Manuskript ZÜNDFUNK Generator - Titel: Bayerischer Rundfunk
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Manuskript ZÜNDFUNK Generator Titel: Das Ende vom Schweigen der Lämmer: Was hat sich nach einem halben Jahr #metoo in Kultur und Medien verändert? Autorin: Barbara Streidl Sendedatum: 15.04.2018 Sendezeit: 22.05 – 23.00 Uhr Redaktion: ZÜNDFUNK / Julia Fritzsche Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
MUSIK Katy Perry, The one and only drüber ZSP 01 Oscar an Frances McDormand (Jodie Foster): “And the Oscar goes to:” (Jennifer Lawrence): “Frances McDormand, ‘Three Billboards outside Ebbing, Missouri’”! (Applaus) (Frances McDormand): “So, I’m hyperventilating a little bit, if I fall up, help me because I’ve got some things to say.” ERZ Dolby Theatre in Los Angeles. Frances McDormand betritt die Bühne. Sie erhält einen Oscar für ihre Hauptrolle in „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“. Sie dankt dem Regisseur, allen Anwesenden und im Besonderen ihrer Familie, ihrem „Clan“, wie sie sagt. Dann bittet sie alle Frauen, die 2018 für einen Oscar nominiert wurden, aufzustehen: Die Filmemacherinnen, die Produzentinnen, die Drehbuchautorinnen, die Komponistinnen, die Bühnenbildnerinnen – alle erheben sie sich von ihren rot gepolsterten Stühlen. ZSP 02 Oscarrede von Frances McDormand Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
(Applaus) (Frances McDormand): “Okay, look around everybody, look around: Because we all have stories to tell and projects we need financed. Don’t talk to us at the parties tonight, invite is to your offices in a couple of days, or you can come to ours, which ever suits you best, and we will tell you about them.” ERZ Alle für einen Oscar nominierten Frauen möchten Geschichten erzählen, planen Projekte, die finanziert werden müssen. Sprecht uns an, sagt Frances McDormand – und zum Schluss hat sie noch eine Idee: ZSP 03 (Frances McDormand): “I have two words to leave with you tonight, ladies and gentlemen: ‘Inclusion rider’.” (Applaus) ICH An der Stelle habe ich mich gewundert, Anfang März 2018, als ich die Oscarnacht mitverfolgte: Was bitte ist ein „inclusion rider“? ZSP 04 Jeff Vespa inclusion rider Inclusion rider – a rider is a attachment essentially to a contract. That rider can say in your contract ‚I will not work on this movie, I will not work for you as a company in less you agree to certain stipulations. Such as the crew of this Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
movie needs to be fifty percent women. Or such as the male lead and the female lead must be paid the same. Overvoice Ein „inclusion rider“ ist ein Zusatz zu einem Vertrag. Damit können Bedingungen ausgehandelt werden, zu denen jemand für einen Film arbeitet, etwa „die Filmcrew muss zu 50 Prozent aus Frauen bestehen“ oder „die männliche und die weibliche Hauptrolle müssen dasselbe verdienen“. ERZ Jeff Vespa kennt sich aus in Hollywood, er ist Ende 40 und ein sehr bekannter Fotograf aus Los Angeles: Er fotografiert seit vielen Jahren die Stars, Jake Gyllenhaal, Chloe Sevigny, Robert Pattinson, Kheira Knightley, Robert de Niro. Gelegentlich produziert er auch Filme. Für Jeff Vespa war Frances McDormands Erwähnung des „inclusion rider“ der wahre „#metoo- Moment“ bei den Oscarverleihungen 2018: Für ihn hat sie damit einen Weg aufgezeigt, Strukturen zu verändern. ZSP 05 Jeff Vespa biggest thing Because that quite frankly could be something that would change the industry a lot quicker than anybody could imagine. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Overvoice Denn das würde die Industrie schneller ändern, als wir uns vorstellen können. MUSIK Little Axe, When I rise drüber ICH In der #metoo-Bewegung geht es zum Einen um konkrete Gewalterfahrungen, also darum, wer wen wann belästigt hat. Es geht aber auch um die dahinterliegenden Strukturen, die die Belästigungen zulassen, in vielen Fällen folgenlos. Es geht um ein System, das es etwa einem mächtigen Filmemacher ermöglicht haben soll, über Jahre hinweg Schauspielerinnen mit sexualisierter Gewalt zu begegnen, ohne dafür belangt zu werden. Mehr Frauen, als ich Finger habe, werfen Harvey Weinstein vor, sie in seiner rund 30-jährigen Zeit als Produzent angegriffen zu haben. Er hätte versprochen, die Frauen zu Stars zu machen, wenn sie sich fügen. Wenn nicht, hätte er trotzdem nach ihnen gegriffen und hinterher Schweigegeld gezahlt. Geschwiegen haben die meisten – bis Oktober 2017. Musik Joan Baez, Another world drüber Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ZSP 06 SPRm Titel Das Ende vom Schweigen der Lämmer: Was hat sich nach einem halben Jahr #metoo in Kultur und Medien verändert? Sendung von Barbara Streidl ERZ Seit Februar 2018 prüfen US-Staatsanwaltschaften Anklagevorwürfe gegen Harvey Weinstein. Auch gegen sein Unternehmen, die Weinstein Company, ermitteln sie, wegen Verletzung der Bürgerrechte, Menschenrechte und des Arbeitsrechts. ICH Dass Weinstein zahlreiche Frauen belästigt und angegriffen haben soll, wussten anscheinend viele in Hollywood – sie haben das auf jeden Fall in den letzten Monaten eingeräumt: Schauspielerinnen, Regisseure, Geldgeber, Leute aus den Filmcrews. Und auch Jeff Vespa aus Los Angeles: Jahre nachdem er Rose McGowan im roten Kleid neben Weinstein fotografierte, erfuhr er, dass die beiden sich außergerichtlich geeinigt hatten: McGowan hatte Weinstein 1997 der Vergewaltigung bezichtigt. Sie war es, die zwanzig Jahre später, vor rund sechs Monaten, im Oktober 2017, eine Lawine lostrat, als sie auf Twitter ihr Schweigen brach. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ZSP 07 Jeff Vespa Rose’s story I, I knew. I have been kind of around for a very long time, and when this all comes out to see the picture rerun for many times, that I shot of Rose and Harvey together, I didn’t have a good feeling about that. Overvoice Ich wusste es, ich bin ja schon lange dabei. Und als alles rauskam und dieses Foto, das ich von Rose und Harvey gemacht hatte, überall zu sehen war, fühlte ich mich nicht sehr gut. ERZ Das Foto von Rose McGowan und Harvey Weinstein, sie im roten, schulterfreien Kleid, er daneben, im dunklen Anzug ohne Schlips, entstand vor rund zehn Jahren, bei der Premiere des Films „Grindhouse“. McGowan, die die Hauptrolle spielte, und Weinstein, der Produzent, stehen nebeneinander: Ein typisches Bild von einer Filmpremiere. MUSIK Little Axe, London Blues Dub drüber ICH Dieses Bild erzählt eine Geschichte: Dass McGowan überhaupt in einer Weinstein-Produktion eine Hauptrolle bekam, nachdem sie Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ihn der Vergewaltigung beschuldigt hatte, lag am Engagement des Regisseurs: Robert Rodriguez gab ihr eigenmächtig die Rolle. Denn Weinstein hatte McGowan auf eine Art „Blacklist“ verbannt: Sie durfte nicht in von seiner Firma finanzierten Filmen spielen. Auch andere Schauspielerinnen wurden – wohl aus ähnlichen Gründen – auf dieser Liste geführt, was ihren Karrieren schadete. Über all das, die sexualisierten Attacken, die schwarze Liste, diesen Machtmissbrauch, darüber sprach niemand. Damals. Warum? ZSP 08 Jeff Vespa couldn’t have done I certainly couldn’t have done anything against him. I certainly couldn’t even have talked to him. Even if I had talked to him, it wouldn’t have done anything. Let’s put it in another way. If a friend of mine – forget Rose – if some other friend of mine, came to me and said ‘Harvey Weinstein did this to me’ and it was something that just happened, than that would have been a different story. I would have done everything to support that person to come out and tell the story. Overvoice Ich hätte nichts gegen ihn ausrichten können, nicht mal mit ihm sprechen können. Selbst wenn ich mit ihm gesprochen Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
hätte, hätte das nichts verändert. Aber hätte eine Freundin von mir erzählt, dass Harvey Weinstein ihr gerade eben etwas angetan hätte, hätte ich alles getan, um sie zu unterstützen und ihre Geschichte öffentlich zu machen. ICH Jeff Vespa windet sich offensichtlich: Es mag am Hörensagen gelegen haben, dass er nichts unternahm, vielleicht auch daran, dass Rose McGowan für ihn nur eine Kundin war, für die er dann aber Kopf und Kragen hätte riskieren müssen. Seit Oktober 2017, seitdem durch Rose McGowan und die daraus entstehende #metoo-Bewegung Harvey Weinsteins Übergriffe international bekannt wurden, gibt es viele solche Geschichten. Frauen und Männer, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, die sich ausgeliefert fühlten, berichten. Ebenso wie Frauen und Männer, die von Übergriffen wussten, gehört hatten, etwas ahnten, sich aber nicht in der Lage sahen, zu handeln, einzuschreiten, aufzustehen, zu protestieren. Dass sie ihr Schweigen brechen, ist für viele ein erster Schritt in eine gewaltfreiere Welt. Doch hat sich abseits der plötzlichen heftigen Aufregung schon etwas verändert? ZSP 09 Anne Wizorek Veränderung Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Was sich natürlich grundlegend verändert hat, ist, dass wir noch darüber reden. Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, wie neu das tatsächlich ist, dass eine Sexismusdebatte so lange anhält wie es jetzt im Fall von #metoo ist. Weil sonst wird das Thema ja gerne schnell wieder unter dem nächsten Nachrichtenzyklus begraben. MUSIK To Rococo Rot, She loves me drüber ERZ Anne Wizorek, Autorin und feministische Aktivistin, hat etwas Ähnliches 2013 im deutschen Sprachraum mitinitiiert: die Onlineaktion #aufschrei gegen Alltagssexismus. #metoo ist wieder eine Aktion mit einem Hashtag, doch diesmal ist der Impact größer, internationaler: Viele, viele Geschichten sind erzählt worden, Talk-Show-Hosts wie Charlie Rose wurden ebenso beschuldigt wie Hollywood-Produzenten oder Schauspieler. Und: Es blieb nicht bei den Geschichten: Die Oscar-Academy bezeichnete Weinsteins Verhalten als „abstoßend, abscheulich und unethisch“ und schloss ihn aus. Wenig später warfen mehrere Schauspieler dem zweifachen Oscar-Preisträger Kevin Spacey sexuelle Belästigung vor – in der Folge wurden seine Szenen aus Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
