ZURCHER THEATER SPEKTAKEL 19.8.- 5.9.21 - Zürcher Theater Spektakel
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INHALT / CONTENTS BILDENDE KUNST & INSTALLATIONEN / VISUAL ARTS & INSTALLATION ZIRKUS & FAMILIENPROGRAMM / CIRCUS & FAMILY PROGRAMME 16 VLATKA HORVAT & TIM ETCHELLS Not Standing in Place Grossbritannien Landiwiese 39 CIRCA Bounce Australien Saffainsel UND 15 INTERNATIONALE 52 KOLYPAN KOLYPANOPTiKUM 2050 Schweiz Landiwiese KÜNSTLER*INNEN 18 YARA + DAVINA Arrivals + Departures Grossbritannien Landiwiese 53 LEA MORO Alle Augen Staunen / Schweiz, Deutschland Saal All Our Eyes Believe 19 DIMITRI DE PERROT & LI TAVOR SCHAUFENSTER#1 Schweiz Landiwiese 54 FUNDUS THEATER | Auf Zucker Deutschland Saal THEATRE OF RESEARCH THEATER, PERFORMANCE / THEATRE, PERFORMANCE 55 ZENTRAL UND DEZENTRAL Strassenkunst Bühne am Ufer, in der Stadt 22 MAPA TEATRO La Despedida Kolumbien Werft 23 MAPA TEATRO La Balsada Kolumbien Saffainsel 26 MARTIN ZIMMERMANN Danse Macabre Schweiz Werft DISKURS & WORKSHOPS / DISCOURSE & WORKSHOPS 27 JAHA KOO / CAMPO The History of Korean Western Theatre Südkorea, Belgien Rote Fabrik 12 YENER BAYRAMOĞLU & FRAGILITAS. Post/pandemische Zeiten im Zeichen der Zerbrechlichkeit MARÍA DO MAR CASTRO VARELA 28 ROYCE NG Presence Hongkong Rote Fabrik 19 STAMMTISCH Arrivals + Departures Workshop-Zelt 30 YOUNESS ATBANE Immortal Objects for a Dead Artist Marokko Rote Fabrik 59 FRANÇOISE VERGÈS Dekolonialer Feminismus in Zeiten Frankreich Nord 31 THEATER HORA Planet Hora Schweiz Rote Fabrik der Pandemie 32 MARION SIÉFERT _ jeanne_dark_ Frankreich Nord 59 SHALINI RANDERIA Pandemie der Ungleichheiten Indien, Schweiz, Nord 33 JESSICA HUBER & I lost** Schweiz Saffainsel Österreich MICHELLE ETTLIN 60 FOR THE TIME BEING Prototyping für die Zukunft der theaterspektakel.ch 34 TSCHUKU TSCHUKU Zilin Namibia Bühne am Ufer Live-Performance 41 LAGARTIJAS TIRADAS AL SOL Tiburón Mexiko Rote Fabrik 60 SHOWING WITHOUT GOING Ein Atlas (globaler Launch-Event) theaterspektakel.ch 43 SCHWAR ZENBACH KOMPL EX Not the Same Procedure! Schweiz Saal 61 ZHDK MASTER KULTUR Zollfreilager – Figuren des Figurierens zollfreilager.net 46 MALLIKA TANEJA Allegedly Indien theaterspektakel.ch PUBLIZISTIK 47 SATOKO ICHIHARA Madama Butterfly Japan, Schweiz Rote Fabrik 61 ZHDK MASTER KULTUR Hochsitz diverse Spielorte PUBLIZISTIK 48 NATURE THEATER OF OKLAHOMA Burt Turrido. An Opera USA Werft 63 THEATER HORA Planet Hora – Einführung zum Film Schweiz Rote Fabrik 63 DIE VOYEURE ZÜRICH Wie schaue ich Theater? Workshop-Zelt TANZ / DANCE 64 PUBLIKUMSGESPRÄCHE diverse Spielorte 25 DOROTHÉE MUNYANEZA Mailles Ruanda, Frankreich Nord 64 RADIOSCHULE KLIPP+KLANG & Radio Landiwiese Live Workshop-Zelt RADIO GDS.FM 29 IVY MONTEIRO Las Templas Schweiz Tanzhaus Zürich 65 KIDS IN DANCE Sommer-Tanz-Workshops Workshop-Zelt 33 CÉSAR VAYSSIÉ Tanzgrund: Eine Doku über Boris Frankreich Saffainsel 65 ORDINATEUR, ALEX MUGLER & Tanz-Workshops: TRIO – For the Beauty of It Workshop-Zelt Charmatz’ «Terrain» CARLOS MARTÍNEZ 35 SIMONE AUGHTERLONY Remaining Strangers Schweiz, Deutschland Gessnerallee 40 THE FIELD The Best and the Worst of Us Schweiz Tanzhaus Zürich 42 MARINA OTERO FUCK ME Argentinien Nord INFORMATION ZKB PREISE / ZKB PRICES IMPRESSUM 44 LA FLEUR TRIO – For the Beauty of It Mexiko, USA, Frankreich, Bühne am Ufer 4 Editorial der Festivalleitung Als Zuschauer*in können Sie den ZKB Programmzeitung des Zürcher Thea (MONIKA GINTERSDORFER) Deutschland 7 Grusswort der Stadtpräsidentin Publikumspreis verleihen. Die nominierten ter Spektakels 2021 Eine Sonderbeilage Ensaio para uma cartografia Portugal Nord des Tages-Anzeigers vom Samstag, 10. Juli 45 MÓNICA CALLE & 8 Grussworte der Partner Produktionen e rkennen Sie an diesem Symbol. 2021 Herausgeber Zürcher Theater CASA CONVENIENTE 10 Was Sie dieses Jahr am Theater Spektakel Spektakel, Stadthausquai 17, 8001 Zürich erwartet 66 ZKB Publikumspreis Auflage 128 811 (Wemf 2020) Leser*in nen 340 000 (MACH-Basic 2021-1) 69 Ein Festival für alle unterwegs zu einem 66 ZKB Förderpreis, Nominationen SHORT PIECES diversen, zugänglichen, partnerschaftlichen 67 ZKB Anerkennungspreis, Nominationen Konzept, Redaktion & Produktions leitung Remo Bitzi & Marc Schwegler und nachhaltigen Zürcher Theater Spektakel 67 Jury (staaacks GmbH) Texte Ann Mbuti (am), 36 EDNA JAIME The Good Fight Mosambik Rote Fabrik Anna Froelicher (af ), Esther Schmid (esc), 73 Dank Partnerschaften und Unterstützungen Kati Dietlicher (kdi), Lea Loeb (ll), Maria 36 AYU PERMATA SARI Load? Indonesien Rote Fabrik 75 Kontakt, Mitarbeiter*innen Rößler (mr), Matthias von Hartz (mvh), 37 PAULA CHAVES BONILLA Omni Toxica Kolumbien, Niederlande Rote Fabrik 76 Tickets & Zugänglichkeit Vorverkauf, KINDER & FAMILIEN / KIDS & FAMILIES Remo Bitzi (rb), Sarah Verny (sv), Sarah 37 JIMMY GRIMA Nassaba: Song of a Bird Malta, Niederlande Rote Fabrik Abendkasse, Ermässigungen, Zugänglich- Produktionen mit diesem Symbol eignen Wendle (sw) Übersetzungen Franziska Henner, Martin Wheeler (editor) Anzei keit, allgemeine Hinweise sich ganz besonders für Kinder und Familien. gen Goldbach Publishing AG, O liver Par- 79 Anreise zu Lande und mit dem Schiff Altersangaben finden Sie beim entsprechenden gätzi, Kurt Strebel, publishing.goldbach. MUSIKPROJEKTE & KONZERTE / MUSIC PROJECTS & CONCERTS 81 Lageplan 82 Spielplan Stückbeschrieb. com Gestaltung Studio Marcus Kraft in Zusammenarbeit mit Marlon Ilg, Zürich Satz & Layout Michel Fries K orrektorat 49 SOPHIE HUNGER Schweiz, Deutschland Werft Claudia Marolf Bildbearbeitung & 49 STARGAZE Tribut an Warp Records Europa Nord ZUGÄNGLICHKEIT / ACCESSIBILITY Druck DZZ Druckzentrum Zürich AG THEATERSPEKTAKEL.CH Vorstellung mit Audiodeskription (gedruckt auf Recycling-Papier) Bild Titel 51 CHRYSTÈLE KHODR The Rise and Fall of Orient Swiss – Libanon Landiwiese Die Website mit aktuellen Informationen rund Vorstellung mit Induktionsschleife blatt «Mailles» von Dorothée Munyaneza. Bedtime Stories Foto: Leslie Artamonow. Artwork: Jean- um das Festival ist barrierefrei. Vorstellung mit Gebärdensprache Vincent Simonet. Konzept: Studio Marcus 51 NASHILONGWESHIPWE MUSHA Ondaanisa yo Pomudhime Namibia Landiwiese Kraft Redaktionsschluss Montag, ANDJA & TSCHUKU TSCHUKU 28. Juni 2021, Änderungen vorbehalten 2 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 3
