Zusammenoder Widerspiel? - Aspekte von Komplexität in der Lyrik - Germanistik
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IRMGARD NICKEL-BACON / JOHANNES NEWZELLA Zusammen- oder Widerspiel? Aspekte von Komplexität in der Lyrik 1. Forschungsfrage und Theorie- fachheit und Vielschichtigkeit als textseitige design Gegenpole betrachtet werden, die es erlau- ben, im Bereich der Lyrik unterschiedliche Komplexität, dt. Vielschichtigkeit, impli- Grade an Komplexität zu beschreiben, um ziert aus literaturwissenschaftlicher Per- daraus didaktische Überlegungen zu ent- spektive eine besondere Hochwertigkeit sprechenden Vermittlungsanforderungen (Jannidis 2003, 306 f.), da sie ästhetische herzuleiten. Dem textseitigen Kontinuum Fülle produziert. Komplexe Textstrukturen von Einfachheit und Vielschichtigkeit der bedingen im Lektüreprozess Mehr- bis Viel- Textstrukturen steht das rezeptionsseitige deutigkeit, die zu Interpretationsversuchen Kontinuum von „Eindeutigkeiten und Viel- einlädt, ohne sich auf eine eindeutige Lesart deutigkeiten“ (Kurz 1999, 96) gegenüber, festlegen zu lassen (Nickel-Bacon/Ronge das für vermittlungsbezogene Fragestellun- 2018, 33). Da komplexe(re) Textstrukturen gen bedeutsam ist, da es Komplexitätsgrade höhere Anforderungen an die Rezeptions- im Hinblick auf Verstehensanforderungen seite stellen als einfache(re), sind mit ihr benennt. Hinsichtlich der Interpretations- Anforderungen verbunden, die im Rahmen bedürftigkeit wäre entsprechend von Ein- einer didaktischen Analyse (Zabka 2012) zu bzw. Mehr- bis Vielsinnigkeit zu sprechen erläutern sind. Mit dem Verständnis kom- (Abb. 1). plexer Gedichte ist daher aus literaturdidak- Doch wie lässt sich Komplexität beschrei- tischer Sicht ein Schwierigkeitsgrad vorge- ben, um in didaktischen Analysen eine an- geben, der erst gegen Ende der schulischen gemessene Berücksichtigung zu finden? Als Lesesozialisation erreicht werden kann. Zu theoretischer Hintergrund dient den folgen- Beginn wird häufig Lyrik präsentiert, die den Überlegungen die Annahme, dass di- eher der Kategorie der „Einfachheit“ (Lypp daktisches Handeln von der Textauswahl 1984) zuzuordnen ist, da sie leicht verständ- über die Zielentwicklung bis hin zur me- liche Inhalte mit regelmäßigen Strukturen thodischen Umsetzung auf eine möglichst verbindet und kaum Interpretationsspielräu- konstruktive Interaktion zwischen Text me bietet. Vor allem in der Kinderlyrik fin- und Schüler/in im Rahmen einer konkre- den sich Beispiele, die tendenziell als ein- ten Lernsituation abzuzielen hat (Nickel- sinnig zu betrachten sind. Bacon 2006, 97), die den literarischen Text Zur Annäherung an das Phänomen der mit seinen manifesten Eigenschaften zum Komplexität sollen in den folgenden Über- Ausgangspunkt nimmt. Für die Beschrei- legungen die beiden Kategorien von Ein- bung textseitiger Komplexität soll außer- Textseite einfache Strukturen mehrschichtige Strukturen vielschichtige Strukturen Rezeptionsseite Eindeutigkeit Mehrdeutigkeit Vieldeutigkeit Interpretation Einsinnigkeit Mehrsinnigkeit Vielsinnigkeit Abb. 1: Komplexitätsgrade von Lyrik 14 Der Deutschunterricht 1/2021 520217-003_014-023_Nickel.indd 14 11.02.2021 07:35:38
dem das Drei-Perspektiven-Modell (Nickel- dichten vermitteln will. Im Vordergrund Bacon 2003; 2018) Anwendung finden. steht das Vergnügen an den Ausdrucks- Eine Analyse der aus den drei Perspekti- möglichkeiten von Sprache, die dafür nach ven resultierenden Ebenen von sprachlich- einem bestimmten Grundprinzip organi- formalen, semantischen und pragmatischen siert wird. Dies kann etwa ein sprachstruk- Texteigenschaften erlaubt die Feststellung tureller Aspekt sein, wie der Reim. Ein ty- von Kohärenzen und Differenzen. Für die pisches Beispiel dafür findet sich in James präzise Beschreibung der formalen Ebe- Krüss’ Gedicht Der gereimte Löwe (s. Text ne wird die Gedichtanalyse (Kayser 1978; S. 17; vgl. Krüss 1997, 57 f.): Burdorf 2015) genutzt. Über die Bildlich- keit (Burdorf 2015, 145 ff.) hinaus soll die Der gereimte Löwe semantische Ebene durch eine von Zabka (2020) getroffene Unterscheidung in erzäh- Ein Löwe, groß und fürchterlich, Der arme Löwe saß und sann, lende, beschreibende und reflektierende Su- Begann vor Wut zu weinen: Im Ufersande schabend. perstrukturen analysiert werden, sofern dies Er suchte einen Reim auf sich, Da kam ein weißer