03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater

Die Seite wird erstellt Gustav Wulf
 
WEITER LESEN
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
03/04

                                                 2016

Optimistischer Blick in die Zukunft
Struktur des Theaters bis Ende 2020 gesichert
Bevorzugt: das Gespräch danach
Ballettdirektorin Annett Göhre zu Besuch am Stammtisch

Ein perfekter Opernabend
„Luisa Miller“ in Plauen – hier stimmte einfach alles

Ein Leben für die Musik
Eckehard Rösler – Pionier der Chorarbeit

Kurzweil, Witz und viel Gefühl
Küchenliederprogramm auf der Kleinen Bühne
„Das geistreichste Lustspiel“
Roland May inszeniert „Nathan der Weise“
am Vogtlandtheater

Sag mir, wo du stehst...
Oberspielleiter zu Gast am Januar-Stammtisch
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
optimiStiScher Blick
 in Die Zukunft
                                                                                                      bis in die 2020er Jahr zu strecken
                                                                                                      und sozialverträglich zu gestalten.
   Struktur des Theaters bis Ende 2020 gesichert                                                      Finanzieller Verzicht

                                                                                                      Die daraufhin aufgenommenen Ver-
                                                                                                      handlungen mit den zuständigen
Während vor einem Jahr noch düstere Wolken über der Zukunft des The-                                  Gewerkschaften verliefen zügig und
aters Plauen-Zwickau hingen, hat sich die Situation zum heutigen Zeit-                                konstruktiv und so konnte man sich
                                                                                                      bis Ende des vergangenen Jahres
punkt beruhigt. Trotz reduzierter finanzieller Mittel kann bis Ende 2020                              auf einen rückwirkend ab 1. August
die Struktur des Vier-Sparten-Theaters weitgehend als gesichert gelten.                               und bis Ende 2020 geltenden Ver-
                                                                                                      zicht aller Mitarbeiter auf 9 Prozent
Zur Erinnerung                                     sowie die geplante alleinige Über-                 des Gehaltes einigen, immerhin 4
                                                   nahme des Puppentheaters durch                     Prozent weniger als der bis zum
Der Grundlagenvertrag zwischen                     die Stadt Zwickau sollten die vier                 Sommer laufende Haustarifvertrag
den Städten Plauen und Zwickau,                    Sparten des Theaters sichern und                   mit 13 Prozent. Die Mitglieder des
der die Finanzierung der gemein-                   den Mitarbeitern auf ausdrücklichen                Philharmonischen Orchesters ver-
samen Theatergesellschaft regelt,                  Wunsch der beiden Gesellschafter                   zichten aktuell insgesamt auf rund
lief im Sommer mit dem Ende der                    weitere Haustarifverträge mit Ge-                  16 Prozent gegenüber 21 Prozent
Spielzeit 2014/15 aus. Aufgrund                    haltsverzicht ersparen.                            im vorangegangenen Haustarif
der schwierigen finanziellen Situ-                                                                    durch den innerorchestralen Solida-
ation der Stadt Plauen planten die                 Konzept zum Personalabbau                          ritätsausgleich zur Erhaltung einer
Gesellschafter Stadt Zwickau und                                                                      derzeitigen Personalstärke von 73
Stadt Plauen, die Zuschüsse ab                     Daraufhin legte die Theaterleitung                 Musikern auf 66 Planstellen. Für die
2018 von knapp 17 Millionen Euro                   ein Konzept zum Personalabbau vor,                 künstlerisch Beschäftigten wurde der
auf 12,5 Millionen Euro zu senken,                 das aber aufgrund der jahrelangen                  Tarifvertrag über die Tarifpartner im
was unabdingbar mit einem Abbau                    Haustarifverträge und der Altersstruk-             Dezember 2015 unterzeichnet, für
von mehreren Sparten verbunden                     tur der Beschäftigten nur mit großen               die Beschäftigten nach TVöD wur-
gewesen wäre. Nur Proteste aus                     Abfindungssummen im Zeitraum bis                   den zunächst Einzel-vereinbarungen
der Bevölkerung, gebündelt im Ak-                  2018 umzusetzen gewesen wäre.                      getroffen, die seit letzter Woche
tionsbündnis Theater, dem Theater                  Die Hoffnung der Gesellschafter,                   durch den von ver.di unterzeichne-
und dem Aufsichtsrat konnten diesen                diese Summe weitgehend aus dem                     ten Tarif-vertrag abgelöst wurden.
Schritt verhindern und die Politiker               Strukturfond des Landes Sachsen zu                 Obwohl die Absenkung der Zu-
aller Parteien aus beiden Städten                  finanzieren, zerschlug sich schnell,               schüsse bei ständig steigenden Kos-
an einen Tisch bringen. Dort wurde                 und so erhielt die Geschäftsführung                ten nicht ohne weitere Einschnitte
dann die Zuschusssenkung auf 15                    durch den Aufsichtsrat den Auftrag,                und Einbußen im Angebot umzuset-
Millionen Euro reduziert. Weitere                  eine Lösung auch in Anlehnung an                   zen ist, sind die Theaterleitung und
Maßnahmen wie die Veränderung                      Vorschläge aus dem Betriebsrat,                    der Betriebsrat froh über die erziel-
der Kostenverteilung mit einem hö-                 den Personalabbau über einen so-                   ten Ergebnisse und blicken optimis-
heren Anteil für die Stadt Zwickau                 lidarischen Verzicht aller Mitarbeiter             tisch in die Zukunft.

Dank an anonymen SpenDer                                                                              Impressum
                                                                                                      Herausgeber: V.i.S.d.P. Dr. Lutz Behrens
Samstag, 9. Januar. Vogtlandtheater. Es ist eine Viertelstunde vor der Premiere von „Luise Miller“.                Verein zur Förderung des
Plötzlich kommt unser Vereinsmitglied JuliaGroß, die an diesem Abend im Theater Dienst hat,                        Vogtlandtheaters Plauen e.V.
                                                                                                      Redaktion: Dr. Lutz Behrens,
zu mir. In der Hand einen 10-Euro-Schein. „Den hat gerade ein Herr an der Abendkasse für den                       Georg-Benjamin-Str. 67, 08529 Plauen
Förderverein gespendet“, erklärt sie. Ich bitte sie, den Herrn nochmals zu suchen und um seinen                    Tel.: 0 37 41 / 44 05 92, 0170 / 4814689,
                                                 Namen zu bitten. Ergebnislos kommt Julia zurück.                  lutz.behrens@primacom.net
                                                                                                      Auflage:     1000
                                                    Deshalb auf diesem Weg:                           Erscheinung: aller zwei Monate
                                                 Dank an den anonymen Spender!                        Druck:       Helko Grimm, PCC Printhouse Colour Concept

02
            Optimistischer Blick                                                                                   Syrauer Straße 5, 08525 Plauen/Kauschwitz
            in die Zukunft                                                                            Layout+Satz: kinglike Werbung GmbH - Plauen
            Dank an anonymen Spender                                                                               www.kinglike.de
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
inhalt
                                   Schnell                                      Seite 02
                                                                                Optimistischer Blick in die Zukunft
                                   SchreitenDeS
                                                                                Struktur des Theaters bis Ende 2020 gesichert
                                                                                Dank an anonymen Spender

