Barockstadt mit vielen Facetten - Stadt Schwetzingen
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Bild: pure-life-pictures/stock.adobe.com
WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN |
Barockstadt mit
vielen Facetten
Z
Spargel und Schloss – dafür ist Schwetzingen überregional artrosa schimmernd erheben sich
die beiden Minarette und die
bekannt. Doch auch ein vielseitiges Kulturleben, eine lebendige prachtvoll verzierte Kuppel der
Moschee in den blauen Himmel; der Be-
Innenstadt und ein innovativer Mittelstand machen die sucher lässt seinen Blick schweifen ent-
Kleinstadt zwischen Heidelberg und Mannheim für Bewohner, lang des Wandelgangs zu beiden Seiten,
an dem sich immer wieder opulent ge-
Arbeitnehmer und Gewerbetreibende attraktiv. Zugleich sieht kleidete türkische Hochzeitspaare für Fo-
tos in Position bringen.
sich die 22 000-Einwohner-Gemeinde mit Herausforderungen
Wenn dann noch die grün gefiederten
wie fehlenden Expansionsflächen und knappem Wohnraum Halsbandsittiche, eine in der Metropolre-
gion heimisch gewordene Papageienart,
konfrontiert. kreischend durch die Wipfel der Bäume
fliegen, vergisst der verzückte Besucher
schnell, dass er sich im Schwetzinger
Schlossgarten und nicht in mediterranen
Gefilden befindet – und dass seine Mit-
tagspause leider nicht unbegrenzt ist. ��
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JEDER IST
EINZIGARTIG
SIE AUCH
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�� Immer mehr Menschen können sich
regelmäßig an diesem spektakulären
Kleinod in unmittelbarer Nähe erfreuen:
In den vergangenen zehn Jahren ist die
Anzahl der Beschäftigten in der Spargel-
stadt um 30 Prozent gestiegen – nicht nur
der Tourismus, auch die Wirtschaft gibt
der zentral zwischen den Großstädten
Mannheim und Heidelberg gelegenen
22 000-Einwohner-Gemeinde weiter Auf-
trieb. Als Mittelzentrum des Rhein-Ne-
ckar-Kreises ist Schwetzingen darüber
hinaus direktes Einzugsgebiet für mehr
als 70 000 Menschen – Tendenz steigend.
„Schwetzingen ist als Stadt sehr breit
aufgestellt: Wir sind Tourismusmagnet
mit einem klaren Profil und den Schwer-
punkten Historie, Kultur und Spargel, zu-
Treffpunkt City: Neben zahlreichen inhabergeführten Geschäften lädt in der Schwetzinger
gleich aber auch Wirtschaftsstandort mit Innenstadt auch zweimal wöchentlich ein Markt zum Einkaufsbummel ein. Bild: Schwerdt
günstigen infrastrukturellen Vorausset-
zungen“, fasst Oberbürgermeister Dr. Re-
né Pöltl die Vorzüge seiner Kommune zu- an Dienstleistungen, Bildungs-, Betreu- Schlossgarten nur einen kurzen Fußweg
sammen und zählt im Detail auf: „He- ungs- und Gesundheitseinrichtungen.“ vom Arbeitsplatz entfernt ist. Von noch
rausragende Anbindung an Nah- und größerem Interesse dürfte für den städti-
Fernverkehrswege, eine lebendige und Mittelstand als Fundament schen Wirtschaftsförderer die räumliche
attraktive Innenstadt, ein starker Einzel- Wolfgang Leberecht gehört zu jenen Be- Nähe zu den Händlern der Schwetzinger
handel sowie ein umfassendes Angebot schäftigten, für die der Schwetzinger Innenstadt sein. Leberecht bestätigt mit
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Beim Rundgang durch Dreikönig- und
Mannheimer Straße, die Haupteinkaufs-
routen in der Stadt, fallen die vielen indi-
viduellen Geschäfte, insbesondere aus
den Bereichen Schmuck und Accessoires,
Beauty, Mode oder Gastronomie ins Au-
ge; verrammelte Schaufenster sucht man
hingegen vergebens. „Leerstände sind
bei uns zum Glück eher selten ein The-
ma“, bestätigt der Wirtschaftsförderer.
„Daher herrscht unter den Händlern
auch eine überdurchschnittliche Zufrie-
denheit mit dem Standort.“
Neuer „Ort der Begegnung“
Ein Blickfang inmitten der Fußgängerzo-
ne ist das neue Brauhaus der Firma Wel-
de. Einen „Ort der Begegnung“ sollen Be-
Areal mit Potenzial: Rund 43 Hektar groß ist das Gelände der beiden ehemaligen US-Kasernen sucher und Einheimische nach den Wor-
„Tompkins Barracks“ und „Kilbourne“ im Norden der Stadt. Bild: Lenhardt ten von Oberbürgermeister Pöltl in dem
Neubau in der Mannheimer Straße fin-
den. Im Juni feierte das mittlerweile in
Blick auf den Einzelhandel die positive chenmix.“ Insbesondere kleine und mit- Plankstadt ansässige Familienunterneh-
Einschätzung seines Vorgesetzten: „Kauf- telständische Unternehmen aus Produk- men die Eröffnung – just an jener Stelle,
kraft und Zentralitätskennziffer liegen in tion, Handel und vor allem Dienstleis- an der mit der Brauereigaststätte „Zum
Schwetzingen überdurchschnittlich tung gediehen in diesem Klima. „Sie bil- Grünen Laub“ 1753 die Geschichte der
hoch, und gerade in der Innenstadt den das wirtschaftliche Fundament mittlerweile in achter Generation geführ-
punkten wir mit einem vielseitigen Bran- Schwetzingens“, betont Leberecht. ten Firma ihren Ursprung nahm. ��
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Schwetzinger Impressionen (v.l.oben): Neben dem berühmten Schlosspark locken auch Kulturereignisse wie der Concours d’Elegance, die Aufführungen
des Theaters am Puls oder der Spargellauf zahlreiche Besucher in die Stadt. Bilder: pure-life-pictures/stock.adobe.com; Wetzel; Boehm; Schwerdt
�� Das 4,5 Millionen Euro teure Gebäude vertreten durch den Fitness-Pionier Wer- Bundesbahn nordöstlich der Innenstadt
umfasst neben Gastronomiebetrieb und ner Pfitzenmeier mit seiner gleichnami- angesiedelt und nimmt damit rund die
Eventräumen auch zwölf Apartments im gen, stetig wachsenden Unternehmens- Hälfte des Areals ein. Im südlichen Be-
Obergeschoss und ersetzt das 2017 abge- gruppe, aber auch durch die GRN-Klinik, reich ist nun bis 2021 die weitere Er-
rissene ursprüngliche Stammhaus des das ehemalige Kreiskrankenhaus mit schließung geplant. Decathlon möchte
Unternehmens. rund 700 Mitarbeitern und etwa mit der denkmalgeschützten Wagen-
Und während der Getränkehersteller 13 000 stationären Patienten jährlich, so-
richthalle aus dem Jahr 1913 und der Fe-
mit seinem Kerngeschäft in der Nachbar- wie die Verwaltung des Ärztenetzwerkes
derschmiede zwei historische Relikte des
gemeinde bleibt, vertiefen andere große Ze:roPraxen.
