Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte Juli 2019 - bei der St.Galler Kantonalbank

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Anlagepolitik Wirtschaft und Finanzmärkte Juli 2019 - bei der St.Galler Kantonalbank
Anlagepolitik
Wirtschaft und Finanzmärkte
Juli 2019
Inhaltsverzeichnis

Titelbild                                                      1   Editorial
Am Kinderfestplatz in der Stadt St. Gallen steht neben einer        Negativzinsen führen zu höheren Risiken
alten Linde und Birke auch diese weitausladende Walnuss.
Foto: proarbore.com / Michel Brunner                           2	
                                                                 Wirtschaft
                                                                 Italien ächzt unterm Schuldenberg

                                                               4	
                                                                 Zinsen und Renditen
                                                                 Zinsanstieg ist in weite Ferne gerückt

                                                               5	Aktienmärkte
                                                                   Schweiz ist vom Handelskonflikt betroffen

                                                               6	
                                                                 Währungen
                                                                 Marktstimmung bewegt Schweizer Franken

                                                               7	
                                                                 Rohstoffmärkte
                                                                 Gold meldet sich zurück

                                                               8	
                                                                 Anlagestrategie
                                                                 Aktienmarkt nimmt Happy End vorweg

                                                               9   Marktübersicht
                                                                   Wirtschaftsdaten und Ausblick
                                                                   Zinsen und Währungen
                                                                   Aktien- und Rohwarenmärkte
                                                                   Finanzmärkte und Prognosen

Impressum

Herausgeber
St.Galler Kantonalbank AG
St. Leonhardstrasse 25
9001 St. Gallen
Telefon +41 71 227 97 00
info@sgkb.ch
www.sgkb.ch

Autorenteam
Caroline Hilb (Wirtschaft)
Caroline Hilb (Zinsen und Renditen)
Tobias Kistler, CFA (Aktienmärkte)
Daniel Wachter (Währungen)
Daniel Wachter (Rohstoffmärkte)
Caroline Hilb (Anlagestrategie)

Redaktionsschluss
24. Juni 2019

Erscheinung
monatlich
Editorial
Negativzinsen führen zu höheren Risiken

Liebe Anlegerin
Lieber Anleger

               Seit zehn Jahren gibt es in der       aus den Depots der Anleger praktisch ver-
               Schweiz Nullzinsen und seit vier      schwunden. Ersetzt werden sie durch mehr Ak-
               Jahren sogar Negativzinsen. Ein       tien und vor allem die Erhöhung der Gelder auf
               Ende des Tiefzinsumfeldes ist         dem Bankkonto. Letztere verursachen zuneh-
               nicht absehbar. Dagegen werden        mend Kosten bei den Geschäftsbanken, da die-
               die Auswirkungen der tiefen Zin-      se bei der SNB für die überschüssige Liquidität
               sen auf die Wirtschaft und auf        Negativzinsen zahlen müssen. Daher werden die
das Verhalten der verschiedenen Marktteilneh-        Banken je länger je mehr versuchen, einen Teil
mer je länger je sichtbarer.                         der Negativzinsen an ihre Kunden weiterzuge-
                                                     ben. Die Folge dürfte sein, dass diese noch stär-
Der positive Einfluss auf die Konjunktur hält sich   ker auf riskante Anlagen ausweichen werden.
in Grenzen. Das BIP-Wachstum und die Zunah-
me der Investitionen der Unternehmen sind            Eine der gefährlicheren Konsequenzen der Ne-
nicht grösser als in früheren Wirtschaftszyklen,     gativzinsen ist die Zunahme der Verschuldung
als die Zinsen sich deutlich im positiven Bereich    der privaten Haushalte. Die Schulden der
bewegten. Die Stärkung der Kreditnachfrage           Schweizer Haushalte, insbesondere über neue
beschränkt sich auf die Hypotheken. Die Natio-       oder höhere Hypotheken, haben deutlich stär-
nalbank ist der Meinung, dass ohne Negativzin-       ker zugenommen als das verfügbare Einkom-
sen die Schweizer Wirtschaft deutlich schwä-         men. Die Schuldenquote ist auf über das Dop-
cher dastehen würde. Für die exportorientierte       pelte des verfügbaren Einkommens gestiegen.
Schweizer Wirtschaft ist es offensichtlich aber      Das ist im internationalen Vergleich ein negati-
wichtiger, dass es den Abnehmerländern ihrer         ver Spitzenwert. Fallen die Einkommen aus, sei
Produkte gut geht, als dass die Zinsen tief sind.    es aufgrund des Arbeitsplatzverlustes, durch
                                                     Scheidung oder aus einem anderen Grund, wer-
Stärker zeigen sich die Auswirkungen der Nega-       den die Kredite rasch zu einem Problem.
tivzinsen im Verhalten der verschiedenen Markt-
teilnehmer. Sie verleiten dazu, immer grössere       Die Negativzinsen führen zu einem schleichen-
Risiken einzugehen. Die Pensionskassen erset-        den Aufbau von Risiken in der Gesellschaft und
zen die Stabilität der Anleihen guter Emittenten     der Wirtschaft. Das macht das System anfälliger
durch höhere Aktienquoten und das Auswei-            für Schwankungen im Konjunkturzyklus. Die
chen auf illiquide Anlagen sowie Anlagen mit ei-     Auswirkungen der nächsten Rezession werden
nem grösseren Kreditrisiko. Dazu kommt der           deshalb stärker sein, als wir uns das in der
Drang, Immobilien zu erwerben, auch wenn die         Schweiz aus früheren Wirtschaftsabschwächun-
erzielbare Nettorendite die Risiken nur ungenü-      gen gewohnt sind.
gend entschädigt. Damit erhoffen sie sich, ihre
notwendige Mindestrendite trotz Negativzinsen        
erzielen zu können. Im Gegenzug steigt die An-
fälligkeit der Kassen im Falle einer Rezession und
sinkender Aktienkurse.