                                   unglück                                      Seite 03
                                                                                Schnell schreitendes Unglück
                                                                                Seite 04 - 05
                                                                                Bevorzugt: das Gespräch danach
                                                                                Ballettdirektorin Annett Göhre zu Besuch am Stammtisch
                         "Fest, wie der Erde Grund,                             Für und Wider: Kulturraumgesetz
                        gegen des Unglücks Macht                                Im Februar am Stammtisch notiert zu Wort
                        steht mir des Hauses Pracht!"                           Seite 05
                    Doch mit des Geschickes Mächten                             Ein Opernabend der Superlative
                     ist kein ew'ger Bund zu flechten,                          Unsere Mitglieder Harald und Sibylle Reichardt
                    und das Unglück schreitet schnell.                          melden sich zu Wort
                                                                                Seite 06 - 07
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. Das lange Gedicht wurde mir        Ein perfekter Opernabend
in meiner Schulzeit vorenthalten, wohl wegen des Satzes: „Wenn sich die         „Luisa Miller“ in Plauen – hier stimmte einfach alles
Völker selbst befrein,/ Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn“ und anderem,       Seite 08 - 09
eher konservativem Gedankengut, das so gar nicht zu Schiller, immerhin          Ein Leben für die Musik
Ehrenbürger der französischen Revolution, passen will. Doch die diesem          Eckehard Rösler – Pionier der Chorarbeit
Editorial vorangestellten Bedenken, dass „mit des Geschickes Mächten kein       am Plauener Theater
ew`ger Bund zu flechten“ sei und das Unglück schnell schreite, bekommt          Seite 10 - 11
durch jüngste Äußerungen eines prominenten Politikers hohe Aktualität.          Kurzweil, Witz und viel Gefühl
Lesen wir zwei Zitate des Plauener Oberbürgermeisters in der Freien Presse      Küchenliederprogramm auf der Kleinen Bühne
vom 10. Februar dieses Jahres: „Das Hemd ist an allen Enden zu kurz. In         Seite 11
so einer Situation muss das Theater seine Grenzen kennen.“ Die Hemd-            Lieblingsplätze für alle
Metapher lässt sich ja noch ins Faktische übertragen und als allgegen-          Neuer Treppensteiger für die Singakademie Plauen
wärtige Finanzmisere erkennen – die im Übrigen dann gilt, wenn es um            Seite 12 - 13

nebulöse Dinge wie Kultur und Theater und nicht um die Pleite gegangene         „Das geistreichste Lustspiel“
                                                                                Roland May inszeniert „Nathan der Weise“
sächsische Landesbank geht, für die gut und gerne 2,75 Milliarden „übrig“
                                                                                am Vogtlandtheater
sind, wohlgemerkt Steuergelder, und, wer’s nicht parat hat: eine Milliarde
                                                                                Seite 14
sind 1000 Millionen! Aber bei Grenzen, die das Theater kennen muss,
hört mein Verständnis auf. Ratlosigkeit bleibt. Das zweite Zitat des Plauener
                                                                                Sag mir, wo du stehst...
                                                                                Oberspielleiter zu Gast am Januar-Stammtisch
Stadtoberhaupts klärt auf: „In zehn oder 15 Jahren werden wir nicht mehr
                                                                                Seite 15
Oper, Schauspiel und Ballett am Haus haben können.“ Damit ist die Katze
                                                                                Klartext mit Sprache
aus dem Sack, die Misere offenbart, das Unglück benannt. Das Puppenthe-
ater wird schon gar nicht mehr erwähnt, weil es in Plauen gerade den Ani-       Begeisterung über „Luisa Miller“
mositäten von Plauen und Zwickau geopfert wird und die Ballettdirektorin        Von unseren Mitglieder Gudrun und Armin Möbius
bereits das Handtuch geworfen hat. Auch das Philharmonische Orchester
am Theater Plauen-Zwickau kommt nicht vor. Betont wird aber im besag-                Unser Titelbild zeigt Björn-Ole Blunck als Nathan. Lesen
ten Zeitungsartikel, dass der Vogtlandkreis „seine Vogtlandphilharmonie“           Sie unsere Kritik auf den Seiten 12 bis 13 und versäumen
habe…                                                                                Sie diese Inszenierung von Roland May auf keinen Fall.
                                                                                                                     Foto: Peter Awtukowitsch
Was aber werden wir 2026 in Plauen für ein Theater haben? Die berüch-
tigte Spielstätte? Da fällt mir nur nochmals Schiller ein: „Hier wendet sich
der Gast mit Grausen:/ So kann ich hier nicht ferner hausen…“, denn einen
Theaterförderverein brauchen wir dann nicht mehr, bedauert
Ihr

                                                                                                                              03
                                                                                                               Editorial
                                                                                                                 Inhalt
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Matthias Frank

                                                                     BevorZugt:
                                                                     DaS geSpräch Danach
                                                                      Ballettdirektorin Annett Göhre
                                                                      zu Besuch am Stammtisch
                                                                     Anfang Dezember, kurz nach ihrer ersten Premiere, war
                                                                     die neue Ballettdirektorin Annett Göhre zu Gast bei un-
                                                                     serem Stammtisch. Geboren in Halle, aufgewachsen
                                                                     in Templin, war sie von Anfang an ein lebhaftes Kind
                                                                     mit Hang zum Künstlerischen. Schon damals dachte sie
                                                                     sich Programme aus, die sie mit ihrem Team, bestehend
                                                                     aus Puppen und Plüschtieren, der Familie präsentierte.
                                                                     Über das Geräteturnen kam sie zum Ballett, bestand
                                                                     mit neun Jahren die Eignungsprüfung und begann ihre
                                                                     Ausbildung an der Staatlichen Ballettschule Berlin. Im
                                                                     Anschluss sammelte sie als staatlich geprüfte Bühnentän-
                                                                     zerin erste Erfahrungen an der Deutschen Oper Berlin,
                                                                     begann 1995 ein Engagement am Theater Chemnitz
                                                                     und wechselte 2000 an das Staatstheater am Gärtner-
                                                                     platz in München. Hier war sie als Solistin engagiert.

                                                                            Ballettdirektorin Annett Göhre war im Dezember Gast am
                                                                            Stammtisch des Fördervereins           Foto: Theater
egrüßt
heater-
eitung Günter Lienemann

        für unD WiDer:                                  chende finanzielle Ausstattung
                                                        des Theaters. In die Zeit von
                                                                                           des Stadtrates am 2. Februar dieses
                                                                                           Jahres, in der es um die unterschied-

        kulturraumgeSetZ
                                                        1991 bis 2001, in der Dieter       lichen Standpunkte der Fraktionen
                                                        Roth Intendant war, fiel auch      zum Austritt der Stadt im Kulturraum
                                                        das Inkrafttreten des sächsi-      gehen sollte; eine Entscheidung soll
          Im Februar am Stammtisch notiert schen Kulturraumgesetzes (1.                    erst später fallen, das heißt, es lohnt
                                                        August1994), von dem Dieter        sich, zu gegebener Zeit nochmals
        Zur Geschichte des Plauener The- Roth in seiner Biographie „Eine virtu-            über die Auswirkungen dieser Ent-
        aters und seiner Intendanten in der ose Lüge“ (2006) schrieb, dass sich            scheidung zu informieren.
        Zeit von 1898 bis 2001 erschien „daraus eine immer wieder verlän-                  Ohne auf weitere Einzelheiten des
        in den Jahresheften 2014 und 2015 gerte, relative Sicherheit für die Fi-           Gesetzes einzugehen, gab es eini-
        des „Vereins für vogtländische Ge- nanzierung der sächsischen Theater              ge Informationen zu den wichtigsten
        schichte, Volks- und Landeskunde“ und Orchester“ ergab.                            Entscheidungsträgern im Kulturraum
        ein interessanter Beitrag von Gab- Es erschien sinnvoll, am Stammtisch             Vogtland-Zwickau.
        riele und Dieter Roth. Viele Paralle- über dieses Gesetz zu informieren            Für die künftigen Veranstaltungen
        len zur heutigen Situation unseres und zu diskutieren, auch ausge-                 des Stammtisches gibt es Überein-
        Theaters sind in dieser aufwendi- löst durch die Podiumsdiskussion                 stimmung, dass auch weiterhin das
        gen Arbeit beschrieben, ging es am 20. Januar 2016 unter Leitung                   Gespräch mit Gästen geführt wer-
        doch immer wieder um eine ausrei- des kulturpolitischen Sprechers der              den soll, die nicht unbedingt im
                                                  Fraktion Die Linke im sächsischen        Rampenlicht stehen. Stärker in den
                                                  Landtag, an der erfreulicherweise        Mittelpunkt sollte aber auch die Dis-
                                                  auch einige „Stammtischler“ teil-        kussion über einzelne Stücke und
                                                  nahmen. Einen weiteren Bezug zu          Inszenierungen stehen; dies war

