Memo - AFGHANISTAN Veränderung beginnt in der Familie - Medica Mondiale
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memo 1 - 2019 AKTUELLES VON MEDICA MONDIALE AFGHANISTAN Veränderung beginnt in der Familie UGANDA Gemeinden für Frauenrechte sensibilisieren ASYLPOLITIK Empowerment First! – Der Überforderung etwas entgegensetzen
INHALT 1-2019 Liebe Leserinnen und Leser, 03 Aus aller Welt sich für feministische Anliegen einzusetzen, erfordert Beharr- PROJEKTE lichkeit. Seit über 25 Jahren kämpfen wir gegen Gewalt an Frau- © Henrik Nielsen/medica mondiale 04 AFGHANISTAN: en und Mädchen in Konfliktregionen – und müssen gleichzeitig Veränderung beginnt in der Familie gar nicht weit blicken, um Ungerechtigkeiten zu sehen. Auch in Familienberatung für ein gewaltfreies Deutschland diskutieren wir aktuell (wieder) über das Selbst- Miteinander bestimmungsrecht von Frauen, und in ganz Europa gewinnen 06 UGANDA: Den Widerspruch wagen Regierungen Aufwind, die traditionelle Geschlechterbilder pro- Gemeinden stärken für die Rechte von Frauen pagieren. und Mädchen 08 DEUTSCHLAND: Umso wichtiger sind die positiven Veränderungen, die uns zeigen, dass sich unser Der Überforderung etwas entgegensetzen Ein neues Projekt für die Arbeit mit Einsatz lohnt. Ein Beispiel dafür ist ein Gesetz im Kosovo, das seit 2018 Überlebende geflüchteten Frauen von sexualisierter Kriegsgewalt als zivile Kriegsopfer anerkennt. Diese Anerkennung POLITIK & MENSCHENRECHTE ist das Ergebnis eines langen Kampfes. Auch wenn sich die praktische Umsetzung 10 Damit das Rad sich wieder vorwärts dreht schwierig gestaltet, ist das Gesetz ein Meilenstein. Denn individuelle Aufarbeitung Der Einsatz für Frauenrechte bei den UN kann nicht ohne ein klares politisches Bekenntnis für Frauenrechte funktionieren. IM EINSATZ 12 „Meine Freiheit ist nicht genug!“ Für dieses Bekenntnis setzen wir uns auch in Deutschland ein. Die Bundesregierung Die Frauenrechtsaktivistinnen Bahar Ali und hat sich mit der Umsetzung internationaler Konventionen zum Schutz von Frauen- Dr. Bayan Kader Rasul im Interview rechten lange Zeit schwergetan. Wir freuen uns deswegen, dass Deutschland die SERVICE Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ auf die Tagesordnung des UN-Sicherheits- 14 Wer kümmert sich um meinen Nachlass? rates setzen will. Diesen Prozess werden wir eng und kritisch begleiten! Gleichzeitig mahnen wir, das Thema nicht politisch zu instrumentalisieren. Sexuali- Foto Titelseite: Zwei Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan sierte Gewalt darf nicht nur Aufmerksamkeit erfahren, wenn sie im Ausland stattfindet erarbeiten ein Konzept für feministische Familienberatung (S.4). © Inga Weller/medica mondiale oder Flüchtlinge und Migranten als Täter dargestellt werden können. Die sexualisier- Foto Rückseite: © Rendel Freude/medica mondiale ten Übergriffe in der katholischen Kirche, die über Jahrzehnte stattgefunden haben, müssen ebenso Teil der Debatte sein wie die Gewalterfahrungen von Frauen in deut- Impressum: Herausgeberin: schen Flüchtlingseinrichtungen. medica mondiale e. V., Hülchrather Straße 4 50670 Köln, Tel. 02 21/93 18 98-0, Fax 02 21/93 18 98-1 info@medicamondiale.org, www.medicamondiale.org Wir fordern ein klares Bekenntnis für die Rechte aller Frauen und Mädchen – ohne V.i.S.d.P.: Monika Hauser Redaktion: Esther Wahlen Einschränkung und überall! Redaktionelle Mitarbeit: Jeannette Böhme, Mechthild Buchholz, Hanna Hilger, Laura Fix, Inga Neu, Jutta Rating, Lena Reul, Christine Vallbracht, Inga Weller Redaktionsschluss: 18. März 2019 Ihre Gestaltung: MediaCompany – Agentur für Kommunikation GmbH, Bonn Druck: direct. GmbH, Hamburg Auflage: 19.000 © medica mondiale Gedruckt auf 100% Recyclingpapier mit Umweltzeichen Monika Hauser
AUS ALLER WELT EIN JAHR KRIEGSRENTE IM KOSOVO: EINE BILANZ ++ BURUNDI ++ Im Oktober 2018 schloss die burundische Frauen und Mädchen, die während des Kosovo- Regierung die Büros aller internationalen Krieges 1998/1999 vergewaltigt wurden, können Nichtregierungsorganisationen (NGOs) seit 2018 eine Kriegsrente beantragen (memo be- im Land. Um sich erneut registrieren zu richtete). Wie fällt die Bilanz nach einem Jahr aus? können, wurden die NGOs aufgefordert, Linda Sada, Direktorin unserer Partnerorganisati- ihr lokales Personal nach Geschlecht und on Medica Gjakova: „Bis Ende März 2019 wurden Ethnie zu erfassen und diese Daten an das 970 Anträge eingereicht. 300 wurden bewilligt, Innenministerium weiter zu geben. medica 147 abgelehnt. Jede Absage schmerzt mich, denn mondiale sieht in diesem Schritt einen Ein- alle Frauen ringen mit sich und ihren Familien, ob griff in die Persönlichkeitsrechte und in die © Ulla Burghardt/medica mondiale sie den Antrag überhaupt stellen sollen.