Yoga-Lehrer (IST-Diplom) - Leseprobe

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Leseprobe
Yoga-Lehrer (IST-Diplom)

Studienheft

Grundlagen des Yoga

Autorin

Annette Bach
Annette Bach ist Sport- und Freizeitpädagogin, Ayurvedatherapeutin sowie Yogalehrerin
und betreibt seit 2004 ein eigenes Studio. Für das IST-Studieninstitut ist sie als Dozentin
und Autorin im Bereich Wellness & Gesundheit tätig.
Auszug aus dem Studienheft          2

                                                 3. Der praktische Weg, die acht Stufen des Yoga

Lernorientierung
Hier beziehen wir uns explizit auf Kapitel 2 der Yoga-Sutra von Patan-
jali, weil die acht Stufen Grundlage aller Yoga-Schulen sind. Es ist das
Kernstück und die Grunderziehung des Yoga-Schülers, die im Unter-
richt vorgelebt wie transportiert werden sollen.

3.1        Die acht Stufen des Yoga
Yoga wird traditionell in acht Stufen oder Glieder, Ashtanga genannt,
unterteilt. Die einzelnen Glieder sind miteinander verbunden und jedes
einzelne umfasst zahlreiche Facetten, die durch das Studium der Schriften
und durch Übung enthüllt werden. Sie führen schrittweise zu den höchs-
ten Bewusstseinsstufen und einem spirituellen Leben. Die Übungen wer-
den immer mehr verinnerlicht (vgl. Kap. „Die acht Stufen des Yoga“).

Die ersten fünf Glieder, Yama, Niyama, Asana, Pranayama und Pratyahara,
werden als Disziplinen (Sadhana) des Yoga bezeichnet. Man sollte ihnen
mit ungemindertem Bemühen und in einem Geist der Losgelöstheit von
den Reizen der Welt nachgehen. Sie bringen Geist und Sinne zur Ruhe
und bereiten den Boden für Dharana, Dhyana und Samadhi, die als die
Errungenschaften des Yoga betrachtet werden.

Die höheren Bewusstseinszustände, die durch Dharana, Dhyana und
Samadhi hervorgerufen werden, führen zu spiritueller Weisheit. Sie brin-
gen auch eine ganze Reihe übernatürlicher Kräfte (Siddhis), die von dem
jeweiligen Meditationsobjekt abhängen. Einige dieser Fähigkeiten, wie
etwa Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit oder Gedankenlesen, bleiben noch im
Rahmen menschlicher Erfahrungen. Andere scheinen außergewöhnlich,
wie etwa die Überwindung von Hunger und Durst oder die Fähigkeit, sich
leicht oder schwer, klein oder groß zu machen.

Die Siddhis sind ein Hinweis darauf, dass sich der Yogi auf dem richtigen
Weg befindet. Doch er bleibt nicht in ihnen verhaftet, da sie nicht sein
höchstes Ziel darstellen. Wenn die Seele frei ist von der Verwobenheit
mit der Natur, kann sie zu ihrem ursprünglichen, reinen Zustand zurück-
kehren. Der Yogi hat die Eindrücke und Begierden, die tief in seinem
Bewusstsein verankert sind, ausgelöscht. Er hat die Kette von Ursache und
Wirkung durchbrochen und steht damit außerhalb der Zeit. Vergangenheit
und Zukunft haben keine Bedeutung mehr für ihn, denn er lebt in der
ewigen Gegenwart.

                                                                         © 03/2011 – IST-Studieninstitut

                                                                                                           39

                                    Leseprobe Yoga-Lehrer (IST-Diplom)
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     3. Der praktische Weg, die acht Stufen des Yoga

                                Er kann zwischen Bewusstsein und Seele unterscheiden. Er erkennt, dass
                                das Bewusstsein mit dem Geist, dem Intellekt und den Sinnen zusammen-
                                wirkt, damit er seine Aufgaben in der Welt erfüllen kann.

                                Die Meditation ist ganz auf das Selbst gerichtet, und der daraus folgenden
                                höchsten religiösen Erfahrung entströmen Tugend und Erleuchtung. Das
                                wahre Selbst enthüllt sich in seiner leuchtenden Reinheit. Dieser uner-
                                schütterliche Zustand wird die letztendliche Befreiung (Kaivalya) genannt.

