SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung

 
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SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
SYMPOSIUM
                        Innovative Impulse in
                            Kunst und Kultur

                              DOKUMENTATION

                                   29. November 2019
                                   Konzerthaus Klagenfurt
                                              Blauer Saal
www.kulturstiftung.at
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
Impressum

 Herausgeber, Medieninhaber:     Kärntner Kulturstiftung KKS | Liesersteggasse 14, 9800 Spittal an der Drau
              vertreten durch:   Mag.a Dr.in h. c. Monika Kircher, Mag. a Ina Maria Lerchbaumer, Dr. Adolf Rausch
Für den Inhalt verantwortlich:   Kärntner Kulturstiftung KKS
		                               Die inhaltliche Verantwortung der einzelnen Beiträge liegt bei den jeweiligen Autor*innen.
                   Gestaltung:   Telos werbung & pr, Mag. Wolfgang Stefaner | 9161 Maria Rain
                  Herstellung:   druck.at Druck- und Handelsgesellschaft mbH | 2544 Leobersdorf
                            ©    2020
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
INHALT
                                            Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

 2   IMPRESSUM

 4   PROGRAMM

 5   VORWORT

 6   VORSTAND UND KURATORIUM

 7   DIE KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG KKS

     IMPULSREFERATE

 8       DI Dr. Peter Nigst
         Vorsitzender Fachbeirat Baukultur

10       Mag.a Melitta Moschik
         Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst

12       Mag. Gerhard Lehner
         Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst

18       Mag. Robert Schabus
         Vorsitzender Fachbeirat Elektronische Medien, Fotografie und Film

19       Mag.a Gabriele Russwurm-Biro
         Vorsitzende Fachbeirat Literatur

21       Mag. Bernhard Wolfsgruber
         Vorsitzender Fachbeirat Volkskultur

25       Mag.a Dr.in Lisa Rettl
         Vorsitzende Fachbeirat Wissenschaft

27       Mag. Gilbert Isep
         Kunstverein Kärnten

29       Angelica Ladurner
         Ensemble Porcia

31       Dr.in Erika Schuster
         Kulturinitiative Künstlerstadt Gmünd

35       Ing. Stefan Schweiger
         Trigonale

39       Mag. Johanes Zechner
         Zeitgenössische Kunst

44       Mag.a Alina Zeichen
         ig…kikk – Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroŝka

46   IMPRESSIONEN

47   DANKSAGUNG

                                                                                             3
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
PROGRAMM
Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

     29. November                  Symposium der Kärntner Kulturstiftung KKS
             2019                  »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«
    10.00 bis 18.00 Uhr            Konzerthaus Klagenfurt | Blauer Saal

    10.00 bis 10.30 Uhr   Begrüßung durch die Stiftungsvorstände
                                    Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher
                                    Mag.a Ina Maria Lerchbaumer
                                    Dr. Adolf Rausch
                          Vorstellung des Kuratoriums
                                    Dr.in Maria Haderlap
                                    Mag. Robert Hofferer
                                    Klaus Littmann
                                    MMag.a Julia Malischnig
                                    Martin Traxl
    10.30 bis 12.30 Uhr   Statements der Vorsitzenden der Fachbeiräte
                                    DI Dr. Peter Nigst | Baukultur
                                    Mag.a Melitta Moschik | Bildende Kunst
                                    Mag. Gerhard Lehner | Darstellende Kunst
                                    Mag. Robert Schabus | Elektronische Medien, Fotografie und Film
                                    Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Literatur
                                    Mag. Bernhard Wolfsgruber | Volkskultur
                                    Mag.a Dr.in Lisa Rettl | Wissenschaft
    12.30 bis 13.30 Uhr   Mittagessen
             13.30 Uhr    Eintreffen der für den Nachmittag geladenen Gäste
             14.00 Uhr    Begrüßung und Präsentation der Ziele der KKS durch die Stiftungsvorstände
                                    Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher
                                    Mag.a Ina Maria Lerchbaumer
                                    Dr. Adolf Rausch
                          Vorstellung des Kuratoriums
                                    Dr.in Maria Haderlap
                                    Mag. Robert Hofferer
                                    Klaus Littmann
                                    MMag.a Julia Malischnig
                                    Martin Traxl
                          Präsentation des Films der KKS von Gernot Stadler
    14.30 bis 16.00 Uhr   Statements der Gastredner*innen
                                    Mag. Gilbert Isep
                                    Angelica Ladurner
                                    Dr.in Erika Schuster
                                    Ing. Stefan Schweiger
                                    Mag. Johanes Zechner
                                    Mag.a Alina Zeichen
    16.00 bis 16.30 Uhr   Kaffeepause
    16.30 bis 18.00 Uhr   Moderierte Statements der Teilnehmer*innen
                                    Erik Rippmann MBA | Moderation

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SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
VORWORT
                                                                                  Wir schätzen, fördern & vernetzen

S   chon seit Jahrhunderten haben Menschen mit außerordentlichen Talenten in Kärnten außergewöhnliche
    Kunstwerke geschaffen. Auch heute ist die Dichte herausragender Künstler*innen und Kulturschaffender
in diesem Land sehr hoch. Nach Überwindung der großen finanziellen Bürden der Vergangenheit besteht jetzt
die Chance, sich als Kulturland national und international zu positionieren.

Die Kärntner Kulturstiftung – als erste und einzige allgemeine und gemeinnützige Kunst- und Kulturstiftung
Österreichs – nimmt sich dieser Aufgabe an. Unsere außerordentliche Wertschätzung gilt der künstlerischen Arbeit
sowie der Vermittlungs-, Veranstaltungstätigkeit, deshalb werden wir NICHT in Konkurrenz zu bestehenden
Veranstaltungen und Veranstalter*innen treten. Wir möchten ausschließlich Plattform sein und damit auf
vielfältigste Art und Weise Künstler*innen und Kulturschaffende unterstützen sowie auf der Metaebene vernetzen.
Wir werden auch NICHT die Politik entlasten, sie muss mehr Geld für Kultur bereitstellen!
Wir werden auch NICHT im Sinne des Gießkannenprinzips fördern. Die Fördermittel der Kulturstiftung werden
auf der Basis von Calls vergeben, deren inhaltliche Ausrichtung seitens unseres fachlich hochkarätig besetzen
Kuratoriums bestimmt wird. Dies sollen Leuchtturmprojekte sein, die der Lage des Landes Kärnten als Schnittstelle
verschiedener Sprachen und Kulturen gerecht werden.

Durch das Zutun des Landes Kärnten als Partner und mit Hilfe von privaten Stifter*innen und Sponsor*innen können
wir mit einem zugesagten Stiftungskapital von rund einer Million Euro unsere Arbeit beginnen. Österreich verfügt
erfreulicherweise seit 2015 über ein Stiftungs- und Fondsgesetz für gemeinnützige Stiftungen mit entsprechend
attraktiven steuerlichen Anreizen für Mäzen*innen. Stiftungen sind zum Unterschied von Vereinen auf lange Dauer
und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Daher sieht das Gesetz auch eine mehrjährige Bindungsfrist der Vermögenszu-
wendungen vor.

Die Kärntner Kulturstiftung ist ein innovatives Projekt, das durch sein duales Prinzip auch die Zivilgesellschaft
in die Pflicht nimmt. So sind alle kulturinteressierten Unternehmer*innen und Privatpersonen sowie Institutionen
dazu aufgerufen, die Kärntner Kulturstiftung zu unterstützen. Schon viele haben sich dieser zukunftsweisenden
Idee angeschlossen und sichern damit der Kärntner Kulturstiftung die finanzielle Basis, auf der die Förderungsmög-
lichkeiten der Zukunft beruhen. Daraus resultiert eine große Verantwortung für den Stiftungsvorstand und das
Kuratorium. Unsere Aufgabe ist es, Kärntner Künstler*innen und ihr Schaffen vor den nationalen und internationalen
Vorhang zu holen und neue Wege der revolvierenden Mittelaufbringung zu entwickeln.

Wir sind sehr dankbar dafür, dass sich anlässlich dieses Symposiums eine so große Anzahl von Expert*innen bereit
erklärt haben, ihre Sicht darzulegen und sowohl die Stärken als auch die Lücken der gegenwärtigen Situation anzu-
sprechen. Ihre wertvollen Statements bilden die Basis für alle weiteren Überlegungen und Richtungsentscheidungen
des Stiftungsvorstandes und den Ausgangspunkt zur Entwicklung einer Idee für den ersten Call seitens des Kuratoriums.

