15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung
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15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung Judith Schröder und Susanne Moebus C. Günster | J. Klauber | B.‑P. Robra | C. Schmuker | A. Schneider (Hrsg.) Versorgungs-Report Klima und Gesundheit. DOI 10.32745/9783954666270-15, © MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin 2021 Der vorliegende Beitrag spürt der Frage nach, wie sich 15.1 Gesundheit und die Megatrends Städte durch innovative Stadtplanung besser an den Kli- des 21. Jahrhunderts mawandel anpassen und wie Stadtplanung Gesundheits- ressourcen stärken und -risiken mindern kann. Ausgehend 15.1.1 Der historische Zusammenhang von der industriellen Revolution als gemeinsamer histori- zwischen Stadt, Gesundheit und scher Wurzel für bestehende Herausforderungen durch Klimawandel Klimawandel und Verstädterung und deren Implikationen für Gesundheit, wird für einen Paradigmenwechsel plä- Nicht viele Themen haben eine vergleichbare diert, der Gesundheit nicht nur unter Gesichtspunkten der Zunahme an politischer Relevanz zu verzeich- Krankheitsbekämpfung begreift, sondern auf die salutoge- nen wie der anthropogene Klimawandel. Ein- nen Faktoren von Stadtentwicklung unter der notwendi- gebettet in die größere Debatte der ökologischen gen Berücksichtigung von Klimaschutz- und Klimaanpas- Krise in Gestalt von Biodiversitätsverlust, Res- sungsmaßnahmen fokussiert. sourcenknappheit, Erschöpfung der ökologi- schen Tragekapazität, zählt die Frage nach dem This article explores how cities can better adapt to climate klimagerechten Umbau unserer Gesellschaft zu change and how cities can better address health risks and den Megatrends des 21. Jahrhunderts. Seit der chances through innovative urban planning. Starting from Veröffentlichung der vom Club of Rome in Auf- the industrial revolution as a common historical root for trag gegebenen Studie The Limits to Growth (Mea- existing challenges of climate change and urbanization dows et al. 1972) ist die Frage zum Umgang mit and their implications for health, the paper argues for a Natur angesichts der Erkenntnis der Endlich- paradigm shift that understands health not only from the keit natürlicher Ressourcen zunehmend in den perspective of disease control but also from the saluto- Gesichtskreis gesellschaftspolitischer Wahr- genic factors of urban development, taking into account nehmung gerückt. Angesichts der für das the need for climate protection and adaptation measures. menschliche Überleben notwendigen Bedin- © urheberrechtlich geschützt 205 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel gung des permanenten Austausches und des trialisierung auch das räumliche Verhältnis Stoffwechsels mit Natur, ist es nur verständ- von Stadt und Land. Die Zentralisierung wirt- lich, dass dieser Problematik ein erhöhtes Maß schaftlicher Produktion in Fabriken hatte zur an Aufmerksamkeit zukommt und sich zahl- Folge, dass große Bevölkerungsteile vom Land reiche gesellschaftliche Gruppen der Thematik in die Stadt strömten, um sich dort als abhän- annehmen. Denn die wohl einschneidendste gige Lohnarbeiter anzusiedeln. Die Produk- Erkenntnis hinsichtlich der Ursachenfor- tionssteigerung ermöglichte die Versorgung schung ist, dass Haupttreiber und ‑verursacher einer erhöhten Bevölkerungszahl. Die Kombi- des Klimawandels der Mensch selbst ist. nation aus dem Sinken der bis dahin hohen Zwar fußen menschliche Existenz und ge- Kindersterblichkeit und dem Anstieg der Le- sellschaftliche Entwicklung seit jeher auf Aus- benserwartung trieb das Wachstum der Städte tauschprozessen mit Natur, aber diese Prozesse weiter in die Höhe (Lorberg u. Simon 2020: 368). haben seit der industriellen Revolution eine bis Die Fabrikarbeit und die Entstehung der bür- dahin ungekannte Dynamik in Form einer sich gerlich-kapitalistischen Gesellschaftsordnung scheinbar perpetuierenden Beherrschung der in den Städten war gekennzeichnet durch eine Natur durch technischen Fortschritt als wich- sich ausbreitende Verelendung ganzer Bevölke- tigstem Motor ökonomischen Wachstums ge- rungsgruppen: wonnen. Vor allem die Extraktion und Nutzung fossiler Energieressourcen wie Kohle, Erdöl und „Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, Wohnungsnot, kei- Erdgas kann als Wendepunkt gesellschaftlicher ne Rückgriffmöglichkeiten auf alte Formen sozialer Si- Entwicklung betrachtet werden, da es damit cherung sind die Faktoren, die sich in physischer und psy- gelang, den benötigten Energiebedarf von tem- chischer Verelendung der Arbeiter, … niederschlugen. Die porär kurzweiliger biologischer Produktivität, Entwicklung einer neuen Verelendung weiter Kreise ins- z.B. in Form von nur langsam nachwachsenden besondere der städtischen Bevölkerung durch die Fabrik- Rohstoffen wie Holz (Rosenbaum u. Mautz arbeit entsprach weder in materieller noch ideeller Hin- 2011: 399), abzukoppeln und so die Produktivität sicht den Erwartungen, die das Bürgertum an die Durch- von Arbeit um ein Vielfaches zu steigern. Durch setzung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsord- Extrahieren und Verbrennen fossiler Energie- nung geknüpft hatte.“ (Rodenstein 1988: 69) träger wurden geologische und ökologische Erdveränderungen sowie exponentielle Wachs- Die schlechten Wohn- und Arbeitsverhältnisse tumsprozesse in Gestalt von Bevölkerungs- und zogen Krankheiten und Epidemien nach sich, Wohlstandsexplosionen in Gang gesetzt. Oder sodass Überlegungen zur räumlichen Organi- anders ausgedrückt: „Der Beginn des fossilen Ener- sation und öffentlicher Gesundheitspflege (Pu- giezeitalters war ausschlaggebend für die Akkumula- blic Health) unausweichlich wurden. Die Idee tionsdynamik und den Globalisierungsprozess kapitalis- des Gesundheitsschutzes in städtebaulichen tischer Gesellschaften“ (Kautnek 2012: 8). Trotz der Leitkonzepten war dabei zwar nicht neu, fand Innovationskraft und permanenten Steigerung sich dieser doch bereits im Sinne der Stadthy- der Naturbeherrschung während der letzten giene in Konzepten zur Trinkwasserversorgung 200 Jahre scheinen die Grenzen dieser Entwick- und Abfallentsorgung antiker Stadtstaaten lungen überschritten. Seit einigen