                                „Wenn die Sonne und der Mond untergegangen sind und das Feuer
                                nicht mehr brennt und die Worte schweigen, welches Licht hat dann der
                                Mensch?“ Er sagt: „Tatsächlich ist die Seele sein Licht, denn mit der Seele
                                als dem Licht verharrt und bewegt sich der Mensch, verrichtet seine Arbeit
                                und kehrt zurück.“ (BRHADARANYAKA UPANISAD, IV. 3.6. – MEHTA
                                2000, S. 171)

                                Nach MEHTA (2001, S. 169–170) gibt es folgende Stufen:

                                3.1.1      Yama

                                Yama umfasst die ethischen Prinzipien von Gewaltlosigkeit (ahimsa),
                                Wahrhaftigkeit (satya), Nichtstehlen (asteya), Enthaltsamkeit (brahmaca-
                                rya) und Aufgabe von Gewinnsucht (aparigraha). Diese Prinzipen rechten
                                Lebens sind universell und bilden die Grundlage für Yoga. Die Essenz von
                                Yama liegt darin, keinem Lebewesen in Gedanken, Worten und Taten
                                etwas zuleide zutun. Die Begriffe können nur annähernd übersetzt werden.
                                Für jeden von ihnen gibt es eine ganze Reihe von Bedeutungen, die sich
                                verändern, je nachdem in welchen Lebensumständen man sich befindet
                                und wie weit man spirituell fortgeschritten ist.

                                3.1.2      Niyama

                                Dies sind persönliche Regeln, die man beachten sollte. Sie bestehen aus
                                Reinheit von Körper und Geist (sauca), Zufriedenheit (santosa), Selbst-
                                sucht (tapas), Studium des Selbst (svadhaya) und Hingabe aller Gedanken
                                und Handlungen an Gott (isvarapranidhana). Niyama bringt Disziplin in
                                das tägliche Leben.

     © 03/2011 – IST-Studieninstitut

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3.1.3      Asana

Dies sind die Yoga-Stellungen. Asanas sollen stabil (sthira) und angenehm
(sukham) sein. Beständiges und langes Üben ist notwendig, um Meister-
schaft und Perfektion zu erlangen. Körper und Geist bewegen sich im
Einklang und gehen ganz im Unendlichen auf. Alle Dualitäten des Geistes
verschwinden. Patanjali erwähnt keine Asanas mit Namen, sondern setzt
deren Kenntnis stillschweigend voraus. Einige der Stellungen werden in
den verschiedenen Kommentaren zu seinem Werk und in anderen Yoga-
Texten vorgestellt. Es wird überliefert, dass es 840 000 Asanas gibt, entspre-
chend dem vollen Potenzial an Bewegungen, zu denen der Mensch fähig
ist. In Indien starb die systematische und korrekte Praxis der Asanas nach
Patanjali aus. In den vergangenen Jahren hat B.K.S. Iyengar daran gearbei-
tet, die Vielfalt und Tiefe der Asanas wieder bekanntzumachen.

3.1.4      Pranayama

Pranayama ist die Kunst des Atmens im Yoga. Sie besteht aus der Regu-
lierung und Verfeinerung von Einatmung, Ausatmung und Anhalten des
Atems. Lernt man, den Lebensatem zu kontrollieren und zu kanalisieren,
gelangt man zu einer introspektiven Betrachtungsweise, die das Tor zu
spirituellem Wissen öffnet. Die Übung von Pranayama sollte erst dann
begonnen werden, wenn man eine gewisse Fertigkeit in den Asanas gewon-
nen hat. Der Atem setzt sich aus der grobstofflichen Luft und dem Prana
zusammen, der alles durchdringenden Lebenskraft im Universum. Der
Prana ist die Verbindung zwischen dem menschlichen Organismus und
dem Kosmos. Prana ist Energie und in allen traditionellen Yoga-Schriften
wird ernsthaft davor gewarnt, das Üben von Pranayama ohne Anleitung
oder ohne ausreichende Vorbereitung zu beginnen.

3.1.5      Pratyahara

Pratyahara ist das Zurückziehen der Sinne von der äußeren Welt in das
innere Selbst. Äußere Störungen und Ablenkungen gelangen nicht mehr
über die Schwelle der inneren Welt.

3.1.6      Dharana

Dharana ist die ununterbrochene Konzentration, bei der der Geist bestän-
dig auf einen bestimmten Punkt oder Gegenstand gerichtet ist. Um diese
Fähigkeit zu erlangen, bedarf es beharrlicher Übung.

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     3. Der praktische Weg, die acht Stufen des Yoga

                                3.1.7           Dhyana

                                Dhyana ist Meditation. Die Konzentrationsdauer wird erhöht, sodass sich
                                der Geist vollkommen in den Gegenstand der Konzentration vertieft und
                                unentwegt darüber kontempliert. Subjekt und Objekt kommen einander
                                sehr nahe.

                                3.1.8           Samadhi

                                Dies ist der transzendente Zustand jenseits der Meditation, bei dem alle
                                psychologischen Vorgänge aufhören, da das Bewusstsein vollkommen in
                                der Seele aufgeht. Es ist ein Zustand von Wahrheit und Seligkeit.