Areals für sich ausbauen. Darüber hinaus
Firmen ihre Verbindung zu Schwetzin- Weitere Investitionen vor Ort plant
sollen auf dem Gelände Büros sowie
gen. Der am nördlichen Stadtrand mit ei- auch der französische Sportartikelher-
möglicherweise auch Gewerbeflächen
ner Filiale ansässige Filialist Möbel Höff- steller Decathlon, mit mehr als 700 Mitar-
ner hat zuletzt Sanierungen in der Grö- beitern einer der größten privaten Arbeit- für Handwerker entstehen. Die Verkehrs-
ßenordnung von rund 105 Millionen Eu- geber in der Stadt. Im Frühjahr 2013 hatte infrastruktur ist bereits gegeben: In un-
ro am Standort Schwetzingen getätigt. das Unternehmen sein Logistikzentrum mittelbarer Nähe des Gebietes wird ab
Ein zunehmend bedeutsamer Wirt- für den deutschen Markt auf dem 2021 auf der S-Bahn-Linie Mannheim-
schaftsfaktor für die Stadt ist auch die Ge- 19 Hektar großen Gelände des ehemali- Karlsruhe neben dem Schwetzinger
sundheitsbranche, besonders prominent gen Ausbesserungswerkes der Deutschen Bahnhof und Hirschacker mit „Schwet-
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zingen Nord“ eine dritte Haltestelle in der Zuletzt wurden die ehemaligen Tomp- nommierten SWR Festspiele im Schloss,
Spargelstadt bedient. kins Barracks, die 2012 nach mehr als das Mozartfest oder die Oldtimer-Schau
sechs Jahrzehnten von den US-amerika- Concours d’Elegance im Schlossgarten.
Stadt im Wartestand nischen Streitkräften geräumt wurden, Doch auch darüber hinaus setzt
Pläne gibt es auch für den angrenzenden von der Bundeswehr zwischengenutzt. Schwetzingen eigene Akzente, um zwi-
südlichen Bereich des Ausbesserungs- Seit Ende September finden einzelne Ge- schen den beiden großen Nachbarn Hei-
werks. Die knapp 5 Hektar große Fläche bäude des Areals zunächst für einen Zeit- delberg und Mannheim zu bestehen. Mit
soll in den nächsten zwei bis drei Jahren
raum von drei Jahren als Erstaufnahme- dem Theater am Puls ist im Bassermann-
für Gewerbe ausgewiesen werden. „Da-
einrichtung für Flüchtlinge Verwendung. haus ein eigenes Schauspielensemble
mit können wir erstmals wieder neue Flä-
Weiter vorangeschritten sind hingegen ansässig – ungewöhnlich für eine Stadt
chen anbieten“, bestätigt Wolfgang Le-
die Planungen auf dem früheren Gelände dieser Größenordnung. Konzerte, Lesun-
berecht. Langfristig hofft die Stadt zudem
des Chemieunternehmens Pfaudler: Auf gen und Kleinkunstabende locken zahl-
auf ein Areal, das allein aufgrund seiner
dem 67 000 Quadratmeter großen Areal reiche Besucher in die Alte Wollfabrik,
Größe zwar reichlich Potenzial bietet, zu-
entstehen unter Federführung des Hei- und der bekannte Sternekoch Tommy
letzt allerdings einzig mit wechselnden
delberger Immobilienentwicklers Epple Möbius hat sich mit seinem unkonven-
Zwischennutzungen besetzt war und
in den kommenden Jahren rund 500 tionellen Feinkostgeschäft und Restau-
ebenfalls noch seiner endgültigen Be-
Wohneinheiten (Econo berichtete). rant „Lebensmittel.punkt“ als starke kuli-
stimmung harrt. Die Stadt hat unlängst
narische Marke etabliert. Das bislang im
eine Machbarkeitsstudie zur insgesamt
Wirtschaft, Tourismus, Kultur – drei Karl-Wörn-Haus ansässige Stadtmuseum
43 Hektar großen Fläche der beiden ehe-
Bausteine, mit denen sich Schwetzingen soll zudem gemeinsam mit der Tourist
maligen US-Kasernen „Tompkins Bar-
gleichermaßen als spannendes Reiseziel Information in einem neuen, repräsenta-
racks“ und „Kilbourne“ im Norden der
wie auch als lebenswerter Wohnort defi- tiven Bau im Stadtzentrum eine Aufwer-
Stadt in Auftrag gegeben. Aufgrund der
nieren möchte. Dabei sind die Aushänge- tung erfahren (siehe Seite 52).
