1 / 2020 April - Philatelisten Bern

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1 / 2020 April

Fischer Post: Teilfranko-Faltbrief vom 1. Juli 1755 aus Bern via Genf und Lyon
an den Seigneur von Montrevauste in Tournus (Saône et Loire) von dessen
Schwester. Französischer Stempel von Genf. 4 Kreuzer rückseitig bis Genf
vorausbezahlt, 6 Sols (Tinte neben Stempel) bezahlte der Empfänger in
Frankreich.
                      (Artikel zu diesem Brief und weitere Abbildungen im Innenteil)
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Liebe Vereinsmitglieder, liebe Briefmarkenfreunde
Markus Sinniger, Präsident

Die Mitgliederversammlung mit 50 Anwesenden ist vorbei. Erfreulicher-
weise konnten wir neu Frau Suzanne Auer für die Arbeit im Vorstand ge-
winnen. Sie wird vorerst noch kein konkretes Amt übernehmen da sie erst
im Herbst beruflich entlastet wird. Es ist aber erfreulich, dass sich in unse-
rem so von Männern dominierten Verein, eine Frau sich an der Verantwor-
tung beteiligt.
Leider ist unser Vereinsleben durch das Corona-Virus vollständig zum Erlie-
gen gekommen. Seit unserer Kleinauktion im März konnten keine Treffen
mehr stattfinden. Unsere Vereinsmitglieder gehören sowieso mehrheitlich
                               zur Risikogruppe. Ich hoffe, dass alle Mitglieder
                               von der Krankheit verschont worden sind.
                               Aus diesem Grund werden wir unsere Aktivitä-
                               ten auch nicht vor Anfangs August 2020 wieder
                               aufnehmen; «so rasch wie möglich und so
                               langsam wie nötig». Ich hoffe, dass es dann
                               möglich sein sollte. Eine präzisere Information
                               werde wir Ihnen im Informationsheft 2 liefern.
                               Ich hoffe, dass wir unsere ausgefallenen Vorträ-
                               ge eventuell im 2. Halbjahr 2020 nachholen kön-
                               nen. Auch werden wir versuchen unsere Klein-
                               auktionen «aufzustocken». Unser Lager ist zur-
                               zeit mit «Nachlassmaterial» aufgefüllt.
                               In der Zwischenzeit konnten wir für unsere Bib-
liothek einen grösseren Raum mieten. Hier hat nun auch unser Archiv einen
Platz gefunden und es erlaubt uns, Material für unsere Kleinauktionen zu
lagern.
Ich möchte Sie noch auf einen neuen Briefmarkenbogen aufmerksam ma-
chen. Die Briefmarke «Covid-19» ist bei der Post erhältlich. Der Bogen mit 10
Marken à 1.- Fr. kostet Fr. 50.-.
Die Einnahmen gehen vollum-
fänglich an die Glückskette und
das Schweizerische Rote Kreuz.

Ich wünsche allen einen schönen
Sommer und bleiben Sie gesund

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Hauptversammlung 17. Februar 2020
Protokoll / Bernhard Moser