EDITORIAL Festivalleitung Liebes Publikum Wir sind wieder da. des F estivals beschäftigen sich mit der Gewalt, Mit dem Sommer ist der Menschen und Natur ausgesetzt sind. Doro- das öffentliche Leben in vielen Ländern Europas thée Munyaneza, Marina Otero und Mónica Calle zurückgekehrt und mit ihm Begegnungen, zeigen allen Herausforderungen zum Trotz die Reisen, Internationalität, Kunst vor grösserem bemerkenswerte Lebendigkeit, Virtuosität und Publikum. Auch mehr Zürcher Theater Spektakel Widerständigkeit menschlicher Körper und als letztes Jahr ist wieder da. Doch wo sind wir Gemeinschaften. denn da gelandet? Findet dieses Festival am Ende Das diesjährige Theater Spektakel findet einer Unterbrechung statt oder am Anfang einer nicht nur auf der Landiwiese statt. Nie gab es so Veränderung? viele Kooperationen mit Institutionen in der Stadt. Es war in dieser speziellen Zeit ein noch Wir zeigen neue Projekte zusammen mit dem grösseres Privileg als sonst, im internationalen Fabriktheater, dem Theater Hora, der Gessner Dialog ein Kunstfestival vorzubereiten. Wenn wir allee, dem Tanzhaus Zürich und dem Neumarkt. nicht durch die Gespräche mit den Künstler*innen Darunter finden sich Produktionen der anderen in unserem internationalen Netzwerk immer Häuser, die nach den Schliessungen nun während wieder in die Welt zurückgeholt worden wären, des Festivals endlich das Zürcher Publikum er hätten wir vielleicht noch gedacht, dass zum reichen, wie auch Koproduktionen von mit dem Beispiel die Frage, wann wir auf einer Restaurant- Festival verbundenen internationalen terrasse sitzen dürfen, wichtig sei. Viele der auf- Künstler*innen. tretenden Künstler*innen reisen aus Ländern an, Die Architektur unseres Festivalgeländes in denen die Menschen aufgrund ungerechter trägt den speziellen Bedingungen dieses Jahres Verteilung noch lange auf Impfstoff warten müs- Rechnung. Wir werden nur eine unserer tempo sen. Das ist aber nicht das Einzige, was in diesen rären Spielstätten aufbauen und nur sehr wenig Gesprächen Irritationen auslöst. Warum es reiche Gastronomie anbieten. Dafür gibt es einige Pro- europäische Gesellschaften überhaupt bis an die jekte im öffentlichen Raum und eine neue Bühne Belastungsgrenzen der Intensivstationen kom- am Ufer. Strassenkunst können Sie wie im ver- men lassen, ist aus vielen Perspektiven schwer gangenen Jahr unter der Woche dezentral in der verständlich. Stadt sehen und zudem am Wochenende zentral Die bildende Künstlerin Vlatka Horvat und auf der Landiwiese. Für alle Spielstätten gelten der Theatermacher Tim Etchells haben 15 inter- Zugangsregeln gemäss den geltenden Bestimmun- nationale Künstler*innen gefragt, was in diesem gen. Die aktuellen Informationen dazu finden Sommer unserer Aufmerksamkeit bedarf, wer Sie auf unserer Website. Es ist uns ein Anliegen, öffentlich Raum bekommen sollte, welcher Idee das Festival so sicher wie nötig und gleichzeitig ein Denkmal gebührt. Gerade jetzt, eigentlich so zugänglich wie möglich zu halten. Das wird schon länger oder endlich mal. Dafür haben sie wohl nicht ganz ohne kleinere Hindernisse gehen. aus der Ferne Monumente entwerfen lassen, die Kommen Sie an unseren Desk und lassen Sie uns während des diesjährigen Festivals auf der Landi- gemeinsam versuchen, die zu überwinden. wiese stehen. Seit letztem Jahr finden Künstler*in Mit diesem Festival blicken wir zurück nen immer wieder Wege, wie ihre Arbeiten ohne auf ein Jahr, das in vielen Teilen der Welt nicht sie selbst reisen und physisch präsent sein können. nur wie hier unbequem war, sondern noch immer Exemplarisch sei hier «Presence» von Royce Ng verheerend ist. Gleichzeitig ist das Theater Spek- erwähnt, der von Hongkong aus Avatare auf unsere takel 2021 auch ein Moment des Aufbruchs, der Bühne schickt. Wir setzen zudem das im vergan- lachenden Begegnung und der internationalen genen Jahr eingeführte Audio-Format «Collective Gemeinschaft. Wir freuen uns darauf, Sie wieder Listening» fort – etwa mit einer Arbeit der libane- zu treffen! sischen Theatermacherin Chrystèle Khodr. Unter den über 30 internationalen Projekten, Die Festivalleitung die Sie auf unseren Bühnen und der Landiwiese Matthias von Hartz, Sarah Wendle, sehen, gibt es unglaubliche zehn Welturaufführun- Veit Kälin gen! Sie kommen – hoffentlich – unter anderem aus Hongkong, Casablanca, Windhoek, Tokio, Yogyakarta, London, Bogotá und Zürich. Aus Australien kommt eine riesige aufblasbare inter- aktive Installation auf die Saffainsel. An deren Ufer wird auch ein Schiff von der kolumbiani- schen Pazifikküste anlegen. Es ist Teil eines Por träts des transdiziplinären Werks von Mapa Teatro aus Bogotá. Seit über 30 Jahren untersucht und beschreibt die Gruppe die kolumbianische Gesellschaft mit Kunst. Ihre Auseinandersetzung mit der brutalen Geschichte des Landes steht durch die aktuellen gewalttätigen Auseinander- setzungen in einem neuen Licht. Mehrere Projekte 4 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL
EDITORIAL Festival direction Dear audience We are back again! and Mónica Calle demonstrate how, against With the onset of sum- all odds, the human body and communities are mer, public life has picked up in many European capable of remarkable vibrancy, virtuosity and countries, so there are more encounters, more resilience. travelling, and larger audiences for the arts. And This year’s festival does not take place on more Zürcher Theater Spektakel than last year the Landiwiese alone. Never before have there as well! But what exactly have we come back to? been so many cases of cooperation with other Does this festival take place at the end of a dis- institutions of the city. We will present new pro- ruption or at the beginning of a transformation? jects in collaboration with Fabriktheater, Theater During these special times, it has been Hora, Gessnerallee, Tanzhaus Zürich and Neu- even more of a privilege to prepare an arts festi- markt. Some of them have been on hold during val in tandem with our international network. the long closure, while others are fresh co-pro- In conversations with artists worldwide, we ductions with international artists affiliated with have been continuously reminded of the bigger the festival. picture. Otherwise, we might have believed in The architecture of the festival site will the relevance of asking when the restaurants take into account this year’s special conditions. will open again. Many of the artists performing We will set up only one of our temporary venues at the festival come from countries where, due and very limited gastronomic services. Instead, to the unequal distribution, the population will there will be some projects in the public space not see any vaccines for quite some time. And and a new stage at the lakeshore. Street art will this has not been the only reason for bewilder- be offered in various districts of Zurich during ment in such conversations. For some of our in- the week and on the Landiwiese at the week- ternational colleagues, it has been hard to un- ends. For all our venues, access rules in line with derstand why some wealthy European societies current regulations will apply. Relevant infor- would accept full intensive care units rather mation is updated regularly on our website. It than to protect the health of their citizens with is our intent to ensure maximum safety while more drastic measures. keeping the festival as accessible as possible. The visual artist Vlatka Horvat and the Given the current situation, this may involve theatre-maker Tim Etchells have asked 15 inter- some potential obstacles. If such is the outcome, national artists what they deem worthy of our please feel free to come to our info desk, where attention this summer, who needs to be given together we will figure out what to do. public space and what ideas deserve a monu- With this festival, we look back on a year ment, particularly in times like these. With this which in many parts of the world has been not in mind, they have commissioned the creation just inconvenient, but continues to be devas of imaginary monuments on the Landiwiese tating. At the same time, the Zürcher Theater during the festival. Since last year, artists have Spektakel 2021 aims to create a moment of continuously found new ways to present their optimism, of joyful encounters and of internati- works without them being physically present. onal community. We are looking forward to Royce Ng, for example, sends avatars from meeting you again! Hong Kong to our stage for «Presence». We are