    04
                  Bevorzugt: Das Gespräch danach  diesem Gesetz bildete die Sitzung        eigentlich ein Ansatzpunkt für die
                  Für und Wider: Kulturraumgesetz
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Noch während der aktiven Zeit als
Tänzerin entstanden ihre ersten ei-
                                          Bandbreite dessen, was ein Theater
                                          Spartenübergreifend bieten kann.       ein opernaBenD
                                                                                 Der Superlative
genen Arbeiten. So entwickelte sich       Ein großes Thema an diesem Abend
die Choreographie zu einem zwei-          war das Verständnis einer Choreo-
ten Standbein, welches sie nach           graphie. Zusätzlich zur Matinee
2005 als freischaffende Künstlerin        wurde von Einführungen vor der Vor-    Unsere Mitglieder Harald und
quer durch Europa, Japan, China           stellung oder sogar von Übertitelung   Sibylle Reichardt melden sich
und Russland führte.                      gesprochen. Sicher sind das Mög-
Seit Beginn der Spielzeit 2015/16         lichkeiten, aber muss denn wirklich    zu Wort
gehört sie nun als Ballettchefin zum      alles erklärt werden? Wo bleibt der
Ensemble des Theaters Plauen-Zwi-         Spielraum für die eigene Phantasie?    „Unser Eindruck und Empfinden zur
ckau. Hier startete sie erfolgreich mit   Vielmehr als an den Einführungen       Premiere ‚Luisa Miller‘ von Giusep-
dem Stück „Monsieur Claude“. Es           davor ist Annett Göhre an den Ge-      pe Verdi in unserem tollen Theater
werden die „Goldfisch-Variationen“        sprächen danach interessiert. Weil     Plauen:
und der „Feuervogel“ folgen. Für          genau dort Sichtweisen des Publi-      Eine Musik, die einem begeisterte
die nächste Spielzeit sind die Plä-       kums erkennbar werden, die auch        und zum Schwärmen brachte, Stim-
ne auch schon gereift, blieben aber       für den Choreograph einen neuen        men, sowohl der Solisten als auch
an diesem Abend vom Mantel des            Blickwinkel auf seine Interpretation   des Chores in brillanter Qualität, In-
Schweigens umhüllt. Ideen jedenfalls      des Stückes zulassen.                  szenierung in gekonnter Weise ge-
gibt es genug. Mal ist es die Musik,                                             lungen, in darstellender Handlung,
die zu einer Geschichte führt. Oder       Nach einem unterhaltsamen Abend        Kostüm und Bühnenbild; so empfan-
aber eine Geschichte, die mit Musik       und mit der Aussicht auf ein „Ge-      den wir diesen Abend.
und Bewegung erzählt werden will.         spräch danach“ dankten wir Annett      Was diese Plauener Bühne mit all
Ausgearbeitet zu einem Libretto, er-      Göhre für den Besuch und wün-          ihren Mitwirkenden hervorbrachte,
zählt von Innen nach Außen, mit Tra-      schen ihr für die Arbeit an unserm     begeisterte nicht nur uns, sondern
gik, Komik und klaren Charakteren.        Theater alles Gute.                    auch viele andere Zuschauer; Zwi-
Das ganze möglichst mit der vollen                                               schenbeifall als auch überschäu-
                                                                                 mende Euphorie der Zuschauer am
                                                                                 Ende der Prämiere dokumentieren
                                                                                 diese Meinung. Danke für diesen
Gründung des Stammtischs und              geburtstages gegenüber der Deut-       Kunstgenuss.
darf nicht unter den Tisch fallen.        schen Presseagentur traf, prinzipi-    Ein kleiner Wehmutstropfen beglei-
Vereinbart wurde mit dem Vorstand,        ell nichts geändert; auch wenn es      tete uns aber doch; trotz Premiere
dass innerhalb eines Monats nur           scheint, dass mit dem neuen Grund-     blieben noch einige Plätze frei.
eine Veranstaltung stattfindet, entwe-    lagenvertrag eine gewisse Pla-         Man fragt sich immer wieder, was
der Der Förderverein lädt ein oder        nungssicherheit besteht, so stehen     wollen die Plauener noch erleben,
Stammtisch.                               doch Stellenabbau, Haustarif, Ge-      wenn nicht mit solch einem Auftritt!
Hinsichtlich der Einladung von Ge-        haltsverzicht und ähnlichem genau      Noch eine kleine Bemerkung zu
sprächsgästen gibt es Bemühungen,         wie damals auf der Tagesordnung,       den Eintrittspreisen; einen Abend mit
Frau Walz, die leitende Musikdra-         als Herr Roth meinte: „Ich finde es    dem genannten Kunstgenuss und
maturgin, für einen Stammtischbe-         bedauerlich, dass wir erneut in der    noch dazu als Premiere für 26 Euro
such zu gewinnen. Vorgeschlagen           Situation sind, uns verteidigen zu     (mit Theatercard 13 Euro), wo gibt
wurde ferner, Generalmusikdirektor        müssen…“                               es das in anderen Städten Deutsch-
Lutz de Veer einzuladen, da bisher                                               lands?
zum Konzertangebot kaum Meinun-           Ein Dank gilt den aktiven Stamm-
gen ausgetauscht wurden; dieser           tischlern, die kaum eine Zusammen-     Ja, liebe Plauener, informiert euch
Besuch könnte im 2. Halbjahr statt-       kunft versäumen; gleichzeitig darf     und gönnt euch etwas Gutes, das
finden. Über einen Stammtischbe-          die Frage erlaubt sein, warum von      möchten und müssen wir einfach
such unseres früheren Intendanten         300 Mitgliedern nicht noch einige      mal rüberbringen.“
Dieter Roth wäre nochmals zu be-          mehr den Stammtisch besuchen.
finden; eine gewisse Nostalgie ist        Dank gilt auch Sven Gerbeth, der
nicht auszuschließen. Andererseits        regelmäßig zum Stammtisch kommt
hat sich an den Aussagen, die er          und über das Geschehen im Vogt-

                                                                                                                    05
in Vorbereitung des 100. Theater-         land-Anzeiger berichtet.                Bevorzugt: Das Gespräch danach
                                                                                 Für und Wider: Kulturraumgesetz
                                                                                   Ein Opernabend der Superlative
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Julia Groß

                               ein perfekter opernaBenD
                             „Luisa Miller“ in Plauen – hier stimmte einfach alles