Pfarreiheim St. Antonius, Morgenstrasse 65, 3018 Bern: 19.30—20.45
1.   Begrüssung
     Markus Sinniger begrüsst 49 Mitglieder. Entschuldigt sind V. Häusel-
     mann, R. Köchli, P. Iseli, J. Jakob, R. Villars, W. Schmutz, A. Czekalla
     und H. Holzer.
2.   Die Traktandenliste wird genehmigt
3.   Stimmenzähler: Walter Burri wird einstimmig gewählt
4.   Das Protokoll der HV 2019 wird einstimmig genehmigt
5.   Der Bericht des Präsidenten wird genehmigt und sein Einsatz mit ei-
     nem herzlichen Dankeschön und einem tosenden Applaus gewürdigt.
     Totenehrung: Den im Vereinsjahr 2019 Verstorbenen Hans-Ulrich
     Aeberhard, Heinrich Bäbler und Ernst Kühni wird mit einer Schweige-
     minute gedenkt.
6.   Bericht des Rundsendeleiters: B. Spörri
     Es geht weiterhin tendenziell bergab. Weniger Teilnehmer und weniger
     Einlieferer. Insgesamt wurden 229 Hefte im Wert von ca. Fr. 55‘000.–
     eingeliefert. 48 Sendungen gingen in Umlauf, bei Entnahmen von ca.
     Fr.11‘500.-
7.   Mitgliedermutationen: B. Moser
     Nebst den Verstorbenen und Austritten—vor allem aus
     Altersgründen—konnten wir auch 4 Neumitglieder begrüssen.
     Die Mitgliederzahl per Ende 2019 beträgt 222.
8.   Bericht über das Kurswesen: Arnold Grimm
     Siehe separaten Abdruck im hinteren Teil des Infoblattes.
9.   Kassabericht und Jahresrechnung: H. Rüedi
     Personelles: Im Oktober übernahm Hans Rüedi einen grossen Teil der
     Aufgaben von Peter Iseli. Die verschiedenen, zum grossen Teil sehr auf-
     wendigen Arbeiten erwiesen sich als zu komplex für einen
     „Neueinsteiger“. Die anstehenden Arbeiten konnten jedoch alle fristge-
     recht erledigt werden und führten zu einem sauberen Jahresabschluss.
     Zahlen: Bilanz und Rechnung wurden schriftlich verteilt. Das Vereins-
     jahr 2019 schliesst mit einem Verlust von Fr. 802. Dies ist deutlich weni-
     ger als budgetiert und vor allem auf das hervorragende Ergebnis der
     Weihnachtsauktion zurückzuführen.
     Im weiteren ist aber auch wieder einmal zu erwähnen, dass der Auf-
     wand in den Bereichen Rundsendungen und Kleinauktionen in keinem
     Verhältnis steht zu den Erträgen.

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Aber es sind Dienstleistungen unseres Vereins!
10.   Bericht der Rechnungsrevisoren: Bruno Huber
      Die Rechnung wurde geprüft und für richtig befunden.
      Dem Kassier und dem Vorstand wird einstimmig Dechargé erteilt.
11.   Wahlen:
      Präsident: Markus Sinniger wird einstimmig wiedergewählt
      Neu: Susanne Auer wird in den Vorstand gewählt
      Die restlichen Vorstandsmitglieder werden in globo wiedergewählt
      (H. Rüedi, B. Moser, B. Spörri, P. Pfander, A. Grimm, P. Iseli, R. Köchli)
       Rechnungsrevisoren 2020: Bruno Huber und Hans-Werner Dorn
12. Beschlüsse:
12.1. Mitgliederbeiträge bleiben unverändert
12.2. Entschädigung Vorstand: Eine Erhöhung auf Fr. 6‘000.– wird einstim-
       mig genehmigt.
12.3. Das Budget 2020 sieht einen Verlust von 6‘540.– vor. Das Ergebnis wird
       jedoch stark von den Erträgen der Auktionen und Rundsendungen
       abhängen.
12.4. Ausschlüsse und Streichungen: Keine
13. Anträge: Keine eingegangen
14. Ehrungen:
14.1. Veteranen
       25 Jahre Mitgliedschaft: Martin Abplanalp, Hans Buser, Markus Fors-
       ter, Louis Gerster, René Kistler, Roland Kupferschmid
       50 Jahre Mitgliedschaft: Urs Seiler
       Louis Gerster und Martin Abplanalp erhalten das Abzeichen und eine
       Flasche Wein. Den nicht Anwesenden wird das Abzeichen zugeschickt.
 14.2. Fleisspreis: Herbert Reist (an 45 Abenden anwesend), Hans-Peter Jost
       (44) und Walter Schmutz (43) werden für ihr aktives Teilnehmen mit
       einem Präsent belohnt.
15. Verschiedenes
       Vereinswettbewerb: Leider hat auch in diesem Jahr nur 1 Mitglied ei-
       nen entsprechenden Beitrag abgegeben. Peter Pfander zum Thema
       „Österreichischer Lloyd (Lloyd Austriaco). Die Arbeit wird verdankt
       und die Sammlung kann für Interessierte eingesehen werden.
Einen grossen Dank an Markus für die Organisation des finalen Imbisses!

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Meine Bank will doch nur mein Geld
       besonders gut anlegen.