Jahrzehnten wieder. Dennoch erlangte die Problematik sind biophysikalische Nebenwirkungen des fos- durch das enorme Bevölkerungswachstum in silen Energiesystems zu beobachten, die nach- den Städten, die daraus folgende hohe bauliche haltigen Einfluss auf das Erdklima ausüben Verdichtung und die schlechten hygienischen (IPCC 2014). Lebensbedingungen im Zuge der Industrialisie- Neben den wirtschaftlichen Veränderungs- rung eine neue Qualität mit sozialen und poli- prozessen verschob sich mit Beginn der Indus- tischen Implikationen, auf die es politisch und 206 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III stadtplanerisch zu reagieren galt (Rodenstein velopment Goals) sowie das Pariser Klimaab- 1988). Beispielhaft sei hier das stadtplanerische kommen. Der Wissenschaftliche Beirat der Konzept der Gartenstadt von Ebenezer Howard Bundesregierung Globale Umweltveränderun- Ende des 19. Jahrhunderts genannt. Die Idee gen (WBGU) entwirft in seinem 2011 veröffent- der Gartenstadt umfasste nicht nur einen Plan lichten Gutachten eine Vision eines neuen Ge- für die Entwicklung einer grünen Siedlung, sellschaftsvertrages für eine Große Transformation mit kurzen Wegen zu zentralen Einrichtungen (WBGU 2011) zur erfolgreichen Umsetzung einer und Produktionsstätten, sondern auch einen nachhaltigen Entwicklung (Vereinte Nationen Verwaltungs- und Finanzplan, der auf eine ge- 2015). Damit einher geht die Notwendigkeit rechte Ressourcenverteilung ausgerichtet war einer postfossilen Wirtschaftsweise und klima- und auf die am stärksten gefährdeten Bevölke- verträglicher Wertschöpfung, sie betrifft Pro- rungsgruppen wie „alte Arme“ abzielte (Ho- duktion, Konsummuster und Lebensstile in lo- ward 2010 [1989]). Langfristig und flächende- kalem, regionalem und globalem Ausmaß. ckend durchsetzen konnten sich solche Ansätze Urbane Räume und damit einhergehend so- gegenüber wirtschaftlichen Interessen jedoch wohl die Stadt(‑entwicklung) als auch die Ge- nicht, sodass die Folgen der industriellen Revo- sundheitsförderung werden dabei als zentrales lution und deren ökologischen und gesundheit- Transformationsfeld adressiert: lichen Schattenseiten in unseren Städten bis heute präsent sind. „Die seit der UN-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 propa- Das sich in dieser Zeit entwickelnde Ver- gierte nachhaltige (Stadt‑)Entwicklung setzte auf Öko- ständnis einer städtischen öffentlichen Ge- logie und damit die Reduzierung des motorisierten Indi- sundheit – oder auch Urban Public Health – ist vidualverkehrs in den Städten, die Aufwertung städti- nach dem zweiten Weltkrieg in weiten Teilen scher Freiräume und Klimaschutz sowie die Energiebilanz verloren gegangen und von einer kurativen In- von Gebäuden. Eine nachhaltige städtebauliche Ent- dividualmedizin abgelöst worden. Mit der De- wicklung wurde in § 1 des Baugesetzbuches als Grundsatz batte um die ökologische Krise in den 1980er- verankert und umfasste damit implizit auch gesundheits- Jahren ist die Rolle der Stadtplanung für die Ge- relevante Aspekte.“ (Baumgart 2018: 30) staltung und Verbesserung von Lebensverhält- nissen und damit auch der Gesundheit wieder Weiteres Zeichen eines Paradigmenwechsels ist deutlich geworden (Rodenstein 1988). auch die 1986 von der WHO verabschiedete Ot- tawa-Charta als Ergebnis der ersten internatio- nalen Konferenz zur Gesundheitsförderung. 15.1.2 Urbane Gesundheit und die Große Das gesundheitspolitische Grundsatzdokument Transformation und Aktionsprogramm gilt als Rahmung zur Verbesserung von Gesundheit und Lebensquali- Diese skizzenhafte Rekonstruktion zeigt die tät auch in einer globalen Perspektive. Der Ab- historischen Wurzeln, aus denen die Notwen- bau gesundheitlicher Ungleichheiten und die digkeit einer globalen Debatte über eine Nach- soziale Verteilung von Gesundheitschancen haltigkeitsrevolution erwachsen ist. Die Idee werden hier als dringlichste Aufgaben unter der nachhaltigen Entwicklung ist seit der ers- Anerkennung dessen, dass Gesundheit in der ten UN-Klimakonferenz in Rio de Janeiro 1992 alltäglichen Lebensumwelt jenseits von Ge- in einem Prozess der Überführung in konkrete sundheitsversorgung entsteht, formuliert. Zielvorgaben und Politiken der Umsetzung be- Eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung griffen. Zu den Leitvorgaben zählen unter an- der Charta ist der Health-in-all-policies-Ansatz der derem die von den Vereinten Nationen formu- WHO, der die Verankerung und Umsetzung von lierten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable De- Gesundheit in allen Politikfeldern erfordert. © urheberrechtlich geschützt 207 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel Die Ebene der Stadt ist für die politische Ver- tur, häufigere und intensivere regionale Hitze- ankerung und Umsetzung von hervorzuheben- extreme und Starkniederschläge in bewohnten der Bedeutung. In der Gestalt und der Gestal- Gebieten sowie regionale Dürren und Nieder- tung von Städten spiegeln sich die jeweiligen schlagsdefizite. Hinzu kommt der Anstieg des spezifischen sozialen, wirtschaftlichen, politi- Meeresspiegels, der mit erhöhtem Salzwasser- schen, technischen und ökologischen Umstän- eintrag, Überflutung und Schädigung von Inf- de einer Zeit wider und korrespondieren ebenso rastruktur verbunden ist; Biodiversitäts- und mit dem stetigen Wandel dieser Umstände. Der Ökosystemverlust durch Erwärmung des kli- aktuell beobachtbare Urbanisierungstrend hat matisch bestimmenden geografischen Verbrei- weltweit ein Niveau erreicht, das in dieser tungsgebiets, Waldbrände oder die Ausbrei- Form bisher unbekannt war. Zurzeit leben 55% tung invasiver Arten: der Weltbevölkerung in Städten mit einer Be- völkerung von mindestens 300.000. Bis 2050 „Jegliche Zunahme der globalen Erwärmung wird sich laut sollen es Prognosen zufolge bereits 68% sein. In Projektionen auf die menschliche Gesundheit auswirken, Europa sind es aktuell bereits fast 75% (Deutsch- mit überwiegend negativen Folgen.