dem Film „Alles Geld der Welt“ von Regisseur Ridley Scott persönlich herausgeschnitten. ICH Es hat sich also wirklich etwas getan: Ein vermeintlicher Täter wird aus dem System Hollywood ausgeschlossen – und somit auch seine Kunst. ZSP 10 Anne Wizorek was haben wir vermisst Für mich ist es dann auch eher der Punkt zu gucken, wie können wir die Projekte fördern, von den Personen, die eben nicht so mit ihren künstlerischen Stimmen zu hören waren. Dass wir uns auch darauf konzentrieren, was haben wir denn bisher vermisst? Das ist ja auch ein Problem in der Diskussion, dass das dann immer dargestellt wird, ja, wenn wir jetzt die ganzen Filme von Kevin Spacey und Dieter Wedel und wie sie alle heißen, wenn wir die weg lassen, dann bliebe keine Kunst mehr übrig. Und stimmt natürlich überhaupt nicht, im Gegenteil, wir haben ganz viele künstlerische Beiträge einfach immer noch nicht sehen können, weil die Menschen, die sie beizutragen hätten, eben durch diese gewaltvollen Strukturen verdrängt worden sind. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ICH Da sind wir wieder bei den „inclusion riders“ aus der Rede von Oscarpreisträgerin Frances McDormand: Vor allem die großen Stars haben es in der Hand. Sie können mit ihrem Einfluss Bedingungen stellen, zum Beispiel 50 Prozent Frauen am Set, gleiche und transparente Honorare. So können sie helfen, diejenigen sichtbar und hörbar zu machen, die bislang keine Stimme und keine Bühne zur Verfügung hatten. Bis McDormand im März 2018, also nach mehreren Monaten #metoo-Bewegung, von „inclusion riders“ und den damit verbundenen Möglichkeiten sprach, hatte kaum jemand davon Notiz genommen. Welche anderen Maßnahmen gibt es nach einem halben Jahr #metoo? ERZ Eine neue Initiative kommt von „Time’s up“, eine US- amerikanische Kampagne, angeführt von Frauen aus der Unterhaltungsindustrie wie den Schauspielerinnen Reese Witherspoon, Ashley Judd und Eva Longoria, der Produzentin Shonda Rimes und der Anwältin Tina Tchen. Die Time’s up- Macherinnen hatten keine Zeit für ein Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, sondern schrieben in einer Mail, um was es ihnen geht. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ZSP 11 SPRw Time’s up Eine von drei Frauen zwischen 18 und 34 wird an ihrem Arbeitsplatz sexuell attackiert. 71 Prozent dieser Frauen schweigen darüber. Quer durch alle Branchen, von Farmarbeiterinnen zu Restaurantaushilfen, wurden Frauen zu lang zum Schweigen gebracht. Time’s up hat über 19 Millionen US-Dollar gesammelt, um Einzelnen zu helfen, sich vor Gericht und in der Öffentlichkeit gegen sexuelle Angriffe zu wehren. Daneben setzt sich Time’s up für die Idee „5050by2020“ ein: Bis zum Jahr 2020 sollen 50 Prozent Frauen branchenübergreifend in allen Ebenen gleichberechtigt arbeiten, die Führungsetagen mit inbegriffen. ERZ Das Geld von Time’s up kommt von den Stars: Jennifer Aniston und Taylor Swift haben gespendet, Mark Wahlberg kündigte an, seine Gage für die Nachdreharbeiten von Ridley Scotts Film „Alles Geld der Welt“ zu spenden. ICH Womit er nicht nur Geld in Aussicht stellt, sondern auch die Bedeutung der „inclusion rider“ zeigt: Schon weit vor #metoo hatte Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Wahlberg in eben einem solchen Vertragszusatz eine Bedingung festgelegt: ein Veto-Recht hinsichtlich der Auswahl seiner Co- Stars. Als Kevin Spacey dann ersetzt werden soll, handelt Wahlbergs Agentur aufgrund dieses Veto-Rechts zusätzliche 1,5 Millionen US-Dollar für eine Handvoll Drehtage aus. Wahlbergs Co-Hauptdarstellerin Michelle Williams hat so etwas nicht in ihrem Vertrag und erscheint für eine Gage von rund 80 Dollar pro Tag noch mal auf dem Filmset. ERZ Bislang haben die Creative Artist Agency – J.J. Abrams, Cate Blanchett, George Clooney und Michelle Pfeiffer werden von ihr neben vielen anderen vertreten – und die Agentur ICM Partners zugesagt, Time’s up zu unterstützen. ICH Nicht alle sind begeistert von Time’s up. In einer Talkshow hat z.B. Rose McGowan, wohl prominenteste Beschuldigerin von Harvey Weinstein, gesagt, die Idee wäre schon gut, doch am Ende ginge es um positive Aufmerksamkeit, die einige Agenturen erzeugen wollen: ZSP 12 Rose McGowan The intentions are good. But I know the people behind it. It is four CAA agents who needed good PR. And I hope I Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
