Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus

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Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Workshop
             Responsible Sourcing
                  21-06-2016 Stuttgart
                   Thomas Schmitz, natureplus

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Allgemeine Aufgabenstellung

Diskussionspunkte lt. Einladung:
1. Welche Anforderungen müssen an Baustoffe gestellt werden, um eine
   verantwortungsbewusste, nachhaltige und umweltverträgliche Materialgewinnung
   zu gewährleisten?
2. Welche Standards gibt es bereits. Wie werden diese aktuell umgesetzt?
3. Sind Anforderungen und Standards baustoffübergreifend anwendbar? Wie
   können diese aussehen?
4. Welche Nachweismöglichkeiten sind umsetzbar?
5. Welche Ziele sollten zusätzlich übergeordnet verfolgt werden?
Gliederung meines Impulsvortrags:
 Wie sieht der Ressourcenverbrauch im Bausektor aus und welche Konflikte
  resultieren daraus? Besondere Beispiele sind Zement und Gips
 Welche Rolle spielt der Bausektor in Bezug auf die Abfallthematik?
 Wie weit gibt es heute bereits einen Einsatz von Sekundärrohstoffen und
  Recyclingmaterialien?
 Wie sehen die natureplus-Standards bezüglich „responsible sourcing“ aus?
    In Bezug auf Holz / nawaRo und mineralische Rohstoffe
 Wie wird die Einhaltung dieser Standards kontrolliert?
 Welche Probleme treten auf?

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Ressourcenverbrauch durch den
Bausektor / Beispiel Zement

Der Bausektor ist verantwortlich für
•   50 % des EU-Ressourcenverbrauchs
      –   2013 wurden allein in Deutschland 521 Millionen Tonnen
          an mineralischen Baurohstoffen eingesetzt
•   50 % des EU-Primärenergieverbrauchs
      –   Die Herstellung von Bauprodukten erfordert allein >10 %
          der EU-Energie
Der Ressourcenverbrauch für Zement in D
•   > 32 Mio. to / a Zement (davon 20 % Export)
      –   Rohstoffabbau (Kalkstein) > 55 ha/Jahr,
          Naturschutzthema
      –   Energieeinsatz ca. 5 % des Gesamtverbrauchs, Nutzung
          von „Ersatzbrennstoffen“
      –   2,2 Mio. to Braunkohle = weitere 7 ha Abbaufläche
•   Zement ist nicht von Beton zu trennen
      –   85 % des Zements gehen in Beton
      –   Sand + Kies = 424 ha Flächenverbrauch (z.T. Auwälder)

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Produktion ausgewählter Baustoffe
           (Quelle: BGR Rohstoffbericht 2012)

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Rohstoffproduktion (vorwiegend)
für Baumaterialien, Beispiele

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Zement – kommt es drauf an, wie
man ihn macht?

Größte Einflüsse auf die
Ökobilanz haben
       Klinkeranteil
       Einsatz von
        Sekundärrohstoffen
             Flugasche
             Hüttensand
       Recyclingbeton
             Mit Zusatz von aufbereitetem
              Abbruchmaterial an Stelle
              von Natursand / Kies

natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Wachsende Energieeffizienz bei
Zement durch Emissionshandel?
• Deutlicher Rückgang der energieintensiven CEM I-Sorten mit
  hohem Klinkeranteil
• Statt dessen Anstieg der klinkerarmen Sorten CEM II und III
• Ursache: Emissionshandel verteuert fossilen Energieeinsatz

natureplus 2016
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Weiter Weg zur Kreislaufwirtschaft
am Beispiel Gips
•   Steigender Bedarf an Gips zum Bau
     – In Deutschland 10 Mio. t Baugipsprodukte / a
     – Weltweit etwa 110 Mio. t / a
•   Konflikte mit dem Naturschutz
     – Gipskarst im Harz, Untertagebau in Österreich
       und Osteuropa
•   Einsatz von Industriegipsen
     – Anteil REA-Gips ca. 70 % des Baubedarfs
           •   aber noch viel Deponie wg. Eigenschaften (Weißgrad)
     – REA-Gips geht bis 2050 dem Ende entgegen
           •   Wegen dem Auslaufen der Kohleverstromung
     – Zitronensäure-Gips wird verwertet (0,5 Mio. t)
     – Phosphor-Gips (Düngemittel) nicht, bei
       (weltweitem) Potential von 110 Mio. t / a
•   Gips aus Baustellenabfällen und Rückbau
    steht (noch) nicht zur Verfügung
     – RC-Gips bisher nur 0,75 % wg. schlechter
       Qualität des erfassten Bauschutts
natureplus 2016
Workshop Responsible Sourcing - 21-06-2016 Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
Gips-Stoffströme in Deutschland
1991

natureplus 2016
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Anteil des Bausektors an der
Abfallthematik
Bau- und
Abbruchabfälle
(gelb) machen mehr
als 50 % des Abfall-
Aufkommens in
Deutschland aus:
ca. 200 Mio. t/a
Hinzu kommen noch
Abfälle aus der
Gewinnung von
mineralischen
Bodenschätzen

natureplus 2016
Bauabfälle: Zusammensetzung und
Verwertung (UBA-Bericht 2014)