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25 Jahre Mitgliedschaft:                       Fleisspreis:
Martin Abplanalp und Louis Gerster        Herbert Reist und Hans-Peter Jost

Philatelica'19 – Tag der Briefmarke in Bulle
Urs Beck

Was? Wann? Wo? Wer?
Was? Philatelica'19, Ausstellung der Stufen II und III und Tag der Briefmar-
ke.
Wann? Donnerstag bis Sonntag, 28. November bis 1. Dezember 2019.
Wo? Espace Gruyère, 1630 Bulle.
Wer? Organisation: Club philatélique de Bulle; Patronat: Verband Schweize-
rischer Philatelisten-Vereine mit Unterstützung der Stiftung zur Förderung
der Philatelie.
Zehn Aktive der Philatelisten Bern tuckerten gemütlich mit dem Zug nach
Bulle. Die Stimmung war bereits sehr gut, denn auch in der Bahn lässt es sich
gut über die Philatelie, Gott und die Welt diskutieren. Traditionsgemäss traf
man sich zum Mittagessen, wo bereits wieder viele Neuigkeiten ausge-
tauscht werden konnten.
Alles Wichtige in einem Katalog
Soll man den Katalog in einem Bericht überhaupt erwähnen? Er ist ja so
selbstverständlich. Aber wie weit kommt man in einer Ausstellung ohne Ka-
talog? Hier laufen alle Ergebnisse der Monate langen Vorbereitungen zusam-

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men und werden gebündelt publiziert.
Deshalb berechtigterweise doch ein paar Zeilen, was alles im Katalog zu er-
fahren ist. Am Anfang wohl die wichtigste Seite: «Auf einen Blick» (das Pro-
gramm), wie vorgeschrieben in drei Sprachen. Im Weiteren ist alles vorhan-
den: Händlerverbandsliste, Anfahrtsmöglichkeiten, Grussworte, Organisati-
onskomitee, Interview mit dem Sonderblock-Entwerfer Dominique Rossier
aus Puidoux, Souvenirs, Jury. Sauber getrennt sind die Ausstellerlisten der
Stufen III und II. Ausführlich werden die Stempel der Region Bulle von 1798
bis heute vorgestellt. Natürlich werden ebenfalls Börsenteilnehmer, Gönner,
Gäste sowie die Liste der Ehrenpreise und Inserenten erwähnt. Das Greyerz
wird an vielen Stellen sowie in zahlreichen Inseraten lobend erwähnt. Auch
über die Medaille erfährt man verschiedene Entstehungsphasen. Persönlich
gefreut hat mich, dass es wieder einmal eine Medaille fürs Mitmachen gege-
ben hat.
Aussteller der Philatelisten Bern und ihre Erfolge (alphabetisch)
Aussteller, welche unter einem Synonym ausgestellt haben, können hier logi-
scherweise nicht berücksichtigt werden.

  Aussteller        Thema                                 Klasse    Rang

  Beck Urs          Rund um das Thema Pfeil und           40        Gold
                    Bogen
  Bohnenblust       Die Briefpost zwischen der            2         Gold
  Alfred            Schweiz und Bayern von den An-
                    fängen bis 1849
  Bohnenblust       Briefpost Schweiz – Österreich        3         Gold
  Alfred            inkl. Transit 1815–1852
  Spörri Beat       Ansichtskarten mit philatelisti-      40        Gold
                    schen Motiven mit Schwerpunkt
                    Schweiz 1899–1970
  Suter Peter       Abstempelungen und Postdoku-          2         Gold
                    mente aus dem Bezirk Rheinfel-
                    den
  Suter Peter       Die Oval-Freistempel der Schweiz      2         Gold
  Suter Peter       Landschaftsbilder 1936–1948           3

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Palmarès ganz nach dem Gusto der Anwesenden
Traditionsgemäss fand am Samstagabend das Palmarès statt. Die Durchfüh-
renden zogen das Programm erfreulich zügig durch. Lange Reden musste
man keine über sich ergehen lassen. Dennoch gab es einige Höhepunkte.
Nebst dem vorzüglichen Essen war natürlich die Bekanntgabe des Medail-
lenranges jedes einzelnen anwesenden Ausstellers durch den Jury-
Präsidenten. Ein weiterer Höhepunkt bedeutete die Vergabe der «Goldenen
Helvetia» des Verbandes an Jean-Marc Seydoux. Sie erhält eine besondere
Bedeutung, da die Medaille erst zum zweiten Mal vergeben wurde. Wir gra-
tulieren ihm ganz herzlich zu dieser mehr als verdienten Ehrung.