also continuing «Collective Listening», intro- The festival direction duced last year, and have commissioned the Matthias von Hartz, Sarah Wendle, Lebanese theatre-maker Chrystèle Khodr to Veit Kälin Festivalkampagne 2021 create a work for this audio-format. Für unsere diesjährige Kampagne Among more than 30 international pro- hat der in Paris und Zürich leben- de Künstler Jean-Vincent Simonet jects to be presented on our stages and in the Bilder von Produktionen aus dem Landiwiese, there are a remarkable 10 world Festivalprogramm bearbeitet. premieres! They come, as things stand now, Geplant war die Zusammenarbeit mit Simonet bereits im Vorjahr; from places such as Hong Kong, Casablanca, gemeinsam mit dem Künstler Windhoek, Tokyo, Yogyakarta, London, Bogota wurde angesichts der damaligen Situation der Entscheid für eine and Zurich. A huge, inflatable and interactive Verschiebung getroffen. Wir installation will come all the way from Australia freuen uns nun umso mehr, dass to the Saffainsel. A boat from the Columbian Simonets expressive und über- bordende Bildsprache unser dies- Pacific coast will land at the shores of Lake jähriges Erscheinungsbild prägt. Zurich. The latter is part of a showcase by Mapa Design und Umsetzung der Kam- Teatro from Bogota. For more than 30 years, pagne liegen erneut bei Studio Marcus Kraft. this company has portrayed Columbian society with its interdisciplinary art. Mapa Teatro’s confrontation with Columbia’s violent history has assumed new relevance following the current clashes. Several of the festival projects investi- gate the violence that people and nature are exposed to. Dorothée Munyaneza, Marina Otero ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 5
GRUSSWORT / GREETING Stadtpräsidentin Mayor of the City of Zürich Liebe Leserin, Trotz pandemiebeding Dear reader Despite the many pan lieber Leser ter Einschränkungen: demic restrictions, there In der Zürcher Kultur has been quite some movement in Zurich’s cultu landschaft hat sich einiges bewegt im letzten Jahr. ral landscape over the past year. In November, Im November haben die Stadtzürcher Stimm the large majority of voters endorsed a new fun berechtigten mit grosser Mehrheit dem neuen ding for dance and theatre in Zurich. This demonst Fördersystem für Tanz und Theater zugestimmt. rates the importance we attach to the cultural life Das zeigt, welchen Stellenwert wir dem kulturellen of Zurich – especially in times when we miss it. Leben in Zürich beimessen – besonders in einer Culture and art are not only hugely impor Zeit, in der wir viel davon vermissen. tant to our city, but to our society as a whole. Kultur und Kunst sind nicht nur für unsere They allow us to experience a different perception. Stadt, sondern auch für unsere Gesellschaft They show us new perspectives. They have us als Ganzes enorm wichtig. Sie erlauben uns ein discover beauty, often where we do not expect it anderes Wahrnehmen. Sie zeigen uns andere and when we need it most. Perspektiven auf. Sie lassen uns Schönheit ent The pandemic is a global challenge. decken: da, wo wir sie nicht vermuten, oder dann, Nevertheless, existing inequalities have not been wenn wir sie am meisten brauchen. swept aside, but in many places they have been Die Pandemie ist zwar eine globale Heraus accentuated or become even more obvious. In forderung. Bestehende Ungleichheiten hat sie recent months, art has been produced under the dadurch aber nicht beiseitegewischt, sondern most difficult circumstances in places where vielerorts sogar verstärkt oder deutlicher zum Vor crises overlap. The Zürcher Theater Spektakel schein gebracht. Auch in der Kultur: Kunst wurde once again brings artists from such places and in den vergangenen Monaten unter schwierigsten from different backgrounds to Zurich. This multi Bedingungen produziert; an Orten, wo sich tude of perspectives can help us to recognise Krisen überlagern. Das Zürcher Theater Spektakel what we have in common and where we differ, wird einmal mehr Künstler*innen von solchen promoting participation by as many people as Orten und mit verschiedenen Hintergründen possible. nach Zürich holen. Diese Perspektivenvielfalt Zurich is a dynamic and innovative city mag uns dabei helfen, Gemeinsamkeiten und where solidarity with each other is important. Unterschiedlichkeiten zu erkennen – und kann The Zürcher Theater Spektakel gives us the so einen Beitrag dazu leisten, die Gemeinschaft opportunity to sharpen our awareness of places und das Teilhaben möglichst aller zu fördern. and perspectives beyond our horizon – and to Zürich ist eine dynamische, eine innovative acknowledge the need of solidarity. Art is also Stadt – und auch eine solidarische. Das Zürcher predestined to help us do so. Theater Spektakel gibt uns Gelegenheit, unsere I wish an inspiring and exciting Theater Wahrnehmung für Orte und Perspektiven jen Spektakel 2021 for all of us. seits unseres eigenen Horizonts zu schärfen und anzuerkennen, dass gerade sie unserer Solidarität bedürfen. Auch dafür ist die Kunst prädestiniert. Ich wünsche uns ein inspirierendes und aufregendes Theater Spektakel 2021. Corine Mauch Foto Dominique Meienberg ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 7
GRUSSWORTE / GREETINGS HAUPTPARTNER / MAIN PARTNERS DE Was haben Sie vermisst, als die Kultur in den DE Die Pandemie hat einige Entwicklungen be- letzten Monaten hauptsächlich virtuell stattfand? schleunigt, andere ausgebremst. So war unsere Was hat gefehlt? Für uns ist die Antwort nahelie- sonst supermobile Gesellschaft plötzlich nicht gend: das Miteinander. mehr in Bewegung. Gleichzeitig war sie aber so Es ist die gegenseitige Wechselwirkung zwi- vernetzt wie noch nie. Beide Entwicklungen be- schen Publikum und Kunstschaffenden, das Ge- einflussen auch ein Festival. Es verbindet Men- meinschaftsgefühl, das entsteht, und nicht zuletzt schen aus der ganzen Welt und lässt sie inzwischen der Klang des Applauses. Das Zürcher Theater oft auch ortsungebunden am Anlass teilnehmen. Spektakel ist der Inbegriff für vieles, was wir ver- Das Zürcher Theater Spektakel macht die misst haben. Hier wird Raum für vielfältige Be- Landiwiese im Spätsommer zu einem besonders gegnungen geschaffen, neue Perspektiven werden reizvollen Ort der Stadt Zürich. Schon immer war gefördert und Weltgeschichten sowie Weltgesche- das Festival Teil einer Bewegung des Genauer- hen erzählt. Wir freuen uns deshalb ganz beson- Hinsehens und ist deshalb einer der wichtigsten ders auf die diesjährige Ausgabe. Anlässe für zeitgenössische Formen der darstel- Es ist wichtiger denn je, einen Beitrag zur lenden Kunst in Europa. kulturellen Vielfalt zu leisten und Nachwuchstalen- Es zeigt beispielhaft eine kulturelle Entwick- te zu ermutigen, ihre künstlerischen Werke auf die lung in unserer Stadt, für die seit mehr als 40 Jahren Bühne zu bringen. Ausserordentliches geleistet wird. Mit unserem Engagement wollen wir nach- Wir freuen uns, das Zürcher Theater Spek- haltig solche Kulturerlebnisse schaffen, um auch takel zu unterstützen und dazu beizutragen, dass in Zukunft das kulturelle Miteinander zu feiern. sich Menschen inspirieren und zum Nachdenken Wir wünschen Ihnen, liebes Publikum, ein inspi- anregen lassen. rierendes Festival mit lebendigem Beifall. Swiss Re wünscht Ihnen ein aussergewöhn- liches Festival. EN What have you missed in the past months when virtual cultural events were all that