Premiere von „Luisa Miller“ am         sehr selten auf den deutschen Büh-      und in sich geschlossenen Sache
Vogtlandtheater in Plauen. Eigent-     nen zu finden ist. Warum?, frage        machte. An seiner Seite dabei Luisa
lich war es ja die B-Premiere, da es   ich. Aufführungen finden sich in Ber-   Lange, die sich für Bühne und Kostü-
in Zwickau schon eine Weile läuft.     lin 1927, Wien 1930 oder in Zürich      me verantwortlich zeigt. Luisa kenne
Das tut der Sache jedoch keinen        1938. Warum aber nur so selten          ich schon seit ihren ersten Tagen an
Abbruch. Viel mehr Sorge machte        und gar kaum im deutschen Raum?         unserem Haus und kann nur sagen:
allen die Erkältungswelle, die das     Das Werk besitzt alles, was Opern-      Hut ab vor dieser Leistung. Da ent-
Ensemble seit Dezember fest im         freunden den perfekten Abend be-        standen mit relativ geringer Kulisse
Griff hat. Zum Glück blieben alle      scheren kann: Eine schlüssige und       und fantastischer Beleuchtung wah-
Solisten gesund, aber im Chor fehl-    gut ausgebaute Handlung, das nöti-      re Bilderwelten, die einfach nur
ten knapp zehn Leute. Aushilfen        ge Drama, bezaubernde Melodien          faszinierend und traumhaft waren.
mussten her; gar nicht leicht bei      und Arien zum Niederknien. Dem          Wahrlich ein goldener Griff für die-
einer Oper, die nur relativ selten     Musiktheaterdirektor Jürgen Pöckel      se Inszenierung.
zur Aufführung kommt. Aber zwei        ist es nun zu verdanken, dass es die-
kamen zum Premierentag extra aus       ses Werk auf unsere Bühnen in Plau-     Identitätsfragen stehen im Zentrum
Hamburg, so dass alles gut von         en und Zwickau geschafft hat – und      um das große Thema der drama-
der Bühne ging.                        das auf eine Weise, an der es nichts    tischen Liebe: Wer ist man? Wer
                                       außer Lob zu finden gibt. Regie führ-   will man sein? Was will man errei-
Schillers „Kabale und Liebe“ bildet,   te Thilo Reinardt, der im Haus schon    chen? Zentrale Fragen, die auf der
wenn auch in damals zensurbe-          wunderbar „Joseph Süß“ inszeniert       Bühne gestellt und von den Charak-
dingt zurechtgestutzter Form, die      hatte. Ein Hauch früherer 50er Jahre    teren verkörpert werden. In einer
Grundlage für Verdis „Luisa Miller“    lag in der Luft, als die Damen und      von Gegensätzen regierten Welt
(Libretto: Salvatore Cammarano),       Herren in angedeuteter Rock'n‘Roll      agieren die Charaktere, die indivi-
eine Oper, die in unserer Zeit nur     Manier Luisas Geburtstag feierten.      dueller und klarer nicht gezeichnet
                                       Gewagt? Nein, denn es ergab             sein könnten. Liebe stirbt, das Böse
                                       sich im Folgenden eine fesselnd         überlebt – ein Ausgang, der Tri-
                                       konsequente Regieführung, die den       umph und Versagen zugleich sein
                                       Abend zu einer komplett runden          kann. Wir haben das kleine Haus

06
         Ein perfekter Opernabend
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
der Millers im Vergleich zu einem       wenige Szenen füllte sie den Abend        Opernabend, der den Großstädten
pompösen Festsaal im Hause des          sowohl spielerisch als auch stimm-        in keiner Weise nachsteht, ein bril-
Grafen (meine Lieblingsbilder in der    lich komplett und mehr als über-          lantes Ensemble von immenser Qua-
Oper) und die unendlichen Weiten        zeugend aus und bestach mit einer         lität und Stimmgewalt, das durch ein
des Horizonts. Brillant war es auch,    wahrlich bedrohlichen Kühle in der        harmonierendes Orchester beglei-
die Handlung quasi von hinten her       Ausstrahlung, die der Rolle der Her-      tet wird, sowie einen starken Chor.
aufzurollen: Alles beginnt und endet    zogin mehr als gerecht wurde. Jason       All dies in einer wunderbaren Kulis-
am Grab der Kinder. In der Ouver-       Kim als Rodolfo verging in Liebe zu       se vereint und perfekt ausgeleuchtet.
türe sieht man schon die Väter an       Luisa. Bedingungslos wollte er das        Ja, die Beleuchtung muss hier ein-
den Gräbern knien und am Ende           einfache Mädchen lieben und wur-          fach explizit erwähnt werden, denn
ergibt sich dasselbe Bild. Ein kluger   de Opfer der Intrige. Genau wie           die Jungs erzeugten einfach einmali-
Schachzug der Regie!                    die Liebe, verkörperte er auch die        ge Stimmungen.
                                        Verzweiflung in einmaliger Brillanz.
Das Philharmonische Orchester           Ebenso glänzte Shin Taniguchi in          Ein verdienter fulminanter Applaus,
Plauen-Zwickau brillierte unter der     der Partie des Vaters in gewohnter        fliegende Blumensträuße und ein
Leitung von GMD Lutz de Veer mit        stimmlicher Qualität. Imposant auch       toller Premierenempfang waren das
großer klanglicher Qualität und ver-    Karsten Schröter, mein persönlicher       wohlverdiente Ende dieses einfach
mittelte Verdis Melodien auf nahezu     Bad-Boy des Musiktheaters. Die in-        perfekten Opernabends. der ein-
perfekte Art und Weise. Technisch       triganten und bösen Rollen stehen         mal mehr zeigte, dass es sich lohnt,
perfekt Sonja Westermann in der         ihm einfach gut zu Gesicht. Stimm-        auch so manche Rarität auf die Büh-
Hauptrolle der Luisa Miller. In be-     lich füllt er diese auch mit seinem an-   ne zu bringen.
eindruckender Höhe und Klarheit         genehmen Bass aus. Als letzter sei
meisterte sie die anspruchsvollen       Igor Levitan zu erwähnen, der das
Koloraturen und vermittelte eine        hauseigene Ensemble gastierend in
wundervolle Ausgestaltung der Rol-      der Rolle des Wurm sowohl stimm-
le. Genauso auch ihre Kontrahentin      lich als auch spielerisch bereicherte.
Federica, die von Johanna Brault        Summiert man dies alles, erhält man
verkörpert wurde. Beschränkt auf        einen qualitativ sehr hochwertigen

                                                                                                                    07
                                                                                         Ein perfekter Opernabend
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Silke Kemmesies

ein leBen
für Die muSik
Eckehard Rösler –
Pionier der Chorarbeit
am Plauener Theater

