ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH - INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS (IIOT) MIT PROFILEN DER MARKTAKTEURE - IXPOS
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ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 3 Impressum Herausgeber Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer 18 rue Balard 75015 Paris Tel.: +33 (0)1 40 58 35 35 Fax: +33 (0)1 45 75 47 39 E-Mail: info@francoallemand.com Internet: www.francoallemand.com Stand: März 2018 Kontaktperson: Juliane Ewaldt, jewaldt@francoallemand.com Autoren: Katrin de Grenier de Latour Juliane Ewaldt Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt Projekt "Geschäftsanbahnung Frankreich Industrial Internet of Things (IIoT)" erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit Das Bundesministerium für Wirtschaft und größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Energie ist mit dem audit berufundfamilie® Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, für seine familienfreundliche Personalpolitik Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 1 Inhalt Tabellenverzeichs .................................................................................................................................................. 3 Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................................................... 3 1 Einleitung .................................................................................................................................................... 4 2 Länderprofil Frankreich ........................................................................................................................... 5 2.1 Politische Rahmenbedingungen ............................................................................................................ 5 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ................................................................................................ 6 2.2.1 Aktuelle Wirtschaftslage .......................................................................................................................... 6 2.2.2 Außenhandel und Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland..................................................................... 7 2.3 Investitionsklima und -förderung ......................................................................................................... 9 2.4 Die französische Industrie ................................................................................................................... 10 2.4.1 Schlüsselindustrien Frankreichs ............................................................................................................. 11 2.4.2 Aktuelle Trends und Entwicklungen in der Industrie ............................................................................. 12 2.5 Frankreich als Industriestandort - Zusammenfassende SWOT-Analyse........................................ 13 3 IIoT- Das Industrial Internet of Things ................................................................................................. 15 3.1 IoT als neuer Standard für die Industrie 4. ....................................................................................... 15 3.1.1 Abgrenzung zu smart und connected ..................................................................................................... 16 3.1.2 Mit IIoT zur Minimierung der Kosten und Maximierung der Kundenorientierung ............................... 16 3.2 Bereiche von IIoT ................................................................................................................................. 17 3.2.1 Hardware ................................................................................................................................................ 17 3.2.2 Software ................................................................................................................................................. 17 3.2.3 Netzwerke und Interoperabilität ............................................................................................................. 18 3.2.4 Sicherheit ............................................................................................................................................... 18 4 IIoT in Frankreich ................................................................................................................................... 19 4.1 Die französische Industrie und IIoT ................................................................................................... 19 4.1.1 Status quo und zukünftige Entwicklung ................................................................................................. 19 4.1.2 Die Einsatzgebiete von IIoT in der Industrie ......................................................................................... 20 4.1.3 Ein Umbruch mit Hilfe von externen Dienstleistern .............................................................................. 23 4.1.4 Schwerpunktindustrien und IIoT ............................................................................................................ 24 4.1.5 Aktuelle Projekte und Initiativen ........................................................................................................... 28 4.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen für IIoT ........................................................................................ 30 4.2.1 Standards, Normen, und Zertifizierungen (ISO) .................................................................................... 30 4.2.2 Öffentliche Vergabeverfahren und Ausschreibungen ............................................................................ 31 4.2.3 Finanzierungsmöglichkeiten .................................................................................................................. 33 4.2.4 Förderprogramme (Instrumente und Maßnahmen) ................................................................................ 33 4.2.5 Sonstige Fördermöglichkeiten (Projektförderung) ................................................................................. 36 4.2.6 Rechtliche Rahmenbedingungen und Steuersysteme ............................................................................. 37 4.3 Marktstruktur und Chancen für deutsche Unternehmen ................................................................ 41 4.3.1 Marktstruktur und Attraktivität für IIoT ................................................................................................ 41 4.3.2 Marktbarrieren und Hemmnisse im Bereich IIoT .................................................................................. 42 4.3.3 Wettbewerbssituation ............................................................................................................................. 43 4.3.4 Markt- und Absatzpotenzial für deutsche Unternehmen ........................................................................ 46 4.3.5 Chancen und Risiken für eine Markterschließung im Bereich IIoT ....................................................... 47 4.3.6 Vertriebs- und Projektvergabestruktur ................................................................................................... 49