“ Lange Unabhängigkeit der Zivilgesellschaft, wie Wartezeiten, unbegründete Absagen und schlecht er derzeit in mehreren Ländern zu beob- qualifiziertes Personal belasteten die Antragstelle- achten ist. Gemeinsam mit anderen NGOs rinnen. Medica Gjakova will weiterhin Druck aus- entschied sich die Organisation deswegen, üben, um auf diese Missstände aufmerksam zu den Anforderungen nicht nachzukommen. machen. n Ende des Jahres wurde medica mondiale Linda Sada ist die Direktorin von Medica Gjakova. dennoch neu registriert. n ++ KONGO ++ FRAUENGESCHICHTE ERLEBBAR MACHEN Machtwechsel im Kongo: Im Januar 2019 wurde Félix Tshisekedi als neuer Präsident Das Digitale Deutsche Frauenarchiv ist ein vereidigt. Laut Immaculée Birhaheka, der in Europa einzigartiges Projekt. Rund 40 Ein- Direktorin unserer Partnerorganisation © Digitales Deutsches Frauenarchiv - Tanja Schnitzler richtungen des Dachverbands deutschspra- PAIF in Goma, steht Tshisekedi zwar vor chiger Frauen- und Lesbenbibliotheken und der Herausforderung, dass weite Teile des -archive i.d.a. haben ausgewählte Bestände öffentlichen Lebens wie Gesundheitssys- zusammengetragen und digitalisiert. Auf tem, Rechtsprechung und Bildung in Trüm- der gemeinsamen Plattform www.digitales- mern liegen. Und doch: „Es handelt sich deutsches-frauenarchiv.de finden sich neben um den ersten friedlichen Machtwech- Originaldokumenten auch Hintergrundinfor- sel im Kongo seit der Wahl von Patrice mationen, die die Geschichte der deutschen Lumumba im Jahr 1960. Das gibt uns Frauenbewegung der letzten 200 Jahre ganz Hoffnung – auch, weil der neue Präsident Das Digitale Deutsche Frauenarchiv schreibt Frauenge- schichte. neu erlebbar machen. Das Digitale Deutsche in seiner ersten Ansprache versprochen Frauenarchiv ist seit September 2018 online hat, sich für Frauenrechte und gegen und soll stetig erweitert werden. n Gewalt an Frauen einzusetzen.“ n memo medica mondiale | 1-2019 03
PROJEKTE AFGHANISTAN VERÄNDERUNG BEGINNT IN DER FAMILIE © Elissa Bogos/medica mondiale Ohne die Familie überleben? Für den Großteil der afghanischen Frauen und Mädchen ist das unmög- lich. Zu ausgeprägt sind die Abhängigkeiten, mit einer Scheidung droht oft auch der Ausschluss aus der eigenen Familie. Die Expertinnen von Medica Afghanistan beziehen deswegen auch die Familien ihrer Klientinnen in die Beratungen ein. Die Beratungsangebote von Medica Afghanistan stellen die Bedürfnisse der Frauen in den Vordergrund. M it 16 Jahren wurde Bahar zwangsverhei- ratet. Nachdem ihr Ehemann eine zweite Frau heiratete, wurde er zunehmend gewalttä- ihren Kindern getrennt oder von Gerichten trotz eindeutiger Rechtslage abgewiesen. Dadurch wächst der Druck, viele Frauen lassen ihre Kla- war sie kaum in der Lage, das Erfahrene in Worte zu fassen. Es dauerte eine Weile, bis sie Vertrauen fasste. Den psychosozialen Berate- tig. „Ich fühle eine schwere Last auf meiner gen wieder fallen. rinnen von Medica Afghanistan gelang es, im Brust. Mein Ehemann schlägt und vergewaltigt Beratungsprozess ihre stress- und traumabe- mich. Unsere sechs Kinder sind ihm egal. Ich Bahar wurde durch eine ehemalige Klientin dingten Symptome zu reduzieren. Bahar lernte möchte sterben.“ Bahar litt unter Angstzustän- an Medica Afghanistan verwiesen. Zu Beginn ihre Kraftquellen und Stärken kennen und ge- den und entwickelte schwere Depressionen. wann neues Selbstvertrauen. Gleichzeitig wur- de, mit ihrem Einverständnis, ihr Mann in den INFO 60 Prozent aller Ehen sind Zwangs- Beratungsprozess eingebunden. Nach der Teil- hochzeiten Wahlen in Afghanistan nahme an gemeinsamen Beratungssitzungen Zwei Entwicklungen bestimmen zurzeit die begann er zu verstehen, welche Auswirkungen politische Lage Afghanistans: die Friedensver- Laut einer Studie des afghanischen Gesund- sein Verhalten auf Bahars gesundheitliche Pro- handlungen der USA mit den Taliban und die heitsministeriums erlebt mehr als die Hälfte der geplanten Präsidentschaftswahlen. Jamila Afgha- bleme hat: „Zum ersten Mal in meinem Leben verheirateten Frauen körperliche, psychische ni, die neue Direktorin von Medica Afghanistan, spricht jemand mit uns in einer Weise, die mich oder sexualisierte Gewalt in der Ehe. Mehr als sagt dazu: „Die Wahlen sind entscheidend für davon überzeugt, dass ich mein Verhalten ver- die Frauenrechte unseres Landes. Die Friedens- 60 Prozent der Frauen werden zwangsverheira- bessern muss.“ verhandlungen könnten den Taliban den Weg tet, viele davon – wie Bahar – noch als Minder- ins politische System ebnen. Damit wären die jährige. Nur wenige Frauen suchen sich Hilfe. Errungenschaften der letzten Jahre, unser Recht Die Spirale der Gewalt durchbrechen Äußert eine Frau den Wunsch nach Scheidung auf Arbeit, Ausbildung oder Scheidung, in Ge- oder setzt ihn in die Tat um, erlebt sie oft wei- fahr. Weder die Verhandlungen noch die Wahlen Die Familie genießt in Afghanistan einen ho- reflektieren den Willen und die Bedürfnisse der tere Diskriminierung und Gewalt. Nicht selten Menschen in Afghanistan!“ hen Stellenwert. Oft sehen Frauen nur die Mög- wird sie von ihrer Familie ausgeschlossen, von lichkeit, sich mit der eigenen Familie oder der 04 memo medica mondiale | 1-2019
