Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Zeitungen - 2022 BRANCHENBEITRAG - BDZV
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BRANCHENBEITRAG 2022 Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Zeitungen www.bdzv.de
Inhalt 3 Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen 32 3.a BDZV-Bezugspreisübersicht – Bezugspreisverände- rungen 2016-2021 von sechsmal wöchentlich erscheinen- Zeitungen 2022 den Lokal- und Regionalzeitungen 4 Entwicklung Anzeigen- und Vertriebsumsätze der 33 3.b BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 Regionale Abonne- Zeitungen 2017-2021 – Tageszeitungen, Wochen- und mentzeitungen – Zusammengefasste Ergebnisse nach Sonntagszeitungen Auflagengruppen 5 Nettoreichweiten der Zeitungen* Print / Digital (Ø Wo- 34 3.c BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 – Zusammenge- che) fasste Ergebnisse nach Nielsengebieten 6 Zeitungsverkauf in Deutschland Q2 2021 35 3.d BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 Überregionale 7 Entwicklung der E-Paper-Auflagen aller Zeitungsgattun- Zeitungen, Kaufzeitungen und Wochenzeitungen gen von 2017 bis 2021 36 4.a Netto-Werbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger in 10 Netto-Werbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger in Deutschland 2020 und 2021 Deutschland 2021 37 4.b Die werbestärksten Branchen in Deutschland 12 Entwicklung der Anzeigen von lokalen und regionalen 38 5.a Umfangsentwicklung der Anzeigen von lokalen und Abonnementzeitungen nach Anzeigensparten regionalen Abonnementzeitungen nach Zeitungsgrup- 14 Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der regio- pen und Anzeigensparten (Prozentuale Veränderungs- nalen Abonnementzeitungen 2021 raten im Vergleich Januar – Dezember 2020 : 2021) 15 Einschätzung Kerngeschäft für das Jahr 2022 – Trends 39 5.b Umfangsentwicklung der Geschäftsanzeigen und der Zeitungsbranche 2022 Prospektbeilagen bei lokalen und regionalen Abonne- mentzeitungen (Prozentuale Veränderungsraten im Vergleich Januar - Dezember 2020 : 2020) 19 Tabellen 40 5.c Umfangsentwicklung der Anzeigen von überregiona- len Zeitungen nach Anzeigensparten (Prozentuale Ver- 20 1.a BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammenfassung der änderungsraten im Vergleich Januar – Dezember 2020 : Ergebnisse 2021) 41 6 EUR-Beilagenumsätze pro Monatsstück in lokalen und regionalen Abonnementzeitungen – 2019 bis 2021 20 1.b BDZV-Umsatzerhebung 2016-2021 – regionale Abon- nementzeitungen 42 7 Umsatzverteilung der regionalen Abozeitungen 2019 bis 2021 - Anzeigen-/Beilagen- und Vertriebserlöse nach 21 1.c BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammengefasste Absatzart sowie Anzeigenerlöse nach Rubriken und Ergebnisse: Regionale Zeitungen, überregionale Zeitun- Farbigkeit gen, Kaufzeitungen, Wochen- und Sonntagszeitungen 43 8.a Euro-Monatsstückwerte regionaler Abonnementzei- 22 1.d BDZV-Umsatzerhebung 2021 Regionale Abozeitun- tungen 2019 bis 2021 nach Auflagengrößenklassen gen – Zusammengefasste Ergebnisse nach Auflagen- gruppen 44 8.b Euro-Monatsstückwerte regionaler Abonnementzei- tungen 2021 und 2020 nach Nielsengebieten (unabhän- 23 1.e BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammengefasste gig von Auflagengrößen) Ergebnisse Digitale Umsätze 45 8.c Euro-Monatsstückwerte 2021 (unabhängig von Aufla- 24 1.f BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Verteilung Digitaler gengrößen) – Zusammengefasste Ergebnisse Regionale Umsatz Zeitungen, Überregionale Zeitungen, Kaufzeitungen, 25 2.a Zeitungsverkauf in der Bundesrepublik Deutschland Wochen- und Sonntagszeitungen 26 2.b Zeitungsverkauf E-Paper 46 9.a Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der 27 2.c Zeitungsverkauf in der Bundesrepublik Deutschland regionalen Abonnementzeitungen 2021 und 2020 in Pro- zent 28 2.d IVW-geprüfte Auflage der jeweils größten Bele- gungseinheit von lokalen und regionalen Abonnement- 47 9.b Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der zeitungen regionalen Abonnementzeitungen 2021 29 2.e Zeitungsverkauf E-Paper 47 10 Kosten und Umsätze 2021 von regionalen Abonne- mentzeitungen – Westdeutschland je Auflagengruppe 30 2.f Auflagenentwicklung der Tageszeitungen auf Index-Basis 31 2.g Tageszeitungen 48 Impressum BDZV-Branchenbeitrag 2022 2
Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Zeitungen 2022 von Dr. Dieter Keller (Text) und Christian Eggert (Statistik) Das Vertrauen der Leserinnen und Leser sei das Hauptgrund dafür waren die Anzeigeneinnahmen, wichtigste, das der kritische Qualitätsjournalismus die nach dem Einbruch im Vorjahr um gut sieben Pro- erhalten und stärken müsse, schrieb Bundespräsi- zent auf 1,95 Milliarden Euro anstiegen. Damit lagen dent Frank-Walter Steinmeier den Zeitungsmachern sie aber immer noch um gut ein Zehntel niedriger wie den Verlegern 2021 bei der Verleihung des Theo- als im Vor-Corona-Jahr 2019. Die Vertriebsumsät- dor-Wolff-Preises ins Stammbuch. „Das Vertrauen ze erhöhten sich um 1,5 Prozent auf 5,25 Milliarden in die Wahrheit des Geschriebenen, das Vertrau- Euro. Das waren knapp sechs Prozent mehr als vor en in die Integrität und die Unbestechlichkeit der Corona. Dadurch sank der Anteil des Lesermarkts Schreibenden, das Vertrauen in die unparteiische an den Einnahmen wieder leicht. Mit 72,9 Prozent ist Vollständigkeit des Berichteten und das Vertrauen er aber unverändert dominierend. in die gewissenhafte, kritische Prüfung der Sachver- halte.“1) Ob diese Informationen gedruckt oder digi- 2021: Konjunktur leidet weiter tal verbreitet werden, ließ Steinmeier offen. unter Corona-Pandemie Konjunkturell lief das Jahr 2021 nicht so positiv wie Zunehmend spielt das eine untergeordnete Rolle. zu Jahresbeginn erhofft. Einschränkungen wegen 2021 zeigte, dass die Zeitungsverlage erfolgreich der anhaltenden Corona-Pandemie belasteten auf dem Weg sind, nicht nur eine gedruckte Zeitung die Wirtschaft ebenso wie Lieferkettenprobleme zu verkaufen, sondern auch, Inhalte digital als Paid- und fehlender Nachschub an Mikrochips und Roh- Content-Angebot oder E-Paper zu vermarkten. Die- stoffen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg > ser grundlegende Wandel gewinnt immer mehr an Tempo. Und das mitten im zweiten Jahr der Coro- na-Pandemie, das journalistisch wie wirtschaftlich erneut viele Herausforderungen brachte. Nicht zu vergessen die dramatischen Preissteigerungen Den Zeitungsverlagen nicht nur bei Energie zum Jahresende. gelang es 2021, Den Zeitungsverlagen gelang es 2021, den corona- den coronabedingten bedingten Umsatzrückgang im Vorjahr wieder auf- Umsatzrückgang zuholen: Mit 7,2 Milliarden Euro erreichten sie nomi- nal ein leichtes Plus von 0,6 Prozent ( siehe Tabelle 1a). im Vorjahr wieder aufzuholen. 1) Siehe: Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises, Berlin 9.6.2021. BDZV-Branchenbeitrag 2022 3