                                Jede Yoga-Praxis findet ihren Höhepunkt in Samadhi, doch wird dieser
                                Erfahrungszustand nur selten erreicht. Es gibt verschiedene Ebenen von
                                Samadhi, die entsprechend der spirituellen Entwicklung immer subtiler
                                werden. Der Gipfel wird als „samenloser Samadhi“ beschrieben, bei dem
                                keine Eindrücke von Handlungen und Wünschen im Geist mehr vorhan-
                                den sind. Dies wird auch kaivalya oder die Absonderung von der Seele
                                von der Materie genannt. Der Yogi hat seine Reise zurück zu Quelle und
                                Substanz der Schöpfung vollendet und ist befreit.

                                Die ersten fünf Glieder, Yama, Niyama, Asana, Pranayama und
                                Pratyahara, werden als Disziplinen (Sadhana) des Yoga bezeich-
                                net. Man sollte ihnen mit ungemindertem Bemühen und in einem Geist
                                der Losgelöstheit von den Reizen der Welt nachgehen.

                                Sie bringen Geist und Sinne zur Ruhe und bereiten den Boden für Dhara-
                                na, Dhyana und Samdhi, die als die Errungenschaften des Yoga betrachtet
                                werden. Die höheren Bewusstseinszustände, die durch Dharana,
                                Dhyana und Samdhi (Samyama = Zusammenhalt) hervorgeru-
                                fen werden, führen zu spiritueller Weisheit.

                                Sie bringen auch eine ganze Reihe übernatürlicher Kräfte (Siddhis*), die von
                                dem jeweiligen Meditationsobjekt abhängen. Einige dieser Fähigkeiten,
                                wie etwa Hellsichtigkeit, Hellhörigkeit oder Gedankenlesen, bleiben noch
                                im Rahmen menschlicher Erfahrung. Andere scheinen außergewöhnlich,
                                wie etwa die Überwindung von Hunger und Durst oder die Fähigkeit, sich
                                leicht oder schwer, klein oder groß zu machen.

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                                       Siddhis: Vollkommenheit, perfekte Leistung. Spirituelle Vollkommenheit, d. h. die makellose
                                       Übereinstimmung mit der höchsten Realität, das Leben aus dem befreiten Zustand (moksha).
                                       Paranormale Kräfte, speziell die acht großen Fähigkeiten, die sich aus vollkommener Meister-
                                       schaft ergeben. (FEUERSTEIN 2008, S. 661).

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Die Siddhis sind ein Hinweis darauf, dass sich der Yogi auf dem richtigen
Weg befindet. Doch er bleibt nicht in ihnen verhaftet, da sie nicht sein
höchstes Ziel darstellen. Wenn die Seele frei ist von der Verwobenheit
mit der Natur, kann sie zu ihrem ursprünglichen, reinen Zustand zurück-
kehren. Der Yoga hat die Eindrücke und Begierenden, die tief in seinem
Bewusstsein verankert sind, ausgelöscht.

Er hat die Kette von Ursache und Wirkung durchbrochen und steht deshalb
außerhalb der Zeit. Vergangenheit und Zukunft haben keine Bedeutung
mehr für ihn, denn er lebt in der ewigen Gegenwart. Er kann zwischen
Bewusstsein und Seele unterscheiden. Er erkennt, dass das Bewusstsein mit
dem Geist, dem Intellekt und den Sinnen zusammenwirkt, damit er seine
Aufgaben in der Welt erfüllen kann.

Die Meditation ist ganz auf das Selbst ausgerichtet, und der daraus fol-
genden höchsten religiösen Erfahrung entströmen Tugend und Erleuch-
tung. Das wahre Selbst enthüllt sich in seiner letzten Reinheit. Dieser
unerschütterliche Zustand wird die letzte Befreiung (kaivalya) genannt.

                                                                         © 03/2011 – IST-Studieninstitut

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     3. Der praktische Weg, die acht Stufen des Yoga

                                Lernkontrollfragen zu Kapitel 3
                                                                                        ?
                                Aufgabe 20:
                                Nennen Sie die ersten zwei Stufen.

                                Aufgabe 21:
                                Nennen Sie die zwei Kernstufen für den Unterricht.

                                Aufgabe 22:
                                Nennen Sie die letzten Stufen, die nach innen wirken.

                                Aufgabe 23:
                                Was bedeutet Samyama?

                                Aufgabe 24:
                                Was bedeutet Siddhis?

                                Aufgabe 25:
                                Was bedeutet moksha?

                                Aufgabe 26:
                                Was bedeutet kaivalya?