PROJEKTREGION gleichzeitig darauf, dass die Frauen eine selbst- International Foundation for Crime Preventi- bestimmte, informierte Entscheidung treffen. on and Victim Care“ entwickelt. Im laufenden Turkmenistan Die Familienberatung folgt meist auf eine indi- Jahr setzt Medica Afghanistan es in ihren Bera- Mazar-e Scharif viduelle rechtliche und psychosoziale Beratung tungstätigkeiten ein. Geplant ist, 2019 mindes- Iran Herat und geschieht auf Wunsch der Frau.“ Gelingt tens 50 Frauen und ihre Familien mit diesem Kabul Afghanistan es, gemeinsam mit den Familienmitgliedern die Angebot nachhaltig in ein friedvolleres Zusam- Spirale der Gewalt zu durchbrechen, kann dies menleben zu begleiten. n Pakistan neue Perspektiven eröffnen. PROJEKTÜBERSICHT In der feministischen Familienberatung von Familie des Mannes zu versöhnen und äußern Medica Afghanistan stehen die Interessen, der PROJEKTREGION: den Wunsch nach Beratung und Rückkehr. Schutz und die Stärkung der Frauen im Mittel- Kabul, Herat und Mazar-i-Sharif „Medica Afghanistan unterstützt die Frauen punkt. Das Konzept wurde in praktischen Trai- PARTNERORGANISATION: Medica Afghanistan dabei,“ so Inga Weller, Projektreferentin Af- nings und regem Austausch gemeinsam mit MASSNAHMEN: ghanistan bei medica mondiale, „und achtet der indischen Frauenrechtsorganisation „The Feministische Familienberatung Aufbau und Begleitung von Selbsthilfe- gruppen für Frauen Rechtsberatung und Strafverteidigung von Frauen Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften, PolizeibeamtInnen und RichterInnen zu Stress- und Traumasensibilität und sexualisierter Gewalt MITTEL: Gefördert durch Spenden sowie durch das Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Auswärtiges Amt (AA) und Stiftung Anne-Marie Schindler. SO VIEL KOSTET UNSERE HILFE: Mit rund 50 Euro unterstützen Sie die Teil- nahme einer Frau an einer Selbsthilfegruppe. Rund 100 Euro kostet die Familienberatung für eine Frau. © Inga Weller/medica mondiale MEHR ZU UNSEREN PROJEKTEN IN AFGHANISTAN UNTER: Die Mitarbeiterinnen von Medica Afghanistan bei einem Training zur feministischen Familienberatung mit der indischen bit.ly/Afghanistan_medicamondiale Frauenrechtsorganisation „The International Foundation for Crime Prevention and Victim Care“. memo medica mondiale | 1-2019 05
PROJEKTE UGANDA DEN WIDERSPRUCH WAGEN Die Arbeit mit den Chiefs erfordert eine be- sondere Sensibilität. Hilda Tadria, der Leiterin EIN TRAINING FÜR LOKALE AUTORITÄTEN ZUR SITUATION von MEMPROW, gelingt der Spagat zwischen VON FRAUEN UND MÄDCHEN wertschätzendem Umgang und provokanten Wenn die Frauenrechtsorganisation MEMPROW in Norduganda zum Training einlädt, Fragen. Sie schafft es, die Chiefs auf ihre Sei- kommen auch gestandene Gemeindeautoritäten ins Grübeln. Die lokalen Chiefs ha- te zu holen – und sie im Laufe des Trainings ben oft traditionelle Geschlechtervorstellungen. Frauen und Mädchen, so denken viele, sichtlich ins Grübeln zu bringen. haben sich den Bedürfnissen von Männern unterzuordnen. MEMPROW stellt dieses Denken in Frage und setzt sich für ein gesamtgesellschaftliches Umdenken ein. „Keiner hat sich um mich gekümmert“ enn eine Frau ihr eigenes Geld ver- MEMPROW engagiert sich seit über zehn Jah- „W dient, verursacht das Konflikte in der Familie.“ Die versammelten Männer wer- PROJEKTREGION ren in Norduganda. Einen Schwerpunkt bilden Trainings für minderjährige Mütter. Frühe den gebeten, sich zu dieser Aussage zu posi- Schwangerschaften und Hochzeiten sind nicht tionieren. Sie sind sich an diesem Punkt einig DR Kongo Nebbi Distrikt selten eine Folge von Verzweiflung und Pers- – eigentlich. Doch etwas hat sich in den letzten Uganda pektivlosigkeit. „Ich musste schon als Kind viel Kenia Stunden verändert. Einige der Männer disku- Ruanda arbeiten. Keiner hat sich um mich gekümmert. tieren leise miteinander, zögern merklich. Eine Als ich 14 Jahre alt war, beschlossen meine El- © Rendel Freude/medica mondiale Burundi kleine Gruppe von Männern fasst schließlich Tansania tern, mein Schulgeld nicht mehr zu bezahlen“, Mut und positioniert sich unter dem Schild erzählt Doreen, eine Trainingsteilnehmerin. „I disagree“ – „Ich stimme nicht zu“. „Was sollte ich machen? Ich habe mich ent- Sensibel, nachhaltig – und provokant schieden, mir einen Mann zu suchen, von dem ich auch schwanger wurde. Dann fing er an, Es handelt sich hier um ein ganz besonde- mich zu schlagen.