Vogel an möglich ist. Doch leider fand er keinen. Und sagte: Guten Abend! Aus dem Drei-Perspektiven-Modell lässt sich die Kernthese des folgenden Bei- Er lief durchs ganze Afrika Laß mich allein! trags ableiten: Komplexität entsteht aus (Am Tag oft zwanzig Stunden) Erwiderte der Löwe. einem textseitig nachweisbaren Wech- Und fraß so manchen Dichter da, Ich suche einen Reim auf mich. selspiel von sprachlich-formalen und se- Der keinen Reim gefunden. Da sprach der Vogel: Möwe! mantischen Strukturen, das nur über die pragmatische Ebene interpretierbar ist. Am Kap der Guten Hoffnung, ach, Zwar reimt sich, sprach sie, Hunz auf Kunz Entsprechend ergeben sich aus dem (ein- War Afrika zu Ende. Und andre dumme Sachen; sinnigen) Zusammen- oder (mehrsinnigen) Allein er dachte weiter nach, Jedoch auch wir zwei reimen uns. Wechselspiel auf den verschiedenen Ebe- Wie er ein Reimwort fände. Und sie fing an zu lachen. nen eines Gedichts nicht nur unterschiedli- che Niveaus an Komplexität, sondern auch Er saß betrübt am Meeresstrand, Der Löwe lachte ebenfalls unterschiedliche Schwierigkeitsgrade des Wo wilde Wellen schäumen, Und raste vor Entzücken. Verstehens. Somit bedingt ein höheres Ni- Bedenkend, daß sich rings im Land Er fiel der Möwe um den Hals, veau an textseitiger Komplexität auch ein Fast alle Tiere reimen. Als wollt‘ er sie erdrücken. höheres Niveau an schüler/-innenseitigen Anforderungen und bedarf in der Regel ei- Es reimt sich, sprach er, Kuh auf Gnu Er rief: Ich habe einen Reim! nes höheren Niveaus an fachlichen, aber Und Stiere auf Vampire. Hoch lebe jede Möwe! auch didaktisch-methodischen Kompeten- Auch Marabu und Känguruh Jetzt kehre ich beruhigt heim zen, z.B. bei der Gestaltung von Aufgaben Sind reimverwandte Tiere. Als der gereimte Löwe. oder dem Erstellen von Zusatzmateriali- en. Im Folgenden sollen drei Niveaus an Warum reimt sich der Löwe nicht? Seitdem sagt jedes Löwenkind Komplexität an geeigneten Textbeispielen Soll er stets reimlos bleiben? Zu jeder Möwe Tante, erläutert werden. Wird niemals jemand ein Gedicht Weil sie doch jetzt Verwandte sind – Mit Löwenreimen schreiben? Zumindest Reimverwandte. 2. Niveaus von Komplexität in der Lyrik 2.1 Einfache Strukturen Krüss bedient sich auf semantischer Ebene In Anthologien finden sich Gedichte mit anthropomorphisierter Tiere, um die Suche einfachen Strukturen, die nach einem be- nach einem passenden Reimwort auf un- stimmten Grundprinzip organisiert sind. terhaltsame Weise zu gestalten. Die Super- Das „imitierende oder freie Spiel mit Lau- struktur des erzählenden Gedichts (Zabka ten“ (Ewers 2008, 108) und regelmäßige 2020, 66) ist leicht erkennbar: Inhaltlich Strukturen kennzeichnen die adressaten- wird Spannung aufgebaut und in einer amü- spezifisch gestaltete Kinderlyrik, die po- santen Schlusspointe aufgelöst. In sprach- sitive Erfahrungen beim Umgang mit Ge- lich-formaler Hinsicht machen zwölf jam- Der Deutschunterricht 1/2021 15 520217-003_014-023_Nickel.indd 15 11.02.2021 07:35:38
bische Volksliedstrophen1 mit regelmäßigen jedoch offen, was mit der zyklischen Un- Kreuzreimen das Erzählte eingängig. Der endlichkeit gemeint sein könnte. Gerade Harmonie des tierischen Reimpaars Lö- wegen des perfekten Zusammenspiels von we-Möwe entspricht eine tradierte, durch Inhalt und Form weist das Dingsymbol über und durch harmonische Form. Die Verste- sich hinaus. Eine kohärente Lesart ist mög- hensanforderungen sind eher gering, die lich durch Rückbezug auf Goethes klassi- klangliche Gestaltung ist dem Inhalt zuge- sche Symboltheorie2. Meyers Dinggedicht ordnet. Der Komplexitätsgrad des Kinder- ist daher als mehrsinnig zu betrachten und gedichts ist als ebenso gering einzuschät- bedarf zur Interpretation der Berücksichti- zen wie dessen Interpretationsbedürftigkeit gung von Fachwissen. – das ästhetische Vergnügen (Nickel-Bacon 2020, 70 ff.) dagegen umso höher. Exemp- Das mehrperspektivische Dinggedicht larisch kann das Gedicht daher dem Pol der Die Poetologie des harmonischen Zusam- Einfachheit zugeordnet werden. menspiels bleibt nicht auf die Epoche der Klassik beschränkt, sondern wirkt bis in das 2.2 Mehrschichtige Strukturen in der 20. Jahrhundert, etwa bei Hesse oder Rilke. klassi(zisti)schen Lyrik Eine komplexere Form ebenso wie Mehr- Das harmonische symbolhaltige Gedicht perspektivität auf der semantischen Ebene Mit dem