“ (IPCC 2018: 13) land: 77,3%), für 2050 werden 83,7% (Deutsch- land: 84,3%) erwartet (United Nations 2019). Der Während zu Beginn der Klimaforschung noch WBGU spricht deshalb inzwischen vom 21. Jahr- auf die reine Beschreibung des Klimasystems hundert als dem Jahrhundert der Städte (WBGU und dessen biophysikalische Veränderungen 2016). Dabei sind Städte Hauptverbraucher von fokussiert wurde, verlagern sich die For- Energie, drei Viertel der energiebedingten schungsinteressen zunehmend in Richtung der Treibhausgasemissionen werden in Städten Möglichkeiten gesellschaftlicher Reaktionen verursacht und Städte beanspruchen mehr als auf den Klimawandel. Dabei haben sich zwei die Hälfte des Siedlungswasserverbrauchs; bei grundsätzlich unterscheidbare Prozesse her- steigender urbaner Siedlungs- und Verkehrs- auskristallisiert: Klimaschutz (Mitigation) und Kli- fläche (Rink u. Kabisch 2017: 243). maanpassung (Adaptation). Klimaschutz be- schreibt dabei Maßnahmen, die im Wesentli- chen auf die Senkung der globalen Durch- 15.2 Klimaschutz und Klimaanpassung schnittstemperatur mittels Treibhausgasmin- in einer gesundheitsfördernden derung abzielen. Klimaanpassung dagegen Stadtentwicklung „findet in von Menschen beeinflussten Systemen als Re- aktion auf das aktuelle oder erwartete Klima und dessen Der Anstieg der Durchschnittstemperatur Folgen statt“ (Marx 2017: 9). Es geht hier folglich durch das weltweite Emissionsverhalten und um die Bewältigung von Klimafolgen bzw. die zunehmende Treibhausgaskonzentration in der Erhöhung der Resilienz gegenüber Klimafol- Atmosphäre geht einher mit spürbaren Verän- gen. Entscheidender Unterschied zum Klima- derungen des Erdklimas. Langfristszenarien, schutz besteht darin, dass Anpassungsmaß- allen voran der 2018 erschienene Sonderbericht nahmen einen starken räumlichen Bezug auf- des International Panel on Climate Change weisen und nur in der jeweiligen Umsetzungs- (IPCC 2018), führen vor Augen, dass selbst bei region ihre Wirkung entfalten können. Wäh- Erreichung des 1,5°C-Ziels, das 2015 im Überein- rend die Treibhausgasminderungen durch kommen von Paris formuliert worden ist, irre- Klimaschutzmaßnahmen aufgrund der Durch- versible Prozesse losgetreten werden könnten, mischung innerhalb der Erdatmosphäre orts- die unmittelbare wie mittelbare Konsequenzen unabhängig wirken, gilt es bei der Klimaanpas- für menschliche Gesundheit nach sich ziehen. sung regionale oder lokale Betroffenheiten zu Dazu gehören die Zunahme der Mitteltempera- berücksichtigen. 208 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III 15.2.1 Klimawandelbedingte Gesundheits- wirkungen auf das Wohlbefinden, die Lebens- risiken in deutschen Städten qualität und die Leistungsfähigkeit. Die medi- zinische Versorgungslandschaft muss sich auf Der Klimawandel mit der zu erwartenden Zu- diese Entwicklungen vorbereiten und mit nahme sommerlicher Trocken- und Hitzeperio- einem erhöhten Patientenaufkommen wäh- den, Extremwetterereignissen sowie den sich rend sommerlicher Hitzeperioden rechnen. insgesamt ändernden Temperatur- und Nieder- schlagsverteilungen wirkt sich direkt wie in- direkt auf die menschliche Gesundheit aus. Hitzebedingte Sterbefälle im Sommer 2018 Zu den offensichtlichsten klimawandelbe- dingten Gesundheitsrisiken in der Stadt gehö- Der Sommer 2018 war der zweitheißeste seit Beginn der ren die Hitzebelastung und daraus resultieren- Wetteraufzeichnung. Auch wenn für Gesamtdeutsch- der Hitzestress. In Abbildung 1 ist für das Ruhr- land kein gebündeltes Monitoring der Sterblichkeits- gebiet die Zunahme von problematischen daten existiert, ist zumindest in den Bundesländern Stadträumen während Hitzeperioden für das Berlin und Hessen ein solches etabliert. Darauf basie- Jahr 2013 und 2100 vergleichend abgebildet, rend hat das Robert Koch-Institut die hitzebedingten festgestellt anhand von Klimaanalysekarten Todesfälle dieses Sommers für Berlin auf 490 geschätzt und einer FITNAH-Modellierung (Flow over Ir- und für Hessen auf 740. Daraus ergibt sich eine hitze- regular Terrain with Natural and Anthropoge- bedingte Mortalität von 12/100.000 Einwohner. In der nic Heat sources) sowie dem zu erwartenden Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen betrug diese mittleren Temperaturanstieg (für das Beispiel 60/100.000 Einwohner, bei den über 84-Jährigen waren der Stadt Köln vgl. Kemen et al. 2020). es sogar 300/100.000 (An der Heiden et al. 2019). Heimische Krankheitserreger (Hantaviren, Borrelien übertragen durch Zecken) werden in Darüber hinaus bedarf es in einigen Bereichen ihrer Ausbreitung durch ein milderes Klima be- angepasster Abläufe und Strukturen: In beson- günstigt. Ebenso können bisher fremdartige ders von Hitze betroffenen Berufsgruppen soll- Krankheitserreger (z.B. Dengue- oder Chikun- te erwogen werden, Arbeitszeiten und -prozes- gunya-Viren übertragen durch die asiatische Ti- se den Witterungsbedingungen anzupassen germücke) sich so auch in Deutschland ausbrei- z.B. durch Verlagerung in die kühleren Mor- ten (Watts et al. 2019; Umweltbundesamt 2019). gen- und Abendstunden, wie es in heißen Län- Zu den vulnerablen Gruppen angesichts lan- dern bzw. Regionen schon lange üblich ist. ger Hitzeperioden, wie in den Sommern 2018 Gerade im Stadtzentrum wird die Hitzeent- und 2019, gehören ältere Menschen, Kleinkin- wicklung noch befördert durch starke Versiege- der und Säuglinge sowie Menschen mit schwe- lung und fehlende Frischluftschneisen, was zu ren Vor- und Grunderkrankungen. Aber auch lokalen Wärme- bzw. Hitzeinseln führt. Belas- Arbeits- und Wohnbedingungen sind Einfluss- tungen auslösen wird zudem die Zunahme von faktoren, die die jeweilige Betroffenheit von Tropennächten, in denen die Außentemperatur Hitze mitbestimmen. Berufsgruppen, die nicht unter 20°C sinkt und dadurch den Erho- einen Großteil ihrer Arbeitsstunden draußen lungseffekt des Schlafs hemmt. verbringen, sind einer erhöhten Hitzebelas- tung ausgesetzt; z.B. Dachdecker oder Angehö- rige der Straßenbaubranche. Wohnungen in Positive Effekte von Dach- und Fassadenbegrünung höheren Stockwerken, mit schlechter Durch- lüftung und/oder Nähe zum Stadtzentrum hei- Begrünte Dächer wirken thermisch, lufthygienisch und zen stärker auf. Das daraus resultierende energetisch auf die jeweilige Gebäudestruktur und schlechte Innenraumklima hat negative Aus- potenziell sogar auf das gesamte Mikroklima eines © urheberrechtlich geschützt 209 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel Haltern Hamminkeln Schermbeck Dorsten Marl Oer- Werne Xanten Selm Wesel Erken- Datteln schwick Hamm Bergkamen Sonsbeck Hünxe Bottrop Reckling- Waltrop Bönen Herten Lünen Voerde hausen Alpen Glad- Castrop- Kamen Dinslaken beck Raxel Dortmund Rheinberg Ober- Gelsen- Unna hausen kirchen Herne Kamp- Lintfort Duisburg Holzwickede Fröndenberg Neukirchen- Bochum Vluyn Moers Herdecke Schwerte Witten Essen Mühlheim Hattingen Wetter Hagen Sprock- hövel Gevelsberg Ennepetal Schwelm 0 3,75 7,5 15 22,5 30 km Breckerfeld gegenwärtige Problemgebiete (2013) Wärmebelastung während Hitzephasen: hoch sehr hoch Stadtgrenzen Haltern Hamminkeln Schermbeck Dorsten Marl Oer- Selm Werne Xanten Wesel Erken- Datteln schwick Hamm Sonsbeck Hünxe Bergkamen Bottrop Reckling- Waltrop Bönen Herten Lünen Alpen Voerde hausen Kamen Dinslaken Glad- Castrop- beck Raxel Dortmund Rheinberg Ober- Gelsen- Unna hausen kirchen Herne Kamp- Lintfort Duisburg Holzwickede Fröndenberg Neukirchen- Bochum Vluyn Moers Herdecke Schwerte Witten Essen Mühlheim Hattingen Wetter Hagen Sprock- hövel Gevelsberg Ennepetal Schwelm 0 3,75 7,5 15 22,5 30 km Breckerfeld zukünftige Problemgebiete (2100) Wärmebelastung während Hitzephasen: hoch sehr hoch Stadtgrenzen Abb. 1 Gegenwärtige (2013) und zukünftige Problemgebiete (2100) bei Hitzephase in der Metropole Ruhr (RVR o.J.: S. 78, mit freundlicher Genehmigung) 210 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III Stadtviertels, sofern Dachbegrünung im größeren Ver- Aufenthaltsmöglichkeit für die jeweilige Bevöl- bund angelegt wird. Es werden Temperaturextreme im kerung dadurch versperrt. Umfangreiche Ana- Jahresverlauf abgemildert, da Blattwerk, Luftpolster lysen sind bereits jetzt notwendig, um wertvol- und Verdunstung in der Vegetationsschicht im Sommer le bestehende klimaökologische Stadtgebiete die Dachfläche kühlen und im Winter den Wärmeverlust nicht durch weitere Verdichtung zu zerstören des Hauses mindern. Durch das Auffangen von 70 bis (s. Abb. 2 mit Beispiel Ruhrgebiet). 100% der Niederschläge in der Vegetationsschicht und anschließender Verdunstung kühlt die Luft in den Stadt- teilen ab und Starkniederschläge werden erst zeitver- 15.2.2 Sozial bedingte Betroffenheiten: zögert an die Kanalisation abgegeben, wodurch das die Frage der Umweltgerechtigkeit Stadtentwässerungssystem entlastet wird. Die oben beschriebenen möglichen Risiken und Gleiches gilt für Fassadenbegrünung. Insbesondere der Gesundheitsgefährdungen sind innerhalb der lufthygienische Faktor ist hier zu betonen, da Fassaden- Stadt ungleich verteilt. Ebenso wie umweltbe- begrünungen Luftverunreinigungen herausfiltern (v.a. dingte Gesundheitsprobleme aus räumlicher Feinstaub), was speziell in engen Straßenschluchten Perspektive erkannt werden können, sind auch eine wirkungsvolle Begrünungsmaßnahme darstellt soziale und ökonomische Problemlagen räum- (EEA 2020). lich darstellbar. Die Frage, wie gesundheitsre- levante Umweltbelastungen und gesundheits- Die innerstädtische Versiegelung und Verdich- fördernde Umweltressourcen sozialräumlich tung beeinflusst zudem die natürliche Boden- verteilt sind, firmiert unter dem Begriff der struktur, den Wasserhaushalt und die Wasser- Umweltgerechtigkeit. „Wesentlich sind hierbei zwei infrastruktur einer Stadt (hier und im Folgen- Mechanismen: die soziale Ungleichverteilung von Um- den Mc Call et al. 2020). Durch die verringerten weltbelastungen und Umweltgütern (Expositionsvaria- Versickerungsmöglichkeiten wird das Abwas- tion) und soziale Unterschiede in der Anfälligkeit (Vulne- seraufkommen verstärkt und das Risiko von rabilität) hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkungen Überflutungen durch Starkregen befördert. von Umweltexpositionen (Effektmodifikation)“ (Bolte Neben dem Risiko von Verschmutzungen und et al. 2018: 675). Verschiedene Studien haben Kontaminationen mit Schadstoffen und Schä- den Zusammenhang von umweltbedingten den an technischer Infrastruktur können sol- (Mehrfach‑)Belastungen und sozialer Lage ge- che Überflutungen und Hochwasser auch die zeigt (vgl. Bunge u. Rehling 2020). Die sozial- soziale Infrastruktur (z.B. Krankenhäuser) be- räumliche Konzentration von Umweltbelastun- treffen. Hinzu kommt, dass lokale Unwetter gen (Lärm, Luftschadstoffe, fehlende Grünflä- bzw. Extremwetterereignisse wie Starkregen, chen, schlechte Wohnverhältnisse etc.) korre- Hagel, Sturm oder Hochwasser weitere gesund- spondieren mit sozial benachteiligten Stadt- heitsgefährdende Folgen nach sich ziehen kön- quartieren. Charakteristisch ist sowohl das nen: Gravitative Massenbewegungen (Erdrut- erhöhte Niveau pathogener (Bsp. Luftschad- sche, Steinschlag), erhöhte Unfallgefahr im stoffe) als auch das Fehlen salutogener (Bsp. Straßenverkehr, verminderte Wasserqualität Grünflächen) Umweltfaktoren in solchen Quar- sowie ebenfalls die Ausbreitung von Tierarten tieren, die die soziale Vulnerabilität der Bewoh- mit Vektorpotenzial (z.B. Mücken, Zecken). ner noch weiter erhöhen und sich auf deren all- Die bauliche (Nach‑)Verdichtung geht oft- gemeinen Gesundheitszustand auswirken mals auf Kosten von Grünflächen, wodurch de- (ebd.). ren temperaturausgleichende und luftverbes- sernde Effekte verloren gehen. Auch wird der Zugang zu Grünflächen als Bewegungs- und © urheberrechtlich geschützt 211 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel 2 5 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 5 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 5 6 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 5 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 6 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 6 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 2 6 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 H a lte rn H a m m in k e ln D o r s te n 5 7 3 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 3 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 S c h e rm b e c k S e lm W e rn e H am m X a n te n Ma rl D a tte ln W es el O e r - E rk e n s c h w ic k H ünxe B erg k a m e n S on s bec k W a ltr o p 5 7 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 2 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 L ünen H e r te n R e c k lin g h a u s