“ res Training. Die feministische Organisation MEMPROW, eine Partnerorganisation von Um den Mädchen einen Ausweg aus der Spi- medica mondiale, hat 20 Chiefs im Nordwes- rale von Armut und Gewalt zu ermöglichen, ten Ugandas zusammengerufen. Direkt dem zeigt MEMPROW ihnen in den Trainings neue König untergeordnet, genießen die Chiefs Perspektiven auf. Die Mädchen lernen, dass eine hohe gesellschaftliche Stellung und be- sie Rechte haben und wie sie diese einfordern © Inga Neu/medica mondiale einflussen in ihrer Haltung und mit ihren Ent- können. Sie erhalten Informationen zu Kinder- scheidungen das Leben in der Gemeinschaft. erziehung und Familienplanung und üben in MEMPROW setzt deswegen neben seiner Ar- Kleingruppen, Kapital anzulegen und Inves- beit mit Frauen und Mädchen ganz bewusst an titionen zu planen. Diese stärkenden Work- dieser Schnittstelle an. Nur durch gesellschaft- shops kann MEMPROW jedoch nicht ohne die „Ich stimme nicht zu“: Die Positionierung gegen traditi- liches Umdenken, so ihre Überzeugung, kann Unterstützung der lokalen Autoritäten durch- onelle Geschlechterrollen und für Frauenrechte erfordert Überzeugungsarbeit. nachhaltige Veränderung gelingen. führen. Nur so gelingt es der Organisation, die 06 memo medica mondiale | 1-2019
PROJEKTÜBERSICHT PROJEKT: Gemeindesensibilisierung und Selbsthilfetrainings für Mädchen PROJEKTREGION: Nebbi Distrikt, Norduganda PARTNERORGANISATIONEN: MEMPROW (Mentoring and Empowerment Programme for Young Women) MASSNAHMEN: Training für lokale Autoritäten sowie Aufklä- rung für Gemeinden zum Schutz von Mäd- chen vor Gewalt Bei den Trainings von MEMPROW lernen junge Frauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Fünftägige „Life skill trainings“ für junge Mütter und von Gewalt betroffene Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren Mädchen gezielt anzusprechen – und für ihre res Königreichs zwei Königinnen gab. Warum Workshops zur Ausbildung unternehme- Trainings mit Frauen und Mädchen auch den gibt es dann nur männliche Chiefs, fragt Hilda. rischer Fähigkeiten notwendigen Rückhalt in der Gemeinde zu Einige Männer haben eine Erklärung, andere Aufklärung zu Kinderrechten und sexueller und reproduktiver Gesundheit erhalten. protestieren. Eins ist in jedem Falle deutlich: MITTEL: Förderung seit Mai 2015 durch den Die Diskussion ist gerade erst in Gang gekom- Projektefonds (Spenden) Die Chiefs sind im Laufe des Trainings sicht- men. n SO VIEL KOSTET UNSERE HILFE: lich in Fahrt gekommen. „Männer sind natür- 16 Euro kostet die Teilnahme eines Mäd- liche Anführer“, formuliert Hilda und bittet die chens an einem Training von MEMPROW. MEHR ZUR ARBEIT VON MEDICA MONDIALE Für rund 55 Euro erhalten junge Mütter ein Männer, sich zu positionieren. Nun sind es IN UGANDA UNTER: Startkapital, mit dem sie sich eine neue schon mehrere Männer, die nicht zustimmen. Existenz aufbauen können. bit.ly/Uganda_medicamondiale Ein Mann weiß, dass es in der Geschichte ih- memo medica mondiale | 1-2019 07
PROJEKTE DEUTSCHLAND DER ÜBERFORDERUNG ETWAS ENTGEGENSETZEN EIN NEUES PROJEKT QUALIFIZIERT FACHKRÄFTE IN DER ARBEIT MIT GEFLÜCHTETEN FRAUEN Frauen, die vor Gewalt und Krieg geflohen Was passiert in diesem Projekt? medica mondiale arbeitet vor allem in sind, sind oft schwer traumatisiert. Statt Über drei Jahre, von 2018 bis 2021, schulen Konflikt- und Krisengebieten. Wieso die Ent- Schutz zu erfahren, leiden sie unter unsi- wir Fachkräfte, die mit geflüchteten Menschen scheidung, auch in Deutschland ein Projekt cheren Bleibeperspektiven und erleben arbeiten. Sie lernen stress- und traumasensib- anzubieten? nicht selten neue Gewalt. Mit der Förde- le Ansätze kennen, um in den Unterkünften Im Jahr 2015 haben sich die Anfragen an rung von Aktion Mensch hat medica mon- diale ein deutschlandweites Projekt ins und Beratungseinrichtungen besser auf die uns gehäuft. In Beratungsstellen und Unter- Leben gerufen, um den besonderen He- Bedürfnisse von Frauen eingehen zu können. künften gab es viele QuereinsteigerInnen, rausforderungen von geflüchteten Frauen Letztendlich geht es dabei natürlich um den die kaum Wissen zur Wirkung von Trauma zu begegnen. Schutz und die Stärkung von geflüchteten und Gewalt hatten. Wir waren hier wichtige Frauen und Mädchen. Ansprechpartnerinnen, weil wir Expertise in Gewaltschutz und Traumasensibilität © Anna Verena Müller/medica mondiale sind keine kurzfristigen Unterfangen Petra Keller leitet das Projekt „Empowerment First!“ bei medica mondiale. Im ständigen Notfallmodus zu sein, so be- Was lernen die Fachkräfte zum Beispiel? schreibt die Mitarbeiterin einer Geflüchteten- Die Trainings sollen helfen, die Mitarbeiten- unterkunft ihre Arbeit. Die Belastung ist hoch, den zu sensibilisieren: Welche Erfahrungen und die besonderen Bedürfnisse von Frauen, von Gewalt, gerade von sexualisierter Gewalt, © Petra Keller/medica mondiale die Gewalt erlebt haben, überfordern die Mit- erleben Frauen vor, während und nach der arbeitenden häufig. Das Projekt „Empower- Flucht? Warum ist eine sichere Umgebung so ment First!“ will dieser Überforderung etwas wichtig für Frauen, die Gewalt erlebt haben, entgegensetzen. Wie das gelingt, erklärt die und was können wir in unserer Einrichtung Projektleiterin Petra Keller. dazu beitragen? 08 memo medica mondiale | 1-2019