2 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 4.3.7 Interkulturelle Handlungsempfehlungen für den Markteinstieg deutscher Unternehmen in Frankreich 50 5 Schlussbetrachtung................................................................................................................................... 53 6 Zielgruppenanalyse .................................................................................................................................. 54 6.1 Administrative Instanzen und politische Stellen ............................................................................... 54 6.2 Standortagenturen, Beauftragte für Auslandsinvestitionen & sonstige Multiplikatoren .............. 55 6.3 Potentielle Investoren .......................................................................................................................... 59 6.4 Potentielle Partner ............................................................................................................................... 59 6.5 Messen, Fachzeitschriften und Websites ............................................................................................ 77 6.5.1 Wichtige Messen in Frankreich ............................................................................................................. 77 6.5.2 Fachzeitschriften .................................................................................................................................... 79 6.5.3 Wichtige sonstige Adressen und Websites............................................................................................. 80 Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................................................... 82 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................................... 83
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 3 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ausgewählte Großprojekte, Stand November 2017.................................................................................................................9 Tabelle 2: Entwicklung der Produktion nach Branchen (Veränderung in %) .........................................................................................11 Tabelle 3: Investitionssummen und Investitionsquote der herstellenden Industrie .................................................................................12 Tabelle 4: SWOT-Analyse Industriestandort Frankreich .......................................................................................................................14 Tabelle 5: Stand der Industrie du Futur in den Branchen Nahrungs-und Genussmittel, Bauwesen und Luftfahrt .................................27 Tabelle 6: Mission der Allianz Industrie der Zukunft.............................................................................................................................28 Tabelle 7: Einkommenssteuersätze in Frankreich ..................................................................................................................................39 Tabelle 8: IIoT-Wettbewerber Frankreichs im Überblick ......................................................................................................................45 Tabelle 9: Chancen und Risiken für den IIoT Markteintritt deutscher Unternehmen in Frankreich.......................................................48 Tabelle 10: Formen des Exports .............................................................................................................................................................50 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Frankreichs Regionen .............................................................................................................................................5 Abbildung 2: Entwicklung des französischen BIP ....................................................................................................................... 7 Abbildung 3: Außenhandelsbeziehungen Frankreich Export .................................................................................................... 8 Abbildung 4: Außenhandelsbeziehungen Frankreich Import ................................................................................................... 8 Abbildung 5: Deutschland auf Platz 1 bei Investitionen in Frankreich ..................................................................................... 8 Abbildung 6: Entwicklung ausländischer Investitionsprojekte und geschaffener Arbeitsplätze ...........................................10 Abbildung 7: Marktanteile Frankreichs Hauptindustriezweige ...............................................................................................10 Abbildung 8: Französischer Geschäftsklimaindex .................................................................................................................... 12 Abbildung 9: Logo La French Tech ............................................................................................................................................ 13 Abbildung 10: Prognose verschiedener Institute zur Entwicklung der Anzahl von IoT-Geräten bis 2023 ........................... 15 Abbildung 11: Prognose für die zukünftige Entwicklung von IoT-Geräten und Ausgaben bis zum Jahr 2020 ...................... 15 Abbildung 12: Entwicklung der verschiedenen IoT-Bereiche in Frankreich bis 2019 ............................................................ 19 Abbildung 13: Bedeutung von IoT für französische Unternehmen ......................................................................................... 20 Abbildung 14: Bedeutende Einsatzgebiete von IIoT ................................................................................................................. 21 Abbildung 15: Fortschrittsniveau von IIoT-Projekten je nach Anwendungsgebiet ................................................................ 22 Abbildung 16: Hauptziele für IIoT-Projekte bei internen Prozessen ...................................................................................... 22 Abbildung 17: Hauptziele für IIoT-Projekte bei externen Services ......................................................................................... 22 Abbildung 18: Wesentliche Herausforderungen eines serviceorientierten Geschäftsmodells .............................................. 23 Abbildung 19: Wahl der Anbieter in Hinsicht auf Art des IIoT-Projekts ................................................................................ 23 Abbildung 20: Auswahlkrieterien für IIoT-Anbieter ............................................................................................................... 24 Abbildung 21: Reifegrad der Industriezweige in Bezug auf den technologischen Wandel .................................................... 25 Abbildung 22: Vernetzte Transportmaschinen ........................................................................................................................ 25 Abbildung 23: Logo French IoT der Post .................................................................................................................................. 28 Abbildung 24: Logo Alliance Industrie du Futur ..................................................................................................................... 28 Abbildung 25: Übersicht der French-Tech Metropolen ........................................................................................................... 29 Abbildung 26: Industrial Internet Consortium ........................................................................................................................ 30 Abbildung 27: Barrieren des technologischen Wandels .......................................................................................................... 43 Abbildung 28: Ranking Top25 Softwareunternehmen Frankreichs ....................................................................................... 44 Abbildung 29: Veränderung des materiellen Investitionsniveaus in Frankreich, Deutschland und Italien zwischen 2000 und 2012 (in% des Umsatzes) ................................................................................................................................................... 46