e n B önen Vo erd e A lp e n K am en B o ttr o p G la d b e c k C a s tro p - R a u x e l D in s la k e n R h e in b e r g G e ls e n k irc h e n U nna H ern e 5 7 1 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 1 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 K a m p - L in tfo rt O b e rh a u s e n D o r tm u n d F rö n d e n b e rg H o lz w ic k e d e B oc hum Mo ers S c h w e rte 5 7 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 7 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 D u is b u r g E s s en W itte n N e u k irc h e n - V lu y n H erd e c k e M ü lh e im W e tte r H a ttin g e n H ag e n 5 6 9 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 6 9 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 S p ro c k h ö v e l G e v e ls b e rg S c h w e lm E n n e p e ta l B re c k e r fe ld 5 6 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 5 6 8 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 0 2,5 5 10 15 20 Kilometer ,0 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 25 20 00 0 25 40 00 0 25 60 00 0 25 80 00 0 26 00 00 0 26 20 00 0 2 6 4 0 0 0 0 ,0 0 0 0 0 0 Legende Klimaanpassung in der Metropole Ruhr Planungshinweise Bewertung Ausgleichsräume Lasträume Sehr hohe klimaökologische Bedeutung, gegenwärtig Lastraum der überwiegend locker und offen bebauten Wohngebiete: Sehr hohe klimaökologische Bedeutung, zukünftig Bebauungsstrukturen und Begrünung Freiflächen mit sehr hohem Kaltluftliefervermögen und sind bioklimatisch gegenwärtig noch direktem Einfluss auf Siedlungsgebiete. Dazu zählen positiv zu bewerten. Günstige ebenfalls Luftleitbahnen und innerstädtische Grün- und Bebauungsstrukturen erhalten. Parkflächen. Sehr hohe Empfindlichkeit gegenüber Nut- Lastraum der überwiegend dicht bebau- zungsintensivierung/-änderungen. Diese Gebiete sind mit ten Wohn- und Mischgebiete: Klimatisch hohen Restriktionen gegenüber Bebauung belegt. mäßig belastete Gebiete, weitere Ver- Hohe klimaökologische Bedeutung dichtung vermeiden, bioklimatische Ent- Freiflächen mit hohem Kaltluftliefervermögen im Bereich lastung durch aufgelockerte Bauweise, von Siedlungen. Hohe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungs- keine massigen Gebäudekomplexe. Durch- intensivierung. Insbesondere im Kernbereich der Metropole grünungsgrad erhalten und vergrößern. Ruhr ist den Flächen eine hohe Bedeutung beizumessen, so Lastraum der hochverdichteten Innenstadt: dass dort bei zukünftigen Nutzungsänderungen zusätzliche Extremes Stadtklima kann zu Austausch- klimatisch-lufthygienische Sondergutachten empfohlen problemen mit hohen Schadstoffanreiche- werden. rungen und belastendem Bioklima führen. Mittlere klimaökologische Bedeutung Reduktion der Schadstoffemissionen, Freiflächen mit mittlerem Einfluss auf Siedlungsgebiete. besonders des Kfz-Verkehrs. Belüftungs- Mäßige Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivierung. schneisen erhalten und an den Rändern Aus klimatischer Sicht ist eine maßvolle Bebauung auf öffnen. Begrünungsmaßnahmen vorsehen. diesen Flächen daher zulässig, sofern dadurch keine Ein- Lastraum der Gewerbe und Industrie- schränkungen der Belüftungsverhältnisse zu erwarten sind. klimate: Diese Gebiete sind oftmals durch Geringe klimaökologische Bedeutung starke Emissionen, Lärm und Staubbelas- Freiflächen mit geringem Einfluss auf Siedlungsgebiete. tungen charakterisiert. Freihalten von Geringe Empfindlichkeit gegenüber Nutzungsintensivie- Belüftungsbahnen, Entsiegelung und rung. Es handelt sich um Flächen, die vergleichsweise stabil Begrünung von Freiflächen, Lager- bzw. gegenüber nutzungsändernden Eingriffen sind, sofern es Parkplätzen. Immissionsschutzpflanzungen, sich nicht um überdimensionierte Maßnahmen handelt. insbesondere im Übergangsbereich zu Innerhalb des Kernbereiches der Metropole Ruhr ist auf angrenzender Wohnnutzung. diesen Flächen auf eine ausreichende Belüftung zu achten. Stadtgrenze Abb. 2 Bewertung von Ausgleichs- und Lasträumen im Zuge der Klimaanpassung für das Ruhrgebiet (RVR o. J: S. 88, mit freundlicher Genehmigung) 212 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III Zugang zu Grünflächen als gesundheitsfördernder von klimaverträglichen und klimaresilienten Faktor Konzepten der Stadtentwicklung ab. Räumli- che Strukturen einer Stadt können durch Art In einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten wurde ein und Gestaltung der baulichen Nutzung die kli- positiver Zusammenhang zwischen lokalem Zugang zur matische Situation entscheidend beeinflussen Natur und reduzierter Morbidität festgestellt, insbeson- und gestalten und dadurch direkt oder indirekt dere bei Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Einfluss auf menschliche Gesundheit nehmen. Während weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein Mögliche Konzepte urbaner Transformation niedrigerer Blutdruck durch Bewegung im Grünen wahr- sind die postfossile und die resiliente Stadt. Die He- scheinlich sind, wurde auch festgestellt, dass der bloße rausforderung einer postfossilen Stadt besteht Kontakt mit der Natur einen positiven Einfluss auf Herz- in der erfolgreichen Transformation von einer frequenz und Blutdruck hat. In Bezug auf Typ-2-Diabetes auf fossilen Energien und hohem Energiever- fand man eine geringere Prävalenz bei Menschen, die in brauch basierenden Stadt hin zu einer Stadt mit der Nähe einer großen Grünfläche leben sowie Zusam- niedrigem Energieverbrauch unter Nutzung er- menhänge zwischen Grünflächen in der Nachbarschaft neuerbarer Energien. Eine solche Transforma- und einer geringeren Wahrscheinlichkeit, an Diabetes tion impliziert massive Eingriffe in nahezu mellitus Typ 2 zu erkranken (EEA 2020). Eine populations- sämtliche kommunale Politikfelder und um- basierte Studie im Ruhrgebiet konnte zeigen, dass mit fasst technologische, ökonomische und soziale zunehmendem Grün in direkter Wohnumgebung sowohl Innovationen hinsichtlich Energie‑, Wärme- der Gesundheitszustand positiver bewertet wurde als und Kälteproduktion sowie deren Verteilung auch die Zufriedenheit mit der Nachbarschaft und das und Konsumtion (Rink u. Kabisch 2017: 255). Sicherheitsempfinden anstiegen – unabhängig von Sozial- Das betrifft den