ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH - Energieeffizienz in der Industrie 2014 Mit Profilen der Marktakteure - Beratung
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ZIELMARKTANALYSE FRANKREICH Energieeffizienz in der Industrie 2014 Mit Profilen der Marktakteure www.efficiency-from-germany.info
Mit Profilen der Marktakteure Impressum Herausgeber: Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer 18 rue Balard 75015 Paris Tel.: +33 (0)1 40 58 35 35 Fax: +33 (0)1 45 75 47 39 E-Mail: info@francoallemand.com Internet: www.francoallemand.com Stand: Dezember 2013 Kontaktperson: Wally Lindermeir, wlindermeir@francoallemand.com Autoren: Wally Lindermeir Juliane Ewaldt Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
Inhalt 1. Einleitung ......................................................................................................................... 1 2. Frankreich allgemein ....................................................................................................... 2 2.1. Länderprofil ................................................................................................................ 2 2.1.1. Politischer Hintergrund ............................................................................................................................. 3 2.1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ..................................................................................................... 3 2.1.3. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland ................................................................................................. 5 2.1.4. Investitionsklima und -förderung ............................................................................................................. 7 2.2. Energiemarkt .............................................................................................................10 2.2.1. Energieerzeugung und Verbrauch (inkl. Strom und Wasser) ............................................................... 10 2.2.2. Energiepreise (inkl. Strom und Wasser) .................................................................................................12 2.2.3. Energiepolitische und gesetzliche Rahmenbedingungen .......................................................................13 2.2.4. Neue Entwicklungen auf dem Energiemarkt ..........................................................................................15 3. Energieeffizienz in Frankreich ....................................................................................... 15 3.1. Energieeffizienz in der Industrie ................................................................................ 15 3.1.1. Allgemeiner Überblick und Trends ..........................................................................................................15 3.1.2. Entwicklung des Energiebedarfs der Industriesektoren in Frankreich ................................................ 16 3.1.3. Schwerpunktindustrien und deren Energieeffizienzmaßnahmen ........................................................ 18 3.1.4. Aktuelle Projekte im Bereich industrieller Energieeffizienz .................................................................. 20 3.2. Gesetzliche Rahmenbedingungen für Energieeffizienz .............................................. 20 3.2.1. Standards, Normen und Zertifizierung .................................................................................................. 20 3.2.2. Öffentliches Vergabeverfahren und Ausschreibungen ...........................................................................21 3.2.3. Finanzierungsmöglichkeiten ................................................................................................................... 22 3.2.4. Förderprogramme (Instrumente und Maßnahmen) ............................................................................. 23 3.2.5. Sonstige Fördermöglichkeiten (Projektförderung) ................................................................................ 25 3.2.6. Genehmigungsverfahren, Steuersysteme ............................................................................................... 26 3.3. Marktstruktur und Marktchancen für deutsche Unternehmen .................................. 28 3.3.1. Marktstruktur und Marktattraktivität für Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie .................. 28 3.3.2. Marktbarrieren und -hemmnisse im Bereich Energieeffizienz ............................................................. 29 3.3.3. Wettbewerbssituation .............................................................................................................................. 30 3.3.4. Markt- und Absatzpotentiale für deutsche Unternehmen ......................................................................31 3.3.5. Chancen und Risiken für eine Markterschließung im Bereich Industrieeffizienz ................................ 35 3.3.6. Vertriebs- und Projektvergabestrukturen .............................................................................................. 35 3.3.7. Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen für einen Markteinstieg .................................. 36 4. Schlussbetrachtung ........................................................................................................ 38 5. Tabellenverzeichnis ....................................................................................................... 39 6. Bildverzeichnis ............................................................................................................... 39 7. Quellenverzeichnis* .......................................................................................................40 8. Zielgruppenanalyse ........................................................................................................ 43 8.1. Profile Marktakteure ................................................................................................. 43 8.1.1. Administrative Instanzen und politische Stellen ................................................................................... 43 8.1.2. Standortagenturen, Beauftragte für Auslandsinvestitionen + sonstige Multiplikatoren ..................... 46 8.1.3. Potentielle Investoren .............................................................................................................................. 49 8.1.4. Potentielle Partner ................................................................................................................................... 49 ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich
8.2. Messen, Fachzeitschriften und Websites ................................................................... 74 8.2.1. Wichtige Messen in Frankreich............................................................................................................... 74 8.2.2. Fachzeitschriften ...................................................................................................................................... 75 8.2.3. Wichtige sonstige Adressen und Websites ............................................................................................. 77 ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich
1. Einleitung Zur Erreichung energie- und klimapolitischer Ziele hat sich die EU verpflichtet, bis 2020 20% ihres jährlichen Primärenergieverbrauchs einzusparen und gleichzeitig ihre Energieeffizienz um 20% zu erhöhen. Diese ehrgeizigen Ziele müssen nun auch in jedem einzelnen Mitgliedsstaat umgesetzt werden. Sie stellen gleichzeitig eine ökonomische und ökologische Herausforderung dar. Nachdem Frankreich einige Jahre auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien im Gegensatz zu seinen europäischen Nachbarn zurückgeblieben war, gewinnt dieses Thema aktuell an immer mehr Bedeutung. Neben dem Bausektor und dem Transportwesen sieht sich vor allem auch die Industrie mit den Einsparmaßnahmen konfrontiert. Der industrielle Sektor verzeichnet über 20 % des gesamten Energieverbrauchs und gehört somit zu den größten Energieverbrauchern. Zwar konnte Frankreich seinen Endenergieverbrauch in der Industrie seit 1980 bereits um 16,5% reduzieren, doch gibt es noch genügend ungenutzte Energieeinsparpotentiale. Die Verbesserung der Energieeffizienz ist dementsprechend das einfachste Mittel zur Reduktion der Treibhausgas- Emissionen, eine sichere und nachhaltige Energieversorgung zu garantieren und die energetische Unabhängigkeit zu verbessern. Energieeffizienz ermöglicht, die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Energiekosten zu verringern. Zu den Bereichen mit großem Verbesserungspotential zählen unter anderem die Sanierung industrieller Gebäude, die Verbesserung von Prozessen und die Optimierung der Energieausrüstungen und des Verteilernetzes. Aber auch im Motorenbereich könnten Emissionen in Höhe von 8,6 Mio. t CO2 reduziert werden. Um den Endenergieverbrauch weiterhin zu senken und Energieeinsparmaßnahmen zu fördern, fördern Programme auf nationaler Ebene die Energieeffizienz-Maßnahmen und bauen finanzielle Hindernisse ab. Ausländische Unternehmen profitieren gleichermaßen wie inländische Firmen. Des Weiteren steigen die Investitionen in diesem für die Zukunft vielversprechenden Bereich an. Die zuvor genannten Aspekte sowie eine aktuelle Bestandsaufnahme der politischen, kulturellen aber auch wirtschaftlichen Situation und die Rahmenbedingungen für ein Exportgeschäft Frankreichs sollen in der vorliegenden Zielmarktanalyse näher erläutert und insbesondere die Energieeffizienz in der französischen Industrie detailliert untersucht werden. Für (deutsche) Unternehmen stellt sie gleichermaßen eine Chance und Herausforderung dar. Die noch geringe Marktreife in Frankreich und die momentan rasche Expansion und staatliche Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen lässt jedoch auf allen Ebenen Spielraum für ein Engagement deutscher Unternehmen. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 1
2.Frankreich allgemein 2.1. Länderprofil Frankreich, die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, ist neben Deutschland das wichtigste Industrieland Europas und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Union. Der in Westeuropa gelegene Staat verfügt über eine breit aufgestellte, modern ausgerichtete Volkswirtschaft. Der laizistische Einheitsstaat gliedert sich politisch in 22 Regionen, 96 Départements, vier überseeische Départements (DOM), zwei überseeische Gebiets- körperschaften und vier überseeische Territorien mit beschränkter Selbstverwaltung (TOM). Die größten Regionen sind Midi-Pyrénées und Rhône-Alpes (über 40.000 km²), aber die meisten Einwohner hat mit Abstand die Region Ile-de-France (11 Mio. Einwohner), gefolgt von Rhône-Alpes. Französische Republik (République française) Amtssprache: Französisch Hauptstadt: Paris Fläche: 668.763 km² (Metropolitan-Frankreich: 543.965 km²) Einwohnerzahl: 65,8 Mio. (Metropolitan-Frankreich: 63,7 Mio.); Stand: 1. Januar 2013 Alsace Centre Languedoc-Roussillon Picardie Aquitaine Champagne-Ardenne Limousin Poitou-Charentes Auvergne Corse Lorraine Provence-Alpes-Côte d’Azur Basse Normandie Franche-Comté Midi-Pyrénées Rhône-Alpes Bourgogne Haute Normandie Nord-Pas de Calais Bretagne Ile-de-France Pays de la Loire [37] Abbildung 1: Politische Gliederung Frankreichs ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 2
Die traditionell zentralstaatlich organisierte Verwaltung Frankreichs wurde durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982/1983 grundlegend verändert. Seither sind einige der Zuständigkeiten, vor allem auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, aufgeteilt zwischen dem französischen Staat und den Gebietskörperschaften. Heute ist Frankreichs Organisation laut Artikel 1 der Verfassung dezentral. 2.1.1. Politischer Hintergrund Das Land verfügt über eine parlamentarische Präsidialdemokratie mit parlamentarischem Zweikammersystem: Senat (348 Senatoren) und Nationalversammlung (577 Abgeordnete). François Hollande, der siebte Präsident der Fünften Republik, wurde am 6. Mai 2012 gewählt. Die Präsidentschaftswahlen trugen nicht nur zu einem politischen Wandel bei. Die Wahl François Hollandes, Kandidat der sozialistischen Partei (PS - Parti socialiste), bewirkt zudem mögliche Neuerungen in allen weiteren Sektoren. [5, 7, 43] 2.1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Nach der Beruhigung an den Finanzmärkten der Eurozone entspannte sich die Lage auch in Frankreich. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den Jahren 2010 und 2011 wieder leicht an (1,7 bzw. 2,0%). Jedoch ist die wirtschaftliche Dynamik Frankreichs noch immer gebremst. Gründe hierfür sind vor allem die steigende Verschuldung und die starke wirtschaftliche Verflechtung Frankreichs mit dem Süden Europas und einer damit gepaarten nachlassenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Im ersten Quartal 2013 blieb es wie im Vorquartal bei einem Nullwachstum. Für das zweite Quartal wird ein schwaches BIP-Wachstum von 0,1 bis 0,3 % erwartet. Mit einer für 2014 kalkulierten Zunahme von 1,1 % scheint wieder ein positiver Wachstumspfad eingeschlagen. [30] Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) Abbildung 2: Wirtschaftliche Entwicklung 2012 bis 2014 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) [30] Der Austeritätskurs der öffentlichen Haushalte bestimmt unverändert das Bild und lässt wenig Spielraum für öffentliche Wachstumsimpulse. Immerhin hatten die großen Sparanstrengungen Frankreichs 2012 zu einem Haushaltsdefizit von 4,6% geführt, das in 2013 schätz die Kommission auf 3,7%. Dennoch ist die Staatsverschuldung auf 92,7% des BIP angestiegen. Die Haushaltskonsolidierung hat auch weiterhin unter Präsident François Hollande hohe Priorität. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 3
Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2011 2012 Vergleichsdaten Deutschland 2012 BIP (nominal, Mrd. Euro) 2.000,4 2.032,3 2.644 BIP pro Kopf (Euro) 30.663 31.059 32.276 Bevölkerung (Mio.) 65,3 65,6 81,8 Tabelle 1: Wirtschaftliche Eckdaten 2011 / 2012[30] Um langfristig ein stärkeres Wachstum zu generieren, setzte Frankreich in den letzten Jahren auf die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. In einem ersten Schritt wurden Zahlungen an die Sozialkasse teilweise von den Arbeitskosten getrennt und durch eine „soziale Mehrwertsteuer“ refinanziert. Des Weiteren wurde zum 1.1. 2014, wie bereits vom ehemaligen Präsidenten Sarkozy initiiert, die Mehrwertsteuer um 0,4 Prozentpunkte auf 20% erhöht. Nach verschiedenen Quellen soll es im zweiten Semester 2014 eine weitere Mehrwertsteuererhöhung auf bis zu 21% geben. [7, 30, 44] Wirtschaftsdaten kompakt: Frankreich 2011-2013 Rohstoffe agrarisch Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Gemüse, Obst, Weintrauben, Vieh mineralisch Zink, Eisenerz, Blei, Steinkohle Wirtschaftswachstum nach 2011: Sektoren (%, real) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei +3,9 Transport, Logistik, Kommunikation +2,9 Handel, Tourismus +2,8 Bergbau, Herstellung +0,5 Bau -0,0 Arbeitslosigkeit (%) 2011: 9,5 2012: 10,2 *Prognose 2013*: 11,0 Außenhandel (Mrd. €) 2010 % 2011 % 2012 % Einfuhr 459,9 +14,4 517,3 +12,5 524,4 +1,4 Ausfuhr 394,9 +13,9 428,5 +8,5 442, 9 +3,4 Saldo -65,0 -88,8 -81,5 [30] Tabelle 2: Wirtschaftsdaten kompakt: Frankreich 2011-2013 Wie in der vorangehenden Tabelle ersichtlich ist, bleibt der Außenhandel ein zentraler Schwachpunkt der französischen Wirtschaft. Das Außenhandelsdefizit 2012 stellt mit 81,5 Mrd. € einen neuen Rekord dar. Als Hauptursache für die Außenhandelsschwäche wird der im Vergleich zu Deutschland relativ exportschwache Mittelstand gesehen. Die beiden stärksten Exportbranchen sind die Transportmittelindustrie, die 2012 einen Handelsüberschuss von 19,1 Mrd. € erwirtschaften konnte, und die Maschinen-, Elektrogeräte- und die Elektronikindustrie, die mit einem Überschuss von 19,1 Mrd. € ebenfalls dazu beitragen konnte, die insgesamt schlechte Außenhandelsbilanz zu verbessern. Weitere wichtige Exportbranchen sind die Nahrungsmittelindustrie sowie die pharmazeutische Industrie und der Bereich Luxusgüter (Textilien, Accessoires, Kosmetik). (Quelle: GTAI: Wirtschaftsdaten kompakt, S. 2, 3) ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 4
2.1.3. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Deutschland ist Frankreichs wichtigster Handelspartner. Sie bilden zusammen die zwei stärksten Industrieländer innerhalb Europas, unter anderem dank der geografischen Nähe und der deregulierten Märkte. Es besteht eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarstaaten. Die Grundlage dafür bildet der Elysée-Vertrag, der Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, der 1963 von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet wurde. Das Abkommen sieht regelmäßige Konsultationen und Gipfeltreffen vor und setzt zugleich die Schwerpunkte für die Zusammenarbeit beider Staaten. Nach Angaben des Deutschen Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) belief sich der Handel zwischen Deutschland und Frankreich im Jahr 2011 auf insgesamt 169,2 Mrd. € (Einfuhr und Ausfuhr). Somit war Frankreich auch im Jahr 2012 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner. Das Handelsvolumen der beiden Länder ist gegenüber dem Vorjahr um 1,1 % gestiegen. Es folgten auf Rang zwei die Niederlande mit einem Warenverkehr in Höhe von 157,6 Mrd. € und auf Rang drei die Volksrepublik China mit einem Außenhandelsumsatz von 143,9 Mrd. €. Frankreich war auch im Jahr 2012 - wie schon seit 1961 - wichtigstes Abnehmerland deutscher Waren. Deutschland führte Güter im Wert von 104,5 Mrd. € nach Frankreich aus (+9,5 % der deutschen Exporte). Auf den Plätzen zwei und drei der wichtigsten deutschen Exportländer lagen die USA (86,8 Mrd. €) und das Vereinigte Königreich (72,2 Mrd. €). [15, 16] Hauptlieferländer/Hauptabnehmerländer Frankreichs (2012; Anteil in %) [30] Abbildung 3: Hauptlieferländer/Hauptabnehmerländer Frankreichs (2012; Anteil in %) Der bilaterale Investitionsfluss ist weiterhin stabil auf hohem Niveau. Das Interesse an einem wechselseitigen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich zeigt sich ebenfalls in den zahlreichen gemeinsamen Aktivitäten und Netzwerken im wirtschaftlichen Bereich. In erster Linie konzentriert sich der deutsch-französische Handelsaustausch auf Fahrzeuge sowie elektrische, elektronische und EDV-Betriebsmittel, gefolgt von chemischen Produkten, Parfums, Kosmetika und Lebensmitteln. Durch wirtschaftliche Kooperationen bemühen sich die großen französischen und deutschen Unternehmen trotz ihrer Konkurrenzsituation um Partnerschaften miteinander: Zum einen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, und zum anderen, um auf bestimmten Märkten, die eine kritische Masse erfordern, konkurrenzfähiger zu sein. [5, 7, 30] Hinsichtlich der größten deutschen Investoren in Frankreich, gemessen an der Anzahl der gegründeten Niederlassungen, sind vor allem drei Branchen sehr stark vertreten. Die ersten Ränge besetzen die Großen der Lebensmittelbranche wie Lidl, Aldi und Rewe. Die Transportunternehmen Deutsche Post, Deutsche Bahn sowie Unternehmen aus dem Elektroniksektor wie Siemens und Vorwerk folgen dahinter. Setzt man den Fokus auf die Anzahl an geschaffenen Arbeitsplätzen, rangieren hier ebenfalls die Unternehmen der Lebensmittel- und Transportbranche auf den vorderen Plätzen. Elektronik- und Industrieunternehmen wie Siemens und ThyssenKrupp besetzen die folgenden Plätze. [33] ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 5
