Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 2 - Universität ...

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Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 2 - Universität ...
Anwendung des hochschulspezifischen
Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur
Nachhaltigkeitsberichterstattung
an Hochschulen

                         r s i o n
          b e i t ete Ve
2. überar
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 2 - Universität ...
Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex –
ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 2 - Universität ...
Bericht-
                                                            erstattung

2   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex - ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen 2 - Universität ...
Die Inhalte des Leitfadens „Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhal-
tigkeitsberichterstattung an Hochschulen“ wurden im Arbeitspaket Nachhaltigkeitsberichterstattung des Ver-
bundprojekts „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten“ (HOCHN) in einem partizipa-
torischen Prozess mit mehreren Hochschulen unter der Federführung der Universität Hamburg, Freien Universität
Berlin und der Universität Duisburg-Essen gemeinschaftlich entwickelt. Es handelt sich bei dieser Publikation um
eine Betaversion, die nach einer Testphase in einen Gesamtleitfaden integriert wird. Das Projekt wird unter dem
Kennzeichnen FKZ13NKE007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm
Forschung für nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert.

Universität Hamburg                        Freie Universität Berlin                       Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Alexander Bassen,                Prof. Dr. Gerhard de Haan,                     Prof. Dr. André Niemann,
PD Dr. Remmer Sassen                       Coco Klußmann                                  Elisa Gansel

Fakultät für Wirtschafts- und              Institut Futur                                 Institut für Wasserbau und
Sozialwissenschaften                       Fabeckstraße 37                                ­Wasserwirtschaft
Rentzelstraße 7                            14195 Berlin                                    Universitätsstraße 15
20146 Hamburg                                                                              45141 Essen

Remmer.Sassen@uni-hamburg.de               sekretariat@institutfutur.de                   andre.niemann@uni-due.de

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Anwendung des hochschulspezifischen
                                                  Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur
                                                  Nachhaltigkeitsberichterstattung
                                                  an Hochschulen
Inhalt
Einleitung .............................................................................................................................................................................................................. 8
 Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen ..................................................................................................................................... 8
 HOCHN – das Forschungsprojekt .............................................................................................................................................................. 8
   Ziele von HOCHN ........................................................................................................................................................................................... 8
   Projektaufbau von HOCHN ......................................................................................................................................................................... 8
   Handlungsfelder ........................................................................................................................................................................................... 9
   Leitfäden ......................................................................................................................................................................................................... 10
   HOCHN – das Hochschulnetzwerk ........................................................................................................................................................ 10
 Ausblick – wie geht es weiter? ................................................................................................................................................................ 10
 Danksagung ..................................................................................................................................................................................................... 11
Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN – Kurzversion (Stand 04.02.2020) ..................................... 14
 Hintergrund ..................................................................................................................................................................................................... 14
 Zielgruppe ........................................................................................................................................................................................................ 14
 Grundverständnis von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen .................................................................................... 14
Einführung in die Thematik des hochschulspezifischen DNK ..................................................................................................... 18
 Präambel ........................................................................................................................................................................................................... 18
 Inhaltliche Anwendung der Präambel ................................................................................................................................................. 18
Entwicklung des HS-DNK in Anlehnung an den bestehenden DNK .......................................................................................... 20
Gründe für die Abgabe einer Entsprechenserklärung zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex ........... 21
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex ................................................................................................ 22
 Anleitung für das Ausfüllen ­einer Entsprechenserklärung ....................................................................................................... 22
 Partizipative Nachhaltigkeitsberichterstattung – transformative P                                                            ­ rozesse in der Hochschule anstoßen ........... 22
Kriterien des hochschulspezifischen DNK ........................................................................................................................................... 24
 Strategie (Kriterien 1–4) ............................................................................................................................................................................. 24
 Prozessmanagement: Governance (5-10) ............................................................................................................................................ 28
 Umwelt: Betrieb (11-13) ............................................................................................................................................................................... 35
 Gesellschaft (14-20) ...................................................................................................................................................................................... 39
 Abgrenzung zu anderen hochschulspezifischen ­Nachhaltigkeitsbewertungs- und -berichtssystemen .............. 48
   Kriterien für eine Bestandaufnahme von Nachhaltigkeitsaktivitäten an Hochschulen in Bayern ......................... 48
   Principles for Responsible Management Education (PRME) ..................................................................................................... 48
Anlagen ................................................................................................................................................................................................................ 52
 Thematische Leitfaden-Übersicht ......................................................................................................................................................... 52
 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................................ 53
 Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 53
Impressum .......................................................................................................................................................................................................... 55

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Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   5
6   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Einleitung

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   7
Einleitung
Nachhaltigkeit als Aufgabe für Hochschulen

Nachhaltigkeit ist eine drängende gesellschaftliche Ent-             laborationstreffen oder Konferenzen ist der eigentliche
wicklungsaufgabe, die immer mehr in den Fokus rückt.                 Mehrwert von HOCHN deutlich geworden: der Austausch
Hochschulen sind wie alle anderen gesellschaftlichen                 mit Studierenden, (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen,
Akteur*innen gefordert, sich mit den damit verbunde-                 Praktiker*innen sowie erfahrenen Nachhaltigkeitsak-
                                      nen Herausforde-               teur*innen. Dadurch kann es gelingen, neue Sichtwei-
                                      rungen auseinan-               sen einzunehmen, gegenseitige Wertschätzung unab-
                                      der zu setzen. Wie             hängig von Hierarchieebenen zu entwickeln und einen
Eine begriffliche Annäherung          kann es komple-                vertrauensvollen Raum für konstruktive Diskussionen
an das Nachhaltigkeitsver-            xen Organisatio-               zu schaffen.
ständnis im HOCHN-Verbund             nen wie Hoch-
                                      schulen gelingen,
findet sich ab Seite 14.                                             HOCHN – das Forschungsprojekt
                                      den Prozess einer
                                      nachhaltigen Ent-              Ziele von HOCHN
                                      wicklung inner-                Übergeordnetes Ziel des vom Bundesministerium für
                                      halb der eigenen               Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundpro-
Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu                  jekts Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – ver-
einer dauerhaften Aufgabe zu machen? Wie kann es                     netzen – berichten (HOCHN) ist es, die nachhaltige
gelingen, dass sich möglichst viele Akteur*innen für                 Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu
nachhaltige Entwicklung engagieren? Für diese Fragen                 fördern. Daraus leiten sich vier Teilziele ab:
gibt es kein Patentrezept, keine Handlungsanleitung,
keine Checkliste, die für alle Hochschulen gleicherma-               1.	Etablierung und Verstetigung eines Netzwerks zum
ßen hilfreich wäre oder von allen gleichermaßen ge-                      Erfahrungsaustausch
nutzt werden könnte – zu unterschiedlich sind Hoch-
schulen, etwa hinsichtlich ihrer Rechtsform (privat oder             2.	Entwicklung und Reflexion eines gemeinsamen
öffentlich), ihres Typs (Universität, Fachhhochschule,                   Nachhaltigkeitsverständnisses
Hochschule für angewandte Wissenschaften), ihrer Lage
(ländlicher Raum oder Metropolregion) oder Größe                     3.	Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung durch
(kleine spezialisierte oder große Volluniversität). Dar-                 Implementierung von Maßnahmen und Methoden
über hinaus werden die Hochschulen von externen
Rahmenbedingungen beeinflusst, die je nach Bundes-                   4.	Erstellung von Leitfäden zur nachhaltigen Hoch-
land in unterschiedlichem Ausmaß Nachhaltigkeits-                        schulentwicklung, Testung und Zusammenführung
themen befördern oder eben auch nicht.                                   zu einem integrierten Gesamtleitfaden