                                         Kapellmeister. 1985 folgte er dem         fast 40 Vorstellungen die Singaka-
   „Herr Rösler, das, was Sie uns bei-   Ruf ans Volkstheater Rostock. Aber        demie Plauen hinter dem Gazevor-
   brachten, haben wir heute noch        sein Herz hing am Vogtland, und so        hang und den kleinen Gospelchor
                                         kehrte er 1991 als Chordirektor und       auf der Bühne.
   drauf!“ – So die Aussage von Profis   Kapellmeister an das Theater Plau-
   aus dem Opernchor und Laien aus       en zurück. Mit Eintritt ins Rentenalter   Anfang Juli folgte der schwere Ab-
   den beiden Singakademien Plauen       2007, wo ihm der Ehrentitel Ge-           schied als Künstlerischer Leiter der
                                         neralmusikdirektor verliehen wurde,       Singakademie Plauen. Eckehard
   und Zwickau.                          war aber noch lange nicht Schluss.        Rösler übernahm 1972 den dama-
                                         Er führte weiterhin die Singakade-        ligen Konzertchor mit 13 Sängern,
   Eckehard Rösler studierte an der      mie Plauen als Künstlerischer Leiter      darunter Charlotte Busch und Inge
   Hochschule „Carl Maria von We-        sowie den Extrachor des Theaters          Eichhorn, warb intensiv um Stimmen
   ber“ in Dresden Klavier und Di-       Plauen-Zwickau.                           und konnte bereits ein Jahr später mit
   rigieren bei Professor Hinze und                                                50 Sängern die Nelson-Messe von
   Professor Neuhaus und kam, nach       Im Frühjahr, zur letzten Vorstellung      Josef Haydn aufführen. 1981 erhielt
   dreieinhalbjähriger Tätigkeit am      des Schauspiels mit Musik „Wie im         der Chor den Status Singakademie.
   Klubhaus Zschornewitz, im Jahr        Himmel“, hielt er die Laudatio auf        Nach seiner Rückkehr aus Rostock
   1969 ans Theater Plauen, zunächst     die 91-jährige Charlotte Busch, die       stellte er sich erneut an die Spitze
   als Solorepetitor mit Dirigierver-    Olga des Stückes, Chorsängerin            der inzwischen Verein gewordenen
   pflichtung und umfangreicher Kam-     der ersten Stunde. Sie wurde an           Singakademie und führte diese zu
   mermusiktätigkeit. Später lautete     diesem Abend mit dem Theaterpreis         großen Erfolgen und hohen Mitglie-
   sein Vertrag auf Chordirektor und     des Fördervereins geehrt. Eckehard        derzahlen. Weg und Ziel waren
                                         Rösler war im „Himmel“, wie wir           stets effektive Probenarbeit und eine
                                         den Titel dieses Stückes immer lie-       bestmögliche künstlerische Quali-
                                         bevoll abkürzten, verantwortlich für      tät. Er stellte Studien-Tonträger zum
                                         die Choreinstudierung, dirigierte in      Lernen her und war sich nicht zu

08
              Ein Leben für die Musik
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Foto: (C) Jens Rötzsch

schade, Zusatzproben für Sänger        Mugge und so manche Feier haben         Eckehard Rösler hätte die Geschi-
zu Hause durchzuführen. Seine De-      die beiden zusammen bestritten und      cke von Singakademie/Extrachor/
vise: „Niemand darf auf der Strecke    wussten immer köstliche Anekdoten       Theater gerne noch ein Stück be-
bleiben, auch der Schwächste muss      aus ihrem erlebnisreichen künstleri-    gleitet, aber sein Gesundheitszu-
mitkommen!“                            schen Dasein zu berichten.              stand zwingt ihn, diesen Abschied
Am 6. November 2015, zur Premi-                                                als unwiderruflich gegeben hinzu-
erenfeier von „Luisa Miller“ in Zwi-   Eckehard Rösler prägte die musika-      nehmen. Am Ende bleibt zu hoffen,
ckau, wurde Eckehard Rösler von        lische Arbeit an unserem Theater        dass er trotz persönlicher Einschrän-
der Theaterleitung verabschiedet.      über Jahrzehnte mit. Zu seinen gro-     kungen hin und wieder den Weg
Die „Luisa“ war seine letzte Einstu-   ßen Erfolgen in Choreinstudierung       in die Zuschauerreihen des Theaters
dierung mit dem Extrachor. Musik-      und Dirigat gehören unter anderem       finden kann.
theaterdirektor Jürgen Pöckel sprach   die Schubert-Messe Es-Dur, Carmi-
zu Herzen gehende, dankbare            na Burana, das Verdi-Requiem und        Ich persönlich bin sehr dankbar für
Worte und umriss kurz das erfüllte     nicht zuletzt die beim Publikum so      die Jahre seiner Wegbegleitung
künstlerische Wirken und die Ver-      beliebten Adventskonzerte. Er war       und die musikalische Bildung, die
dienste Röslers.                       stets ein harter Arbeiter und kämpfte   ich durch ihn erfahren durfte.
                                       beherzt und durchaus streitbar für
Im Dezember musste Eckehard Rös-       die Belange seiner Profis und Laien
ler Abschied nehmen von seinem         gegen so manchen Widerstand.
Freund und musikalischen Gefährten
Heinz Hentschel, über den in der       Eckehard Rösler: „Ich bleibe Musiker
letzten Ausgabe berichtet wurde.       und Theatermann bis zum letzten
Die beiden waren seit 1969 be-         Atemzug. In meinem Leben stand
freundet und gemeinsam am Plaue-       die Chorarbeit immer an erster Stel-
ner Theater und für die Singakade-     le!“ – Eine Haltung, die nicht selten
mie stets im Einsatz. Auch so manche   zu Lasten der Familie ging.

                                                                                                                  09
                                                                                        Ein Leben für die Musik
03/04 2 Optimistischer Blick in die Zukunft - Theater
Lutz Behrens                                                  Auch ein Telefon gibt es schon.

kurZWeil, WitZ                                                Das Gemurmel im bis auf den letzten Stuhl besetzten
                                                              Zuschauerraum verstummt; Sopranistin Judith Schubert,

unD viel gefühl
                                                              mit schwarzem Kleid und weißer Schürze leicht als Kö-
                                                              chin zu erkennen, setzt sich an den Küchentisch und
                                                              beginnt, nicht unbedingt enthusiastisch, Kartoffeln zu
 Küchenliederprogramm auf der Kleinen Bühne                   schälen. Als der erste – mit einem Messer – von seiner
                                                              Schale befreite Erdapfel rumpelnd in den großen Topf
                                                              plumpst, mahnt trocken eine Stimme aus dem Publikum
Die (Kleine) Bühne, die sicher einiges gewöhnt ist,           das fehlende „Wasser“ an… Soviel zum Thema Kunst
überrascht als Küche im Interieur der vorletzten Jahrhun-     und Wirklichkeit. Zudem treffend bemerkt, denn – wir
dertwende. Links verbreitet ein Herd, dem nur noch die        sind in Sachsen! – der unvermeidlich genossene Kaf-
Kohlen zum Glühen fehlen, behäbige Gemütlichkeit.             fee fließt dunkelbraun in die Tassen und wird mit ech-
Ein breit dastehender Schleiflack-Küchenschrank ist           ter Milch geweißt. Im Gegensatz dazu enthält die im
weit entfernt von steriler Funktionalität, wie es heute Kü-   Verlauf des Abends ständig kreisende Schnapsflasche
chenmobiliar ausstrahlt. Der große Tisch bietet genug         gewiss nicht – wie es den Anschein hat – glasklaren
Fläche für die Küchenarbeit und lädt zum Schwatzen,           Korn, sondern ist gewiss mit schlichtem Wasser gefüllt,
wohl auch Singen ein. Ein an der Wand hängendes               sonst mündeten die Gesangsbeiträge unweigerlich in
Gestell mit Glöckchen irritiert – aber nur auf den ersten     sinnlosem Gestammel. Doch dem ist nicht so. Ganz im
Blick. Dem Kenner englischer Fernsehserien à la „Haus         Gegenteil.
am Eton Place“ verrät es eine Küche im Haus einer             Die Damen zwitschern wie die Heidelerchen, ob die
                                           Herrschaft, die    höchste Töne erreichende Julia Ebert als Dienstmäd-
                                           das     Personal   chen oder, eher verhalten, aber nicht minder wirkungs-
                                           per Klingelton     voll, Judith Schubert. Marcus Sandmann als singender
                                           in Marsch zu       Briefträger ergänzt die beiden Sopranistinnen vortreff-