Die größten deutschen Investoren in Frankreich 2010 [33] Abbildung 4: Die größten deutschen Investoren in Frankreich 2010 Weitere detaillierte Angaben zur Förderung in Frankreich folgen unter Punkt 3.2.4. Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Frankreich Anlässlich der zunehmenden Diskrepanz zwischen der deutschen und französischen Wettbewerbsfähigkeit hat das französische Ministerium für Wirtschaft, Finanzen und Industrie 2011 eine Marktstudie veröffentlicht, die versucht, die Ursachen und Hintergründe hierfür zu erklären („Mettre un terme à la divergence de compétitivité entre la France et l’Allemagne“). Die zentralen Indikatoren für die Diskrepanz werden von der Studie wie folgt benannt: Der Wert der französischen Exporte in 2010 repräsentierte nur noch 40 % des Wertes der deutschen Exporte, 1990 waren es noch 55 %. Im Jahre 2010 betrug die Diskrepanz zwischen den Außenhandelsbilanzen der beiden Länder 200 Mrd. €. Zwischen 2000 und 2007 hat Frankreich circa 13 % mehr Unternehmen in der Industrie verloren als Deutschland im gleichen Zeitraum. Der durchschnittliche Preis der ausgeführten, französischen Waren nahm zwischen 2003 und 2008 um rund 8 % mehr zu als der durchschnittliche Preis der deutschen Ausfuhren. Erklärungsansätze für diesen Zustand sind u.a.: Im Gegensatz zu den 1990er Jahren haben französische Produkte heute ihren Preisvorteil gegenüber deutschen Produkten verloren. Die gesamten Ausgaben für Forschung und Entwicklung belaufen sich in Deutschland auf 2,6 % des BIP und die Ausgaben der Privatwirtschaft werden mit 1,8 % des BIP beziffert (Frankreich 2,0 % bzw. 1,3 %). Die Lohn- und Gehaltskosten sind seit 2000 in Frankreich ca. 10 % schneller gestiegen als in Deutschland. Die höhere Flexibilität des deutschen Arbeitsmarktes und das Modell der Tarifautonomie sind ebenfalls ausschlaggebend. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 6
Um dieser für die französische Industrie beunruhigenden Situation zu begegnen, wurden bereits erste Maßnahmen ergriffen. Es wird allerdings Zeit brauchen, um klare Tendenzen bei der Entwicklung der strukturellen Unterschiede zwischen den Nachbarländern feststellen zu können. 2.1.4. Investitionsklima und -förderung Frankreich ist für internationale Unternehmen mit seiner strategischen Lage im Herzen Westeuropas, dem großen Absatzmarkt und seiner Zugehörigkeit zur Eurozone ein interessantes Investitionsland. Seit langem zeichnet sich Frankreich durch seine Offenheit für ausländische Investoren aus. Die folgende Abbildung zeigt dazu aktuelle ausgewählte Großprojekte in Frankreich auf. [33] Ausgewählte Großprojekte, Stand November 2013 Investitionssumme Projektbezeichnung Projektstand Anmerkung (Euro) LGV PACA, Konsultationen; Bessere Erschließung Côte Hochgeschwindigkeitsstrecke 15 Mrd. Fertigstellung d’Azur mit HG- und Marseille-Nizza 2023 geplant Regionalzügen Umbau und Erweiterung des La Défense Seine Umsetzung bis Geschäftszentrums La 5 Mrd. Arche/Paris 2016 Défense; zehn neue Gebäude Erneuerung des Realisierung bis Geschäftszentrums und des Lyon Part-Dieu k.A. 2020 Bahnhofs mit mehreren Hochhäusern Wohn- und Hermitage Plaza/ La Planung: Start Geschäftshochhaus mit zwei 2.3 Mrd. Défense, Paris Ende 2013 Türmen (320 m) in La Défense Gewerbezonen, Geschäftszentrum, Umsetzung Forschungseinrichtungen, Eco-Vallée/ Nizza 380 Mio. zwischen 2012 Messezentrum, neuer und 2026 Verkehrsknoten am Flughafen Geschäfts- und Ile Seguin/ Boulogne- Projektvergabe k.A. Kulturzentrum auf Seine- Billancourt beginnt Insel im SW von Paris Baubeginn 2015, Gare Euratlantique/ Erweiterung des Bahnhofs für k.A. Fertigstellung Bordeaux Hochgeschwindigkeitsverkehr 2017 vorgesehen [30] Tabelle 3: Ausgewählte Großprojekte, Stand November 2013 ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 7
Zentrales Instrument in der Investitionsförderung Frankreichs sind Steuervergünstigungen, die sowohl für in- als auch ausländische Unternehmen gelten. Seit 2010 sind Unternehmen mit kapitalintensiven Investitionen von der Gewerbesteuer befreit und haben dadurch im ersten Jahr 7,3 Mrd. € gespart. Weitere 4 Mrd. € stehen jährlich für Steuergutschriften auf Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Verfügung. Auf regionaler Ebene fließt die Förderung überwiegend in Kompetenzzentren. Allgemeine Fördermaßnahmen Frankreich entwickelte in den letzten Jahren mehrere Instrumente und finanzielle Anreize, um die Investitionen voranzutreiben und damit die Wirtschaft stärker im globalen Kontext zu positionieren. Für 2012 schlugen 693 Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen zu Buche, mit denen rund 26.000 Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden konnten. [33] Herkunftsländer ausländischer Investitionen in Frankreich 2008 – 2012 Länder Anzahl der Projekte Entwicklung Anteil der Projekte (in %) 2008 2009 2010 2011 2012 2011 – 2012 2008 2009 2010 2011 2012 USA 121 107 139 149 156 5% 19 17 18 21 23 Deutschland 111 113 140 120 113 -6 % 17 18 18 17 16 Italien 55 56 54 46 63 37 % 9 9 7 7 9 Schweiz 31 35 39 46 39 -15 % 5 5 5 7 6 Belgien 32 30 30 39 28 -28 % 5 5 4 6 4 Japan 34 24 29 38 34 -11 % 5 4 4 5 5 GB 53 39 61 36 36 - 8 6 8 5 5 Spanien 42 42 45 27 33 22 % 7 7 6 4 5 Schweden 22 21 34 26 17 -35 % 3 3 4 4 2 Kanada 18 17 28 24 23 -4 % 3 3 4 3 3 China 17 22 35 23 31 35 % 3 3 4 3 4 Hongkong 6 4 5 6 3 -50 % 1 1 1 1 - Niederlande 23 30 26 20 24 20 % 4 5 3 3 3 Österreich 10 10 16 15 9 -40 % 2 2 2 2 1 Indien 10 10 12 12 9 -25 % 2 2 2 2 1 Dänemark 4 18 11 11 6 -45 % 1 3 1 2 1 VAE* 3 - 1 - 5 - - - - - 1 Finnland 9 8 6 6 4 -33 % 1 1 1 1 1 Russland 2 2 4 5 10 100 % - - 1 1 1 Australien 5 2 5 4 7 75 % 1 - 1 1 1 Brasilien 2 - - 4 3 -25 % - - - 1 - Irland 6 6 6 4 4 - 1 1 1 1 1 Singapur - 1 1 2 4 100 % - - - - 1 Taiwan 3 1 3 4 4 - - - - 1 1 Andere 29 45 57 37 31 -16 % 5 7 7 5 4 Total 641 639 782 698 693 -1 % 100 100 100 100 100 (*) Vereinigte Arabische Emirate [33] Tabelle 4: Herkunftsländer ausländischer Investitionen in Frankreich 2008 – 2012 Zuständig für die nationale Investitionsförderung ist die interministerielle Behörde für Raumordnung und Wettbewerb (DATAR - Délégation interministérielle à l'Aménagement du Territoire et à l'Attractivité Régionale). Die Anwerbung ausländischer Unternehmen obliegt der Invest in France Agency (IFA), die dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist und von DATAR unterstützt wird. Interessierte Investoren sollten beide Einrichtungen konsultieren, um ein komplettes Bild über den Umfang der zahlreichen Fördermaßnahmen zu gewinnen und ein geeignetes Förderpaket zu schnüren. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 8