In einer ersten zweijährigen Forschungsphase hat                     Bis Ende Oktober 2020 ist das Ziel, über HOCHN eine
sich der HOCHN-Verbund mit diesen Fragen beschäf-                    Roadmap Nachhaltige Hochschulen 2030 als Zukunfts-
tigt. Der hier vorliegende Leitfaden ist einer von ins-              vision einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu
gesamt sechs HOCHN-Leitfäden, die als Betaversionen                  entwerfen.
vorliegen und ein erstes Ergebnis dieser Arbeit aus-
schnitthaft darstellen. Das HOCHN-Projekt besteht aus                Projektaufbau von HOCHN
dem Forschungsvorhaben von elf deutschen Hochschu-                   Elf geförderte Verbundhochschulen sind in den wie
len sowie einem wachsenden Nachhaltigkeitsnetzwerk                   in Abbildung 1 dargestellten Arbeitskonstellationen
deutscher Hochschulen, in dem sich bisher Partner*in-                eingebunden.
nen aus circa 100 Hochschulen austauschen.
                                                                     Die Teams der elf Verbundhochschulen von HOCHN wei-
Innerhalb der zweijährigen Zusammenarbeit und dem                    sen einen hohen Anteil an Nachwuchswissenschaft-
engen bundesweiten Austausch über zahlreiche Veran-                  ler*innen sowie einen breite disziplinäre Themen-
staltungsformate wie Praxis-Forschungssessions, Kol-                 vielfalt auf. Folgende Hochschulen sind im Verbund

8   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Projektstruktur

                           Governance
                              FU Berlin                           Forschung                         Transfer
                           Team Bormann                                                           HNE Eberswalde
                                                                  Leuphana Uni
                             Uni Vechta                             Lüneburg                       Team Nölting
                          Team Rieckmann                           Team Lang
                                                                  LMU München
                                                                   Team Vogt

                                  Lehre
                                                                                                   Betrieb
                                Uni Bremen                          Gesamt-
                             Team Müller-Christ                   koordination                    TU Dresden
                                                                                                 Team Günther
                                Uni Tübingen                      Uni Hamburg
Fachbeirat                     Team Potthast                                                    HS Zittau/Görlitz
                                                                  Team Bassen &
                                                                                                Team Delakowitz
                                                                     Schmitt

                          Berichterstattung                       Vernetzung
                              Uni Hamburg                         Uni Hamburg
                          Team Bassen & Sassen                    Team Schmitt
                                FU Berlin
                             Team de Haan                          Uni Bremen
                           Uni Duisburg-Essen                         Team
                                                                                                                       Partner*innen
                             Team Niemann                          Müller-Christ
                                                                                                                    Partnerhochschulen
                                                                                             HOCHN-                 Multiplikator*innen
                                                                                            Netzwerk

    Abbildung 1: Gesamtstruktur von HOCHN (Universität Hamburg)

    vertreten:                                                                Handlungsfelder
    • Freie Universität Berlin                                                Im Sinne eines die gesamte Hochschulinstitution um-
    • Universität Bremen                                                      fassenden Ansatzes („Whole Institution Approach“) wird
    • Technische Universität Dresden                                          neben den Kernbereichen Lehre und Forschung der Be-
    • Universität Duisburg-Essen                                              trieb von Hochschulen beleuchtet. Darüber hinaus sind
    • Hochschule für nachhaltige Entwicklung                                  die Handlungsfelder Nachhaltigkeitsberichterstattung
      ­Eberswalde                                                             und Governance als Querschnittsthemen sowie Trans-
    • Universität Hamburg                                                     fer Gegenstand der Betrachtung.
    • Leuphana Universität Lüneburg
    • Ludwig-Maximilians-Universität München
    • Eberhard Karls Universität Tübingen
    • Universität Vechta
    • Hochschule Zittau/Görlitz

    Das HOCHN-Projekt wird von einem (inter-) national be-
    setzten Beirat begleitet. Darüber hinaus ist das Institut
    für Hochschulentwicklung HIS-HE Kooperationspartner                             http://www.hoch-n.org/4-partner/fachbeirat
    im Handlungsfeld Betrieb.

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Leitfäden                                                                                  fäden Transparenz darüber erzeugt wird, welche Rah-
Jedes der Arbeitspakete hat sich über den Projektver-                                      menbedingungen und Handlungen für eine nachhaltige
lauf mit einem spezifischen Thema hochschulischer                                          Hochschule erforderlich sind.
Nachhaltigkeit beschäftigt: Forschung, Lehre, Betrieb
sowie Transfer, ergänzt um die Querschnittsthemen                                          HOCHN – das Hochschulnetzwerk
Nachhaltigkeitsberichterstattung und Governance.                                           Unter Federführung der Universitäten Hamburg und
Die sechs HOCHN-Leitfäden liegen zunächst als Be-                                          Bremen wird ein stetig wachsendes Hochschulnetzwerk
taversionen vor. Sie wurden parallel zur Gründungs-,                                       aufgebaut. In diesem sind zum Zeitpunkt der Druckle-
Forschungs- und Vernetzungstätigkeit der ersten zwei                                       gung der Leitfäden bereits Angehörige aus circa 100
Förderjahre erstellt. Sie erheben nicht den Anspruch,                                      deutschen Hochschulen vernetzt. Damit können be-
die Handlungsfelder vollumfänglich abzubilden, son-                                        stehende Erfahrungen und Expertisen an den einzel-
dern setzen thematische Schlaglichter und fassen die                                       nen Hochschulen sichtbar gemacht werden, wechsel-
gesammelten und entwickelten Erkenntnisse struktu-                                         seitiger Austausch angeregt und Voneinander-Lernen
riert zusammen. Damit stellen sie einen Auftakt für die                                    ermöglicht werden. Auf der HOCHN-Nachhaltigkeits-
nächsten Diskussionen im wachsenden HOCHN-Netz-                                            landkarte können die zuständigen Personen, Partner-
werk dar. Sie sind lebendige Dokumente, bei denen                                          hochschulen sowie Nachhaltigkeitsinitiativen im ge-
der gemeinsame Erstellungs- und Austauschprozess                                           samten deutschen Hochschulraum gefunden werden.
den eigentlichen Mehrwert hervorbringt. Sie verdeut-
lichen auch, dass es viele kleine, oft unspektakuläre
                                                                                           Ausblick – wie geht es weiter?
Schritte sind, die eine Hochschule bewegen.
                                                                                           Relativ schnell war den Verbundbeteiligten klar, dass
Zielgruppen der HOCHN-Einzelleitfäden sind all dieje-                                      handlungsfeldbezogene Einzelbetrachtungen nur den
nigen, die in ihrer eigenen Hochschule die nachhaltige                                     ersten Schritt darstellen. Zwischen den Handlungs-
Entwicklung voran bringen und einen niedrigschwel-                                         feldern bestehen starke Interdependenzen. Dies wei-
ligen Einstieg in die verschiedenen Handlungsfel-                                          ter herauszuarbeiten, mit Erfahrungswissen anzurei-
der erhalten wollen. Dabei sollen die verschiedenen                                        chern und anhand konkreter Praxisbeispiele – auch aus
Grundbedingungen der vielseitigen deutschen Hoch-                                          dem wachsenden HOCHN-Netzwerk – offen zu legen
schullandschaft im Blick behalten werden, so dass alle                                     benötigt Zeit und baut auf den Vorarbeiten auf. In der
Hochschulen Anregungen finden können. Diesen wich-                                         zweiten Projektphase (11/2018-10/2020) wird es darum
tigen Austausch möchte das HOCHN-Netzwerk als bun-                                         gehen, die Leitfäden zu pilotieren und in ein integrier-
desweite Plattform in der nachhaltigen Hochschulent-                                       tes Gesamtformat mit starkem Anwendungsbezug zu
wicklung befördern. Zudem richten sich die Leitfäden                                       überführen.
an alle Stakeholder von Hochschulen, da durch die Leit-