erheblichen Restriktionen des Natur-
schutzes wird nicht alles machbar sein. schilder Schloss und Spargel bei der Ge- Umso wichtiger sind den Verantwortli-
Die Verwaltung plant nach Angaben der staltung des Veranstaltungskalenders chen der Stadt Maßnahmen, die der stei-
Wirtschaftsförderung gewerbliche Nut- nicht zu übersehen – Spargellauf und genden Nachfrage nach Wohnraum und
zungen im Südbereich auf einer anteili- Spargelfest ziehen ebenso Besucher aus damit verbundener Infrastruktur Rech-
gen Fläche von acht Hektar. nah und fern an wie die international re- nung tragen. ��
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Begehrter Standort: Hohe Lebensqualität, ein idyllisches Stadtbild und eine attraktive Lage inmitten der Metropolregion Rhein-Neckar – um der hohen
Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden, hat die Stadt unter anderem eine Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Bild: Schwerdt
�� „Schwetzingen verfügt über eine um- waltung wie der Platzbedarf der Kinder- te Wohnungsbaugesellschaft die Flä-
fassende Bildungsinfrastruktur – wir ha- gärten und das Thema bezahlbarer chenentwicklung vorantreiben, „um den
ben allein fünf Gymnasien hier in der Wohnraum.“ Erste Schritte sind getan: Im Nachfragedruck auf den Bestand zu min-
Stadt“, betont Oberbürgermeister Pöltl, Verbund mit Plankstadt und Oftersheim dern“, wie Pöltl erklärt. Denn so idyllisch
schränkt zugleich aber ein: „Dennoch ge- wurde eine neue Gemeinschaftsschule das Schloss samt seines weitläufigen
hört die Ganztagsbetreuung in Schulen für 35 Millionen Euro gebaut, die im Parkgeländes auch anmutet: Für moder-
und Kindergärten ebenso zu den zentra- Herbst 2020 ihren Betrieb starten soll. ne Wohnzwecke steht es definitiv nicht
len Herausforderungen für unsere Ver- Zudem soll die im August 2018 gegründe- zur Verfügung. Moritz Tzschaschel
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50 WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN
INTERVIEW |
„Vermarkter nach außen,
Dienstleister nach innen“
Zehn Jahre Stadtmarketing, 50 Jahre Mozartgesellschaft – der ohnehin reichhaltige Festkalender
Schwetzingens kann in diesem Jahr auf so manches Jubiläum blicken. Immerhin schon etwas mehr
als 100 Tage im Amt ist Jens Rückert. Der Geschäftsführer des Stadtmarketings spricht über seine
Pläne für die Zukunft und das Zusammenwirken mit Bürgern, Verwaltung und Wirtschaft vor Ort.
Z
um Zeitpunkt des Gesprächs lich darum, letztlich darum, möglichst viele
empfängt Jens Rückert, seit Juni Menschen in die Stadt zu holen und die Ver-
hauptamtlicher Geschäftsführer weil- und Aufenthaltsdauer zu erhöhen.
des Stadtmarketings Schwetzingen Den sogenannten „Mozartsonntag“ Mitte
(SMS), noch in einem bekannten Café di- September, der gemeinsam mit unserem
rekt am Schlossplatz der kurpfälzischen Mitglied, der Mozartgesellschaft Schwet-
Kleinstadt. „Ein Büro habe ich derzeit
zingen, ausgerichtet wurde, haben wir etwa
noch nicht“, erklärt er schmunzelnd.
anlässlich des 50. Geburtstags der Mozart-
Dem Tatendrang des bisherigen ehren-
gesellschaft und des zehnten Geburtstags
amtlichen Vorsitzenden tut das jedoch
keinen Abbruch, im Gegenteil: In solch des Stadtmarketings mit neuem Veranstal-
symbolträchtiger Lage, in unmittelbarer tungskonzept und frischer Marke („Mozart
Nähe zur weltberühmten Barockresi- goes Shopping“) um Livemusik bereichert.
denz, sollte Rückert die Imagepflege für Neue Rolle: Seit Juni führt Jens Rückert das 25 Einzelhändler, Handwerker und Gastro-
Stadtmarketing Schwetzingen. Bild: Schwerdt nomen haben ihre Geschäftsräume nicht
die zwischen Heidelberg und Mannheim
gelegene Spargelgemeinde durchaus nur zum Einkaufsbummel geöffnet, son-
leicht fallen. Hilfe oder Rat für Mitglieder, die sich das dern auch zu abwechslungsreichen Kultur-
wünschen. Auch unter und zwischen den stätten erweitert. Zum Schwetzinger Herbst
Mitgliedern werde ich die interne Vernet- Anfang Oktober haben wir zudem die be-
Herr Rückert, neue Besen kehren oft gut –
zung voranbringen: Wir bilden als eingetra- liebte Streetfood-Meile auf doppelte Länge
in jedem Fall aber anders. Welche Duft-
gener Verein den organisatorischen Rah- ausgedehnt. Für 2020 ist eine erweiterte
marken konnten Sie in den ersten Mona-
men, am Ende sind es aber die einzelnen Kooperation mit der Mozartgesellschaft ge-
ten im Amt bereits setzen?
Akteure, die diesen mit Leben füllen. plant, wenn wir als strategischer Partner
Jens Rückert: Ich habe sechs Jahre als ers- Zudem erhält unsere Facebook-Präsenz, das Event kommunikativ und werblich un-
ter Vorsitzender in der Leitung des Vereins auf der Mitglieder auf ihre Veranstaltungen terstützen werden.
aktiv mitgewirkt und baue auf die sehr gute hinweisen können, ein neues Branding und
achtjährige Arbeit meiner Vorgängerin An- wird inhaltlich überarbeitet. Anders als in vielen anderen Orten ist das
ne-Marie Ludwig – außerdem bin ich gera- Stadtmarketing in Schwetzingen nicht Teil
de in meiner ersten Budgetplanung fürs Am 1. Juni haben Sie Ihr Amt angetreten, der Verwaltung. Wie funktioniert das Zu-
nächste Geschäftsjahr. Sehr rasch habe ich einen Tag später stand mit der Spargel- sammenspiel mit den Behörden?
