15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung

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15 Klimasensible Stadtplanung und
   Stadtentwicklung
          Judith Schröder und Susanne Moebus
          C. Günster | J. Klauber | B.‑P. Robra | C. Schmuker | A. Schneider (Hrsg.) Versorgungs-Report Klima und Gesundheit.
          DOI 10.32745/9783954666270-15, © MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin 2021

Der vorliegende Beitrag spürt der Frage nach, wie sich          15.1 Gesundheit und die Megatrends
Städte durch innovative Stadtplanung besser an den Kli-              des 21. Jahrhunderts
mawandel anpassen und wie Stadtplanung Gesundheits-
ressourcen stärken und -risiken mindern kann. Ausgehend         15.1.1 Der historische Zusammenhang
von der industriellen Revolution als gemeinsamer histori-              zwischen Stadt, Gesundheit und
scher Wurzel für bestehende Herausforderungen durch                    Klimawandel
Klimawandel und Verstädterung und deren Implikationen
für Gesundheit, wird für einen Paradigmenwechsel plä-           Nicht viele Themen haben eine vergleichbare
diert, der Gesundheit nicht nur unter Gesichtspunkten der       Zunahme an politischer Relevanz zu verzeich-
Krankheitsbekämpfung begreift, sondern auf die salutoge-        nen wie der anthropogene Klimawandel. Ein-
nen Faktoren von Stadtentwicklung unter der notwendi-           gebettet in die größere Debatte der ökologischen
gen Berücksichtigung von Klimaschutz- und Klimaanpas-           Krise in Gestalt von Biodiversitätsverlust, Res-
sungsmaßnahmen fokussiert.                                      sourcenknappheit, Erschöpfung der ökologi-
                                                                schen Tragekapazität, zählt die Frage nach dem
This article explores how cities can better adapt to climate    klimagerechten Umbau unserer Gesellschaft zu
change and how cities can better address health risks and       den Megatrends des 21. Jahrhunderts. Seit der
chances through innovative urban planning. Starting from        Veröffentlichung der vom Club of Rome in Auf-
the industrial revolution as a common historical root for       trag gegebenen Studie The Limits to Growth (Mea-
existing challenges of climate change and urbanization          dows et al. 1972) ist die Frage zum Umgang mit
and their implications for health, the paper argues for a       Natur angesichts der Erkenntnis der Endlich-
paradigm shift that understands health not only from the        keit natürlicher Ressourcen zunehmend in den
perspective of disease control but also from the saluto-        Gesichtskreis gesellschaftspolitischer Wahr-
genic factors of urban development, taking into account         nehmung gerückt. Angesichts der für das
the need for climate protection and adaptation measures.        menschliche Überleben notwendigen Bedin-

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III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

gung des permanenten Austausches und des                   trialisierung auch das räumliche Verhältnis
Stoffwechsels mit Natur, ist es nur verständ-              von Stadt und Land. Die Zentralisierung wirt-
lich, dass dieser Problematik ein erhöhtes Maß             schaftlicher Produktion in Fabriken hatte zur
an Aufmerksamkeit zukommt und sich zahl-                   Folge, dass große Bevölkerungsteile vom Land
reiche gesellschaftliche Gruppen der Thematik              in die Stadt strömten, um sich dort als abhän-
annehmen. Denn die wohl einschneidendste                   gige Lohnarbeiter anzusiedeln. Die Produk-
Erkenntnis hinsichtlich der Ursachenfor-                   tionssteigerung ermöglichte die Versorgung
schung ist, dass Haupttreiber und ‑verursacher             einer erhöhten Bevölkerungszahl. Die Kombi-
des Klimawandels der Mensch selbst ist.                    nation aus dem Sinken der bis dahin hohen
    Zwar fußen menschliche Existenz und ge-                Kindersterblichkeit und dem Anstieg der Le-
sellschaftliche Entwicklung seit jeher auf Aus-            benserwartung trieb das Wachstum der Städte
tauschprozessen mit Natur, aber diese Prozesse             weiter in die Höhe (Lorberg u. Simon 2020: 368).
haben seit der industriellen Revolution eine bis           Die Fabrikarbeit und die Entstehung der bür-
dahin ungekannte Dynamik in Form einer sich                gerlich-kapitalistischen Gesellschaftsordnung
scheinbar perpetuierenden Beherrschung der                 in den Städten war gekennzeichnet durch eine
Natur durch technischen Fortschritt als wich-              sich ausbreitende Verelendung ganzer Bevölke-
tigstem Motor ökonomischen Wachstums ge-                   rungsgruppen:
wonnen. Vor allem die Extraktion und Nutzung
fossiler Energieressourcen wie Kohle, Erdöl und            „Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, Wohnungsnot, kei-
Erdgas kann als Wendepunkt gesellschaftlicher              ne Rückgriffmöglichkeiten auf alte Formen sozialer Si-
Entwicklung betrachtet werden, da es damit                 cherung sind die Faktoren, die sich in physischer und psy-
gelang, den benötigten Energiebedarf von tem-              chischer Verelendung der Arbeiter, … niederschlugen. Die
porär kurzweiliger biologischer Produktivität,             Entwicklung einer neuen Verelendung weiter Kreise ins-
z.B. in Form von nur langsam nachwachsenden                besondere der städtischen Bevölkerung durch die Fabrik-
Rohstoffen wie Holz (Rosenbaum u. Mautz                    arbeit entsprach weder in materieller noch ideeller Hin-
2011: 399), abzukoppeln und so die Produktivität           sicht den Erwartungen, die das Bürgertum an die Durch-
von Arbeit um ein Vielfaches zu steigern. Durch            setzung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsord-
Extrahieren und Verbrennen fossiler Energie-               nung geknüpft hatte.“ (Rodenstein 1988: 69)
träger wurden geologische und ökologische
Erdveränderungen sowie exponentielle Wachs-                Die schlechten Wohn- und Arbeitsverhältnisse
tumsprozesse in Gestalt von Bevölkerungs- und              zogen Krankheiten und Epidemien nach sich,
Wohlstandsexplosionen in Gang gesetzt. Oder                sodass Überlegungen zur räumlichen Organi-
anders ausgedrückt: „Der Beginn des fossilen Ener-         sation und öffentlicher Gesundheitspflege (Pu-
giezeitalters war ausschlaggebend für die Akkumula-        blic Health) unausweichlich wurden. Die Idee
tionsdynamik und den Globalisierungsprozess kapitalis-     des Gesundheitsschutzes in städtebaulichen
tischer Gesellschaften“ (Kautnek 2012: 8). Trotz der       Leitkonzepten war dabei zwar nicht neu, fand
Innovationskraft und permanenten Steigerung                sich dieser doch bereits im Sinne der Stadthy-
der Naturbeherrschung während der letzten                  giene in Konzepten zur Trinkwasserversorgung
200 Jahre scheinen die Grenzen dieser Entwick-             und Abfallentsorgung antiker Stadtstaaten
lungen überschritten. Seit einigen Jahrzehnten             wieder. Dennoch erlangte die Problematik
sind biophysikalische Nebenwirkungen des fos-              durch das enorme Bevölkerungswachstum in
silen Energiesystems zu beobachten, die nach-              den Städten, die daraus folgende hohe bauliche
haltigen Einfluss auf das Erdklima ausüben                 Verdichtung und die schlechten hygienischen
(IPCC 2014).                                               Lebensbedingungen im Zuge der Industrialisie-
    Neben den wirtschaftlichen Veränderungs-               rung eine neue Qualität mit sozialen und poli-
prozessen verschob sich mit Beginn der Indus-              tischen Implikationen, auf die es politisch und