                                Herzlichen Dank für Ihre Expertise und Unterstützung!

    Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher         Mag.a Ina Maria Lerchbaumer                   Dr. Adolf Rausch

                                                                                                                        5
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
VORSTAND UND KURATORIUM DER KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG
Wir schätzen, fördern & vernetzen
    Foto: © Martin Rauchenwald

                                                                                        v.l.:    Mag.a Ina Maria Lerchbaumer
                                                                                                 Mag.a Dr.in h.c. Monika Kircher
                                                                                                 Dr. Adolf Rausch

                                                                                   Die Initiator*innen
                                                                                   Der Stiftungsvorstand

                                 Mag.a Dr.in h. c. Monika Kircher – langjährige Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies
                                 Austria AG und Aufsichtsrätin in verschiedensten Unternehmen
                                 Mag. a Ina Maria Lerchbaumer – Geschäftsführerin der Antonina Betriebs- und Verwaltungs-
                                 GmbH und nachgelagerter Gesellschaften
                                 Dr. Adolf Rausch – Wirtschaftstreuhänder, Stiftungsexperte sowie Kärntens Vertreter im
                                 Verband gemeinnütziger Stiftungen
                                 Diese drei Personen vertreten die Kärntner Kulturstiftung als Stiftungsvorstände nach außen
                                 und üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus.

                                                                                        v.l.:    Martin Traxl
                                                                                                 Dr.in Maria Haderlap
                                                                                                 Klaus Littmann
                                                                                                 MMag.a Julia Malischnig
                                                                                                 Mag. Robert Hofferer
    Foto: © Martin Rauchenwald

                                                                                   Das Kuratorium

                                 Dr.in Maja Haderlap – Literatin, Dramaturgin und Bachmannpreisträgerin
                                 Mag. Robert Hofferer – Kunst- und Kulturmanager, Mitglied der europäischen Filmakademie
                                 Klaus Littmann – international tätiger Kunstvermittler, der mit der Kunstintervention
                                 »For Forest – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur« der Stadt Klagenfurt große
                                 nationale und internationale Aufmerksamkeit gebracht hat
                                 MMag.a Julia Malischnig – Musikerin und Sängerin, Begründerin des internationalen Gitarren-
                                 festivals am Millstätter See und Leiterin des internationalen Gitarrenfestivals „La Guitarra Erl“
                                 Martin Traxl – Kuratoriumsvorsitzender, ORF-TV-Kulturchef

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SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
DIE KÄRNTNER KULTURSTIFTUNG KKS
                                                                                    Wir schätzen, fördern & vernetzen

Zielsetzungen
Die Kärntner Kulturstiftung KKS verfolgt das Ziel, Kärnten als einzigartigen Kreativraum          Wir
mit herausragenden Talenten national und international sichtbar zu machen. Sie will die
Identität Kärntens, insbesondere unter Einbeziehung der angrenzenden Regionen, als                schätzen
Land mit innovativen Zukunftsstrategien stärken.

Schwerpunkte
Die Kärntner Kulturstiftung fördert herausragende künstlerische Ideen, Talente und
freie Kulturinitiativen, innovative, zukunftsorientierte Projekte sowie Produktionen mit
                                                                                                  Wir
internationaler Ausrichtung. Dies erfolgt primär in Form von öffentlich ausgeschriebenen          fördern
Wettbewerben. Das Kuratorium empfiehlt dafür Schwerpunkte, und definiert den Kriterien-
Mix für die Vergabe. Im Falle besonderer kurzfristiger Chancen, aber auch in Krisensituationen,
werden Projekte ohne Ausschreibung verwirklicht. Sie müssen dem Stiftungszweck entspre-
chen. Die Stiftung wird Ihre Tätigkeit über eine Website und durch schriftliche Publikationen
dokumentieren.

Plattform
Als Plattform und Kulturbotschafterin möchte die Kärntner Kulturstiftung die geistige             Wir
und kulturelle Zukunft und Identität unseres Landes positiv mitgestalten. Es ist ihr ein
besonderes Anliegen zukunftsweisende Impulse im Kunst- und Kulturbereich zu setzen.               vernetzen
Dies kann über die Website erfolgen, aber auch über Fachsymposien sowie durch Zusam-
menarbeit mit anderen Stiftungen.
Die KKS versteht sich als unabhängige und nachhaltige Organisation. Sie initiiert Kultur-
förderung durch die Zivilgesellschaft – zusätzlich bzw. unabhängig von der öffentlichen
Kulturförderung. Weiters möchte sie kunst- und kulturaffine Persönlichkeiten und
Organisationen zusammenführen.
Die KKS versteht sich nicht als Veranstalterin, sondern als Initiatorin und Ermöglicherin
von Kunst- und Kulturprojekten. Sie stellt hierfür ihre Strukturen zur Verfügung.

Vermögensausstattung
Die KKS finanziert sich durch Mäzen*innen (Zuwendungen über 50.000,-- Euro), Förder*innen
(bis 50.000,--), Spender*innen (bis 25.000,-- Euro), Sponsor*innen und über Nach- und
Zustiftungen, Vermächtnisse und sonstige Erträge, ergänzt durch Bundes- und Landesförde-
rungen.
Die Verträge mit Mäzen*innen, Förder*innen und Sponsor*innen werden entsprechend der
attraktiven steuerlichen Anreize des EStG bzw. des BFStG an deren Gegebenheiten und
spezifische Zielsetzungen individuell angepasst und über die Dauer von drei und mehr
Jahren abgeschlossen.

Die Kärntner Kulturstiftung lädt Unternehmen und Organisationen sowie alle Bürger*innen
ein, Teil dieser gesellschafts- und länderübergreifenden Idee zu werden.
                                                                                                                        7
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
DI Dr. Peter Nigst | Vorsitzender Fachbeirat Baukultur
Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«
    Foto: © RE Photo

                                                                          – Dabei ist auf die Qualitäten der Landschaft
                                                                          bzw. Kulturlandschaft als unverzichtbarer Teil
                                                                          unseres Lebensraumes zu achten, Siedlungs-
                                                                          räume und Tourismusbegehrlichkeiten sind zu
                                                                          begrenzen und insgesamt ist ortsverträglicher
                                                                          zu bauen. Zur Begutachtung und Beratung
                                                                          haben wir die Einrichtung eines externen Bei-
                                                                          rates nach den gut funktionierenden Modellen
                                                                          in Südtirol und Tirol eingefordert, der auf diese
                                                                          Qualitäten im Detail achtet. Es ist dabei wich-
                                                                          tig, aus den Erfahrungen der benachbarten
                                                                          Länder im Alpen-Adria-Raum zu lernen und
                                                                          bewusst erfahrene Personen mit ihrer Experti-

                       H   erzlichen Dank für die Einladung an die
                           Stiftungsvorstände und das Kuratorium
                       der Kärntner Kulturstiftung!
                                                                          se in die praktische Detailarbeit dieses neu zu
                                                                          schaffenden Gremiums einzubeziehen, damit
                                                                          diese frei und unabhängig von lokalen „Ver-
                       Ich möchte ein kurzes Statement zu den Inten-      pflichtungen“ agieren können. Das wäre ein
                       tionen des Fachbeirats für Baukultur vortragen:    guter Ansatz. – aber noch ist die Finanzierung
                                                                          nicht sicher gestellt. Es besteht natürlich ein
                       In den Fachbeirat für Baukultur des KKG sind       direkter Zusammenhang mit der gesetzlichen
                       2018 der Architektenkollege Werner Lorenz          Überarbeitung des Kärntner Raumordnungs-
                       Kircher und ich neu berufen worden und bilden      gesetzes, als verbesserte Basis, auf der agiert
                       zusammen mit den bewährten Mitgliedern             werden kann.
                       Sonja Gasparin und Eva Rubin, sowie Christa
                       Binder, Fritz Breitfuss, Gerhard Kopeinig und      Neben der begonnenen Tendenz zur Ortskern-
                       Ernst Roth das Gremium unter meinem Vorsitz.       stärkung und damit Gemeinwohlstärkung in
                                                                          diesbezüglichen Masterplänen wird von unse-
                       Klarerweise ist es das Bemühen unseres Gremi-      rer Seite angeregt, bei regionalen Prozessen
                       ums das Bewusstsein für Baukultur zu stärken       und Verfahren des Landes und der Gemeinden
                       und den Dialog über baukulturell relevante Fra-    bereits konkrete Beratungsgespräche in die
                       gen und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen       Vorbereitungsphasen zu integrieren, wo es
                       engagiert zu führen. Wir stimmen dabei mit den     schon um Weichenstellungen für die grund-
                       Leitlinien des vom Bund in Auftrag gegebenen       sätzlichen Entscheidungen geht. Auch dafür
                       3. Baukulturreports überein, der für künftige      könnte das zuvor genannte Gremium für Ge-
                       Entwicklungen gewisse Szenarien beleuchtet         meinden, deren Bürgermeister*innen und auch
                       und deren mögliche Auswirkungen und daraus         für Bauwerber*innen wichtige aufklärende Ar-
                       sich ergebende sinnvolle Maßnahmen skizziert.      beit leisten.