Ein ähnliches Verhalten lässt sich bei den priva-                                  Dr. Thomas Stucki
ten Investoren erkennen. Sichere Anleihen sind                              Chief Investment Officer

                                                                         Juli 2019 Anlagepolitik    1
Wirtschaft
Italien ächzt unterm Schuldenberg

Italiens Regierung steckt in der Krise, die Wirt-   zwei Jahren ging diese – damals noch entgegen
schaft aber auch. Das drohende EU-Defizitver-       dem allgemeinen Trend – zurück. Vor allem in
fahren schwebt wie ein Damoklesschwert über         den beiden letzten Quartalen des vergangenen
der italienischen Regierung und die Wirtschaft      Jahres und im ersten Quartal dieses Jahres sank
ist in eine Rezession gerutscht. Wie geht es wei-   die Industrieproduktion um jeweils über 2%.
ter mit unserem südlichen Nachbarland?              Das ist stattlich. Und auch der private Konsum
                                                    entwickelte sich schwach. Die Detailhandels-
Italiens Problem ist der hohe Schuldenberg. En-     zahlen notierten tief im roten Bereich. Vorläufig
de 2018 lag das Verhältnis der italienischen        deutet nichts darauf hin, dass unser südlicher
Staatsschulden im Vergleich zur BIP-Leistung        Nachbar seine Wirtschaftsschwäche bald über-
bei 133%. Das ist viel. Das gleiche Verhältnis      wunden haben dürfte. Im Gegenteil. Und das
beträgt in Deutschland gut 64%, in Frankreich       ist für die Staatsverschuldung eine schlechte
liegt es bei 97% und in Spanien bei 99%. Nur        Nachricht. Denn mit einer schwächeren Kon-
in Griechenland ist es mit 182% um einiges hö-      junkturentwicklung sinkt das BIP bei tendenzi-
her. Die italienischen Staatsschulden sind ein      ell steigenden Schulden. Die italienische Regie-
Problem, welches das Land nicht einfach unter       rungskoalition plant zudem zusätzliche Ausga-
den Teppich kehren kann. Denn die Kapital-          ben, die Einnahmen werden wegen der schwä-
marktzinsen italienischer Staatspapiere han-        cheren Konjunkturentwicklung aber sinken.
deln mit hohen Risikoaufschlägen zu den «risi-      Das bedeutet – schon rein mathematisch – dass
kolosen» Anleihen Deutschlands. Bereits wäh-        das Verhältnis vom BIP zu den Schulden steigen
rend der Eurokrise in den Jahren 2011/2012          wird. Im besten Fall nehmen die Kapitalmärkte
war die Zinsdifferenz zwischen diesen beiden
Volkswirtschaften ein verlässlicher Gradmesser
für das Vertrauen der Marktteilnehmer in die
Stabilität des italienischen Staatshaushalts. Da-
mals stiegen die Schuldzinsen auf über 7% an,
was Italien nicht hätte bezahlen können. Allei-
ne die Höhe der Zinszahlungen hätte den Ban-
krott bedeutet. Heuer ist es anders, ein Zins von
etwas über 2% ist auch für Italien noch zahlbar.
Im Vergleich zu Deutschland mit negativen Zin-
sen ist der Risikoaufschlag jedoch beträchtlich
                                                    Italiens steigender Schuldenberg als Zankapfel
und zeigt, dass Italiens Schuldenproblem vom
Markt wahrgenommen wird.                                          Staatsschulden im Vergleich zur BIP-Leistung
                                                          200%

Zwei Brandbeschleuniger
Italiens Konjunkturzahlen laden nicht zum Jubi-
lieren ein. Italiens Wirtschaft hat nach zwei ne-          150%

gativen Quartalen 2018 im ersten Quartal 2019
immerhin wieder ein Nullwachstum gezeigt.
                                                          100%
Aber Italiens Wirtschaftsmotor stottert. Ein
Aufschwung ist nicht in Sicht. Die vorlaufenden
Indikatoren signalisieren deutlich, dass die Aus-          50%

sichten für die italienische Wirtschaft einge-
trübt sind, und sowohl der Dienstleistungs- wie
auch der Industriesektor schrumpfen. So wie                 0%
                                                                     Italien   Deutschland   Frankreich    Spanien   Griechenland   Schweiz   USA
die anderen Mitglieder der Eurozone ist Italien
von einer schwächeren Entwicklung der Indus-                                                          Staatsschuldenquote
                                                                                                                                                    Quelle: Bloomberg
trieproduktion betroffen. Bereits in den letzten

2    Anlagepolitik Juli 2019
dies nicht zur Kenntnis, im schlimmsten Fall                               die italienische Regierung will sie unter ande-
                                                 schiessen die Zinsen nach oben und Italiens Ka-                            rem herausgeben, um Schulden von staatlichen
                                                 pitalmarktfähigkeit wäre einmal mehr in Frage                              Betrieben zu begleichen. Zum Beispiel beim
                                                 gestellt. Dabei ist dieser Zugang zu neuem Ka-                             Maler, der das Schulhaus gestrichen hat oder
                                                 pital für Italien extrem wichtig. Denn je höher                            beim Reinigungsunternehmen, das die Verwal-
                                                 die Schuldenlast, desto grösser die Abhängig-                              tung putzt. Würde Italien dieses spezielle
                                                 keit vom Kapitalmarkt. Es ist also kein Wunder,                            «Geld» einführen, würde es gegen Auflagen
                                                 dass Italiens Regierung nach unkonventionel-                               der Europäischen Zentralbank verstossen.
                                                 len Möglichkeiten der Entlastung auf der Schul-                            Denn anders als bei Kryptowährungen, wo kei-
                                                 denseite sucht.                                                            ne Institution die Gültigkeit des Zahlungsmit-
                                                                                                                            tels in der Realwirtschaft garantiert, wäre dies
                                                 Ausweg Mini-Bots?                                                          bei Mini-Bots der italienische Staat. Er würde
                                                 Mini-Bots haben Mitte Juni für Schlagzeilen ge-                            als staatliche Institution sozusagen «Münzen
                                                 sorgt. Die italienische Regierung hat mehr oder                            prägen». Das hätte Auswirkungen. Falls Italien
                                                 weniger laut über die Einführung solcher                                   auch seine Staatsangestellten in Mini-Bots ent-
                                                 Schuldscheine nachgedacht. Diese Schuld-                                   lohnen würde, wäre dieses Parallelgeld bald
                                                 scheine würden in einer handlichen Form da-                                überall im Umlauf und es gäbe in Italien zwei
                                                 herkommen, fast wie eine Banknote und in                                   Währungen, den Euro und die Mini-Bots. Es
                                                 Stückelungen, welche den Einkauf im Super-                                 wäre ein System geschaffen, wie es in vielen
                                                 markt und im Restaurant möglich machen. Mi-                                Entwicklungsländern gang und gäbe ist. Dort
                                                 ni-Bots sind als Parallelwährung konzipiert und                            ist oft der US-Dollar der «Mini-Bot», die Paral-
                                                                                                                            lelwährung. Die Mini-Bots sind für Italien kei-
                                                                                                                            nesfalls ein Ausweg aus der Schuldenmisere.
                                                                                                                            Sie würden Italiens finanzielle Probleme ledig-
                                                                                                                            lich auf die lange Bank schieben und Italien
                                                                                                                            könnte auf Zeit spielen. Mini-Bots würden ein-
                                                                                                                            zig dem italienischen Staat dienen, um seinen
                                                                                                                            Schuldenberg nicht abbauen zu müssen.

