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Geburtshilfe / Frauen-Heilkunde / Strahlen-Heilkunde / Forschung / Konsequenzen

                Heim K, Hofmann H, Lang U, Oberaigner W, Helmer H
                                   Husslein P

                      Einheitliche Definition geburtshilflicher
                     Begriffe für das Geburtenregister Österreich

              Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2008; 26 (1)
                                             6-10

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26. Jahrgang, 1/2008

                                                                 stimmige Auswertung dar. Nur so können
                                                                 in Folge die zutreffenden Schlussfolgerun-
                                                                 gen gezogen werden und ggf. die richtigen

          Einheitliche Definition                                Veränderungen veranlasst werden.

                                                                 Neben der Vollständigkeit und Plausibilität
       geburtshilflicher Begriffe                                der Daten erweist es sich als besonders
                                                                 wichtig, dass alle bei der Dateneingabe un-
       für das Geburtenregister                                  ter bestimmten Dingen das Gleiche mei-
                                                                 nen. Daher war es eine der ersten Aktivitä-
                                                                 ten des 2005 gegründeten Beirates zum
                      Österreich                                 Geburtenregister, durch eine Arbeitsgruppe
                                                                 einheitliche Definitionen bei wichtigen ge-
                                                                 burtshilflichen Begriffen/Parametern zu fin-
                                                                 den. Es war dabei nicht oberstes Ziel, die
                                                                 „letzte Wahrheit“ zu finden (oder festzule-
                                                                 gen), sondern einen Konsens für eine in
                 K. Heim, H. Hofmann, U. Lang,                   ganz Österreich einheitliche Verwendung
            W. Oberaigner, H. Helmer, P. Husslein                herzustellen. Die ersten österreichweiten Aus-
                                                                 wertungen zeigten insbesondere bei be-
                                                                 stimmten Parametern unplausibel große
                         Arbeitsgruppe Definitionen des
                                                                 Streubreiten.
              Beirates des Geburtenregisters Österreich
                                                                    Im Zuge der Recherchen und Erhebun-
                                                                 gen war erstaunlich, wie unterschiedlich
                                                                 selbst bei täglichen in Verwendung befind-
                                                                 lichen und häufig gebräuchlichen geburts-

                 F
                          ür Verbesserungen oder Änderungen      hilflichen Begriffen in Lehrbüchern und
                          in der geburtshilflichen Tätigkeit     Publikationen unterschiedliche Definitio-
                          spielt insbesondere der Vergleich      nen zu finden waren [1–5].
                          nach außen eine wichtige Rolle. Ex-
                          terne Qualitätssicherung erfordert       Es war der Arbeitsgruppe auch ein Anlie-
                  eine Zusammenführung und Aufbereitung          gen, mit der deutschen Perinatalerhebung
                  von Daten aus möglichst vielen vergleich-      möglichst kompatibel zu bleiben, um die Ver-
                  baren Institutionen/Abteilungen. Ähnlich       gleichbarkeit mit diesem größten deutsch-
                  wie in Deutschland die Perinatalerhebung       sprachigen geburtshilflichen Qualitätssiche-
                  hat nun Österreich (ausgehend von Tirol)       rungsprojekt nicht zu verlieren.
                  seit 2005 ein Geburtenregister aufgebaut, in
                  dem nun 79 Abteilungen (das sind 91 %)           Ein weiterer zu berücksichtigender Um-
                  ihre geburtshilflichen Daten freiwillig ein-   stand waren die beiden am häufigsten im
                  bringen. Am Institut für Klinische Epidemi-    Einsatz befindlichen Dokumentationspro-
                  ologie in Innsbruck ist die zentrale Daten-    gramme. Beide wurden in Deutschland für
                  sammlung, das „Geburtenregister Öster-         die deutsche Perinatalerhebung entwickelt
                  reich“, beheimatet und dort erfolgt auch die   und wesentliche Änderungen in der Soft-
                  weitere Datenbearbeitung. Allen Abteilun-      ware sind de facto nur in Abstimmung mit
                  gen wird vierteljährlich eine Auswertung der   den Anwendern und Anforderungen in
                  eigenen Abteilungsdaten und im Vergleich       Deutschland durchführbar. Das hatte leider
                  dazu aller anderen Abteilungen zusammen        im Einzelnen auch Einfluss auf den Spiel-
                  zur Verfügung gestellt. Seit Jänner 2007 er-   raum der Definitionsfestlegungen bei uns
                  folgt auch noch eine Unterteilung in drei      in Österreich.
                  Gruppen von Abteilungen: Abteilungen mit
                  < 500 Geburten, Abteilungen mit > 500             Insgesamt hat aber die Arbeit der Arbeits-
                  Geburten und Perinatalzentren. Im Rahmen       gruppe schlussendlich zu medizinisch ge-
                  einer Abfrage bei den Abteilungen erfolgte     leiteten und konsensualen Definitionen ge-
                  die Zuteilung selbst.                          führt, die zuletzt von allen Mitgliedern des
                                                                 Beirates des Geburtenregisters Österreich
                  Jede Datensammlung und Auswertung ist          zustimmend beurteilt wurden und auch
                  aber nur so gut wie die eingebrachten Da-      der Österreichischen Gesellschaft für Gy-
                  ten. Eine entsprechende Qualität der Daten     näkologie und Geburtshilfe (OEGGG) zur
6                 stellt eine wichtige Voraussetzung für eine    Kenntnis gebracht wurden.