der Arbeit mit traumatisierten Frauen und Der Mangel an Privatsphäre trifft alle Geflüch- reits etwas länger in Deutschland leben, darin, Erfahrung in Kriegs- und Konfliktländern mit- teten in Unterkünften, aber stellt für Frauen andere Frauen zu unterstützen. Dieser Ansatz bringen. Gleichzeitig haben wir beobachtet, ein besonderes Problem dar. Zimmertüren ist für beide Seiten bereichernd. Ich erinne- wie sich die Lage bei uns verschärft. Es gibt lassen sich häufig nicht abschließen, Frauen re mich an eine Frau, die vor einigen Jahren immer weniger Geld für die Arbeit mit Geflüch- berichten, dass sie sich nicht trauen, nachts noch als Klientin beim Jugendamt war. In ei- teten. Gute Initiativen, wie der Einsatz von auf Toilette zu gehen. Die meisten Frauen ner Schulung hat sie dann eine Mitarbeiterin GewaltschutzkoordinatorInnen, wurden nach wissen auch gar nicht, welche Rechte sie hier vom Jugendamt beraten und konnte dabei kurzer Zeit eingestellt. Aber Gewaltschutz und in Deutschland haben. Erlebt eine geflüchte- sehr praxisnahe Hinweise geben. Diese Rol- Traumasensibilität sind keine kurzfristigen te Frau partnerschaftliche Gewalt, behält sie lenverschiebungen legen oft ganz neue Ener- Unterfangen! Uns war es deswegen wichtig, das möglicherweise für sich, weil sie nicht das gien frei. n der derzeitigen Praxis ein nachhaltiges Projekt Asylverfahren der Familie gefährden will. entgegenzusetzen. PROJEKTÜBERSICHT Wie begegnet das neue Projekt diesen Was sind die besonderen Probleme von Problemen? PROJEKT: „Empowerment First! Förderung von geflüchteten Frauen? Die Trainings haben eine starke Praxisorien- Gewaltschutz, Inklusion und Traumasensibilität” tierung. Es geht darum, die Fachkräfte für die PROJEKTREGION: Deutschland Mehrfachbelastungen von Frauen zu sensi- LAUFZEIT: 2018-2021 MASSNAHMEN: bilisieren und nachhaltiges Wissen über Un- Fortbildung im stress- und traumasensiblen terstützungsmöglichkeiten aufzubauen: An Ansatz für 8 Peer-to-Peer-Expertinnen und welche Institutionen können sie die Frauen 15 Trainerinnen verweisen? Wie können sie ihre Einrichtung Schulungen für insgesamt ca. 540 haupt- und ehrenamtliche UnterstützerInnen von sicherer gestalten? Viele TeilnehmerInnen be- Menschen mit fluchtspezifischer Gewalter- richten, dass sie nach unseren Trainings mit fahrung einem ganz neuen Blick durch die Unterkünfte Fortbildungsreihe für 30 Leitungspersonen gehen. von zwei zentralen Unterbringungseinrich- tungen in Nordrhein-Westfalen Stärkende Gruppenangebote für geflüchtete Werden in dem Projekt auch Geflüchtete direkt Frauen in zwei Unterbringungseinrichtungen angesprochen? MITTEL: Förderung durch Aktion Mensch Wir haben einen Peer-to-Peer-Ansatz etabliert, NÄCHSTE FORTBILDUNG ZUR das bedeutet „von gleich zu gleich“. Geflüchte- SELBSTFÜRSORGE: 5.-7.9.2019 (ganztägig), offen für Personen, die mit geflüchteten te Frauen werden oft nur als schutzbedürftig Frauen arbeiten. Anmeldung über dargestellt. Aber viele tragen enormes Po- seminare@medicamondiale.org. tential in sich. Wir schulen deswegen gezielt Frauen mit eigener Fluchterfahrung, die be- WEITERE INFORMATIONEN ZU UNSEREN FORTBILDUNGEN FINDEN SIE UNTER : Die Trainerin Helene Batemona-Abeke (links) im Gespräch bit.ly/fortbildungen_medicamondiale mit dem Teilnehmer einer Fortbildung. memo medica mondiale | 1-2019 09
POLITIK & MENSCHENRECHTE DAMIT DAS RAD SICH WIEDER VORWÄRTS DREHT DER EINSATZ FÜR FRAUENRECHTE BEI DEN VEREINTEN NATIONEN Wie kann ein besserer Mutterschutz gelingen? Wie können Frauen vor Altersarmut geschützt werden? Wie kann sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz verhindert werden? Diese und viele weitere Fragen verhandel- ten die Mitglieder der 63. Frauenrechtskommission, die vom 11.