Verkehrs- ebenso wie den Bau- schicht und weiteren Einflussfaktoren (Orban et al. 2017). und Sanierungsbereich. Die Transformation zur resilienten Stadt Die Betroffenheit einzelner Städte vom Klima- zielt derweil auf die Vulnerabilität von Städten wandel hängt somit zum einen von den kon- gegenüber Klimaänderungen und deren Folgen kreten klimatischen Parametern vor Ort sowie ab und konzentriert sich auf mögliche bzw. von den jeweiligen Merkmalen und Prozessen notwendige Anpassungsmaßnahmen. „Zu prü- ab, die die ökonomischen und sozialen Schäden fen ist vor allem, wie das Konzept der resilienten Stadt und deren gesellschaftliches Bewältigungs- praktische Relevanz für Planer und die kommunale Ver- potenzial bestimmen. Bei der Abschätzung und waltung oder Katastrophenschutzorganisationen und Beurteilung möglicher Klimaschäden und ‑fol- -agenturen gewinnen kann, um Vorsorge- und Reaktions- gen gilt es, das komplexe Netz aus sozialen, kapazitäten in Städten bzw. Siedlungsbereichen aufzu- ökonomischen, ökologischen und physisch-in- bauen und zu verbessern“ (Rink u. Kabisch 2017: frastrukturellen Faktoren als Ganzes zu be- 258). Dies betrifft vor allem die Kommunen als trachten und darauf aufbauend Städte zu kli- Umsetzungsadressaten, denen es jedoch in den magerechten, gesundheitsfördernden und le- meisten Fällen an ausreichend finanziellen benswerten Orten zu machen. und personellen Ressourcen mangelt, insbe- sondere für eigene stadtklimatische Unter- suchungen. Im Juni 2020 hat das Landesamt 15.3 Ansatzpunkte einer integrierten für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz klimasensiblen Stadtentwicklung NRW (LANUV) gemeinsam mit dem Deutschen zur Gesundheitsförderung Wetterdienst und der Stadt Bonn ein Online- Tool für Kommunen und Stadtplaner entwi- Die aktuelle und künftige Lebensqualität der ckelt, das die Prüfung der Wirkung verschiede- Bewohner einer Stadt hängt somit wesentlich ner Anpassungsmaßnahmen im Stadtquartier © urheberrechtlich geschützt 213 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel ermöglichen soll (https://www.klimaanpas- insofern es einen positiven Zusammenhang sung-karte.nrw.de/?feld=inkas-nrw). gibt zwischen der Exposition gegenüber blauen Bei beiden Konzepten müssen immer die Räumen und der psychischen Gesundheit, dem komplexen Wirkungszusammenhänge beach- Wohlbefinden und dem Grad der körperlichen tet und darauf aufbauend ganzheitliche Lö- Aktivität (Gascon et al. 2017). Es zeigt sich zu- sungsansätze statt isolierter Einzelmaßnah- dem, dass das Wohlbefinden von Stadtbewoh- men angestrebt werden. „Pauschale Aussagen über nern besonders mit blauen Räumen assoziiert die Auswirkungen von planerischen Eingriffen auf das wird, und zwar durch verstärkte Kontempla- gesamte Stadtgefüge sind nicht möglich. Vielmehr gilt tion, emotionale Bindung, Teilnahme und kör- es, die Faktoren bei jedem Projekt ganzheitlich zu bewer- perliche Aktivität (Völker u. Kistemann 2011). ten und je nach Situation und Standort abzuwägen“ (An- Um die Hitze in Innenräumen zu reduzie- ders 2018: 31). Dabei sind postfossile und resi- ren, sind Maßnahmen der thermischen Gebäu- liente Strategien nicht trennscharf voneinan- deisolation, der Dach- und Hausbegrünung so- der zu separieren, sondern weisen Schnittmen- wie der hitzeadäquaten Gebäudeplanung An- gen auf und sollten entsprechend kombiniert satzpunkte direkt am Gebäude selbst; sowohl gedacht werden. bei der Sanierung des Gebäudebestands als Grundsätzliche Interventionsmöglichkei- auch beim Neubau. Solch bauliche Maßnah- ten, um zunehmender Hitzebelastung in Städ- men betreffen auch die Planung und Gestal- ten entgegenzuwirken, ist die Nutzung des tung von Krankenhäusern und Pflegeeinrich- thermisch dämpfenden Potenzials von Grün- tungen, um sowohl die Energiebilanz der Ge- und Wasserflächen, also die Schaffung von bäudekomplexe zu steigern und damit aktiven stadtblauen und -grünen Elementen (Kemen et Klimaschutz zu betreiben als auch durch die al. 2020). Überwiegend grüne oder blaue, wenig Maßnahmeneffekte der Klimaanpassung die versiegelte Flächen übernehmen wichtige Bedingungen für Patienten und Personal zu Funktionen für das lokale Kleinklima. Die posi- verbessern: tive Wirkung von Grünflächen auf das Stadt- klima sowie die Luftqualität und Lärmminde- rung ist abhängig von Größe, Aufbau und Zu- Überlegenswert sind zudem neue Konzepte von Gesund- sammensetzung der vegetationsbestandenen heitsversorgung, die aktiv in die Gestaltung der Mega- Fläche. Mit Gras bewachsene Flächen wirken trends des 21. Jahrhunderts – Urbanisierung, Klimawan- positiv auf die Strahlungs- und Wärmebilanz, del und Digitalisierung – einbezogen und integriert wer- während durch Bäume und Sträucher erzeugte den. Ein Ansatz könnte dabei sein, das Smart Hospital Schattenplätze bioklimatische Effekte weiter jenseits der Begrenzung durch Klinikmauern zu denken ergänzen. An Kaltluftentstehungsgebiete des und Gesundheitsversorgung integrativ über die verschie- ländlichen Umlands (Wiesen und Felder) sind denen Räume einer Stadt (Wirtschafts‑, Bildungs‑, Sozial‑, diese städtischen Grünflächen idealerweise Kultur‑, Umwelt‑, Verkehrsraum) zu entfalten. Gesund- über Ventilationsbahnen angebunden. Die heitsversorgung wird dadurch quer durch alle Stadträu- Ausweisung großräumiger Freiflächen als Vor- me mitgedacht und kann Entwicklungsimpulse geben. rang- und Vorbehaltsgebiete für besondere Kli- mafunktionen (insbesondere mit Blick auf die Mit Blick auf die sich möglicherweise ändernde Luftzirkulation in einem Stadtquartier) und de- Häufigkeit und Intensität von Hochwasserer- ren Vernetzung mit lokalen Grünflächen ist eignissen, ist ein vorausschauernder und vor- hier als raumplanerisches Instrument möglich. beugender Hochwasserschutz eine wichtige Kli- Neben den thermischen Effekten ist insbe- mafolgenanpassungsmaßnahme. Vor allem die sondere Stadtblau für die psychische Gesund- Erfassung der betroffenen Überschwemmungs- heit und das Wohlbefinden bemerkenswert, gebiete, die bei einem hundertjährlichen Hoch- 214 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III wasserereignis überflutet würden sowie die Stadtumbaus aufgegriffen und an den ökologi- Identifizierung und Ausweisung von