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Studienheft

Atemschule im Yoga:
Pranayama

Autorin

Annette Bach
Auszug aus dem Studienheft   9

     4. Die Theorie des Prana und Pranayama

                                4.        Die Theorie des Prana und Pranayama
Kapitel 4                       4.1         Was ist eigentlich Prana?

                                4.2         Allgemeine Bemerkungen zum Üben von
                                            Pranayama

                                4.4         Das Konzept der Vayus

                                4.5         Das Konzept der Gunas

                                4.6         Das Konzept der Bandhas

                                4.7         Finger-Mudras im Pranayama

                                4.8         Einiges zu den Rhythmen

                                4.9         Die Atemmechanik und Pranayama

                                4.10        Die acht klassischen Pranayamas (Kumbhakas)
                                            der Hatha-Pradipika
                                4.10.1      Surya Bhedana (HYP II, 48–50)
                                4.10.2      Ujjayi (HYP II, 51–53)
                                4.10.3      Sitkarin (HYP II, 54–56)
                                4.10.4      Sitali (HYP II, 57–58)
                                4.10.5      Bhastrika (HYP 11, 59–67)
                                4.10.6      Bhramarin (HYP II, 68)
                                4.10.7      Murccha (HYP II, 69)
                                4.10.8      Plavini (HYP II, 70)
                                4.10.9      Kevala (HYP II, 72–76)
                                4.10.10 Zur Pädagogik der Pranayamas

                                4.11        Übungen zur Vorbereitung von Pranayama

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                                                        4. Die Theorie des Prana und Pranayama

Lernorientierung
Nach der Bearbeitung des Kapitels erhalten Sie

 eine ausgiebige Anleitung und Übersicht mitsamt Übungen über
  Pranayama sowie verschiedene Vergleiche von unterschiedlichen
  Lehrern zu den vielfältigern Atemtechniken im Yoga. Dieses Kapitel
  ist der große Leitfaden der führenden Yoga-Schulen in Deutschland
  und wurde von der erfahrenen Lehrerin Anna TRÖKES aufgearbeitet
  und geschrieben.

Einleitung zu Pranayama von Anna TRÖKES

„Wenn man die Atemenergie außen oder innen anhält, dann erscheint              Einleitung
am Ende ein Zustand, der Ruhe genannt wird, und durch die Energie des
Friedens offenbart sich der göttliche Frieden.“ ViJnana Bhairava Tantra,
Vers 27 (nach der Übersetzung von Bettina BAUMER)

Dieser Teil entstand ursprünglich auf der Grundlage einer vierwöchigen
Weiterbildung, die Jutta PINTER-NEISE und ich im Mai 1993 bei Boris
TATZKY in Aix-en-Provence gemacht haben. Einziges Thema der täglichen
Stunden war Pranayama. Wir hatten beide im Rahmen unserer Weiterbil-
dung in der „Academie de Yoga de l‘Energie“ von 1986 bis 1989 in Evry
bei Paris und in dem Pranayama-Seminar im Kontaktstudium des BDY
1991 bereits die Methodik und Didaktik des Unterrichts von Boris TATZKY
kennen und schätzen gelernt. Das ließ uns unsere eigenen Erfahrungen
während der Ausbildung vergessen, die von dem Eindruck geprägt waren,
dass es scheinbar unmöglich ist, die vielschichtigen und schwierigen Pra-
nayamas, die uns durch die Quellentexte überliefert sind, im Rahmen so
einer Ausbildung zu lehren bzw. zu unterrichten.

In den folgenden Jahren machte ich mir viele Überlegungen bezüglich der
Methodik und Didaktik des Ausbildungsfachs Pranayama, was dazu führte,
dass ich aus allen Quellen schöpfte, die nur brauchbare Anregungen lie-
ferten.

                                                                         © 08/2011 – IST-Studieninstitut

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     4. Die Theorie des Prana und Pranayama

                                Hinsichtlich der Vorbereitung ist da vor allem die Arbeit mit Bewegungs-
                                abläufen zu nennen, wie man sie sowohl im Vini-Yoga als auch im Yoga
                                der Energie findet. Sehr sinnvoll erschien mir außerdem die Einbeziehung
                                einiger Aspekte aus der Spiraldynamik zur Verbesserung des Sitzens und
                                der gesamten Körperhaltung während des Übens. Neu dazu kam eine
                                intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Atemtypen. Eine weitere
                                Quelle der Anregung bleiben die typischen Visualisationen (Sonne/Mond)
                                und Energielenkungen des Yoga zur Verdeutlichung der in der Hatha-
                                Pradipika angegebenen Wirkungen.