-22. März 2019 in New York tagte. D ie letzte Weltfrauenkonferenz fand 1995 in Peking statt. Sie stand deutlich unter dem Zeichen von Bosnienkrieg und Genozid in werden sollen. Das Abschlussdokument der Veranstaltung legte zudem eine Reihe konkre- ter Maßnahmen zur Förderung der Gleichstel- xuellen und reproduktiven Rechte von Frauen und Mädchen unter Druck geraten und wird ihr Selbstbestimmungsrecht erneut in Frage ge- Ruanda. So befassten sich die TeilnehmerIn- lung fest. stellt. „Was in Peking verhandelt wurde, wäre nen mit der Situation von Frauen in bewaffne- heutzutage nicht mehr erreichbar“, so lautet ten Konflikten und legten unter anderem fest, Seit Peking scheint sich das Rad in Sachen das Urteil von Jeannette Böhme, Referentin dass Frauen an Friedensprozessen beteiligt Frauenrechte eher rückwärts gedreht zu ha- für Politik und Menschenrechte bei medica und vor sexualisierter Kriegsgewalt geschützt ben. Gerade in den letzten Jahren sind die se- mondiale. Den Geist von Peking reaktivieren Umso wichtiger sind die Aktivitäten der Frau- enrechtskommission, die jedes Jahr in New York tagt. Die Frauenrechtskommission ist ein Organ des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen. Ihr gehören 45 Staaten an, darunter auch Deutschland. Ihre Aufgabe ist es, die Umsetzung von Frauenrechten welt- weit zu prüfen und weiterzuentwickeln. Am Ende des Treffens verabschiedet die Kommis- sion in jedem Jahr ein Abschlussdokument, das Empfehlungen für die vorher festgelegten Schwerpunktthemen formuliert. Diese gilt es © Jeannette Böhme/medica mondiale im Anschluss auf nationaler Ebene umzuset- zen. Musik, Dichtkunst und Vorträge begleiten die Frauenrechtskommission. 10 memo medica mondiale | 1-2019
Neben den offiziellen Verhandlungen zur Ver- abschiedung des Abschlussdokuments zeich- net sich die Frauenrechtskommission durch ein umfassendes Rahmenprogramm aus. © Jeannette Böhme/medica mondiale Nichtregierungsorganisationen und Staaten organisieren eine Vielzahl von Veranstaltun- gen zu aktuellen frauenpolitischen Themen – beispielsweise zum Schutz von Frauenrechts- verteidigerinnen oder zur Beteiligung von Frau- en an Friedensprozessen. Jeannette Böhme von medica mondiale bei der Eröffnungsveranstaltung der 63. Frauenrechtskommission in New York „Frauen übernehmen quasi für zwei Wochen die Vereinten Nationen“ kämpfen für ihre Rechte“, beschreibt Jean- Im kommenden Jahr wird die Frauenrechts- Auch in diesem Jahr trafen sich auf der Frau- nette Böhme ihren Eindruck. Bereits am Tag kommission im Zeichen der letzten Weltfrau- enrechtskommission über 10.000 staatliche vor der offiziellen Eröffnung durch die Kom- enkonferenz von Peking stehen. „Peking+25“ und zivilgesellschaftliche VertreterInnen, um missionsvorsitzende und den Generalsekretär lautet entsprechend das Motto. Dann wird es über Fragen der sozialen Sicherung mit einem der Vereinten Nationen versammelten sich darum gehen, die Umsetzung der in Peking besonderen Schwerpunkt auf Gleichstellungs- Vertreterinnen der Zivilgesellschaft zur Auf- gefassten Beschlüsse auf den Prüfstand zu politik zu diskutieren. Zur Teilnahme sind beim taktveranstaltung. Mit Musik, Dichtkunst und stellen. Inwieweit sind Staaten und die inter- Wirtschafts- und Sozialrat registrierte zivilge- Fachdiskussionen läuteten sie die 63. Frauen- nationale Gemeinschaft ihren Verpflichtun- sellschaftliche Organisationen berechtigt. rechtskommission ein. „Das war auf jeden Fall gen gerecht geworden? Wo besteht weiterhin medica mondiale war zum ersten Mal dabei ein Kontrast zu den formalen Verhandlungen Handlungsbedarf? Gerade in dieser schwieri- – und nutzte die Gelegenheit, sich mit Aktivis- der Kommission - energiegeladen und solida- gen Zeit für Frauenrechte ist ein solcher prü- tInnen weltweit zu vernetzen. risch!“, so Böhme weiter. „Diese Treffen sind fender Blick notwendig – und bleibt es wichtig, nicht nur wichtig für programmatische Schwer- dass zivilgesellschaftliche Aktivistinnen laut „Die Stimmung ist einzigartig. Frauen über- punktsetzungen, sondern auch, um den ge- und unüberhörbar ihre Stimme erheben. n nehmen quasi für zwei Wochen die Vereinten meinsamen Kampfgeist am Leben zu erhalten Nationen. Sie bringen ihre Anliegen vor und und weiterzuentwickeln!“ memo medica mondiale | 1-2019 11
IM EINSATZ „MEINE FREIHEIT IST NICHT GENUG“ DIE FRAUENRECHTSAKTIVISTINNEN BAHAR ALI UND DR. BAYAN KADER RASUL IM INTERVIEW Im Jahr 2013 entschlossen sich Bayan Kader Rasul und Bahar Ali, die Frauenrechtsorganisation EMMA © medica mondiale („Wir“) zu gründen. Mittlerweile hat EMMA 32 Mitarbeiterinnen und erreicht mit ihrer Arbeit Tausende von Frauen im Nordirak. Mit medica mondiale verbinden Dr. Bayan Kader Rasul (links) und Bahar Ali von der nordirakischen Frauenrechtsorganisation EMMA EMMA neben dem Kampf gegen sexua- lisierte Gewalt und der feministischen Wie kam es zu der Entscheidung, Bahar Ali: Über unsere psychosozialen Bera- Grundhaltung seit 2018 auch zwei ge- EMMA zu gründen? tungsangebote können wir die Frauen direkt meinsame Projekte. Bahar Ali: Wir waren beide nach einer länge- erreichen. Wir haben unsere Aufgabe aber im- ren Zeit im Ausland in den Irak zurückgekehrt. mer auch in der politischen Arbeit gesehen. Seit wann engagieren Sie sich für Das Ankommen ist mir sehr schwergefallen. Wir wollen Gesetze beeinflussen, wir wollen Frauenrechte? Ich fühlte mich bei meiner Arbeit in einer etwas bewegen! Seit einiger Zeit arbeiten wir Bahar Ali: Wir beide kommen aus einer politi- Menschenrechtsorganisation oft in meinem