                       In Verantwortung für das Land Kärnten sind         Weiterer Schwerpunkt des FB Baukultur stellt
                       wir dabei u. a. folgende Schwerpunkte zu set-      der öffentliche Raum mit seiner allgemeinen
                       zen und deren Umsetzung einfordern:                (kostenlosen) Zugänglichkeit etwa zu See-
                                                                          ufern, zu Erholungszonen dar. Er soll als wert-
                       Allergrößte Priorität liegt bei der Verbesserung   voller Lebensraum mit seinen Qualitäten er-
                       und Veränderung des Umganges mit Land-             kannt, geschützt, gestärkt und, wenn nicht
                       schaft - um Flächen und andere Ressourcen          ausreichend vorhanden, auch neu widmungs-
                       mit Bedacht zu nutzen.                             mäßig gesichert werden. Seine pflegliche Be-
8
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
DI Dr. Peter Nigst | Vorsitzender Fachbeirat Baukultur
                                                                     Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

handlung und Gestaltung hat oberste Priorität.      ren Wichtigkeit für unseren Lebensraum. Hier
Die Bindung öffentlicher Gelder an Qualitäts-       besteht der dringende Wunsch in speziell ent-
wettbewerbe und die Verbesserung von Aus-           wickelten Projekten dem Rechnung zu tragen
wahlverfahren wird von uns verstärkt einge-         – etwa mit dem Aufbereiten eines grenzüber-
fordert. Sie soll in ihren Ergebnissen konsequent   schreitenden Filmprojektes für 2021 (Kärnten
der Gemeinwohlstärkung dienen.                      Jahresthema „Baukultur“) und mit einer kontinu-
                                                    ierlichen 14-tägigen oder monatlichen Artikelse-
Zum Thema Erhalt und Neubau werden wir              rie, die natürlich finanziell unterstützt werden
darauf deutlich aufmerksam machen, dass             müsste, um Bewusstsein für Baukultur zu ent-
ausgewiesene erhaltenswerte Bausubstanz,            wickeln und geeignete Strukturen zu fördern.
aber auch solche von ortsraumbildender Be-
deutung, die vom Denkmalamt noch nicht ab-          Das über Anregung des FB für Baukultur neu
gedeckt ist, sinnvoll berücksichtigt und bei        geschaffene Architekturstipendium des Landes
Leerstand mit neuen Nutzungen revitalisiert         Kärnten kann sich hier mit erstmaligen Bearbei-
wird. Hier gibt es dringenden Bedarf, damit         tungen thematisch gut einklinken, die den Blick
nicht durch Investor*innen noch mehr, das           auf Baukulturleistungen dieser Zeit lenken und
identitätsstiftend ist, demoliert und gewinn-       zu deren Neubewertung deutlich beitragen.
bringend vermarktet wird. Ich verweise da auch      Auch vom Architekturstudiengang der FH in
auf die österreichweite Aktion „Bauten in Not“.     Spittal an der Drau sind immer wieder wichtige
                                                    Beiträge zu baukulturellen Fragestellungen zu
Dabei spielt auch das vor 3 Jahren von mir und      erwarten und für Studierende daher Anreize zu
Kolleg*innen als gemeinnütziger Verein gegrün-      schaffen (durch Wettbewerbe, kooperierende
dete und in Aufbau befindliche Bauarchiv Kärn-      Studien etc.).
ten eine wichtige Rolle, um Bewusstsein spezi-
ell für wertvolle Bauten der Nachkriegszeit zu      Die in verschiedenen Ausstellungen gezeigten
schaffen und abgelaufene städtebauliche Ent-        prämierten Arbeiten z. B. des Landesbaupreises,
wicklungsprozesse zu dokumentieren und ak-          des Bauherrnpreises oder auch der Holzbau-
tuell zu diskutieren, bzw. Schlüsse für Künfti-     preise stellen sehr gutes Anschauungsmaterial
ges daraus zu ziehen. Auch die Sicherung von        dar und bieten ein Umfeld in Richtung Architek-
VL und NL mit geeigneter Archivierung und           turqualität und baukultureller Verantwortung.
deren Digitalisierung sowie wissenschaftlichen      Zugleich verbleibt aber im Hintergrund eine
Bearbeitung zählen zu wichtigen Aufgaben.           zweite zu kritisierende, sich fortschreibende
Das Bauarchiv Kärnten bedarf zusammen mit           Realität, die es drastisch zu verändern gilt. Ein
dem ArchitekturHaus Kärnten in seiner Grund-        Arbeitsauftrag für Viele…
ausstattung und bei einer Reihe von sonst nicht
möglichen Einzelprojekten zur Vermittlungstä-       Wir wollen natürlich mit unserem ehrenamtli-
tigkeit finanzieller Unterstützung (Ausstellun-     chen Engagement im Kulturgremium auch die
gen, Publikationen, Diskussionen, Exkursionen       Gewissheit, dass etwa von uns eingebrachte
etc.) - über die Tätigkeit des Bauarchiv Kärnten    Resolutionen, die sehr kritische Hinweise bein-
können sie erste Zwischenergebnisse auf der         halten, beachtet und nicht schubladisiert wer-
Homepage des ArchitekturHaus Kärnten ent-           den – und vielleicht können wir die Unterstüt-
nehmen, das auch unser Vereinssitz ist.             zung für einzelne wichtige Projekte seitens ihrer
                                                    Kulturstiftung erhalten. Mit solchen Inhalten
Zugleich fehlt noch immer eine qualitativ gute      würden wir im Detail gerne auf Sie zukommen.
und kontinuierliche mediale Berichterstattung
über Architektur und Baukulturfragen und de-        Danke für ihre Aufmerksamkeit!
                                                                                                                      9
SYMPOSIUM Innovative Impulse in Kunst und Kultur - DOKUMENTATION 29. November 2019 - Kärntner Kulturstiftung
Mag.a Melitta Moschik | Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst
 Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«
     Foto: © RE Photo

                                                                         • Galerie Walker auf Schloss Ebenau in
                                                                           Weizelsdorf/Feistritz i. R., Fam. Walker

                                                                         • Museum am Bach in Ruden/Kraßnitz,
                                                                           Leitung Alex Samyi

                                                                         • Domenig Steinhaus in Steindorf, Steinhaus
                                                                           Günther Domenig Privatstiftung

                                                                         • Museum Liaunig in Neuhaus
                                                                           Fam. Liaunig

                        W     as läuft gut, wo gibt es gute Ansätze?     Welche Wünsche gibt es?

                        POSITIONIERUNG AUTHENTISCHER ORTE                POSITIONIERUNG DER STADT KLAGENFURT

                        • Künstlerstadt Gmünd                            • Gründung eines Kulturzentrums in Klagenfurt
                          Die Kulturinitiative Gmünd konnte in den         Ein Begegnungsort, wo Künstler*innen ihre
                          letzten 20 Jahren die Stadt erfolgreich als      Ateliers haben und regelmäßige Veranstal-
                          Künstlerstadt Gmünd positionieren.               tungen stattfinden (siehe WUK in Wien)

                        • Kulturstadt Bleiburg/Pliberk                   • Jährliches Festival für bildende Kunst,
                          Die Kulturstadt Bleiburg ist Kulturliebha-       welches sich über die Jahre etabliert (siehe
                          ber*innen durch das Werner Berg Museum,          z. B. Steirischer Herbst Graz, Ars Electronica
                          den Brunnen von Kiki Kogelnig und durch          Linz, etc.) Synchronisation der Kulturszene,
                          die regen Aktivitäten örtlicher Vereine weit     um gemeinsam zur gleichen Zeit mit Eröff-
                          über die Landesgrenzen hinaus bekannt.           nungen und Events aufzutreten (siehe z. B.
                                                                           Wien - Vienna Art Week oder Curated By).
                        • Nötsch im Gailtal
                          Das Museum des Nötscher Kreises wurde          • Artists-in-Residence-Programm
                          1998 im WIEGELEHAUS eröffnet und ist             Residence-Stipendien in Klagenfurt anbieten,
                          dem Leben und Werk der Künstler des              um den Austausch und die Vernetzung mit
                          „Nötscher Kreises“ gewidmet, welche              den Nachbarländern zu fördern. Im Gegen-
                          Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihrer            zug sollten Kärntner Künstler*innen auch
                          Malerei die österreichische Kunst entschei-      internationale Erfahrungen machen können.
                          dend mitgestalteten.