desperately hope that they help these women. But there is Justin Timberlake hashtagging “my wife looks hot tonight” hashtag “time’s up” hashtag “I just did a movie with Woody Allen”. So come on, it is fake. ERZ Da Justin Timberlake in Woody Allens neuem Film „Wonder Wheel“ spielt, nennen viele seine Unterstützung von Time’s up Heuchelei: Woody Allens Adoptivtochter Dylan Farrow wirft Timberlake vor, mit dem Mann zu arbeiten, der sie als Siebenjährige sexuell missbrauchte – was Woody Allen bis heute bestreitet. ZSP 13 Rose McGowan (weiter) I wish it wasn’t our heroes. But sometimes our heroes needed to be better. ICH „Ich wünschte, es wären nicht unsere Helden. Aber manchmal müssten unsere Helden eben besser sein“, sagt Rose McGowan. Doch die Debatte über sexualisierte Gewalt sollte Anfang 2018 noch andere Helden stürzen. Auch in Deutschland. MUSIK 01 Ezra Furman, God lifts up the lowly Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ICH Die Geschichten, die unter dem Hashtag #metoo in den letzten Monaten öffentlich bekannt wurden, zeigen, dass sexualisierte Gewalt gegen Frauen bei Filmproduktionen oder an Theatern kein Hollywood-Phänomen sind – es gibt sie überall auf der Welt. Auch in Deutschland gab es einen Skandal, als der renommierte Regisseur Dieter Wedel beschuldigt wurde, Schauspielerinnen attackiert zu haben. Von diesen Angriffen wussten nicht nur die Kolleginnen und Kollegen am Set, sondern auch die Produktionsfirma – und der Saarländische Rundfunk. ZSP 14 Sandra David Wedel Anhand von dem Beispiel ist natürlich in der ganzen ARD überprüft worden, gibt’s bei uns im Haus weitere Verdachtsfälle, und da sind sie aktuell noch dran am Aufarbeiten. Der Bayerische Rundfunk hatte eben eine Serie mit Dieter Wedel, und da ist nichts bekannt gewesen, und der NDR hat jetzt zuletzt auch dementiert, die ja auch mehrere Produktionen hatten, dass sie ihm auch nichts nachweisen können. ERZ Sandra David ist Gleichstellungsbeauftragte im Bayerischen Rundfunk. Seit den Vorwürfen gegen Dieter Wedel tauschen sich Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
die ARD-Anstalten aus – sie untersuchen alte Produktionsakten auf mögliche Vorfälle. Und: Sie wollen ein neues Verantwortungsgefühl schaffen, in der ARD und bei den Unternehmen, die Filme in ihrem Auftrag realisieren. ZSP 15 Sandra David ARD und dort versucht die ARD momentan auch, eine übergeordnete zentrale Anlaufstelle zu schaffen, gemeinsam mit den Produktionsfirmen, und es wird aktuell auch geprüft, ob hier bei den bestehenden Leitlinien eine Anti- Diskriminierungsklausel eingefügt werden kann. ICH Es gibt viele Produktionsfirmen, die zum Teil eng mit den Sendeanstalten verwoben sind: Tochterunternehmen, Tochtertochterunternehmen gar, die im ARD-Auftrag drehen. Es werden und wurden unterschiedliche Verträge abgeschlossen zu wahrscheinlich unterschiedlichen Bedingungen und mit unterschiedlichen Honoraren. Eine zentrale Anlaufstelle zu etablieren, das kann man sich wirklich als Mammutaufgabe vorstellen. Eine Anti-Diskriminierungsklausel würde wohl auf Basis des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes formuliert werden, das jede Form von Diskriminierung aufgrund von Alter, ethnischer Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Herkunft, Geschlecht, Religionszugehörigkeit, Behinderung oder sexueller Identität verhindern soll. ERZ Im Bayerischen Rundfunk gibt es schon länger eine „Null Toleranz“-Grenze, was bedeutet … ZSP 16 Sandra David Null Toleranz … dass jegliche Art von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder Machtsmissbrauch nicht geduldet wird. ERZ Wird ein Verstoß gegen diese Null-Toleranz-Grenze gemeldet, geht die Personalabteilung gemeinsam mit der Führungsetage diesem sofort nach, das ist auch im Intranet des Bayerischen Rundfunks nachzulesen. ICH Null Toleranz gegenüber sexuellen Übergriffen und Leitlinien gegen Diskriminierung generell, das schützt im konkreten Fall. Und solche Maßnahmen weisen durch ihre bloße Existenz darauf hin, dass es ein Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen gibt. Das hat ja auch der Fall der BBC-China-Korrespondentin Carrie Gracie gezeigt, die ihren Job nach Jahrzehnten kündigte: Sie erfuhr durch die Offenlegung der BBC-Gehälter, dass sie Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
deutlich weniger verdiente als ihre Kollegen an gleicher Stelle mit gleicher Qualifizierung. ZSP 17 Johanna Montanari Macht In dem Bereich #metoo, da haben wir ganz viele Fälle, da geht’s um Prominente, da geht’s ums Showbusiness, da gibt’s sehr starke Machtgefälle, mit jungen Frauen die auf ältere Männer in Machtpositionen treffen. Und ich glaube, diese Situationen sind nicht auf diese Beziehungen begrenzt, die äußern sich aber sehr machtvoll durch dieses Machtgefälle. Und klar, die Möglichkeiten, Nein zu sagen, sind nicht für alle gleich zugänglich, und gerade in Beziehungen mit Machtgefällen weniger zugänglich. Es ist leichter, sich zu treffen, wenn es kein so großes Gefälle gibt. ERZ Johanna Montanari ist Autorin. Sie lebt in Berlin, arbeitet als Redakteurin für die Wochenzeitung Der Freitag und ist Mitherausgeberin des Buches „Wege zum Nein“, in dem es in verschiedenen Texten um neue Modelle von Beziehungen geht, Arbeitsbeziehungen wie private Beziehungen. Anlass des Buches war die Änderung des Sexualstrafrechts im Jahr 2016 in Deutschland, durch die „Nein“ wirklich „Nein“ heißen soll. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ICH Das Gesetz wurde hier in Deutschland also schon vor der #metoo- Bewegung geändert. Das lag vielleicht an den aufsehenerregenden Übergriffen gegen Frauen in der Silvesternacht 2015/16 in Köln, wo unter den Tätern auch viele Migranten waren. Vielleicht lag es aber auch an den schon bestehenden Diskussionen über die Grenze zwischen Sexualität und sexualisierter Gewalt, wie sie auch die #aufschrei-Debatte vorangetrieben hatte. Und hier kommen wir an einen weiteren Punkt, an dem sich in den letzten Jahren – jetzt verstärkt durch #metoo – etwas ändert: die Geschlechterverhältnisse und damit verknüpfte Machtstrukturen. Der Baukasten unserer Geschlechterrollen, in dem sich die Frau ziert, der Mann trotzdem erobert, der zeigt sich auch in der #metoo-Bewegung. Sexualisierte Gewalt ist ein Abbild unserer historisch gewachsenen Vorstellung von Beziehungen zwischen Männern und Frauen. ZSP 18 Johanna Montanari Zitat „Es gibt eine machtvolle Erzählung, in der die Person, welche ein Grenze überschreitet, mit Männlichkeit verbunden wird. Die Person, die ihre Grenzen aufzeigt, wird mit Weiblichkeit verbunden, selbst wenn sich diese anders definiert.“ Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
„Ich glaube, dass die Metapher der Grenze auf feindselige Logiken verweist, auf Logiken der Herrschaft, und dass diese Logiken dafür sorgen, dass Beziehungen zu Käfigen werden. Ich wünsche mir Beziehungen mit Verbündeten voller Wohlwollen. Dazu gehört für mich Nein sagen zu können, ohne dass das bedeutet, dass ich mich abgrenze.“ ERZ Ein Auszug aus dem Text „Kein Käfig, keine Grenze“ von Johanna Montanari. Sie weist darauf hin, dass es dringend eine gesellschaftliche Debatte über die Verknüpfung von „Sexualität“ und „Gewalt“ benötigt. Wer etwa von „sexualisierter Gewalt“ spricht, ordnet die Sexualität als eine Spielart der Gewalt unter; wer von „sexueller Gewalt“ spricht, stellt die beiden Begriffe als miteinander verwoben dar. ICH Aus diesem Grund spreche ich von „sexualisierter Gewalt“ im Rahmen der #metoo-Bewegung. Dass Sprache ein wichtiges Instrument in der Gleichstellungsarbeit ist, sagt auch Sandra David, die sich für eine geschlechtergerechte Sprache im Bayerischen Rundfunk engagiert. Daneben will sie Vertrauenspersonen auch in Sachen „Sexuelle Belästigung erkennen“ ausbilden, auch aus der Personalabteilung und der Führungsetage. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ZSP 19 Sandra David Verunsicherungen Ich glaub, dass es eben auch zu Verunsicherungen führt im Umgang miteinander zwischen Frauen und Männern, also, was darf ich, was darf ich nicht, und genau solche Fragestellungen können dann in so einem Seminar auch in einem kleinen geschlossenen Raum auch mal besprochen werden. Ich selber hab bereits lang vor #metoo Kontakt mit unserer Ausbildung aufgenommen, dass man da auch Präventionsmaßnahmen ergreift, da bekommen die Azubis Workshops auch zu diesem Thema, wie gehe ich damit um, was kann ich denn tun, wenn ich mitbekomme, dass das jemand anderem passiert, an wen wende ich mich, wie kann ich da Kontakt aufnehmen. Jede Frau empfindet anders, nimmt das anders wahr, und wenn ich mich da dann selber irgendwie beleidigt fühle, angemacht fühle, dann sollte ich das auch einfach direkt sagen. Und so kann man Konflikte oder Unsicherheiten aus dem Weg räumen, und man überlegt sich beim nächsten Mal, was sage ich dann. Da braucht’s auch Interesse für den anderen Menschen auch, um zu merken, wie tickt der oder die. Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
ICH In der #metoo-Bewegung wollen viele Betroffene und Zeugen Menschen zur Rechenschaft ziehen für etwas, was diese getan oder gesagt haben. Viele wollen unter dem Stichwort aber auch klarmachen und gemeinsam erörtern, welches Verhalten wir in unserer Gesellschaft tolerieren, und welche Strukturen ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen ermöglichen. Beim Aushandeln des richtigen Verhaltens werden wir immer wieder an Grenzen stoßen, welche Geschichten zu #metoo gehören und welche nicht: ERZ Der Schauspieler Matt Damon hat öffentlich gesagt, es gebe für ihn einen Unterschied zwischen jemanden an den Hintern fassen und Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch. Auch wenn Damon sofort nachgeschoben hat, dass all diesen Fällen nachgegangen werden solle, bekam er deutlichen Gegenwind. In einer Onlinepetition fordert etwa Rebekka G., dass Damon aus seinem neuen Film, „Ocean’s 8“ herausgeschnitten wird. Bislang wurde die Petition knapp 30.000 Mal unterschrieben. Die Aktion mag überzogen sein, dennoch gibt es offensichtlich Probleme damit, was ein Fall für die #metoo-Bewegung ist und was nicht. Anne Wizorek: ZSP Anne Wizorek Fälle Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Interessanterweise sehe ich diesen Vorwurf gar nicht mal von den Betroffenen selber, die sich unter #metoo äußern, sondern eher von denjenigen, die sowieso ne Haltung zu #metoo haben, dass sie der Meinung sind, es wäre zu viel und nicht notwendig. Aber ich sehe schon, dass wir natürlich über das gesamte Spektrum sexualisierter Gewalt auch sprechen können müssen. Sexualisierte Gewalt heißt ja, jede sexuelle Handlung, die gegen den Willen einer Person ausgeübt wird. Und das fängt eben schon an bei einem ekligen Spruch, bei Grabschereien, und das kann auch schon absolut erniedrigend sein für eine Person. Samantha Bee hat das so schön gesagt in einer ihrer Moderationen, in ihrer Show, da hat sie gesagt, ‚Etwas muss nicht erst eine Vergewaltigung sein, um einen Menschen zu zerstören, und es muss sich nicht erst um eine Vergewaltigung handeln, damit wir darüber reden können dürfen.’ ICH Es gibt also eine Diskussion über das, was sexualisierte Gewalt ist und wie wir damit umgehen. Es gibt internationale Stars, die sich in Vertragszusätzen für faire Arbeitsbedingungen einsetzen. Es gibt neue Hilfsgelder für Betroffene von sexualisierter Gewalt und eine neue Debatte über Geschlechterrollen. Was hat das mit der Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
großen Politik und dem globalen Rechtsruck zu tun? Im November 2016 wurde ein bekennender Frauenverachter zum „leader of the free world“ gewählt: Donald Trump. MUSIK 02 Tracey Thorn, Sister ZSP 20 Jeff Vespa new word It’s hard to even say he’s like a sexual predator, that’s not even enough, that even doesn’t describe what he did. I tell my friends like Jeffrey Dahmer he is a serial killer I mean, it’s that horrible. They have to come up with a new category for the Harvey Weinsteins and Bill Cosbys of the world. Those people are beyond like sexual predators. They have to be called like something much worse. Specifically Harvey created his life around, that was his main activity. Like making movies was not his main activity. His main activity was abusing women. And everything else was like a side project. And everything that he did, all of his world was created specifically to damage women. Overvoice Es ist schwer, ihn als Sex-Raubtier zu bezeichnen, das reicht nicht aus. Er ist ein Serienmörder wie Jeffrey Dahmer – wir brauchen eine neue Kategorie für die Harvey Weinsteins und Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Bill Cosbys der Welt. Besonders Harvey arrangierte sein Leben um seine Haupttätigkeit – Filmemachen war das nicht, sondern Frauen missbrauchen. Alles andere war ein Nebenprojekt. Das, um was sich alles drehte, war: Frauen zu beschädigen. ERZ Viele Frauen haben dieses Fehlverhalten zumeist und bis vor kurzem hingenommen, zum Teil mit für sie schlimmen Folgen. Ähnlich wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bill Cosby, Dieter Wedel, Kevin Spacey, dem TV-Moderator Charlie Rose oder dem Komiker Louis C. K.: Ihre Teams haben Gewalt, sexistische Äußerungen, sexualisierte Attacken oder Demütigungen hingenommen. ICH Im Rahmen der #metoo-Bewegung ist über dieses Hinnehmen gesprochen worden: Viel läge an der berüchtigten Praxis des „hire and fire“: In den USA, wo es im Vergleich zu Deutschland so gut wie gar keinen Kündigungsschutz gibt, ist diese weit verbreitet. Dazu kommen Karrieretipps wie „Impress the boss“, die Donald Trump vor Jahren schon in seiner Fernsehshow „The Apprentice“ gab – von seinen Mitarbeiterinnen verlangt er wohl bis heute, dass sie ausschließlich hübsche Kleidchen tragen. Auf der Republican National Convention wurde Trump 2016 zum republikanischen Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Präsidentschaftskandidaten gewählt, während seine Fans T-Shirts und Tassen verkauften, auf denen ein zum griechischen Held stilisierter Trump das abgeschlagene Medusenhaupt von Hillary Clinton in Händen hält. Im TV-Duell schließlich bezeichnete er seine Gegnerin als „nasty woman“, als „bösartige Frau“. Kurz darauf wurde er Präsident der Vereinigten Staaten. ZSP 21 SPRw Zitat Marlene Streeruwitz Jetzt. Nach dieser Wahl. Da könnte ich ja 'blöde Fotze' zu Ihnen sagen, und es kann mir nichts passieren. ERZ In einem Artikel in der österreichischen Zeitung Der Standard beschreibt die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz ein Zusammentreffen kurz nach den US-Präsidentschaftswahlen mit einem älteren Mann in einer Tiefgarage. Sie kommen ins Gespräch, der Mann äußert sich kritisch über Frauen, die nicht arbeiten wollen, sondern nur versorgt sein möchten, von reichen Männern. Dann bezeichnet er die Schriftstellerin als ZITAT „Fotze“. Und lächelt – „ich meine das nicht böse“, sagt er dann, und „Die Zeiten haben sich geändert.“ Mit Trump hätte, wie Streeruwitz schreibt, „eine gewalttätige Kultur des Rassismus und der Frauenverachtung gewonnen“ – was sie Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