die zentrale Verortung und bevorstehende wanderung der Schwetzinger Zeitung be- Rückert: Der Doppelpass mit der Stadt und
Eröffnung unserer neuen Geschäftsstelle in reits eines der vielen jährlichen Schwetzin- ihren Institutionen gelingt sehr gut. Durch
Angriff genommen. Damit können wir noch ger Events an. Wie wird sich Ihre Hand- einen neu eingerichteten Jour Fixe mit den
stärker unmittelbare Bürgernähe zeigen, schrift in Zukunft bei den Großveranstal- Wirtschafts- und Kulturämtern besteht ein
räumliche Zugänglichkeit gewährleisten tungen des Stadtmarketing-Vereins able- erfolgreiches Format für gegenseitigen in-
und unsere sichtbare Präsenz für Unterneh- sen lassen? formellen Austausch. Dasselbe werden wir
men, Vereine und Bürger steigern – sie alle Rückert: Events im öffentlichen Raum zu gemeinsam mit der kommunalen Stabs-
können nämlich auch Mitglieder des SMS veranstalten wird in Deutschland – vor al- stelle für Klimaschutz, Energie und Umwelt
werden. lem auch aufgrund der extremen Wetterla- einführen. Der Amtsleiter und die Sachge-
Ich sehe mich in meiner neuen Rolle als ex- gen – immer schwieriger. Dennoch waren bietsleiterin sitzen auch im Vorstand unse-
terner Vermarkter und interner Dienstleis- wir damit in Schwetzingen in den letzten res Vereins; gemeinsam mit ihnen und Re-
ter. Dazu gehört auch mal unbürokratische Jahren sehr erfolgreich. Es geht uns letzt- präsentanten unterschiedlicher Gewerbe in
econo 4/2019 • 11. Oktober 2019
WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN 51
Schwetzingen werden wir im Rahmen eines kommende Jahr eine Testimonial-Kampa- es wichtig, dass der Wirtschaftsstandort
Workshops den Status Quo analysieren gne mit prominenten Werbebotschaftern nur durch ein kooperatives und funktionie-
und über innovative Ideen, neue Perspekti- aus dem Sport in Kombination mit bekann- rendes Miteinander existieren kann. Ich er-
ven und zukünftige Strategien des Stadt- ten Schwetzinger Unternehmen und enga- muntere die Geschäftsleute immer wieder
marketings diskutieren. Darüber hinaus er- gierten SMS-Mitgliedern. Das Thema ist zu einem Invest in unseren Verein und die
halten wir von der Stadt finanzielle projekt- bislang in Schwetzingen als strategisches Gemeinschaft, um in einem späteren Re-
bezogene Zuschüsse, die grundsätzlich Marketing-Tool noch kaum im Fokus. In der turn und einer verzögerten Umwegrendite
vom Gemeinderat vorher bewilligt werden Kooperation und Partnerschaft mit Werner von den zahlreichen SMS-Aktionen zusam-
müssen. Auch hier klappt das Zusammen- Pfitzenmeier und seiner seit vier Jahrzehn- men profitieren zu können. Insbesondere
spiel bestens. ten sehr erfolgreichen Unternehmensgrup- Handwerksbetriebe sind bei uns noch et-
pe, zahlreichen gut aufgestellten Vereinen was unterrepräsentiert. Sie will und werde
Stichwort Strategie und Perspektiven: und dem in der nationalen Logistik hier an- ich zukünftig vermehrt und verstärkt direkt
Welche Aufgabenbereiche stehen für Sie sässigen französischen Sportartikelherstel- ansprechen und aktiv mit einbinden.
künftig besonders im Fokus? ler Decathlon steckt noch immenses Ent- Zum anderen geht es darum, gemeinsam
Rückert: Ich habe für mich kurz- und mittel- wicklungspotenzial. mit der Stadtverwaltung, den bestehenden
fristig drei zentrale Themenfelder und stra- Leerstand an Geschäftsräumen niedrig zu
Was ist dazu konkret geplant? halten, um Schwetzingen als weiterhin at-
tegische Ziele definiert, die ich voranbrin-
Rückert: Der traditionelle „Spargelsams- traktive Wohn-, Arbeits- und Einkaufsstadt
gen möchte. Mein erstes Ziel ist, die Inter-
tag“ 2020 wird ganz im Zeichen von Bewe- erfolgreich gestalten. So dürfen wir auch
aktion mit Marketing-Institutionen anderer
gung und Gesundheit stehen – Spargel als sogenannte B-Lagen nicht aus den Augen
regionaler Städte zu suchen. Schwetzingen
gesundes Lebensmittel und Sport als akti- verlieren und binden sie in dezentrale Ver-
liegt inmitten der Metropolregion Rhein-Ne-
ve Freizeitbeschäftigung passen auch in ei- anstaltungen aktiv mit ein – wie beim ver-
ckar – und genau das möchte ich ausspie-
ner öffentlichen Veranstaltung sehr gut zu- kaufsoffenen „Mozartsonntag“.
len, indem ich etwa gezielt den Austausch
sammen. Wir möchten dabei nicht nur mit
mit anderen Kommunen dies- und jenseits
verschiedenen Aktionen zum Mitmachen
des Rheins suche. Ich bin überzeugt, dass Schlossgarten, Spargel, Mozart: Die
einladen, sondern werden im Sinne eines Kleinstadt Schwetzingen hat viele Trümp-
wir viel voneinander lernen können.
nachhaltigen Ansatzes auch Integration, In- fe, von denen manch größere Kommune
Zum zweiten möchte ich die internationalen
klusion sowie Umweltschutz thematisch nur träumen kann. Profitiert davon auch
Kontakte unseres Vereins ausbauen und
verknüpfen und damit alle Bürger und Gäs- die „Marke“ der Stadt, erleichtert das Ihre
die nationalen und internationalen Kontak-
te der Stadt ansprechen. Arbeit?
te und Beziehungen im Rahmen der ver-
schiedenen bestehenden Städtepartner- Das heutige Stadtmarketing ist aus einem Rückert: Wenn wenn man sich vor allem
schaften stärker und klarer positionieren – ehrenamtlich geführten Gewerbeverein auch die historischen Voraussetzungen an-
etwa bei den regelmäßigen Treffen der heraus entstanden. Welche Akzente wol- schaut, kann ich thematisch aus dem Vol-
Partnerstädte. len Sie für den Wirtschaftsstandort len schöpfen und muss „nur noch“ kreativ
Ein dritter thematischer Schwerpunkt ist Schwetzingen in naher Zukunft setzen? und erfolgreich vermarkten. Das ist zwar
die Schaffung und der Aufbau einer neuen Rückert: Zwei wichtige Aspekte möchte ich ein Luxus, aber dennoch kein Selbstläufer.
Stadtmarke „Sport“. Wir planen für das exemplarisch herausgreifen: Zum einen ist Interview: Moritz Tzschaschel
4/2019 • 11. Oktober 2019 econoVisualisierung: Jürgen Mayer Architekturbüro
BAUPROJEKT |
Ein neuer Ort
des Ankommens
Seit Jahren liegt das Rothackersche Haus im Herzen Schwetzingens im Dornröschenschlaf – trotz
seiner zentralen Lage und seines historischen Wertes. Doch künftig soll das Anwesen aus dem
18. Jahrhundert Stadtmuseum, Tourist Information und ein neues Spargelmuseum vereinen.
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econo 4/2019 • 11. Oktober 2019STANDORT SCHWETZINGEN 53
Heidelberger Architekturbüros Jürgen
Mayer werden Kosten in Höhe von neun
Millionen Euro veranschlagt. „Die Stadt
sieht sich in der Pflicht, historisch bedeu-
tende Gebäude zu erhalten und neue
Räume für Lebensqualität zu schaffen“,
begründet Oberbürgermeister Dr. René
Pöltl die Entscheidung für das Projekt.