                                                                         AKUT:
                        PRIVATE INITIATIVEN – KULTURVERMITTLUNG          OFFENES MARIA LASSNIG ATELIERHAUS
                        > Förderungsbedarf
                                                                         Frau Prof. Dr. Maria Nicolini hat das ehemali-
                        • Schloss Damtschach in Damtschach               ge Atelierhaus am Heiligen Geist Platz von
                          Fam. Orsini-Rosenberg                          Maria Lassnig privat saniert und möchte die-
                                                                         ses einer öffentlichen Nutzung zuführen.
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Mag.a Melitta Moschik | Vorsitzende Fachbeirat Bildende Kunst
                                                                Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

Dazu bedarf es eines Nutzungsvertrages           • Konzepte für die Nachnutzung von
mit der Stadt Klagenfurt, dem Land Kärnten         Architekturen entwickeln
und Sponsor*innen (KK Stiftung? Maria Lass-        z. B. Domenig - Landesausstellungsgebäude
nig Stiftung?).                                    1994 in der Hüttenberger Heft. Zukünfti-
                                                   ges Depot für das Landesmuseum?
Das Nutzungskonzept könnte umfassen:
Stadtmaler*innen, Maria-Lassnig-Stipendiat*in-   • Nachhaltige Entwicklung der Kultur–
nen, Workshops, Ausstellungen, Crossovers,         landschaft
etc.                                               Zukunfts-/Vorzeigeprojekte entwickeln,
                                                   um mehr Bewusstsein für Kunst und
                                                   Kultur zu schaffen
Welcher dringende Bedarf besteht?
                                                 • Kärnten als KUNSTBIOTOP anlegen
                                                   Lokalen Künstler*innen und Kollektiven
EIN KULTURELLES LEITBILD FÜR KÄRNTEN               einen guten Nährboden schaffen, um
ENTWICKELN, um das Land als innovativen            zukünftige Projekte im Spannungsfeld
Kulturraum zu positionieren                        von Kunst und Technologie zu ermögli-
                                                   chen.
• Förderung der Kärntner Identität
  durch jährliche programmatische Schwer-        • Neue Gesellschaftsformen kreieren im
  punktsetzung und landesbezogene                  Kontext des KULTURWANDELS
  Leuchtturmprojekte                               Auf die gegenwärtigen und zukünftigen
                                                   Veränderungen durch Digitalisierung,
• Stärkere Vernetzung von Kultur- und              globale Vernetzung und Klimakrise
  Bildungseinrichtungen                            reagieren.
  Förderung interdisziplinärer Forschungs-
  projekte                                       • Verbundenheit über die Generationen
                                                   hinweg praktizieren
• Stärkere Kooperation von Kunst und
  Wirtschaft
  Ausgeschriebene Kunst-Stipendien von
  Unternehmen
  Konzepte, wie man Kunst & Industrie
  zusammenbringt

• Stärkere Förderung von Kunst am Bau/
  Kunst im öffentlichen Raum
  Nicht nur die öffentliche Hand, sondern
  auch private Unternehmen anhalten, bei
  Neu- und Umbauten Künstler*innen in die
  Gestaltung einzubeziehen

• Das kulturelle Erbe des Landes erhalten
  Verwaltung und Pflege der Nachlässe von
  Kärntner Kulturschaffenden

                                                                                                                 11
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
     Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«
     Foto: © RE Photo

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                                                                            dem Kärntner Kulturgremium vorgestellt zu
                                                                            haben und darf ihr an dieser Stelle versichern,
                                                                            dass dieselbe von allen Mitglieder*innen mit
                                                                            höchstem Wohlwollen aufgenommen worden
                                                                            ist, den Hinweis, dass es der Kärntner Kultur-
                                                                            stiftung fern steht, die Subventionspolitik der
                                                                            öffentlichen Hand aus der Pflicht zu nehmen,
                                                                            halte ich, wie in der Folge deutlich zu hören
                                                                            sein wird, für sehr wesentlich.

                                                                            Was läuft gut, wo gibt es gute Ansätze?

                           W     as läuft gut, wo gibt es gute Ansätze?
                                 Welcher dringende Bedarf besteht?
                                 Welche Wünsche gibt es?
                                                                            Freie Theaterszene qualitativ und
                                                                            quantitativ auf hohem Niveau

                                                                            Eines gleich vorweg: Nie ist die Theaterszene
                           Sehr geehrte Damen und Herren,                   in Kärnten so spannend, präsent, vielfältig
                                                                            und künstlerisch hochstehend gewesen wie
                           Ich bedanke mich für die Einladung, Ihnen        heute. Einem Landeskulturbericht aus dem
                           meine Eindrücke von der Situation der Kärnt-     Jahre 2002 entnehme ich, dass es neben dem
                           ner Kulturschaffenden darzulegen. Vorausge-      Stadttheater 7 professionelle Theater der
                           schickt sei, dass sich meine Ausführungen in     freien Szene in Kärnten gegeben hat. 2017
                           erster Linie auf die Situation des Theaters      waren es nicht weniger als 18 (!).
                           und hier wiederum des zeitgenössischen The-      Wenn sie mich jetzt fragen, worauf diese
                           aters, wie sie sich mir momentan in Kärnten      Steigerung zurückzuführen ist, kann ich ei-
                           darstellt, beziehen.                             gentlich nur antworten, dass sich die freie
                                                                            Theaterszene aus sich selbst heraus befeuert
                           Ich möchte darauf hinweisen, dass mein           und gestärkt hat, dies trifft im übrigen auch
                           Statement aufgrund der Zeitbeschränkung          auf den Tanzsektor zu, allerdings wird die
                           nicht umfassend sein kann und ich mich da-       Kärntner Tanzszene eher von Protagonist*in-
                           her darauf beschränken werde, einige punk-       nen getragen, die ihren Lebensmittelpunkt
                           tuelle Schlaglichter auf die Kärntner Theater-   seit Jahren in Wien haben und nur gelegent-
                           situation zu werfen. Darüber hinaus möchte       lich in der Heimat zu sehen sind.
                           ich nicht verhehlen, dass mein Statement ein     Ein Gutteil dieser positiven Entwicklung ist
                           höchstpersönliches, aus der Perspektive eines    jedenfalls auch auf die Errichtung zusätzli-
                           Künstlers der freien Szene entspringendes        cher Spielstätten zurück zu führen. Es sind
                           Bild der Kärntner Theaterlandschaft zeichnet.    dies in Klagenfurt das TheaterHALLE 11, wel-
                                                                            ches vom klagenfurter ensemble intendiert
                           In diesem Zusammenhang bitte ich daher um        und zusätzlich vom Jungen Theater Klagen-
                           Nachsicht, dass ich mich zur Rolle des Stadt-    furt sowie dem Tanzamtklagenfurt_celovec
                           theaters in der Folge nur insofern äußere, als   bespielt wird, die Kammerlichtspiele (unter
                           ich verbesserungswürdige Sachverhalte in         der Leitung des Theaterverein KuKuKK) und
                           den Beziehungen mit der freien Szene sehe.       das Jugendstiltheater (welches von VADA be-
                           Ich bedanke mich ganz herzlich bei Frau Mag.     trieben wird), in Villach der Kulturhofkeller
12
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
                                                                 Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