Die staatliche Förderung besteht zuvorderst aus Darlehen und Steuergutschriften für die Intensivierung von Forschung und Entwicklung (F&E) - schwerpunktmäßig für Unternehmen, die sich in den Kompetenzzentren ansiedeln. Regionen und Gemeinden bieten darüber hinaus eigene Steuerbefreiungen oder spezielle Hilfen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) kommen in den Vorzug zinsgünstiger Darlehen. Für die Aus- und Weiterbildung gewährt das Arbeitsministerium Finanzhilfen, wobei der Staat nicht nur die Programme, sondern auch einen Teil der Lohnkosten übernimmt. Das Instrumentarium gilt gleichermaßen für nationale und ausländische Unternehmen; auch in der Verfahrenspraxis bestehen keine Unterschiede. Alle fiskalischen Anreize stehen im Einklang mit den Wettbewerbsbestimmungen der EU-Kommission. Der wichtigste Investitionsanreiz von DATAR ist die Raumordnungsprämie PAT (Prime d'Aménagement du Territoire). Die Prämie mit einem jährlichen Budget von rund 40 Mio. € unterscheidet zwischen regionalen Investitionen und F&E-Programmen. Dem regionalen Ansatz liegen die im EU-Rahmen 2007 - 2013 definierten Förderzonen AFR (Aides à Finalité Régionale) zugrunde. Die Bedingungen für die regionale Investitionshilfe variieren in Abhängigkeit der drei möglichen Arten einer Investition: Neugründung: 25 Beschäftigte und 5 Mio. € Investition oder 50 Beschäftigte Erweiterung: 25 Beschäftigte und Steigerung der Lohnsumme um 50 % oder 50 Beschäftigte oder 10 Mio. € Investition Übernahme: 80 Beschäftigte und 5 Mio. € Investition Bezuschusst werden Investitionen in Material oder immaterielle Güter mit maximal 15.000 € pro Arbeitsplatz. Allerdings ist die Prämie auf 10 bis 35 % limitiert in Abhängigkeit des geografischen Fördergebiets und der Unternehmensgröße. Für Investitionen in Forschung, Entwicklung oder Innovationen gilt landesweit ein Förderrahmen von 25 bis 60 %. Bedingung ist hier die Schaffung von mindestens 20 Arbeitsplätzen oder eine Investitionssumme ab 7,5 Mio. €. Die Programme werden bis zu einer Höchstdauer von fünf Jahren mit 15.000 bis 25.000 € pro Arbeitsplatz unterstützt. Nähere Informationen finden sich auf der DATAR-Website. Steuerbegünstigungen Steuerbegünstigungen zur Investitionsförderung sind in Frankreich verbreiteter als direkte Zuschüsse. Die letzte große Maßnahme der Regierung Sarkozy bestand in der Abschaffung der Gewerbesteuer für produktionswirksame Investitionen zum 1. Januar 2010, die Frankreich für kapitalintensive Investitionen wettbewerbsfähiger machen soll. Im ersten Jahr bedeutete dies eine Steuerersparnis von 7,3 Mrd. € für die Unternehmen. Holdinggesellschaften genießen seit 2007 eine Freistellung von langfristigen Veräußerungsgewinnen aus Wertpapieren, was im Einklang mit den meisten OECD-Ländern steht. Konzernzentralen profitieren von einem speziellen System der Steuerkonsolidierung sowie der Steuerbefreiung auf die von Tochtergesellschaften bezogenen Dividenden. Der seit 2004 bestehende Status des „Jungen Innovativen Unternehmens“ (JEI – Jeune Entreprise Innovante) verbürgt den Anspruch auf gewisse Steuererleichterungen und verringerte Sozialabgaben. Im Rahmen des Gesetzes zur Modernisierung der Wirtschaft wurden ausländische Führungskräfte mit einem befristeten Aufenthalt von der Steuer befreit. Frankreichs Körperschaftssteuersatz bleibt mit 33,33 % einer der höchsten in Europa; für Einkommen aus immateriellem Vermögen gilt der ermäßigte Satz von 15 %. In der steuerlichen Förderung von Forschungsinvestitionen steht Frankreich unter den OECD-Ländern an der Spitze. Das System der Steuergutschriften für F&E-Investitionen (CIR - Crédit d'Impôt Recherche) wurde 2008 reformiert und auf ausländische Unternehmen ausgeweitet sowie das Verfahren vereinfacht. Die Steuergutschrift beträgt im ersten Jahr 40 % der F&E-Ausgaben bis zu einer Höchstgrenze von 100 Mio. €. Im zweiten Jahr reduziert sich der Satz auf 35 % und auf 30 % ab dem dritten Jahr. Für Ausgaben über dem Höchstwert beträgt der Satz in allen drei Jahren 5 %. Für KMU wurde dieser Betrag 2013 erhöht: 20% bei einem Höchstbetrag von 400.000 €. Anrechenbare Ausgaben sind im Wesentlichen Abschreibungen, Personalkosten, Betriebsausgaben und Patente, sofern sie eindeutig der Forschung zugerechnet werden können. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 9
Insgesamt greifen momentan (2012) 17.700 Unternehmen auf die Steuergutschrift CIR zu, davon 2000 ausländische, in Frankreich niedergelassene Unternehmen. Für das Jahr 2010 wurden in diesem Rahmen Steuergutschriften in Höhe von 5 Mrd. € Unternehmen bewilligt. Die große Zielgruppe der KMU profitierte mit einem Anteil von 80 % am stärksten von der F&E-Gutschrift. Ohne Zweifel hat dieser Steueranreiz die Attraktivität Frankreichs auch als Investitionsstandort für ausländische Unternehmen bedeutend verbessert: Ihre Anzahl hat sich von 23 in 2008 auf 73 in 2010 mehr als verdreifacht. [33] Regionale Förderung Neben den nationalen Stellen besitzen auch verschiedene Städte und Regionen eigene Investitionsförderstellen, die Unternehmen beraten und über das Incentive System informieren - wie etwa die „Agence Régionale de Développement Paris“ für den Großraum Paris oder für Lyon die „Agence de Développement Économique de la Région Lyonnaise“. Jeder Regionalrat (Conseil régional) darf zudem eigene regionale Schemata für finanzielle Direkthilfen an Unternehmen entwickeln. Details liefert die jeweilige Website. Mit der 2006 begonnenen Förderung von industriellen Kompetenzzentren bezweckt Frankreich nicht nur eine höhere wirtschaftliche Dynamik, sondern auch eine stärkere regionale Diversifikation. Die „pôles de compétitivité“ konzentrieren Unternehmen, private und öffentliche Investoren sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen in einem geographisch abgegrenzten Raum. Das erklärte Ziel besteht darin, Synergien freizusetzen und gemeinsam marktfähige Innovationen voranzutreiben. Der Staat stellte von 2006 bis 2008 insgesamt 2 Mrd. € an finanziellen und steuerlichen Hilfen für F&E-Projekte bereit; in der zweiten Phase von 2009 bis 2011 wurden weitere 1,5 Mrd. € bewilligt. Abgewickelt wird die Unterstützung über einen speziellen interministeriellen Fonds (FUI - Fonds Unique Interministeriél), der auch ausländischen Unternehmen offen steht. 