKS versteht sich nicht als Veranstalterin, sondern als Initiatorin und Ermöglicherin von Kunst- und Kulturprojekten. Sie stellt hierfür ihre Strukturen zur Verfügung. Vermögensausstattung Die KKS finanziert sich durch Mäzen*innen (Zuwendungen über 50.000,-- Euro), Förder*innen (bis 50.000,--), Spender*innen (bis 25.000,-- Euro), Sponsor*innen und über Nach- und Zustiftungen, Vermächtnisse und sonstige Erträge, ergänzt durch Bundes- und Landesförde- rungen. Die Verträge mit Mäzen*innen, Förder*innen und Sponsor*innen werden entsprechend der attraktiven steuerlichen Anreize des EStG bzw. des BFStG an deren Gegebenheiten und spezifische Zielsetzungen individuell angepasst und über die Dauer von drei und mehr Jahren abgeschlossen. Die Kärntner Kulturstiftung lädt Unternehmen und Organisationen sowie alle Bürger*innen ein, Teil dieser gesellschafts- und länderübergreifenden Idee zu werden. 7
DI Dr. Peter Nigst | Vorsitzender Fachbeirat Baukultur Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo – Dabei ist auf die Qualitäten der Landschaft bzw. Kulturlandschaft als unverzichtbarer Teil unseres Lebensraumes zu achten, Siedlungs- räume und Tourismusbegehrlichkeiten sind zu begrenzen und insgesamt ist ortsverträglicher zu bauen. Zur Begutachtung und Beratung haben wir die Einrichtung eines externen Bei- rates nach den gut funktionierenden Modellen in Südtirol und Tirol eingefordert, der auf diese Qualitäten im Detail achtet. Es ist dabei wich- tig, aus den Erfahrungen der benachbarten Länder im Alpen-Adria-Raum zu lernen und bewusst erfahrene Personen mit ihrer Experti- H erzlichen Dank für die Einladung an die Stiftungsvorstände und das Kuratorium der Kärntner Kulturstiftung! se in die praktische Detailarbeit dieses neu zu schaffenden Gremiums einzubeziehen, damit diese frei und unabhängig von lokalen „Ver- Ich möchte ein kurzes Statement zu den Inten- pflichtungen“ agieren können. Das wäre ein tionen des Fachbeirats für Baukultur vortragen: guter Ansatz. – aber noch ist die Finanzierung nicht sicher gestellt. Es besteht natürlich ein In den Fachbeirat für Baukultur des KKG sind direkter Zusammenhang mit der gesetzlichen 2018 der Architektenkollege Werner Lorenz Überarbeitung des Kärntner Raumordnungs- Kircher und ich neu berufen worden und bilden gesetzes, als verbesserte Basis, auf der agiert zusammen mit den bewährten Mitgliedern werden kann. Sonja Gasparin und Eva Rubin, sowie Christa Binder, Fritz Breitfuss, Gerhard Kopeinig und Neben der begonnenen Tendenz zur Ortskern- Ernst Roth das Gremium unter meinem Vorsitz. stärkung und damit Gemeinwohlstärkung in diesbezüglichen Masterplänen wird von unse- Klarerweise ist es das Bemühen unseres Gremi- rer Seite angeregt, bei regionalen Prozessen ums das Bewusstsein für Baukultur zu stärken und Verfahren des Landes und der Gemeinden und den Dialog über baukulturell relevante Fra- bereits konkrete Beratungsgespräche in die gen und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen Vorbereitungsphasen zu integrieren, wo es engagiert zu führen. Wir stimmen dabei mit den schon um Weichenstellungen für die grund- Leitlinien des vom Bund in Auftrag gegebenen sätzlichen Entscheidungen geht. Auch dafür 3. Baukulturreports überein, der für künftige könnte das zuvor genannte Gremium für Ge- Entwicklungen gewisse Szenarien beleuchtet meinden, deren Bürgermeister*innen und auch und deren mögliche Auswirkungen und daraus für Bauwerber*innen wichtige aufklärende Ar- sich ergebende sinnvolle Maßnahmen skizziert. beit leisten. In Verantwortung für das Land Kärnten sind Weiterer Schwerpunkt des FB Baukultur stellt wir dabei u. a. folgende Schwerpunkte zu set- der öffentliche Raum mit seiner allgemeinen zen und deren Umsetzung einfordern: (kostenlosen) Zugänglichkeit etwa zu See- ufern, zu Erholungszonen dar. Er soll als wert- Allergrößte Priorität liegt bei der Verbesserung voller Lebensraum mit seinen Qualitäten er- und Veränderung des Umganges mit Land- kannt, geschützt, gestärkt und, wenn nicht schaft - um Flächen und andere Ressourcen ausreichend vorhanden, auch neu widmungs- mit Bedacht zu nutzen. mäßig gesichert werden. Seine pflegliche Be- 8
DI Dr. Peter Nigst | Vorsitzender Fachbeirat Baukultur Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« handlung und Gestaltung hat oberste Priorität. ren Wichtigkeit für unseren Lebensraum. Hier Die Bindung öffentlicher Gelder an Qualitäts- besteht der dringende Wunsch in speziell ent- wettbewerbe und die Verbesserung von Aus- wickelten Projekten dem Rechnung zu tragen wahlverfahren wird von uns verstärkt einge- – etwa mit dem Aufbereiten eines grenzüber- fordert. Sie soll in ihren Ergebnissen konsequent schreitenden Filmprojektes für 2021 (Kärnten der Gemeinwohlstärkung dienen. Jahresthema „Baukultur“) und mit einer kontinu- ierlichen 14-tägigen oder monatlichen Artikelse- Zum Thema Erhalt und Neubau werden wir rie, die natürlich finanziell unterstützt werden darauf deutlich aufmerksam machen, dass müsste, um Bewusstsein für Baukultur zu ent- ausgewiesene erhaltenswerte Bausubstanz, wickeln und geeignete Strukturen zu fördern. aber auch solche von ortsraumbildender Be- deutung, die vom Denkmalamt noch nicht ab- Das über Anregung des FB für Baukultur neu