klassischen Harmonie-Konzept enthält Rilkes Karussell3 (1907, Rilke 1979, entsteht eine Literaturform, in der Semantik 56 f.) aus der Sammlung Neue Gedichte: und Form kohärent zusammenspielen. Ver- bunden ist dieses Zusammenspiel mit einer Das Karussell symbolischen Überhöhung, die Gedichte in- Jardin du Luxembourg terpretationsbedürftig und damit mehrdeu- tig macht. Ein prototypisches Beispiel findet Mit einem Dach und seinem Schatten dreht sich in einem Dinggedicht Conrad Ferdi- sich eine kleine Weile der Bestand nand Meyers (1869, Conrady 2000, 494): von bunten Pferden, alle aus dem Land, das lange zögert, eh es untergeht. Der römische Brunnen Zwar manche sind an Wagen angespannt, Aufsteigt der Strahl und fallend gießt doch alle haben Mut in ihren Mienen; Er voll der Marmorschale Rund ein böser roter Löwe geht mit ihnen Die, sich verschleiernd, überfließt und dann und wann ein weißer Elefant. In einer zweiten Schale Grund; Die zweite gibt, sie wird zu reich, Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald, Der dritten wallend ihre Flut, nur daß er einen Sattel trägt und drüber Und jede nimmt und gibt zugleich ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt. Und strömt und ruht. Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge Auf semantischer Ebene beschreibt das Ge- und hält sich mit der kleinen heißen Hand dicht einen unendlichen Zyklus: Im perfekt dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge. gestalteten Marmorbrunnen sind Strömen und Ruhen in einem harmonischen Aus- Und dann und wann ein weißer Elefant. gleich. Das Gedicht ist sprachlich-formal so gestaltet, dass selbst das Schrift-Bild diese Und auf den Pferden kommen sie vorüber, Harmonie repräsentiert: „Gegensätze sind auch Mädchen, helle, diesem Pferdesprunge in sich aufgehoben: im Bild, im Klang, im fast schon entwachsen; mitten in dem Schwunge Rhythmus.“ (Bloch 2001, 288) Inhalt und Schauen sie auf, irgendwohin, herüber – Form spielen kohärent zusammen, lassen Und dann und wann ein weißer Elefant. (1) Es handelt sich um eine aus vier ‚Volksliedzeilen‘ zusammengesetzte Strophe. Ihr Reimschema ist a b a b, meist wechseln weibliche und männliche Ausgänge (Kayser 1978, 40). Die Gedichtform wurde in der Romantik entwickelt. (2) „Das ist die wahre Symbolik, wo das Besondere das Allgemeine repräsentiert, nicht als Traum und Schatten, son- dern als lebendig-augenblickliche Offenbarung des Unerforschlichen.“ (J. W. Goethe: Sämtliche Werke Bd. 9. Hrsg. von Ernst Beutler u. a. München 1977, 532). (3) Im Folgenden zitiert als DK. 16 Der Deutschunterricht 1/2021 520217-003_014-023_Nickel.indd 16 11.02.2021 07:35:38
Und das geht hin und eilt sich, daß es endet, nen unterstrichen. Der Wechsel von be- und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel. schreibenden und reflektierenden Passagen Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet, findet in unregelmäßig langen Strophen ein kleines kaum begonnenes Profil –. mit variierenden Endreimen einen adäqua- Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet, ten Ausdruck, sodass auf semantischer und ein seliges, das blendet und verschwendet sprachlich-formaler Ebene Mehrschichtig- an dieses atemlose blinde Spiel … keit zu konstatieren ist. Zwar ist das Zu- sammenspiel von Inhalt und Form weit- Inhaltlich werden Tierfiguren eines Karus- gehend kohärent zu deuten, jedoch sind sells im Pariser Jardin du Luxembourg be- die semantischen und formalen Strukturen schrieben und das Verhalten derer, die es vielschichtiger als im Römischen Brunnen. benutzen. Dabei zeichnen sich drei Pers- Es kann daher ein mittlerer Komplexitäts- pektiven ab, die das Textsubjekt einnimmt: grad festgestellt werden, sodass von Mehr- Einerseits zeigt es eine große Nähe zur deutigkeit auszugehen ist. freudigen Aufregung der auf dem Karus- sell fahrenden Kinder, wie etwa bei der 2.3 Vielschichtigkeit durch Widerspiel Beschreibung einer „kleinen heißen Hand“ von Inhalt und Form in der Todes- (DK III.2) oder eines seligen Lächelns (DK fuge VII.5–6). Daneben zeigen kommentieren- Mit Baudelaires Les fleurs du mal (Baude- de Passagen eine Distanz zu dem „Land, laire 1961) ist der Prototyp einer moder- / das lange zögert, eh es untergeht“ (DK nen Lyrik gegeben, in der ein Widerspiel I.3–4). Hier reflektiert ein abgeklärter Er- von schockierenden Inhalten und