(Verein Kult:Villach), im Tanzbereich das Cho-   einer qualitativen Bewertung unterzogen und
reografische Zentrum Bleiburg und in Mill-       in der Folge ausgewählt hat, zu gratulieren.
statt das Netzwerk AKS von Andrea Schleh-        Ich freue mich schon sehr auf eine breite und
wein, wobei der Umstand erstaunt, dass alle      künstlerisch hochstehende Leistungsschau
drei erwähnten außerstadttheatralischen          heimischer Kulturinitiativen und –vereinigun-
Spielstätten in Klagenfurt, die im Zeitraum      gen im nächsten Jahr.
seit 2012 errichtet wurden, unter einem frei-
heitlichen Kulturreferenten der Stadtregie-      Interessensvertretung für die
rung entstanden sind.                            freie Theaterszene

                                                 2017 wurde die Interessensgemeinschaft
Gute Kommunikation durch                         Theater Tanz Performance Kärnten Koroška
„Landeskulturabteilung neu“                      (IG TTPKK) gegründet, deren Ziel in der För-
                                                 derung der kulturpolitischen, sozialen, recht-
Die in der Haider-Ära zu einer Unterabteilung    lichen und beruflichen Interessen der in der
degradierte Kulturabteilung wurde 2018 wie-      freien, professionellen Theater-, Tanz und
der als eigenständige Kulturabteilung imple-     Performancearbeit tätigen Personen und
mentiert, was nicht zuletzt auch durch die       Gruppen, ihrer Vernetzung, Zusammenarbeit
Neubesetzung der Leitung zu einer wesentlich     und Kommunikation besteht.
verbesserten Kommunikation zwischen Künst-       Diese Plattform hat sich in den drei Jahren
ler*innen und Beamtenschaft geführt hat.         ihres Bestehens bereits bestens bewährt. Die
                                                 Szene ist (mit wenigen Ausnahmen) bestens
                                                 konsolidiert und im Begriff, einen starken
Verbesserte Gesprächskultur                      Körper nach innen und außen zu bilden.

Insgesamt ist seit der Übernahme des Kultur-     Zusammenfassend kann ich berichten, dass
referats durch Peter Kaiser von einer verbes-    wir in Kärnten eine quantitativ und auch qua-
serten Gesprächsbasis zwischen Künstler*in-      litativ überaus breit aufgestellte Theatersze-
nen und Vertreter*innen der Kulturpolitik zu     ne besitzen, die vor allem das so wichtige
berichten.                                       zeitgenössische Theater pflegt und regelmä-
                                                 ßig präsentiert.
                                                 Die bange Frage, die sich mir in diesem Zu-
Professionelles Konzept für die                  sammenhang allerdings stellt, ist: wie lange
Landesausstellung CARINTHIja 2020                noch?

Wie Sie alle wissen, feiert das Land Kärnten
im kommenden Jahr das 100-jährige Jubiläum       Welcher dringende Bedarf besteht?
der Kärntner Volksabstimmung. Ich möchte         Welche Wünsche gibt es?
an dieser Stelle die Gelegenheit nicht versäu-
men, dem Kulturreferenten und der Kulturab-      Bevor ich zum „dringenden“ Teil meiner Aus-
teilung zu einem überaus vielversprechenden      führungen komme, erlauben Sie mir, Richard
Konzept und dessen hochprofessioneller Vor-      von Weizsäcker mit folgenden Worten, die
bereitung in Bereich Kunst, Kultur und           viele von Ihnen kennen, in Erinnerung zu ru-
Brauchtum, in die das Kärntner Kulturgremi-      fen: „Kultur kostet Geld. Sie kostet Geld vor
um dankenswerter Weise insofern eingebun-        allem auch deshalb, weil der Zugang zu ihr
den war, dass es die eingereichten Projekte      nicht in erster Linie durch einen privat gefüll-
                                                                                                                  13
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
  Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

                        ten Geldbeutel bestimmt sein darf. (…) Subs-     hung für den Großteil der freien Theater- und
                        tanziell hat die Förderung von Kulturellem       Tanzschaffenden in Kärnten für unbedingt
                        nicht weniger eine Pflichtaufgabe der öffent-    erforderlich, um eine Äquivalenz zwischen
                        lichen Haushalte zu sein als zum Beispiel der    Leistung und Subventionshöhe im Vergleich
                        Straßenbau, die öffentliche Sicherheit oder      der einzelnen Theater- und Tanzinitiativen
                        die Finanzierung der Gehälter im öffentlichen    untereinander sicher zu stellen (d. h. eine An-
                        Dienst. Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im     passung der seit der Haider-Ära überkomme-
                        kulturellen Bereich zumeist „Subventionen“       nen unausgewogenen Subventionsstruktur).
                        nennen, während kein Mensch auf die Idee         Die Kulturpolitik sollte ihrer Aufgabe nach-
                        käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäu-        kommen, die Mittel für diese unbedingt nöti-
                        de oder einen Spielplatz als Subvention zu       ge Subventionserhöhung in Höhe von ca
                        bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in die fal-   500.000,00 EUR jährlich bereit zu stellen.
                        sche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus,       Sollte ihr das nicht gelingen, müsste zumin-
                        den wir uns leisten oder auch streichen          dest eine Umverteilung der Subventionen
                        können, sondern der geistige Boden, der un-      nach Leistungsgesichtspunkten ab 2019 vor-
                        sere eigentliche innere Überlebensfähigkeit      genommen werden. Eine 3-Jahresförderung
                        sichert.“                                        ist nur im Zusammenhang mit einer Subven-
                        Ich entnehme dem Text Ihrer Einladung, sehr      tionserhöhung und hier vor allem für in Ent-
                        geehrte Stiftungsvorstände, dass exakt diese     wicklung befindliche Initiativen zielführend.
                        (nicht eben neue) Erkenntnis, die Grundlage      Daneben sofort, unbedingt und ohne großen
                        für Ihre nicht hoch genug zu würdigende Ini-     finanziellen Aufwand erforderlich: Die Bereit-
                        tiative, derentwegen wir uns heute hier alle     stellung von mindestens drei Probenräumen
                        versammelt haben, bildet. Wir haben diese        in Kärnten!“
                        und ähnliche Äußerungen auch seitens der         13. Nov 2018
                        Kulturpolitik in Kärnten in den letzten Jahre
                        immer wieder vernehmen dürfen, allein: die       Dazu die Vorgeschichte:
                        Taten sprechen eine andere Sprache.              Als es im Jahr 2013 zur politischen Wende in
                                                                         Kärnten kam, war die kritische freie Theater-
                                                                         szene bis auf wenige Ausnahmen so gut wie
                        Kulturpolitik des Landes seit der politischen    zugrunde gerichtet. Die Hoffnung auf eine
                        Wende – eine maßlose Enttäuschung                kulturpolitische Wende und damit eine positi-
                                                                         ve Entwicklung auf dem freien Theatersektor
                        Anlässlich der Neukonstituierung des Kärnt-      wurde leider damals schon enttäuscht, ja ich
                        ner Kulturgremiums im Herbst vergangenen         erinnere mich sogar an ein Gespräch mit dem
                        Jahres wurden die Fachbeiräte gebeten, für       damaligen Landeskulturreferenten Christian
                        die aktuelle Funktionsperiode die aus ihrer      Benger, in welchem dieser mir voller Stolz er-
                        Sicht nötigen kulturpolitischen Weichenstel-     öffnete, er habe innerhalb eines Jahres be-
                        lungen zu formulieren. Die Stellungnahme         reits 15% Kulturausgaben eingespart (sic!).
                        des Fachbeirates für Darstellende Kunst lau-     Es handelt sich um jenen „Kulturreferenten“,
                        tete wie folgt:                                  der später dem Passus „Die Fürsorge des
                                                                         Landes und der Gemeinden gilt den deutsch-
                        Subventionserhöhung für den Großteil             und slowenischsprachigen Landsleuten glei-
                        der freien Theater- und Tanzschaffenden          chermaßen“ in der zu ändernden Landesver-
                        in Kärnten                                       fassung seine Zustimmung verweigerte mit
                        Ich zitiere: „Der Fachbeirat für darstellende    der Begründung, dass die Nennung slowe-
                        Kunst hält eine deutliche Subventionserhö-       nisch von der Bevölkerung nicht verstanden
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Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
                                                                  Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