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26. Jahrgang, 1/2008

                        Damit die Qualitätsvergleiche im Ge-        nahmen/Wehenhemmung, Überlebenschancen
                        burtenregister Österreich valide sind,      der Kinder, Einleitungsmaßnahmen, operative
                        ist es unbedingt notwendig, dass die im     Interventionen, akute Indikationen für Kaiser-
                                                                    schnitte usw.) gibt, gibt es auch in den Lehrbü-
                        Folgenden beschriebenen Definitionen        chern [1–6] und in der Literatur [7] höchst un-
                        ab 1.1.2008 verbindlich eingehalten         terschiedliche Beschreibungen.
                        werden. Die Definitionen werden im
                        Zuge des 3. Quartalsberichtes 2007 an          Da der Geburtsbeginn in der Rechtsprechung
                                                                    auch eine wesentliche Rolle in der Unterschei-
                        alle Abteilungen versandt und auch im       dung zwischen Leibesfrucht und Mensch, d. h.
                        Internet auf der Homepage des Insti-        folglich zwischen Schwangerschaftsabbruch und
                        tuts für Klinische Epidemiologie (IET)/     Tötungsdelikt (z. B. Mord), spielt [7], gibt es
                        Geburtenregister publiziert werden          dazu auch dort Festlegungen, die zwar medizi-
                        (www.iet.at).                               nisch nicht zwangsweise richtig oder verbind-
                                                                    lich sein müssen, also durchaus auch korrigiert
                                                                    werden könnten, aber doch Beachtung finden
                   Damit die Definitionen möglichst gut und         müssen.
                   schnell kommuniziert werden und ab
                   Jahresbeginn 2008 auch „in alle Köpfe ge-           Insbesondere der spontane Blasensprung wird
                   langen“, wäre es sehr wichtig, dass in den       in älteren Definitionen noch vielfach berück-
                                                                    sichtigt. Unter heutiger Sichtweise kann er
                   Abteilungen diese Definitionen auch allen
                                                                    nicht mehr sinnvoll zur Definition des Geburts-
                   Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen (Hebammen,         beginns herangezogen werden. Blasensprünge
                   Ärzten) im Rahmen einer Besprechung oder         können insbesondere bei niedrigen Schwanger-
                   Informationsveranstaltung mitgeteilt wer-        schaftswochen Tage oder Wochen vor dem Be-
                   den.                                             ginn von Geburtswehen (Beginn muttermunds-
                                                                    wirksamer Wehen, die in Folge zur Geburt füh-
                        Wir versprechen uns durch Vereinheit-       ren) oder einer Sectio stattfinden. Therapeuti-
                                                                    sche Maßnahmen können zudem nach Blasen-
                        lichung der Begriffe eine weitere Ver-      sprung Geburtswehen verhindern oder hinaus-
                        besserung der Datenqualität und in          zögern. Bei Berücksichtigung des Blasensprun-
                        Konsequenz wesentlich zuverlässigere        ges würden tage- oder gar wochenlange Ge-
                        Aussagen.                                   burtsdauern resultieren. Es erschien dem Beirat
                                                                    nicht zielführend und für Auswertungen nicht
                   Es wurden nun in einer ersten Runde die          aussagekräftig, den Blasensprung in die Defini-
                                                                    tion einzubinden. Der Zeitpunkt des Blasen-
                   uns am vordringlichsten erscheinenden            sprunges wird in der Dokumentation erhoben
                   Begriffe bearbeitet. Die Arbeitsgruppe wird      und getrennt festgehalten und kann im Zusam-
                   im kommenden Jahr weitere Definitionen           menhang mit dem Zeitpunkt der Geburt gut
                   bearbeiten.                                      ausgewertet werden.
                                                                       Obwohl die Unterscheidung von Schwanger-
                                                                    schafts-, Vorgeburts- und Geburtswehen nicht
                                                                    immer leicht ist, sollte der Zeitpunkt des unge-
                   Definitionen                                     fähren Beginns von muttermundswirksamen We-
                                                                    hen, die dann auch zur Geburt führen (!), meist
                                                                    eingegrenzt werden können. Es ist an sich nicht
                   ■    Geburtsbeginn                               der Zweck, dies auf die Minute genau festzuma-
                                                                    chen, für eine Datenerhebung und Berechnun-
                       • Der Geburtsbeginn wird mit dem Be-         gen ist es aber leider unumgänglich, einen be-
                                                                    stimmten plausiblen Zeitpunkt in (Halb-) Stun-
                         ginn der Geburtswehen festgelegt
                                                                    denschritten auszuwählen.
                         (ein vorzeitiger Blasensprung wird
                         nicht berücksichtigt).
                       • (Geburts-) Wehenbeginn wird defi-
                         niert als Zeitpunkt des Beginns von        ■   Einleitung
                         wiederkehrenden bzw. regelmäßigen
                         Wehen, die zur Eröffnung des Mut-
                         termundes und zur Geburt führen                • Jede medikamentöse Maßnahme und/
                         (= „geburtsrelevante Wehen“).                    oder Blasensprengung (artifizielle
                                                                          Eröffnung der Fruchtblase) mit dem
                                                                          Ziel, die Geburt zu erreichen.
                   Kommentar:                                           • Die Medikamente sind beschrieben
                   Der Geburtsbeginn als zeitpunktmäßiger Be-             durch Oxytocine und Prostaglandine
                   ginn der Geburt ist biologisch nicht festzuma-         (Gel, Bändchen, vaginale und orale
                   chen. Da es ein Zusammenwirken verschiedener           Tabletten).
                   Faktoren (v. a. Wehen und Blasensprung, Zeit-
                   punkt der Schwangerschaft, therapeutische Maß-                                                      7
26. Jahrgang, 1/2008