                                                                                                                            Eurozone hat Macht über italienische Banken
                                                                                                                            Der Widerstand in der Eurozone gegen diese
                                                                                                                            Parallelwährung ist gross. Die hohe Abhängig-
Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen sind gestiegen
                                                                                                                            keit der italienischen Banken von der EZB gibt
              Renditen 10 - jähriger Staatsanleihen Deutschlands und Italien                                                der Notenbank grossen Handlungsspielraum.
       8%                                                                                                                   Der italienische Bankensektor hängt am Liqui-
                                                                                                                            ditätstropf der EZB. Nur schon die Drohung, die
       7%
                                                                                                                            Banken nicht mehr zu unterstützen, würde Ita-
       6%
                                                                                                                            lien den Weg an den Kapitalmarkt verwehren
       5%                                                                                                                   und an die Schwelle zum Staatsbankrott trei-
       4%
                                                                                                                            ben. Der Kapitalmarkt wird als richtende Ins-
                                                                                                                            tanz am Ende des Tages mit der Höhe der Kre-
       3%
                                                                                                                            ditzinsen die italienische Politik mitbestimmen.
       2%
                                                                                                                            Denn wenn die Unsicherheit steigt, wird der
       1%
                                                                                         Risikoaufschlag
                                                                                                                            Markt mit höheren Risikoprämien reagieren
       0%
                                                                                                                            und spätestens dann wird Italien einlenken
                                                                                                                            oder seine Bancomaten schliessen müssen.
       - 1%
         2009       2010     2011     2012    2013     2014     2015     2016   2017   2018      2019                       Dieses Risiko wird die Regierung in Rom nicht
                                              Deutschland          Italien                                                  eingehen und darum wird es keine Mini-Bots
                                                                                                        Quelle: Bloomberg
                                                                                                                            geben.                                       n

                                                                                                                                                Juli 2019 Anlagepolitik   3
Zinsen und Renditen
Zinsanstieg ist in weite Ferne gerückt

Der Traum von steigenden Zinsen ist geplatzt.         einer Zinssenkung aus. Aber ist es sinn- und wir-
Die US-Notenbank Fed hat deutliche Hinweise           kungsvoll? Hier haben wir unsere Zweifel.
auf Zinssenkungen kommuniziert, die EZB be-
kennt sich zum expansiven Kurs und die SNB            Zinssenkung ohne starke Wirkung
hat keinen Handlungsspielraum. Die langen             Die Zinsen sind bereits sehr tief und eine weite-
Zinsen sind deswegen auf Tauchstation gegan-          re Zinssenkung würde weder die Kreditvergabe
gen.                                                  der Banken stimulieren noch die Inflation nach
                                                      oben drücken. Aktuell fehlt der Eurozone dafür
Die US-Notenbank Fed hat im Juni den Leitzins         eine aussichtsreichere Konjunkturperspektive
unverändert belassen. Das Zielband liegt weiter-      und der nötige Druck von der Nachfrageseite.
hin bei 2.25% bis 2.50%. Die US-Währungshü-           Zinssenkungen auf diesem Niveau würden an
ter haben in ihrem jüngsten Statement aber ei-        dieser Ausgangslage nichts ändern. Für die SNB
nen deutlich expansiveren Ton angeschlagen.           ist es eine missliche Ausgangslage, weil sie den
Sie haben das Wort «geduldig», welches für ei-        Frankenkurs über eine negative Zinsdifferenz
nen langsam restriktiveren geldpolitischen Kurs       zum Euro stabilisieren möchte. Sollte die EZB
stand, aus dem Statement gestrichen. Sie haben        sich zu Zinssenkungen durchringen, müsste dies
ihre Inflationsprognosen angepasst und gehen          nicht automatisch zu Zinssenkungen in der
davon aus, dass die Inflation zwar nahe beim an-      Schweiz führen. Aber es würde den Druck auf
gestrebten Ziel von 2% oszilliert, diese Marke        die SNB erhöhen, falls der Franken stärker wer-
aber kaum überschreiten wird. Ebenfalls beton-        den würde. Wir gehen aktuell nicht von diesem
ten die Fed-Mitglieder die wachsenden Unsi-           Szenario aus und erwarten keine Zinsschritte in
cherheiten, welche sich aus dem Handelsstreit         den kommenden zwölf Monaten. Der Traum
mit China für die US-Wirtschaft ergeben.              von steigenden Zinsen ist aber geplatzt.      n

Fed: Weg für Zinssenkung geebnet
Eine allfällige US-Zinssenkung wird von den Fi-
nanzmarktteilnehmern schon länger antizipiert
und ist in den starken Aktienkursavancen seit
Anfang Jahr berücksichtigt. Angesichts der un-
verändert guten konjunkturellen Entwicklung
der US-Wirtschaft ist die Ankündigung einer ex-
pansiveren US-Geldpolitik historisch unüblich. In
der Vergangenheit entschied sich die Fed erst bei
                                                      Fed-Kommunikation hat Zinsgefüge gedrückt
rezessiven Signalen für eine expansivere Geld-
politik. Positiv ist, dass sich die US-Notenbank in                Rendite 10-jähiger US-Staatsanleihen
guten Zeiten das nötige Polster geschaffen hat,            3.50%

um die Zinsen wieder zu senken. Wir gehen in
den kommenden zwölf Monaten von insgesamt
zwei Senkungen durch die US-Notenbank aus.                 3.00%

EZB: Whatever it takes, Part II
                                                           2.50%
EZB-Präsident Mario Draghi hat Mitte Juni an ei-
ner Rede in Portugal deutlich gesagt, dass er al-
le nötigen Massnahmen ergreifen werde, um
                                                           2.00%
den Euro und die Wirtschaft der Eurozone zu
stabilisieren. Weil die Inflation in der Eurozone
eher schwächer tendiert, wurden seine Worte                1.50%
                                                               Jan 18          Apr 18         Jul 18           Okt 18       Jan 19   Apr 19
vom Markt deutlich in Richtung einer Zinssen-
kung interpretiert. Gemessen an den Euribor-Fu-                                                        Rendite US-Staatsanleihen
tures gehen einige Marktteilnehmer bereits von                                                                                                Quelle: Bloomberg

4    Anlagepolitik Juli 2019
Aktienmärkte
                                              Schweiz ist vom Handelskonflikt betroffen

