Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW

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Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
Wirtschaftsfaktor
Ladeinfrastruktur
Potenziale für Wertschöpfung in
Baden-Württemberg
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Wirtschaftsfaktor
Ladeinfrastruktur
Potenziale für Wertschöpfung in
Baden-Württemberg

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                Autoren
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
Inhaltsverzeichnis

Vorwort ..............................................................................................................................................                        4      4.     Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte für Baden-Württemberg ..........................                                                                58
Management Summary ...................................................................................................................                                        6             4.1         Aktuelle Positionierung ausgewählter Akteure in Baden-Württemberg ..................................................... 58
                                                                                                                                                                                            4.2         Zusammenfassung und Ergebnisse der Experteninterviews und
1.     Vorgehen und Aufbau der Studie ...........................................................................................                                             10     		                 der Umfrage unter den Clustermitgliedern .................................................................................................. 59
                                                                                                                                                                                            4.3         Künftige Entwicklungsszenarien für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg ................................. 66
2.     Marktstrukturen und Produkte im Ökosystem für das Laden von Elektrofahrzeugen ...                                                                                      14            4.4         Künftige Wertschöpfungspotenziale „Ladeinfrastruktur“ in Baden-Württemberg .................................... 68
       2.1         Grundlagen ................................................................................................................................................. 14          4.5         Künftige Beschäftigungseffekte „Ladeinfrastruktur“ in Baden-Württemberg ........................................... 72
		                 2.1.1           Anwendungsfälle im öffentlichen und privaten Bereich ........................................................... 14
		                 2.1.2           Ladebetriebsarten ..................................................................................................................... 15        5.     Fazit und Empfehlungen .........................................................................................................                          76
		                 2.1.3           Ladeinfrastruktur und Steckertypen für das Laden von Elektrofahrzeugen in Deutschland ... 16                                                             5.1         Ergebniszusammenfassung ....................................................................................................................... 76
		                 2.1.4           Dauer eines Ladevorgangs für ein Elektrofahrzeug .................................................................. 18                                   5.2         Abschließende Einordnung der Ergebnisse .............................................................................................. 78
       2.2         Das Ökosystem für öffentliches und privates Laden .................................................................................. 19
		                 2.2.1           Charakterisierung und Beschreibung der Akteure im Ökosystem ........................................... 20                                        Anhang ..............................................................................................................................................            80
		                 2.2.2           Beschreibung und Bewertung der Kernprodukte, -technologien und -dienstleistungen ............ 24                                                  Literaturverzeichnis .........................................................................................................................                   82
		                 2.2.3           Beschreibung zukünftiger Trends für öffentliches Laden .......................................................... 29                              Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................                       85
       2.3         Synergiepotenziale der Anwendungsfälle ................................................................................................... 32                     Tabellenverzeichnis ..........................................................................................................................                   86
		                 2.3.1           Synergiepotenziale zwischen Akteuren und Anwendungsfällen .............................................. 33                                       Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................................                        87
		                 2.3.2           Chancen und Risiken der Akteure .............................................................................................. 34
		                 2.3.3           Zuordnung von Unternehmen aus Baden-Württemberg ........................................................... 34

3.     Marktpotenzial Ladeinfrastruktur ..........................................................................................                                            38
       3.1         Beschreibung und Charakterisierung der Wertschöpfungskette Ladeinfrastruktur .................................. 38
       3.2         Entwicklung Marktmodell .......................................................................................................................... 38
		                 3.2.1 Markt für Elektrofahrzeuge ................................................................................................................ 40
		                 3.2.2 Markt für Ladeinfrastruktur ............................................................................................................... 42
		                 3.2.3 Berechnungsgrundlage Wertschöpfung ............................................................................................. 43
       3.3         Wertschöpfungspotenziale Ladeinfrastruktur .............................................................................................. 48
		                 3.3.1 Wertschöpfungspotenziale Ladeinfrastruktur Europa, USA und China ............................................ 48
		                 3.3.2 Wertschöpfungspotenziale Ladeinfrastruktur Deutschland und Baden-Württemberg .................... 50
       3.4         Strategische Positionierung der Akteure ..................................................................................................... 50
		                 3.4.1 Status quo .......................................................................................................................................... 52
		                 3.4.2 Ausblick und potenzielle Veränderungen ........................................................................................... 53
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Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg     01

    Vorwort

    Elektromobilität ist ein zentraler Baustein der zukünftigen Mobilität. Der Markt-
    hochlauf von Elektrofahrzeugen entwickelt sich aktuell sehr dynamisch, bis zum
    Jahr 2030 könnte der Bestand nach Analysen der Bundesregierung auf insgesamt
    14,8 Millionen Elektrofahrzeuge ansteigen, darunter rund 9,6 Millionen vollelektri-
    sche Fahrzeuge. Je nach Entwicklung bedeutet dies für das Jahr 2030 einen
    Bedarf von 440.000 bis 843.000 öffentlich zugänglichen Ladepunkten in Deutsch-
    land – bei einem aktuellen Bestand von rund 43.000.

    Um diese ambitionierten Pläne zu unterstützen, hat sich die Landesregierung
    Baden-Württemberg ehrgeizige Ziele für einen schnellen Ausbau der Ladeinfra-
    struktur und der Netze gesetzt. Damit im Jahr 2030 jeder dritte PKW in Baden-
    Württemberg klimaneutral unterwegs sein kann, sollen bis dahin zwei Millionen
    private und öffentliche Ladepunkte im Land zur Verfügung stehen. Der Aufbau soll
    dabei bedarfsgerecht erfolgen: In Siedlungs- und Gewerbegebieten soll der nächs-
    te öffentliche Ladepunkt möglichst fußläufig erreichbar und die nächste Schnellla-
    desäule maximal fünf Kilometer entfernt sein. Alle öffentlich zugänglichen Lade-
                                                                                                                                           © Martin Stollberg                                                            © KD Busch
    punkte und Schnellladesäulen sollen mit einheitlichen, digitalen Bezahlmöglichkeiten
    möglichst einfach genutzt werden können. Über eine Kombiförderung für Elektro-
    fahrzeuge mit Photovoltaikstrom soll ein Anreiz zum Ausbau erneuerbarer Energien
    geschaffen werden. Grundlage für die Schaffung weiterer Ladepunkte sind der
    Ausbau und die Ertüchtigung der Netze.
                                                                                           Johann Wolfgang von Goethe schrieb: „An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie.“ Lassen Sie uns
    Angesichts dieser notwendigen und ambitionierten Ziele liegen im kommenden             die großen Herausforderungen im kommenden Jahrzehnt gemeinsam angehen – denn die Kooperation und das Zusammenwir-
    Jahrzehnt immense Herausforderungen vor uns. Gleichzeitig entstehen aber auch          ken von unterschiedlichen Akteuren aus Industrie, Forschung und öffentlicher Hand haben uns in Baden-Württemberg stets
    Perspektiven und Chancen für neue Wertschöpfung und Geschäftsmodelle. Die vor-         stark gemacht.
    liegende Studie Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung
    in Baden-Württemberg, die auf Anregung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit
    und Tourismus von der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive         Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, MdL
    Baden-Württemberg e-mobil BW GmbH in Auftrag gegeben wurde, analysiert die             Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg
    Anwendungsfälle     sowie   das   Ökosystem     des    öffentlichen   und   privaten
    Ladens, nimmt Markt- und Wertschöpfungspotenziale in den Blick und zeigt vor           Franz Loogen
    allem die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte für Baden-Württemberg auf.         Geschäftsführer, e-mobil BW GmbH – Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg

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Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg            02