         Hinweis:                                      däre Sectio“ für die deutsche Perinatal- und
                                                       Geburtenregister-Dokumentation exportieren.
         Nicht zu den hier gemeinten Einleitun-        Selbst wenn man rein beschreibende Begriffe
         gen zählen andere Maßnahmen wie Ein-          bei dem unmittelbaren Eingabefeld hinterlegen
         lauf, Akupunktur, Homöopathie u. dgl.         würde, müssen sie dann doch im Hintergrund in
                                                       die beiden Begriffe „primär“ und „sekundär“
    Kommentar:                                         verschlüsselt werden und es ergibt sich vor Ort
                                                       in jeder Abteilung wieder das Problem, wie diese
    Wir haben aus Gründen der Vergleichbarkeit         Zuordnung (für den Datenexport) erfolgen soll-
    die Auswahlmöglichkeiten der deutschen Peri-       te. Es ist derzeit nicht möglich, diese Verschlüs-
    natalerhebung zur Definition von Einleitung ja/    selung zentral (d. h. im Geburtenregister) vor-
    nein herangezogen [8]. Daher sind andere Maß-      zunehmen. Daher können die Auswertungen im
    nahmen nicht berücksichtigt.                       Nachhinein nicht, auch nicht zentral, nach ver-
                                                       schiedenen Aspekten variiert werden.
                                                          Bei allem Für und Wider haben wir einem
    ■    Primäre/sekundäre Sectio                      Auswertungsziel schlussendlich Priorität gege-
                                                       ben. Es sollten alle Sectiones als primäre Sec-
        • Als primäre Sectio wird eine Sectio          tiones bezeichnet werden, die vor dem Geburts-
                                                       beginn, ohne Blasensprung, ohne unmittelba-
          vor Geburtsbeginn und ohne Blasen-           ren Einleitungsversuch und ohne einen akuten
          sprung sowie ohne vorangegange-              Anlass stattfinden, d. h. alle elektiven, geplan-
          nen unmittelbaren Einleitungsversuch         ten Sectiones ohne diese begleitenden mög-
          oder akuten Anlass bezeichnet.               lichen Risikofaktoren. Hier sind wir bewusst
                                                       von der publizierten Definition der deutschen
                                                       Perinatalerhebung abgewichen [8].
         Hinweis:                                        Es kommt noch hinzu, dass im angloameri-
                                                       kanischen Sprachraum der Begriff „primary
         Eine sekundäre Sectio ist daher z. B.         cesarean section“ eine Erstsectio (erste Sectio,
         auch eine Sectio, die an sich geplant/        gleichgültig ob schon vaginale Geburten vor-