gedeckt ist, sinnvoll berücksichtigt und bei geschaffene Architekturstipendium des Landes Leerstand mit neuen Nutzungen revitalisiert Kärnten kann sich hier mit erstmaligen Bearbei- wird. Hier gibt es dringenden Bedarf, damit tungen thematisch gut einklinken, die den Blick nicht durch Investor*innen noch mehr, das auf Baukulturleistungen dieser Zeit lenken und identitätsstiftend ist, demoliert und gewinn- zu deren Neubewertung deutlich beitragen. bringend vermarktet wird. Ich verweise da auch Auch vom Architekturstudiengang der FH in auf die österreichweite Aktion „Bauten in Not“. Spittal an der Drau sind immer wieder wichtige Beiträge zu baukulturellen Fragestellungen zu Dabei spielt auch das vor 3 Jahren von mir und erwarten und für Studierende daher Anreize zu Kolleg*innen als gemeinnütziger Verein gegrün- schaffen (durch Wettbewerbe, kooperierende dete und in Aufbau befindliche Bauarchiv Kärn- Studien etc.). ten eine wichtige Rolle, um Bewusstsein spezi- ell für wertvolle Bauten der Nachkriegszeit zu Die in verschiedenen Ausstellungen gezeigten schaffen und abgelaufene städtebauliche Ent- prämierten Arbeiten z. B. des Landesbaupreises, wicklungsprozesse zu dokumentieren und ak- des Bauherrnpreises oder auch der Holzbau- tuell zu diskutieren, bzw. Schlüsse für Künfti- preise stellen sehr gutes Anschauungsmaterial ges daraus zu ziehen. Auch die Sicherung von dar und bieten ein Umfeld in Richtung Architek- VL und NL mit geeigneter Archivierung und turqualität und baukultureller Verantwortung. deren Digitalisierung sowie wissenschaftlichen Zugleich verbleibt aber im Hintergrund eine Bearbeitung zählen zu wichtigen Aufgaben. zweite zu kritisierende, sich fortschreibende Das Bauarchiv Kärnten bedarf zusammen mit Realität, die es drastisch zu verändern gilt. Ein dem ArchitekturHaus Kärnten in seiner Grund- Arbeitsauftrag für Viele… ausstattung und bei einer Reihe von sonst nicht möglichen Einzelprojekten zur Vermittlungstä- Wir wollen natürlich mit unserem ehrenamtli- tigkeit finanzieller Unterstützung (Ausstellun- chen Engagement im Kulturgremium auch die gen, Publikationen, Diskussionen, Exkursionen Gewissheit, dass etwa von uns eingebrachte etc.) - über die Tätigkeit des Bauarchiv Kärnten Resolutionen, die sehr kritische Hinweise bein- können sie erste Zwischenergebnisse auf der halten, beachtet und nicht schubladisiert wer- Homepage des ArchitekturHaus Kärnten ent- den – und vielleicht können wir die Unterstüt- nehmen, das auch unser Vereinssitz ist. zung für einzelne wichtige Projekte seitens ihrer Kulturstiftung erhalten. Mit solchen Inhalten Zugleich fehlt noch immer eine qualitativ gute würden wir im Detail gerne auf Sie zukommen. und kontinuierliche mediale Berichterstattung über Architektur und Baukulturfragen und de- Danke für ihre Aufmerksamkeit! 9
Mag.a Melitta Moschik | Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo • Galerie Walker auf Schloss Ebenau in Weizelsdorf/Feistritz i. R., Fam. Walker • Museum am Bach in Ruden/Kraßnitz, Leitung Alex Samyi • Domenig Steinhaus in Steindorf, Steinhaus Günther Domenig Privatstiftung • Museum Liaunig in Neuhaus Fam. Liaunig W as läuft gut, wo gibt es gute Ansätze? Welche Wünsche gibt es? POSITIONIERUNG AUTHENTISCHER ORTE POSITIONIERUNG DER STADT KLAGENFURT • Künstlerstadt Gmünd • Gründung eines Kulturzentrums in Klagenfurt Die Kulturinitiative Gmünd konnte in den Ein Begegnungsort, wo Künstler*innen ihre letzten 20 Jahren die Stadt erfolgreich als Ateliers haben und regelmäßige Veranstal- Künstlerstadt Gmünd positionieren. tungen stattfinden (siehe WUK in Wien) • Kulturstadt Bleiburg/Pliberk • Jährliches Festival für bildende Kunst, Die Kulturstadt Bleiburg ist Kulturliebha- welches sich über die Jahre etabliert (siehe ber*innen durch das Werner Berg Museum, z. B. Steirischer Herbst Graz, Ars Electronica den Brunnen von Kiki Kogelnig und durch Linz, etc.) Synchronisation der Kulturszene, die regen Aktivitäten örtlicher Vereine weit um gemeinsam zur gleichen Zeit mit Eröff- über die Landesgrenzen hinaus bekannt. nungen und Events aufzutreten (siehe z. B. Wien - Vienna Art Week oder Curated By). • Nötsch im Gailtal Das Museum des Nötscher Kreises wurde • Artists-in-Residence-Programm 1998 im WIEGELEHAUS eröffnet und ist Residence-Stipendien in Klagenfurt anbieten, dem Leben und Werk der Künstler des um den Austausch und die Vernetzung mit „Nötscher Kreises“ gewidmet, welche den Nachbarländern zu fördern. Im Gegen- Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihrer zug sollten Kärntner Künstler*innen auch Malerei die österreichische Kunst entschei- internationale Erfahrungen machen können. dend mitgestalteten. AKUT: PRIVATE INITIATIVEN – KULTURVERMITTLUNG OFFENES MARIA LASSNIG ATELIERHAUS > Förderungsbedarf Frau Prof. Dr. Maria Nicolini hat das ehemali- • Schloss Damtschach in Damtschach ge Atelierhaus am Heiligen Geist Platz von Fam. Orsini-Rosenberg Maria Lassnig privat saniert und möchte die- ses einer öffentlichen Nutzung zuführen. 10