Management Summary
Das Wertschöpfungspotenzial für Baden-Württemberg               ­Betrieb (840). IT-basierte Wertschöpfungsstufen weisen so-
am weltweiten Lademarkt wird im Jahr 2025 zwischen              wohl im Wertschöpfungs- als auch im Beschäftigungspotenzi-
950 Millionen (Mio.) und 1,65 Milliarden (Mrd.) Euro be-        al einen sehr geringen Anteil aus. Dennoch nehmen diese
tragen. Bis 2030 wächst das Wertschöpfungspotenzial,            Wertschöpfungsstufen im Gesamtsystem Ladeinfrastruktur
je nach Simulationsszenario, auf 1,8 bis 4,1 Mrd. Euro.         eine fundamental wichtige Rolle ein, da vor allem die Soft-
Die Beschäftigungseffekte für das Land liegen im Zeit-          ware Bindeglied für sektorenübergreifende Geschäftsmodelle
raum bis 2030 zwischen 4.800 und 10.200 Beschäftigten.          ist, die heute noch nicht etabliert und deren Auswirkungen
                                                                noch nicht ausreichend bekannt sind.
Eine Prognose, wie sich die Ladeinfrastruktur des Landes
Baden-Württemberg bis 2030 entwickeln wird, ist aus heuti-      Verglichen mit anderen Wirtschaftsbereichen in Baden-Würt-
ger Sicht noch mit großer Unsicherheit behaftet, weshalb in     temberg fallen die quantifizierbaren Effekte der Ladeinfra-
der Studie mit vereinfachenden Annahmen und verschiede-         struktur für den Wirtschaftsstandort eher gering aus. Den-
nen Szenarien gearbeitet wurde. Die Wertschöpfungsstufen        noch kommt der Ladeinfrastruktur in Zukunft eine essenzielle
mit dem höchsten Potenzial in Baden-Württemberg sind kurz-      Rolle bei der Vernetzung der Energie- und Mobilitätswende
bis mittelfristig der Hardwareverkauf sowie Installations-      zu. Daraus können zum Teil gänzlich neue Geschäftsmodelle
dienstleistungen. Auf lange Sicht bis 2030 ist der Stromver-    und Opportunitäten für den Industriestandort Baden-Würt-
kauf die Wertschöpfungsstufe mit dem höchsten Potenzial.        temberg resultieren. Um ansässigen Unternehmen hierfür
Exportmöglichkeiten für baden-württembergische Unterneh-        Zugang zu verschaffen, ist eine aktive Beteiligung am Markt
men bestehen überwiegend im Hardwareverkauf – bzw. im           zwingend notwendig. Besonders der Politik kommt hierbei
Export von Subkomponenten der Ladehardware –, durch             eine Schlüsselrolle zu. Durch die Etablierung von Austausch-
Stromverkauf, den Betrieb von Ladeinfrastruktur oder durch      und Vernetzungsplattformen können Unternehmen, For-
den Export von IT-Dienstleistungen (IT-Backend, MSP-            schungseinrichtungen und Universitäten zusammengebracht,
Dienstleistungen). Demgegenüber stehen Wertschöpfungs-          das gemeinschaftliche Lernen an neuen Technologien geför-
stufen mit geringem Exportpotenzial, die allerdings auch vor    dert und Start-ups sowie kleineren und mittleren Unterneh-
externen Wettbewerbern geschützt sind. Hierzu zählen ins-       men (KMU) der Zugang zum Markt erleichtert werden. So
besondere Installationsdienstleistungen, die fast ausschließ-   können gemeinsam zukunftsfähige und branchenübergreifen-
lich durch das lokal organisierte Elektrohandwerk erbracht      de Konzepte entwickelt werden, die anschließend am Welt-
werden. Auch der Betrieb von Lade­infrastruktur wird meist      markt etabliert werden können.
durch regionale Energieversorgungs­­
                                  unternehmen sicherge-
stellt. Im Leitszenario beträgt das Wertschöpfungs­potenzial
für baden-württembergische Unternehmen im Jahr 2030
1,45 Mrd. Euro im Stromverkauf, 800 Mio. Euro für Ladehard-
ware und 250 Mio. Euro für Installationsdienstleistungen.

Auch Beschäftigungseffekte für Baden-Württemberg sind mit
großer Unsicherheit behaftet und variieren je nach Szenario
zwischen 4.800 und 10.200 Beschäftigten bis 2030. Im
Leitszenario wurde ein Potenzial für 7.300 Beschäftigte er-
rechnet. Der Großteil der Beschäftigten verteilt sich bis zum
Jahr 2030 auf die Wertschöpfungsstufen Hardwareverkauf
                                                                                                                                                                                                                  © Scharfsinn/shutterstock
(~2.600), Stromverkauf (~1.800), Installation (~1.550) und

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Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
01   Vorgehen und Aufbau
     der Studie

                           © e-mobil BW/Anatolij
                           Kasnatscheew
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
01
                                                                                                                               Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg           02

1.
Vorgehen und Aufbau der Studie

Die Studie hat das Ziel, das Wertschöpfungspotenzial für         Im 4. Kapitel werden die Wertschöpfungs- und Beschäfti-
Ladeinfrastruktur (LIS) in Baden-Württemberg zu berechnen        gungseffekte für Baden-Württemberg berechnet. Hierzu
und darauf aufbauend das Beschäftigungspotenzial abzulei-        werden die ansässigen Unternehmen zuerst entlang der
ten. Hierfür wurde ein mehrstufiges Simulationsmodell ent-       Wertschöpfungskette positioniert. Es wurde eine Umfrage
wickelt, das im Verlauf der Studie detailliert beschrieben und   unter Mitgliedsunternehmen und Partnern des Clusters
vorgestellt wird.                                                Elektromobilität Süd-West und Experteninterviews mit aus-
                                                                 gewählten Unternehmen durchgeführt, deren Ergebnisse
In Kapitel 2 werden die Grundlagen für das Markt- und Rol-       vorgestellt und ausgewertet werden. Darauf aufbauend wird
lenverständnis der Ladeinfrastruktur dargelegt. Es werden        das Wertschöpfungspotenzial für Baden-Württemberg am
die   Anwendungsfälle     für   privates   und   öffentliches    weltweiten Lademarkt in drei verschiedenen Szenarien be-
Laden vorgestellt, Ladebetriebsarten, Ladeinfrastruktur-         wertet und nach Regionen (inländische Wertschöpfung,
und Steckertypen beschrieben und typische Dauern für             exportierte Wertschöpfung) sowie Wertschöpfungsstufen
Ladevorgänge berechnet. Anschließend wird das Ökosys-            bilanziert. Basierend auf dem Wertschöpfungspotenzial
tem für öffentliches und privates Laden inklusive der rele-      werden die Beschäftigungseffekte für den Lademarkt in
vanten Akteure vorgestellt. Des Weiteren werden Kernpro-         Baden-Württemberg bis 2030 nach Wertschöpfungsstufen
dukte, -technologien und -dienstleistungen sowie zukünftige      abgeleitet.
Trends für öffentliches Laden dargestellt. Das Kapitel endet
mit der Identifikation von Synergiepotenzialen zwischen          Die Studie endet mit einer Ergebniszusammenfassung, ei-
Akteuren und Anwendungsfällen sowie Chancen und Risi-            ner Bewertung des Industriestandortes Baden-Württem-
ken einzelner Akteure und einer Zuordnung von Unterneh-          berg für Ladeinfrastruktur und einer abschließenden Einord-
men aus Baden-Württemberg.                                       nung der Ergebnisse.

Das 3. Kapitel widmet sich der Berechnung des Marktpoten-        Erstellungszeitraum der Studie war zwischen September
zials für Ladeinfrastruktur auf weltweiter Ebene sowie für       2020 und Januar 2021. Da zum Zeitpunkt der Finalisierung
verschiedene Zielregionen. Berechnungsgrund­
                                           lage ist ein          der Studie für das Jahr 2020 noch keine finalen Zahlen zur
Markthochlaufmodell für Elektrofahrzeuge, basierend auf          Anzahl von Elektrofahrzeugen, Ladeinfrastruktur oder Be-
regionalen Flottenvorgaben. Darauf aufbauend wird der            schäftigungseffekten in Baden-Württemberg vorlagen, han-
Bedarf an Ladeinfrastruktur je Anwendungsfall abgeleitet.        delt es sich bei den ausgewiesenen Zahlen für 2020 um be-
Im Anschluss werden die unterschiedlichen Wertschöp-             rechnete Werte.
fungsstufen vorgestellt und die allgemeinen Wertschöp-
fungspotenziale für Ladeinfrastruktur in Europa, USA und
China sowie für Deutschland und Baden-Württemberg be-
rechnet.
                                                                                                                                                                                                                © Detlef Dähne/AdobeStock

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Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
02   Marktstrukturen und
     Produkte im Ökosystem für das
     Laden von Elektrofahrzeugen

                                     © elektronik-zeit/
                                     AdobeStock
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
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                                                                                                                                                                                                                                                     Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg   02