                                              Der Handelskonflikt zwischen den USA und Chi-                           lich hierzu keine Informationen, weswegen sich
                                              na ist in vollem Gange. Noch bremst dies die glo-                       Branchenkenner die Mühe gemacht haben, das
                                              bale Konjunktur wenig. Manch ein Beobachter                             Gerät auseinanderzunehmen. Es besteht aus
                                              könnte daher davon ausgehen, dass die Schweiz                           1’200 Einzelteilen. Fast alle dieser Komponen-
                                              nicht vom Handelskonflikt der zwei Wirtschafts-                         ten kommen von 200 hochspezialisierten Zulie-
                                              blöcke betroffen ist. Doch dieser Eindruck trügt.                       ferern aus der ganzen Welt. So liefert SFS aus
                                                                                                                      Heerbrugg die kleinen Schrauben, die das iPho-
                                              Die Schweiz verschifft zwar nur rund 5% ihrer                           ne zusammenhalten. Die Hochleistungskunst-
                                              Warenausfuhren nach China. Diese Zahl ist eher                          stoffe von Ems-Chemie werden im iPhone für
                                              bescheiden. Was darin jedoch nicht berücksich-                          Gehäuse und Innenteile verwendet. Und das ös-
                                              tigt ist, sind die global verknüpften Wertschöp-                        terreichische, aber in der Schweiz kotierte, Un-
                                              fungsketten, die heute praktisch in jeder Indust-                       ternehmen ams liefert zahlreiche Sensorlösun-
                                              rie einen Löwenanteil ausmachen.                                        gen sowie die 3D-Gesichtserkennung an Apple.

                                              Das «internationale» iPhone                                             Global verzweigte Wertschöpfungsketten
                                              Man nehme als Beispiel ein globales Produkt wie                         Viele dieser Apple-Lieferanten haben auch ihrer-
                                              das iPhone. Im Produktionsprozess übernimmt                             seits wiederum globale Lieferketten geschaffen.
                                              Apple die Entwicklung und das Design. Die                               So gehen beispielsweise viele der Schweizer Ex-
                                              Montage und Produktion erfolgt jedoch voll-                             porte nach China zuerst als Zwischenprodukt
                                              ständig von Drittunternehmen. Apple veröffent-                          zur Weiterverarbeitung in andere Länder und
                                                                                                                      werden danach von dort exportiert. Daher zei-
                                                                                                                      gen die Schweizer Exporte nach China von 5%
                                                                                                                      auch nur einen Teil der Wahrheit. Müssen nun
                                                                                                                      diese über Jahrzehnte gewachsenen Lieferket-
                                                                                                                      ten als Reaktion auf Zölle oder Sanktionen ge-
                                                                                                                      gen gewisse chinesischen Unternehmen ange-
                                                                                                                      passt werden, erhöht das die Kosten. Die Unter-
                                                                                                                      nehmen sind auf langfristige Lieferantenbezie-
                                                                                                                      hungen angewiesen. Ist dies nicht gegeben, er-
                                                                                                                      höht das die Kosten über die Zölle hinaus.

                                                                                                                      Verlangsamung von verschiedenen Seiten
                                                                                                                      Einerseits verlangsamt sich durch die Zölle die
Schweizer Aktienmarkt zeigte sich seit Jahresbeginn unbeirrt
                                                                                                                      Wirtschaft in China und den USA, was die Nach-
             Entwicklung des Swiss Performance Index (in CHF, indexiert Januar 2014=100)                              frage nach Produkten und Diensten von Schwei-
       160
                                                                                                                      zer Unternehmen dämpft, die direkt dort tätig
                                                                                                                      sind oder Zwischenprodukte liefern. Anderer-
       150                                                                                                            seits reduzieren die steigenden Kosten aufgrund
                                                                                                                      neu aufzubauender Lieferketten die Gewinne.
       140
                                                                                                                      Bremsend kommt hinzu, dass momentan viele
       130                                                                                                            Investitionen aufgrund der herrschenden Unsi-
                                                                                                                      cherheiten aufgeschoben werden. Wie hoch die
       120
                                                                                                                      Kosten im Endeffekt ausfallen werden, hängt
                                                                                                                      von der Entwicklung des Handelskonflikts ab.
       110
                                                                                                                      Bereits heute zeichnet sich ab, dass sich die glo-
       100                                                                                                            balen Lieferketten nachhaltig verschieben wer-
                                                                                                                      den. Aufgrund der politischen Risiken ist zu er-
       90
        2014               2015             2016            2017             2018          2019                       warten, dass gewisse US-Unternehmen ihr Lie-
                                          Swiss Performance Index (SPI)                                               ferantennetzwerk von China wegverschieben
                                                                                                  Quelle: Bloomberg
                                                                                                                      und meist lokaler wieder aufbauen werden.  n

                                                                                                                                          Juli 2019 Anlagepolitik     5
Währungen
Marktstimmung bewegt Schweizer Franken

Die Bewegungen des Frankens gaben vor al-            markt zeige sich weiterhin fragil, kommentier-
lem Veränderungen in der Risikostimmung wi-          ten die Währungshüter die Situation am Devi-
der. Während der Schweizer Franken im April in       senmarkt. Die Kurse von 2017 bei 1.07 sind
einem risikofreudigen Marktumfeld schwächer          noch unerreicht, als die SNB im Frühjahr 2017
tendierte, wendete sich das Blatt im Mai. Der        letztmals in grösserem Umfang am Devisen-
Franken legte nach dem Aufflackern des Han-          markt intervenierte. Mit Blick auf die politischen
delskonflikts zwischen den USA und China so-         Entwicklungen bleibt der Euro die «Fieberkurve
wohl gegenüber dem US-Dollar als auch dem            des Vertrauens» in die Eurozone. Belasten könn-
Euro zu.                                             te Italien, sollte sich die Tonlage zwischen der
                                                     italienischen Regierung und Brüssel wegen des
Die letzten Wochen zeigten einmal mehr, dass         drohenden Defizitverfahrens durch die EU ver-
der Mythos «Sicherer Hafen» ein bedeutender          schärfen. Beim Brexit wurde die Frist für die
Treiber am Währungsmarkt sein kann. Der              Loslösung Grossbritanniens von der EU bis zum
Schweizer Franken wurde angesichts der Unsi-         31. Oktober 2019 verlängert. Mit den durch-
cherheiten rund um die Zollthematik und der          wachsenen Konjunkturdaten sowie den ausblei-
Sorge vor einer konjunkturellen Abschwächung         benden EZB-Zinserhöhungen fehlt dem Euro
wieder vermehrt gesucht. Im Mai grüsste der          hingegen ein gewichtiger, positiver Währungs-
Franken in der Gruppe der G10-Währungen von          treiber.                                        n
der Spitze aus, gefolgt vom japanischen Yen.

