Wirtschafts- und Arbeitsmarktmonitoring Corona
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Wirtschafts- und Arbeitsmarktmonitoring Corona Januar 2021 Auswirkungen der Corona-Krise auf Münchens Arbeitsmarkt und Wirtschaft Um die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise auf Münchens Wirtschaft sichtbar zu machen, werden aktuell verfügbare, ausgewählte Wirtschaftsdaten zusammengestellt und monatlich aktualisiert. • Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt angespannt, wobei sich die Folgen des zweiten, harten Lockdowns noch nicht in den Zahlen für Dezember niederschlagen, da der Stichtag für die Statistik (10.12.2020) noch vor dem Eintreten der verschärften Lockdown-Regeln lag. Im Dezember 2020 waren im Agenturbezirk München 48.904 Erwerbslose gemeldet, 44,2 % mehr als im Vorjahresmonat. • Der Arbeitsmarkt wird weiterhin durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt. Seit März 2020 sind 27.318 geprüfte Anzeigen bei der Arbeitsagentur München eingegangen, damit sind über 370.000 Beschäftigte in München in Kurzarbeit. • Im November 2020 setzte sich der positive Trend der Umsatzentwicklung des Verarbeitenden Gewerbes in München weiter fort. Der Gesamtumsatz stieg um 1,9 % gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet dies sogar einen Anstieg um 10,1 %. Aufgrund des Teillockdowns seit Anfang November im Bereich Beherbergung und Gastronomie sind wieder massive Umsatzausfälle in diesen beiden Bereichen festzustellen: in der Gastronomie sanken die Umsätze um -48,2 % gegenüber dem Vormonat, bei der Beherbergung liegen die entsprechenden Umsatzrückgänge sogar bei -79,8 %. Der Gesamtumsatz des bayerischen Einzelhandels weist in der Gesamtbetrachtung, d.h. über alle Teilbranchen hinweg, eine insgesamt positive Gesamtentwicklung im Vergleich zum Vorjahr auf. Dennoch sind wieder deutliche Umsatzausfälle in bestimmten Bereichen, wie etwa dem stationären Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen, festzustellen; gerade im November gingen die Umsätze in diesem Bereich im Vergleich zum Oktober nochmals deutlich zurück. Herausgeber: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft Herzog-Wilhelm-Straße 15, 80331 München, www.muenchen.de/arbeitundwirtschaft Redaktion: Eva Schweigard, Dr. Petra Schütt, Antje Kohlrusch, Telefon: +49 (0)89 233-25325 , -24795, -26564
Januar 2021 • Aktuelle Auswertungen der Gewerbesteuervorauszahlungen machen deutlich, dass es in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 in allen Wirtschaftsbranchen Münchens zu Rückgängen und teilweise massiven Zahlungsausfällen bei der Gewerbesteuer gekommen ist. Zahlenmäßig am größten waren die Einbrüche beim Verarbeitenden Gewerbe. 1. Arbeitsmarktdaten zum Agenturbezirk München 1.1. Arbeitslosigkeit in München Die Folgen des zweiten, harten Lockdowns spiegeln sich noch nicht in den Arbeitslosenzahlen für Dezember wider, da der Stichtag für die Statistik (10.12.2020) noch vor dem Eintreten der verschärften Lockdown-Regeln lag. Die Zahl an registrierten Arbeitslosen ist somit im Dezember weiter zurückgegangen. Schaubild 1 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Im Jahresdurchschnitt waren 2020 im Agenturbezirk München 48.348 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote für 2020 lag bei 4,5 %. Zum Vergleich: im Vorjahr lag die Arbeitslosenquote für München noch bei 3,3 % und die Zahl an jahresdurchschnittlich gemeldeten Arbeitslosen belief sich auf 34.708. Somit ist die Arbeitslosenquote für den Agenturbezirk München binnen eines Jahres um 1,2 Prozentpunkte und die Zahl der Arbeitslosen um 13.640 Personen angestiegen. Seite 2
Januar 2021 Zugang aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung vom 1. Arbeitsmarkt im Agenturbezirk München, Januar-Dezember 2020/2019 (Absolutwerte) Schaubild 2: Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Seite 3