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15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung                                                                 III
stadtplanerisch zu reagieren galt (Rodenstein           velopment Goals) sowie das Pariser Klimaab-
1988). Beispielhaft sei hier das stadtplanerische       kommen. Der Wissenschaftliche Beirat der
Konzept der Gartenstadt von Ebenezer Howard             Bundesregierung Globale Umweltveränderun-
Ende des 19. Jahrhunderts genannt. Die Idee             gen (WBGU) entwirft in seinem 2011 veröffent-
der Gartenstadt umfasste nicht nur einen Plan           lichten Gutachten eine Vision eines neuen Ge-
für die Entwicklung einer grünen Siedlung,              sellschaftsvertrages für eine Große Transformation
mit kurzen Wegen zu zentralen Einrichtungen             (WBGU 2011) zur erfolgreichen Umsetzung einer
und Produktionsstätten, sondern auch einen              nachhaltigen Entwicklung (Vereinte Nationen
Verwaltungs- und Finanzplan, der auf eine ge-           2015). Damit einher geht die Notwendigkeit
rechte Ressourcenverteilung ausgerichtet war            einer postfossilen Wirtschaftsweise und klima-
und auf die am stärksten gefährdeten Bevölke-           verträglicher Wertschöpfung, sie betrifft Pro-
rungsgruppen wie „alte Arme“ abzielte (Ho-              duktion, Konsummuster und Lebensstile in lo-
ward 2010 [1989]). Langfristig und flächende-           kalem, regionalem und globalem Ausmaß.
ckend durchsetzen konnten sich solche Ansätze           Urbane Räume und damit einhergehend so-
gegenüber wirtschaftlichen Interessen jedoch            wohl die Stadt(‑entwicklung) als auch die Ge-
nicht, sodass die Folgen der industriellen Revo-        sundheitsförderung werden dabei als zentrales
lution und deren ökologischen und gesundheit-           Transformationsfeld adressiert:
lichen Schattenseiten in unseren Städten bis
heute präsent sind.                                     „Die seit der UN-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 propa-
   Das sich in dieser Zeit entwickelnde Ver-            gierte nachhaltige (Stadt‑)Entwicklung setzte auf Öko-
ständnis einer städtischen öffentlichen Ge-             logie und damit die Reduzierung des motorisierten Indi-
sundheit – oder auch Urban Public Health – ist          vidualverkehrs in den Städten, die Aufwertung städti-
nach dem zweiten Weltkrieg in weiten Teilen             scher Freiräume und Klimaschutz sowie die Energiebilanz
verloren gegangen und von einer kurativen In-           von Gebäuden. Eine nachhaltige städtebauliche Ent-
dividualmedizin abgelöst worden. Mit der De-            wicklung wurde in § 1 des Baugesetzbuches als Grundsatz
batte um die ökologische Krise in den 1980er-           verankert und umfasste damit implizit auch gesundheits-
Jahren ist die Rolle der Stadtplanung für die Ge-       relevante Aspekte.“ (Baumgart 2018: 30)
staltung und Verbesserung von Lebensverhält-
nissen und damit auch der Gesundheit wieder             Weiteres Zeichen eines Paradigmenwechsels ist
deutlich geworden (Rodenstein 1988).                    auch die 1986 von der WHO verabschiedete Ot-
                                                        tawa-Charta als Ergebnis der ersten internatio-
                                                        nalen Konferenz zur Gesundheitsförderung.
15.1.2 Urbane Gesundheit und die Große                  Das gesundheitspolitische Grundsatzdokument
       Transformation                                   und Aktionsprogramm gilt als Rahmung zur
                                                        Verbesserung von Gesundheit und Lebensquali-
Diese skizzenhafte Rekonstruktion zeigt die             tät auch in einer globalen Perspektive. Der Ab-
historischen Wurzeln, aus denen die Notwen-             bau gesundheitlicher Ungleichheiten und die
digkeit einer globalen Debatte über eine Nach-          soziale Verteilung von Gesundheitschancen
haltigkeitsrevolution erwachsen ist. Die Idee           werden hier als dringlichste Aufgaben unter
der nachhaltigen Entwicklung ist seit der ers-          Anerkennung dessen, dass Gesundheit in der
ten UN-Klimakonferenz in Rio de Janeiro 1992            alltäglichen Lebensumwelt jenseits von Ge-
in einem Prozess der Überführung in konkrete            sundheitsversorgung entsteht, formuliert.
Zielvorgaben und Politiken der Umsetzung be-            Eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung
griffen. Zu den Leitvorgaben zählen unter an-           der Charta ist der Health-in-all-policies-Ansatz der
derem die von den Vereinten Nationen formu-             WHO, der die Verankerung und Umsetzung von
lierten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable De-           Gesundheit in allen Politikfeldern erfordert.

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III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

   Die Ebene der Stadt ist für die politische Ver-       tur, häufigere und intensivere regionale Hitze-
ankerung und Umsetzung von hervorzuheben-                extreme und Starkniederschläge in bewohnten
der Bedeutung. In der Gestalt und der Gestal-            Gebieten sowie regionale Dürren und Nieder-
tung von Städten spiegeln sich die jeweiligen            schlagsdefizite. Hinzu kommt der Anstieg des
spezifischen sozialen, wirtschaftlichen, politi-         Meeresspiegels, der mit erhöhtem Salzwasser-
schen, technischen und ökologischen Umstän-              eintrag, Überflutung und Schädigung von Inf-
de einer Zeit wider und korrespondieren ebenso           rastruktur verbunden ist; Biodiversitäts- und
mit dem stetigen Wandel dieser Umstände. Der             Ökosystemverlust durch Erwärmung des kli-
aktuell beobachtbare Urbanisierungstrend hat             matisch bestimmenden geografischen Verbrei-
weltweit ein Niveau erreicht, das in dieser              tungsgebiets, Waldbrände oder die Ausbrei-
Form bisher unbekannt war. Zurzeit leben 55%             tung invasiver Arten:
der Weltbevölkerung in Städten mit einer Be-
völkerung von mindestens 300.000. Bis 2050               „Jegliche Zunahme der globalen Erwärmung wird sich laut
sollen es Prognosen zufolge bereits 68% sein. In         Projektionen auf die menschliche Gesundheit auswirken,
Europa sind es aktuell bereits fast 75% (Deutsch-        mit überwiegend negativen Folgen.“ (IPCC 2018: 13)
land: 77,3%), für 2050 werden 83,7% (Deutsch-
land: 84,3%) erwartet (United Nations 2019). Der         Während zu Beginn der Klimaforschung noch
WBGU spricht deshalb inzwischen vom 21. Jahr-            auf die reine Beschreibung des Klimasystems
hundert als dem Jahrhundert der Städte (WBGU             und dessen biophysikalische Veränderungen
2016). Dabei sind Städte Hauptverbraucher von            fokussiert wurde, verlagern sich die For-
Energie, drei Viertel der energiebedingten               schungsinteressen zunehmend in Richtung der
Treibhausgasemissionen werden in Städten                 Möglichkeiten gesellschaftlicher Reaktionen
verursacht und Städte beanspruchen mehr als              auf den Klimawandel. Dabei haben sich zwei
die Hälfte des Siedlungswasserverbrauchs; bei            grundsätzlich unterscheidbare Prozesse her-
steigender urbaner Siedlungs- und Verkehrs-              auskristallisiert: Klimaschutz (Mitigation) und Kli-
fläche (Rink u. Kabisch 2017: 243).                      maanpassung (Adaptation). Klimaschutz be-
                                                         schreibt dabei Maßnahmen, die im Wesentli-
                                                         chen auf die Senkung der globalen Durch-
15.2 Klimaschutz und Klimaanpassung                      schnittstemperatur mittels Treibhausgasmin-
     in einer gesundheitsfördernden                      derung abzielen. Klimaanpassung dagegen
     Stadtentwicklung                                    „findet in von Menschen beeinflussten Systemen als Re-
                                                         aktion auf das aktuelle oder erwartete Klima und dessen
Der Anstieg der Durchschnittstemperatur                  Folgen statt“ (Marx 2017: 9). Es geht hier folglich
durch das weltweite Emissionsverhalten und               um die Bewältigung von Klimafolgen bzw. die
zunehmende Treibhausgaskonzentration in der              Erhöhung der Resilienz gegenüber Klimafol-
Atmosphäre geht einher mit spürbaren Verän-              gen. Entscheidender Unterschied zum Klima-
derungen des Erdklimas. Langfristszenarien,              schutz besteht darin, dass Anpassungsmaß-
allen voran der 2018 erschienene Sonderbericht           nahmen einen starken räumlichen Bezug auf-
des International Panel on Climate Change                weisen und nur in der jeweiligen Umsetzungs-
(IPCC 2018), führen vor Augen, dass selbst bei           region ihre Wirkung entfalten können. Wäh-
Erreichung des 1,5°C-Ziels, das 2015 im Überein-         rend die Treibhausgasminderungen durch
kommen von Paris formuliert worden ist, irre-            Klimaschutzmaßnahmen aufgrund der Durch-
versible Prozesse losgetreten werden könnten,            mischung innerhalb der Erdatmosphäre orts-
die unmittelbare wie mittelbare Konsequenzen             unabhängig wirken, gilt es bei der Klimaanpas-
für menschliche Gesundheit nach sich ziehen.             sung regionale oder lokale Betroffenheiten zu
Dazu gehören die Zunahme der Mitteltempera-              berücksichtigen.