         terminisiert war, tatsächlich aber nach       ausgingen) bezeichnet und der Begriff „secon-
         Geburts(wehen)beginn und/oder Blasen-         dary cesarean section“ nicht vorkommt [7]. Es
         sprung durchgeführt wurde, eine Sectio        gibt dort den Begriff „elective cesarean section“
         im Anschluss an eine frustrane Einlei-        für wahlweise und geplante Kaiserschnitte.
         tung, eine Sectio nach jedem vorzeiti-
         gen Blasensprung, eine Sectio vor Ge-
         burtsbeginn und ohne Blasensprung,            ■    Scheidenriss
         jedoch bei bedrohlichen Blutungen, aku-
         tem Abdomen (z. B. V. a. Sitzlösung,              • Nur Scheidenrisse, die zur Gänze
         V. a. Appendizitis), eklamptischem An-              oberhalb des Hymenalsaumes begin-
         fall, pathologischem CTG ohne Wehen,                nen.
         Status febrilis unklarer Genese, V. a.
         Amnioninfektionssyndrom ohne Bla-
         sensprung, mütterlichem Schock (z. B.             Hinweis:
         allergischer Genese, kardialer Ursache,           Dammrisse (I. bis IV. Grades) sind
         bei Lungen-/Fruchtwasserembolie), müt-            praktisch immer Scheidendammrisse
         terlicher Erkrankung(sverschlechterung)           [2]! Wenn also ein kleiner Scheiden-
         (z. B. bei Herz- oder Kreislauferkran-            riss noch das Hymen und/oder den
         kungen, Lebererkrankungen), V. a. Uterus-         Scheidenvorhof (Introitus) erreicht,
         ruptur, Nabelschnurvorfall od. dgl.               soll er als Scheidendammriss I. Grades
                                                           klassifiziert werden. Zusätzliche Risse
    Kommentar:                                             in der Scheide bei einem Dammriss
    Einer der umstrittensten Begriffe war und ist          und/oder einer Episiotomie (auch in
    die Bezeichnung „primäre“ bzw. „sekundäre“             Form eines deutlichen Weiterrisses
    Sectio. Einer der wesentlichen Aspekte liegt           oder Zusatzrisses) sollen auch zusätz-
    einerseits in dem Umstand, ob die Geburt schon         lich als Scheidenrisse dokumentiert
    begonnen hat, andererseits ob eine Sectio als
    Geburtsmodus schon ausgewählt worden ist               werden.
    bzw. geplant gewesen ist. Das Dilemma ist, dass
    beide Aspekte sich nicht in einem Begriff verei-   Kommentar:
    nen lassen.                                        Die Auswertungen zeigten große Unterschiede
      Weiters besteht der dzt. nicht veränderliche     in der Rate der Scheidenrissverletzungen. Da-
    Umstand, dass beide im Einsatz befindlichen        her wurde der Bedarf nach einer einheitlichen
    gängigen Computerprogramme letztendlich            Definition unterstellt. Mutmaßlich wurden klei-
8   nur die Begriffe „primäre Sectio“ und „sekun-      ne Scheidendammrisse, die sich vor allem in-
26. Jahrgang, 1/2008