Zinsspekulationen belasten US-Dollar
Noch Ende April stieg der US-Dollar zum Schwei-
zer Franken erstmals seit mehr als zwei Jahren
über 1.02 Franken. Es folgte ein Rücksetzer un-
ter die Parität, wobei insbesondere die vorsichti-
geren Töne von US-Notenbankchef Powell bei-
getragen haben. Jerome Powell warnte vor den
Auswirkungen des Handelsstreits, worauf die
Fed bei Bedarf mit den nötigen Massnahmen re-
agieren werde. Für den Greenback spricht, dass
sich die US-Wirtschaft nach wie vor in einer gu-
ten Verfassung befindet. Trotz Spekulationen ei-
ner US-Leitzinssenkung bleibt die Zinsdifferenz
                                                     SNB war letztmals vor drei Jahren im grösseren Stil aktiv
zu den anderen grösseren Währungsräumen be-
stehen. Die Dollarzinsen für dreimonatige Anla-                   Veränderung Sichteinlagen (in Mrd. CHF)                        EUR/CHF - Kurs
gen notieren derzeit 3.10% höher als der Zins im              8                                                                                     1.25

Schweizer Franken. Die Zinsdifferenz ist ein
wichtiges Argument, aber nicht das einzige.
                                                              6                                                                                     1.20
Dies hat die Reaktion des Frankens auf die Eska-
lation des Handelsstreits zwischen den USA und
                                                              4                                                                                     1.15
China im Mai gezeigt.

Franken bleibt im Fokus der SNB                               2                                                                                     1.10

Nachdem der EUR/CHF-Wechselkurs im April
noch über 1.14 stieg, ist der Euro zum Franken               0                                                                                      1.05

zuletzt auf ein Zweijahrestief von unter 1.11 zu-
rückgefallen. Wenig überraschend stellte die                 -2                                                                                     1.00
Nationalbank an ihrer vierteljährlichen Lagebe-               Jan 16        Jul 16       Jan 17      Jul 17   Jan 18    Jul 18   Jan 19

urteilung den Franken in den Fokus. Der Franken                                      Sichteinlagen bei SNB         EUR/CHF
sei hoch bewertet und die Lage am Devisen-                                                                                                        Quelle: Bloomberg

6    Anlagepolitik Juli 2019
Rohstoffmärkte
                                             Gold meldet sich zurück

                                             Die Bilanz nach den ersten fünf Monaten des                      Council zufolge haben die Goldkäufe der No-
                                             Jahres: Der Goldpreis trat in Dollar gerechnet                   tenbanken sowie der Investoren massgeblich zu
                                             auf der Stelle. Im Juni kam wieder deutlich mehr                 dieser Bewegung beigetragen, wenn auch mit
                                             Bewegung in den Goldpreis – auch getrieben                       unterschiedlichen Vorzeichen.
                                             durch die Kommunikation der Zentralbanken.
                                                                                                              Kauffreudige Notenbanken
                                             Zog der Preis bis Mitte Februar auf ein Zehnmo-                  Die Notenbanken stockten nach dem Rekordjahr
                                             natshoch von 1’340 US-Dollar pro Unze an, folg-                  2018 ihre Goldbestände im ersten Quartal 2019
                                             te danach eine Konsolidierung. Bis Ende Mai                      um weitere 145 Tonnen auf. Das entspricht dem
                                             war die Entwicklung des Goldpreises unspekta-                    grössten Kaufvolumen in einem ersten Quartal
                                             kulär, und er hat sich nicht mehr weit von 1’300                 seit 2013, wovon 39% allein auf Russland entfal-
                                             US-Dollar entfernt. Daran änderte auch der Um-                   len. In einer Umfrage des World Gold Council si-
                                             stand nichts, dass die Goldnachfrage im ersten                   gnalisierte zum Jahreswechsel rund ein Fünftel
                                             Quartal 2019 zum Vorjahreszeitraum um 7%                         der Zentralbanken, in den nächsten zwölf Mona-
                                             auf 1’053 Tonnen anstieg. Dem World Gold                         ten ihren Goldbestand erhöhen zu wollen. Gold-
                                                                                                              käufe bleiben aus Diversifikationsgründen dabei
                                                                                                              primär für Zentralbanken aus den Schwellenlän-
                                                                                                              dern von grosser Bedeutung. Dadurch können
                                                                                                              sie den Dollaranteil an ihren Währungsreserven
                                                                                                              und somit ihre Dollarabhängigkeit reduzieren.
                                                                                                              Die Notenbanken bleiben damit eine wichtige
                                                                                                              Stütze am Goldmarkt.

                                                                                                              Gold in Anlegergunst wieder gestiegen
                                                                                                              Die Goldinvestoren standen im Jahresverlauf da-
                                                                                                              gegen vermehrt auf der Verkäuferseite. Dass es
                                                                                                              zu Umschichtungen gekommen ist, zeigt die
                                                                                                              Entwicklung bei den mit Gold hinterlegten
                                                                                                              Fonds. Insbesondere US-Anleger zogen auf-
                                                                                                              grund gut laufender Aktienmärkte in den letz-
                                                                                                              ten Monaten Gelder aus den Goldfonds ab.
                                                                                                              Noch in der letzten Maiwoche stand der Gold-
                                                                                                              preis sogar tiefer als zu Jahresbeginn. Ein ande-
Gold erhält wieder mehr Zuspruch
                                                                                                              res Bild zeigte sich im Juni. In den ersten drei Ju-
             Volumen in Gold -ETFs (in Tonnen)                   Goldpreis (in USD pro Unze)
                                                                                                              niwochen hat der Goldpreis um 9% zugelegt
                                                                                                              und erreichte den höchsten Stand seit fünf Jah-
      2400                                                                                     1500
                                                                                                              ren. Die Fed-Kommunikation brachte das Zins-
                                                                                                              gefüge in Bewegung. Im Juni sanken die US-Re-
      2200                                                                                     1400
                                                                                                              alzinsen auf den tiefsten Stand seit 2017. Tiefe-
                                                                                                              re Zinsen erhöhen die Attraktivität von zinslosen
      2000                                                                                     1300
                                                                                                              Anlagen wie Gold. Hinzu kommt der Handels-
                                                                                                              streit zwischen China und den USA. Pekings An-
      1800                                                                                     1200           deutung, das Angebot Seltener Erden für die
                                                                                                              USA verknappen zu können, hatte zuletzt nicht
      1600                                                                                     1100           zur Entspannung beigetragen. Der G20-Gipfel
                                                                                                              Ende Juni bietet zumindest die Gelegenheit für
      1400                                                                                     1000
                                                                                                              eine weitere Gesprächsrunde. Bleiben bei den
         2014              2015            2016        2017       2018            2019
                                                                                                              beiden grössten Volkswirtschaften der Welt die
                                    Volumen in Gold-ETFs      Goldpreis
                                                                                                              Zeichen jedoch auf Sturm, dürfte Gold zudem als
                                                                                          Quelle: Bloomberg
                                                                                                              Krisenwährung wieder vermehrt gefragt sein. n

                                                                                                                                   Juli 2019 Anlagepolitik      7
Anlagestrategie
Aktienmarkt nimmt Happy End vorweg