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15.2.1 Klimawandelbedingte Gesundheits-                 wirkungen auf das Wohlbefinden, die Lebens-
       risiken in deutschen Städten                     qualität und die Leistungsfähigkeit. Die medi-
                                                        zinische Versorgungslandschaft muss sich auf
Der Klimawandel mit der zu erwartenden Zu-              diese Entwicklungen vorbereiten und mit
nahme sommerlicher Trocken- und Hitzeperio-             einem erhöhten Patientenaufkommen wäh-
den, Extremwetterereignissen sowie den sich             rend sommerlicher Hitzeperioden rechnen.
insgesamt ändernden Temperatur- und Nieder-
schlagsverteilungen wirkt sich direkt wie in-
direkt auf die menschliche Gesundheit aus.                   Hitzebedingte Sterbefälle im Sommer 2018
   Zu den offensichtlichsten klimawandelbe-
dingten Gesundheitsrisiken in der Stadt gehö-                Der Sommer 2018 war der zweitheißeste seit Beginn der
ren die Hitzebelastung und daraus resultieren-               Wetteraufzeichnung. Auch wenn für Gesamtdeutsch-
der Hitzestress. In Abbildung 1 ist für das Ruhr-            land kein gebündeltes Monitoring der Sterblichkeits-
gebiet die Zunahme von problematischen                       daten existiert, ist zumindest in den Bundesländern
Stadträumen während Hitzeperioden für das                    Berlin und Hessen ein solches etabliert. Darauf basie-
Jahr 2013 und 2100 vergleichend abgebildet,                  rend hat das Robert Koch-Institut die hitzebedingten
festgestellt anhand von Klimaanalysekarten                   Todesfälle dieses Sommers für Berlin auf 490 geschätzt
und einer FITNAH-Modellierung (Flow over Ir-                 und für Hessen auf 740. Daraus ergibt sich eine hitze-
regular Terrain with Natural and Anthropoge-                 bedingte Mortalität von 12/100.000 Einwohner. In der
nic Heat sources) sowie dem zu erwartenden                   Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen betrug diese
mittleren Temperaturanstieg (für das Beispiel                60/100.000 Einwohner, bei den über 84-Jährigen waren
der Stadt Köln vgl. Kemen et al. 2020).                      es sogar 300/100.000 (An der Heiden et al. 2019).
   Heimische Krankheitserreger (Hantaviren,
Borrelien übertragen durch Zecken) werden in            Darüber hinaus bedarf es in einigen Bereichen
ihrer Ausbreitung durch ein milderes Klima be-          angepasster Abläufe und Strukturen: In beson-
günstigt. Ebenso können bisher fremdartige              ders von Hitze betroffenen Berufsgruppen soll-
Krankheitserreger (z.B. Dengue- oder Chikun-            te erwogen werden, Arbeitszeiten und -prozes-
gunya-Viren übertragen durch die asiatische Ti-         se den Witterungsbedingungen anzupassen
germücke) sich so auch in Deutschland ausbrei-          z.B. durch Verlagerung in die kühleren Mor-
ten (Watts et al. 2019; Umweltbundesamt 2019).          gen- und Abendstunden, wie es in heißen Län-
   Zu den vulnerablen Gruppen angesichts lan-           dern bzw. Regionen schon lange üblich ist.
ger Hitzeperioden, wie in den Sommern 2018                  Gerade im Stadtzentrum wird die Hitzeent-
und 2019, gehören ältere Menschen, Kleinkin-            wicklung noch befördert durch starke Versiege-
der und Säuglinge sowie Menschen mit schwe-             lung und fehlende Frischluftschneisen, was zu
ren Vor- und Grunderkrankungen. Aber auch               lokalen Wärme- bzw. Hitzeinseln führt. Belas-
Arbeits- und Wohnbedingungen sind Einfluss-             tungen auslösen wird zudem die Zunahme von
faktoren, die die jeweilige Betroffenheit von           Tropennächten, in denen die Außentemperatur
Hitze mitbestimmen. Berufsgruppen, die                  nicht unter 20°C sinkt und dadurch den Erho-
einen Großteil ihrer Arbeitsstunden draußen             lungseffekt des Schlafs hemmt.
verbringen, sind einer erhöhten Hitzebelas-
tung ausgesetzt; z.B. Dachdecker oder Angehö-
rige der Straßenbaubranche. Wohnungen in                     Positive Effekte von Dach- und Fassadenbegrünung
höheren Stockwerken, mit schlechter Durch-
lüftung und/oder Nähe zum Stadtzentrum hei-                  Begrünte Dächer wirken thermisch, lufthygienisch und
zen stärker auf. Das daraus resultierende                    energetisch auf die jeweilige Gebäudestruktur und
schlechte Innenraumklima hat negative Aus-                   potenziell sogar auf das gesamte Mikroklima eines

                                        © urheberrechtlich geschützt                                          209
                          MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

                                                                                                        Haltern
                                Hamminkeln
                                                         Schermbeck              Dorsten
                                                                                                Marl         Oer-                                             Werne
         Xanten                                                                                                                              Selm
                           Wesel                                                                             Erken- Datteln
                                                                                                             schwick                                                              Hamm
                                                                                                                                                            Bergkamen
    Sonsbeck                                     Hünxe
                                                                       Bottrop                            Reckling-            Waltrop                                    Bönen
                                                                                               Herten                                        Lünen
                                     Voerde                                                               hausen
                   Alpen                                                         Glad-                                Castrop-                                Kamen
                                                 Dinslaken
                                                                                 beck                                 Raxel                    Dortmund
                                Rheinberg                     Ober-                        Gelsen-                                                                       Unna
                                                              hausen                       kirchen      Herne
                     Kamp-
                     Lintfort              Duisburg                                                                                                         Holzwickede Fröndenberg