„Wir wollen den Bürgern das Haus zu-
rückgeben.“
Alt und Neu vereint
Das Rothackersche Haus hat eine beweg-
te Vergangenheit: 1719 wurde das Gebäu-
de zunächst als Wohnhaus erbaut, bald
darauf jedoch als Gastwirtschaft betrie-
ben – unter anderem von Daniel Helm-
reich, von 1833 bis 1838 erster Bürger-
meister Schwetzingens – und diente spä-
ter der Brauerei „Zum Zähringer Löwen“
als Sitz. In den 1920er-Jahren gab der
Schreinermeister Adolf Rothacker dem
Gebäude seinen Namen und nach einem
Großbrand 1925 auch seine heutige Ge-
stalt. Seit 1984 in städtischem Besitz,
diente das Anwesen als Wohngebäude
und Obdachlosenunterkunft, bevor
D
er architektonische und histori- Standortpotenzial – Zeit also, dem Dorn- schließlich der Künstler Otto Mindhoff
sche Wert erschließt sich erst auf röschenschlaf ein Ende zu bereiten. Das dort sein Atelier einrichtete. In den ver-
den zweiten Blick. Verlassen, denkmalgeschützte Areal, das im Besitz gangenen Jahren war bereits mehrfach
von Efeu bewachsen, mit verwitterten über eine Umgestaltung des Areals disku-
der Stadt ist, wird auf Beschluss des Ge-
Fensterläden und insgesamt etwas he- tiert worden. Pläne für eine mögliche Ho-
meinderates saniert und soll zum öffent-
runtergekommen liegt das Rothacker- telansiedlung auf dem Alten Messplatz
lich zugänglichen Spargel- und Stadtmu-
sche Haus an der Ecke Invalidengasse/ scheiterten jedoch rasch an Kostengrün-
seum sowie zur Tourist Information um-
Wildemannstraße in Schwetzingen – un- den sowie an Protesten aus der Bürger-
gebaut werden. Auf dem Gelände der
mittelbar an den Parkplatz „Alter Mess- schaft wegen der Parksituation in der In-
ehemaligen Spargelgenossenschaft da- nenstadt.
platz“ grenzend, der täglich von unzähli- neben sollen in einem Neubau zudem
gen Besuchern frequentiert wird, und im 17 günstige Mietwohnungen entstehen. Das Stadtmuseum ist bislang im Karl-
Hinblick auf eine touristische Nutzung Darüber hinaus ist geplant, auch den an- Wörn-Haus, einem Teil des ehemaligen
trotz mancher Planspiele doch lange Direktionsgebäudes der Konservenfabrik
grenzenden Parkplatz zu modernisieren
gänzlich unberührt. Bassermann, untergebracht. Die Tourist
und durch Begrünung aufzuwerten.
Doch hinter der unscheinbaren Fassa- Information ist derzeit in den Räumen
de steckt eine bewegte Geschichte, ein In einer Machbarkeitsstudie des auf die der ehemaligen Metzgerei Ziegler in der
historisches Kleinod und jede Menge Sanierung von Altbauten spezialisierten Dreikönigsstraße zu finden. ��54 WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN
�� Beide Einrichtungen klagen bereits
seit geraumer Zeit über Platzmangel.
Nun sollen die Anlaufstellen gebündelt
und um ein lange geplantes Spargelmu-
seum ergänzt werden – ein Ansatz, von
dem sich die Stadt neben einer Aufwer-
tung der einzelnen Institutionen auch Sy-
nergieeffekte, vor allem im Hinblick auf
die Finanzierung, verspricht.
Bislang liegt für die Umgestaltung le-
diglich ein Entwurf vor, den das Architek-
turbüro im Rahmen seiner Studie als Aus-
gangsbasis entwickelt hat, die eigentliche
Ausschreibung muss als städtische Bau-
maßnahme europaweit ausgeschrieben
werden. Geplant ist in jedem Fall ein Zu-
sammenspiel der historischen Bausub-
stanz mit neuen Elementen, die zudem
denkmalschutzrechtlich geboten ist. So Verstecktes Juwel: Von außen unscheinbar, birgt das Rothackersche Haus dank seiner historischen
könnte etwa der reiche Bestand an Ju- Bausubstanz und der zentralen Lage großes Potenzial.
gendstilfenstern, die historischen Holz-
dielen sowie die erhaltenen Originaltü-
ren in die Planungen integriert werden, Mayers Entwurf sieht neben Räumen oder gastronomische Events genutzt wer-
ebenso das weitläufige, bis zu fünf Meter für eine Dauerausstellung zur Stadtge- den könnte. In zwei Anbauten im Hof, die
unter dem Straßenniveau liegende Kel- schichte und für das neue Spargelmu- über eine Wandelhalle miteinander ver-
lergewölbe – das größte in städtischem seum einen Multifunktionsbereich vor, bunden sind, fänden die Tourist Informa-
Besitz. der für Wechselausstellungen, Vorträge tion und ein Gastronomiebetrieb Platz,
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econo 4/2019 • 11. Oktober 2019WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN 55
der den mit alten Kastanienbäumen be-
standenen Innenhof für sich nutzen
könnte.
Günstig und zentral wohnen
Bereits seit 2003 liegt das Gelände hinter
dem Rothackerschen Haus direkt am Al-
ten Messplatz brach – kein schöner An-
blick für die vielen Gäste der Stadt, die
hier ihre Fahrzeuge abstellen, und ver-
schenkte Fläche in einer Kommune, in
der günstiger Wohnraum ein knappes
Gut ist. Deshalb soll das Areal, das einst
die Annahmestelle der Schwetzinger
Spargelgenossenschaft beherbergte, nun
eine Aufwertung erfahren. Vor allem jun-
ge Familien sollen in den 17 Mietwoh-
nungen ein bezahlbares neues Zuhause
finden. Der geplante Neubau soll barrie-
refrei und behindertengerecht gestaltet Im Dornröschenschlaf: Seit 2003 steht das Rothackersche Haus – das Bild zeigt den Innenhof – leer.
werden. Eine Tiefgarage unter dem Rund neun Millionen Euro werden für die bevorstehende Sanierung veranschlagt. Bilder: Archiv/oh
Wohnkomplex soll zudem verhindern,
dass die Parkplatzsituation sich in dieser
zentralen Lage noch weiter verschärft. Anders als Vorgänger Helmreich wird ge Gestaltung des historischen Areals:
Getragen werden soll das Projekt mögli- René Pöltl selbst nicht im Rothacker- „Mit dem Neubau können wir unsere
cherweise von der jüngst gegründeten schen Haus arbeiten. Dennoch freut sich Gäste künftig an einer zentralen Anlauf-
städtischen Wohnungsbaugesellschaft. der Oberbürgermeister auf die zukünfti- stelle in der Stadt begrüßen.“ mtz
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4/2019 • 11. Oktober 2019 econo56 WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN
STRATEGIE |
Glorreiche Vergangenheit
– und die Zukunft im Blick
Für die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie Globalisierung, Klimawandel oder
Verkehrswende müssen auch kleinere Gemeinden Lösungen finden. Die Stadt Schwetzingen sucht
gemeinsam mit unterschiedlichsten Akteuren nach den richtigen Wegen.