4 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 1 Einleitung Wirtschaftsexperten sind sich einig: Das Internet der Dinge (Internet of Things - IoT) ist der wichtigste Pfeiler einer neuen globalen Revolution hin zur Industrie 4.0. Bis zum Jahr 2020 werden über 20 Milliarden neue vernetzte, intelligente Geräte auf dem Markt erwartet. Auch wenn sich diese Zahl zum großen Teil in vielerlei neuer Endgeräte für Konsumenten niederschlägt, sind es laut Institut Gartner doch die Unternehmen, die im größeren Umfang in IoT investieren: 2017 wurden 964 Mrd. $ vs. 725 Mrd. $ für die Öffentlichkeit ausgegeben. Im Moment verdient daran vor allem der B2B-Bereich, insbesondere, da sich an den Verkauf von Maschinen und Geräten umfangreiche Service- und Wartungsdienstleistungen anschließen – 2017 ein Weltmarkt in Höhe von 273 Mrd. $. Zudem spielen künftig nicht nur rein fachspezifische, sondern vermehrt branchenübergreifende Lösungen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von IIoT, dem Industrial Internet of Things. Frankreichs Unternehmen haben 2015 etwa zwölf Milliarden Euro im Bereich IoT investiert. Für 2019 prognostiziert man ein Umsatzwachstum um 15% auf 20 Milliarden Euro. Diese Tendenz unterstreicht die Bedeutung von IoT für die in Frankreich ansässige Wirtschaft. Um Ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, nutzen bereits 67% der französischen Firmen mit mehr als 200 Angestellten IoT-Anwendungen. Allerdings ist das Potenzial der französischen Industrie, das Internet der Dinge ganzheitlich für ihre Unternehmensprozesse zu nutzen sowie ihre Geschäftsmodelle daraufhin auszurichten, noch nicht ansatzweise erschöpft. Daher bieten sich für deutsche Firmen interessante Möglichkeiten hinsichtlich einer Markterschließung. Die vorliegende Marktanalyse richtet sich an deutsche Unternehmen. Sie bietet einen ersten Überblick über die aktuelle Marktsituation von IoT in der französischen Industrie, evaluiert das Potential und stellt Chancen und Herausforderungen für einen potenziellen Markteintritt heraus. Zunächst werden dafür wichtige politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen Frankreichs erläutert sowie der Status Quo der französischen Schlüsselindustrien dargestellt. Die Ergebnisse werden in einer abschließenden SWOT-Analyse zusammengefasst. Globale Trends und die Bedeutung von IIoT für eine zukunftsorientierte Ausrichtung von Industrieunternehmen werden genauso dargestellt wie die Teilbereiche von IoT-Systemen in Unternehmen. Im Fokus der Zielmarktanalyse steht die Bestandsaufnahme zur Realisierung von IIoT-Projekten in der französischen Industrie. Detailliert werden derzeitige und zukünftige Einsatzgebiete beschrieben, die damit einhergehenden Herausforderungen für französische Industrielle erläutert sowie verschiedene Initiativen zur Nouvelle France Industrielle und beispielhaft aktuelle Projekte vorgestellt. Darüber hinaus wird kurz über wichtige gesetzliche und steuerliche Rahmenbedingungen inkl. Standards und Normen im Bereich IIoT informiert. Zur Modernisierung der französischen Industrie und Förderung von Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit existieren zahlreiche Förderprogramme, die den Bereich IIoT einschließen. In nationalen und regionalen Programmen werden in Frankreich Mittel in beachtlicher Höhe zur Verfügung gestellt. Davon können auch ausländische Unternehmen profitieren. Eine Analyse der Marktattraktivität, die zu beachtende Hemmnisse und die aktuelle Wettbewerbssituation im Bereich IIoT ist anschließend Ausgangspunkt für eine Chancen-Risiken-Bewertung der externen Faktoren. Die Studie gibt deutschen Unternehmen zudem praktische Hinweise zu möglichen Markteintrittsstrategien und erinnert an interkulturelle Besonderheiten für die Ansprache französischer Geschäftspartner. Zum Abschluss informiert ein Verzeichnis über branchenrelevante Marktteilnehmer (Wettbewerber, Kunden und Partner), Organisationen und Behörden sowie themenbezogene Messen und Internetseiten. Für deutsche Unternehmen stellt IIoT in der französischen Industrie gleichermaßen eine Chance und Herausforderung dar. Die zunehmende Marktreife in Frankreich, eine momentan stark wachsende Start-up-Szene sowie staatliche Förderung von technologischen Innovationen und die Stärkung der Zukunftsfähigkeit der französischen Industrie lässt auf vielen Ebenen Spielraum für ein Engagement deutscher Unternehmen.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 5 2 Länderprofil Frankreich 2.1 Politische Rahmenbedingungen Frankreich ist die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt und zählt neben Deutschland und Großbritannien zu den wichtigsten Industrieländern Europas. Mit einer Fläche von 643.801 km² und insgesamt 66,99 Mio. Einwohnern ist Frankreich einer der größten Mitgliedsstaaten und Gründungsmitglied der Europäischen Union (EU).1 Zum französischen Staatsgebiet gehören außer dem Mutterland auf dem europäischen Kontinent die Überseegebiete (Outre-Mer) mit einer Fläche von 88.969 km2. Diese befinden sich im Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozean und auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Die Gebiete teilen sich in Überseedepartements (Départements et Régions d’Outre-Mer, DROM) und in Überseegebietskörperschaften (Collectivités d’Outre- Mer, COM) auf. Die fünf DROM, Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guyana, Mayotte und La Réunion, unterstehen vollständig dem französischen Recht und sind Teil der EU. Im Gegensatz dazu haben die COM, Saint-Barthélemy, Saint-Martin, Saint-Pierre und Miquelon, Französisch-Polynesien, Wallis und Fortuna, Neukaledonien und die Französischen Süd- und Antarktisgebiete einen sehr unterschiedlichen rechtlichen Status. Sie genießen weitgehende Autonomie und das französische Gesetz findet deshalb nur unter bestimmten Bedingungen Anwendung.2 Die Verwaltung Frankreichs ist traditionell zentralstaatlich organisiert. Erst durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982/83 wurden weitreichende fiskalische und administrative Rechte an lokal gewählte Vertreter abgegeben und eine Vielzahl von Zuständigkeiten auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet zwischen dem französischen Staat und den Gebietskörperschaften aufgeteilt. Seit dem 28. März 2013 ist Frankreichs Organisation laut Artikel 1 der Verfassung offiziell dezentral. Mit dem Gesetz La loi sur la Nouvelle Organisation Territoriale de la République (NOTRe), das zum 1. Abbildung 1: Frankreichs Regionen Januar 2016 in Kraft trat, wurde ein weiterer Schritt zur Dezentralisierung verabschiedet. Damit wurde das bislang eher wettbewerbshemmende Organisationsmodell Frankreichs durch Verschlankung der Verwaltung reformiert. Die öffentlichen Ausgaben wurden reduziert und führten zu einer Straffung der territorialen Struktur, um zukünftig wettbewerbsfähige Regionen zu schaffen.3 Zudem haben sich in den vergangenen Jahren die großen Städte zum Motor von Wachstum und Wohlstand entwickelt, denn 51% des BIP wird in den Metropolen und Ballungsräumen erwirtschaftet. Während das französische BIP von 2000-2010 um 1,1% wuchs hat sich das BIP in den französischen Metropolen um 1,6% gesteigert. Insgesamt wurden die ehemals 22 Regionen zu 13 Regionen fusioniert. Einhergehend mit der Reduktion der Verwaltungseinheiten durch die Gebietsreform erhalten die Regionen erweiterte Zuständigkeiten und Mittel, um wachstumsfördernde Wirtschaftsstrategien eigenständig umzusetzen. Sie sollen selbstständig für Wirtschaftsförderung, Quelle: Premier Ministre (2015): Réforme territoriale, coup d'envoi de la nouvelle architecture de la République, http://www.gouvernement.fr/reforme-territoriale-coup-d-envoi-de-la-nouvelle-architecture-de-la- Fortbildung und Beschäftigung zuständig sein. republique, letzter Zugriff am 28.02.2018. Dadurch verspricht sich die französische 1 Insee, Population totale par sexe et âge au 1er janvier 2017 France, 2016. 2 Ministère des Outre-Mer, Les Territoires, 2017. 3 Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, Territorialreform in Frankreich - Ambitionierter Start, Schwächen im Abschluss, 2015.