> zwar um 2,9 Prozent. Der Einbruch im Jahr zuvor urchbrechen, der schon seit 2016 zu beobachten d von 4,6 Prozent konnte aber bei weitem noch nicht war: Mit 5,92 Milliarden Euro erreichten sie nomi- wettgemacht werden. Je nach Entwicklung der nal wieder das Ergebnis von 2017 (siehe Tabelle 1b). Corona-Zahlen schwankte das Konsumklima stark. Hauptgrund war die kontinuierliche Verbesserung Letztlich stagnierten die Konsumausgaben der pri- der Vertriebsumsätze, die – aufgrund von Preiser- vaten Haushalte preisbereinigt – mit entsprechen- höhungen – in jedem Jahr mit Ausnahme von 2018 den Auswirkungen auf die Einzelhändler, die wich- anstiegen, auch im Krisenjahr 2020. Dies gelang ins- tigsten Anzeigenkunden der Zeitungsverlage. besondere im Westen, wo es binnen fünf Jahren ein Plus von fast 13 Prozent gab, während der Zuwachs Dafür sorgte auch die deutlich beschleunigte Infla- im Osten nur ein Drittel so hoch war. tion: Mit 3,1 Prozent im Jahresdurchschnitt lag sie deutlich über der Zielmarke der Europäischen Zen- Die Anzeigenerlöse waren schon immer wesentlich tralbank (EZB) von zwei Prozent. Gründe waren stei- krisenanfälliger. Sie erholten sich zwar 2021 gemes- gende Energie-, Import- und Rohstoffpreise ebenso sen am ersten Corona-Jahr 2020 im Westen wie im wie der Auslauf der reduzierten Mehrwertsteuer- Osten um etwa sieben Prozent, aber nach einem sätze im zweiten Halbjahr 2020. Unverändert posi- gewaltigen Einbruch im Vorjahr. Im längerfristigen tiv entwickelte sich dagegen der Arbeitsmarkt: Die Vergleich zeigt sich der negative Trend bei den Wer- Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- beeinnahmen: Gemessen an 2016 fielen sie im Wes- ten stieg erneut deutlich an, die Arbeitslosenquote ten um knapp 26 Prozent niedriger aus, im Osten sank um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. sogar um 29 Prozent. Die Umsätze: Lesermarkt deutlich Bessere Ergebnisse erzielten die überregionalen Zei- weniger krisenanfällig als Werbemarkt tungen. Sie profitierten davon, dass das Anzeigen- Die regionalen Abonnementzeitungen konn- geschäft wieder kräftig anzog: Es stieg um 26 Pro- ten beim Gesamtumsatz 2021 den Negativtrend zent auf fast 150 Millionen Euro (siehe Tabelle 1c). > Abbildung 1 Entwicklung Anzeigen- und Vertriebsumsätze der Zeitungen 2017-2021 – Tageszeitungen, Wochen- und Sonntagszeitungen Angaben in Mrd. Euro, Quelle: BDZV 2017 2,524 4,890 7,414 2018 2,364 4,811 7,175 2019 2,194 4,963 7,157 2020 1,823 5,165 6,988 2021 1,954 5,245 7,199 Anzeigenerlöse Vertriebserlöse BDZV-Branchenbeitrag 2022 4
> Damit übertraf es das Vorkrisenjahr 2019 um gut Bei den Sonntagszeitungen ist der Vorjahresver- ein Zehntel. Dagegen stagnierten die Vertriebs- gleich nur eingeschränkt möglich, da sie – im Ge- umsätze bei 418 Millionen Euro. Das kann auch am gensatz zu 2020 – nicht mehr zu 100 Prozent bei der Erfolg der E-Paper liegen, bei denen die Abopreise Erhebung vertreten sind. Sie gewannen nicht nur bei deutlich niedriger sind als bei den Printversionen. den Anzeigen, sondern auch im Lesermarkt deut- Obwohl das Werbegeschäft wieder besser lief, trug lich hinzu. Ein Grund für die positive Entwicklung es nur 26,4 Prozent zu den Gesamteinnahmen bei, dürfte sein, dass sie ihre „Sonstigen Verkäufe“, die was etwa dem Niveau der Regionalzeitungen ent- nur wenig Ertrag bringen, deutlich reduziert haben. sprach. In Summe erzielten die Überregionalen Verluste im Einzelverkauf konnten sie durch mehr 567 Millionen Euro, gut fünf Prozent mehr als im Abonnements teilweise wettmachen, was deutlich Jahr zuvor. mehr Gewinn abwirft. Ihr Gesamtumsatz stieg um sieben Prozent auf 161 Millionen Euro. Dagegen erlitten die Kaufzeitungen erneut auf al- len Märkten Umsatzeinbußen. Sie haben seit Jahren Bei den Wochenzeitungen bewegte sich unterm besonders große Probleme mit ihrem Geschäfts- Strich nur wenig: Die Werbeerlöse gingen im Jahres- modell, schon weil viele Pendler die Lektüre der vergleich um drei Prozent auf 54,9 Millionen Euro gedruckten Zeitung häufig mit Informationen auf zurück, die Vertriebsumsätze stiegen etwas auf 110 dem Smartphone ersetzen können. In der Corona- Millionen Euro. Insgesamt blieb mit 165 Millionen Pandemie nahm zudem durch viel Arbeit im Ho- Euro ein leichtes Minus. meoffice die Zahl der Pendler deutlich ab, und das dürfte kaum zurückkommen. Ihre Werbeeinnahmen Digitalangebote bringen erstmals gingen um sechs Prozent auf 108 Millionen Euro zu- eine Milliarde Euro Umsatz rück, ihre Vertriebsumsätze aufgrund der rückläufi- Erstmals setzten die Zeitungsverlage 2021 mit ihren gen Auflagen sogar um über acht Prozent auf 281 digitalen Angeboten mehr als eine Milliarde Euro Millionen Euro. Zusammen setzten sie 389 Millionen um (siehe Tabelle 1e). Das dürfte die Mindestsum- Euro um, fast acht Prozent weniger als im Vorjahr me sein, denn für die Sonntags- und Wochenzei- und ein Viertel weniger als 2019. tungen ist aufgrund fehlender Meldungen keine > Abbildung 2 Nettoreichweiten der Zeitungen* Print / Digital (Ø Woche) Angaben: in Prozent und Mio., Quelle: b4p 2021 I Basis: Deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (70,54 Mio. Personen) Reichweite Printausgaben (LpA): 38,7 Mio. 54,8 % Reichweite Digital (NpW), Desktop, Mobile, Apps: 41,8 Mio. 59,2 % Netto-Reichweite Print/Digital (LpA/NpW): 57,5 Mio. 87,5 % * Regionale Abozeitungen, überregionale Zeitungen, Kaufzeitungen, Sonntagszeitungen, Wochenzeitungen soweit in der b4p enthalten. BDZV-Branchenbeitrag 2022 5
> Hochrechnung möglich. Allerdings ist sie insge- erlage im Osten relativ gesehen mit fast elf Pro- V samt noch mit Unsicherheiten verbunden, da die zent noch erfolgreicher als die im Westen mit 8,6 Repräsentanz in dieser Statistik niedriger ist als bei Prozent. Hier tun sich insbesondere die kleineren der übrigen Umsatzerhebung. Häuser noch schwer. Mit 365 Millionen Euro stammte gut ein Drittel der Bei den überregionalen Zeitungen steuert das Digi- Digitalerlöse aus dem Vertrieb von E-Paper-Exem talgeschäft schon mehr als ein Drittel zum Umsatz plaren. Nur diese Zahl ist im Gesamtumsatz der Zei- bei, wobei sie besonders viel Erfolg mit Angeboten tungen (Tabelle 1a) enthalten. Hinzu kamen noch 657 abseits des E-Paper haben. Allerdings hat hier die Millionen Euro andere digitale Umsätze, sodass die Repräsentanz der Verlage so stark abgenommen, Verlage mit Print und Online zusammen 7,86 Milliar- dass die Hochrechnung nur sehr eingeschränkt den Euro umsetzten. Die Vertriebserlöse wuchsen möglich ist. Die Kaufzeitungen erzielten auf diesem mit fast 47 Prozent Zuwachs doppelt so stark wie Markt gut ein Viertel ihrer Einnahmen. die übrigen Digitalumsätze. Offensichtlich schlägt es sich zunehmend auch in den Einnahmen nieder, Auch bei den meisten Digitaleinnahmen der Verlage dass sich die E-Paper etabliert haben. neben den E-Paper handelt es sich um Zeitungsan- gebote, zu zwei Dritteln Werbung und zu einem Drit- Den regionalen Abozeitungen bringen die E-Paper tel Verkaufserlöse (siehe Tabelle 1f). Hier erfassen sie fast die Hälfte der gesamten Digitaleinnahmen unter anderem die Plus-Angebote, auch wenn Arti- von 552 Millionen Euro. Das waren knapp neun Pro- kel hinter der Bezahlschranke bei weitem noch nicht zent aller Einnahmen; im Jahr zuvor lag der Anteil so viele Einnahmen bringen wie die E-Paper. > noch einen Prozentpunkt niedriger. Dabei sind die Abbildung 3 Zeitungsverkauf in Deutschland Q2 2021 Angabe in Mio. Exemplare. Bei der Addition können sich Rundungsdifferenzen ergeben Basis: IVW-Quartalsauflagenlisten; Quelle: Auflagenstatistik der ZMG Tageszeitungen gesamt 9,62 / 1,57 / 1,1 12,28 Lokale und regionale Abozeitungen 8,84 / 0,37 / 0,75 10,01 Überregionale Zeitungen 0,58 / 0,06 / 0,14 0,79 Kaufzeitungen* 0,19 / 1,13 / 0,16 1,49 Abonnementverkauf Sonntagszeitungen 0,61 / 0,71 / 0,2 Einzelverkauf 1,53 Sonstiger Verkauf/Boardexemplare Wochenzeitungen 1,44 / 0,07 / 1,02 * In Berlin haben eine Regionalzeitung und eine Kaufzeitung 1,62 im zweiten Quartal 2021 keine IVW-Meldung abgegeben. BDZV-Branchenbeitrag 2022 6