2013/14 finanzieren die 54 Kompetenzzentren 68 neue F&E-Projekte mit einem Investitionsvolumen von 93 Mio. €, davon 51 Mio. € aus öffentlichen Fördermitteln. [40] Zusätzlich zu den auch ausländischen Firmen offenstehenden FUI stellte das französische Industrieministerium im September 2013 das neue Programmpaket „La Nouvelle France Industrielle“ vor. Für dieses Programm zur Stärkung der Industrieentwicklung sind 3,5 Mrd. Euro eingeplant. Durch die Definition von 34 Zukunftsindustrien aus den vier Hauptfeldern Energiewende, Transport, Gesundheit und Digitalisierung sollen Prioritäten gesetzt und vorhandene Stärken der französischen Unternehmens- und Forschungslandschaft aufgenommen und gesteigert werden. Es wird geschätzt, dass so in den nächsten zehn Jahren 480.000 neue Arbeitsplätze entstehen werden und ein Mehrwert von 45,5 Mrd. Euro erwirtschaftet wird. [30] 2.2. Energiemarkt 2.2.1. Energieerzeugung und Verbrauch (inkl. Strom und Wasser) Die nationale Energieerzeugung im August 2013 war um 5,6 % höher als ihr Wert noch ein Jahr zuvor. Ganz im Sinne der französischen Energiewende nimmt die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen stark ab: Gas verzeichnet ein Minus von gut 30% im Vergleich zum Vorjahr, Kohle sogar über -90%. Nur die Energieerzeugung aus Öl bleibt relativ konstant bei 1,5%. Als Folge der staatlichen Förderung erneuerbarer Energien verzeichnen Wind- und Wasserenergie dagegen einen starken Anstieg um 13,7%. Bei der Kernkraft lässt sich ein positives Wachstum von 5,6 % verzeichnen. [45,49] Im August 2013 stieg der Energieverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % an. Diese nur leichte Veränderung verschleiert die Kontraste zwischen den unterschiedlichen Energieformen. Der Kohleverbrauch macht einen deutlichen Sprung und kann einen Wert von 10,6 % verzeichnen. Während der Stromverbrauch im Vergleich zum Vorjahr nur leicht anstieg (3,3%) und der Ölverbrauch relativ konstant blieb (-0,1%), sinkt der Verbrauch von Gas dagegen leicht ab (-4,6%). ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 10
Energieerzeugung und -verbrauch 2013 Primärenergie(*) August 2013 Menge Veränderung (%) M/M-12 Anteil in % Nationale Primärenergieerzeugung 8 715 + 5,6 100,0 Kohle 1 -93,8 0,0 Öl 72 +1,5 0,8 Gas 26 -33,9 0,3 Nuklearenergie (brutto) 8 183 +5,6 93,9 Wasser- und Windenergie (brutto) 434 +13,7 5,0 Realer Primärenergieverbrauch 16 898 +1,7 100,0 Kohle 836 +10,6 4,9 Öl 6 809 -0,1 40,3 Gas 1 175 -4,6 7,0 Strom 434 +3,3 47,8 Energieabhängigkeitsquote (%) 51,6 +1,9 Energieanhängige CO2-Emmissionen (Mrd. t CO2) 23 791 +1,5 (*) in Mrd. ROE; außer thermischen erneuerbaren Energien [45] Tabelle 5: Energieerzeugung und -verbrauch 2013 Durch die schnellere Progression der Energieproduktion im Vergleich zum Energieverbrauch steigt die energetische Unabhängigkeit um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr und pendelt sich zusammengerechnet auf 51,6% im Jahr ein. Die korrigierten CO2-Werte im August 2013 belaufen sich auf 23,8 Mio. t CO2; das sind 1,5% mehr als noch im August 2012. Diese Evolution hängt mit dem um über 10% gestiegenen Kohleverbrauch in 2013 zusammen. [45] Der Wasserverbrauch in Frankreich belief sich im Jahr 2009 auf 33,4 Mrd. m3 und verteilte sich sehr ungleichmäßig: Zur Energieproduktion wurden mehr als zwei Drittel verwendet, weit dahinter gefolgt von der Trinkwasserherstellung, 10 % flossen in die Industrie und 9 % wurden für Bewässerungen genutzt. [18] Verteilung des Verbrauchs nach Sektoren, 2009 (in Mrd. m3) Abbildung 5: Verteilung des Verbrauchs nach Sektoren, 2009 (in Mrd. m3) [18] ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 11
2.2.2. Energiepreise (inkl. Strom und Wasser) In Frankreich wie auch in anderen EU-Ländern ist ein Anstieg der Energiepreise sowohl für Privathaushalte als auch für industrielle Abnehmer zu verzeichnen. Laut Eurostat belaufen sich die Gaspreise (exkl. Steuern) für die industriellen Abnehmer 2013 auf 11,03 €/GJ, für den Endverbraucher auf 15,69 €/GJ, der Strompreise für die Industrie auf 0,0771 €/kWh und für den Endverbraucher auf 0,1007 €/kWh. [25] Wie sich die Energiepreise für Kohle, Schweröl, Gas und Strom in den letzten Jahren verändert haben, zeigen die folgenden Grafiken jeweils für die Industrie und den Endverbraucher auf. Energiepreise für die Industrie (exkl. Steuern) für 100 kWh (Heizwert) [27] Abbildung 6: Energiepreise für die Industrie (exkl. Steuern) für 100 kWh (Heizwert) Energiepreise für Endverbraucher (inkl. Steuern) für 100 kWh (Heizwert) [27] Abbildung 7: Energiepreise für Endverbraucher (inkl. Steuern) für 100 kWh (Heizwert) Laut Veolia beträgt der durchschnittliche Wasserpreis in Frankreich rund 3 € pro m 3, berechnet auf Basis eines Drei-Personen-Haushaltes mit einer Wohnfläche von 120 m².[47] ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 12
2.2.3. Energiepolitische und gesetzliche Rahmenbedingungen Mit der Öffnung der europäischen Energiemärkte kam es zu Änderungen hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Energiepolitik. Im Energiebereich auf europäischem Niveau wird nach dem Subsidiaritätsprinzip verfahren, d.h. es handelt sich um einen Sektor mit geteilter Zuständigkeit des jeweiligen Mitgliedsstaats. So können die einzelnen Nationen frei entscheiden, wie sich ihre Energieproduktion zusammensetzen soll. Dennoch führte die Liberalisierung und die neuen Perspektiven zu Änderungen hinsichtlich der durchzuführenden Energiepolitiken, der Preisfestsetzung sowie der Strukturierung einzelner Energieakteure und deren Handlungsspielraum auf diesem Binnenmarkt, auf das jedes Land seine eigenen Antworten finden musste. In Frankreich wurde daraufhin im Jahr 2005 ein Rahmengesetz zur Orientierung der Energiepolitik genannt „Loi POPE“ verabschiedet. Darin werden die französischen Ziele festgelegt und die aktuelle Gesetzgebung um Maßnahmen in den Bereichen Energiemanagement, erneuerbare Energien und Stromversorgung erweitert. Um diese Objektive