durch die Worte des ihr unbekannten Mannes in der Tiefgarage bestätigt sieht. ZSP 22 Lila (Susanne Klingner:) Das Spannende fand ich, dass Donald Trump von ganz vielen Frauen als Katalysator identifiziert wird. ERZ So die Journalistin und Podcasterin Susanne Klingner. ICH Sie beobachtet: Nicht nur ältere Männer fühlen sich ermutigt, so richtig „die Sau rauszulassen“ in ihrem Umgang mit Frauen. Auch Frauen verändern durch die Wahl eines bekennend misogynen Mannes zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ihr Verhalten. Davon sprechen etwa US-Amerikanerinnen in der #metoo- Bewegung. ZSP 23 Lila (weiter) (Susanne Klingner:) Eine Frau beschreibt das sehr emotional, dass sie sagt, ‚Okay, hier sind in meinem privaten Leben habe ich diesen Typen, der mich belästigt, der versucht, mich zu vergewaltigen, und auf den bin ich wütend, aber ich hab für mich beschlossen, dass auf immer im hintersten Winkel Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
meines Gehirns zu verschließen und mit niemandem darüber zu reden.’ Und dann, in dem Moment, in dem sie sieht, jemand, der genau das Gleiche getan hat, wird zum Präsidenten gewählt, hat in ihr diese Wut ausgelöst, dass sie gesagt hat, ‚Jetzt ist Schluss’. ERZ Viele Frauen berichten, sie hätten Übergriffe von Vorgesetzten oder in Bewerbungsgesprächen über sich ergehen lassen: „Ich konnte es mir nicht leisten, den Job zu verlieren“, sagen sie, oder „Ich war auf die Stelle angewiesen“. Als Präsident kippte Trump die von seinem Vorgänger eingesetzten Arbeitsschutzgesetze – und schürte die Angst vor einem „You are fired!“. ICH Die #metoo-Bewegung ist nicht nur eine lange Erzählung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen, sondern es geht also auch um grundsätzliche wirtschaftliche Fragen: Wie gut schützt ein Staat Angestellte und Auftragnehmerinnen arbeitsrechtlich vor Kündigungen? Wer verdient wie viel und wie transparent sind Gehälter in Unternehmen? Somit geht es in der #metoo-Bewegung auch um ein neues Miteinander, um Solidarität. ZSP 24 TITEL Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Das Ende vom Schweigen der Lämmer: Was hat sich nach einem halben Jahr #metoo in Kultur und Medien verändert? Sendung von Barbara Streidl ZSP 25 SPRm Zitat Burgtheater Liebe Kunst- und Kulturschaffende, liebe TheaterbesucherInnen, liebe Kulturinteressierte, es ist uns, den Unterzeichnenden, 60 MitarbeiterInnen und ehemaligen MitarbeiterInnen des Burgtheaters, ein Anliegen, hier und heute mit Ihnen einige Überlegungen zum Thema der aktuellen Debatte um Gleichstellung, sexuelle Belästigung, Nötigung, Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch in Arbeitsverhältnissen zu teilen. … Für die Unterzeichnenden ist es erschreckend und beschämend, dass wir einige Jahre und eine gesamtgesellschaftliche Debatte benötigt haben, um die seit damals nachwirkende Erstarrung und Vereinzelung zu überwinden und überhaupt miteinander über diese Vorkommnisse zu reden. Und dass wir – teilweise durch Rückzug auf die eigene Arbeit, durch Passivität oder durch Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Wegducken – mit dazu beigetragen haben, dass sich dieses Klima verfestigen und ausbreiten konnte. ERZ Dieser offene Brief richtet sich auch an den ehemaligen Wiener Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann, dem eine Vielzahl an unangemessenen Handlungen vorgeworfen wird, etwa …. ZSP 26 SPRm Zitat Burgtheater dass eine fast ausschließlich weibliche Besetzung von Hartmann gefragt wurde, ob sie beim Oralsex das Sperma schlucken würde und ob das einer kalorienbewussten Ernährung widerspräche. Ungewollte Berührungen, wie ein Schlag auf den Hintern oder Umarmungen, wurden zahlreichen Mitarbeiterinnen zuteil. ICH Es gibt viele Gerüchte über die Machtstrukturen in der Theaterwelt, angefangen bei der „Besetzungscouch“, auf der junge Schauspielerinnen angeblich über ihre Karriere entscheiden können, wenn sie sich willig gegenüber Intendanten oder Direktoren zeigen. Durch die #metoo-Bewegung werden diese Strukturen nun öffentlich diskutiert – so hätte es den Burgtheater- Brief vorher wohl nicht gegeben. Erwähnt werden dort nicht nur das Fehlverhalten des ehemaligen Theaterdirektors Matthias Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Hartmann, sondern auch das Totschweigen seiner Handlungen durch die Burgtheater-Belegschaft. Ein typisches Schweigen im Theaterbetrieb, das auch andere brechen wollen: ZSP 27 Hannah Saar Angefangen Angefangen hat das ungefähr vor einem Jahr, da hab ich mit Melmun in der Kantine der Kammerspiele war das damals, wir hatten gerade ein Projekt zusammen gemacht und haben angefangen, uns zu unterhalten über unseren Weg ins Theater und was wir da für Erfahrungen gemacht haben, und wie es auch so ist, Gehaltsverhandlungen zu führen, und viele andere solche Dinge. Wir sind dann im Austausch geblieben die ganze Zeit und haben uns Whatsapp- Nachrichten geschickt, haben miteinander telefoniert, und da hat sich eine Art Freundschaft draus entwickelt, obwohl wir davor gar nicht viel miteinander zu tun hatten, auch nicht in derselben Stadt gewohnt haben, und wir haben vor allem immer dann telefoniert, wenn eine von uns eine schwierige Situation im Arbeitsleben hatte. ERZ Hannah Saar ist Theatermacherin, sie arbeitet seit neun Jahren als Produzentin und Dramaturgin