Januar 2021 Arbeitslosenzahlen nach SGB III für München (absolut) März – Dezember 2019/2020 Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) waren im Dezember 29.997 Personen gemeldet. Schaubild 3: Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Seite 4
Januar 2021 Arbeitslosenzahlen nach SGB II für München (absolut) März – Dezember 2019/2020 Im Dezember lag die Zahl der Arbeitslosen, die von den Jobcentern im Agenturbe- zirk betreut werden, bei 18.907. Schaubild 4: Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Seite 5
Januar 2021 Arbeitslosenzahlen nach Geschlecht für München (absolut) April – Dezember 2020 Der Frauenanteil liegt im Dezember 2020 bei 46,1 %. Der Anteil der Männer bei 53,9 %. Schaubild 5; Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung Seite 6
Januar 2021 Bestand an Arbeitslosen nach soziodemographischen Merkmalen Absolutwerte Bestand an Arbeitslosen Dec-20 Nov-20 Mar-20 Dec-19 Nov-19 Mar-19 absolut absolut absolut absolut absolut absolut Insgesamt 48,904 49,506 37,176 33,908 33,059 35,191 Männer 26,355 26,471 20,370 18,281 17,457 19,030 Frauen 22,549 23,035 16,806 15,627 15,602 16,161 unter 25 Jahre 3,034 3,128 2,416 1,936 1,927 2,093 25 bis unter 55 Jahre 35,989 36,535 27,043 24,846 24,140 25,828 55 Jahre und älter 9,881 9,843 7,717 7,126 6,992 7,270 Deutsche 26,589 27,025 20,390 19,056 18,708 19,610 Ausländer 22,216 22,387 16,706 14,771 14,277 15,500 ohne abgeschl. Berufsausbildung 22,356 22,422 16,531 15,149 14,702 16,129 betriebliche/schulische Ausbildung 15,321 15,438 11,701 10,591 10,280 11,126 akademische Ausbildung 10,765 11,154 8,452 7,690 7,585 7,385 keine Angabe zur Berufausbildung 462 492 492 478 492 551 Helfer 1) 16,921 16,921 12,815 10,664 10,273 11,326 Fachkraft1) 16,150 16,279 12,174 12,085 11,720 13,076 Spezialist 5,587 5,758 4,087 3,693 3,637 3,576 Experte 8,501 8,710 6,479 5,934 5,854 5,546 keine Angabe zum Anforderungsniveau 1,745 1,838 1,621 1,532 1,575 1,667 Langzeitarbeitslose 10,785 10,450 7,553 7,421 7,460 8,245 schwerbehinderte Menschen 3,028 3,050 2,768 2,633 2,663 2,786 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Seite 7
Januar 2021 1.2 Kurzarbeit in München Nach wie vor wird der Arbeitsmarkt durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt. Kurzarbeit wurde bis Dezember für über 370.000 Beschäftigte beantragt. Konjunkturelle Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sept Okt Nov Dez Kurzarbeit 2020 Geprüfte Anzeigen 1.841 17.762 2.998 871 414 297 297 201 694 1.515 (Betriebe) in den Anzeigen 51.877 218.236 48.441 11.336 4.802 9.352 3.002 1.724 5.994 11.617 genannte Personenzahl Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2. Wirtschaftsdaten zum Standort München 2.1 Umsatzentwicklung in ausgewählten, von der Corona-Krise besonders betroffenen Branchen Einige Branchen sind besonders von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Hierbei handelt es sich insbesondere um das Verarbeitende Gewerbe, das Gastgewerbe und den Einzelhandel. Verarbeitendes Gewerbe München und Bayern: Im November 2020 setzte sich der positive Trend der Umsatzentwicklung des Verarbeiten Gewerbes in München weiter fort. Der Gesamtumsatz stieg um 1,9 % gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet dies sogar einen Anstieg um 10,1 %. Allein der Auslandsumsatz liegt mit -0,7 % unter dem Niveau des Vormonats, stieg aber im Vergleich zum Vorjahresmonat ebenfalls um + 6,4 % an. Trotz des positiven Gesamtergebnissen entwickelten sich die Umsätze in den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Bayern im November 2020 weiterhin recht unterschiedlich zum Teil sogar gegensätzlich. So konnten vor allem in den für Bayern besonders bedeutenden Wirtschaftszweigen „Sonstiger Fahrzeugbau“ (+19,5 %) und „Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen“ (+8,1 %) deutliche Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet Seite 8