6 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS Regierung Effizienzgewinne. Mit eindeutigeren Zuständigkeiten und Autonomie der Regionen bei der Wirtschaftsplanung wird eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Regionen, gerade auch im europäischen Kontext, erreicht.4 Diese Reformbestrebungen sind auch für die Industrie wichtig, denn dadurch können dezentral, auf regionaler Ebene, wirtschaftliche Initiativen schneller und nachhaltiger gefördert werden. Frankreich ist ein laizistischer Staat mit einer parlamentarischen Präsidialdemokratie mit zwei Kammern. Das politische System der Fünften Republik wird besonders durch die zentrale Rolle des Präsidenten bestimmt, da er direkt durch das Volk gewählt und unmittelbar legitimiert wird. Die Amtszeit des Präsidenten entspricht der Länge des Mandats der Nationalversammlung und beträgt fünf Jahre. Zudem ist der französische Präsident das Staatsoberhaupt und Hüter der Verfassung. Als oberster Chef der Exekutive führt er den Ministerrat und vertritt Frankreich auf internationaler Ebene. Am 7. Mai 2017 wurde Emmanuel Macron von der neu gegründeten Partei La République En Marche! zum neuen Präsident der Republik gewählt. Seine Wahl gilt als Zeichen des Aufbruchs und der Modernisierung in der Politik, wie auch in der Wirtschaft, sodass neue Wirtschaftszweige im Aufschwung stehen.5 Das französische Parlament ist in zwei Kammern unterteilt, die Nationalversammlung und den Senat. Durch ein reines Mehrheitswahlrecht, das in der Regel zu klaren Mehrheiten führt, wird die Nationalversammlung auf fünf Jahre gewählt. 6 Die Mitglieder des Senats werden alle drei Jahre zur Hälfte neu bestimmt und indirekt durch die Repräsentanten der Gebietskörperschaften gewählt. Mit Blick auf die letzten Wahlen und den eindeutigen politischen Erfolg von Emmanuel Macron und seiner politischen Bewegung En Marche ergibt sich ein verhältnismäßig junges und zudem wirtschaftlich geprägtes Bild der jüngst gewählten Abgeordneten. Das bedeutet, dass von den insgesamt 557 gewählten Abgeordneten 224 weiblich sind (39%). Hiervon sind 415 erstmals als Delegierte im Parlament vertreten. Das Durchschnittsalter der Abgeordneten beträgt 49 Jahre. Zudem bringen 23% der Abgeordneten einen privatwirtschaftlichen Hintergrund mit, wobei diese Abgeordneten vormals als Führungskräfte tätig waren. Wiederum 13% der Abgeordneten waren freiberuflich tätig. 7 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung 2.2.1 Aktuelle Wirtschaftslage Frankreich ist die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2.225,9 Mrd. Euro (2016). Dabei ist für 2017 eine weitere Steigerung des BIP auf 2.278 Mrd. Euro zu erwarten, so die Prognose. 8 Diese positive Entwicklung steht im Kontext einer kontinuierlichen Steigerung des BIP in den letzten Jahren. So steigerte sich das französische Bruttoinlandsprodukt 2016 das dritte Jahr in Folge auf 1,2%. Diese Steigerung erfolgte, nachdem der Zuwachs des BIP in den Jahren zuvor 0,9% und 1,1% betrug.9 Gründe für die kontinuierliche Steigerung des BIP waren die inländische Nachfrage, wobei der Konsum der Haushalte, wie auch die Ausgaben für Investitionen der Unternehmen die treibenden Kräfte waren.10 Zu beachten ist die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit und darunter gerade die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit, die im Vergleich zu Deutschland bedeutend höher ist. Dennoch ist die Tendenz, dass die Arbeitslosenquote sinkt, von 12,1% im Jahr 2016, auf 9,9% im Jahr 2017. Auch für 2018 ist eine weitere Senkung der Arbeitslosenquote zu erwarten, auf 9,6%.11 Die Jugendarbeitslosigkeit verharrt dagegen auf einem hohen Wert von über 20%.12 4 Französische Botschaft (2015): Reformagenda: Frankreich reduziert Zahl der Regionen, https://de.ambafrance.org/Reformagenda-Frankreich-reduziert, letzter Zugriff am 28.02.2018. 5 Elysee.fr (2017), Discours du Président de la République - Station F : Tech for Planet, http://www.elysee.fr/declarations/article/discours-du-president-de-la-republique-station-f- tech-for-planet/, letzter Zugriff 28.02.2018. 6 Französische Botschaft (2017), Wahlen und Wahlverfahren in Frankreich, https://de.ambafrance.org/Wahlen-und-Wahlverfahren-in-Frankreich, letzter Zugriff am 28.02.2018. 7 Ebd. 8 Germany Trade & Invest (GTAI) (2017): Wirtschaftsdaten Kompakt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsdaten- kompakt,t=wirtschaftsdaten-kompakt--frankreich,did=1584854.html, letzter Zugriff am 28.02.2018. 9 Insee (2017), Les comptes de la nation en 2016, https://www.insee.fr/fr/statistiques/2832834, letzter Zugriff am 28.02.2018. 10 Germany Trade & Invest (GTAI) (2017): Wirtschaftsdaten Kompakt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsdaten- kompakt,t=wirtschaftsdaten-kompakt--frankreich,did=1584854.html, letzter Zugriff am 28.02.2018. 11 Ebd. 12 Ebd.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 7 Abbildung 2: Entwicklung des französischen BIP Quelle: GTAI (2017): Wirtschaftsdaten Kompakt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsdaten-kompakt,t=wirtschaftsdaten- kompakt--frankreich,did=1584854.html, letzter Zugriff am 26.02.2018. 2.2.2 Außenhandel und Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Die Außenhandelsbilanz Frankreichs hat sich im Bereich der Einfuhren in den letzten Jahren leicht gesteigert. Die französischen Ausfuhren haben jedoch um 0,7% abgenommen, sodass sich das Handelsdefizit Frankreichs 2016 auf 64,7 Mrd. Euro belief. Daraus ergibt sich zwar die Tendenz, dass das Handelsvolumen Frankreichs kontinuierlich zunimmt, jedoch besteht nach wie vor ein Außenhandelsdefizit. Abgesehen von der reinen Handelsbilanz lässt sich festhalten, dass traditionell die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Nachbarländern Deutschland und Frankreich eng sind. Grundlage einer intensiven wirtschaftlichen und v.a. politischen Zusammenarbeit bildet der 1963 zwischen de Gaulle und Adenauer unterzeichnete Elysée-Vertrag. Auf dessen Grundlage finden regelmäßig deutsch-französische Regierungskonsultationen statt. Die Bundesrepublik ist bis heute der erste Handelspartner Frankreichs (siehe Abbildung 3+4). Dagegen ist Frankreich als Handelspartner der Bundesrepublik in den letzten Jahren hinter die USA und China an dritte Stelle gerückt. Betrachtet man die Außenhandelsbeziehungen Frankreichs genauer (Abbildung 5), so sind Deutschland, die USA und Italien die drei Spitzenreiter bei den Investitionen in Frankreich. Deutschland ist führend bei den ausländischen Direktinvestitionen. Unter den deutschen Investitionen waren allein 2016 115 Investitionsprojekte, die sich im Bereich F&E befanden, wobei der Schwerpunkt in den Bereichen Software und IT-Dienstleistungen lag. Dies zeigt die Attraktivität und die Innovations- und Marktanziehungskraft Frankreichs für solche Projekte. Damit ist tendenziell auch im Bereich IIoT eine positive Investitionssituation in Frankreich zu sehen.13 13 Germany Trade & Invest (GTAI) (2017): Zahl der ausländischen Investitionsprojekte in Frankreich steigt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=zahl- der-auslaendischen-investitionsprojekte-in-frankreich-steigt,did=1684774.html, letzter Zugriff am 28.02.2018.