> Der Lesermarkt: Auflagenrückgänge nehmen Die überregionalen Zeitungen bilanzierten einen wieder etwas zu Auflagengewinn von vier Prozent auf 779.800 Exem- Nach dem schwierigen ersten Corona-Jahr 2020 plare. Grund war, dass sowohl der Einzelverkauf als normalisierten sich die Zeitungsverkäufe 2021 wie- auch der Sonstige Verkauf und die Bordexemplare der. Das lässt sich insbesondere am Einzelverkauf wieder deutlich zunahmen, nachdem die Einschnit- ablesen, der unter der Schließung der Bahnhofs- te der ersten Corona-Monate abgenommen hatten. buchhandlungen im zweiten Quartal 2020 gelitten Das Vorkrisenniveau von 2019 wurde allerdings auf hatte, sowie an der teilweisen Zunahme der Bordex- allen drei Vertriebswegen noch nicht wieder er- emplare. Die Gesamtauflage der Zeitungen lag im reicht. Bei den Abonnements war die Entwicklung zweiten Quartal 2021 bei 15,44 Millionen Exempla- mit minus drei Prozent auf 679.600 ähnlich wie bei ren. Das waren knapp zwei Prozent weniger als ein den Regionalzeitungen. Jahr zuvor (siehe Tabelle 2a). Die Kaufzeitungen steigerten ihre Auflage um gut Die regionalen Abonnementzeitungen erreichten ein Prozent auf 1,49 Millionen Exemplare. Grund da- eine Auflage von 10,01 Millionen Exemplaren pro für war nicht etwa der Einzelverkauf, der um fast Erscheinungstag. Mit einem Minus von knapp drei drei Prozent auf 1,14 Millionen Exemplare zurückging. Prozent setzte sich die Auflagenerosion etwas ge- Vielmehr konnten die Verlage sowohl bei den Abon- bremst fort. In Ostdeutschland fiel es etwas höher nements deutlich zulegen als auch beim Sonstigen aus als im Westen. Verbesserungen gab es nur im Verkauf und den Bordexemplaren. Sonstigen Verkauf und bei den Bordexemplaren, was gerade bei letzteren allerdings die coronabe- Die Auflage der Sonntagszeitungen nahm um zwei dingten Einbußen im Jahr zuvor nur teilweise aus- Prozent auf 1,53 Millionen Exemplare ab. Sie steiger- glich. Das unverändert wichtigste Standbein waren ten zwar die Zahl der Abonnements durch E-Paper- die Abonnements, die um drei Prozent auf 8,84 Mil- Exemplare um gut vier Prozent. Aber ihr Sonstiger lionen abnahmen. Das entsprach gut 88 Prozent der Verkauf nahm um 40 Prozent auf 121.500 Exemplare Gesamtauflage. Schwächer entwickelte sich der ab, was wohl mit Bemühungen um Kostenersparnis Einzelverkauf, der um sechs Prozent auf 377.200 Ex- zu erklären ist. Die Wochenzeitungen setzten mit emplare zurückging. 1,62 Millionen Exemplaren 1,6 Prozent weniger ab. > Abbildung 4 Entwicklung der E-Paper-Auflagen aller Zeitungsgattungen von 2017 bis 2021 Verkaufte Auflage; Basis: IVW-Quartalsauflagenlisten; Quelle: Auflagenstatistik der ZMG Q2/2017 1.207.122 Q2/2018 1.408.927 Q2/2019 1.658.326 Q2/2020 2.003.448 Q2/2021 2.207.995 BDZV-Branchenbeitrag 2022 7
> Sie hielten ihre Position bei den Abonnements Die Wochenzeitungen erzielten mit fast 32 Prozent mit einem Prozent Minus recht gut. einen besonders starken Zuwachs; 263.300 Exem- plare entsprachen 16 Prozent der Gesamtauflage. E-Paper-Auflage gewinnt weiter Dies gelang bei den Abonnements, die um 44 Pro- erheblich an Bedeutung zent zunahmen und fast drei Viertel aller E-Paper- Die verkaufte E-Paper-Auflage wuchs 2021 Exemplare ausmachen, während sich der Sonstige um zehn Prozent auf 2,21 Millionen Exemplare Verkauf kaum bewegte. (siehe Tabelle 2b). Im Jahr zuvor war der prozen- tuale Zuwachs noch doppelt so hoch ausgefallen, Abopreise liegen erstmals im Schnitt über 40 Euro wobei sich das gestiegene Informationsinteresse Erstmals übersprangen die Regionalzeitungen 2021 zu Beginn der Corona-Pandemie positiv ausgewirkt beim durchschnittlichen Preis für das Print-Abonne- haben dürfte. Inzwischen entfallen 14,3 Prozent der ment die Schwelle von 40 Euro im Monat. Im ersten Gesamtauflage auf E-Paper; im Vorjahr waren es Corona-Jahr 2020 hatte es in den meisten Regionen 12,7 Prozent. eine gewisse Zurückhaltung bei Preiserhöhungen gegeben. Jetzt stieg der monatliche Trägerpreis im Mit Abstand am wichtigsten ist der elektronische Westen im Schnitt um fünf Prozent auf 40,93 Euro, Vertriebsweg für die überregionalen Zeitungen, die im Osten sogar um fast sechs Prozent auf 41,23 Euro so schon gut ein Drittel ihrer Auflage verbreiten. (siehe Tabelle 3a). Die Zahlen wachsen weiter, wenn auch prozentual nicht mehr ganz so stark wie bei den übrigen Verla- Die Region mit den höchsten Abopreisen ist unver- gen. Bei zwei von drei E-Paper-Exemplaren handelt ändert Baden-Württemberg: Mit 45,23 Euro wurden es sich um Abonnements, beim Rest überwiegend sie knapp sechs Prozent teurer (siehe Tabelle 3c). um Sonstige Verkäufe. Generell spielen der Einzel- Auch am Schlusslicht hat sich nichts geändert: In verkauf und Bordexemplare (im ICE) beim digitalen Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden Vertrieb keine große Rolle. im Schnitt nur 37,57 Euro verlangt, auch wenn die Die Regionalzeitungen erhöhten ihre E-Paper-Aufla- Preise um gut sieben Prozent stiegen. Der Abstand ge um elf Prozent auf 1,27 Millionen Exemplare. Das zwischen beiden Regionen beträgt immerhin etwa entspricht 12,6 Prozent der Gesamtauflage. Deutli- 20 Prozent. Aber auch in Nordrhein-Westfalen lie- che Erfolge erzielten sie bei den Abonnements, die gen die Preise noch unter dem Niveau der ostdeut- um 18 Prozent auf 687.300 Exemplare wuchsen. schen Bundesländer. Für die Kaufzeitungen spielt das E-Paper eine we- Für die E-Paper dagegen verlangen die Verlage in sentlich geringere Rolle. Die Auflage stieg zwar um Nordrhein-Westfalen mit 30,79 Euro die höchsten ein Drittel, erreichte aber mit 113.700 Exemplaren Preise und die ostdeutschen mit 27,25 Euro die > nur knapp acht Prozent der Gesamtauflage. Ganz überwiegend handelt es sich um Sonstige Verkäufe. Bei den Sonntagszeitungen fällt ein Rückgang um elf Prozent auf 287.100 Exemplare ins Auge. Das wa- ren knapp 19 Prozent der Gesamtauflage. Offen- Erstmals übersprangen sichtlich wurde der – wenig umsatzträchtige – Sons- tige Verkauf deutlich reduziert, nämlich um über 40 die Regionalzeitungen Prozent, während die erheblich ertragsstärkeren 2021 beim durchschnitt- Abonnements um 22 Prozent auf 192.300 Exemplare lichen Abopreis die zunahmen. Schwelle von 40 Euro im Monat. BDZV-Branchenbeitrag 2022 8