Mag.a Melitta Moschik | Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Dazu bedarf es eines Nutzungsvertrages • Konzepte für die Nachnutzung von mit der Stadt Klagenfurt, dem Land Kärnten Architekturen entwickeln und Sponsor*innen (KK Stiftung? Maria Lass- z. B. Domenig - Landesausstellungsgebäude nig Stiftung?). 1994 in der Hüttenberger Heft. Zukünfti- ges Depot für das Landesmuseum? Das Nutzungskonzept könnte umfassen: Stadtmaler*innen, Maria-Lassnig-Stipendiat*in- • Nachhaltige Entwicklung der Kultur– nen, Workshops, Ausstellungen, Crossovers, landschaft etc. Zukunfts-/Vorzeigeprojekte entwickeln, um mehr Bewusstsein für Kunst und Kultur zu schaffen Welcher dringende Bedarf besteht? • Kärnten als KUNSTBIOTOP anlegen Lokalen Künstler*innen und Kollektiven EIN KULTURELLES LEITBILD FÜR KÄRNTEN einen guten Nährboden schaffen, um ENTWICKELN, um das Land als innovativen zukünftige Projekte im Spannungsfeld Kulturraum zu positionieren von Kunst und Technologie zu ermögli- chen. • Förderung der Kärntner Identität durch jährliche programmatische Schwer- • Neue Gesellschaftsformen kreieren im punktsetzung und landesbezogene Kontext des KULTURWANDELS Leuchtturmprojekte Auf die gegenwärtigen und zukünftigen Veränderungen durch Digitalisierung, • Stärkere Vernetzung von Kultur- und globale Vernetzung und Klimakrise Bildungseinrichtungen reagieren. Förderung interdisziplinärer Forschungs- projekte • Verbundenheit über die Generationen hinweg praktizieren • Stärkere Kooperation von Kunst und Wirtschaft Ausgeschriebene Kunst-Stipendien von Unternehmen Konzepte, wie man Kunst & Industrie zusammenbringt • Stärkere Förderung von Kunst am Bau/ Kunst im öffentlichen Raum Nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch private Unternehmen anhalten, bei Neu- und Umbauten Künstler*innen in die Gestaltung einzubeziehen • Das kulturelle Erbe des Landes erhalten Verwaltung und Pflege der Nachlässe von Kärntner Kulturschaffenden 11
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo Kircher dafür, die Kärntner Kulturstiftung dem Kärntner Kulturgremium vorgestellt zu haben und darf ihr an dieser Stelle versichern, dass dieselbe von allen Mitglieder*innen mit höchstem Wohlwollen aufgenommen worden ist, den Hinweis, dass es der Kärntner Kultur- stiftung fern steht, die Subventionspolitik der öffentlichen Hand aus der Pflicht zu nehmen, halte ich, wie in der Folge deutlich zu hören sein wird, für sehr wesentlich. Was läuft gut, wo gibt es gute Ansätze? W as läuft gut, wo gibt es gute Ansätze? Welcher dringende Bedarf besteht? Welche Wünsche gibt es? Freie Theaterszene qualitativ und quantitativ auf hohem Niveau Eines gleich vorweg: Nie ist die Theaterszene Sehr geehrte Damen und Herren, in Kärnten so spannend, präsent, vielfältig und künstlerisch hochstehend gewesen wie Ich bedanke mich für die Einladung, Ihnen heute. Einem Landeskulturbericht aus dem meine Eindrücke von der Situation der Kärnt- Jahre 2002 entnehme ich, dass es neben dem ner Kulturschaffenden darzulegen. Vorausge- Stadttheater 7 professionelle Theater der schickt sei, dass sich meine Ausführungen in freien Szene in Kärnten gegeben hat. 2017 erster Linie auf die Situation des Theaters waren es nicht weniger als 18 (!). und hier wiederum des zeitgenössischen The- Wenn sie mich jetzt fragen, worauf diese aters, wie sie sich mir momentan in Kärnten Steigerung zurückzuführen ist, kann ich ei- darstellt, beziehen. gentlich nur antworten, dass sich die freie Theaterszene aus sich selbst heraus befeuert Ich möchte darauf hinweisen, dass mein und gestärkt hat, dies trifft im übrigen auch Statement aufgrund der Zeitbeschränkung auf den Tanzsektor zu, allerdings wird die nicht umfassend sein kann und ich mich da- Kärntner Tanzszene eher von Protagonist*in- her darauf beschränken werde, einige punk- nen getragen, die ihren Lebensmittelpunkt tuelle Schlaglichter auf die Kärntner Theater- seit Jahren in Wien haben und nur gelegent- situation zu werfen. Darüber hinaus möchte lich in der Heimat zu sehen sind. ich nicht verhehlen, dass mein Statement ein Ein Gutteil dieser positiven Entwicklung ist höchstpersönliches, aus der Perspektive eines jedenfalls auch auf die Errichtung zusätzli- Künstlers der freien Szene entspringendes cher Spielstätten zurück zu führen. Es sind Bild der Kärntner Theaterlandschaft zeichnet. dies in Klagenfurt das TheaterHALLE 11, wel- ches vom klagenfurter ensemble intendiert In diesem Zusammenhang bitte ich daher um und zusätzlich vom Jungen Theater Klagen- Nachsicht, dass ich mich zur Rolle des Stadt- furt sowie dem Tanzamtklagenfurt_celovec theaters in der Folge nur insofern äußere, als bespielt wird, die Kammerlichtspiele (unter ich verbesserungswürdige Sachverhalte in der Leitung des Theaterverein KuKuKK) und den Beziehungen mit der freien Szene sehe. das Jugendstiltheater (welches von VADA be- Ich bedanke mich ganz herzlich bei Frau Mag. trieben wird), in Villach der Kulturhofkeller 12