zum Beispiel mit dem Bildungsministerium, schen Familie. Auch meine Mutter, die keine politischen Engagement zurückgehalten. Dr. um Gender Mainstreaming in der Schulbil- Schulbildung erfahren hat, war überzeugte Bayan, die ich seit den 1990er Jahren ken- dung zu etablieren. Feministin. Mir hat dagegen das Lesen die ne, hatte das gleiche Empfinden. „Lass uns Augen geöffnet. unsere eigene Frauenorganisation gründen“, Welche Herausforderungen erleben dachten wir uns. Sie bei der Arbeit? Bayan Kader Rasul: Die Bücher von Nawal El Bayan Kader Rasul: Für unseren Einsatz er- Saadawi waren für uns beide prägend. Wir sind Was ist seitdem passiert? fahren wir viele Anfeindungen. Männer werfen in einer sehr patriarchalen Gesellschaft aufge- Bayan Kader Rasul: Wir haben schon früh uns vor, dass wir ihre Frauen aufhetzen. Auch wachsen. Als Ärztin habe ich in meiner Arbeit damit angefangen, Mütter in Krankenhäu- die Angriffe der Medien werden immer hef- so viele Frauen gesehen, die Gewalt erfahren sern zum Thema Genitalverstümmelung zu tiger. Unsere gegenseitige Unterstützung ist haben. Ich habe mir oft anhören müssen, dass beraten. Unser Konzept wurde nun vom Ge- sehr wichtig, um weiterhin Kraft für unseren es mir doch gut gehe, dass ich doch gar nicht sundheitsministerium übernommen und wird Einsatz zu schöpfen. n selbst unterdrückt sei. Da habe ich immer erwi- mittlerweile in vielen Gesundheitszentren ein- dert: „Meine Freiheit reicht aber nicht!“ gesetzt. 12 memo medica mondiale | 1-2019
ENGAGEMENT UND AKTIONEN © Ulla Burghardt/medica mondiale © MediaCompany/medica mondiale Die Veranstaltung „Vererbte Geschichte(n)“ am 4. April 2019 beschäftigte sich mit den Langzeitfolgen von Kriegsvergewaltigungen. KEIN KRIEG AUF MEINEM KÖRPER Tagtäglich befinden sich Frauen und Mäd- erbte Geschichte(n)“ am 4. April, die sich GEWALT, TRAUMA chen in einem Krieg, der auf Grund ihres Ge- mit den Langzeitfolgen von Kriegsvergewalti- UND GERECHTIGKEIT schlechts gegen sie geführt wird. Seit mehr gungen auseinandersetzte. Dort wurde auch als 25 Jahren kritisieren wir dieses Unrecht eine neue Broschüre mit Fachbeiträgen zu „Kriegsvergewaltigungen geschehen nicht - und starteten 2018 die Kampagne „Kein sexualisierter Gewalt, Trauma und Gerechtig- einfach im luftleeren Raum. Sie sind die ,lo- Krieg auf meinem Körper“, mit der wir auf keit vorgestellt (siehe Infokasten). gische‘ Fortsetzung und eine der massivsten die Situation von Frauen in Konfliktregionen Folgen der weltweit vorherrschenden patri- aufmerksam machen. Auch 2019 führen wir archalen Strukturen.“ So schreiben Monika MEHR INFORMATIONEN ZUR KAMPAGNE: unsere Kampagne weiter. Ein besonderes Hauser und Sybille Fezer im Vorwort der www.kein-Krieg-auf-meinem-Körper.de Highlight war die Abendveranstaltung „Ver- Fachbroschüre „Kein Krieg auf meinem Körper“. Die von medica mondiale heraus- gegebene Broschüre stellt das Thema sexu- SIE MÖCHTEN UNSERE © Anna Verena Müller/medica mondiale alisierte Kriegsgewalt in einen breiten gesell- ARBEIT UNTERSTÜTZEN? schaftlichen Kontext. Sie zeigt Zusammen- Es gibt viele Möglichkeiten! Tolle Aktionen hänge zum Alltagssexismus auf, gibt einen in den letzten Jahren waren die Bücherbör- Einblick in die politische Traumaarbeit von sen der Aktion Weitblick in Gelsenkirchen, medica mondiale und formuliert Anforderun- Weihnachtsmärkte und Wallfahrten der Fre- ckenhorster Fraueninitiative, eine Tombola gen an eine opferzentrierte Strafverfolgung. des Hilfswerks des Rotary Clubs Coesfeld- Jutta Rating Baumberge sowie Benefizkonzerte des Ge- mischten Damenchors Saarbrücken oder des Tel. 0221-93 18 98-21 Die Broschüre können Sie ab sofort unter info@medicamondiale.org bestellen Gürzenich Kammerorchesters Köln. Überlegen Für weitere Auskünfte, sowie um aktuelles Sie, eine Spendenaktion zu unseren Gunsten Infomaterial, Postkarten oder Aufkleber oder als PDF herunterladen unter zu organisieren? für Ihr Event zu bestellen, können Sie mich www.medicamondiale.org/service/ gerne auch per E-Mail kontaktieren unter mediathek. RUFEN SIE MICH GERNE AN. spenden@medicamondiale.org memo medica mondiale | 1-2019 13