                                Anna TRÖKES Pranayama-Lehrer TATZKY hat in Indien bei Dhirendra
                                BRAHMACHARI (New Delhi), T. K. V. DESIKACHAR (Madras), bei Pattabhi
                                JOIS und einigen tibetischen Meistern gelernt, ist aber bezüglich Prana-
                                yama vor allem von dem Tantriker BRAHMACHARI geprägt. Dieser war
                                jahrelang der geehrte Lehrer von Indira GANDHI und wurde auserwählt,
                                die ersten Kosmonautenteams der damaligen UdSSR zu trainieren. Auf ihn
                                geht die Lesart der Pranayamas, Sitkarin, Bhastrika, Bhramarin teilweise
                                von Murccha und Plavini zurück. Sie scheint auf den ersten Blick vielleicht
                                ungewöhnlich und speziell, erweist sich aber als sehr praktikabel und
                                logisch, vor allem, wenn man die ganze Reihe der Pranayamas hinterei-
                                nander übt. Dann erschließt sich erst ihr innerer Zusammenhang und der
                                Aufbau der ganzen Reihe, wie sie in der Hatha-Pradipika beschrieben ist.

                                Hinsichtlich der Konzepte von Prana und Pranayama stütze ich mich vor
                                allem auf Informationen, die ich auf Seminaren von Uwe BRÄUTIGAM
                                und in langen Diskussionen mit ihm gewinnen konnte. Die Textausgaben
                                des Basistextes Hatha-Yoga-Pradipika, auf den ich mich immer wieder bezi-
                                ehe, sind die von Tara MICHAEL (Sorbonne/Paris) und DIGAMBARJI und
                                KOKARJE (Kaivalyadhama-lnstitut/Lonlavla). Die deutsche Übersetzung
                                wird zurzeit noch von Uwe BRÄUTIGAM überarbeitet und steht deshalb
                                noch nicht zur Verfügung.

                                Anna TRÖKES hat seit dem ersten Erscheinen dieses Studienheftes sechs
                                Gruppen in ein- bis zweijährigen Ausbildungs- und Weiterbildungsgrup-
                                pen in Pranayama unterrichtet. Das hat dazu geführt, dass aufgrund ihrer
                                Erfahrungen mit dem Stoff und aufgrund der Rückmeldung der Teilnehmer
                                ihr methodisch-didaktisches Vorgehen mehrfacher Veränderung bedurfte,
                                die sich in der Überarbeitung in diesem Kapitel niedergeschlagen hat.

                                Dieses Pranayama-Kapitel spiegelt eine Möglichkeit der Annäherung an
                                Pranayama wider. Es ist nicht die einzige Möglichkeit, dieses Thema anzu-
                                gehen und in die Praxis umzusetzen, sondern eine unter mehreren gül-
                                tigen. Sie ist gedacht als Unterrichtsunterlage und Anregung für Seminare
                                in der Yoga-Lehrausbildung und zur Wiederholung und Vertiefung des
                                Stoffes für die Studenten.

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4.1          Was ist eigentlich Prana?
Der Sanskritbegriff „Prana“ (m.) kann wörtlich mit „Leben“ übersetzt wer-
den (vgl. FEUERSTEIN 1998). Vor allem aber sammeln sich unter diesem
Namen eine Fülle von älteren und neueren, teilweise recht unterschied-
lichen Konzepten und Theorien, die sich damit beschäftigen, was eigent-
lich die Kraft ist, die etwas Lebendiges von etwas Totem unterscheidet.
Sie existieren seit Tausenden von Jahren. Da sie aus der Beobachtung
und Erfahrung entwickelt wurden, sind sie immer wieder der erweiterten
Erkenntnis angepasst und differenziert worden.

Allgemein lässt sich sagen, dass Prana-Konzepte untersuchen, wie sich diese
Kraft im Menschen erfahren lässt sowie ob und wie man sie beeinflussen,
mehren und lenken kann. Die Kraft wird häufig mit dem Begriff „Lebens-
energie“ oder „Bioenergie“ bezeichnet. Auch findet man die Bezeichnung
„kosmische Energie“, die darauf hinweist, dass damit der „göttliche Funke“
gemeint ist, der allem Manifestierten innewohnt. Die erste Erwähnung des
Begriffs Prana findet sich im Rig-Veda (ca. 1 200 v. Chr.) und er bezeichnet
hier den Atem, den Hauch (vgl. BRÄUTIGAM 1993). Im Atharva-Veda (ca.
1 000 v. Chr.) wird Prana mit dem Urgrund, mit Brahman, gleichgesetzt
und gibt damit der vorherrschenden Einheitsidee Ausdruck. Es finden
sich aber auch Hinweise auf die Vayus Prana, Apana, als Aspekte der einen
Lebensenergie. Bereits ausführlich diskutiert wird das Wesen von Prana in
den Upanishaden, besonders in der Chandogya-Upanishad (4.3 und 5.1)
und der Kauitaki-Upanishad (2.1–5, 2.12–14, 3.2 f. und 4).1

Im Tantrismus (ab 500 n. Chr.) repräsentiert Prana den Shakti-Aspekt, also
die Urkraft oder Energie, mittels der das reine Bewusstsein (Shiva) sich zu
manifestieren vermag. Damit ist Prana Energie, die sich in unterschied-
licher Form verdichtet und in allen Elementen vom Feinen zum Groben
enthalten ist:

Im Göttlichen, im Mentalen (= Manas, d. h. alles das, was wir mit Geist
und Gefühl umschreiben), im Atem, im Körper, in den Tieren, Pflanzen
und Mineralien und sogar noch in jeder Plastiktüte.