                                                                                                                                                                               ßenraum oder auf privatem Grund befindet, sofern der zum                                                  2.1.2 Ladebetriebsarten
                                                                                                                                                                               Ladepunkt gehörende Parkplatz von einem unbestimmten
2.                                                                                                                                                                             oder nur nach allgemeinen Merkmalen bestimmbaren Per-                                                     Die unterschiedlichen Arten das Ladens von Elektrofahrzeu-
                                                                                                                                                                               sonenkreis tatsächlich befahren werden kann“.1 Demgegen-                                                  gen sind in den relevanten Normen als „Ladebetriebsarten“
Marktstrukturen und Produkte im Ökosystem für das                                                                                                                              über stehen private Lademöglichkeiten. Zu privaten Lade-                                                  (engl. „Mode“) bezeichnet. In der Norm IEC 61851 werden
                                                                                                                                                                               stationen                     zählen                 solche,    die   Zugangsbeschränkungen               Ladevorgänge detailliert beschrieben und in insgesamt vier
Laden von Elektrofahrzeugen                                                                                                                                                    aufweisen und lediglich von einer bestimmten Personen-                                                    Ladebetriebsarten eingeteilt. Die Ladebetriebsarten 1 bis 3
                                                                                                                                                                               gruppe angefahren und genutzt werden können (z. B. am                                                     entfallen auf das Laden mit Wechselstrom (engl. „Alterna-
                                                                                                                                                                               Arbeitsplatz oder in privaten Tiefgaragen).                                                               ting Current“, AC), die Ladebetriebsart 4 beschreibt das La-
                                                                                                                                                                                                                                                                                         den mit Gleichstrom (engl. „Direct Current“, DC).
                                                                                                                                                                               Im Anwendungsfall des öffentlichen Ladens ist zwischen
                           Privates Laden                                                   Öffentliches Laden
                                                                                                                                                                               verschiedenen Kategorien zu unterscheiden. Öffentliches                                                   Ladebetriebsart 1 bedeutet, dass Wechselstrom an einer
                                                                   Halböffentliches             Öffentliches                  Öffentliches                                     Laden kann an Ladestationen, die direkt am Straßenrand                                                    landesüblichen Haushaltssteckdose oder einer ein- oder
           Heimladen                     Flottenladen
                                                                       Laden                     AC-Laden                  DC-/Autobahnladen                                   installiert sind (öffentliches AC-Laden), stattfinden. Eine                                               dreiphasigen Starkstromsteckdose bezogen wird. Dabei fin-
                                                                                                                                                                               weitere                   Kategorie                      des   öffentlichen   Ladens    ist   das         det keine Kommunikation zwischen Fahrzeug und Lade-
      Laden in Ein- oder            Laden während der           Laden am Zielort,          AC-Laden gegen              DC- und HPC-Laden im                                    DC-Schnellladen (zu AC- und DC-Laden siehe 2.1.2). In ers-                                                punkt statt. Zwingende Voraussetzung ist jedoch, dass die
      Mehrfamilienhäusern –         Arbeitszeit oder am         z.B. in Supermärkten,      Gebühren im öffent-         öffentlichen Bereich –
      meist über Nacht              Arbeitsplatz. Ladeinfra-    Restaurants, Hotels und    lichen, städtischen         insbesondere entlang                                    ter Linie sollen DC-Schnellladestationen Langstreckenmobi-                                                infrastrukturseitige Steckvorrichtung über eine Fehlerstrom-
      mit geringer Leistung         struktur auf dedizierten,   Freizeiteinrichtungen.     Bereich, meist in           von Autobahnen und
      (3–11 kW).                    privaten Parkplätzen.                                  öffentlichem Besitz.        Hauptverkehrsachsen
                                                                                                                                                                               lität ermöglichen. Daher sind diese Ladestationen mit sehr                                                Schutzeinrichtung abgesichert ist. Dies kann insbesondere
                                                                                                                       sowie in Metropolen.                                    hohen Ladeleistungen meist direkt an Autobahnen, vielbe-                                                  bei Bestandsinstallationen nicht immer gewährleistet wer-
                                                                                                                                                                               fahrenen Landstraßen oder gut erreichbaren Knotenpunkten                                                  den, daher wird diese Ladebetriebsart nicht für die dauer-
      - Privatkunden mit            - Mitarbeiter inkl.         - Privatkunden als         - Privatkunden              - Langstrecken für                                      vorhanden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit sind                                                        hafte Nutzung empfohlen.
        Parkplatz                     Geschäftswagenfahrer        Gelegenheitslader          (Prämisse: Bequem-          Privat- und Geschäfts-
      - Geschäftswagen-             - Flottenfahrzeuge            (z.B. keine Lade-          lichkeit)                   kunden                                                Ladehubs in Stadtzentren, die hauptsächlich Stadtbewoh-

                                                                                                                                                  Quelle: eigene Darstellung
        kunden mit                  - Kunden und Gäste            möglichkeit zu Hause)    - Laternenparker            - Tanken = Laden in                                     nern ohne eigene Park- und Lademöglichkeit eine schnelle                                                  Bei der Ladebetriebsart 2 ist die Ladeleitung bei der Ver-
        getrennten Rech-                                                                   - Carsharing-Flotten          Großstädten
        nungsanforde-                                                                                                                                                          Aufladung der Fahrzeuge garantieren sollen und vergleich-                                                 bindung mit der landesüblichen Haushaltssteckdose zusätz-
        rungen
                                                                                                                                                                               bar mit heutigen Tankstellen sind. Darüber hinaus können                                                  lich mit einem sogenannten In-Cable Control and Protection
                                                                                                                                                                               Ladestationen auch im halböffentlichen Bereich vorzufinden                                                Device (ICCPD) ausgestattet. Es übernimmt den Schutz vor
                                                                                                            Beschreibung           Kundengruppe
                                                                                                                                                                               sein. In diesem Zusammenhang spricht man vom sogenann-                                                    elektrischem Schlag bei Isolationsfehlern für den Fall, dass

     Abbildung 1: Anwendungsfälle für das Laden von Elektrofahrzeugen                                                                                                          ten "Zielort-Laden" (engl. „Destination Charging“). Anwen-                                                der Kunde sein Fahrzeug an eine Haushaltssteckdose an-
                                                                                                                                                                               dungsfälle hierfür sind beispielsweise Supermarkt- und Res-                                               schließt, die bei der Errichtung nicht für das Laden von Elek-
                                                                                                                                                                               taurantparkplätze oder auch bewirtschaftete Parkflächen                                                   trofahrzeugen vorgesehen war. Über ein Pilotsignal erfolgt
                                                                                                                                                                               (z. B. Parkhäuser).                                                                                       eine Überwachung der Schutzleiterverbindung zwischen
In diesem Kapitel werden zuerst die Anwendungsfälle und                          2.1.1	Anwendungsfälle im öffentlichen und                                                                                                                                                              ICCPD und Fahrzeug. Diese Ladebetriebsart wird in
Grundlagen für das Laden von Elektrofahrzeugen beschrie-                                privaten Bereich                                                                       Beim privaten Laden unterscheidet man zwischen zwei                                                       Deutschland vorgesehen, falls keine spezielle Ladestation
ben. Anschließend werden das Ökosystem und die ver-                                                                                                                            maßgeblichen Kategorien: Laden am Arbeitsplatz und Laden                                                  der Ladebetriebsarten 3 oder 4 verfügbar ist.
schiedenen Marktakteure erklärt. Des Weiteren werden                             Im Vergleich zu heutigen Nutzungsgewohnheiten wird sich                                       zu Hause. Ersteres trifft zum einen auf Flottenbetreiber zu,
Kernprodukte, -technologien und -dienstleistungen vorge-                         das Kundenverhalten im Zusammenhang mit Elektrofahrzeu-                                       die zur Sicherstellung des reibungslosen Betriebs ausrei-                                                 Bei der Ladebetriebsart 3 wird das Fahrzeug an einer Lade-
stellt und zukünftige Trends für die Ladeinfrastruktur bewer-                    gen in Zukunft maßgeblich ändern. Laden findet dann dort                                      chend Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellen müssen. Bei-                                                station oder Wallbox mit Wechselstrom an einer zweckge-
tet. Das Kapitel endet mit der Identifikation von Synergiepo-                    statt, wo das Fahrzeug ohnehin geparkt ist. Daher gibt es                                     spielhaft hierfür steht die Deutsche Post – DHL, die bereits                                              bundenen Steckdose geladen, es kann aber auch an der La-
tenzialen der Anwendungsfälle sowie einer Zuordnung von                          unterschiedliche Anwendungsfälle für das Laden im öffentli-                                   seit 2014 über eine große elektrische Flotte verfügt. Zum                                                 destation ein fest angeschlossenes Ladekabel vorhanden
lokalen Unternehmen in Baden-Württemberg entsprechend                            chen und privaten Bereich, die jeweils Anforderungen an                                       anderen gibt es das sogenannte Mitarbeiterladen. Hierbei                                                  sein. Die Steuerung des Ladevorgangs wird durch einen
den beschriebenen Marktrollen.                                                   den Lademodus, die Ladeleistung und weitere Dienstleis-                                       stellt der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern Lademöglich-                                                  Datenaustausch zwischen der Ladestation und dem Fahr-
                                                                                 tungen, beispielsweise die Abrechnung der Ladevorgänge,                                       keiten zur Verfügung. Beim Heimladen muss unterschieden                                                   zeug ermöglicht. Dieser Lademodus basiert auf einer für
2.1 Grundlagen                                                                   mit sich bringen. Diese Anforderungen sind in Abbildung 1                                     werden, ob der Fahrer eines Elektrofahrzeugs über einen                                                   Elektrofahrzeuge speziell errichteten Ladeinfrastruktur und
                                                                                 zusammengefasst.                                                                              Stellplatz in einer eigenen Garage oder im Carport verfügt                                                bietet ein hohes Maß an elektrischer Sicherheit und Schutz
Zunächst erfolgt die Beschreibung der Anwendungsfälle für                                                                                                                      oder ob es sich um einen Bewohner eines Mehrfamilienhau-                                                  der Installation vor Überlastung. Für das AC-Laden wird die-
öffentliches und privates Laden und deren technische                             Eine Ladestation wird gemäß Ladesäulenverordnung des                                          ses mit gemeinschaftlich genutzter Parkfläche handelt. Auf-                                               se Ladebetriebsart empfohlen.
Grundvoraussetzungen, bevor die Studie genauer auf die                           Bundeswirtschaftsministeriums als öffentlich zugänglich                                       grund der meist langen Standzeiten ist für privates Laden
Marktrollen, Produkte und Technologietrends eingeht.                             bezeichnet, wenn sie sich „entweder im öffentlichen Stra-                                     oftmals AC-Laden mit geringen Ladeleistungen ausreichend.