                                                                 In HOCHN erlebe ich eine inspirierende
                                                                 Zusammenarbeit mit unglaublich raschem
                                                                 Arbeitsfortschritt: wirklich vorbildlich, nicht
                             Foto: Markus Scholz/scholzfoto.de

                                                                 nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der
                                                                 Organisation und Arbeitsweise.
                                                                 Dipl.-Ing. Cornelia Reimoser
                                                                 Zentrale der Fraunhofer-Gesellschaft / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

10   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Bei HOCHN mitmachen!                                              Eugen Huthmacher, Eckart Lilienthal, Florian Frank
                                                                    sowie Cornelia Möller aus der Abteilung 7: Zukunftsvor-
  Wir freuen uns auf weitere Hochschulpartner*in-
                                                                    sorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltigkeit
  nen, die Teil des HOCHN-Netzwerks werden wollen.
                                                                    des BMBF. Durch ihre bisherige wertvolle Unterstützung
  Durch die Teilnahme an unseren Veranstaltungen
                                                                    sowie die Möglichkeit, in einer zweiten Förderphase die
  besteht die Möglichkeit, sich in die Prozesse aktiv
                                                                    vielfältigen Erkenntnisse und Ergebnisse zu verdichten
  einzubringen. Weitere Informationen:
                                                                    und anwendungsbezogen zu prüfen, tragen sie wesent-
  
   http://www.hoch-n.org/mitmachen
   http://hoch-n.org/landkarte
                                                                    lich zur nachhaltigen Entwicklung in Hochschulen bei.

      netzwerk@hoch-n.org                                           Unserem Projektträger, dem VDI Technologiezentrum,
                                                                    insbesondere Svetlana Thaller-Honold und Christiane
Es geht also nicht nur darum, aufzuzeigen, mit wel-                 Ploetz möchten wir zu diesem Zeitpunkt unseren be-
chen Maßnahmen Nachhaltigkeitsstrategien in den                     sonderen Dank aussprechen. Als verlässliche Partne-
verschiedenen Handlungsfeldern querschnittsbezo-                    rinnen tragen sie mit ihrem Blick ganz wesentlich zu
gen angegangen werden können. Im weiteren Projekt-                  Perspektivenwechsel in der Hochschulwelt bei. Heinz
verlauf wird der Fokus insbesondere darauf gerichtet                Horsten gebührt unser Dank für sein stets offenes Ohr
sein, warum und durch welche Prozesse einigen Hoch-                 zu allen formalen Förderfragen, die er mit gleichblei-
schulen Transformationsschritte besonders gut gelin-                bendem Humor beantwortet, selbst wenn ein Hoch-
gen und vor allem, wie die Erkenntnisse weitervermit-               schulverbund sich bei wichtigen Themen gerne immer
telt werden können, um Veränderungen tatsächlich zu                 wieder rückversichert.
bewirken.
                                                                    Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit in den
                                                                    kommenden zwei Jahren und laden alle Hochschulen
Danksagung                                                          ein, sich diesem Entwicklungsprozess anzuschließen.
Ohne das BMBF und seine bundesweite Anschubfinan-
zierung wäre ein Projekt zur nachhaltigen Hochschul-
entwicklung in dieser Form nicht realisierbar. Als ler-
nendes Hochschulnetzwerk liegt die Aufgabe noch vor
uns, dauerhafte Strukturen aufzubauen, bis sich Logi-
ken in den Hochschulen derart verändert haben, dass
Nachhaltigkeitsprozesse als funktionale Daueraufga-
ben wertgeschätzt und personell besetzt bleiben. Per-
sönlich bedanken wir uns insbesondere bei Dr. Karl

Wenn es das Programm nicht schon gäbe,
müsste man so etwas wie HOCHN erfinden.
                                                                                                     Foto: H. Thämlitz

Prof. Dr. (mult.) Dr. h. c. (mult.) Walter Leal
HAW Hamburg / Mitglied im Fachbeirat von HOCHN

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   11
12   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Zugrundeliegendes Nachhaltigkeitsverständnis

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   13
Nachhaltigkeitsverständnis des Verbundprojekts HOCHN –
Kurzversion (Stand 04.02.2020)
Hintergrund
Viele AkteurInnen an Hochschulen in Deutschland be-                   an Hochschulen, die als unerlässlich für eine große ge-
fassen sich in Forschung, Lehre und Betriebspraxis mit                sellschaftliche Transformation sowie zur Umsetzung des
dem Themenfeld Nachhaltigkeit. Bislang besteht jedoch                 Nationalen Aktionsplans „Bildung für nachhaltige Ent-
kein hinreichender Konsens darüber, wie der aus ge-                   wicklung“ (NAP BNE) der Bundesregierung erachtet wer-
sellschaftlicher Verantwortung begründete Anspruch                    den. Die Langfassung des Nachhaltigkeitsverständnisses
von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen ver-                    mit Ausführungen zu den Handlungsfeldern Forschung,
standen, ausgestaltet und umgesetzt werden soll. Dies                 Lehre, Betrieb, Governance und Transfer sowie zur ver-
zeigt sich beispielsweise in der aktuellen Debatte um                 wendeten Literatur finden sich unter: https://www.hochn.
die Verhältnisbestimmung von Freiheit und nachhal-                    uni-hamburg.de/2-handlungsfelder/04-forschung.html
tigkeitsbezogener Verantwortung der Wissenschaft.