würde. Selbiger war es auch, der im Jahre         Basisdatenerhebung der IG KIKK
2017 den Landeskulturpreisvorschlag des
Kulturgremiums ablehnte, eine noch nie dage-      Eine Basisdatenerhebung der IG KIKK (Inter-
wesene Brüskierung dieses Gremiums. Die Er-       essensgemeinschaft Kulturinitiativen Kärn-
wartungen, die im Herbst 2018 in den neuen        ten Koroška) aus dem Jahr 2014 hat ergeben,
Kulturreferenten gesetzt wurden, waren da-        dass, ich zitiere: „die freie Szene in Kärnten
her entsprechend groß, eine noch immer bis        kein verschwindend kleiner, sondern im Ge-
aufs Skelett ausgedünnte Kulturszene fieber-      genteil, der bei weiten größte kulturelle Player
te Peter Kaiser entgegen, das klagenfurter        in Kärnten ist! Allein die Besucher*innenzahlen
ensemble veranstaltete gemeinsam mit dem          belegen dies eindrucksvoll:
UNIKUM eine wie immer unsubventionierte           Hat beispielsweise das Stadttheater Klagen-
„Starnacht“ mit dem Titel „Wahlempfehlungen       furt in der Saison 2012/13 mit 224 Veranstal-
/ volilna priporocila“, der wiedergewählte Lan-   tungen ein Publikum von 108.011 Personen
deshauptmann und frisch­​gebackene Kultur-        erreicht (Statistik Austria 2013), konnte die
referent wurde in einem ORF-Interview vom         freie Szene im Vergleich mit 3.732 Veranstal-
13. November 2018 wie folgt zitiert:              tungen 226.672 Kulturinteressierte erreichen!
„Nach zwei Jahrzehnten, in denen vor allem        Legt man die öffentlichen Förderungen von-
die kritischen Kunstschaffenden von öffentli-     seiten des Landes auf die Pro-Kopf-Förderung
cher Seite weniger Unterstützung erfuhren,        um, ergibt dies ein Verhältnis von € 93,74 für
soll nun ein frischer Wind wehen“.                das Stadttheater Klagenfurt zu € 1,59 für die
                                                  freie Szene! Mit dem Aufzeigen dieses Ver-
                                                  hältnisses soll keine Neiddebatte vom Zaun
Die große Enttäuschung                            gebrochen werden, es geht letztendlich um
                                                  eine nüchterne und kritische Betrachtung der
Bald nach einem Jour fixe mit dem Kulturrefe-     Relation von Förderung und der damit ver-
renten im Herbst 2018 wurde seitens der           bundenen Wertschätzung.“
Landesregierung bekannt gegeben, dass das
Kulturbudget für das Jahr 2019 im Unter-
schied zu anderen Budgetsektoren und zum          Freie Szene im Prekariat
ersten Mal seit 2012 (für den Darstellenden
Bereich trifft das laut Kulturberichten nicht     Prekariat, ausbeuterische Arbeitsbedingungen,
zu) nicht gekürzt wird, mit anderen Worten:       ja Abdrängung an den Rand der Kriminalität
es gibt keine Erhöhung, eine sehr herbe Ent-      beherrschen bis zum heutigen Tag die Szene.
täuschung nicht nur für die freien Theater,       Laut Bundesländervergleich (Rechnungsab-
sondern für alle Kulturinitiativen im Lande, –    schluss 2017) lag Kärnten (und liegt wahr-
allein die euphemistische Formulierung „keine     scheinlich heute noch) als einziges Bundesland
Kürzung“ wurde in der freien Szene als Ver-       unter 1 % Kulturanteil am Gesamthaushalt -
höhnung wahrgenommen. Eine Pressekonfe-           keine Investitionen, keine Gehaltsindexie-
renz und Plakataktion der IG KIKK mit dem         rung, keine Sozialleistungen, keine infrastruk-
Titel „Versemmelt Peter Kaiser die Kultur?        turellen Voraussetzungen, all das, was in der
Wir fordern mehr Einsatz, mehr Geld, mehr         Wirtschaft heute unabdingbare Errungen-
Mut für die Kultur und nicht nur Brösel für       schaften sind, sind im freien Theaterbereich
die freien Kulturinitiativen!“ war die Folge.     in Kärnten heute unerreichbare Fiktion. Das
Dieser Forderung ist der Landeshauptmann          klagenfurter ensemble, das ich seit 32 Jahren
bis heute leider nicht nachgekommen.              leite, zahlt seit 15 Jahren gleich hohe Schau-
                                                  spieler*innengagen.
                                                                                                                   15
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
 Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

                       Rahmenprogramm FOR FOREST                        Stadt Klagenfurt eingesetzte Expert*innen-
                                                                        gruppe „Strategie Kultur Klagenfurt 2018 –
                       Im Juli 2018 entnahm ich einem Bericht in der    2030“ zu befragen oder auch nur zu infor-
                       Kleinen Zeitung, dass die Bürgermeisterin der    mieren. Ja selbst am Kulturausschuss der
                       Stadt Klagenfurt das FOR FOREST-Projekt im       Stadt Klagenfurt wurde das Projekt vorbei
                       Stadtsenat mit dem Argument verteidigt           geschleust. Es ist dies ein Schlag ins Gesicht
                       habe, dass es die Stadt keinerlei Geld koste.    all jener freien Theater, die seit Jahren das
                       Mit einer solchen Einstellung kann man keine     Kulturleben in Kärnten unter menschenun-
                       Kulturpolitik betreiben (siehe das eingangs      würdigsten Bedingungen mitgestalten und
                       erwähnte Zitat von Richard von Weizsäcker).      sich seit Jahren vergeblich um eine dringend
                       Ich habe der Frau Dr. Mathiaschitz daraufhin     nötige finanzielle Unterstützung durch die öf-
                       per mail mehr Mut zugesprochen. Dieser Tage      fentliche Hand bemühen.
                       erreichte mich ein Dankesbrief von ihr, aus
                       dem ich wie folgt zitiere:
                       „Wir dürfen stolz sein, dass derart ideen–       Schaffung eines multifunktionalen Kultur-,
                       reiche, vielfältige und international herzeig-   Ausstellungs-, Veranstaltungszentrums
                       bare Veranstaltungen den Rahmen für FOR
                       FOREST bildeten und imagewirksam mit-            Wie auch vom Kärntner Kulturgremium for-
                       transportiert werden konnten. Es zeigt der       muliert fehlt der Stadt Klagenfurt – spürbar
                       Welt, dass Klagenfurt Kultur hat, mutig ist,     verschärft durch die zwangsweise Aufgabe
                       Trends setzt und zu wichtigen Fragen Stel-       des vom Verein Innenhof betriebenen „raj“ im
                       lung bezieht.“                                   Zentrum Klagenfurts – ein multifunktionales
                       Das klingt bitter wenn nicht gar zynisch in      Kultur- und Ausstellungszentrum für Jung
                       den Ohren der Kulturinitiativen, die das Rah-    und Alt, für Experimentelles und Erprobtes
                       menprogramm infolge nicht gewährter Kul-         mit entsprechender Ausstattung und Infra-
                       turbudgets aus eigenen Mitteln ohne Unter-       struktur wie z. B. das Treibhaus in Innsbruck
                       stützung durch die Stadt bestritten haben.       oder das Haus der ARGEkultur (Nonntal) in
                                                                        Salzburg.