Januar 2021 werden. Dagegen musste im Bereich „Herstellung von Bekleidung“ ein hoher Umsatzrückgang (-25,3 %) zum Vorjahr verbucht werden. Die Nachfrage nach Gütern des Verarbeitenden Gewerbes stieg im November gegenüber dem Vorjahresmonat kräftig an, und zwar preisbereinigt um 15,5 %. Die Bestelleingänge aus dem Inland erhöhten sich um 10,4 %, die aus dem Ausland sogar um 18,3 %. Umsatzentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe (in Mio. €) in LHM Jan 20 Feb 20 März 20 April 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Umsatz insg. 3.053,3 3.237,6 2.823,3 2.153,8 2.404,1 3.257,9 3.225,5 2.787,7 3.555,9 3.606,5 3.676,8 dar. Auslandsumsatz 2.250,2 2.340,4 2.133,7 1.588,4 1.661,5 2.264,7 2.294,4 2.082,2 2.484,5 2.548,1 2.529,6 Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -19,6% 6,0% -12,8% -23,7% 11,6% 35,5% -1,0% -13,6% 27,6% 1,4% 1,9% Veränderung Auslandsumsatz in % ggü. Vormonat -15,4% 4,0% -8,8% -25,6% 4,6% 36,3% 1,3% -9,2% 19,3% 2,6% -0,7% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 5,5% 1,3% -15,7% -36,7% -31,7% 0,5% -9,9% -6,1% -10,8% -3,6% 10,1% Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Gastgewerbe - Bayern: Seit Anfang November 2020 gilt bundesweit ein Teillockdown für die Betriebe der Beherbergung und Gastronomie: Gaststätten dürfen seitdem nur noch Speisen und Getränke ‚to go‘ anbieten und Beherbergungsbetriebe dürfen ausschließlich Geschäftsreisende unterbringen. Diese verschärften Regelungen spiegeln sich unmittelbar in den Umsatzzahlen wider: Bei den bayerischen Beherbergungs- betrieben ist ein Umsatzrückgang von -79,7 % gegenüber dem Vormonat festzustellen. Damit liegen die Novemberumsätze der bayerischen Hotellerie um -82,1 % unter dem Vorjahresniveau. Dies entspricht den annähernd hohen Einbußen der ersten Lockdown-Monate April und Mai 2020. Bei der Gastronomie sind ebenfalls hohe Umsatzausfälle festzustellen; hier liegt der Umsatzrückgang gegenüber Oktober 2020 bei -48,2 %. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet das einen Umsatzrückgang von -56,5 %. Im Durchschnitt der Monate Januar bis November 2020 lag im gesamten bayerischen Gastgewerbe (also Beherbergung und Gastronomie) der Umsatz real um -33,8 % unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. Seite 9
Januar 2021 Umsatzentwicklung im Gastgewerbe in Bayern Messzahlen und prozentuale Veränderung Messzahlen (2015 = 100) Jan 20 Feb 20 März 20 April 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Beherbergung 94,8 95,9 51,0 13,0 18,2 58,3 97,7 108,3 108,5 87,9 17,8 Gastronomie 102,8 103,7 64,2 36,8 55,9 79,1 108,0 108,8 103,2 92,7 48,1 prozentuale Veränderung Beherbergung Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -10,3% 1,4% -47,3% -74,7% 42,5% 214,6% 52,1% 8,0% -0,1% -22,3% -79,8% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 1,9% 1,1% -49,1% -88,3% -84,1% -52,3% -27,6% -12,2% -20,1% -36,7% -82,3% Gastronomie Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -18,4% 0,4% -37,7% -42,7% 53,6% 45,5% 32,2% -2,9% -5,8% -11,8% -48,2% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 6,7% 5,8% -42,3% -67,4% -53,5% -36,9% -22,4% -17,8% -20,8% -28,3% -56,5% Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Einzelhandel - Bayern: Der Gesamtumsatz des bayerischen Einzelhandels weist in der Gesamtbetrachtung, d.h. über alle Teilbranchen hinweg, eine positive Gesamtentwicklung im Vergleich zum Vorjahr auf: Im November lag der Umsatz des gesamten bayerischen Einzelhandels um 14 % über dem Vorjahresniveau. Dennoch sind deutliche Umsatzausfälle in bestimmten Teilsegmenten, wie etwa dem stationären Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen festzustellen. Im November haben sich hier die die Umsatzausfälle gegenüber dem Vormonat nochmals vergrößert, so lagen die Umsätze