Die Unsicherheit über den Handelsstreit zwi-              der brodelnde Handelsstreit zwischen den beiden
schen den USA und China sowie die schwäche-               Grossmächten dies verstärkt. Dass die US-Noten-
ren Aussichten für die globale Wirtschaft liessen         bank vor diesem Hintergrund wieder expansiver
die Aktienmärkte im Juni kalt. Das Bekenntnis             wird, ist darum nicht überraschend. Ob die erwar-
zu einer expansiveren US-Geldpolitik liess die            teten Zinssenkungen aber die Konjunktur in dem
Märkte frohlocken. Vor allem der Schweizer                Masse wiederbeleben können, wie vom Markt er-
Markt zog munter nach oben.                               wartet, ist fraglich. Ob eine Wiederbelebung
                                                          kommt, hängt auch stark von einer Einigung zwi-
Der Schweizer Aktienmarkt SMI wurde von den In-           schen den USA und China ab. Hier gibt es noch ei-
dexschwergewichten angetrieben. Roche, Novar-             nige Unwägbarkeiten.
tis und Nestlé konnten zulegen. Der zeitweise stär-
kere Franken, der von Unsicherheiten profitierte,         Wir halten uns noch zurück
konnte dieser Entwicklung nichts anhaben. Offen-          Angesichts der Risiken halten wir weiterhin an
bar waren eher defensive Werte gesucht. Zur glei-         unserem Untergewicht bei den Aktien fest. Auf
chen Gruppe gehörte auch das Edelmetall Gold,             regionaler Ebene nehmen wir eine eher defensi-
das im Juni neue Höchststände erreichte. Sicher           ve Positionierung ein. Sowohl der US- als auch
profitierte es von den geopolitischen Unsicherhei-        der Schweizer Aktienmarkt sind stärker gewich-
ten. Aber nicht nur. Wie so oft hat auch der schwä-       tet, während der europäische Aktienmarkt so-
chere US-Dollar und die Erwartung tieferer US-Zin-        wie die Schwellenländer untergewichtet sind.
sen zur Goldstärke beigetragen. Gerade diese              Die Goldallokation bleibt bestehen.         n
Konstellation wird weiter Bestand haben.

Geldpolitik lässt frohlocken
Die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA hat die
Aktienmärkte bereits in den letzten Monaten be-
flügelt. Mitte Juni hat die US-Notenbank nach ih-
rem geldpolitischen Entscheid deutlich gemacht,
                                                          Anlagestrategie
dass sie angesichts des tieferen Inflationsdrucks
und auch wegen einer gestiegenen Unsicherheit
                                                                                               ––      –      Neutral   +                 ++
im Wirtschaftsgang in Bälde die Zinsen senken
werde. Während US-amerikanische Staatsanlei-                 LIQUIDITÄT
                                                             liquidity
hen in den letzten Monaten für Dollar-Anleger
                                                             OBLIGATIONEN
                                                             bonds
wieder eine attraktive Verzinsung boten, hat sich
diese nun verflüchtigt. Das macht Aktien mittelfris-         WANDELANLEIHEN
                                                             convertible bonds
tig weiterhin attraktiv, aktuell aber ist die Geldpoli-
                                                             AKTIEN
                                                             equities
tik der einzig positive Treiber. Und dieser ist bereits
stark in den Kursen berücksichtigt. Vorsicht ist da-             Schweiz
                                                                 Switzerland
rum ein guter Ratgeber.
                                                                 Europa
                                                                 Eurozone

Handelskonflikt birgt Risiken                                    Nordamerika
                                                                 North America
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China
ist weiterhin ungelöst. Mit dem Konflikt rund um                 Asien-Pazifik  (ohne Japan)
                                                                 Asia Pazific (ex.Japan)

Huawei und andere Tech-Riesen ist in den Medien                  Schwellenländer
                                                                 Emerging Markets
bereits die Rede von einem «Kalten Tech-Krieg».
Dabei geht es für beide Seiten um viel. Für die USA          ALTERNATIVE    ANLAGEN
                                                             alternative investments

geht es um den Schutz geistigen Eigentums, für
                                                                 Rohstoffe: Gold
                                                                 commodities: Gold
China um den Zugang dazu. Für beide geht es um
ökonomische und geopolitische Dominanz. Er-                      Andere
                                                                 others

schwerend kommt hinzu, dass sich die Konjunktur
nach einer starken Phase etwas abgekühlt hat und                                                                            Quelle: Eigene Darstellung

8     Anlagepolitik Juli 2019
Marktübersicht
Wirtschaftsdaten und Ausblick
Daten per 20. Juni 2019; Quelle: Zahlen Bloomberg; Grafiken, Einschätzung: Eigene Darstellung

Die konjunkturelle Entwicklung

                                                                                                                                                                                artal
                                                                                                                         es Q enquote

                                                                                                                                    uote
                                                                                                                         es Q ate YoY

                                                                                                                                    YoY
ausgewählter Industrieländer

                                                                                                          al

                                                                                                                                   al

                                                                                                                                   al

                                                                                                                                                                             s Qu
                                                                                                                   aktu tslosenq
                                                                                                                   aktu onsrate
                                                                                                     uart

                                                                                                                              uart

                                                                                                                              uart
                                                                                                                              ung

                                                                                                                              ung

                                                                                                                                                                  ung

                                                                                                                                                                                                   ung
                                                                                                                                                                                         ell
                                                                                                                               r

                                                                                                                               s

                                                                                                                                                                                 e
                                                                                                                         tions

                                                                                                                         itslo
                                                                                                                    hätz

                                                                                                                         hätz

                                                                                                                                                                  hätz

                                                                                                                                                                                                    hätz
                                                                                                es Q

                                                                                                                                                                           letzt

                                                                                                                                                                                        aktu
                                                                                           letzt Y

                                                                                           aktu Y
                                                                                                ell

                                                                                                                         ell

                                                                                                                         ell
                                                                                                o

                                                                                                o

                                                                                                                         ti

                                                                                                                         i
                                                                                           BIP Y

                                                                                           BIP Y

                                                                                                                   Arbe

                                                                                                                   Arbe
                                                                                                               Einsc

                                                                                                                   Einsc

                                                                                                                                                             Einsc

                                                                                                                                                                                               Einsc
                                                                                                                   Infla

                                                                                                                   Infla
                                                                                                                   letzt

                                                                                                                   letzt

                                                                                                                                                                         PMI

                                                                                                                                                                                     PMI
                                                                         Schweiz           1.7 % 1.4%                      0.6 % 0.6%        2.4 % 2.4 %                 55.4        48.6

                                                                         USA               3.0 % 3.2%                      1.5%   1.8%        3.8%   3.6%                54.2        52.1
               Aufschwung            Boom
                                                                         Eurozone          1.2 % 1.2 %                     1.5%   1.2%        7.8%   7.6%                47.5        47.8