                                                                                                                                                                               ----------------------------------------------------------
                                                                                                                                                                               1       I	Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2020): Ladesäulenverordnung (LSV)

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  15
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur - Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg - e-mobil BW
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg                02

Die Ladebetriebsart 4 bezeichnet das Laden mit Gleich-                          2.1.3	Ladeinfrastruktur und Steckertypen                                                                                                                                            verfügbaren Platz am Standort und den technischen Anfor-                            Leistung einer DC-Ladestation allerdings bei mindestens
strom (DC). Aufgrund der besonders hohen Ladeleistungen                                für das Laden von Elektrofahrzeugen                                                                                                                                           derungen ab. Wallboxen stellen aufgrund der kompakten                               50 kW. Seit geraumer Zeit werden verstärkt HPC-Ladestati-
gelten erhöhte Sicherheitsanforderungen. Daher kommt bei                               in Deutschland                                                                                                                                                                Bauweise sowie nicht benötigter Komponenten (bspw.                                  onen mit Leistungen von 150 bis 350 kW installiert. Abbil-
diesem Lademodus ausschließlich ein fest an der Ladesäule                                                                                                                                                                                                            Rammschutz) im Vergleich zu freistehenden Ladesäulen                                dung 3 gibt einen Überblick über derzeit verfügbare Ladein-
angeschlossenes Ladekabel zum Einsatz, das ab hohen                             Die Ladeinfrastruktur lässt sich im Wesentlichen in AC-Nor-                                                                                                                          eine günstigere Variante dar und sind mit weniger Aufwand                           frastruktur sowie deren Ladeleistungen.
Ladeleistungen mit Strömen >200 Ampere (A) gekühlt wer-                         mal- und DC-Schnellladen unterteilen. Für das AC-Laden                                                                                                                               zu installieren, aber aufgrund des geringen Bauraums insbe-
den muss. Eine steckbare Verbindung ist nur fahrzeugseitig                      wird ein fahrzeugseitiger AC-DC-Wandler benötigt, der den                                                                                                                            sondere beim DC-Laden in der Ladeleistung limitiert.
vorgesehen. Im Vergleich zum AC-Laden sind die Kontakte                         vom Netz verfügbaren Wechselstrom in Gleichstrom wan-
und Leitungsquerschnitte größer dimensioniert, wodurch                          delt. Diese Wandlung ist notwendig, da die Hochvoltbatterie                                                                                                                          Bei AC-Ladeinfrastruktur liegt in der Regel eine Ladeleis-
deutlich höhere Ladeleistungen übertragen werden können.                        im Fahrzeug nur Gleichstrom (DC) aufnehmen kann. Beim                                                                                                                                tung zwischen 3,7 und 22 kW vor. In seltenen Fällen verfügt
Allgemein wird das DC-Laden daher auch Schnellladen (im                         DC-Laden befindet sich diese Komponente außerhalb des                                                                                                                                AC-Ladeinfrastruktur auch über eine höhere Leistung. DC-
Bereich 20–100 Kilowatt, kW) oder, bei noch höheren Leis-                       Fahrzeuges in der Ladeinfrastruktur. Eine Ladestation kann                                                                                                                           Ladeinfrastruktur zeichnet sich durch deutlich höhere Lade-
tungen, Ultraschnellladen (engl. „High Power Charging“,                         freistehend montiert oder auch als Wallbox an einer Wand                                                                                                                             leistungen aus. Zwar existieren auch DC-Wallboxen mit ge-
HPC – ca. 100–350 kW) genannt.                                                  angebracht werden. Die Wahl der Bauform hängt meist vom                                                                                                                              ringeren Ladeleistungen von ca. 20 kW, in der Regel liegt die

                                                                                                                                                                                                                                                                          Ladebetriebs- und -stationsarten nach Stand der Technik
                       Kabelgebundenes Laden von Elektrofahrzeugen

                       Konduktive Ladesysteme –        EMV – Anforderungen         Ladesteck-        Ladeleitung      Anschluss-
                       allgemeine Anforderungen        an externe Ladesysteme      vorrichtung       IEC 62893        Ladeinfrastruktur
                       IEC 61851-1                     IEC 61851-21-2              IEC 62196                          IEC 60364-7-722

                                                                                      Ladeleitung
                                                                                      Ladebetriebsart 2

                                                                                                                                                      Quelle: Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) 2017: Die Deutsche Normungs-Roadmap Elektromobilität 2020
                                                                                      IEC 62752
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    AC                                              DC (HPC)                              Nutzfahrzeug
                                                                     AC-Wallbox
                                                                                                                                                                                                                                                                          Kategorie
                                                                     IEC 61851-1

                                                  DC-Wallbox                                                                                                                                                                                                                                            ICCPD             AC-Laden            DC-Wallbox         DC-Multicharger    HPC-Station           AC-/DC-Laden
                                                  IEC 61851-23

                              AC-Ladesäule                                                                                                                                                                                                                                Ladebetriebsart                 2                    3                   4                    4               4                     3, 4
                              IEC 61851-1
              DC-Ladesäule
              IEC 61851-23                                                                                                                                                                                                                                                Max. Spannung1)               230 V                400 V               920 V            500 V (920 V2))     1.000 V

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Abhängig vom
                                                                                                                                                                                                                                                                          Max. Stromstärke1)            16 A                 32 A                ~60 A            125A (200 A2))       500 A
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Anwendungsfall

                                                                                                                                                                                                                                                                          Max. Ladeleistung1)           3 kW                22 kW               ~20 kW           50kW (100 kW2))    150–350 kW

                                                                                                                                                                                                                                                                          Anzahl Wettbewerber
                                             Kommunikation
                                             ISO 15118
                                                                                                                                                                                                                                                                          Marktreife

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Quelle: eigene Darstellung
                                             Anforderungen für                                                       EMV – Anforderungen an
                                             den Netzanschluss                                                       Bordladegeräte IEC 61851-21-1                                                                                                                        1) Branchenübliche Maximalwerte, Spezifikation kann in Einzelfällen abweichen                                         Sehr gering          Gering
                                             ISO 17409
                                                                                                                                                                                                                                                                          2) Neue Produktgenerationen ermöglichen Ladeleistungen von ~100 kW                                          Mittel       Hoch       Sehr hoch
                                                                                                            EMV: Elektromagnetische Verträglichkeit

     Abbildung 2: Ladebetriebsarten                                                                                                                                                                                                                                     Abbildung 3: Ladebetriebs- und -stationsarten

16                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            17
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg      02

                                                                                                                                                                                                                                                                       Ladeleistung [kW]
     AC-Laden                                                                                     DC-Laden

                                                                                                                                                             Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an International Electrotechnical Comission 2014;
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   13,9
                                                                                                                                                                                                                                                                                      2,3
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         34,8
             Typ-2-Buchse              Typ-2-Stecker                                                       CCS-Combo-2