E
s gibt so manche Stadt in Deutsch- vativer Geschäftskonzepte und grün- erklärt Patrick Cisowski, Klimaschutzbe-
land, die von ihrer ruhmreichen dungswilliger Jungunternehmen. auftragter der Stadt.
Vergangenheit, ihrem historischen Bereits im Jahr 2013 hatte der Gemein-
Erbe und ihrem pittoresken Ortsbild Ziel: klimaneutral bis 2050 derat die Erstellung eines Klimaschutz-
zehrt – und darüber den Anschluss verlo- konzeptes beschlossen, was zunächst in
ren hat an die Chancen und Herausforde- Dass der Klimawandel vor Schwetzingen der Gründung einer Stabsstelle für Kli-
nicht Halt macht, fand sogar in der über- maschutz, Energie und Umwelt münde-
rungen von Gegenwart und Zukunft.
regionalen Presse seinen Widerhall: Im te. Ab dem Frühsommer 2017 wurden
Auch in Schwetzingen könnte das weit August berichtete unter anderem die rund 50 Schwetzinger Bürger sowie zahl-
über die Region hinaus berühmte, Süddeutsche Zeitung über die dramati- reiche Vertreter von Unternehmen, Ver-
prachtvolle Barockschloss dazu verleiten, schen Folgen von anhaltender Trocken- bänden und der Stadtverwaltung mit der
sich auf den Lorbeeren früherer Zeiten heit und Rekordhitze für den Baumbe- Planung konkreter Strukturen und Maß-
auszuruhen. Doch die Kurpfälzer haben stand im Park des ehemaligen kurfürstli- nahmen betraut. Mit einer Klimaschutz-
frühzeitig die Weichen für künftige Ent- chen Residenzschlosses. konferenz im März 2018 – nach einem
wicklungen gestellt – auch, um in der Die Verwaltung hat das Thema schon einstimmigen Votum des Gemeinderates
boomenden Metropolregion Rhein-Ne- seit längerem im Blick – und geht mit gu- für das erarbeitete Konzept – wurde der
ckar und inmitten der großen Nachbarn tem Beispiel voran. „Die kommunalen Startschuss zur Umsetzung gegeben.
Heidelberg und Mannheim wirtschaft- Gebäude werden zu 100 Prozent mit Öko- Ausgehend von den Energieverbräu-
lich Schritt halten zu können. Dazu gehö- strom versorgt, für den Gemeinderat chen der privaten Haushalte, der Wirt-
ren Maßnahmen zum Umwelt- und Kli- existiert ein papierloser Sitzungsdienst, schaft, des Verkehrs und der Kommune
maschutz, zur Förderung nachhaltiger und die Mitarbeiter der Verwaltung kön- wurden lokale Klimaschutzpotenziale
Mobilität sowie zur Unterstützung inno- nen ein vergünstigtes Job-Ticket nutzen“, identifiziert und 22 konkrete LeitprojekteWIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN 57
zu unterschiedlichen Handlungsfeldern
entwickelt. Im ersten Schritt wurden in
zwei Klima-Werkstätten Ideen, Wünsche
und Visionen gesammelt und zu ersten
Projektvorschlägen ausgearbeitet. Im
zweiten Schritt wurden diese mit lokalen
Experten konkretisiert und abgestimmt.
„Die Einbindung der Schwetzinger Bür-
ger war dabei von Beginn an ein wichti-
ger Schwerpunkt“, betont Cisowski, der
seit Juli von zwei Klimaschutzmanagerin-
nen unterstützt wird.
Vier Leitprojekte richten sich explizit
an lokale Unternehmen. Sie umfassen
ein Beratungsangebot zu klimafreundli-
chem und energieeffizientem Wirtschaf-
ten, zur Ressourcenschonung, zur nach-
haltigen und multimodalen Mobilität im
Beruf sowie eine Initiative für ein „Micro-
grid“-Modellprojekt in Kooperation mit Bedrohung Klimawandel: Die Stadtverwaltung hat sich ambitionierte Ziele im Kampf gegen die
den Stadtwerken. „In Zukunft wollen wir Erderwärmung gesteckt, unter der auch der Schlossgarten leidet. Bild: Christoph Hermann/SSG
die Zusammenarbeit mit den Unterneh-
men noch stärker ausbauen“, kündigt der
Klimaschutzbeauftragte an. Energieagentur Heidelberg/Rhein-Ne- liefert auch die Energie für den nahe gele-
Die Ziele der Stadt sind durchaus ambi- ckar ebenso beteiligt wie an der Bürger- genen Neubau einer Gemeinschafts-
tioniert: Bis 2030 sollen Treibhausgas- energiegenossenschaft Kurpfalz und da- schule, in der ab 2020 rund 700 Schüler
emissionen auf fünf Tonnen pro Einwoh- rüber hinaus Mitglied bei den internatio- unterrichtet werden sollen.