Gebieten schen Herausforderungen wie Klimawandel, zur Hochwasserentlastung und Rückhaltung Klimaanpassung und Biodiversität ausgerich- sind hier als raumordnerisches Instrument von tet werden und dabei gleichzeitig die Bedarfe Bedeutung. Aber auch angesichts kurzfristiger der Bewohner der umzugestaltenden Quartiers- Überflutungsrisiken durch Starkregen bedarf es straßen in den Vordergrund gestellt werden der Sicherung vorhandener bzw. Schaffung (Wuppertal Institut 2020). neuer Abfluss- und Retentionsflächen. Dies sind nur einige Beispiele wie Stadtpla- nung und Stadtentwicklung auf Klimaschutz 15.4.2 Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt und Klimafolgenanpassung Einfluss nehmen von morgen“ und diese sogar aktiv mitgestalten können. Neben der Verhinderung von Risiken sollte hier In der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt auch verstärkt der Blick auf die Ausgestaltungs- von morgen“ haben Kommunen der Emscher- möglichkeiten von Ressourcen gerichtet und region (Ruhrgebiet) sich als Emschergenossen- bewusst eine salutogenetische Perspektive ein- schaft zusammengeschlossen, um die fachüber- genommen werden. Denn es ist in vielerlei greifende Zusammenarbeit innerhalb und zwi- Hinsicht bis heute unklar „wie guter, gesundheits- schen den kommunalen Verwaltungen voran- förderlicher öffentlicher Raum (Plätze, Straßen) beschaf- zubringen (http://www.wasser-in-der-stadt. fen sein muss in Bezug auf Zugang, Umwelt- und Aufent- de/wasser-in-der-stadt-von-morgen/). Akteure haltsqualität, soziale Kontaktmöglichkeiten, partizipa- aus Fach- und Verantwortungsbereichen, wie tive Gestaltungsmöglichkeiten – und diese jeweils mit Wasserwirtschaft, Umwelt, Verkehr, Stadt- Blick auf spezifische Bevölkerungsgruppen (Geschlecht, und Freiraumentwicklung zielen dabei auf Soziodemografie, Lebensphase, Migration, Arbeit, fachübergreifende Kooperationen und Planun- Krankheit)“ (Moebus 2020: 11). gen. Im Zentrum steht die Rolle von Wasser in der Stadtgestaltung und für die Klimaanpas- sung. Dies umfasst u.a. die Vernetzung von 15.4 Umsetzungsbeispiele Grünzügen und Wasserachsen, die Schaffung temperaturregulierender Wasserflächen, de- 15.4.1 Lebenswerte Straße in resilienten zentrale Puffer- und Speicherräume zum Rück- Quartieren halt von Starkregen und die Gestaltung urbaner Landschaft mittels Bewirtschaftung durch Re- Die Gestaltung der gebauten Stadt sollte in die- genwasser. sem Sinne die Dimensionen Dekarbonisierung, In ihrem 2019 fortgeschriebenen Maßnah- systemische Resilienz, grüne Infrastrukturen menplan 2020+ (Zukunftsinitiative 2019) setzt sowie soziale Integration und Begegnung als sich die Zukunftsinitiative für die gesundheits- Ziel integrativ betrachten. Erste Ansätze finden förderliche Entwicklung ihrer Städte mittels sich in einzelnen Pilotprojekten, die versuchen einer integrierten Gesundheits‑, Sozial- und einen Paradigmenwechsel bisheriger Stadtpla- Umweltberichterstattung ein, um so insbeson- nung herbeizuführen. Zu nennen sind hier dere Stadtgebiete mit Mehrfachbelastungen und u.a. die Städte Kopenhagen und Wien. erhöhten Handlungsbedarfen zu identifizieren. Konkrete Planungsentwürfe für den Umbau Zudem sollen kommunale Gesundheitskonfe- von zwei Quartiersstraßen im Ruhrgebiet wer- renzen zum Wissenstransfer und zur Sensibili- den im Projekt LesSON des Wuppertal Instituts sierung für das Potenzial grüner und blauer In- angefertigt. Dabei sollen nationale und inter- frastrukturen dienen und relevante Akteure ver- nationale Trends der Stadtplanung und des netzten, um die Zusammenarbeit zu stärken. © urheberrechtlich geschützt 215 MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel 15.5 Abschlussbemerkungen Gesundheitsförderung durch sektorüber- greifende Stadtplanung (Synergien Klima- Die oben aufgeführten Ansätze zeigen, dass schutz/Dekarbonisierung) anstreben eine ganzheitliche Stadt- und Quartiersent- wicklung einen wichtigen Beitrag zur urbanen Gerade die Corona-Krise hat vor Augen geführt, Gesundheitsförderung leisten kann bzw. die von welcher Bedeutung das unmittelbare Le- Perspektive der Gesundheitsförderung in der bensumfeld ist, wie z.B. die Wiederentdeckung Entwicklung von Stadt- und Quartierskonzep- lokaler Solidarität und Wirtschaftsstrukturen ten fruchtbare Impulse gibt. Dennoch muss die- oder auch die Qualität von Erholungsräumen ser Aspekt noch prominenter herausgestellt und in unmittelbarer Nähe. Eindrücklich waren die in den verschiedenen politischen Ebenen ver- Bilder von verwaisten Innenstädten einerseits ankert werden. Wichtiger Baustein dazu ist ein und belebten Grünflächen andererseits. Dies Paradigmenwechsel von einem pathogenen zu zeigt, dass viele unserer Innenstädte offenbar einem salutogenen Gesundheitsbegriff zur Be- über zu wenig Aufenthaltsqualität verfügen antwortung der Frage, wie Städte in Zukunft und abseits des Konsums kein Anreiz besteht, gestaltet sein sollen bzw. müssen, um nachhal- um sich dort aufzuhalten. Auch sind durch die tiges und gesundes Leben möglich zu machen. Corona-Pandemie bereits bestehende Ungleich- Der WBGU identifiziert hierzu acht Schwer- heiten nochmals deutlich hervorgetreten: be- punkte im Feld urbaner Gesundheit, die bisher engte Wohnverhältnisse, prekäre Arbeitsbedin- zu stark vernachlässigt wurden, zukünftig je- gungen und Einkommensausfälle, kein Zu- doch von steigender Bedeutung sind (WBGU gang zu Stadtgrün/‑blau sind nur einige wenige 2016: 23): Beispiele. Schneidewind et al. plädieren ange- globaler Paradigmenwechsel von Krank- sichts dessen dafür, Lehren aus der Corona-Kri- heitsbekämpfung zu Gesundheitsförderung se zu ziehen: durch Stärkung von Ressourcen und Poten- zialen für ein gesundes Leben in Städten „Die Innenstadt der Zukunft darf nicht allein Einkaufort Gesundheitsförderung durch sektorüber- sein. Sie muss multifunktionaler werden. Sie muss Ar- greifende Stadtplanung bzw. -entwicklung beits‑, Wohn‑, Begegnungs‑, Lern‑, Spiel‑, Betreuungs‑, und Stärkung kommunaler Planungskon- Logistik‑, Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten in zepte dauerhaft verankern kluger Weise miteinander kombinieren. […] Wenn Innen- Gesundheitskompetenz und -handeln der städte dann auch noch grüner werden als sie derzeit meis- Stadtbevölkerung fördern tens sind, dazu eine andere Mobilität aufweisen, mit we- substanzielle Teilhabe sichern und Nahver- niger motorisiertem Individualverkehr, einem optimierten sorgung verbessern ÖPNV mit Schnittstellen zu Car- und Fahrrad-Sharing- Städte gesundheitsfördernd gestalten mit Angeboten, werden sie zu Erholungs‑, Erlebnis- und Fokus auf Begegnungs- und Aktivitätsräu- Außenräumen mit Aufenthaltsqualität, die Menschen men auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten nutzen kön- Selbstorganisation von Stadtbewohnerin- nen.