                 Neukirchen-                                                                               Bochum
                 Vluyn              Moers
                                                                                                                                  Herdecke             Schwerte
                                                                                                                      Witten
                                                                                   Essen
                                                               Mühlheim                                Hattingen           Wetter                   Hagen
                                                                                                                   Sprock-
                                                                                                                   hövel Gevelsberg

                                                                                                                            Ennepetal
                                                                                                                Schwelm
0   3,75 7,5          15            22,5         30 km                                                                                   Breckerfeld

                           gegenwärtige Problemgebiete (2013)
                           Wärmebelastung während Hitzephasen:                                            hoch                 sehr hoch                  Stadtgrenzen

                                                                                                        Haltern
                                Hamminkeln
                                                         Schermbeck              Dorsten
                                                                                                Marl         Oer-                            Selm             Werne
         Xanten             Wesel                                                                            Erken- Datteln
                                                                                                             schwick                                                              Hamm
    Sonsbeck                                          Hünxe                                                                                                 Bergkamen
                                                                       Bottrop                            Reckling-            Waltrop                                    Bönen
                                                                                               Herten                                        Lünen
                   Alpen            Voerde                                                                hausen                                              Kamen
                                                 Dinslaken                       Glad-                                Castrop-
                                                                                 beck                                 Raxel                    Dortmund
                                Rheinberg                     Ober-                        Gelsen-                                                                       Unna
                                                              hausen                       kirchen      Herne
                     Kamp-
                     Lintfort              Duisburg                                                                                                         Holzwickede Fröndenberg

                 Neukirchen-                                                                               Bochum
                 Vluyn              Moers
                                                                                                                                  Herdecke             Schwerte
                                                                                                                      Witten
                                                                                   Essen
                                                               Mühlheim                                Hattingen           Wetter                   Hagen
                                                                                                                   Sprock-
                                                                                                                   hövel Gevelsberg

                                                                                                                            Ennepetal
                                                                                                                Schwelm
0   3,75 7,5          15            22,5         30 km                                                                                   Breckerfeld

                           zukünftige Problemgebiete (2100)
                           Wärmebelastung während Hitzephasen:                                           hoch                  sehr hoch                  Stadtgrenzen
Abb. 1         Gegenwärtige (2013) und zukünftige Problemgebiete (2100) bei Hitzephase in der Metropole Ruhr (RVR o.J.: S. 78,
               mit freundlicher Genehmigung)

210                                                          © urheberrechtlich geschützt
                                               MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung                                                                          III
    Stadtviertels, sofern Dachbegrünung im größeren Ver-       Aufenthaltsmöglichkeit für die jeweilige Bevöl-
    bund angelegt wird. Es werden Temperaturextreme im         kerung dadurch versperrt. Umfangreiche Ana-
    Jahresverlauf abgemildert, da Blattwerk, Luftpolster       lysen sind bereits jetzt notwendig, um wertvol-
    und Verdunstung in der Vegetationsschicht im Sommer        le bestehende klimaökologische Stadtgebiete
    die Dachfläche kühlen und im Winter den Wärmeverlust       nicht durch weitere Verdichtung zu zerstören
    des Hauses mindern. Durch das Auffangen von 70 bis         (s. Abb. 2 mit Beispiel Ruhrgebiet).
    100% der Niederschläge in der Vegetationsschicht und
    anschließender Verdunstung kühlt die Luft in den Stadt-
    teilen ab und Starkniederschläge werden erst zeitver-      15.2.2 Sozial bedingte Betroffenheiten:
    zögert an die Kanalisation abgegeben, wodurch das                 die Frage der Umweltgerechtigkeit
    Stadtentwässerungssystem entlastet wird.
                                                               Die oben beschriebenen möglichen Risiken und
    Gleiches gilt für Fassadenbegrünung. Insbesondere der      Gesundheitsgefährdungen sind innerhalb der
    lufthygienische Faktor ist hier zu betonen, da Fassaden-   Stadt ungleich verteilt. Ebenso wie umweltbe-
    begrünungen Luftverunreinigungen herausfiltern (v.a.       dingte Gesundheitsprobleme aus räumlicher
    Feinstaub), was speziell in engen Straßenschluchten        Perspektive erkannt werden können, sind auch
    eine wirkungsvolle Begrünungsmaßnahme darstellt            soziale und ökonomische Problemlagen räum-
    (EEA 2020).                                                lich darstellbar. Die Frage, wie gesundheitsre-
                                                               levante Umweltbelastungen und gesundheits-
Die innerstädtische Versiegelung und Verdich-                  fördernde Umweltressourcen sozialräumlich
tung beeinflusst zudem die natürliche Boden-                   verteilt sind, firmiert unter dem Begriff der
struktur, den Wasserhaushalt und die Wasser-                   Umweltgerechtigkeit. „Wesentlich sind hierbei zwei
infrastruktur einer Stadt (hier und im Folgen-                 Mechanismen: die soziale Ungleichverteilung von Um-
den Mc Call et al. 2020). Durch die verringerten               weltbelastungen und Umweltgütern (Expositionsvaria-
Versickerungsmöglichkeiten wird das Abwas-                     tion) und soziale Unterschiede in der Anfälligkeit (Vulne-
seraufkommen verstärkt und das Risiko von                      rabilität) hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkungen
Überflutungen durch Starkregen befördert.                      von Umweltexpositionen (Effektmodifikation)“ (Bolte
Neben dem Risiko von Verschmutzungen und                       et al. 2018: 675). Verschiedene Studien haben
Kontaminationen mit Schadstoffen und Schä-                     den Zusammenhang von umweltbedingten
den an technischer Infrastruktur können sol-                   (Mehrfach‑)Belastungen und sozialer Lage ge-
che Überflutungen und Hochwasser auch die                      zeigt (vgl. Bunge u. Rehling 2020). Die sozial-
soziale Infrastruktur (z.B. Krankenhäuser) be-                 räumliche Konzentration von Umweltbelastun-
treffen. Hinzu kommt, dass lokale Unwetter                     gen (Lärm, Luftschadstoffe, fehlende Grünflä-
bzw. Extremwetterereignisse wie Starkregen,                    chen, schlechte Wohnverhältnisse etc.) korre-
Hagel, Sturm oder Hochwasser weitere gesund-                   spondieren mit sozial benachteiligten Stadt-
heitsgefährdende Folgen nach sich ziehen kön-                  quartieren. Charakteristisch ist sowohl das
nen: Gravitative Massenbewegungen (Erdrut-                     erhöhte Niveau pathogener (Bsp. Luftschad-
sche, Steinschlag), erhöhte Unfallgefahr im                    stoffe) als auch das Fehlen salutogener (Bsp.
Straßenverkehr, verminderte Wasserqualität                     Grünflächen) Umweltfaktoren in solchen Quar-
sowie ebenfalls die Ausbreitung von Tierarten                  tieren, die die soziale Vulnerabilität der Bewoh-
mit Vektorpotenzial (z.B. Mücken, Zecken).                     ner noch weiter erhöhen und sich auf deren all-
   Die bauliche (Nach‑)Verdichtung geht oft-                   gemeinen Gesundheitszustand auswirken
mals auf Kosten von Grünflächen, wodurch de-                   (ebd.).
ren temperaturausgleichende und luftverbes-
sernde Effekte verloren gehen. Auch wird der
Zugang zu Grünflächen als Bewegungs- und