                                                                      Zielgruppe
Der Verbund HOCHN hat sich zum Ziel gesetzt, ein im
Rahmen des Verbundprojekts gemeinsames, hoch-                         Der vorliegende Text richtet sich in erster Linie an
schulspezifisches Nachhaltigkeitsverständnis zu ent-                  Hochschulangehörige, insbesondere an diejenigen,
wickeln, das in einem partizipatorischen Prozess der                  die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander-
elf Verbundhochschulen über den gesamten Projekt-                     setzen und Veränderungsprozesse gestalten wollen. Zu
zeitraum entstanden ist. Es basiert auf den Ergebnis-                 den internen Anspruchsgruppen gehören z. B. Vertreter-
sen des HOCHN-Verbunds, den jeweiligen Nachhaltig-                    Innen der Hochschulleitungen, WissenschaftlerInnen,
keitsverständnissen der einzelnen Partnerhochschulen                  Lehrende, Studierende, Verwaltungsmitarbeitende und
des Verbundprojekts, dem vielfältig in internationalen                Nachhaltigkeitsbeauftragte. Als hochschulexterne An-
Beschlüssen verankerten Grundverständnis von Nach-                    spruchsgruppen gelten u. a. VertreterInnen von Landes-
haltigkeit sowie der Auswertung relevanter Literatur.                 und Bundesministerien, der Hochschulrektoren- und
                                                                      Kultusministerkonferenz, Politik und Zivilgesellschaft.
Das Nachhaltigkeitsverständnis ist auf konzeptionelle
Kohärenz angelegt und versucht die normativen Implika-
                                                                      Grundverständnis von Nachhaltig-
tionen von Nachhaltigkeit im Kontext von Hochschulen
                                                                      keit im Kontext von Hochschulen
herauszuarbeiten. Es bietet einen Orientierungsrahmen
zur gesamtinstitutionellen Integration und Umsetzung                  Nachhaltigkeit ist als normatives Prinzip der Maßstab
von Nachhaltigkeit als ethisches Prinzip in Theorie und               einer globalen und intergenerationellen Gerechtigkeit,
Praxis der Handlungsfelder Forschung, Lehre, Betrieb,                 die vom gegenwärtigen Wandel des Erdsystems stark
Governance und Transfer von Hochschulen in Deutsch-                   herausgefordert wird. Nachhaltige Entwicklung ist kein
land. Es schließt keineswegs aus, dass einzelne Hoch-                 von außen vorgegebenes und festgelegtes Ziel, sondern
schulen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunktset-                   ein offener Suchprozess mit vielfältigen Zielkomponen-
zungen und Praktiken je eigene Akzente setzen. Vielmehr               ten, der sich plural und kulturvariabel gestaltet. Ihr An-
wird die Vielfalt unterschiedlicher Nachhaltigkeitsver-               liegen ist es, die ökologische Tragfähigkeit, die soziale
ständnisse als Gewinn betrachtet, da Nachhaltigkeit ide-              Gerechtigkeit und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
alerweise auf die jeweiligen Kontexte, Rahmenbedingun-                zu sichern. Hierzu zielt sie auf die Stärkung kultureller
gen und AkteurInnen der Hochschulen Bezug nehmen                      Kompetenzen der Mitgestaltung des gesellschaftlichen
sollte. Gerade weil es unterschiedliche Akzente gibt, er-             Lebens ab. Mit ihrer systemisch integrierten Umsetzung
füllt eine begrifflich-konzeptionelle Klärung jedoch die              wird der Anspruch einer umfassenden gesellschaftli-
wichtige Funktion, Interpretationsspielräume, Gemein-                 chen Transformation verbunden. Kern ist die Trans-
samkeiten und offene Fragen kontextuell zu klären und                 formation des Verhältnisses des Menschen zur Natur.
für die Umsetzung zu konkretisieren.
                                                                      Die Aufgabe der Hochschulen besteht darin, sich theo­
Das Nachhaltigkeitsverständnis liefert die Basis für                  retisch-konzeptionell, methodisch und reflexiv mit den
eine substantielle Implementierung von Maßnahmen                      Prozessen und Bedingungen der gesellschaftlichen

14   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Transformation auseinanderzusetzen. Gleichzeitig                    Nachhaltigkeit zu. Hochschulen können dabei empi-
geht es auch darum, wie die ethische Dimension in                   risches und theoretisches Wissen, Methodenkompe-
der Wissenschaft (in den Handlungsfeldern Forschung,                tenz und Reflexionsfähigkeit als besondere Stärken ein-
Lehre und Betrieb) berücksichtigt und umgesetzt wer-                bringen. Dem normativen Gehalt von Nachhaltigkeit
den kann.                                                           gerecht zu werden bedeutet zum einen, methodisch
                                                                    über Problemstellungen in den Gesellschaften nach-
Aufgeklärte Wissenschaft bedarf einer methodisch-­                  zudenken und sich relevanten Fragen hinsichtlich des
kritischen Reflexion zum Stellenwert normativer Per-                Verhältnisses von Mensch und Natur zu stellen. Zum
spektiven. Deshalb analysiert Ethik die vielfältigen                anderen ist in disziplinübergreifenden Zusammenhän-
Gründe, Ziele, Motivationen und Widerstände guten                   gen zu denken und konkret zu handeln. Es geht darum,
und gerechten Handelns. Dabei erschöpft sie sich nicht              wie tragfähige Lösungen zum Umgang mit den großen
darin, rezeptartig fertige Lösungen vorzugeben. Viel-               Herausforderungen unserer Zeit global, national und
mehr will sie zunächst zum Nachdenken anregen und                   regional gefunden, umgesetzt und dauerhaft institu-
dadurch zur Freiheit befähigen. Die Freiheit der Wis-               tionell implementiert werden können. Dabei ist es für
senschaft ist von daher stets als Auftrag zur eigenver-             die Ethik konstitutiv, auch Hemmnisse auf dem Weg zur
antwortlichen Reflexion ihrer Ziele im Dienst einer zu-             Nachhaltigkeit systemisch in den Blick zu nehmen. Auf
kunftsfähigen Gesellschaft zu interpretieren.                       dieser Weise kann sie nicht nur Zielwissen generieren,
                                                                    sondern auch Gestaltungs- und Transformationswis-
Der Bedarf an ethischer Reflexion und Orientierung                  sen vermitteln.
ergibt sich vor allem in Umbruchsituationen. Eine sol-
che liegt heute angesichts des tiefgreifenden Werte-
                                                                      Die AkteurInnen des Verbundprojekts sind bestrebt,
wandels sowie der globalen, nationalen und regiona-
                                                                      Nachhaltigkeit in den Handlungsfeldern Forschung,
len Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung (wie
                                                                      Lehre, Betrieb, Governance sowie Transfer in ihren
z. B. Klimawandel) vor. Von daher versteht es das Nach-
                                                                      eigenen Hochschulen zu verankern. Damit leisten
haltigkeitsprinzip sowohl als ökosoziale und ökonomi-
                                                                      sie einen Beitrag zur praktischen Umsetzung der
sche Herausforderung wie auch als Kulturaufgabe, die
                                                                      oben genannten Ziele, regen einen kontinuierli-
natürlichen Lebensgrundlagen für alle Menschen welt-
                                                                      chen Verbesserungsprozess an und versuchen eine
weit einschließlich der nachfolgenden Generationen
                                                                      glaubwürdige Vorbildfunktion einzunehmen. Nach-
zu erhalten (vgl. Brundtland-Kommission; Art. 20a GG;
                                                                      haltige Hochschulentwicklung wird dabei als offe-
SDGs) und die Natur in ihrem Eigenwert mit ihrer biolo-
                                                                      ner, reflexiver Prozess verstanden, in dem sich die
gischen Vielfalt zu achten und zu schützen (vgl. Bundes­
                                                                      Freiheit der Wissenschaft und ihre gesellschaftli-
naturschutzgesetz § 1).
                                                                      che Verantwortung wechselseitig bedingen.
Hochschulen als zentrale Akteurinnen des gesellschaft-
                                                                      Die AkteurInnen des Verbundprojekts verpflichten
lichen Diskurses widmen sich dieser Thematik an zent-
                                                                      sich, das Verständnis und die Umsetzung von Nach-
raler Stelle. In diesem Kontext, und in Anlehnung an die
                                                                      haltigkeit an ihren Hochschulen zu fördern. So leis-
gemeinsame Erklärung der HRK/DUK (2010) „Hochschu-
                                                                      ten die Hochschulen ihren Beitrag zum fünfjähri-
len für nachhaltige Entwicklung“ sowie die Empfehlung
                                                                      gen Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige
der HRK (2018) „Für eine Kultur der Nachhaltigkeit an
                                                                      Entwicklung“ der Vereinten Nationen (2015-2019,
Hochschulen“, fassen die AkteurInnen des Verbund-
                                                                      WAP) sowie zum Programm „Education for Sustai-
projekts HOCHN Nachhaltigkeit als profilstiftende und
                                                                      nable Development: Towards achieving the SDGs“
verbindende Leitidee auf. Mit diesem gemeinsamen
                                                                      (ab 2020), zu dem sich auch Deutschland mit dem
Ziel können die Hochschulen ihren je eigenen Beitrag
                                                                      Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige
zu einer zukunftsfähigen Gestaltung der Gesellschaft
                                                                      Entwicklung (Nationale Plattform Bildung für nach-
und zum verantwortungsvollen Umgang mit den Ge-
                                                                      haltige Entwicklung 2017) verpflichtet hat. Dadurch
meingütern des Planeten Erde leisten.
                                                                      tragen die Hochschulen zur Wahrnehmung der Sus-
                                                                      tainable Development Goals der UN (SDGs) sowie
Den Hochschulen kommt aufgrund ihrer ethischen und
                                                                      zu deren strategischen Weiterentwicklung und Er-
gesellschaftspolitischen Verantwortung eine undele-
                                                                      gänzung bei. Dies ist sinnvoll, da die SDGs u. a. auf
gierbare Reflexionsaufgabe und Impulsfunktion für eine
                                                                      zentrale globale Herausforderungen (wie z. B. stei-
solche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   15
gender Ressourcenverbrauch und Bevölkerungs-
     wachstum, Externalisierung ökosozialer Kosten
     oder Zielkonflikte zwischen Wirtschaftswachstum
     und ökologischen Grenzen) unzureichend eingehen.