                                                                                                                                                                                                                                                            AC-Laden
             an Ladesäule              für Fahrzeug                                                     Stecker an Ladesäule                                                                                                                                                                                         8,6
                                                                                                                                                                                                                                                                                      3,7
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          21,6
                                                                 CP                  PP                                             CP              PP

                                                                                                                                                             Bildquellen: e-mobil BW / Laura Halbmann / Anatolij Kasnatscheew
                                                                 N         PE        L1                                                       PE                                                                                                                                                      2,9
                                                                                                                                                                                                                                                                                      11
                                                                      L3        L2                                                                                                                                                                                                                             7,3

                                                                                                                                                                                                                                                                                               1,5
                                                                                                                                                                                                                                                                                      22
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        3,6
                                                                                                                                    DC+            DC-

                                                                                                                                                                                                                                                                                             0,6
             Typ-2-Buchse              Typ-2-Stecker                                                       CCS-Combo-2                                                                                                                                                                50
                                                                                                                                                                                                                                                                                                1,6

                                                                                                                                                                                                                                                            DC-Laden
             am Fahrzeug               für Ladesäule                                                    Buchse am Fahrzeug
                                                                                                                                                                                                                                                                                            0,6
                                                                 PP                  CP                                             PP                  CP
                                                                                                                                                                                                                                                                                     150
                                                                                                                                    L1        PE        N
                                                                                                                                                                                                                                                                                            0,5
                                                                 L1        PE        N

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Quelle: eigene Darstellung
                                                                                                                                         L2        L3
                                                                      L2        L3                                                                                                                                                                                                           0,6
                                                                                                                                                                                                                                                                                     350
                                                                                                                                                                                                                                                                                            0,2

                                                                                                                                    DC-            DC+                                                                                                                                         Städtisches BEV mit 40 kWh Batteriekapazität und 50 kW max. DC-Ladeleistung         Ladedauer [h]
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Langstecken BEV mit 100 kWh Batteriekapazität und 350 kW max. Ladeleistung

     Abbildung 4: Steckertypen                                                                                                                                                                                                                               Abbildung 5: Ladedauer nach Ladestationsart

Steckertypen für das Laden von Elektrofahrzeugen sind in                                  Die Übertragungsgrenzen liegen bei ungekühlten CCS-Com-                                                                                                        Die Ladezeiten wurden für zwei verschiedene Fahrzeuge                      schiede ergeben sich beim DC-Laden. Da die Ladeleistung
der Norm IEC 62196 spezifiziert. In Europa sind seit 2014                                 bo-2-Ladesystemen bei bis zu 950 V mit maximal 200 A und                                                                                                       berechnet: ein städtisches Elektrofahrzeug mit 40 kWh Bat-                 des städtischen Elektrofahrzeugs in diesem Beispiel auf
der sogenannte Typ-2-Stecker sowie dessen Kupplung als                                    bei flüssiggekühlten Kabeln bei maximal 500 A. Daraus                                                                                                          teriekapazität und einer maximalen DC-Ladeleistung von                     50 kW begrenzt wurde, kann auch an einer leistungsfähigen
Standard festgelegt. Der Stecker-Typ 2 besitzt drei Außenlei-                             resultiert theoretisch eine maximale Übertragungsleistung                                                                                                      50 kW sowie ein langstreckentaugliches Premiumfahrzeug                     HPC-Ladestation nur besagte Ladeleistung realisiert wer-
terkontakte (L1, L2 und L3), einen Kontakt für den Neutrallei-                            >400 kW und damit ein Vielfaches der Wechselstromla-                                                                                                           mit 100 kWh Batteriekapazität und einer DC-Ladeleistung                    den. Beim langstreckentauglichen BEV hingegen verkürzt
ter (N) und einen Schutzkontakt (PE: engl. „Protective                                    dung.                                                                                                                                                          von 350 kW. Die realisierbare AC-Ladeleistung beider Fahr-                 sich die Ladezeit von 96 Minuten an einer 50-kW-Ladesäule
Earth“). Weiterhin gibt es den PP-Kontakt (PP: engl. „Proxi-                                                                                                                                                                                             zeuge beträgt 22 kW. Die Berechnung wurde anhand einfa-                    auf knapp 14 Minuten bei 350 kW Ladeinfrastruktur.
mity Pilot“), um die Anwesenheit des Steckers festzustel-                                 2.1.4	Dauer eines Ladevorgangs für ein                                                                                                                        cher Annahmen durchgeführt. So bezieht sich die Ladezeit
len, und den CP (engl. „Control Pilot“), um die Steuersignale                                    Elektrofahrzeug                                                                                                                                         auf eine Nachladung von 10 % auf 90 % Batteriekapazität                    2.2	Das Ökosystem für öffentliches und
zwischen Elektrofahrzeug und Stromtankstelle auszutau-                                                                                                                                                                                                   (engl. „State of Charge“, SoC). Zudem wurden mögliche La-                       privates Laden
schen. Mittels des Typ-2-Standards ist ein maximaler Lade-                                Die Dauer eines Ladevorgangs hängt von der tatsächlich                                                                                                         deverluste oder sich reduzierende Ladeleistungen bei fort-
strom einphasig von 70 A und dreiphasig von 60 A zulässig.                                realisierbaren Ladeleistung sowie von der Batteriekapazität                                                                                                    schreitendem SoC nicht berücksichtigt. Die Auswertung                      Im folgenden Unterkapitel werden die Anwendungsfälle für
                                                                                          ab und wird daher entweder von der Ladestation oder vom                                                                                                        zeigt, dass Ladeleistungen von 3,7 kW bereits ausreichend                  öffentliches und privates Laden definiert und die Akteure im
Der Typ-2-Stecker kann in Kombination mit zwei DC-Kontak-                                 Fahrzeug beschränkt. Beim AC-Laden begrenzen die Netz-                                                                                                         sind, um Fahrzeuge mit kleineren Batteriekapazitäten wäh-                  Ökosystem charakterisiert. Anschließend werden Kernpro-
ten nach IEC 62196-3 für das DC-Laden vorgesehen wer-                                     anschlussleistung sowie die Kapazität des fahrzeugseitigen                                                                                                     rend längerer Standzeiten wieder voll aufzuladen. Dies                     dukte, -technologien und -dienstleistungen beschrieben und
den. Zusammen bildet diese Anordnung das Combined                                         On-Board Chargers (AC-DC-Wandler) die Ladeleistung, die                                                                                                        betrifft vor allem die Anwendungsfälle Heim- und Flottenla-                bewertet.
Charging System (CCS) in der Ausführung CCS Combo 2.                                      in der Regel 2,3/3,7/7/11 oder 22 kW beträgt. Im DC-Bereich                                                                                                    den, wo Fahrzeuge im Normalfall Standzeiten von über acht
Das CCS-Combo-2-Ladesystem verfügt auf der Basis des                                      wird meist in realisierbare Ladeleistungen von 50, 100, 150                                                                                                    Stunden aufweisen. Hinzu kommt, dass in diesen Anwen-
Typ-2-Steckers über die gleich angeordneten Steckkontakte                                 und 350 kW unterschieden, wobei auch Zwischengrößen                                                                                                            dungsfällen die Fahrzeuge nur selten mit komplett entlade-
(siehe Abbildung 4). Hierbei sind infrastrukturseitig die drei                            möglich sind. Die entscheidenden Faktoren für die Ladedau-                                                                                                     ner Batterie am Ziel ankommen und zur Abfahrt nicht wieder
Phasen (L1, L2, L3) und der Neutralleiter (N) nicht vorhan-                               er sind im DC-Bereich die Fähigkeit der Leistungsaufnahme                                                                                                      komplett aufgeladen sein müssen. Entsprechend können
den, da im Gegensatz zur Wechselstromladung die Leis-                                     der Fahrzeugbatterie (insbesondere der Zellen), die anlie-                                                                                                     auch schon Ladestationen mit geringen Ladeleistungen für
tungsübertragung über die unten abgebildeten DC-Kontakte                                  gende Spannung und auch die Netzanschlussleistung. Abbil-                                                                                                      langstreckentaugliche Elektrofahrzeuge ausreichen. Ab ei-
(DC+, DC–) stattfindet. Die Kommunikationsleitungen CP                                    dung 5 zeigt die Ladezeiten bei unterschiedlichen Leistun-                                                                                                     ner Ladeleistung von 11 kW können beide Fahrzeugtypen
und PP sind weiterhin vorhanden sowie der PE-Anschluss                                    gen sowie die maximalen Ladeleistungen für verschiedene                                                                                                        innerhalb von normalen Standzeiten im Anwendungsfall
für die Erdung.                                                                           Fahrzeugsegmente.                                                                                                                                              Heim- und Flottenladen aufgeladen werden. Weitere Unter-