realisieren zu können, wurden zahlreiche Konferenzen ins Leben gerufen. Ziel ist dabei, bis Ende 2015 den Energieverbrauch jährlich um 2 % und zwischen 2015 und 2030 sogar um jährlich 2,5 % zu senken. Die Entwicklung und der Ausbau der erneuerbaren Energien stehen dabei im Vordergrund. Zudem sieht Frankreich vor, seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um jährlich 3 % zu reduzieren und schließlich um drei Viertel zurückzufahren. [24] Klimaplan („Plan climat“), 2008 - 2020 Auf europäischem Niveau wurde 2008 der sogenannte Klimaplan angenommen, der seinen Mitgliedsstaaten Richtlinien und –werte aufsetzt. Man spricht hinsichtlich der Ziele von den „3 x 20“. Damit ist gemeint, dass die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch bis 2020 um 20 % reduziert werden sollen und der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieproduktion um 20 % gesteigert werden soll. Hinsichtlich der erneuerbaren Energien setzte sich Frankreich höhere Ziele: Ein Anteil von 23 % soll bis 2020 realisiert werden. [27] Der Umweltgipfel Grenelle („Grenelle de l’environnement“), 2007 - 2012 In der französischen Umweltpolitik bilden Klimaschutz und Energieeffizienz die großen Schwerpunkte in diesem Jahrzehnt. Zwischen 2007 und 2010 wurden dazu zahlreiche Debatten und Konferenzen geführt, um die bei dem Klimapaket getroffenen Beschlüsse für Europa in Frankreich umzusetzen. Man spricht in Frankreich in diesem Kontext von der Umweltgrenelle. Darin sind neben der Regierung auch die Sozialpartner (Verbände und Gewerkschaften), Umweltorganisationen, Wissenschaftler und einflussreiche Personen vertreten. [29] Treibhausgasemissionen Frankreichs bis 2020 in Mio. t CO2-Äquivalent (Festland + DOM-TOM) [27] Abbildung 8: Treibhausgasemissionen Frankreichs bis 2020 in Mio. t CO2-Äquivalent (Festland + DOM-TOM) ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 13
Im Allgemeinen ist die Umweltgrenelle die Basis für verschiedene Maßnahmen und Verordnungen, welche in den Gesetzestexten Grenelle I (seit Sommer 2009 in Kraft) und Grenelle II (in Kraft seit Juli 2010) detaillierter dargelegt werden. Erstere ist das eigentliche Umweltprogramm mit langfristigen Vorgaben und Zielen; die zweite definiert das nationale Engagement für die Umwelt, konzentriert auf sechs größere Schwerpunkte: Energieeffizienz in Gebäuden, ökologische Transportsysteme, Erhaltung der Biovielfalt, Minderung von Gesundheitsrisiken, und besonders für die Industrie interessant: die Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Gehalt in der Produktion und Abfallmanagement/nachhaltiges Umweltmanagement in Konsum und Produktion. [29] Zudem legte die Grenelle II den Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten (250 in den Überseegebieten) die Pflicht auf, vor Jahresende 2012 eine Bilanz zu ihren Treibhausgasemissionen zu erstellen, welche veröffentlicht und aller drei Jahre aktualisiert wird. Eine Zusammenfassung zu vorgesehenen Aktionen zur Emissionsreduzierung folgte auf die Bilanz. [27] Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Entwicklung, 2010 – 2013 Unter dem Einfluss der Umweltgrenelle wurde 2010 nach dem Leitbild der EU-Nachhhaltigkeitsstrategie die „Stratégie national du développement durable“ verabschiedet. Das Ziel einer gerechten und nachhaltigen Wirtschaft mit CO2-freier Energie soll über neun strategische Arbeitsfelder realisiert werden. Die Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsstrategie durch konkrete Maßnahmen obliegt dem Ministerium für Umwelt, Nachhaltige Entwicklung, Transport und Wohnen, „Ministère de l'Écologie, du Développement durable, des Transports et du Logement“ (MEDDTL). Außerdem erstellen alle Ministerien eigene Strategien und Handlungspläne. [27] Gesetz über die Neuorganisation des französischen Elektrizitätsmarktes „Loi NOME“, 2011 An der Reform des französischen Elektrizitätsmarktes wird nun schon geraume Zeit gearbeitet. Nachdem 2000, 2004 und 2006 entsprechende Ansätze gescheitert waren, ist das Gesetz über die Neuorganisation des französischen Elektrizitätsmarktes (NOME), das den französischen Energiemarkt an europäische Standards heranführen soll, am 1. Juli 2011 in Kraft getreten. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wird der Zugriff auf die im historischen Nuklearpark des Staatskonzerns EDF erzeugte Elektrizität reguliert und damit die nationale Wettbewerbsfähigkeit gesteigert (ARENH - Accès Régulé des fournisseurs alternatifs à l'Electricité produite par les centrales Nucléaires Historiques). EDF muss künftig bis zu einem Viertel des erzeugten Atomstroms an einheimische Konkurrenten abgeben. Die zentrale Frage des Preises ist wie folgt entschieden worden: 40 € pro MWh ab 1. Juli 2011 und 42 € pro MWh ab 1. Januar 2012. Diese im Mai 2011 beschlossene Preisfestsetzung für diese Abgabe von Atomstrom wahrt die Interessen von EDF. Sie entspricht den bereits früh geäußerten Vorstellungen des Unternehmens. Die Erhöhung zum 1. Januar 2012 begründet der französische Industrieminister Eric Besson mit anstehenden Investitionen, die insbesondere angesichts der Fukushima-Katastrophe nur schwer kalkulierbar seien. Die Preiskalkulation, von grundsätzlicher Bedeutung in diesem Zusammenhang, bleibt bislang offene Frage, die methodisch nicht festgelegt ist. Die Regierung sieht das Gesetz als Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Elektrizitätsproduktion und zur Sicherheit des französischen Nuklearparks. Ab 2015 entsteht ein unabhängiges Gremium zur Kontrolle der Strompreise. Bis dahin ist das Energie- und Umweltministerium die Kontrollinstanz. [30] ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 14