in diesem Bereich um -20,4 % unter denen des Vorjahresmonats. Gerade in einer umsatzstarken Zeit wie den Vorweihnachtsmonaten November und Dezember bedeutet dies massive Einnahmeausfälle für den stationären Einzelhandel in diesem Segment, die voraussichtlich im Dezember noch höher ausfallen werden, da ab Mitte Dezember die Regeln des ‚harten‘ Lockdowns insbesondere auch den Einzelhandel getroffen haben. Zu beachten ist, dass es sich auch hier um eine Statistik für Bayern insgesamt handelt. In den einzelnen Städten und Landkreisen können die Ergebnisse deutlich davon abweichen. Seite 10
Januar 2021 Umsatzentwicklung im Einzelhandel in Bayern Messzahlen und prozentuale Veränderung Messzahlen (2015 = 100) Jan 20 Feb 20 März 20 April 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Einzelhandel insg. 115,6 114,7 119,6 113,2 129,7 127,6 133,1 123,8 127,5 145,2 154,9 EH mit Lebensmitteln 111,2 116,2 133,2 135,6 132,8 123,7 129 119,2 118,4 132,9 128,1 EH mit Textilien, Bekleidung, Schuhen 85,4 79,1 48,3 21,2 74,4 87,9 95,3 88,3 100,5 103,6 88,7 prozentuale Veränderung Einzelhandel insg. Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -21,7% -0,8% 4,2% -6,0% 14,3% -2,2% 4,4% -7,4% 2,1% 13,7% 6,7% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 3,2% 8,6% 1,7% -7,1% 7,0% 11,1% 4,3% 6,1% 8,9% 14,5% 14,1% EH mit Lebensmitteln Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -15,6% 4,3% 14,2% 1,2% -2,3% -7,0% 4,3% -7,7% -0,6% 12,1% -3,6% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 3,6% 10,3% 16,3% 13,4% 10,6% 7,3% 6,6% 5,4% 8,5% 9,6% 5,7% EH mit Textilien, Bekleidung, Schuhen Veränderung Umsatz in % ggü. Vormonat -27,6% -8,0% -39,3% -53,7% 293,3% 18,8% 8,6% -7,4% 14,3% 2,9% -14,4% Veränderung Umsatz in % ggü. Vorjahresmonat 2,0% 3,8% -50,5% -80,2% -25,9% -19,5% -9,0% -12,8% -8,5% -9,8% -20,4% Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2.2. Insolvenzen Die Insolvenzantragspflicht ist seit März 2020 für Unternehmen ausgesetzt, die infolge der COVID-19-Pandemie insolvent geworden wären, dennoch Aussicht haben, sich unter Inanspruchnahme staatlicher Hilfsangebote zu sanieren. Die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht galt bis zum Jahresende 2020; diese wurde bereits bis zum 31.1.2021 verlängert. Mit dem Beschluss einer Formulierungshilfe des Kabinetts am 20.1.2021, soll die die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht nun bis zum 30.4.2021 verlängert werden, um die Folgen der Pandemie für die Wirtschaft abzufedern. Die Verlängerung soll den Schuldnern zugutekommen, die einen Anspruch auf finanzielle Hilfen aus den aufgelegten Corona-Hilfsprogrammen haben und deren Auszahlung noch aussteht. Voraussetzung ist grundsätzlich, dass die Hilfe bis zum 28. Februar Seite 11
Januar 2021 2021 beantragt wird und die erlangbare Hilfeleistung zur Beseitigung der Insolvenzreife geeignet ist. Aufgrund dieser Sonderregelungen, die seit März 2020 greifen, liegen die Fallzahlen bei den Insolvenzanträgen deutlich niedriger als im Vorjahr, sie spiegeln damit die tatsächliche, wirtschaftliche Lage der Unternehmen nur sehr bedingt wider. So lag in Bayern im November 2020 die Zahl der Unternehmensinsolvenz um 31 % unter dem Vorjahresniveau. Es stellt sich die Frage, wie sich die Insolvenzzahlen weiterentwickeln werden. Hier gehen die Einschätzung der Fachleute weit auseinander: Während das Institut der deutschen Wirtschaft von einem coronabedingten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen von bis zu 30 % ausgeht, liegt die Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages bei einem Anstieg von 10 % gegenüber dem normalen Insolvenzniveau, das im Jahr 2019 bei rd. 19.000 Unternehmensinsolvenzen deutschlandweit lag. Zum Vergleich: Während der Finanzkrise 2008/09 stiegen die Insolvenzzahlen um rd. 12 % an, während der dotcom-Blase im Jahr 2002 lag der Anstieg bei 16 %. Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen in Landeshauptstadt München Jan 20 Feb 20 März 20 April 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Insolvenzverfahren insg. 33 35 31 39 42 39 29 34 27 29 25 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 3. Gewerbesteuerentwicklung München Die Gewerbesteuervorauszahlungen sind gegenüber dem Vorjahr stark zurück gegangen. So belief sich das Jahresergebnis bei den Gewerbesteuervorauszahlungen zum Jahresbeginn noch auf 2.094,1 Mio. € und liegt im 3. Quartal 2020 bei nur mehr 1.541,2 Mio. €. Dabei verzeichnen alle Wirtschaftsgruppen teils erhebliche Einbrüche, wenn man die Ergebnisse des 3. Quartals mit den Zahlen von Jahresanfang 2020 (ohne Corona) vergleicht. Beispielhaft sei hier das Produzierende Gewerbe genannt, wo sich die Vorauszahlung von 541,1 Mio. € im Februar 2020 auf 199,8 Mio. € im September 2020 reduziert hat. Seite 12
Januar 2021 Gewerbesteuerentwicklung nach Branchen – 3. Quartal 2019 – 3. Quartal 2020 Quelle: Stadtkämmerei Gründe für die deutlichen Rückgänge bei der Gewerbesteuerentwicklung liegen in der Möglichkeit der Anpassung bzw. Stundung der Gewerbesteuervoraus- zahlungen, die den Steuerpflichtigen ab Mitte März von der Stadtkämmerei gewährt wurde. Hinzu kamen ab dem 2. Quartal die finanzamtlichen Gewerbesteuermessbescheide, die auf Antrag ebenfalls auf Null gesetzt werden konnten. Dies spiegelt auch die entsprechende Ertragslage der betroffenen Branchen wider. Wie erwartet setzte sich die Abwärtsbewegung im 3. Quartal weiter fort, was zu einer weiteren Minderung der Gewerbesteuervorauszahlungen führte. So ist im Laufe von neun Kalendermonaten der Anteil der Branche mit den größten Gewerbesteuerzahlungen, das Produzierende Gewerbe, von im Schnitt rund 26 % auf nunmehr 13 % am Gewerbesteueraufkommen Münchens abgesunken. Ein Dilemma, das sich auch in der unten stehenden Abbildung deutlich aufzeigen lässt. Seite 13
Januar 2021 Gewerbesteuerentwicklung nach Branchen im Mehrjahresvergleich (Stand: 1.10.2020) Quelle: Stadtkämmerei weiterführende Informationen hierzu finden sich auch in der Bekanntgabe der Stadtkämmerei ‚Auswertungen der Gewerbesteuervorauszahlungen nach Wirtschaftsgruppen, Quartalsbericht, Bericht III. Quartal 2020‘ vom 17.11.2020; download möglich unter: https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/ris_vorlagen_dokumente.jsp?risid=6267865 4. Weitere Studien, Untersuchungen, interessante Links Auswirkungen der Corona-Krise auf den Münchner Arbeitsmarkt – (Pressemeldung der Agentur für Arbeit vom 14.01.2021) Die seit vielen Jahren anhaltenden positiven Entwicklungen auf dem Münchner Arbeitsmarkt fanden durch die Corona-Pandemie ein vorerst jähes Ende: Die Arbeitslosenzahl stieg im Jahresdurchschnitt 2020 im Agenturbezirk München im Vergleich zum Vorjahr um 13.640 auf 48.348. Die jahresdurchschnittliche Seite 14
Januar 2021 Arbeitslosenquote 2020 liegt bei 4,5 % und damit 1,2 Prozentpunkte über der des Vorjahres. Das stellt den höchsten Jahreswert seit 2015 dar. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen ging in München seit 2015, also im Zeitraum der letzten sechs Jahre, kontinuierlich zurück. Nach dem ersten Lockdown Mitte März fand dieser Aufschwung ein abruptes Ende: Allein im April 2020 stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 46.539, 9.363 mehr als im Monat zuvor. Aufgrund der drastischen Einschränkungen in der Wirtschaft stieg die Zahl der Arbeitslosen im Mai nochmals um 5.198 auf 51.737 im Agenturbezirk München an. Mit den Lockerungen ab Mai/Juni erholte sich der Arbeitsmarkt langsam und die Arbeitslosigkeit ging seit Spätsommer wieder kontinuierlich zurück. Doch es hätte den Arbeitsmarkt nach Einschätzung der Arbeitsagentur auch deutlich schlimmer treffen können: Das Instrument der Kurzarbeit hat verhindert, dass die