forma- wachsener, für den das Karussell das Land ler Schönheit möglich wird. Diese moderne der Kindheit mit ihrem zwecklosen Spiel Lyrik stellt einen Bruch mit den konventio- repräsentiert. Neben diesem implizit an- nellen Gedichtformen der klassisch-roman- wesenden Erwachsenen und den expli- tischen Tradition (Burdorf 2015, 4 f.) dar, zit beschriebenen Kindern werden „auch die noch bei Rilke nachwirkt. Als Beispiel Mädchen“ genannt, die dem kindlichen für ein in hohem Maße ästhetisiertes Ge- Vergnügen „fast schon entwachsen“ (DK dicht, das tradierte lyrische Formen weitge- V.2–3) sind und zum Betrachter herüber- hend hinter sich lässt, soll Paul Celans To- schauen. Kindheit, Jugend und Erwachse- desfuge (Celan 1976) betrachtet werden, da nenalter sind als unterschiedliche Sicht- dieses Gedicht den Bruch zwischen inhalt- weisen auf das titelgebende Dingsymbol licher und formaler Dimension auf kunst- präsent, während sich das Karussell im- vollste Weise inszeniert. Hier steht die per- mer weiterdreht. Im dreimal wiederkehren- fekte Schönheit der (musikalisch tradierten) den Refrain zum „weiße[n] Elefant“ (DK Form in hartem Kontrast zur Monstrosität I.8, IV, VI) zeigt sich sowohl die Kreisbe- des Inhalts einer (intertextuell aufgelade- wegung als auch die Perspektive des Fla- nen) Konfrontation von Tätern und Opfern neurs (Weinzierl 2019, 51) und somit die des Holocaust, die über Kontextwissen er- Differenz des Erlebens je nach Lebensalter. schließbar ist. Diese erzeugen eine gewisse Ambivalenz in der Semantik des Gedichts, die nur „auf Sprachlich-formale Oberflächenstruktur den ersten Blick ‚einfach, vertraulich und In der Todesfuge4 finden sich kaum sprach- leicht‘“ (Sander 2016, 71) ist. Tatsächlich liche Strukturen, wie sie die klassisch- handelt es sich ebenso um ein beschrei- romantische Lyrik (Burdorf 2015, 4 f.) bendes wie reflektierendes Gedicht, das in kennzeichnen. Sie entspricht keinem tra- der Bewegung des Karussells symbolisch ditionellen Reim-, Vers- oder Strophen- auf den „Kreislauf des Lebens“ (ebd., 71) schema, sondern bricht in aller Deutlich- anspielen könnte. Formal wird die regel- keit mit diesen Konventionen: Neben einer mäßige Kreisbewegung durch fünfhebige Gliederung in unregelmäßig lange Verszei- Jamben gespiegelt und durch Alliteratio- len und sieben Strophen unterschiedlichen (4) Im Folgenden zitiert als TF. Der Deutschunterricht 1/2021 17 520217-003_014-023_Nickel.indd 17 11.02.2021 07:35:38
Abb. 2: Fernando Prats: Todesfuge (2), 2013, Rauch, Glas, Milch, Stahl und Öl auf Leinwand Umfangs, fällt ein einziges Reimpaar (TF als (nahezu) reimlose Lyrik mit unregel- VI.4 – 5) auf, das besondere Beachtung ver- mäßigen Rhythmen (Burdorf 2015, 124 f.) dient. Die 36 Verse und sieben Strophen einzuordnen. Ein einheitliches Organisati- des Gedichts sind gleichwohl rhythmisiert, onsprinzip lässt sich mit den Mitteln der anfangs überwiegt der Trochäus, später der Gedichtanalyse (Kayser 1978; Burdorf © Fernando Prats. Todesfuge (2), 2013. Smoke, glass, milk, steel and oil on canvas. Daktylus. Innerhalb der Langverse fallen 2015, 53–134) nicht erkennen. parataktische Reihungen auf, die nicht durch Satzzeichen getrennt sind – häufig Oberflächensemantik sind es zwei (TF I.2, II.2) oder gar drei (TF Eine grundlegendere Textstruktur zeigt III.2) in einer Verszeile. Diese werden wie- sich in der Textsemantik, die eine Anti- 195 x 260 cm - courtesy of the artist and Galeria Joan Prats. derholt („wir trinken sie abends“, TF I.3), thetik zwischen „wir“ und „er“ aufbaut, reduziert („wir trinken und trinken“, TF welche das Gedicht durchgängig bestimmt. I.3) sowie erweiternd aufgegriffen („wir Für jede/n, die/der etwas Allgemeinwis- trinken sie mittags und morgens wir trin- sen über den Holocaust und die Judenver- ken sie nachts“, TF I.2) und zusätzlich va- nichtung durch die Nationalsozialisten hat, riiert („wir trinken dich abends und mor- wird rasch erkennbar, dass Celan mit dem gens wir trinken und trinken“, TF VI.3). So nahezu chorisch wirkenden „wir“ den Op- entsteht der Eindruck von nebengeordne- fern eine Stimme verleiht, mit der das Text- ten Wiederholungen und Variationen, die subjekt dieses Gedichts völlig verschmilzt. unterschiedlich rhythmisiert sind. Neben Dem kollektiven Wir steht ein „Mann“ als diesen variierenden „Wiederholungsfigu- Kontrastfigur gegenüber, der als ein pro- ren“ (Barner 1994, 212) ist das Gedicht totypischer Vertreter der „Mordbürokraten 18 Der Deutschunterricht 1/2021 520217-003_014-023_Nickel.indd 18 11.02.2021 07:35:38