                   nerhalb des Hymenalsaumes ausdehnten, als              Kommentar:
                   Scheidenrisse dokumentiert und nicht als
                   (Scheiden-) Dammrisse I. Grades.                       Dieser für die Erhebung der mütterlichen Mor-
                                                                          bidität sehr bedeutsame Begriff ließ in der Ver-
                   Es ist dzt. über die Art der Dokumentations-           gangenheit zu viel Interpretationsspielraum of-
                   möglichkeit beider gängiger Computerpro-               fen. Daher haben wir ihn auf obige Definition
                   gramme leider nicht zwischen tiefen und hohen          festgelegt. Es ist hier nicht bedeutend, ob eine
                   Scheidenrissverletzungen zu unterscheiden, ob-         Revision im Sprachgebrauch generell eine Ope-
                   wohl die Lokalisation eine deutliche Rolle in der      ration bedingt oder ob sie im OP stattgefunden
                   Risikozuteilung spielt.                                haben muss, wichtig ist nur eine einheitliche
                                                                          Verwendung des Begriffes. Damit eine eindeuti-
                                                                          ge Situation als Marker für Wundheilungsstö-
                   ■    Plazentalösungsstörung                            rungen beschrieben wird, haben wir uns ent-
                                                                          schieden, für „revisionsbedürftig“ eine operati-
                                                                          ve Sanierung im OP als hartes Kriterium zu be-
                       • Operativ behandelte Störung der Pla-             stimmen (in der englischen Literatur oft als
                         zentalösung (d. h. manuelle Lösung,              „back to the theater“ bezeichnet).
                         Nachtastung und/oder Kürettage).