     Die Hochschulen bemühen sich, eine angemes-
     sene in- und externe Transparenz sicherzustel-
     len, kontinuierliche, offene und reflexive Verbes-
     serungsprozesse zu fördern, den Dialog mit den
     verschiedenen Anspruchsgruppen der Hochschu-
     len zu unterstützen und den Austausch mit der Ge-
     sellschaft zu erleichtern. Hierfür kann es sich als
     zielführend erweisen, den Status Quo zu analy-
     sieren, transparente und regelmäßige Informatio-
     nen zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten bereitzu-
     stellen und zu kommunizieren. Eine so gestaltete
     Nachhaltigkeitsberichterstattung trägt dazu bei,
     das Nachhaltigkeitsverständnis einer Hochschule
     mit ihren konkreten Zielen und Maßnahmen zu re-
     flektieren und darüber in Austausch mit den An-
     spruchsgruppen zu treten.

16     Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Einführung in die Thematik des hochschulspezifischen DNK

Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   17
Einführung in die Thematik des hochschulspezifischen DNK
                                                                      jede Hochschule ihr Verständnis und ihren Ansatz zur
Präambel
                                                                      nachhaltigen Entwicklung darlegen (z. B. in Form eines
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex ist ein (Transpa-                   Mission- oder Vision-Statements, einer Nachhaltigkeits-
renz-) Standard, den viele Unternehmen aller Art und                  strategie, einem Leitbild oder Verhaltensregeln). Auf
auch bereits einige öffentliche Einrichtungen dazu nut-               dieser Basis haben die Hochschulen mit dem hoch-
zen, über ihre Herausforderungen und Leistungen zur                   schulspezifischen Nachhaltigkeitskodex die Möglichkeit
nachhaltigen Entwicklung zu berichten. Der Rat für                    viele der ohnehin bereits für andere Zwecke erfassten
Nachhaltige Entwicklung (RNE) hat ihn 2011 als frei-                  Daten und Informationen in einer für sie passenden
willigen Standard beschlossen. Vorausgegangen war ein                 Dokumentation zusammenzufassen. Die Darlegungen
mehrjähriger intensiver Beteiligungsprozess mit zahl-                 zu den 20 Kriterien soll jeweils die Handlungsfelder
reichen Unternehmen, Investoren und Anspruchsgrup-                    Forschung, Lehre, Betrieb, Transfer und Governance
pen. Der Nachhaltigkeitskodex richtete sich zunächst an               berücksichtigen. Um die Anwendung des hochschul-
Unternehmen. Verschiedene Branchen und Verbände                       spezifischen Nachhaltigkeitskodex zu erleichtern, wird
haben den Kodex branchenspezifisch ergänzt und spe-                   den Anwender*innen zudem ein Leitfaden zur Verfü-
zielle Leitfäden entwickelt.                                          gung gestellt, der mit konkreten Praxisbeispielen die
                                                                      einzelnen Kriterien tiefergehend eruiert und zugleich
Auf Initiative mehrerer Hochschulen hat der Rat für                   das Thema Nachhaltigkeit fachfremden Personen zu-
Nachhaltige Entwicklung im Frühjahr 2015 beschlos-                    gänglich macht.
sen, den Deutschen Nachhaltigkeitskodex auf die be-
sonderen Aspekte einer Anwendung an Hochschulen
                                                                      Inhaltliche Anwendung der Präambel
anzupassen. Bis Anfang 2016 wurde in Zusammenar-
beit mit rund 50 Hochschulvertreter*innen aus ganz                    Die Präambel entwickelt die zentrale Idee des Kodex:
Deutschland eine Testversion erarbeitet. Die Univer-                  Die bereits in der Präambel genannten Handlungsfel-
sität Hamburg, Freie Universität Berlin und Univer-                   der Forschung, Lehre, Betrieb, Transfer und Governance
sität Duisburg-Essen – als federführende Hochschu-                    sind im Kriterium 2 des HS-DNK verankert und bilden
len – und weitere Hochschulen haben die Testversion                   den Grundbaustein sowie Einflussbereich für alle Krite-
angewendet und in einem partizipativen Prozess wei-                   rien des Kodex. Das heißt, sofern es möglich ist, sollen
terentwickelt. Das Bundesministerium für Bildung und                  die Hochschulen in ihren Entsprechenserklärungen bei
Forschung (BMBF) hat sie dabei unterstützt.                           jedem Kriterium Bezug auf die fünf Handlungsfelder
Nunmehr liegt das Ergebnis vor: Der hochschulspezi-                   nehmen. Mit Ausnahme des zweiten Kriteriums (Hand-
fische Nachhaltigkeitskodex besteht aus 20 Kriterien,                 lungsfelder) wurde bei der Formulierung der anderen
die im Folgenden beschrieben werden. Die Ausführun-                   Kriterien bewusst darauf verzichtet, in jedem Kriterium
gen zu diesen Kriterien sollen auf das Wesentliche be-                hervorzuheben, dass die Entsprechenserklärung be-
schränkt sein. Diese Beschränkung oder besser Fokus-                  züglich aller Kriterien auf die genannten Handlungs-
sierung hat sich bereits bei Unternehmen bewährt. Sie                 felder eingehen soll.
soll auch für Hochschulen gelten, da diese im Hinblick
auf Größe und akademische Schwerpunkte sehr unter-                    Die Kriterien sind nicht vollständig unabhängig von-
schiedlich ausgelegt sein können. Gefordert ist also                  einander. Sie adressieren teilweise ähnliche, nahelie-
eine spezifische Erklärung über die Maßnahmen der                     gende oder zusammenhängende Themen. So handelt
Hochschule zur ökologischen, sozialen und ökonomi-                    es sich bei den ersten vier Kriterien zur Strategie um
schen Dimension der Nachhaltigkeit. In einer Entspre-                 übergeordnete strategische Themengebiete, die in den
chenserklärung zum Kodex berichtet die Hochschule,                    folgenden Kriterien zur operativen Konkretisierung
wie sie den Kodexkriterien entspricht (comply) oder er-               (Prozessmanagement, Kriterien 5-10) wieder aufgegrif-
klärt plausibel, warum sie ein Kriterium gegebenenfalls               fen werden. Gleiches gilt für die eher spezifischeren
nicht berichtet (explain). Hierfür steht den Hochschulen              Themenbereiche Umwelt (Kriterien 11-13) und Gesell-
der Service der DNK-Datenbank des Rates für Nachhal-                  schaft (Kriterien 14-20). Die Kriterien können also nicht
tige Entwicklung auf www.nachhaltigkeitskodex.org zur                 vollständig unabhängig voneinander sein, auch wenn
Verfügung. Die Anwendung des Kodex ist freiwillig. Für                dies für die/den Ersteller*in eines Nachhaltigkeitsbe-
die Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen sollte                richts wünschenswert wäre. Zudem sind sowohl der