der ‚Herrenrasse‘ in den Todesfabriken“ brecht 1986) betrachten. Dieses wird kon- (Buck 2002, 39) erkennbar ist. Ihm wer- trapunktisch durch ein Gegenthema (Kon- den typische Handlungen zugeschrieben trasubjekt) weitergeführt, welches durch (TF I.5–9), die an einen Lagerkommandan- den „Mann“ (TF I.5–6) gegeben ist. Die ten erinnern: mörderische Befehle am Tage Antagonisten dienen auch formal als ent- (TF III, V), sentimentale Briefe am Abend scheidende Orientierungspunkte, denn (TF I. 6 f.). Während die Handlungen des nach ihrer Vorstellung endet die Expositi- prototypischen Antagonisten meist knapp on (TF I.6). Das der Opferseite zugeordne- und präzise benannt werden, sind die Pas- te Oxymoron „Schwarze Milch“ markiert sagen, in denen die Opfer sprechen, stärker in diesem Verständnis stets den Beginn ei- rhetorisch aufgeladen. Zu nennen ist vor ner Durchführung, zu der auch die Expo- allem das zur Deutung auffordernde Oxy- sition (TF V. 1-6) sowie die abschließende moron der „Schwarze[n] Milch der Frühe“ Engführung zählen. Demnach werden alle (TF I.1, II.1, IV.1, VI.1), das immer durch Variationen der Durchführung (TF II, IV, Großbuchstaben markiert ist. Außerdem VI) durch die Opferseite eingeleitet und finden sich die trochäisch geprägten Verse durch Beschreibungen zur Täterseite be- in den (Selbst-)Beschreibungen der Opfer, endet6. daktylisch geprägte Passagen dagegen nur Bevor nach der Exposition durch erneutes in den Aussagen über den Täter (z. B. TF Aufgreifen des Grundmotivs die nächste I.6 f.), auf den sich auch das einzige Reim- Durchführung kenntlich gemacht wird, er- paar des Gedichts bezieht: folgt entsprechend dem Kompositionsprin- zip der Fuge jeweils ein Zwischenspiel, wel- „der Tod ist ein Meister aus Deutschland ches durch ein freieres Aufgreifen bereits sein Auge ist blau eingeführter Motive gekennzeichnet ist. er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich Solche Zwischenspiele beziehen sich auf genau“ (VI.4 – VII.1) Beschreibungen des Täters, die allerdings auch das lyrische „Wir“ mit e inbeziehen. Der Akt des willkürlichen Mordens wird So sind dem „Mann“ im ersten Zwischen- zur Pointe des Gedichts, die dem/der Leser/ spiel konkrete Handlungen zugeschrieben, in nahelegt, sich angesprochen (und getrof- die auch die Opfer betreffen: „er pfeift sei- fen) zu fühlen. ne Rüden herbei“ (TF I. 7), „er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Formale Tiefenstruktur der Fuge Erde“ (TF I. 8). Variationen seines Verhal- Die semantische Antithetik von Opfern tens werden in den anderen Zwischenspie- und Täter lässt sich in einen Formzusam- len in gesteigerter Form wiederholt (vgl. menhang mit den variierenden Wiederho- TF I.9, II.4–5 und V.1–3). lungen bringen, wenn die Fuge als ein die In der fugentypischen Engführung als ab- Gesamtstruktur prägendes Formprinzip5 schließenden Höhepunkt werden dann alle betrachtet wird. Denn diese Antithetik bil- zuvor ausgeführten Motive aufgegriffen und det die Grundlage für ein raffiniertes Spiel in raffinierter Weise miteinander verwoben. mit dem kontrapunktischen Kompositions- Dies betrifft die beiden letzten Strophen, prinzip, das die ungewöhnlichen Variati- wobei in der vorletzten Strophe eine Stei- 195 x 260 cm - courtesy of the artist and Galeria Joan Prats. onen der zentralen Motive erklärt. Wenn gerung durch den präzisen tödlichen Schuss diese als strukturierend angesehen wer- (TF VI.4-5) und den ebenso präzisen ein- den, lassen sich die wiederkehrenden Ein- zigen Reim gegeben ist, um dann mit der gangsverse „Schwarze Milch der Frühe“ letzten Strophe (TF VII) als Schlusskadenz (TF I.1) bis „wir schaufeln ein Grab in den zu enden. Nach dem K ompositionsprinzip Lüften da liegt man nicht eng“ (TF I.4) als der Fuge ergibt sich für die Todesfuge also Thema im Sinne der Fugenform (Egge- folgende Makrostruktur: (5) Wir danken Robert Rosenthal für die wertvollen Erläuterungen. (6) Bei Horn (1999, 256 – 258) findet sich eine andere Strukturierung, die jedoch die Signalwirkung des zentralen Oxy- morons Schwarze Milch der Frühe unberücksichtigt lässt. Der Deutschunterricht 1/2021 19 520217-003_014-023_Nickel.indd 19 11.02.2021 07:35:38