18                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 19
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg    02

2.2.1	Charakterisierung und Beschreibung                                                                                                                                                                    Netzbetreiber stellen den Anschluss der Ladepunkte an                    Der Ladestationsbetreiber (engl. „Charge Point Opera-
       der Akteure im Ökosystem                                                                                                                                                                              das Energienetz sicher. Im Falle eines Netzausbaus oder der              tor“, CPO) betreibt, wie der Name schon sagt, die Ladeinfra-
                                                                                                                                                                                                             zusätzlichen Verstärkung des Netzanschlusses sind die                    struktur und ist für die Errichtung, den technischen Betrieb
Der Markt für öffentliche Ladeinfrastruktur besteht aus ver-                                    Folgenden genannt und deren Geschäftsmodelle erläutert                                                       Netzbetreiber auch für die Genehmigung und die Gewähr-                   sowie das Meldewesen verantwortlich. Der CPO hat die
schiedenen Marktakteuren, die ihren Ursprung in unter-                                          werden. Die Akteure sind über vertragliche oder physische                                                    leistung des Anschlusses zuständig. Vor allem für die Netz-              Aufgabe, die Funktionalität der Ladeinfrastruktur zu gewähr-
schiedlichen Branchen haben, beispielsweise der Energie-                                        Beziehungen in Form von Dienstleistungen, Stromlieferung                                                     betreiber liegt ein hoher Investitionsbedarf vor, da für private         leisten und eine hohe Verfügbarkeit für Kunden sicherzustel-
wirtschaft, Elektronik, IT oder Automobilindustrie. Zu den                                      oder Datenkommunikation miteinander verbunden (siehe                                                         Anwendungsfälle langfristig viele örtliche Trafostationen                len. Für den Betrieb von Ladeinfrastruktur gibt es grundsätz-
Branchen lassen sich konkrete Akteure zuordnen, die im                                          Abbildung 6).                                                                                                ausgebaut werden müssen und für das öffentliche HPC-                     lich zwei Geschäftsmodelle:
                                                                                                                                                                                                             Laden zusätzliche Anschlüsse an das Mittelspannungsnetz
                                                                                                                                                                                                             geschaffen werden.                                                       ■   Beim Betrieb von öffentlicher Ladeinfrastruktur muss der
                                                                                                                                                                                                                                                                                          CPO die Aufwände für den Einkauf der Ladestation, die
                                                                                                                                                                                                             Energieversorger beliefern die Ladestation mit (Grün-)                       Standortbereitstellung und den operativen Betrieb durch
                                                                                                                                                                                                             Strom. Zu den Kunden der Energieversorger zählen in erster                   den Stromverkauf refinanzieren. Erlöse werden in diesem
                                                                                                                              Exemplarische Darstellung der Akteure für                                      Linie die Betreiber der Ladeinfrastruktur beim öffentlichen                  Geschäftsmodell lediglich durch den Verkauf von Strom
                                                                                                                                 öffentliches Laden nach Branchen
                                                                                                                                                                                                             Laden sowie Privatkunden und Unternehmen im Anwen-                           an Endkunden erzielt. Dieses Geschäftsmodell wird im
                                                                                                                                                                                                             dungsfall des privaten Ladens.                                               weiteren Verlauf als kunden­orientierter Betrieb beschrie-
                                                                                                                                                                                                                                                                                          ben.
                                                                                                                                                                                                             Hardwarehersteller entwickeln die Ladestation und sind
            Energieversorger                       CPO-Backend                      Roamingplattform                MSP-Backend              Automombilhersteller
                                                                                                                                                                                                             für Herstellung und Endmontage der Ladegeräte verant-                    ■   Im halböffentlichen Bereich ist ein anderes Geschäfts-
                                                                                                                                                                                                             wortlich. Sie erwerben oftmals elektrische/elektronische                     modell verbreitet, das sogenannte „Charging as a
                                                                                                                                                                                                             (E/E)-Standardkomponenten und entwickeln spezifische                         Service“ Modell (CaaS). Der CPO tritt als Serviceanbieter
                                                                                                                                                                                                             Ladekomponenten, um hieraus ein Produkt herzustellen.                        auf und vertreibt die Ladehardware und zusätzliche
                                                                                                                                                                                                             Hardwarehersteller haben eine hohe strategische Kontrolle,                   Dienstleistungen wie Beratung, Installation, Wartung
                                                                                                                                                                                                             da sie die Marktkonditionen für die Ladehardware bestim-                     oder eine Software zum Betrieb der Ladestationen
                                                                                                                                                                                                             men. Aufgrund der Wettbewerbsvielfalt ist das aber nur von                   entgeltlich an Leistungsnehmer. Dabei generiert der CPO
                                                                                                                                                                                                             begrenztem Wert. Das Geschäftsmodell der Hardwareher-                        meist wiederkehrende Einnahmen in bestimmten
                                                                                                                                                                                                             steller besteht darin, dass mit dem Verkauf der Ladestation                  Zeitintervallen, während der Leistungsnehmer oft die
           Netzbetreiber
                                                                                                                                                                                                             Margen erwirtschaftet werden. Kunden sind sowohl Lade-                       Gewinne aus dem Stromverkauf erhält, aber auch andere
                                                       CPO                                                                                                                                                   stationsbetreiber für öffentliches Laden als auch Privatper-                 Geschäftsmodelle sind möglich. CaaS ist in der Praxis
                                                                                                                                                                                                             sonen oder Unternehmen im Anwendungsfall des privaten                        weit verbreitet, da Leistungsnehmer vom CPO ein
                                                                                                                                                                                                             Ladens. Der Vertrieb der Ladehardware kann hierbei auch                      Gesamtpaket aus Hardware und Software erhalten und
                                                                                                                                                                                                             häufig über Zwischenhändler/Großhändler erfolgen.                            der eigene Aufwand minimiert wird. Dieses Geschäfts-
                                                                                                                        MSP                                                                                                                                                               modell wird für den weiteren Verlauf dieser Studie als
                                                               RFID
                                                                                                                                                                                                             Unternehmen der Elektronikbranche sowie lokale Hand-                         serviceorientierter Betrieb definiert.
                                                                                                                                                                                                             werker bieten technische Dienstleistungen zur Errichtung
             Netz     Leistungseinheit                  Ladestation                                                                    Kunde                  Elektrofahrzeug                                und regelmäßigen Wartung der Ladeinfrastruktur an. Wäh-                  CPO haben umfangreiche strategische Kontrolle. Sie können
                                                                                                                                                                                                             rend große Ladestationsbetreiber meist Verträge mit Dienst-              die Stromverkaufspreise an ihren Ladesäulen bestimmen
                                                                                                                                                                                                             leistern schließen, die ganze Märkte abdecken können,                    und durch die Auswahl geeigneter Hard- und Softwareliefe-
                                                                                                                                                                                                             besteht besonders im privaten Anwendungsfall großes                      ranten maßgeblich die Implementierung von Ladefunk­
                                                                                                                                                         Elektronik
                                                                                                                                                                                                             Potenzial für lokale und regionale Handwerksbetriebe zur Er-             tionen mitgestalten. Allerdings haben CPO auch ein hohes
     Hardwarehersteller   Installationsdienstleister   Standorteigentümer                                                                                Energiewirtschaft                                   bringung von Installations- und Wartungsdienstleistungen.                Risiko. Der Betrieb von Ladesäulen mit hohem Umsatzpo-
                                                                                                                                                                                Quelle: eigene Darstellung

                                                                                                                                    Hoch                 Automobilindustrie                                  Diese Unternehmen rechnen ihre Dienstleistung meist auf                  tenzial, insbesondere HPC-Laden an strategisch gut gelege-
                                      Strategische Kontrolle          Investitionsbedarf
                                                                                                   Datenkommunikation               Mittel               IT                                                  Stundenbasis ab. Kunden sind hauptsächlich Privatpersonen                nen Standorten, ist mit sehr hohen Investitionskosten für
                                           Know-how-Bedarf            Wettbewerbsintensität        Stromlieferung                   Gering               Verschiedene                                        oder Unternehmen (privates Laden) sowie Ladestationsbe-                  Hardware, Netzanschluss und Standortbereitstellung ver-
                                                                                                                                                                                                             treiber.                                                                 bunden.