                                                                          ■    Sepsis
                        Hinweis:
                        Die Art der Plazentalösung bei Sec-
                        tiones ist hier nicht relevant und wird               I. Nachweis eines infektiösen Ursprungs
                        nicht ausgewertet.                                       der Inflammation (mindestens eines
                                                                                 der folgenden Kriterien):
                   Kommentar:                                                    – mikrobiologisch gesicherte Infek-
                   Insbesondere der Begriff „Plazentalösungsstö-                   tion
                   rung“ führte zu einer großen Anzahl von Miss-                 – klinisch gesicherte Infektion
                   verständnissen. Er wird so in einem Item (ohne                – vermutete Infektion
                   Zusatz) im deutschen Perinatalerhebungsbogen
                   verwendet. Nur in einem zusätzlichen vielseiti-            II. Nachweis einer systemischen inflam-
                   gen Erläuterungspapier wird beschrieben, dass                  matorischen Wirtsreaktion (SIRS)
                   darunter obige operative Eingriffe zu verstehen                (mindestens zwei der folgenden Kri-
                   sind [8].                                                      terien):
                      In beiden gängigen Computerprogrammen                       – Hypo- (< 36 °C) oder Hyperther-
                   wird dieser Begriff leider auch ohne Erklärung                   mie (> 38 °C)
                   oder Zusatz verwendet. Daher haben bisher of-                  – Tachykardie (> 90/min)
                   fensichtlich viele Dateneingeber diesen Begriff                – Tachypnoe (> 20/min) und/oder
                   missverstanden bzw. falsch verwendet. Die Fol-
                   ge waren „unerklärlich“ hohe Unterschiede in
                                                                                    arterielle pCO2 < 4,3 kPa
                   den Raten von Plazentalösungsstörungen unter                     (33 mmHg) und/oder maschinelle
                   den Abteilungen, und ein reeller Vergleich war                   Beatmung
                   nicht mehr möglich.                                            – Leukozytose > 12000/µ  µ l oder
                      Obwohl man durchaus streiten könnte, ob                       Leukopenie < 4000/µ  µ l und/oder
                   nicht auch Plazentalösungen, die z. B. einen                     Linksverschiebung > 10 % im
                   Zug an der Nabelschnur erforderten oder medi-                    Differenzialblutbild
                   kamentös unterstützt werden mussten, als
                   „Plazentalösungsstörungen“ gelten könnten, ha-
                   ben wir uns im Gleichklang mit Deutschland für
                   die obige Definition entschieden. Wichtig ist in
                                                                               Hinweis:
                   diesem Falle wieder besonders, dass alle bei der
                   Datendokumentation das Gleiche verstehen,                   I und II müssen erfüllt sein.
                   nicht so sehr, ob dies die „letzte“ inhaltliche oder
                   sprachliche „Wahrheit“ darstellt.
                                                                          Kommentar:

                   ■    Revisionsbedürftige Wund-                         Dieser für die Erhebung der mütterlichen Mor-
                        heilungsstörung                                   bidität ebenfalls sehr wichtige Begriff wurde
                                                                          bisher verschieden interpretiert. Bei der zu erwar-
                                                                          tenden niedrigen Inzidenz sind jedoch schon
                       • Wundheilungsstörung, die operativ in
                                                                          kleine Zahlenunterschiede bedeutend, umso
                         einem OP behandelt werden musste.                mehr muss auf eine exakte und einheitliche De-
                                                                          finition geachtet werden, um falsche Interpre-
                        Hinweis:                                          tationen und Schlussziehungen zu vermeiden.
                                                                          Es war hier naheliegend und außer Diskussion,
                        Damit ist die Definition unabhängig               die Kriterien der Deutschen Sepsis-Gesellschaft
                        davon, ob eine Narkose notwendig war.             (DSG) zu verwenden [9, 10].                           9
26. Jahrgang, 1/2008