> niedrigsten. Auffällig sind die großen Unter- schiede bei den Preiserhöhungen. Sie sprechen dafür, dass es immer noch viele Versuche gibt, wel- che Preise die Leser akzeptieren. Im Schnitt ist das E-Paper-Abo je nach Region 23 bis 36 Prozent güns- Der gesamte Werbemarkt tiger als das Print-Abo. wuchs um sechs Prozent auf 47 Milliarden Euro – Im Einzelverkauf fielen die Preisaufschläge noch etwas höher aus: Im Westen wurden unter der Wo- und lag damit noch che im Schnitt erstmals zwei Euro pro Printexemplar 1,3 Milliarden Euro unter verlangt, ein Zuschlag von sieben Prozent. Die Ost- dem Vorkrisenniveau 2019. Zeitungen sind mit 1,81 Euro noch etwas günstiger. Der Preis für die Wochenend-Ausgabe stieg auf 2,31 Euro beziehungsweise 2,05 Euro. Die überregionalen Zeitungen hielten sich mit Preis- erhöhungen zurück: Die Frankfurter Allgemeine Zei- tung erhöhte den Preis für das Printabo um zwei Pro- wiegend gute Ergebnis unserer Branche“ lasse nicht zent auf 71,50 Euro, die Süddeutsche schlug mit gut vergessen, dass das Vorkrisenniveau noch nicht sieben Prozent auf 72,90 Euro etwas stärker auf. Die komplett wieder erreicht worden sei, sagte ZAW- Welt senkte ihn wegen des Verzichts auf die Sams- Präsident Andreas F. Schubert. „Zwei Lockdowns, tags-Ausgabe auf 55,79 Euro, das Handelsblatt ließ Lieferkettenprobleme und steigende Energiepreise ihn mit 66,70 Euro unverändert (siehe Tabelle 3d). Sie erschwerten die Normalisierung auf das Niveau des akquiriert nach eigenem Bekunden inzwischen die Vorkrisenjahres 2019.“2) Mehrzahl neuer Abonnements als E-Paper, dessen Preis mit 33,99 Euro unverändert blieb, fast genau Der gesamte Werbemarkt wuchs um sechs Prozent die Hälfte des Print-Preises. Die gleiche Preispolitik auf 47 Milliarden Euro. Er lag damit noch unter dem hat die Süddeutsche. Bei der FAZ sind es zwei Drit- Vorkrisenniveau 2019 von 48,3 Milliarden Euro. Etwas tel, bei der Welt nur etwa ein Drittel. Die Einzelver- besser sah es bei den Investitionen in Werbung aus, kaufspreise wurden meist leicht erhöht. bei denen neben den Medienkosten auch Honora- re und Werbemittelproduktion berücksichtigt sind: Der Werbemarkt: Nur zum Teil Sie übertrafen mit 36,1 Milliarden Euro den Wert wieder auf Vorkrisenniveau von 2019 um gut drei Prozent. Die Netto-Werbeein- „Silberstreif am Horizont“ überschrieb der Zentral- nahmen der Medien stiegen im Jahresvergleich um verband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) fast neun Prozent auf 25,9 Milliarden Euro. Im letz- seine Jahresbilanz 2021. Die Werbewirtschaft sei ten Jahr vor der Krise hatten sie bei 25 Milliarden „in Teilen“ zu alter Stärke zurückgekehrt. Das „über- Euro gelegen. > 2) Siehe: Silberstreif am Horizont – Werbewirtschaft kehrt in Teilen zu aller Stärke zurück, blickt aber besorgt in die Zukunft. Pressemitteilung ZAW, Berlin 19.5.2022 BDZV-Branchenbeitrag 2022 9
> Unverändert die höchsten Umsätze und Wachs- Der Marktanteil der Printmedien am Nettowerbe- tumsraten erzielte die Internetwerbung: Ihr Volu- umsatz sank nach der ZAW-Systematik auf 29,7 men stieg nach der ZAW-Systematik um 16 Prozent Prozent gegenüber 30,5 Prozent im Jahr 2020. Im auf 11,6 Milliarden Euro. An zweiter Stelle stand Print Jahr davor hatte er noch bei 33,6 Prozent gelegen. mit einem Plus von knapp sechs Prozent auf 7,7 Gleichzeitig stieg die Internet-Werbung von 35,9 Milliarden Euro. Die darin erfassten Digital-Werbe- Prozent (2019) über 42,0 Prozent (2020) auf 44,9 umsätze waren dank eines Wachstums von über Prozent (2021). 20 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro der wichtigste Faktor. Die Tageszeitungen konnten zwar um sechs Werbedruck nimmt wieder zu, Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zulegen, aber das aber die Zeitungen profitieren kaum Vorkrisenniveau bei weitem nicht erreichen. Eine aus Sicht der Zeitungen noch etwas ungünsti- gere Entwicklung deutet der Nielsen Werbetrend Die Anzeigenblätter litten noch wesentlich stärker an. Danach stiegen die Bruttowerbeaufwendungen unter der Corona-Pandemie: 2021 stiegen ihre Wer- 2021 insgesamt zwar um 6,8 Prozent auf 38 Milliarden beumsätze nur um ein Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Zeitungen konnten aber nur um 2,6 Prozent Euro, nachdem sie im Jahr zuvor um 24 Prozent ein- auf 5,3 Milliarden Euro zulegen. Mit die höchsten Ge- gebrochen waren. Ihre Auflage ging auf 65,8 Millio- winne verbuchte das Werbefernsehen.3) nen Exemplare wöchentlich zurück; 2019 erreichte sie noch 83,3 Millionen. Die Zahl der Titel sank bin- Während der ZAW Nettozahlen und damit tat- nen zwei Jahren von 1267 auf 970. Die Publikums- sächliche Umsätze ausweist, erfasst das Marktfor- zeitschriften verloren 2021 noch einmal leicht auf schungsunternehmen Nielsen Bruttozahlen ohne 710 Millionen Euro. Das lineare Fernsehen erreichte Berücksichtigung der teilweise erheblichen Rabatte. dank eines Plus von acht Prozent auf 4,3 Milliarden Sein Ziel ist es, den „Werbedruck“ nachvollziehbar Euro fast wieder das Vorkrisenniveau. zu machen, den die Werbetreibenden für ihre > 3) Die aktualisierten Daten des Nielsen Werbetrends 2021 mit Stand 23.2.2022 (offizieller Jahresabschluss) wurden von der Nielsen Media Germany GmbH zur Verfügung gestellt. Abbildung 5 Netto-Werbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger in Deutschland 2021 In Mio. Euro; Quelle: ZAW, Mehrfachnennungen möglich Internet 11.616,41 +16,4 % Print 7.689,89 +5,8 % Fernsehen / Bewegtbild 5.486,97 +12,1 % Postalische Direktwerbung 2.566,82 -0,6% Außenwerbung 1.071,71 +8,5 % Radio / Audio 790,69 +1,6 % Kino 22,86 +17,8 % BDZV-Branchenbeitrag 2022 10
> Produkte und Services beim Konsumenten ent- Anzeigenumfänge nehmen nur bescheiden zu fachen, und das auch längerfristig. Bei den Zeitun- Kein Aufbruch, sondern eher Stagnation auf nied- gen wird nur die überregionale Werbung erfasst. rigem Niveau – so lässt sich die Entwicklung der Anzeigenumfänge nach der Statistik der ZMG Zei- Die unverändert werbestärkste Branche war nach tungsmarktforschung Gesellschaft zusammen- der Nielsen-Statistik der – für die Zeitungen als fassen: Bei den regionalen Abonnementzeitungen Werbepartner besonders wichtige – Lebensmittel- wuchsen sie im Gesamtjahr 2021 um 1,5 Prozent einzelhandel, der dank eines Plus von fast sechs (siehe Tabelle 5a). An ein Aufholen des Einbruchs Prozent wieder zum Vorkrisenniveau aufschloss. Die um 12,9 Prozent im Jahr zuvor war nicht zu denken. Unternehmens-Werbung, von der die überregiona- Noch schwächer entwickelten sich die Prospektbei- len Zeitungen besonders profitieren, nahm erneut lagen: Ihre Zahl pro 1000 Exemplaren Auflage nahm um neun Prozent zu, nachdem sie schon 2020 be- um 5,5 Prozent ab, nachdem sie schon im Vorjahr sonders stark gewachsen war. Auch die Möbel- und um ein Viertel gesunken war. Einrichtungsbranche, deren Etats teilweise bei den Zeitungen landen, steigerte ihren Werbedruck et- Der weitgehende Lockdown des Einzelhandels bis was. Dagegen reduzierten ihn die Pkw-Hersteller ins Frühjahr hinein schlug sich in den Anzeigenum- deutlich, was angesichts von Lieferproblemen auf- fängen deutlich nieder: Im