2.2.4. Neue Entwicklungen auf dem Energiemarkt Schon in seinem Wahlprogramm sah Hollande vor, dass in Bezug auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Innovation in allen Bereichen eine Mobilisierung erfolgen muss und beispielsweise diese verschiedenen Themen zu einem Projekt zusammengeschlossen werden sollten, vor allem europaweit. Von besonderer Bedeutung sind laut dem französischen Präsidenten die Solartechnik, Biomasse, Geothermie und Wellenenergie. Trotz dessen betonte Hollande, dass er nach seiner Wahl lediglich eine Kernkraftanlage abschalten lasse. [47] Auf einer Umweltkonferenz im September 2012 wurde schließlich die französische Energiewende eingeleitet, deren wesentliche Vorgaben bereits in der Grenelle I und II festgelegt wurden. Das erste Standbein dieser Energiewende ist die stärkere Diversifizierung bei der Stromherstellung. Bis 2020 sollen 23% der Elektrizität aus erneuerbaren Energien stammen. Derzeit werden etwa 75% aus Atomkraft generiert; dieser Anteil soll bis 2025 auf 50% reduziert werden. Das zweite wichtige Standbein der französischen Energiewende stellt die Verbesserung der Energieeffizienz dar. Neben der Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden gibt es besonders großes Potential in der Reduzierung des Energieeinsatzes der Industrie. Zahlreiche staatliche Förderprogramme unterstützen Unternehmen bei ihren Einsparvorhaben (siehe Kapitel 3). [30] Auch im Bereich der Offshore-Windenergie will Frankreich demnach seinen Rückstand gegenüber Deutschland und dem Vereinigten Königreich aufholen und treibt den Ausbau von Windparks auf See massiv voran. Frankreichs Umweltgesetz sieht vor, bis zum Jahr 2020 die Kapazität der Stromerzeugung aus Meereswindkraft auf 6 GW auszubauen. Damit könnten 3,5 % des nationalen Stromverbrauchs gedeckt werden. Rund 4,5 Mio. Haushalte sollen bis dahin mit Strom aus Offshore-Windenergie versorgt werden können. Mitte Januar 2012 hatten rund ein Dutzend Unternehmen, gebündelt in drei Konsortien, ihre Bewerbungen für ein Milliardenprojekt über den Bau von fünf Windparks im Ärmelkanal und vor der französischen Atlantikküste abgegeben. [30] 3. Energieeffizienz in Frankreich 3.1. Energieeffizienz in der Industrie 3.1.1. Allgemeiner Überblick und Trends Seit der Ölkrise 1973 vollzieht sich ein historisch begründeter Wandel in der Industrie. Es kann eine Evolution und vor allem ein Rückgang des Endenergieverbrauchs im Industriesektor verzeichnet werden. Betrug er 1973 noch 48 Mtoe, so belief er sich im Jahre 2011 auf nur noch 33 Mtoe. Der Endenergieverbrauch nach Sektoren 1973-2011, in Mtoe 1973 1979 1985 1990 2000 2005 2009 2010 2011 Industrie 35 36 30 31 34 33 29 29 28 (ohne Eisen- und Stahlindustrie) Eisen- und Stahlindustrie 13 11 8 7 6 6 4 5 5 Wohn- und tertiärer Sektor 56 57 54 58 64 68 69 68 69 Landwirtschaft 4 4 4 4 4 5 4 4 4 Transport 26 31 33 41 49 50 49 49 50 Endenergieverbrauch gesamt 134 139 129 141 157 161 156 155 156 Nicht-energetischer Anteil 11 12 12 12 17 14 12 12 13 Energiesektor 35 42 61 75 92 100 94 97 98 Gesamtprimärenergieverbrauch 180 193 202 228 267 275 261 264 266 [45] Tabelle 6: Der Endenergieverbrauch nach Sektoren 1973-2011, in Mtoe ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 15
In anderen Sektoren ist hingegen ein konträrer Wandel zu verzeichnen: Im Transportwesen stieg der Energieverbrauch von 19 % (1973) auf 32 % (2011) an; für den Tertiärsektor von 42 % auf 44 %. Jedoch muss festgehalten werden, dass zwischen 2008 und 2009 der Energieverbrauch in der Industrie um 8 % gestiegen ist und einen Wert von 35,3 Mtoe erreichte. Erklärung dafür ist die Wiederaufnahme der Aktivitäten im Industriebereich nach der Wirtschafts- und Finanzkrise. Hinsichtlich der Zusammensetzung des Energieverbrauchs aus den Energieträgern bleibt das Gas wichtigster Energieträger in der Industrie mit 35 %, gefolgt von Strom mit 29 %, Erdöl und Kohle jeweils mit 15 % und den erneuerbaren Energien mit 6 %. [27] Endenergieverbrauch des Industriesektors in Mtoe, 2012 Erneuerbare Energien Strom Gas Öl Kohle [45] Abbildung 9: Endenergieverbrauch des Industriesektors in Mtoe, 2012 13,8 % des nationalen Mehrwertes werden durch Industrieerwirtschaftung getragen. Vier Fünftel der F&E- Investitionen fließen in diesen Bereich und ebenfalls vier Fünftel der Gesamtexporte kommen aus dem Industriesektor. [42] Generell fordern französische Experten, dass die Richtlinien für die Energieeffizienz überdacht werden müssen. Diese Überarbeitung soll demzufolge dazu dienen, das gewünschte Ziel der Senkung des Energieverbrauchs um 20% bis 2020 zu erreichen. Das 2005 vorgestellte Konzept ging für 2020 von einem Energieverbrauch von 1.842 Mtoe aus. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann eine fallende Tendenz festgestellt werden, da erste Maßnahmen seitens der Mitgliedsstaaten vorgenommen wurden. Diese ist jedoch nicht ausreichend, da ein Rückgang um 9 % bis 2020 fixiert worden war, durch die Wirtschaftskrise aber verlangsamt wurde. Der nun neu verfasste Bericht zielt darauf ab, bis 2020 einen Energieverbrauchswert von 1.474 Mtoe zu erreichen und die Energierechnung um 200 Mrd. € pro Jahr zu reduzieren. [1] 3.1.2. Entwicklung des Energiebedarfs der Industriesektoren in Frankreich Um die Energieeffizienz in der Industrie verbessern zu können, müssen zunächst Maßnahmen zur Energieeinsparung identifiziert werden. In diesem Zusammenhang ist das wirtschaftliche Forschungszentrum im Bereich Energie CEREN tätig, welches zehn Industriebereiche untersuchte, um das Potential zur Energieeinsparung, zur CO2-Ausstoß-Verringerung und Mehrkostenreduzierung herauszufinden. Die folgenden Bereiche wurden dabei näher untersucht: Produktion von Kühlflüssigkeiten, Transport und Vertrieb von Kühlflüssigkeiten, Heizen der Räumlichkeiten, Verluste im Bereich der Transformatoren, Beleuchtung, Elektromotoren, Luftdruckerzeugung, Kälteerzeugung, Lüftung, Pumpen. ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 16
Laut der im Mai 2010 veröffentlichten Studie des CEREN bietet die Industrie ein Energieeinsparpotential von 64 TWh. Dieser Wert der Energieeinsparung setzt sich aus 41 TWh für Strom und 23 TWh für Brennstoffe zusammen. [1, 12] Potential zur Energieeinsparung und deren Verteilung, 2011 Abbildung 10: Potential zur Energieeinsparung und deren Verteilung, 2011 [41] Die Bereiche mit dem größten Potential sind der Motorenbereich mit einem Stromverbrauch von 23,5 TWh, der Heizbereich mit einem Brennstoffverbrauch von 12,3 TWh (insgesamt 56 % der Energie in einem Industrieunternehmen), der Lüftungsbereich mit einem Verbrauch von 5,8 TWh und die Heizverluste mit einem Brennstoffverbrauch von 7,6 TWh. Der Energiebedarf der verbleibenden Verfahren beläuft sich auf gerade einmal 24 % (15,1 TWh) der Gesamtmenge. Bereiche der Industrie und deren Einsparpotential, 2011 Abbildung 11: Bereiche der Industrie und deren Einsparpotential, 2011 [41] Besonders großes Einsparpotential herrscht vor allem im Motorensektor. In diesem Bereich könnte beispielsweise durch den Einsatz von Synchronmotoren ein Wert von 29 % erreicht werden. [12, 41] ZMA Energieeffizienz in der Industrie in Frankreich 17
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