Arbeitslosigkeit weitaus höher ausfällt. Mit Beginn des Lockdowns im März stieg die Kurzarbeit innerhalb kürzester Zeit auf ein historisches Niveau. Der bisherige Höchststand wurde im April erreicht: Allein in diesem Monat reichten 16.615 Münchner Betriebe für 218.236 Beschäftigte eine Anzeige auf Kurzarbeit ein. Tatsächlich abgerechnet wurde für 183.241 Beschäftigte. Im Jahr 2020 zeigten insgesamt 27.318 Betriebe für 373.511 Mitarbeiter Kurzarbeit an – das sind mehr als 30 % der Münchner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die finalen Anrechnungsdaten für 2020, also wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten tatsächlich Kurzarbeitergeld erhalten haben, folgen im ersten Quartal 2021. In der Finanzkrise 2009 konzentrierte sich die Kurzarbeit vor allem auf das Verarbeitende Gewerbe, heute hingegen sind wesentlich mehr Branchen betroffen als damals; besonders viele Anzeigen kommen aus dem Dienstleistungsbereich wie zum Beispiel dem Hotel-und Gaststättengewerbe, dem Einzelhandel, der Fitnessbranche oder dem Messe-und Eventbereich. Für ausführliche Informationen, vgl.: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/muenchen/presseinformation-2021-02 Seite 15
Januar 2021 Die wirtschaftliche Lage in Deutschland (Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums vom 14.01.2021) Die deutsche Volkswirtschaft durchlebte im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie eine schwere Rezession, vergleichbar mit der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Im Jahr 2020 ist das Bruttoinlandsprodukt um -5,0 % zurückgegangen. Letztlich fällt das Minus aber deutlich niedriger aus, als es im Verlauf des letzten Jahres von vielen erwartet worden war. Dies ist neben der Resilienz der deutschen Wirtschaft auch auf umfangreiche Maßnahmenpakete und Unterstützungsleistungen der Bundes- und Länderregierungen zurückzuführen. Nach dem historischen Einbruch im zweiten Quartal 2020 von 9,8 % war mit der schrittweisen Rücknahme der Einschränkungen nach dem ersten Lockdown ein bemerkenswerter Aufholprozess zu beobachten. Im dritten Quartal konnte die deutsche Wirtschaft ein Plus von 8,5 % verbuchen und erreichte damit wieder rund 96 % ihres Niveaus vom Schlussquartal 2019 vor Ausbruch der Pandemie. Obwohl die weitere konjunkturelle Erholung allmählich wieder an Fahrt verlor, waren auch noch im November überwiegend Steigerungen der Wirtschaftsleistung zu beobachten. Als Folge des erneuten Lockdowns ist es im vierten Quartal zu einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts gekommen. Aktuell zeigt sich, dass beim konjunkturellen Verlauf ein zweigeteiltes Bild entsteht: Einerseits ist der Dienstleistungssektor von den Einschränkungen der sozialen Kontakte wieder stärker betroffen, während sich andererseits die Industrie weiter robust entwickelt. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe und die Industrieproduktion haben deutschlandweit im November trotz des Teil- Lockdowns weiter zugenommen. Auch der Warenhandel konnte erneut zulegen. Im Dezember verbesserten sich die Geschäfts- und Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, obwohl die zum Zeitpunkt der Umfragen noch ausstehende Einigung über ein umfassendes Abkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zum Brexit für Unsicherheit gesorgt haben dürfte. Auch der Arbeitsmarkt erweist sich bislang als recht widerstandsfähig. In den letzten Monaten hat die Beschäftigung tendenziell zugenommen, während die Arbeitslosigkeit weiter zurückging. Die Kurzarbeit dürfte aber zuletzt wieder verstärkt in Anspruch genommen worden sein. Für ausführliche Informationen, vgl.: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/Wirtschaftliche-Lage/2021/20210114-die- wirtschaftliche-lage-in-deutschland-im-januar-2021.html Seite 16
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