Exposition (1. Durchführung) [I.1–6] SCHWARZE Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegtman nicht eng Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete 1. Zwischenspiel [I. 7–9] er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz 2. Durchführung [II] Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends wir trinken und trinken Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Zwischenspiel [III] Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf 3. Durchführung [IV] Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends wir trinken und trinken ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen 3. Zwischenspiel [V] Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng Engführung [VI–VII] mit der Schlusskadenz [VII] Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith 20 Der Deutschunterricht 1/2021 520217-003_014-023_Nickel.indd 20 11.02.2021 07:35:38
Der hochkomplexe Inhalt des Gedichts das Auseinanderbrechen der deutsch-jüdi- wird durch die Fugenform7 klar gegliedert schen Kulturtradition an. Die Bezüge, die und korrespondiert perfekt mit ihr. Jedoch Celan entfaltet, gehen also über die histo- weicht die Strophengestaltung am Anfang rische Lesart hinaus bis weit in kulturelle und am Ende von dieser Makrostruktur ab, Überlieferungen hinein. sodass das Gedicht keineswegs einem star- Somit spielt Celans Todesfuge auf grau- ren Schema folgt. Vielmehr spielt es souve- envolle Realitäten an, erschöpft sich aber rän mit verschiedenen Formprinzipien: mit nicht in einer beschreibenden Darstellung, Syntax, Metrum und Reim ebenso wie mit sondern bemächtigt sich eines weiten Kul- der Fugenform. Diese komplexe formale turraums. Sie ist nicht poésie pure, son- Gestaltung bedingt eine berückende Schön- dern engagierte Literatur in formvollende- heit des Gedichts in der kulturellen Tradi- ter Gestaltung. Rezeptionsseitig muss das tion von Bachs Kunst der Fuge, der jedoch widerspruchsvolle Gegenspiel vielschich- bedrückende Inhalte gegenüberstehen. tiger Textstrukturen erschlossen werden, um unter einer pragmatischen Perspekti- Semantische Tiefenstruktur aus pragmati- ve zu erkennen, dass in dem Gedicht den scher Perspektive Verfolgten ein Denkmal gesetzt und de- „Alle Bildelemente in der Todesfuge ha- ren Mördern die Deutungs- und Kulturho- ben eine präzise historische Entsprechung“ heit entzogen wird. In diesem Sinne ist das (Sparr 2020, 69) im Massenmord an den komplexe Gedicht auch die Selbstermäch- europäischen Juden. Über die anspielungs- tigung eines Überlebenden, der keineswegs reichen Wiederholungsfiguren verweist das in „den Äther der reinen Poesie“ (Holthu- Gedicht auf die Realität der Vernichtungsla- sen 1954, zit. nach Sparr 2020, 142) aus- ger: In wenigen prägnanten Motiven kom- weicht, sondern sich dem realen Grauen men unmenschlichste Befehle der Täter und mit allen ihm verfügbaren Mitteln stellt: kaum beschreibbares Leiden der Opfer zum denen der modernen Poesie ebenso wie Ausdruck. Doch es geht nicht um eine Ab- denen der tradierten Fuge. bildung von Realität, sondern um deren po- etisch verdichtete Deutung. Denn die Kluft zwischen Täter und Opfern wird fortgeführt 3. Didaktisch-methodische Überle- durch eine Antithetik zwischen zwei Frau- gungen enfiguren, die in der Schlusskadenz noch weiter zugespitzt ist. Dabei handelt es sich Komplexität lässt sich textseitig als ein dif- zum Einen um die Adressatin der Briefe, in ferenziertes Bezugssystem auf sprachlich- denen sich der Täter abends an „dein gol- formaler, semantischer und pragmatischer denes Haar Margarete“ (TF I.6, II.5, IV.4, Ebene beschreiben, das auch Zusammen- VI.6, VII.1) erinnert. Zum Anderen ist es und Widerspiele zwischen den Ebenen auf- Sulamith, die „Braut des Königs Salomon“ weist. Am Beispiel der Todesfuge konnte ge- (Conrady 2000, 1276), deren Haar bei Celan zeigt werden, dass Lyrik unabhängig vom ergraut, wenn nicht verbrannt ist (TF II.6, lexikalischen oder syntaktischen Schwie- IV.5, VII.2). Während Margarete mit dem rigkeitsgrad ein nicht linear aufzulösendes Gretchen aus Goethes Faust (Buck 2002, Netz bedeutungshaltiger Bezüge von der 33) assoziiert wird, personifiziert Sulamith Makro- bis in die Mikrostrukur entfalten die Opferseite: Ihr „aschenes Haar“ ver- und damit ein äußerst differenziertes Ver- weist auf den Tod in den Krematorien (Klü- hältnis zu