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« (Verein Kult:Villach), im Tanzbereich das Cho- einer qualitativen Bewertung unterzogen und reografische Zentrum Bleiburg und in Mill- in der Folge ausgewählt hat, zu gratulieren. statt das Netzwerk AKS von Andrea Schleh- Ich freue mich schon sehr auf eine breite und wein, wobei der Umstand erstaunt, dass alle künstlerisch hochstehende Leistungsschau drei erwähnten außerstadttheatralischen heimischer Kulturinitiativen und –vereinigun- Spielstätten in Klagenfurt, die im Zeitraum gen im nächsten Jahr. seit 2012 errichtet wurden, unter einem frei- heitlichen Kulturreferenten der Stadtregie- Interessensvertretung für die rung entstanden sind. freie Theaterszene 2017 wurde die Interessensgemeinschaft Gute Kommunikation durch Theater Tanz Performance Kärnten Koroška „Landeskulturabteilung neu“ (IG TTPKK) gegründet, deren Ziel in der För- derung der kulturpolitischen, sozialen, recht- Die in der Haider-Ära zu einer Unterabteilung lichen und beruflichen Interessen der in der degradierte Kulturabteilung wurde 2018 wie- freien, professionellen Theater-, Tanz und der als eigenständige Kulturabteilung imple- Performancearbeit tätigen Personen und mentiert, was nicht zuletzt auch durch die Gruppen, ihrer Vernetzung, Zusammenarbeit Neubesetzung der Leitung zu einer wesentlich und Kommunikation besteht. verbesserten Kommunikation zwischen Künst- Diese Plattform hat sich in den drei Jahren ler*innen und Beamtenschaft geführt hat. ihres Bestehens bereits bestens bewährt. Die Szene ist (mit wenigen Ausnahmen) bestens konsolidiert und im Begriff, einen starken Verbesserte Gesprächskultur Körper nach innen und außen zu bilden. Insgesamt ist seit der Übernahme des Kultur- Zusammenfassend kann ich berichten, dass referats durch Peter Kaiser von einer verbes- wir in Kärnten eine quantitativ und auch qua- serten Gesprächsbasis zwischen Künstler*in- litativ überaus breit aufgestellte Theatersze- nen und Vertreter*innen der Kulturpolitik zu ne besitzen, die vor allem das so wichtige berichten. zeitgenössische Theater pflegt und regelmä- ßig präsentiert. Die bange Frage, die sich mir in diesem Zu- Professionelles Konzept für die sammenhang allerdings stellt, ist: wie lange Landesausstellung CARINTHIja 2020 noch? Wie Sie alle wissen, feiert das Land Kärnten im kommenden Jahr das 100-jährige Jubiläum Welcher dringende Bedarf besteht? der Kärntner Volksabstimmung. Ich möchte Welche Wünsche gibt es? an dieser Stelle die Gelegenheit nicht versäu- men, dem Kulturreferenten und der Kulturab- Bevor ich zum „dringenden“ Teil meiner Aus- teilung zu einem überaus vielversprechenden führungen komme, erlauben Sie mir, Richard Konzept und dessen hochprofessioneller Vor- von Weizsäcker mit folgenden Worten, die bereitung in Bereich Kunst, Kultur und viele von Ihnen kennen, in Erinnerung zu ru- Brauchtum, in die das Kärntner Kulturgremi- fen: „Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor um dankenswerter Weise insofern eingebun- allem auch deshalb, weil der Zugang zu ihr den war, dass es die eingereichten Projekte nicht in erster Linie durch einen privat gefüll- 13
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« ten Geldbeutel bestimmt sein darf. (…) Subs- hung für den Großteil der freien Theater- und tanziell hat die Förderung von Kulturellem Tanzschaffenden in Kärnten für unbedingt nicht weniger eine Pflichtaufgabe der öffent- erforderlich, um eine Äquivalenz zwischen lichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der Leistung und Subventionshöhe im Vergleich Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder der einzelnen Theater- und Tanzinitiativen die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen untereinander sicher zu stellen (d. h. eine An- Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im passung der seit der Haider-Ära überkomme- kulturellen Bereich zumeist „Subventionen“ nen unausgewogenen Subventionsstruktur). nennen, während kein Mensch auf die Idee Die Kulturpolitik sollte ihrer Aufgabe nach- käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäu- kommen, die Mittel für diese unbedingt nöti- de oder einen Spielplatz als Subvention zu ge Subventionserhöhung in Höhe von ca bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in die fal- 500.000,00 EUR jährlich bereit zu stellen. sche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus, Sollte ihr das nicht gelingen, müsste zumin- den wir uns leisten oder auch streichen dest eine Umverteilung der Subventionen können, sondern der geistige Boden, der un- nach Leistungsgesichtspunkten ab 2019 vor- sere eigentliche innere Überlebensfähigkeit genommen werden. Eine 3-Jahresförderung sichert.“ ist nur im Zusammenhang mit einer Subven- Ich entnehme dem Text Ihrer Einladung, sehr tionserhöhung und hier vor allem für in Ent- geehrte Stiftungsvorstände, dass exakt diese wicklung befindliche Initiativen zielführend. (nicht eben neue) Erkenntnis, die Grundlage Daneben sofort, unbedingt und ohne großen für Ihre nicht hoch genug zu würdigende Ini- finanziellen Aufwand erforderlich: Die Bereit- tiative, derentwegen wir uns heute hier alle stellung von mindestens drei Probenräumen versammelt haben, bildet. Wir haben diese in Kärnten!