für verschiedene Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Inszenierungen. Was sie durch den Kontakt zu ihrer Kollegin Melmun Bajarchuu, einer Berliner Dramaturgin und Philosophin, kennengelernt hat, möchte sie mit anderen Theaterleuten teilen. Mit Melmun und einigen mehr hat sie die „Initiative für Solidarität am Theater“ gegründet. Ihr Ziel ist es, die Strukturen, die an vielen Theatern existieren, zu verändern. In einem hierarchischen und patriarchalen Theaterbetrieb seien die Verantwortlichen in der Regel männlich, weiß und heterosexuell. Diese Verantwortlichen könnten frei darüber entscheiden, wem welche Räume geöffnet werden – und wem welche Tür vor der Nase zugeschlagen werde. Die strukturelle Unterdrückung am Theater bezieht sich also nicht nur auf sexualisierte Gewalt, sondern auch auf ökonomische und berufliche Perspektiven. Das Schwierige – auch am Theater – ist, so Hannah Saar, dass sich dort sehr viele als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer verstehen. ZSP 28 Hannah Saar Theater Ich glaube, weil das Theater ein Ort ist, an dem die Individualität das Marketinginstrument schlechthin ist. Man kriegt da von Anfang an mit, ‚Du musst rausstechen!’ Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
Ellenbogen rechts und links, und du musst was Besonderes sein. Du musst das Genie sein und das geht nicht, wenn du dich mit anderen zusammentust. Und der Markt ist so wahnsinnig umkämpft, dass es da schwerfällt, miteinander zu sprechen und sich auch gegenseitig zu unterstützen und zu helfen, weil man ja die ganze Zeit darauf bedacht ist, selber nicht zu kurz zu kommen. ICH Schweigen, um sich selbst zu schützen oder Vorteile zu haben, das ist auch im Arbeitsleben ein weit verbreitetes Verhalten, nicht nur bei Bewerbungsgesprächen oder Gehaltsverhandlungen. Männer und Frauen schweigen über das, was sie selbst erleben, aber auch über das, was sie bei anderen beobachten. ZSP 29 Anne Wizorek Schweigen Ich hab das erst jüngst in einem Vortrag genannt, dass ich das schon als ein kalkuliertes Schweigen sehe, natürlich gibt es andere Fälle, und das ist auch klar, aber dass eben den Betroffenen sehr klar ist, auch mit welchem Backlash sie zu rechnen haben, wenn sie sich dazu äußern, das hat ja jetzt z.B. auch der Dieter-Wedel-Fall ganz klar gezeigt. Bei der Beweislage, die wir da haben, und wie lange es zurückgeht, Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
und wie lange es letztendlich von einem ganzen System totgeschwiegen wurde, und jetzt melden sich die betroffenen Frauen, und werden trotzdem immer noch extrem angegriffen, das kriegen ja andere Betroffene auch wieder mit. Das führt dann auch wieder dazu, dass sie den Mut, den sie vielleicht gefasst haben über #metoo, leider auch wieder verlieren. ERZ Die Autorin und Aktivistin Anne Wizorek. ICH Natürlich gibt es Theater, die feministische Stücke und Debatten aufgreifen. Es gibt auch Inszenierungen, in denen nur Frauen auf der Bühne stehen. Vermeintlich visionäre Programme und Stücke bilden aber nicht unbedingt die Realität am Theater ab, sagt Hannah Saar: ZSP 30 Hannah Saar als Masse Das heißt vor allem, dass auch feministische Stoffe, selbst wenn die auf die Bühne kommen, sie uns durch die Augen von weißen Männern erzählt werden. Es gibt ja Genderbeauftragte an Theatern, das weiß nur niemand – ich wusste das auch nicht – es wird aber nicht Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
genutzt, auch Gewerkschaften werden von Theaterschaffenden nicht genutzt. Ich glaube eben genau weil man/frau noch nicht umgeschaltet hat in dem Denken, wir müssen solidarisch miteinander sein, sondern jeder muss es für sich schaffen, und ich muss mir meinen Weg da durchwursteln und hab leider keine Kraft, nach links und rechts zu schauen. Deswegen bringt nur das Vereinen von vielen vielen Theaterschaffenden etwas, mit verschiedenen ökonomischen Hintergründen, mit verschiedenen Geschlechtern, und alle solidarisch miteinander, mit dem Wissen auch um die eigenen Privilegien, mit dem Wissen um die unterschiedlichen Situationen in denen man sich befindet, denn ich als weiße Frau habe andere Privilegien als eine Frau of Colour, das kann man nicht in einen Topf werfen und darauf zu schauen, dass man nur als Masse tatsächlich stark ist. ICH Hannah Saar hofft, mit ihrer Initiative eine neue Solidarität in der Theaterwelt zu schaffen. Die im Übrigen gespalten ist: Neben der renommierten Stadt- und Staatstheaterwelt gibt es die freie Szene, die zwar gefeiert wird für Wildheit und besondere Kreativität – in der aber viele Frauen, Queere und Menschen mit Bayern 2-Hörerservice Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum Bayerischer Rundfunk, 80300 München privaten Gebrauch verwendet werden. Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache Fax: 089/5900-46258 mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! service@bayern2.de © Bayerischer Rundfunk 2018 www.bayern2.de
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