was on EN The pandemic has accelerated some devel- offer? What was missing? For us, the answer is ob- opments and thwarted others. While our usually vious: fellowship. It is the interaction between au- super-mobile society has been brought almost to a dience and artists, a sense of community and, not halt, we have nevertheless been connected with least, the sound of applause. The Zürcher Theater each other in unprecedented ways. Both these de- Spektakel epitomises what we have missed. It cre- velopments have also influenced the festival. It ates space for diverse encounters, opens up new connects people from all over the world to partici- perspectives and relates stories of the world and pate in the event, no matter where in the world its events. So, we are especially looking forward to they are located. this year’s festival. The Zürcher Theater Spektakel turns the It is more important than ever to contribute to Landiwiese into a particularly attractive late-sum- cultural diversity and to encourage talented young mer location. The festival has always offered us the people to present their artistic works on stage. opportunity for a closer look into the world, mak- We are committed to creating sustainable ing it one of the most important events for con- experiences and celebrating our cultural fellowship temporary performing arts in Europe. in the future. For more than 40 years, it has made extraor- We wish you, dear audience, an inspiring fes- dinary contributions to the cultural development tival and lots of applause! of our city. We are pleased that our continuing support Dr. János Blum offers people the opportunity to find in the Theater Mitglied des Bankpräsidiums Spektakel’s productions much food for thought. Member of the Committee of the Board Swiss Re wishes you an extraordinary festival. Guido Fürer Swiss Re Country President Switzerland 8 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL
MEDIENPARTNER / MEDIA PARTNER DE Was haben wir unter dem Diktat der Pande- DE Es ist sehr erfreulich: Das Zürcher Theater mie flexibel sein müssen! Zu Hause arbeiten, keine Spektakel wird in diesem Jahr mit verschiedenen Freund*innen treffen, keine Ferien im Ausland … Vorstellungen auf der Landiwiese und an weiteren und irgendwie ging tatsächlich alles auch anders. Standorten wieder stattfinden. Die Planung wurde Alles? Nein. Die Kunst muss bleiben, da sind wir durch viel Unsicherheit erschwert. Umso bemer- stur! Mir persönlich hat diese Krise noch klarer kenswerter ist der spürbare Wille, dem Publikum gemacht, wie unverzichtbar Kunst für unser geis- ein einmaliges Erlebnis zu bieten. tiges Wohlergehen ist. Die zahlreichen internationalen Künstler*in Kunst bietet Reflexionsräume und Ausein- nen werden dazu beitragen, unsere Stadt, ja unser andersetzung. Kunst lässt uns die Welt mit den Land, wieder zum Leben zu erwecken. Es wird Augen anderer sehen. Kunst bietet Schönheit und besonders spannend zu beobachten sein, wie sich Nahrung auch in schwierigen Zeiten. Kunst muss die schwierigen Monate der Coronakrise in der darum immer stattfinden können. Gerade auch in Kunst spiegeln und wie die Besucher*innen auf die Krisenzeiten. wiedergewonnene Freiheit reagieren werden. Die Kulturschaffenden haben schwierige Wir wünschen allen Kulturschaffenden und Monate hinter sich. Höchste Zeit, dass die Landi- dem geschätzten Publikum ein wunderschönes wiese die digitalen Bühnen ersetzt. Das Zürcher Theater Spektakel mit vielen überraschenden, ein- Theater Spektakel heisst die Welt willkommen. Es drücklichen und inspirierenden Momenten. setzt nach dem Jahr des «rasenden Stillstands» ein starkes Zeichen für die Kunst und ihre Unver- EN This is good news: The Theater Spektakel zichtbarkeit. Ein herzliches Dankeschön an alle, will take place this year and present various per- die uns dieses einmalige Festival ermöglichen. formances on the Landiwiese and at other venues. Planning has been hampered by a great deal of EN The pandemic restrictions have put our flex- uncertainties. All the more remarkable is the noti- ibility truly to the test – working from home, un ceable commitment to offer the audience a unique able to meet friends and no vacations abroad. Yet experience. somehow, we have managed it all. All? No! The arts Numerous international artists will bring new must stay; that’s non-negotiable! During this cri- life to our city and our country. It will be particular- sis, I have become even more aware of how vital ly exciting to see how the difficult months during the art is for our mental well-being. pandemic are reflected in the arts and how the Art opens up spaces for reflection and dis- spectators will react to their regained freedom. cussion. Art allows us to see the world through the To all those involved in the festival and to eyes of others. Art offers beauty and nourishment the esteemed audience, we wish a wonderful The- even in difficult times. That is why art must take ater Spektakel with many surprising, impressive place, especially in times of crisis. and inspiring moments. Cultural workers have gone through many difficult months. It is about time for virtual plat- Dr. Pietro Supino forms to be replaced by real stages on the Landi Verleger und Verwaltungsratspräsident Tamedia wiese. The Zürcher Theater Spektakel welcomes Publisher and Chairman of Tamedia the world! After one year of «frenetic standstill», it sends a strong signal for art and its indispensa- bility. A heartfelt «thank you» to everyone who has made this unique festival possible. Jacqueline Fehr Regierungspräsidentin President of the Government Council ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 9
WAS SIE DIESES JAHR AM THEATER SPEKTAKEL ERWARTET WHAT TO EXPECT AT THIS YEAR’S THEATER SPEKTAKEL Wenn das Zürcher Theater Spektakel Festivalgelände Landiwiese Das Festival wird im August 2021 eröffnet, liegen rund auch in diesem Jahr fast ausschliesslich durch neun Monate zwischen Beginn der Theater, Tanz, Performance, Installationen und andere Kunstformen geprägt sein. Die Landiwiese Planungen und Festivalstart. In dieser wird noch einmal anders – man könnte auch sa- Zeit der pandemiebedingten Ungewiss gen: leerer – aussehen, als Sie das aus früheren heiten hat jedes Puzzleteil mindestens Jahren vielleicht gewohnt sind. viermal seine Form verändert, und erst bei Redaktionsschluss dieser Pro- Eingangskontrollen Der Zutritt zum Gelände ist grundsätzlich offen. Eine Eingangskontrolle grammzeitung (23. Juni) ist absehbar, findet erst beim Einlass zu den jeweiligen Spielor- welche Regeln im August gelten. Die ten statt. Alle Vorstellungen und Veranstaltungen Prognosen für den Sommer sind gut, finden in einem kontrollierbaren Umfeld statt – und trotzdem bleiben wir vorsichtig. auch die Strassenkunst, für die wir die Bühne am Ufer gebaut haben. Aktuelle Informationen über Darum wird das Festival auch 2021 das Schutzkonzept bzw. den Einsatz des Covid- anders aussehen, als Sie das aus früheren Zertifikats finden Sie theaterspektakel.ch > Ser- Jahren vielleicht gewohnt sind. Das gilt vice > Covid-19. Bitte kommen Sie rechtzeitig vor allem für das Festivalgelände, die (spätestens 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn), Eingangskontrollen sowie die Gastro- bringen Sie etwas Geduld mit und haben Sie Ver- ständnis, wenn es am Einlass zu Wartezeiten kom- nomie. Bitte informieren Sie sich vor men kann. Ihrem Besuch auf unserer Website über die geltenden Vorgaben! Vielen Dank. Gastronomie Das gastronomische Angebot wird stark reduziert sein. Weitere Informationen finden theaterspektakel.ch > Service > Covid-19 Sie ebenfalls auf theaterspektakel.ch > Service > Covid-19. Foto Kira Barlach 10 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL
When the Zürcher Theater Spektakel Festival site Landiwiese The festival will again opens in August 2021, nine months will be characterised almost exclusively by theatre, have passed since the beginning of dance, performance, installations and other art forms. The Landiwiese will again look slightly dif- planning and the start of the festival. ferent – not to say emptier – than in previous years. During this time of pandemic-induced uncertainties, each piece of the puzzle Admission control The access to the festival site has changed its form at least four times, is generally open. Admission control will only and, at the time of our editorial dead- take place at the entry to each venue. All perfor- mances and events will take place in a controlled line (23 June), it seems to be clear, what setting – including street art, for which we will set rules will apply in August. The forecasts up the Bühne am Ufer. Up-to-date information on for this summer are good, yet we remain the safety concept and on the use of covid certifi- cautious. This is why the festival will cates can be accessed on theaterspektakel.ch > Service > Covid-19. Please arrive in time (no later again look different than in previous than 30 minutes before the start of performance) years. This applies for the festival site, and remain patient, should there be delays in ad- admission and gastronomy. Please mission to the venue. inform yourself about the current regu- lations on our website in good time, Gastronomy The gastronomic offer will be strong- ly reduced. For more information, again refer to before your visit to the festival! theaterspektakel.ch > Service > Covid-19. Thank you. theaterspektakel.ch > Service > Covid-19 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 11
FRAGILITAS. Post/pandemische Zeiten im Zeichen der Zerbrechlichkeit Von Yener Bayramoğlu und María do Mar Castro Varela Einem winzigen mit unserem Auge nicht sichtba- zu versorgen: Pfleger*innen, Arbeiter*innen in den YENER BAYRAMOĞLU ren Virus gelang es, unser aller Leben auf den Kopf Supermärkten, Menschen, die bei der Müllabfuhr UND MARÍA DO MAR zu stellen. Viele strauchelten, einige bewahrten und bei Lieferdiensten arbeiten. Die graue Masse, CASTRO VARELA einen kühlen Kopf; viele verloren sich in Angst, die die Städte am Leben erhält. Homeoffice war andere liessen sich berühren, waren angerührt. für diese Menschen keine Alternative. Es war eher Yener Bayramoğlu wurde 1984 in Istanbul geboren, wo er Medien- und Kommuni- Menschen starben, viele von ihnen allein und unter umgekehrt so, dass diese den Mittel- und Ober- kationswissenschaft studierte. Er promo- grausamen Bedingungen: auf den Strassen Delhis, schichten das Homeoffice ermöglichten und uns vierte an der Freien Universität Berlin; auf den Intensivstationen Mailands. alle versorgten. seine Forschungsergebnisse erschienen 2018 im transcript Verlag unter dem Titel «Queere (Un-)Sichtbarkeiten». Aktuell Unser soziales Leben ist ein fragiles Gebilde, un- Nicht einmal das Sterben ist gerecht. Die Bedro- arbeitet Bayramoğlu als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Alice Salomon Hoch- sere Körper sind zart und porös, unser Geist und hung, an dem Virus schwer zu erkranken und dar- schule Berlin. unser moralisches Urteilsvermögen zuweilen un- an zu sterben, ist denkbar ungleich verteilt. In den glaublich schwach. Die Pandemie, die unser Leben USA sind wesentlich mehr schwarze Menschen Die spanische Politikwissenschaftlerin María do Mar Castro Varela ist Professorin plötzlich bestimmte, wirkte wie ein Fragilitäts gestorben; in Brasilien traf es ebenfalls mit beson- für Allgemeine Pädagogik und Soziale katalysator. Wir konnten Dinge sehen, die wir uns derer Härte die schwarze Bevölkerung, aber auch Arbeit an der Alice Salomon Hochschule sonst zu sehen ersparten, während das, was uns die Communities des Amazonas. Auch in Indien Berlin. Ihr gemeinsam mit der indischen Wissenschaftlerin Nikita Dhawan ver- unsere (soziale) Kurzsichtigkeit in normalen Zeiten wurden Millionen von Menschen, die in den Städ- fasstes Buch «Postkoloniale Theorie – Eine nicht sehen lässt, glasklar erschien. Geprüft wur- ten plötzlich nicht gebraucht wurden, dazu ge- kritische Einführung» erschien 2005 im den auch unsere sozialen und ethischen Reflexe: zwungen, zurück in ihre Dörfer zu gehen. Nicht transcript Verlag und gilt als Standard- werk. Geht es nur um mein Wohlbefinden, um meine wenige starben auf den langen Märschen. Die Züge Mobilität? Was ist wichtig in Anbetracht der Kata- und Busse waren überfüllt und die Hitze unerträg- Bayramoğlus und Castro Varelas For- schungsinteressen sind vielfältig, sie strophe? Wie schlecht geht es mir wirklich? Bin ich lich. Auch für Europa müssen wir konstatieren, treffen sich unter anderem in den Queer in der Lage, global zu denken, oder genügt meine dass die Fragilität des demokratischen Systems Studies, der Postkolonialen Theorie, der lokale Solidarität? Was tue ich in Anbetracht der diejenigen zurücklässt, die besonders verletzlich Kritischen Migrationsforschung und Verschwörungstheorien. Die im hier ab- Gewalt, die sich an den Grenzen Europas entfaltet? sind. So fanden sich auf den Intensivstationen der gedruckten Essay formulierten Ideen Schweiz und Deutschlands hauptsächlich Men- führen Bayramoğlu und Castro Varela in In post/pandemischen Zeiten wird es darum gehen schen mit niedrigen Einkommen sowie aus migran- ihrem gemeinsam verfassten Buch «Post/ pandemisches Leben – Eine neue Theorie müssen, eine Politik der Starken und der Ignoranz tischen Communitys. Überhaupt Intensivstationen: der Fragilität» aus, das voraussichtlich zu überdenken, die die eigene Fragilität nicht wahr- eine Errungenschaft moderner Gesellschaften, die am 27. Oktober 2021 im transcript Verlag erscheint. haben will und deswegen ausgrenzend argumen- auch für die zu einem Bild des Horrors wurden, tiert sowie gewalttätig agiert. Ein post/pandemi- die zuvor keine Erfahrungen damit gemacht hat- sches Leben verweist auf die Notwendigkeit, mör- ten. Während der Pandemie bedeutete Intensiv- derische Assemblagen nicht nur zu analysieren, station der Kampf ums Überleben ohne die Berüh- sondern in diesen zu intervenieren. Wie hängen rung und trostspendenden Worte von Freund*in Pandemien mit einem räuberischen Kapitalismus, nen oder der Familie. Geworfen ins Alleinsein und dem Kapitalozän, zusammen? Wie der Virus mit der kalten Hightech-Medizin ausgeliefert. unserer Lebensweise? Vor der Pandemie gab es kein Glück, keine Ge- Eine der schmerzhaften Erkenntnisse in pandemi- rechtigkeit und keine Harmonie. Das Kapitalozän schen Zeiten war, dass die Regierungen Europas zeigte schon lange die Folgen seiner Bösartigkeit: sich so lange so wenig um den Bereich gekümmert Klimawandel, Zerstörung von Leben, Ausweitung haben, der in Anbetracht unserer körperlichen subalterner Räume, Vermehrung von Armut etc. Fragilität doch so wichtig ist. Geradezu respektlos Der Nekrokapitalismus trifft in erster Linie das ver- wurde mit dem Care-Bereich umgegangen: unter- nachlässigte, ja nicht mal als schützenswert gelten- bezahlte Pflegekräfte, unterbesetzte Intensivsta- de Leben. In den Hauptstädten Europas, wo Stahl tionen. Wir verstehen nun, was wir vorher schon und Glas glänzen, leben diejenigen, die es sich wussten, aber nicht besprechen wollten: Es sind leisten können. Das verworfene Leben findet sich jene besonders ausgebeuteten Menschen, die die in den Peripherien: lokal und global. sozialen Infrastrukturen aufrechterhalten. Wäh- rend der Pandemie waren sie es, die tagtäglich ihre Post/pandemische Zeiten nötigen uns, den Schutz Gesundheit aufs Spiel setzen mussten, um uns alle des eigenen Lebens in einen Zusammenhang mit 12 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL
dem Sterben der anderen zu stellen. Betrachten Daten, die uns der Manipulation und Kontrolle aus- FRAGILITÄT UND KRAFT – wir etwa die ungleiche Verteilung der Impfstoffe setzen. Wir steuern auf eine Welt und ein Leben frei WIDERSTÄNDIGES LEBEN zwischen dem globalen Norden und Süden. Im- von Geheimnissen und voller Gerüchte zu. IM KÜNSTLERISCHEN mer wieder wird betont, dass die Pandemie erst PROGRAMM dann besiegt werden kann, wenn auch genügend Die Tatsache, dass wir während der langen Lock- Impfstoffe bei den Ärmsten der Armen ankommen. downs viel Zeit zuhause verbrachten und auch mehr Themen der Fragilität, der Grenzen und der gegenseitigen Abhängigkeit mensch- In einer unkontrollierten pandemischen Situation Zeit im Netz, eröffnete neue Möglichkeiten für die licher Körper und Gemeinschaften ziehen ist kein Leben sicher, wenn nicht zumindest ver- rasante Verbreitung von Desinformationen, Hass- sich auch durch das internationale Festi- sucht wird, alle Leben zu retten. Das Versagen ist reden und Verschwörungsideologien. Die Pande- valprogramm. So verarbeiten beispiels- weise die bewegenden Gruppen-Choreo- grandios. Während Europa überlegt, Jugendliche mie wurde von rechten Gruppierungen im Netz grafien «Ensaio para uma cartografia» zu impfen, sind in einigen Ländern Afrikas nicht geradezu gefeiert, denn die Krise zeige, dass Glo- von Mónica Calle –› S.45, «Mailles» von balisierung und der damit einhergehende «Multi- Dorothée Munyaneza –› S.25 und «FUCK einmal die Menschen geimpft, die in der Gesund- ME» von Marina Otero –› S.42 in unterschied- heitsversorgung tätig sind. Indien hat nicht genü- kulturalismus» wie auch die liberale Gesellschaft licher Form Erfahrungen der Verwund- gend Rohstoffe für die Herstellung der Impfstoffe. nicht mehr zu unterstützen seien. Digitalität ist barkeit und des Schmerzes und feiern zugleich das (Über-)Leben, die Wider- Pharmakon: Medizin und Gift. Gift, das zur Medi- ständigkeit, die Emanzipation und das Erneut müssen wir beobachten, dass Pandemien zin wird, und giftige Medizin. Diese Unentscheid- Zusammenwirken der Körper und Stim- immer an den Körpern der anderen kleben. Als der barkeit ist es, die das Leben wie auch die Politik, men, die hier im Mittelpunkt stehen. Mit Instabilität und Ausdauer setzt sich französische Staatspräsident Emmanuel Macron die Körper und Kollektive in Fragilität ummantelt. auch die neue Solo-Performance «Load?» dem Virus den Krieg erklärte, wurde dieser im Dis- Das, was uns schützt, kann uns töten. Antiviren- der jungen indonesischen Choreografin programme können Computer infizieren, und je- Ayu Permata Sari auseinander –› S.36, kurs von einem «unsichtbaren Feind» zu einem während die kolumbianische Künstlerin «sichtbaren», personifiziert durch die menschli- der Versuch, selbst über alle Zweifel erhaben zu Paula Chaves Bonilla in ihrer Performance chen Körper, die als nicht dazugehörend markiert sein, könnte den Todesstoss bedeuten. «Omni Toxica» den Körper ins Span- nungsfeld zwischen neokolonialer Nekro- wurden. Es sind die anderen, die das Virus und politik und westlichem Drogen-Lifestyle seine beängstigende Präsenz verkörpern. Zu Be- Ein post/pandemisches Leben lässt jede grell stellt –› S.37. Mit ihrem Projekt «Arrivals + ginn der Pandemie war es noch die gesamte asiati- leuchtende, bunte Zukunftsfantasie falsch erschei- Departures» gestaltet das Künstlerinnen- Duo YARA + DAVINA einen mehrteiligen sche Community, die für den Ausbruch verant- nen. Die Ungewissheit und das Fragen dominieren. Reflexionsraum über die Grenzen des wortlich gemacht wurde. So waren es zunächst Werden wir diese Pandemie überleben? Werden Lebens, also die Geburt und den Tod, und die Impfstoffe uns vor den neuen Mutationen schüt- die Reise dazwischen. Ihre Installation ist vietnamesische und chinesische Restaurants, die den Namen der G egangenen und der Neu- die Folgen der Pandemie zu spüren bekamen, und zen? Wenn es kein Zurück gibt, was kommt da- ankömmlinge unter uns gewidmet und wir erinnerten uns an die alten rassistischen Bilder, nach? Die Grenze zwischen Wissen und Unwissen lädt ein, über E rfahrungen an den Rändern der gemeinsam geteilten Zeit dieses Lebens die von der «Gelben Gefahr» sprechen. Dieser an- ist unsichtbar und nicht stabil. Die Unbestimmt- nachzudenken – auf der Landiwiese und fängliche Verdacht wurde schnell auf Migrant*in heit der Zukunft angesichts der technologischen im Netz –› S.18. nen im Allgemeinen, Sinti*ze und Rom*nja sowie und ökologischen Transformationen macht uns Juden und Jüdinnen im Besonderen ausgeweitet. nicht zufriedener, sondern erschreckt uns, weil un- So wurden in den medialen und digitalen Öffent- ser Leben so fragil erscheint, wie es nun einmal ist. TALKING ON WATER – lichkeiten arabische und türkische Hochzeiten und Die organischen oder technischen Viren können LIVE AUF DER BÜHNE migrantische Saisonarbeiter*innen für die unkon- jederzeit die menschliche Ordnung auf den Kopf UND IM STREAM trollierte Verbreitung des Virus verantwortlich ge stellen. Der Unfall und das Ende sind Bestandteil macht. Der gutsituierten Minderheit gelang es er- unserer aller Leben. Sie zu überwinden, ist nicht Die Vortragsreihe «Talking on Water» ist seit 2018 fester Bestandteil des Festival- neut, die Gefahr und das Böse zu externalisieren. möglich. Im Gegenteil, wir müssen Wege finden, programms. Gerade angesichts der ge- wie wir mit dieser Fragilität leben können. Dafür sellschaftlichen Erfahrungen der vergan- Post/pandemische Zeiten müssen sich den Mons- müssen wir wohl der Brüchigkeit sozialer, ökolo- genen anderthalb Jahre ist es jetzt wichtig, sich wieder Zeit zu nehmen, um zuzu tern und dem Monströsen stellen. Warum werden gischer und technischer Verbindungen zwischen hören und darüber nachzudenken, in was einige Körper als verletzlich und/oder dämonisch humanen und nichthumanen Entitäten ins Auge für eine Zukunft wir als Teil einer plane- taren Gemeinschaft steuern (wollen). wahrgenommen und andere als normal, mithin schauen. Viren kennen keine Grenzen, sie sprin- Dabei helfen uns in diesem Jahr zwei her- als stark und ohne Selbstschutz und Selbstsorge gen von Spezies zu Spezies und überqueren mit- ausragende Denkerinnen des Politischen auskommend? Der hegemoniale Umgang mit dem, hilfe von Wirtskörpern Ozeane und Kontinente. in einer postkolonialen Welt. Am 21. Au- gust spricht Françoise Vergès über de was als monströs und damit ausserhalb des Nor- Unser Wissen, die Produktion von Statistiken be- kolonialen Feminismus im Kontext der malen betrachtet wird, deutet auf den Unwillen, ruhigen nur scheinbar. Wissen – und mehr noch Pandemie und der globalen Umweltkrise. sich mit der eigenen Fragilität auseinanderzuset- Zahlen – sind immer