                                                                         Deutschland 0.6 % 0.7 %                           1.5%   1.4%       5.0 % 5.0%                  44.1        45.4

                                                                              positive Einschätzung      neutrale Einschätzung           negative Einschätzung

                                                                          ■
                                                                              Schweiz: Die Wirtschaftslage ist angespannt und wir gehen von einer schwä-
                   Rezession         Abschwung                                cheren Wirtschaftsdynamik aus. Die Binnenkonjunktur wirkt stützend.
                                                                          ■
                                                                              USA: Der Wirtschaftsgang ist in Ordnung, allen Widerständen zum Trotz. Der
                                                                              Handelsstreit und die schwächere Weltkonjunktur dämpfen die Aussichten.
                                                                          ■
                                                                              Eurozone: Der Wirtschaftsabschwung zeigt sich bereits in den Wirtschaftsdaten.
                                                                              Die Aussichten haben sich weiter verschlechtert.
   Schweiz                           USA		                                ■
                                                                              Deutschland: Der Industriesektor belastet die deutsche Wirtschaft. Die Dyna-
   Eurozone                          Deutschland                              mik nimmt ab.

Die konjunkturelle Entwicklung
                                                                                                                                es Q enquote

                                                                                                                                            uote
                                                                                                                                      uart oY

                                                                                                                                            YoY

                                                                                                                                                                                onat
                                                                                                                                            Y

ausgewählter Schwellenländer
                                                                                                          al

                                                                                                                                           al

                                                                                                                                           al
                                                                                                                           aktu tslosenq
                                                                                                                           letzt onsrate

                                                                                                                           aktu onsrate

                                                                                                                                                                             er M
                                                                                                     uart

                                                                                                                                      uart
                                                                                                                   ung

                                                                                                                                      ung

                                                                                                                                                                  ung

                                                                                                                                                                                                   ung
                                                                                                                                                                                         ell
                                                                                                                                       s
                                                                                                                                 itslo
                                                                                                                 hätz

                                                                                                                                 hätz

                                                                                                                                                                 hätz

                                                                                                                                                                                                 hätz
                                                                                                es Q

                                                                                                                                es Q

                                                                                                                                                                           letzt

                                                                                                                                                                                        aktu
                                                                                           letzt Y

                                                                                           aktu Y
                                                                                                ell

                                                                                                                                ell

                                                                                                                                ell
                                                                                                o

                                                                                                o

                                                                                                                                 ti

                                                                                                                                 ti

                                                                                                                                 i
                                                                                           BIP Y

                                                                                           BIP Y

                                                                                                                           Arbe

                                                                                                                           Arbe
                                                                                                               Einsc

                                                                                                                           Einsc

                                                                                                                                                             Einsc

                                                                                                                                                                                               Einsc
                                                                                                                           Infla

                                                                                                                           Infla

                                                                                                                           letzt

                                                                                                                                                                         PMI

                                                                                                                                                                                     PMI

                                                                         China             6.4 % 6.4 %                     1.5 % 2.7 %       3.8 % 3.7 %                 50.2        50.2

                                                                         Indien            6.3 % 5.7 %                     2.6 % 3.1 %          –      –                 51.8        52.7
              Aufschwung              Boom
                                                                         Brasilien         1.1 % 0.5 %                     3.9 % 4.7 %       7.5 % 8.2 %                 51.5        50.2

                                                                         Russland          2.7 % 0.5 %                     5.2 % 5.1 %       4.9 % 4.5 %                 53.0        51.5

                                                                              positive Einschätzung      neutrale Einschätzung           negative Einschätzung

                                                                         ■
                                                                              China: Chinas Wirtschaft zeigt sich stabiler. Der Handelskonflikt belastet, aber die
                 Rezession            Abschwung                               Gegenmassnahmen der Regierung greifen bereits. Die Dynamik bleibt weiterhin
                                                                              unterdurchschnittlich.
                                                                         ■
                                                                              Indien: Indiens wirtschaftliche Entwicklung ist weiter solide, die wiedergewählte
                                                                              Regierung Modi hat aber viel Arbeit vor sich. Der globalen Abkühlung wird sich
                                                                              Indien nicht entziehen können.
   China                             Indien                              ■
                                                                              Brasilien: Die Erholungsphase gestaltet sich schwierig. Diese ist stark abhängig
   Brasilien                         Russland                                 vom chinesischen Wirtschaftsgang sowie den innenpolitischen Entwicklungen.
                                                                         ■
                                                                              Russland: Russlands Wirtschaft kommt nicht in Fahrt. Die Wirtschaftssanktionen
                                                                              des Westens belasten.

                                                                                                                                                     Juli 2019 Anlagepolitik                        9
Zinsen und Währungen
Daten per 20. Juni 2019; Quelle: Zahlen Bloomberg; Grafiken, Einschätzung: Eigene Darstellung

Leitzinsen ausgewählter Notenbanken
                                                                                                Schweiz: Die zunehmenden Ungleichgewichte am Immobili-
     4.0%                                                                                       enmarkt sind der SNB zwar ein Dorn im Auge. Der Leitzins wird
                                                                                                tief bleiben.
     3.0%

                                                                                                Eurozone: Die Leitzinsen bleiben weiterhin tief. Wegen der
     2.0%
                                                                                                Abschwächung der europäischen Wirtschaftsdynamik fühlt
                                                                                                sich die EZB zu einer expansiven Geldpolitik gezwungen.

     1.0%
                                                                                                USA: Der sich zuspitzende Handelskonflikt hinterlässt erste Spu-
                                                                                                ren im Konjunkturverlauf. Zudem sind die Inflationserwartun-
     0.0%
                                                                                                gen deutlich gesunken. Die Fed wird mit Zinssenkungen reagie-
                                                                                                ren.
  -1.0%
            2014        2015           2016             2017           2018          2019

                                     SNB          EZB          FED

Kapitalmärkte: Renditen einzelner 10-jähriger Staatsanleihen
                                                                                                Schweiz: Die schwächere Wirtschaftsdynamik, insbesondere in
     4.0%                                                                                       der Eurozone, gepaart mit einer unverändert tiefen Inflationsra-
                                                                                                te halten die Kapitalmarktzinsen tief.
     3.0%

                                                                                                Eurozone: Die Wirtschaftsdynamik in der Eurozone schwächt
     2.0%
                                                                                                sich ab. Die Kapitalmarktzinsen tendieren deshalb seitwärts.