18   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Strategie                                                     Prozessmanagement: Governance
    1 Strategische Analyse                                               5 Verantwortung
                                                                         6 Regeln und Prozesse
    2 Handlungsfelder
                                                                         7 Sicherstellung der Ergebnisqualität
             a)   Forschung
                                                                         8 Anreizsysteme
             b)   Lehre
             c)   Betrieb                                                9 Beteiligung von Anspruchsgruppen
             d)   Transfer                                               10 Transformation
             e)   Governance
                                                                                                  Umwelt
   3 Ziele                                                               11 Ressourcenmanagement und Mobilität
   4 Organisationale Verankerung                                         12 Liegenschaften, Bau, Freiflächen (Campusgestaltung)
                                                                         13 Treibhausgasemissionen

                                                                                               Gesellschaft
                                                                         14 Partizipation der Hochschulangehörigen
                                                                         15 Chancengerechtigkeit
                                                                         16 Qualifizierung
                                                                         17 Menschenrechte
                                                                         18 Gemeinwohl
                                                                         19 Gesellschaftliche Einflussnahme
Abbildung 2: Die 20 Kriterien des HS-DNK                                 20 Gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten

Kodex als auch der Leitfaden in einem partizipatori-
schen Prozess entstanden, der vielfältige, zum Teil sich
widersprechende Auffassungen aufgegriffen hat, so
dass eine systematische und vollständige Abgrenzung
nur bedingt realisierbar ist. Die aktuelle 2. überarbei-
tete Version des Leitfadens wurde auf Basis der vor-
herigen Beta-Version in einem partizipatorischen Pro-
zess über inhaltliche Patenschaften weiterentwickelt.

              Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   19
Entwicklung des HS-DNK in Anlehnung an den bestehenden DNK
Für das Lenken organisationaler Prozesse ist es uner-                   Der vorliegende Leitfaden als 2. überarbeitete Ver-
lässlich, zunächst den eigenen Standpunkt zu bestim-                    sion wurde in einem partizipatorischen Prozess
men, zum Beispiel mit einer Status quo-Analyse. Für                     entwickelt. Die Anwendungserfahrungen mit dem
den Bereich der Nachhaltigen Entwicklung in Hoch-                       Leitfaden sind zusätzlich in einen integrierten Ge-
schulen kann dies erfolgen, indem nachhaltigkeitsre-                    samtleitfaden aller HOCHN-Handlungsfelder einge-
levante Aktivitäten strukturiert erfasst und in einem                   flossen. Dabei wurden insbesondere die Indikato-
Nachhaltigkeitsbericht beschrieben werden.                              ren zur Konkretisierung der Kriterien geschärft und
                                                                        eine Verknüpfung mit den Sustainable Develop-
Wenn sich eine Hochschule auf den Weg machen                            ment Goals (SDG) angestrebt.
möchte, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, ist
                                                                        Bei den nachfolgend beschriebenen Kriterien han-
es sinnvoll, verschiedene praxisorientierte Aspekte zu
                                                                        delt es sich um eigenständige Ausarbeitungen
berücksichtigen. Beispielsweise ist es für eine Doku-
                                                                        durch Paten-Hochschulen innerhalb und außerhalb
mentation der Nachhaltigkeitsaktivitäten einer Hoch-
                                                                        des HOCHN-Projektverbunds. Mit diesem Vorgehen
schule von besonderer Wichtigkeit, dass auch bisher
                                                                        wurde bereits in allen Projektphasen von HOCHN
nachchhaltigkeitsfremde Personen innerhalb der Hoch-
                                                                        erprobt, wie der Erfahrungsaustausch in Workshops
schule einen leichten Einstieg in die Thematik erhalten
                                                                        sowie die anschließende dokumentarische Arbeit
und vor allem die Vielfältigkeit dieses Themengebiets
                                                                        an den verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien über
erfassen können. Dabei stellen sich für die Datener-
                                                                        die Grenzen der elf Verbundhochschulen hinaus ge-
hebung grundsätzlich die Fragen „Was?“, „Wie?“ und
                                                                        lingen kann. In die Kriterienbeschreibungen sind
„Wer?“.
                                                                        somit individuelle Erfahrungswerte der jeweili-
                                                                        gen Patenhochschule eingeflossen. Dieser gelernte
Fokussiert auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung an
                                                                        Prozess mit seinen spezifischen Anforderungen an
Hochschulen hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung
                                                                        Zeit und personelle Ressourcen war wiederum eine
(RNE) 2015 zu partizipativen Veranstaltungen eingela-
                                                                        wichtige Erfahrung für die anschließende Pilotie-
den und die Anpassung des Deutschen Nachhaltigkeits-
                                                                        rungsphase in allen Handlungsfeldern von HOCHN
kodex für Unternehmen hin zu einem Standardwerk
                                                                        und den Gesamtleitfaden.
für Hochschulen befürwortet. Bis Frühjahr 2016 wurde
eine Beta-Version des hochschulspezifischen Nach-
                                                                        Dennoch sehen wir vor diesem Hintergrund noch
haltigkeitskodex (im Folgenden kurz „HS-DNK“ oder
                                                                        Weiterentwicklungspotenzial und freuen uns daher
„Kodex“) mit circa 50 Personen aus diversen Hochschu-
                                                                        über Feedback für die künftige Weiterentwicklung
len Deutschlands entwickelt. Mit dem Projektstart von
                                                                        des Leitfadens!
HOCHN im November 2016 wurde auch der Grundstein
gelegt für die partizipative Weiterentwicklung der Beta-
Version des Leitfadens (veröffentlicht Mai 2018) zur nun
vorliegenden und ebenfalls partizipativ erarbeiteten
2. überarbeiteten Version. Mit diesem Leitfaden stellen
wir den Kodex im nachfolgenden Kapitel anhand von
20 Kriterien vor. Über den niedrigschwelligen Einstieg
in die Berichterstattung erhoffen wir uns, einen Beitrag
zu erhöhter Nachhaltigkeitsberichterstattungsaktivität
an deutschen Hochschulen zu leisten.