Januar und Februar gin- grund fehlender Mikrochips nicht verwundern kann. gen sie – auch weil die Vorjahreswerte noch aus Mo- naten vor Corona stammten – jeweils um etwa ein Unter den zehn wichtigsten Werbungtreibenden Fünftel zurück. Ab März brachten fast alle Monate in Deutschland fanden sich 2021 drei Handelskon- Zuwächse im einstelligen Bereich. Nur im Mai war zerne: Lidl (Platz 4), Rewe (6) und Edeka (8). Das war Stagnation zu verzeichnen und im August ein Minus. einer weniger als im Jahr zuvor, weil Kaufland um Dagegen bescherten November und Dezember mit einen Platz auf Rang elf abrutschte. Die großen dem Weihnachtsgeschäft jeweils ein Wachstum Händler haben den Werbedruck aufrechterhalten, von fast neun Prozent. aber nicht wesentlich erhöht – im Gegensatz ins- besondere zu Herstellern von Markenartikeln und Schwach liefen die Geschäftsanzeigen, die seit Dienstleistern. So verteidigte der Haushaltsproduk- Jahren etwa die Hälfte zum Anzeigenvolumen der te-Konzern Procter & Gamble (Ariel, Braun, Pam- Regionalzeitungen beitragen: Sie erholten sich pers) dank einer Steigerung um mehr als einem Drit- nicht, sondern nahmen erneut um 1,2 Prozent ab. Im tel mit großem Abstand Platz eins. Vorjahr waren sie allerdings „nur“ um knapp acht Prozent geschrumpft. Besonders schmerzlich für die Regionalzeitungen war, dass die lokalen Ge- schäftsanzeigen, die mit Abstand wichtigste Kate- gorie, erneut um 2,6 Prozent abnahmen, nachdem sie sich schon 2021 unterdurchschnittlich entwickelt Schwach liefen die hatten. Zuwächse gab es – auf niedrigem Niveau – nur in Ostdeutschland sowie bescheiden in Nord- Geschäftsanzeigen, rhein-Westfalen. die seit Jahren etwa Die großen Handelskonzerne reduzierten ihre Wer- die Hälfte zum beumfänge um knapp fünf Prozent, nachdem sie Anzeigenvolumen der im Vorjahr gegen den Trend kräftig zugelegt hatten. Regionalzeitungen Bei ihnen war eine regional extrem unterschiedliche Entwicklung zu beobachten zwischen einem deut- beitragen. lichen Zuwachs in Ostdeutschland und einem er- heblichen Minus in Baden-Württemberg. Ein deut- liches Plus von fast einem Viertel gab es bei den > BDZV-Branchenbeitrag 2022 11
> Marken artikel-Anzeigen, wo auch Imagewer- Die übrigen Rubrikenanzeigen spielten mengenmä- bung von Unternehmen verbucht wird. Dagegen ßig einmal mehr nur eine untergeordnete Rolle. Die halbierten sich die – ohnehin unbedeutenden – In- Immobilieninserate nahmen um sieben Prozent ab, serate der Kfz-Hersteller. der Kfz-Markt um 17 Prozent. Dagegen stieg die Rei- sewerbung um 15 Prozent, die Veranstaltungen um Als stabile Einnahmequelle erwiesen sich einmal acht Prozent. mehr die Familienanzeigen: Ihr Umfang stieg zwar nur um zwei Prozent. 2020 hatte es aber kaum Rück- Die lokalen Geschäftsanzeigen machten genau ein gänge gegeben. Die gute Beschäftigungslage mit Drittel an den gesamten Inseraten aus, gut einen zunehmendem Fachkräftemangel fand in den Stel- Prozentpunkt weniger als im Jahr zuvor. Dagegen lenanzeigen ihren Niederschlag, deren Umfang um waren die Familienanzeigen mit 18,6 Prozent aller fast 20 Prozent zunahm. Zweistellige Zuwachsraten Inserate unverändert die zweitwichtigste Katego- gab es in allen Regionen; nur im Osten war das Plus rie. Die Großformen des Handels belegten mit 12,3 deutlich kleiner. Im Jahr zuvor war das Minus aller- Prozent den dritten Platz; sie büßten einen Prozent- dings noch höher ausgefallen. punkt ein. Es folgten die Stellenanzeigen, die fast > Abbildung 6 Entwicklung der Anzeigen von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen nach Anzeigensparten Angaben in Prozent; Quelle: BDZV, ZMG 52,0 Geschäftsanzeigen* 53,5 18,6 Familienanzeigen 18,5 11,9 2021 Stellenanzeigen 10,1 2020 4,0 Immobilienanzeigen 4,4 2,6 Kfz-Marktanzeigen 3,1 2,7 Reiseanzeigen 3,2 1,3 Veranstaltungsanzeigen 1,2 6,9 Sonstige Anzeigen 6,7 * Geschäftsanzeigen kumuliert, enthalten sind Markenartikel/Hersteller, Kfz-Hersteller- und Markenwerbung, Großformen des Handels und lokale Geschäftsanzeigen BDZV-Branchenbeitrag 2022 12
> zwei Prozentpunkte auf 11,9 Prozent hinzugewan- nen, sowie die Herstelleranzeigen mit 5,8 Prozent. Prospektbeilagen entwickeln Bei den Prospektbeilagen sich im Jahresverlauf positiv entwickelte sich das Bei den Prospektbeilagen entwickelte sich das Ge- schäft im Jahresverlauf extrem unterschiedlich. Im Geschäft im Jahres Januar und Februar ging es um mehr als die Hälfte verlauf extrem unter- zurück – kein Wunder angesichts des Lockdowns und der noch coronafreien Vorjahresmonate. Danach schiedlich. Nach Februar zog es deutlich an. Im April gab es sogar einen Zu- zog es deutlich an. wachs von 50 Prozent, im Dezember von 41 Prozent. Trotzdem blieb übers Jahr ein Minus von 5,5 Prozent. Es wurden 1,28 Milliarden Prospekte beigelegt. In Bayern gab es zwar mit 13 Prozent den größten Rückgang. Trotzdem war dies erneut das Land ben wuchsen die Familienanzeigen um 21 Prozent. mit den meisten Prospekten pro 1000 Exemplaren Bei allen anderen Kategorien gab es teilweise dra- Auflage. Den zweiten Platz verteidigten die ost- matische Einbußen, auch bei den Stellenanzeigen deutschen Zeitungen, die als einzige ein leichtes und beim Kfz-Markt. Wachstum erzielten und nahe an Bayern heran- rückten. Dagegen gab es in Nordrhein-Westfalen Die Kaufzeitungen steigerten ihr Werbevolumen zweistellige Einbußen. Trotzdem stand es erneut auf um fast vier Prozent. Auch sie verzeichneten deut- Platz drei. liche Zuwächse von 30 Prozent bei den Hersteller- anzeigen. Vor allem aber gewannen sie bei den lo- Die Umsätze mit Beilagen erhöhten sich in West- kalen Geschäftsanzeigen fast 37 Prozent, wodurch deutschland um gut sechs Prozent auf 1,75 Euro pro diese Kategorie die Hälfte aller Inserate brachte. Monatsstück (siehe Tabelle 6). Im Osten gingen sie Dagegen gaben die Großformen des Handels nur um zwei Prozent auf 1,01 Euro zurück. Damit wurde halb so viele Anzeigen auf wie 2020, wodurch diese das Vorkrisenniveau 2019 noch bei weitem nicht er- nur noch ein Zehntel aller Inserate brachten. reicht: Im Westen fielen die Einnahmen um 15 Prozent niedriger aus, im Osten sogar 26 Prozent niedriger. An den Anzeigenerlösen der Regionalverlage nach Rubriken ist abzulesen, dass sie bei Stelleninseraten Die regionalen Abonnementzeitungen boten ihren besonders gute Preise erzielen: Sie trugen im Wes- Käufern etwas mehr Seiten: Der Textumfang stieg ten 22 Prozent und im Osten 14 Prozent zu den ge- um 1,9 Prozent, der Anzeigenumfang um 0,9 Prozent. samten Werbeeinnahmen bei (siehe Tabelle 7). Das Unterm Strich ergaben sich 1,8 Prozent mehr Seiten. ist wesentlich mehr als ihr Anteil am Anzeigenum- Das Text-Anzeigen-Verhältnis lag bei 82,9 zu 17,1 ge- fang, auch wenn sich an diesen beiden Befragun- genüber 82,6 zu 17,4 im Jahr zuvor. gen nicht unbedingt die gleichen Verlage betei- ligt haben. Gleichzeitig zeigt sich erneut, dass die Bei den überregionalen Zeitungen lief das Anzei- großen Einzelhändler aufgrund ihrer Marktmacht gengeschäft deutlich besser als bei den Regional- besonders niedrige Preise durchsetzen können: verlagen: Die Umfänge der Inserate stiegen um fast Verglichen mit dem Volumen ist der Umsatz deut- sieben Prozent (siehe Tabelle 5c). Der Grund war fast lich bescheidener. Der Abstand ist erheblich größer ausschließlich, dass die Herstelleranzeigen sehr gut als bei den lokalen Geschäftsanzeigen und den liefen, also die Firmen- und Imagewerbung: Sie nah- Familienanzeigen, bei denen die Verlage üblicher- men um 44 Prozent zu. Dadurch stieg ihr Anteil am weise örtlichen Kunden einen Rabatt gewähren. Gesamt-Werbeumfang auf fast 59 Prozent. Dane- Die E-Paper tragen inzwischen deutlich zu den > BDZV-Branchenbeitrag 2022 13