SERVICE WER KÜMMERT SICH UM MEINEN NACHLASS? Immer wieder fragen uns SpenderInnen, der Bundesnotarkammer im Zentralen Tes- ob und wie sie medica mondiale in ihr tamentsregister vermerkt. Registriert werden Testament aufnehmen können. Mit dem dabei lediglich die Daten des oder der Erblas- Wunsch „Mein Erbe tut Gutes“ möchten serIn, Art und Datum des Testaments sowie sie ihr Engagement über das eigene Le- die Verwahrstelle; der Inhalt der Urkunde wird bensende hinaus fortsetzen – und mit dem Nachlass weiter dahin wirken, dass nicht gespeichert. Durch die Registrierung ist Frauen und Mädchen in einer gerechteren das Testament gut auffindbar. Im Todesfall Welt leben. kann die Eröffnung des Testaments schnell erfolgen und der Nachlass effizient abgewi- Es ist möglich, medica mondiale im Testament ckelt werden. zu berücksichtigen. Wie viele Organisationen © Marisa Reichert/medica mondiale sind wir vom Finanzamt als gemeinnützig Wenn Sie kein notarielles Testament verfasst anerkannt und bei Erbschaften, Vermächt- haben, kann sich dieser Prozess verzögern. nissen und Schenkungen steuerbefreit. Uns Aber auch hier ist derjenige, der das Testa- zugewandtes Vermögen kommt deshalb un- ment findet oder es in Verwahrung hat, ver- geschmälert unserer Arbeit zugute. Bei der pflichtet, es beim Nachlassgericht abzugeben. Umsetzung sind wir natürlich gern behilflich. Schenkung auf Widerruf Unterstützung bei der Sollen wir diese Aufgaben übernehmen, spre- Nachlassabwicklung chen Sie frühzeitig mit uns, denn es sind viele Ein weiteres Modell des langfristigen Enga- Fragen zu klären. Über unser Netzwerk kön- gements ist die Schenkung. Sie erlaubt eine Auf Wunsch übernimmt medica mondiale als nen wir Ihnen erbrechtliche Beratung in Ihrer hohe Flexibilität: Falls Sie das Geld doch noch Erbin die Nachlassabwicklung: Von der Bestat- Region vermitteln. Auch eine kostenfreie Erst- einmal brauchen, können Sie auf die Schen- tung und Grabpflege über Wohnungsauflösung beratung ist möglich. kung bis zu Ihrem Lebensende zurückgreifen. bis hin zur Übertragung der Vermögenswerte Bis dahin wirken Ihre Zinsen. Sie können ver- regeln wir alles mit größter Sorgfalt. Wir bin- Register für Testamente fügen, dass die Schenkung nach dem Tod bei den im Zweifelsfall erfahrene FachanwältIn- der Organisation bleibt. Das macht Sie und nen für Erbrecht ein, die die korrekte Abwick- Wir empfehlen, dass Sie Ihr Testament beim uns flexibel und lässt höhere Beträge schon lung unterstützen. Amtsgericht hinterlegen. Dadurch wird es bei jetzt dauerhaft für den guten Zweck wirken. n 14 memo medica mondiale |1-2019
© Cristina Conti - Adobe Stock Foto: © Anna Verena Müller / medica mondiale Hanna Hilger Ansprechpartnerin für Schenkung, Stiftung und Nachlass Tel. 0221-93 18 98-48 E-Mail: hhilger@medicamondiale.org
medica mondiale im Einsatz Bosnien und Herzegowina Deutschland www.medicamondiale.org n Medica Zenica n medica mondiale n Budučnost – Bürgerinnenvereini- gung „Zukunft“ n Citizen Association Vive Žene – Kroatien Bürgerinnenverein Vive Žene n ROSA, Centre for Women War Victims – Zentrum für weibliche Kriegsopfer n Kuca SEKA – Frauenorganisation SEKA Serbien n Maja Kravica – Frauenvereinigung n Association of Roma Novi Becej – „Maja“ aus Kravica Verband der Roma von Novi Becej n The Forgotten Children of War Afghanistan n Medica Afghanistan Kosovo Sierra Leone n Medica Gjakova n Action Pro – Bewegung für die Rech- n KRCT, Kosova Rehabilitation te von Kindern und jungen Frauen Centre for Torture Victims – n Stiftung „Choices and Voices“ für Rehabilitierungszentrum für Frauen und Mädchen Folteropfer n Girl2Girl Empowerment Movement – Bewegung Stärkung von Mädchen Irak für Mädchen Burundi n Haukari e. V.– Solidarität/Unterstützung n WEAP – Stärkung von Frauen und n Maison Marthe Robin pour la vie – n Emma, Organization for Human Development – Verband für Fortschritt Marthe Robin-Haus für das Leben „Wir“ - Organisation für menschliche Entwicklung n MUKENYEZI MENYA – Frieden, Gleichbe- n medica mondiale rechtigung, Entwicklung, Menschenrechte n Nturengaho Uganda n FOWAC – Stiftung für von Konflikten betroffene Frauen n MEMPROW – Mentoring und Empowerment Programm für junge Mädchen Elfenbeinküste n WANEP-CI – Westafri- Ruanda kanisches Netzwerk für n SEVOTA – Solidarität für die Entfaltung von Witwen und Friedensförderung Waisen zur Förderung von Arbeit und Selbsthilfe Kolumbien n CEF-CI – Frauenzentrum n Corporación Educativa für Demokratie und Demokratische Republik Kongo – Osten Combos – Bildungs- Menschenrechte n ADDF – Verein zur Verteidigung von Frauenrechten vereinigung Combos n AFPDE – Frauenverein für die Förderung innergesellschaftlicher Entwicklung n EPF – Gemeinsam zur Stärkung von Frauen und Familie Liberia n HAM – Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung für Frauen n Medica Liberia n La Floraison – Die Blüte n LFF – Feministisches Forum n PAIF – Förderung und Unterstützung von Fraueninitiativen Liberia n RAPI – Assoziatives Netzwerk für integrale Psychologie n RFDP – Frauennetzwerk für Rechte und Frieden Stand: April 2019 Setzen auch Sie sich ein! Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen. Denn unsere Arbeit medica mondiale e. V. für Frauen aus Kriegs- und Krisengebieten ist langfristig. Auch IBAN: DE92 3705 0198 0045 0001 63 wenn der Krieg beendet ist – das Trauma ist für die Frauen noch BIC: COLSDE33 lange nicht vorbei. Helfen Sie uns, damit wir handeln können. Sparkasse KölnBonn Danke!
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