ner und Jahr reduziert werden. „Dies ver- nalen Initiativen „Energy Cities“, „Città
langt eine Reduktion des Stromver- Slow“ sowie bei der Arbeitsgemeinschaft Vorbild bei Radverkehr
brauchs um zehn, des Wärmeverbrauchs Fahrradfreundlicher Kommunen in Ba- Auch das Verkehrskonzept der Spargel-
um 14 und des Treibstoffverbrauchs um den-Württemberg (AGFK-BW). stadt ist ein Ergebnis aktiver Bürgerbetei-
elf Prozent sowie eine Erhöhung des An- Auch bei den Schwetzinger Stadtwer- ligung. 2012 und 2013 wurden in fünf öf-
teils lokal erzeugter Energien am Wärme- ken ist das Thema präsent – und bietet fentlichen Workshops zu den Themen
verbrauch auf 16 und am Stromver- neben der energetischen Sanierung des Parken, ÖPNV, Radwegenetz und Fuß-
brauch auf neun Prozent“, erklärt Ci- Freizeitbades Bellamar sowie der Instal- gängerverkehr, Durchgangsverkehr so-
sowski. Bis 2050 soll schließlich die Kli- lation von Photovoltaik-Anlagen auch wie Umgestaltung die Eckpunkte für ein
maneutralität in Schwetzingen erreicht Anlass für ein zukunftsweisendes Mo- „Mobiles Schwetzingen“ diskutiert. Da-
sein. dellprojekt: Ein neues Blockheizkraft- raus folgten mehrere Sofortmaßnahmen
Darüber hinaus setzt die Stadt auf Ver- werk versorgt nicht nur das Bellamar mit sowie langfristige Leitziele zu den jeweili-
netzung: Sie ist an der Klimaschutz- und regenerativ erzeugter Wärme, sondern gen Themenbereichen. ��
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www.privatgymnasium-schwetzingen.de58 WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN
�� Regelmäßig beteiligt sich die Stadt
Schwetzingen an der Kampagne „Stadt-
radeln“ des Klima-Bündnisses, bei dem
alle Bürger mitmachen können mit dem
Ziel, möglichst viele Kilometer beruflich
und privat CO2-frei mit dem Rad zurück-
legen. Auch sonst ist das Zweirad in der
Stadt sehr präsent: An insgesamt zwölf
Stationen können die Drahtesel von
VRN-Nextbike, dem Fahrradvermietsys-
tem im Verkehrsverbund Rhein-Neckar,
entliehen und wieder abgestellt werden.
Das bleibt nicht unbemerkt: In seinem
jährlichen Ranking zur Fahrradfreund-
lichkeit kürte der Interessenverband
ADFC Schwetzingen in der Größenklasse
20 000 bis 50 000 Einwohner zum baden-
württembergischen Landessieger.
Stichwort Zweirad: Auch für die Jung-
unternehmer von Smart Grass Bicycle ist
Innovative Unternehmerin: Karina Herzigs „SALON Schwetzingen“ ist eine von mehreren
Schwetzingen – buchstäblich – der ideale inhabergeführten Neueröffnungen der vergangenen Jahre in der Spargelstadt. Beim Marketing-Preis
Nährboden: Der Schwetzinger Oswald Rhein-Neckar (Bild) erhielt sie den regionalen Sonderpreis. Bild: Wiegelmann
Wieser und seine Mitstreiter Faz Hoque
und Manuel Van der Woude bauen in der
Spargelstadt Fahrräder aus Bambus und dert es. In einem Workshop, der von der Laien ein E-Lastenrad – ressourcenscho-
wurden dafür 2018 mit dem German De- Stadt sowie dem Ministerium für Soziales nend, innovativ, aus nachwachsenden
sign Award ausgezeichnet. Die Verwal- und Integration des Landes Baden-Würt- und regionalen Rohstoffen. Denn das
tung sieht das Konzept der kreativen temberg gefördert wurde, entwarfen die „Arbeitsmaterial“ stammte aus dem
Konstrukteure mit Wohlwollen und för- Experten im Frühjahr mit interessierten Schlossgarten – just von jenem Ort, an
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econo 4/2019 • 11. Oktober 2019WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN 59
dem vor rund 200 Jahren der Fahrradpio- ren selbstbewusst und sichtbar berei- das Programm. Erste Interessenten seien
nier Karl Drais lebte. chert. bereits vorstellig geworden, so Leberecht,
„In Schwetzingen gibt es einige Bei- ein Auftakttermin ist in Vorbereitung.
Gründer als Zukunftsfaktor spiele, die zeigen: Eine lebendige Grün-
derszene ist nicht nur in Großstädten Den erfolgreichen Einzelhändlern in
Nicht nur die Bambus-Baumeister sor- möglich“, betont der städtische Wirt- der Innenstadt und dem Engagement der
gen für einen Farbtupfer in der Schwet- schaftsförderer Wolfgang Leberecht. In- Stadtverwaltung zum Trotz haben die Be-
zinger Geschäftswelt, der zugleich wirt- novation als Faktor für die positive Ent- mühungen um junge Unternehmer je-
schaftlich erfolgreich ist. Auch Hidden wicklung des Wirtschaftsstandortes ins- doch auch einen Schwachpunkt: „Für flä-
Champions wie die Innosan GmbH, de- gesamt – dieser Zusammenhang ist der chenintensive Ansiedlungen ist derzeit
ren Ohrenschutzprodukte rasant Markt- Verwaltung längst bewusst. Die großen kein Platz“, räumt der Wirtschaftsförde-
anteile gewinnen, der Druckerhersteller Universitätsstädte in der Nachbarschaft rer ein. Hoffnung setzt er für die nächsten
Notion Systems oder die global agieren- hätten hier naturgemäß Vorteile. Trotz- Jahre deshalb unter anderem auf die ge-
den Filtertechnikspezialisten von LWK dem wolle man „verstärkt Gründer und plante Gewerbegebietsausweisung im
INNOFIL sind in der kurpfälzischen Stadt Zukunftsberufe in den Blick nehmen“, so Bereich des südlichen Ausbesserungs-
ansässig. Und gerade in den Einkaufs- Leberecht. Die Stadt Schwetzingen hat werks und die eine oder andere private
straßen im Zentrum sind nicht nur allge- deshalb im Sommer den Startschuss für Projektentwicklung. „Da könnten sich
genwärtige Filialen internationaler Han- einen Gründerstammtisch gegeben. „An- dann auch wieder Entwicklungschancen
delsketten, sondern auch manch indivi- gesprochen sind alle, die eine Selbststän- für unsere lokalen Unternehmen bieten“,
duelles Geschäft beheimatet: Der Con- digkeit planen, mitten in der Umsetzung hofft Leberecht. Belohnt wurde der Ein-
cept Store Lyksjö, der Damenmode, sind oder schon ein junges Unternehmen satz der Stadt bereits: Beim Wettbewerb
Schmuck und Wohn-Accessoires aus betreiben und gerne in einem lokalen „Start-up BW Local“ des baden-württem-
Skandinavien im Sortiment hat, das Fri- Netzwerk mitarbeiten“, heißt es in der bergischen Ministeriums für Wirtschaft,
seur- und Kosmetikstudio „SALON Ankündigung. „Kennenlernen, Synergien Arbeit und Wohnungsbau wurde Schwet-
Schwetzingen“ oder das auf österrei- und Kooperationen, gute Beispiele aus zingen im Herbst 2018 gemeinsam mit
chische Kulinarik spezialisierte Feinkost- der Praxis, aber auch Ideen für Problem- sieben anderen Kommunen aus dem
geschäft Genuss x Zeit haben mit ihren lösungen in der Idee-, Umsetzungs- und Rhein-Neckar-Kreis und weiteren Part-
Neueröffnungen den inhabergeführten Etablierungsphase sind mögliche The- nern als „Gründungsfreundliche Kom-
Einzelhandel in den letzten beiden Jah- men“, umreißt der Wirtschaftsförderer mune“ prämiert. Moritz Tzschaschel
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4/2019 • 11. Oktober 2019 econo62 WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN
KULTUR |
„Schwetzingen bringt ein
prima Grundrauschen mit“
SWR-Festspiele, Musik im Park, Mozartfest – das kulturelle Leben in der Spargelstadt zieht
zahlreiche Besucher an. Dass kleinere Locations davon durchaus profitieren können, erklärt
Joachim Schulz, der seit Januar die Geschicke der Alten Wollfabrik leitet.