angreifbar. Am 29. August setzt Shalini Randeria mit ihrem Vortrag den Diskurs über die zen. In Konsequenz führt dies zu einer Exklusion «Pandemie der Ungleichheiten» fort. von Körpern und Leben, die als verletzlich und/ Die Lage ist ernst: Ohne kontrapunktische Pers- Die beiden Vorträge finden dieses Jahr in pektiven, die es erlauben, unterschiedliche Stim- der Spielstätte Nord auf der Landiwiese oder monströs markiert werden. Das Monströse statt sowie online via Live-Stream. ist jedoch nicht im Aussen lokalisiert, so sehr wir men zu hören, werden wir als Spezies Mensch nicht dies auch begehren. Unsere Körper sind monströs überleben. Wir sitzen nicht alle im selben Boot: Nord & theaterspektakel.ch > Digital Sa 21. und So 29. August –› S.59 und porös, und das Böse ist nicht irgendwo da Das Virus bedroht uns in sehr ungleicher Weise. draussen, sondern bewohnt uns. Eine Politik der Stärke hat eine Nekropolitik hervor- gebracht, die zynisch das Sterben der anderen hin Der Ausbruch von Covid-19 führte uns auch vor nimmt. Es ist Zeit, die Fragilität unseres Lebens, Augen, dass die zunehmende Dominanz digitaler die Abhängigkeit von den anderen anzuerkennen Technologien unser Leben erleichtert, sicherer und umzulenken hin zu einer Politik der Fragilität, macht, aber eben auch verletzlicher. Technologien, die soziale, aber auch eine kognitive Gerechtigkeit die uns das Gefühl von physischer menschlicher fordert. Vielleicht kann uns die Kunst helfen, die Nähe geben, selbst wenn die physische Distanz zarten Töne und die Stimmen des Dazwischen zu enorm ist, können uns vor Einsamkeit retten. hören, die Widersprüche und Ambivalenzen aus- Doch digitale Endgeräte, die wir täglich rund um zuhalten und auch die Stille. Vielleicht. die Uhr benutzen, sammeln auch unendlich viele Informationen über unser Leben. Unsere Gewohn- heiten, unsere Ansichten, unsere körperlichen Pro- zesse, unsere Empfindungen werden zu Daten. Da- ten, die genutzt werden, um uns zu beeinflussen. ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 13
FRAGILITAS. Post/pandemic times characterised by fragility By Yener Bayramoğlu & María do Mar Castro Varela A tiny virus, invisible to the naked eye, has man- Not even the process of dying is fair. The threat of YENER BAYRAMOĞLU aged to turn our lives upside down. Many of us falling seriously ill with the virus and dying from AND MARÍA DO MAR have faltered, some have kept a level head, many it, is very unequally distributed. In the US, consid- CASTRO VARELA have lost themselves in fear, others have been erably more Black people have died. In Brazil, the touched and moved. People have died, many of Black population has been equally hard hit as well Yener Bayramoğlu was born in Istanbul in 1984, where he studied media and com- them alone and under cruel conditions, in the as the communities of the Amazon. In India, mil- munication. He did his doctorate at the streets of Delhi or the intensive care units of Milan. lions of people who were no longer of use in the Freie Universität Berlin; his research find- cities have been forced to return to their villages. ings were published by transcript under the title «Queere (Un-)Sichtbarkeiten» in Our social life is a fragile fabric, our bodies are del- Many of them died on their long marches. The 2018. Currently, he is working on his post icate, our spirit and moral judgment at times in- trains and busses were overcrowded, the heat un- doc at Alice Salomon Hochschule Berlin. credibly weak. The pandemic, which has all of a bearable. Also in Europe we detect that the fragility The Spanish political scientist María do sudden determined our life, has acted as a catalyst of the democratic system has left behind those who Mar Castro Varela is a professor of educa- of fragility. We have been able to see things we are especially vulnerable. In Switzerland and Ger- tion and social work at Alice Salomon Hochschule Berlin. Her book «Postkoloni would normally ignore and what our (social) in- many, mostly people with a low income or from ale Theorie – Eine kritische Einführung», sensitivity normally impedes us from seeing. Our migrant communities ended up in intensive care. co-written with the Indian scientist Nikita social and ethical reflexes have been equally put to Intensive care units all together: This achievement Dhawan, was also published by transcript in 2015 and is considered a standard work. the test. Is life just about my own well-being, my of modern societies has become a horrific image mobility? What do we deem to be important in even for those who have had no previous experi- Bayramoğlu and Castro Varela share com- times of catastrophe? How bad am I doing really? ence. During the pandemic, the ICU symbolised mon research interests, such as queer studies, post-colonial theory, critical mi- Am I capable of thinking globally or is local soli- the fight for survival without the touch or the gration research and conspiracy theories. darity enough? What can I do about the violence soothing words of friends or family. Thrown into The ideas formulated in the essay printed in this programme are further elaborated unfolding at Europe’s borders? isolation and at the mercy of modern, cold, high- by Bayramoğlu and Castro Varela in their tech medicine. co-authored book «Post/pandemisches In post/pandemic times, we will have to reassess Leben – Eine neue Theorie der Fragilität», which is expected to be published by tran- the policy of the fittest and of ignorance, which re- Before the pandemic, there was no happiness, no script on 27 October 2021. fuses to accept its own fragility and therefore ar- justice and no harmony. The Capitalocene has been gues and acts in ostracising, violent ways. A post/ showing the effects of its malice for some time, for pandemic life will show us the necessity of not only example in climate change, destruction of life, ex- analysing murderous assemblages but also of in- pansion of subaltern spaces, increase of poverty. tervention. How do pandemics relate to a ravenous Necro-capitalism hits, above all, neglected life, capitalism, the Capitalocene? Just as the virus re- considered not worthy of protection. In Europe’s lates to our way of life? chic and shiny capitals live those who can afford it. The lives of the discarded take place at the peripher- One of the painful aspects of the pandemic has ies, both locally and globally. Post/pandemic been the realisation that European governments times compel us to associate the protection of our have taken so little care of a sector which, consid- lives with the demise of others. Consider the une- ering our fragility, is important to us. The health qual distribution of vaccines between global north workforce has been treated downright disrespect- and south: It has been stated time and again that fully with underpaid caregivers and understaffed the pandemic can only be defeated when even the intensive care units. We now understand what we poorest of the poor have access to vaccine. In an have known before but did not want to discuss, uncontrolled pandemic situation, no life is safe namely the situation of those exploited people who unless we try to save all lives. In this regard, we maintain our social infrastructures. During the have failed miserably. While Europe considers vac- pandemic, it has been they who have risked their cinating young people, in some African countries health every day in order to tend to all of us: nurses, not even those working in healthcare are vaccinat- supermarket staff, garbage collectors, delivery per- ed. In India there are not enough resources to pro- sonnel, the grey mass keeping the cities alive. Home duce vaccines. office has not been an alternative to those people. Quite the contrary, it is they who have enabled the Again we see that pandemics always pass the buck to middle and upper classes to work from home and others. When the French prime minister Emmanuel catered for all of us. Macron declared war on the virus, it transformed 14 ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL
from an «invisible enemy» to a «visible» one, rep- transformations does not make us more compla- FRAGILITY AND resented by the bodies considered «non-appertain- cent. Rather, it terrifies us because our life seems STRENGTH – RESILIENCE ing». It is those «others» who embody the virus as fragile as it really is. Organic or technological IN THE ARTISTIC PRO and its threatening presence. At the beginning of viruses could turn the human order upside down GRAMME the pandemic, the entire Asian community was at any moment. Accidents and death are inherent held responsible for the outbreak. At first, Viet- parts of our lives and impossible to overcome. If Fragility, boundaries, the mutual depen dence of individuals of communities are namese and Chinese restaurants suffered the con- anything, we must find ways to live with this fragil- themes which run through this year’s sequences, and we were reminded of old racist ity. We will have to face the fragility of social, eco- international festival programme. Mónica images talking of the «yellow peril». This initial logical and technological connections between Calle’s «Ensaio para uma cartografia» –› S.45, Dorothée Munyaneza’s «Mailles» suspicion was quickly extended to migrants in gen- human and non-human entities. Viruses know no –› S.25, Marina Otero’s «FUCK ME» –› S.42 eral, the Sinti*zze and Rom*nja and Jews in par- boundaries, they skip effortlessly from one species employ an evocative group choreography to another and cross oceans and continents with that deals with pain and vulnerability and ticular. In the media and on digital platforms, Arab yet celebrates life, survival, resistance, and Turkish wedding celebrations and migrant sea- the help of hosts. Our knowledge and the statistics emancipation and the synergy of bodies sonal workers were blamed for the uncontrolled we produce offer only superficial comfort. Know and voices. «Load?», the latest solo per- formance by the young Indonesian choreo spread of the virus. The well-off minority man- ledge and more data are always contestable. grapher Ayu Permata Sari –› S.36 explores aged again to externalise the danger and the evil. the themes of instability and endurance The situation is serious. Without contrasting per- while in «Omni Toxica» the Columbian artist Paula Chaves Bonilla exposes the Post/pandemic times must face the monsters and spectives, which allow different voices to be heard, human body to the crossfire between neo- the monstrous. Why are some bodies considered we will not survive as a species. We are not all in colonial necro-politics and western drug the same boat: The virus threatens us in very dif- lifestyle –› S.37. With the project «Arrivals + vulnerable and/or demonic and others normal, Departures», the artistic duo YARA + strong and not in need of protection and care? The ferent ways. A policy of power has created a necro- DAVINA create a multilayered space for hegemonic dealing with what is perceived as mon- policy, which cynically accepts the dying of others. reflection on the limitations of birth and death and the journey in between. The strous and therefore abnormal points to the un- It is time to acknowledge our fragility and depen installation is dedicated to those departed willingness of confronting one’s own fragility. Ul- dency on each other and to aim for a policy of fragil- or newly arrived amongst us and is an timately, this leads to an exclusion of bodies and ity which demands social as well as cognitive jus- invitation to reflect on the Landiwiese or via the internet on experiences at the lives which are considered fragile and monstrous. tice. Perhaps art can help us to hear the soft notes fringes of existence –› S.18. Yet the monstrous is not located on the outside, as and voices in between, to withstand contradictions, much as we would like it to be. Our bodies are mon- ambivalence and also the silence. Perhaps. strous and porous and the evil is not somewhere out there, but inside ourselves. TALKING ON WATER – LIVE ON STAGE AND ON The outbreak of Covid-19 has also shown us that STREAM the increasing dominance of digital technology makes our lives easier, safer but also more fragile. The lecture series «Talking on Water» has been an integral part of the festival Technology, which gives us the feeling of physical programme since 2018. In view of the human closeness even when the physical distance social experiences we have all made in the past one and a half years, it is more is enormous, can save us from loneliness. But the important than ever to take the time to digital devices we use round the clock also collect listen and reflect on the type of future we an endless amount of information on our lives. are heading for as a planetary community. Two outstanding thinkers on politics in Our habits, our views, our physical activities, our post-colonial times share their perspec- feelings are turned into data. Data, which can be tives. On 21 August, Françoise Vergès used to influence us. Data, which expose us to ma- talks about de-colonial feminism in the context of the pandemic and the global nipulation and control. We are headed for a world ecological crisis. On 29 August, Shalini and a life free from secrets and full of rumours. Randeria focuses on the global inequal ities the pandemic has accentuated. Both lectures take place on the Landi The fact that we spent a lot of time at home and on wiese as well as via live stream. the internet during the lockdowns has opened new Nord & theaterspektakel.ch > Digital possibilities for the rapid spread of disinforma- Sat 21 and Sun 29 August –› S.59 tion, hate speeches and conspiracy theories. The pandemic has led to a downright celebration by rightist groups on the net. For them, the crisis shows that globalisation, its concomitant «multi-cultur- alism» and liberal society are no longer to be sup- ported. Digitalisation is pharmaceutical: medicine as well as poison: poison, which becomes medi- cine and poisonous medicine. It is this undecida- bility which coats life, politics, bodies and collec- tives in fragility. That what protects us can kill us. Anti-virus programmes can infect computers and every attempt to go beyond any doubt can be a deathblow. A post/pandemic life will show that every dazzling, colourful fantasy of the future is a fake. Uncertain- ties and questions predominate. Will we survive this pandemic? Will the vaccines protect us from new mutations? Will the vaccine eventually kill us? If there is no turning back, what will follow? The boundary between knowledge and ignorance is invisible and unstable. The uncertainty about the future, in view of technological and ecological ZÜRCHER THEATER SPEKTAKEL 15
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