Allgemeiner Betrieb und Schlussfolgerung
Der Besucheraufmarsch war ganz verschieden; am Samstag aber waren die
«Ränge voll», bei den Händlern sowie zwischen den Rahmen. Beim Verpfle-
gungsstand konnte man sich bei einem Gespräch unter Gleichgesinnten gut
erholen. Bei der Post lohnte sich ebenfalls ein Besuch und der Stand des Club
philatélique de Bulle wurde berücksichtigt. Die Jugend erhielt einen guten
Platz für ihre Rahmen. Die Reihenfolge der Rahmen der andern Wettbe-
werbsklassen waren etwas gewöhnungsbedürftig «gangübergreifend» ange-
ordnet.
Was man von den fleissigen Mitgliedern des Organisationskomitees und
ihren Helfern erwarten durfte, war von früheren Ausstellungen, 2015 und
2009, bekannt: eine tadellose Organisation bis ins kleinste Detail. Hiermit ein
ganz grosses Dankeschön an alle Mitwirkenden.
Für uns Aussteller und Besucher wird dieser Anlass in bester Erinnerung
bleiben. Mancher wird sich kurzum über die Verbesserung seines Exponats
Gedanken machen und mit viel Freude unser gemeinsames Hobby weiter
pflegen.

                      Besuchen sie unsere Homepage:

                          www.philatelisten-bern.ch

              Adressänderungen und Mutationen bitte melden:
            Bernhard Moser, Feldeggstrasse 4, 3427 Utzenstorf
              barney.moser@bluewin.ch            079 415 25 23

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Bericht über das Kurswesen (anlässlich HV 17.2.2020)
Arnold Grimm

Dieser Bericht fällt äusserst knapp aus. Leider ist es mir auch im vergangenen Jahr
nicht gelungen, einen Kurs für Jugendliche auf die Beine zu stellen. Obschon ich meh-
reren Schülern, die ich momentan unterrichte, für Vorträge, die sie im Schulunterricht
in verschiedenen Fächern halten mussten—so z.B. in Zoologie, Geographie, Geschich-
te und Deutsch—mit philatelistischem Material aushelfen konnte, war leider keiner
dafür zu begeistern, einen Kurs zu besuchen und sich vertieft mit unserem Hobby zu
beschäftigen.
Aufgrund eines Beschlusses einer Vorstandssitzung wurde letztes Jahr auch bewusst
auf die Durchführung eines Kurses für Erwachsene verzichtet, da wir eine zu dichte
Folge eher als kontraproduktiv betrachten. Dieses Jahr werden wir jedoch wieder
einen solchen Kurs organisieren. Termine und Anmeldefristen werden in verschiede-
nen Tageszeitungen publiziert und alle Vereinsmitglieder rechtzeitig informiert, da-
mit entsprechend Werbung gemacht werden kann.

                                       Philatelisten Bern
 Präsident          Markus Sinniger      Statthalterstrasse 59        079 243 17 39
                                         3018 Bern                    msinniger@airmail.ch

 Vizepräsident      Hans Rüedi           Bachstrasse 30               031 931 25 44
 und Kassier                             3072 Ostermundigen           rueedi-hr@bluewin.ch

 Kassier            Peter Iseli          Uf dr Höchi 12               079 672 86 32
 Auktionen                               3052 Zollikofen              peter.iseli52@gmail.com

 Kommunikation/     Bernhard Moser       Feldeggstrasse 4             079 415 25 23
 Redaktion                               3427 Utzenstorf              barney.moser@bluewin.ch

 Rundsendeleiter    Beat Spörri          Postfach 372                 031 882 03 66
                                         3075 Rüfenacht               bea.spoerri49@gmail.com

 Ankauf / Verkauf   Peter Pfander        Schwanden 32                 031 879 03 33
                                         3054 Schüpfen

 Leiter             Arnold Grimm         Hölzliackerweg 2A            031 839 64 14
 Kurswesen                               3110 Münsingen               arnold.grimm@gmx.ch

                    Auer Suzanne         Reichenbachstr. 87           031 741 63 03
                                         3004 Bern                    suzanne.auer@bluewin.ch

 Treffpunkt         Jeden Montag ab 19.30 Uhr im Pfarreiheim der Antoniuskirche,
                    Morgenstr. 65, Bern-Bümpliz
 Infoblatt          Erscheint 4 mal pro Jahr

                                              11
12
Die Fischer Post 1675—1832
Text und Abbildungen: Robert Arnet

                           Mit dem Vortrag vom 18. November 2019 habe
                           ich versucht einen Überblick über die 157-jährige
                           Geschichte dieser bedeutenden privaten Postein-
                           richtung mit Sitz in Bern zu geben.