> Einnahmen bei: Auf sie entfallen im Westen 6,6 Nachfrage auch infolge der Digitalisierung deut- Prozent und im Osten 6,4 Prozent der Aboumsätze lich zurückging und nur unbefriedigende Preise zu der Regionalzeitungen. Das ist etwas weniger als erzielen waren. Das dürfte jetzt nicht rückgängig ihr Anteil an den Auflagen von knapp neun Prozent, gemacht werden, und kurzfristig ist es kaum mög- aber mit ihren niedrigeren Preisen zu erklären. lich. Nicht alle Käufer erhielten die vereinbarten Mengen, oder es wurden Aufschläge verlangt, so Die Kosten: Preise für Zeitungspapier explodieren die Erfahrungen des BDZV. In der Folge begannen Gleich an mehreren Stellen hatten die Zeitungs- erste Verlage, die Zeitungsumfänge zu reduzieren verlage 2021 mit erheblichen Preissteigerungen zu und lokale Angebote zusammenzulegen. kämpfen. Beim Zeitungsdruckpapier explodierten in der zweiten Jahreshälfte die Preise förmlich. Das Der Verbrauch von Zeitungsdruckpapier stieg 2021 deutet der Erzeugerpreisindex des Statistischen nach dem Einbruch um fast ein Viertel im Vorjahr Bundesamts (2015 = 100) an: Im Januar lag er bei 97,0, wieder an, unter anderem weil die Zeitungen mehr im Dezember bei 133,7. Das bedeutete eine Preis- Anzeigen und Beilagen akquirieren konnten. Die steigerung von 37,8 Prozent, und 2022 setzte sich Produktion im Inland erhöhte sich um knapp 16 diese Entwicklung noch verstärkt fort. Prozent auf 1,05 Millionen Tonnen. Davon wurden 520.000 Tonnen exportiert, ein Plus von 32 Prozent. Sie hatte mehrere Gründe: Die Kosten für Energie Die Importe nahmen nur um 2,4 Prozent auf 563.000 und Transport sind deutlich gestiegen – und als eine Tonnen zu. Unterm Strich stand ein rechnerischer Folge der Corona-Krise auch die Preise für Altpapier, Verbrauch von 1,09 Millionen Tonnen, gut sechs Pro- aus dem Zeitungspapier ausschließlich produziert zent mehr als im Vorjahr. Dadurch erhöhte sich die wird. Zudem wurden schon in den letzten Jahren in Selbstversorgungsquote auf 96,1 Prozent gegenüber erheblichem Umfang Papierfabriken von Zeitungs- 88,3 Prozent 2020.4) druckpapier auf Wellpappe umgestellt, weil die Für erhebliche Kostenbelastungen sorgten > 4) Nach Angaben des Verbands Die Papierindustrie (bis Juli 2021 unter dem Namen Verband Deutscher Papierfabriken, VDP). Berücksichtigt ist, dass das Sta- tistische Bundesamt die Importzahl 2020 korrigiert hat. Abbildung 7 Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der regionalen Abonnementzeitungen 2021 Quelle: BDZV-Umsatzerhebung; Angaben in Prozent 8,8 % Anzeigen 11,9 % Unternehmens- 26,7 % Anzeigen leitung/Verwaltung Kosten Erlöse 35,2 % Vertrieb 73,3 % Vertrieb 18,1% Herstellung 26 % Redaktion BDZV-Branchenbeitrag 2022 14
> zudem deutlich steigende Energiepreise: Strom für Großhandelskunden wurde im Jahresdurch- schnitt um 30 Prozent teurer. Leichtes Heizöl koste- te im Dezember 41 Prozent mehr als im Januar. Bei Für erhebliche Kosten Diesel gab es eine Steigerung um rund 24 Prozent, belastungen sorgten bei Superbenzin um 20 Prozent.5) deutlich steigende Dagegen blieben die Personalkosten weitgehend Energiepreise: Strom für unverändert. Die Journalistengewerkschaften ver- längerten den Corona-Tarifvertrag mit dem BDZV Großhandelskunden um ein Jahr bis Ende 2021 ohne Tariferhöhung; die wurde im Jahresdurch- Redakteure erhielten nur drei zusätzliche freie Tage. schnitt um 30 Prozent In der Druckindustrie wurde die Tariferhöhung um ein Prozent, die ursprünglich am 1. Mai wirksam teurer. werden sollte, um drei Monate verschoben. Der Mindestlohn stieg am 1. Januar um 1,6 Prozent auf 9,50 Euro pro Stunde und am 1. Juli um 1,1 Prozent auf 9,60 Euro. Noch schlagen sich die explodierenden Papierprei- zehn Prozentpunkte; er wurde mit 35 Prozent zum se nicht bei den Kosten nieder: Der Anteil des Pa- mit Abstand wichtigsten Kostenfaktor. Deutlich piers an den Gesamtkosten blieb unter fünf Prozent rückläufig war der Anteil der Anzeigen, während er (siehe Tabelle 9a). Viele Verlage profitierten davon, bei der Redaktion weitgehend konstant blieb. Auf dass sie mit ihren Lieferanten Jahreskontrakte ab- der Erlösseite schlugen langfristig die großen Ein- geschlossen hatten. Das änderte sich dramatisch: bußen auf dem Anzeigenmarkt zu Buche: Die Wer- Häufig werden die Preise nur noch kurzfristig verein- bung trägt nur noch knapp 27 Prozent bei. Im Jahr bart. Insgesamt verlor die technische Herstellung 2011 waren es noch 47 Prozent. weiter an Gewicht: Sie machte noch 18 Prozent an > den Kosten aus. Vor zehn Jahren waren es noch fast 26 Prozent. Dafür stieg der Anteil des Vertriebs um 5) Nach Angaben des Bundesverbands der Energie-Abnehmer und des Wirtschaftsverbands Fuels & Energie. Abbildung 8 Einschätzung Kerngeschäft für das Jahr 2022 – Trends der Zeitungsbranche 2022 Quelle: BDZV / SCHICKLER, Studie „Trends der Zeitungsbranche 2022“ Vertriebsumsätze Abonnements Anzeigenumsätze +28 % Paid Content +31 % Paid Content +8 % Digital +17 % E-Paper +14 % E-Paper +2 % Print +0 % Print -3 % Print BDZV-Branchenbeitrag 2022 15
> Zusammenfassung: Die große Herausforderung etwas stärker zurück, und das trotz der Informa- Den Zeitungsverlagen gelingt es zunehmend, mit tionsflut nach dem Beginn des Russland-Ukraine- digitalen Angeboten Einnahmen zu erzielen. Noch Kriegs. Die Gesamtauflage fiel im ersten Quartal machen sie allerdings die Einbußen im Printgeschäft 2022 mit 14,82 Millionen Exemplaren um fünf Pro- bei weitem nicht wett. Es wird immer schwieriger, zent schwächer aus als ein Jahr zuvor (siehe Tabelle die Kosten von Druck und Zustellung einzuspielen, 2c), wozu allerdings auch beitrug, dass zwei Verlage die zu einem erheblichen Teil fix sind. Die Verlage aus der IVW-Meldung ausstiegen. stecken in einer Kostenschere, die durch steigende Energie- und Papierpreise noch vergrößert wird. Da- Bei den Regionalzeitungen entwickelte sich die bei sind die Käufer der Printauflage immer noch die Auflage meist etwas günstiger, wenn man ausklam- wichtigsten Kunden. Diesen Konflikt zu managen, mert, dass ein Berliner Verlag keine IVW-Meldung ist die große Herausforderung der nächsten Jahre. abgegeben hat. Regional gab es erhebliche Unter- schiede: In Niedersachsen waren die Einbußen mit Ausblick 2022: Zeitungsverlage hoffen 2,4 Prozent am niedrigsten, in Thüringen mit 8,2 Pro- auf deutlich mehr Digitalgeschäft zent am höchsten (siehe Tabelle 2d). Ins Auge fällt Die Wirtschaft werde sich 2022 von den Folgen der insbesondere, dass sich die Schwäche