                                                                                                USA: Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA wird sich ab-
     1.0%
                                                                                                schwächen. Die Fed wird wieder expansiver. Die Kapitalmarkt-
                                                                                                zinsen tendieren vorläufig seitwärts.
     0.0%

  - 1.0%
        2014           2015            2016             2017           2018          2019

                                 Schweiz        Deutschland          USA

Währungen: Kurse ausgewählter Währungspaare
                                                                                                EUR/CHF: Der Euro bleibt die «Fieberkurve des Vertrauens» in
      1.40                                                                                      die Eurozone. Dem gegenüber wird der Franken in unruhigen
                                                                                                Marktphasen seinem Ruf als sicherer Hafen gerecht.
      1.30

                                                                                                USD/CHF: Die positiven und negativen Argumente halten sich
      1.20                                                                                      aktuell für den US-Dollar die Waage.

      1.10
                                                                                                EUR/USD: Der Zinsvorteil stützt den Dollar, der Handelskonflikt
                                                                                                sowie das US-Zwillingsdefizit bleiben potenzielle Belastungs-
      1.00
                                                                                                faktoren.
      0.90

      0.80
            2014       2015            2016             2017           2018          2019

                   Euro in CHF             US-Dollar in CHF           Euro in US-Dollar

10          Anlagepolitik Juli 2019
Aktien- und Rohwarenmärkte
Daten per 20. Juni 2019; Quelle: Zahlen Bloomberg; Grafiken, Einschätzung: Eigene Darstellung

Aktienmärkte ausgewählter Regionen (indexiert)
                                                                                                      Der Schlagabtausch zwischen den USA und China dauer-
  200
                                                                                                      te an, aber die Märkte profitierten von der Erwartung tieferer
                                                                                                      US-Zinsen.
  175

                                                                                                      Stützend wirkt darum in erster Linie die Haltung der US-No-
  150                                                                                                 tenbank, welche deutlich von ihrem restriktiven Kurs abge-
                                                                                                      wichen ist und sich den Weg für Zinssenkungen geebnet hat.
  125

                                                                                                      Unverändert bieten sich wenige Alternativen zu einem Ak-
  100                                                                                                 tienengagement.

   75
        2014         2015            2016           2017             2018             2019

                      SPI       DAX          S&P 500          Schwellenländer Index

Geschätztes Gewinnwachstum (in %)
                                                                                                      Das geschätzte Gewinnwachstum der Unternehmen hat in
  40%
                                                                                                      der Eurozone sowie in den Schwellenländern in negatives
  30%
                                                                                                      Territorium gedreht. Die USA zeigen auch ein zunehmend
                                                                                                      schwächeres Gewinnwachstum.
  20%

  10%
                                                                                                      In der Schweiz notiert das geschätzte Wachstum wieder
                                                                                                      leicht höher.
    0%

 - 10%
                                                                                                      Die Entwicklung der Gewinne bilden eine wichtige Grund-
                                                                                                      lage für die Entwicklung der Aktienkurse.
 - 20%

 - 30%
        2014          2015            2016             2017            2018              2019

                     Schweiz         Eurozone          USA         Schwellenländer

Rohwarenmärkte: Preisentwicklung Öl und Gold
                                                                                                      Ölpreis: Die Förderkürzungen der Opec sind seit Januar in
  2'000                                                                                         120
                                                                                                      Kraft, was den Ölpreis stützt. Durch die boomende Schieferöl-
                                                                                                      industrie bleiben die klassischen Ölnationen jedoch gefordert.
                                                                                                      Schwindende Rezessionssorgen und die Beibehaltung der För-
  1'800                                                                                         100
                                                                                                      derkürzung sowie politische Spannungen könnten den Ölpreis
                                                                                                      stützen.
  1'600                                                                                         80

                                                                                                      Goldpreis: Gold erreichte im Juni neue Höchststände. Geopo-
  1'400                                                                                         60
                                                                                                      litische Unsicherheiten, aber auch der schwächere US-Dollar
                                                                                                      und die Erwartung tieferer US-Zinsen haben zur Goldstärke
  1'200                                                                                         40    beigetragen.

  1'000                                                                                         20
         2014        2015            2016          2017             2018         2019

                        Gold (USD/Unze)             WTI Rohöl (USD/Fass)

                                                                                                                                        Juli 2019 Anlagepolitik   11
Finanzmärkte und Prognosen
Daten per 20. Juni 2019; Quelle: Zahlen Bloomberg; Prognosen: SGKB

                                                                                                                       Prognose           Prognose
Leitzins und Geldpolitik                             vor 12 Monaten          vor 3 Monaten            aktuell
                                                                                                                       3 Monate          12 Monate

SNB                                                             -0.75 %             -0.75 %          -0.75 %             -0.75 %             -0.75 %

EZB                                                             -0.40 %             -0.40 %          -0.40 %             -0.40 %             -0.40 %

FED                                                  1.75% – 2.00 %         2.25 % – 2.50 %   2.25 % – 2.50 %    2.00 % – 2.25 %    1.75 % – 2.00 %

                                                                                                                  Prognoseband       Prognoseband
Kapitalmärkte (Renditen)                            vor 12 Monaten           vor 3 Monaten            aktuell
                                                                                                                      3 Monate          12 Monate

Schweiz 10 Jahre                                                -0.04%              -0.37 %          -0.52 %    -0.50 % – -0.30 %   -0.40 % – -0.20 %

Deutschland 10 Jahre                                             0.34%              0.04 %           -0.32 %    -0.25 % – -0.05 %   -0.15 % – 0.05 %

USA 10 Jahre                                                     2.90%               2.54%            2.03 %     2.00 % – 2.30 %    2.10 % – 2.40 %

                                                                                                                  Prognoseband       Prognoseband
Devisenmärkte                                       vor 12 Monaten           vor 3 Monaten            aktuell
                                                                                                                      3 Monate          12 Monate

EUR/CHF                                                         1.1509              1.1285            1.1085          1.10 – 1.15         1.10 – 1.15

USD/CHF                                                         0.9923              0.9920            0.9818          0.97 – 1.02         0.97 – 1.02

EUR/USD                                                         1.1604              1.1374            1.1293          1.11 – 1.16         1.11 – 1.16

                                                                                                                  Prognoseband       Prognoseband
Rohwaren                                            vor 12 Monaten           vor 3 Monaten            aktuell
                                                                                                                      3 Monate          12 Monate

WTI-Rohöl (USD/Fass)                                                  66                60                57             55 – 65             55 – 65

Gold (USD/Unze)                                                      1267             1309              1388         1350 – 1450        1350 – 1450

                                                                                                   Aktueller              Trend           Prognose
Aktienmärkte                                     Jahresperformance          Erw. KGV 12 Mt.
                                                                                                  Indexwert     letzte 3 Monate           3 Monate

S & P 500                                                        19.0%                 17.8             2954

EuroStoxx50                                                     19.1 %                 14.0             3468

SMI                                                              21.9%                 16.9             9979

12     Anlagepolitik Juli 2019
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