     Abbildung 6: Akteure und Rollen im Ökosystem öffentliches Laden                                                                                                                                                                                                                  Das CPO-Backend ist das Betriebssystem zur Steuerung
                                                                                                                                                                                                                                                                                      und Überwachung der Ladeinfrastruktur. Vernetzte Ladeinf-

20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 21
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg           02

rastruktur kommuniziert laufend mit einem meist cloud-                                                          Roamingplattformen agieren als Bindeglied oder Vermitt-          meisten Akteure sind den klassischen bzw. Primärproduk-                            an der privaten Ladeinfrastruktur überhaupt erforderlich
basierten CPO-Backend und übermittelt Daten der Lade­                                                           lerplattform zwischen CPO und MSP. In den Anfängen der           ten zuzuordnen. Allen voran Unternehmen der Energiewirt-                           sein, kann diese direkt über das CPO-Backend in einem ge-
infrastruktur. In öffentlichen und privaten Anwendungen                                                         Elektromobilität mussten Elektromobilitätskunden oftmals         schaft und die Automobilindustrie finden sich hier wieder.                         schlossenen System realisiert werden. Auch die Anforde-
können Betreiber, Flotten- oder Fuhrparkverwalter über das                                                      zahlreiche MSP-Verträge abschließen, um Zugang zu unter-         Standorteigentümer und Unternehmen der Elektronikbran-                             rungen an Ladehardware unterscheiden sich vom öffentli-
CPO-Backend direkt auf die Ladeinfrastruktur zugreifen und                                                      schiedlichen CPO-Netzwerken zu erhalten. Heutzutage sind         che sowie lokale Handwerker erbringen Dienstleistungen.                            chen     Anwendungsfall.     Aufgrund     der    meist      längeren
diese verwalten (Remote Control). Da sich über das CPO-                                                         die meisten CPO und MSP über Roamingplattformen mitei-           CPO-Back­end-Betreiber und Datenbündler können Techno-                             Standzeiten reichen oftmals geringe AC-Ladeleistungen
Back­end jeder einzelne Ladepunkt im System ansteuern und                                                       nander verbunden. Das Ziel einer solchen Plattform ist es,       logieprodukten zugeordnet werden und Roaminganbieter                               aus. Die Anforderungen an ein CPO-Backend im Anwen-
überwachen lässt sowie zentrale Ladefunktionen über das                                                         eine hohe Abdeckung von CPO-Netzwerken und MSP zu                sind klassische Plattformunternehmen.                                              dungsfall des Heimladens sind ebenfalls unterschiedlich.
Backend realisiert werden, fällt diesem Akteur eine wesent-                                                     garantieren. Sie bieten somit dem Elektromobilitätsnutzer                                                                                           Wenn überhaupt, wird hier eine Anbindung an Smart-Home-
liche Rolle beim Betrieb von Ladeinfrastruktur zu. CPO-                                                         mehr Komfort in der Nutzung der Ladeinfrastruktur und er-        Das Laden im privaten Anwendungsfall unterscheidet sich                            Systeme gefordert, um beispielsweise eine zeitversetzte
Back­end Betreiber generieren wiederkehrenden Umsatz, im                                                        öffnen CPO und MSP ein größeres Kundenpotenzial.                 vom öffentlichen Laden insofern, als bestimmte Marktak-                            Steuerung des Ladevorgangs zu ermöglichen. Oftmals wird
Normalfall über einen Fixbetrag je angebundener Ladesäule.                                                                                                                       teure nicht mehr relevant sind. Beispielsweise entfällt die                        in diesem Anwendungsfall jedoch auch kein CPO-Backend
Das Geschäftsmodell ist stark skalierbar und die Entwick-                                                       Für Standort- oder Grundstückseigentümer existieren              Rolle des Standorteigentümers, da die Ladeinfrastruktur                            oder MSP benötigt und der Ladevorgang startet direkt nach
lungskosten einer solchen Plattform werden über eine hohe                                                       ebenfalls zwei Geschäftsmodelle. Zum einen können sie            entweder auf privatem Grund oder auf Unternehmenspark-                             Verbinden des Fahrzeugs mit der Ladestation (oder Wallbox)
Anzahl an angebundenen Ladestationen refinanziert, so                                                           Flächen, auf denen die Ladeinfrastruktur errichtet wird, an      plätzen installiert wird. Des Weiteren ist für private Anwen-                      oder bietet eine lokale Authentifizierungsmöglichkeit. Abbil-
dass hier eine ausreichend hohe Auslastung sichergestellt                                                       CPO gegen ein Entgelt vermieten und so bestehende Flä-           dungen die Rolle der Roamingplattform und des Datenbünd-                           dung 8 zeigt das Schaubild für privates Laden mit den rele-
werden muss.                                                                                                    chen effektiv einsetzen. Zum anderen können sie ihren Kun-       lers von geringer Bedeutung. Sollte eine Authentifizierung                         vanten Akteuren.
                                                                                                                den selbst Ladeinfrastruktur anbieten. In diesem Fall wer-
MSP (engl. „Mobility Service Provider“, auch „E-Mobility                                                        den sie zum Leistungsnehmer eines serviceorientierten
Provider“, EMP) bieten Elektromobilitätskunden Zugang zu                                                        Betreibers und erhöhen das Nutzenversprechen an die eige-
(halb-)öffentlicher Ladeinfrastruktur über ein bestimmtes                                                       nen Kunden durch das Angebot von Ladeinfrastruktur (vgl.

                                                                                                                                                                                      Software
Authentifizierungsmedium, beispielsweise eine RFID2-Karte                                                       Kapitel 4.1).                                                                       Technologieprodukte                                                                                   Plattformunternehmen
oder eine Ladeapp. Der Elektromobilitätskunde kann einen
                                                                                                                                                                                                         CPO- und MSP-Backend                                      MSP                                    Roamingplattform
Vertrag mit dem MSP abschließen, der ihm die Nutzung von                                                        Auch die Automobilindustrie ist als relevanter Akteur im
Ladeinfrastruktur unter bestimmten Bedingungen ermög-                                                           Ladeumfeld zu nennen. In erster Linie produziert der Fahr-
licht. Aufgrund der Abhängigkeit von Angeboten und Verfüg-                                                      zeughersteller (engl. „Original Equipment Manufacturer“,
barkeiten der Ladenetzwerke, die durch die CPO betrieben                                                        OEM) das Elektrofahrzeug und schafft die benötigten physi-
werden, haben MSP eine geringe strategische Kontrolle im                                                        schen und Kommunikationsschnittstellen, damit das Elektro­
Ökosystem für Ladeinfrastruktur. Die Netzwerkgröße eines                                                        fahrzeug geladen werden kann. Die Fahrzeuge unterschei-
MSP misst sich maßgeblich an der Anzahl der angebunde-                                                          den sich maßgeblich nach verfügbaren Ladesteckern,
nen Ladepunkte und -netzwerke sowie am Preis. Der MSP                                                           Batteriekapazitäten und potenziellen Ladeleistungen. Des

                                                                                                                                                                                     Technologie
ist dabei entweder durch eine direkte Schnittstelle an ein                                                      Weiteren kann der OEM die Markteinführung von weiteren
                                                                                                                                                                                                                                                                CPO – CaaS
oder mehrere bestimmte CPO-Netzwerke angebunden oder                                                            Ladeservices forcieren. Hier ist beispielsweise die Plug &
die Anbindung erfolgt über eine Roamingplattform. Viele                                                         Charge-Technologie zu nennen, bei der der herkömmliche
Automobilhersteller agieren inzwischen als MSP, um ihren                                                        Authentifizierungsprozess über eine RFID-Karte oder eine                                        OEM

E-Autokunden eine Lademöglichkeit an die Hand zu geben.                                                         Ladeapp entfällt und das Fahrzeug sich beim Verbinden des                                                             Energieversorger
                                                                                                                Ladesteckers ohne zusätzliche Fahreraktivität authentifi-                                 Hardwarehersteller                                                                              Standorteigentümer
Im Zusammenhang mit MSP hat sich ein weiterer Akteur im                                                         ziert. Allerdings ist die Einführung solcher Technologien                                                           CPO – Stromverkauf

Ökosystem der Elektromobilität etabliert. Sogenannte                                                            auch immer abhängig von weiteren beteiligten Akteuren, im
Datenbündler oder auch MSP-Backends aggregieren über                                                            Fall von Plug & Charge u. a. von den Hardwareherstellern,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Planungs- und
verschiedene Schnittstellen ein Ladenetz und stellen im                                                         den CPO und deren Backend sowie von Roamingplattfor-                                                                   Netzbetreiber                                                        Bauleistungen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Installation