im Einzel- Corona-Pandemie erholen, aber langsamer als er- verkauf noch verstärkte, der allerdings für die Ab- hofft, waren die Erwartungen der Wirtschaftsfor- ozeitungen schon immer eine untergeordnete Rolle scher zum Jahreswechsel 2021/22. Für Probleme spielte. Deutlich stabiler entwickelte sich die Zahl – und auch für steigende Preise – sorgten anhalten- der Abonnenten. Die Regionalzeitungen gewannen de Lieferengpässe und Materialknappheiten. Dies fast zehn Prozent E-Paper-Abonnements und kom- verschärfte sich noch deutlich durch den Überfall men jetzt auf 766.400, während sie den – wenig er- Russlands auf die Ukraine am 24. Februar. Insbeson- tragreichen – Sonstigen E-Paper-Verkauf etwas re- dere Energie verteuerte sich dramatisch, und die si- duzierten (siehe Tabelle 2e). chere Versorgung wurde in Frage gestellt. Die überregionalen Zeitungen konnten ihre Auflage Die Zeitungsverlage gingen mit einer guten Portion mit 786.800 Exemplaren fast halten. Auch bei ihnen Optimismus ins Jahr 2022, zeigte die jährliche Stu- war der Einzelverkauf schwach, und die Abonne- die „Trends der Zeitungsbranche 2022“ des BDZV ments nahmen um knapp drei Prozent ab. Dies gli- und der Unternehmensberatung Schickler, die An- chen etwas mehr Sonstige Verkäufe und Bordexem- fang Februar vorgestellt wurde: Im Printgeschäft plare aus. Sie steigerten ihre E-Paper-Auflage um rechneten sie mit stagnierenden Vertriebserlösen zehn Prozent auf 300.900 Exemplare, was über 38 und einem Anstieg um zwei Prozent bei den Werbe- Prozent ihrer Gesamtauflage entsprach. Dabei ge- erlösen. Bei E-Paper und Paid Content erhofften sie wannen sie sowohl bei den Abonnements als auch sich dagegen deutlich zweistellige Zuwachsraten. im Sonstigen Verkauf. Insbesondere von personalisierten Produkten ver- sprachen sie sich ein erhebliches Zusatzgeschäft. Die Schwäche im Einzelverkauf traf zwangsläufig Zwei Drittel der Verlage erwarteten, dass in fünf die Kaufzeitungen am stärksten. Ihre Auflage nahm Jahren die Digitalerlöse die Rückgänge der Print- um über sieben Prozent auf 1,42 Millionen Exempla- Umsätze kompensieren. re ab. Allein im Einzelverkauf verloren sie 13 Prozent. Das machte mehr Sonstiger Verkauf ein Stück weit Nachdem sich die Zeitungsnachfrage in den ers- wett, weil sie deutlich mehr E-Paper-Auflage auf ten beiden Pandemiejahren noch relativ stabil ent- diesem Weg erzielten. > wickelt hatte, gingen die Auflagen Anfang 2022 BDZV-Branchenbeitrag 2022 16
> Die Sonntagszeitungen gewannen als einzige tellenanzeigen. Dagegen gab es bei den Familien- S deutlich an Auflage, nämlich gut drei Prozent auf inseraten einen Rückgang. 1,54 Millionen Exemplare. Sie bauten die Zahl ihrer Abonnenten um elf Prozent auf 656.700 Exemp- Kosten: Massive Probleme durch Papierpreis und lare aus, was die ebenfalls deutlichen Verluste im Mindestlohn Einzelverkauf mehr als ausglich. Dies gelang ihnen Auf der Kostenseite verstärkten sich die Probleme aufgrund großer Erfolge im digitalen Vertrieb: Ihre dramatisch. So beschleunigte sich die Explosion der E-Paper-Auflage stieg um ein Drittel auf 345.300 Preise für Zeitungsdruckpapier. Im April erreichte Exemplare, wobei der Zuwachs ganz überwiegend der Erzeugerpreisindex des Statistischen Bundes- auf Abonnements zurückzuführen war. amts (1995 = 100) das Rekordhoch von 204,7. Das war mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Aller- Bei den Wochenzeitungen gibt ein relativ großer dings rechnen Fachleute in den nächsten Monaten Titel keine IVW-Meldung mehr ab. Berücksichtigt mit einer leichten Entspannung, weil viele Verlage man dies, erhöhte sich ihre Auflage leicht auf 1,39 aus Angst vor Lieferstopps im Fall eines Gasembar- Millionen Exemplare. Dafür sorgten erhebliche Ge- gos hohe Lagerbestände aufgebaut haben und winne von E-Paper-Abonnements, die um über 30 kaum neues Papier abnehmen. Auch die Energie- Prozent zunahmen. preise sorgten für erhebliche zusätzliche Belastun- gen, selbst wenn die Verlage von der Abschaffung Werbung: Nur leichte Erholung der EEG-Umlage für Ökostrom am 1. Juli und der Ins Jahr 2022 ging die Werbebranche schon mit eini- zeitweisen Senkung der Spritpreise profitieren. ger Skepsis: Der ZAW rechnete nur mit einer Steige- rung des Werbemarkts, wenn es keine weiteren Co- Gewaltige Probleme drohen den Verlagen durch die rona-Einschränkungen gebe und die Inflationsrate Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde wieder sinke. Der Ukraine-Konflikt sorgte schnell am 1. Oktober, was Olaf Scholz als SPD-Kanzlerkan- für noch mehr Ernüchterung: Die abnehmende Kon- didat im Bundestagswahlkampf 2021 versprochen sumlaune angesichts der steigenden Inflation und hatte. Bereits nach dem regulären Verfahren hatte das hohe Maß an Unsicherheit bei Verbrauchern die Mindestlohnkommission beschlossen, dass er und Unternehmen seien eine zunehmende Gefahr am 1. Januar auf 9,82 Euro steigt und am 1. Juli auf für Werbeinvestitionen, warnte der ZAW im Mai. 10,45 Euro. Um die 12 Euro durchzusetzen, griff der Gesetzgeber in ihre Arbeit ein. Als einziges Zuge- Der Nielsen-Werbetrend deutete bis Mai an, dass ständnis an die Unternehmen konnte sich die Am- der Werbedruck etwas erhöht wurde: Die gesamten pel-Koalition darauf einigen, ab 1. Oktober auch die erfassten Medieninvestitionen stiegen um vier Pro- Minijob-Grenze von 450 Euro auf 520 Euro zu erhö- zent. Dabei erzielten die Zeitungen mit gut fünf Pro- hen. Dadurch wollte sie gewährleisten, dass gering- zent ein höheres Plus als das Werbefernsehen. Der fügig Beschäftigte, die Mindestlohn erhalten, wei- Lebensmitteleinzelhandel reduzierte seine Aufwen- ter 10 Stunden pro Woche arbeiten können. dungen leicht, während die Unternehmenswerbung deutlich zunahm. Für die Verlage verteuert sich insbesondere die Ent- lohnung der Zeitungsträger gegenüber dem Jahres- Die Netto-Anzeigenumfänge der regionalen Abon- anfang 2022 um 22 Prozent, wenn sie den Mindest- nementzeitungen wuchsen nach der ZMG-Statistik lohn erhalten. Der BDZV rechnet mit Zusatzkosten bis einschließlich März um 2,3 Prozent. Der Umfang von 220 Millionen Euro. Dabei seien die Kosten für der lokalen Geschäftsanzeigen nahm sogar um die Zustellung der Zeitungen seit der Einführung fast neun Prozent zu, während es bei den großen des gesetzlichen Mindestlohns 2015 bereits um 400 Händlern und den Herstellern deutliche Rückgänge Millionen Euro gestiegen, sagte BDZV-Hauptge- gab. Eindeutig auf der positiven Seite standen die schäftsführerin Sigrun Albert. Es gebe also eine > BDZV-Branchenbeitrag 2022 17