                                             © urheberrechtlich geschützt                                            211
                               MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

                     2 5 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                                  2 5 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                                          2 5 6 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                                                2 5 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                                                                            2 6 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                                   2 6 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0                                                  2 6 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
5 7 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 7 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 H a lte rn

                                                                                                                                                   H a m m in k e ln

                                                                                                                                                                                                                                                                    D o r s te n
5 7 3 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 7 3 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                                                                                                                                        S c h e rm b e c k
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     S e lm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          W e rn e

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       H am m
                                                                    X a n te n                                                                                                                                                                                                                                   Ma rl                                                                                                  D a tte ln
                                                                                                                                  W es el
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       O e r - E rk e n s c h w ic k

                                                                                                                                                                                             H ünxe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      B erg k a m e n
                                                    S on s bec k
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       W a ltr o p
5 7 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 7 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             L ünen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  H e r te n                                       R e c k lin g h a u s e n                                                                                                                                                                                                     B önen
                                                                                                                                                                   Vo erd e

                                                                                 A lp e n                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               K am en

                                                                                                                                                                                                                                        B o ttr o p    G la d b e c k                                                                                                                                  C a s tro p - R a u x e l
                                                                                                                                                                                      D in s la k e n

                                                                                                                                                R h e in b e r g                                                                                                                        G e ls e n k irc h e n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         U nna
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        H ern e
5 7 1 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 7 1 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                        K a m p - L in tfo rt                                                                                                 O b e rh a u s e n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                D o r tm u n d
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 F rö n d e n b e rg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      H o lz w ic k e d e

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               B oc hum

                                                                                                                                                             Mo ers

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      S c h w e rte
5 7 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 7 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                                                                                                                D u is b u r g
                                                                                                                                                                                                                                                                                   E s s en
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             W itte n
                                                                                                 N e u k irc h e n - V lu y n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              H erd e c k e
                                                                                                                                                                                                                                   M ü lh e im

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     W e tte r
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              H a ttin g e n
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      H ag e n
5 6 9 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 6 9 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   G e v e ls b e rg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           S c h w e lm                  E n n e p e ta l

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        B re c k e r fe ld
5 6 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5 6 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      0       2,5            5                              10                         15       20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kilometer

                                     ,0 0 0 0 0 0                                                                                ,0 0 0 0 0 0                                                                                        ,0 0 0 0 0 0                                                                                              ,0 0 0 0 0 0                                                                                                                          ,0 0 0 0 0 0                                                                                 ,0 0 0 0 0 0
                     25 20 00 0                                                                                  25 40 00 0                                                                                          25 60 00 0                                                                                                25 80 00 0                                                                                                                            26 00 00 0                                                                                   26 20 00 0                                                                  2 6 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0

                                                                                                                                                                                                                                                    Legende
                                  Klimaanpassung in der Metropole Ruhr
                                  Planungshinweise                                                                                                                                                                                                          Bewertung Ausgleichsräume                                                                                                                                                                                                                                                     Lasträume
                                                                                                                                                                                                                                                            Sehr hohe klimaökologische Bedeutung, gegenwärtig                                                                                                                                                                                                                                    Lastraum der überwiegend locker und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 offen bebauten Wohngebiete:
                                                                                                                                                                                                                                                            Sehr hohe klimaökologische Bedeutung, zukünftig                                                                                                                                                                                                                                      Bebauungsstrukturen und Begrünung
                                                                                                                                                                                                                                                            Freiflächen mit sehr hohem Kaltluftliefervermögen und                                                                                                                                                                                                                                sind bioklimatisch gegenwärtig noch
                                                                                                                                                                                                                                                            direktem Einfluss auf Siedlungsgebiete. Dazu zählen                                                                                                                                                                                                                                  positiv zu bewerten. Günstige
                                                                                                                                                                                                                                                            ebenfalls Luftleitbahnen und innerstädtische Grün- und                                                                                                                                                                                                                               Bebauungsstrukturen erhalten.
                                                                                                                                                                                                                                                            Parkflächen. Sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber Nut-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Lastraum der überwiegend dicht bebau-
                                                                                                                                                                                                                                                            zungsintensivierung/-änderungen. Diese Gebiete sind mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 ten Wohn- und Mischgebiete: Klimatisch
                                                                                                                                                                                                                                                            hohen Restriktionen gegenüber Bebauung belegt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 mäßig belastete Gebiete, weitere Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                            Hohe klimaökologische Bedeutung                                                                                                                                                                                                                                                      dichtung vermeiden, bioklimatische Ent-
                                                                                                                                                                                                                                                            Freiflächen mit hohem Kaltluftliefervermögen im Bereich                                                                                                                                                                                                                              lastung durch aufgelockerte Bauweise,
                                                                                                                                                                                                                                                            von Siedlungen. Hohe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungs-                                                                                                                                                                                                                             keine massigen Gebäudekomplexe. Durch-
                                                                                                                                                                                                                                                            intensivierung. Insbesondere im Kernbereich der Metropole                                                                                                                                                                                                                            grünungsgrad erhalten und vergrößern.
                                                                                                                                                                                                                                                            Ruhr ist den Flächen eine hohe Bedeutung beizumessen, so
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Lastraum der hochverdichteten Innenstadt:
                                                                                                                                                                                                                                                            dass dort bei zukünftigen Nutzungsänderungen zusätzliche
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Extremes Stadtklima kann zu Austausch-
                                                                                                                                                                                                                                                            klimatisch-lufthygienische Sondergutachten empfohlen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 problemen mit hohen Schadstoffanreiche-
                                                                                                                                                                                                                                                            werden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 rungen und belastendem Bioklima führen.
                                                                                                                                                                                                                                                            Mittlere klimaökologische Bedeutung                                                                                                                                                                                                                                                  Reduktion der Schadstoffemissionen,
                                                                                                                                                                                                                                                            Freiflächen mit mittlerem Einfluss auf Siedlungsgebiete.                                                                                                                                                                                                                             besonders des Kfz-Verkehrs. Belüftungs-
                                                                                                                                                                                                                                                            Mäßige Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierung.                                                                                                                                                                                                                             schneisen erhalten und an den Rändern
                                                                                                                                                                                                                                                            Aus klimatischer Sicht ist eine maßvolle Bebauung auf                                                                                                                                                                                                                                öffnen. Begrünungsmaßnahmen vorsehen.
                                                                                                                                                                                                                                                            diesen Flächen daher zulässig, sofern dadurch keine Ein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Lastraum der Gewerbe und Industrie-
                                                                                                                                                                                                                                                            schränkungen der Belüftungsverhältnisse zu erwarten sind.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 klimate: Diese Gebiete sind oftmals durch
                                                                                                                                                                                                                                                            Geringe klimaökologische Bedeutung                                                                                                                                                                                                                                                   starke Emissionen, Lärm und Staubbelas-
                                                                                                                                                                                                                                                            Freiflächen mit geringem Einfluss auf Siedlungsgebiete.                                                                                                                                                                                                                              tungen charakterisiert. Freihalten von
                                                                                                                                                                                                                                                            Geringe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivie-                                                                                                                                                                                                                                Belüftungsbahnen, Entsiegelung und
                                                                                                                                                                                                                                                            rung. Es handelt sich um Flächen, die vergleichsweise stabil                                                                                                                                                                                                                         Begrünung von Freiflächen, Lager- bzw.
                                                                                                                                                                                                                                                            gegenüber nutzungsändernden Eingriffen sind, sofern es                                                                                                                                                                                                                               Parkplätzen. Immissionsschutzpflanzungen,
                                                                                                                                                                                                                                                            sich nicht um überdimensionierte Maßnahmen handelt.                                                                                                                                                                                                                                  insbesondere im Übergangsbereich zu
                                                                                                                                                                                                                                                            Innerhalb des Kernbereiches der Metropole Ruhr ist auf                                                                                                                                                                                                                               angrenzender Wohnnutzung.
                                                                                                                                                                                                                                                            diesen Flächen auf eine ausreichende Belüftung zu achten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Stadtgrenze