außertextuellen Realitäten her- ger 2007, 144). Der (unwürdig behandelten) stellen kann. Damit wird die Anforderung Frauenfigur aus dem Faust, der als Inbegriff in Frage gestellt, in Gedichtinterpretationen der deutschen Kultur gelten kann, wird ei- eine Kohärenz von Inhalt und Form herzu- ne Lichtgestalt des Alten Testaments, also stellen, d. h. diese im Unterricht anzustreben der jüdischen Tradition, gegenübergestellt. bzw. als Bewertungskriterium für Schüler/- Damit spielt die Schlusskadenz auch auf innenarbeiten anzusetzen. Um angemesse- (7) Analogien zum Tanz (Seidensticker/Butzlaff 1960, 40–42) sind auf formaler Ebene nicht nachweisbar. Der Deutschunterricht 1/2021 21 520217-003_014-023_Nickel.indd 21 11.02.2021 07:35:38
ne Vermittlungsprozesse zu konzipieren, ist auch eine bewusste Überforderung darstel- vielmehr eine Analyse der Textstrukturen len kann. Dann allerdings ist eine besonders ebenso unverzichtbar wie die Berücksichti- sorgfältige methodische Aufbereitung not- gung von relevantem Welt- und Fachwissen wendig, die Texttreue zu wahren hat. j (Rupp 2014, 136). Eine textadäquate Lesart setzt sorgfältige lehrer/-innenseitige Analy- sen sowohl in fachlicher wie in didaktischer Literatur Hinsicht voraus. Primärtexte Komplexität ist daher ein Phänomen, das Baudelaire, Charles (1961): Les Fleurs du Mal [1857]. Paris. zuallererst die Vermittelnden zu interes- Celan, Paul (1976): Todesfuge [1948/1952]. In: sieren hat, denn es ist deren Aufgabe, das Ders.: Mohn und Gedächtnis. Gedichte. 2. Komplexitätsniveau eines Gedichts ange- Aufl. Frankfurt/M., 35–39. messen einzuschätzen, um über Fragen der Conrady, Karl Otto (Hrsg.) (2000): Der neue Passung (Frickel 2018) für eine bestimm- Conrady. Das große deutsche Gedichtebuch. Erw. Ausg., Düsseldorf. te Lernsituation nachzudenken. Hier erfor- Krüss, James (1997): Der wohltemperierte Lei- dern komplexe Texte Polyvalenz-Toleranz erkasten. 12 mal 12 Gedichte für Kinder, (Barsch 2000), wie sie didaktisch als ein Erwachsene und andere Leute. Mit einem sich Einlassen auf die „Unabschließbar- Nachwort von Erich Kästner [1961]. 2. Auf. keit des Sinnbildungsprozesses“ (Spinner München. Rilke, Rainer Maria (1979): Neue Gedichte und 2006, 12) beschrieben wurde. Komplexität Der Neuen Gedichte anderer Teil [1907/08]. erklärt auch die Notwendigkeit textanalyti- 5. Aufl. München. scher Aufgaben, auf deren Basis vertretbare Lesarten eines Gedichts zu entwickeln sind. Denn die mit der Vielschichtigkeit gegebe- Sekundärtexte ne „Pluralität von Verständnisakten“ (Kurz Barner, Wilfried u. a. (1994): Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Ge- 1999, 95) ist keineswegs grenzenlos, son- genwart. München. dern durch die Texteigenschaften begrenzt, Barsch, Achim (2000): Ein integrativer Blick auf die erlebt, wahrgenommen und beschrieben literarische Konventionen. In: LUMIS-Schrif- sein wollen. Aus drei Gründen ist daher die ten 59, 3 – 31. Analyse des Komplexitätsniveaus didak- Bloch, Peter André (2001): Der Teil und das Gan- ze. Conrad Ferdinand Meyers Gedicht ‚Der tisch relevant: römische Brunnen‘ im Spiegel seiner Vari- – erstens im Hinblick auf die Textauswahl anten. In: Monika Ritzer (Hg.): Conrad Fer- für bestimmte Lerngruppen (Schulform, dinand Meyer. Die Wirklichkeit der Zeit und Jahrgang) oder Individuen (Binnendiffe- die Wahrheit der Kunst. Tübingen, 269 – 290. renzierung, Inklusion), Buck, Theo (2002): Interpretation der Todesfu- ge. In: Ders. (Hg.): Paul Celan: Todesfuge. – zweitens im Hinblick auf die didaktisch 2. Aufl. Aachen, 31– 51. zu begründende Zielsetzung (Spinner Burdorf, Dieter (2015): Einführung in die Ge- 2006; Zabka 2013; Spinner 2013), dichtanalyse [1994]. 3. Aufl. Stuttgart. – drittens im Hinblick auf die methodi- Eggebrecht, Hans Heinrich (1986): Fuge. In: sche Umsetzung (vgl. etwa Spinner Ders.: Meyers Kleines Lexikon Musik. Mannheim, 113f. 2005; Nickel-Bacon 2006). Ewers, Hans-Heino (2008): Romantik. In: Rei- ner Wild (Hg.): Geschichte der deutschen Der Komplexität von Gedichten, deren Ni- Kinder- und Jugendliteratur. 