“ und ähnliche Äußerungen auch seitens der 13. Nov 2018 Kulturpolitik in Kärnten in den letzten Jahre immer wieder vernehmen dürfen, allein: die Dazu die Vorgeschichte: Taten sprechen eine andere Sprache. Als es im Jahr 2013 zur politischen Wende in Kärnten kam, war die kritische freie Theater- szene bis auf wenige Ausnahmen so gut wie Kulturpolitik des Landes seit der politischen zugrunde gerichtet. Die Hoffnung auf eine Wende – eine maßlose Enttäuschung kulturpolitische Wende und damit eine positi- ve Entwicklung auf dem freien Theatersektor Anlässlich der Neukonstituierung des Kärnt- wurde leider damals schon enttäuscht, ja ich ner Kulturgremiums im Herbst vergangenen erinnere mich sogar an ein Gespräch mit dem Jahres wurden die Fachbeiräte gebeten, für damaligen Landeskulturreferenten Christian die aktuelle Funktionsperiode die aus ihrer Benger, in welchem dieser mir voller Stolz er- Sicht nötigen kulturpolitischen Weichenstel- öffnete, er habe innerhalb eines Jahres be- lungen zu formulieren. Die Stellungnahme reits 15% Kulturausgaben eingespart (sic!). des Fachbeirates für Darstellende Kunst lau- Es handelt sich um jenen „Kulturreferenten“, tete wie folgt: der später dem Passus „Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- Subventionserhöhung für den Großteil und slowenischsprachigen Landsleuten glei- der freien Theater- und Tanzschaffenden chermaßen“ in der zu ändernden Landesver- in Kärnten fassung seine Zustimmung verweigerte mit Ich zitiere: „Der Fachbeirat für darstellende der Begründung, dass die Nennung slowe- Kunst hält eine deutliche Subventionserhö- nisch von der Bevölkerung nicht verstanden 14
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« würde. Selbiger war es auch, der im Jahre Basisdatenerhebung der IG KIKK 2017 den Landeskulturpreisvorschlag des Kulturgremiums ablehnte, eine noch nie dage- Eine Basisdatenerhebung der IG KIKK (Inter- wesene Brüskierung dieses Gremiums. Die Er- essensgemeinschaft Kulturinitiativen Kärn- wartungen, die im Herbst 2018 in den neuen ten Koroška) aus dem Jahr 2014 hat ergeben, Kulturreferenten gesetzt wurden, waren da- dass, ich zitiere: „die freie Szene in Kärnten her entsprechend groß, eine noch immer bis kein verschwindend kleiner, sondern im Ge- aufs Skelett ausgedünnte Kulturszene fieber- genteil, der bei weiten größte kulturelle Player te Peter Kaiser entgegen, das klagenfurter in Kärnten ist! Allein die Besucher*innenzahlen ensemble veranstaltete gemeinsam mit dem belegen dies eindrucksvoll: UNIKUM eine wie immer unsubventionierte Hat beispielsweise das Stadttheater Klagen- „Starnacht“ mit dem Titel „Wahlempfehlungen furt in der Saison 2012/13 mit 224 Veranstal- / volilna priporocila“, der wiedergewählte Lan- tungen ein Publikum von 108.011 Personen deshauptmann und frischgebackene Kultur- erreicht (Statistik Austria 2013), konnte die referent wurde in einem ORF-Interview vom freie Szene im Vergleich mit 3.732 Veranstal- 13. November 2018 wie folgt zitiert: tungen 226.672 Kulturinteressierte erreichen! „Nach zwei Jahrzehnten, in denen vor allem Legt man die öffentlichen Förderungen von- die kritischen Kunstschaffenden von öffentli- seiten des Landes auf die Pro-Kopf-Förderung cher Seite weniger Unterstützung erfuhren, um, ergibt dies ein Verhältnis von € 93,74 für soll nun ein frischer Wind wehen“. das Stadttheater Klagenfurt zu € 1,59 für die freie Szene! Mit dem Aufzeigen dieses Ver- hältnisses soll keine Neiddebatte vom Zaun Die große Enttäuschung gebrochen werden, es geht letztendlich um eine nüchterne und kritische Betrachtung der Bald nach einem Jour fixe mit dem Kulturrefe- Relation von Förderung und der damit ver- renten im Herbst 2018 wurde seitens der bundenen Wertschätzung.“ Landesregierung bekannt gegeben, dass das Kulturbudget für das Jahr 2019 im Unter- schied zu anderen Budgetsektoren und zum Freie Szene im Prekariat ersten Mal seit 2012 (für den Darstellenden Bereich trifft das laut Kulturberichten nicht Prekariat, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, zu) nicht gekürzt wird, mit anderen Worten: ja Abdrängung an den Rand der Kriminalität es gibt keine Erhöhung, eine sehr herbe Ent- beherrschen bis zum heutigen Tag die Szene. täuschung nicht nur für die freien Theater, Laut Bundesländervergleich (Rechnungsab- sondern für alle Kulturinitiativen im Lande, – schluss 2017) lag Kärnten (und liegt wahr- allein die euphemistische Formulierung „keine scheinlich heute noch) als einziges Bundesland Kürzung“ wurde in der freien Szene als Ver- unter 1 % Kulturanteil am Gesamthaushalt - höhnung wahrgenommen. Eine Pressekonfe- keine Investitionen, keine Gehaltsindexie- renz und Plakataktion der IG KIKK mit dem rung, keine Sozialleistungen, keine infrastruk- Titel „Versemmelt Peter Kaiser die Kultur? turellen Voraussetzungen, all das, was in der Wir fordern mehr Einsatz, mehr Geld, mehr Wirtschaft heute unabdingbare Errungen- Mut für die Kultur und nicht nur Brösel für schaften sind, sind im freien Theaterbereich die freien Kulturinitiativen!“ war die Folge. in Kärnten heute unerreichbare Fiktion. Das Dieser Forderung ist der Landeshauptmann klagenfurter ensemble, das ich seit 32 Jahren bis heute leider nicht nachgekommen. leite, zahlt seit 15 Jahren gleich hohe Schau- spieler*innengagen. 15