                             Alte Eidgenossenschaft bis 1798
                             Seit dem 14. Jahrhundert verkehrte im Gebiet der
                             heutigen Schweiz der «Lindauer Bote» regelmäs-
                             sig mit Waren, Briefen und Reisenden von
Lindau über Chur, den Splügenpass und den Comersee in mindestens 5 1/2
Tagen nach Mailand. Die St. Galler Kaufleute riefen den »Lyoner Ordinari»
ins Leben, der von St. Gallen über Zürich, Solothurn und Genf nach Lyon
führte. Bern musste seine Briefschaften aber nach Aarberg bringen und die-
sem Boten übergeben. 1490 entstand die wohl bekannteste Postunterneh-
mung Europas begründet durch die Familie Thurn und Taxis.
In der Republik Bern ergriff der Berner Patrizier Beat Fischer von Reichen-
bach die Initiative und gründete 1675 ein Postunternehmen. Als Mitglied des
Grossen Rats und Deutschsekelmeister hatte er beste Verbindungen in die
Regierung.
Er bot der Berner Regierung an, deren Briefe gebührenfrei zu befördern, wo-
mit diese auf kostspielige eigene Boten verzichten könne.
Dagegen wollte Beat Fischer das Recht, private Briefe gegen ein Entgelt auf
festgelegten Routen zu befördern und offerierte dafür der Regierung einen
festen Pachtzins für das Postregal.
Im Pachtvertrag wurde festgelegt, dass zu den Orten wo bisher eine Verbin-
dung wöchentlich bestand, 2 Ordinari pro Woche eingerichtet werden muss-
ten.
Sofort begann Beat Fischer sein Postnetz auszubauen:
Die Waadt und ein grosser Teil des Aargaus gehörten zu Bern
       Transitrecht Freiburg 1675
       Postvertrag mit Basel 1675
       Postvertrag mit Zürich 1677
       Postvertrag mit Schaffhausen 1691
       Pacht in Solothurn 1691
       Transitrecht Wallis 1694
       Pacht in Neuenburg 1695
       Grenzbüros: In Biel, La Neuveville, Luzern und Genf

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Porto-Faltbrief vom 26.
     Mai 1697 von Herrn
     Stettler aus Bern an
     den Ratsherrn Montri-
     cher in Morges. 4 Kreu-
     zer („X 4“ mit Tinte
     links unten) für den
     einfachen Brief über die
     2. Distanz laut Tarif
     vom 20. Juni 1677.

     Porto-Faltbrief vom 4.
     Juni 1788 von de Luze
     de Montmollin aus Neu-
     enburg via Bern,
     Lausanne, den
     Simplon, Mailand
     (Transitstempel) an die
     Herren Bono in Arona.
     4 Kreuzer (Tinte) bis
     Bern, 9 Soldi (Tinte) in
     Mailand, 12 Soldi (Tinte
     links oben) bezahlte
     der Empfänger.

     Amtlicher Faltbrief vom
     11. Mai 1801 von der
     Verwaltungskammer
     Wallis aus Sion an die
     Verwaltungskammer
     des Kantons Léman in
     Lausanne.

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Postverträge mit: Sardinien (1692), Thurn und Taxis (1694), Frankreich
       (1700) und Mailand (1713)
Ab 1695 wurden teilweise auf Briefen der Fischer Post im grenzüberschrei-
tenden Verkehr Herkunftsstempel von anderen Posteinrichtungen ange-
bracht. Innerhalb des Fischer Postgebiets wurden keine Stempel jedoch Tax-
vermerke auf den Briefen angebracht.
1746 tauchen beim Grenzbüro Genf die ersten eigenen Stempel der Fischer
Post auf. Vorher gab es aber auch schon handschriftliche Herkunftsvermer-
ke. Später kamen weitere Stempel und handschriftliche Herkunftsvermerke
auf grenzüberschreitenden Briefen dazu.
Wichtige Transitroute für die Fischer Post war die Verbindung Mailand-
Genf über den Simplonpass. Aber auch das Inland-Poststellennetz wurde
laufend ausgebaut.