8 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS Abbildung 3: Außenhandelsbeziehungen Abbildung 4: Außenhandelsbeziehungen Frankreich Export Frankreich Import Quelle: Germany Trade & Invest (GTAI) (2017): Wirtschaftsdaten Kompakt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsdaten- kompakt,t=wirtschaftsdaten-kompakt--frankreich,did=1584854.html, letzter Zugriff am 28.02.2018. Abbildung 5: Deutschland auf Platz 1 bei Investitionen in Frankreich Quelle: Business France (2016): Synthèse 2016, Investissements etrangèrs en France, http://www.businessfrance.fr/Media/Default/BlogPost/Bilan%202016/RA_BF_DBLE%20SYNTHESE%202016_FR_INVEST.pdf, letzter Zugriff am 28.02.2018. Aus den engen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich entstehen derzeit auch konkrete wirtschaftliche Kooperationen. So besteht eine Kooperation zwischen der in Frankreich im Jahr 2015 gestartete Initiative Industrie du Futur und der deutschen Initiative Industrie 4.0.14 Ziel des französischen Förderprogramms ist es, die eigene Industrie bei der anstehenden digitalen Transformation und Modernisierung zu begleiten, um einzelnen Industriezweigen die Marktführerschaft zu ermöglichen. Um dieses Ziel gemeinsam und grenzüberschreitend zu erreichen, formulierten die deutsche und die französische Regierung eine gemeinsame Absichtserklärung. So wurde im Zuge der Ministerratsgespräche zwischen Deutschland und Frankreich am 13.07.2017 festgehalten, die deutsch-französische Zusammenarbeit auch im Bereich der Digitalisierung zu intensivieren und besser zu koordinieren. Einen besonderen Fokus wollen beide Regierungen dabei auf die Förderung und Finanzierung von KMUs und Start-ups legen. So sollen die beiden nationalen Förderbanken, KfW und BPIFrance, ihre Zusammenarbeit intensivieren und mit Hilfe privater Investoren in den kommenden Jahren zusammen ein Fördervolumen in Höhe von einer Milliarde Euro zur Finanzierung von Start- ups zusammentragen. Des Weiteren soll die deutsch-französische Zusammenarbeit bei der Ausgestaltung der gemeinsamen 14 Economie.gouv.fr (2015): Industrie du Futur : transformer le modèle industriel par le numérique, https://www.economie.gouv.fr/lancement-seconde-phase-nouvelle-france- industrielle, letzter Zugriff 28.02.2018.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 9 europäischen Rahmenbedingungen für Unternehmen intensiver koordiniert werden. Instrument dieser Koordination soll eine deutsch- französische Digitalkonferenz sein. Zudem soll das Thema Mikroelektronik von beiden Ländern gemeinsam vorangetrieben werden.15 Ziel dieser Zusammenarbeit ist, dass das deutsch-französische Tandem auch im Bereich der Digitalisierung Innovationen und Impulse in Europa setzt und damit europaweit und global mit gutem Beispiel vorangeht. 2.3 Investitionsklima und -förderung Frankreich ist für internationale Unternehmen mit seiner strategischen Lage im Herzen Westeuropas, seinem großen Absatzmarkt und seiner Zugehörigkeit zur Eurozone ein interessantes Investitionsland. Seit langem zeichnet sich Frankreich durch seine Offenheit für ausländische Investoren aus. Die folgende Tabelle zeigt aktuelle ausgewählte Großprojekte in Frankreich auf. Tabelle 1: Ausgewählte Großprojekte, Stand November 2017 Projektbezeichnung Investitionssumme (€) Projektstand Anmerkung Olympische Spiele 2024 k.A. In Planung Bau des kompletten Athletendorfs und Start 2019 Wassersportzentrums der Olympischen Spiele in Seine-Saint-Denis Quelle: http://www.batiactu.com/edito/jo-paris-2024-tour- horizon-chantiers-a-achever-50425.php, letzter Zugriff am am 06.11.2017 Grand Paris Express 26 Mrd. In Planung Größtes urbanes Projekt in Europa: 200 km Start 2019 Schienen, 68 neue Bahnhöfe und 7 Technikzentren sollen entstehen. Quelle: https://www.societedugrandparis.fr/gpe/le-grand-paris- express-en-resume, letzter Zugriff am 06.11.2017 Aéroport Paris Charles De k.A In Planung Bau eines neuen Terminals am Großflughafen Gaulles Start 2022 Charles de Gaulle für bis zu 30 Millionen Passagiere Quelle: http://www.air-journal.fr/2017-06-19-paris-cdg-aura-un- nouveau-terminal-en-2025-5183530.html, letzter Zugriff am 06.11.2017 La Défense Seine k.A. Laufend neue Umbau und Erweiterung des Arche/Paris Projekte Geschäftszentrums La Défense Quelle: http://www.epadesa.fr/la-carte-des-projets/projets/la- defense/regnault-carpeaux/ava.html, letzter Zugriff am 06.11.2017 Eco-Vallée/ Nizza 380 Mio. Umsetzung 2012 Gewerbezonen, Geschäftszentrum, bis 2026 nachhaltiger Wohnungsbau, Forschungseinrichtungen, Messezentrum, neuer Verkehrsknoten am Flughafen Quelle: http://www.ecovallee-plaineduvar.fr/les-projets, letzter Zugriff am 06.11.2017 Lyon Part-Dieu k.A. Umsetzung bis Erneuerung des Geschäftszentrums und des 2020 Bahnhofs mit mehreren Hochhäusern Quelle: https://www.lyon-partdieu.com/operations/gare-de- lyon-part-dieu/, letzter Zugriff am 06.11.2017 LGV PACA, 15 Mrd. Konsultationen; Bessere Erschließung Côte d’Azur mit HG- Hochgeschwindigkeits- Fertigstellung 2023 und Regionalzügen strecke Marseille-Nizza geplant Quelle: http://www.lignenouvelle-provencecotedazur.fr/, letzter Zugriff am 06.11.2017 Quelle: Eigene Darstellung Zentrales Instrument in der Investitionsförderung Frankreichs sind Steuervergünstigungen, die sowohl für in- als auch ausländische Unternehmen gelten. Unternehmen mit kapitalintensiven Investitionen sind von der Gewerbesteuer befreit. Jährlich stehen Steuergutschriften auf Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Auf regionaler Ebene fließt die Förderung überwiegend in Kompetenzzentren. Frankreich entwickelte in den letzten Jahren mehrere Instrumente und finanzielle Anreize (vgl. Kapitel 4.2.4.), um die Investitionen voranzutreiben und damit die Wirtschaft stärker im globalen Kontext zu positionieren. Für 2016 schlugen 779 Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen zu Buche, mit denen rund 17.000 Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden konnten. 