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Rahmenprogramm FOR FOREST Stadt Klagenfurt eingesetzte Expert*innen- gruppe „Strategie Kultur Klagenfurt 2018 – Im Juli 2018 entnahm ich einem Bericht in der 2030“ zu befragen oder auch nur zu infor- Kleinen Zeitung, dass die Bürgermeisterin der mieren. Ja selbst am Kulturausschuss der Stadt Klagenfurt das FOR FOREST-Projekt im Stadt Klagenfurt wurde das Projekt vorbei Stadtsenat mit dem Argument verteidigt geschleust. Es ist dies ein Schlag ins Gesicht habe, dass es die Stadt keinerlei Geld koste. all jener freien Theater, die seit Jahren das Mit einer solchen Einstellung kann man keine Kulturleben in Kärnten unter menschenun- Kulturpolitik betreiben (siehe das eingangs würdigsten Bedingungen mitgestalten und erwähnte Zitat von Richard von Weizsäcker). sich seit Jahren vergeblich um eine dringend Ich habe der Frau Dr. Mathiaschitz daraufhin nötige finanzielle Unterstützung durch die öf- per mail mehr Mut zugesprochen. Dieser Tage fentliche Hand bemühen. erreichte mich ein Dankesbrief von ihr, aus dem ich wie folgt zitiere: „Wir dürfen stolz sein, dass derart ideen– Schaffung eines multifunktionalen Kultur-, reiche, vielfältige und international herzeig- Ausstellungs-, Veranstaltungszentrums bare Veranstaltungen den Rahmen für FOR FOREST bildeten und imagewirksam mit- Wie auch vom Kärntner Kulturgremium for- transportiert werden konnten. Es zeigt der muliert fehlt der Stadt Klagenfurt – spürbar Welt, dass Klagenfurt Kultur hat, mutig ist, verschärft durch die zwangsweise Aufgabe Trends setzt und zu wichtigen Fragen Stel- des vom Verein Innenhof betriebenen „raj“ im lung bezieht.“ Zentrum Klagenfurts – ein multifunktionales Das klingt bitter wenn nicht gar zynisch in Kultur- und Ausstellungszentrum für Jung den Ohren der Kulturinitiativen, die das Rah- und Alt, für Experimentelles und Erprobtes menprogramm infolge nicht gewährter Kul- mit entsprechender Ausstattung und Infra- turbudgets aus eigenen Mitteln ohne Unter- struktur wie z. B. das Treibhaus in Innsbruck stützung durch die Stadt bestritten haben. oder das Haus der ARGEkultur (Nonntal) in Salzburg. Klagenfurt Festival Kooperation Stadttheater / Freie Szene Trotz mantrischer Beteuerungen seitens der Kulturreferent*innen des Landes und der Stadt Anlässlich der Neubestellung eines Stadtthe- Klagenfurt, dass die derzeitige Budgetsitua- aterintendanten wurde Mitte November von tion keine (nennenswerte) Subventionserhö- der IGTTPKK ein Schreiben an den Stadtthea- hung erlaube, wurde im April dieses Jahres terausschuss gesandt, aus dem ich auszugs- eine Festival GmbH gegründet, die erstmalig weise wie folgt zitiere: im Mai 2020 ein zehntägiges (!) Festival mit einer Gesamtsubvention von 300.000,00 EUR, • Das neue Stadttheater sollte die Zweispra- je 100.000,00 kommen vom Land Kärnten, chigkeit des Landes reflektieren und ein der Stadt Klagenfurt und dem Tourismusver- eigenständiges Profil mittels neuer, band der Stadt Klagenfurt, gesichert auf drei innovativer Theatersprachen entwickeln. Jahre, veranstaltet. Die Beschlussfassung zur Gründung sowie die Bestellung des Intendan- • Regelmäßige Kooperationen ... auch mit der ten erfolgte, ohne einschlägige Gremien wie Freien Szene Kärntens auf Augenhöhe und das Kärntner Kulturgremium oder die von der unter fairen Kooperationsbedingungen. 16
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« • Regelmäßiger Austausch mit der Freien • Pekuniäre Indexanpassung der Preise im Szene in Form von Gesprächen, Treffen, Kulturbereich sowie Erarbeitung gemeinsamer kultur- politischen Strategien. • Kooperationen Freie Szene mit Stadtthea- ter Klagenfurt • Förderung von jungen Künstler*innen • Mein Sonderwunsch: Kritischere Bericht- • Stärkerer Fokus auf Frauen erstattung in den Medien • Gratis Zugang zum Kostümfundus für die professionellen Theaterschaffenden Kärntens • Nutzung vorhandener Veranstaltungs- oder Theaterräume in Kärnten, statt den Bau einer Studiobühne zu forcieren (... eine Liste der vorhandenen Räume kann die IG TTKK gerne zur Verfügung stellen) Erlauben Sie mit abschließend, die Wünsche für den Bereich der darstellenden Kunst zu- sammenzufassen: • Wesentliche Subventionserhöhung im freien Bereich • Anpassung der Subventionsstruktur • Transparenz der Subventionsstruktur in Klagenfurt im Rahmen einer ordentlichen Berichterstattung • Kulturpolitische Unterstützung beim Aufbau internationaler Beziehungen – im Besonderen im Alpe-Adria-Raum • Kulturpolitische Unterstützung im Rah- men von Städtepartnerschaften • Schaffung eines multifunktionalen Kultur-, Ausstellungs-, Veranstaltungszentrums mit Probenräumen und Ateliers 17
Mag. Robert Schabus | Vorsitzender Fachbeirat Elektronische Medien, Fotografie und Film Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo Es gibt 6 Beiräte, die die eingereichten Pro- jekte beurteilen, bei Gleichstand entscheidet die/der Vorsitzende. Jeweils drei der Beiräte kommen aus der Filmwirtschaft und aus der Verwaltung (Kulturabteilung, Tourismus, Kärnten Werbung), wobei der Vorsitzende aus dem Filmbereich kommt. Die Stelle ist also sehr gut und transparent institutionali- siert und wird seit ihrem Bestehen bestens und auch von Produktionsfirmen außerhalb Kärntens gut genutzt. Der einzige Wermutstropfen ist das Budget. Bisher waren 250.000,- für alle Förderungen I ch spreche hier für den Bereich Film und Fotografie im Rahmen des Kärntner Kulturgremiums. zusammen im Filmbereich budgetiert. Heuer gibt es eine Erhöhung auf 300.000,-. Wünschenswert wäre zumindest eine Ver- doppelung. Filmherstellung in Europe bedeutet großteils eine Finanzierung über öffentliche Gelder, an- Die Kunst- und Experimentalfilmförderung