3. Aufl. Stutt- veau in einer lehrer/-innenseitigen Textana- gart, 96 –130. lyse beschreibbar ist, steht also eine Mehr- Frickel, Daniela (2018): Textpassung. Theoreti- sche und empirische Ansätze zur Ermittlung dimensionalität didaktisch-methodischer der Gegenstandsadäquanz von (literarischen) Entscheidungen gegenüber, die mindes- Texten zwischen ‚Einfachheit‘ und ‚Komple- tens Textauswahl, Zielsetzung und methodi- xität‘. In: Jan Boelmann (Hg.): Forschungs- sche Umsetzung umfassen. In dieser Mehr- felder in der Deutschdidaktik. Baltmannswei- dimensionalität gibt es keinen linearen Weg ler, 185 – 201. Horn, Eric (1999): Lyrik nach Auschwitz. Paul von der Lerngruppe zum Text oder umge- Celans Todesfuge. In: Gerhard Rupp (Hg.): kehrt. Zentral ist vielmehr die für eine kon- Klassiker der deutschen Literatur: Epochen- krete Lernsituation gewählte Zielsetzung im Signaturen von der Aufklärung bis zur Ge- Rahmen der literarischen Sozialisation, die genwart. Würzburg, 251– 271. 22 Der Deutschunterricht 1/2021 520217-003_014-023_Nickel.indd 22 11.02.2021 07:35:38
Jannidis, Fotis (2003): Polyvalenz – Konventi- Sander, Gisela Maria (2016): Die Lyrik Rainer on – Autonomie. In: Fotis Jannidis/Gerhard Maria Rilkes. Braunschweig u. a. Lauer/Matias Martinez/Simone Winko (Hg.): Seidensticker, Peter/Wolfgang Butzlaff (1960): Regeln der Bedeutung. Zur Theorie der Be- Zwei Bemühungen um ein Gedicht: Paul Ce- deutung literarischer Texte. Berlin, 305 – 329. lans ‚Todesfuge‘. In: Der Deutschunterricht Kayser, Wolfgang (1978): Kleine deutsche Vers- 12/3, 34 – 51. schule. 19. Aufl., Bern-München: Francke. Sparr, Thomas (2020): Todesfuge. Biografie ei- Klüger, Ruth (2007): Paul Celan Todesfuge. In: nes Gedichts. München: DVA. Dies.: Gemalte Fensterscheiben. Über Lyrik. Spinner, Kaspar (2005): Umgang mit Lyrik in der Göttingen,142 –145. Sekundarstufe I. 6. Aufl., Baltmannsweiler. Kurz, Gerhard (1999): Macharten. Über Rhyth- Spinner, Kaspar (2006): Elf Aspekte des literari- mus, Reim, Stil und Vieldeutigkeit. Göttingen. schen Lernens. In: Praxis Deutsch 200/2006, Lypp, Maria (1984): Einfachheit als Kategorie 6 –16. der Kinderliteratur. Frankfurt/M. Spinner, Kaspar (2013): Ästhetische Bildung und Nickel-Bacon, Irmgard (2003): Vom Spiel Literaturunterricht. In: Carola Rieckmann/ der Fiktionen mit Realitäten. Basisartikel. Jessica Gahn (Hg.): Poesie verstehen – Lite- In: Praxis Deutsch H. 180, 4 –12. ratur unterrichten. Baltmannsweiler, 19 – 34. Nickel-Bacon, Irmgard (2006): Positionen der Weinzierl, Ulrich (2019): Das Karussell. In: Literaturdidaktik – Methoden des Literatu- Marcel Reich-Ranicki (Hg.): Rainer Maria runterrichts. In: Norbert Groeben/Bettina Rilke. Und ist ein Fest geworden. 33 Ge- Hurrelmann (Hg.): Empirische Unterrichts- dichte mit Interpretationen. 5. Aufl. Mün- forschung: Literatur- und Lesedidaktik. chen, 50 – 52. Weinheim, 95 –114. Zabka, Thomas (2012): Didaktische Analyse li- Nickel-Bacon, Irmgard (Hg.) (2018): Poesie ge- terarischer Texte. Theoretische Überlegun- gen Gewalt. Komplexität und Mehrdeutigkeit gen zu einer Lehrerkompetenz. In: Danie- in Else Lasker-Schülers Gedicht Mein blau- la A. Frickel/Clemens Kammler/Gerhard es Klavier. In: Dies. (Hg.): Ästhetische Er- Rupp (Hg.): Literaturdidaktik im Zeichen fahrung mit Literatur. Textseitige Potenzia- von Kompetenzorientierung und Empirie. le, rezeptionsseitige Prozesse, didaktische Perspektiven und Probleme. Freiburg i. Br., Schlussfolgerungen. Unter Mitarbeit von 139 –162. Verena Ronge und Mitgliedern der AG Li- Zabka, Thomas (2013): Ästhetische Bildung. teraturdidaktik im SDD. München, 87–100. In: Volker Frederking/Hans-Werner Hune- Nickel-Bacon, Irmgard (2020): Ästhetische Sen- ke/Axel Krommer/Christel Meier (Hg.): Ta- sibilisierung mit (Kinder)Lyrik in Grund- schenbuch des Deutschunterrichts. Bd. 2: schule und Orientierungsstufe. In: Leseräu- Literatur- und Mediendidaktik. 2. Aufl. Balt- me 7/6, 1–14. mannsweiler, 471– 487. Nickel-Bacon, Irmgard/Verena Ronge (2018): Zabka, Thomas (2020): Laboratorium des Ver- Textseitige Potenziale. In: Irmgard Nickel- stehens. Modale Superstrukturen von Ge- Bacon (Hg.) (2018): Ästhetische Erfahrung dichten als Interpretationsrahmen. In: Kat- mit Literatur. München, 30 – 36. rin Kloppert/Stefan Neumann/Verena Ronge Rupp, Gerhard (2014): Deutschunterricht lehren (Hg.): Textzugänge ermöglichen. Gattungs- weltweit. Basiswissen für MEd-Studierende spezifische und methodische Perspektiven. und Deutschlehrer/innen. Baltmannsweiler. Baltmannsweiler, 57–71. Der Deutschunterricht 1/2021 23 520217-003_014-023_Nickel.indd 23 11.02.2021 07:35:38
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