Herr Schulz, die Großstädte Mannheim Schulz: Schwetzingen liegt im Herzen des
und Heidelberg in unmittelbarer Nähe, da- Rhein-Neckar-Dreiecks und ist damit der
zu das berühmte Schloss mit seinen regel- perfekte Kreisel für regionales, überregio-
mäßigen hochklassigen Events – die Kon- nales und internationales Publikum. Durch
kurrenz im Kulturbereich ist in Schwetzin- die Mozart-Festspiele und die Klassik-Fest-
gen enorm. Wie kann sich Ihr Haus ange- spiele des SWR ist Schwetzingen zudem ei-
sichts dieses großen Angebots behaup- ne echte Kulturstadt.
ten?
Joachim Schulz: Die Wollfabrik ist wunder-
Sie haben im Januar die Geschäftsführung
bar zentral gelegen, nahe dem Schloss und in der Wollfabrik übernommen. Was hat
nicht „auf dem Feld“; so ist auch die Parksi- Sie an der Aufgabe gereizt?
tuation für Anreisende perfekt.
Die Wollfabrik ist zudem eine wunderbare Schulz: Da Schwetzingen in musikalischer
Location zum Feiern – sowohl für Privatkun- Hinsicht ein prima Grundrauschen mit-
den als auch für Firmen. Die flexible Barsi- bringt, hat mich auch die Aufgabe gereizt,
prädestiniert, weil sie ein Hautnah-Gefühl
tuation, der spezielle Wohnzimmercharak- eine Eventlocation wie die Wollfabrik zu ei-
bis in den letzten Winkel der Location trans-
ter und das ansprechende neue Ambiente ner zentralen Adresse und einem Place to
portiert: Auf zwei Ebenen hat der Besucher
bieten einen feierlichen Rahmen für ganz direkten Blick auf die Bühne, ohne sich da- be beziehungsweise einem Place to hear
unterschiedliche Anlässe – ob Firmenfeier bei bedrängt zu fühlen: Wohnzimmer-Fee- auszubauen. Ich bin selbst leidenschaftli-
oder Tagung, Jubiläum, Hochzeit oder Ge- ling eben! cher Musikfan und daher als Unternehmer
burtstag: Hier ist für jeden was dabei, zu- stark vom Drang nach höchster Sound-Qua-
mal jedes Event auch perfekt musikalisch Inwieweit ist Schwetzingen für eine Event- lität getrieben. Ich habe beispielsweise ein
untermalt werden kann. location ein wirtschaftlich attraktiver größeres Handelsunternehmen in Asien ge-
Die Wollfabrik ist besonders für Live-Musik Standort? gründet und dort ein hochkarätiges Restau-
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econo 4/2019 • 11. Oktober 2019WIRTSCHAFTSSTANDORT SCHWETZINGEN 63
Wohnzimmer-Feeling: Joachim Schulz ist seit Januar Geschäftsführer des Schwetzinger Kulturzentrums Wollfabrik. In der hochkarätigen Konkurrenz in
der Spargelstadt sieht er einen Standortvorteil für sein Haus, das er unter anderem mit neuen Bars weiter voranbringen will. Bilder: Wollfabrik
rant mit einer Bar für Soul, Blues und Jazz rieebenen zu erreichen: Wir haben ein neu- wichtig, um das Thema Vermietungen wei-
eröffnet. Ebenso kurzentschlossen war der es Soundsystem installiert, das vor allem in ter voranzubringen.
Kauf der Wollfabrik: Es hat mich einfach ge- den Musiksparten Jazz, Pop und Klassik für Darüber hinaus haben wir ein neues musi-
reizt, auszuprobieren, was in der Wollfabrik einen glasklaren Klang sorgt. Dadurch wird kalisches Programm mit echten Highlights
so alles möglich ist. die Emotion, die Musik im Publikum hervor- auf die Bühne gebracht: Der mehrfache
rufen kann, praktisch per „Injektion“ über- Grammy-Gewinner Stanley Clarke hat hier
Woran lässt sich Ihre Handschrift bereits tragen. im Sommer das Publikum begeistert; im
erkennen? Außerdem konnten wir eine Klimaanlage, Oktober kommt die Gitarren-Legende John
Schulz: Ich habe schon viel Energie und En- neue Bars und einen überarbeiteten Mar- McLaughlin in die Wollfabrik, und im De-
gagement, aber auch finanzielle Mittel in kenauftritt in kürzester Zeit realisieren. Ob zember wird Laith Al-Deen sein Christmas-
die Wollfabrik gesteckt, um eine weitere Website, Slogan, Texte, Broschüre, Plakate Konzert spielen, das bereits vor Wochen
Wertsteigerung in puncto Sound und Gale- oder Flyer: Der Relaunch war vor allem komplett ausverkauft war. Interview: mtz
Mit über 44 Jahren Erfahrung und davon seit
35 Jahren am Standort Schwetzingen fertigen
wir – GEO – Qualitätsduschwände aus
Sicherheitsglas. Wir kombinieren erstklassige
hockenheimer landstrasse 4-5 Technik mit Vorstellungsvermögen und
68723 schwetzingen | www.da-tenace.de Kreativität und entwickeln dadurch stetig neue
Produkte für den Sanitärmarkt.
4/2019 • 11. Oktober 2019 econoSie können auch lesen