Sie ist die Urkraft, die „Vibrationskraft“ (Spanda), die dadurch, dass sie sich
immer weiter verdichtet, die manifestierte Welt hervorbringt.

1
    Eine sehr gute Zusammenfassung findet sich in MEHLIG, J. (Hrsg.): Die Weisheit des alten
    Indiens. Bd. 1, C.H. Beck Verlag, 1987, S. 239–256 unter dem Stichwort Prana.

                                                                                         © 08/2011 – IST-Studieninstitut

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     4. Die Theorie des Prana und Pranayama

                                Im 20. Jahrhundert schreibt AUROBINDO: „Die Vitalitat (das Prinzip,
                                dem die alten indischen Denker den Namen Vayu oder Prana gaben) ist
                                der Lebens-Stoff, der substanzielle Wille und die Energie im Kosmos, die
                                sich in determinierter Form, Aktion und bewusster Dynamik des Wesens
                                auswirkt.“

                                Prana ist das, „was ununterbrochen überall ist“ (vgl. DESIKACHAR 1991),
                                „die Nabe im Lebensrad“ (Prasna-Upanishad), es ist die alles durchdrin-
                                gende geistige Kraft.

                                „Im Yoga-Sutra wird der Prana entsprechend dem Dualismus der Samkhya-
                                Philosophie bereits zweifach gesehen: Als statische Energie ist er immer
                                während vorhanden, als dynamische Energie durchdringt er die Materie,
                                ist die Grundlage allen Lebens.“ (DISTELBARTH 1985)

                                In letzter Zeit wird Prana außerdem vermehrt im Zusammenhang mit
                                dem physikalischen Energiebegriff gesehen, der in den vergangenen Jahr-
                                zehnten ja eine ungeahnte Ausdehnung erfahren hat (vgl. dazu CAPRA
                                1984, 1986). Oft meint der Begriff „Prana“ in der Yoga-Literatur oder im
                                Unterrichtsgebrauch aber auch einfach nur Atem.

                                Alle diese Definitionsversuche lassen ahnen, dass Prana etwas ist, was sich
                                nur erfahren lässt und wohl am besten über seinen Zustand (fließend, blo-
                                ckiert, zerstreut, zentriert usw.) beschrieben werden kann.

                                Die wesentliche Funktion, über die der Mensch Prana erfahren und beein-
                                flussen kann, ist seine Atmung. Außerdem kann er über Bewegung, über
                                die Nahrung und seine mentalen und spirituellen Aktivitäten auf seine
                                Lebensenergie Einfluss nehmen.

                                Die Techniken des Pranayama nehmen ebenso wie die der Mudras Einfluss
                                auf die Urkraft. Sie soll wieder zu ihrem Ursprung (shiva) zurückgeführt
                                werden, um die Konditioniertheit und Bedingtheit der Schöpfung zu über-
                                winden und erneut die ganze Potenzialität der Schöpfung zur Verfügung
                                zu haben.

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Begriffsdefinition Pranayama

Pranayama ist ein Kompositum aus Prana und Ayama.                              Definition

Ayama heißt strecken, ausdehnen, ausweiten, aber auch Regelung und
Zügelung. BLITZ definiert es als das „Nicht-Zerstreuen“ (vgl. BLITZ 1988),
TATZKY als das „freie Fließen“. IYENGAR spricht von „rhythmischer Kon-
trolle (ayama) des Atems“. BAUMER/DESHPANDE definieren es als „Kon-
trolle der Atemtätigkeit durch Rhythmisierung und Verlangsamung“ (vgl.
KARL 1997). Im YogayAjnavalkya heißt es: „Pranayama ist das Zusammen-
treffen von Prana und Apana“ (VI, 2.) (vgl. DESIKACHAR 2000) Es geht
also darum, den Atem und damit die Lebensenergie auszudehnen, zum
freien Fließen zu bringen und sie mittels spezieller Techniken, z. B. der
Rhythmisierung, zu regeln, damit sie sich nicht zerstreut. In Verbindung
mit Mudra und Bandha soll mittels Pranayama die Kundalini geweckt und
Prana zum Aufsteigen veranlasst werden.