Abb. 2                                                             Bewertung von Ausgleichs- und Lasträumen im Zuge der Klimaanpassung für das Ruhrgebiet (RVR o. J: S. 88, mit
                                                                   freundlicher Genehmigung)

212                                                                                                                                                                                         © urheberrechtlich geschützt
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15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung                                                                          III
    Zugang zu Grünflächen als gesundheitsfördernder              von klimaverträglichen und klimaresilienten
    Faktor                                                       Konzepten der Stadtentwicklung ab. Räumli-
                                                                 che Strukturen einer Stadt können durch Art
    In einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten wurde ein     und Gestaltung der baulichen Nutzung die kli-
    positiver Zusammenhang zwischen lokalem Zugang zur           matische Situation entscheidend beeinflussen
    Natur und reduzierter Morbidität festgestellt, insbeson-     und gestalten und dadurch direkt oder indirekt
    dere bei Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.           Einfluss auf menschliche Gesundheit nehmen.
    Während weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein          Mögliche Konzepte urbaner Transformation
    niedrigerer Blutdruck durch Bewegung im Grünen wahr-         sind die postfossile und die resiliente Stadt. Die He-
    scheinlich sind, wurde auch festgestellt, dass der bloße     rausforderung einer postfossilen Stadt besteht
    Kontakt mit der Natur einen positiven Einfluss auf Herz-     in der erfolgreichen Transformation von einer
    frequenz und Blutdruck hat. In Bezug auf Typ-2-Diabetes      auf fossilen Energien und hohem Energiever-
    fand man eine geringere Prävalenz bei Menschen, die in       brauch basierenden Stadt hin zu einer Stadt mit
    der Nähe einer großen Grünfläche leben sowie Zusam-          niedrigem Energieverbrauch unter Nutzung er-
    menhänge zwischen Grünflächen in der Nachbarschaft           neuerbarer Energien. Eine solche Transforma-
    und einer geringeren Wahrscheinlichkeit, an Diabetes         tion impliziert massive Eingriffe in nahezu
    mellitus Typ 2 zu erkranken (EEA 2020). Eine populations-    sämtliche kommunale Politikfelder und um-
    basierte Studie im Ruhrgebiet konnte zeigen, dass mit        fasst technologische, ökonomische und soziale
    zunehmendem Grün in direkter Wohnumgebung sowohl             Innovationen hinsichtlich Energie‑, Wärme-
    der Gesundheitszustand positiver bewertet wurde als          und Kälteproduktion sowie deren Verteilung
    auch die Zufriedenheit mit der Nachbarschaft und das         und Konsumtion (Rink u. Kabisch 2017: 255).
    Sicherheitsempfinden anstiegen – unabhängig von Sozial-      Das betrifft den Verkehrs- ebenso wie den Bau-
    schicht und weiteren Einflussfaktoren (Orban et al. 2017).   und Sanierungsbereich.
                                                                     Die Transformation zur resilienten Stadt
Die Betroffenheit einzelner Städte vom Klima-                    zielt derweil auf die Vulnerabilität von Städten
wandel hängt somit zum einen von den kon-                        gegenüber Klimaänderungen und deren Folgen
kreten klimatischen Parametern vor Ort sowie                     ab und konzentriert sich auf mögliche bzw.
von den jeweiligen Merkmalen und Prozessen                       notwendige Anpassungsmaßnahmen. „Zu prü-
ab, die die ökonomischen und sozialen Schäden                    fen ist vor allem, wie das Konzept der resilienten Stadt
und deren gesellschaftliches Bewältigungs-                       praktische Relevanz für Planer und die kommunale Ver-
potenzial bestimmen. Bei der Abschätzung und                     waltung oder Katastrophenschutzorganisationen und
Beurteilung möglicher Klimaschäden und ‑fol-                     -agenturen gewinnen kann, um Vorsorge- und Reaktions-
gen gilt es, das komplexe Netz aus sozialen,                     kapazitäten in Städten bzw. Siedlungsbereichen aufzu-
ökonomischen, ökologischen und physisch-in-                      bauen und zu verbessern“ (Rink u. Kabisch 2017:
frastrukturellen Faktoren als Ganzes zu be-                      258). Dies betrifft vor allem die Kommunen als
trachten und darauf aufbauend Städte zu kli-                     Umsetzungsadressaten, denen es jedoch in den
magerechten, gesundheitsfördernden und le-                       meisten Fällen an ausreichend finanziellen
benswerten Orten zu machen.                                      und personellen Ressourcen mangelt, insbe-
                                                                 sondere für eigene stadtklimatische Unter-
                                                                 suchungen. Im Juni 2020 hat das Landesamt
15.3 Ansatzpunkte einer integrierten                             für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz
     klimasensiblen Stadtentwicklung                             NRW (LANUV) gemeinsam mit dem Deutschen
     zur Gesundheitsförderung                                    Wetterdienst und der Stadt Bonn ein Online-
                                                                 Tool für Kommunen und Stadtplaner entwi-
Die aktuelle und künftige Lebensqualität der                     ckelt, das die Prüfung der Wirkung verschiede-
Bewohner einer Stadt hängt somit wesentlich                      ner Anpassungsmaßnahmen im Stadtquartier

                                              © urheberrechtlich geschützt                                           213
                                MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