10
          Kurzweil, Witz und viel Gefühl   setzen pflegte.    lich. Am Klavier und auch problemlos als Sänger ge-
Judy Schubert übt sich im Kartoffelschälen.
Dem Topf fehlte das Wasser …
Foto: Peter Awtukowitsch                       lieBlingSplätZe für alle
fordert: Matthias Spindler, dessen              Neuer Treppensteiger für die Singakademie Plauen
musikantischer Compagnon von
Annette Schneider gestellt wird,              Im Vogtlandtheater Plauen wurde         Chorsaal zu gelangen. Bisher war
die an Gitarre, Mandoline, Zither,            erstmalig der neue Treppensteiger       dies nur mit größter Anstrengung
selbst Kantele sicher und wohltuend           Scalamobil der Singakademie Plau-       und Personenkraft möglich.
zurückhaltend zupft und schlägt.              en in Betrieb genommen werden.
Zu loben sind ausdrücklich Regie              Das elektrisch betriebene Gerät,        Nachdem Anfang Dezember schon
und Buch. Was sich Operndirektor              mit dem sich vorher für Rollstuhlfah-   ein Probelauf unternommen wurde,
Jürgen Pöckel da für die kleine Form          rer unüberwindbare Barrieren wie        konnten nun Mitglieder der Singaka-
einfallen lässt, macht den Abend              unterschiedlichste Treppen bewälti-     demie und Theatermitarbeiter in die
kurzweilig, abwechslungsreich und             gen lassen, ist nicht breiter als der   Benutzung des Treppensteigers ein-
– was ja kein Fehler ist – witzig. Das        Rollstuhl und bewahrt sich dadurch      gewiesen und damit das Gerät zur
beginnt bei der Auswahl und An-               seine Wendigkeit.                       Benutzung frei gegeben werden.
ordnung des Liedgutes, reicht weiter                                                  Das Hilfsmittel soll auch für die
zu einem gelungenen Schattenspiel             Engagierte Sängerinnen der Sing-        Öffentlichkeit im Theater und in
und mündet im zu Herzen gehen-                akademie Plauen hatten den Trep-        anderen kulturellen Einrichtungen
den Schlussgesang von „Ade zur                pensteiger vor einem Jahr beim          der Stadt nutzbar sein. So gibt es
guten Nacht“. Wobei diese Art Lie-            Investitionsprogramm Barrierefreies     Überlegungen, den Treppensteiger
der ja eigentlich ein gehöriges Maß           Bauen 2015 „Lieblingsplätze für         bei Theaterführungen einzusetzen.
an Kitsch, Gefühlsüberschwang und             alle“ beantragt, um es ihrer langjäh-   Darüber hinaus plant die Singaka-
Sentimentalität mitschleppen. Dem             rigen und vielfach bühnenerprobten      demie, das flexible und mobile Ge-
wird auch durchaus Genüge getan.              Sopranistin zu ermöglichen, unkom-      rät auch bei auswärtigen Auftritten
Aber eben immer mit einem char-               pliziert zu den Proben in den – nur     mitzunehmen.
manten Augenzwinkern, einer iro-              über Treppen zu erreichenden –
nischen Geste, dass es sooo ernst
nicht gemeint sei mit der Rasenbank
am Elterngrab, der Männertreu und
der holden Gärtnersfrau Liebeslust
und -leid.
Letzte Bemerkungen zu einem auch
vom Premierenpublikum mit ordent-
lichem Beifall bedachten Lieder-
abend der heiteren Sorte. Zumin-
dest erwähnt werden soll, dass die
Moritat vom Räuber Rinaldo Rinal-
dini im 19. Jahrhundert als Roman
weite Verbreitung erfuhr. Dem Autor
Christian Vulpius gelang damit ein
Bestseller, der die Werke seines
Schwagers Johann Wolfgang von
Goethe, zumindest was die Auflage
betraf, in den Schatten stellte. Und
zuletzt noch ein Bonbon für alle Ver-
ehrer des Konjunktivs: die letzte Stro-
phe des Volksliedes „Ach wie ist’s
möglich dann“ (Text vom Anfang
des 19. Jahrhunderts) lässt uns herr-
lich schwelgen; es ist dem „wär' “,
„wollt' “, scheut' “, flög' “, schöß'“ (!),
sänk' “, säh'st“ und gar „stürb' “ kein

                                                                                                                          11
Ende. Welch ein Fest der deutschen                                                       Kurzweil, Witz und viel Gefühl
Sprache!                                                                                       Lieblingsplätze für alle
Lutz Behrens

 „DaS geiStreichSte luStSpiel“
  Roland May inszeniert „Nathan der Weise“ am Vogtlandtheater

  Keinen weihevollen Klassiker, sondern ein hochaktuelles Stück, ganz der
  zeitlosen Intention Lessings folgend, zeigt Roland May mit dem „Nathan“
  im Vogtlandtheater. Nicht hohles Pathos, sondern erhellender Witz würzte
  einen vergnüglichen und zudem erkenntnisfördernden Theaterabend.

   „Ein satirisches Stück“                     neren Rollen wie der der Daja (Anja
                                               Schreiber), des Derwischs (Jens
   „Es wird nichts weniger als ein sa-         Hollwedel) und vor allem des Klos-
   tirisches Stück, um den Kampfplatz          terbruders (Timon Schleheck) kon-
   mit Hohngelächter zu verlassen“,            geniale Interpreten. Überzeugend
   schrieb Lessing über den „Nathan“           auch ein nachdenklicher Saladin
   an seinen Bruder Karl. Hugo von             (Daniel Koch), Else Hennig als seine
   Hofmannsthal pflichtete ihm, wenn           Schwester Sittah und Helene Ader-        wohnten Blankvers und dem oftmals
   auch viel später, mit einem überra-         hold als naiv-kindliche Recha. Leo-      archaischem Sprachduktus der
   schenden Superlativ bei, dass „man          nard Lange bestach nicht nur durch       Lessing‘schen Figuren in Einklang
   dieses Stück, für mein Gefühl, noch         kräftezehrende Gymnastik; er gab         bringen musste. Doch dieses Hemm-
   nie so gespielt hat, wie es gespielt        dem Tempelherrn die Ehrlichkeit,         nis war schnell überwunden, dank
   werden müsste; ganz als das geist-          das Ungestüm und die Leidenschaft,       auch der klaren Artikulation aller
   reichste Lustspiel, das wir haben …“.       die er verlangt. Bedrohlich, und das     Beteiligten und der gerne befolgten
   Beiden Deutungen muss man gera-             nicht nur durch die bei seinem Auf-      Notwendigkeit, sehr aufmerksam
   de beim „Nathan“ nicht unbedingt            tritt eingesetzte, unheilschwangere      zuhören zu müssen.
   folgen. Einem Stück, das oftmals sehr       Musik: Gilbert Miroph als Patriarch;     Bleibt die Schlussszene und ihre
   bedeutungsschwanger unmittelbar             fanatisch, intolerant, beängstigend.     gefährliche Nähe zum Kitsch. Bei
   nach dem Zweiten Weltkrieg, nach-           Ein nachhaltiges, großartiges The-       Lessing lautet die Regieanweisung:
   dem es die Nazis zwölf Jahre lang           atererlebnis bot Björn-Ole Blunk in      „Unter stummer Wiederholung all-
   von der Bühne verbannt hatten, end-         der Titelrolle. Seine wache, intelli-    seitiger Umarmungen fällt der Vor-
   lich wieder aufgeführt werden konn-         gente und überzeugende Interpreta-       hang“. Auch hier findet die Regie
   te. Doch dass sein „Nathan“ auch            tion der Ringparabel bleibt haften.      eine überzeugende Bildsprache;
   komödiantische Züge hat, wusste             Da gab es keinen falschen Ton und        die Figuren finden sich, wenden
   keiner besser als Lessing. So setzt         nur richtige Gesten. Er meisterte sou-   sich ab, das Stück klingt aus. Die
   Roland May in seiner erfolgreichen          verän seine anspruchsvolle Rolle in      Botschaft, so ist zu hoffen und zu
   (und mit langem Beifall) aufgenom-          allen Phasen des Stückes.                wünschen, ist angekommen.
   menen Inszenierung auch auf diese
   Seite des Stückes und findet dafür          Kontrastprogramm                         Pure Ideologie?
   vor allem in den Darstellern der klei-
                                               Eines Stückes, in dessen Eingangs-       Zum Stück kommt Lessing in einer
                                               szenen der Zuschauer erst einmal         schlaflosen Nacht. Er nannte es
                                               die kühle Modernität des Bühnen-         „einen närrischen Einfall“, der ihn
                                               bildes (Luisa Lange) mit dem unge-       heimsuchte: „Ich muss versuchen, ob