Als Methode steht an erster Stelle die Arbeit mit dem Atem.
Der intelligente, dem individuellen Zustand des Übenden entsprechende
Gebrauch von Pranayama soll eine Harmonisierung der Energie und damit
des ganzen Menschen auf allen Ebenen bewirken.

                                                                         © 08/2011 – IST-Studieninstitut

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     4. Die Theorie des Prana und Pranayama

                                4.2        Allgemeine Bemerkungen zum Üben
                                           von Pranayama
                                Nach PATANJALI wirkt Pranayama auf den Zustand unseres Atems ein, und
                                zwar unseres bewussten Atems (II, 49/50). Pranayama ist immer bewusstes,
                                willkürliches Atmen, denn wenn der Wille und die Achtsamkeit fehlen
                                (oder auch nur nachlassen), stellt sich sofort wieder der spontane Atem
                                ein. Üben wir Pranayama, so sind wir mit unserem Atem. Allerdings ver-
                                bleiben wir zu ihm in einer psychischen Distanz, also im Zustand des
                                Zeugen, des Beobachters. Wir üben uns in „passiver Konzentration“ (vgl.
                                EBERT 1986, S. 82), um dem Atem bei aller Beeinflussung genügend Spiel-
                                raum zu lassen, sich wieder zu regulieren, was zu einer Reihe von Anpas-
                                sungsprozessen der Atemregelung führt. Vorbedingung für Pranayama
                                sind vor allem die Körperbeherrschung und Körpererfahrung, die durch
                                das Üben von Asanas und Karanas erlernt werden können (weitere Aus-
                         QV     führungen dazu im Kapitel „Zur Pädagogik der Pranayamas“).

                                Pranayama besteht aus vier Phasen:

                                 dem Ausatmen = Recaka (in der Folge AA),
                                 dem Einatmen =Puraka (EA)
                                 und den Pausen in der Atemleere (IL) und in der Atemfülle (vl).

                                Man kann auf diese vier Phasen einwirken, indem man:

                                 die Kehle verengt (z. B. bei Ujjayi) oder die Nasenlöcher verengt und/
                                  oder schließt (= Desa, das ist der Ort des Einwirkens und der Konzen-
                                  tration),
                                 den Einatem und/oder Ausatem verlängert (= Kala, das sind die Zeitver-
                                  hältnisse) und/oder
                                 dieses Einwirken mehr oder weniger oft wiederholt (= Sakhya, d. h. die
                                  Wiederholung und damit die tatsächliche Übungsdauer).

                                Ziel der Konzepte von Pranayama ist:

                                 im Hatha-Yoga das Erwecken der Kundalini und das Aufsteigen von
                                  Prana in der Susumna-Nadi;
                                 generell im Yoga der Zustand, der mit citta vr(i)tti nirodha beschrieben
                                  wird, also das StilIwerden aller Aktivitäten des Geistes (besser des Men-
                                  talen). Es heißt bei PATANJALI, dass erst bei völliger Stilllegung aller
                                  Mentalen Aktivitäten, der Mensch in der Lage sei, das wahre Wesen der
                                  Erscheinungen zu erkennen, da seine Wahrnehmung dann nicht mehr
                                  durch die ständige Flut der Sinneseindrücke und die Prägungen des Ego

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                                                          4. Die Theorie des Prana und Pranayama

  getrübt ist. Aus dieser Inaktivität der vr(i)ttis resultiert Samadhi, ein
  Zustand, in dem das mentale Bewusstsein ganz mit dem verschmilzt,
  worauf es sich konzentriert hat und so zu einem inneren (immanenten)
  Verständnis dieses wie auch immer gearteten Konzentrationsobjektes
  gelangt.

Um zu diesem Ziel zu gelangen, müssen wir uns zuerst von etwas
befreien:

 von Svasa Prasvasa, also der Unregelmäßigkeit, Rauheit und eventu-
  ell sogar Gestörtheit des Atems. Ein solcher Atem ist Ausdruck für die
  Bewegtheit der Aktivitäten des Mentalen. Der Atem soll jedoch in einen
  Zustand kommen, der mit den Begriffen dirgha, d. h. lang und regel-
  mäßig, und suksmah, d. h. fein, gekennzeichnet ist (Pat. Y. S. II,50).
  Dirghasuksmah beschreiben die Qualität des Atems, die benötigt wird,
  um mit Pranayama beginnen zu können.
 Von Mala (wörtl. Schlacke), das sind sowohl physische wie auch psy-
  chische Verunreinigungen. Pranayama in Verbindung mit den Mudras
  dient also dazu, uns zu reinigen.(s. Sodhana, Suddhi).
 Von Avidya, dem Nichtwissen, das uns von der Erfahrung der Lebens-
  energie (Prana) in uns trennt. Es trennt uns davon, dass wir den „gött-
  lichen Funken“ in uns erkennen und uns ganz mit dieser Energie
  verbinden. Erfahrbar wird die Energie mithilfe der Ausführung spezi-
  eller Asanas und Karanas (z. B. SuryaNamaskar, den Sonnengruß) und
  im Nachspüren durch die kontemplative Wahrnehmung ihrer Schwin-
  gung (Vibration = Spanda) im Inneren des Körpers.