ermöglichen soll (https://www.klimaanpas-                   insofern es einen positiven Zusammenhang
sung-karte.nrw.de/?feld=inkas-nrw).                         gibt zwischen der Exposition gegenüber blauen
    Bei beiden Konzepten müssen immer die                   Räumen und der psychischen Gesundheit, dem
komplexen Wirkungszusammenhänge beach-                      Wohlbefinden und dem Grad der körperlichen
tet und darauf aufbauend ganzheitliche Lö-                  Aktivität (Gascon et al. 2017). Es zeigt sich zu-
sungsansätze statt isolierter Einzelmaßnah-                 dem, dass das Wohlbefinden von Stadtbewoh-
men angestrebt werden. „Pauschale Aussagen über             nern besonders mit blauen Räumen assoziiert
die Auswirkungen von planerischen Eingriffen auf das        wird, und zwar durch verstärkte Kontempla-
gesamte Stadtgefüge sind nicht möglich. Vielmehr gilt       tion, emotionale Bindung, Teilnahme und kör-
es, die Faktoren bei jedem Projekt ganzheitlich zu bewer-   perliche Aktivität (Völker u. Kistemann 2011).
ten und je nach Situation und Standort abzuwägen“ (An-         Um die Hitze in Innenräumen zu reduzie-
ders 2018: 31). Dabei sind postfossile und resi-            ren, sind Maßnahmen der thermischen Gebäu-
liente Strategien nicht trennscharf voneinan-               deisolation, der Dach- und Hausbegrünung so-
der zu separieren, sondern weisen Schnittmen-               wie der hitzeadäquaten Gebäudeplanung An-
gen auf und sollten entsprechend kombiniert                 satzpunkte direkt am Gebäude selbst; sowohl
gedacht werden.                                             bei der Sanierung des Gebäudebestands als
    Grundsätzliche Interventionsmöglichkei-                 auch beim Neubau. Solch bauliche Maßnah-
ten, um zunehmender Hitzebelastung in Städ-                 men betreffen auch die Planung und Gestal-
ten entgegenzuwirken, ist die Nutzung des                   tung von Krankenhäusern und Pflegeeinrich-
thermisch dämpfenden Potenzials von Grün-                   tungen, um sowohl die Energiebilanz der Ge-
und Wasserflächen, also die Schaffung von                   bäudekomplexe zu steigern und damit aktiven
stadtblauen und -grünen Elementen (Kemen et                 Klimaschutz zu betreiben als auch durch die
al. 2020). Überwiegend grüne oder blaue, wenig              Maßnahmeneffekte der Klimaanpassung die
versiegelte Flächen übernehmen wichtige                     Bedingungen für Patienten und Personal zu
Funktionen für das lokale Kleinklima. Die posi-             verbessern:
tive Wirkung von Grünflächen auf das Stadt-
klima sowie die Luftqualität und Lärmminde-
rung ist abhängig von Größe, Aufbau und Zu-                      Überlegenswert sind zudem neue Konzepte von Gesund-
sammensetzung der vegetationsbestandenen                         heitsversorgung, die aktiv in die Gestaltung der Mega-
Fläche. Mit Gras bewachsene Flächen wirken                       trends des 21. Jahrhunderts – Urbanisierung, Klimawan-
positiv auf die Strahlungs- und Wärmebilanz,                     del und Digitalisierung – einbezogen und integriert wer-
während durch Bäume und Sträucher erzeugte                       den. Ein Ansatz könnte dabei sein, das Smart Hospital
Schattenplätze bioklimatische Effekte weiter                     jenseits der Begrenzung durch Klinikmauern zu denken
ergänzen. An Kaltluftentstehungsgebiete des                      und Gesundheitsversorgung integrativ über die verschie-
ländlichen Umlands (Wiesen und Felder) sind                      denen Räume einer Stadt (Wirtschafts‑, Bildungs‑, Sozial‑,
diese städtischen Grünflächen idealerweise                       Kultur‑, Umwelt‑, Verkehrsraum) zu entfalten. Gesund-
über Ventilationsbahnen angebunden. Die                          heitsversorgung wird dadurch quer durch alle Stadträu-
Ausweisung großräumiger Freiflächen als Vor-                     me mitgedacht und kann Entwicklungsimpulse geben.
rang- und Vorbehaltsgebiete für besondere Kli-
mafunktionen (insbesondere mit Blick auf die                Mit Blick auf die sich möglicherweise ändernde
Luftzirkulation in einem Stadtquartier) und de-             Häufigkeit und Intensität von Hochwasserer-
ren Vernetzung mit lokalen Grünflächen ist                  eignissen, ist ein vorausschauernder und vor-
hier als raumplanerisches Instrument möglich.               beugender Hochwasserschutz eine wichtige Kli-
    Neben den thermischen Effekten ist insbe-               mafolgenanpassungsmaßnahme. Vor allem die
sondere Stadtblau für die psychische Gesund-                Erfassung der betroffenen Überschwemmungs-
heit und das Wohlbefinden bemerkenswert,                    gebiete, die bei einem hundertjährlichen Hoch-

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15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung                                                             III
wasserereignis überflutet würden sowie die                  Stadtumbaus aufgegriffen und an den ökologi-
Identifizierung und Ausweisung von Gebieten                 schen Herausforderungen wie Klimawandel,
zur Hochwasserentlastung und Rückhaltung                    Klimaanpassung und Biodiversität ausgerich-
sind hier als raumordnerisches Instrument von               tet werden und dabei gleichzeitig die Bedarfe
Bedeutung. Aber auch angesichts kurzfristiger               der Bewohner der umzugestaltenden Quartiers-
Überflutungsrisiken durch Starkregen bedarf es              straßen in den Vordergrund gestellt werden
der Sicherung vorhandener bzw. Schaffung                    (Wuppertal Institut 2020).
neuer Abfluss- und Retentionsflächen.
    Dies sind nur einige Beispiele wie Stadtpla-
nung und Stadtentwicklung auf Klimaschutz                   15.4.2 Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt
und Klimafolgenanpassung Einfluss nehmen                           von morgen“
und diese sogar aktiv mitgestalten können.
Neben der Verhinderung von Risiken sollte hier              In der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt
auch verstärkt der Blick auf die Ausgestaltungs-            von morgen“ haben Kommunen der Emscher-
möglichkeiten von Ressourcen gerichtet und                  region (Ruhrgebiet) sich als Emschergenossen-
bewusst eine salutogenetische Perspektive ein-              schaft zusammengeschlossen, um die fachüber-
genommen werden. Denn es ist in vielerlei                   greifende Zusammenarbeit innerhalb und zwi-
Hinsicht bis heute unklar „wie guter, gesundheits-          schen den kommunalen Verwaltungen voran-
förderlicher öffentlicher Raum (Plätze, Straßen) beschaf-   zubringen (http://www.wasser-in-der-stadt.
fen sein muss in Bezug auf Zugang, Umwelt- und Aufent-      de/wasser-in-der-stadt-von-morgen/). Akteure
haltsqualität, soziale Kontaktmöglichkeiten, partizipa-     aus Fach- und Verantwortungsbereichen, wie
tive Gestaltungsmöglichkeiten – und diese jeweils mit       Wasserwirtschaft, Umwelt, Verkehr, Stadt-
Blick auf spezifische Bevölkerungsgruppen (Geschlecht,      und Freiraumentwicklung zielen dabei auf
Soziodemografie, Lebensphase, Migration, Arbeit,            fachübergreifende Kooperationen und Planun-
Krankheit)“ (Moebus 2020: 11).                              gen. Im Zentrum steht die Rolle von Wasser in
                                                            der Stadtgestaltung und für die Klimaanpas-
                                                            sung. Dies umfasst u.a. die Vernetzung von
15.4 Umsetzungsbeispiele                                    Grünzügen und Wasserachsen, die Schaffung
                                                            temperaturregulierender Wasserflächen, de-
15.4.1 Lebenswerte Straße in resilienten                    zentrale Puffer- und Speicherräume zum Rück-
       Quartieren                                           halt von Starkregen und die Gestaltung urbaner
                                                            Landschaft mittels Bewirtschaftung durch Re-
Die Gestaltung der gebauten Stadt sollte in die-            genwasser.
sem Sinne die Dimensionen Dekarbonisierung,                    In ihrem 2019 fortgeschriebenen Maßnah-
systemische Resilienz, grüne Infrastrukturen                menplan 2020+ (Zukunftsinitiative 2019) setzt
sowie soziale Integration und Begegnung als                 sich die Zukunftsinitiative für die gesundheits-
Ziel integrativ betrachten. Erste Ansätze finden            förderliche Entwicklung ihrer Städte mittels
sich in einzelnen Pilotprojekten, die versuchen             einer integrierten Gesundheits‑, Sozial- und
einen Paradigmenwechsel bisheriger Stadtpla-                Umweltberichterstattung ein, um so insbeson-
nung herbeizuführen. Zu nennen sind hier                    dere Stadtgebiete mit Mehrfachbelastungen und
u.a. die Städte Kopenhagen und Wien.                        erhöhten Handlungsbedarfen zu identifizieren.
   Konkrete Planungsentwürfe für den Umbau                  Zudem sollen kommunale Gesundheitskonfe-
von zwei Quartiersstraßen im Ruhrgebiet wer-                renzen zum Wissenstransfer und zur Sensibili-
den im Projekt LesSON des Wuppertal Instituts               sierung für das Potenzial grüner und blauer In-
angefertigt. Dabei sollen nationale und inter-              frastrukturen dienen und relevante Akteure ver-
nationale Trends der Stadtplanung und des                   netzten, um die Zusammenarbeit zu stärken.