                                                                                                                                                                                      Hardware

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Quelle: eigene Darstellung
Business-to-Business (B2B)-Verhältnis ihren Kunden ein                                                          men.
MSP-Produkt zur Verfügung. Dabei agieren die Datenbünd-                                                                                                                                             Primär-/klassische Produkte                                                                                 Dienstleistungen
ler im Hintergrund und treten gegenüber dem Elektromobili-                                                      Die Akteure im Ökosystem werden in Abbildung 7 darge-
tätsnutzer nicht auf. Vor allem Automobilhersteller nutzen                                                      stellt und entlang der Kategorien Geschäftsmodell und Tech-                        Produkte                                              Geschäftsmodell                                                       Services

solche Angebote, um ihren Kunden einen MSP-Dienst zur                                                           nologie eingeordnet. Die Kategorie Geschäftsmodell wurde
Verfügung zu stellen. Darüber hinaus bieten auch große                                                          in die Kriterien Produkte und Services aufgeteilt, die Katego-      Abbildung 7: Einordnung der Geschäftsmodelle nach Akteuren im Bereich Laden
MSP-Whitelabel-Lösungen am Markt an.                                                                            rie Technologie in die Kriterien Hardware und Software. Die

----------------------------------------------------------
2       I	engl. „Radio Frequency Identification“, Technologie für kontaktlosen Datenaustausch zwischen Transponder und Schreib-/Lesegerät

22                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        23
Wirtschaftsfaktor Ladeinfrastruktur – Potenziale für Wertschöpfung in Baden-Württemberg              02

                                                                                                                                                                                                              Materialkostenstruktur AC-Wallbox                                       Materialkostenstruktur HPC-Ladestation
                                                                                                                            Exemplarische Darstellung der Akteure für
                                                                                                                                 privates Laden nach Branchen                                                 [22 kW, inkl. optionale Stele]                                          [175 kW, Leistungs- und Nutzereinheit kombiniert, 2 Kabel]
                                                                                                                                                                                                              Kosten: 400–3.000 Euro, je nach Hersteller und Spezifikation            Kosten: 30.000–60.000 Euro, je nach Hersteller und Spezifikation

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     25%
            Energieversorger                       CPO-Backend                                                                              Automobilhersteller

                                                                                                                                                                                                                              55%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 25%
                                                                                                                                                                                                                 100%                                                                      100%
                                                                                                                                                                                                                                            10%                                                                              20%
                                                                                                                                                                                                                                                         7,5%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         15%

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Quelle: eigene Darstellung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Kernkomponenten
                                                                                                                                                                                                                                                                     27,5%                               Optionale Komponenten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    15%
                                                                                                                                                                                                                 Gesamt   Elektronik und   Gehäuse     Ladekabel      Stele               Gesamt    Flüssig-   Leistungs-   Gehäuse     Elektronik Restliche
                                                                                                                                                                                                                          Schutzschalter                                                           gekühlte    elektronik                  und
           Netzbetreiber                                                                                                                                                                                                                                                                             Kabel                            Schutzschalter

                                                       CPO                                                                                                                                                   Abbildung 9: Materialkostenstruktur Ladehardware

                                                                                                                      MSP
                                                               RFID
                                                                                                                                                                                                          teil der Materialkosten einer AC-Wallbox auf Elektronikkom-                 Weiteren ist DC-Ladeinfrastruktur meist auf deutlich höhere
                                                                                                                                                                                                          ponenten (Hoch- und Niedervoltplatine) sowie elektrische                    Ladeleistungen ausgelegt, weshalb auch die Materialkosten im
             Netz                                       Ladestation                                                                  Kunde                Elektrofahrzeug                                 Schutzschalter. Intelligente Wallboxen erfordern zusätzliche                Vergleich zur Wechselstromtechnologie deutlich höher sind.
                                                                                                                                                                                                          Komponenten zur (Fern-)Steuerung der Ladeinfrastruktur.                     Für DC-Ladeinfrastruktur gibt es zwei verschiedene Konzepte.
                                                                                                                                                                                                          Das Gehäuse der Wallbox ist für ca. 10 % der Materialkosten
                                                                                                                                                                                                          verantwortlich, ein fest verbundenes Ladekabel macht wei-                   ■   Bei integrierten Lösungen befindet sich die Leistungs-
                                                                                                                                                        Elektronik                                        tere 7,5 % der Materialkosten aus. Wenn die Wallbox auf ei-                     elektronik in der Ladestation, das heißt, der dreiphasige
     Hardwarehersteller   Installationsdienstleister                                                                                                    Energiewirtschaft                                 ner Stele montiert wird, entfallen 27,5 % der Materialkosten                    AC-Eingangsstrom wird vom Gleichrichter in der

                                                                                                                                                                             Quelle: eigene Darstellung
                                                                                                                                  Hoch
                                                                                                                                                        Automobilindustrie
                                                                                                                                                                                                          auf dieses Bauteil. Ladesäulen sind in der Regel teurer als                     Ladestation in DC-Ausgangsstrom konvertiert. Dieses
                                                                                                                                                        IT
                                      Strategische Kontrolle          Investitionsbedarf
                                                                                                 Datenkommunikation               Mittel                                                                  Wallboxen, da sie freistehend errichtet werden und                              Konzept kommt derzeit meist bei DC-Ladestationen mit
                                                                                                                                                        Verschiedene
                                           Know-how-Bedarf            Wettbewerbsintensität      Stromlieferung                   Gering                                                                  somit zusätzliche mechanische Anforderungen, beispiels-                         Ladeleistungen bis 50 kW vor. Es gibt allerdings auch
                                                                                                                                                                                                          weise an den Rammschutz, stellen. Da sie häufig direkt am                       erste Hersteller, die HPC-Ladestationen mit Leistungen
                                                                                                                                                                                                          Verteilnetz angeschlossen werden, ist oftmals ein Hausan-                       bis 400 kW als integrierte Lösungen anbieten.

     Abbildung 8: Akteure und Rollen im Ökosystem privates Laden                                                                                                                                          schlusskasten verbaut, der die Ladestation teurer macht.
                                                                                                                                                                                                          Je nach Hersteller und Spezifikation liegen die Preise für AC-              ■   Bei separierten Lösungen befindet sich die Leistungs-
                                                                                                                                                                                                          Ladesäulen zwischen 4.000 und 10.000 Euro – oftmals                             elektronik außerhalb der Ladestation. In diesem Fall wird
                                                                                                                                                                                                          verfügen sie dann aber über zwei Ladepunkte, so dass der                        der AC-Eingangsstrom in der vorgelagerten Leistungs-
                                                                                                                                                                                                          Preis pro Ladepunkt bei 2.000 bis 5.000 Euro liegt. Abbil-                      elektronik konvertiert und anschließend zu den Benutzer-
2.2.2	Beschreibung und Bewertung der                                                         nen sind in der Regel deutlich einfacher konzipiert als DC-                                                 dung 9 zeigt die Materialkostenstruktur einer AC-Wallbox                        einheiten der Ladesäulen geleitet. Dieses Konzept wird
       Kernprodukte, -technologien und                                                        Ladestationen, da sie den Wechselstrom aus dem Versor-                                                      sowie einer HPC-Ladestation.                                                    vor allem bei HPC-Ladeparks mit mehreren Ladestatio-
       -dienstleistungen                                                                      gungsnetz nicht gleichrichten müssen. Die Kosten für eine                                                                                                                                   nen und hohen Ladeleistungen verwendet, da sich hier
                                                                                              Wallbox in Deutschland betragen je nach Hersteller und Spe-                                                 Der wesentliche Unterschied zwischen AC- und DC-Ladeinfra-                      im Aufbau Synergiepotenziale ergeben können.
Kernprodukt Ladesäule                                                                         zifikation zwischen 400 und 3.000 Euro. Der Preisunter-                                                     struktur liegt im Gleichrichter, der Wechselstrom in Gleich-
                                                                                              schied ist hauptsächlich auf zusätzliche Schutzschalter zu-                                                 strom wandelt. Bei AC-Ladeinfrastruktur ist diese Komponente                Mit 25 % des Preises zum Beispiel einer HPC-Ladestation
Die Ladeinfrastruktur im Markt unterscheidet sich erheblich                                   rückzuführen oder auf Komponenten, die intelligente                                                         fahrzeugseitig vorgesehen, bei DC-Infrastruktur ist der Gleich-             mit 150 kW macht die Leistungselektronik einen großen Ma-
nach Aufbau und unterstützter Ladeleistung. AC-Ladestatio-                                    Ladefunktionen ermöglichen. Mit ca. 55 % entfällt der Groß-                                                 richter in der Ladehardware verbaut (vgl. Kapitel 2.1.2). Des               terialkostenblock aus. Da es sich bei Leistungsmodulen al-

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