                       Klagenfurt Festival
                                                                        Kooperation Stadttheater / Freie Szene
                       Trotz mantrischer Beteuerungen seitens der
                       Kulturreferent*innen des Landes und der Stadt    Anlässlich der Neubestellung eines Stadtthe-
                       Klagenfurt, dass die derzeitige Budgetsitua-     aterintendanten wurde Mitte November von
                       tion keine (nennenswerte) Subventionserhö-       der IGTTPKK ein Schreiben an den Stadtthea-
                       hung erlaube, wurde im April dieses Jahres       terausschuss gesandt, aus dem ich auszugs-
                       eine Festival GmbH gegründet, die erstmalig      weise wie folgt zitiere:
                       im Mai 2020 ein zehntägiges (!) Festival mit
                       einer Gesamtsubvention von 300.000,00 EUR,       • Das neue Stadttheater sollte die Zweispra-
                       je 100.000,00 kommen vom Land Kärnten,             chigkeit des Landes reflektieren und ein
                       der Stadt Klagenfurt und dem Tourismusver-         eigenständiges Profil mittels neuer,
                       band der Stadt Klagenfurt, gesichert auf drei      innovativer Theatersprachen entwickeln.
                       Jahre, veranstaltet. Die Beschlussfassung zur
                       Gründung sowie die Bestellung des Intendan-      • Regelmäßige Kooperationen ... auch mit der
                       ten erfolgte, ohne einschlägige Gremien wie        Freien Szene Kärntens auf Augenhöhe und
                       das Kärntner Kulturgremium oder die von der        unter fairen Kooperationsbedingungen.
16
Mag. Gerhard Lehner | Vorsitzender Fachbeirat Darstellende Kunst
                                                             Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

• Regelmäßiger Austausch mit der Freien        • Pekuniäre Indexanpassung der Preise im
  Szene in Form von Gesprächen, Treffen,         Kulturbereich
  sowie Erarbeitung gemeinsamer kultur-
  politischen Strategien.                      • Kooperationen Freie Szene mit Stadtthea-
                                                 ter Klagenfurt
• Förderung von jungen Künstler*innen
                                               • Mein Sonderwunsch: Kritischere Bericht-
• Stärkerer Fokus auf Frauen                     erstattung in den Medien

• Gratis Zugang zum Kostümfundus für
  die professionellen Theaterschaffenden
  Kärntens

• Nutzung vorhandener Veranstaltungs-
  oder Theaterräume in Kärnten, statt
  den Bau einer Studiobühne zu forcieren
  (... eine Liste der vorhandenen Räume
  kann die IG TTKK gerne zur Verfügung
  stellen)

Erlauben Sie mit abschließend, die Wünsche
für den Bereich der darstellenden Kunst zu-
sammenzufassen:

• Wesentliche Subventionserhöhung im
  freien Bereich

• Anpassung der Subventionsstruktur

• Transparenz der Subventionsstruktur in
  Klagenfurt im Rahmen einer ordentlichen
  Berichterstattung

• Kulturpolitische Unterstützung beim
  Aufbau internationaler Beziehungen – im
  Besonderen im Alpe-Adria-Raum

• Kulturpolitische Unterstützung im Rah-
  men von Städtepartnerschaften

• Schaffung eines multifunktionalen Kultur-,
  Ausstellungs-, Veranstaltungszentrums
  mit Probenräumen und Ateliers

                                                                                                              17
Mag. Robert Schabus | Vorsitzender Fachbeirat Elektronische Medien, Fotografie und Film
 Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«
     Foto: © RE Photo

                                                                         Es gibt 6 Beiräte, die die eingereichten Pro-
                                                                         jekte beurteilen, bei Gleichstand entscheidet
                                                                         die/der Vorsitzende. Jeweils drei der Beiräte
                                                                         kommen aus der Filmwirtschaft und aus der
                                                                         Verwaltung (Kulturabteilung, Tourismus,
                                                                         Kärnten Werbung), wobei der Vorsitzende
                                                                         aus dem Filmbereich kommt. Die Stelle ist
                                                                         also sehr gut und transparent institutionali-
                                                                         siert und wird seit ihrem Bestehen bestens
                                                                         und auch von Produktionsfirmen außerhalb
                                                                         Kärntens gut genutzt.
                                                                         Der einzige Wermutstropfen ist das Budget.
                                                                         Bisher waren 250.000,- für alle Förderungen

                        I   ch spreche hier für den Bereich Film
                            und Fotografie im Rahmen des Kärntner
                            Kulturgremiums.
                                                                         zusammen im Filmbereich budgetiert. Heuer
                                                                         gibt es eine Erhöhung auf 300.000,-.
                                                                         Wünschenswert wäre zumindest eine Ver-
                                                                         doppelung.
                        Filmherstellung in Europe bedeutet großteils
                        eine Finanzierung über öffentliche Gelder, an-   Die Kunst- und Experimentalfilmförderung
                        ders als beispielsweise in den USA. In Öster-    hat es auch schon vorher im Rahmen der
                        reich war Kärnten lange das Schlusslicht in      Kulturförderung gegeben und wir fühlen uns
                        dieser Hinsicht im Gegensatz zu beispielswei-    dort bei Frau Dr. Sonja Somma sehr gut auf-
                        se Tirol. Anfang der 2000er Jahre hat es den     gehoben.
                        Versuch einer Implementierung einer Förder-
                        stelle gegeben, die ohne Beirat nach dem In-     Ein wirkliche Baustelle ist die Situation der
                        tendantenprinzip Filmförderungen vergeben        Programmkinos, vor allem des Volkskinos in
                        hat. Das hat dann dazu geführt, dass der In-     Klagenfurt mit seiner problematischen Raum-
                        tendant in manchen der geförderten Filme als     situation. Ein einziger Saal mit etwa 70 Sitz-
                        Schauspieler vertreten war.                      plätzen ist viel zuwenig für ein gut zu führen-
                                                                         des Programmkino. Es bräuchte zumindest
                        Dann war lange nichts. Nach der politischen      noch einen großen Saal dazu. Besser noch
                        Wende 2013 haben wir von der Filmszene           einen mittleren und einen großen, wie das bei
                        gleich Kontakt zum neuen Kulturreferenten        fast allen etablierten Programmkinos in Ös-
                        Wolfgang Waldner von der ÖVP aufgenom-           terreich der Fall ist.
                        men und ihm vorgeschlagen, erstmals eine
                        transparente Filmförderung mit Beirat in         Ohne die sogenannten Programmkinos wäre
                        Kärnten zu initiieren. Er war sehr aufge-        der österreichische Film nahezu unsichtbar,
                        schlossen und hat grünes Licht gegeben.          weil wer würde sonst österreichische Filme
                                                                         im Kino spielen? Es gibt bereits seit langem
                        Ein Jahr später und nach intensiver Arbeit an    die Zusage des Landes, sich bei einer Erwei-
                        Richtlinien und Rahmenbedingungen, nicht         terung zu beteiligen. Die Stadt Klagenfurt
                        zuletzt auch vonseiten der Zuständigen in        blockiert aber seit Jahren eine Lösung, unter
                        der Kulturabteilung, Dr. Sonja Somma, konnte     anderem mit der Begründung, dass es mit
                        dann der neue Kulturreferent Christian Ben-      dem Wulfeniakino ein Kino gibt, dass auch
                        ger 2014 die Einsetzung der Carinthia Film-      Arthousefilme zeigt. Allerdings ist das Wulfe-
                        comission verkünden.                             nia kein Programmkino im eigentlichen Sinn.
18
Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Vorsitzende Fachbeirat Literatur
                                                                   Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

                                                                                                                   Foto: © RE Photo
Es braucht auch Retrospektiven, Filmreihen,
Filmgespräche, etc.

Wir haben seit heuer auch zwei Stipendien im
Filmbereich und schon seit längerem ein Sti-
pendium im Bereich Fotografie, wobei die/der
Stipendiat*in immer auch eine Ausstellung im
Livingstudio der Stadtgalerie Klagenfurt be-
kommt.

Seit letztem Jahr gibt es auch eine private Ga-
lerie für Fotografie, die von Gudrun und Ger-
hard Zachahrias-Maurer initiiert wurde. Der
Bestand dieser Galerie ist auch nur möglich,
weil die Räumlichkeiten in deren Besitz sind.     V   erehrte Stiftungsvorstände,
                                                      geschätzte Kuratoriumsmitglieder,
                                                      liebes kunstinteressiertes Publikum
Das ist vielleicht auch ein wesentliches Prob-
lem der Kärntner Kulturszene - die strukturel-    In den Grundsätzen der neuen Kärntner Kultur-
len Mankos: fehlende Spielstätten, Veranstal-     stiftung steht, dass Kärnten ein „Kreativraum“
tungsräume, schwierige Planbarkeit durch          sei. Beschrieben und hervorgehoben wird:
späte Förderentscheidungen, prekäre Ar-           „die Dichte herausragender Talente, vor allem
beitsverhältnisse bis hin zu einem großen         im Bereich Literatur, der Musik und der
Ausmaß an unbezahlter Arbeit.                     Bildenden Kunst ist bemerkenswert...“
                                                  Das freut uns alle sehr, die wir mit Literatur
Hier könnte die Stiftung beispielsweise auch      aktiv (schreibend) oder passiv (bewertend
wichtige Arbeit abseits der sogenannten           und fördernd) zu tun haben.
„Leuchtturmprojekte“ leisten.                     Erstaunlich, dass „wir“ als LITERATUR an
Beispielsweise indem nach Begründung ei-          erster Stelle für das Bundesland Kärnten ge-
nem Verein einmal für eine Saison eine Halb-      nannt werden, im wahren Leben, d. h. bud-
tagesanstellung finanziert wird oder für eine     getmäßig gesprochen, aber nachweislich an
Theaterproduktion ein Raum oder eine Assis-       letzter Stelle rangieren. Literatur ist das Stief-
tenz gezahlt wird. Sollte sich die Arbeit da-     kind in der Kulturförderung.
durch positiv verändern wäre das in weiterer
Folge dann eine Möglichkeit für diesen Verein     Zu den drei gestellten Fragen möchte ich in
mit diesen Ergebnissen dauerhaft beim Land        meiner Funktion folgendes allgemein für die
oder der Stadt dafür einzureichen.                gesamte Literatur – für die institutionalisierte
                                                  wie die große und vielfältige freie Szene – an-
Im Filmbereich könnte es für die Stiftung in-     merken:
teressant sein, Projekte zu fördern, die über
die etablierten Schienen nicht förderbar sind.
                                                  Erstens:
                                                  Ja, es gibt gute Ansätze, und diese müssen
                                                  verstärkt und ausgebaut werden. Literatur
                                                  darf nicht länger Stiefkind bleiben in der
                                                  Finanzierung und in der öffentlichen Wert-
                                                  schätzung. Lyrik muss der Prosa, wie der
                                                                                                                                      19
Mag.a Gabriele Russwurm-Biro | Vorsitzende Fachbeirat Literatur
  Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