12
               „Das geistreichste Lustspiel“
man mich auf meiner alten Kanzel,        Der Mensch zählt                        Werk lobt den Meister
                                        auf dem Theater wenigstens, noch
                                        ungestört will predigen lassen“. Al-     Gottseidank nein. Im Gegenteil.         Die Aussage der Ringparabel über
                                        les andere hatte man ihm durchaus        Lessing gelingt es, neben der Ring-     die Gleichheit, Gleichwertigkeit von
                                        verleidet. Lessing hatte es gewagt,      parabel auch mit dem Figurenen-         Christentum, Judentum und Islam nur
                                        des Bibelkritikers Reimarus Ansichten    semble des Stückes seiner Absicht       auf die drei geoffenbarten Religio-
                                        als „Fragmente eines Ungenannten“        bühnenwirksam gerecht zu werden.        nen zu reduzieren, griffe zu kurz.
                                        zu veröffentlichen. Die Obrigkeit er-    Am Ende bleibt Nathan Jude, Sa-         Indem Lessing keinen der drei Rin-
                                        kennt in den darin aufgezeigten Wi-      ladin gläubiger Muslim. Aber der        ge, die für die Religionen stehen, als
                                        dersprüchen der Bibel einen Angriff      martialisch-christliche    Tempelherr   den echten bezeichnet und allein
                                        auf herrschende Strukturen. Es kommt     entpuppt sich als Sohn eines Mus-       das Handeln seiner Träger dafür
                                        zu Lessings Polemik gegen die luthe-     limen; Recha, in den Augen Dajas        verantwortlich macht, um „die Kraft
                                        rische Orthodoxie und sein Eintreten     eine Christin, die vom Juden Nathan     des Steins in seinem Ring an Tag
                                        für eine praktische christliche Moral,   aufgezogen wird, ist seine Schwes-      zu legen“, erreicht er eine humanis-
                                        zusammengefasst im „Anti-Goeze“.         ter. Der christliche Patriarch bleibt   tische Dimension, die eine Gleich-
                                        Nicht zuletzt die deswegen vom           ein Fanatiker: „Tut nichts! Der Jude    heit aller Menschen postuliert, de-
Bild: © JFL Photography / Fotolia.com

                                        Braunschweiger Herzog gegenüber          wird verbrannt!“ Damals Ausdruck        ren Menschsein sich allein in ihrem
                                        Lessing aufgehobene Zensurfreiheit       „christlicher Nächstenliebe“ und ge-    Handeln erweist.
                                        (so schlimm konnte es damals kom-        richtet gegen einen einzelnen, wird     Bleibt das Wort Herders an Lessing
                                        men) und ein Schreibverbot sollen        daraus im vergangenen Jahrhundert       über den „Nathan“: „Ich sage Ihnen
                                        den Wolfenbütteler Hofrat und Bi-        der millionenfache Mord an Juden,       kein Lob über das Stück; das Werk
                                        bliothekar mundtot machen. Er gibt       industriell praktiziert von deutschen   lobt den Meister, und dies ist Man-
                                        nicht auf, predigt auf seiner „alten     Herrenmenschen. Leider aktuell des      neswerk.“
                                        Kanzel“, dem Theater. Ist also der       Patriarchen Einlassung: „Denn ist
                                        „Nathan“ in Blankverse gepresste,        nicht alles, was man Kindern tut,
                                        pure Ideologie?                          Gewalt?“ Um hinzuzufügen: „Aus-
                                                                                 genommen, was die Kirch an Kin-

                                                                                                                                                              13
                                                                                 dern tut“.                                   „Das geistreichste Lustspiel“
stellungen einiger Stammtischbesu-
                                                                                    cher, die Schauspieler seien immer
                                                                                    zu leise und kaum zu verstehen, war
                                                                                    es eben diesmal zu laut. Auch Mei-
                                                                                    nungen, die erste „Sonnenallee“ (in-
                                                                                    szeniert vor 13 Jahren am Haus) sei
                                                                                    besser gewesen, wurden geäußert,
                                                                                    aber nur von wenigen geteilt. Eine
                                                                                    zu hohe Überspitzung in den Fami-
                                                                                    lienszenen wurde ebenso kritisiert.
                                                                                    Im Grunde genommen war es das
                                                                                    auch schon mit der Kritik am Stück.
                                                                                    So ergriff Herr Mieroph das Wort
                                                                                    und gab den 21 Stammtischbesu-
                                                                                    cher Einblick in seine Ideen. Dabei
                                                                                    ging es in besonderem Maße um
                                                                                    die Aktualität, die in manchen Sze-
                                                                                    nen der Sonnenallee steckt. „Sag
                                                                                    mir, wo du stehst!“, diese Frage
                                                                                    könnte man Eins-zu-eins auf heutige
                                                                                    politische und globale Probleme
                                                                                    münzen, vor deren Hintergrund sich
                                                                                    jeder positionieren sollte.
                                                                                    Dies spannte auch ziemlich schnell
Patrick Seidel                                                                      den Bogen zum weiteren Verlauf

Sag mir, Wo Du StehSt...
                                                                                    des Stammtisches. Plötzlich wurde
                                                                                    wieder über Grundsätzliches disku-
                                                                                    tiert; ermüdend und langweilend,
  Oberspielleiter zu Gast am Januar-Stammtisch                                      gerade für die Stammtischbesucher,
                                                                                    die sich bei jeder Runde vor den
                                                                                    selben Diskussionen sehen, und
                                                                                    schon absehen können, dass man
    Die Entscheidung, welche Schau-         Nachfolger für das Musical „Come-       sich auch dieses Mal nur im Kreis
    spiel-Stücke im Theater Plauen-Zwi-     back“ aus den vergangenen beiden        drehen wird. Wiedermal kam die
    ckau inszeniert werden sollen, tref-    Spielzeiten zu produzieren. Es sollte   „Margarethe“ ins Spiel, die von
    fen – das ist für viele nichts neues    nicht nur eine Geschichte erzählt       einigen aus Trotz (!) nicht besucht
    – der Oberspielleiter und die Dra-      werden, es sollte auch unterhalten      wurde, wieder kam das Spielzeit-
    maturgen im Einvernehmen mit dem        – ohne dabei die Geschehnisse der       motto „mit-sprache“ ins Spiel. Und
    Generalintendanten. Dabei achtet        DDR zu glorifizieren.                   wiedermal kam die Frage auf, wa-
    man akribisch auf Geburts- oder         Mit diesem Einblick in die Entschei-    rum „so wenig Schulen“ im Theater
    Todestage namhafter Autoren oder        dung und ersten Ideen zur Sonnen-       sind. Herr Mieroph schien offen für
    eben auf besondere Jahrestage.          allee eröffnete Gilbert Mieroph den     Ideen und versuchte Partei für das
    So verwundert es nicht, dass 25         ersten Stammtisch im Jahr 2016.         Theater zu ergreifen, aber auch in
    Jahre nach der Wiedervereinigung        Als wiederholter Gast sollte er – so    organisatorische Dinge der beiden
    das Schauspiel „Sonnenallee“ am         das Ansinnen – Rede und Antwort         Häuser Einblick zu gewähren.
    Hause inszeniert wurde. Dabei lag       zu seiner Inszenierung der Sonnen-
    das Augenmerk darauf, nicht nur ein     allee stehen. Und so kam es, dass       Ein langer Abend ging mit gespal-
    bloßes Schauspiel auf die Bretter zu    natürlich Lob ausgesprochen wurde       tenen Meinungen über den Stamm-
    bringen, sondern einen adäquaten        zur gelungenen Inszenierung, über       tisch Ende. Nicht nur in Bezug auf
                                            die „gute Musikauswahl“ und die         die „Sonnenallee“, sondern wieder
                                            Darsteller, die „wirklich gut singen    einmal auch im Hinblick auf immer
                                            können“. Im fast gleichen Atemzug       noch zu konservative Meinungen...
                                            wurde von anderer Seite die Laut-       Aus Sicht der Jugend: Schade!