20   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
Gründe für die Abgabe einer Entsprechenserklärung
zum hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex

  Warum HS-DNK und Entsprechungserklärung?
  – Öffentliche Transparenz
  – Basis für Nachhaltigkeitsberichterstattung
  – Unterstützung für Qualitäts- und Strategieent­
    wicklung

Als ein strukturgebender Kriterienkatalog soll der HS-
DNK den niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhal-
tigkeitsberichtserstattung ermöglichen. Gute Gründe
für die Abgabe einer Entsprechenserklärung zum HS-
DNK gibt es allerdings auch für diejenigen Hochschu-
len, die schon länger Nachhaltigkeitsberichterstattung
betreiben.

„Gutes“ zu tun und auch darüber zu sprechen, ist wich-
tig für jede Organisation. Die Entsprechenserklärung
ist ein mögliches Transparenzinstrument zur internen
sowie externen Sichtbarmachung dessen, was eine
Hochschule zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Das
kann sich sowohl motivierend auf bereits engagierte
Einzelpersonen und Organisationen als auch aktivie-
rend auf bisher abwartende Einzelpersonen und Orga-
nisationen auswirken.

Den Sichtbarkeitseffekt verstärken wird die zukünf-
tige Verwendung des Signets des Rates für Nachhaltige
Entwicklung, welcher als politisch wichtiger deutscher
Nachhaltigkeitsakteur die Entsprechenserklärungen
veröffentlicht.

Somit wird eine von der Hochschulleitung offiziell abge-
gebene Entsprechenserklärung zu einem gesellschaft-
lich und politisch deutlich sichtbaren Zeichen und Be-
kenntnis zu einer Nachhaltigen Entwicklung.

Im Zuge der Datensammlung für die Abgabe einer
Entsprechenserklärung und/oder die Erstellung eines
Nachhaltigkeitsberichts werden unterschiedliche Pro-
zesse von Austausch und Aushandlung angeregt, die ih-
rerseits zu einem wertvollen Wissenstransfer innerhalb
sowie oft auch zwischen den Hochschulen beitragen.

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   21
Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex

Anleitung für das Ausfüllen ­einer                                    Partizipative Nachhaltigkeitsbericht-
Entsprechenserklärung                                                 erstattung – transformative ­Prozesse
                                                                      in der Hochschule anstoßen
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung empfiehlt
folgende fünf Schritte bei der Erstellung einer                       Leonie Bellina, Prof. Dr. Thomas Potthast, Carla Herth
Entsprechenserklärung:                                                und Kerstin Schopp, alle Universität Tübingen

1. Schritt: Status quo prüfen und alle Beteiligte an einen           Wie kann Nachhaltigkeitsberichterstattung transforma-
    Tisch bringen                                                     tiv wirken? Direkt, vor Ort, heute – aktivierend, motivie-
     ࢞ Erste Treffen einberufen                                       rend, vernetzend? Dieser Frage sind wir im Rahmen der
     ࢞ Verantwortlichkeiten festlegen                                 Entwicklung des Nachhaltigkeitskodex für Hochschulen
                                                                      (HS-DNK) am Kompetenzzentrum für Nachhaltige Ent-
2. Schritt: Daten zu den 20 HS-DNK-Kriterien sammeln                 wicklung (KNE) der Universität Tübingen nachgegangen.
    und darlegen
     ࢞ Comply or explain-Ansatz: Wenn zu einem oder                   Der Gedanke: Was wäre wenn Aktive aus den verschie-
       mehreren Kriterien nicht berichtet werden                      denen Hochschul-Handlungsfeldern (Lehre, inklusive
       kann, ist dies kein Ausschlusskriterium. Jedoch                Studierende; Forschung; Betrieb; Governance) den HS-
       sollte erklärt werden, warum nicht berichtet                   DNK bearbeiten und dieser nicht alleinig durch eine*n
       werden kann.                                                   Nachhaltigkeitsbeauftragte*n ausgefüllt wird? Wie ma-
     ࢞ Pro Kriterium stehen circa 1.500 Zeichen für die               chen alle Akteur*innen selbst ihre Aktivitäten in Bezug
       Erklärung zur Verfügung.                                       auf die Kriterien sichtbar? Wie beeinflussen die Krite-
                                                                      rien das Weiterdenken, -planen und -handeln im ei-
3. S chritt: Entsprechenserklärung erstellen                         genen Handlungsfeld? Und was könnte es bewirken,
      ࢞ Kurze „Zusammenfassung“ der 20 Kriterien                      wenn die vor Ort beteiligten Akteur*innen dabei hand-
      ࢞ Dies kann online beim RNE erfolgen (Daten-                    lungsfeldübergreifend über die Kriterien des HS-DNK
        bank: http://www.deutscher-nachhaltigkeits-                   und ihre Erfahrungen und Aktivitäten bezüglich Nach-
        kodex.de/de/datenbank/dnkdatenbank.html)                      haltiger Entwicklung ins Gespräch kommen?

4. Schritt: Einreichen der Entsprechenserklärung /                   Die Idee: Der HS-DNK kann mehr sein als ein Berichts-
   Prüfung                                                            instrument. Er kann transformative Prozesse an der
     ࢞ Die eingereichten Daten werden automatisch                     Hochschule anregen. Dafür müssen sich allerdings die
       an den RNE weitergeleitet und von einem Ex-                    Aktiven, das heißt die bereits zu Nachhaltiger Entwick-
       pertenteam des RNE formal (nicht inhaltlich)                   lung engagierten Mitarbeiter*innen, Studierenden, Leh-
       geprüft. Bei Bedarf kann dies auch durch wei-                  renden und Forschenden, direkt mit den Kriterien aus-
       tere externe Prüfer*innen komplementiert                       einandersetzen. Dies sollte nicht als eine zusätzliche
       werden.                                                        Arbeit („bitte ausfüllen“), sondern als ein interaktiver,
                                                                      anregender und motivierender Prozess gestaltet sein,
5. Schritt: Veröffentlichung der Entsprechenserklärung               der die Aktiven auch handlungsfeldübergreifend ver-
     ࢞ RNE veröffentlicht die Erklärung in Absprache                  netzt. Dadurch können Synergien zwischen den Hand-
       mit der Hochschule                                             lungsfeldern entdeckt und genutzt sowie auch even-
     ࢞ Eine Veröffentlichung durch die Hochschule                     tuelle Ziel- und Ressourcenkonflikte aufgedeckt und
       kann, muss jedoch nicht erfolgen.                              konstruktiv bearbeitet werden.