     ■    Verlegung Kind                                LITERATUR:
                                                        1. Martius G. Lehrbuch der Geburtshilfe, 12. Auf-
                                                        lage. Thieme, Stuttgart, 1988.
         • Verlegung des Kindes weg von der
                                                        2. Pschyrembel W, Dudenhausen JW. Praktische
           üblichen Unterbringung der Mutter            Geburtshilfe, 18. Auflage. De Gruyter, Berlin, New
           bzw. des Kindes, unabhängig von              York, 1994.
           der Schwere des Grundes.                     3. Schneider H, Husslein P, Schneider KTM. Die
                                                        Geburtshilfe, 2. Auflage. Springer, Berlin, Heidel-
                                                        berg, New York, 2004.
                                                        4. Kürzel W. Geburt I und II. In: Bender HG,
         Hinweis:                                       Diedrich K, Künzel W (Hrsg). Klinik der Frauen-
         Zum Beispiel sind dies Verlegungen             heilkunde und Geburtshilfe, Band 6 und 7, 4.
                                                        Auflage. Urban & Fischer, München, 2002.
         weg von der Wochenstation, also auch
                                                        5. Strauss A. Geburtshilfliche Basics. Springer, Ber-
         in eine Intermediate-Care-Einheit oder         lin, Heidelberg, 2006.
         auf eine Kinderstation im selben Kran-         6. Cunningham GF, Leveno KJ, Bloom SL, Hauth
         kenhaus.                                       JC, Gilstrap III LC, Wenstrom KD. Williams Obstet-
         Der in Programmen und Erläuterun-              rics, 22nd ed. McGraw-Hill, New York, 2005.
                                                        7. Helmer H, Leon J. Definitionen in der Geburts-
         gen verwendete Begriff „Kinderklinik“          hilfe: Geburtsbeginn. Speculum – Zeitschrift für
         ist für Österreich irreführend, da in          Gynäkologie und Geburtshilfe 2006; 24: 6.
         Deutschland damit alle Kinderabtei-            8. Ausfüllhinweise Geburtshilfe (16/1), Stand 31.
         lungen gemeint sind und nicht wie in           März 2006 (BQS-Spezifikation 9.0 SR3) (http://
         Österreich nur bestimmte Kinderkli-            www.bqs-online.de/boegen-2006/Ausfuellhin-
                                                        weise_16_1.htm) zum Datensatz Geburtshilfe (16/1)
         niken.                                         ab 01.01.2006, BQS Bundesgeschäftsstelle Qualitäts-
                                                        sicherung gGmbH Deutschland.
                                                        9. Konsensuskonferenz – Kriterienkatalog für die
     Kommentar:
                                                        Diagnose der Sepsis. Homepage der Deutschen
     Es bestand Konsens, dass für die Mutter-Kind-      Sepsis-Gesellschaft (http://webanae.med.uni-jena.de/
     Beziehung/Bonding und die Stillerfolge eine        WebObjects/DSGPortal.woa/WebServerResources/
     große räumliche Nähe von Mutter und Kind           sepsis/info_m_2.html).
     mitentscheidend ist. Daher ist eine Unterbrin-     10. Reinhart K, Brunkhorst FM, Bone HG, Gerlach
     gung des Kindes außerhalb des mütterlichen         H, Gründling M, Kreymann G, Kujath P, Marggraf
     Patientenzimmers bzw. der Wochenstation ein        G, Mayer K, Meier-Hellmann A, Peckelsen C,
     wesentlicher potenzieller „Störungsfaktor“. So     Putensen C, Quintel M, Ragaller M, Rossaint R,
                                                        Stüber F, Weiler N, Welte T, Werdan K. Diagnose
     sollten nach Meinung des Beirates alle Verle-
                                                        und Therapie der Sepsis. S-2 Leitlinien der
     gungen der Kinder weg von der Wochenstation,
                                                        Deutschen Sepsis-Gesellschaft e. V. (DSG) und der
     sei es in Intermediate-Care-Einheiten, Kinder-     Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für In-
     abteilungen des eigenen Krankenhauses oder         tensiv- und Notfallmedizin (DIVI) (http://webanae.
     gar von anderen Krankenhäusern, als Verlegun-      med.uni-jena.de/WebObjects/DSGPortal.woa/
     gen gelten und so dokumentiert werden.             WebServerResources/sepsis/dokumente/Guide-
       Es ist inoffiziell bekannt, dass Krankenhäuser   linesZeitschriften_18.01.06_001.pdf).
     Verlegungen auf die Kinderstation des eigenen
     Krankenhauses nicht als Verlegungen angeben.       Korrespondenzadresse:
     Dies führt leider zu falschen Vergleichsdaten.     Institut für Klinische Epidemiologie (IET)
       Wichtig ist auch hier wieder vorrangig die       A-6020 Innsbruck, Anichstraße 35
     Einheitlichkeit der Datenerhebung.                 www.iet.at

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