“ (Schneidewind et al. 2020: 6f ) nen stärken, kleinräumige gesundheitsför- dernde Maßnahmen im Quartier ermögli- Angesichts der zu erwartenden Klimaänderun- chen gen sieht sich der Gesundheitssektor einem er- urbane Epidemien und neue Infektions- höhten Versorgungsbedarf gegenüber, unter krankheiten durch Förderung der Resilienz anderem bezogen auf Hitzestress, Luftqualität der Bevölkerung, Gesundheitsbildung und sowie Ausbreitung von Krankheiten. Eine kli- Verbesserung der Gesundheitsberichterstat- masensible Stadtplanung, die Gesundheitsför- tung eindämmen derung explizit in ihre Agenda aufnimmt und 216 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
15 Klimasensible Stadtplanung und Stadtentwicklung III in Verwaltungs- und Bürgerhandeln integriert, D. Roberts; J. Skea; P.R. Shukla; A. Pirani; W. Moufouma-Okia; kann wesentlich dazu beitragen, diesen Versor- C. Péan; R. Pidcock; S. Conners; J.B.R. Matthews; Y. Chen; X. Zhou; M.I. Gomis; E. Lonnoy; T. Maycock; M. Tognos; and gungsbedarf zu senken. T. Waterfield (eds.)). World Meteorological Organization, Ge- neva, Switzerland. Kautnek T (2012): Der Clean Development Mechanism als Regu- Literatur lativ postfordistischer Naturverhältnisse. Zum Spannungsver- hältnis zwischen Kosteneffizienz und nachhaltiger Entwick- An der Heiden M, Buchholz U, Uphoff H (2019): Schätzung der Zahl lung. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien. Philologisch-Kul- hitzebedingter Sterbefälle und Betrachtung der Exzess-Mor- turwissenschaftliche Fakultät. talität; Berlin und Hessen, Sommer 2018. Epidemiologisches Kemen J, Schäffer-Gemein S, Kistemann, T (2020): Klimaanpassung Bulletin Nr. 23. 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III Strukturelle und organisatorische Anpassungen an den Klimawandel Rodenstein M (1988): „Mehr Licht, mehr Luft“: Gesundheitskon- Vereinte Nationen (2015): Transformation unserer Welt: die Agen- zepte im Städtebau seit 1750. Frankfurt a.M., New York. Cam- da 2030 für nachhaltige Entwicklung. Resolution der General- pus Verlag. Zugleich: Berlin, Technische Universität, Habilita- versammlung, verabschiedet am 25. September 2015. A/ tionsschrift. RES/70/1. New York. Rosenbaum W, Mautz R (2011): Energie und Gesellschaft: Die so- Völker S, Kistemann T (2011): The impact of blue space on human ziakle Dynamik der fossilen und der erneuerbaren Energien. health and well-being – Salutogenetic health effects of inland In: Matthias Groß (Hrsg.): Handbuch Umweltsoziologie. surface waters: A review. International Journal of Hygiene 1. Auflage Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, and Environmental Health, Volume 214, Issue 6, S. 449–460. S. 399–420. WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Schneidewind U, Baedeker C, Bierwirth A, Caplan A, Haake H Umweltveränderungen (2011): Welt im Wandel. Gesell- (2020): „Näher“ – „Öffentlicher“ – „Agiler“. Eckpfeiler einer schaftsvertrag für eine Große Transformation. Berlin WBGU. resilienten „Post-Corona-Stadt“. Diskussionspapier. Wuppertal WBGU – Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Institut. Umweltveränderungen (2016): Der Umzug der Menschheit: Watts N et al. (2019): The 2019 report of The Lancet Countdown Die transformative Kraft der Städte. Berlin. WBGU. on health and climate change: ensuring that the health of a Wuppertal Institut (Hrsg.) (2020): „Lebenswerte“ Straße in resi- child born today is not defined by a changing climate. Lancet lienten urbanen Quartieren. Projektergebnisse eines Teilpro- Vol. 394, Issue 102011, S. 1836–1878. jektes im Gesamtprojekt „Eckpunkte für die Umsetzung einer Umweltbundesamt (Hrsg.) (2019): Monitoringbericht 2019 zur Landesstrategie zur Klimaanpassung aus wissenschaftlicher Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Bericht Sicht“. Wuppertal Report 17. Wuppertal. der interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstratgie der Zukunftsinitiative (2019): Maßnahmenplan 2020+ der Zukunfts- Bundesregierung. Dessau-Roßlau. initiative „Wasser in der Stadt von morgen“. Fortschreibung United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Pop- 2019. http://www.wasser-in-der-stadt.de/fileadmin/Me- ulation Division (2019): World Urbanization Prospects: The dien/Projekte/Dokumente/20190521_Entwurf_Aktualisie- 2018 Revision (ST/ESA/SER.A/420). New York: United Nations. rung_2019_Gesamtdokument.pdf Judith Schröder, M.A. Judith Schröder studierte Philosophie, Politik- und Europawissenschaften und war mehrere Jahre am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie im Forschungsfeld der Energie- und Klimapolitik tätig bevor sie ans Institut für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen kam, um die Zu- sammenhänge von ökologischer Krise, Stadtentwicklung und Urban Public Health zu beforschen. Prof. Dr. rer. nat. Susanne Moebus, MPH Studium der Biologie in Bremen und Public Health in Bielefeld. Professorin für Urbane Epidemio- logie am Universitätsklinikum Essen der Universität Duisburg-Essen und Leiterin des Zentrums für Urbane Epidemiologie am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie seit 2012. Anfang 2020 Leitung des neu gegründeten Instituts für Urban Public Health (InUPH) am Universitätsklinikum Essen. Neben bevölkerungsbezogener epidemiologischer Forschung im Rahmen von großen Kohortenstudien liegen Schwerpunkte ihrer interdisziplinären und anwen- dungsorientierten Forschung in der Beschreibung und Analyse gesundheits- und krankheitsbe- zogener Zusammenhänge in städtischen Räumen. 218 © urheberrechtlich geschützt MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2021
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