14
                 Sag mir, wo du stehst...   stärke kritisiert. Entgegen den Dar-
klartext                                gar zu einem Arzt begeben und
                                         ihm Ratschläge geben, wie er et-
                                                                                  Sprache geäußert werden.
                                                                                  Die Theaterleitung ist für Neues und

 mit Sprache
                                         was besser machen könnte. Keiner         Vorschläge offen und nimmt auch
                                         würde sich erdreisten, jemanden zu       gern Kritik entgegen. So entsteht ein
                                         sagen, wie er seine Arbeit besser        Dialog zwischen beiden Instanzen.
                                         zu machen hat, wenn dieser keinen        Ein wie ich finde sehr wichtiger Di-
In einer der Stammtischrunden of-        Einblick in das Tätigkeitsfeld und das   alog! Auf besondere Weise einbrin-
ferierte unser Generalintendant,         ganze „Drumherum“ hat. Nur weil          gen hätte man sich aber ebenso vor
dass das Spielzeitmotto eine heik-       diese Spielzeit „mit-sprache“ heißt,     Jahren schon. Kritik wird nur jetzt lau-
le Aufgabe sei und immer mit viel        wollen die Besucher plötzlich be-        ter, weil es das Spielzeitmotto an-
Bedacht ausgewählt werde. Man            stimmen dürfen, was gespielt wird?       geblich zulässt – verblüffend! „Wir
suche nach Mottos, die sich in den       „Er (Herr May) soll endlich einmal       brauchen jetzt unbedingt eine Be-
Premiere-Stücken der jeweiligen          das spielen, was wir sehen wollen.“      sucherrat“, wir oft skandiert. Wo ist
Spielzeit wiederfinden. Nach unter       Oft ist das in Stammtischrunden zu       das Vertrauen in die Theaterleitung?
anderem „ego-land“, „ruhe-störung“       hören. Aber: Wer ist wir? Und was        Wo ist eine gewisse Bereitschaft
und „fremd-körper“ heißt es nun          will gesehen werden? Und was             Neuem gegenüber – Dinge und
2015/2016: „mit-sprache“. Ein jeder      passiert, wenn alles gespielt wurde      Inszenierungen in ihrer individuellen
sieht zuerst das Substantiv, dass sich   „was wir sehen wollen“? Fragen           Art einmal zu hinterfragen? Wer hat
schnell daraus bilden lässt: Mitspra-    ohne substantielle Antwort wie mir       denn damals die „Ruhe gestört“?
che. Und viele fühlen sich dadurch       scheint.                                 Wer damals „anders gelebt“ nur
direkt angesprochen. Jetzt kann ich      Was aber wäre, wenn man aus              weil es das Spielzeitmotto hergab?
auch etwas sagen. Jetzt können wir       dem vermeintlichen Substantiv, das       Vielleicht sollte nicht aus jedem
dem Generalintendanten unsere            in dem Motto steckt, eine Wortgrup-      Spielzeitmotto gleich ein Substantiv
Wünsche und Ideen mitteilen. Jetzt       pe macht: mit Sprache. Betrachtet        gemacht werden. Wohl eher gilt
kann ich mitbestimmen.                   man aktuelle Konflikte national wie      es – wie auch die Inszenierungen
Einige glauben sich jetzt profilieren    auch international, so können diese      am Haus – zu hinterfragen und drin-
zu können, sich nun endlich mit ei-      wohl besser mit Sprache, als durch       gend mehrdeutig zu denken.
nem Besucherrat in den Theaterbe-        Gewalt gelöst werden. Mit Sprache        Um einen Bogen zur „Sonnenal-
trieb einmischen zu können. Mo-          kann sich der Mensch verständigen        lee“ zu ziehen: Schließlich gibt es
ment mal!                                und austauschen, mit Sprache arbei-      die DDR nicht mehr, weil die Bürger
Das Theater ist eine eigenständige       ten Schauspieler, um dem Theater-        Mitsprache hatten. Sie haben mit
Institution. Keiner würde sich zu ei-    besucher etwas zu verstehen geben        Sprache die DDR zu Fall gebracht
nem Tischler, zu einem Friseur oder      können. Meinungen können mit             – oder irre ich?
                                                                                                   Patrick Seidel

 BegeiSterung üBer „luiSa miller“
  Von unseren Mitglieder Gudrun und Armin Möbius                                  Noch ein Wort zum Neujahrskon-
                                                                                  zert: Die Notlage war zu offensicht-
Es drängt uns, unsere Begeisterung       Leistung von Herrn Taniguchi muss        lich. Wenn sich schon keine Sän-
für die überaus gelungene, grandi-       unbedingt erwähnt werden. Er wühlt       gerin für Operettenmusik kurzfristig
ose Premiere „Luise Miller“ mitzutei-    die Seele damit auf. Unser Dank gilt     finden lässt (sehr unverständlich) soll-
len. Schon durch die Einführung auf      allen Akteuren und Beteiligten an        te das Programm nicht auf primitive
der Kleinen Bühne waren wir voller       diesem großen Kunstgenuss!               Art am Laufen und in die Länge ge-
Spannung und Vorfreude! Die Premi-       Sehr bedauerlich ist halt, dass nur      zogen werden, Es war langweilig
ere hat dies noch übertroffen! Büh-      noch zwei Vorstellungen in Plauen        und ermüdend.
nenbild, Orchester, Chor und ganz        terminlich feststehen. Man kann das
besonders die fantastischen Sänger       nicht begreifen und sollte unbedingt
vom Hause waren einfach ganz             schnellstens verändert werden.
großes Theater. Die spielerische

                                                                                                                       15
                                                                                            Sag mir, wo du stehst...
                                                                                   Begeisterung über „Luisa Miller“
GOLD, SILBER oder PLATIN
                         Investieren Sie jetzt in wertstabile Anlageformen.

                                                                                          Jetzt n
                                                                                                  i :
                                                                                          Terinm
                                                                                               b are
                                                                                                     n
                                                                                          vere 69-2101
                                                                                             1-2
                                                                                         0374

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

                                                                    Wir machen den Weg frei.

               Ansprechpartner: Corina Sammler
E-Mail: poststelle@volksbank-vogtland.de | Tel.: 03741 - 269-2101
                  www.volksbank-vogtland.de
Sie können auch lesen