Die Fischer Post in der Helvetik 1798 – 1803
Eine Zäsur stellte für das erfolgreiche Postunternehmen der Einmarsch der
Franzosen in das Gebiet der Eidgenossenschaft dar. Frankreich diktierte eine
neue Verfassung für das ganze neu gegliederte Gebiet.
Die Helvetische Regierung beanspruchte das Postregal in vollem Umfange

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Porto-Faltbrief vom 25.
     März 1811 von Kuhn &
     Oppliger aus Burgdorf
     via Brugg und Schaff-
     hausen nach Würzburg
     an Carl Verinos Erben.
     4 Kreuzer (rote Tinte)
     bis Brugg, 8 Kreuzer
     (Tinte) in Schaffhau-
     sen, 23 Kreuzer (Rötel)
     bezahlte der Empfän-
     ger.

     Porto-Faltbrief vom 26.
     September 1808 von
     Gerichtspräsident Raaf-
     laub aus Saanen via
     Thun und Bern an die
     Munizipalität Orbe. 6
     Kreuzer (Tinte) für die
     Fischer und 4 Kreuzer
     für die Waadt 10 Kreu-
     zer (rote Tinte) zahlte
     der Empfänger.

     Porto-Faltbrief vom 18.
     August 1813 vom Sit-
     tengericht Dürrenroth
     via Sumiswald an Pfar-
     rer Hürner und Vorge-
     setzte in Rüegsau. 4
     Kreuzer (Tinte) bezahl-
     ten die Empfänger.

16
für sich und richtete dafür 5 Postkreise ein: Basel, Bern, Schaffhausen, St.
Gallen und Zürich.
Der Postkreis Bern umfasste die bisherigen Gebiete der Fischer Post
(Kantone Bern, Oberland, Aargau ohne Baden, Léman und Wallis) und wur-
de an die Fischer verpachtet. Dazu kamen dann noch die Kantone Solothurn,
Freiburg und Luzern).
Nur mit viel Glück konnte die Familie das Unternehmen über die Zeit der
Helvetik (1798-1803) retten, verlor aber wegen der Annektierung vieler Ge-
biete Europas einen grossen Teil seiner internationalen Postverbindungen.
Die grosse Menge der bei Sammlern beliebten Portofreiheitsstempel der Hel-
vetik (auch die des Zentralpostbüros) sind jedoch nicht Fischer Stempel. Hin-
gegen die Ortsstempel, welche oft aus der Zeit der alten Eidgenossenschaft
weiter verwendet wurden, stammen von der Fischer Post und sind durch-
wegs ziemlich bis sehr selten. Innerhalb des Postkreises wurden weiterhin
keine Ortsstempel angebracht.

Die Fischer Post im neuen Umfeld 1803 – 1832
Nachdem sich die Helvetische Verfassung überhaupt nicht bewährt hatte,
erarbeitete Napoleon I. unter Mitarbeit von Vertretern der betroffenen Gebie-
te eine neue Verfassung.
Das Wallis gehörte bereits seit 1802 nicht mehr zur Schweiz, wurde eine selb-
ständige Republik und liess später seine Post durch die Waadt organisieren.
Die neue Verfassung gab den Kantonen mehr Autonomie und ordnete diese
neu. Verschiedene Kantone (Aargau, Luzern und Waadt) nutzten dies teil-
weise auch zum Aufbau eigener Post-Organisationen.
Die Fischer Post versuchte deshalb ihre Einflussgebiete im Postwesen durch
Übernahme von Postpachten wieder neu aufzubauen:
Freiburg ab 1805
Genf ab 1815
Neuenburg bis 1806
Ob- und Nidwalden ab 1807
Solothurn ab 1803
Uri (nur Transitrecht) bis 1810
Wallis 1814-16
Die Postpacht von Ob- und Nidwalden und ein Vertrag mit der Zürcher Post
gaben der Fischer Post über den Brünig den Zugang zur Gotthardroute.