ders als beispielsweise in den USA. In Öster- hat es auch schon vorher im Rahmen der reich war Kärnten lange das Schlusslicht in Kulturförderung gegeben und wir fühlen uns dieser Hinsicht im Gegensatz zu beispielswei- dort bei Frau Dr. Sonja Somma sehr gut auf- se Tirol. Anfang der 2000er Jahre hat es den gehoben. Versuch einer Implementierung einer Förder- stelle gegeben, die ohne Beirat nach dem In- Ein wirkliche Baustelle ist die Situation der tendantenprinzip Filmförderungen vergeben Programmkinos, vor allem des Volkskinos in hat. Das hat dann dazu geführt, dass der In- Klagenfurt mit seiner problematischen Raum- tendant in manchen der geförderten Filme als situation. Ein einziger Saal mit etwa 70 Sitz- Schauspieler vertreten war. plätzen ist viel zuwenig für ein gut zu führen- des Programmkino. Es bräuchte zumindest Dann war lange nichts. Nach der politischen noch einen großen Saal dazu. Besser noch Wende 2013 haben wir von der Filmszene einen mittleren und einen großen, wie das bei gleich Kontakt zum neuen Kulturreferenten fast allen etablierten Programmkinos in Ös- Wolfgang Waldner von der ÖVP aufgenom- terreich der Fall ist. men und ihm vorgeschlagen, erstmals eine transparente Filmförderung mit Beirat in Ohne die sogenannten Programmkinos wäre Kärnten zu initiieren. Er war sehr aufge- der österreichische Film nahezu unsichtbar, schlossen und hat grünes Licht gegeben. weil wer würde sonst österreichische Filme im Kino spielen? Es gibt bereits seit langem Ein Jahr später und nach intensiver Arbeit an die Zusage des Landes, sich bei einer Erwei- Richtlinien und Rahmenbedingungen, nicht terung zu beteiligen. Die Stadt Klagenfurt zuletzt auch vonseiten der Zuständigen in blockiert aber seit Jahren eine Lösung, unter der Kulturabteilung, Dr. Sonja Somma, konnte anderem mit der Begründung, dass es mit dann der neue Kulturreferent Christian Ben- dem Wulfeniakino ein Kino gibt, dass auch ger 2014 die Einsetzung der Carinthia Film- Arthousefilme zeigt. Allerdings ist das Wulfe- comission verkünden. nia kein Programmkino im eigentlichen Sinn. 18
Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Vorsitzende Fachbeirat Literatur Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo Es braucht auch Retrospektiven, Filmreihen, Filmgespräche, etc. Wir haben seit heuer auch zwei Stipendien im Filmbereich und schon seit längerem ein Sti- pendium im Bereich Fotografie, wobei die/der Stipendiat*in immer auch eine Ausstellung im Livingstudio der Stadtgalerie Klagenfurt be- kommt. Seit letztem Jahr gibt es auch eine private Ga- lerie für Fotografie, die von Gudrun und Ger- hard Zachahrias-Maurer initiiert wurde. Der Bestand dieser Galerie ist auch nur möglich, weil die Räumlichkeiten in deren Besitz sind. V erehrte Stiftungsvorstände, geschätzte Kuratoriumsmitglieder, liebes kunstinteressiertes Publikum Das ist vielleicht auch ein wesentliches Prob- lem der Kärntner Kulturszene - die strukturel- In den Grundsätzen der neuen Kärntner Kultur- len Mankos: fehlende Spielstätten, Veranstal- stiftung steht, dass Kärnten ein „Kreativraum“ tungsräume, schwierige Planbarkeit durch sei. Beschrieben und hervorgehoben wird: späte Förderentscheidungen, prekäre Ar- „die Dichte herausragender Talente, vor allem beitsverhältnisse bis hin zu einem großen im Bereich Literatur, der Musik und der Ausmaß an unbezahlter Arbeit. Bildenden Kunst ist bemerkenswert...“ Das freut uns alle sehr, die wir mit Literatur Hier könnte die Stiftung beispielsweise auch aktiv (schreibend) oder passiv (bewertend wichtige Arbeit abseits der sogenannten und fördernd) zu tun haben. „Leuchtturmprojekte“ leisten. Erstaunlich, dass „wir“ als LITERATUR an Beispielsweise indem nach Begründung ei- erster Stelle für das Bundesland Kärnten ge- nem Verein einmal für eine Saison eine Halb- nannt werden, im wahren Leben, d. h. bud- tagesanstellung finanziert wird oder für eine getmäßig gesprochen, aber nachweislich an Theaterproduktion ein Raum oder eine Assis- letzter Stelle rangieren. Literatur ist das Stief- tenz gezahlt wird. Sollte sich die Arbeit da- kind in der Kulturförderung. durch positiv verändern wäre das in weiterer Folge dann eine Möglichkeit für diesen Verein Zu den drei gestellten Fragen möchte ich in mit diesen Ergebnissen dauerhaft beim Land meiner Funktion folgendes allgemein für die oder der Stadt dafür einzureichen. gesamte Literatur – für die institutionalisierte wie die große und vielfältige freie Szene – an- Im Filmbereich könnte es für die Stiftung in- merken: teressant sein, Projekte zu fördern, die über die etablierten Schienen nicht förderbar sind. Erstens: Ja, es gibt gute Ansätze, und diese müssen verstärkt und ausgebaut werden. Literatur darf nicht länger Stiefkind bleiben in der Finanzierung und in der öffentlichen Wert- schätzung. Lyrik muss der Prosa, wie der 19
Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Vorsitzende Fachbeirat Literatur Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Dramatik gleichgesetzt und aus dem Hinter- 2. ein Honorarausgleichzahlungsfonds nach treffen geholt werden. Zudem kommen im- Schweizer Vorbild mer mehr spartenübergreifende Projekte und Mischformen mit Literatur-Performance-Film- 3. mehr ausreichend honorierte Publikations- neue Medien - Poetry-Slam in den Kernbereich möglichkeiten in Kärnten. Nicht nur durch LITERATUR. das sog. Finalisierungsstipendium (Hono- Das muss in Zukunft auch besser berücksich- rar für Autoren, die bereits in der Endpha- tigt werden. se der Veröffentlichung stehen + Bestäti- gung des Verlages) Zweitens: 4. Ordentliche aktuelle Berichterstattung in Ja wir haben dringenden Bedarf, denn wir den Medien über Kärntner Literatur und brauchen nicht nur Starthilfe und einen großen Neuerscheinungen. internationalen Preis für deutschsprachige Literatur, sondern Maßnahmen, die länger- fristig unterstützend wirken. Wir brauchen Selbstverständlich ist die Kunstsparte Litera- Zusammenarbeit und Austausch über die tur fast gänzlich subventionsabhängig und Landesgrenzen, was im Kleinen funktioniert, kann für sich selbst nichts „erwirtschaften“. aber noch lange nicht öffentlich wahrgenom- Kunst rechnet sich nicht, man kann auch men wird. nicht in sogenannte „bleibende Werte“ inves- Wir sollten in erster Linie das vorhandene tieren, die sich nach Jahren wertsteigernd zu Stipendien- und Fördernetz engmaschiger Buche schlagen könnten. Ein Buch kann bes- knüpfen, damit die vielen Literaturschaffen- ser oder schlechter verkauft, aber niemals bei den nicht weiter in prekären Verhältnissen Versteigerung gewinnbringend „erworben“ und unter hohem Druck der Existenzerhal- werden. Die Zeiten der gut verdienenden tung arbeiten müssen, um in einem soge- BestsellerautorInnen ist vorbei – waren sie nannten „Kreativland“ weit weg von der jemals vorhanden in Kärnten? Metropole Wien auch wirtschaftlich überle- ben zu können. Wir befürworten ein gemeinsames „Haus der Wir müssen an die literarische Zukunft und Kunst“ mit multifunktionaler Nutzung wie an jene nachfolgenden Generationen denken Lesungen mit Musik, Multimediashow für alle und sie unterstützen, neue Zugänge und Sparten ohne Miete. Inklusive Technik. neuen Spaß am Lesen und Schreiben zu finden, und damit meine ich nicht SMS- und Wir sind alle bereit mitzuhelfen die Situation WhatsApp Nachrichten inklusive emotionaler zu verbessern. Zeichensprache. Und drittens: Wir haben viele Wünsche! Hier seien nur 4 große Bereiche genannt: 1. intensiver Aufbau von flexiblen Aus- tausch-Stipendien mit dem benachbar- ten EU-Ausland (Alpe Adria Bereich) als Writers in Residenz 20
Mag. Bernhard Wolfsgruber | Vorsitzender Fachbeirat Volkskultur Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur« Foto: © RE Photo S ehr geehrte Damen und Herren, ich möchte mich als erstes für die heutige Einladung bedanken und vorausstellen, dass es gerade in der aktuellen Zeit, in der Zweck- orientierung und Vernunft in den Vorder- grund rücken, wichtig ist, die Kultur zu stär- ken, und hier ist diese Initiative, die Gründung der Kärntner Kulturstiftung immens wichtig. Mir obliegt es heute die Kärntner Volkskultur zu präsentieren. Diese ist so vielfältig, dass ich nur die sogenannte Spitze des Eisberges ihr Handwerk lernen, es gäbe keine Singen- vorstellen kann, die Wünsche und Ansichten den, ohne dass in einem Chor der Funke der sind geprägt durch meine persönlichen Er- Begeisterung geweckt wurde, es gäbe kein fahrungen, durch den Austausch mit Kolle- Schauspiel ohne private Theatergruppen oder ginnen und Kollegen und durch die Rückmel- solchen in Schulen… dung aus den Dachverbänden der ARGE der Kärntner Volkskultur. Genauso aber beeinflusst die sogenannte Hochkultur die Volkskultur, führt zu einer Weiterentwicklung, gilt als Motor, als Antrieb Volkskultur – Definition, Chancen, Probleme, und sorgt nicht zuletzt, auch durch qualifi- Förderungsbedarf… zierte Pädagog*innen, dafür, dass die Qualität und das Niveau der Ausbildung steigen. Sehr geehrte Damen und Herren, bevor ich Ihnen einen Überblick über die Chancen, Pro- Die Auseinandersetzung mit der jeweils „an- bleme, Pluspunkte und benötigten Hilfestel- deren“ Kultur findet heute in ganz vielen lungen bieten kann, möchte ich zuerst einen Cross-over-Projekten ihren Niederschlag. kurzen Abriss darüber erstellen, was Volks- kultur ist. Zusätzlich möchte ich auch noch zu beden- ken geben, dass Volkskultur in der Vergan- Grundsätzlich möchte ich vorausschicken, genheit oft instrumentalisiert wurde um einer- dass ich selbst eine Trennung der Kultur in seits Volksnähe vorzugeben und andererseits Hoch- und Volkskultur problematisch halte, um eine abgrenzende Identität zu schaffen. weil die Grenzen oft fließend sind und weil Heute muss man sich oft rechtfertigen, wenn dadurch auch Missgunst und Konkurrenz- man Träger einer Tracht oder eines Kärntner- denken entsteht. Diese Erfahrung ist mir als anzugs ist, wenn man ein Kärntnerlied singt Chorleiter, der sich immer wieder in diesem oder andere Volkskulturelle Aktivität ausübt. Spannungsfeld aufhält, besonders bewusst. Gerade deshalb liegt es mir am Herzen den Ich finde es sehr oft schade, immer wieder in Menschen in Kärnten das Bewusstsein über eine Schublade gesteckt zu werden. die Volkskultur zu schärfen. Es gäbe heutzutage keine Hochkultur ohne Aber jetzt zurück zur Volkskultur – was ist Volkskultur, es gäbe keine Profiorchester, das? ohne dass Musizierende in einer Musikschule 21
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