• Zusammensetzung 2012
      – 96 % mineralisch (192 Mio. t)
      – 65 % davon Erdaushub und
        Straßenaufbruch (125 Mio. t)
      – 51,6 Mio. t Bauschutt (27 %)
      – 14,6 Mio. t Baustellenabfälle
      – 0,6 Mio. t Bauabfälle aus Gips (sortenrein)

• Verwertung 2012
      – Von 110 Mio. t Erdaushub
             78 % Verfüllung im Übertagebergbau
             Nur 9,8 % Verwertung (überwiegend
              Straßenunterbau) 10,7 Mio. t
       Von 66 Mio. t Bauschutt-Recycling
             72 % im Straßen- und Erdbau eingesetzt
             19 % als relativ hochwertiger Beton- und Asphalt-
              Zuschlag (12,6 Mio. t) eingesetzt

natureplus 2016
Urban Mining – Rohstoffgewinnung
aus dem anthropogenen Lager

Das menschengemachte Materiallager in
Wohngebäuden (WG) in Deutschland
liegt zwischen 8,4 Mrd. t und 9,3 Mrd. t,
für Nichtwohngebäude (NWG) wurden 6,7
Mrd. t berechnet. Zusammen ca. 16 Mrd. t
Insgesamt dominieren mineralische
Baustoffe. Bei NWG ist der Anteil
weiterer Materialien (insbes. Metalle,
Kunststoffe, Holz) mit 13 % ca. doppelt
so hoch wie bei WG (5 % bis 7 %).
Hinzu kommt Haustechnik mit 21 Mio. t.
Das Lager wächst: Der für 2010 ermittelte
Input aus Neubau und Sanierung beträgt
für WG 53 Mio. t und für NWG 67 Mio. t.
Der Output liegt für WG bei 20 Mio. t und
für NWG bei 23 Mio. t.
Quelle: UBA Studie 2015

natureplus 2016
Potentiale an Gipsrecycling in
Deutschland

• Bestand 2015
    – 160 Mio. t verbaute Gipsplatten in D
    – Verschnitt bei Neubau ca. 80.000 t/a
    – 60 % des Bauschutts sind Ausbau-
      Material, davon 20 % gipshaltig => 8
      Mio. t / a
    – Gipsreststoffe bei mehr als 20 %
      Gips-Anteil nicht mehr deponiefähig
    – Baureststoffe aus Gipsplatten ca. 0,6
      – 1,5 Mio. t / a

• Rec-Kapazitäten
    – 2 Anlagen zur Aufarbeitung mit max.
      150.000 t Kapazität > nicht
      ausgelastet
    – 13 Produktionsbetriebe als
      Abnehmer

 natureplus 2016
natureplus fördert den nachhaltigen
Ressourceneinsatz

Auszug aus den natureplus-Basiskriterien
Der Anteil an nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineralischen Rohstoffen
soll in den Produkten maximiert, der Einsatz von petrochemischen Stoffen muss auf das technisch
Notwendige minimiert sein. … In der Regel soll der Anteil der nachwachsenden und mineralischen
Rohstoffe mindestens 85 Masse% des Produktes betragen. ... Beschränkt verfügbare bzw. nur
aufwändig zu gewinnende Rohstoffe sollen nach Verfügbarkeit durch umweltverträgliche
Sekundärrohstoffe ersetzt werden. …
Die nachhaltige Verwendung natürlicher Ressourcen ist vor allem durch die umweltverträgliche und
ressourcenschonende Gewinnung der Rohstoffe sowie durch die Verwendung umweltverträglicher
Sekundärrohstoffe nachzuweisen. Die jährlichen Nutzungsraten der eingesetzten erneuerbaren
Rohstoffe dürfen die jährliche Nettoproduktion (Differenz zwischen Verbrauch und Nachwuchs pro
Jahr) nicht wesentlich überschreiten. Werden nicht erneuerbare Ressourcen verwendet, dann müssen
die in bekannten Lagern vorrätigen mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand gewinnbaren Ressourcen
den 100-fachen Jahres-Ressourcenbedarf decken können.
Bei der Herstellung zertifizierter Produkte sollen die Grundregeln eines recyclinggerechten
Materialdesigns eingehalten werden
- Die Anzahl der Einsatzstoffe sollte minimiert werden
- Die Baustoffe sollten sich für die Aufbereitung zu gleichwertigen Recyclingprodukten eignen ...
- Ein Materialverbund sollte nach Möglichkeit vermieden werden         - ...