                        Dramatik gleichgesetzt und aus dem Hinter-       2. ein Honorarausgleichzahlungsfonds nach
                        treffen geholt werden. Zudem kommen im-             Schweizer Vorbild
                        mer mehr spartenübergreifende Projekte und
                        Mischformen mit Literatur-Performance-Film-      3. mehr ausreichend honorierte Publikations-
                        neue Medien - Poetry-Slam in den Kernbereich        möglichkeiten in Kärnten. Nicht nur durch
                        LITERATUR.                                          das sog. Finalisierungsstipendium (Hono-
                        Das muss in Zukunft auch besser berücksich-         rar für Autoren, die bereits in der Endpha-
                        tigt werden.                                        se der Veröffentlichung stehen + Bestäti-
                                                                            gung des Verlages)

                        Zweitens:                                        4. Ordentliche aktuelle Berichterstattung in
                        Ja wir haben dringenden Bedarf, denn wir            den Medien über Kärntner Literatur und
                        brauchen nicht nur Starthilfe und einen großen      Neuerscheinungen.
                        internationalen Preis für deutschsprachige
                        Literatur, sondern Maßnahmen, die länger-
                        fristig unterstützend wirken. Wir brauchen       Selbstverständlich ist die Kunstsparte Litera-
                        Zusammenarbeit und Austausch über die            tur fast gänzlich subventionsabhängig und
                        Landesgrenzen, was im Kleinen funktioniert,      kann für sich selbst nichts „erwirtschaften“.
                        aber noch lange nicht öffentlich wahrgenom-      Kunst rechnet sich nicht, man kann auch
                        men wird.                                        nicht in sogenannte „bleibende Werte“ inves-
                        Wir sollten in erster Linie das vorhandene       tieren, die sich nach Jahren wertsteigernd zu
                        Stipendien- und Fördernetz engmaschiger          Buche schlagen könnten. Ein Buch kann bes-
                        knüpfen, damit die vielen Literaturschaffen-     ser oder schlechter verkauft, aber niemals bei
                        den nicht weiter in prekären Verhältnissen       Versteigerung gewinnbringend „erworben“
                        und unter hohem Druck der Existenzerhal-         werden. Die Zeiten der gut verdienenden
                        tung arbeiten müssen, um in einem soge-          BestsellerautorInnen ist vorbei – waren sie
                        nannten „Kreativland“ weit weg von der           jemals vorhanden in Kärnten?
                        Metropole Wien auch wirtschaftlich überle-
                        ben zu können.                                   Wir befürworten ein gemeinsames „Haus der
                        Wir müssen an die literarische Zukunft und       Kunst“ mit multifunktionaler Nutzung wie
                        an jene nachfolgenden Generationen denken        Lesungen mit Musik, Multimediashow für alle
                        und sie unterstützen, neue Zugänge und           Sparten ohne Miete. Inklusive Technik.
                        neuen Spaß am Lesen und Schreiben zu
                        finden, und damit meine ich nicht SMS- und       Wir sind alle bereit mitzuhelfen die Situation
                        WhatsApp Nachrichten inklusive emotionaler       zu verbessern.
                        Zeichensprache.

                        Und drittens: Wir haben viele Wünsche!

                        Hier seien nur 4 große Bereiche genannt:

                        1. intensiver Aufbau von flexiblen Aus-
                           tausch-Stipendien mit dem benachbar-
                           ten EU-Ausland (Alpe Adria Bereich) als
                           Writers in Residenz
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Mag. Bernhard Wolfsgruber | Vorsitzender Fachbeirat Volkskultur
                                                                   Symposium »Innovative Impulse in Kunst und Kultur«

                                                                                                                   Foto: © RE Photo
S   ehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich als erstes für die heutige
Einladung bedanken und vorausstellen, dass
es gerade in der aktuellen Zeit, in der Zweck-
orientierung und Vernunft in den Vorder-
grund rücken, wichtig ist, die Kultur zu stär-
ken, und hier ist diese Initiative, die Gründung
der Kärntner Kulturstiftung immens wichtig.

Mir obliegt es heute die Kärntner Volkskultur
zu präsentieren. Diese ist so vielfältig, dass
ich nur die sogenannte Spitze des Eisberges        ihr Handwerk lernen, es gäbe keine Singen-
vorstellen kann, die Wünsche und Ansichten         den, ohne dass in einem Chor der Funke der
sind geprägt durch meine persönlichen Er-          Begeisterung geweckt wurde, es gäbe kein
fahrungen, durch den Austausch mit Kolle-          Schauspiel ohne private Theatergruppen oder
ginnen und Kollegen und durch die Rückmel-         solchen in Schulen…
dung aus den Dachverbänden der ARGE der
Kärntner Volkskultur.                              Genauso aber beeinflusst die sogenannte
                                                   Hochkultur die Volkskultur, führt zu einer
                                                   Weiterentwicklung, gilt als Motor, als Antrieb
Volkskultur – Definition, Chancen, Probleme,       und sorgt nicht zuletzt, auch durch qualifi-
Förderungsbedarf…                                  zierte Pädagog*innen, dafür, dass die Qualität
                                                   und das Niveau der Ausbildung steigen.
Sehr geehrte Damen und Herren, bevor ich
Ihnen einen Überblick über die Chancen, Pro-       Die Auseinandersetzung mit der jeweils „an-
bleme, Pluspunkte und benötigten Hilfestel-        deren“ Kultur findet heute in ganz vielen
lungen bieten kann, möchte ich zuerst einen        Cross-over-Projekten ihren Niederschlag.
kurzen Abriss darüber erstellen, was Volks-
kultur ist.                                        Zusätzlich möchte ich auch noch zu beden-
                                                   ken geben, dass Volkskultur in der Vergan-
Grundsätzlich möchte ich vorausschicken,           genheit oft instrumentalisiert wurde um einer-
dass ich selbst eine Trennung der Kultur in        seits Volksnähe vorzugeben und andererseits
Hoch- und Volkskultur problematisch halte,         um eine abgrenzende Identität zu schaffen.
weil die Grenzen oft fließend sind und weil        Heute muss man sich oft rechtfertigen, wenn
dadurch auch Missgunst und Konkurrenz-             man Träger einer Tracht oder eines Kärntner-
denken entsteht. Diese Erfahrung ist mir als       anzugs ist, wenn man ein Kärntnerlied singt
Chorleiter, der sich immer wieder in diesem        oder andere Volkskulturelle Aktivität ausübt.
Spannungsfeld aufhält, besonders bewusst.          Gerade deshalb liegt es mir am Herzen den
Ich finde es sehr oft schade, immer wieder in      Menschen in Kärnten das Bewusstsein über
eine Schublade gesteckt zu werden.                 die Volkskultur zu schärfen.

Es gäbe heutzutage keine Hochkultur ohne           Aber jetzt zurück zur Volkskultur – was ist
Volkskultur, es gäbe keine Profiorchester,         das?
ohne dass Musizierende in einer Musikschule
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