                                                                      Die Umsetzung: Im Rahmen des Beta-Tests des HS-DNK
                                                                      haben wir an der Universität Tübingen in Zusammen-
                                                                      arbeit mit dem KNE einen Vernetzungstag zum HS-DNK
                                                                      gestaltet. Aktive aller Handlungsfelder wurden ange-
                                                                      sprochen, sowohl individuell als auch durch eine hoch-

22   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
schulweite offene Einladung, 46 Aktive haben teilge-
nommen. Entsprechend der Bereiche des HS-DNK gab
es vier Arbeitsgruppen: Strategie, Prozessmanagement,
Umwelt, Gesellschaft. Die Teilnehmer*innen wurden so
auf die Gruppen verteilt, dass möglichst jedes Hand-
lungsfeld in jeder Gruppe vertreten war. Folgende
Schritte wurden bearbeitet: 1) Bestandsaufnahme:
Welche Maßnahmen zu den Kriterien gibt es bereits
an der Universität Tübingen? 2) Systematischer Blick:
Welchen Handlungsfeldern lassen sich die Maßnah-
men zuordnen? 3) Blick nach vorne: Was fehlt in wel-
chem Handlungsfeld, um die Kriterien umzusetzen? Was
könnten wir gemeinsam dafür tun? 4) Zusammenfüh-
rung der vier Bereiche im Plenum: Synergien für be-
stehende und benötigte Maßnahmen aufzeigen, Ver-
netzung von Akteur*innen herstellen und gemeinsame
Diskussion der Bedeutung der Kriterien sowie der Mög-
lichkeiten von Nachhaltigkeitsberichterstattung für die
Universität Tübingen und für die daran Beteiligten aller
Handlungsfelder.

Zentrale Ergebnisse: Die Auseinandersetzung mit den
Kriterien regte an, die Möglichkeiten des eigenen Hand-
lungsfelds aus neuen Perspektiven wahrzunehmen. Die
Kriterien gemeinsam zu bearbeiten zeigte sehr unter-
schiedliche Herangehensweisen, aber auch gemein-
same Interessen und Bedarfe auf. Eine Vernetzung von
bestehenden Aktivitäten und ein Verbünden zum ge-
meinsamen Einsatz für neue Maßnahmen wurden er-
reicht. Zu den einzelnen Kriterien wurden erste kon-
krete Ziele formuliert. Die Teilnehmer*innen gaben
Feedback, dass die gemeinsame Arbeit für sie ermuti-
gend (wie viel schon passiert, wie viele Aktive es gibt/
diese kennenzulernen), anregend (die Kriterien in ihrer
Arbeit anzuwenden) und motivierend war, um gemein-
sam die Transformation zu einer nachhaltigeren Uni-
versität voranzubringen.

Ein Fazit: Nachhaltigkeitsberichterstattung einmal an-
ders zu denken und als partizipativen Bottom-up Pro-
zess anzugehen eröffnet neue Wege, die Transforma-
tion der Hochschulen Richtung Nachhaltige Entwicklung
anzuregen und zu unterstützen. Probieren Sie es doch
auch einmal aus!

          Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen   23
Kriterien des hochschulspezifischen DNK
Strategie (Kriterien 1–4)

 Kriterium 1

 Bezeichnung: Strategische Analyse                                     Die Hochschule legt dar, wie sie die Wirkungen ihrer wesent-
 Bearbeiter:	Alexander Herzner (OTH Amberg-Weiden)                    lichen Aktivitäten im Hinblick auf eine nachhaltige Entwick-
                                                                       lung analysiert und auf welchem Nachhaltigkeitsverständnis
                                                                       diese basieren. Die Hochschule erläutert, wie sie im Einklang
                                                                       mit den wesentlichen und anerkannten hochschulspezifi-
                                                                       schen, nationalen und internationalen Standards operiert.

 Inhaltliche Konkretisierung des Kriteriums

 Im Rahmen der strategischen Analyse soll die Hochschule               anerkannten hochschulspezifischen, nationalen und inter-
 erläutern, wie sie die Wirkungen ihrer wesentlichen Aktivi-           nationalen Standards stattfinden.
 täten im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung unter-             Wirksam wird die Analyse durch einen dynamischen Prozess,
 sucht. Dies soll auf Basis des hochschuleigenen Nachhaltig-           der aus den Standards kontinuierlich neue Soll-Zustände
 keitsverständnisses und ihrer Nachhaltigkeitsstrategie er-            ableitet, die Ist-Zustände ermittelt und die Ursachen für die
 folgen. Sofern bisher kein eigenes Nachhaltigkeits­verständnis        Lücke in einem Regelkreis darlegt. Für die Schließung der
 formuliert wurde, kann das HOCHN-Nachhaltigkeitsverständ-             Lücke müssen konkrete Handlungsschritte definiert werden.
 nis als Orientierungsrahmen dienen.                                   Für Hochschulen bieten sich verschiedene nationale oder
 Mit der strategischen Analyse stellt die Hochschule sicher,           internationale Bewertungs- und Berichtssysteme an, die
 dass die angestrebten Ziele (vgl. Kriterium 3) und Maßnahmen          Aktivitäten bzw. deren Wirkungen analysieren. Die Instru-
 in der Strategie verankert werden.                                    mente eignen sich zum Teil nur begrenzt, da verschiedene As-
 Im Rahmen der Analyse erfolgt ein Abgleich der Aktivitäten            pekte von Nachhaltigkeit angesprochen werden. Je nach stra-
 mit der Strategie und dem Nachhaltigkeitsverständnis der              tegischer Schwerpunktsetzung bieten die Systeme hilfreiche
 Hochschule. Gleichzeitig kann ein externer Abgleich mit               Anregungen bis hin zu einem standardisierten Management-
                                                                       system (z. B. ISO, EMAS).

 Beispiele aus der Praxis

 Im Rahmen der Berichterstattung der Ostbayerischen Tech-              fikatskolloquiums) abgefragt. Die Ist-Werte bestimmter In-
 nischen Hochschule Amberg-Weiden erfasst das von der                  dikatoren für Umwelt und Mitarbeiter*innen werden mithilfe
 Hochschulleitung beauftragte Institut für Nachhaltigkeit in           von Indikatoren der Global Reporting Initiative (GRI) berich-
 Technik und Wirtschaft alle Aktivitäten, die für die Umset-           tet, die Aktivitäten in Forschung, Lehre und Campusprojekten
 zung/Stärkung der UN PRME Prinzipien stattgefunden haben.             werden auf die sechs UN RPME Prinzipien bezogen. Die wei-
 Nach jeder Aktivität wird reflektiert, welche Prinzipien damit        teren Aspekte der strategischen Analyse erfolgen intern zwi-
 gestärkt/umgesetzt wurden. Da Nachhaltigkeit eine stetige             schen dem Institut für Nachhaltigkeit und der Hochschul-
 Entwicklung erfordert, werden die Aktivitäten aufgrund freier         leitung. Mit der Umsetzung der Strategie ist das Institut für
 Kapazitäten geplant und durchgeführt. Die Wirkung wird z. B.          Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft beauftragt.
 durch Befragung der Studierenden (im Rahmen eines Zerti-

 Mögliche Indikatoren zur Operationalisierung des Kriteriums

 • Vorhandene Nachhaltigkeitsstrategie                                 Wenn keine Nachhaltigkeitsstrategie vorhanden ist, dann:
 • Bestandteile dieser Strategie                                       • Nachhaltigkeitsstrategieentwicklung auf Basis der Ermitt-
 • Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie                                 lung des Status quo
                                                                       • Ziele und Maßnahmen definieren

24   Anwendung des hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex – ein Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an Hochschulen
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