2016 stiegen 15 BMWi (2017): Zypries vereinbart im Rahmen des Deutsch-Französischen Ministerrats konkrete Fortschritte in der Zusammenarbeit, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2017/20170713-zypries-deutsch-franzoesischer-ministerrat.html, letzter Zugriff am 28.02.2018.
10 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS die ausländischen Investitionen damit sowohl hinsichtlich der Anzahl der Projekte (+30) als auch hinsichtlich der geschaffenen Arbeitsplätze (+24%).16 Abbildung 6: Entwicklung ausländischer Investitionsprojekte und geschaffener Arbeitsplätze Quelle: EY (2017): Baromètre attractivité de la France, http://www.ey.com/fr/fr/issues/business-environment/ey-barometre-de-l-attractivite-france-2017, letzter Zugriff am 28.02.2018. 2.4 Die französische Industrie 275.000 Unternehmen, 3 Millionen Angestellte und einen Gesamtumsatz Abbildung 7: Marktanteile Frankreichs von mehr als 1.030 Milliarden Euro verbucht die Industrie Frankreichs 17 im Hauptindustriezweige Jahr 201418. Sie erwirtschaftet zudem über die Hälfte (56%) der französischen Exportumsätze. Die französische Industrie besteht vor allem aus einer Vielzahl kleiner Unternehmen mit weniger als 10 Vollzeitarbeitskräften (89%). Allerdings wird der Großteil des Umsatzes von verhältnismäßig wenigen Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern erzielt (64%). Diese haben auch den größten Anteil an den Exporten (77%). Die französische Industrie teilt sich in vier wesentliche Sektoren: die produzierende Industrie, die Strom- und Gaserzeugung, der Bereich der Wasserwirtschaft und Abfallbeseitigung sowie die Mineralgewinnende Industrie. Dabei leistet die produzierende Industrie mit 84% den Hauptbeitrag zur Wertschöpfung (siehe Abbildung 7).19 Alle Bereiche steigerten 2015 leicht ihre Umsätze im Vorjahresvergleich und vor allem in der Langzeitbetrachtung verbesserten sich die Ergebnisse. Auch im Export legt die Industrie in Frankreichs zu (+24% 2000-2016). Dennoch fällt sie im Kontext des globalen Wachstums zurück und verliert somit Quelle: Insee (2016): Les entreprises en France, Marktanteile im Welthandel (von 5,3% im Jahr 2000 auf 3,4% im Jahr https://www.insee.fr/fr/statistiques/2497086?sommaire=2497179, letzter Zugriff am 28.02.2018. 2015).20 16 EY (2017): Baromètre attractivité de la France, http://www.ey.com/fr/fr/issues/business-environment/ey-barometre-de-l-attractivite-france-2017, letzter Zugriff am 28.02.2018. 17 Industrie bezeichnet die Gesamtheit der Sektoren A(Mineralgewinnende Industrie), B (Herstellende Industrie), C (Energie) und D (Wasser, Abfallbeseitigung) entsprechend der NAF 18 Insee (2016): Les entreprises en France, https://www.insee.fr/fr/statistiques/2497086?sommaire=2497179, letzter Zugriff am 28.02.2018. 19 Ebd. 20 Insee (2016): Les entreprises en France, https://www.insee.fr/fr/statistiques/2497086?sommaire=2497179, letzter Zugriff am 28.02.2018.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 11 2.4.1 Schlüsselindustrien Frankreichs Die herstellende Industrie erwirtschaftete 10,2% des französischen BIP in 2016. Die Hauptindustriezweige waren Nahrungs-und Genussmittel (19,8%), Ausrüstungsanlagen (13,9%) sowie der Bereich der Reparatur, Installation, diverse Industrieprodukte (13,8%). Im internationalen Wettbewerb gehören vor allem auch die Bereiche Luft-und Raumfahrt, die pharmazeutische Industrie und Luxusgüter zu ihren traditionellen Stärken. Insbesondere in diesen Bereichen steigerte sich die französische Industrie in den vergangenen 15 Jahren. Die Entwicklung der Industrie ist differenziert je nach Branche zu beleuchten, denn es gibt Zweige die trotz eines zu beobachtenden generellen Aufschwungs in der Langzeitbetrachtung zurückfallen, wie zum Beispiel Kraftfahrzeuge, Textilien oder elektrische Ausrüstung (siehe Tabelle 2)21. Tabelle 2: Entwicklung der Produktion nach Branchen (Veränderung in %) Technologie- Branche Frankreich Deutschland Italien stand (2000 bis 2016) (2000 bis 2015) (2000 bis 2014) Hoch Transportausrüstungen (ohne Kfz) +87 +75 +2 Arzneimittel +72 +57 +60 IT, Elektronik, Optik -1 +85 -11 Gehoben Maschinen und Ausrüstungen -2 +30 +8 Chemie -3 +12 -8 Elektrische Ausrüstungen -20 +6 -1 Kfz -28 +57 -8 Mittel Reparatur, Installation, diverse +7 +18 -18 Industrieprodukte Kunststoff, Gummi und mineralische -3 +15 -22 Produkte Metall -10 +16 +0 Raffinerien, Kokereien -34 -3 -19 Niedrig Nahrungsmittel +5 +9 -1 Holz, Papier, Druck -13 +1 -24 Textilien, Bekleidung, Schuhe -51 -32 -26 Quelle: DGE 21 Die Wertschöpfung und Produktivität wächst in allen Bereichen der produzierenden Industrie. Vor allem durch die Verlagerung von Teilen kostenintensiver Prozesse an andere globale Standorte wird an Effizienz