natureplus 2016
Ressourcenschonende Gewinnung
von Holz ist weitgehend geklärt

Nachhaltige Forstwirtschaft hat sich
etabliert
•   Zertifizierungssysteme FSC und PEFC (nicht
    gleichwertig !) sind verbreitet
•   Holzhandelsrichtlinie verlangt CoC in der
    Lieferkette
•   Nationale Forstgesetzgebung in DE/AT/CH hat
    Nachhaltigkeitsgrundsätze eingeführt
•   „Holz von Hier“ als regionaler Herkunftsnachweis
natureplus verlangt (RL5002)
•   Herkunftsnachweis (CoC nach Holzhandels-RL)
•   FSC-Zertifizierung für nicht einheimische Hölzer
•   FSC oder PEFC oder Nachweis für regionale
    Holzherkunft (300 LKW-km) in Ländern mit
    Nachhaltigkeit in Forstgesetzgebung

natureplus 2016
natureplus Grundlagenrichtlinie 5003:
Naturschutz beim Abbau mineralischer Rohstoffe

Vorrang für Sekundärrohstoffe
•   Bei der Verwendung von mineralischen Rohstoffen sollen vorrangig vorhandene oder
    erschließbare Sekundärrohstoffe (z.B. … Abbruchmaterial, REA-Gipse u.ä.) eingesetzt werden.
•   Nicht erneuerbare natürliche Rohstoffe dürfen nur verwendet werden, wenn … Sekundärrohstoffe
    innerhalb ökologisch vertretbarer Transportdistanzen nicht … verfügbar sind.
•   Der Hersteller muss … Verfügbarkeit offen legen und ggf. konkrete Planungen vorlegen, wann
    und in welchem Umfang er natürliche Rohstoffe durch Sekundärrohstoffe ersetzen wird.
Naturschutz
•   Durch den Abbau natürlicher mineralischer Rohstoffe (Primärrohstoffe) dürfen die Schutzziele von
    gesetzlich national oder international geschützten oder schützenswerten Gebieten nicht
    beeinträchtigt werden.
•   natureplus hört dann, wenn die Produkte in bedeutendem Umfang aus Primärrohstoffen bestehen
    und Hinweise auf Naturschutzkonflikte vorliegen, die anerkannten Naturschutzverbände im
    Rahmen der Zertifizierung zu den Abbaubedingungen an.
Renaturierung
•   Der Hersteller erbringt den Nachweis von Vorkehrungen zum Schutz der Natur, des
    Grundwassers, der Oberfläche und zur Sicherung der Oberflächennutzung nach Beendigung der
    Abbautätigkeit. … Es gelten insbesondere das Verschlechterungsverbot und die Verpflichtung
    zur Aufstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes.“

natureplus 2016
Probleme bei der Umsetzung der
RL5003 in der Zertifizierungspraxis
• Verfügbarkeit von Sekundär-Rohstoffen?
     – Marktspezifische Betrachtung
           • Ist der Markt in AT anders als DE?
     – Preisgesteuerte Betrachtung
           • Welche Rolle spielen Mehrkosten?
     – Angebotsorientierte Betrachtung
           • Wer trägt die Kosten der Aufbereitung?

• Fehlende Informationen über Natur-Rohstoffe
     – Keine Auskunfts-/Deklarationspflicht für Lieferanten von
       Rohstoffen und Vorprodukten
     – Normal nur Abbaugenehmigung verfügbar
• Konflikte mit Naturschutz und Renaturierung?
     – Keine verlässlichen Informationen
     – Umweltverbände sind für solche Nachfragen nicht bereit
natureplus 2016
Umsetzung gemäß dem Handbuch
(z.B. Informationen über Schutzgebietskartierung)

natureplus 2016
Konflikte bei der Durchsetzung der
natureplus-Anforderungen

• Was nervt
      – Blockadepolitik der Verbände (Gips,
        Ziegel, Zement, Holzwerkstoffe usw.)
      – Fehlende Informationen, mangelnde
        Transparenz (Betriebsgeheimnis)
      – Rohstoffherkunft kein Thema im Markt
• Was helfen könnte
      – Deklarationspflicht für Rohstoffherkunft
        als CoC für alle Produkte (nicht nur Holz)
      – Deklarationspflicht für Zusammensetzung
      – Anforderungen der öffentlichen Hand an
        Rohstoffherkunft (WECOBIS, NBBW)
      – Anforderung von Gebäude-
        Zertifizierungs-Systemen (DGNB/BNB)

natureplus 2016
Vielen Dank für Ihre
                   Aufmerksamkeit!

                           Thomas Schmitz
                   Geschäftsführer natureplus e.V.
                  Hauptstr. 24, 69151 Neckargemünd
                      Tel. +49 6223 86601721
                   Email. schmitz@natureplus.org

natureplus 2016
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