Stempel
Sie werden nun zunehmend auch auf Briefen im Verkehr innerhalb des Post-
gebiets angebracht. Grössere Orte erhielten Stempel, aber zunächst noch in
verschiedensten Formen.

                                     17
Porto-Faltbrief vom 31.
     Mai 1822 von Johann Har-
     nisch aus Schwarzenburg
     via Bern an Christian Mes-
     serli in Rümligen.
     2 Kreuzer (Tinte rechts
     oben) Botenlohn, von der
     Fischer Post mit diesen 2
     Kreuzern belastet an den
     Burgistein Boten überge-
     ben. Der Botenlohn von 2
     Kreuzern des Burgistein
     Boten ist auf dem Brief
     nicht aufgeführt, der
     Empfänger dürfte aber 4
     Kreuzer bezahlt haben.

     Porto-Faltbrief vom 7.
     Juni 1814 aus St.Maurice
     via Genf und Chambéry
     an den Rechtsstudenten
     Charles de Rivaz in Turin.
     6 Kreuzer (Tinte) für die
     Fischer Post bis Genf,
     umgerechnet in 3 Dé-
     cimes, 8 Décimes (Tinte)
     bezahlte der Empfänger
     in Turin.

     Porto-Faltbrief vom 20.
     März 1813 von Maria Jo-
     sepha Egglin aus Sion via
     Leuk, Gemmi, Bern, und
     den Brünig nach Stans
     an Landammann Zelger.
     2 Décimes (Tinte) für
     Frankreich bis Leuk, um-
     gerechnet 6 Kreuzer,
     dazu 6 Kreuzer bis Bern
     und 6 Kreuzer von Bern
     bis Stans, gibt
     18 Kreuzer (Tinte), wel-
     che der Empfänger be-
     zahlte.
18
Im Berner Oberland wurden Talschaftsstempel für ganze Regionen einge-
führt:
In Thun:         THOUNE, FRUTIGEN, SIMENTHAL
In Interlaken:   OBERLAND später Jnterlachen
In Brienz:       OBERHASLI
In Zweisimmen: O.SIMEN / THAL

Das Postwesen basierte auf regelmässigen Kurierdiensten entlang definierter
„Routen“. Zur Kennzeichnung der Herkunft der von diesen Boten mitge-
brachten Postgegenstände wurden im Postbureau am Ende der Strecke
Stempel angebracht. Viele dieser Stempel tragen den Begriff „Route“ in einer
Abkürzung („R.“, „Rte.“) zusammen mit einer Herkunftsbezeichnung in ih-
rem Text.
Daraus leitet sich der gebräuchliche Begriff „Routenstempel“ ab.
Die frühen Berner Fussboten-Routen wurden offensichtlich primär zur pos-
talischen Erschliessung von Schlössern bzw. Amtssitzen eingerichtet. Sie er-
hielten Stempel mit der Herkunftsbezeichnung ohne expliziten Routenbe-
griff, welche in Bern angebracht wurden (z.B. Burgistein, Thorberg, Schwar-
zenburg, etc.). Typisch ist der Taxvermerk „2“ jeweils rechts oben auf dem
Brief für den Botenlohn.

Auslandverkehr
Mit verschiedenen Staaten wurden Postverträge zur reibungslosen Abwick-
lung des Austauschs der Briefe in den Grenzbüros abgeschlossen, in denen
auch die Vergütungen und die Kennzeichnung der Briefe geregelt wurde.
Dabei kamen besonders im Verkehr mit Frankreich zahlreiche Taxverrech-
nungs- und Eingangsstempel zum Einsatz, welche solche Briefe für Sammler
zusätzlich attraktiv machen.

Das Ende
1831 stand die Erneuerung des Pachtvertrags mit der Republik Bern an.
Gleichzeitig kam es zu einem politischen Umbruch und das Patriziat musste
abdanken. Die neue liberale Regierung verweigerte der Fischer Post einen
neuen Pachtvertrag und so endete Ende Juni 1832 die 157-jährige Geschichte
dieses Privatunternehmens. Von da an führte der Kanton Bern die Post in
Eigenregie weiter.

     Einlieferungen für den Rundsendedienst sind immer willkommen.
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