Es gilt aber nicht nur, etwas loszuwerden, was man zu viel hat, sondern
auch das zu gewinnen, was man zu wenig hat.

Die meisten Menschen unserer Kultur haben bedingt durch unsere Lebens-
weise (Sitzkultur, Bewegungsmangel, Fehlernährung, Stress, etc.) ein Defi-
zit an Muskelkraft, Atemkraft und Konzentrationsfähigkeit.

Der Hatha-Yoga legt – der Grundbedeutung des Wortes hatha (= gewalt-            Hatha-Yoga
same Anstrengung) entsprechend – den Akzent im Allgemeinen deutlich
auf die Entwicklung innerer Kraft, so wie es in vielen Traditionen (lyengar,
Ashtanga, Sivananda etc.) deutlich wird. Durch das Üben kraftvoller Asa-
nas gewinnt der Körper Struktur, Ausrichtung und Stärke. Aus dieser Stärke
heraus kann er entspannt in seiner Spannkraft ruhen.

Die Pranayamas dienen im Hatha-Yoga auf einer physischen Ebene auch
dazu, Energie anzusammeln. Aus diesem Grund wird in vielen traditio-
nellen Hatha-Schulen angestrebt, dass die Schüler eine Einatmung von
90–95 % der Einatemkapazität erreichen, um dann möglichst lange in der
Atemfülle (Antara-Kumbhaka) zu verharren, was als ein Speichern von

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     4. Die Theorie des Prana und Pranayama

                                Prana angesehen wird. Es heißt, dass wenn die Kundalini erwacht und
                                Prana im zentralen Kanal aufsteigt, also das Bewusstsein sich zu entfalten
                                beginnt, man vermehrt Energie und innere Kraft benötigt. Entfaltet es
                                sich nämlich in einem schwachen Körper, kann dieser mit Krankheit oder
                                anderen starken Irritationen des Wohlbefindens reagieren. Die Hatha-
                                Yogins glauben, dass ein Mensch, der sich nur im Loslassen und Entspan-
                                nen übt und in Körper und Geist eher träge ist, Samadhi nicht erreichen
                                kann, denn er hat nicht genügend Spannkraft. Es wird davon ausgegangen,
                                dass ein solcher Mensch nicht in der Lage wäre, den „Weg des Helden“ zu
                                gehen, d. h. mit all seinen inneren Widerständen eben auch der Trägheit
                                und Bequemlichkeit fertig zu werden und alle Hindernisse (Antarayas) zu
                                überwinden, die ihm auf seinem Weg begegnen.

                                Gefordert ist wahre Stärke, also nicht Stärke in Verbindung mit Anstren-
                                gung, sondern mit der Fähigkeit, innerlich ganz entspannt zu bleiben.

                                Vom Grobstofflichen zum Feinstofflichen

                                Ein weiteres wesentliches spirituelles Ziel des Hatha-Yoga ist die Anre-
                                gung, Bündelung und Fokussierung der Prana-Kraft. Alle Techniken dieses
                                Yoga-Weges zielen darauf ab, die Energie zu lenken und sie zum Aufstieg
                                über die c(H??)akras anzuregen (vgl. BRÄUTIGAM 1991). Tritt Prana bei
                                seinem Aufstieg verstärkt in den Bereich eines Chakras ein, so beginnt
                                es dieses über die normale Funktion hinaus zu beleben. Chakras können
                                einerseits (auf einer horizontalen Ebene gewissermaßen) als energetische
                                Knotenpunkte beschrieben werden, in denen die verschiedenen Aspekte
                                des Menschen wie Körper, Geist, Seele usw. aufeinander treffen und mit-
                                einander kommunizieren. Andererseits (auf einer vertikalen Ebene gewis-
                                sermaßen) stellen sie Bewusstseinsebenen dar, die aufeinander aufbauen
                                und sich gegenseitig bedingen bzw. ergänzen.

                                Die Entfaltung all dieser Bewusstseinsstufen vom Grobstofflichen zum
                                Feinstofflichen entwickelt das gesamte Potenzial des Menschen, sodass er
                                gleichermaßen gut in seinem Alltag geerdet ist, tatkräftig am Leben teil
                                hat, seine Gefühle zulassen kann, seine Intelligenz und Intuition stärkt und
                                schließlich sich selbst als eingebettet in den großen kosmischen Zusam-
                                menhang erfährt.

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