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III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

15.5 Abschlussbemerkungen                               „ Gesundheitsförderung durch sektorüber-
                                                           greifende Stadtplanung (Synergien Klima-
Die oben aufgeführten Ansätze zeigen, dass                 schutz/Dekarbonisierung) anstreben
eine ganzheitliche Stadt- und Quartiersent-
wicklung einen wichtigen Beitrag zur urbanen            Gerade die Corona-Krise hat vor Augen geführt,
Gesundheitsförderung leisten kann bzw. die              von welcher Bedeutung das unmittelbare Le-
Perspektive der Gesundheitsförderung in der             bensumfeld ist, wie z.B. die Wiederentdeckung
Entwicklung von Stadt- und Quartierskonzep-             lokaler Solidarität und Wirtschaftsstrukturen
ten fruchtbare Impulse gibt. Dennoch muss die-          oder auch die Qualität von Erholungsräumen
ser Aspekt noch prominenter herausgestellt und          in unmittelbarer Nähe. Eindrücklich waren die
in den verschiedenen politischen Ebenen ver-            Bilder von verwaisten Innenstädten einerseits
ankert werden. Wichtiger Baustein dazu ist ein          und belebten Grünflächen andererseits. Dies
Paradigmenwechsel von einem pathogenen zu               zeigt, dass viele unserer Innenstädte offenbar
einem salutogenen Gesundheitsbegriff zur Be-            über zu wenig Aufenthaltsqualität verfügen
antwortung der Frage, wie Städte in Zukunft             und abseits des Konsums kein Anreiz besteht,
gestaltet sein sollen bzw. müssen, um nachhal-          um sich dort aufzuhalten. Auch sind durch die
tiges und gesundes Leben möglich zu machen.             Corona-Pandemie bereits bestehende Ungleich-
    Der WBGU identifiziert hierzu acht Schwer-          heiten nochmals deutlich hervorgetreten: be-
punkte im Feld urbaner Gesundheit, die bisher           engte Wohnverhältnisse, prekäre Arbeitsbedin-
zu stark vernachlässigt wurden, zukünftig je-           gungen und Einkommensausfälle, kein Zu-
doch von steigender Bedeutung sind (WBGU                gang zu Stadtgrün/‑blau sind nur einige wenige
2016: 23):                                              Beispiele. Schneidewind et al. plädieren ange-
„ globaler Paradigmenwechsel von Krank-                 sichts dessen dafür, Lehren aus der Corona-Kri-
   heitsbekämpfung zu Gesundheitsförderung              se zu ziehen:
   durch Stärkung von Ressourcen und Poten-
   zialen für ein gesundes Leben in Städten             „Die Innenstadt der Zukunft darf nicht allein Einkaufort
„ Gesundheitsförderung durch sektorüber-                sein. Sie muss multifunktionaler werden. Sie muss Ar-
   greifende Stadtplanung bzw. -entwicklung             beits‑, Wohn‑, Begegnungs‑, Lern‑, Spiel‑, Betreuungs‑,
   und Stärkung kommunaler Planungskon-                 Logistik‑, Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten in
   zepte dauerhaft verankern                            kluger Weise miteinander kombinieren. […] Wenn Innen-
„ Gesundheitskompetenz und -handeln der                 städte dann auch noch grüner werden als sie derzeit meis-
   Stadtbevölkerung fördern                             tens sind, dazu eine andere Mobilität aufweisen, mit we-
„ substanzielle Teilhabe sichern und Nahver-            niger motorisiertem Individualverkehr, einem optimierten
   sorgung verbessern                                   ÖPNV mit Schnittstellen zu Car- und Fahrrad-Sharing-
„ Städte gesundheitsfördernd gestalten mit              Angeboten, werden sie zu Erholungs‑, Erlebnis- und
   Fokus auf Begegnungs- und Aktivitätsräu-             Außenräumen mit Aufenthaltsqualität, die Menschen
   men                                                  auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten nutzen kön-
„ Selbstorganisation von Stadtbewohnerin-               nen.“ (Schneidewind et al. 2020: 6f )
   nen stärken, kleinräumige gesundheitsför-
   dernde Maßnahmen im Quartier ermögli-                Angesichts der zu erwartenden Klimaänderun-
   chen                                                 gen sieht sich der Gesundheitssektor einem er-
„ urbane Epidemien und neue Infektions-                 höhten Versorgungsbedarf gegenüber, unter
   krankheiten durch Förderung der Resilienz            anderem bezogen auf Hitzestress, Luftqualität
   der Bevölkerung, Gesundheitsbildung und              sowie Ausbreitung von Krankheiten. Eine kli-
   Verbesserung der Gesundheitsberichterstat-           masensible Stadtplanung, die Gesundheitsför-
   tung eindämmen                                       derung explizit in ihre Agenda aufnimmt und

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                        MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung                                                                                          III
in Verwaltungs- und Bürgerhandeln integriert,                             D. Roberts; J. Skea; P.R. Shukla; A. Pirani; W. Moufouma-Okia;
kann wesentlich dazu beitragen, diesen Versor-                            C. Péan; R. Pidcock; S. Conners; J.B.R. Matthews; Y. Chen;
                                                                          X. Zhou; M.I. Gomis; E. Lonnoy; T. Maycock; M. Tognos; and
gungsbedarf zu senken.
                                                                          T. Waterfield (eds.)). World Meteorological Organization, Ge-
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    forschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raum-                  ordnung (BBR) (Hrsg.) (2020): Gesundheit und Krankheit in
    ordnung (BBR) (Hrsg.) (2020): Gesundheit und Krankheit in             räumlicher Perspektive. Informationen zur Raumentwick-
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III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel

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                              Judith Schröder, M.A.
                              Judith Schröder studierte Philosophie, Politik- und Europawissenschaften und war mehrere Jahre
                              am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Forschungsfeld der Energie- und Klimapolitik
                              tätig bevor sie ans Institut für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen kam, um die Zu-
                              sammenhänge von ökologischer Krise, Stadtentwicklung und Urban Public Health zu beforschen.

                              Prof. Dr. rer. nat. Susanne Moebus, MPH
                              Studium der Biologie in Bremen und Public Health in Bielefeld. Professorin für Urbane Epidemio-
                              logie am Universitätsklinikum Essen der Universität Duisburg-Essen und Leiterin des Zentrums
                              für Urbane Epidemiologie am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
                              seit 2012. Anfang 2020 Leitung des neu gegründeten Instituts für Urban Public Health (InUPH)
                              am Universitätsklinikum Essen. Neben bevölkerungsbezogener epidemiologischer Forschung im
                              Rahmen von großen Kohortenstudien liegen Schwerpunkte ihrer interdisziplinären und anwen-
                              dungsorientierten Forschung in der Beschreibung und Analyse gesundheits- und krankheitsbe-
                              zogener Zusammenhänge in städtischen Räumen.

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