> Deckungslücke von zusammen über 600 Mil- wurden ab 1. Mai um zwei Prozent erhöht. lionen Euro, die es auszugleichen gelte. Sie warnte, Unterm Strich ist 2022 für die Zeitungsverlage wie durch eine Nichtzustellung von Zeitungen könnten für die gesamte Wirtschaft ein schwer planbares bei gewissen Teilen der Bevölkerung Versorgungs- Jahr. Der Ukraine-Konflikt sorgt nicht nur für kaum lücken mit seriösen nachrichtlichen Informationen kalkulierbare Preiserhöhungen, sondern auch für entstehen. „Wir sprechen hier nicht von einer För- eine Verschlechterung der Konsumlaune der Ver- derung bis in alle Ewigkeit, sondern für eine Über- braucher. gangsphase, bis alle Kundengruppen digitale Me- dienprodukte akzeptiert haben.“6) Kanzler Olaf Scholz bekennt sich zu Lokal- und Regionalzeitungen Im Koalitionsvertrag findet sich nur eine sehr all- In Festreden bekennen sich auch die Spitzen des gemein gehaltene Zusage: „Wir wollen die flä- Staates immer wieder zur Zeitung. Am liebsten lese chendeckende Versorgung mit periodischen Pres- er Lokalzeitungen abends als E-Paper und morgens seerzeugnissen gewährleisten und prüfen, welche als gedruckte Ausgabe, sagte Bundeskanzler Scholz Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind.“ Schon beim Lokalzeitungskongress. „Die freie und unab- in den beiden vorangegangenen Legislaturperio- hängige Presse ist schlechthin systemrelevant für den wurden zugesagte Maßnahmen zur Presseför- eine funktionierende Demokratie.“ Es bestehe bei derung nicht realisiert. Bundeskanzler Olaf Scholz den Bürgerinnen und Bürgern eine Sehnsucht nach (SPD) sagte beim Kongress Deutscher Lokalzeitun- Heimat, eine Sehnsucht nach Orientierung, nach gen im Juni in Berlin, diese seien „in Wahrheit ge- Sinn und Zusammenhalt vor Ort. „Das heißt, den scheitert, weil zu viel da rein sollte“. Das sei nicht Rohstoff für das Geschäftsmodell der Lokal- und eingrenzbar gewesen. „Wir reden hier über Abon- Regionalzeitung gibt es im 21. Jahrhundert auch nement-Zeitungen und ihre Verteilung. Und nur, weiterhin“, so Scholz. „Die Herausforderung liegt wenn wir eine halbwegs sauber definierte Begren- darin, den digitalen Wandel der Tageszeitungen so zung darauf hinkriegen, wird es auch ein vernünf- zu organisieren, dass am Ende schwarze Zahlen he- tiges Fördermodell geben können wie in anderen rauskommen, dass also auch in Zukunft mit journa- Ländern.“7) listischen Inhalten Geld verdient wird.“ Der Kanzler gab sich zuversichtlich, dass Lokalzeitungen auch Für die tarifgebundenen Verlage halten sich die Zu- in der digitalen Zukunft erfolgreich sein können, satzbelastungen bei den Personalkosten in Gren- wenn es ihnen gelinge, die richtige Auswahl an inte- zen: Mit dem März-Gehalt erhielten die Redakteure ressanten Informationen anzubieten.8) an Tageszeitungen eine Corona-Sonderprämie von 500 Euro, hinzu kommen 1,5 Prozent mehr Gehalt ab Voraussetzung dafür ist, dass die Finanzierung 1. September. Bei Volontären steigt die Ausbildungs- durch Leser und Werbung weiter gelingt – eine an- vergütung gleichzeitig um 100 Euro pro Monat. Die haltend große Herausforderung. Entgelte der Arbeitnehmer in der Druckindustrie 6) Siehe: Sigrun Albert: Die neue Frau beim BDZV. Medieninsider.com 15.6.2022. 7) Siehe: Scholz: Wirtschaftsressort prüft Fördermöglichkeiten für Presse. Deutsche Presse-Agentur, 1.6.2022. 8) Siehe: Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz anlässlich der Medienpolitischen Stunde des 46. Kongresses Deutscher Lokalzeitungen, Berlin 1.6.2022. „Die freie und unabhängige Presse ist schlechthin systemrelevant für eine funktionierende Demokratie.“ BDZV-Branchenbeitrag 2022 18
Tabellen Allgemeiner Hinweis: Die ausgewiesenen Daten der Jahre danach nur bedingt vergleichbar. Anlass sind hochgerechnete Werte für die gesamte Bran- für die veränderte Hochrechnung der Branchen- che. Seit 2019 erfolgt die Hochrechnung auf Basis daten ab 2019 war die Angleichung des Mehrwert- der Print- und E-Paper-Auflage, während 2018 sowie steuersatzes bei Print- und E-Paper-Produkten. Vie- in den Jahren zuvor die Branchenwerte auf Basis der len Verlagen war es seitdem nicht mehr möglich, die reinen Print-Auflage hochgerechnet worden waren. Print- und E-Paper-Umsätze getrennt voneinander Aus diesem Grund sind die Werte vor 2019 mit denen auszuweisen. Tabellen Inhaltsverzeichnis 20 1.a BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammenfassung der 37 4.b Die werbestärksten Branchen in Deutschland Ergebnisse 38 5.a Umfangentwicklung der Anzeigen von lokalen und 20 1.b BDZV-Umsatzerhebung 2016-2021 – regionale Abonne- regionalen Abonnementzeitungen nach Zeitungsgruppen mentzeitungen und Anzeigensparten (Prozentuale Veränderungsraten im Vergleich Januar – Dezember 2020 : 2021) 21 1.c BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammengefasste Er- gebnisse: Regionale Zeitungen, überregionale Zeitungen, 39 5.b Umfangsentwicklung der Geschäftsanzeigen und Kaufzeitungen, Wochen- und Sonntagszeitungen Prospektbeilagen bei lokalen und regionalen Abonne- mentzeitungen (Prozentuale Veränderungsraten im Ver- 22 1.d BDZV-Umsatzerhebung 2021 Regionale Abozeitungen gleich Januar - Dezember 2021 : 2020) – Zusammengefasste Ergebnisse nach Auflagengruppen 40 5.c Umfangentwicklung der Anzeigen von überregionalen 23 1.e BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Zusammengefasste Zeitungen nach Anzeigensparten (Prozentuale Verände- Ergebnisse Digitale Umsätze rungsraten im Vergleich Januar – Dezember 2020 : 2021) 24 1.f BDZV-Umsatzerhebung 2021 – Verteilung Digitaler 41 6 EUR-Beilagenumsätze pro Monatsstück in lokalen und Umsatz regionalen Abonnementzeitungen – 2019 bis 2021 25 2.a Zeitungsverkauf in der Bundesrepublik Deutschland 42 7 Umsatzverteilung der regionalen Abozeitungen 2019 26 2.b Zeitungsverkauf E-Paper bis 2021 - Anzeigen-/Beilagen- und Vertriebserlöse nach 27 2.c Zeitungsverkauf in der Bundesrepublik Deutschland Absatzart sowie Anzeigenerlöse nach Rubriken und Far- bigkeit 28 2.d IVW-geprüfte Auflage der jeweils größten Belegungs- einheit von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 43 8.a Euro-Monatsstückwerte regionaler Abonnementzei- tungen 2019 bis 2021 nach Auflagengrößenklassen 29 2.e Zeitungsverkauf E-Paper 44 8.b Euro-Monatsstückwerte regionaler Abonnementzei- 30 2.f Auflagenentwicklung der Tageszeitungen tungen 2021 und 2020 nach Nielsengebieten (unabhängig 31 2.g Tageszeitungen von Auflagengrößen) 32 3.a BDZV-Bezugspreisübersicht – Bezugspreisverände- 45 8.c Euro-Monatsstückwerte 2021 (unabhängig von Auf- rungen 2016-2021 von sechsmal wöchentlich erscheinen- lagengrößen) – Zusammengefasste Ergebnisse Regionale den Lokal- und Regionalzeitungen Zeitungen, Überregionale Zeitungen, Kaufzeitungen, Wochen- und Sonntagszeitungen 33 3.b BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 Regionale Abonne- mentzeitungen – Zusammengefasste Ergebnisse nach 46 9.a Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der re- Auflagengruppen gionalen Abonnementzeitungen 2021 und 2020 in Prozent 34 3.c BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 – Zusammengefass- 47 9.b Kosten- und Erlösstruktur: Durchschnittswerte der te Ergebnisse nach Nielsengebieten regionalen Abonnementzeitungen 2021 35 3.d BDZV-Bezugspreisübersicht 2021 Überregonale Zei- 47 10 Kosten und Umsätze 2021 von regionalen Abonne- tungen, Kaufzeitungen und Wochenzeitungen mentzeitungen – Westdeutschland je Auflagengruppe auf Index-Basis 36 4.a Netto-Werbeeinnahmen erfassbarer Werbeträger in Deutschland 2020 und 2021 BDZV-Branchenbeitrag 2022 19
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