gewonnen, aber auch ein Rückgang bei der Beschäftigung und eine stärkere Spezialisierung des Produktionsapparates führen laut DGE seit 2000 zu einer höheren Produktivität und steigenden Margen.22 Insbesondere seit 2014 erhöhen sich die Margen von Industrieunternehmen spürbar, was sich auch in den steigenden Investitionsausgaben niederschlägt (59,2 Milliarden Euro, siehe Tabelle 3)23. Diese fließen zu einem großen Teil (mehr als in den europäischen Nachbarländern) in Forschung und Entwicklung. Im Jahr 2015 investierten die französischen Industrieunternehmen 23,5 Milliarden Euro in den Bereich F&E. Der hohe Anteil ist auch ein Indikator für eine steigende Spezialisierung auf Hightech- Branchen. Auf der anderen Seite stehen damit geringere Mittel für Investitionen in die Produktionstechnik zur Verfügung, was sich in einem vergleichsweise veralteten Maschinenpark und in einer signifikant niedrigeren Automatisierungsquote spiegelt.24 Von dem 4,3-prozentigen Wachstum der Unternehmensinvestitionen im Jahr 2016 profitierten aber auch Anbieter von Produktionsausrüstungen, da die Industrie zunehmend in die Modernisierung ihrer Anlagen investiert. Experten gehen davon aus, dass der Positivtrend anhalten wird. 21 Direction Générale des Entreprises (DGE) (2017): https://www.entreprises.gouv.fr/files/files/directions_services/etudes-et-statistiques/Chiffres_cles/Industrie/2017-Chiffres-cles- industrie.pdf, letzter Zugriff am 28.02.2018. 22 German Trade & Invest (GTAI) (2017): Wirtschaftsdaten Kompakt, https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Wirtschaftsklima/wirtschaftsdaten- kompakt,t=wirtschaftsdaten-kompakt--frankreich,did=1584854.html, letzter Zugriff am 28.02.2018. 23 Direction Générale des Entreprises (DGE) (2017): https://www.entreprises.gouv.fr/files/files/directions_services/etudes-et-statistiques/Chiffres_cles/Industrie/2017-Chiffres-cles- industrie.pdf, letzter Zugriff am 28.02.2018. 24 Ebd.
12 ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS Tabelle 3: Investitionssummen und Investitionsquote der herstellenden Industrie Branche Investitionen Investitionsquote* (in Mrd. EUR) (in %) Transportausrüstungen (ohne Kfz) 13,1 46,3 IT, Elektronik, Optik 9,0 74,4 Nahrungsmittel 5,9 13,0 Chemie 5,7 32,1 Metall 5,5 21,3 Arzneimittel 4,3 38,4 Reparatur, Installation, diverse Industrieprodukte 4,1 13,0 Kunststoff, Gummi und mineralische Produkte 3,7 19,3 Maschinen und Ausrüstungen 2,7 20,1 Elektrische Ausrüstungen 2,0 32,1 Holz, Papier, Druck 1,8 15,2 Textilien, Bekleidung, Schuhe 0,7 14,7 Produzierende Industrie 59,2 13,2 *Investitionen/Wertschöpfung Quelle: Insee (2016): Comptes nationaux Auch der Wirtschaftsklima-Index der französischen Industrie zeigt einen optimistischen Trend und befindet sich 2017 auf einem Zehnjahreshoch (siehe Abbildung 8).25 Insbesondere die Unternehmen im Bereich industrieller Güter, Anlagen und Transportwesen schätzen ihre zukünftige Entwicklung positiv ein. Dies liegt zum einen an den vielzähligen Großprojekten (vgl. Kapitel 2.3), aber auch an Bestrebungen der aktuellen Regierung, Frankreich wieder in eine Führungsrolle innerhalb der Europäischen Wirtschaft zu bringen und insbesondere im Bereich der neuen Technologien voranzugehen. 2.4.2 Aktuelle Trends und Entwicklungen in der Industrie Die Modernisierung der französischen Industrie und vor Abbildung 8: Französischer Geschäftsklimaindex allem die Sicherung Ihrer zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit ist eine Hauptpriorität der Regierung und wird unter anderem mit der Initiative Industrie du Futur (Industrie der Zukunft) gefördert. Wichtig ist diese Initiative, weil diese sich auf viele verschiedene Wirtschaftssektoren bezieht. Das heißt, im Zuge der Industrie du Futur soll auch IIoT gefördert werden. Insgesamt verbindet sich mit dem Programm der Industrie du Futur eine grundlegende industrielle Veränderung, da weite Teile der Industrie durch digitale Anwendungen und Dienste gesteuert werden und dadurch effizienter und günstiger werden. Die unter Staatspräsident Hollande begonnene Digitalisierung der Wirtschaft wird auch durch die aktuelle Regierung unter Quelle : Insee.fr (2017) : En décembre 2017, le climat des affaires en France s'améliore Staatspräsident Emmanuel Macron als ein zentrales politisches encore et le climat de l'emploi reste favorable, https://www.insee.fr/fr/statistiques/3293877, Ziel weiter vorangetrieben.26 Dies lässt sich anhand der letzter Zugriff am 28.02.2016. öffentlichen Auftritte des Präsidenten in jüngster Zeit belegen. So hat Präsident Macron seit seinem Amtsantritt vermehrt auf Messen und Konferenzen der digitalen Wirtschaft gesprochen. Zuletzt aus Anlass der Einweihung der Station F, dem größten Start-up Campus der Welt, der in Paris 2017 eröffnet wurde. Ein Projekt, das unter Beteiligung von Facebook und Microsoft in einer alten Lagerhalle am Gare d’Austerlitz, im Zentrum von Paris, gegründet 25 Insee.fr (2017) : En décembre 2017, le climat des affaires en France s'améliore encore et le climat de l'emploi reste favorable, https://www.insee.fr/fr/statistiques/3293877, letzter Zugriff am 28.02.2018. 26 Economie.gouv.fr (2015): Industrie du Futur : transformer le modèle industriel par le numérique, https://www.economie.gouv.fr/lancement-seconde-phase-nouvelle-france- industrielle, letzter Zugriff 28.02.2018.
ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH – INDUSTRIAL INTERNET OF THINGS 13 wurde. Bei der Eröffnung betonte Macron, dass die digitale Transformation ein wichtiger Schritt zur Zukunft der französischen Industrie sein wird. Der Präsident beschwor in seiner Rede den digitalen Gründergeist und betonte, dass die Regierung die Gründungen von digitalen Unternehmen und Start-ups fördern will.27 28 Die Rede von Staatspräsident Macron ist damit im Kontext der allgemeinen französischen Digitaloffensive zu verstehen. Im Jahr 2015 wurde also eine landesweitere Wirtschaftsinitiative unter dem Leitbild der Industrie du Futur begründet, die nach und nach weitere Industriebereiche fördern soll. In Frankreich herrscht also aktuell ein freundliches Investitionsklima im Bereich Abbildung 9: Digitalisierung für Unternehmen und Start-ups, das auch durch die Politik gefördert wird. Logo La French Tech Um diese digitale Transformation auch werbewirksam sichtbar zu machen, hat die französische Regierung das Label La French Tech geschaffen. Das Siegel darf von allen Unternehmen der digitalen Wirtschaft und Start-ups verwendet werden, um die Innovationskraft der französischen Digitalindustrie zu zeigen. Neben der Digitalisierung steht aber auch die Ausrichtung auf nachhaltige Produktionsprozesse und eine umweltfreundliche, energieeffiziente Industrie im Focus der aktuellen Regierung. Um Frankreich als treibende Kraft im Klimaschutz zu Quelle:www.lafrenchtech.com, letzter positionieren wird auch von der Industrie ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen Zugriff am 28.02.2018. erwartet. 2.5 Frankreich als Industriestandort - Zusammenfassende SWOT-Analyse Dank einer stabilen, wenn auch bislang verhaltenen Konjunkturentwicklung und trotz eines immernoch hohen Haushaltsdefizits bleibt Frankreich eine der führenden Wirtschaftsnationen. Zwar bedeuten die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit und die verhältnismässig niedrige Effizienz des Produktions- und Arbeitsmarktes einen Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Wirtschaft im Vergleich zu anderen Industrieländern. Jedoch sind bereits Verbesserungen der Produktivität feststellbar und es ist zudem zu erwarten, dass die Flexibilität des Arbeitsmarktes durch die teilweise bereits in die Wege geleiteteten und geplanten Reformen zukünftig gesteigert werden kann. Ein weiterer Nachteil für die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Industrie sind allerdings auch die vergleichsweise hohe Steuerrate und die wenig exportorientierten französischen KMU. Die französische Regierung, mit dem Präsidenten Emmanuel Macron in der Führungsrolle, sieht in der Digitalisierung der Industrie eine Schlüsselaufgabe für die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Konkrete politische Initiativen zur Modernisierung der Industrie und anderer Wirtschaftszweige sollen Anreize schaffen und helfen, aktuelle Defizite auszuräumen und die Innovationskraft der französischen Wirtschaft zu stärken. Insbesondere in der Förderung der Digitalisierung von Schlüsselindustrien liegen bedeutende Marktchancen für inländische sowie ausländische Unternehmen im Bereich IIoT. Insgesamt betrachtet ergibt sich ein durchaus positiver wirtschaftlicher Entwicklungstrend für die französische Wirtschaft, gerade auch im Bereich der innovativen Industrie.29 Eine Übersicht zu den zentralen Aspekten der wirtschaftlichen Schwächen und Stärken der französischen Industrie findet sich in der folgenden Tabelle. 27 Usine Digitale (2017), Emmanuel Macron à Station F : "Entrepreneur is the new France. Et ça commence ici", https://www.usine-digitale.fr/editorial/emmanuel-macron-a-station- f-entrepreneur-is-the-new-france-et-ca-commence-ici.N560658, letzter Zugriff am 28.02.2018. 28 Elysee.fr (2017), Discours du Président de la République - Station F : Tech for Planet, http://www.elysee.fr/declarations/article/discours-du-president-de-la-republique-station-f- tech-for-planet/, letzter Zugriff 28.02.2018. 29 World Economic Forum (2016), The Global Competitiveness Report 2016–2017, https://www.weforum.org/reports/the-global-competitiveness-report-2016-2017-1, letzter Zugriff am 28.02.2018.
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